Ein anderer Ort...
Drei Tage vorher...
„Ich sag es jetzt das letzte Mal,“ schrie der Mann in der grauen Uniform, „wenn dieser Versuch nicht klappt, bleibt uns keine andere Möglichkeit!“
Die anderen Männer und Frauen in dem großen Konferenzraum debattierten heftig und schließlich konnte sich einer von ihnen so bemerkbar machen, dass die anderen verstummten,
„Radok, ich verstehe ihren Unmut, aber sie müssen auch verstehen, dass es nicht leicht ist seine Heimat... ja sogar die ganze Galaxie hinter sich zu lassen und irgendwo komplett von vorne anzufangen.“
Radok, sah den Mann herablassend an und erwiderte mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme,
„Major Randall, mir ist es absolut egal, ob es ihnen leicht fällt diese Galaxie zu verlassen oder ob sie lieber den Verirrten folgen wollen, aber ich habe nicht die Hälfte meines Lebens in dieses Projekt gesteckt um jetzt, so kurz vor dem Start, mit ihnen weitere Tausend Pläne durchzukauen, wo wir uns noch verstecken können.“
Major Randall wollte etwas sagen, wurde jedoch von einer alten Frau mit einem Handzeichen unterbrochen.
Demütig blickte er die alte Frau an, als diese anfing zu sprechen,
„Wir haben tatsächlich seit zwei Generationen Krieg gegen die Verirrten geführt und fast jede Schlacht früher oder später verloren. Wenn wir jetzt weiter zögern, werden wir mit Sicherheit den Krieg verlieren.“
Sie stand auf, sah zwischen dem Major und Radok hin und her und sprach dann mit einem traurigem Unterton weiter,
„Wenn dieser letzte Versuch ebenfalls misslingt, werden wir den Start nicht weiter verschieben und in 7 Tagen diese Galaxie verlassen!“
Major Randall sah betrübt auf den Konferenztisch und setzte sich schließlich nickend,
„Ich werde mich nicht mehr dazu äußern!“
Die alte Frau sah zu Radok und nickte ihm zu,
„Ist das Team fertig?“
Radok deutete auf die Unterlagen, die vor jedem einzelnen Teilnehmer dieser Konferenz lagen,
„Das Team steht bereit. Letzte Vorbereitungen werden gerade getroffen und spätestens in zwei Tagen können sie starten.“
Die alte Frau nickte ihm dankend zu und sah dann in die Gesichter der Konferenzteilnehmer. Schließlich setzte sie sich langsam wieder und sprach dabei mehr zu sich selbst, als in die Runde,
„So soll es denn sein... Der letzte Versuch unser Volk in dieser Galaxie zu halten...“
Zwei Tage später...
„Tanil?“ rief der kleine untersetzte Mann völlig außer Atem, als er den Raum des Ringes erreichte.
„Hier.“ Antwortete Tanil leicht genervt. Auch wenn Furdias sein Bruder war, so war er doch die größte Nervensäge, mit der er jemals zusammen gearbeitet hatte,
„Was willst du noch?“ fragte er ihn mürrisch.
Dieser übergab ihm zwei kleine Geräte und fing an wie ein Wasserfall zu reden,
„Das Kleine steckst du dir ins Ohr, das etwas größere kannst du in der Tasche lassen. Solltet ihr auf Wesen treffen, deren Intelligenz bereits eine Art Sprache hervor gebracht, so wird dieses Gerät im eingeschaltetem Zustand diese Sprache nach einer Weile in unsere Übersetzen, so dass du sie zumindest verstehen kannst. Ich hab mir gedacht, dass es vielleicht hilfreich sein könnte, weil wir ja schon seit sehr langer Zeit nicht mehr in der Blase waren und nicht wirklich wissen, was uns... bzw. euch dort erwartet und wenn...“
Tanil hob abwehrend eine Hand und brachte damit seinen Bruder zum schweigen. Er musterte ihn kurz und misstrauisch, dann fragte er mit einem seltsamen Unterton,
„Funktioniert es?“
„Na klar funktioniert es. Wusstest du das die Ralfassratten eine Sprache haben? Ich hab das Gerät an ihnen getestet und ich kann dir sagen, was die Halitianer ihnen angetan haben, würde ich meinem ärgsten Feind nicht antun wollen. Sie haben damals, als wir auf ihren Planeten kamen...“
Wieder hob Tanil abwehrend eine Hand.
Sofort verstummte sein Bruder.
„Danke, vielleicht kann ich es gebrauchen.“ Tanil lächelte seinen Bruder an.
In diesem Moment rief der Leiter der Expedition die Anwesenden zur Ruhe,
„Alle mal herhören, es geht jeden Moment los und ich denke jeder von euch weiß was auf dem Spiel steht.“
Zustimmendes Gemurmel.
Tanil sah zu seinem Bruder und flüsterte ihm zu,
„Was machst du noch hier?“
„Oh, ich war...“ als er den Blick seines Bruders sah, blickte er erst etwas angesäuert, nickte ihm dann jedoch lächelnd zu und verabschiedete sich mit den Worten,
„Wir sehen uns bald wieder Bruder.“
Tanil nickte ihm lächelnd zu, wandte sich dann aber wieder dem Expeditionsleiter zu, der in diesem Moment weiter sprach,
„Ich wiederhole trotzdem noch einmal was auf dem Spiel steht. Vor 700 Jahren erschafften einige Wissenschaftler in völliger Abgeschlossenheit in einem Experiment die Blase, die mehrere Sonnensysteme in sich beheimatet. Durch Zufall fanden ein paar Flüchtlinge der Schlacht um Grandor vor 30 Jahren diese Blase und unseren Wissenschaftlern ist es nun endlich vor kurzer Zeit gelungen die einzige Toradresse zu finden, die in die Blase führt.“
Er sah in die Gesichter seiner Zuhörer und sprach lächelnd weiter,
„Wir wissen nicht, was uns auf der anderen Seite erwartet und ob wir unser gesamtes Volk in dieser Blase vor den Verirrten verstecken können.“
Er deutete mit dem Daumen hinter sich auf das Sternentor, dass den hinteren Raum fast völlig beherrschte und sprach dabei weiter,
„Aber wir werden es in den nächsten Stunden herausfinden, denn lieber verstecken wir uns in unserer eigenen Galaxie, innerhalb einer Blase, als in einer fremden Galaxie komplett von vorne zu beginnen!“
Alle klatschten...
Zehn Stunden später...
Monitore erhellten den kleinen Raum und an einigen Schränken blinkten in unregelmäßigen Abständen kleine grüne und rote Lämpchen.
Zwei Männer saßen in diesem Raum und blickten auf die Anzeigen vor ihnen.
„Sie sind überfällig...“
„Ich weiß...“ ein leises Seufzen folgte.
„War es das?“
Stille...
Einer der Männer erhob sich, strich seinen elegant aussehenden grauen Einteiler glatt und sah sich noch einmal in dem Raum um. Schließlich blieb sein Blick auf den Monitoren haften und er sagte leise,
„Wir hinterlassen ihnen eine ganze Galaxie an Macht und niemand wird sie jemals aufhalten können. Wir sind schuld, das die kommenden Generationen bis in die Unendlichkeit leiden müssen.“
Der Andere blickte kurz über die Schulter und antwortete ebenfalls leise,
„Wir können denen helfen, die sonst Leiden müssten, denn die Verirrten werden ebenfalls eines Tages den Weg in andere Galaxien finden...“ er schluckte kurz und fuhr dann fort, „Und unsere Aufgabe wird es dann sein, diese Galaxie darauf vorbereitet zu haben.“
Er sah wieder auf die Monitore vor sich.
Der Stehende wandte sich zur Tür, machte zwei Schritte und blieb dann plötzlich wieder stehen und fragte das Thema wechselnd,
„Wie lange wird die Reise dauern?“
„Zwei Milliarden Jahre...“
Fünf Tage später...
Der Planet schimmerte grünlich im All und selbst auf der Nachtseite schien das Grün von innen heraus zu leuchten.
Überall konnte man riesige Städte auf der Oberfläche erkennen. In jeder dieser Städte mussten Millionen Menschen leben.
Auf der Nachtseite waren diese Städte hellerleuchtet aber ansonsten schien auf dem Planeten keinerlei Leben mehr zu herrschen. Nirgends schwirrten Gleiter hin und her, nirgends sah man Menschen unterwegs und selbst die kleineren Dörfer schienen total ausgestorben zu sein.
Es schien fast so als wartete der ganze Planet auf etwas bestimmtes und hielte dabei den Atem an.
Es herrschte Totenstille!
Und dann, ganz plötzlich, konnte man ein leises Summen vernehmen. Es kam von überall gleichzeitig.
Aus dem Summen wurde ein leises Brummen, dass stetig weiter anschwoll.
Plötzlich schien der ganze Planet zu zittern und aus dem Brummen wurde ein lautes Dröhnen.
Dann erhoben sich plötzlich alle Städte gleichzeitig. Zuerst ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, dann immer schneller.
Es sah fast so aus, als würde der Planet für einen kurzen Moment anfangen zu wachsen, doch schon lösten sich die Städte von seiner Oberfläche und stiegen, immer schneller werdend, in den Himmel hinauf.
Zeitgleich bildete sich um die Städte eine Art Schutzschild, dass jede einzelne Stadt umschloss.
Schließlich erreichten die Städte das All und direkt über ihnen schien sich dieses zu öffnen.
Blitze zuckten und Risse bildeten sich im Nichts und eine riesige Druckwelle bewegte sich von allen Seiten auf den Planeten zu.
Als dieser unter solchen Gewallten anfing auseinander zu brechen, verschwanden die Schiffe in den Rissen, die sich sofort wieder hinter ihnen schlossen.
Zurück blieb nur ein auseinander treibendes riesiges Asteroidenfeld...