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Im New Yorker In-Viertel Soho, in der Broome Street gleich östlich vom Broadway drängelten sich gestern Paparazzi und Hunderte Schaulustige: Um kurz nach 18 Uhr verließ Heath Ledger, 28, der Schwarm so vieler Mädchen - und Jungen - sein Haus: in einem schwarzen Leichensack, auf einer Rollbahre festgeschnallt, die zwei Beamte des Gerichtsmediziners übers Trottoir schoben. Das war drei Stunden, nachdem die Haushälterin Ledger gefunden hatte, nackt und leblos vor seinem Bett.
Ein Cop hielt die Tür auf. Die kleine Prozession erschien, grell leuchteten die Blitzlichter der Paparazzi, die Ledger so gehasst hat. "Heath! Heath! Guck hier rüber, Heath!" - so hatten sie ihn üblicherweise angebrüllt, um sein berühmtes Gesicht perfekt ablichten zu können. Gestern war es beklemmend still.
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In seinem letzten großen Interview, abgedruckt in der "New York Times", bröckelte erstmals die sorglose Fassade, zeigten sich selbstzweiflerische, fast depressive Züge: "Wen habe ich denn gespielt, wenn ich gespielt habe?"
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Seine letzte Rolle war die eines mörderischen Psychopathen. Im düsteren Trailer zu "The Dark Knight" ist er länger zu sehen als der Titelstar des Films, Christian Bale. Ledger starrt mit dem wild verschmierten Clownsgesicht des "Jokers" in die Kamera, das Haar dunkel, wirr und strähnig, der Mund zur grinsenden Fratze verzogen. "Warum so ernst?", fragt er, bevor er ein paar Gebäude und Lkw in die Luft jagt.
"Eine der furchterregendsten Darstellungen, die ich je erlebt habe", staunte sein Co-Star Michael Caine, 75, selbst eine Hollywood-Legende. Die Dreharbeiten nahmen Ledger sichtlich mit. "Letzte Woche habe ich im Schnitt vielleicht zwei Stunden pro Nacht geschlafen", sagte er anschließend. "Ich konnte nicht aufhören, nachzudenken. Mein Körper war fertig, und mein Gehirn lief weiter."
Zur Abhilfe habe er Ambien genommen, ein Schlafmittel. Erst eine Tablette, ohne Erfolg. Dann zwei, woraufhin er wie im Vollrausch eingeschlafen sei - nur um eine Stunde später wieder aufzuwachen, immer noch mit diesem wirrem Wahn im Kopf. "In der Nähe des Betts", sagte Polizeisprecher Paul Browne gestern in Soho, "wurden Schlaftabletten gefunden."
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