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Thema: Imaginäre Freunde wissen mehr

  1. #1
    Staff Sergeant Avatar von Lyddie
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    Standard Imaginäre Freunde wissen mehr

    .


    Imaginäre Freunde wissen mehr






    Serie: Stargate Atlantis
    Hauptcharas: John, Rodney
    Rating: PG
    Genre: Friendship
    Länge: 4 Kapitel
    Inhalt: Laut Josh Billings halten viele Menschen ihre Phantasie für ihr Gedächtnis. John Sheppard war keiner von ihnen.
    Disclaimer & Co: SGA gehört noch immer nicht mir; die Story gehört diesmal R Tom Mato, mit dessen Erlaubnis ich sie übersetzen durfte. Und für den Icon vom kleinen John besten Dank an Moodymuse19 und mausi, die es mir erlaubt haben, ihn zu nutzen.
    An dieser Stelle auch nochmal ein gaaanz liebes Dankeschön an Jumpergirl, die diese Story nicht nur für mich betagelesen hat, sondern mich überhaupt erst darum gebeten hat, sie zu übersetzen.





    1. Kapitel: Kein gewöhnlicher imaginärer Freund




    [FONT="Arial Narrow"]Als ihr Sohn eines Tages aus dem Kindergarten kam und ihr jemanden vorstellte, der gar nicht da war, schob Mrs. Sheppard es darauf, dass er ein sehr phantasievoller, wenngleich etwas einsamer Junge war. Es war nicht ungewöhnlich, dass sich Kinder imaginäre Spielkameraden ausdachten, und sie konnte es John nicht verübeln, zwischen all ihren Umzügen nach etwas Stabilität in seinem Leben zu suchen.
    Mit der Zeit erkannte sie jedoch, dass der imaginäre Freund ihres Sohnes nicht wie jeder andere fiktive Spielgefährte war.


    „Aber Mom!“, hatte John geschrien, nachdem sie ihn regelrecht von der Spüle hatte wegzerren müssen, wo er ihre mühsam zubereiteten Zitronenschnittchen eines nach dem anderen in den Mülleimer geworfen hatte. „Rodney ist doch TÖDLICH ALLERGISCH gegen Zitronen! Er könnte daran STERBEN!“


    Nach diesem Ereignis hatte John begonnen, Süßigkeiten in seinem Zimmer zu horten. Er nahm so viel Schokolade mit auf sein Zimmer, wie ihm erlaubt war, doch sie sah ihn nie auch nur ein Stück davon essen. Sie fand die Verpackungen unter der Matratze und stellte ihn daraufhin zur Rede.

    „Rodney leidet an Hypoglykämie“, erklärte er ihr, wobei er jede Silbe langsam und vorsichtig und für einen Fünfjährigen erstaunlich fehlerfrei aussprach. „Wenn er nicht regelmäßig isst, fällt sein Blutzucker ab und dann wird ihm schwindelig und er kippt um. Das ist wirklich eine ernst zu nehmende Krankheit.“

    Und dann – obgleich sie keine Ahnung hatte, woher er das wusste – begann er, all die Symptome aufzuzählen. Es hörte sich fast so an, als würde er etwas auswendig Gelerntes aufsagen, und sie fragte sich, was die Lehrer ihm in der Schule eigentlich alles beibrachten.


    Ein paar Wochen darauf begann er plötzlich, seine Hausaufgaben in seinem Kinderzimmer zu erledigen.
    Er meinte, Rodney würde ihm helfen, da Rodney ganz offensichtlich ein Genie war.


    Eines Tages – John ging mittlerweile in die erste Klasse – rief der Schulleiter an und erklärte, dass John ein Mathebuch für Fünftklässler gestohlen hatte.
    Als er erwischt worden war, hatte er sich darüber beschwert, dass sein Genie vergeudet und sein Gehirn nicht genug gefordert würde.
    John hatte für diese Aktion einen Monat lang Hausarrest bekommen, aber die Schule hatte ihm fortan Arbeitsbücher und einen Tutor bereitgestellt, damit so etwas nicht noch einmal vorkommen würde.


    John wünschte sich jedes Jahr zum Geburtstag und zu Weihnachten eine Katze. Schließlich gaben sie nach und schenkten ihm eine zu seinem achten Geburtstag.
    Mrs. Sheppard war davon ausgegangen, dass sie sich um das Tier würde kümmern müssen, sobald es nicht mehr so neu war und für John den Reiz verlor.
    Umso erstaunter war sie darüber, wie ihr Sohn sich um das Kätzchen kümmerte. Er verhätschelte es geradezu. Immerzu bettelte er um ein neues Bällchen oder eine neue aufziehbare Maus und er beschwerte sich nie darüber, das Katzenklo sauber machen zu müssen.

    „Damit Rodney sich nicht mehr so einsam fühlen muss, wenn ich in der Schule bin“, erklärte er ihr. „Er kommt nicht mehr mit. Er sagt, dass das besser für meine soziale Entwicklung ist, auch wenn ich schlauer bin als alle anderen da. Außerdem bereiten die Lehrer ihm Kopfschmerzen.“

    Sie hatte das als Zeichen gesehen - wenngleich ein kleines -, dass John Rodney allmählich aufgab und begann, sein eigenes Leben zu führen, anstatt auf einen imaginären Freund zu hören.


    Und dann hatte sie die Notizen über ein wissenschaftliches Projekt gefunden.
    Sie war sehr froh darüber, dass er es nie würde durchführen können. Es war ihr egal, dass 'Rodney' es entworfen hatte, als er noch zur Schule gegangen war.


    Endlich, als John in der fünften Klasse war und sie allmählich begannen, sich ernsthafte Sorgen zu machen (und weder Mr. Sheppard, noch sie selbst sprachen je das Wort 'Psychiater' in diesem Zusammenhang aus), fand sie John draußen auf den Stufen zur Einfahrt sitzen, wie er abwesend der Katze über das Fell strich.
    John ließ die Katze nie raus, aber da saß sie nun auf seinem Schoß und sah fast so verloren aus wie John selbst.

    „Rodney musste gehen“, erklärte er ihr, ohne aufzusehen. Er starrte, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, in den Nachthimmel. „Er hat gesagt, dass er einen wichtigen Job zu erledigen hat, da, wo er herkommt, und alle anderen sind unfähig, also muss er dafür sorgen, dass sie sich nicht alle versehentlich umbringen.“

    Innerlich atmete sie erleichtert auf, doch gleich darauf fühlte sie sich etwas schuldig. „Es tut mir Leid, Schätzchen“, meinte sie aufrichtig, während sie sich neben ihn setzte und einen Arm um seine Schultern legte.

    „Ist schon in Ordnung. Er hat mir versprochen, dass ich mit ihm kommen darf, wenn ich älter bin“, erwiderte John Schulter zuckend.

    Sie sollte nicht fragen; sie wusste, dass sie nicht fragen sollte, aber 'Rodney' hatte schon immer voller Überraschungen gesteckt und jedes Mal, wenn sie bisher gedacht hatte, ihn endlich zu durchschauen, hatte ein neuer Aspekt sie wieder aus der Fassung gebracht. „Wie willst du das denn anstellen?“

    Bei diesen Worten lächelte er plötzlich, wandte seinen Blick endlich von der unendlichen Ferne des Nachthimmels ab und sah sie an. Seine Augen glänzten und spiegelten eine feste Entschlossenheit wider.

    „Ich muss fliegen lernen.“


    tbc...
    Geändert von Lyddie (27.05.2007 um 12:00 Uhr)

  2. #2
    Patchman Avatar von guguck15
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    es war wirklich eine gute Idee, diese FF zu übersetzen - und das auch noch sehr gut. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.
    Stargate in den Mund gelegt
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  3. #3
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Hey, die Story ist der absolute Hammer!!! Ich habe mich eben echt weggeschmissen, als die Sache mit den Zitronenscheiben kam... und ueberhaupt bei allem, was so typisch ist fuer Rodney!!!
    Ganz grosse Klasse!!!!

    Ich denke, dass sich das am Ende irgendwie logisch erklaeren wird, aber bis dahin lese ich einfach mal begeistert mit!!!

    Vielen, vielen Dank, dass du wieder mal die Muehe mit dem Uebersetzen gemacht hast!!!!

  4. #4
    Geek in trainee Avatar von Phönix89
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    Wow, klasse übersetzt. Respekt.
    Aber die Story ist auch einfach schön. Ich bleibe auf jeden Fall dabei und freue mich schon wahnsinnig auf Kap. 2.

    Spoiler 
    Banner made by Lorien. DANKE!
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  5. #5
    Major Avatar von Lorien
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    Ich habe mich gerade gefreut, als ich wieder deinen Namen gelesen habe. Und meine Hoffnung auf eine weitere interessante und ungewöhnliche FF, die du toll übersetzt hast, wurde bestätigt. Ich werde auf jeden Fall auch dabeibleiben und weiter mitlesen.


    Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.

    deviantART, Livejournal: [Icons, Wallpaper]

  6. #6
    Hyndara
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    Das ist ja mal eine richtig tolle Idee! Und die Umsetzung und Übersetzung sind klasse, einfach nur klasse!

    Der kleine John, das war einfach putzig. Und am Ende dieser Ernst beim "Ich muß fliegen lernen!". Wie von meinen Neffen und Nichten, als die in dem Alter waren. Macht ich richtig neugierig auf das, was da noch kommt.

    Auf jeden Fall lese ich weiter mit! Bin gespannt, was da noch kommt.

  7. #7
    First Lieutenant Avatar von Jax
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    Hey bin grade auf deine Story gestoßen und bin überwelltigt. Die Geschichte ist meiner bescheidenen Meinung nahc, Genial.

    Ich freue mich auf die Fortsetzung.
    Ein Mann ein Problem, kein Mann kein Problem.

    - Josef Stalin (1878-1953), sowj. Politiker -

    Meine neue Star Wars FF:http://www.stargate-project.de/starg...42#post1442942

  8. #8
    Staff Sergeant Avatar von Lyddie
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    Ich habe es gerade etwas eilig, da ich noch zum Pferdchen schauen muss, aber ich werde auf alle Fälle heute noch das 2. Kapitel hochladen.
    Derweil möchte ich mich recht herzlich für euer liebes Feedback bedanken, über das ich mich selbstverständlich sehr gefreut habe!


    Guguck1: Freut mich, dass es dir gefällt und Dankeschön fürs FB!
    Zitat Zitat von Guguck1
    es war wirklich eine gute Idee, diese FF zu übersetzen
    Für die Idee musst du dich wie gesagt bei Jumpergirl bedanken Aber ich muss sagen, ich bin auch sehr froh darum, dass sie mich gefragt hat, die FF zu übersetzen, denn als ich erst mal angefangen hatte mit dem Übersetzen, konnte ich fast nicht mehr aufhören.


    Chayiana: Freut mich, dass dir die Story gefällt *freu*.
    Zitat Zitat von Chayiana
    Vielen, vielen Dank, dass du wieder mal die Muehe mit dem Uebersetzen gemacht hast!!!!
    Keine Ursache, war mir schließlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Vergnügen!
    Zitat Zitat von Chayiana
    Ich denke, dass sich das am Ende irgendwie logisch erklaeren wird
    Jep, das wird es, sogar schon sehr bald
    Danke für dein Feedback!!


    Phönix89: Dankeschön! Und was die Story anbelangt kann ich dir nur Recht geben (ach nee, ich hätte sie ja wohl auch kam übersetzt, wenn sie mir nicht gefallen würde... )!


    Lorien:
    Zitat Zitat von Lorien
    Ich habe mich gerade gefreut, als ich wieder deinen Namen gelesen habe.
    Ui, das ist mal ein Kompliment Nur gut, dass ich dich nicht enttäuscht habe! Hoffe, es gefällt auch weiterhin!

    Hyndara: Erstmal auch dir vielen Dank fürs Lob!
    Zitat Zitat von Hyndara
    Der kleine John, das war einfach putzig.
    Ja, ich war auch gleich vernarrt in Klein-John, als ich zum 1. Mal die FF im Original gelesen habe.


    Jax: Vielen Dank auch für dein Lob! *freu* Schön, dass es dir soweit gefällt und hoffen wir, dass es weiterhin so bleibt



    So, da bin ich wieder (mit Pferdi ist alles in Ordnung ) und hier kommt jetzt dann (offensichtlich...) das 2. Kapitel.
    Ich kann nicht versprechen, dass ich morgen dazu komme, das 3. zu posten, aber ich kann's auf alle Fälle versuchen.
    Ich hoffe es gefällt und viel Spaß!



    ~

    2. Kapitel: Mehr als nur ein Zufall


    ~


    Major John Sheppard hatte schon seit Jahren nicht mehr an Rodney gedacht. Zum letzten Mal, als seine Mutter ihm mitgeteilt hatte, dass seine Katze gestorben war - und das war jetzt schon über zehn Jahre her.
    Der Brief seiner Mutter („Du wolltest diese Katze um jeden Preis haben, erinnerst du dich noch? Damit dein Rodney sich nicht einsam fühlen muss.“) hatte jede Menge Erinnerungen in ihm wach gerufen, die er lieber weiterhin im Verborgenen hätte schlummern lassen.

    Es war nicht so, dass er einen Hass auf Rodney entwickelt hätte, weil er ihn verlassen hatte - nicht wirklich jedenfalls. Wenn man seinen besten Freund verlor, nachdem er gute vier Jahre lang den Mittelpunkt des Universums für einen dargestellt hatte, blieb ein Loch zurück und John hatte sich nie dazu überwinden können, auch nur zu versuchen, dieses Loch mit jemand anderem wieder zu füllen.
    Er hatte Freunde gefunden, viele Freunde sogar, wobei er Quantität mehr schätzte als Qualität, und es hatte geholfen. Zumindest ein wenig.

    Mathe hatte ohne Rodney, der sich über die Lehrer und Klassenkameraden lustig machte oder ihm ein besonders schwieriges Problem erklärte, einfach keinen Spaß mehr gemacht.
    Und so hatte John im Alter von zwölf Jahren eine Rebellionsphase durchgemacht, die schließlich dahingehend ausgeartet war, dass er die siebte Klasse absichtlich nicht bestanden hatte.
    Diese Phase hatte ein abruptes Ende gefunden, nachdem er ein kurzes Gespräch mit seinen Eltern und Lehrern über sich hatte ergehen lassen müssen. Wenn er nicht augenblicklich damit aufhören und sich zusammenreißen würde, hatten sie gesagt, so würde er nie fliegen können.
    Das hatte gereicht, denn ein kleiner Teil in John, den er behutsam verborgen hielt, glaubte noch immer daran, dass er eines Tages da draußen sein, gegen Aliens kämpfen und Galaxien retten würde. Rodney hatte es immerhin versprochen und Rodney hatte noch nie zuvor ein Versprechen ihm gegenüber gebrochen.

    Rodney hatte zu ihm gesagt, dass er zwei Dinge würde erledigen müssen, und das eine davon hatte John seiner Mutter verraten.
    Diese erste Aufgabe hatte er mit einer Entschlossenheit gemeistert, die sich abgesehen von seinen Eltern niemand so recht erklären konnte.

    „Zuerst, ähm, lern' fliegen, ja.“

    „Aber Menschen können nicht fliegen.“

    „Hab ich gesagt, 'Spring von einem Gebäude'? Nein. Ich meine die Luftfahrt. Die Air Force ist ziemlich gut mit solchen Dingen, die wird dir alles beibringen können, was du wissen musst - und ich kann es einfach nicht fassen, dass ich dich wirklich dazu verurteile, zum Militär zu gehen! Oh, die akademische Gemeinschaft könnte so viel von dir lernen, es ist nicht fai--“

    Rodney.“

    „'tschuldigung, 'tschuldigung. Jedenfalls... ja, lern' fliegen und dann... und dann... musst du jeden einzelnen Kontinent bereisen. Ich bin ziemlich sicher, das ist es, was... Na ja, wie dem auch sei. Wenn du das getan hast, kannst du mit mir nach Atlantis kommen, okay? Aber du musst immer schön brav sein. Verstanden?“

    „Verstanden.“

    „Du darfst keine Todeswünsche entwickeln oder seltsamen Frauen nachlaufen. Nie. Hörst du mir zu?“

    „Ich bin doch nicht der Colonel, Rodney. So was mach' ich nicht.“


    Rodney hatte bei der Antwort kurz aufgelacht und John hatte sich nur noch fester an ihn geklammert.
    Er hatte Rodney nicht gehen lassen wollen und so hatte Rodney seine Finger schließlich einzeln von sich lösen müssen, damit John ihn endlich losließ, während er immerzu Entschuldigungen und Versprechen in sein Ohr gemurmelt hatte.
    Dann war er plötzlich weg gewesen und John hatte gespürt, wie sich ein kleines Loch in ihm zu formen begann, das mit der Zeit nur immer größer geworden war.

    ~

    Er hatte nicht mehr an Rodney gedacht, bis er einen gewissen General O'Neill zu einem top-secret Stützpunkt außerhalb von McMurdo fliegen sollte.
    Eine Drone, schoss es ihm unvermittelt durch den Kopf, als er auf die Waffe starrte, die regungslos im Schnee lag. Die von Genträgern kontrolliert wird, um Darts und Hiveschiffe zu zerstören.
    Sie sah genau so aus, wie Rodney sie beschrieben hatte („Eine Art... Teil... das wie ein... Tintenfisch aussieht. Dronen haben so lange, schwarze... Tentakel, die sie hinter sich herziehen und schauen etwas lächerlich aus, wenn sie nicht aktiviert sind, aber wenn sie es sind...“) und er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann.

    Er flog den General den restlichen Weg zum Stützpunkt und dachte gerade darüber nach, wie er es schaffen könnte, mit hineingehen zu dürfen, als O'Neill sich umdrehte und ihm einfach nur winkte, ihm zu folgen.
    In die große Kuppel hinein, den Aufzug nach unten und als sie dort ankamen, konnte John nicht anders, als sich staunend umzusehen.
    Leute arbeiteten an seltsam aussehenden Geräten und auf jedem Computermonitor waren andere skurrile Skizzen zu sehen. Dinge, die er nie zuvor gesehen hatte und die ihm eigentlich nicht hätten bekannt vorkommen dürfen, es aber seltsamerweise irgendwie waren.

    „Nichts anfassen, klar?!“, befahl der General ihm, ehe er ihn allein ließ.

    „Ja, Sir“, erwiderte John und einen Augenblick lang stand er still da, ehe die Neugierde die Oberhand gewann.

    Der Schotte, der versehentlich die Drone auf ihn abgefeuert hatte, entschuldigte sich und schien erstaunt, dass John offensichtlich keine Ahnung von irgendetwas hier hatte, auch wenn er von O'Neill persönlich die Autorisierung bekommen hatte, hier zu sein.

    Dronen und Antiker und das Stargate... Das konnte einfach kein Zufall sein! Es war real. Alles.
    Die Erregung und der Triumph kämpften über die Angst, über diesen Zweifel, der noch immer tief in ihm verborgen lag. Es war real und greifbar nahe und er war nicht nur ein einsames Kind gewesen, das in seiner eigenen Phantasiewelt gelebt hatte, da die anderen Kinder ihn nicht gemocht hatten.
    Der Schotte begann, ihm die Technologie zu erklären, und John versuchte, den Eindruck zu erwecken, als ob er all das tatsächlich noch nie zuvor gehört hätte. Denn in Wirklichkeit wusste er vermutlich sogar noch mehr über das Stargate und die Antikertechnologie als der Schotte selbst.
    Letzten Endes war es einfach zu verlockend, sich in den Stuhl zu setzen.

    „Ach, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich dieses Gen habe?!“, wischte er die Bedenken des anderen Mannes beiseite, während er sich niederließ.

    Sofort begann der Stuhl zu glühen und senkte sich nach hinten und dann rannte der Schotte aus dem Raum und plötzlich standen jede Menge Leute um ihn herum.

    „Wer ist das?“, fragte die Stimme einer Frau, aber er konnte sie nicht sehen, da General O'Neill mit einem leidenden Ausdruck auf dem Gesicht über ihm stand, ganz so als ob er es gewöhnt wäre, dass Leute Dinge anfassten, nachdem er es ihnen ausdrücklich verboten hatte.

    „Ich sagte doch 'nichts anfassen'!“, meinte er nachdrücklich.

    „Ich... äh... Ich hab mich nur hingesetzt“, erklärte John schnell, wobei er versuchte, seine Aufregung unter Kontrolle zu halten. Er hatte das Gen. Das Gen!

    „Major.“ Er wandte seinen Blick der Stimme zu und starrte den Mann an, der gesprochen hatte und nun aufmerksam zurück starrte.
    Der Blick schien sich nahezu in John hineinzubohren und fühlte sich so vertraut an, dass es ihm fast schon unheimlich war.
    „Wo befinden wir uns im Sonnensystem?“

    John runzelte leicht die Stirn, da er versuchte, sich diese seltsame Vertrautheit zu erklären und zur gleichen Zeit das zu tun, was der Mann von ihm verlangte.
    Er sah nach oben und und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Eine Art Lageplan war über ihm erschienen, der allein seinen Gedanken entsprungen war, was so unerwartet war, dass er nachfragen musste, um sich sicher zu sein. Er hatte das Gen, was bedeutete, er würde nach Atlantis gehen und Puddlejumper fliegen und die Galaxie retten.
    Während sich seine Gedanken nahezu überschlugen, lief der Mann hastig um den Stuhl herum. Er überprüfte Konsolen und bat um ein paar mehr Abbildungen über ihren Köpfen, ehe John schließlich aufstehen durfte.

    „Vielen Dank, Major“, sagte der Mann ohne aufzusehen, ein Lächeln auf dem Gesicht. „Sie haben keine Ahnung, wie schwer es war, das Ding zum Laufen zu kriegen. Schon allein jemanden dazu zu bewegen, sich hineinzusetzen war eine Aufgabe für sich. Das hier verschafft uns einen riesigen Vorteil.“
    Gegen Ende seines Redeschwalls hatte er nicht einmal mehr direkt zu John gesprochen, so begeistert schien er von den neuen Entdeckungen zu sein. John konnte das Gefühl gut nachempfinden.

    „Toll“, erwiderte er und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Sie, ähm, kennen hier nicht zufällig jemanden, der Rodney heißt?“

    „Hmm? Was?“ Der Mann sah verwirrt auf.

    „Rodney. Er sollte hier sein oder zumindest hier gewesen sein. Es ist eine Weile her, ich weiß nicht.“

    Der Mann sah ihn mit einem seltsamen Ausdruck an und musterte ihn ein paar lange und unangenehme Sekunden, ehe er antwortete.
    „Der einzige Rodney hier ist ein Dr. Rodney McKay und das wäre dann wohl ich“, erklärte er, wobei er auf sich selbst zeigte.

    John starrte ihn ungläubig an. Das sollte Rodney sein? Nein, das war ganz unmöglich. Sein Rodney musste mittlerweile um die sechzig Jahre alt sein.
    Er erinnerte sich daran, wie sie nach dem zweiten Jahr seinen Geburtstag gefeiert hatten, als er erkannt hatte, dass sein Freund nie mit der Information hatte herausrücken wollen. Wie alt war er da gewesen?

    „Dann muss es sich um einen Irrtum handeln“, erwiderte er schließlich. „Der Mann, den ich suche, ist älter. Sehr viel älter.“

    Dr. McKay schien nicht sehr überzeugt, hatte aber offensichtlich beschlossen, dass ein verrückter Major nicht so wichtig war wie seine neuen Entdeckungen.
    „Ja, na ja, war nett, Sie kennen zu lernen. Vielen Dank auch. Würde liebend gerne noch etwas plaudern, aber ich habe noch viel zu erledigen mit all den Informationen, die Sie uns gegeben haben.“

    Dann war er weg und John stand alleine neben dem Stuhl und wunderte sich, was um alles in der Welt hier vor sich ging.

    ~

    „Es geht dabei nicht um Sie, Sheppard. Es geht um viel Wichtigeres.“

    All seine Ausreden, dass die Technologie der Antiker und sein Gen und neue Galaxien für ihn etwas viel auf einmal waren, schienen immer noch besser als 'Ich hab gerade herausgefunden, dass all die Phantasiegeschichten meiner Kindheit Wirklichkeit sind und ich denke, mein imaginärer bester Freund ist real und seit über zwanzig Jahren keinen einzigen Tag gealtert'.
    Also hielt John dem General entgegen, dass es eine persönliche Entscheidung wäre, die sehr wohl ihn betraf... Er bekam selber nicht so genau mit, was er da eigentlich von sich gab, da seine Gedanken sich ununterbrochen im Kreis drehten, seit Dr. Weir, Elizabeth, ihn darüber informiert hatte, dass dies eine Expedition war, Atlantis zu finden.
    Das bedeutete, sie waren noch nie zuvor dort gewesen, was ihn nur noch mehr verwirrte. Elizabeth war schließlich in den Geschichten vorgekommen – ebenso wie der Schotte, der, wie er herausgefunden hatte, Dr. Carson Beckett war. Doch das Schlimmste war: Es bedeutete auch, dass Rodney nicht dort sein würde, in Atlantis, um auf ihn zu warten, so wie er es versprochen hatte.

    „Warum sind Sie Pilot geworden?“, fragte der General, sobald John den Helikopter gestartet hatte.

    Die Antwort kam über seine Lippen, ohne dass er darüber nachdenken musste - und immerhin entsprach sie der Wahrheit, wenngleich sie nicht der einzige Grund für seine Berufswahl gewesen war: „Ich finde, jemand der nicht fliegen will, hat sie nicht alle.“

    „Und ich finde, jemand, der nicht durch das Stargate gehen will, ist genauso bescheuert“, hielt O'Neill dem entgegen.

    Ich will doch!, dachte John. Ich will wirklich, aber das macht alles keinen Sinn. Das hier ist überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.

    „Also“, fuhr der General fort, „wenn Sie mir nicht zusagen, bis wir in McMurdo sind, kann ich auf Sie verzichten.“

    O'Neills Ultimatum verstärkte das seltsame Gefühl in seiner Magengegend nur noch. Es war nicht mehr die Aufregung oder Vorfreude, sondern vielmehr Enttäuschung, gemischt mit etwas Wut.
    Den gesamten Rückflug über ließ ihn dieses Gefühl nicht mehr los und als O'Neill aus dem Helikopter stieg und zu ihm zurücksah, nickte er. Wenn er nicht ging, dann würde er in dieser Galaxie zurückbleiben – und zwar ohne je seine Antworten zu finden und das kam für ihn einfach nicht in Frage.

    ~

    Kopf: Er war vollkommen verrückt und besaß erstaunliche hellseherische Fähigkeiten.
    Zahl: Sein Rodney war ein lügnerischer Bastard.


    Kopf. Er warf die Münze abermals.

    Kopf: Er würde den feigen Weg wählen, Dr. Weir anrufen und sich irgendeine Ausrede einfallen lassen.
    Zahl: Er würde mit auf diese Expedition gehen und alles weitere schon mit der Zeit herausfinden.


    Zahl. Klasse. Er schnippte die Münze erneut in die Luft.

    Kopf: Dieser Rodney war in Wirklichkeit ein Alien oder hatte den Jungbrunnen gefunden, denn schließlich hatte er noch nicht einmal so jung ausgesehen, als John ihm das erste Mal begegnet war.
    Zahl: Seine Eltern hätten ihn wirklich zu einem Psychiater schicken sollen.


    Zahl. Nun gut, so weit nichts Neues.

    Kopf: Er würde sich betrinken und Dr. McKay alles erzählen.
    Zahl: Er würde sich alleine betrinken, weil es in der Pegasus-Galaxie vermutlich nicht allzu viel Alkohol geben würde.


    Schon wieder Zahl. Okay, und wie wäre es mit...

    Kopf: Er würde sich fortan in Dr. McKays Nähe aufhalten und versuchen, Parallelen zwischen diesem Fremden und seinem Freund zu suchen, der ihn hatte zurücklassen müssen.
    Zahl: Er würde sich von ihm fernhalten und den guten kleinen Soldaten spielen.


    Kopf. Natürlich.

    Offensichtlich war er also verrückt, würde in eine andere Galaxie reisen, psychiatrische Hilfe in Erwägung ziehen und sich ein letztes Mal betrinken, solange er noch die Zeit dazu hatte, seinen Kater in aller Ruhe auszuschlafen.
    Und Dr. Rodney McKay würde in Zukunft sehr viel Zeit mit Major John Sheppard verbringen...

    ~

    Es war erstaunlich einfach, Dr. McKays Wohlwollen zu erlangen, obgleich John annahm, dass es an seinem Antiker-Gen lag und vielleicht auch etwas daran, dass er die Zeit bis zum großen Aufbruch damit verbrachte, in den Labors des SGC herumzulungern. Er hatte so viele Antiker-Geräte in Händen gehalten, dass er manchmal sogar noch immer 'an' dachte, wenn sie abends längst fertig waren.

    In den letzten paar Wochen hatte John, während alle anderen herumgerannt waren und letzte Vorbereitungen getroffen hatten, herausgefunden, dass viele Leute Dr. McKay nicht ausstehen konnten.
    Er war unhöflich, egozentrisch und konnte sich keine Namen merken. Letzteres führte dazu, dass er, wenn er die Aufmerksamkeit von jemandem erlangen wollte, entweder Sachen rief wie 'Sie da – ja, Sie, mit der komischen Brille' oder sogar einfach nur kommentarlos mit den Fingern in dessen Richtung schnippte. Er beleidigte die Intelligenz seiner Assistenten und brachte nicht selten weibliche Mitarbeiter dazu, in Tränen aufgelöst aus dem Raum zu stürzen.

    John war der einzige, der es länger als vier Stunden am Stück zusammen mit ihm in einem Raum aushielt, ohne ihn töten zu wollen, in Tränen auszubrechen oder sich ein lautstarkes Streitgespräch mit ihm zu liefern.
    Niemand konnte so recht verstehen, warum, und es war sogar vorgekommen, dass er gefragt wurde, ob er ein Roboter sei. Andere wiederum erklärten ihm, dass er nicht nett zu McKay sein musste, um auf die Expedition mitgenommen zu werden. Als Antwort darauf grinste er nur und zuckte leicht mit den Schultern, da er nicht erklären wollte, dass er an derartiges Verhalten gewöhnt war (und – okay – sein Rodney hatte ihn nur ein Mal zum Weinen gebracht, aber im Anschluss daran war er ganz betroffen und schuldbewusst gewesen und hatte nicht so recht gewusst, wie er sich verhalten sollte, bis er sich schließlich mitten in der Nacht runtergeschlichen hatte, um John ein Eis zu holen. John hatte Bauchweh davon bekommen und eine Woche Hausarrest, aber das Eis war wirklich gut gewesen.).
    Noch weniger aber wollte John erklären, dass er es auf seltsame Weise als beruhigend empfand, McKay dabei zuzuhören, wie er bei der Arbeit pausenlos Beleidigungen in sich hineinmurmelte und über die Inkompetenz seiner Mitarbeiter wetterte.


    Er hatte eine Liste auf der Rückseite einer gefalteten Quittung angelegt (von dem Getränkeladen, wo er den Alkohol für sein letztes Gelage vor der Expedition gekauft hatte), die er stets bei sich hatte.
    Immer, wenn McKay etwas tat, das ihn an seinen Rodney erinnerte, schrieb er es auf und nahm sich den Zettel später noch einmal zur Hand, um zu überlegen, ob es ein berechtigter Grund war oder einfach nur Wunschdenken seinerseits.
    Bisher stand nur Rodneys Verhalten auf der Liste und John wünschte sich, er könnte sich besser daran erinnern, wie Rodney damals ausgesehen hatte. 'Durchdringende blaue Augen' hörte sich viel zu kitschig an und er würde sich so oder so schon erschießen müssen, wenn irgendjemand jemals diese Liste zu Gesicht bekommen sollte.

    Seinen ersten konkreten Hinweis bekam er, als er herausfand, dass McKay zwei Doktortitel hatte. Er hatte damals nicht gewusst, was das bedeutete („Das bedeutet, dass ich sehr klug bin und du darauf hören musst, was ich dir sage.“), aber er erinnerte sich daran, dass Rodney sie erwähnt hatte und McKay ließ einen diese Tatsache bestimmt nicht so schnell vergessen.


    Was ihn aber wirklich überzeugte, war der Tag, an dem McKay ihn in die Kantine schickte, um ihm einen Snack zu besorgen, weil ihm die Energieriegel ausgegangen waren. Rodney aß sie beinahe ununterbrochen und vor diesem Tag hatte John angenommen, seine Vorräte an Energieriegeln wären unerschöpflich.

    „Warum schicken Sie nicht einfach einen Ihrer Assistenten?“, beging John den beinahe verhängnisvollen Fehler nachzufragen. „Haben Sie nicht erst vor ein paar Stunden einen Snack gehabt?“

    „Oh ja, warum lege ich mich nicht einfach gleich hin und sterbe genau hier an diesem Ort, weil Sie zu faul waren, in die Kantine zu gehen?!“, erwiderte McKay sarkastisch, wobei er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und seine Arme vor der Brust verschränkte. „Dann können Sie General O'Neill und Dr. Weir erklären, warum ihr wissenschaftlicher Leiter der Mission einen hypoglykämischen Anfall hatte.“

    „Sie haben...“ Er unterbrach sich selbst und senkte den gehobenen Finger wieder. „Okay.“
    Damit machte er sich, nach einem geistesabwesenden Nicken, ohne weiteren Protest auf den Weg in die Kantine, wobei seine Gedanken unentwegt um diese neueste Erkenntnis kreisten. Er versuchte, die Information mit all den anderen Dingen in Einklang zu bringen. Und dabei hatte er wirklich gedacht, McKay würde einfach nur gerne essen.

    Als er in der Kantine ankam, war es ohnehin schon fast Zeit zum Mittagessen und so beschloss er, zwei komplette Mahlzeiten für sie zu holen, anstatt nur den von McKay geforderten Snack. Er besah sich die Essensauswahl etwas genauer als sonst, da er beschloss, lieber Vorsicht walten zu lassen.

    „Ist da Zitrone drin?“, fragte er, was ihm einen genervten Blick vom Koch einbrachte.

    „Nein.“

    Johns hob die Augenbrauen, nickte dann aber und wählte das Rindfleisch. Er nahm noch zwei Flaschen Wasser mit und machte sich dann auf den Weg zurück zum Labor.

    „Wird auch langsam Zeit. Was haben Sie so lange gemacht?!“, beschwerte sich McKay, während John die Tabletts zu einem Labortisch balancierte.

    „Essen geholt“, erwiderte er lediglich, wobei er leicht in die Knie ging, um McKays Tablett auf der Tischplatte abzustellen.

    McKay fuhr auf und sah zu John hinüber. „Was? Nein, nein, nein, nein, ich habe nichts von einer kompletten Mahlzeit gesagt. Im Gegenteil, ich habe Sie sogar ausdrücklich damit beauftragt, nichts weiter als zwei Stück Käsekuchen und einen Schokoladenpudding zu holen. Ich kann das nicht essen, ich habe keine Ahnung, ob...“

    „Da ist keine Zitrone drin“, unterbrach John ihn, wobei er hoffte, richtig geraten zu haben. „Ich hab nachgefragt.“

    Das ließ McKay innehalten und er stand auf, um sich zu dem Tisch zu begeben und das Essen genauer zu inspizieren. „Sie haben gefragt?“

    „Der Typ hat gesagt, es wäre keine drin.“

    „Hmm...“ Der Wissenschaftler nahm eine Gabel in die Hand und piekste probehalber in das Fleisch. „Ich hab das schon mal hier gegessen, aber das Küchenpersonal hasst mich. Ich würde es denen durchaus zutrauen, überall Zitronensaft drüberzukippen, nur um mich zu ärgern.“

    Das erklärte den genervten Koch. John runzelte die Stirn. „Wäre das nicht versuchter Mord?“

    „Sie hassen mich wirklich sehr“, betonte McKay.

    Er stierte noch immer misstrauisch auf sein Tablett, also nahm John kurzerhand seine Gabel auf und nahm einen Bissen von seinem eigenen Teller. „Ich schmecke nichts.“

    „Wenn Sie einfach nur getan hätten, was ich Ihnen gesagt habe...“, grummelte McKay, schnitt aber noch während er sprach selbst ein Stück von dem Fleisch ab. „Ich habe einen EpiPen in der Innentasche meiner Jacke. Ich nehme an, Sie wissen, wie es aussieht, wenn jemand erstickt, Major?“

    „Ich bezweifle, dass Sie still und leise von uns gehen würden“, scherzte John, behielt McKay jedoch im Auge, während er sein eigenes Mittagessen aß. „Ich hab mir etwas Wissen darüber angelesen und die Krankenstation ist nur ein paar Gänge weiter. Übrigens weiß ich auch, wie man ein Telefon betätigt.“

    McKay schnaubte auf und bedachte ihn mit einem bösen Blick. „Reizend, ehrlich.“ Aber er führte die Gabel an seinen Mund und aß und nachdem ein paar Sekunden lang, in denen er darauf zu warten schien, tot vom Stuhl zu kippen, nichts geschehen war, langte er kräftig zu.

    „Vielleicht würden Sie, wenn Sie tatsächliche Mahlzeiten anstelle der ganzen Energieriegel zu sich nehmen würden, nicht mehr so oft Kopfschmerzen bekommen.“

    „Das haben Sie sich wohl auch angelesen, hm?“, erwiderte McKay sarkastisch, wobei John der Argwohn in seiner Stimme nicht entging.

    Er zuckte jedoch nur die Schultern und aß weiter.

    „Also, wer hat Ihnen von der Zitronensache erzählt?“, fragte McKay weiter.

    „Sie“, erwiderte John aufrichtig.

    „Ich?“

    „Jep.“ John nahm schnell einen weiteren Bissen, um sein Grinsen zu verbergen. „Vor einer Weile.“

    „Oh.“ McKay ließ es damit auf sich beruhen und wandte sich wieder seinem Essen zu.


    tbc...
    Geändert von Waschtl (27.05.2007 um 11:56 Uhr) Grund: Zusammenführung wg. Doppelpost

  9. #9
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Ooooohhh, diese Geschichte ist einfach zu goldig!!

    Ich musste die ganze Zeit schmunzeln, lachen, vor mich hingniggern und laute Freudenseufzer ausstossen!!!

    Es ist einfach toll, wie Rodney so beschrieben wird, wirklich ganz genauso wie wir ihn kennen!!! Und dass er sich noch nicht an John (als Kind) erinnert wird sicher noch geklaert...

    Aber auch John ist einfach nur zu suess, wie er sich so bei "seinem" Rodney einschmeichelt. Vor allem die Sache mit der Liste fand ich goettlich:
    Bisher stand nur Rodneys Verhalten auf der Liste und John wünschte sich, er könnte sich besser daran erinnern, wie Rodney damals ausgesehen hatte. 'Durchdringende blaue Augen' hörte sich viel zu kitschig an und er würde sich so oder so schon erschießen müssen, wenn irgendjemand jemals diese Liste zu Gesicht bekommen sollte.
    .... so cute!!!!

    Ich freue mich schon tierisch auf die naechsten beiden Kapitel!!!

  10. #10
    Major Avatar von Lorien
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    Ich kann mich da Chayiana nur anschließen: Die ganze Zeit hab ich mehr oder weniger laut vor mich hinkichern müssen. Die Geschichte ist einfach KLASSE!

    Wunderschön geschrieben und ich fand die Beschreibungen von Rodney auch einfach nur super!!

    Aber am Besten war eindeutig die Stelle mit dem Münzwurf! Da bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gekippt!! Die Stelle mit der Liste war fast genauso gut.

    John war der einzige, der es länger als vier Stunden am Stück zusammen mit ihm in einem Raum aushielt, ohne ihn töten zu wollen, in Tränen auszubrechen oder sich ein lautstarkes Streitgespräch mit ihm zu liefern. Niemand konnte so recht verstehen, warum, und es war sogar vorgekommen, dass er gefragt wurde, ob er ein Roboter sei. Andere wiederum erklärten ihm, dass er nicht nett zu McKay sein musste, um auf die Expedition mitgenommen zu werden.
    Ebenfalls eine super Stelle! Einerseits die Zusammenfassung, was Rodney so in anderen für Gefühle auslösen kann. Andererseits dann noch der letzte Satz...

    Ich freue mich wie wahnsinnig auf den nächsten Teil und bin gespannt, wie sich am Ende alles aufklären wird.


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  11. #11
    First Lieutenant Avatar von Jax
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    Die Geschichte gefällt mir immer mehr. Ich bin ja mal gespannt wie Rodney in die Vergangenheit kommt. Wirst du das dann aus der Sicht von Rodney schreiben? Währe sehr interessant.
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  12. #12
    Hyndara
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    *nochimmerbreitesGrinsenimGesichthat*
    Das war klasse! Da fällt man ja fast schreiend vom Stuhl, wenn man sich das durchliest. Göttlich!

    Also, ich bin auf die Auflösung wirklich gespannt. Aber es war richtig süß, daß mit der Liste und dem Münzwurf - der kam auch gut "okay, seine Eltern hätten ihn zum Psychiater schicken sollen!" Was hab ich da gelacht.

    Wo kommst du die Sachen ran? Oder könntest du (natürlich nach hier beendetem Post) mir das Original mal zuschicken? Würde ich wirklich gern mal lesen.

    Warte schon gespannt auf die Fortsetzung.

  13. #13
    Staff Sergeant Avatar von Lyddie
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    Chayiana: Dankeschön! Ich fand die FF auch so was von - mit 'goldig' triffst du's eigentlich genau richtig.
    Und dass er sich noch nicht an John (als Kind) erinnert wird sicher noch geklaert...
    Und zwar in diesem Kapitel Hab mich jedenfalls wieder sehr über dein FB gefreut!

    Lorien: Das mit dem Münzwurf fand ich auch klasse, v.a., weil es mehrere Würfe waren - könnte sogar so gewesen sein (ich persönlich glaube ja, dass John nicht nur 1x geworfen hat, ob er nach Atlantis gehen soll, sondern best out of three genommen hat *g* und man sieht in Rising nur als Zusammenfassung den einen Wurf ) Danke auch für dein FB!

    Jax:
    Wirst du das dann aus der Sicht von Rodney schreiben?
    Das klingt so, als würde ich es schreiben. Also R Tom Mato hat das etwas unkomplizierter gelöst, aber du brauchst nur dieses Kapitel zu lesen, denn da kommt das jetzt schon alles. Auf jeden Fall Dankeschön für deinen Kommentar!

    Hyndara: Erstmal danke wieder fürs nette Feedback! Hab mich wie immer gefreut!
    Wo kommst du die Sachen ran?
    Ich glaub, ich verstehe die Frage nicht ganz. Also auf die Gefahr hin, dass ich hier irgendwas beantworte, was du gar nicht wissen wolltest: Ich les eigentlich generell nur englische FFs und treib mich dementsprechend halt auch auf englischen SGA-Seiten rum. Und so 'komm ich an die Sachen ran'
    Oder könntest du mir das Original mal zuschicken?
    Das findest du ganz leicht über Google. Ist gleich die erste Seite, wenn du den Namen des Autors googlest. Ach ja, und wenn du's liest, dann beschwer dich nicht bei mir, wenn ich was anders übersetzt habe, als es im Original dasteht Ich bin eine seeehr freie Übersetzerin, denn ich will ja schließlich auch, dass es im Deutschen gut klingt.






    Spoiler: Kleine Anspielung auf 'McKay and Mrs. Miller'.

    3. Kapitel: Der Vorfall


    Das Gerät hatte in etwa die Größe eines Tennisballs und war – es gab einfach kein anderes Wort dafür – potthässlich.
    Während die eine Hälfte glatt, abgerundet und giftgrün war, hatte die andere Ecken und Kanten und war in einem abscheulichen blassen Braunton gefärbt. Kurz: Es sah so aus, als hätte jemand zwei vollkommen verschiedene Dinge zusammengeklebt und dann mit einem Hammer daraufgeschlagen, damit sie auch zusammenblieben.

    „Ich will das Teil nicht anfassen“, stellte John kompromisslos klar, wobei er die Arme steif vor der Brust verschränkte, um einen möglichst einschüchternden Eindruck zu machen.

    Rodney starrte unbeeindruckt zurück. „Und warum, wenn man fragen darf?!“

    John gab seine einschüchternde Körperhaltung auf, um auf das... Ding weisen zu können. „Schauen Sie es sich doch einfach mal an! Es ist vollkommen unmöglich, dass die Antiker so etwas entworfen haben.“

    „Weil es hässlich ist?“, hakte Rodney trocken nach.

    John wollte sich auf diese Argumentation nicht einlassen. „Sie haben auch das Gen, fassen Sie es an.“

    „Ja, habe ich“, erwiderte Rodney entnervt. „Und wenngleich ich liebend gerne die ganze Woche damit verbringen würde, es zu umwerben, damit es auch tatsächlich irgendwann mal was macht, ist es doch sehr viel leichter, einfach Sie dafür zu nutzen.“

    John runzelte leicht die Stirn. „Haben Sie gerade wirklich zugegeben, mich mit Alien-Technologie verkuppeln zu wollen?“

    Rodney rollte in seiner typischen Manier mit den Augen, als ob John die schwierigste Person in der gesamten Pegasus-Galaxie wäre und Rodney ihn in aufopfernder Weise ertrug. „Nun fassen Sie es schon endlich an.“

    „Nein!“, hielt John stur und in energischem Tonfall dagegen. „Irgendwas stimmt damit nicht, Rodney. Sie haben zuvor auch immer auf mein Bauchgefühl gehört.“

    „Ja, weil Ihr Bauchgefühl sonst auch immer gut begründet ist und nicht darauf beruht, dass das Gerät eklig ausschaut.“

    „Ich hab nie was von 'eklig' gesagt.“

    Rodney schloss seufzend die Augen und John fragte sich, welche Gleichungen er wohl gerade in seinem Kopf durchging, um dem Drang zu widerstehen, ihn hier und jetzt zu erwürgen. John selbst ging normalerweise die Schaltkreise der Jumper durch oder zählte Gateadressen auf.

    „Ich meine es ernst“, beharrte John, als Rodney nicht sofort etwas entgegnete. „Ich mag es nicht.“

    „Okay, okay.“ Rodney machte eine Handbewegung in Johns Richtung, um ihm anzuzeigen, dass er ihn hier nicht mehr brauchte. „Gehen Sie schon. Dann werde ich eben alleine daran arbeiten.“

    ~

    Auf dem Weg zu den Laboren der Wissenschaftler spielte John in Gedanken Szenarien durch, wie er Rodney die Wahrheit sagen könnte. Okay, 'Wahrheit' war nicht ganz das treffende Wort, denn das würde bedeuten, er hätte gelogen. John hatte Rodney nie direkt angelogen, darauf hatte er peinlichst genau geachtet.

    Auf die Zeitreiseidee war er erst gekommen, als sie die alte Elizabeth gefunden hatten, aber nachdem er diese Lösung in Betracht gezogen hatte, hatte er erkannt, dass Rodney irgendwann in die Vergangenheit würde reisen müssen. Er war sich jedoch nicht sicher, wie oder wann - und das beunruhigte ihn mehr als er sich selbst gegenüber zugeben wollte.
    Die einzige Möglichkeit, durch die Zeit zu reisen, war mit dem Puddlejumper verloren gegangen, von dem die andere Elizabeth ihnen erzählt hatte. Dennoch hatte John jeden einzelnen Jumper genau inspiziert – jedoch, wie vorherzusehen war, erfolglos.

    John erinnerte sich daran, dass sein Rodney keine Ahnung gehabt hatte, wie er in einem Kindergarten gelandet war, was für John bisher immer nur bedeutet hatte, dass dies der Zeitpunkt gewesen war, an dem er sich seinen fiktiven Freund ausgedacht hatte. Mittlerweile wusste er zwar, dass Rodney alles andere als eine Phantasievorstellung war, aber das machte es nur noch schwerer, die Lösung zu alldem zu finden.
    Was konnte er schon machen? Er konnte Rodney schlecht davon abhalten, in die Vergangenheit zu reisen. Denn schließlich war Rodney der einzige Grund, warum er überhaupt beschlossen hatte, der Air Force beizutreten. Er liebte es zu fliegen, gewiss, aber das hatte er noch nicht gewusst, als er fünf gewesen war.

    Die letzte Geschichte, die Rodney ihm damals erzählt hatte, handelte von einer anderen Realität und einem Angeber-McKay, der nach Atlantis gekommen und allen auf die Nerven gefallen war.
    John war Rod begegnet und hatte letzten Endes keine andere Lösung gefunden, ihn in seine eigene Realität zurückzuschicken, als das ZPM zu verwenden. Er hatte gewusst, dass es sich vollkommen entleeren würde (er kannte den Ausgang der Geschehnisse gut genug, schließlich war es - sehr zu Rodneys Leidwesen - eine seiner Lieblingsgutenachtgeschichten gewesen), aber er konnte Rod schlecht die Möglichkeit verwehren, nach Hause zurückzukehren.

    All das bedeutete, dass Rodney schon bald in der Zeit zurückreisen würde und obwohl es vermutlich alles vermasseln würde, wollte er es dem Wissenschaftler erzählen.
    Er würde seinen Freund selbst in die Vergangenheit zurückschicken, wenn das bedeutete, dass in der Gegenwart alles intakt blieb, aber er hatte fast drei Jahre darauf gewartet, dass Rodney und er auf dem selben Wissensstand waren, und nun, da er selbst keinerlei Ahnung mehr hatte, was die Zukunft noch so für sie bereithielt, hatte er auch keine Ausrede mehr, es vor ihm geheim zu halten.
    Sein Wissen über bestimmte Dinge, die passieren würden, hatte ihm stets einen gewissen Vorteil gegenüber Rodney verschafft, nicht zuletzt, weil er wusste, dass alles gut ausgehen würde. Und wenngleich er es nie geschafft hatte, so hatte er doch bisweilen versucht, manche 'Geschichten' anders ausgehen zu lassen, als Rodney sie ihm damals erzählt hatte. Auch das war ihm nun genommen und in gewisser Weise stellte es eine Befreiung von einer Last dar, von der sich John noch nicht einmal bewusst gewesen war, sie zu tragen. Denn nicht zuletzt bedeutete all das, dass Rodney und er endlich gleichgestellt waren.
    Das hieß aber auch, dass jetzt der Augenblick gekommen war, an dem er Rodney alles erzählen konnte oder vielleicht sogar musste.

    Er fühlte sich etwas nervös, als er das Labor betrat und zu dem Tisch hinüberging, über den Rodney gerade gebeugt war.

    „Rodney, hey, haben Sie eine Minute Zeit?“

    „Ich bin gerade mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt, Colonel“, erwiderte der andere Mann abwesend. „Kann es nicht warten?“

    John trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Es ist irgendwie wichtig.“

    „Wie wichtig ist 'irgendwie wichtig'?“

    „Ich muss Ihnen etwas sagen“, brachte er mühsam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, da er versuchte, seine Stimme auf normaler Lautstärke zu halten.

    Rodneys Hand hielt kurz in der Arbeit inne, ehe sie weitermachte. „Okay, dann sagen Sie schon, was Sie los werden wollen.“

    Johns Wut verflog so schnell, wie sie gekommen war. Wie konnte er das tun, wenn der andere Mann ihn nicht einmal ansah?

    „Könnten Sie wenigstens zuerst woran auch immer Sie da gerade arbeiten weglegen?“

    „Ich kann sehr gut arbeiten und zuhören zur selben Zeit“, erklärte Rodney beiläufig.

    „Aber-! Okay“, seufzte John. Jetzt oder nie, sagte er sich selbst, während er versuchte, den Nerv dafür aufzubringen, Rodney tatsächlich alles zu erzählen. „Als ich im Kindergarten war...“

    „Warten Sie mal“, unterbrach Rodney ihn und warf einen Blick über seine Schulter. „Ist das hier so eine peinliche Kindheitsgeschichte, die Sie mir erzählen wollen, damit ich mich nicht mehr so schlecht fühle wegen all der Dinge, die meine Schwester Ihnen erzählt hat?“

    „Was?“ John blinzelte überrascht, dann schüttelte er den Kopf. „Nein!“

    „Lügner“, entgegnete Rodney amüsiert. Er drehte sich halb um und hielt ihm das Teil hin, an dem er gerade arbeitete. „Hier, halten Sie das mal eine Sekunde.“

    John nahm es in die Hand, ohne den Blick von Rodneys Gesicht abzuwenden. Wenigstens sah Rodney jetzt in die richtige Richtung.

    „Wie ich bereits sagte: Als ich im Kindergarten war, zog meine Familie mitten im Schuljahr um. Ich hasste es. Es war kalt und grau und alle sagten die ganze Zeit, dass mein Akzent lustig wäre. An meinem ersten Tag wollte keines der anderen Kinder mit mir spielen und niemand sprach in der Mittagspause mit mir.“

    Er unterbrach sich selbst, als Rodney ihm das Gerät, das seltsam zu glühen begonnen hatte, wieder wegnahm und es befremdlich ansah.

    „Rodney!“, mahnte John, der wusste, dass er die Aufmerksamkeit seines Freundes verloren hatte.

    „Gleich. Eine Sekunde“, murmelte Rodney, wobei er eine Hand hochhielt, zum Zeichen, dass John ihn nicht stören sollte, und sich wieder zu dem Tisch umdrehte. „Es hat konstant Energie angesammelt, seit ich es letzte Woche aktivieren konnte. Nur kleine Mengen; wahrscheinlich hat es die von den anderen Geräten in der Umgebung abgesaugt. Es hat das ZPM in Ruhe gelassen, also hab ich mir keine großen Gedanken darum gemacht, aber jetzt...“

    Er brach ab und tippte wild auf der Tastatur seines Laptops herum. Vor ihm glühte das Gerät etwas heller und John verengte die Augen.

    „Ist das... das ist das Teil, das ich nicht anfassen wollte, stimmt's? McKay!“

    „Sie haben es anstandslos in die Hand genommen!“, verteidigte sich Rodney, ohne aufzusehen.

    „Sie wussten, dass ich nicht aufgepasst habe!“

    „Nicht meine Schuld. - Okay, es ist definitiv aktiviert und die ganze Energie wird freigesetzt. Aber wohin?“

    John trat vor. „Ich deaktiviere es.“

    „Was? Nein!“, protestierte Rodney, wobei er seine Hand wegschlug. „Keines der Systeme ist betroffen und die Werte weisen auf nichts Gefährliches hin. Warten Sie einfach eine Minute.“

    Während sie warteten, begann das Gerät nur noch heller zu strahlen und gab einen leisen, tiefen Ton von sich. Das Geräusch wurde lauter und der Ton schwankte in der Klangfarbe wie ein schlecht gestimmtes Klavier.

    „Das reicht“, stellte John wütend klar und versuchte abermals, nach dem Gerät zu greifen.

    Diesmal nahm Rodney es schnell an sich, bevor John es berühren konnte, und sprang auf. Das Gerät gab einen schrillen Ton von sich und John musste zusehen, wie Rodney ein Mal kurz aufzuflackern schien – er war kurz weg, dann war er wieder da.

    Der Ton wurde wieder leiser und verklang schließlich ganz. Johns Augen wanderten zwischen dem Gerät und Rodney hin und her, während er darauf wartete, dass irgendetwas passierte.

    Rodney stand einfach nur da, die Augen ins Leere gerichtet. Dann blinzelte er zwei Mal schnell hintereinander, ehe er John mit einem überraschten Gesichtsausdruck ansah.

    „Oh“, brachte er hervor, wobei seine Finger sich fest um das - nun inaktive - Gerät schlossen. „Es hat funktioniert. Gut, das ist...“
    Seine Knie gaben nach und John machte einen schnellen Schritt nach vorne, um ihn zu stützen.

    „Rodney? Ist alles in Ordnung?“, fragte er und sank dann langsam unter dem Gewicht seines Freundes zu Boden, als er bemerkte, dass dieser das Bewusstsein verloren hatte.

    Sofort betätigte er sein Head-Set und rief nach Carson. „Wir brauchen eine Trage in McKays Labor. Eines der Geräte hat irgendwas mit ihm gemacht und er ist bewusstlos.“

    „Sind schon unterwegs, Colonel“, erwiderte Beckett, ehe er die Verbindung abbrach.

    John lehnte sich gegen das Tischbein und hielt Rodney an seine Seite gelehnt fest. Erst jetzt bemerkte er, dass Rodneys Shirt ein Loch hatte, ebenso wie sein rechtes Hosenbein. Außerdem hatte er andere Schuhe an als noch vor ein paar Minuten.
    Er hatte nicht länger Zeit, darüber nachzudenken, da Carsons Team eintraf, Rodney auf die Trage hievte und zur Krankenstation brachte. John begleitete das Ärzteteam, beantwortete bereitwillig Carsons Fragen und dann noch einmal Elizabeths, als sie auf halbem Weg zu ihnen stieß.

    „Ich hab keine Ahnung“, zischte er Elizabeth zu, als sie in der Krankenstation warteten, ohne dabei Rodney aus den Augen zu lassen. „Er hat nur das Teil angefasst und dann hat er so komisch... geflackert. Er schien für ein paar Sekunden in Ordnung zu sein, dann ist er einfach umgekippt.“

    Sie nickte. „Ich habe angeordnet, dass sich niemand dem Labor nähern soll, nur für alle Fälle. Sobald wir herausgefunden haben, was das Gerät mit Rodney gemacht hat, werden wir entscheiden, was wir damit anstellen.“

    „Von mir aus können wir es ins Meer schmeißen“, grummelte John.

    Ronon und Teyla stießen nicht viel später zu ihnen und dann wachten sie alle gemeinsam über ihren Freund und verließen die Krankenstation nicht einmal, als Carson sie darüber informierte, dass Rodney nur vor Anstrengung und Erschöpfung ohnmächtig geworden war.
    John wies auf die andere Kleidung und die Worte des Wissenschaftlers hin, doch sie würden warten müssen, bis Rodney wieder aufwachte, um etwas Genaueres herauszufinden.

    ~

    Es war bereits drei Tage her und Rodney sprach noch immer mit niemandem darüber, was mit ihm geschehen war, abgesehen von Heightmeyer und der war es nicht erlaubt, mit anderen Leuten darüber zu reden.
    Johns Laune, die ohnehin wegen der ganzen Geschichte schon auf einem Tiefpunkt angekommen war, verschlechterte sich sogar noch, als Heightmeyer ihn bei Elizabeth angeschwärzte, nachdem er ihr das dritte Mal aufgelauert hatte.

    „Dr. Heightmeyer versichert mir, dass Rodneys Arbeit dadurch nicht beeinflusst wird“, versuchte sie ihn zu beruhigen, wobei sie ihm einen Blick zuwarf, der zweifelsohne heißen sollte 'Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, aber Sie verhalten sich alles andere als professionell, also reißen Sie sich zusammen, bevor ich drastischere Maßnahmen ergreifen muss'. Er bekam den Blick oft zu spüren.
    „Und solange ich nichts Gegenteiliges bemerke, werde ich ihn nicht unter Druck setzen. Er wird es uns erzählen, wenn er so weit ist.“

    John nickte nur – was sollte er auch dazu sagen? Er war sich noch nicht einmal sicher, ob das, was sich im Labor abgespielt hatte, wirklich der richtige Vorfall war. Vielleicht war etwas anderes mit Rodney geschehen. Er würde es nie herausfinden, wenn Rodney es ihm nicht endlich erzählen würde.
    Alles zum ersten Mal erleben zu müssen, einfach ins Ungewisse hinein zu leben, ohne vorher den Ausgang der Geschichte zu kennen, so beschloss John, war wirklich zum Kotzen!

    ~

    John war noch nie sehr geduldig gewesen. Es hatte nur den Anschein, weil die meisten Leute um ihn herum noch ungeduldiger waren. Das ganze Gewarte darauf, dass Rodney zu ihm kommen und ihm sein Herz ausschütten würde, dauerte viel zu lange für seinen Geschmack. Also beschloss er, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
    Er war besorgt, Rodney war schließlich ein Mitglied seines Teams und sein bester Freund; er würde ihn viel besser verstehen als Heightmeyer! Abgesehen davon hatte er selbst sechs Monate in einem Zeitausdehnungsfeld festgesteckt und war in ein Atlantis zurückgekommen, das sich fast nicht verändert hatte, während er weg gewesen war.
    Unglücklicherweise war seine Idee bezüglich einer Gruppentherapie von Heightmeyer abgelehnt worden. Sie musste ihm auf die Schliche gekommen sein!

    „Komm schon“, wisperte er dem Schaltpult vor sich sanft zu, wobei er sich etwas lächerlich vorkam.
    Wie Rodney und Zelenka das machen konnten – und dann auch noch vor anderen –, ohne vor Scham regelmäßig im Boden zu versinken, konnte er sich nicht erklären.
    „Ich brauch' nur ein wenig Hilfe hier. Es ist sehr wichtig, dass ich hören kann, was da drin vor sich geht. Du willst mir doch helfen, nicht wahr?“

    Er versuchte, so ernsthaft wie nur irgend möglich zu klingen. Das Labor war leer und John hatte die Tür abgeschlossen, um sicher zu gehen, dass ihn niemand würde stören können. Rodney war ohnehin der einzige, der sich um die Kommunikationssysteme kümmerte, und der würde hier in nächster Zeit nicht reinplatzen.
    John strich sanft über die Konsole, wobei er sich ein wenig pervers vorkam, die Stadt zu begrabschen, aber das hier war wichtig und auch nicht anders, als irgendein Gerät der Antiker anzufassen oder Türen zu öffnen. Die kleine Sprechanlage vor ihm knarzte einen Moment lang, als sie anging.

    „..ie denn?“ Rodneys verärgerte Stimme drang laut und deutlich zu ihm durch und John grinste triumphierend, wobei er die Sprechanlage und die Konsole stolz tätschelte. „Vier Jahre meines Lebens, die ich nie zurückbekommen werde, in denen ich meine Zeit als Spielzeug für einen Vierjährigen vergeudet habe!“

    John fühlte, wie sich sein Magen augenblicklich verkrampfte. „Fünfeinhalb“, murmelte er verteidigend, wenngleich es seiner Stimme an Stabilität fehlte.

    „Es war schrecklich! Ich musste mir Essen stehlen, ganz zu schweigen von der Kleidung, die ich im Übrigen nur waschen konnte, wenn niemand zu hause war! Wir mussten uns morgens abhetzen, damit wir beide noch das Bad benutzen konnten, ehe seine Mutter ihn in die Schule geschickt hat! Und haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie klein das Bett war?!“

    „Warum haben Sie sich ein Bett geteilt?“, fragte Heightmeyer in diesem nervtötend beiläufigen Tonfall.

    „Weil“, presste Rodney verärgert hervor, „er Angst hatte, dass die Monster mich auffressen.“


    John spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Welcher Fünfjährige hatte denn keine Monster unter seinem Bett?

    „Das ist eine verbreitete Angst bei kleinen Kindern“, erklärte Heightmeyer.

    „Es ist eine dumme Angst. Kinder sind einfach so...“ Rodneys Stimme klang nicht länger verärgert, als vielmehr müde und resigniert. „...so dumm. Alles, was sie wollen, ist spielen. Sie denken nie an etwas and-“

    Johns Hand schlug hart auf die Konsole und er schrie ihr mental 'AUS' zu, ehe er überhaupt realisieren konnte, was er da tat.

    Natürlich, dachte John. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie Rodney all diese Jahre sah. Es war ihm nie eingefallen, dass er sich sicherlich Gedanken über das Schicksal der Menschen in Atlantis hatte machen müssen. Vier Jahre lang hatte er verzweifelt daran gearbeitet, nach Hause zu kommen, und war nur andauernd von den Bitten eines Kindes abgelenkt worden, mit ihm zu spielen, ihm vorzulesen, ihm bei den Hausaufgaben zu helfen... Er war kein Freund, sondern eine Last gewesen!
    John fühlte, wie ihm leicht schwindelig wurde, als er aufstand.

    Es war keine komplette Verschwendung gewesen, oder? Rodney war der Grund, warum er der Air Force beigetreten war. Ohne ihn wäre er nie in der Antarktis gewesen, hätte sich folglich auch nie in den Stuhl gesetzt und wäre somit nie nach Atlantis gekommen.
    Ohne ihn hätten sie die Technologie nicht so gut nutzen können – jedenfalls nicht die, die das Gen erforderte, um aktiviert zu werden – und sie hätten nicht einmal das erste Mal überlebt, denn schließlich war es der andere John Sheppard gewesen, der den Zeitreise-Puddlejumper geflogen hatte.

    Er hätte nicht die Wraith aufgeweckt.

    Nein, sie wären nicht so weit gekommen in ihrem Kampf gegen die Wraith. Es war gut, dass er hier war; Kriege wurden nicht an einem Tag geschlagen und sie wurden auch nicht ohne Opfer gewonnen. Teyla hatte ihm versichert, dass sie trotz allem froh war, endlich etwas ausrichten zu können.
    Rodney dachte nicht wirklich, dass es so schlimm gewesen war. Sie hatten Spaß gehabt – oder? Rodney hatte ihm Mathe beigebracht und Johns gesamte Schokolade bekommen. Sie hatten im Sommer draußen gespielt und wenn es kalt wurde hatte er immer seine Mini-Marshmallows in Rodneys Tasse mit heißer Schokolade getan. Sie waren Freunde gewesen. Beste Freunde.

    John verließ das Labor und beschloss, laufen zu gehen, bis er zu müde war, um nachdenken zu können.
    Ronon schloss sich ihm an und hielt natürlich länger durch. Am Ende ihrer Tour nickte Ronon ihm kurz zu, was wohl seine Art darstellte, sein Verständnis auszudrücken. Er dachte vermutlich, John wäre frustriert darüber, dass Rodney sich ihnen nicht anvertraute, und das war er ja auch gewesen. Im Nachhinein wäre er allerdings lieber weiterhin frustriert und dafür unwissend.
    Mit einem Nicken seinerseits machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier. Dort angekommen ließ er sich auf das Bett fallen und schlief, angezogen, wie er war, ein.

    ~

    Die restliche Woche war die Hölle. John rastete zwei Mal aus. Seinen erster Wutanfall hatte ein völlig verwüstetes Zimmer (glücklicherweise sein eigenes) zur Folge. Der zweite war sogar noch schlimmer: An irgendeinem Punkt fingen Teyla und er an, sich (und das war eine absolute Premiere) lauthals anzuschreien und das Ganze endete schließlich mit blauen Flecken und blutenden Nasen und damit, dass Ronon sie auseinanderhalten und schließlich zu Beckett schleifen musste.

    Rodney kam vorbei, um sie dafür auszuschelten, dass sie sich wie Zehnjährige aufführten. Und das nächste Mal, wenn sie sich stritten, sollten sie sich gefälligst nicht in der Nähe von Stöcken aufhalten!
    Er drohte ihnen sogar, sie zur Paartherapie zu schicken, woraufhin John, der auf einem der Krankenbetten saß und einen Eisbeutel an seinen Oberschenkel hielt, einen beleidigten Kommentar bezüglich Rodneys eigener Aufgeschlossenheit abgab.

    „Also ist alles meine Schuld, natürlich ist es das“, murmelte Rodney augenverdrehend. „Ich habe Ihnen bereits gesagt: Ich wurde nicht gefoltert. Ich wurde nicht verletzt, ausgehungert, eingekerkert oder auf irgendeine andere Art und Weise in Gefahr gebracht. Ich hatte sozusagen Urlaub.“

    Sein tadelnder Tonfall verärgerte John nur noch mehr und er rollte sich – vorsichtig – auf die andere Seite.

    „Sehr erwachsen von Ihnen, Colonel.“

    „Vielleicht würde es uns alle beruhigen, wenn Sie uns sagen würden, was genau passiert ist“, mischte sich Teyla mit ein, deren Stimme etwas erstickt klang, da sie durch ein Tuch sprach, das sie sich gegen die Nase presste.

    „Nichts ist passiert“, beharrte Rodney. „Es ist nicht wichtig.“

    „Wenn es nicht wichtig ist, gibt es keinen Grund, es uns nicht zu erzählen“, meinte Ronon und John gab ein leises, triumphierendes 'Ha!' von sich, ohne sich jedoch dabei umzudrehen.

    „Es gibt keinen Grund, es zu erzählen!“

    „John macht sich Sorgen und Ihre Abwehrhaltung in letzter Zeit hat auch den Rest von uns beunruhigt“, merkte Teyla an.

    Es entstand eine kurze Pause in der Unterhaltung, in der Rodney wahrscheinlich Teyla mit einem bösen Blick bedachte und Ronon wiederum Rodney einschüchternd ansah.

    Schließlich hörte John, wie Rodney einen entnervten Seufzer ausstieß. „Ich habe Arbeit zu erledigen. Hören Sie damit auf zu versuchen, sich gegenseitig umzubringen. Elizabeth wird uns nächste Woche nie durch das Stargate gehen lassen, wenn Sie so weitermachen.“

    Und dann war er weg und John war keinen Schritt weiter, dem allen auf den Grund zu gehen. Nur dass er jetzt zu alle dem auch noch blaue Flecken hatte, ihm alles weh tat und Carson nicht dazu bereit war, ihm etwas Stärkeres als Aspirin zu geben.

    ~

    Nach diesem Ereignis hörte Rodney auf, sie bei Mahlzeiten zu meiden und sich bei Meetings so überaus formell zu verhalten. Er gab jedoch noch immer nicht zu, was mit ihm geschehen war, und John musste sein Möglichstes geben, seinen Verdruss darüber zu verbergen.
    Das einzig Beruhigende war die Tatsache, dass das Ganze seine Freundschaft zu John nicht zu beeinträchtigen schien, was John ziemlich paradox erschien, da er doch der Grund für Rodneys vierjähriges Elend gewesen war.
    Er wusste selbst nicht so recht, welches Verhalten er von Rodney erwartet hatte, nachdem er nun wusste, wie er die Jahre damals empfunden hatte. Es hatte sich für ihn angefühlt, als hätte Rodney seine Freundschaft zurückgewiesen, doch vielleicht konnte Rodney ihn einfach nicht als diesen achtjährigen kleinen Jungen sehen.

    Er kam gerade zum vierten Mal an den Laboren der Wissenschaftler vorbei und zählte die Minuten runter, bis er Rodney zum Mittagessen würde wegschleppen können, als die Tür zum Labor seines Freundes aufging und besagter Freund mit genervtem Blick im Türrahmen stand.

    „Colonel, wenn Sie nichts Nützliches zu tun haben, dann kommen Sie wenigstens rein und nerven Sie mich, anstatt alle fünf Minuten an meiner Tür vorbeizuschleichen“, meinte er, womit er ohne auf eine Antwort zu warten zu seinem Tisch zurückschritt, an dem er gerade gearbeitet hatte.

    John folgte ihm hinein und holte sich einen Stuhl, um sich zu ihm setzen zu können. Rodney legte ein bedrucktes Papier und einen Stift vor ihm auf den Tisch, woraufhin John ihm einen fragenden Blick zuwarf.

    „Ich hab jede Menge zu tun und will dabei nicht von Ihnen gestört werden“, erklärte Rodney, wobei er auf das Papier wies. „Finden Sie die Fehler. Und zwar in Stillarbeit.“

    Nun, das kam ihm bekannt vor. Jahre zuvor, als er noch ein Kind gewesen war, hatten sie das ab und zu gemacht. Wann immer Rodney mal einen Tag lang seine Ruhe hatte haben und nicht ständig darauf hatte aufpassen wollen, dass 'John sich nicht törichter Weise sein Genick brach', hatte er John an seinen Schreibtisch gesetzt und ihm Blätter mit Matheaufgaben zum Bearbeiten gegeben. Je nachdem, wie schwer die Aufgaben gewesen waren, hatte er gewusst, wie lange Rodney alleine gelassen werden wollte.

    Natürlich hatte Rodney ihn, als er ihm von dem MENSA-Test erzählt hatte, gute fünf Tage lang regelrecht an den Tisch gekettet und ihn Tests und Beweise und alles, woran er sonst noch so denken konnte, durchführen lassen. Es hatte Spaß gemacht, auch wenn er sich die ganze Zeit darüber beschwert hatte.
    Er hatte Rodney nie gesagt, dass er, wenn er wissen wollte, wie schlau er war, nur zu fragen brauchte.

    „Was?!“ John lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bemühte sich um einen mitleiderregenden Blick. Immerhin konnte er nicht durchscheinen lassen, dass er die Herausforderungen liebte, die Rodney ihm stellte. „Wir haben sowieso nur noch fünfzehn Minuten bis zum Essen. Gehen wir doch einfach schon mal runter in die Kantine.“

    Rodney verdrehte die Augen. „Ich habe gerade gesagt, dass ich beschäftigt bin und anscheinend weiß hier niemand, wie man seine Arbeit nochmal überprüft“, erklärte er. „Jeder andere, den ich das normalerweise machen lasse, hat sich irgendeine Ausrede einfallen lassen oder sich geweigert, hier reinzukommen. Das heißt, Sie sind der einzige, der dafür übrigbleibt.“

    „Ich wäre auch nicht reingekommen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie mich die Drecksarbeit erledigen lassen“, grummelte John, nahm jedoch den Stift in die Hand.

    „Wir können Ihre Intelligenz nicht verschwenden“, sagte der andere Mann, während er zu seinem Schreibtisch ging. „Ich bin sicher, viele Menschen haben hart daran gearbeitet, Ihren Verstand zu schärfen, als Sie jünger waren. Sie sollten sie nicht enttäuschen.“

    Als John aufsah, saß Rodney bereits am Tisch, den Rücken zu ihm gedreht. John kniff die Augen leicht zusammen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Eigentlich hab ich mir das meiste selbst beigebracht.“

    Er beobachtete, wie Rodneys Rücken sich anspannte. Ein paar Sekunden lang saß er nur steif da, ohne etwas zu entgegnen. Dann drehte er den Stuhl ein Stück herum, sodass er John ansehen konnte. „Wirklich?“, fragte er, wobei seine Stimme einen etwas höheren Tonfall annahm, so wie immer, wenn er sich unsicher war oder von irgendetwas überrascht wurde.

    „Jep. Die Schule hat mir Tutoren zur Verfügung gestellt, aber die waren nutzlos. Haben mich nicht wirklich verstanden.“

    „Schultutoren sind nutzlos“, schnaubte Rodney. „Es ist ein Wunder, dass Sie überhaupt auf Ihren jetzigen Stand gekommen sind.“

    „Wie ich bereits sagte: selbst beigebracht“, meinte John und widmete sich wieder seinem Blatt Papier. Er konnte spüren, wie sich Rodneys Blick in ihn hineinbohrte. „Größtenteils.“

    ~

    „Okay“, sagte Rodney plötzlich auf ihrer ersten Mission nach dem Ereignis, von dem John nur noch als 'Der Vorfall' dachte.
    Ronon und Teyla gingen voraus. Sie waren vermutlich nicht außer Hörweite, aber weit genug entfernt, dass es ihnen so vorkam, als wären sie alleine.
    „Wollen Sie noch immer wissen, was mit mir passiert ist?“

    John drehte seinen Kopf so schnell zur Seite, dass er sich beinahe den Hals verrenkte. Er sah Rodney mit überrascht geweiteten Augen an.
    „Ja“, platzte es aus ihm heraus, ehe der Wissenschaftler seine Meinung ändern konnte.

    Rodney nickte, ein ernsthafter Ausdruck auf dem Gesicht. Als er zu reden begann, sprach er langsam, als ob er genau überlegte, wie er es formulieren sollte.
    „Ich wurde wegtransportiert und blieb für vier Jahre in einem Zeitausdehnungsfeld stecken. Ich fand mich gefangen in einer kleinen Gemeinde wieder, umgeben von Leuten, die dachten, mein plötzliches Erscheinen bedeute, dass ich ihr lang ersehnter Retter wäre, der sie von einem schrecklichen Feind erlösen würde.
    Ich wurde als hoch geschätzter Gast behandelt und von ihrer Anführerin verführt, einer hübschen Blondine, die den Hintergedanken hatte, mich für immer als ihren Liebessklaven zu behalten.
    Ich schlug den bösen Feind, rettete sie alle und obwohl es mich schmerzte, sie dort lassen zu müssen, wusste ich, dass meine Pflicht in Atlantis nach mir rief, was auch immer in der Zwischenzeit aus der Stadt geworden sein sollte. Und die ganze Liebessklaven-Geschichte war einfach nur ein wenig unheimlich.“

    John war etwa bei der Hälfte der Geschichte stehen geblieben und so war Rodney schon ein paar Schritte vor ihm, als er zum Ende kam und sich zu John umdrehte, ein leichtes Grinsen auf dem Gesicht. „Nein, warten Sie mal, das waren ja Sie, nicht wahr?“

    „Verdammt nochmal, McKay!“, rief John und verschnellerte seine Schritte, um zu Rodney aufzuschließen, da dieser sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    Der Wissenschaftler grinste lediglich selbstzufrieden.
    „Okay, gut, Sie haben mich erwischt, ich bin drauf reingefallen. Gut gemacht, obwohl Sie wirklich schlecht im Geschichtenerzählen sind. Sie war brünett und es waren sechs Monate.“

    „Ich hab mir aus zuverlässiger Quelle sagen lassen, dass ich ein exzellenter Geschichtenerzähler bin, Colonel. Und denken Sie nicht, mir wäre nicht aufgefallen, dass Sie dem Teil mit dem Liebessklaven nicht widersprochen haben“, erwiderte Rodney. „Erinnern Sie mich doch noch mal daran: Wie lange genau haben Sie gebraucht, bis Sie mir alles erzählt haben, was Sie da drin erlebt haben, hm?“

    „Einen Monat“, murmelte John, wobei er leicht gegen Rodneys Schulter stieß, als er ihn endlich ganz eingeholt hatte und nun wieder neben ihm lief.

    Rodney versetzte ihm seinerseits einen leichten Stoß mit der Schulter. „Genau, und das auch nur, weil ich Sie betrunken gemacht habe.“

    „Also muss ich Sie abfüllen?“

    „Nein“, erwiderte Rodney langsam. „Wir wollen doch nicht vergessen, wie sauer Sie am nächsten Morgen auf mich waren.“

    John seufzte. „Dann warte ich.“

    „Sie warten“, bestätigte Rodney.
    Sie gingen ein paar Schritte schweigend nebeneinander her.
    „Ich werde es Ihnen irgendwann erzählen“, versprach Rodney schließlich in ernstem Tonfall. „Ich muss nur erst noch ein paar... Dinge mit mir selbst klären.“

    John nickte, obwohl ihm nicht gefiel, was er da hörte. „Okay. Ich werde warten“, wiederholte er nochmals.

    Er war von Natur aus kein geduldiger Mensch, aber wenn er so darüber nachdachte, hatte er immerhin dreißig Jahre lang gewartet, um Rodney wiederzufinden. Da konnte er wohl noch ein wenig länger warten. Allerdings nicht mehr viel länger...

    tbc...

  14. #14
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Oh! Diese Story ist ja sooooooo coooooooool!!!!!!!!!!!

    Ich habe mich wieder so weggerollt, nein, einfach herrlich!!! Ich muss jetzt einfach mal ein paar Stellen zitieren!
    John runzelte leicht die Stirn. „Haben Sie gerade wirklich zugegeben, mich mit Alien-Technologie verkuppeln zu wollen?“
    Da musste ich das erste Mal innehalten...*lol*
    John strich sanft über die Konsole, wobei er sich ein wenig pervers vorkam, die Stadt zu begrabschen
    ... und hier lag ich das erste Mal auf dem Boden... *prust*
    „Vier Jahre meines Lebens, die ich nie zurückbekommen werde, in denen ich meine Zeit als Spielzeug für einen Vierjährigen vergeudet habe!“

    John fühlte, wie sich sein Magen augenblicklich verkrampfte. „Fünfeinhalb“, murmelte er verteidigend, wenngleich es seiner Stimme an Stabilität fehlte.

    „Es war schrecklich! Ich musste mir Essen stehlen, ganz zu schweigen von der Kleidung, die ich im Übrigen nur waschen konnte, wenn niemand zu hause war! Wir mussten uns morgens abhetzen, damit wir beide noch das Bad benutzen konnten, ehe seine Mutter ihn in die Schule geschickt hat! Und haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie klein das Bett war?!“
    „Warum haben Sie sich ein Bett geteilt?“, fragte Heightmeyer in diesem nervtötend beiläufigen Tonfall.
    „Weil“, presste Rodney verärgert hervor, „er Angst hatte, dass die Monster mich auffressen.“
    John spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Welcher Fünfjährige hatte denn keine Monster unter seinem Bett?
    ... da bin ich eigentlich schon gar nicht mehr hochgekommen... das war so... so... so... putzig!!!

    Und dann natuerlich das letzte Gespraech auf dieser Mission, wo Rodney ihm weismachen will, dass er als Liebessklave festgehalten wurde! Oh Mann, mir tut schon mein Bauch weh, wenn ich nur dran denke!!! *keuch*
    Und wie er dann erzaehlt, dass er John betrunken machen musste, damit er endlich erfaehrt, was bei den Antikern in dem Zeiterweiterungsfeld passiert ist.... Also, derjenige, der diese Story geschrieben hat, ist wirklich der Hammer!!!

    Allerdings habe ich mich die ganze Zeit ueber gefragt, warum Rodney nicht einfach mit John darueber spricht, ich meine, er muss doch wissen, dass John ebenfalls all das weiss! Vllt verstehe ich es einfach jetzt noch nicht und es klaert sich in dem letzten Kapitel auf...
    Auf jeden Fall freue ich mich schon tierisch auf das Ende, obwohl es mir lieber waere, wenn diese Geschichte nie ein Ende haette!!!!

  15. #15
    Geek in trainee Avatar von Phönix89
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    Oh man, jetzt hatte ich doch glatt das zweite Kap übersehen.
    Eines sage ich dir, das ist eine der coolsten Chara-Stories, die ich je gelesen habe.
    Absolute Oberklasse.
    So einfühlsam, so lustig und einfach nur herzergreifend!
    „Es war schrecklich! Ich musste mir Essen stehlen, ganz zu schweigen von der Kleidung, die ich im Übrigen nur waschen konnte, wenn niemand zu hause war! Wir mussten uns morgens abhetzen, damit wir beide noch das Bad benutzen konnten, ehe seine Mutter ihn in die Schule geschickt hat! Und haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie klein das Bett war?!“
    „Warum haben Sie sich ein Bett geteilt?“, fragte Heightmeyer in diesem nervtötend beiläufigen Tonfall.
    „Weil“, presste Rodney verärgert hervor, „er Angst hatte, dass die Monster mich auffressen.“
    John spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Welcher Fünfjährige hatte denn keine Monster unter seinem Bett?
    Ich weiß, Chayiana hat die Stelle schon zitiert, aber ich musste einfach nochmal. Die ist der absolute Hammer. Ich hatte die Szene so bildlich vor den Augen und kriege sie den Rest des Abends auch bestimmt nicht mehr los.
    Ich muss an dieser Stelle wirklich mal ein großes Lob an deine Übersetzerfähigkeiten aussprechen, das machst du wirklich klasse und ich bin dir unendlich dankbar, dass du dir für uns die Arbeit gemacht hast!

    Spoiler 
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  16. #16
    Major Avatar von Lorien
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    Wahnsinn!! Ich bin begeistert!! Das war ja so ein absolut geniales, tolles und umwerfendes Kapitel!! Diese Geschichte ist eine wirklich bewegende Studie der beiden. Einerseits habe ich vor Lachen gelegen und andererseits habe ich mit John mitgelitten, als er Rodneys Gespräch mit Heightmeyer belauscht hat.

    Zu all den anderen unglaublichen Stellen, die Chayiana und Phönix schon erwähnt haben, muss ich unbedingt noch eine ganz vom Anfnag hinzufügen:
    Rodney schloss seufzend die Augen und John fragte sich, welche Gleichungen er wohl gerade in seinem Kopf durchging, um dem Drang zu widerstehen, ihn hier und jetzt zu erwürgen. John selbst ging normalerweise die Schaltkreise der Jumper durch oder zählte Gateadressen auf.
    ... ... Und wie gesagt war das ja nur der Anfang. Das Kapitel hat mich sowas von gefesselt, das ich wie angeklebt vor dem Bildschirm gesessen habe. Mein Besuch hat mich schon ganz komisch angeschaut (vor allem als ich anfing loszuglucksen und dann auch noch lauthals zu lachen ), aber die Zeit um bis zu Ende zu lesen, musste ich mir einfach nehmen.

    Richte dem Verfasser einfach mal aus, dass ihm da eine wirklich GENIALE!!! Geschichte gelungen ist, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Und ich kann nur wiederholen, wie dankbar ich auch dir für die Übersetzung bin.

    Auf jeden Fall kann ich es kaum erwarten, auch noch das letzte Kapitel zu lesen.


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  17. #17
    Patchman Avatar von guguck15
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    die Teile sind alle toll, die Übersetzung ist wirklich gelungen.
    Tja, schade, dass es nur 4 Kapitel sind. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass John und Rodney im nächstens Teil über diese 5,5 Jahre sprechen und damit die Geschichte aus ist. Hiernach hätte ja noch einiges passieren können, vielleicht noch irgendwas Zeitlinienmäßiges, aber dass würde im Moment meine Fantasie übersteigen.
    Dann schonmal tia für den nächsten Teil.
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  18. #18
    Staff Sergeant Avatar von Lyddie
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    Chayiana: Wieder ein dickes Dankeschön fürs Feedback, das wiederum hat mich erfreut.
    Allerdings habe ich mich die ganze Zeit ueber gefragt, warum Rodney nicht einfach mit John darueber spricht, ich meine, er muss doch wissen, dass John ebenfalls all das weiss! Vllt verstehe ich es einfach jetzt noch nicht und es klaert sich in dem letzten Kapitel auf...
    Jep, klärt sich jetzt gleich auf. Inwieweit du die Erklärung überzeugend findest, ist die andere Sache, aber es wird auf alle Fälle was dazu gesagt
    Auf jeden Fall freue ich mich schon tierisch auf das Ende, obwohl es mir lieber waere, wenn diese Geschichte nie ein Ende haette!!!!
    Kann ich nachvollziehen. Auf jeden Fall ist dann hier der letzte Teil (oder je nachdem)
    Hoffe dir gefällt das Ende auch so gut und erfüllt deine Erwartungen.

    Phönix89:
    Oh man, jetzt hatte ich doch glatt das zweite Kap übersehen.
    Macht nichts, jetzt biste ja wieder da
    Ich muss an dieser Stelle wirklich mal ein großes Lob an deine Übersetzerfähigkeiten aussprechen, das machst du wirklich klasse und ich bin dir unendlich dankbar, dass du dir für uns die Arbeit gemacht hast!
    Dankeschön! Und ich freue mich ja, eine so tolle FF auch mit der deutschen Leserschaft teilen zu können! Und natürlich freut es mich auch, dass die FF so gut bei euch ankommt und sie euch so gut zu gefallen scheint, wie sie mir gefallen hat, als ich sie erstmals las.


    Lorien:
    Richte dem Verfasser einfach mal aus, dass ihm da eine wirklich GENIALE!!! Geschichte gelungen ist, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Und ich kann nur wiederholen, wie dankbar ich auch dir für die Übersetzung bin.
    Zu ersterem: Wurde schon erledigt und zu 2.: bitte, bitte, keine Ursache Hab mich meinerseits wieder riesig über dein FB gefreut, von daher sind wir wieder quitt, würde ich sagen
    Mein Besuch hat mich schon ganz komisch angeschaut
    Oh je, na, genau deswegen lese ich immer in meinem stillen Kämmerchen Obwohl ich mich noch daran erinnere, als ich die FF erstmals gelesen habe... meine Mitbewohnerin muss sich da wohl auch ihren Teil gedacht haben, denn mein Lachen konnte man sicherlich auch oft noch bis ins nächste Zimmer hören...


    Guguck15:
    dass John und Rodney im nächstens Teil über diese 5,5 Jahre sprechen und damit die Geschichte aus ist.
    Gut geraten, aber lies selbst

    Übrigens waren es vier Jahre. Vermutlich bist du durch diese Stelle verwirrt:
    „Vier Jahre meines Lebens, die ich nie zurückbekommen werde, in denen ich meine Zeit als Spielzeug für einen Vierjährigen vergeudet habe!“

    John fühlte, wie sich sein Magen augenblicklich verkrampfte. „Fünfeinhalb“, murmelte er verteidigend, wenngleich es seiner Stimme an Stabilität fehlte.
    Aber die 'Fünfeinhalb' beziehen sich auf Johns Alter, als Rodney zu ihm gekommen war.

    vielleicht noch irgendwas Zeitlinienmäßiges
    Was meinst du denn jetzt damit? Kann mir grad nichts drunter vorstellen. Ich glaube das Wort 'Zeitlinienmäßig' verwirrt mich etwas
    Also auf jeden Fall wieder danke fürs FB!




    ~
    4. Kapitel: Ein echter Freund
    ~

    Er war zwar eigentlich nicht so geplant gewesen, aber wenn das Schicksal – oder in diesem Fall Elizabeth und Teyla – einem eine derartige Gelegenheit zuspielte, konnte man sie sich nicht einfach so entgehen lassen.
    Jinto hatte sie zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen und so hatten sie sich am frühen Abend zum Festland aufgemacht, wo die Feier bereits in vollem Gange gewesen war.

    Es wurde getanzt und Alkohol getrunken und da John noch nie allzu viel vertragen hatte, war er schon bald reichlich angetrunken.

    Sie saßen ein Stückchen abseits von den tanzenden Athosianern und Expeditionsmitgliedern auf einer dicken Decke. Ein paar weitere Decken lagen vorsorglich neben ihnen, damit sie später, wenn sie sich schlafen legen wollten, nicht noch einmal würden aufstehen müssen. Elizabeth hatte nämlich angeordnet, dass niemand in dieser Nacht nach Atlantis zurückfliegen durfte, egal, wie sehr sie selbst von ihrem nüchternen Zustand überzeugt wären.

    Rodney aß gerade die letzten Reste von seinem Teller, während John ausgestreckt auf dem Rücken lag und mit der Musik mitsummte.

    Nach einer Weile stellte Rodney seinen Teller beiseite und lehnte sich zu John hinüber. Er bändigte seine Nervosität und grinste seinen unbeschwerten Freund an. „Hi, John.“

    Der andere Mann hielt in seinem Gesumme inne und sah zu ihm hoch, ein Grinsen auf dem Gesicht. „Hi, Rodney.“

    Eines hatte Rodney von den paar Malen, da er seinen Freund betrunken erlebt hatte, gelernt: Er würde alles tun, was Rodney von ihm verlangte – wenn er ihn nur bei seinem Vornamen ansprach. „Amüsieren Sie sich?“

    „Ja“, antwortete John gedehnt, wobei er die Arme über seinem Kopf ausstreckte und dort liegen ließ. „Das ist toll. So richtig... richtig toll.“

    „Gut“, erwiderte Rodney. „Also, John.“

    „Hmm?“

    Rodney grinste leicht. „Wer ist Ihr aller bester Freund im ganzen Universum?“

    Das ließ John auflachen. „Mein Rodney“, erwiderte er und Rodney hörte das unausgesprochene 'Wer sonst?' heraus.

    Der besitzanzeigende Teil seiner Antwort bestätigte ihm, wie betrunken John wirklich war.

    „Ja, das bin ich“, stimmte er zu. „Hey, wollen Sie eine Geschichte hören?“

    John schnaubte leicht auf. „Sie sind schrecklich im Geschichtenerzählen, Rodney.“

    Rodneys grinste nur noch breiter. „Sie mögen meine Geschichten aber trotzdem.“

    „Ja“, gab John zu, während er sich auf die Seite drehte und seine Augen begannen zuzudriften.

    Rodney lehnte sich abermals zu ihm hinüber und stupste ihn an. „Hey. John. Bleiben Sie wach oder es gibt keine Geschichte. Es ist eine wirklich gute.“

    Langsam öffneten sich Johns Augen wieder einen Spalt breit und er blickte auf, um seinem Freund in die Augen sehen zu können.

    „Schon besser“, sagte Rodney, während er auf der Decke herumrutschte, um eine bequemere Lage zu finden. Schließlich streckte er sich neben John auf dem Rücken aus. „Okay. Es war einmal ein Genie, das hat dieses Gerät gefunden und wollte wissen, was es machte. Sein Freund, der Colonel-“

    „Bester Freund“, murmelte John.

    „Sein bester Freund, der Colonel“, verbesserte er sich, „dachte nicht, dass es so eine gute Idee war, mit dem Gerät herumzuexperimentieren, und wollte ihm nicht helfen, sodass das Genie ihn ausgetrickst hat.“

    „Was total... hinterhältig und... und falsch von ihm war“, unterbrach John ihn abermals.

    „Ja, das war falsch von ihm“, seufzte Rodney.

    „Aber der Colonel hat ihn trotzdem noch lieb.“

    Ja, danke. Könnte das Genie die Geschichte vielleicht mal zu Ende erzählen?“, fragte Rodney, jedoch ohne seinen üblichen beißenden Sarkasmus.
    Als John nicht widersprach, fuhr er fort: „Nun, dieses Gerät war eine Art experimentelle Misch-Technologie zwischen einem Unsichtbarkeitsschild und einem Zeitreise-Gerät. Es ist eigentlich ein wenig komplizierter, aber ich will das hier noch zu Ende erzählen, bevor Sie mir noch ganz einschlafen. Also, wie gesagt, er hat den Colonel reingelegt, damit er das Gerät unwissentlich aktivierte, und es schickte das Genie in eine andere Zeit und an einen anderen Ort – ganz weit weg, zurück zur Erde.
    Niemand konnte ihn sehen und das Gerät war kaputt und er hatte keine Ahnung, wo er war. Aber das Genie fand einen kleinen Jungen, der ihn sehen konnte. Der Junge war sehr einsam und keines der anderen Kinder in seinem neuen Kindergarten wollte mit ihm spielen. Also beschloss das Genie zu bleiben und sein Freund zu sein. Er blieb vier Jahre lang bei dem Jungen und sie kümmerten sich umeinander. Doch irgendwann gelang es dem Genie schließlich, das Gerät zu reparieren. Während der Junge in der Schule war, ging er in Elektroläden und ließ es sich mit Energie aufladen. Es dauerte sehr lange, aber irgendwann reichte die Energie dafür aus, ihn nach Hause zu schicken.“

    Er beobachtete Johns Reaktion, doch John starrte nur stumm zurück und Rodney fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, damit zu warten, ihm alles zu erzählen, bis er betrunken war.

    „Er ließ den Jungen alleine“, wisperte John, als Rodney gerade wieder zum Reden ansetzen wollte.

    Der sanfte Tonfall seiner Stimme ließ Schuldgefühle in Rodney hochkommen. Darunter jedoch keimte Hoffnung in ihm auf, dass der andere Mann sich tatsächlich erinnerte und nicht nur einfach den Ausgang der Geschichte riet.

    „Ja, das tat er. Bevor er aber gegangen ist, hat er dafür gesorgt, dass der Junge wusste, wie er ihn wiederfinden könnte, wenn er erwachsen ist, damit er ihm dabei würde helfen können, die Galaxie zu retten, und nicht für immer alleine sein würde.“

    Johns Augen fielen abermals zu, als er den Kampf um das Wachbleiben allmählich verlor.

    „Als das Genie in die Stadt zurückkam, wartete der Junge dort auf ihn, doch in der Zwischenzeit war er erwachsen geworden“, sagte Rodney schnell, da er die Geschichte noch beenden wollte, bevor John endgültig einschlief.
    „Es war der Colonel, sein bester Freund, so wie er es nicht anders erwartet hatte. Er wollte ihm von seinem Abenteuer erzählen, aber alles war so verwirrend, weil er für den Colonel fast gar nicht weggewesen war und alles fühlte sich so unecht an, dass er sich nicht dazu überwinden konnte, es laut auszusprechen. Er war sich nicht einmal sicher, ob der Colonel sich überhaupt noch an ihn erinnerte oder ob er nur denken würde, er wäre verrückt und... und du erinnerst dich besser morgen früh noch daran, John“, flüsterte er, als er bemerkte, dass John diesmal endgültig eingeschlafen war. „Denn ich denke nicht, dass ich das alles noch einmal erzählen kann.“

    Er deckte John vorsichtig mit einer Decke zu, ehe er sich selbst in eine hineinkuschelte. So lag er eine Weile da und sah John beim Schlafen zu, bis er spürte, wie seine eigenen Augen schwer wurden und er langsam wegdämmerte.

    ~

    Als Rodney aufwachte, stand die Sonne bereits fast im Zenit und blendete ihn. Er blinzelte verschlafen und murmelte etwas über Augenprobleme, während er versuchte, seinen Körper dazu zu bewegen, sich aufzusetzen. Gerade wollte er sich mit den Armen hochstützen, als etwas Kaltes und Nasses sein Gesicht traf.

    „Oh, 'tschuldigung, ich dachte, Sie würden noch schlafen.“

    Er spuckte das Wasser aus, das er in seinen Mund bekommen hatte, wobei er mit seinen Händen über sein nasses Gesicht rieb.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er John über sich stehen, in einer Hand einen leeren Becher, in der anderen einen, aus dem er trank.

    „Wofür war das denn?“, fragte Rodney, jetzt vollkommen wach, und setzte sich – diesmal erfolgreich – auf.

    John warf einen Blick zu den Jumpern und erklärte: „Wir machen uns fertig für den Rückweg. Sie waren der einzige, der noch geschlafen hat.“ Dabei hielt er den noch vollen Becher Rodney entgegen.

    „Ich wollte gerade aufzustehen, als Sie versucht haben, mich zu ertränken“, grummelte Rodney, nahm den Becher aber entgegen und nippte daran.
    Oh, süßes athosianisches Kater-Heilmittel. Sein Kopf fühlte sich schon gleich besser an. Dabei hatte er letzte Nacht noch nicht einmal so viel getrunken, da er nüchtern genug hatte bleiben wollen, um John alles zu erzählen...

    „Kommen Sie schon, gehen wir“, sagte John, wobei er seine Hand ausstreckte, um Rodney auf die Füße zu helfen.
    Anschließend sammelte er die Decken ein und machte sich ohne ein weiteres Wort auf Richtung Puddlejumper.

    Sie schafften es erstaunlich schnell, alle in den Jumpern unterzubringen, wenn man bedachte, dass über die Hälfte einen nicht gerade sehr angenehmen Kater hatte.
    John bestand darauf, dass er sogar verkatert noch besser fliegen konnte als Rodney, sodass John sie und ihre Gruppe zurück nach Atlantis flog.
    Der Flug war ruhig. Lediglich leise Flüstergespräche und Lachen drangen zu ihnen nach vorne.

    Als sie in Atlantis ankamen, stand Rodney auf, um den anderen nach draußen zu folgen. Er war ziemlich überzeugt davon, dass sein Plan fehlgeschlagen war, weshalb er sich in der Gesellschaft seines Freundes etwas unbehaglich fühlte.

    „Setzen Sie sich, Rodney“, befahl John, ehe Rodney es überhaupt bis in den hinteren Teil des Jumpers geschafft hatte.

    Er ließ sich wieder in den Kopilotensitz zurücksinken, wobei er dem anderen Mann einen skeptischen Blick zuwarf.
    John sah ihn noch nicht einmal an und als endlich auch alle anderen Jumper eingetroffen waren, öffnete er die Kommunikationsleitung zum Kontrollraum.

    „Atlantis, hier ist Sheppard. McKay hat was auf dem Festland vergessen. Wir müssen noch mal zurück.“

    Rodney runzelte die Stirn, machte aber nicht auf die Lüge aufmerksam. Selbst dann nicht, als die Techniker im Gateraum Johns Plan bestätigten.

    Er wurde leicht nervös, als der Jumper durch das offene Dach aufstieg und abermals auf das Festland zuhielt. Er sah John von der Seite an, doch dessen Ausdruck verriet rein gar nichts.

    Nach ein paar Minuten hielt er es nicht länger aus. „Ich habe nichts zum Festland mitgenommen“, sagte er, wobei seine Stimme nervöser klang, als ihm lieb war.

    „Ja“, stimmte der andere Mann ihm zu. „Ich weiß.“

    Das war alles, was er sagte, und als Rodney das Schweigen abermals zu unangenehm wurde, ließ er sich einfach tiefer in seinen Sitz sinken und zwang sich abzuwarten.

    Sie flogen an dem athosianischen Lager vorbei und noch gute fünf Minuten weiter, ehe John den Jumper schließlich auf einer großen Lichtung runterbrachte. Der Jumper gab ein summendes Geräusch von sich, als er auf dem Boden aufkam, dann wurde es still.

    Einen Moment lang rührte sich keiner der beiden.

    Dann bewegte sich John leicht in seinem Sitz, ehe er unvermittelt aufsprang. „Kommen Sie schon“, sagte er, während er auf den Ausgang des Puddlejumpers zuhielt.

    Rodney stand in seiner Hast etwas ungeschickt auf und eilte ihm nach. Er dachte, John würde den Jumper verlassen, aber bevor er die Laderampe erreichte, fuhr er herum und nutzte die Tatsache, dass Rodney nur ein paar Schritte hinter ihm war – und sich noch immer vorwärts bewegte –, dazu, seine Arme um Rodneys Schultern zu schlingen und ihn fest an sich zu drücken.

    Sie standen eine Weile so da, Rodney steif und unbeholfen, und John machte keinerlei Anstalten, ihn loszulassen.

    „Ich bin so sauer auf dich, du hast ja keine Ahnung“, murmelte er in seine Schulter.

    Langsam begann Rodney sich zu entspannen und legte seinerseits einen Arm um Johns Rücken. „Oh? Kann ich dann einfach nur sagen, dass ich wirklich sehr, sehr erleichtert bin? Wie du dich auf dem Festland verhalten hast... Ich war mir nicht sicher...“

    „Sauer“, wiederholte er nachdrücklich, als ob Rodney nie gesprochen hätte. „Du hast mich betrunken gemacht.“

    „Moment mal, was? Du hast dich selbst betrunken gemacht!“

    „Und das eiskalt ausgenutzt.“

    Rodney verdrehte die Augen. „Du bist in angetrunkenem Zustand viel harmloser. Es war ein reiner Akt des Selbstschutzes.“

    „Danke.“

    Rodney hielt inne und blinzelte, um den plötzlichen Wechsel von anklagend zu dankbar nachzuverfolgen.

    „Ja, na ja, kein Dank nötig. Und du kannst, ähm, jetzt loslassen.“

    Er spürte, wie John leise in seine Schulter lachte.

    Dreißig Jahre, Rodney“, betonte John und klang dabei so verloren, aber zugleich auch erleichtert, während er ihn nur noch stärker umarmte.

    Und bei diesen Worten erkannte Rodney endlich, was diese ganze Zeit für John bedeutet haben musste. Er selbst hatte John nie verloren; als er nach Atlantis zurückgekommen war, hatte John dort auf ihn gewartet. Aber für John selbst hatte es Jahre bedeutet. Jahre, die vergangen waren und in denen er seinen besten Freund verloren geglaubt hatte.

    Bei dieser Erkenntnis schlang er auch seinen anderen Arm um die Schultern seines besten Freundes und erwiderte die Umarmung.

    „Es ist wirklich so lange her, hm?“, erwiderte er sanft. „Aber jetzt ist alles in Ordnung. Ich bin ja hier.“

    E N D E

  19. #19
    Patchman Avatar von guguck15
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    ist doch mal eine schöne, wenn auch kurze Geschichte.
    Ein mir ungeklärtes Paradox bleibt es, wieso John das Gerät aktivieren musste. Wenn es ohne ihn keine Zeitreise gegeben hätte, wäre Rodney gar nicht John´s Freund geworden, und er gar nicht nach Atlantis gekommen. Ist halt so ein bisschen Großvater-Paradox-ähnlich.
    Großes Lob für die Übersetzung. Ich wäre froh, wenn wir mehr zu lesen bekommen könnten.
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  20. #20
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    WOW, ist das erste, was mir zu diesem absolut gelungen Ende einer genialen Geschichte einfällt.
    Rodney mach John betrunken um mit ihm reden zu können? So ein feiges Exemplar der Gattung Mensch! War aber total goldig geschildert.
    Das Ende war auch dermaßen berührend... Die beiden sind einfach wahre Freunde und ein echtes Dreamteam.
    Aus der Kategorie Chara-FF war das die Beste, die ich jemals gelesen habe.
    Wirklich klasse übersetzt. Freue mich auf mehr von dir.

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