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Thema: Love will find a way

  1. #21
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Das waren wieder zwei klasse Fortsetzungen!

    Erst diese Entdeckungsphase ... ich fand's total witzig, wie John dem ganzen immer mehr auf die Schliche kommt, und was fuer Gedanken ihm dabei im Kopf rumgehen (Rodney hat keine willige Sekretaerin? )
    Sehr gut beschrieben hast du dann aber auch die tatsaechliche Begegnung der drei im Badezimmer ... interessant, dass Chafrian sofort wusste, was Sache ist, waehrend John nur mehr oder weniger dumm da steht und Rodney einfach nur im Erdboden verschwinden moechte ... konnte man sich echt genau vorstellen!

    Aber dann im naechsten Teil wurde es dann wieder etwas ernsthafter ... aber auch typisch fuer die beiden, dass sie nicht wirklich offen reden koennen ... keiner von ihnen ...

    Ich hoffe doch, dass sich das bald aufloest, oder? Oder vllt auch nicht ... hm ... denn dann waere die FF ja schon zu Ende ... hmmm ... ach, schreib einfach weiter!!

  2. #22
    Chief Master Sergeant Avatar von B'Elanna
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    So, bin heut mal wieder zum Schreiben gekommen. Ist zwar kein all zu langes Kapitel, aber ich hoffe es gefällt euch


    „Das MALP meldet keinerlei Wraith-Aktivitäten in den letzten Stunden“.
    Elisabeth saß Adriel Crispin in ihrem Büro gegenüber. Den Bericht über die MALP-Überwachung immer noch in der Hand haltend, sah sie ihren Gegenüber an.
    Dieser trug ein zufriedenes Lächeln zur schau und hatte seine unruhigen Hände auf seinem Schoß gefaltet. Die größte Anspannung war mit dem positiven Teil von Dr. Weirs Bericht aus Adriel gewichen und die Hoffnung endlich Heim zu kehren lies ihn wie ein kleines Kind auf seinem Stuhl hin und her rutschen.
    Elisabeth nahm die freudige Erwartung des aurelianischen Anführers mit einem Lächeln zur Kenntnis.
    „Leider zieht sich eine Spur der Verwüstung durch ihr Dorf“, begann Elisabeth nun den unangenehmen Teil zu besprechen.
    „Wir werden Ihnen selbstverständlich bei dem Neuaufbau ihres Dorfes helfen“, fügte sie hinzu, um Adriel seine gute Laune nicht gänzlich zu Verdereben. Dieser schien aber von dem eben gehörten wenig überrascht.
    „Ihre Hilfe erfreut uns natürlich sehr, aber damit haben wir bereits gerechnet. Wann immer meinem Volk eine Flucht vor den Wraith gelang, standen sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Gezwungen, wieder von vorne zu beginnen, hat die Waffe, welche meine Generation nun endlich fertig stellen wird, dennoch alle die Jahre über mit Hoffnung in die Zukunft sehen lassen und ihnen geholfen, ihr Schicksal immer wieder aufs neue zu ertragen.“
    „In dem Wissen sich irgendwann gegen die Wraith wehren zu können“, beendete Elisabeth die Ausführung Adriels.
    Dieser nickte erfreut, „genau, Sie sagen es! Das wissen dass in ferner Zukunft eine Generation auf Aurelia leben wird, welche frei von Furcht und Unterdrückung durch die Wraith eine neue Zukunft gestallten kann! Und meine Aufgabe ist es, mein Volk in eben jene Zukunft zu geleiten!“
    Elisabeth hörte sich die übertrieben ausgeschmückte Rede des Aurelianers mit einem zurückhaltenden Lächeln an. Sie war nicht derart optimistisch, was die Waffe und auch die Zukunft betraf. Eine Waffe zu haben war zwar ein Anfang, doch die Wraith würden sich deswegen kaum geschlagen geben. Worte die sie Adriel gegenüber nie erwähnen würde, allein schon um das Erbe seiner Vorfahren nicht zu kränken. Sie würden diesem Volk helfen und schon allein damit eine gute Tat vollbringen.



    „Und deshalb werden wir alle nötigen Arbeitskräfte und Ressourcen für diese Mission zur Verfügung stellen“, beendete Elisabeth ihren Vortrag und blickte in die Runde.
    Der Besprechungsraum war heute außergewöhnlich voll. Neben Sheppards Team war Radek und einige weitere Wissenschaftler anwesend. Sie würden sich auf Aurelia um die erfolgreiche Fertigstellung der Waffe bemühen und Dr. Edo und seine Leute bei allen notwendigen technischen Arbeiten unterstützen.
    Dann waren da noch Major Lorne und sein Team, sowie Dr. Gaard der für den Wiederaufbau des aurelinaischen Dorfes eine Freiwilligen-Truppe organisiert hatte.
    Als keine Fragen zur bevorstehenden Mission gestellt wurden, stand Elisabeth auf. „Sehr schön“, meinte sie und griff nach ihrem Bericht, bevor sie sich wieder den nach und nach aufstehenden Leuten des Besprechungsraumes zuwandte.
    „Colonel Sheppard…“
    Der Angesprochene hatte die Besprechung nur mit einem Ohr wahrgenommen. Seine Gedanken jedoch waren weit ab von diesem Thema, immer wieder zu Rodney gewandert. Doch jetzt versuchte er sich zusammen zu nehmen. Die vor ihnen liegende Mission würde genug Ablenkung bieten, um nicht ständig in Gedanken gefangen zu sein.
    „Ich wünsche, dass Sie den Transport der Hilfsgüter für den Wiederaufbau koordinieren“, sprach Dr. Weir weiter.
    John nickte nur, „wird gemacht“. Damit stand er auf.
    „Schön…Major Lorne“, sie schenkte dem jungen Soldaten ein Lächeln. Der Major hatte sich für den Wiederaufbau als Freiwilliger gemeldet und sogleich sein ganzes Team mehr oder weniger Freiwillig zur Verfügung gestellt.
    „Ich übertrage Ihnen die Verteilung der Hilfsgüter und die Organisation der Helfer. Teyla und Ronon“,
    „Wir werden den Major gerne dabei unterstützen“, kam es von Teyla und Elisabeth nahm das freudig zur Kenntnis.
    „Dann wäre fürs erste alles geklärt. Meine Damen und Herren, ich wünsche Ihnen viel Erfolg.“



    Seit dem Beginn ihrer Mission in dieser Galaxie und ihrer damit verbundenen Besiedlung von Atlantis, hatte John Sheppard nie wieder solche Mengen an Gütern durch das Tor gehen sehn.
    Ein Team aus freiwilligen Helfern belud die schwereren Güter in einen Jumper, während John mit einer Liste am Stargate wartete und die leichteren Kisten und Materialien abhackte, die Major Lornes Team auf der Anderen entgegen nahmen.
    Und obwohl er jetzt seit Sunden zwischen den verschiedenen Lagerräumen und dem Jumper-Hangar hin und her pendelte, konnte er seine Gedanken doch nicht ganz an seine Tätigkeit verlieren.
    Immer wieder Tauchte dieser miese, kleine…John kannte nicht einmal den Namen des Aurelianers und doch hätte er ihn am liebsten Gelyncht!
    Schließlich war dieser Kerl an seinem momentanen Dilemma schuld! Schuldig in jeder Hinsicht! Einerseits weil seine Ankunft hier dafür gesorgt hat, dass er sich überhaupt mit dem leidigen Thema Gefühle auseinandersetzte und andererseits, weil er sich so einfach an Rodney rangeschmissen hat was John zurück zum ersten Punkt brachte. Seinen ungewollten Gefühlen für McKay, denen er sich, ohne dieser miesen, kleinen Ratte von Wissenschaftler nie hätte stellen müssen!
    Vielleicht wären diese Gedanken an Rodney, all die heimlich gehegten Fantasien für immer im Verborgenen geblieben, da wo sie hingehörten aber jetzt? Jetzt waren diese Fantasien realer und lästiger aber auch erregender als je zuvor. Gut, das mochte daran liegen, dass John nun wusste, das Rodney Sex mit jedem Partner, ob männlich oder weiblich genießen konnte. Aber was nutze ihm dieses Wissen, wenn doch dieser kleine, aurelianische Bastard im Weg stand?
    Mit einem schwerlich unterdrückten Seufzen, strich John den letzten Gegenstand auf seiner Liste durch.
    „Wir sind hier fertig!“ verkündete er dem Dienst habenden Offizier im Kontrollraum, welcher daraufhin das Tor abschaltete. Jetzt trottete John zurück zum Jumper und würde, sobald alles Wichtige an Bord war, nach Aurelia aufbrechen.

    „Colonel!“
    Kaum hatte sich die Tür des Hangars hinter John geschlossen, kam ihm auch schon Dr. Gaard mit einer guten Laune entgegen, die schon fast verboten gehörte. Zumindest für Johns momentane seelische Verfassung war dies jetzt unerträglich.
    Obwohl er es dem älteren Herrn, mit dem bereits ergrauten Haar hoch anrechnete, dass dieser so gut gelaunt und voller Tatendrang an diese Hilfsmission ging und das auch noch freiwillig, schlug ihm diese Überdosis Fröhlichkeit heute nur auf den Magen.
    Vor einigen Stunden hatte er noch geglaubt, die vor ihm liegenden Aufgaben würden ihn derart einnehmen, dass er keine Zeit mehr hatte zum Grübeln. Doch weit gefehlt. Die Mission langweilte und seine Gedanken rasten ständig um diese kleine Ratte und um McKay von dem er sich irgendwie verraten fühlte.
    Sie waren Freunde, warum hatte Rodney nie seine Vorlieben für beide Seiten erwähnt? Gut, Sex und sexuelle Interessen waren nicht ihre Standartthemen, wenn sie einen kleinen Plausch oder einen gemütlichen Männerabend verbrachten. Sie redeten meist über Belanglosigkeiten oder unterhielten sich über Atlantis und seine Bewohner. Hin und wieder auch über die Bedrohung durch die Wraith und ab und an schweiften sie ab aus der Pegasus Galaxie und erzählten Anekdoten aus ihrem >früheren< Leben. Gewiss war da auch mal der ein oder andere Name einer Ex oder einer flüchtig bekannten Eroberung gefallen, aber nie mehr. Was John erst jetzt im Nachhinein auffiel.
    Vielleicht war es auch ein klein wenig Selbstschutz gewesen, dass er Rodney nie auf das Thema seiner sexuellen Orientierung angesprochen hatte, denn wie hätte er im Gegenzug Rodneys Frage dahingehend beantwortet? Wahrscheinlich hätte er gelogen und um seine Unsicherheit zu überspielen, von seiner Ex-Frau erzählt.
    Rodney hätte ihm auch kaum von seinen >Begegnungen< dieser Art erzählt, falls es in seinem Leben solche überhaupt ga…b...Moment! ...Konnte es sein? ...War es möglich dass? ...
    John musste schwer schlucken! Dieser Gedanke hatte ihn förmlich überrannt und machte ihm Auswirkungen klar, die er bis eben noch nicht gesehen hatte.
    Was wenn dies wirklich McKays erster Typ war?
    Die Tatsache, dass Rodney dem Angebot zum Sex sofort nachgekommen war, hatte John glaubend gemacht, dass da schon eine gewisse Erfahrung vorhanden sein musste.
    Doch was wenn das wirklich Rodneys erstem Mal gewesen war? Dann hatte sich John nicht nur bisher jeder Chance um auf Sex zu kommen beraubt, sondern auch noch die einmalige Gelegenheit verpasst, Rodney zu entjungfern?!
    Das…das…das war… John viel kein passendes Wort ein!
    Er hätte das Thema wohl doch mal bei einem ihrer gemütlichen Beisammenseins auf den Tisch werfen sollen. Doch jetzt war wohl ohnehin zu spät…
    Immer noch von dem Gedanken geschockt, nahm er Dr. Gaard gar nicht mehr wahr, als er an dem verdutzten Mann vorbei zum Jumper ging.
    Ein verwirrter Blick des Dr. der dem Piloten nachsah, völlig von der Rolle und noch mitten in seiner doch so wichtigen Frage, die er eben noch hatte stellen wollen.

  3. #23
    Wissenschaftler Avatar von Sergeant-Rodney
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    Hey das war wieder fantastisch

    Nur Shep tut mir etwas leid, so verwirrt wie er ist...
    Aber nur weiter so, ich freu mich schon drauf wie es weiter geht.

    Sig und Ava made by Bandit. Dankeschön.

    ~Math is like Ophelia in Hamlet — charming and a bit mad~
    Alfred North Whitehead

    ~Bisher konnte noch nicht bewiesen werden, daß irgend etwas in der Mathematik schwierig ist~
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  4. #24
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    Nachdem er die letzten fünf Minuten damit verbracht hatte, Dr. Gaard zu bestätigen, dass ihm nichts fehlte und ein Besuch bei Carson unnötig wäre und nur ihre Mission verzögerte, waren der Jumper gestartet.
    Zwar haftete immer noch ein besorgter Blick des netten Dr. auf John, da Dr. Gaard wohl befürchtete, dass er irgendein Konzentrationsproblem hatte oder unter psychischem Stress und Überarbeitung litt. Was, wie nicht anders von einem Arzt zu erwarten, eine lange Diskussion über Johns Stresspegel und zu wenig Schlaf zur Folge hatte -halt- Diskussion war nicht das richtige Wort gewesen. Dr. Gaard hatte gesprochen, John hatte nur hier und da genickt.
    Das meiste dieser einseitigen Kommunikation war schlicht und einfach an ihm vorbei gegangen und das andere hatte ihm Carson schon so oft vorgehalten, dass die Worte einfach an ihm abprallten. Von wegen zu viel Stress und zu wenig Schlaf. Das einzige was John zu seinem bedauern in seinem Bett tat, war schlafen, was übrigens, wenn er an sein Leben auf der Erde zurück dachte, damals nicht so gewesen war. Hier auf Atlantis hatte er mehr Schlaf als jemals auf der Erde, weil einfach die Abwechslung fehlte.
    Abwechslung…dieses Wort führte ihn wieder zu ungewollten Gedanken zurück.
    Seufzend und sich des besorgten Blickes von Dr. Gaard bewusst, versuchte John alle unerwünschten Gedanken erneut beiseite zu schieben. Zumindest hatte er fürs erste erreicht, dass er nicht mehr über McKay und dem Aurelianer nachdachte. Der Schock seiner vorherigen Gedanken, die zwar nicht zutreffen mussten, aber immerhin nicht zu den unmöglichsten Theorien gehörten, saß noch tief.
    Auf Aurelia würde er sich in die Arbeit stürzen und so lange und so hart schuften, bis er müde und komplett erledigt ins Bett fallen würde. Das war immer noch die beste Methode, um sich von unnützen Grübeleien abzuhalten.
    Der Jumper steuerte die Überreste des zerstörten Dorfes an und Major Lornes Stimme drang aus dem Lautsprecher des kleinen Schiffes.
    „Sir, die Materialien die der Jumper geladen hat, werden bei Teylas Koordinaten benötigt.“
    „Hab verstanden“, bestätigte er und rief das Display des Jumpers auf.
    Teyla befand sich am westlichen Ende des Dorfes und John war froh, endlich etwas zu tun zu bekommen, als er den Jumper dicht neben der wartenden Menge landete.

    Das Endladen des Jumpers ging mit so vielen hilfreichen Händen schnell voran. Teyla koordinierte die Transporte der schweren Kisten und Güter in alle Richtungen des Dorfes.
    Auch Ronon kam mit einigen Helfern, um sich die benötigten Werkzeuge für die bevorstehenden Baumfellarbeiten zu besorgen.
    „Welchem Team wollen Sie helfen?“ hatte Ronon an Sheppard gewandt gefragt, als dieser noch unschlüssig an der Außenwand des Jumpers gelehnt hatte.
    „Der Colonel wird als erstes das hier, zu Dr. McKay bringen“ ordnete Teyla an und drückte John einen kleinen, metallenen Koffer in die Hand.
    Dieser sah etwas verwirrt auf den Gegenstand und versuchte seine Unlust darüber, McKay in der nächsten Zeit über den Weg zu laufen, mit einer fast hilflosen Geste zu Ronon hin, zu überspielen.
    „Aber wäre meine Muskelkraft in einem von Ronons Holzfällerteams nicht besser genützt?“ Mit einem Seitenblick zu dem Angesprochenen erhoffte er sich Zustimmung, doch Ronon hob und senkte nur die Schulter, als wolle er Teyla keinesfalls widersprechen.
    Teyla hatte eines ihrer wissenden Lächeln aufgesetzt und John fragte sich ernsthaft, ob sie wieder einmal mehr wusste, als sie sollte. Vielleicht hatte sie durch die Szene in der Kantine und Johns Verhalten Rodney gegenüber irgendeinen Verdacht geschöpft. Oder…wieder Seufzte John. Er könnte Stundenlang so weiter rätseln. Teyla hatte ein sehr gutes Gespür für solche Situationen und das letzte was er jetzt brauchte, war ein Gespräch mit ihr und dann auch noch da rüber! Somit zückte er auch die Schultern und sah von Teyla zu Ronon.
    „Na schön und wo steckt McKay?“ fragte er leicht genervt.
    „Sie müssen zu diesem großen Gebäude“, Teyla deutete auf mit Rußflecken beschmutzet, grün gestrichenes Bauernhaus, dessen Dach vom Feuer leicht mitgenommen aussah.
    „Dort drinnen wird man Sie in das unterirdische Labor geleiten“, erklärte die Athosianerin weiter.
    John nickte und machte sich auf den Weg.
    „He!“ rief ihm Ronon hinterher und John drehte sich kurz zu ihm um.
    Mit verschränkten Armen und einem Lächeln auf den Lippen meinte er: „Wir werden Ihnen ein wenig Arbeit aufheben“.
    John verzog gespielt böse die Mundwinkel und machte sich auf den Weg.
    Ronon und Teyla sahen ihrem Freund noch eine Weile hinterher.
    „Ich denke er weiß, dass du etwas weißt“, meinte Ronon und lies die bis eben gefalteten Hände auseinander gleiten und deutete John hinterher, während er Teylas Blick einfing.
    „Mag sein, zumindest weiß er, dass er so etwas meinem weiblichen Gespür zutrauen darf“, meinte sie Stolz.
    Ronon lachte und sah von der Athosianerin wieder zu John, der bereits in der Menge der Dorfleute verschwunden war.

  5. #25
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    „Ist das hier der neuste Bericht?“ Rodney wedelte mit einem Klemmbrett in der Luft herum, während er sich zu Zelenka und einem aurelianischen Techniker umdrehte.
    Radek hatte sich die letzten Stunden wieder mehr als nur leicht genervt von seinem Kollegen gefühlt, denn trotz ihres letzten Aufeinandertreffens, das Radek zu seiner Freude doch recht ungemütlich für Rodney hatte gestallten können, war dieser wieder in sein altes Muster zurückgefallen, überheblich und unerträglich! Er schwang langatmige Reden um die einfachsten Dinge die er vollbrachte, wie die kompliziertesten der Welt aussehen zu lassen. Gab zu alles und jedem einen blöden und stets überflüssigen Kommentar, kurz gesagt, er war wieder ganz in seinem Element.
    „Ja“, war alles mit dem Radek die erneut überflüssige Frage quittierte. Hätte es bereits einen neuen Bericht gegeben, so wäre er als erstes an Rodney weitergereicht worden, doch das schlimmste daran war, Rodney wusste das! Er wusste, das er hier als der >wichtigste Kopf< des Atlantis-Teams immer alle neuen Berichte zuerst in Händen hielt. Er fragte nur deshalb ständig nach, um Radek diesen besonderen Status seinerseits kräftig unter die Nase zu reiben.
    „Ich brauche einen aktuelleren, um meine Berechnungen dahingehend auszudehnen“, maulte Rodney.
    Radek seufzte nur leicht resigniert und beachtete seinen Kollegen nicht weiter. Das Rodney gerne meckerte, daran hatte er sich gewöhnt und schließlich musste er ja auch nicht immer alles hören, was der Kanadier den ganzen Tag über so von sich gab.
    „Haben Sie mich gehört?“ erkundigte sich Rodney und trat neben Radek, welcher verwundert aufsah.
    „Ja, hab ich und was wollen Sie jetzt von mir?“
    „Na gehen Sie und besorgen Sie mir einen aktuelleren Bericht“ schaffte Rodney ihm an.
    Radek verdrehte die Augen, „das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst?“ fragte er, obwohl ihm die Antwort bereits klar war. Rodney wollte seine Machtposition auskosten und ihn auf einen sinnlosen Botengang schicken, für den jeder andere, nicht so hoch qualifizierte Wissenschaftler besser geeignet war.
    „Wollen Sie etwa damit sagen, dass Sie die Berechnungen auch ohne den neuen Bericht beenden können?“ Mit siegreicher Miene sah er auf seinen etwas kleineren Kollegen hinab. Dieser verließ noch einmal seufzend und McKay auf tschechisch beschimpfend, das Labor.
    „Haben Sie etwas gesagt?“ rief Rodney ihm noch hinterher.
    Radek grummelte nur noch etwas von >Aushilfsamöbe< dann verschwand er hinter der nächsten Biegung.

    Chafrian hatte nur darauf gewartet, dass Rodney endlich allein im Waffenlabor zurück blieb. Er fand seinen Freund über Berichte und Berechnungen gebeugt und betrachtete ihn einfach eine Weile stumm. Sein Wissen würde den Waffenbau schneller voran bringen, als es die Aurelianer je für Möglich gehalten hätten. Dazu kam die bemerkenswerte Technologie, welche den Menschen der Erde zur Verfügung stand. Doch all das war für Chafrian nebensächlich. Allein die Tatsache, dass Rodney hier war, zählte für ihn. Leise schlich er sich von hinten, an den konzentriert arbeitenden Mann heran und lies seine warmen Hände über dessen Rücken gleiten.
    Im ersten Moment erschrak Rodney durch die Berührung. Als Chafrians Hände dann warm und sanft nach vorne auf seine Brust wanderten, begann er zu genießen, drehte sich in der streichelnden Umarmung zu seinem jungen Freund um und zog den überraschten Mann zu einem leidenschaftlichen Kuss heran.
    Chafrian hätte nicht damit gerechnet, dass Rodney so auf seine Anwesenheit reagieren würde. Er hatte schon fast befürchtet, dass Sheppards ungebetenes Auftauchen, ihre Beziehung zueinander völlig zerstört habe. Doch weit gefehlt! Rodneys Kuss, seine streichelnden Hände…wie er jede Berührung von Chafrian genoss zeigte eindeutig, dass Rodneys sehnen nach einem lieben Menschen in seinem Leben so groß war, dass ein Colonel Sheppard allein dies nicht zu zerstören vermochte. Als Chafrians Hände während des Kusses von Rodneys Rücken hinunter auf dessen Hintern glitten, unterbrach Rodney den Kuss und schob den Aurelianer auf Abstand.
    „Was?“ flüsterte Chafrian in einem verführerischen Ton, der Rodney erschaudern lies. Doch hier war nicht der richtige Ort für ihre Zärtlichkeiten und ihre Reaktionen aufeinander waren auch mehr als offensichtlich für jeden ungebetenen Zaungast. Sie würden das hier verschieben müssen, so schwer es Rodney auch viel.
    „Nicht hier“, flüsterte er eben so leise zurück und hauchte einen letzten Kuss auf Chafrians Lippen.
    „Du hast damit angefangen“, verteidigte sich dieser und versuchte Rodneys Lippen erneut in beschlag zu nehmen. Dieser schob ihn jedoch mit fester Hand zurück.
    „Bitte, nicht hier…wir können nicht…Radek könnte es herausfinden und…“
    Chafrian nahm widerwillig seine Hände von Rodneys Körper. Offensichtlich gab es in der menschlichen Kultur doch einige Dinge, die man lieber geheim hielt und so wandte er sich zum gehen.
    „Warte!“ hielt Rodney ihn auf und griff nach seiner Hand.
    Lächelnd drehte er sich wieder zu Rodney um und genoss den kurzen Händedruck.
    „Ich wollte dir mit dem Kuss eigentlich nur zeigen, dass wir…ich meine…“
    „Das Sheppard das zwischen uns nicht zerstört hat?“ fragte Chafrian nach, der inzwischen wusste, dass Rodney diesbezüglich nicht mit Worten umgehen konnte.
    „Ja“, nickte sein gegenüber und ergriff erneut Chafrians Hand. „Und…können wir uns heute Abend…treffen?“ fragte er unsicher nach.
    Chafrian sah schnell zur Tür, dann überwand er die Distanz zwischen ihnen und küsste Rodney erneut.
    „Ich hohl dich nach der Arbeit ab, ja?“ flüsterte er ihm dabei ins Ohr.
    Sie ließen ihre Hände los und Chafrian verließ so leise wie er gekommen war, das Labor.
    Zurück blieb ein unkonzentrierter Rodney, der das Ende des heutigen Arbeitstages kaum mehr erwarten konnte.

  6. #26
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    Du bist mir ja Eine .. *gg* tagelang (um genauer zu sein ... fast 2 Wochen!) warte ich auf ein neues Kapitel, und dann, wenn ich gar nicht so recht Zeit habe, haust du ploetzlich 3 Stueck raus!!

    Auf jeden Fall waren die allesamt wieder einfach klasse ... du beschreibst das Innenleben der Charas absolut glaubhaft und nachvollziehbar. Gefaellt mir echt gut!
    Auch muss ich oft bei deinen Wortkreationen und Redewendungen herzlich lachen ... ich sag nur "Aushilfsamoebe"! Coole Idee!!

    Schoen war auch die Idee, dass Ronon und Teyla schon wieder mehr begreifen als Sheppard ... ich liebe diese Konstellation! *g*

    Aber was deine Geschichte in meinen Augen wirklich zu etwas Besonderem macht, ist, dass du hier tataechlich mal eine echte und ernstgemeinte Dreiecksbeziehung entwickelst. Ich koennte nicht sagen, dass ich das schon mal in irgendeiner Slash-Story so gelesen habe ... das finde ich wirklich interessant und ist auf jeden Fall mal etwas Neues!

    Das einzige kleine Manko beibt weiterhin, dass du vllt ein wenig von diesem Blocksatz wegkommen solltest ... das macht das Lesen manchmal etwas schwierig. Bau doch einfach mal ein paar Leerzeilen bei der woertlichen Rede ein, um das Ganze etwas uebersichtlicher zu gestalten.
    Und vllt solltest du dir doch mal ueberlegen, dir einen Beta-Leser zu suchen. Ich finde die Rechtschreibfehler nicht so besonders schlimm, aber manchmal stolpere ich doch ueber den ein oder anderen, was dann leider den Lesefluss wieder etwas stoert, aber wie gesagt ... halb so schlimm. Nimm das einfach nur als kleine Anregung, okay?

    Ansonsten gefaellt mir deine FF einfach supergut! Mach weiter so!!!

  7. #27
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    Eine lange Treppe führte durch kalte Betonwände, immer tiefer ins Erdinnere. John fühlte sich für einen Moment an den Cheyenne Mountain Complex erinnert, oder an die unterirdisch errichtete Welt der Genii, als er das Ende der langen Treppe erreichte.
    Graue Wände und feuerfeste Türen zierten den langen Korridor. Mit weißer Farbe waren verblasste Zahlen und Buchstaben in einer fremden Sprache auf jede einzelne Tür gepinselt worden.
    Dieser Komplex wirkte nicht nur alt, sondern auch seltsam unreal, wenn man das einfache Leben auf der Oberfläche bedachte. Doch auch die Genii hatten rückständig gewirkt und hatten nie den Anschein erweckt, sich zu einer Bedrohung entwickeln zu können. Wie so oft hatte der erste Eindruck getäuscht und John hatte sich daher stets bemüht, diesen Fehler kein zweites Mal zu begehen und doch, die Aurelianer hatten es geschafft, ihn neuerlich zu überraschen. Während er Stunden in Atlantis verbracht hatte und das Beladen des Jumpers und die Transporte durch das Tor überwacht hatte, waren immer neue und beeindruckende Berichte bei Elisabeth eingegangen. In Windeseile hatten sich Gerüchte in der Stadt verbreitet, nach denen Dr. McKay und Dr. Zelenka nicht nur beeindruckt, sondern regelrecht überzeugt vom Erfolg dieser Waffe waren. Wie weit diese Gerüchte nun stimmten, wusste John nicht, aber immerhin, es klang vielversprechend.
    Am Ende des langen Korridors blieb John ratlos stehen. Mehrere Türen waren zu seiner linken doch keines der darauf stehenden Worte konnte er entziffern. Zu seiner rechten bog der Korridor in ein neues Teilstück ab, welches sich schon nach kurzer Distanz zu einem weiteren Korridor gabelte.
    Die Wachen am oberen Eingang hatten ihn lediglich mit den Worten >geradeaus runter< hier her geschickt, eine genaue Wegbeschreibung hatte ihm jedoch keiner gegeben und ganz ehrlich, John hatte nicht mit einem Komplex in dieser Größenordung gerechnet. Ein Labor, vielleicht zwei, aber kein ganzer Stützpunkt.
    Seufzend wandte er sich dem rechten Korridor zu und wollte gerade ein lautes >ist hier jemand< rufen, als er eine Gestalt in einer der Abzweigungen erkannte.
    Erleichtert nicht mit einer Sinnlosen beginnen zu müssen und auch sehr erfreut darüber, dass er McKay gar nicht begegnen musste, wenn er einem der Aurelinaner diesen Koffer einfach in die Hand drückte, fing er den Herrn in grauer Arbeitsbekleidung ab.
    „Entschuldigen Sie“, rief er und als sich der Herr umdrehte blickte John in das Gesicht des Mannes, auf den von Rodney mal abgesehen, noch weniger hatte treffen wollen.
    John kannte immer noch nicht den Namen des Typen, was aber eigentlich auch egal war, denn für ihn wäre er nie mehr als der Typen, der sein geordnetes Leben in ein Gefühlschaos gestürzt hatte.
    Auch Chafrian musterte den Colonel mit abfälligem Blick. Keiner von beiden hätte seien Hass dem anderen gegenüber in diesem Augenblick in Worte fassen müssen. Die knisternde Spannung zwischen ihnen sprach bände. Keiner von beiden sagte etwas, sie standen nur da und tauschten minutenlang Blicke der Wut, Eifersucht und Missgunst aus.
    Dann ergriff Chafrian das Wort und seine Stimme klang dabei viel kälter als sonst: „Was wollen Sie?“
    John dessen Gedanken gerade darum rasten, ob Chafrian und Rodney hier unten tatsächlich zusammenarbeiteten oder ob seine Begegnung mit Mr. Unsympathisch hier, blanker Zufall war. Doch selbst wenn, er würde ihm den Koffer, welcher zu Rodney gebracht werden sollte, auf keinen Fall übergeben. Lieber würde er Rodney jetzt persönlich unter die Augen treten als es diesem Kerl zu ermöglichen!
    „Ich suche Rodney“, erklärte John und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen. Er wollte sich vor dem Aurelianer keinerlei Blöße geben.
    Chafrian sah zu dem Koffer, welchen John in seiner Hand hielt und auf dem die Insignien der Atlantis-Expedition abgebildet waren. Offensichtlich ein weiteres ihrer hochmodernen Geräte, das Rodney angefordert hatte.
    „Ich bring das zu ihm“, schlug Chafrian vor und deutete auf den metallenen Koffer.
    „Nicht nötig“, erwiderte John gespielt höflich. „Es reicht wenn Sie mir den Weg…beschreiben“.
    Wieder standen sie sich lange gegenüber und betrachteten einander. Jeder suchte nach den perfektesten nächsten Worten, um seinem >Gegner< überlegen zu sein. Chafrian jedoch, entwickelte ihr Gespräch in eine ganz andere Richtung, als er die Worte: „Rodney gehört jetzt mir!“ mit fester Stimme in den Raum stellte.
    John war im ersten Moment ganz überrascht von dieser Aussage. Wollte dieser Typ damit wirklich andeuten, dass bereits mehr zwischen ihm und McKay war, als nur der eine Fick? Das hier etwas Beziehungsähnliches angelaufen war? Nein, dachte John und versuchte gegen den Impuls anzukämpfen, seinen Kopf zu schütteln. Dieser unverschämte Kerl wollte ihn herausfordern, ihn aus der Reserve locken und das konnte er haben! „Das wollen wir erst einmal sehn!“, konterte John.
    Und seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Als erstes reagierte Chafrian überrascht, dann blitzte wieder Wut in seinen Augen.
    „Ich hatte also Recht!“ schrie er schon fast.
    John blickte sich besorgt um, ob nicht ein ungebetener Zuhörer dieses Gespräch belauschen konnte, welches nun offensichtlich lauter zu werden drohte.
    „Sie sind scharf auf Ihn und jetzt sauer, weil er an Ihnen kein Interesse hat. Ganz im Gegensatz zu mir!“
    Bei den deutlichen Worten des Aurelianers wurde sich John wieder einmal schmerzhaft bewusst, dass seine Gefühle für Rodney wirklich so stark waren, wie sie Chafrian beschrieb. Egal wie lange er sie verdrängt und seine homosexuellen Neigungen ignoriert hatte, bis zu jenem Moment hatte er sich selbst nicht eingestehen können, dass er scharf auf Rodney war. Die späte Erkenntnis dessen, überraschte ihn trotzdem kaum. Schließlich ergab es so alles einen Sinn und in den letzten Tagen hatte er wirklich genug darüber nachgedacht. Seine Gefühle Rodney gegenüber waren anders. Anders als bei all den anderen, billigen Typen, mit denen er geschlafen hatte. Rodney würde er nicht Tags darauf aus seinem Bett werfen, oder ihn nach dem Sex für immer meiden wollen. Nein, ganz im Gegenteil! Er wollte Rodney auf eine Weise nahe sein, die er sich selbst nicht zugetraut hätte und erst durch Chafrian hatte er dies begriffen und offensichtlich ging es McKay da nicht anders. Der war nicht auf der Suche nach einem schnellen Fick gewesen, sondern nach einem Menschen, mit dem er sein Leben teilen konnte und in diesem Moment schwor sich John alles zu unternehmen, um diesen Platz in Rodneys Leben einzunehmen. Nicht dieser Aurelianer!
    „Ja“, gab John somit das Grübeln auf und ging wieder auf Konfrontationskurs. „Ja ich will was von Rodney“, kamen zum ersten Mal die Worte über seine Lippen. Jetzt war es laut ausgesprochen und unwiderruflich!
    Chafrian schluckte bei diesen Worten. Nicht das er wirklich überrascht war, dass seine Beobachtungen zutrafen. Es war wohl mehr die Tatsache, dass der Colonel es ihm gegenüber zugab, die ihn ein wenig aus dem Konzept brachte. Doch im Grunde gab es nicht mehr viel dazu zu sagen. Von jetzt an waren sie Feinde!
    „Ich werde nicht zulassen, dass Sie ihn mir wegnehmen!“ Chafrian stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor John auf. „Dafür bedeutet er mir zu viel!“
    John setzte ein gemeines Lächeln auf, als er erwiderte: „Na dann viel Glück. Denn wenn wir erst wieder auf Atlantis sind, werde ich dafür sorgen, dass er Sie schnell vergessen wird!“
    Chafrian war kurz davor, dem Colonel eine Ohrfeige zu verpassen. Wissend, dass er aus so einem Konflikt jedoch nicht ohne Blessuren hervorgehen würde, entschied er sich gegen diesen innerlichen Drang. Setzte ein ebenso dreckiges Grinsen auf wie der Colonel, als er zum finalen Schlag ausholte.
    „Falls das irgendwann so sein sollte, falls Sie wiedererwarten doch irgendwann mal mit Rodney schlafen, dann denken Sie immer daran…“ Chafrian beugte sich noch näher zu John heran, „dass ich ihn vor Ihnen hatte!“
    Chafrian konnte zu seiner Befriedigung erkennen, dass seine Worte voll ins Schwarze getroffen hatten!
    John versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen, um Chafrian seine wild rasenden Gedanken nicht all zu offen zu zeigen. Wollte dieser Typ wirklich damit sagen, dass er Rodney…
    „Sie waren sein erster?“ fragte John auch schon, bevor er sich über die Tragweite dieser Frage im klaren war.
    Chafrian setzte derweil eine siegessichere Miene auf. Er hatte gewonnen! Zwar nicht den Krieg, aber wenigstens diese Schlacht!
    Zwar hatte er mit Rodney noch nie über vorherige Freunde und Liebesbekanntschaften gesprochen doch er wusste, dass Rodney im Bezug auf Analsex nicht >unbeleckt< gewesen war. Aber das war ja nichts, was man dem Colonel sagen musste. Wenn der glauben wollte, dass Chafrian Rodney tatsächlich als erster gehabt hatte, dann würde er alles tun, um diesen Glauben weiter aufrecht zu erhalten. Mit einem immer noch siegreichen Lächeln auf den Lippen meinte Chafrian: „Ich werde in Rodneys Leben immer vor Ihnen stehen, egal was passiert!“ Dann ging er an dem Colonel vorbei und lies John aufgebracht in dem kalten Korridor zurück.

    John der jetzt keinerlei Interesse mehr daran hatte, Rodney zu begegnen, stellte nach einigen Minuten des Schweigens und des Verdauens den metallenen Koffer einfach im Korridor ab und ging…

    Unbeachtet von den beiden, verfeindeten Parteien und höchst überrascht von der Aussage dieses Gespräches, schlich ein ungewollter Zuhörer aus einem Seitengang, griff nach dem kleinen Koffer und ging nachdenklich fort.


    Wünsche euch schöne Weihnachten

  8. #28
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    Also erstmal dir auch schoene Weihnachten! Ich hoffe, du laesst es dir richtig gutgehen ...

    Aber nun zu dem Kapitel:
    Wow! Man konnte den Hass und die Spannung, die da vorherrschte praktisch knistern hoeren. Das hast du wirklich klasse und eindringlich beschrieben.
    Und zumindest hat es John dazu getrieben, sich seine Gefuehle endlich wirklich einzugestehen. Aber ich bin gespannt, wie dieser "Kampf" nun weiter ausgefochten wird.

    Und ich gehe doch mal ganz stark davon aus, dass Rodney der stille Zuhoerer war. Junge, was in ihm jetzt wohl vorgeht ...

    Tolles Kapitel und ich freue mich schon auf die Fortsetzung. Aber lass dich von mir nicht hetzen ... schliesslich ist Weihnachten!

  9. #29
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    Rodney hatte schon lange nicht mehr so viele Daten an einem Tag durchgearbeitet. Das Betriebssystem der Waffe hatten sie neu geschrieben und überflogen nun die vorliegenden Daten des letzten Testlaufs.
    Während Rodney sich energiegeladen und unermüdlich durch die Aktenberge kämpfte, war Radek den Rest des Tages ungewöhnlich still gewesen. Er hatte Rodneys Beleidigungen über sich ergehen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken und auch alles andere schien an ihm und seinem unsichtbaren Schutzschild abzuprallen.
    Rodney konnte die 180° Drehung seines Kollegen nicht verstehen und zugegebenermaßen war es auch viel langweiliger, wenn Radek auf die nett gemeinten Sticheleien nicht mehr einging. Auch John, der sonst immer für ein kleines Geplänkel zu haben war, hatte sich den ganzen Tag lang nicht sehen lassen. Zuerst hatte Rodney dies verwundert, doch dann war ihm seine letzte Begegnung mit Sheppard wieder eingefallen und ihr noch ungeklärtes Auseinandergehen.
    Chafrians Einladung und seine Hochstimmung durch die vielen Komplimente, die er für seine Arbeit heute erhalten hatte, hatten alle unschönen Gedanken der letzten Zeit verdrängt. Doch jetzt und hier fehlte ihm John. Gut, es war möglich dass dieser einfach nur zu sehr mit der Hilfe für den Wiederaufbau beschäftigt war, doch Rodney befürchtete dass der in ihrer Freundschaft entstandene Knick, nicht wieder geglättet werden konnte, dass es zwischen ihnen nie wieder so wie früher werden würde…Diese Gedanken schmerzten. Er mochte John und genoss es auch, von so einem hübschen Mann wie ihm akzeptiert zu werden und dann auch noch als richtigen Freund! So viel Glück hatte Rodney sich nie träumen lassen und doch war es geschehen.
    Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle? John würde aufhören, weiterhin Zeit mit ihm zu verbringen und auch nicht mehr den Kontakt oder seinen Rat suchen. So wie es eben immer war, wenn man merkte, dass sein Freund…schwul war.
    Rodney seufzte hörbar und widmete sich wieder seinen Daten. Es brachte nichts, John hinterher zu trauern. Er hatte schon so oft die Vergangenheit hinter sich gelassen, die glücklichen Augenblicke verdrängt und war starr weiter in Richtung Zukunft gegangen und so gedachte er es jetzt auch zu tun. Irgendwann würde es nicht mehr wehtun, wenn er an John und ihre Freundschaft zurück blickte…und um diesen Schmerz zu überwinden hatte er ja auch noch Chafrian, der, wenn Rodney es richtig anstellte, unter umständen nicht abgeneigt wäre, diese Zukunft mit ihm zusammen zu gestallten. Etwas, von dem er im Bezug auf John eh nie zu hoffen gewagt hatte und zu recht, wie er jetzt wusste. Aber viel schöner, viel besser als jeder heimlich gehegte Traum von John, war die so viel realere Zukunft für ihn und Chafrian.

    Rodney hatte es die letzten Minuten nicht mehr auf seinem Stuhl ausgehalten. Er war durch das Labor gewandert und hatte immer wieder zur Tür gestarrt.
    Dr. Edo hatte sich für heute von ihnen, mit einer selbst für Rodney übertriebenen Dankesrede verabschiedet und hatte allen Wissenschaftlern aus Atlantis ein Zimmer in ihrer unterirdischen Einrichtung angeboten.

    Draußen war es bereits dunkel geworden und die freiwilligen Helfer, welche Dr. Weir großzügigerweise zum Wiederaufbau des Dorfes geschickt hatten, waren mit einem grossteil der aurelianischen Bevölkerung wieder zurück, nach Atlantis gegangen. Die meisten Häuser waren noch zu stark beschädigt, um jemandem Unterkunft für die kühle Nacht zu bieten.
    Nur die Wissenschaftler, die mit dem Bau der Waffe zu tun hatten, waren in ihren Quartieren zurückgeblieben und so wartete Rodney jetzt gespannt darauf, dass Chafrian sich eidlich von seinen Kollegen losreißen könnte, um ihn abzuholen.

    Radek war immer noch schweigsam im Labor verblieben und sah dem aufgeregt durch die Gegend rennenden McKay aus den Augenwinkeln zu.
    „Nervös?“ fragte Radek in seinem üblichen Akzent.
    Rodney blieb für einen Augenblick stehen und betrachtete seien Freund. Er wirkte müde und nachdenklich. Zu beginn ihres Arbeitstages hier auf Aurelia, war er noch mit vollem Eifer bei der Sache gewesen. Hatte sich genau wie Rodney ohne umschweife auf die Berichte gestürzt und war gewiss auch bereit gewesen, Überstunden zu machen. Doch gerade jetzt hätte Rodney ihn am liebsten aus einem inneren Drang heraus, ins Bett geschickt. Vielleicht war sein seltsames Verhalten heute Nachmittag ja gesundheitlich bedingt und da war Schlaf ja immer etwas Gutes?
    „Gehen Sie ins Bett, Radek“, schlug Rodney mit einer ungewohnten Gutmütigkeit in seiner Stimme vor.
    Radek hob seinen Kopf und sah Rodney fragend an. So etwas hatte er von seinem Kollegen noch nie gesagt bekommen, zumindest nicht auf diese nette und ernst gemeinte Art.
    Er war wirklich ziemlich müde, obwohl er den Grund dafür nicht kannte. Aber er kannte den Grund für Rodneys nervöses Verhalten. Nein, nervös war wohl nicht das richtige Wort. Der Kanadier wartete nur ungeduldig darauf, dass dieser junge Aurelianer, der gestern noch Grund für McKays ziemlich peinliche Aktion im Labor war und heute offensichtlich und auch schon offiziell McKays Freund, Geliebter oder was auch immer war.

    „Vielleicht die Luftumstellung?“ kam es nachdenklich von Rodney.
    Radek brauchte einige Sekunden um zu begreifen, wovon Rodney gerade redete. Er war so in Gedanken versunken gewesen, hatte sich an das Gespräch erinnert, das er heute Mittag im Gang verfolgt hatte, dass er Rodneys immer noch besorgten Gesichtsausdruck nicht recht bemerkt hatte.
    „Bitte?“ fragte er nach.
    „Ich meine, vielleicht hat Ihnen die Luftveränderung nicht gut getan“, spekulierte McKay und sah Radek richtig mitfühlend an, was seien Gegenüber nur noch mehr verwirrte.
    Dann musste Radek lächeln. Offensichtlich schien Rodney diese >Liebesbeziehung< Radek nannte sie jetzt einfach mal so, gut zu tun und sich recht positiv auf sein Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber auszuwirken. Von dem her, konnte es ihm nur recht sein. Ein etwas taktvollerer und netterer McKay war durchaus wünschenswert.
    Radek sah den besorgt wirkenden McKay lange an und fragte sich ernsthaft, ob er ihm von dem Gespräch erzählen sollte. Entschied sich dann Kopfschüttelnd dagegen und stand auf.
    „Sie haben Recht, ich sollte mich eine Weile ausruhen und die Arbeit auf Morgen verschieben.“
    Rodney schien mit dieser Reaktion sehr zufrieden doch bevor er Radek dies mitteilen konnte, erschien Chafrian im Labor.
    „Guten Abend, Dr. Zelenka“, grüßte er höflich und warf einen Blick hinüber, zu dem wartenden Rodney.
    Oh man, musste Radek denken, als er die Zwei beobachtete.
    „Soll ich Ihnen Ihr Quartier zeigen?“ fragte Chafrian gespielt höflich und deutete Rodney mit einer Geste ihm zu folgen. Der brauchte jedoch noch einige Sekunden, um den Wink zu kapieren.
    „Oh, oh ja, sicher. Das…das wäre wirklich…nett“, stammelte er und Radek konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen. Die Beiden waren einfach zu durchschaubar, dazu hätte er die Wahrheit nicht schon heut Mittag erfahren müssen.
    „Also dann, gute Nacht, Radek“, verabschiedete sich Rodney. Chafrian deutete eine leichte Verbeugung in Radeks Richtung an und verschwand dann mit Rodney im Korridor.
    Jetzt hatte Radek wieder das Gefühl, als ob er Rodney gegenüber doch etwas hätte erwähnen sollen, aber anscheinend war er wirklich glücklich mit dem Aurelianer…Alles andere würde sich .
    Radek seufzte, rieb sich die schmerzenden, müden Augen und verschwand dann ebenfalls aus dem Labor und verschob die Grübeleien, wie die Arbeit, auf morgen.

  10. #30
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    Na, da hast du mich ja aufs Glatteis gefuehrt ... das war ja gar nicht Rodney sondern Radek, der gelauscht hat ...

    Hm ... das ist echt nicht einfach, ob er davon was erzaehlen sollte oder nicht ... wahrscheinlich waere beides gleich richtig oder gleich falsch ...

    Schoen fand ich diesmal Rodneys Gedankengaenge ueber John und ihre Freundschaft. Man spuerte die leichte Melancholie darin sehr gut, aber auch den Trost, den er darin sucht, dass er nun Chafrian hat.

    Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt (wie immer *g*), wie es weitergeht ... erzaehlt Radek was? Oder kommt Rodney von alleine darauf? Oder ringt sich John doch mal irgendwann dazu durch, Rodney reinen Wein einzuschenken ... ??

  11. #31
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    Nach einer unbeschreiblich schönen Nacht, folgte ein nüchternes Erwachen. Während Rodney seinen schlafenden Liebsten betrachtete und die selige Umarmung genoss, in der sie beide, natürlich erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen waren, spukten allerhand willkommene und unwillkommene Gedanken durch seinen Kopf. War Chafrian wirklich dieser eine, der mit dem er sein ganzes Leben teilen konnte und wollte? So sehr er sich auch nach einem innigen und von Herzen kommendem >Ja< sehnte, er vermochte es nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Der Streit mit John, ihre daran wohl zerbrechende Freundschaft, das alles nahm Rodney mehr mit, als er sich eingestehen wollte. Ihm war schon klar, dass John für ihn niemals das sein könnte, was Chafrian für ihn war und doch…Chafrian war nicht John. Aber warum sollte er eine so rosige Zukunft mit einem Menschen der ihn liebte riskieren, nur für den erträumten Hauch einer Chance das John…Nein, Rodney schloss frustriert die Augen und versuchte, seine Gedanken wieder zu ordnen. John war unerreichbar und Chafrian war das, was er haben konnte und er wollte verdammt sein, wenn er diese Chance nicht ergriff.

    Von der plötzlichen Bewegung seines lebendigen Kissens geweckt, grummelte Chafrian im Aufwachen etwas, das nach >schon aufstehen? < klang, öffnete aber dann doch die Augen als er sich enger an Rodney schmiegte.
    „Guten morgen“, Rodney drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und sie betrachteten einander stumm und glücklich.
    Chafrian hatte in einem seiner sentimentalen Anfälle gerne ein >Guten morgen mein Liebster< durch den Raum gebrüllt, entschied sich dann aber dagegen. Wie immer, wenn ihm so etwas durch den Kopf ging, erinnerte er sich an die eigentlich nett gemeinten Worte seines Freundes Nadal, der stets zusagen pflegte: „Erschlag die Leute nicht mit deiner Anwesenheit“.
    Das, war wohl ein höflich gemeinter Wink, nicht immer alles zu übertreiben und doch…Chafrian war Glücklich und das sollte alle Welt erfahren! Obwohl…wenn er an die Reaktion von Colonel Sheppard dachte und an Rodneys irrationale Angst, Radek Zelenka könnte etwas…mitbekommen, dann war es wohl besser, sein Glück im geheimen zu lobpreisen. Na ja, vielleicht nicht ganz geheim.
    „Ich liebe dich“, flüsterte Chafrian und gab Rodney ebenfalls einen Kuss.
    „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als den ganzen Tag mit dir im Bett zu verbringen…“ säuselte Chafrian weiter. „Aber…“
    Rodney unterbrach ihn, indem er einen Finger über Chafrians Lippen legte und sanft über die weiche Haut strich.
    „Wir holen das nach, versprochen!“ stellte er in den Raum. Für einen Moment schien etwas Magisches in der Luft zu liegen, zumindest bis sich piepsend der Wecker zu Wort meldete.
    „Nur leider nicht heute“ meinte Rodney entschuldigend und schob die Bettdecke beiseite. Der schöne Augenblick war vorbei doch auch bei aller Grübelei und all den Gedanken an John hoffte Rodney, dass er noch viele Male so aufwachen würde und selbst wenn da in der hintersten Ecke seiner Seele immer noch der Wunsch nach John Sheppard schlummerte, so würde er doch irgendwann, ganz aufrichtig Freude darüber empfinden, neben dem Menschen aufzuwachen, der ihn wirklich liebte.


    „Sieht gut aus, alle Systeme laufen, die Computer geben grünes Licht…scheint alles Perfekt zu funktionieren“. Rodney war heute mit einer unverschämt guten Laune in den Tag gestartet. Voller Tatendrang hatte er sich den Computersystemen hingegeben und der Preis für seine Mühe stand fest: Die Waffe war funktionstüchtig und für den ersten Probeschuss bereit.
    Zu Radeks Überraschung, hatte sich Rodney zu beginn ihres Arbeitstages immer noch besorgt über seinen gestrigen Gesundheitszustand gezeigt und nicht nur das, Rodney war freundlich, höflich und so überhaupt nicht er selbst. Aber hin und wieder etwas neues, war auch erfrischend. So genossen es Radek und seine Kollegen, einmal von ihrem Chef gelobt zu werden und Dr. Edo, sowie Adriel Crispin schienen mehr als nur begeistert.
    „Wir können Ihnen allen gar nicht genug danken!“ lobte Dr. Edo ständig. Als erstes hatte sich sein Dank an Rodney gerichtet, der dann überraschenderweise diesen Ruhm weitergegeben hat und so durften nun alle Atlantis-Wissenschaftler dem hocherfreuten Adriel die Hand schütteln und sich die Dankesreden anhören.
    „Wir wären ohne Ihre Hilfe nie so schnell, so weit gekommen!“ lobte Dr. Edo erneut.
    Rodney winkte mit einem Lächeln ab, „danken Sie uns erst, wenn der Test funktioniert hat“, meinte er bescheiden und Radek, dem Rodneys Verhalten nicht so unerklärlich war, wie den anderen Kollegen ihrer Abteilung hoffte, Chafrian würde sich schnellstmöglich für Rodney und für Atlantis entscheiden. Ein stets gut gelaunter Rodney…schön, vielleicht Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und auch nicht so abwechslungsreich wie sonst, aber dennoch eine schöne Vorstellung!
    „Wir haben das Dorf als reine Vorsichtsmaßnahme evakuieren lassen und sind bereit, für den ersten Test!“ erklärte Adriel mit Feuereifer und schüttelte die letzten Hände, bevor er sich wieder Rodney zuwandte. „Dann wollen wir den Test auch gleich starten!“



    „Meine Herren“, hielt Elisabeth John und Carson auf, welche gerade mit Dr. Gaard über weitere Hilfsmaßnahmen diskutierend, Richtung Messe schlenderten.
    „Hallo, Elisabeth“, grüßte Carson fröhlich, „was gibt es?“
    „Wir wurden gerade über die Fertigstellung der aurelianischen Waffe unterrichtet und Adriel möchte mit dem ersten Test nicht lange warten.“ Elisabeth lachte, „ich glaube sein ganzes Volk kann es kaum erwarten.“
    „Wer kann Ihnen das verdenken?“ Dr. Gaard hob und senkte die Schultern. „Seit Generationen hängen alle Hoffnungen nur an dieser Waffe.“
    „Ja, darum haben Rodney und Radek mir auch bestätigt, dass dem ersten Testschuss nichts mehr im Wege steht. Doch als reine Vorsichtsmaßnahme wird die aurelianische Bevölkerung und alles nicht benötigte Personal, für den Test nach Atlantis evakuiert.“
    „Für den Fall, dass Rodney wieder nur große Töne spuckt und das Sonnensystem bei dem Test draufgeht?“ fragte John nach und machte sich erst gar nicht die Mühe, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu verbannen.
    „So in etwa,“ erklärte Elisabeth, die Johns Kommentar nicht mit einem Lächeln bewertete, wie es Carson und Ted taten. „Zumindest möchte ich, dass Sie meine Herren“ und Elisabeth sah von John zu Carson, „in einem Jumper bereit stehen und im Notfall die Wissenschaftler von dort evakuieren. Ich hätte ja die Daedalus um Unterstützung gebeten, aber die werden leider nicht planmäßig hier eintreffen.“
    „Wieso, Probleme?“ fragte Ted Gaard.
    „Nein, nur ein der Wissenschaft bisher unbekanntes Phänomen, welches durch Zufall entdeckt wurde und jetzt als Priorität eingestuft wurde.“
    „Schön, “ Carson klatschte in die Hände, „dann hol ich meine Sachen und treffe Sie in…“ er sah auf die Uhr, „15 Minuten im Hangar.“ Damit verließ er die Gruppe und John schlurfte viel missmutiger anstatt zum Frühsticken, zum seinem Jumper.


    „Jumper 1 ist bereit“, rief John durch die Menge. Dafür das alles nichtbenötigte Personal eigentlich in Atlantis sein sollte, waren viele Leute im Labor. Das Dach war für den Probelauf geöffnet worden und John kämpfte sich, mit Carson im Schlepprau, durch die aufgeregt schnatternde Menge.
    Von weiten konnte er den Anführer der Aurelianer, diesen Crispin sehen und neben ihm stand dieser ältere Wissenschaftler, sowie Rodney und Radek, die ein letztes Mal alle Daten überprüften.
    Zu Johns Leidwesen, war auch der >Typ< anwesend und schenkte seinem Rivalen beim näher kommen, einen bösen Blick.
    „Scheint alles soweit in Ordnung“, erklärte Rodney, der Johns Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte.
    „Ah, Colonel Sheppard, Dr. Beckett!“ begann Adriel begeistert und hieß die beiden mit einer Geste seiner ausgebreiteten Arme willkommen. „Schön dass Sie endlich hier sind!“
    Jetzt blickte auch Rodney von seinen Daten auf und sah zu John. Dieser hielt seinen Blick stand und warf Rodney damit aus seinem Konzept. Er hatte erwartet, dass John noch wütend…entseuchst oder was auch immer wäre, doch der Blick seines Freundes war so wie früher. Rodney senkte nach kurzem seinen Blick wieder, als ihm bewusst wurde, dass John wohl zur Normalität zurückgekehrt war und den…Vorfall einfach totschweigen würde. Jetzt konnte man nur hoffen, dass ihre Freundschaft das überlebte. Rodney seufzte, aber ein Seitenblick zu Chafrian brachte seine gute Laune zurück.
    John hatte diese Reaktion beobachtet und sie schmerze ihn zutiefst. Rodney schien ihn und ihre Freundschaft schon vergessen zu haben. Zu weiteren Nachdenken kam John jedoch nicht, denn die begeisterte Meute begann zu Jubeln, als Adriel den Testlauf ankündigte und Rodney den stolzen Führer die Steuerung übergab.

  12. #32
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    Hmm ... das hoert sich jetzt fast so an, als ob sich jeder irgendwie mit seiner jeweiligen Situation angefreundet und sie akzeptiert haette ...

    Aber ganz ehrlich ... so sehr ich Radek auch einen umgaenglicheren Chef wuensche, hoffe ich mal, dass es das noch nicht gewesen ist ... Nein, ich bin mir eigentlich sicher, dass da noch was auf die Beteiligten zukommt - und zwar mit Riesenschritten!

    Irgendwie habe ich das dumme Gefuehl, als wenn dieser Waffentest nicht ganz so reibungslos funktionieren wird, wie er eigentlich sollte ...

    Bin mal gesapnnt, ob ich diesmal richtig liege ... ich lass mich ueberraschen ...

  13. #33
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    @Chayiana: Ja, man könnte sagen, diesmal liegst du nicht ganz falsch. Aber ob ich damit genau deine Gedanken getroffen hab, weiß ich nicht.


    So, ist diesmal ein längers Kapitel, daher kommts auch in zwei Teilen. Ich finde es ist ganz gut geworden, mal sehen, wie es euch gefällt.



    „Mit diesem Daten sollte es uns möglich sein, die Waffe noch zu verbessern und sie jederzeit für Atlantis nachzubauen“, beendete Rodney seinen Bericht.
    „Ja, aber um die Energiemenge der Waffe zu decken, bräuchten wir den Saft eines ZPM´s, denn der Energieverbrauch ist wahnsinnig hoch. Daher wohl auch die Durchschlagskraft dieser Waffe“, erklärte Radek und blätterte in seinem Bericht herum.

    Adriel und Dr. Edo hatten vor einigen Stunden mit einer übertriebenen Zeremonie, dem beiden Atlantis-Wissenschaftlern, alle Daten ihrer Waffe zur Verfügung gestellt. Als keines Zeichen ihrer Dankbarkeit, sozusagen.

    „Das klingt so, als wäre dann nicht mehr genug Saft für die Schilde der Stadt übrig“, spekulierte Elisabeth, die Rodneys Vortrag nicht hatte unterbrechen wollen.
    „Ja, das stimmt leider“, bestätigte ihr der Wissenschaftler dann, mit leicht geknickter Miene.
    „Die Aurelianern betreiben ihre Waffe durch Geothermalenergie, was bereits ihre Vorfahren so konstruiert hatten. Dies steht uns ja leider nicht zur Verfügung.“
    „Dafür ist die Stromgewinnung durch das ZPM wesentlich sicherer“, fügte Radek hinzu.
    „Jaaa, “ zog Rodney das Wort in die Länge, „aber was hilft uns das, wenn wir zu wenige davon haben?“
    Rodneys gute Laune war verflogen und Radek wünschte sich Chafrian regelrecht nach Atlantis.
    „Zumindest wäre es eine Alternative diese Waffe fertig zu stellen, um sie im Notfall einsetzten zu können“, kam es von Teyla.
    „Das denke ich auch“, stimmte Elisabeth zu und sah zu Rodney und Radek. „Wie schnell können Sie diese Waffe nachbauen?“
    Rodney überlegte kurz, „wenn wir alle dazu nötigen Materialien hier haben, sämtliche Wissenschaftler, Techniker und Werkzeuge zur freien Verfügung bekommen und die Überstunden bezahlt werden…dann dürfte das Ganze nicht länger als ein paar Wochen dauern.“
    Davon schien Elisabeth recht erfreut, „dann stehen Ihnen alle Werkzeuge und Hilfskräfte zur Verfügung“, bestätigte sie.
    „Wollen wir nicht die endgültigen Tests abwarten?“ fragte Carson in die Runde. „Ich meine, die Waffe hat einen Schuss abgegeben, der…“
    „Der all unsere Erwartungen übertraf!“ fügte Rodney schnell hinzu.
    „Na meinetwegen, aber der Dauerbetrieb wird doch gerade erst getestet. Was wenn wir eine fertige Waffe haben und erst dann sämtliche Fehler entdecken?“
    „Das mein Freund, ist Unsinn!“ schimpfte Rodney. „Ich war dabei, gut, ich hab die Waffe nicht von Grund auf mitentwickelt, aber ich hab jeden möglichen Testlauf vorgenommen und nicht nur ich, jeder meiner Leute hat die Berechnungen durchgesehen. Es dürfte zu keinen unerwarteten…Problemen kommen“.
    „Schön, dann fangen Sie mit einer Bestandsliste für den Waffenbau an. Falls Teile fehlen, sind wir eh auf die Daedalus angewiesen, was den Bau ohnehin verzögern würde. Daher denke ich…“

    „Dr. Weir!“ ein aufgebrachter Soldat stürmte in den Besprechungsraum. „Kommen Sie schnell!“ rief er und ohne zu Zögern sprang John auf und war als erstes im Kommandoraum. Als Elisabeth ebenfalls dort eintraf, viel ihr als erstes das geöffnete Stargate auf. Sie waren so verblieben, dass Aurelia regelmäßig Berichte zu ihnen schickte, wenn neue Erkenntnisse gesammelt worden waren.
    „Was gibt es?“ fragte sie und rechnete mit Bahnbrechenden, neuen Theorien, denn der Ruf des Soldaten hatte dringend geklungen.
    „Dr. Weir?“ fragte eine panische Stimme aus dem Lautsprecher.
    „Was gibt es, Adriel?“ Irgendetwas in der Stimme des Aurelianers machte Elisabeth unruhig.
    „Die Waffe…“ schluchzte Adriel, „sie…es gab eine Fehlfunktion…wir wissen nicht, was…oder warum es geschah!“
    „Adriel, was genau ist geschehen?“ Jetzt war auch ihre Stimme leicht panisch und was sie den Gesichtern der Anwesenden entnahm, waren alle genauso gespannt und geschockt wie sie.
    „Es gab eine Explosion, viele sind tot, oh bitte…wir brauchen Ihre Hilfe!“


    Carson hatte in Windeseile seine Sachen gepackt und bereits alle anderen Notfallgeräte in den Jumper-Hangar bringen lassen. Jetzt war er mit einem Team an Ärzten und Schwestern auf dem Weg zum Tor, um die erste Gruppe der Rettungsteams zu verstärken. Sheppard würde den Jumper, sobald dieser komplett beladen war, ebenfalls durch das Stargate steuern, doch Carson wollte nicht so viel Zeit vergehen lassen. Ronon und Teyla waren sogleich zur Hilfe geeilt und jetzt würde er uns seine Leute sich Major Lorne anschließen.
    Das Tor war bereits angewählt, als Carson eintraf.
    „Beeilen Sie sich, Sie werden auf der anderen Seite erwartet!“ rief Lorne und half den Ärzten mit ihrem Gepäck.


    Rodney zitterte am ganzen Körper. Er und Radek hatten sich ihre Computer geschnappt und saßen nun mit John und weiteren Ärzten in einem Jumper gezwängt. Ständig huschten seine Gedanken zwischen dem, >wie hatte das passieren können< und >hoffentlich geht es Chafrian gut<, hin und her. Der bloße Gedanke daran, dass Chafrian…Rodney schluckte schwer. Das durfte einfach nicht Realität sein!
    Radek betrachtete seinen Kollegen stumm, von der anderen Sitzfläche des Jumpers aus. Sein Gesicht war blass, unendlich blass, seine Augen wirkten glasig und sein Blick schwebte im Leeren. Was wohl gerade für Gedanken durch Rodneys Kopf rasten, Radek wollte es gar nicht wissen. Man konnte sehen, wie der Computer unter Rodneys Händen zitterte und all seiner Arroganz in den letzten Stunden zum Trotz, Radek hätte sich jetzt am liebsten neben ihm gesetzt und hätte ihm Trost gespendet. Aber außer ihm, und das noch nicht einmal gewollt, wusste niemand von Rodneys Beziehung zu einem der Aurelianer und daher wäre seine plötzliche Besorgnis McKay gegenüber wohl missverstanden worden.
    „So Leute“, kam es von Colonel Sheppard aus dem Cockpit, „wir landen direkt neben dem Unglücksort. Carson hat über Funk die Notfallgeräte und alle Ärzte in den provisorischen OP beordert. Es warten Aurelianer auf sie, welche ihnen mit den Geräten helfen und den Weg weisen, noch Fragen?“
    Niemand sprach ein Wort, in die angespannte Stille des Jumpers und schon wenige Minuten später, setzte das kleine Schiff mit einem kurzen Ruck, auf dem Boden Aurelias auf.

  14. #34
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    Hier gleich der nächste Teil


    Rodney saß mit dem Rücken an eine kalte Wand gelehnt.

    Er hatte sich nicht lange auf seine eigentliche Arbeit hier konzentrieren können. Daher hatte ihn Radek großzügigerweise entlassen und hatte ihm versichert, dass er die Arbeit allein würde beenden können. Sofern es noch was zu tun gab. Von der Waffe und den Aufzeichnungsgeräten, sowie den ausgeliehenen Computern aus Atlantis, war nicht mehr viel übrig geblieben. Wahrscheinlich nicht genug um herauszufinden, warum und weshalb die Waffe explodierte geschweige denn, wie man es hätte besser machen können.
    Doch all dies war Rodney im Moment völlig egal. Er war von Abteilung zu Abteilung geschlurft, hatte in jedes Notbett einen Blick geworfen und jeden Aurelianer der bei Bewusstsein war, nach Chafrian gefragt. Keiner hatte ihm Auskunft geben können und so war er weiter gewandert und einem hektischen und recht überraschten Carson in die Arme gelaufen. „Was tun Sie hier?“ fragte er seinen Freund. Für einen Augenblick befürchtete Carson, dass ihm der blasse Rodney umkippen und sein nächster Patient werden könnte, doch dieser nahm ihn nichteinmal war. Erst als er nach dem Arm des Wissenschaftlers griff, sah dieser bewusst zu ihm herüber und Carson erschrak bei diesem Anblick förmlich. Rodneys Augen waren rot und leicht geschwollen, sein Blick wirkte ausdruckslos und seine fahle Gesichtsfarbe rundete das Bild des kompletten Elends ab.
    „Rodney“, flüsterte Carson besorgt, „was ist mit Ihnen?“, doch er erhielt keine Antwort. Machte sich Rodney wegen dem hier geschehenen etwa Vorwürfe? Gab es etwas, das er hätte besser machen können, oder einfach nur übersehen hatte? Nein, das konnte sich Carson nicht vorstellen. Rodney war von der Richtigkeit seiner Arbeit hier überzeugt gewesen, ebenso wie Radek und der Rest der Wissenschaftler. Rodney konnte das hier unmöglich als seinen eigenen Fehler ansehen.
    „Oh Rodney“, meinte Carson mitfühlend und zog seinen Freund in eine kurze Umarmung.
    „Carson“, kam es leise von McKay. Der Arzt beendete den kurzen Körperkontakt und sah Rodney wieder in die Augen. „Ich suche jemanden“, flüsterte er leise und verzweifelt. Erst begriff Carson nicht so recht, war denn jemand aus Rodneys Team während der Explosion anwesend? Hatte Elisabeth nicht alle Atlantis-Expeditionsteilnehmer wieder zurückbeordert?
    „Wen?“ fragte Carson und seine Stimme bebte leicht. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, um Rodney nicht noch mehr Angst zu machen. Es gab bereits eine offizielle Todesliste, welche von Adriel persönlich erstellt wurde und soweit es Carson betraf, war kein bekannter Name auf ihr verzeichnet gewesen. Keinen den er aus Atlantis kannte und auch von seinen Notfallversorgungen war keiner von der Erde dabei gewesen. Andererseits hatte Rodney viel Zeit mit diesen Wissenschaftlern verbracht und offensichtlich auch Freundschaften zu ihnen aufgebaut. Wenn er sich Rodneys momentanen Zustand so ansah, war es wohl eine innige Freundschaft gewesen.
    Rodney schluckte und versuchte, seine Stimme klar und deutlich klingen zu lassen, doch als er dann sprach, war seine Stimme schwach und abgehakt: „Ich…ich suche…Chafrian…ich meine…Dr. Avon.“

    Jetzt saß er da, mit dem rücken an die kalte Wand gelehnt und betrachtete stumm das blasse Gesicht neben ihm. Dunkles, verkrustetes Blut klebte in Chafrians Haaren und schuf einen schrecklichen Kontrast, zu seinem weißen Gesicht. Der Rest seines Körpers war wie bei den anderen auch, von einem weißen Laken bedeckt und nur seine kalte Hand, lag sicher in Rodneys Griff. Der zur Leichenhalle umgerüstete Raum war zum erbrechen gefüllt. Die aurelianischen Wissenschaftler, die unmittelbar bei den Waffentests anwesend waren, hatten keine Überlebenschance gehabt, kein entkommen, kein nichts. Der nette und aufgeweckte Dr. Esra Edo, die wissbegierige Truppe, welcher Rodney vor wenigen Tagen noch voller Begeisterung Atlantis gezeigt hatte, Chafrian, welcher doch so glücklich gewesen war…tot…einfach so, ohne Vorwarnung, ohne Hoffnung einfach nur tote Körper unter weißen Tüchern. Rodney streichelte unablässig mit seinen Fingern über die kalte Hand des einst geliebten Menschen, den er nun nie wieder würde lachen sehn. Der nie wieder bei ihm sein würde und ihn somit dieser glücklichen Zukunft beraubte, von der er…von der sie beide gestern noch so farbenfroh geträumt hatten. Es war nichts geblieben, nicht einmal die Tränen, die Rodney gerne hätte weinen wollen, aber er war einfach noch zu geschockt dazu. All seine Gedanken, seine Gefühle, in diesem Moment hätte er sie nicht beschreiben können, geschweige denn, verstehen. So saß er einfach nur da, blickte auf das leblose Gesicht und hielt ein letztes mal die kalte Hand mit der seinen fest.

    Ganz unbemerkt trat eine weitere Person heran, lies sie neben dem in weiß gehüllten Körper nieder und sah auf das geschundene Gesicht. Stumm und ohne Rodneys Einwilligung abzuwarten, zog der Fremde das weiße Tuch wieder über Chafrians Gesicht und murmelte dabei ein leises Gebet.
    „He“, Rodney brachte gerade genügend Kraft auf, um zu protestieren. Niemand hatte hier das Recht, ihm seinen Abschied von Chafrian streitig zu machen. Er sah lieber in das blasse Gesicht und verlor sich in der Vergangenheit, als sich der Tatsache, dass Chafrian eine dieser vielen Leichen war, zu stellen. Er wollte nicht, dass man dieses liebevolle, zwar geschundene Gesicht unter dem Laken verdeckte, denn er wollte es einfach noch nicht wahrhaben, dass…das er wirklich tot war.
    Jetzt sah der Fremde zu ihm auf und als er die Verzweiflung und auch die Liebe sah, welche aus Rodneys Blick zu ihm Sprach, wurde ihm warm ums Herz. Chafrian hatte jemanden gefunden, jemanden der ihn geliebt hatte und doch schmerzte es zu wissen, dass ihnen nur so wenig Zeig vergönnt war.
    „Mein Name ist Nadal, ich war…bin…Chafrians bester Freund.“
    Rodney erwiderte nichts. Chafrian hatte seinen Freund Nadal gelegentlich erwähnt und wollte ihn Rodney auch einmal vorstellen…doch…
    „Hätte nicht gedacht, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen müssen“, kam es von Nadal, der offensichtlich Rodneys Gedanken gehört hatte.
    Wieder konnte Rodney nichts dazu sagen. Seine Stimme würde ihm wohl nicht gehorchen und nur ein piepsen zustande bringen. Doch Nadal schien von ihm keine Antwort zu erwarten. Er betrachtete lediglich Rodneys Hand, welche immer noch die von Chafrian hielt.
    Rodney war es nur recht, dass Nadal endlich schwieg. Er wollte nicht reden, er wollte nur noch ein letztes Mal allein mit Chafrian sein. Daher griff er mit seiner freien Hand nach dem Leinentuch und wollte es wieder von Chafrians Gesicht ziehen. Nadal hinderte ihn jedoch daran.
    „Nein“, sagte er mit fester, ruhiger Stimme. „Das ist nicht gut für dich.“ Er zog Rodneys Hand beiseite und hielt sie warm in seiner fest. Erst jetzt bemerkte Rodney, wie kalt Chafrians Hand wirklich war, wie kalt sie sich gegenüber einer lebendigen anfühlte.
    „Du solltest Chafrian so in Erinnerung behalten, wie er war. So wie er gelebt hat, sein Gesicht, sein Lachen…wenn du sein Gesicht betrachtest, wie es jetzt ist, verdirbst du dir das schöne Andenken an ihn. Du solltest nicht ständig das Bild des Toten vor dir sehen, sondern des lebenden!“
    >Wie< hatte Rodney fragen wollen, doch seine Stimme hatte wieder versagt. Nadal schien jedoch verstanden zu haben. Er zog etwas aus seiner Tasche und legte es in Rodneys Hand. Langsam betrachtete Rodney das Foto, welches einen glücklich lächelnden Chafrian unter einem rot blühenden Baum seiner Heimat zeigte.
    „Das Foto hab ich im Frühling von ihm gemacht“, erklärte Nadal. „Ist also erst ein paar Monate alt und somit das neuste, was ich noch von ihm habe und so…“ Nadal deutete auf den Chafrian auf dem Foto, „…solltest du ihn in Erinnerung behalten und nicht so…“ Mit diesen Worten zog Nadal die kalte Hand Chafrians aus Rodneys bereits ebenfalls erkalteten Fingern und legte sie unter das weißte Tuch zurück.
    „Chafrian hat dich geliebt, das hat er mir erzählt. Du hast sein Leben erhellt und ihm schöne Stunden beschert. Er ging in dem Wissen geliebt zu werden von uns und glaub mir, dieses Glück hat nicht jeder.“
    Nette Worte, die Rodney aber nicht zu trösten vermochten. Vielleicht hatte Nadal Recht und vielleicht, irgendwann würde Rodney diese Worte verstehen, doch nicht jetzt, nicht heute. Aber wieder schien Nadal dies nicht von ihm zu erwarten. „Lass dir Zeit“, sprach er leise weiter. „Nimm das Foto, ich schenke es dir und halte damit Chafrian und euere gemeinsame Zeit in ehren.“
    Damit stand er auf, griff nach Rodneys Hand und zog ihn mit sich auf die Beine. Er schloss den zitternden Körper des Mannes, der seinem besten Freund so viel bedeutet hatte, in eine Umarmung. Langsam, ganz langsam hob Rodney seine kühlen Hände und legte sie um den warmen Körper Nadals und ohne es recht zu begreifen, löste sich endlich der Knoten tief in seinem Inneren und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg.

  15. #35
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Oh mein Gott!!

    Das war wirklich ... mir fehlen ein wenig die Worte ... ich habe eben tatsaechlich Traenen in den Augen gehabt. Du hast diese Situation so eindringlich, aber dennoch so unendlich gefuehlvoll beschrieben, dass ich schwer schlucken musste.
    Erst diese schlimme Nachricht ueber die Explosion, die so unerwartet ueber die euphorische Stimmung hereinbricht ... dann die verzweifelte Suche von Rodney nach Chafrian ... und zuletzt diese wirklich beruehrende Abschiedsszene. Das war wirklich grandios. Ehrlich.
    Ich denke, gerade weil du die Explosion nur indirekt beschrieben und erwaehnt hast, wurde es noch beklemmender ...
    Aber auch der Abschluss mit Nadal, dem Foto und dessen wunderbaren Worten hat mich wirklich beruehrt. Gut, dass Rodney letzten Endes doch weinen konnte.

    Auch wenn ich mit meinem Szenario mal wieder daneben gelegen habe, wuerde ich es jetzt gar nicht mehr anders haben wollen ... obwohl zutiefst traurig, war das mit das Schoenste, was ich je gelesen habe.

    Und ich hoffe, dass John jetzt fuer Rodney da ist, um ihn zu troesten ...

  16. #36
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    @Chayiana: Vielen Dank, für dein tolles Feedback, das hat mich wirklich sehr gefreut! Dieses Mal, liegst du mit deiner Vermutung auch richtig denn John bekommt einen Tritt in die richtige Richtung.


    Unter den fragenden Blicken aller Anwesenden, hatte sich Rodney in sein Quartier zurückgezogen. Carson hatte ihn sogar Krankgeschrieben und Elisabeth gebeten, ihrem Chefwissenschaftler eine Auszeit zu gönnen. Zwar wusste keiner der beiden genau warum, doch an Rodneys momentanen Zustand war nichts zu rütteln. Er war einfach nicht er selbst und hätte sich bei der Arbeit im Labor auch nicht als hilfreich erwiesen. Daher leitete Radek nun ein Team, welches sämtliche gesammelten Daten auswerten sollte.
    Teyla war auf Aurelia verblieben, um sich mit Adriel um die Liste der Verstorbenen und deren Bestattung zu kümmern. Die Verletzte waren bereits nach Atlantis transportiert worden und die Überlebenden hatten sich schweren Herzens dazu durchgerungen, auch erst einmal nach Atlantis zu ziehen. Ronon und Major Lorne kümmerten sich daher um die Unterkünfte.
    Nachdem John sämtliche Details mit Elisabeth durchgesprochen hatte überließ er Teyla die Aufgabe, sich mit Adriel um eine Trauerfeier zu bemühen und auch den Zeitpunkt dafür festzulegen. Da die Aurelianer alle Hoffnungen auf ihre Zukunft in dieser Waffe gesehen hatten, waren die langen Gesichter nur all zu verständlich. Keiner wollte so schnell nach Aurelia zurück, doch für Pläne diesbezüglich war Teyla eh ein besserer Gesprächspartner als er und gewiss würde auch Elisabeth ihre Hilfe in jeder Form anbieten. Im Moment war dies John jedoch völlig egal.

    Er war nach der Beendigung seiner Schicht, dem langen Gespräch mit Elisabeth und der Koordinierung sämtlicher angefallener Arbeiten endlich in sein Quartier gekommen, um ein wenig Ruhe zu finden. Was sich jedoch als aussichtslos erwies, denn er war zum ruhig sitzen viel zu aufgewühlt. Die schrecklichen Geschehnisse auf Aurelia nagten ununterbrochen an ihm und je mehr er versuchte, die schrecklichen Bilder und Erinnerungen zu verdrängen, desto deutlicher manifestierte sich das Bild eines leidenden Rodney vor seinem inneren Auge.
    Chafrian Avon… Nicht das er diesen Namen je hatte erfahren wollen, es war mehr zufällig gewesen, dass Carson diesen Namen ihm gegenüber erwähnt hatte. Rodney hätte nach diesem Mann gesucht und Carson hatte wohl geglaubt, dass John etwas über diesen Aurelianer wusste. Gut, er hatte mehr gewusst, als ihm lieb war, doch nichts davon war für Becketts Ohren bestimmt, zumindest solange es ihm Rodney nicht persönlich erzählte.
    Aber nachdem John schon so unerwartetherweiße auf den Namen des Mannes gestoßen war, den er am liebsten aus seinem und aus Rodneys Leben gestrichen hätte, musste er auch nachsehen…obwohl Rodneys Zustand für sich sprach. Wie erwartet stand Dr. Chafrian Avon unter den Toten und obwohl es John eigentlich hätte glücklich machen sollen, war er mehr als nur bestürzt darüber. Das lag aber nicht daran, dass dieser junge Mann zu Tode gekommen war, sondern einzig und allein an Rodney, dessen Bild des Elends noch immer in John brannte. So sehr er sich auch seinen Rivalen weit fort gewünscht hatte, den Tod hatte er damit nicht gemeint, denn auch wenn John es sich nicht eingestehen wollte, Rodney hatte diesen Chafrian geliebt. Mitansehen zu müssen, wie ein für ihn so besonderer Mensch litt…John war schon fast so weit, sich Chafrian zurück zu wünschen, nur damit Rodney wieder glücklich war, denn es war weit mehr zwischen den zweien gewesen, als nur eine Nacht. Sie hatten in dieser kurzen Zeit soviel mehr geteilt, als John und Rodney in all der Zeit davor verbunden hatte und sie kannten sich nun schon einige Jahre.
    Aber die beiden waren ja auch ein gutes Paar gewesen, mit den gleichen Interessen…so ganz anders als…John seufzte. Es brachte nichts sich Gedanken über etwas zu machen, was in der Vorm nie zwischen ihnen beiden sein würde. Er sollte wieder schleunigst damit anfangen, seine Gedanken zu ordnen, die Bilder und Sehnsüchte von Rodney zu verschließen und sie wieder in sein Unterbewusstsein zurück zu drängen und stumm zu hoffen, dass sie nie wieder ans Tageslicht kommen würden.

    Das Türsignal summte und John seufzte erneut. Er hatte weder Lust auf neuerliche Arbeit, noch auf Besucht, doch wenn…wenn es Rodney war der vor der Tür stand? Vielleicht suchte er jemanden zum Reden? John wurde jedoch schon im Aufstehen klar, dass Rodney nach all dem was zwischen ihnen passiert war, eher Carson als Gesprächspartner aufsuchen würde. Wahrscheinlich hätte er sich auch schon zuvor zu Beckett geflüchtet und seinen Kummer eher mit dem Arzt geteilt, als mit einem Soldaten. Besonders da Rodney stets versuchte, sich keine Blöße zu geben und einen auf hart zu machen, wann immer John in der Nähe war. Nein, mit seinem Kummer wäre Rodney wohl nie zu ihm gekommen. Da er aber nun schoneinmal aufgestanden war, könnte er seinen >Besucher< wenigstens genervt verscheuchen, was seine schlechten Laune vielleicht ein wenig besserte.

    „Teyla“, kam es überrascht von John. Er hatte nicht erwartet, dass ihre Gespräche mit Adriel bereits beendet waren.
    „Kann ich reinkommen?“ fragte sie höflich und John machte einen Schritt zur Seite, und ließ sie eintreten.
    „Sind Sie mit der Planung der Trauerfeier etwa schon fertig?“ erkundigte er sich neugierig, während er Teyla mit einer Geste, einen Stuhl in der Ecke anbot. Diese verstand die Geste wohl falsch, da sie sich auf seinem Bett niederließ. „Nein“, begann sie zu antworten und lächelte, als John neben ihr Platz nahm. „Ich fand es besser, Adriel etwas Zeit zu lassen. Das was Ihm und seinem Volk passiert ist, bedarf Zeit, um es zu verarbeiten und sie alle sollten sich diese Zeit nehmen. Eine Feier, in der man sich von so vielen Familienmitglieder und Freunden verabschieden muss, sollte von Herzen geplant werden und nicht in einer kurzen Diskussion.“
    John nickte und betrachtete seine Zehenspitzen, während er über Teylas Worte nachdachte. Wie immer hatte die Athosianerin Recht.
    „Was machen Sie noch hier, John?“
    Teylas Frage kam so unerwartet, dass John sie nur verständnislos ansah. „Bitte?“ fragte er nach.
    Erneut lächelte Teyla und legte John die Hand auf die Schulter, „ich meine, warum sind Sie jetzt nicht an Rodneys Seite? Gerade jetzt braucht er einen Freund.“
    Neuerlich überrascht schwieg John und betrachtete wieder seine Zehenspitzen. Es sollte ihn wohl nicht wundern, dass Teyla alle Zusammenhänge richtig gedeutet hatte, denn darin war sie ein wahrer Profi, doch…
    „Ich denke nicht“, begann er zu sprechen, ohne seine Zehen aus den Augen zu lassen, „dass Rodney gerade in so einer Situation meine Hilfe möchte. Carson wird sich um ihn kümmern, da bin ich mir sicher und der ist in…na in solchen Dingen einfach besser als ich. Ich dagegen weiß immer nie, was ich sagen soll.“
    „Dann sagen Sie nichts, hören Sie Ihm einfach zu, seinen Sie bei Ihm, lassen Sie Ihn spüren, was er Ihnen bedeutet.“
    John schüttelte den Kopf, sagte aber nichtsweiter dazu.
    „Sie fühlen sich schuldig“, begann Teyla erneut und jetzt sah John fast erschrocken zu ihr auf.
    „Was?“ seine Stimme gab bedrohlich nach.
    „Ich meine, weil Sie sich doch gewünscht hatten, dass Chafrian verschwindet. Auch wenn Sie damit nicht seinen Tod gemeint haben.“
    John konnte nur schlucken. Verdammt, war sie so gut, oder er so leicht durchschaubar?
    „John, egal was zwischen Ihnen vorgefallen ist, er braucht Sie. Seien Sie bei Ihm und helfen Sie Ihm dadurch und dann, gestehen Sie Ihm endlich, dass Sie Ihn lieben.“
    Jetzt war es wohl raus, auch wenn John wusste, dass Teyla diese Information nicht gegen ihn benützen würde lag jetzt etwas im Raum, was ihm fast den Atem raubte.
    Teyla konnte die Anspannung in ihm fühlen, doch würde sie jetzt aufhören, hätte sie womöglich nicht genug in John bewegt. Daher sprach sie weiter: „Sie haben sich Ihre Gefühle erst durch Chafrian selbst eingestanden, hab ich recht? Aber selbst wenn er es war, der es ihnen bewusst machte und auch aller Ihrer Bedenken zu trotz, müssen Sie Ihm irgendwann die Wahrheit sagen. Denn jetzt wo Sie sich Ihrer Liebe zu Ihm sicher sind, würde es Sie zerstören, wenn sie sie wieder unterdrücken.“
    John sah zwar nicht zu ihr auf und sie erwartete auch keine Antwort von ihm, doch seine ganze Körperhaltung allein verriet ihr, dass sie genau die richtigen Worte gefunden hatte. Sobald er sich all dessen was eben gesprochen wurde bewusst würde, ging der Rest von ganz allen. Daher stand Teyla auf und verließ ohne ein weiters Wort den Raum, dennoch aber wohl wissend, dass John ihrem Rat folgen würde.

  17. #37
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    Oh, wie schoen!!!

    Natuerlich sind Johns Selbstvorwuerfe irgendwie verstaendlich, wenn auch unbegruendet, aber gerade das macht die Situation fuer ihn so verfahren.

    Aber Teyla war wieder echt klasse. Sie hatte ja schon bewiesen, dass sie mehr sieht, als sich so manch einer vllt wuenschen wuerde, aber jetzt holt sie quasi zum finalen Schlag aus! Gott sei Dank ... nun kann John ja wohl gar nicht mehr anders, oder?

    Freu mich schon echt, wie jetzt das Gespraech zwischen John und Rodney verlaeuft ...

  18. #38
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    Rodney stand in seinem Quartier vor der Wand, an welcher er seine gerahmten Auszeichnungen und Urkunden aufgehängt hatte. Chafrian hatte sich bei seinem ersten Besuch hier, von den vielen Auszeichnungen bewundert gezeigt und Rodney war sonst auch immer sehr stolz auf all seine IQ-Bestätigungen. Jetzt sah er jedoch nur wertlose Stücke aus Papier und so nahm er blindlings, ohne weiter darauf zu achten, eines von der Wand. Behutsam legte er den silbernen Bilderrahmen auf seinen Schreibtisch, zumindest auf die Ecke davon, welche nicht unter einem Stapel Müll und Papiere verdeckt war, öffnete die kleinen Klammern die das ganze zusammen hielten und hob die Deckplatte an. Er zog das Dokument daraus hervor und legte es zu den anderen Papieren, welche ohne Bedeutung geworden waren. Dann holte er das glänzende Foto von Chafrian hervor und legte es mittig auf die Scheibe des Bilderahmens, verschoss das ganze wieder und stellte den Rahmen auf seinen Nachttisch. Dann lies er sich wieder auf sein Bett sinken und betrachtete lange das Foto.
    Nadal hatte Recht gehabt, sich an den lebenden Chafrian zu erinnern war weit aus schöner, als an den toten. So glaubte er fast, tief in seinen Gedanken das Lachen jenes geliebten Menschen zu hören, wie er da in der lauwarmen Frühlingssonne unter den Blüten des prächtigen Baumes stand und während Rodney das Foto betrachtete, glaubte er, dass es wohl keinen schöneren Ort für Chafrians letzte Ruhestätte geben könnte, als unter diesem schönen Baum. Er würde Adriel zu gegebener Zeit darum bitten, auch wenn er ihm von seiner Beziehung zu Chafrian erzählen müsste, Rodney wollte einfach, dass Chafrian dort begraben wurde.
    Die Beerdigung…egal mit welchen schönen Worten Rodney sich auch zu trösten versuchte, so ganz gelang es ihm nicht. Doch wer würde seinen Schmerz unterdrücken, ihn verdrängen und auf der Trauerfeier eine ausdruckslose Miene zeigen. Das was er mit Chafrian geteilt hatte, war nur für sie bestimmt gewesen und jetzt waren es allein seine Erinnerungen und das letzte was er gewollt hätte, wäre das diese Beziehung die Runde machen würde. Er wollte nicht betrauert werden, schon gar nicht von seien Freunden und Kollegen. Er wollte überhaupt nicht mehr trauern, im Grunde wollte er nichts lieber, als die Zeit zurück drehen zu können, es ungeschehen machen…
    Rodney strich mit seinem Zeigefinger über das lachende Gesicht auf dem Foto. Irgendwann würde es aufhören weh zu tun. Irgendwann würde er ihn nicht mehr schmerzen, wenn er an Chafrian und ihre wenigen Tage zurück dachte. Irgendwann würde nur noch die Essenz ihrer Liebe als stetige und glückliche Erinnerung in seinen Gedanken zurück bleiben, doch bis es soweit war, würden noch viele kummervolle Tage vergehen. Tage der Trauer, des Abschieds…

    Rodney erschrak förmlich, als der Türsummer seine Gedanken störte. Wütend rappelte er sich aus dem Bett auf und stützte sich auf den Ellenbogen ab. Er wollte nicht aufstehen, er wollte die Tür nicht öffnen und er wollte sich erst recht nicht mit dem Besucher auseinandersetzen. Verstand denn hier niemand, dass er einfach nur seine Ruhe wollte? Wohl nicht, aber woher auch, denn schließlich wusste niemand, von Sheppard abgesehen, wie nah ihm der Tod von Chafrian wirklich ging und er hatte auch nicht vor, dies irgendjemand zu erzählen. So ließ er sich mit einem Seufzer wieder auf die Matratze fallen und ignorierte das erneute Klingeln.
    Wahrscheinlich Carson, dachte Rodney so bei sich. Der Arzt hatte seine schlechte Verfassung nur all zu gut mitbekommen und er dankte es seinem Freund insgeheim sehr, dass dieser ihn Krankgeschrieben hatte. Jetzt war es wohl soweit, dass Carson eine Erklärung dafür haben wollte und Rodney konnte sich schon vorstellen, dass er Schotte dabei nicht lockerlassen würde. Natürlich tat es gut, über solche schlimmen Geschehnisse mit einem Freund zu reden, ihm sein Herz auszuschütten, doch jetzt noch nicht! Beim besten Willen, bevor er ein Gespräch über seine tiefsten Gefühle führen konnte, musste er sich erst selbst über all seine Gefühle klar werden, sie ordnen und akzeptieren lernen, dass Chafrian nicht wieder kam…das er ihn verloren hatte. Erst danach würde er sich Carson, als seinem besten Freund anvertrauen.
    Bedauerlicherweise blieb die Person hartnäckig und klingelte munter weiter, was Rodney keine Ruhe mehr ließ. Er raffte sich erneut auf und während er zur Tür ging schwor er sich, Carson oder wer auch immer ihn jetzt störte, ordentlich anzuschnauzen und ihn schleunigst zu verjagen.

    John hatte schon befürchtet, Rodney würde ihn nicht mehr öffnen. Vielleicht war es ja wirklich zu früh, um ihn zu stören. Wahrscheinlich wollte er erst einmal alleine sein, nachdenken, sich ausheulen…obwohl, waren nicht genau dafür Freunde da? Er wollte Rodney wirklich von Herzen gerne helfen, ihn gerade jetzt eine Stütze sein…aber wenn er so darüber nachdachte, wäre er an Rodneys Stelle auch lieber allein mit seinem Schmerz geblieben. Daher wollte John gerade aufgeben und Teylas Predigt zum Trotz, Rodney erst einmal Zeit geben, da öffnete sich die Tür.
    Beide sahen sie im ersten Moment überrascht an, denn keiner hatte gerade mit dem Auftauchen des jeweils anderen gerechnet. John wusste nicht, wie er das Gespräch eigentlich beginnen sollte und schallte sich selbst in Gedanken einen Narren, sich nicht auf dieses Gespräch vorbereitet zu haben. Zumindest ein paar einleitende Worte hätte er sich parat legen könnten. Teylas Worte hatten ihn wohl mehr bewegt, als angenommen. Doch jetzt half alles nichts, da musste er jetzt durch. Er straffte seine Gestalt und sah Rodney an.
    Dieser machte auf John jedoch nicht den angenommenen, verweinten Eindruck. Sein Gesicht spiegelte eher Verwunderung und Wut wieder. Dann senkte Rodney seinen Blick und machte einen nervösen Eindruck.
    „Hi“, begann John einen ungeschickten Einstieg in ihr Gespräch.
    Rodney sah noch immer nicht zu ihm auf und so fragte er vorsichtig: „Kann ich reinkommen?“

    Rodney wusste nicht, was er jetzt sagen oder tun sollte. Einerseits war es sein Wunsch mit Sheppard zu reden, die Fronten zwischen ihnen wieder zu glätten, auf das ihre Freundschaft wieder so werden würde wie vor seiner Begegnung mit Chafrian. Andererseits befürchtete er, dass John eben genau deswegen hier war, wegen Chafrian und darauf hatte er so gar keine Lust. Er hätte es zum jetzigen Zeitpunkt nichteinmal fertig gebracht, sich Carson gegenüber anzuvertrauen, geschweige den John. John Sheppard war kein Mensch, der gerne über Gefühle sprach. Er war ein Soldat, immer stark, tapfer, mutig…nein, Rodney verspürte nicht die geringste Lust, sich an dieser Schulter auszuweinen. Dafür hatten sie sich nie nahe genug gestanden. Nicht das Rodney dies nicht stets bedauert hätte, aber er hatte John eben nie für einen Mann gehalten, mit dem man auch diese Sachen teilen konnte, so als Freund. Daher lautete seine Antwort auch konsequent: „Nein.“

    John war anfangs überrascht, doch das legte sich schnell wieder. Hatte er sich nicht eben noch in Rodneys Situation hineinversetzt und wäre er an dessen Stelle nicht auch lieber allein geblieben? Vielleicht hatte sich Teyla geirrt, vielleicht konnte er Rodney keine Stütze sein und alles andere auch nicht. Er sollte damit aufhören, bevor er zu tief in dem Schlamassel steckte. Seine Gefühle zu unterdrücken, auch wenn es wehtat, war einfacher und sicherer als sich etwas zu stellen, was nur Probleme bereiten würde. Daher setzte er zu einem hastigen: „Falls Sie reden wollen…Sie wissen schon“, an und ging.

    „Warum?“ hallte ihm Rodneys Stimme hinterher. Irritiert drehte er sich wieder um und sah Rodney an, der inzwischen seinen Blick wieder von dem interessanten Fußboden gelöst hatte.
    „Was warum?“
    „Na…warum bieten Sie mir so was an? Wir beide wissen doch, dass Ihnen derartige Themen nicht liegen also, warum?“
    John wusste auf die Schnelle keine Antwort. Zumindest keine, die er Rodney so einfach hätte anvertrauen können.
    Daher sprach Rodney weiter: „Ich meine, ich weiß es zu schätzen was Sie hier versuchen und was mich betrifft können wir gerne weiter machen, als wäre nie etwas geschehen. Vergessen wir das ganze und seien wir wieder Freunde, so wie früher. Dann müssen Sie sich auch nicht verpflichtet fühlen, mir so ein gefühlsduseliges Gespräch anzubieten, wo wir doch beide wissen, dass es Sie nicht interessiert.“
    Jetzt war John komplett aus dem Konzept gebracht. Dachte Rodney etwa wirklich so von ihm? Glaubte er, dass ihm das seelische Leid seines Freundes wirklich vollkommen egal war?
    „Meinen Sie das ernst? Natürlich interessiert es mich, wie es Ihnen geht, ich…“
    „Schon gut“, unterbrach ihn Rodney. „Carson hat Sie geschickt, nicht wahr? Kommen Sie schon, wir waren nie die Art von Freunden die sich solche tiefgreifenden Gespräche antaten. Das haben wir beide stets zu vermeiden gewusst.“
    Noch immer viel John nicht ein, womit er Rodneys Argumentation kontern konnte, denn schließlich hatte er ja recht. All die Jahre hatte er es genossen, in dem verschlossenen Wissenschaftler einen Freund zu haben, der ebenso ungern über sein Gefühlsleben sprach, wie er. Darauf hatte sie ihre Freundschaft einst aufgebaut doch wenn er über die Worte Rodneys nachdachte, hatte der Keim ihrer Freundschaft wohl auf diesem löchrigen Fundament keine tiefen Wurzeln schlagen können und jetzt lag es an ihm…er könnte hier und jetzt einfach verschwinden und hoffen das irgendwann wieder alles so wie vorher wurde, oder er würde zum ersten mal in seinem Leben ins kalte Wasser springen um zu versuchen, diesem Menschen der ihm soviel bedeutete näher zu kommen.
    „Vielleicht würde ich aber gerne genau dieser Freund für dich sein. Der, mit dem du über alles Reden kannst, dem gegenüber du dich für nichts schämen oder entschuldigen musst.“
    Nun war es an Rodney seinen Gegenüber endgeistherd anzustarren. Hatte er John da gerade eben wirklich richtig verstanden? War sein Angebot eben ernst gemeint gewesen und er doch an einer Freundschaft, einer wirklich tiefen Freundschaft interessiert?
    Rodney sah den Mann, der ihm gerade so fremd vorkam, mit durchdringendem Blick an und da sah er es…etwas das in Sheppards sonst harter Schale verborgen lag. All die Gefühle welche John sonst nie zeigte und alles das war er bereit, mit Rodney zu teilen.
    „Also wenn du reden möchtest, du weißt wo du mich findest“, kam es leise von John, als Rodney nur so da stand und nicht den Anschein erweckte, als wollte er noch etwas sagen.
    „Warte!“ rief Rodney als er endlich aus seiner Starre erwachte. John hatte sich ihm gegenüber geöffnet, jetzt sollte er dasselbe tun. Dies hier alles offen auszusprechen, musste für John sehr schwer gewesen sein und Rodney wollte verdammt sein, wenn er ihm jetzt nicht irgendwie entgegen kam.
    John drehte sich nocheinmal um und Rodney zuckte etwas verlegen mit den Schultern. „Wahrscheinlich ist es wirklich klüger den Schmerz mit jemandem zu teilen.“
    „Dafür sind Freunde da“, und mit diesen Worten folgte John einem leicht lächelnden McKay in dessen Quartier.

  19. #39
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    Hey, du kannst doch nicht aufhoeren, wo es gerade interessant wird ...

    Aber schoen, wie du die Verunsicherung und dieses kleine "Soll ich oder soll ich nicht" auf beiden Seiten beschrieben hast. Das ist aber wirklich irgendwie eine vertrackte Situation.

    Mir hat auch die Eingangsszene gefallen, dass Rodney ploetzlich seine ganzen Auszeichnungen als das erkannt, was sie sind ... nur ein bisschen Papier und ganz sicher nicht so wichtig, wie er immer dachte.

    Dann muss ich also doch noch auf das endgueltige Gespraech warten ... okay ... mach ich gerne ...

  20. #40
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    John hatte sich auf Rodneys Bett niedergelassen und hielt den silbernen Bilderrahmen, welchen er vom Nachttisch gefischt hatte, in der Hand. Während Rodney in seinem Chaos aus Arbeit, Müll und Alltagsgegenständen zwei saubere Gläser für sie suchte, betrachtete John das Bild nachdenklich.
    „Wollen Sie Wasser oder Saft?“ fragte Rodney und prüfte das Haltbarkeitsdatum auf der Verpackung.
    „Hmm?“ kam es von John, welcher so in das Bild vertieft gewesen war, dass er die Frage überhört hatte.
    „Wasser oder Saft?“
    Rodney hielt ihm beides hin und John deutete auf die Safttüte.
    „Also“, begann John, nachdem er sein volles Glas entgegengenommen hatte und Rodney sich ebenfalls gesetzt hatte. Er reichte Rodney den Bilderrahmen, „woher haben Sie…du das?“
    Rodney verlor sich kurz in dem Foto, dann stellte er es zurück auf den Nachttisch.
    „Von Chafrians bestem Freund Nadal…er…“ Rodney schwieg und suchte nach den passenden Worten.
    „Schon gut“, John klopfte ihm auf die Schulter. „Lass dir Zeit.“
    „Als ich in diese Leichenhalle kam…die ganzen toten unter ihren Tüchern sah…ich hab jedes einzelne, verfluchte Tuch angehoben, bis ich sein Gesicht unter einem davon gefunden hab. Das war…wie…wie ein Schlag…wie etwas…“ wieder verstummte er.
    „Na auf jeden Fall hab ich mich neben ihn gesetzt und ihn einfach nur angesehen. Hab seine Hand genommen und versucht zu begreifen. Dann kam Nadal…er hat mich von dort weggeholt. Er meinte ich sollte Chafrian so in Erinnerung behalten, wie er gelebt hatte und mir nicht das Bild des toten einprägen. Er gab mir das Foto, sagte es sei das aktuellste was er besitze.“
    John hörte ruhig zu und ließ seinen Freund dabei nicht aus den Augen. Rodneys Körperhaltung wirkte angespannt und jetzt machte er auch einen wesentlich traurigeren Eindruck auf ihn.
    „Ich werde Adriel fragen, ob Chafrian dort begraben werden kann, unter diesem Baum“, Rodney deutete auf das Foto und obwohl er dagegen ankämpfte, drängten sich Tränen in seine Augen. Das Bild von Chafrian und dem wunderschönen rotblühenden Baum verschwamm und in der Hoffnung John würde es nicht bemerken, drehte er seinen Kopf zur Seite und wischte sich über die brennenden Augen.
    „Meine Mutter hat immer gesagt, in solchen Situationen wäre es wichtig zu weinen. Dadurch machen wir unserem Schmerz Luft und können ihn Verarbeiten.“ Er legte seine Hand um Rodneys Schulter und zog ihn zu sich heran.
    „Ich denke in diesem Fall hatte sie ausnahmsweise Recht, meine Mutter.“
    Rodney schluchzte leise und lehnte sich an Johns Schulter, was dieser lächelnd zur Kenntnis nahm. „Ist das erste mal, dass du von deiner Mutter sprichst“, kam es von Rodney in dem verzweifelten Versuch, das Thema zu ändern und wischte sich erneut über die tränennassen Wangen.
    „Ja, da gibt es auch nicht viel zu erzählen, aber mal eine ganz andere Frage.“ John wartete bis sich Rodney wieder einigermaßen beruhigt hatte und ihn ansah. „Chafrian war dein erster männlicher…geliebter, wie kam es dazu?“
    Die blauen Augen des Kanadiers glitzerten wässrig, als er seien Gegenüber einen Moment lang stumm betrachtete. „Du musst darauf natürlich nicht antworten, ich dachte nur…“
    „Nein, schon gut. Wenn dir diese Information hilft das ganze besser zu verstehen…ich meine…es muss für dich ja wohl ein ziemlicher Schock gewesen sein festzustellen das ich…“
    „Ist gut, ich hab verstanden worauf du hinaus willst, du musst es nicht noch genauer betiteln.“
    Rodney musste ungewollt lachen. „So reagieren viele Heteros wenn sie merken, dass einer aus ihrem Freundeskreis schwul ist. Na ja, zumindest die toleranten unter auch.“
    John konnte darauf nicht antworten obwohl irgendetwas tief in ihm rebellierte. Er hatte das Gefühl, als müsse er die Situation aufklären, Rodney die Wahrheit sagen oder zumindest erwähnen, dass er nicht komplett in die Hetero-Schiene passte…doch er brachte es nicht über sich. Schließlich war er sich ja noch nicht mal sicher, ob er in die Kategorie schwul passte. Schließlich war Rodney wirklich der erste Mann, mit dem er bewusst Zusammensein wollte. Was aber auch einfach daran liegen konnte, dass er sich dies früher nie eingestanden hätte, falls so ein Wunsch doch irgendwann in sein Unterbewusstsein gesickert wäre. Aber all dessen was er war oder hätte sein können zum trotz, der brachte kein Wort über seine Lippen und so sprach Rodney weiter.
    „Also ersteinmal war Chafrian nicht mein erster Freund, Geliebter oder wie auch immer du es nennen möchtest.“
    Jetzt war John vollkommen überrascht und das sah man ihm offensichtlich an, denn Rodney wich seinem Blick sogleich aus.
    Dieser miese, kleine…John rief sich in Gedanken wieder zu Ruhe und versuchte seine Gefühle auch nach außen hin, wieder unter Kontrolle zu bringen.
    „Ist das ein Problem für dich?“ fragte Rodney fast schüchtern und wagte es noch immer nicht, John wieder in die Augen zu sehen.
    „Nein, nein nicht wirklich“, kam es kleinlaut.
    „Aber es hat dich überrascht?“
    Wieder wusste John auf Anhieb keine Antwort. Überrascht schon irgendwie, aber nur weil er das Gegenteil hatte bestätigt bekommen. „Nun, zumindest würde es einiges erklären“, gab er schließlich zu. „Zumindest warum du so schnell auf seine Flirterei angesprungen bist.“
    Ungewollt musste Rodney wieder schmunzeln. John war ihm nie richtig böse gewesen, er war wohl nur von etwas überrumpelt worden, auf das er allein nicht die richtigen Antworten gefunden hatte aber jetzt, wo er Rodney all diese Fragen stellen konnte, würde zwischen ihnen wieder alles wie früher werden, ach nein, es würde besser werden! Tiefer und vertrauensvoller.
    „Tja sagen wir einfach, er hatte gute Argumente mit deinen er seine >Flirterei< untermauerte und denen ich nichts entgegenzusetzen hatte“, lachte Rodney.
    John konnte sich in etwa denken, worauf diese Bemerkung abzielte und welcher Kerl hätte da schon nein gesagt? Was ihn aber unweigerlich zu einer anderen Frage brachte. „War er denn dein Typ?“
    Rodney zuckte die Schultern, „wenn ich ehrlich bin, nein. Gut, er war jung, hatte einen hübschen Körper und ein wunderschönes Lächeln, aber ich steh so generell eher auf die blonden. Du weißt schon…“
    „Sam Carter?“
    „Ja, die auch. Diesbezüglich geht mein Geschmack in beide Richtungen.“
    „Ach?“
    „Es ist nicht so, dass ich bisher keine Beziehungen mit Frauen gehabt habe. Ich gehöre eher zu den Menschen bei denen das Geschlecht keine tragende Rolle spielt, wenn sie sich verlieben. Ob Mann oder Frau liegt bei mir mehr am Charakter, an den Interessen einer Person und all dem anderen Kram.“
    John nickte verständlich obwohl seine Gedanken ganz weit weg von Rodney und seien Erklärungen waren. Im Grunde entsprach er weder Rodneys Männergeschmack, noch hatten sie viele gleiche oder ähnliche Interessen. Sie waren Charakterlich sehr unterschiedlich und so musste er wohl oder übel einsehen, dass sie außer ihrer Freundschaft nichts weiter verband. Eine sehr schlechte Ausgangsposition für ein >ich liebe dich< Geständnis.
    „John? Hörst du mir zu?“ fragte Rodney vorwurfsvoll.
    Wieder kam ein nicken als Antwort. „Klar, ich brauch nur ein bisschen.“

    Ein unangenehmes Schweigen legte sich über sie und obwohl John Rodney noch immer an sich gedrückt hielt, wurde es dem Kanadier unangenehm. Er konnte nicht sagen wieso, aber diese unheilvolle Stille machte ihn nervös. Gerade als er wegrutschen wollte, begann John wieder zu sprechen: „Und, wer hatte sonst noch alles einen Platz in deinem Herzen?“
    Erst überlegte Rodney, ob er nicht klüger wäre, dieses Thema unangetastet zu lassen. Er hatte John schon mehr von sich preisgegeben, als den meisten anderen Menschen gegenüber, mit denen er im laufe der Jahre Kontakt gehabt hatte.
    „Bist du sicher, dass wir genau darüber reden sollen?“ fragte er.
    „Wenn es dir schwerfällt darüber zu sprechen, dann lassen wir das natürlich“, sagte John beiläufig obwohl er innerlich hoffte, Rodney würde sich ihm diesbezüglich anvertrauen. Zumindest war es ein Anfang an den er hätte anknüpfen können.
    „Es wundert mich nur, warum du dich so für meine früheren Beziehungen interessierst. Über solche Themen haben wir nie zuvor gesprochen.“
    Da war sie, Johns Chance, „das mag schon stimmen, aber ich würde halt gerne mehr über dich erfahren. Da du genau wie ich ungern von deiner Vergangenheit redest hab ich mir gedacht, wir machen den Einstig bei einem Thema, von dem ich dir auch jederzeit erzählen würde, sofern es dich interessiert.“
    „Das heißt, du würdest mir auch von deinen Frauengeschichten erzählen?“
    „Lieber als von meine Eltern“, räumte John ein. „Ich war zum Beispiel schon mal verheiratet.“
    „Das…das überrascht mich zu hören.“
    „Siehst du?“
    Rodney hatte kein Problem damit, wenn John ihre Freundschaft auf diese Ebene vertiefen wollte und eines stand fest, er redete ebenfalls viel lieber von verflossenen Liebschaften, als von seine Eltern und seiner Kindheit. Damit waren sie sich offensichtlich einig.
    „Du willst mehr von mir erfahren?“ fragte er nocheinmal.
    „Ja, du erzählst mir von dir und ich verrate dir allerhand aus meinem Leben und den Einstig machen wir mit einem leichten Thema und irgendwann sind wir dann auch soweit, um über unsere Kindheit zu sprechen. Was dich zu einem der ganz wenigen Menschen machen würde, denen ich jemals etwas darüber anvertraut habe.“
    „Dito“, sprach Rodney. John wollte ihn wirklich zu seinem besten Freund machen, zu dem einen Menschen, dem man alles Anvertraute, also warum zögern?
    „Na schön, aber ich sag dir gleich, eine besonders lange Geschichte wird das nicht.“
    John war erleichtert, dass seine Taktik derart gefruchtet hatte und wartete gespannt ab, was sein Freund alles zu berichten hatte.

    „Lassen wir mal die ganzen Kindheitsgeschichten beiseite und auch die Teenie-Liebschaften, in welchen übrigens nur Frauen vorkamen und springen zu meinem ersten, festen Freund vor. Ich hab ihn während des Studiums kennengelernt. Er tauchte einfach auf und schon war ich verknallt. Nach Monaten hin und her voller Geflirte, gescheiterter Annäherungsversuche und der immerwährenden Frage ob es nun richtig sei, ergriff er die Initiative und küsste mich. Wir waren wirklich lange zusammen, aber nach dem Einstig in die Arbeitswelt verlief sich das ganze irgendwie….er hatte mich mit einer Professorin betrogen, in der irrationalen Hoffnung seine Noten damit verbessern zu können. Dann kam lange Zeit niemand, nur hier und da ne schnelle Bekanntschaft. Oh und danach fand eine entzückende Kollegin Interesse an mir und das ganze ging sogar ein paar Jahre gut, bis ich den Posten annahm, den die Air force mir anbot. Du weißt ja, ich hab das Stargate seit der ersten Mission nach Abydos studiert.“
    Rodney löste sich aus Johns Umarmung und begann mit den Händen zu wedeln, während er von seinen ersten Erfahrungen mit dieser außerirdischen Technologie berichtete. Ja, in solchen Erklärungen ging Rodney ganz und gar auf!
    John hätte den Körperkontakt zwischen ihnen nur zu gern wieder aufgebaut, hätte am liebsten nach Rodneys Hand gegriffen, ihn gestreichelt...
    „Langweile ich dich?“ fragte der Wissenschaftler nach Minuten des Redens nach, als er Johns abwesendes Starren bemerkte.
    „Du bist nur ein wenig vom Thema abgekommen“, versuchte John es humorvoll, doch dieser Zwischenfall bewies ihm wieder eindeutig, wie unterschiedlich ihre Interessen verteilt waren.
    „Na zumindest gab es da diesen unglaublich talentierten und hübschen, blonden Kollegen und mit dem blieb ich zusammen, bis man mich nach Russland versetzte. Wir haben den Kontakt durch Mails aufrechterhalten und nachdem ich wieder zurück in den Staaten war, haben wir auch versucht wieder da weiter zu machen, wo man uns getrennt hatte.“
    „Hat aber nicht geklappt“, spekulierte John der aus Erfahrung wusste, wie sich Beziehungen nach einer Versetzung änderten. „Ist mir auch oft genug passiert“, erkläre er. „Dadurch dass ich nicht fest gebunden war und auch keine Kinder hatte, war ich bei Versetzungen immer einer der Erste.“
    „Ah“ gab Rodney verständnisvoll von sich. „Aber dann kam eh schon Atlantis und Chafrian“, wobei sie wieder beim ursprünglichen Thema waren.

    „Danke“, kam es nach wenigen Minuten von Rodney.
    „Wofür?“
    „Dafür dass du mich auf andere Gedanken gebracht hast.“
    „Kein Thema, dafür sind Freunde da“ und er klopfte Rodney auf die Schulter und stand dann auf.
    „He, bist jetzt nicht du mit erzählen dran?“ maulte er verstimmt.
    John schmunzelte nur, „ein andermal“, versprach er.
    „Feigling“, kam es gespielt böse von McKay.
    „Keine Sorge, ich komm wieder.“
    „Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?“ sichelte Rodney, aber John war schon mit einem >gute Nacht< verschwunden.

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