Was macht man, wenn man gezwungen ist, sich auf einem neuen Planeten einzuleben? Nicht, dass ich das nicht schon öfter mal erlebt hatte, aber bei den Tauri war alles anders.
Bisher hatte ich mich meistens darauf konzentriert, mich für eine kurze Zeit anzupassen, mein Ding durchzuziehen, und dann wieder zu verabschieden. Es war eher darum gegangen, nicht großartig aufzufallen. Irgendwann geht es einem dann in Fleisch und Blut über, sich zwar der Umgebung anzupassen, aber sich ansonsten auf nichts einzulassen. Vor allem nicht auf Menschen oder deren seltsame Bräuche. *Eine Ausnahme ist natürlich, wenn man einen Vorteil rausschlagen kann. Frau muss schließlich sehen wo sie bleibt!*
Aber wie gesagt, hier auf der Erde war jetzt alles anders. Gut, die Sache mit der Prometheus fiel noch unter “Rein-und-Raus”, aber schon bei meiner zweiten Begegnung mit der SG-Truppe änderte sich das Ganze erheblich.
Ich hatte mich ursprünglich ins SGC geschmuggelt, um einen Deal durchzuziehen, aber die Wirkung der Armbänder war doch etwas bindender als geplant. *Ich denke immer noch mit einem riesigen Grinsen an Daniels Gesicht, als er feststellte, dass die Armbänder nicht abgingen. Und dann hielt die Wirkung auch noch an, als die Dinger längst Geschichte waren....*
Durch diese gemeinsamen Erlebnisse war ich länger mit dem SG-Team zusammen, als ich jemals mit einem einzelnen Menschen gemeinsam an Zeit verbracht habe. *Meine Mutter mal ausgenommen, und ich meine damit auch meine richtige Mutter, und nicht einer der vielen “Stiefmütter”, die mein Vater mir in seinem Leben vorgestellt hat!*
Und dann die Sache mit dem Supergate: Ich fand mich in der Ori-Galaxy wieder, musste Tomin heiraten und wurde schwanger. Ich hätte darauf wetten können, dass ich nie mehr zurückkommen würde. Aber was hat mir mein Vater immer wieder gepredigt: “Wette nie, auch nicht mit dir selbst, wenn du keinen Einfluss auf das Ergebnis hast:“
Als Daniel dann auf dem Ori-Schiff auftauchte und wir auch noch heil aus der Sache raus gekommen sind, musste ich mich also damit auseinandersetzen, dass ich erst mal auf der Erde bleiben festsaß. Ich war also quasi gezwungen, mich auf eine neue Umgebung einzustellen, was auch die Menschen einschloss, mit denen ich zu tun hatte.
Das Problem dabei ist: Wie kommt man aus eingefahrenen Bahnen heraus, die einen schon sein ganzes Leben prägen?
Da kann ich nur sagen: Ganz langsam und bloß nichts überstürzen.
Dabei ist die Grundvoraussetzung das sorgfältige Sammeln von Informationen, wieder eines der Dinge, die ich von meinem Vater gelernt habe. Ich höre noch Jasecs Worte:
“Mädchen, bevor du ein Ding durchziehen willst, schau dich genau um. Finde heraus, was hinter der nächste Ecke kommt. Denke immer einen Schritt voraus. Und das Wichtigste ist: Sammle sorgfältig Information über alles und jeden!”
Große Möglichkeiten hatte ich da anfangs nicht. Mein Aktionsradius war auf das SGC beschränkt und auch da durfte ich nicht überall hin. Die einzigen Ausnahmen war in Begleitung eines Mitglieds von SG 1 *wobei mir dann Daniel natürlich am liebsten war, weil ich ihn immer so schön ärgern konnte*.
Eine zweite Möglichkeit mir den fehlenden Input zu besorgen war ein Gerät, das Fernseher heißt. *Diese Teil ist einfach klasse.* Es gab unendlich viele Dinge die ich mir in diesem kleinen Kasten ansehen konnte. Dabei bekam ich einen sehr guten Einblick, wie es hier bei den Tauri so zugeht. Vor allem diese kurzen Ausschnitte aus dem Alltag waren herrlich. *Nicht länger als eine halbe Stunde lang. Es wird also nicht langweilig*. Und dabei konnte man sehen, dass es in den Familien hier einfach immer nur gutgelaunt und lustig zugeht.
Aber dieses Gerät hat mir auch eine andere Sache über die Tauri näher gebracht. Im Gegensatz zu vielen Welten, wo man alle Dinge, die man so zum Leben braucht, auf Märkten oder in kleinen Läden kaufen muss, kann man hier im Fernsehen die Dinge ansehen und dann mittels einer Fernkommunikationseinrichtung namens Telefon bestellen. Und das Beste daran? Es wird dann auch noch geliefert!
Als ich diese “Fern-Einkaufen” entdeckte, stolperte ich über eine kleine Hürde. Um erfolgreich bestellen zu können, benötigt man ein Zahlungsmittel namens Kreditkarte. Dies stand mir anfangs natürlich noch nicht zur Verfügung. Aber Frau weiß sich ja schließlich zu helfen.
Ich borgte mir eine von Daniel aus.
Wenn er in seinem Büro gewesen wäre, hätte ich ihn ja auch gefragt. Aber er war nicht da, und seine Brieftasche lag einladend auf dem Tisch. Zwischen einer leeren Kaffeetasse und einer alten Schriftrolle. Mit dem festen Vorsatz, Daniel später zu fragen, borgte ich mir eine Karte auf der “American Express” stand *den Namen hatte ich schon im Fernseher gesehen* und machte mich wieder auf in mein Zimmer.
Leider war die eine oder andere Lieferung schneller als ich. Bevor ich mit Daniel sprechen konnte, kamen auch schon die ersten Lieferungen im SGC, und die ersten Abrechnungen bei Daniel an. *Ich konnte froh sein, dass er soviel arbeitete, und sich daher noch keine Gelegenheit ergeben hatte, bei der er die Karte selber benötigte*.
Ich war gerade dabei ein etwas delikateres Wäschestück anzuprobieren, als Daniel ohne großartig anzuklopfen in mein Zimmer stürmte. Er stutzte verblüfft, drehte sich, beinahe verlegen, um, und verließ den Raum. *Ich genoss es, auch wenn ich mir denken konnte, was mich erwartete!*
Er stand also jetzt vor meiner verschlossenen Tür. Ich wollte ihm die Möglichkeit geben, sich wieder abzuregen, aber er war anscheinend wirklich sauer. Es dauerte nicht lange, da klopfte er an die Tür und ich hörte eine gedämpftes, aber deshalb nicht weniger eindringliches “Vala! Kann ich jetzt reinkommen? Ich muss dringend mit dir reden!”
Schnell warf ich mir einen Bademantel über *vorteilhafte Optionen sollte man sich offen lassen*, knotete ihn auf dem Weg zur Tür zu und öffnete diese.
Er stand da, stützte sich mit einem Arm am Türrahmen ab und schaute auf, als ich die Tür öffnete. Oh, oh, diesen leicht genervten Blick kannte ich schon zur Genüge. Ohne weitere Fragen ging er an mir vorbei in den Raum, blieb mitten drin stehen und drehte sich zu mir um. “Wo ist meine Kreditkarte?” fragte er völlig ruhig, aber der Unterton in seiner Stimme verhieß nichts Gutes. Ich ging an den Schreibtisch, holte die Kreditkarte heraus und hielt sie ihm hin. Wortlos nahm er sie und steckte sie ein.
“Habe ich etwas verpasst?” fragte er mich. “Habe ich irgendein ‘Daniel ich brauche ein paar Dinge, kannst du mir mal deine Kreditkarte leihen’ überhört? Und wie bist du überhaupt daran gekommen?”
“Ich war in deinem Büro, aber du warst nicht da. Und dann sah ich deine Brieftasche da liegen. Einfach nur so, mitten auf dem Tisch und ich wollte dich ja fragen, wenn ich dich das nächste Mal sehe, aber dann habe ich das wohl irgendwie vergessen...! Und eine Nachricht konnte ich dir auch nicht hinterlassen. Du hast zwar viel Papier in deinem Büro liegen, aber da steht überall was drauf, oder es ist so alt, dass man sich nicht traut, es anzufassen!”
Ich fand meine Argumente überzeugend, aber Daniel nahm, in einer für ihn so typischen Geste, nur die Brille ab und knetete seine Nasenwurzel, setzte die Brille wieder auf, und sagte:
”Hör mir jetzt gut zu, denn ich sage das nur einmal: Solange du hier bist, wirst du dir angewöhnen, nichts anzufassen oder irgendwo wegzunehmen, ohne den zu fragen, dem es gehört, oder der damit arbeitet! Von deinem Telefon aus, kannst du nur noch interne Gespräche führen, und du hast keinen Zugang zu anderen Telefonen. Also wirst du gar nicht mehr in Versuchung kommen, Geld für unnötigen Kram auszugeben. Klar?”
Und plötzlich war er wieder da, der Drang Daniel zu ärgern, *das hatte schon bei unserer ersten Begegnung auf der Prometheus angefangen*. Ich dachte nicht großartig nach, sondern zog instinktiv am Gürtel meines Morgenmantels. Die Vorderteile fielen auseinander und da ich genau vor ihm Stand, hatte er einen Platz in der ersten Reihe, mit Blick auf die schwarze Spitzenunterwäsche, die ich vorhin anprobiert hatte.
“Das nennst du also unnötigen Kram?” grinste ich ihn an.
Er hob den Zeigefinger, holte tief Luft, schluckte herunter, was auch immer er sagen wollte, drehte sich um und stürmte aus dem Raum. Soviel zu meinem Ausflug ins Shopping TV.
*****
So war das Fernsehen also jetzt zur reinen Informationsquelle geworden. Ich konnte so langsam unterscheiden, was der Realität außerhalb des Cheyenne Mountain entsprach, und was nur reine Unterhaltung war. *Ja, ja dumme Außerirdische, die eine Comedy Serie nicht vom richtigen Leben unterscheiden kann*. Langsam aber sicher bekam ich auch eine Idee davon, was für Bräuche und Rituale es im Laufe eines Jahres hier auf der Erde so gab. Mit einem wurde ich dann auch bald konfrontiert.
Spätestens ab dem Zeitpunkt, als in der Kantine bunte Lichterketten auftauchten, und auf der Theke eine ca. 20 cm große Figur eine Rotgekleideten dickbäuchigen Mannes stand, der fast den ganzen Tag immer wieder das gleiche Lied dudelte, fing ich an, mich mit dem Thema Weihnachten zu beschäftigen.
Als ich Daniel darauf ansprach, tat er nichts anderes, als mir ein Stapel Bücher in die Hand zu drücken, und sich dann wieder seiner Arbeit zu zuwenden.
Typisch. Glatt abserviert. Aber da ich war einfach zu neugierig und ging ich kommentarlos in mein Zimmer. Es konnte ja nicht schaden, einmal einen Blick darauf werfen. Das dickste Buch hatte den Titel ’Bibel’. Ich legte es nach kurzem durchblättern erst einmal zur Seite, *es waren so gar keine Bilder drin*. Auch bei den anderen Büchern konnte ich nur sehr wenig Bilder finden, und da ich bestimmt keine Leseratte bin, legte ich auch diese ziemlich schnell wieder weg.
Auch von anderer Seite bekam ich nicht sehr viele Hinweise. Sam murmelte etwas von ‘Familienfest’ und ‘jedes Jahr das Gleiche mit den Geschenken’ und Mitchell erzählte mir etwas von ‘Freunde treffen, Geschenke machen und massenweise Essen’. Das machte mich nur noch neugieriger. *Vor allem das Wort „Geschenke“* Aber trotzdem hatte ich noch nicht genug herausbekommen. Ich muss mich also wieder auf das Fernsehen konzentrieren. Und das wurde immer ergiebiger.
Zur gleichen Zeit, als sich die Dekoration in der Kantine änderte, begannen sich die Sendungen und Filme über das Thema zu häufen. Eines war ihnen allen gemeinsam: Es ging immer irgendwie um einen dicken Mann mit Bart, der einen roten Anzug trug, und an Weihnachten mit einem ‘Rentierschlitten *was immer das auch war* Geschenke verteilte. Eine ziemlich kuriose Vorstellung, die sich dann auch sehr schnell als eine reine Kindergeschichte entpuppte.
Aber im Gedächtnis blieb mir die Sache mit den Geschenken. Ich liebe Geschenke, vor allem wenn ich sie bekomme. Mit selber Geschenke machen, hatte ich bisher noch nicht viele Erfahrungen sammeln können. In meinem bisherigen Leben hatte ich aber auch ganz wenig Menschen getroffen, die mir genug bedeutet hatten, um ihnen Geschenke zu machen. Das hatte sich aber in der letzten Zeit, wie soviel andere auch, geändert. Es fiel mir noch schwer das zuzugeben, aber da waren plötzlich Menschen, die anfingen, mir etwas zu bedeuten. Auf die ich mich aber auch immer verlassen konnte. Die sich, wenn auch manchmal widerstrebend, für mich einsetzten. Ganz abgesehen davon, dass die mich mit dem, was ich mittlerweile wusste, hier nicht mehr rauslassen würden. Eher würden die mich den Rest meines Lebens wegsperren.
Wenn ich ganz ehrlich war *und ich meine wirklich ganz ehrlich ehrlich* war das hier aber auch mehr als ein Versuch, irgendwie durchzukommen. Die Zeit die ich mit der Truppe hier verbrachte, hatte sie mir näher gebracht. Ich fing an, sie zu mögen. Jeden auf seine Art.
Teal’c, der auf meine Vorschläge immer mit einem skeptischen Blick und einer hochgezogenen Augenbraue antwortete; *egal wie lukrativ diese für ihn vielleicht gewesen wären*.
Sam, die zwar die meiste Zeit in ihrer Technik-Welt lebte, aber auch immer wieder versuchte, mir kleine Brücken zu bauen, damit ich mich nicht ganz so fremd fühlte.
Mitchell, der mir nie ganz traute, aber trotzdem abwartete, wie ich mich verhielt, um sich dann irgendwann ein endgültiges Urteil zu bilden.
General Landry, den ich ähnlich ein wie Mitchell einschätzte: Eine große Portion Skepsis und Geduld, die man nicht zu sehr strapazieren durfte.
Und Daniel? Tja, das war schwierig. Es gab Momente, da schien es, als ob wir uns gut verstanden und im Gleichklang liefen, vor allem, wenn ich mit ihm zusammen arbeiten konnte *oder durfte*. Aber das war die Ausnahme. Meistens gingen wir eher aufeinander los und konnten keinen gemeinsamen Nenner finden. Wie auch, so völlig verschieden wie wir sind.
Er, der Wissenschaftler, das gute Gewissen des Teams, und ich, die Weltall-Bummlerin ohne Gewissen, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, ihn oft genug an seine Toleranzgrenzen treibend *und ab und zu darüber hinaus, aber das konnte ich einfach nicht abstellen. Daniel reizen war ein Automatismus, den ich nicht unterdrücken konnte. Oder wollte?*
*****
Zurück zu meinen Recherchen Für die meisten Menschen aber waren es anscheinend Tage im Jahr, die man dazu benutzte, sich mit der Familie und Freunden zu treffen, sich mit Essen voll zu stopfen, sich gegenseitig Geschenke zu machen und einfach nur Spaß zu haben.
So etwas kannte ich auch von anderen Welten. Diese Feste fanden oft um die Zeit der Sonnenwende statt und waren für mich oft gute Gelegenheiten gewesen, kleine Defizite in meinen Finanzen auszugleichen.
Mal war ich die attraktive Verkäuferin von potenten Stärkungsmitteln *Sex sells gilt auch auf den entferntesten und hinterwäldlerischsten Planeten dieser Galaxis*. Mit dem richtigen Outfit, den richtigen Sprüchen, und einem gezielten Augenaufschlag, war das leicht verdientes Geld.
Eine andere Möglichkeit war, die Typen mit dem dicksten Geldbeutel um ihr mitgeführtes Bares zu erleichtern. Das war mit etwas mehr Nervenkitzel und Spaß verbunden, und auch nicht viel gefährlicher. Wenn mir mein Vater eines beigebracht hatte, dann die Taschen anderer Leute absolut unbemerkt zu leeren.
Verglichen mit dem Aufwand, den man hier auf der Erde mit Weihnachten trieb, waren diese Sonnenwendfeste aber kleine Volksbelustigungen.
Von dem, was ich da im Fernsehen schon gesehen hatte, musste das teilweise leicht irrsinnige Formen annehmen. Nicht, das ich mir das nicht gerne angesehen hätte, aber meine bisherigen Ausflüge aus dem Mountain waren nicht immer sehr glücklich verlaufen.
Der Ausflug nach Washington war ja noch ganz nett gewesen, aber sehr lange her. Noch nicht so lange her war die Sache mit meiner alten “Freundin” Athene. Entführt und ohne Gedächtnis von Killern gejagt zu werden, gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber es hatte ja ein gutes Ende genommen, und mir die endgültige Zugehörigkeit zum SG1-Team beschert. Es war schon ein tolles Gefühl, als mir General Landry das kleine Kästchen mit den Team-Abzeichen überreicht hat. *Okay, ich war superstolz darauf, endlich dazu zu gehören, aber zu der Zeit, war ich noch nicht so weit, mir dies auch direkt anmerken zu lassen*. Um davon abzulenken, wie stolz ich wirklich war, sorgte ich dafür, dass sich die Aufmerksamkeit auf Daniel richtete, indem ich unser “Date” ansprach. *Die Aktion war ein voller Erfolg, Daniels Gesichtsausdruck bei dem Versuch, den anderen zu erklären, das es eben kein Date, sondern ein Essen unter Freunden gewesen war, war einfach göttlich.*
Und jetzt kam dieses Weihnachtsfest näher, und ich hatte mir vorgenommen, es endlich mal richtig zu machen. Ich musste nur noch herausfinden wie!
Dazu musste ich erst einmal wissen, wie die einzelnen Teammitglieder ihr Weihnachtsfest überhaupt verbrachten. Und wer wäre da als Informationsquelle *vor allem als eine, die sich auch die Zeit und Geduld mit mir nehmen würde* besser geeignet als Teal’c.
Ich ging also hinüber zu seinem Quartier und klopfte an die Tür. Nachdem er die Tür geöffnet hatte sagte er: “ValaMalDoran, komm doch herein. Was bringt dich zu mir.”
“Hallo Teal’c. Ich habe da mal ein paar Fragen.”
“Nimm Platz”, er deutete auf einen Sessel und fuhr in seiner ruhigen Art fort “worum geht es denn? Wenn ich kann, helfe ich dir gerne. Außer du möchtest mich bitten, mein Telefon benutzen…” *Oh Mann, manche Dinge verfolgen einen aber auch gnadenlos*
“Nein, Großer, darum geht es nicht, auch wenn es verlockend wäre. Aber es geht mir um etwas ganz anderes. Du lebst doch schon einige Jahr hier auf der Erde, und da wollt ich dich mal fragen, wie das hier Weihnachten so abläuft.”
Er legte den Kopf leicht schief, zog eine Augenbraue hoch und sah mich an, ohne ein Wort zu sagen. Ich hatte das Gefühl, er versuchte die Ernsthaftigkeit der Frage abzuschätzen. Nach einer Weile begann er dann zu erzählen, wie Weihnachten im SGC aussah, und was die einzelnen Mitglieder von SG-1 diesen Tag verbrachten.
Es wurden zu dieser Zeit normalerweise keine Missionen angesetzt, damit es allen möglich war die Feiertage mit ihren Lieben zu verbringen. Mitchell würde zu seinen Eltern fahren, Sam verbrachte die Feiertage mit Cassy bei ihrem Bruder und seiner Familie, und Teal’c nutzte die freien Tage, um Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Und Daniel? Früher hatte er die Tage meistens mit General O’Neill verbracht, aber seit dieser in Washington arbeitete, war das nicht mehr möglich. Im letzten Jahr hatte er sich sogar freiwillig zum Weihnachtsdienst gemeldet. Da in dieser Zeit nur eine Notbesetzung anwesend war, und nicht viel passierte, hatte er die Zeit genutzt, um in seinem Büro zu sitzen und störungsfrei über alten Schriftrollen und deren Übersetzungen zu brüten. Sehr wahrscheinlich hatte er das auch noch genossen! Keiner seiner Freunde konnte dafür sorgen, das er auch mal schlief, oder etwas anderes zu sich nahm, als literweise Kaffee.
Einzig am Abend vor Weihnachten taten alle das Gleiche: Sie trafen sich entweder bei Daniel oder Sam, und hielten ihre kleine private Weihnachtsfeier ab. Meistens bestellten Sie sich irgendwo etwas zu essen, und machten es sich danach mit einem Weihnachtspunsch gemütlich, bevor sich am nächsten Morgen ihre Wege für den Rest der Feiertage trennten.
Die Zeit verging und ich war noch nicht richtig weiter gekommen. Ich wusste einfach nicht so richtig, was ich machen sollte. Sollte ich einfach fragen, ob ich mitkommen konnte? Offiziell gehörte ich ja jetzt zu SG-1, aber das bezog sich ja eher auf die tägliche Arbeit *ich hätte im Leben nicht gedacht, das ich mal an einer regelmäßigen Arbeit nachgehen würde*.
Privat war die Beziehung mit dem Team eher noch von einer Menge Vorsicht geprägt. Gut, sie nahmen mich mit, wenn sie mal zusammen essen gingen, aber dafür war sowieso wenig Zeit, und das hatte weniger mit Freundschaft, als mit Treffen unter Kollegen zu tun. Ich war mir meiner selbst absolut nicht sicher, und genau das machte mich wahnsinnig. Das kannte ich einfach nicht von mir.
Normalerweise dachte ich kurz nach, sah meinen Weg und mein Ziel, und ging dann geradewegs darauf zu. Und dabei hatte ich früher auch nicht großartig darüber nachgedacht, was ich eventuell hinter mir zurück ließ. Das war in der letzten Zeit anders geworden, und ein bisschen erschreckte mich das schon *hätte ich doch nie die Prometheus betreten, dann wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, auf diesen kleinen Planeten zu kommen, um mir einen Schatz unter den Nagel zu reißen*
*****
Während ich auf meinem Bett lag und nachdachte, was ich machen sollte, klopfte es, und auf meine Aufforderung kam Sam herein.
“Hi Vala”, begann sie. “Ich wollte dich fragen, ob du Lust und Zeit hast, mit mir Weihnachtseinkäufe zu machen?”
“Zeit? Bei meinem ausgefallenen Gesellschaftsleben hier im SGC?” entgegnete ich. “Klar, Walter wartet verzweifelt darauf, dass ich mit ihm einen Kaffee trinke, und der süße Krankenpfleger...du weißt doch wen ich meine, oder? Der niedliche Blonde mit den etwas längeren Haaren und dem absolut scharfen Hinterteil. Er hat mir bei meiner letzten Routineuntersuchung so nett zugezwinkert. Ich warte jede Sekunde auf eine Einladung. Und dann ist da noch...”
“Schon gut”, unterbrach Sam mich, “ich habe es ja verstanden. Du hast Zeit. Und ich habe das Okay vom General! Also mach dich fertig, dann können wir fahren.”
Endlich. Ich konnte mal hier raus, und dann auch noch Geld ausgeben. Seit ich zum Team gehörte, hatte ich auch eigenes Geld, aber kaum Gelegenheit es auszugeben. Mein Telefon war nämlich immer noch nicht frei geschaltet; ‘damit ich das Geld nicht ohne Sinn und Verstand aus dem Fenster werfe’ hatte Daniel das begründet. Und jetzt sollte ich mit Sam einkaufen gehen können. *Traumhaft*
“Gib mir fünfzehn Minuten” sagte ich, woraufhin Sam mich etwas fragend anschaute. “Du brauchst mich nicht so zu anzusehen, wenn ich irgendwo anders hin kann, als auf irgendeinen Planeten XY-123, dann kann ich Rekorde brechen!”
Es wurde ein wunderschöner Nachmittag. Wir fuhren zusammen zu einer großen Mall, in der es von schönen Geschäften nur so wimmelte. Überall hingen weihnachtliche Dekorationen mit Tannen, bunten Kugeln und allem möglichen Flitterkram. Es war ein überwältigender Anblick. Aber noch mehr beeindruckten mich die Geschäfte, und was man da alles kaufen konnte.
Sam ging da zu meinem Leidwesen zunächst sehr methodisch vor. Sie hatte einen Zettel, auf dem sie alle Geschenke aufgeschrieben hatte, und hakte eines nach dem anderen ab. Das ging ziemlich schnell und ich sah den schönen Tag schon nach kurzer Zeit zu Ende gehen, da drehte sie sich, nachdem sie ihren letzten Haken auf der Liste gesetzt hatte, zu mir um:
“So, ich wäre fertig, was ist mir dir? Wo möchtest du noch hin? Hast du dir schon Gedanken gemacht, über die Geschenke?” *Uups, was war das jetzt?*
“Äh... also... ich... “ stotterte ich herum.
“Du weißt es noch nicht, richtig?” sagte Sam und schaute mich dabei an.
“Es soll ja auch nur eine kleine Aufmerksamkeit sein. Aber so ganz ohne was in den Händen möchtest du bestimmt nicht bei Daniel auftauchen oder?”
Jetzt war ich doch wirklich sprachlos. *Und das will was heißen* Ich wusste, dass das Treffen dieses Jahr in Daniels Appartement stattfinden sollte und musste wohl etwas irritiert geschaut haben, denn Sam fuhr fort:
“Sag bloß, dir hat noch niemand Bescheid gesagt?” Sie schüttelte den Kopf. “Das ist ja mal wieder typisch. Sobald es um private Termine geht, werden die Herren stumm wie die Fische. Also, wir treffen uns am Weihnachtsabend bei Daniel. Du kannst mit Teal’c hin fahren, und er nimmt dich nachher auch wieder mit ins SGC. Noch Fragen?”
Also ich hätte da eine Menge Fragen gehabt, aber irgendwie musste ich das alles erst mal verdauen.
“Lass uns bitte mal eine Pause einlegen”, sagte ich, und wir suchten uns eine kleines Cafe, wo wir einen etwas ruhigeren Tisch fanden und uns eine heiße Schokolade und Apfelkuchen bestellten *beides mit einem Haufen Sahne*.
Nachdem wir uns den Kuchen hatten schmecken lassen, sagte Sam:
“Du gehörst doch jetzt zum Team, hast du ernsthaft gedacht, wir lassen dich an Weihnachten alleine im Stargate-Center sitzen?”
Ich konnte nur etwas verlegen auf meinen leeren Teller starren. Als ich wieder aufblickte sah Sam mir direkt in die Augen.
“Jetzt komm schon Vala, du lässt dich doch von Cams und Daniels Verhalten nicht ins Bockshorn jagen? Cam ist nun mal der Teamführer, und denkt daher eher an das Wohl des Teams, und kann daher nicht immer auf Einzelne Rücksicht nehmen. Und Daniel? Tja, bei euch beiden bin ich eher ratlos. Ihr scheint es einfach nicht zu schaffen, mal reinen Tisch zu machen, und einen dicken Strich unter die Vergangenheit zu setzen. Aber das ist euer Problem, und nicht meins; wenigsten solange wir gut zusammenarbeiten! Deswegen gehörst du nicht weniger zu unserem Team. Das hast du jetzt doch schon mehr als einmal bewiesen.”
Diese längere Rede von Sam kam völlig überraschend, und machte mich fast verlegen *was ich mir natürlich nicht anmerken lassen wollte* daher schluckte ich einfach dieses leise wohlige Gefühl, was sich in mir ausbreitete hinunter und sagte:
“Ich habe halt gedacht..... Okay, ich habe eigentlich gar nichts gedacht. Aber jetzt habe ich ein Problem: Was ziehe ich an, und wie komme ich an Geschenke für die anderen. Ich habe keine einzige Idee, aber wir haben doch bestimmt nicht noch ein anderes Mal Zeit, einkaufen zu gehen?”
“Kein Problem”, sagte Sam “ ich helfe dir. Lass uns zahlen, und dann stürzen wir uns ins Getümmel!”
Und wie wir uns stürzten. Als wir am Abend wieder zurück waren, waren wir mit Tüten beladen, und ich war, wenigstens was die Geschenke angeht, gerüstet für mein erstes Weihnachtsfest.
*****
Die restliche Zeit verging wie im Flug. Es lagen nicht sehr viele Missionen an und die, welche wir durchführten, waren glücklicherweise einfach und weniger spannend.
Als dann endlich der Weihnachtsabend da war, hatte ich mir vorgenommen, absolut pünktlich fertig zu sein, um Teal’c nicht warten zu lassen. Nicht dass er sich irgendwie aus der Ruhe bringen lassen würde, aber ich wollte einfach nichts falsch machen *ausnahmsweise einmal*.
Die Geschenke für die anderen standen schön verpackt in zwei Tüten direkt neben der Tür. Ich war gestylt und fertig angezogen. Sam hatte mich davon überzeugt, dass an diesem Abend kein großartiges Aufbrezeln angesagt war und Jeans und Pulli vollkommen in Ordnung waren *das hieß für mich heute Abend: enge schwarze Jeans und ein knallroter, enger Pulli, mit einem netten Ausschnitt, der von kleinen Glitzersteinchen eingerahmt war*. Ein Blick in den Spiegel bestätigte mir, dass ich einfach nur prima aussah.
Als es klopfte, und ich die Tür aufmachte, verkündete Teal’c mir seiner ruhigen Art: “ValaMalDoran, in 30 Minuten solltest Du zur Abfahrt bereit sein!”
“Wie du siehst, Großer, bin ich fix und fertig. Ich muss nur noch den Mantel anziehen!” sagte ich, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. *Seine hochgezogene Augenbraue interpretierte ich mal ganz frei als Verblüffung*
Auf dem Weg zu Daniels Appartement sah ich zum ersten Mal nach meinem Ausflug mit Sam die Oberfläche wieder, und die hatte sich gewaltig verändert. Ich kannte Schnee zwar auch von anderen Welten, aber hier war es irgendwie anders. Der Schnee machte alles weicher und gedämpfter *anders kann ich es nicht beschreiben*. Wir kamen durch Wohngebiete, wo die Bewohner anscheinend darin wetteiferten, wer die meisten Lampen an seinem Haus befestigen konnte. Von Häusern, deren Ränder mit einfachen weißen Lichtern eingefasst waren, über bunt blinkende Häuser, bis zu lebensgroßen, beleuchteten Rentierschlitten inklusive Weihnachtsmann und Geschenken, gab es nichts, was es nicht gab.
Es gab soviel zu sehen, dass es fast schade war, als wir das Appartementhaus erreichten und das geparkte Auto verließen. Kurz danach standen wir vor der Tür und klingelten. Eine gutgelaunte Sam öffnete die Tür und nahm uns in Empfang:
“Ihr sein ja schon da” begrüßte sie uns erstaunt. “Wir hatten noch gar nicht mit euch gerechnet!”
“SamanthaCarter, wir sind schon hier, weil ValMalDoran absolut pünktlich fertig war, wir haben also den eingeplanten Zeitpuffer von einer Stunde nicht benötigt.”
Im ersten Moment schaute ich ungläubig von einem zum anderen, dann schlug ich Teal’c vor seine breite Brust und bemerkte schmollend:
“Muscles, dass hättest du mir ruhig sagen können, dann hätten wir uns noch ein bisschen herum fahren, und uns die Weihnachtsdekoration anschauen können!“
Genau in diesem Augenblick ging eine Tür auf, und Daniel schaute heraus. Klar, dass er sich diesen Augenblick ausgesucht hatte.
“Vala, jetzt tu doch nicht so. Schließlich bist du diejenige, auf die wir immer warten müssen, und meistens nur wegen eines vergessenen Kamms oder etwas ähnlich Banalem”, sagte er grinsend.
Sam drehte sich um, grinste zurück, und meinte nur:
“Ich will ja nicht petzen, aber ich kann mich da an Missionen erinnern, als Jack einen mir bekannten Archäologen oft genug fast mit Gewalt von seinen Artefakten loseisen musste, damit wir pünktlich los konnten.”
In diesem Moment ging die Klingel und Teal’c, der als nächster zur Tür stand, öffnete. Mitchell stand davor und ich sagte lächelnd zu Daniel:
“Schatz, das ist Rettung in letzter Minute” hakte mich bei Sam unter, und sagte zu ihr: “Ich glaube, wir zwei müssen uns mal in Ruhe so von Frau zu Frau unterhalten.” Sam grinste mich an und ging mit mir in den Wohnraum. In der einen Ecke stand ein ungeschmückter Weihnachtsbaum.
“Darf ich vorstellen“, sagte Sam und deutete auf den Baum. “Das ist die offizielle SG-1-Tanne. Sie ist nicht echt, hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und wird jedes Jahr dort aufgestellt, wo wir uns treffen, geschmückt und nach Weihnachten wieder für das nächste Jahr verpackt. Eigentlich wollten wir damit schon fertig sein.....”
“...aber da du heute an Pünktlichkeitswahn leidest” fuhr Mitchell fort, “sind wir noch nicht fertig.”
Als in diesem Moment Teal’c und Daniel herein kamen sagte dieser: “Tja, Vala, Pech gehabt. Jetzt musst du uns helfen!”
Er hätte nichts Schöneres sagen können. Es wurde eine lustige Stunde, in der jeder seine Meinung darüber äußerte, wie die Lichterketten hängen sollten, ob der Engel auf der Baumspitze gerade saß oder wo noch ein Teil des bunten Baumschmucks fehlte oder vielleicht auch zuviel war.
Als das Werk dann zur allgemeinen Zufriedenheit vollbracht war, holte Sam eine große Schüssel mit dem Weihnachtpunsch, Daniel besorgte die Gläser und nachdem jeder ein gefülltes Glas in der Hand hatte, stießen wir auf den gelungenen Baum an. Also bisher hatte mir dieser Tag sehr gut gefallen, aber es sollte noch besser kommen.
Alle außer Teal’c hatten gerade ihre zweite Runde Punsch im Glas, da klingelte es wieder. Daniel ging zur Tür und kurze Zeit später rief er aus der Küche: “ Sam, kannst du mir bitte mal helfen? Das war das Essen!”
Sam ging rüber, kam aber kurz darauf wieder zurück:
“Leute, der Tisch ist zwar schon gedeckt, aber beim Auftragen könnt ihr gerne mal eben helfen.”
Wir sprangen auf und eilten zu ihr in die Küche. Es roch einfach köstlich, aber nicht nach Pizza oder chinesischem Essen. Mein Gesichtsausdruck hat wohl Bände gesprochen, denn Daniel sagte zu mir:
“Nein, Vala, keine Essen aus Pappschachteln. Wir haben uns überlegt, dass wir für dein erstes Weihnachten auf der Erde ein richtiges Weihnachtsessen machen wollen. Und da wir alle nicht die großen Köche sind, haben wir eben einen Truthahn mit allem was dazu gehört bestellt.”
“Wow, das ist... Ich.....äh.....” mehr bekam ich nicht heraus.
Wir trugen das Essen gemeinsam zum Esstisch, setzten uns, und probierten uns durch das leckere Essen. *Gut, probierten ist etwas untertrieben. Wir stopften uns damit voll, bis nichts mehr hinein passte*
Als wir uns einig waren, dass wir absolut nichts mehr herunter bekamen, räumten wir den Tisch ab, und die Küche auf. Und kurz darauf saßen wir alle, mit einer neuen Runde Punsch in der Hand, im Wohnraum.
Mitchell ergriff das Wort und sagte:
“So, jetzt sind wir alle satt und zufrieden, war übrigens eine gute Idee mit dem Truthahn, dann sollte jetzt die Sache mit dem Singen kommen, oder?”
Er schaute sich schmunzelnd um. “Oder hat sich das bei den musikalischen Genies, die sich hier versammelt haben, erledigt?“
“Überspringen wir also diese Tradition“, fuhr er fort, “und kommen wir zum letzten Teil des Abends: Den Geschenken!”
Beruhigt, nachdem ich festgestellt hatte, dass ich weder singen musste, noch mir Gesang anhören musste, war ich gespannt auf das, was jetzt kam.
Daniel sagte in die Runde: “Ich hoffe, ihr habt daran gedacht, überall Geschenkanhänger dran zu machen, damit ihr morgen beim Auspacken noch wisst, was von wem ist!”
Ich muss ausgesehen haben wir ein Fisch, denn Daniel sah mich an und meinte nur: “Mach den Mund zu Vala. Hast du bei deinen bestimmt sehr ausufernden Recherchen zum Thema Weihnachten nicht mitbekommen, dass die Geschenke erst am ersten Weihnachtstag aufgemacht werden und nicht am Abend vorher?”
Ich schaute einmal in die Runde und sah nur ernste Gesichter, die zu Daniels Erklärung nickten. Ich schluckte und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich ein bisschen enttäuscht war. Abgesehen davon, dass ich mich auch meine eigenen Geschenke gefreut hatte, hätte ich gerne gesehen, wie die anderen auf ihre Geschenke reagierten, wenn sie diese aufmachten.
“Dann muss mir mal bitte jemand was zu schreiben geben, damit ich die Geschenke noch markieren kann!” Ich war der Meinung, man habe mir nichts angemerkt, aber als ich aufstand, um meine beiden Tüten mit den Geschenken zu holen, fingen alle, wie auf ein geheimes Signal hin, an zu grinsen.
“Jetzt ist aber Schluss, Jungs”, sagte Sam, die sich nur ganz schwer das Lachen verkneifen konnte, und schaute mich an.
“Du müsstest mal dein Gesicht sehen Vala! Die Jungs wollten dich nur ein bisschen hochnehmen. Wir machen die Geschenke heute auf. Das macht doch viel mehr Spaß. Vor allem für Daniel, Teal’c und dich. Mit wem solltet ihr eure Freude teilen, wenn ihr morgen ganz alleine die Päckchen aufmachen müsstet?”
Die plötzlich auftretenden Mordgelüste unterdrückte ich, und in den nächsten Stunden hatten wir dann viel Spaß. Vor allem, weil das Team eine ganz bestimmte Methode entwickelt hatte, was das Auspacken der Geschenke anging. Nachdem jeder jedem seine Geschenke übergeben hatte, wurde ausgeknobelt wer beginnen durfte. Derjenige durfte aber nur ein Geschenk aufmachen und dann war der nächste dran. Das machte unheimlich Spaß. Alle Aufmerksamkeit war auf den Auspackenden gerichtet, und er musste sich teilweise eine Menge Kommentare gefallen lassen. Teal’c vor allem, löste er doch bei jedem Geschenk alle Klebestreifen einzeln ab, schürte die Neugier, und strapazierte teilweise arg die Geduld der Zuschauer. Aber auch alle anderen bekamen ihren Anteil an Bemerkungen ab.
Als wir dann irgendwann fertig waren, jeder jedem gedankt hatte und wir es uns mit einer weiteren Runde Punsch gemütlich gemacht hatten, schaute ich mich um und fühlte mich......ja wie fühlte ich mich eigentlich? Ich konnte es nicht genau benennen, aber es kann einem Gefühl von zu Haus sehr nahe. Auf jeden Fall war klar, dass ich mich eine lange Zeit nicht mehr so sicher gefühlt hatte. Ich hatte Freunde gewonnen, einen Job *was ich immer noch nicht so ganz begreifen konnte* und fast so etwas wie ein zu Hause gefunden. War das Weihnachten?
Ich entschloss mich, dieses Gefühl auf jeden Fall unter Weihnachten zu verbuchen, und nippte zufrieden an meinem Punsch.
Einige Zeit, viel Gelächter und das eine oder andere Glas Punsch später, mahnte Teal’c uns, langsam an den Aufbruch zu denken. Wir sammelten alle unsere Geschenke ein, beseitigten alle zusammen noch schnell das Chaos im Wohnzimmer und sammelten uns im Korridor.
Es begann eine gegenseitiges Umarmen und Verabschieden. Als ich an der Reihe war, mich von Daniel zu verabschieden, ging ich auf ihn zu, nahm den Ahnungslosen in den Arm, grinste ihn an, und sagte: “Danny, Schatz, damit du nicht denkst, alle eure Bräuche wären bei meinen Recherchen unbeachtet geblieben....”
Er schaute mich fragend an, wusste absolut nicht, was ich meinte, und wollte mich gerade fragen, worum es ging, da reckte ich mich etwas und küsste ihn. Er war so überrascht, dass er ganz vergaß, nicht zu reagieren und mich sogar zurück küsste!
Die Stille, die zunächst herrschte, wurde von einem Glucksen unterbrochen, das eindeutig von Sam kam. Das brachte Daniel leider zur Besinnung und er schob mich energisch von sich.
Bevor er allerdings etwas sagen konnte, grinste ich ihn an, und winkte mit einem kleinen künstlichen Mistelzweig, den mir bei unserem Einkaufsbummel irgendjemand in die Hand gedrückt hatte, und den ich in meiner Manteltasche gelassen hatte.
Daniel reagierte, wie nur er reagieren konnte. Er sah mich zuerst mit seinem “Vala-hör-auf-mit-dem-Blödsinn-Blick” an, aber als er die anderen weiterhin kichern hörte, breitete sich auch auf seinem Gesicht ein Lächeln aus.
“Touché” sagte er nur.
In diesem Moment atmete ich erleichtert aus *ich hatte vorher gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte*, drehte mich zu Teal’c um und sagte:
“OK, Muskelprotz, lass uns heim fahren!” Ich drehte mich zu den anderen um, winkte noch mal und dann gingen wir zum Auto.
Die ganze Rückfahrt über, versuchte ich, mir diesen ganz speziellen Gesichtsausdruck von Daniel vorzustellen, mit dem er mir meine kleine Revanche vergeben hatte. Dieses wunderbare Lächeln, das bis zu seinen Augen reichte.
*Das würde meine ganz persönliche und liebste erste Weihnachtserinnerung bleiben!*
Ende