Der Lagetisch stürzte um, als Gaunt aufsprang. Es war eher diese plötzliche Bewegung als das Heulen der heraborgelnden Granaten, die Caffran ebenfalls überrascht aufspringen ließ. Gaunt griff nach seiner Pistole und warf ihr Holster auf einen Haken bei den Stufen. Er langte nach der Spracheinheit des Funkgeräts, das unter den Regalen hing, in denen seine Bücher standen.
"Gaunt an alle Einheiten! Zu den Waffen! Zu den Waffen! Auf maximalen Widerstand vorbereiten!"
Caffran wartete nicht auf weitere Instruktionen. Er stürmte bereits die Stufen hinauf und war schon durch den Gasschutzvorhang, als ein Hagel von Geschossen auf ihre Gräben niederging. Sturzfluten emporgerissenen Schlamms ergossen sich hinter ihm in den Graben, der voller Schreie der plötzlich aktiv werdenden Soldaten war. Eine Granate heulte gerade über ihn hinweg und schlug einen Krater in die hintere Brustwehr des Grabens, so groß wie ein Landungsschiff. Flüssiger Matsch regnete auf ihn herab. Caffran zog sein Lasergewehr von der Schulter und schlingerte in Richtung der Feuerstufe des Grabens. Überall war Chaos und Panik, überall Soldaten, die schreiend und brüllend in jede Richtung hetzten.
War dies die Zeit? War dies der letzte Moment in dem langen Konflikt, in den sie hineingeraten waren? Caffran versuchte sich weit genug den Graben hinaufzuschieben, um einen Blick über den Rand zu erhaschen, über das Niemandsland hinüber zu den Stellungen, in denen sie den Feind die letzten sechs Monate lang festgehalten hatten. Alles, was er sehen konnte, war ein Nebel aus Rauch und Schlamm.
Das Prasseln von Laserwaffen ertönte, gefolgt von erneuten Schreien. Weitere Geschosse stürzten herab. Eins von ihnen fand die Mitte des nahen Kommunikationsgrabens. Nun wurde das Schreien real und direkt. Das, was auf ihn herabrieselte, war nicht mehr nur Wasser und Matsch. Es waren Körperteile dabei.
Caffran fluchte und reinigte hastig die Sichtlinse seines Lasergewehrs. Hinter ihm erklang ein Brüllen, eine kräftige Stimme, die in den Traversen des Grabens widerhallte und die Gitterroste zum Beben brachte. Er warf einen Blick zurück und sah, wie Kommissar Gaunt aus seinem Unterstand kam.
Gaunt war nun komplett in Uniform und Mütze gekleidet. Der Tarnmantel seines adoptierten Regiments wehte von seiner Schulter, sein Gesicht war eine Maske verbissenen Zorns. In einer Hand hielt er seine Boltpistole, die andere umklammerte sein Kettenschwert, das in der morgendlichen Luft jaulte und sang.
"Im Namen Taniths! Hier kommen sie, hier werden wir sie schlagen! Haltet die Linie und haltet euer Feuer zurück, bis sie über den Schlammwall kommen!"
Caffran frohlockte. Der Komissar war mit ihnen - sie würden siegen, gleich, wie schlecht die Chancen standen! Dann ließ etwas seine Welt mit einem Schlag in sich zusammenstürzen, der Schlammfontänen in die Luft aufsteigen ließ und ihm die Seele aus dem Leib zu reißen schien.
Ihr Grabenabschnitt hatte einen direkten Treffer abbekommen. Dutzende Männer waren tot. Caffran lag benommen in einem Haufen aus Gitterrosten und Schlamm. Eine Hand packte ihn an der Schulter und zog ihn hoch. Blinzelnd blickte er auf, um in das Gesicht des Kommissars zu blicken. Gaunt sah ihn mit einem ernsten, aber aufwühlenden Blick in die Augen.
"Kleines Nickerchen nach dem Frühstück?" erkundigte sich der Kommissar bei dem verwirrten Soldaten.
"Nein, Sir ... ich ... ich ..."
Das Fauchen von Lasergewehren und Nadlern erklang um sie herum von den gepanzerten Schießscharten am Grabenrand her. Gaunt zog Caffran auf die Füße.
"Ich denke, die Zeit ist gekommen," sprach der Komissar, "und ich hätte alle meine mutigen Männer gern neben mir, wenn wir angreifen."
Caffran spie grauen Schlamm aus und lachte. "Ich bin dabei, Sir," sagte er, "von Tanith bis wo immer wir auch enden."
Caffran hörte das Jaulen von Gaunts Kettenschwert, als der Kommissar die über die Feuerstufe genagelte Leiter hochsprang und sich donnernd an seine Soldaten wandte.
"Männer von Tanith! Wollt ihr ewig leben?"
Ihre Antwort, laut und wild, ging im Hagel der Geschosse unter. Doch Ibram Gaunt hatte sie gehört.
Mit flammenden Waffen erhoben sich Gaunt`s Ghosts aus dem Graben und begannen sich ihren Weg freizuschießen, zu Ruhm, Tod oder was auch sie sonst im Rauch erwartete.
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