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Thema: Dr. Weir, wir haben ein Problem

  1. #1
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    Titel: Dr. Weir, wir haben ein Problem [An dieser Stelle: Danke @zona!]
    Charaktere: Sheppard, McKay, Weir
    Kategorie: Abenteuer, Humor, (Drama)
    Anmerkungen: Nix ist meins! Arbeite noch daran, Stargate kaufen zu können.
    Feedback: Mein Lebensunterhalt! Alles von Lob bis konstruktive Kritik erwünscht. Sagt mir bitte, ob ich die Charaktere gut getroffen habe... Danke!
    Widmung: Meiner Lieben (wenn du das liest, weißt du, dass du gemeint bist) und McKay., weil ich dir damit meinen Respekt vor deinen Schöpfungen zeigen will


    (1) Buschmänner

    Die Sonne knallte heiß auf die zwei menschlichen Wesen herab, welche sich in dem dichten Urwald ihren Weg bahnten. Ihre Schusswaffen hingen irgendwo an ihren Körpern, stattdessen trugen sie je ein langes Buschmesser, oder zumindest etwas, das danach aussah. Außerdem hielt einer der beiden ein kleines Gerät in der Hand, das alle paar Sekunden einen hellen, sehr nervtötenden Pfeifton von sich gab. Schwer keuchend stiefelten sie einen dich bewachsenen Hügel hinauf, von dem sie sich erhofften, einen besseren Blick auf das Land zu haben. Schweiß rann ihnen in Strömen über das Gesicht, als sie endlich die Hügelkuppe erreichten.

    „Na toll“, beschwerte sich der größere der beiden schwer atmend. „Schöne Aussicht, aber nichts zu sehen außer Urwald, Urwald und noch mal Urwald.“

    „Öffnen Sie ihre Augen, Major“, antwortete der andere nicht minder außer Atem. „Sehen Sie das da drüben?“
    Er wies auf eine Stelle im bewaldeten Tal.

    „Sehe ich, McKay. Das ist das Gate.“
    Genervt verdrehte er die Augen.

    „Immerhin etwas!“, versuchte der kleinere, Dr. Rodney McKay persönlich, dem Major, mit vollem Namen John Sheppard, die Situation schmackhaft zu machen. „Wenn wir die Energiequelle nicht finden, wissen wir immerhin, wo unser Heimweg ist.“
    Eine Schnapsidee war es gewesen. Eigentlich hatte Sheppards Team Verbündete gegen die Wraith gesucht und war dabei auf einen Planeten gestoßen, der nur aus undurchdringlichem Urwald bestehen zu schien. Einzig McKay hatte der Landschaft etwas abgewinnen können: Sein Detektor hatte plötzlich angefangen zu piepsen, was auf eine Energiequelle in der Nähe hinwies. Also waren der Major und McKay losgezogen, um die Energiequelle zu finden, aber seit mehreren Stunden waren sie dem Auslöser der ganzen Qual nicht näher gekommen.

    „Wie aufbauend“, meinte Sheppard sarkastisch und betrachtete sein Buschmesser. Nun, es war eigentlich kein Buschmesser, aber das einzige, dass er in Atlantis hatte finden können, um ein solches zu ersetzen. „Rodney, Geben wir es auf. Hier ist meilenweit nichts außer dem Gate zu sehen. Und Ihr Detektor verändert seine Zeichen auch nicht.“
    Er sah McKay eindringlich an. „Gehen wir, ich bitte Sie!“

    „Gehen und ein ZPM verschmähen?“ McKay hob eine Braue. „Wenn es ausreichend Energie hat, könnte es für die Atlantis-Schilde reichen.“

    Wenn es denn ein ZPM ist.“

    „Ja, wenn.“
    McKay seufzte und starrte wieder auf seinen Detektor. „Geben Sie mir noch eine Stunde. Dann verlassen wir den Planeten.“

    „Und kommen nie wieder.“

    „Eine Stunde?“

    „Eine Stunde, und keine Sekunde länger.“

    „Abgemacht.“
    McKay griff in seine Brusttasche und holte ein schon häufig benutztes Tuch hervor, mit dem er sich die Stirn abtupfte. Sheppard setzte sich unter einen großen, Schatten spendenden tropischen Baum und betrachtete weiter sein Buschmesser. Nachdem er sein Tuch wieder verstaut hatte widmete McKay sich wieder seinem Detektor und stieg den Hügel hinab.

    55 Minuten später sah Sheppard etwas besorgt auf seine Uhr. In fünf Minuten war McKays Zeit abgelaufen, und er war noch immer nicht zurück.
    „McKay?“, rief er, aber sein Ruf wurde sofort von der stickigen Luft verschluckt.

    Nur etwa zwei Meilen entfernt begann McKays Detektor endlich seinen Pfeifton zu verändern.
    „Komm schon“, murmelte der Wissenschaftler leise. „Wo bist du, kleines ZPM...“
    Plötzlich krachte es neben ihm im Gebüsch und er fuhr erschrocken zusammen.
    „Was zum...“
    Drei dunkelhäutige Menschen kamen auf ihn zu, nur leicht bekleidet, und jeder trug ein langes Messer, gegen die McKays provisorisches Buschmesser stumpf und alt wirkte.
    „Ich... ich forsche nur! Wirklich! Ich...“, stammelte McKay. Doch die drei kamen näher und umkreisten ihn, die Messerspitzen auf seine Brust gerichtet, bis die Waffen nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt waren.

    „Mitkommen“, zischte einer der drei Männer und wies auf etwas hinter ihm, das wohl einen Pfad darstellen sollte, jedoch nur als ein solcher erkennbar war, wenn man wusste, dass sich dort einer befand.
    McKay nickte unsicher und lies sein Buschmesser – ein Athosianer-Küchenmesser war es gewesen – fallen. Mit wackeligen Beinen tat er, was die Männer von ihm verlangten.

    Sheppard auf dem Hügel wurde nun nervös. McKay verspätete sich nicht oft. War er so in seine ZPM-Suche vertieft, dass er nicht auf die Uhr sah? Hatte er sich verlaufen? Oder war er gar von Eingeborenen überfallen worden?
    Sie hätten niemals so sorglos sein dürfen. Nur weil sie nicht auf menschliche Bewohner gestoßen waren hieß das noch lange nicht, dass dieser Planet unbewohnt war.
    Vielleicht war McKay auch von einem Tier angegriffen worden. In den Regenwäldern auf der Erde gab es zahlreiche Wild- und Gifttiere, die einem McKay problemlos töten könnten. Gab es das auch in diesen Wäldern?
    „McKay?“, rief er noch einmal und kontrollierte ein weiteres Mal die Zeit. Die Stunde war abgelaufen. Fünf Minuten würde er McKay noch geben, dann würde er losziehen um ihn zu suchen.

    McKay drückte in einer unauffälligen Bewegung auf sein Funkgerät, während er von den drei Menschen durch den Wald geführt wurde.
    „Ich werde nicht gern entführt“, sagte er, als wolle er es zu den Ureinwohnern sagen. „Und ich laufe auch nicht gern über...“

    „Still“, zischte einer der drei und setzte McKay sein Messer an den Hals. „Kein Wort.“

    „Ist... ist gut“, murmelte McKay. Verdammt. Hoffentlich hatte Sheppard seine Nachricht empfangen können und konnte ihm antworten...

    Es rauschte in Sheppards Funkgerät. McKay! Er versuchte ihm etwas zu sagen!
    „McKay? Können Sie mich hören?“, rief er in seinen Funker, aber es rauschte nur noch lauter. Offensichtlich gab es etwas, das die Funkverbindung störte. Hastig griff der Major an seine Brusttasche, doch er hatte keinen Lebenszeichendetektor dabei. Warum ausgerechnet jetzt nicht? Seufzend fasste er einen Entschluss: Er würde jetzt versuchen, McKays Spuren zu folgen und auf dem Hügel ein Zeichen hinterlassen. Mit schnellen Griffen brach er einige Äste von den umstehenden Bäumen ab und legte damit einen Pfeil in Richtung Gate. Sollte McKay hier vorbeikommen, würde er dorthin gelangen und am Tor wohl auf Sheppard warten. Dieser nahm sein provisorisches Buschmesser und folgte der Schneise, die McKay zuvor geschlagen hatte.

    Sein Funkgerät war jetzt sinnlos, stellte McKay bedauernd fest. Aber die verabredete Zeit war längst abgelaufen, und so würde Sheppard ihn vielleicht suchen. Unauffällig griff der Wissenschaftler in seine Tasche und zog einen Energieriegel hervor – sein letzter. Er riss die Verpackung ab und biss genüsslich in die Leckerei, was misstrauische Blicke seiner drei Bewacher auf sich zog. Doch nachdem er keine Waffe gezogen hatte, sahen sie wieder auf den Pfad, zumindest hoffte McKay das. Im Gehen ließ er die Verpackung fallen, unbemerkt von den Dunkelhäutigen.

    Es war nicht allzu schwer, McKays Weg nachzuvollziehen: Sheppard musste einfach einer schmalen Schneise mit zahlreichen abgeschnittenen Ästen folgen. Nach etwas mehr als einer halben Stunde machte die Route einen plötzlichen Knick, was Sheppard leicht verwunderte. Vielleicht hatte McKay hier ein Zeichen des ZPMs erhalten und war ihm nachgegangen – oder er war angegriffen worden. Plötzlich hörte er ein leises Klirren, als er auftrat. Er sah zu Boden und sein Blick fiel auf McKays Buschmesser. Die Stirn nachdenklich kraus gezogen steckte er es ein. War das ZPM-Zeichen so deutlich gewesen? War McKay angegriffen worden? Zur Sicherheit überprüfte er sein Gewehr und seine Pistole, man konnte ja nie wissen. Dann folgte er dem nun sehr kleinen Pfad, an dem sich seltsamerweise fast keine abgebrochenen Zweige befanden, sodass sich der Major auf die schwachen Fußspuren McKays verlassen musste. Auf einmal blitzte etwas neben einem Fußabdruck: es war eine Riegelverpackung, wie Sheppard diagnostizierte.
    „Du konntest es wohl nicht lassen, Rodney“, murmelte er leicht vorwurfsvoll. Umweltbewusst denkend steckte er das Papier ein, dass McKay so achtlos hatte fallen lassen – denn von wem sollte es sonst stammen – und ging den Weg weiter.

    Es kam McKay unendlich lange vor, bis sich die Umgebung änderte. Denn als der Himmel schon etwas dunkler wurde und die Sonne vorsichtig den Rand des Horizonts berührte, da lichtete sich der stickige Urwald etwas und eine kleine Siedlung von Hütten, erbaut aus Stroh und Holz, sich zeigte. Endlich. Hier würde er hoffentlich etwas zu trinken und zu essen bekommen.
    Einige Dunkelhäutige saßen vor den Hütten auf Veranden, einige wenige Kinder waren zu sehen, und sie alle starrten McKay misstrauisch und fremdartig fasziniert an. Seine drei Bewacher schob ihn in eine der Hütten und schlossen eine sperrige Tür hinter ihm. Es herrschte aufgrund fehlender Fenster ein fahles Dämmerlicht, sodass McKay seine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen musste, bevor er fähig war, die Hütte genauer zu betrachten.
    In einer Ecke stand ein kleiner Topf, anscheinend aus Lehm, und in einer anderen ein Tonkrug.
    „Wasser“, murmelte McKay und stürzte zum Krug. Dieser war sehr schwer, denn er war bis zum Rand gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit –
    „Wasser!“
    Gierig kippte er sich das Wasser über das Gesicht und in den Mund, und erst als sein Durst für eine Weile gestillt war, setzte er den Krug ab, schließlich wusste er nicht, wie lange er mit diesem Wasser auskommen musste. Hoffentlich nicht allzu lange, denn er hatte schon die Hälfte seines Vorrats verbraucht.
    Wenn in dem Topf im Eck etwas zu essen war – McKay wusste, er würde sich wie in einem Hotel fühlen.
    Doch der Topf war leer, und vom unangenehmen Geruch zu schließen, welchen das Gefäß abgab, war er schon häufig als Abort genutzt worden. Angewidert stellte McKay den Topf zurück und setzte sich – ausreichend davon entfernt – mit dem Rücken zur Wand auf den Boden und schloss die Augen. Da saß er nun, in einem Dorf voller seltsamer Menschen, in einer vier Quadratmeter großen Hütte mit nichts als einem halben Krug Wasser, einem Töpfchen für stinkende Bedürfnisse und nichts am Leibe als seinen durchgeschwitzten Kleidern.
    Sheppard. Er war seine letzte Hoffnung.
    Vorsichtig drückte er auf sein Funkgerät.
    „Sheppard? Rodney hier. Können Sie mich hören?“
    Es rauschte.
    „Man hat mich in ein Dorf gebracht. Hören Sie? Folgen Sie meinen Spuren und passen Sie auf! Diese Dunkelhäutigen sind gemeingefährlich!“
    Seine Stimme wurde immer lauter, und das Rauschen veränderte sich nicht. Er empfing kein Funkzeichen, und so schaltete er sein Gerät seufzend wieder ab.
    „Rodney, du hast dich in eine wunderbare Lage gebracht“, murmelte er, zog die Knie an und legte seinen Kopf darauf. Nun musste er einfach warten, entweder bis Sheppard ihn rettete oder bis man ihm, ihn an fremde Götter opfernd, die Kehle durchschnitt. Wie auch immer, ohne Hilfe würde er das Dorf niemals verlassen können, und wenn die Hüttentür noch so sperrig war.
    Warten. Warten in Ungewissheit.

    Wie angewurzelt blieb Sheppard stehen, als sein Funker zu rauschen begann.
    She...hier…ren?”, konnte er vernehmen.
    „McKay! McKay, wo sind Sie?“, rief er, doch McKay konnte ihn offenbar nicht hören.
    Dorf...Spu…dunk...gefähr...
    Dann wurde es wieder still.
    Dorf, hatte McKay gesagt. Außerdem hatte er etwas von Gefahr oder gefährlich verstanden.
    McKay hatte kein ZPM gefunden. McKay war überfallen worden und steckte jetzt wohl in einem Dorf fest.
    Sheppard versuchte ihn noch einmal per Funk zu erreichen, doch das Rauschen war unverändert. Fluchend nahm der Major sein Gewehr zur Hand und schickte gedanklich alle Antiker auf den Mond, die dagegen gewesen waren, Lebenszeichendetektor zum Grundzubehör einer Uniform zu machen. Mit leisen Schritten folgte er McKays Spuren.

    In der Hütte war es erdrückend stickig. Eine Belüftung schien nicht vorhanden zu sein. Kurz erwog McKay, sich die Zeit mit Singen zu vertreiben, aber er wurde immer müder und konnte bald seine Augen kaum mehr offen halten. Den Kopf auf die Knie gebettet schlief er schließlich ein.

    Es wurde immer dunkler, denn die Sonne verschwand langsam kriechend hinter dem Horizont. Schwerer und schwerer fiel es Sheppard, McKays Spuren auf dem Waldboden zu erkennen. Doch als er fremdartige Grillen zirpen hörte und Glühwürmchen sah, da lichtete sich der Wald ein wenig und dem Major zeigte sich ein kleines Dorf mit etwa fünfzig hölzernen Hütten. An mehreren Stellen steckten lange Fackeln im Boden, welche ein flackerndes Licht auf die Bauten warf. Nachdenklich beobachtete er die Szenerie eine Weile, dann bemerkte er zwei dunkelhäutige Menschen mit langen Messern auf und ab gehen. Wachen. Es wunderte Sheppard sehr, dass eine scheinbar einfache Bevölkerung solche Waffen besaß. Er würde sie ganz einfach mit seinem Gewehr töten können. Aber er konnte nicht die Bewohner von fünfzig Hütten umbringen, um McKay zu suchen, der vielleicht ganz wo anders steckte.
    Aber vielleicht konnte er funken.
    „McKay?“, fragte er leise in sein Funkgerät. „Hören Sie mich? Hier Sheppard...“

    Jäh wurde McKay vom Rauschen seines Funkers aus dem Schlaf gerissen.
    „Major?“, murmelte er verschlafen, in der völlig dunklen Hütte kaum etwas sehend. „Major?“

    „McKay! Ich kann Sie hören!“
    Die Verbindung rauschte, jedoch nicht mehr so stark wie zuvor.

    „Ich Sie auch...“
    McKay rieb sich die Augen. Sheppard! Er funkte ihn an! Er würde ihn retten! Schlagartig war er hellwach.
    „Wo sind Sie? Helfen Sie mir möglichst schnell, ich habe keine Lust gehängt zu werden!“

    Gehängt?“, fragte Sheppard ungläubig nach. „Warum werden sie denn gehängt?“
    Nun hatte er endlich die gewünschte Funkverbindung und McKay erzählte ihm etwas vom Galgen.

    „Keine Ahnung“, antwortete McKay und dämpfte dabei seine zuvor sehr aufgeregte und laute Stimme. „Könnte doch sein, oder? Jetzt holen Sie mich schnell hier heraus. Ich habe Hunger wie ein Bär!“
    Wie zur Bestätigung knurrte sein leerer Magen.

    „Verraten Sie mir, wo Sie stecken. Sind Sie in einer dieser Hütten?“

    „Ja!“

    „In welcher?“

    „In der mit dem Strohdach!“

    „Rodney!“ Sheppard verdrehte die Augen. „Alle Hütten haben Strohdächer. Könnten Sie ihre Beschreibung vielleicht präzisieren? Danke.“

    McKay verdrehte ebenfalls die Augen.
    „Sehen Sie die größere Hütte mit der Veranda? Ganz nah am Waldrand?“

    „Ja... kann sein.“

    „Daneben stehen drei etwas kleinere Hütten ohne Vordach, mit sehr sperrigen Holztüren.“

    „Sehe ich! Und wo stecken Sie?“

    „In der mittleren der drei Hütten! Genauer kann ich es Ihnen nicht beschreiben, ich habe nicht so sehr darauf geachtet, wo die mich reinwerfen.“

    „Keine Bange, ich hole Sie da raus“, versprach Sheppard. „Haben Sie eine Waffe bei sich?“

    „Nein.“

    „Irgendetwas in Ihrer Hütte, mit dem Sie sich verteidigen können?“

    „Nein! Oder... ein halbleerer Tonkrug.“

    „Halbvoller Tonkrug, McKay! Nicht so pessimistisch!“
    Sheppard befestigte sein Gewehr am Gürtel und holte seine Pistole mit Schalldämpfer hervor.
    „Stellen Sie sich neben die Tür und wenn ich sie öffne, werde ich Ihnen eine Pistole in die Hand drücken. Sie wird entsichert sein und einen Schalldämpfer tragen, also passen Sie verdammt gut auf!“

    „Es wird nicht das erste Mal sein, dass ich eine Pistole in der Hand halte.“

    „Ich werde uns mit dem Gewehr den Weg freischießen. In der Pistole werden nur drei Kugeln sein-“

    „Warum nur drei?“

    Sheppard verdrehte seine Augen ein weiteres Mal.
    „Weil ich fünf Kugeln habe und die ersten beiden den zwei Wachen in den Körper jage.“

    „Zwei?“

    „Was zwei?“

    „Nur zwei Wachen?“

    „Äh... ja. Warum fragen Sie?“

    McKay schloss die Augen wie in einem Stoßgebet.
    „Ich hätte... Ich dachte... Ach was soll’s. Kommen Sie jetzt?“

    „Ja. Halten Sie sich bereit – Und wie ich schon sagte, nur schießen wenn es wirklich nötig ist!“

    „Aye, Sir.“

    „Sheppard Ende.“
    Der Major wartete, bis beide Wache in seiner Nähe waren, zielte auf die erste und schoss dem Dunkelhäutigen die erste Kugel lautlos in die Brust. Als er zu Boden sank, gab er keinen Ton von sich, doch die zweite Wache stürzte zu ihm. Er lebte nicht lange genug, um sich über dieses seltsame Sterben seines Freundes Gedanken zu machen, denn er wurde Opfer von Sheppards zweiter, ebenso leiser Kugel.
    Nun musste sich der Major beeilen, bevor irgendwer etwas merkte. Er packte sein Gewehr fest in die Hand, lief zu der Hütte, die McKay ihm genannt hatte und stieß die Tür auf. McKay stürzte heraus, ihm direkt in die Arme, und mit einem überraschtem Laut drückte er ihm die Pistole in die Hand. Dann rannten sie. Doch kaum hatten sie sich ins Gebüsch geworfen, schienen sie wie mit tausenden von Stricken gefangen zu sein.

    „Sheppard?“
    McKay versuchte die Lianen, welche ihn umwickelten, zu entfernen, doch mit jeder Liane, die er von sich gezerrt hatte, erschienen gleich fünf neue.
    „Was ist das?“

    „Das sind Lianen, McKay“, antwortete Sheppard leise, welcher mit dem selben Problem zu kämpfen hatte. „Aber diese Lianenart ist mir nicht bekannt.“
    Sie mussten weg hier. Aber wie sollten sie das tun, wenn sie von diesen Pflanzen umwickelt wurden? Waren das überhaupt Pflanzen? War das vielleicht ein Tier?
    Ihm fiel sein Gewehr aus der Hand, kurz darauf verlor McKay die Pistole. Nun waren sie schutzlos, stellte Sheppard nüchtern fest. Was konnten sie gegen diese missliche Lage tun?
    „Bleiben Sie ruhig“, befahl er McKay. „Ganz ruhig.“

    „Versuche ich ja“, wisperte McKay mit aufflammender Panik. „Aber diese Dinger-“

    „Ich sagte, bleiben sie ruhig. Bewegen Sie sich nicht. Dann fallen sie vielleicht ab.“

    McKay tat wie ihm geheißen, jedoch sicherlich mit einiger Überwindung, denn eine der Lianen hatte sich um seinen Kopf gewickelt und piekste ihn unangenehm in die Nase.

    Sheppards Hoffnung erfüllte sich. Es kamen keine weiteren Schlingen hinzu, wenn sie sich nicht bewegten. Aber die anderen verschwanden trotzdem nicht und lockerten ihren Griff in keinster Weise. Unfähig, sich zu rühren (denn dann kämen neue Schlingen) hingen Sheppard und McKay im Gebüsch, von allen Seiten festgezurrt von einer seltsamen, ihnen völlig unbekannten Pflanze.

    „Sheppard, Sie haben uns in eine wunderbare Lage gebracht“, murmelte McKay vorwurfsvoll. Er erhielt keine Antwort.

    Freyja, die einsame Verfechterin der deutschen Rechtschreibung

    --nur sporadisch online--

  2. #2
    Thommy
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    wie geil



    die fortsetzung sonst sprimg ich aus dem fenster(nach der fortsetzung, ich bin doch nicht blöd&#33

  3. #3
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    Und bitte bitte helft mir mit dem Titel - Da fällt mir irgendwie nix ein


    (2) Dorfmänner

    Als es Morgen wurde und das Dorf langsam bewachte, fühlten sich McKay und Sheppard wie zwei nasse Handtücher, die man benutzt, durch den Dreck gezogen und schließlich irgendwo hingeworfen hatte. Immer noch klammerten sich hunderte von Lianen fest an ihre erschlafften Körper. Von der Siedlung aus waren sie nicht direkt zu sehen, deswegen blieben sie vorerst unbemerkt, ebenso die beiden Wachen, die Sheppard erlegt hatte.

    „Guten Morgen McKay“, sagte Sheppard mit leiser, zwitschernder Stimme. „Na, gut ausgeschlafen?“

    McKay schlug die Augen auf und wollte sie sich reiben, aber seine Arme waren unbeweglich. Die verdammten Lianen. Er hatte sie über Nacht irgendwie vergessen.
    „Ich habe nicht geschlafen.“

    „Doch das haben Sie. Tief und fest. Ein Glück dass Sie nicht geschnarcht haben, meine Beine sind so festgezurrt, ich hätte Sie nicht treten können.“
    Sheppard lächelte McKay auf eine sarkastische Art und Weise an.

    „Ich hab nur so getan“, versuchte McKay sich erfolglos herauszureden. „Ach, auch egal...“
    Er seufzte tief. In dieser Situation konnte man wirklich melancholisch werden.
    „Und was machen wir jetzt?“

    „Warten.“
    Sheppard sagte das mit so einer Unbekümmertheit und Selbstverständlichkeit, als finde er die Situation amüsant und nicht beklemmend.

    „Und wenn die uns finden?“

    „Na, das sollen sie ja.“

    „Wie?“
    McKay starrte Sheppard unsicher von der Seite an.
    „Warum das denn?“

    „Weil die wohl die einzigen sind, die uns hier rausschneiden können.“

    McKay seufzte ein weiteres Mal.
    „Dann werden wir wohl sterben.“

    „Warum sterben? Nur weil die Kerle Sie entführt haben muss das nicht heißen, dass sie unsere Feinde sind. Wer weiß, vielleicht werden wir sogar Freunde?“

    „Nachdem Sie zwei von ihnen erschossen haben?“

    Nun war es an Sheppard zu seufzen.
    „Eher weniger, Sie haben recht.“

    Minutenlang blieben sie still und starrten auf den Waldboden. Im Dorf wurden die Geräusche aufwachender Familien immer lauter, Kindergeschrei setzte ein, Rufe Erwachsener folgten. Die Sonne war gerade eben gänzlich über den Horizont gekrochen, da ertönte ein heller, furchtsamer Frauenschrei. Sheppard wand den Kopf und sah eine Frau vor den Leichen der beiden von ihm Getöteten stehen. Es dauerte nicht lange, bis das ganze Dorf auf den Beinen war, um festzustellen, dass ihr Gefangener entkommen war und scheinbar ihre Wächter getötet hatte.
    Sheppard wand seinen Blick wieder dem Waldboden zu, als die Menschen begannen, die Leichen zu inspizieren und zu begraben.

    „Major“, flüsterte McKay beinahe unhörbar.

    „Was ist?“

    „Ich muss Ihnen etwas sagen.“

    „Schießen Sie los.“
    Sheppard blickte McKay ins Gesicht, unschuldig lächelnd.

    „Für den Fall, dass ich sterbe und Sie am Leben bleiben...“

    „Sie sterben nicht, Rodney.“

    McKay sah Sheppard unsicher an. Dieser zeigte ihm noch immer sein unschuldiges Lächeln, welches durch tiefe Augenringe etwas entstellt wurde (der Major hatte wohl wirklich die ganze Nacht über nicht geschlafen) und er wusste, er würde nicht sterben. Eine tiefe Beruhigung, ein Gefühl, das er noch nie zuvor gespürt hatte, wenn er sich in lebensbedrohlichen Situationen befand.
    „Ich sterbe nicht“, wiederholte er. „Nein, ich sterbe nicht.“

    Plötzlich erschall hinter ihnen ein herzhaftes Lachen und beide wanden die Köpfe. Kaum drei Meter von ihnen entfernt stand ein dunkelhäutiger Krieger mit einem dieser langen Messer, zeigte auf sie beide und lachte aus vollem Leibe. Sowohl McKay als auch Sheppard wusste, dass er sich über sie lustig machte. Ein weiterer Dunkelhäutiger gesellte sich zu dem Krieger, sah die beiden Menschen, die da in einem Gewirr aus festen Lianen hingen, und lachte kaum weniger schallend. Weitere kamen hinzu. Keiner sagte etwas, sie lachten nur.

    „Oh Gott wie peinlich“, murmelte McKay. „Major, warum haben Sie mich nicht in der Hütte gelassen?“

    „Wer hat mir den die ganze Zeit Funkzeichen geschickt? Wer hat den seine Riegelverpackung fallen lassen, obwohl das Umweltverschmutzung ist? Ich nicht.“

    „Das mit dem Riegel war Absicht.“

    „Oh.“
    Sheppard war ehrlich überrascht. Aber für eine weitere Bemerkung war keine Zeit, denn in diesem Moment trat ein sichtlich betagter Mann zu ihnen. Er war relativ klein, was wohl daran lag, dass er gebückt an einem Stock ging. Sein weniges Haar war grau, ebenso sein langer verfilzter Bart. Mit einem wohlwollenden Grinsen blickte er sie belustigt an.

    „Männer nicht sollten tun gegen wir“, meinte er mit kratziger Stimme. „Nicht sollten tun, nicht sollten tun...“

    „Äh... Guten Tag“, grüßte Sheppard etwas verwirrt. „Können... Können Sie uns vielleicht helfen?“

    Der Alte lachte.
    „Hilfe sie wollen, Männer die tun. Hilfe sie bekommen, Männer...“
    Er zeigte seinen zahnlosen Mund.
    „Wollen essen, Männer die Hunger tun?“, fragte er, und Sheppard und McKay brauchten einen Moment bis sie verstanden, was der Mann von ihnen wollte.

    „Ja, wir möchten gerne etwas essen. Sehr gerne“, antwortete McKay.

    „Sollen folgen mir, Männer die wollen essen“, forderte er sie auf, doch da die Lianen ihren Griff unveränderlich ließen, war es McKay und Sheppard unmöglich, auch nur einen Schritt zu tun. Der Alte begann wieder zu lachen, und die Umstehenden stimmten mit ein. Das ganze Dorf schien die beiden Atlanter auszulachen.

    „Wir können nicht“, bemerkte Sheppard mit einiger Überwindung. Es begann peinlich zu werden. „Wir hängen fest.“
    Die Dorfbewohner lachten noch lauter.

    „So sollen nicht Männer die essen wollen hängen fest“, überlegte der alte Mann. Schlagartig wurden die Lianen schlaff, entließen Sheppard und McKay aus ihrem Griff und die beiden plumpsten zu Boden. Die Urwaldbewohner lachten lauter.
    Sheppard und McKay warfen sich einen verwunderten Blick zu und rappelten sich dann langsam auf. Während McKay den Staub von seiner Jacke wischte, bückte sich Sheppard (dabei bemerkte er, dass sein ganzes linkes Bein eingeschlafen war und sich jetzt unangenehm meldete), um sein Gewehr aufzuheben.

    „Nein“, sagte der alte Mann leise. „Mann der essen will nicht nehmen Ding für töten Männer meine die haben Dorf.“
    Etwas an der Art des Mannes ließ Sheppard gehorchen. Dieser Mensch hatte ihn und McKay aus den Schlingen befreit, wie auch immer er das getan hatte. Es war wohl besser, wenn er tat, was er sagte.
    „Folgen Männer die essen wollen mir der Essen hat für Männer die essen wollen“, forderte er sie auf und humpelte an den Schaulustigen vorbei ins Dorf zurück. Von unzähligen, amüsierten Blicken begleitet liefen Sheppard und McKay dem Alten hinterher.

    Sie wurden in eine etwas größere Hütte geführt, in der ein dämmriges Licht herrschte, da auch hier keine Fenster vorhanden waren. Die Einrichtung war weit luxuriöser als in McKays zeitweiligem Aufenthaltsort: Es standen mehrere Truhen an den Wänden, es gab eine Art Strohbett und einen niedrigen Tisch mit Sitzkissen, außerdem eine Feuerstelle.
    „Haus mein“, erklärte der Alte. „Setzten sich sollen Männer die essen wollen.“
    Er wies auf die Sitzkissen und die Atlanter folgten seinem Befehl. Hinter ihnen schloss ihr Gastgeber die Tür. Sie waren mit ihm allein.
    Mit langsamen Bewegungen setzte der Schwarze Wasser auf und rührte in einem Topf über dem Feuer. Dabei grinste er immerzu sein zahnloses Lächeln.
    Wenige Minuten später reichte er seinen Gästen (oder seinen Gefangenen?) je zwei Schalen: Eine mit heißem Wasser und eine mit einer dickflüssigen Suppe, die unappetitlich grün aussah.
    Sowohl Sheppard als auch McKay hatten seit vielen vielen Stunden nichts zu sich genommen und stürzten sich jetzt mehr (McKay) oder minder (Sheppard) hastig auf das Gebräu. Der Alte kicherte und setzte sich zu ihnen.
    „Hunger sie haben wie junges Wild sie haben“, murmelte er belustigt.

    „Wer sind Sie eigentlich?“, fragte Sheppard. „Verzeihen Sie, wenn ich Sie so direkt frage, aber ich kenne den Namen meiner Gesprächspartner gerne.“

    „Nennen sie mich sollen Dorfmann“, antwortete der Alte. „Denn alter Dorfmann ich bin.“

    „Mein Name ist Major John Sheppard“, stellte sich Sheppard vor. „Und das ist Rodney McKay.“

    Doktor McKay“, fügte McKay nuschelnd hinzu. Die Suppe schmeckte seltsam, aber nicht schlecht.

    „Ich euch grüße, Männer die essen jetzt.“
    Dorfmann lachte laut, obwohl es nach Sheppards Meinung eigentlich nichts zu lachen gab. War diese Situation etwa lustig?

    „Wie heißt dieses Dorf, und wie heißt dieser Planet?“, wollte Sheppard wissen, während er seine Suppe abstellte. Er hatte sie schnell leer gegessen, über den Geschmack wollte er nicht länger nachdenken.

    „Fragen du viele hast, Mann der gegessen hat“, stellte Dorfmann fest, kichernd natürlich. „Will ich sie beantworten nun.“
    Er räusperte sich, lachte aber gleichzeitig, was zu einem hicksenden laut führte.
    „Dorf mein heißt Dorf. Alle Dorfs haben Namen diesen.“
    Er grinste.
    „Was Planet sein ich nicht wissen, Mann der wissen will. Ich Leid tun.“
    Er machte eine entschuldigende Miene, und Sheppard beschloss, in dieser Richtung nicht weiter zu fragen.

    „Darf ich eine weitere Frage stellen?“, fragte er vorsichtig. Schließlich wollte er Dorfmann nicht verärgern.

    „Aber ja doch, zögern nicht sollen du!“

    „Warum habt ihr Dr. McKay gefangen genommen?“

    Dorfmann lachte ein schallendes Lachen.
    „Warum er fragen, warum!“
    Er hielt sich den Bauch, als hätte Sheppard einen ungemein lustigen Witz erzählt.
    „Warum er fragt, fragen er der wissen will warum!“
    McKay und Sheppard wechselten einen besorgten blick. Ging es dem Mann nicht gut?
    „Ich antworten will“, kicherte der Alte nach einer Weile. „Es sein schwer zu verstehen für Männer die wissen wollen und für Mann der isst und Mann der nicht isst.“
    Auf seltsame Weise peinlich berührt stellte McKay seinen Suppenteller ab.
    Dorfmann räusperte sich.
    „Gesehen wir haben Mann“, begann er mit kratziger Stimme und zeigte auf McKay. „Den Mann ihr nennen Rod...Rod...“
    Anscheinend ging ihm dieser Name schwer über die Lippen.

    „Rodney“, half McKay Dorfmann auf die Sprünge. „Dr. Rodney McKay.”

    “Rodney…”
    Der Alte schien sich darüber den Kopf zerbrechen zu wollen, denn mehrere Minuten lang starrte er abwesend in die Luft und murmelte immer wieder: „Rodney...“

    „Und... und weiter?“, versuchte Sheppard Dorfmann aus seinen Gedanken zu holen.

    „Ach richtig, warum wir Rod... Rodney genommen.“
    Nun schien Dorfmann sich wieder gefasst zu haben.
    „Gesehen wir haben Rodney. Meine Männer ihn gesehen. Haut er angemalte hat, deshalb –“

    „Angemalte Haut?“, unterbrach McKay den Alten. „Ich habe keine-“

    „Lass ihn“, beschwichtigte Sheppard ihn leise. „Sonst wird er wütend.“

    „Meine Männer dachten, Rodney böse sein und wollen tun gegen Pflanzen unsere.“

    „Ich will Ihren... euren... Pflanzen doch nichts...“

    „Rodney“, zischte Sheppard. „Lassen Sie ihn doch erzählen!“

    „Ist gut...“
    McKay seufzte geschlagen.

    Dorfmann grinste sein zahnloses Lächeln.
    „Nie gesehen haben Männer Mann wie Rodney“, fuhr er fort. „Deshalb sie ihn nahmen und brachten in Hütte wo gaben sie Wasser das klar ist ihm. Nicht er dursten sollte, Mann der weiß ist angemalt und der sich nennt Rodney.“

    „Und riechen er sollte ekligen Topf in Ecke, er der sich nennen Rodney“, murmelte McKay unhörbar.

    „Dann töten Mann der sich nennen.. sich nennen...“
    Dem Alten schien Sheppards Name nicht einzufallen.

    „John. John Sheppard.”
    Sheppard lächelte etwas ungeduldig. Dorfmann hatte eine Art zu sprechen, er würde hundert Jahre brauchen um seine Geschichte fertig zu erzählen.

    „Ah, John.“
    Bei diesem Namen verfiel Dorfmann nicht in seine Gedanken, sondern fuhr in seiner Erzählung fort.
    „John töten Männer meine, schnell und leise.“

    Sheppard wusste nicht, ob er stolz auf sein ‚schnell und leise’ sein oder sich bei Dorfmann entschuldigen sollte.
    „Ich...“, begann er, aber der Alte unterbrach ihn mit einem rauen Lachen.

    „Nicht er soll schämen sich“, meinte er krächzend. „Nur er retten wollte Freund seinen.“

    Freund”, murmelte McKay, dass nur Sheppard es hören konnte. „Dass ich nicht lache.“

    „Aber dann John und Rodney gingen aus Dorf ohne sprechen haben zuvor mit Dorfmann, höchster Mann im Dorf er ist.“
    Nun lachte Dorfmann nicht mehr, sondern sah die beiden an wie zwei ungehorsame Schuljungen.
    „Gehen sie haben wollen. Ohne sprechen mit Dorfmann.“

    „Es... Es tut uns sehr leid“, entschuldigte sich Sheppard. „Wir dachten, McKay wäre euer Gefangener...“

    „Er nicht war unser Verbündeter, er nur war unser Freund. Nicht unser Feind.“
    Jetzt blickte Dorfmann sehr traurig drein und Sheppard stellte fest, dass ihm der Alte wirklich Leid tat.
    „Dann sie gingen aus Dorf, John und Rodney, die nie waren Feinde unsere. Wir wollten sprechen, sie wollten schweigen, wir dachten. Nun ich weiß, sie nicht wussten dass wir wollten sprechen.“
    Schon lächelte er wieder, und Sheppard lächelte erleichtert zurück. Seltsam, dieser Dorfmann.
    „Aber Dorf wollte, dass Männer bleiben zum Sprechen mit Dorfmann.“

    „Wie... das Dorf wollte, dass wir bleiben?“, fragte McKay ungläubig.

    „Ja.“
    Dorfmann nickte.
    „Dorf wollte das.“

    Sheppard und McKay wechselten einen sehr verwunderten Blick.
    „Sicher meint er die Menschen im Dorf“, murmelte Sheppard, doch nicht leise genug.

    „Menschen es auch wollten, aber Dorf die Pflanzen rief und Pflanzen hielten fest Männer weil Dorf es gesagt hatte.“

    „Wie bitte?“
    McKay hatte das Gefühl, veräppelt zu werden.
    „Ihr wollt uns weismachen, die Pflanzen würden auf das... Dorf hören?“

    „Ja, Pflanzen hören auf Dorf“, bestätigte Dorfmann, als sei das eine Selbstverständlichkeit. „Pflanzen hören auch auf Menschen im Dorf, auch auf Dorfmann. Nicht sie hören auf Männer fremd.“

    „Das... glaube ich nicht.“
    McKays Weltbild schrumpfte auf Erbsengröße.
    „Und... warum? Ich meine, wie ist das zu erklären?“

    „Was er meinen mit: Wie zu erklären?“

    „Rodney, ich glaube, dieser Planet ist anders als alle, die wir bisher besucht haben“, meinte Sheppard leise.

    „Allerdings. Menschen die mit Pflanzen reden...“
    McKay schüttelte den Kopf, als wolle er den Gedanken verdrängen.
    „Ich glaub’s nicht...“

    „Nun ihr wisst warum wir nahmen McKay in Haus. Und warum Pflanzen nahmen gefangen euch. Ich nun glaube ihr nicht seid von diesem Wald.“

    „Nein, wir sind nicht von hier“, sagte Sheppard. „Wir kommen aus... Wir kommen aus einer weit entfernten Stadt.“
    Atlantis kannten die Menschen hier wahrscheinlich nicht.
    „Der Begriff ‚Atlantis’ sagt Euch wohl nichts?!“

    „At... Atlantis?“
    Wie schon bei McKays Namen wog Dorfmann das Wort auf der Zunge.
    „Nein, Begriff dieser sein unbekannt für mich und Volk mein.“

    „Könnt Ihr uns beibringen, wie man mit Pflanzen spricht?“, wollte McKay wissen, einerseits, um Dorfmann als Lügner bloßzustellen – Menschen die mit Pflanzen sprechen! Er ließ sich doch nicht über’s Ohr hauen, nein, nicht er! – anderseits um vielleicht diese Gabe zu erlernen, falls es sie tatsächlich gab.

    „Ihr das lernen wollen?“, fragte Dorfmann und hob seine Brauen. „Wirklich ihr wollt?“

    „Ja, das wollen wir“, antwortete Sheppard und warf McKay einen schnellen Blick zu. Jetzt bloß kein falsches Wort. Wenn sie wirklich mit Pflanzen kommunizieren könnten...

    „Dann ihr sollt lernen das Sprechen mit Pflanzen“, meinte Dorfmann und brach in kehliges Kichern aus. „Folgen ihr sollt Dorfmann. Ich euch bringen in Pflanzenhütte. Ihr dort lernen sollt sprechen... Ja, lernen ihr sollt...“
    Er stand auf und führte McKay und Sheppard aus seiner Hütte, die sich einen zweifelnden Blick zuwarfen. Sie waren sich nicht sicher, ob sie gerade dabei waren, von einem alten Mann veräppelt zu werden.

    Freyja, die einsame Verfechterin der deutschen Rechtschreibung

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  4. #4
    General Avatar von Dr.McKay
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    Ich bin hin und weg...ne widmung an mich. *g*

    Aber ne nette Story und mal ne wirklich neue idee. Mehr.

    Dafür hast du jetzt womöglich eine Wunsch-FF frei.
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  5. #5
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    Danke McKay
    Hast du eigentlich meine PM gekriegt?

    Fortsetzung kommt warscheinlich am Sonntag (Hab übers WE viel Zeit zum Schreiben )

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  6. #6
    General Avatar von Dr.McKay
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    Ne sorry keine PM. Wann denn?
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  7. #7
    Gödelitätsverehrerin Avatar von zona
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    Coole Geschichte, besonders dieses kleinen sarkastischen Kommentare ala Umweltverschmutzung. Ich habe mir beim Lesen Dorfmann immer als Yoda vorgestellt .

    Bin mal gespannt, wer als erster mit den Pflanzen sprechen lernt - McKay oder Sheppard?

  8. #8
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    @mckay
    Hm... vor ein paar Tagen oder so.
    Nix bekommen? Na egal, dann frag ich dich einfach so:
    Ich könnt nen Betaleser gebrauchen... Würdest du das für mich machen? Im Gegenzug tu ich das gleiche natürlich auch für dich

    @zona
    Stimmt, er hat was gemeinsam mit Yoda *gg*
    Aber ich bin kein StarWars-Fan und hab nicht von Yoda abgeguckt *sowas nicht tut*

    @all
    Gestern ist mir die Idee zu einer FF gekommen, in der SHeppard und McKay durch ein Gate gehen und zu Hunden werden. Beide können miteinander sprechen, aber keiner in Atlantis versteht ihre Sprache... Ist nur Gebelle. Wurde also beide Charaktere und irgendeine Episode (die würd ich dann aus Hundesicht schreiben) ordentlich auf die Schippe nehmen - würde euch sowas gefallen? Wenn ihr nämlich keinen Humor (oder extremen Humor) mögt, spar ich mir die Schreibarbeit...


    Und jetzt kommt Teil 3. Sitze gerade an Teil 4, Sonntag ist er vermutlich fertig.

    (3) Pflanzenmänner

    Dorfmann führte Sheppard und McKay quer durchs ganze Dorf – verfolgt von den immer noch belustigten Blicken der Dorfbewohner, welche sich anscheinend prächtig amüsierten – zu einer großen Hütte am Dorfrand.

    „Major, dort...“, fing McKay an und zeigte auf etwas im Mittelpunkt des Dorfes, doch er wurde von Dorfmann unterbrochen, der die sperrige Holztür der Hütte geöffnet hatte.

    „Das sein Pflanzenhütte Dorfes mein“, erklärte er und blickte die beiden erwartungsvoll an.
    Was der Major und der Wissenschaftler erblickten, hätten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht auszumalen gewagt: Die Hütte, die nur aus einem einzigen Raum bestand, hatte große Fensteröffnungen, und überall standen Regale, Tische und ähnliches herum – und alles war mit Pflanzen aller Art zugestellt. Die Pflanzen bewegten sich. Nicht, wie Gräser sich im Wind bewegen würden, sondern, als seien sie eigenständige Geschöpfe, die sich von allein bewegen konnten.

    „Was zum...“, murmelte McKay, aber jedes weitere Wort blieb ihm im Hals stecken. Die Pflanzen schienen miteinander zu sprechen, wippten auf und ab, umarmten sich, zwei Duzend Kakteen führten in Reih und Glied einen Kampf aus, mehrere Pflanzen mit langen schlanken Blättern hatten sich ineinander verknotet und versuchten sich zu befreien – Kurzum, es gab genug Dinge, über die er und Sheppard staunen konnten.

    „Es gefallen euch?“, fragte Dorfmann, sichtlich stolz auf seine Pflanzenhütte.

    „Es... es ist der Wahnsinn“, stammelte Sheppard mit vor Staunen offenem Mund. „So etwas... habe ich noch nie... konnte ich noch nie... so etwas... kann doch gar nicht...“

    „Ich sehe ihr nicht habt Pflanzen aus... Dorf ihr herkommt?“, schloss Dorfmann seine eigenen Schlüsse aus dem Staunen der Atlanter.

    „Wir haben schon Pflanzen...“, berichtigte McKay leise, den Blick nicht von den rangelnden Kakteen abwendend. „Aber nicht Pflanzen, die... Pflanzen... wie diese.“

    „Diese Pflanzen sein unsere gezähmten Pflanzen“, erklärte Dorfmann und schloss die Tür hinter ihnen (das Knarren, dass sie dabei verlauten ließ, unterschied sich kaum von dem kehligen Lachen des Alten). „Wild sein nur Pflanzen die nicht sein in Hütte dieser.“

    „Warum... warum sind die Pflanzen so... lebendig? So... menschenähnlich?“, fragte Sheppard und fand keinen passenden Ausdruck für das Verhalten der Pflanzen.

    „Ihre Seelen wurden gemacht dass sie so sind“, antwortete Dorfmann. „Wurden zu Pflanzen mit Seelen die wir bauten, wurden sie...“

    „Pflanzen haben doch keine Seelen“, fuhr McKay dazwischen. Soweit kam es noch. Tier- oder menschenähnliche Pflanzen hin oder her, aber diese Dinger hatten doch keine Seelen. Nicht einmal beim Menschen war es wissenschaftlich erwiesen, das so etwas vorhanden war.

    „Rodney nicht weiß viel von Pflanzen, ich sehe“, stellte Dorfmann belustigt fest. „Nein, er nicht weiß viel...“

    „Besserwisser“, murmelte McKay leise.

    „McKay, halten Sie sich zurück“, knurrte Sheppard abwesend. Dorfmann sollten sie jetzt auf keinen Fall verärgern. Doch der Alte schien McKays Bemerkung nicht gehört zu haben.

    „Ich nun euch gebe Pflanzen zum Lernen das Pflanzenhören“, erklärte Dorfmann. „Ihr nicht werdet lernen können zu befehligen über Pflanzen, nur reden mit ihnen.“
    Er ging zu einem Regal mit mehreren Töpfen, in welchen Pflanzen steckten, welche entfernt an Bonsai-Birken erinnerten, und holte zwei heraus.
    „Das sein Pflanzen wir nennen Ankareva“, informierte er sie und drückte den Atlantern je einen der kleinen Töpfe in die Hand. „Das sein Kleinbäume, wir sie so nennen. Ankareva sein gute Pflanzen für Lernen was ihr zu lernen habt.“
    Das darauf folgende Kichern wurde zu einem Husten. Wie von schweren Anfällen geschüttelt öffnete er die Tür.
    „Folgen... ihr...mir...“, brachte er krächzend hervor.

    „Sollen... sollen wir Euch ein Glas Wasser bringen?“, bot Sheppard höflich an, von der seltsamen Pflanze in seiner Hand abgelenkt. „Braucht Ihr etwas zu trinken?“

    „Nicht... sein... schlimm...“, krächzte Dorfmann. „Kommen nun...“

    Schulterzuckend folgten Sheppard und McKay dem alten – und offensichtlich kranken – Mann zurück in seine Hütte. Dort setzten sich alle drei wieder auf die Sitzkissen und Dorfmann trank einen Schluck Wasser, bevor er seinen Gästen Anweisungen gab.
    „Nehmt Töpfe in Hände eure, nehmen ihr sollt“, befahl er. „Berühren sollen Nasenspitzen eure obersten Wipfel der Ankareva.“
    Etwas verwundert taten die Atlanter wie ihnen befohlen.
    „Schließen ihr sollt Augen eure und fühlen die Seele der Pflanze.“
    Sehr skeptisch schlossen sie ihre Augen. Dorfmann beobachtete sie lächelnd.
    „Nun, was ihr fühlen?“, fragte er nach einer Weile.

    „Ich fühle... den Wipfel einer Pflanze, der mich an der Nase kitzelt“, antwortete Sheppard.

    „Oder in, der Nase”, ergänzte McKay.

    Sheppard öffnete seine Augen und sah McKay belustigt an.
    „Nasenspitze, McKay“, tadelte er ihn schmunzelnd. „Nicht das Innere der Nase.“

    „Auch egal“, seufzte McKay und öffnete ebenfalls die Augen. „Ich spüre absolut nichts von... Seele oder so.”

    Sie blickten Dorfmann fragend an, und wider Erwarten brach dieser in schallendes Gelächter aus.
    „Ihr dachtet wirklich dass es funktionieren! Nasenspitze! Ihr sein nicht von dieser Welt, nein ihr nicht seid!“

    Sheppard und McKay wechselten einen besorgten Blick. Hatte man sie nun doch über’s Ohr gehauen?

    „Nicht das Pflanzenhören und Pflanzensprechen funktionieren mit Nase“, kicherte Dorfmann, als hätte er einen überaus witzigen Witz gemacht – eine Ansicht, die Sheppard und McKay in keinster Weise teilten. „Es funktionieren mit Augen! Mit Augen!“
    Nachdem der Alte fertig war mit seinem Lachanfall, erklärte er Sheppard und McKay, wie sie wirklich mit ihrer Pflanze kommunizieren konnten.
    „Ihr nehmen nun Ankareva eure und stellen sie vor euch auf Tisch.“
    Seufzend gehorchten sie ihm.

    „Wenn er uns nun schon wieder verarscht...“, murmelte McKay leise,

    „...dann gehen wir“, beendete Sheppard den Satz mit einem genervten Unterton. Er kam sich wirklich dämlich vor. Mit Pflanzen reden. Sonst noch was?

    „Nun ihr betrachten Pflanze eure. Sehen ihr sollt Stamm, Äste, Blätter. Befühlen ihr müsst den Kleinbaum mit Augen euren, als wären Augen eure Hände. Lange ihr das tun müsst. Ihr euch müsst konzentrieren.“
    Sie taten, wie ihnen geheißen, und das eine volle viertel Stunde lang, stillschweigend. Sie schafften es sogar, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Und sie kamen zu einem überraschenden Ergebnis.

    „Ich... ich habe... ich höre...“, stammelte Sheppard plötzlich in die Stille hinein. „Stimmen...“

    „Major, sind sie verrückt?“, fragte McKay entsetzt. „Sie hören keine...“
    Und dann schien auch er etwas zu vernehmen.
    „...Stimmen.“

    „Ihr es hört, nicht war?“, stellte Dorfmann triumphierend fest. „Ihr das Wispern Pflanzen eurer hört.“
    Und tatsächlich hörten sie etwas, das sich anhörte wie Wind gemischt mit einer leisen, hellen Stimme.
    „Das sein Stimmen der Pflanzen. Ihr schnell lernen.“
    Er war sichtlich beeindruckt.

    „Ich verstehe was sie sagt“, murmelte McKay und versuchte sich jetzt wirklich auf die Pflanze zu konzentrieren. Bestimmt saß jemand vor der Hütte und machte diese Töne, aber vielleicht hatte Dorfmann ja doch die Wahrheit gesagt...

    Oooohhh... Ein Mensch mit einer fremden Zunge...

    „War das... die Pflanze?“, fragte McKay entgeistert.

    Dorfmann nickte lächelnd.
    „Das sein Pflanze dein. Nur du sie hören kannst – und ich es kann weil ich Seele ihr baute.“

    Tatsächlich... Ein Mensch mit fremder Zunge... Hörst du mich, Mensch? Was ist dein Name?

    „Sie... sie spricht meine Sprache.“

    „Ja das sie tut. Sie alle Sprachen spricht, die werden gesprochen in allen Dörfern und überall.“

    Natürlich spreche ich deine Sprache, Dummkopf!“, mauserte McKays Pflanze – oder die Stimme in seinem Kopf.

    „Sie hat mich beleidigt“, schmollte McKay in Richtung Dorfmann. Dieser lächelte.

    „Ungehalten sie sind, die Pflanzen. Aber auch sie sind Geschöpfe liebenswürdige.“

    „Sheppard heiße ich“, antwortete Sheppard als Antwort auf eine Frage, die nur er hören konnte.
    Plötzlich zuckte er zusammen.
    „Ach, und warum sollte ich das?“, murmelte er. „Vergiss es. Ich werde dich zurückgeben.“

    „Was ist los, Major?“, fragte McKay verwundert.

    „Die Pflanze will, dass ich ihr einen Namen gebe.“

    „Das sein wunderbar!“, rief Dorfmann lächelnd. „Sie dich hat angesehen als Herren ihren, John!“

    Misstrauisch blickte Sheppard von Dorfmann zur Pflanze.
    „Und... wie soll ich sie nennen?“
    Major John Sheppard, Herr der Pflanze, schoss es ihm durch den Kopf. Alle werden mich auslachen.

    „Gib ihr Namen, du für richtig halten. Du nicht kannst geben Pflanze Namen falsch“, munterte ihn Dorfmann auf.

    „Nun gut“, seufzte Sheppard. „Ich werde dich... Carol nennen.“

    Wie nennst du mich?, meckerte seine Pflanze los.

    Wie, nennen Sie ihre Pflanze?“, hakte McKay verblüfft nach.

    „Was das sein für Name, John?“

    Es war anscheinend doch nicht der richtige Name, überlegte Sheppard. Nun ja... er hatte sie nach seiner Tante benannt. Die war überaus hochnäsig – Kein Wunder, dass die Pflanze moserte.
    „Mir ist nichts anderes eingefallen, tut mir Leid.“
    Wer wollte auch schon Namen an Pflanzen vergeben? Keiner, eben.

    „Nun es sein zu spät“, bedauerte Dorfmann, dem der Name sichtlich missfiel. „Der Name ist gegeben und Pflanze lernen muss leben mit Namen diesem.“

    Blödmann, Sheppard!, meinte die Pflanze mit hoher Stimme. „Meine Schwester heißt Lhon, und sie hat den schönsten Pflanzennamen der Welt! Hättest du mich nicht auch so nennen können? Nun trage ich den scheußlichsten Namen, der je einer Pflanze zuteil wurde, du Tölpel!

    „Ist gut, Carol“, beschwichtigte Sheppard seinen Kleinbaum. „Ich sage dir, da wo ich herkomme, gehört dein Name zu den schönsten. Die Pflanzen dort würden dich auslachen, wenn du Lhon heißen würdest.“

    Nimmst du mich dort mithin, wo du herkommst, dummer kleiner Sheppard?“, fragte Carol.

    „Wenn Dorfmann es erlaubt... Würde ich das... gerne tun.“
    Sheppard sah Dorfmann fragend an, wohlwissend, dass dieser ihr Gespräch im Gegensatz zu McKay mit anhören konnte.

    Dorfmann nickte.
    „Du sein ihr Herr. Sie gehören dir – Auch wenn sie tragen Namen furchtbar.“
    Er kicherte mit einem etwas gequälten Unterton.

    „Und... ich?“, wollte McKay wissen. „Darf ich meine Pflanze behalten?“

    Klar darfst du das, Dummerchen“, kam die Antwort von seiner Pflanze. „Aber vorher sagst du mir deinen Namen.

    „McKay heiße ich.“

    Klingt grausig! Und nun gib mir einen!

    McKay dachte kurz nach.
    „Lhon“, beschloss er schließlich. „Du sollst Lhon heißen.“

    NEEEEEEIIIIINNN!!!!!”, schrie Carol erbost. “Sheppard du Idiotensohn! Warum darf sie Lhon heißen und ich nicht?“

    „McKay, hätten Sie nicht einen... weniger Neid erregenden Namen wählen können?“, fragte er mit gequälter Miene. „Carol heult mir die Ohren voll.“

    „Ich mir wünsche, ich nicht hören könnte Kreischen von Pflanzen“, bemerkte Dorfmann.

    „Ich wollte ihr ja nur einen stilvollen Namen geben, nachdem Sie ihren Kleinbaum... Carol genannt haben.”
    Es war nicht zu übersehen, dass McKay stolz auf seinen Einfall war.

    Sheppard seufzte, und in diesem Moment wurde ihm klar, was er und McKay da taten. Sie sprachen mit Pflanzen. Waren sie völlig durchgedreht? Träumte er und wusste es nicht? Spielten die Eingeborenen ihnen nur etwas vor, allen voran Dorfmann?
    Siedend heiß viel ihm Atlantis ein.
    „McKay!“, rief er und schlug sich auf die Stirn, während er versuchte, die nervtötende Stimme seiner wütenden Pflanze aus seinem Kopf zu verbannen. „Die Atlanter werden uns schon eine ganze Weile vermissen – und suchen uns vielleicht!“

    McKay zuckte ungerührt mit den Schultern.
    „Ja und? Auch nicht schlecht, wenn wir von hier abgeholt werden.“

    „Aber... wenn sie sich verlaufen?“
    Nun musste er zu einer Notlüge greifen.
    „McKay, keiner hat einen so guten Orientierungssinn wie Sie“, sagte er etwas gepresst. „Wir würden sie nie wieder finden.“

    McKay überdachte das Gehörte. Innerlich reckte er die Brust bis zum Himmel hinauf. Der Major hatte zugegeben, dass er einen guten Orientierungssinn hatte... Das war ein historischer Moment.
    „Also gut“, willigte er ein. „Sorgen wir dafür, dass wir hier wegkommen.“
    Er wollte ja nicht, dass Atlanter draufgingen, weil sie sich hier im Busch verliefen. Schließlich war er nicht da, um ihnen zu helfen.

    Sheppard stand auf.
    „Dorfmann, wir danken Euch für Eure großzügige Gastfreundschaft und für Carol und Lhon, aber wir müssen nun gehen. Wir werden sicher vermisst, in der Stadt, aus der wir kommen.“

    Dorfmann wurde plötzlich sehr traurig.
    „Ihr gehen wollen... Ihr wollen verlassen Dorf...“

    „Nein“, widersprach McKay und erhob sich ebenfalls. „Wir wollen nicht gehen, aber wir müssen – In Atlantis werden wir gebraucht.“

    „Aber ihr nicht gehen dürfen ohne Pflanzen gehen!“, befahl Dorfmann mit einer Miene, als wolle er in Tränen ausbrechen. „Ihr sie nicht allein lassen dürfen ohne Herren ihre!“

    „Nein“, winkte Sheppard ab. „Das würden wir nie tun.“
    Er nahm Carol – die sich mittlerweile etwas beruhigt hatte – in die Hand und lächelte ihm zu.
    „Wir könnten allerdings einen Führer gebrauchen, der uns zum Gate zurückbringt.“

    „Wohin?“
    Dorfmann schien das Gate nicht zu kennen – zumindest nicht unter diesem Namen.

    „Das Gate ist ein großes rundes Ding“, versuchte McKay das Tor zu erklären. „Eine Art... Steinkreis, durch den man hindurchgehen kann, wenn man will.“

    „Ah! Ihr meinen den Mund der Welt!“
    Dorfmann sprang auf und öffnete ihnen die Tür.
    „Ich werde euch selbst hinführen, Freunde meine.“
    Er lächelte ihnen zu. Anscheinend stimmte ihn die Tatsache, dass seine Gäste durch den Mund der Welt gekommen waren, fröhlich.

    Obwohl er am Stock ging, kam der Alte relativ rasch voran, und führte Mckay und Sheppard zum Gate zurück – sie durften sogar ihre Waffen mitnehmen, die sie bei den Lianen hatten liegenlassen müssen.
    Der Weg kam den Atlantern nur halb so lang vor wie der Hinweg, und so kamen sie um die Mittagszeit am Stargate an.

    „Wir müssen uns nun verabschieden“, meinte Sheppard zu Dorfmann, und seltsamerweise bedauerte er es, diese Welt verlassen zu müssen. Hier wurde offensichtlich in Frieden gelebt, etwas beschützte sie vor den Wraith, und man hatte es ihm nicht übel genommen, dass er zwei ihrer Männer getötet hatte.

    Dorfmann nickte bedrückt.
    „Das wir wohl müssen. Bitte ihr passen gut auf Lhon und Carol auf. Sie sein werden beste Freunde eure.“

    McKay lächelte.
    „Das werden wir, ich verspreche es.“
    Eine passende Geste fiel ihm nicht ein, und so verbeugte er sich knapp, bevor er zum Anwahlcomputer ging und Atlantis anwählte.
    „Atlantis, hier McKay“, gab er per Funk durch. „Sheppard und ich kommen jetzt.“

    McKay?”, erklang Dr. Weirs erleichterte Stimme. „Ich habe mir schon Sirgen gemacht !“

    McKay schmunzelte.
    „Sheppard, kommen Sie?“
    Er trat vor zum blau schimmernden Gate.

    „Danke für alles“, murmelte Sheppard zu Dorfmann und verbeugte sich ebenfalls.

    „Nichts zu danken es gibt“, meinte Dorfmann lächelnd. „Ich hoffe, ihr wiederkommen mit Pflanzen aus Dorf eurem.“

    „Das Angebot nehmen wir gerne an“, sagte Sheppard dankend. „Bis... zu unserem nächsten Besuch.“
    Er hob die Hand zum Gruß und trat zu McKay.
    „Gehen wir“, forderte er ihn auf, holte tief Luft, und die beiden gingen durch das Tor.

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  9. #9
    General Avatar von Dr.McKay
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    GRÖHL!! Die Szene mit der Namensgebung war wirklich klasse. *g* Na ja wenn McKay schon keine Katze kriegt, dann wenigstens ne Pflanze.

    p.s. betaleleser gerne, nur kann ich mich dem erst ab sonntag widmen, da ich morgen den ganzen Tag arbeite, dann aber einige tage ruhe und zeit habe. ABER jetzt will ich wissen wie es ist wenn sie mit pflanzen zurück kommen
    ***
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  10. #10
    John´s wife Avatar von JohnnysGirl
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    Super klasse. Ich kanns kaum abwarten, bis der 4. Teil kommt!!


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  11. #11
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    @mckay
    ich hab dir die letzten beiden Kapitel per Pm geschickt, ist es angekommen? *pm-probleme hat*

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  12. #12
    General Avatar von Dr.McKay
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    Hab per PM geantwortet, kannst es nochmal versuchen. Hab mal alles gelöscht vieleicht wars ja voll.
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  13. #13
    Immer auf der Jagd nach Mäusen Avatar von Selana
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    Coole Story, habe mich fast krank gelacht. Eine witzige Idee Shep und McKay mit Pflanzen reden zu lassen. Der Dorfmann hat mich aber auch an Joda erinnert. Bin gespannt, ob die Pflanzen in Atlantis auch noch reden. Also her mit der Fortsetzung.
    Atlantis forever

  14. #14
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    @mckay
    Daaaanke fürs Betalesen *knuffz*


    Ich les nur schnell die Betaversion durch, dann poste ich Teil 4+5

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  15. #15
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    Violá, Teil 4.

    (@McKay: Nochmal danke fürs Betalesen )



    (4) Männer, denen keiner glaubt

    Kaum waren sie in Atlantis, wurde hinter ihnen das Gate deaktiviert und Weir kam auf sie zu. „John! Rodney! Wo waren Sie so lange,“ fragte Sie sichtlich erleichtert. „Wir hatten einen Suchtrupp losgeschickt, aber der hat Sie nicht gefunden!“

    „Und... der Suchtrupp hat sich nicht verlaufen?", hakte McKay ungläubig nach, als sei dies die wichtigste Frage der Welt.

    „Nein“, antwortete Weir verwundert. „Warum sollte er?“

    Sheppard winkte ab. „Unwichtig. Tut uns Leid, dass wir uns so verspätet haben, aber wir wurden aufgehalten.“

    „Von den Wraith,“ fragte Weir besorgt.

    „Nein, von... harmlosen Ureinwohnern.“

    Weir musterte die beiden verständnislos von oben bis unten. Die Töpfe in den Händen der beiden verwunderten sie nur noch mehr. „Sie wurden von Ureinwohnern aufgehalten?“

    „Ja“, antwortete McKay. „Ich denke, wir können Ihnen alles erklären, Doktor, aber bitte lassen Sie uns jetzt erst einmal etwas essen und unsere Schützlinge gießen.“

    Gute Idee“, tönte Lhon, doch nur McKay konnte es hören. Er hielt es jedoch für angebrachter jetzt nicht mit seiner Pflanze zu sprechen.

    „Schützlinge? Welche Schützlinge?“

    „Lhon und Carol“, sagte Sheppard lächelnd und hob seinen Kleinbaum in die Höhe. „Geschenke von den Ureinwohnern.“

    Weir blieb jedes Wort im Halse stecken. Waren Sheppard und McKay völlig durchgedreht? Sie hatten Pflanzen in der Hand, denen sie Namen gegeben hatten und waren von Ureinwohnern aufgehalten worden. Vor allem aber erschienen glücklich damit zu sein.

    Sheppard und McKay wechselten einen Blick und nickten Weir zu.
    „Wir... gehen dann mal“, meinte Sheppard, und die beiden gingen in ihre Quartiere und ließen die völlig sprachlose Dr. Weir vor dem Gate stehen.

    Wohin bringst du mich?“, fragte Carol während Sheppard Sie zu seinem Quartier in einem der Türme trug.

    „In mein Zuhause“, antwortete er und betrat einen der Transporter.

    Ich finde, dieses Atlantis ist schön“, tat die Pflanze ihre Meinung kund. „Aber Pflanzen habe ich bisher noch nicht gesehen...

    „Keine Sorge, du wirst schon noch welche zu sehen bekommen“, versprach Sheppard und trat aus dem Transporter. „Aber die sind über 10.000 Jahre alt.“
    Direkt vor ihm war die Tür zu seinem Quartier. Seufzend betrat er sein kleines Heim und stellte Carol auf seinen Nachttisch, direkt neben einen kleinen Kaktus den er vor einiger Zeit gefunden hatte. Ein Antikerkaktus. Und nun auch noch eine sprechende Pflanze. Ihm war als höre er Wispern und Sirren, dann erklang wieder Carols helle Stimme.

    Diese Pflanze ist sehr seltsam“, diagnostizierte Sie. „Sie hat gar keinen Namen und redet etwas gemächlich. Ich glaube, Sie ist sehr sehr alt.

    „Sag ich doch“, murmelte Sheppard und zog sich seine Jacke und sein Hemd aus. Er hatte ungemein Lust zu duschen.

    Sie tut mir leid. Sie sagt, Sie könne nicht mit dir sprechen Sheppard.
    Carol klang vorwurfsvoll.

    Sheppard seufzte.
    „Bevor ich dich kennen gelernt habe, konnte ich noch gar nicht mit Pflanzen sprechen. Und jetzt verstehe ich auch nur dich.“

    Mit dieser Oma-Pflanze zu reden ist genauso leicht wie mit mir. Versuch es doch einfach!

    Er hätte lieber geduscht, aber um Carols Willen setzte er sich vor seinen Nachttisch und starrte den Kaktus an, wie er es in Dorfmanns Hütte mit Carol gemacht hatte. Nun, er würde es zu mindest versuchen. Würde er mit dem Kaktus reden können, so wäre das ein endgültiger Beweis dafür, dass es tatsächlich möglich war mit Pflanzen zu kommunizieren.

    Sei gegrüßt, edler Freund und Behüter“, hörte er plötzlich eine tiefe Frauenstimme sagen. „Endlich kann ich zu dir durchdringen und deine Worte vernehmen...

    „Ha- hallo Kaktus“, murmelte Sheppard etwas perplex. Es hatte tatsächlich geklappt. „Mein Name ist Sheppard. Ich... hatte nicht erwartet, mit dir sprechen zu können.“

    Was dachtest du denn“, meckerte Carol, und wenn sie Augen gehabt hätte, sie hätte sie sicher verdreht.

    Ich besitze keinen Namen, den ich dir nennen könnte, Sheppard. Zehntausend Jahre lang war ich ohne Gesellschaft, und nun habe ich endlich zwei gefunden, die mich verstehen können“, sprach der Kaktus. „Als Kaktus musste ich immer allein in einem Raum sein, so furchtbar ich das auch fand, nie wurde ich zu anderen Pflanzen gestellt...
    Es schien, als würde der Kaktus schluchzen.
    Bitte gib mir einen Namen, Sheppard. Bitte mach dich zu meinem Herren...

    Ich habe Mitleid mit einer Pflanze, schoss es Sheppard durch den Kopf. Aber das wunderte ihn jetzt gar nicht mehr.
    „Nun, dann nenne ich dich... Old Mary.“
    Etwas Passenderes viel ihm irgendwie nicht ein.

    Noch so ein bekloppter Name, Sheppard! Du hättest sie Lhon nennen sollen!, meckerte Carol.

    „Aber so heißt doch schon McKays Pflanze.“

    Ja und? Arme Old Mary! So ein dummer Name!

    Sie hat Recht, Sheppard“, bekräftigte Old Mary. „Du hast mir einen fürchterlichen Namen gegeben. Aber dafür bin ich die erste Pflanze, die hier den langen Schlaf hielt und einen Namen trägt!

    „Siehst du, das ist doch schon mal was“, munterte Sheppard den unzufriedenen Kaktus auf. „Namen sind doch gar nicht so wichtig.“

    Was weißt du schon“, meinte Carol hochnäsig, und dann widmeten sich die beiden Pflanzen einer langen Erzählung in einer Pflanzensprache, die Sheppard nicht verstand. Dann konnte er ja duschen gehen.

    Unterdessen war auch McKay in seinem Quartier angelangt. Lhon platzierte er auf einer kleinen Kommode neben der Tür – sein Behelfs-Kleiderschrank – und zog sich aus, um in der Dusche zu verschwinden.

    Was machst du jetzt?“, fragte Lhon interessiert.

    „Ich werde jetzt duschen“, antwortete McKay und suchte in einer der Schubladen nach einem frischen Handtuch.

    Was ist duschen?

    „Das ist, als würde ich mich gießen, verstehst du?“
    McKay hantierte an der unteren Schublade, die sich immer schwer öffnen ließ. Verdammte Handtücher.

    Hast du noch andere Pflanzen, mit denen ich reden kann?

    „Nein.“

    Warum nicht?

    McKay seufzte.
    „Weil ich weder Lust noch Zeit habe, die ganze Zeit jemanden zu gießen.“
    Endlich – Ein kleines, rotes Handtuch. Nun gut, es hatte Waschlappengröße, aber das war besser als ein benutztes Handtuch. Er bekam das Gefühl, eine Waschmaschine zu brauchen.

    Aber dich gießt du, wie?!“, meckerte Lhon. „Egoist!

    „Ich bin kein...“
    Was für eine Lüge. Natürlich war er ein Egoist, auch wenn er es nie zugeben würde. Aber im Ernst, sollte er diese Streitfrage jetzt wirklich mit einer Pflanze ausdiskutieren?
    „Ich geh duschen.“
    Verfolgt von Lhons Gezeter schloss er sich im Bad ein. Beinahe hätte er gesagt, dass er sich gießen ginge. Deprimiert stellte er die Dusche an und ließ sich das kalte Wasser über sein Gesicht laufen. Er wünschte sich, dass es seine Fähigkeit, mit Pflanzen zu kommunizieren, wegspülen würde.

    Was er nicht wusste war, dass Sheppard ebenfalls unter der Dusche stand und ähnliche Gedanken hatte. Der Major pfiff ein Lied vor sich hin. Er konnte mit Pflanzen sprechen! Er, Major Sheppard! Ganz Atlantis würde ihn beneiden. Was für ein Gefühl!

    *********

    Etwa eine Stunde später saßen Sheppard, McKay und Weir im Konferenzraum – auf dem Tisch die beiden Pflanzen. Weir saß mit vor Staunen offenem Mund in einem der Ledersessel, während Sheppard und McKay ihr von ihren Erlebnissen berichteten.
    „Und Sie wollen mir wirklich weiß machen, dass Sie... mit Pflanzen reden können?“
    Weir überlegte sich, ob es in der Pegasus-Galaxie wohl Psychologen gab.

    „So seltsam es klingt, aber es ist wahr.“
    Sheppard nickte.

    „Sie machen mir Angst“, murmelte Weir.

    „Ich kann es mir nicht erklären“, teilte McKay mit. „Ich habe vorhin meinen Laptop bearbeitet, aber er hat mir nichts über dieses Pflanzenreden sagen können. Aber ich weiß jetzt, warum der Planet so unberührt von den Wraith war.“

    „Erzählen Sie“, forderte Sheppard ihn auf.

    „Ganz einfach: Das ZPM ist der Grund.“

    „Welches ZPM?“, fragte Sheppard verständnislos.

    „Das ZPM des Planeten. Haben Sie es nicht gesehen? Stand mitten auf dem Dorfplatz, ich habe es Ihnen zeigen wollen, aber wir waren von den Pflanzen in Dorfmanns Pflanzenhütte abgelenkt.“

    „Nein das habe ich nicht gesehen. Wir sollten zurückgehen und es holen!“

    „Lieber nicht“, widersprach McKay. „Das Ding schafft ein Energiefeld, das alles zerstört, was sich aus der Luft nähert. Kennen wir ja schon.* Außerdem ist es auf Wraithgene programmiert, fragen Sie mich nicht, wie das gemacht wurde, auf jeden Fall zerstört es jeden Wraith, der sich durch das Gate wagt. Meine Forschungen haben ergeben, dass es wohl das einzige ZPM ist, dazu fähig ist.“

    Sheppard seufzte.
    „Schon wieder ein ZPM, das uns durch die Lappen geht.“

    „Moment... Und Sie können mir das Pflanzensprechen nicht vorführen?“, wurde ihr Gespräch von Weir unterbrochen.

    „Nein“, antwortete Sheppard bedauernd. „Nur wir können sie hören – obwohl, vielleicht könnten wir es Ihnen beibringen, Doktor.“
    Er wies auf Carol.
    „Das ist Carol. Konzentrieren Sie sich auf sie.“

    Bist du völlig von Sinnen, Sheppard?“, zerriss, nur für Sheppard hörbar, Carols Stimme die Stille. „Ich sperre mich völlig gegen Einfluss von außen! Keiner darf mit mir sprechen, außer mein Herr und mein Seelenbauer!

    „Carol“, zischte Sheppard, und es war ihm peinlich, vor Weir mit seiner Pflanze zu sprechen. „Beherrsch dich! Sie ist meine Vorgesetzte!“

    „[i]Vorgesetzte hin oder her, sie darf nicht mit mir sprechen – sie kann es gar nicht. Es geht nicht! Das ist, als würdest du mich nie gießen und ich würde trotzdem wachsen![/]“

    „Das wär schön...“, murmelte Sheppard.

    Es geht trotzdem nicht. Es GEHT NICHT! Und ich will auch gar nicht.

    „Also gut“, seufzte Sheppard und wand sich dann an Weir. „Carol meint, Sie könnten gar nicht mit ihr sprechen.“ Er zuckte mit den Schultern.

    Weir war auf unangenehme Weise erleichtert. „Nun dann... Muss ich Ihnen wohl diesbezüglich vertrauen“, murmelte Sie. Sie glaubte ihnen nicht. Sheppard und McKay kannte Sie von allen Personen in Atlantis am besten, und es war ihr unklar, wie gerade diese beiden einen so schweren Schicksalsschlag hatten erleiden können, dass Sie behaupteten mit Pflanzen zu sprechen – und tatsächlich daran glaubten. „Wollen Sie vielleicht eine Weile Urlaub machen?“, bot Sie ihnen an. „Wir könnten Vertreter für Sie finden...“

    McKay seufzte laut. „Sie vertrauen uns vielleicht, aber Sie glauben uns nicht“, stellte er leicht säuerlich fest. „Kein Wunder.“ Er stand auf und nahm Lhons Topf in die Hand.
    „Ich werde keinen Urlaub machen, und wenn Sie mich in eine Gummizelle sperren, Dr. Weir. Ich werde Tag und Nacht die Datenbanken durchforsten. Es muss eine Erklärung für das alles geben.“ Mit energischem Schritt verließ er den Raum.

    Weir stützte die Ellebogen auf den Tisch und vergrub den Kopf in ihren Händen. „Es tut mir Leid, Major“, murmelte sie und Sheppard nickte verständnisvoll. „Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll...“

    „Ich habe einen Vorschlag“, meinte Sheppard und sie hob ihren Kopf. „Die Sache mit den Pflanzen bleibt ganz unter uns. Sie erzählen es niemandem, McKay und ich erzählen es niemandem. Keiner in Atlantis wird Bescheid wissen. Dann wird weder Ihre noch unsere Glaubwürdigkeit infrage gestellt.“ Ein wenig traurig fand er den Gedanken schon. Keiner würde ihn je für seine Fähigkeit bewundern.

    „Aber... Wie soll das zwischen uns weitergehen?“, fragte Weir. „Ich kann mit Ihnen kein vernünftiges Wort mehr wechseln, wenn ich Sie... für verrückt halte.“ Sie sah aus, als wolle Sie in Tränen ausbrechen.

    Sheppard kratzte sich am Kopf. Es war verdammt unangenehm, Weir so aufgelöst zu sehen. „Wir vergessen es einfach. Nie wieder verlieren wir ein Wort über die Geschichte.“

    „Ich kann Ihnen kaum in die Augen sehen“, flüsterte Weir, und ihre Hände zitterten. Mit einem Ruck erhob Sie sich und ging auf und ab. „Verdammt noch mal, weder ihrer noch McKays Blick ist irre! Sie sind nicht reif für die Klapsmühle – Nicht meine besten Männer!“

    Sheppard fasste einen Entschluss, der ihm nicht leicht fiel.
    „Wir werden es verlernen“, beschloss er ernst. „Wir gehen zurück auf den Planeten, zurück in dieses Dorf, und sprechen mit Dorfmann. Wir werden ihn bitten, uns unsere Fähigkeit zu nehmen“

    Weir blieb stehen. „Wenn das klappt... dann...“

    „...kommen wir als ganz normale Menschen zurück“, beendete Sheppard den Satz. „Wir werden die Angelegenheit im Sand begraben.“

    Weir setzte sich wieder, schloss die Augen und dachte kurz nach. „Sie haben Recht“, stimmte Sie ihm dann mit fester Stimme zu. „Das ist der beste Weg. Dann behaupten Sie nicht mehr, mit Pflanzen reden zu können – und ich muss mir keine Sorgen mehr machen.“ Ihr Blick hellte sich auf. „Wenn Sie das für mich tun würden – Ich wäre Ihnen für immer dankbar.“

    Sheppard lächelte. „Ich will Sie ganz einfach nicht leiden sehen“, erklärte er. „Das ist der Grund.“

    Weir erwiderte das Lächeln. „Danke, Sheppard.“

    Der Major erhob sich und griff nach Carol. „Dann werde ich McKay jetzt davon berichten.“ Er verließ den Raum und ließ eine äußerst nachdenkliche Dr. Weir zurück.

    Kaum war er aus dem Zimmer, zeterte Carol los. „Mich verlassen? Mich aufgeben? Bist du völlig von Sinnen? Weißt du überhaupt, was für ein Wrack ich dann wäre?

    „Nein das weiß ich nicht“, flüsterte Sheppard leise. Er wollte nicht, dass ihn irgendwer bemerkte – jetzt nicht mehr. „Und es ist mir eigentlich ziemlich egal. Du bist nur eine Pflanze.“

    WIE BITTE?“ Carols Stimme war so laut, Sheppard war sich sicher, das Sie der ganze Gateraum hören konnte. „Nur eine Pflanze?

    „Ja, nur eine Pflanze und es ist mir egal, ob ich mit dir sprechen kann oder nicht.“ Er eilte auf den Transporter zu.

    Hast du auch nur den geringsten Respekt vor mir?“, schnaubte Carol empört. „Ich hätte dich niemals zu meinem Herrn erwählen dürfen!

    „Da könntest du Recht haben“, seufzte Sheppard und schloss die Transportertüren. „Und jetzt sei still. Ich werde dich nie wieder gießen, wenn du mich jetzt nicht endlich in Ruhe lässt.“
    Würde er das wirklich tun? Seit Weir so aufgelöst geworden war, hatte Sheppard gar kein Bedürfnis mehr, mit dieser ewig meckernden Pflanze reden zu können. Aber Sie mit voller Absicht dem Verdursten aussetzen? Gewissermaßen war sie ja ein Lebewesen. Es ist nur eine Pflanze!, schalt er sich. Blödes Ding. Sie hatte ihm den ganzen Stress eingebrockt. Er öffnete die Transportertür und stand vor McKays Büro. Carol verhielt sich jetzt still.

    „McKay?“ Sheppard klopfte an den Türrahmen zu McKays Büro. Die Tür stand weit offen und Sheppard konnte den Wissenschaftler sehen, wie er verbissen etwas in seinen Laptop tippte.
    „Darf ich reinkommen?“

    McKay fuhr zusammen. „Huch, Major, haben Sie mich erschreckt. Natürlich können Sie reinkommen.“ Er wand sich wieder dem Bildschirm zu.

    „Irgendeine Erklärung für das Pflanzensprechen gefunden?“, wollte Sheppard wissen.

    „Leider nein“, seufzte McKay. „Nicht die geringste Spur.“ Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. „Wissen Sie Major... langsam frage ich mich...“ Er kratzte sich verlegen am Kopf. „...ob wir nicht doch ein wenig...“

    „...verrückt sind?“
    Sheppard sah ihn fragend an.

    McKay nickte bedächtig. „Sie haben es erfasst.“ Er wies auf den Bildschirm. „Ich habe nichts gefunden und bin mir sicher, das ich auch weiterhin nichts finden werde. Man kann nicht mit Pflanzen sprechen. Es ist nicht möglich.“

    Ach, und was ist das hier, Herr Wichtigtuer?“, rief Lhon beleidigt. McKay fiel ein, dass er sie neben seinem Schreibtisch abgestellt hatte – er hätte Sie irgendwo in den nächsten Mülleimer werfen sollen.

    „Halt die Klappe, Lhon“, murmelte er und Sheppard setzte sich auf die Schreibtischkante.

    „Mir geht Carol auf den Geist“, erläuterte der Major. „Ihre Stimme ist... hässlich.“

    WAS hast du gesagt?

    „Hatte ich nicht gesagt, dass du still sein solltest, Carol?“, rief Sheppard, nahm die Pflanze und trug Sie unter Protesten vor die Tür des Raums. Er warf einen Blick auf McKay, ergriff dann Lhons Topf und stellte Sie neben Carol. Dann schloss er geräuschvoll die Tür. Kein Laut war mehr zu hören.

    „Ruhe“, seufzte McKay. „Endlich. Danke Major.“ Sheppard machte es sich wieder auf dem Schreibtisch bequem. „Sie haben Recht, Pflanzen sind furchtbar.“

    „Carol brachte mich dazu, mit meinem Kaktus zu sprechen“, erzählte Sheppard. McKay zuckte nicht mal mit der Wimper. „Ich will doch gar nicht mit Kakteen sprechen!“

    „Lhon beleidigt mich nach Strich und Faden. Sie hat mich Wichtigtuer genannt!“, beschwerte sich McKay kraftlos. „Damit hat sie vielleicht Recht“ – oh wie ungern gab er das zu – „aber sie sollte sich gefälligst zurückhalten. Ich lasse mir nicht gerne Ausdrücke an den Kopf werfen!“

    „Oder besser gesagt, in den Kopf“, seufzte Sheppard.

    McKay nickte. „Wollen Sie ein Tässchen Kaffee?“, bot er dem Major an. Dieser nickte.

    „Kaffee schadet nie, vor allem jetzt nicht.“

    McKay ging zu seiner Kaffeemaschine und schaltete sie ein. Mit zwei Tassen heißem dampfenden Kaffee kam er zurück und drückte eine Sheppard in die Hand. „Weir hat fast geweint“, murmelte Sheppard und trank einen Schluck. Er spürte, wie das Gebräu seinen Magen wärmte – auf den Geschmack achtete er nicht.

    „Tatsächlich?“ McKay schien nicht allzu sehr überrascht. „Wundert mich nicht. Stellen Sie sich vor, zwei ihrer Männer würden von einer Expedition zurück kommen und behaupten, mit Pflanzen reden zu können.“

    Sheppard nickte. „Sie wollte es nicht wahrhaben, glaube ich. Auch wenn wir hier in einer Galaxie sind, die weiter von der Erde entfernt ist als weit, mit Pflanzen sprechen kann ein Mensch trotzdem nicht.“

    „Zumindest theoretisch.“

    „Ja, theoretisch.“

    Lange saßen die beiden schweigend da und starrten in ihre Kaffeetassen. Sheppard fühlte sich McKay näher, als je zuvor – Sie teilten dieselbe Fähigkeit, dasselbe Leid.
    „Ich habe Weir vorgeschlagen, zu den Planeten zurückzugehen und Dorfmann zu bequatschen, das er uns die Fähigkeit wieder nimmt“, erzählte er McKay. „Sie war einverstanden.“

    McKay sah auf. „Ich bin es auch“, sagte er mit fester Stimme. „Verdammte Lhon! Ich lasse sie bei Dorfmann zurück. Ich hasse sie!“ Er stellte seine Tasse mit solcher Wucht auf den Tisch, dass Kaffee auf die Tischplatte spritzte. Der Wissenschaftler bemerkte es nicht. „Lassen Sie uns gleich gehen, Major. Je schneller wir die Sache loswerden, desto besser.“

    „Um Weirs Willen.“ Sheppard erhob sich und trank den Kaffee aus. „In fünfzehn Minuten im Gateraum.“
    Eilig ging er zur Tür. „Ach und – danke für das Gespräch.“ Beinahe hätte er ‚Danke für den Kaffee’ gesagt.

    „Ganz meinerseits“, sagte McKay, während Sheppard schon zur Tür hinaus gegangen war und die plärrende Carol aufhob. „Ich danke Ihnen, Major...“ Seufzend stand er auf und holte Lhon wieder herein. „Alte Mistziege“, zischte er. „Jetzt bringe ich dich zu Dorfmann zurück!“ Bei diesem Gedanken empfand er unverhohlene Freude.

    * Siehe Folge 1.6 – Childhood’s End (Selbstopfer)

    Freyja, die einsame Verfechterin der deutschen Rechtschreibung

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  16. #16
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    (5) Normale Männer

    Punkt fünfzehn Minuten später standen Sheppard, McKay und Weir vor dem bereits aktivierten Gate. „Beeilen Sie sich“, sagte Weir. „Und kommen Sie... gesund wieder.“
    Sheppard und McKay nickten. Sie wussten, wie diese Bemerkung gemeint war. Mit ihren Pflanzen in der Hand traten sie durch das Gate. „Viel Glück“, flüsterte Weir tonlos, als der blaue Schimmer wieder verschwand. „Viel viel Glück.“

    Sheppard und McKay eilten denselben Weg entlang, den sie sich am Tag zuvor mit den Buschmessern freigemacht hatten. Dem Weg der Eingeborenen zu folgen war etwas schwerer, doch als die Sonne leuchtend rot über dem Horizont stand, erreichten sie verschwitzt das Dorf.

    „Major“, murmelte McKay, als sie noch im Schutz des Dickichts standen und auf das Dorf schauten. „Was ist, wenn... es nicht klappt? Wenn man es nicht mehr rückgängig machen kann?“

    Sheppard warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Es wird klappen“, sagte er bestimmt, dann trat er energisch aus dem Gebüsch. McKay folgte ihm. Die Blicke der Dorfbewohner waren mehr neugierig und verwundert als belustigt, was McKay sehr erleichterte. Schnell hatten sie Dorfmanns Hütte gefunden und klopften an. „Dorfmann?“, rief Sheppard. „Wir sind es! John und Rodney!”

    Schritte waren zu hören, dann öffnete Dorfmann mit ernstem Gesicht die Tür. „Ihr es seid“, stellte er mit kratziger Stimme fest. „Ich nicht habe erwartet Kommen eurer noch an Tag diesem.“

    „Wir auch nicht“, meinte Sheppard und verbeugte sich. „Ich grüße Euch, Dorfmann. Wir haben ein Problem.“

    „Hereinkommen ihr sollen“, forderte Dorfmann die beiden auf und führte sie in seine Hütte, wo Sie sich auf die Sitzkissen setzten und ihre Pflanzen auf den Tisch stellten. „Was sein euer Problem?“

    „Wir... wir möchten nicht mehr mit Pflanzen sprechen. Es ist... gegen unsere Natur“, erklärte Sheppard stockend. „Wir möchten Euch bitten, uns zu zeigen, wie wir das Pflanzensprechen verlernen können.“

    Dorfmann sah sie aus großen Augen an. „Das sein Ernst eurer?“

    Die Atlanter nickten. „Ja, unser voller Ernst“, antwortete McKay. „Und zu dem unser innigster Wunsch.“

    „Aber... warum?“ Der Alte schien den Tränen nahe.

    „Da wo wir herkommen, spricht man nicht mit Pflanzen“, erzählte Sheppard. „Es ist so als...“ Er suchte nach einem passenden Vergleich.
    „... als ob wir sagen würden, dass die Sonne Menschen essen kann. Wir werden als... verrückt bezeichnet.“ So, nun war es heraus.

    Dorfmann senkte enttäuscht den Kopf. „Ich weiß, ihr kommen von fern. Ich hätte nicht tun dürfen euch beibringen das Pflanzensprechen.“ Er sah auf und schaute sie mit einem unendlich traurigen Blick an. „Es mir sehr Leid tun.“

    „Mir tut es auch sehr Leid“, sagte McKay und musste unwillkürlich blinzeln. „Aber... es ist nichts für uns. Wir... mögen unsere Pflanzen nicht so sehr, wie Ihr und Euer Volk sie mögt.“

    Traurig nickte Dorfmann. „Ich hätte wissen müssen das. Es mir Leid tun.“ Er nahm Lhons und Carols Töpfe in die Hand. „Ich werde geben ihnen neue Seele. Sie werden vergessen.“

    Dich werde ich mit Freuden vergessen McKay, du Verräter!“, schrie Lhon entrüstet.

    „Ich dich auch“, gab McKay zurück. „Ich verspreche dir, das ich dir keine Träne nachweinen werde – Keine einzige.“

    Dorfmann sah noch trauriger aus. „Ihr wollen sagen etwas zu Carol und Lhon bevor ihr vergessen und sie vergessen?“, fragte er.

    „Nein“, stellte McKay nüchtern klar.

    „Carol...“, begann Sheppard leise und auf seltsame Art und Weise war ihm zum Heulen zumute. „Ich will dir nur sagen...“

    Ja?

    “Es tut mir Leid. Du wirst einen besseren Herrn finden als mich.“

    Davon bin ich überzeugt, Sheppard!

    Sheppard wusste, er hatte seine Worte an ein undankbares Stück verschenkt – Sie hatte seine Entschuldigung einfach überhört. Alles Mitleid zerfloss in dem Hass auf Carol.

    „Ich euch nun lasse vergessen“, seufzte Dorfmann traurig. „Ihr nicht seid von Land hier, ihr nicht habt selbes Pflanzenherz wie Menschen wir...“ Er schloss die Augen und öffnete sie wenige Sekunden später wieder. „Nun Pflanzen sind im tiefen Schlaf, bis ich ihnen gebe neue Seelen“, erklärte er leise. „Außerdem ihr beide nicht könnt sprechen mit Pflanzen – nie mehr. Ich es euch nun nie wieder beibringen kann.“

    Sheppard und McKay wechselten einen erleichterten Blick. Nie wieder Pflanzen im Kopf. NIE WIEDER! „Wir danken Euch herzlichst, Dorfmann“, bedankte sich Sheppard lächelnd.

    Dorfmanns Miene hellte sich ein wenig auf. „Ich weiß, dass es so richtig sein“, meinte er. „Ich es fühle.“ Er stellte die schlafenden Pflanzen auf den Tisch und erhob sich.
    „Ich nun finde, ihr solltet gehen zurück in Welt eure.“ Ein deutlicheres Zeichen des Rausschmisses hätte er ihnen nicht geben können. Seine braunen Augen funkelten. McKay und Sheppard standen schnell auf und verbeugten sich.

    „Wir werden schnell zurückgehen“, versprach Sheppard. „Wir danken Euch, Dorfmann.“

    „Geht nun, Gäste meine“, befohl Dorfmann und öffnete ihnen die Tür. „Es sein richtig so.“

    McKay und Sheppard traten aus der Hütte. „Wohl wahr, es ist richtig so“, murmelte McKay. „Vielen Dank, Dorfmann.“

    Dorfmann lächelte plötzlich breit. Zum Erstaunen der Atlanter brach er in schallendes Gelächter aus und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. McKay und Sheppard wechselten einen Blick, dann überquerten sie eilig den Dorfplatz, wobei Sheppard dem ZPM nur einen kurzen, uninteressierten Blick zuwarf, und verschwanden schnell im Wald.

    „Nie wieder komme ich zurück“, beteuerte McKay, als sie in den sicheren Schutz des Waldes abgetaucht waren. „Den Stimmungsschwankungen dieses alten Herren will ich nie wieder ausgesetzt sein!“

    „Und seinen Pflanzen auch nicht“, ergänzte Sheppard. Wie auf Kommando sahen Sie sich um.

    „Sheppard“, begann McKay mit zittriger Stimme. „Wir sind hier in einem Wald. Wir sind völlig von seinen Pflanzen umgeben. Er kann mit uns machen was er will.“

    „Ich hasse Pflanzen“, zischte Sheppard, dann hasteten Sie los. Urplötzlich hatten Sie das Gefühl, das ganze Dorf sehe ihnen nach, und Dorfmanns Lachen folgte ihnen – ebenso das Lachen der Pflanzen im Wald. Als die beiden den Ureinwohnerpfad verlassen hatten und auf ihre selbst geschlagene Schneise stießen, begannen sie zu rennen.
    Als die Sonne untergegangen war, erreichten sie das Gate. So schnell wie jetzt hatte McKay noch nie Atlantis angewählt.
    „Atlantis, hier Sheppard. Wir kommen, bitte lasst uns durch“, informierte Sheppard die Stadt per Funk.

    Hier Weir. Der Weg ist frei.

    Sheppard und McKay traten durch das Tor. Kaum hatten sie atlantischen Boden unter den Füßen, atmeten Sie erleichtert aus. „Ich sage Ihnen Sheppard, dieser Wald war nicht normal“, meinte McKay, und schon stürmte Weir auf Sie zu.

    „Alles in Ordnung? Haben Sie... haben Sie ihre Mission erfüllt?“

    Die beiden Männer wechselten einen Blick. Dann nickten Sie. „Mission erfüllt“, bestätigte Sheppard lächelnd. Weir schloss die Augen und seufzte beruhigt. Spontan fiel Sie ihnen um den Hals, was sowohl Sheppard als auch McKay leicht verlegen machte.

    „Sie wissen nicht, wie froh ich bin“, murmelte sie und löste sich wieder von ihnen. „Kein Atlanter wird je mehr einen Fuß auf diesen Planeten setzen, das verspreche ich.“

    „Guter Vorsatz“, lobte McKay. „Aber jetzt habe ich Hunger.“ Weir lachte. Nun war alles wieder normal.

    *********

    Sheppard saß in seinem Bett uns betrachtete seinen Antikerkaktus. Seit mehreren Stunden lag er nun wach und dachte über das Geschehene nach. Über sich, über Dorfmann, die Pflanzen. Über Carol. Über McKay. Er griff nach dem kleinen Kaktus und stand auf. Er konnte nicht schlafen, wenn diese Pflanze neben seinem Bett stand – er erinnerte ihn immer wieder daran, dass er einen Namen trug und er einst mit ihm geredet hatte. Mit ihr. Mit Old Mary. Der Major schlüpfte in seine Kleidung, seine Schuhe und schlich sich auf den Flur und zum Transporter. Mit ihm fuhr er zur Jumper Bay und schlüpfte in einen der Fluggeräte. Seinen Kaktus in der Hand flog er aus dem Hangar heraus, hinein in den Nachthimmel über Atlantis. Eine friedliche Stille herrschte hier oben, nur das leise Summen des Jumpers war zu hören. Sheppard flog zum Festland und landete, weit entfernt von der Athosianer-Siedlung, auf einer kleinen Lichtung. Mit Old Mary stieg er aus und ging ein Stück in den Wald hinein, der von Nachtgeräuschen erfüllt war. Mit einem friedlichen Lächeln bückte sich Sheppard und grub ein kleines Loch im Boden, in das er seinen Kaktus setzte. „Lebe wohl, Old Mary“, murmelte er. „Ruhe in Frieden.“ Dann stieg er zurück in den Jumper und flog zurück nach Atlantis. Carol und Old Mary sah er nie wieder.

    THE END

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  17. #17
    John´s wife Avatar von JohnnysGirl
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  18. #18
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    Danke

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  19. #19
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    Einfach nur klasse. Witzig geschrieben. Es stimmen die Beschreibungen der Umgebungen wie auch die Dialoge, so dass ein wunderbares Gesamtbild entsteht. Ich muss mich wiederholen... Einfach nur klasse.

    ***schnief*** er sah Carol und Old Mary nie wieder ***schnief***

  20. #20
    Ewige Rebellin Avatar von Freyja
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    Danke für das Lob *freut*

    Hat jemand Vorschläge für den Titel?
    ich liebe es, FFs Titel zu geben, aber hier fällt mir absolut kein passender ein :-(

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