Titel: Der Kreis schließt sich
Prompt (Nummer): Blut ist dicker als Wasser (82)
Fandom: Sons of Anarchy
Zeitliche Einordnung: nach dem Ende der Serie
Rating: G

***

Es war ein sonniger Tag in Charming. Ein junger Mann stand angelehnt an seinem kleinen Ford Fiesta vor einer Werkstatt. Die Sonne spiegelte sich in den dunklen Gläsern seiner Brille.

Das Tor zu dem Werkstatthof war weit offen und er konnte ein Dutzend Harleys verschiedenster Bauart erkennen. Die meisten Maschinen waren in tiefem Schwarz. Auf einigen der Maschinen war entweder auf dem Tank oder auf dem Lenkradschutz der Schriftzug „Sons of Anarchy“ zu lesen.

Gedanken verloren spielte er mit einem goldenen Ring auf dem das Wort „Son“ geprägt war. Es kamen Erinnerungen aus dem tiefsten Dunkel seines Gedächtnisses an die Oberfläche.

Sein Vater, wie er Ihn an sich presste und raus auf den Hof rannte, während hinter Ihm etwas explodierte…

Onkel Wayne, wie er mit Ihm an einer Schaukel stand und spielte und dabei krampfhaft versuchte sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen…

Lange Zeit hatte er nicht mehr an seine Kindheit denken müssen. Für Ihn hatte ein wunderbares und schönes Leben begonnen, als seine Mutter Wendy nach Anchorage gezogen war. Er hatte sie einmal, da war er so 11 oder 12 gewesen, warum sie so weit ab vom Schuss wohnen würden.

Die einzige Antwort war damals ein trauriger, tiefgründiger Blick gewesen, der sich in die Vergangenheit gerichtet hatte und ein leise geflüstertes „weil Blut dicker als Wasser ist“.

Erst vor wenigen Wochen hatte sich dieser Teil seiner Vergangenheit wieder in sein Leben gedrängt…

„Abel, gehst du bitte auf den Dachboden und holst die Leiter herunter, Danke!“ Die Stimme seiner Mutter hatte einen dringenden und drängenden Unterton. Nur ungern wandte er sich von seinen Hausaufgaben ab, der Aufsatz über den Vietnamkrieg war noch lange nicht fertig.

Er rieb sich die Augen und stand auf. Mit wenigen Schritten war an der Dachluke angelangt und zog an dem Griff. Die Klappe fiel herunter und die Leiter fuhr automatisch aus. Langsam und vorsichtig stieg er die Stufen hinauf und hievte sich auf den knarzenden Holzboden.

Wo war diese dämliche Leiter? Wenn er eines an seiner Mutter hasste, dann dass sie immer die Sachen woanders hinstellte. Nach längerem Suchen hatte er dann das gewünschte Utensil gefunden. Er ging darauf zu und spürte im nächsten Moment einen stechenden Schmerz in seinem Fuß.

Abel taumelte nach hinten und fiel gegen einige aufgestapelte Kartons die mit einer Decke abgedeckt waren. Die Kartons verteilen sich nach allen Seiten und bildeten einen kleinen Ring um den 18jährigen.

Der Kopf seines Bruders Thomas ragte durch die Luke hervor. „Alles in Ordnung?“

„JA, VERDAMMT! VERSCHWINDE!“

Abel hörte nur noch ein leises Schluchzen und schnelle Schritte in das Erdgeschoss des Hauses. Ihm war klargeworden, das die Härte seiner Worte übertrieben war und innerlich formulierte er bereits eine Entschuldigung an seinen Bruder, als sein Blick auf den verstreuten Inhalt eine Kiste fiel. Insbesondere der Ring der zwischen alten Fotos lag zog Ihn in den Bann.
Der Ring war aus Gold mit einer glatten mattschwarzen Oberfläche auf denen die Buchstaben S O N standen.

Er erinnerte sich daran wie seine Großmutter mit traurigem Gesicht am Zaun seiner damaligen Vorschule stand und Ihm diesen Ring durch eine Masche hindurchreichte.

Das war das letzte Mal gewesen, dass er sie gesehen hatte.

Er nahm den Ring in die Hand und dabei fiel Ihm ein Bild auf das seinen Vater und seine Mutter zeigte. Wendy saß auf einer Harley und sein Vater Jackson stand hinter dem Bike und lächelte in die Kamera. Er trug eine Kutte. Auf der linken Brustseite war ein Aufnäher mit „Vice President“, „Men of Mayhem“ und auf der Rechten ein Aufnäher mit „Redwood Original“ zu sehen.

Abel spürte etwas in seinem Inneren. Er wusste nicht was es war und nahm sich in diesem Moment vor, dem auf den Grund zu gehen. Instinktiv wusste er dass er das nur schaffen konnte, wenn er an den Ort seiner Herkunft zurückkehrte.

Gleichzeitig wurde Ihm bewusst, dass sein Entschluss seiner Mutter gar nicht gefallen würde.

Nun stand er hier und starrte auf den Hof der Werkstatt. Wendy hatte Ihm alles über seinen Vater erzählt. Auch seinen Wunsch Ihn in den Augen seiner Söhne zu einem Monster zu machen, damit sie niemals seinem Weg folgen würden. Er kannte jetzt die ganze Geschichte, angefangen bei seiner Geburt bis hin zu dem Selbstmord seines Vaters.

Auf der Fahrt hierher hatte er alles wieder und wieder durch seinen Kopf gehen lassen. Er war sich sicher nun das Gefühl das Ihn damals auf dem Dachboden überkam benennen zu können.

Der Wunsch es besser zu machen als sein Vater. Das Schicksal seines Erbes zu ändern.

In Gedanken spielte er alle Möglichkeiten durch die sich Ihm boten. Während er noch mit den Möglichkeiten spielte kam ein Mann von der Werkstatt auf Ihn zu. Auf dem Jeans Hemd stand „Chibs“. Er hatte kurz geschnittenes graues Haar und auf beiden Wangen waren Narben zu sehen. Sein Gesicht wurde einem Vollbart umrahmt.

„Kann ich dir helfen, Kleiner?“ Der Blick der Abel traf war eine Mischung aus Neugier und Vorsicht.
„Nein. Ich denke nur über die Vergangenheit nach und wie meine Zukunft wohl aussieht.“ Er nahm den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt Ihn Chibs vor die Augen.

„Woher hast du das Ding, Junge?“

„Von meinem Vater.“ Abel legte den Ring in Chibs offene Handfläche. „Behalten sie Ihn. Mein Weg führt mich woanders hin.“

Anschließend stieg er in seinen Wagen und fuhr los.

Chibs stand noch ein paar Minuten auf der Straße und sah in die Richtung in die der Wagen verschwunden war. Er schloss die Faust um das Stück Metall in seiner Handfläche und lächelte.

„Kluge Entscheidung, Bruder.“

ENDE