Titel: Bruchlandung
Fandom: Star Wars
Zeitliche Einordnung: 11 NSY (altes EU)
Rating: G
Wörter: ca. 1.000
Anmerkung: Geschrieben für die Allerlei-Challenge von AngiAngus. Die Vorgabe war das Thema „Baden gehen“ in irgendeiner Weise umzusetzen und dabei als eventuell kleine Zusatzaufgabe folgende Wörter unterzubringen: Gefahrguttransporter / Kiefernwald / Gewitter / Schachbrett / Sessel
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„Für was ist der?“
Han gähnte und sah zu seiner 2-jährigen Tochter, die hinter seinem Pilotensitz stand und auf einen Kippschalter deutete. „Das ist der Startknopf für den Hyperraum“, antwortete er. Dann nahm er die juchzende Jaina hoch und setzte sie sich auf seinen Schoß. „Den drücken wir jetzt aber nicht. Das könnte sonst ganz schnell ins Auge gehen.“
„Okay“, nickte Jaina ernst.
Han grinste, während er stolz den Hinterkopf seiner Tochter betrachtete. Aus ihr würde bestimmt mal eine ausgezeichnete Pilotin werden, da war er sich sicher. Normalerweise nahm er keins seiner Kinder mit zur Arbeit. Immerhin bestand immer die Gefahr auf Weltraumpiraten zu treffen, einen Überlebenden des Imperiums oder einfach einen alten Bekannten von ihm, der sich von irgendeinem Jahre zurückliegenden Glücksspiel noch übers Ohr gehauen fühlte. Nicht dass Han irgendwann mal jemanden übers Ohr gehauen hätte …
Heute allerdings war eine dieser berühmtberüchtigten Ausnahmen, die es in allen Lebenssituationen einmal gab. Winter war mit Jainas Zwillingsbruder Jacen bei einem einwöchigen Zeltausflug im Draboh-II-Kiefernwald, weshalb sie sich in dieser Zeit nicht um alle drei Solo-Kinder kümmern konnte. Leia und er waren sich relativ schnell einig, dass sich während dieser sieben Tage jeder von ihnen um eins der verbleibenden Kinder kümmern sollte. Leia hatte sich für Anakin entschieden, da dieser fast den ganzen Tag schlief, was ihrer Arbeit im Senat um einiges mehr entgegenkam, als die quirlige Jaina.
Han war diese Aufteilung mehr als recht. Zwar schlief Anakin die meiste Zeit, aber auch seine Verdauung war äußerst aktiv, was bedeutete, dass er den Milleniumfalken mit seinem jüngsten Spross an Bord wohl mit einer Gefahrguttransporterwarnung ausstatten hätte müssen.
Während er aus dem Fenster schaute, stahl sich eine Sorgenfalte auf seine Stirn. Nicht weil er befürchtete in irgendeinen Kampf verwickelt zu werden – er war weit ab vom Schuss und hatte zur Abwechslung auch keine Schmuggelware an Bord, sondern lediglich Schachbretter, für die Bevölkerung von Wlash, dem Planeten, über dem er gerade unterwegs war. Schachbretter! Han fragte sich, was aus dem berüchtigsten Schmuggler der Galaxie geworden war. Er schüttelte den Kopf. Nein, was ihm Kopfzerbrechen bereitete, waren die Gewitterwolken, die sich gerade vor ihnen aufbauten. Die Wlash-Unwetter waren berüchtigt. Sie entstanden blitzschnell, schlugen mit sagenhafter Gewalt zu und verschwanden ebenso rasch, wie sie erschienen waren.
„Blitz-bumm“, freute sich Jaina, die die Wolken ebenfalls entdeckt hatte und deutete mit ihrem kleinen Zeigefinger begeistert auf die ersten Blitze, die den Himmel erhellten.
„Ja, da freuen wir uns alle ungem...“, wollte Han auf sarkastische Art gute Laune vorspielen. Die Worte blieben ihm aber im Hals stecken, als es einen gewaltigen Schlag tat und das Licht an Bord für einige Sekunden ausfiel. Der Falke machte einen Satz nach unten, dann stabilisierte er sich wieder und die Lichter gingen wieder an. Han bewunderte Jaina, die zwar starr, aber immer noch ruhig auf seinem Schoß saß. Selbst mit ihren zwei Jahren kamen schon ein paar der Jedi-Gene in ihr durch. Han überprüfte die Anzeigen. „Verdammte Sch... Sesselspringfeder“, besann er sich im letzten Moment auf die Ohren seiner Tochter.
„S...essels...prink...feder“, versuchte sich Jaina auch umgehend an dem neuen, schwierigen Wort. Gut, dass er sich im letzten Moment noch auf ihre Anwesenheit besonnen hatte. Leia hätte ihm, falls sie dass hier überleben sollten, den Kopf abgerissen, wenn er ihrer Tochter schon vor dem Kindergartenalter die ersten corellianischen Flüche gelernt hätte.
„Grrr omapf ma grum?“
Han drehte sich um. Chewbacca war im Cockpit aufgetaucht. Der Wookie hatte gerade ein Bad genommen, als das Gewitter, welches sich inzwischen schon wieder aufgelöst hatte, sie schwer getroffen hatte. Er musste sofort aus der Wanne gesprungen und hier her geeilt sein, zumindest deuteten sein nasses, von Schaum behangenes Fell und die rosa Bademütze, die er immer noch trug, darauf hin.
„Wir sind im Sinkflug“, beantwortete Han Chewies Frage. „Die Steuerung ist extrem schwerfällig. Der Schub ist fast weg. Das wird eine unsanfte Landung.“ Da entdeckte Han einen See vor sich. „Mit etwas Glück schaffen wir es bis zum Gewässer da drüben.“
Chewie ließ ein paar Grunzer los.
„Echt? Darum machst du dir Sorgen? Dass Wookiefell bei Wasserkontakt stinkt? Wo kommst du denn gerade her?“
Chewie grummelte umgehend eine Antwort.
„OK.“ Han verdrehte die Augen und drückte Jaina, die amüsiert das Gespräch verfolgte, in die kräftigen Wookiearme. „Wenn wir dass überleben, sagen wir den Wlashianern, sie sollen alle ihre Seen mit dem gutriechenden Blubberschaumbadezusatz präparieren, für den Fall, dass hier nochmal ein Wookie bruchlandet.“
Damit war Chewie zufrieden, was er mit einem positiven Antwortgrunzer zu verstehen gab, während er Jaina mit einer Schwimmweste in Kindergröße ausstattete und ihr zur Sicherheit auch noch zwei Schwimmflügel aufblies und überstülpte.
„Baden gehen“, freute sich Jaina.
Han kämpfte in der Zwischenzeit mit der Steuerung des Falken, der sich immer schwieriger auf Kurs halten ließ. Irgendwie schaffte er es ihn an den Rand des großen Sees zu bugsieren. „Festhalten!“, rief er, dann kam auch schon der erste Wasserkontakt. Er schaffte es den Falken waagrecht aufkommen zu lassen, wodurch er zuerst zweimal auf der Wasseroberfläche aufsetzte und wieder etwas nach oben und vorne abgestoßen wurde, wie ein flacher Stein, den man im richtigen Winkel aufspringen ließ. Dann war es geschafft. Der Falke war unten, kam aber sofort in Schieflage. Lange würde er sich nicht mehr über Wasser halten. Han sprang vom Pilotensitz auf: „Los, raus hier!“
Han rannte hinter Chewie her, der sich Jaina huckepack auf die Schultern gesetzt hatte. Nach wenigen Sekunden waren sie an einer der Notausstiegsluken des Falken, sprangen ins Wasser und legten sofort einige Dutzend Meter zwischen sich und das sinkende Schiff. Chewie legte dabei mit Jaina, die immer noch auf dessen Schultern saß und sich an dessen Fell festhielt ein etwas schnelleres Tempo an den Tag als Han. Als sie schließlich in sicherer Entfernung waren, ließen sie sich auf der Stelle treiben und drehten sich um, wo Hans geliebter YT-1300 gerade in den Wellen versank.
„Verdammt!“, stieß Han jetzt doch einen kleinen – aber harmlosen – Fluch aus und schlug mit der flachen Hand aufs Wasser. Dann kratzte er sich am Kopf und drehte sich zu seiner zweijährigen Tochter um. „Onkel Luke hat dir nicht schon zufällig den Trick beigebracht, mit dem man Raumschiffe mit Hilfe der Macht wieder aus dem Wasser heben kann oder?“