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Thema: [Flash] Durch die Zeit

  1. #61
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    Ich habe das extra umschrieben, weil ich nicht spoilern will. Bist du aktuell bei Flash? Noch dazu gehe ich davon aus, dass gar nichts passieren wird, aber am 23.05. müsste die letzte Flash-Folge von dieser Staffel laufen und das Datum wurde mehrfach erwähnt, was die Zukunft betrifft.
    Ich bin mit den aktuellen Fogen nicht auf dem laufenden, also, ich muß sie noch angucken, weiß aber ganz grob, was passieren soll.
    Meine FF weicht aber ab "Versus Zoom" - und da kommen wir ja langsam hin - sowieso komplett von der Serienhandlung ab (also, mehr als jetzt schon ).

  2. #62
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Zitat Zitat von Sinaida Beitrag anzeigen
    Ich bin mit den aktuellen Fogen nicht auf dem laufenden, also, ich muß sie noch angucken, weiß aber ganz grob, was passieren soll.
    Meine FF weicht aber ab "Versus Zoom" - und da kommen wir ja langsam hin - sowieso komplett von der Serienhandlung ab (also, mehr als jetzt schon ).
    Das weiß ich ja und das ist auch gut so. Die Gedankengänge von Barry passten nur so gut in die aktuelle Handlung.

  3. #63
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 12 - Familie

    Len brauchte nur Sekundenbruchteile um das ungewöhnliche Geräusch zu identifizieren, das ihn gerade aus dem Schlaf gerissen hatte: Barrys Handy, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag und munter mit der Melodie irgendeines Popsongs, der schon nervtötend war, wenn er nur im Radio lief, vor sich hin summte und vibrierte. Das Display zeigte, dass es „Joe“ war, der anrief. Detective West, also. Len seufzte. Fantastisch, auf diese Art geweckt zu werden.

    Sein Blick fiel auf den zerzausten Haarschopf direkt neben ihm – das einzige, was von Barry unter der Bettdecke hervorguckte – und er musste unwillkürlich lächeln.

    Barry machte keine Anstalten aufzuwachen, im Gegenteil. Er hatte sein Gesicht zwischen dem Kopfkissen und Lens Schulter vergraben, sein linker Arm lag über Lens Brust, ein Bein hatte er halb über eines von Lens geworfen. Er murmelte unwillig etwas Unverständliches, als Len sich etwas aufsetzte und zog ihn nur enger an sich.

    „Barry!“ Len rüttelte Barrys Schulter, sanft zuerst, dann nachdrücklicher und versuchte sich von dem Oktopus-ähnlichen Griff zu befreien. „Dein Handy.“

    In dem Moment hörte das Trällern und Vibrieren auf, nur um sofort wieder einzusetzen.

    „Barry, es ist Detective West.”

    „Hmm?”

    „Joe“, verdeutlichte Len, auch wenn ihm der Name nur schwer über die Lippen kam. Es fühlte sich eigenartig an, einen Cop beim Vornamen zu nennen, vor allem diesen Cop. „Und wenn du jetzt nicht rangehst, dann tu ich es.“

    „Was?“ Barry hob den Kopf und blinzelte, brauchte sichtlich einen Moment, um die Situation zu erfassen – er im Bett mit Len, helles Sonnenlicht, das durchs Fenster strömte, sein Pflegevater am Telefon – dann flogen seine Augen auf, er warf die Decke zurück und bevor Len auch nur Luft holen konnte, saß Barry schon auf der Bettkante, mit dem Rücken zu Len, das Handy in der Hand.

    „Joe, hi!“ Er klang exakt so verschlafen, wie er aussah.

    Len grinste, setzte sich auf und widerstand nur mühsam der Versuchung mit den Fingerspitzen über Barrys nackten Rücken zu streicheln, der einladend direkt neben ihm war. Wie Barry auf solche Berührungen regierte, gehörte zu den vielen interessanten Dingen, die Len in der letzten Nacht über ihn gelernt hatte.

    „Wirklich?“, fragte Barry gerade und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Sorry, Joe, ich hab total verschlafen“, bemerkte er entschuldigend. „Bei … bei einem Freund“, beantwortete er die nächste Frage ausweichend und schenkte Len über die Schulter ein kleines, privates Lächeln. „Ähm, hattest du nicht eigentlich Nachtschicht?“ Wieder ein Augenblick Pause. „Okay. Ja, klar, ich komm direkt dorthin. Danke, Joe. Vielen Dank. Bis gleich.“ Er beendete das Gespräch, stand auf und warf Len ein rasches „Sorry“ zu.

    Für Sekunden sah Len nur einen gelb-roten Streifen durchs Schlafzimmer, ins Bad und wieder zurück fegen. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als Barry plötzlich direkt neben seinen ausgestreckten Beinen auf dem Bett kniete, komplett angezogen, die Hände links und rechts von Lens Körper aufgestützt, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Lens entfernt. Lens Lippen prickelten leicht.

    Er hob die Augenbrauen. „War das gerade ein …?“

    „Kuss in Super-Speed, ja.“ Barry grinste. Ernster fügte er hinzu: „Ich muss los. Joe hat dem Captain zum Glück gesagt, dass er sich direkt am Tatort mit mir verabredet hat. Ich flitze schnell heim zum Duschen und Umziehen und treff‘ mich dann dort mit ihm. Ich sollte diesen Monat nicht nochmal zu spät zur Arbeit kommen.“

    „Nochmal? Du hat ein Zeitmanagement-Problem? Tatsächlich?“ Len legte die Hände auf Barrys Schultern und ließ sie seinen Rücken hinunter gleiten. Er spürte die Körperwärme durch den dünnen Stoff des T-Shirts und genoss es, Barry berühren zu dürfen, einfach nur so, weil er es wollte.

    Barry lehnte seine Stirn gegen Lens. „Du hast ja keine Ahnung.“

    Lens rechte Hand wanderte in Barrys Nacken. „Lass mich raten: Du denkst nicht dran, dass auch dein Tag nur 24 Stunden hat.“

    „So in etwa.“ Barry seufzte. „Tut mir echt leid, ich wollte eigentlich Frühstück machen und ich dachte, ich hätte meinen Handywecker gestellt.“ Er hob den Kopf ein wenig und ließ Len sein Lächeln sehen. „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gut geschlafen habe.“

    „Guter Sex bewirkt das.“ Len streichelte mit dem Daumen die empfindliche Stelle hinter Barrys Ohr. „Ich wache sonst auch früher auf.“

    „Mhm, ja.“ Barry neigte den Kopf etwas zur Seite und schloss für einen Moment genießerisch die Augen. Sein Lächeln wurde weicher. „Aber es ist nicht nur das.“

    Len verstand exakt was er meinte. Der Sex war gut gewesen, keine Frage. Und die Tatsache, dass es jemand war, der ihm wirklich etwas bedeutete und dass diese Nacht erst der Beginn war, hatte alles besser gemacht. Intensiver. Es war erstaunlich leicht gewesen, sich in dem Moment zu verlieren, einfach nur zu fühlen und echte Intimität zuzulassen.

    Für Barry war es danach selbstverständlich gewesen, seinen Arm um Len zu legen und Lens Schulter als sein persönliches Kopfkissen zu benutzen. Über Lens halbherzige Beschwerden – „Deine Haare kitzeln.“ „Barry, ich muss Atmen!“ – hatte Barry nur gelacht und ihm den Protest von den Lippen geküsst. Schließlich hatten sie sich arrangiert und waren eng aneinander geschmiegt eingeschlafen.

    Kein Wunder, dass sich Lens innere Uhr einfach geweigert hatte, ihn zu der üblichen Zeit aufzuwecken.

    Jetzt sah Barry ihn mit dieser Mischung aus Wärme und offener Zuneigung an, die Len gegen die plötzliche Enge in seiner Kehle anschlucken ließ. Hatte Barry überhaupt eine Ahnung, wie verdammt unwiderstehlich er war, mit den schlafzerzausten Haaren, dem ansteckenden Lächeln und den leuchtenden Augen? Wie nur, hatte er diesen Mann verdient, wie konnte ausgerechnet er dieses Glück haben? Es schien ihm beinahe unwirklich, ein Fall von ‚zu schön, um wahr zu sein‘, wie ein Traum, aus dem er jeden Moment aufwachen konnte.

    Er nahm Barrys Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihn, versuchte wenigstens etwas von dem was er fühlte, zu zeigen. Schließlich brach Barry den Kuss mit einem Seufzen. „Ich sollte jetzt wirklich gehen“, murmelte er dicht an Lens Lippen, machte aber keine Anstalten genau das zu tun.

    Len grinste. „Ja, solltest du.“ Er ließ seine Hände sinken. „Hast du nach der Arbeit schon was vor? Du könntest Abendessen machen, als Ersatz für das ausgefallene Frühstück.“

    Barry lachte. „Glaub mir, du willst kein Abendessen, das ich gekocht habe.“ Sichtlich widerwillig löste er sich von Len, angelte nach seinen Schuhen, die irgendwo neben dem Bett lagen und setzte sich auf die Bettkante, während er sie anzog. „Ich kann was mitbringen. Thai? Oder lieber Pizza? Und ich mach dann morgen Frühstück? Ich meine …“ Er warf Len über die Schulter einen unsicheren Blick zu. „Wenn du das willst? Dass ich … dass ich nochmal eine Nacht bleibe.“

    Natürlich wollte er. „Sicher, Barry. Pizza heute Abend ist okay. Frühstück ist mehr als okay.“ Len hob vielsagend die Augenbrauen. „Und alles dazwischen sowieso.“

    Barry grinste, stand auf und ging zur Tür. „Super, abgemacht.“

    Len schlug die Decke zurück, schnappte sich seine Jogginghose, die gestern neben dem Bett gelandet war und schlüpfte hinein. Er folgte Barry.

    „Oh“, bemerkte Barry und biss sich auf die Lippen. „Ich hab ganz vergessen … Ich muss nach der Arbeit zu S.T.A.R. Labs. Du weißt schon, wovon ich dir gestern erzählt habe, dieses Portal zu Erde 2. Caitlin und Cisco tüfteln daran. Ich will sehen, ob sie schon eine brauchbare Idee haben. Es kann also später werden, okay?“ Er sah Len hoffnungsvoll an.

    Len verstand Berrys Entschlossenheit nicht, eine andere Erde, Menschen, die ihm eigentlich egal sein konnten, von diesem Monster Zoom zu befreien. Vor allem dann nicht, wenn Barrys Plan die schwachsinnige Idee einschloss, diesem Monster freien Zutritt zu dieser Erde zu verschaffen. Aber er hatte gestern schon gemerkt, dass Barry nicht mit sich reden ließ, wenn es um Zoom ging. Er war zu etwa gleichen Teilen mutig, stur, opferbereit und zu verdammt besessen von dem Wunsch Zoom zu besiegen. Und das gefiel Len ganz und gar nicht, aber trotzdem nickte er jetzt nur. „Kein Problem. Komm vorbei, sobald du fertig bist.“

    „Okay. Ich schick dir ‘ne Nachricht falls es sehr spät wird.“

    „Tu das. Und bring ein paar von deinen Sachen mit. Dann kannst du morgen hier Duschen und dich Umziehen.“
    Plötzlich unsicher, ob das nicht doch ein Schritt zu schnell zu viel war, fügte Len hinzu: „Wäre praktischer.“

    Barrys Lächeln schien den Raum zu erhellen, was alle Zweifel, die Len gehabt hatte effektiver zerstreute, als Worte es könnten, aber seine Stimme klang leicht neckend, als er sagte: „Klar. Praktisch. Was sonst?“ Er schnappte sich seine Jacke, zog Len in eine rasche Umarmung und schloss die Wohnungstür hinter sich.

    ***

    Barry schaffte es tatsächlich in Rekordzeit geduscht, umgezogen, mit seiner forensischen Ausrüstung und einem Cappuccino plus einem von Ciscos Energieriegeln für sich und einem Kaffee für Joe an der Adresse zu sein, die Joe ihm genannt hatte. Ein nettes kleines Häuschen in der Vorstadt, dem man das Ausmaß der Gewalt, das sich erst vor kurzem in dessen Inneren abgespielt hatte, nicht ansah. Aber war das nicht immer so?

    Barry konzentrierte sich auf seine Arbeit, auf Textilfasern, die Anordnung der Blutspritzer an Wand und Boden, Fußabdrücke unter einem der Fenster und bröselige Erde auf dem Teppich. Das methodische Sichern der Beweise erforderte keineswegs seine volle Aufmerksamkeit, so dass seine Gedanken zwischendurch immer wieder zu der letzten Nacht und zu Len wanderten.

    Nachdem er sich das zweite Mal dabei ertappte, wie er lächelnd einfach ins Leere starrte und vor allem, als er bemerkte, dass Joe ihn mit einem ‚Wir-sprechen-uns-noch‘-Blick dabei beobachtete, riss er sich zusammen und zwang sich dazu, an Unerfreulicheres zu denken. Seine Arbeit, beispielsweise. Zoom. Was Letzteres anging, hatte er, als er schließlich den letzten Spurensicherungsbeutel sorgfältig verschloss, nicht einmal eine vage Idee. Aber vielleicht waren Cisco und Caitlin schon weiter. Er sah zu Joe hinüber, der bei einem der Officer stand, die den Tatort abgesichert hatten. „Okay, alles erledigt.“

    Joe nickte ihm zu. „Ich bring dich auf dem Heimweg beim Department vorbei."

    „Super, danke." Barry war zwar nicht besonders scharf darauf, ausgerechnet jetzt im Fokus von Joes ungeteilter Aufmerksamkeit zu stehen, aber er hatte keine Ahnung, wie sich seine Flash-Geschwindigkeit auf das Beweismaterial in seinem Koffer auswirken würde und wollte es auch lieber nicht ausprobieren. Und den Bus zu nehmen, war keine echte Alternative.

    Auf der Fahrt redeten sie kurz über den Tatort - Mord aus Eifersucht höchstwahrscheinlich - dann schaltete Joe das Radio an und konzentrierte sich auf den dichter werdenden Straßenverkehr in der Innenstadt.

    Barry sah zum Fenster hinaus, auf die vorbeiziehenden Häuserzeilen und trommelte selbstvergessen zum Takt des Liedes, das gerade lief – ausgerechnet Cold as Ice, er unterdrückte ein Grinsen – mit den Fingern auf sein Bein. Welche Art Musik Len wohl hörte? Er schien nicht der Typ für die üblichen Popsongs zu sein. Ob er tanzte? Lens Bewegungen hatten eine natürliche Eleganz, nichts was er tat, wirkte plump oder unbeholfen, also könnte er sogar ein guter Tänzer sein. Vielleicht hatten sie ja mal Gelegenheit, es auszuprobieren, einfach so, in Lens Apartment oder sie könnten ausgehen und …

    „Hey, Barr“, drang Joes Stimme in seine Tagträume. „Alles okay?“

    Barry blinzelte und wandte ihm rasch den Kopf zu. „Ja. Ja, sicher. Warum?“

    „Du bist etwas abwesend. Hab dich eben dreimal angesprochen, bevor du reagiert hast.

    „Echt?“ Barry lächelte entschuldigend. „Tut mir leid.“

    „Schon okay.“ Joe sah ihn mit einem wissenden Blick von der Seite an. „Erfahre ich, wer es ist? Oder erst, wenn es richtig ernst wird?“

    Barry riss die Augen auf. „Was?“

    „Ich weiß, wie du drauf bist, wenn du verliebt bist, Sohn. Hab’s oft genug gesehen.“ Joe schüttelte mit einem nachsichtigen Lächeln den Kopf. „Und dann verbringst du die Nacht bei einem mysteriösen ‚Freund‘ …“

    „Ähm ja, also …“, stammelte Barry und rieb sich den Nacken. „Es ist noch ziemlich neu, das alles und ich habe noch niemandem davon erzählt …“ Außer Cisco und Lisa – gezwungenermaßen. Er hob die Schultern. „Letzte Nacht - das war nicht geplant. Ich war eigentlich nur bei ihm, um zu reden und dann kam eines zum anderen.“

    „Oh. Der … Freund von letzter Nacht, war also tatsächlich ein Freund?“

    „Ja“, erwiderte Barry, plötzlich nervös. Das Thema ‚Barry und die Männer‘ war zwischen ihm und Joe nie zur Sprache gekommen – hauptsächlich, weil es eigentlich gar kein Thema war. Bisher. Und er hatte keine Ahnung, wie Joe auf diese Eröffnung reagieren würde.

    Joe schwieg.

    Barrys spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Joe war nicht homophob, dessen war sich Barry ziemlich sicher, aber wenn es um die eigene Familie ging, war doch alles immer etwas anders. Nicht, dass er Joe Rechenschaft schuldig war, mit wem er ausging, oder schlief – er war schließlich erwachsen – aber die Vorstellung, dass Joe Len schon allein deswegen ablehnen könnte, weil er ein Mann war, lag plötzlich wie ein Bleigewicht in seinem Magen.

    Sie hielten an einer roten Ampel. „Okay, ich wusste nicht, dass du …“ Joe schüttelte kurz den Kopf und suchte sichtlich nach den richtigen Worten. „Ich meine, ich wusste, dass du in der High School auch mal in andere Jungs verschossen warst, aber nicht, dass da je mehr draus geworden ist.“

    Es war ihm neu, dass Joe das überhaupt mitbekommen hatte. Zumindest hatte er ihn damals nie darauf angesprochen. „Ist es auch nicht. Bis jetzt.“ Barry holte tief Luft. „Das ist aber kein Problem für dich, richtig?“

    „Richtig“, erwiderte Joe einen Tick zu prompt, um wirklich überzeugend zu sein. Mit einer müden Geste rieb er sich die Augen. „Okay, ich bin … ich bin überrascht. Das ist unerwartet. Nachdem das mit Patty aus war, hatte ich gehofft, du und Iris …“ Er hob die Schultern. „Aber sie trifft sich ja mit diesem Scott.“

    Barry grinste und spürte, wie sein Inneres sich wieder entspannte. „Hey, gib ihm eine Chance, Joe.“ Egal wer es war, der sich für Iris interessierte – es war vermutlich nie der Richtige in Joes Augen.

    „Tue ich. Wirklich“, sagte Joe und klang dabei so echt wie Falschgeld.

    „Sicher.“ Barry lachte. Dann fügte er ernster hinzu: „Ich dachte auch lange Zeit, dass Iris diejenige welche ist, ich konnte mir nichts anderes vorstellen. Dann kam Patty und jetzt …“ Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte. „Ich bin wirklich glücklich, Joe.“

    „Gut.“ Joes Miene wurde weich. „Das ist sehr gut, Barr. Das ist mir das Wichtigste, dass meine Kinder glücklich sind.“

    „Danke“, sagte Barry warm.

    Joe nickte nur kurz. „Ist das der Grund, warum du bisher nicht damit rausgerückt bist, Barr? Weil du gedacht hast, ich hätte ein Problem, dass du dich mit einem Mann triffst?“

    „Nein“, beeilte Barry sich zu sagen. „Nein, absolut nicht. Es ist eher so, dass ich bis gestern selber nicht wusste, woran ich bin und wie wir wirklich zueinander stehen.“

    „Und jetzt weißt du es.“ Es war eher eine Feststellung, als eine Frage, trotzdem nickte Barry bestätigend. Nach ihrem Gespräch gestern und der Nacht mit Len war Barry sich dessen absolut sicher. Ja, er wusste wie sie zueinander standen und der Gedanke war beruhigend und aufregend zugleich.

    Er spürte Joes Blick auf sich, doch bevor er etwas sagen konnte, schaltete die Ampel auf grün und Joe fuhr weiter, bog in die Straße ein, die zum Department führte und hielt kurz darauf am Straßenrand, direkt vor dem Eingang. Er wandte sich Barry zu. „Scheint mir so, als wäre es was Ernstes. Weiß er, dass du Flash bist?“

    „Ja, er hat es … ähm, herausgefunden.“ Und hoffentlich fragte Joe jetzt nicht nach, wie - denn es gab keine Möglichkeit das zu beschönigen und direkt lügen wollte er nicht.

    Joe musterte ihn forschend und Barry wusste, dass Joe ihm an der Nasenspitze ansah, dass er ihm etwas Entscheidendes verheimlichte. Aber er würde ganz bestimmt nicht gerade jetzt mit der ganzen Wahrheit rausrücken. Er würde es Joe sagen, aber nicht ausgerechnet nachdem er die Nachtschicht plus Überstunden hinter sich hatte und allein schon deswegen nicht allerbester Laune war. Der richtige Zeitpunkt war wichtig. Wobei der richtige Zeitpunkt Joe zu eröffnen, dass es Leonard Snart war, mit dem er nicht nur mal eine Nacht verbracht hatte, sondern mit dem er ernsthaft seine Zukunft plante, höchstwahrscheinlich der Sankt-Nimmerleins-Tag war. Er unterdrücke ein Seufzen.

    Joe zielte mit dem Zeigefinger auf ihn und sagte mit gespielter Strenge. „Ich will ihn kennenlernen, verstanden? Bring ihn nächstes Wochenende zum Abendessen mit.“

    „Ähm, klar.“ Barry schluckte. „Ich frage ihn, ob er Zeit hat. Er ist … viel unterwegs.“ Fantastisch, die Stunde der Wahrheit war also näher als erwartet und er musste in den nächsten Tagen eine passende Gelegenheit finden, Joe reinen Wein einzuschenken. Denn Captain Cold als Überraschungsgast zum Familien-Abendessen mitzubringen, war ganz bestimmt keine gute Idee. Rasch, bevor Joe das Thema noch weiter vertiefen konnte, öffnete er die Türe und stieg aus. „Danke für’s Mitnehmen.“

    ***

    Len war gerade dabei, das Geschirr vom Abend zuvor abzuwaschen, als Lisa anrief. „Hey, Lenny, ich kann heute endlich nach Hause. Holst du mich ab?“

    Len klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter und trocknete sich die Hände am Geschirrtuch ab. Lisa, seine kuppelnde Schwester, die es einfach nicht sein lassen konnte, sich in sein Leben einzumischen. Aber so wie die Sache ausgegangen war, konnte er ihr wirklich nicht böse sein, im Gegenteil. „Sicher“, erwiderte er. „Wann?“

    „Irgendwann am Nachmittag, wenn der Arzt zur Visite da war. Ab halb drei, vielleicht. Ich schreib‘ dir dann eine Sms.“

    „Okay.“

    „Danke, Lenny, du bist der Beste.“

    Len rollte die Augen, angesichts des schmelzenden Tonfalls in Lisas Stimme. Sie musste eigentlich wissen, dass sie das bei ihm nicht nötig hatte, um ihren Willen zu kriegen. Meistens, jedenfalls.

    „Und wenn du mich auch noch bei Walmart vorbeifährst, damit ich ein bisschen was einkaufen kann, lade ich dich zum Abendessen ein“, ergänzte sie.

    „Einkaufen ja, Abendessen nein“, erwiderte er knapp und merkte im selben Moment, dass das ohne weitere Erklärung etwas harsch klang. Es war schon viel zu lange her, dass sie einfach so Zeit miteinander verbracht hatten. „Sorry, Lisa, ein anderes Mal. Heute bin ich schon verabredet.“

    „Mit wem?“, kam es wie aus der Pistole geschossen und als er nicht sofort antwortete, bohrte sie zuckersüß nach: „Etwa mit Barry?“

    „Wie kommst du da drauf?“

    „Vielleicht, weil es außer mir und Mick sonst niemanden in deinem Leben gibt?“, konterte sie. „Und wenn es Mick wäre, dann könntest du ihn einfach mitbringen. Also …?“ Sie machte eine erwartungsvolle Pause.

    Er könnte es weiter abstreiten und sie auf die Lücken in ihrer Logik hinweisen – es gab andere Personen in seinem Leben, er könnte beispielsweise einen Pokerabend mit Sara geplant haben – aber wozu? Es gab keinen Grund für Geheimniskrämerei, zumindest nicht Lisa gegenüber. Er und Barry waren zusammen, sie beide wollten diese Beziehung. Allein der Gedanke daran, war immer noch leicht schwindelerregend. Und wenn jemand das Recht hatte, zuerst davon zu erfahren, dann Lisa. Sie war schließlich seine Familie.

    „Ja, mit Barry.“

    „Ich wusste es! Oh, Lenny, ihr habt euch versöhnt? Das ist fantastisch!“ Sie klang ehrlich begeistert. „Sehr gerne geschehen, übrigens“, fügte sie selbstgefällig hinzu. „Ohne meine Hilfe hättest du das absolut und total versaut und das wäre eine Schande. Der Junge ist echt sexy.“ Ihre Stimme bekam diesen honigsüßen Klang. „Übrigens - wie ist es denn so mit Flash im Bett? Ich wette, er hat ganz spezielle Tricks auf Lager, die …“

    Len rollte die Augen. „Bis später“, fiel er ihr ins Wort und legte auf.

    ***

    Gerade als Len seine Laufschuhe anzog, um ein paar Runden im Park zu drehen, blinkte der Waverider-Kommunikator mit einer Nachricht von Hunter.

    Scheiße! Das konnte nur bedeuten, dass die nächste Mission anstand, also nichts, worauf er jetzt scharf war, ganz im Gegenteil.

    Er schlüpfte in eine leichte Trainingsjacke und zog die Wohnungstür hinter sich zu. Jetzt war Laufen angesagt. Später konnte er die Nachricht noch immer abspielen.

    ***

    Lisa war noch immer ziemlich blass, als Len sie auf dem Parkplatz des Krankenhauses abholte. Sie hustete ab und zu und wirkte generell so, als würde sie sich zu Hause direkt wieder ins Bett legen. Aus dem Abendessen, zu dem sie Len vor ein paar Stunden noch so großzügig eingeladen hatte, wäre wahrscheinlich Tiefkühlpizza geworden, die er selber hätte aufbacken müssen. Daran, wie sie sich hielt, und an ihren vorsichtigen Bewegungen, sah er, dass sie noch Schmerzen hatte. Er half ihr, ihre Sachen im Kofferraum seines Autos zu verstauen. „Brauchst du noch Medikamente?“

    „Nein, ich hab alles.“

    „Okay. Walmart?“

    Sie nickte.

    Auf dem Parkplatz des nächsten Walmart angekommen, genügte Len ein Blick auf Lisas Kopf, der schwer an der Scheibe der Beifahrerseite lehnte und auf ihre halbgeschlossenen Augen, um zu wissen, dass sie jetzt ganz bestimmt nicht aussteigen würde. Verdammt, er hasste es, in diesen riesigen Supermärkten einzukaufen. Seufzend fragte er: „Hast du ne Liste?“

    Sie gähnte. „Nein.“

    „Brauchst du was Bestimmtes?“

    „Das Übliche, so für die nächsten zwei, drei Tage.“ Sie lächelte erschöpft. „Danke, Lenny.“

    Er nickte und stieg aus.

    Als er eine gute halbe Stunde später mit einer vollen Papiertüte wieder am Auto ankam, war Lisa eingeschlafen. Er fuhr sie heim, trug die Einkäufe und ihre Reisetasche in die Wohnung und räumte zumindest die verderblichen Lebensmittel in den Kühlschrank. Lisa hatte sich auf die Couch gesetzt und den Kopf zurückgelegt. Er betrachtete sie Stirnrunzelnd. „Sicher, dass die Ärzte dich entlassen haben? Oder hast du dich selber entlassen?“

    „Ich war sehr überzeugend“, murmelte sie und gähnte. „Nein, alles okay, ich bin nur müde, bin zu viel gelegen die letzten Tage.“

    Er wusste wie das war - ein paar Tage im Bett, zudem noch Schmerzmittel und schon wurde alleine das Aufstehen und sich Anziehen eine kaum zu bewältigende Anstrengung. Trotzdem würde er die nächste Zeit ein Auge auf sie haben. Hunters Nachricht fiel ihm wieder ein. Er hatte sie nach seiner Runde im Park geflissentlich vergessen anzuhören. Aber völlig egal war er von ihm wollte, Lisa ging vor.

    „Mach dir einen schönen Abend vor dem Fernseher, Lise, okay?“ Er ging zur Tür. „Und wenn du was brauchst, ruf an. Ich melde mich morgen.“

    „Ich komm‘ schon klar. Mach du dir einen schönen Abend mit Barry“, Sie zwinkerte ihm zu.

    „Werde ich.“

    „Hey, Lenny.“ Sie richtete sich etwas auf. „Ernsthaft, versau es nicht, okay? Er ist wirklich …“

    „Sexy, ich weiß“, erwiderte er trocken.

    „Nein, ich wollte sagen: Er ist wirklich ein guter Mensch. Und wenn jemand wie wir die Chance auf so etwas hat, dann sollten wir alles tun, um sie festzuhalten“, sagte Lisa mit ungewöhnlichem Ernst.

    Er nickte. „Ich weiß.“

    Sie biss sich auf die Lippe und sah Len mit einer Mischung aus Frage und Herausforderung an. „Ich hab mich mit Cisco zum Kaffee verabredet.“

    Das war nicht unerwartet. Lisa war ehrlich fasziniert von Cisco gewesen und sie neigte dazu, nicht locker zu lassen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Es war aber unerwartet und neu, dass sie Len ansah, als warte sie auf seine Zustimmung. Lisa hatte schon immer ihren Kopf und leider auch ihren Scheiß-Geschmack was Männer anging, durchgesetzt und zwar ohne Len je nach seiner Meinung zu fragen.

    Die Typen mit denen sie etwas anfing, gehörten ausnahmslos in die Kategorie ‚charmanter aber gewaltbereiter Bastard‘ und die Art, wie sie nach einer Weile mit Lisa umsprangen, bis sie schließlich einen Schlussstrich zog, erinnerte Len schmerzhaft daran, wie ihr Vater mit Lens und später mit Lisas Mutter umgesprungen war. Cisco Ramon hingegen hatte die Gewaltbereitschaft eines Lämmchens und war deswegen eine wirklich angenehme Ausnahme von der Regel.

    Len hob die Schultern. „Er ist okay. Baut ziemlich coole Waffen.“

    „Gut, du magst ihn also“, stellte Lisa mit einem Augenrollen fest. Was stimmte. Der Junge war alles in allem ein feiner Kerl.

    „Er ist besser, als die Typen, mit denen du dich sonst abgibst.“

    „Ja“, sagte Lisa leise und sah auf ihre Hände. „Das ist er.“

    „Dann versau es nicht, okay?“, gab Len Lisas Worte an sie zurück. Er lächelte schief, aber warm.

    Sie blickte auf und erwiderte sein Lächeln. „Werde ich nicht. Versprochen.“

    ***

    „Und, Leute, wie sieht’s aus?“, fragte Barry, als er am frühen Abend den Cortex von S.T.A.R. Labs betrat. „Schon irgendwelche brauchbaren Ideen?“

    Cisco und Caitlin standen vor einem der Clearboards, das mit Formeln und Berechnungen bedeckt war - vermutlich das Ergebnis des heutigen Arbeitstages. Cisco drehte sich zu ihm um. „Also, um ein Portal zu öffnen, müssen wir Unmengen von Energie freisetzen“, erläuterte er.

    „Beispielweise könnten wir einen Atomsprengkopf neben dem Elektrizitätswerk der Stadt zünden“, ergänzte Caitlin.

    „Was aber keine gute Idee ist“, bemerkte Cisco überflüssiger Weise.

    „Klar.“ Barry seufzte. „Sonst irgendwas?“

    „Sorry, Mann.“ Cisco schüttelte den Kopf. „Aber wir bleiben dran.“ Er hob fragend die Augenbrauen. „Ähm, apropos dranbleiben …“ Mit einer Geste bedeutete er Barry ihm ein paar Schritte in den Raum hinein zu folgen, außer Hörweite von Caitlin, die sowieso schon wieder in die Formeln vertieft war. „Bei dir irgendwas Neues?“, fragte er leise. „Alles … ähm … geklärt und okay?“

    „Was …?“, erwiderte Barry leicht verwirrt. Oh, natürlich. Das letzte Mal, als er mit Cisco gesprochen hatte, war kurz vor seinem Treffen mit Len gewesen. Er lächelte. „Ja, alles geklärt. Wir haben uns ausgesprochen und …“ Sein Lächeln wurde breiter. „Es könnte nicht besser sein.“

    „Also, du und Captain Cold, ihr seid jetzt …?“, erkundigte sich Cisco vorsichtig.

    „Ja, wir sind zusammen, Len und ich“, ergänzte Barry. Es tat gut, es auszusprechen.

    „Glückwunsch? Schätze ich“, erwiderte Cisco zweifelnd. Er hob abwehrend die Hände, als Barry die Stirn runzelte. „Sorry, ich gewöhne mich gerade an den Gedanken, okay?“

    „Okay.“ Barry grinste.

    „Weiß noch jemand davon?“

    „Ich habe es noch niemandem gesagt, also bisher nur du und Lisa.“

    Cisco nickte und räusperte sich. „Übrigens, ähm …“

    In dem Moment betrat Iris den Cortex, bewaffnet mit einer großen Gebäckschachtel auf der sie ein Becherhalter-Tablett mit mehreren Kaffeebechern balancierte. „Hi, ihr Superhirne.“ Sie lächelte in die Runde. „Ich dachte, ich versorge euch mit etwas Nervennahrung. Kaffee und Donuts.“

    Ciscos Augen leuchteten auf. „Iris, die bist fantastisch! Die Beste! Danke!“ Für einen Moment schien er ehrlich versucht, vor Iris auf die Knie zu fallen, dann entschied er sich aber doch lieber, ihr das Kaffee-Tablett abzunehmen.

    „Sehr gerne geschehen.“ Lachend warf sie den Kopf zurück und strich sich ihr schimmerndes schwarzes Haar aus der Stirn. Barry lächelte ihr zu. Sie sah einfach umwerfend aus in dem kurzen, knallroten Kleid. Rasch stellte sie die Donuts auf einen der Arbeitstische und sah sich um. „Ist Harry nicht hier? Ich habe genug für alle.“

    „Er arbeitet in seinem Labor.“ Caitlin hob eine Schulter. „Und er ist nicht wirklich bereit, uns zu unterstützen.“

    Cisco biss in ein Donut und bemerkte dann mit vollem Mund: „Ja, er hält diese ‚Lasst uns Zoom auf unsere Erde einladen‘-Nummer für keine gute Idee.“

    Wie sie alle. Barry massierte sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. Obwohl Caitlin und Cisco sich wirklich bemühten, einen Weg zu finden, ein Portal zu öffnen – Barry war klar, dass auch sie nicht begeistert von der Idee waren. Genauso wenig wie Joe. Oder Len.

    „Ja. Dabei könnten wir seine Erfahrung gut gebrauchen.“ Caitlin seufzte, nahm sich einen der Kaffeebecher und setzte sich an ihren Computer.

    Iris warf Barry einen aufmunternden Blick zu und sagte dann an alle gerichtet: „Ich mache mich dann wieder auf den Weg. Viel Erfolg.“

    „Danke Iris, auch für den Kaffee“, erwiderte Caitlin warm.

    Cisco schnappte sich noch ein Donut, winkte ihr zu und vertiefte sich wieder in die Formeln auf dem Clearboard.

    „Du musst schon los?“, fragte Barry und begleitete sie ein paar Schritte in den Gang hinaus.

    „Ja, ähm, Scott und ich gehen ins Kino und dann Essen.“

    „Oh, okay.“ Barry nickte. „Deswegen das Outfit. “ Er deutete auf ihr Kleid. „Du siehst toll aus.“

    „Wirklich? Danke, Barry.“ Sie strahlte. „Ich war mir nicht sicher, ob das Kleid nicht einen Tick zu auffällig ist.

    „Und wenn?“ Er zuckte mit den Schultern. „Egal, was du anhast Iris, du wirst immer alle Blicke auf dich ziehen“, sagte er ehrlich.

    „Hey, du Schmeichler.“ Sie versetzte ihm einen spielerischen Klaps auf den Oberarm. „Wenn das ein Versuch sein soll, dich vor deiner Beteiligung am Putzen der Veranda nächste Woche zu drücken – vergiss es.“

    „Nein.“ Er lachte. Iris war wunderschön, vielleicht die schönste Frau die er kannte und das lag nicht nur an ihrem Äußeren. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er Iris immer lieben würde, dass er immer aufblicken und lächeln würde, wenn sie den Raum betrat, aber dieser Schmerz, dieses Ziehen in seiner Brust, das er früher empfunden hatte, wenn er an Iris in den Armen eines anderen dachte, war verschwunden. Er sah ihr in die Augen und fügte ernster hinzu: „Ich meine das ganz genau so.“

    „Barry …“, begann Iris und wandte den Blick ab. Alle Fröhlichkeit war aus ihrem Gesicht verschwunden und sie presste für einen Moment die Lippen zusammen, wie sie es immer tat, wenn sie etwas ansprechen wollte, das ihr unangenehm war.

    Natürlich, solche Komplimente ausgerechnet jetzt musste sie einfach falsch verstehen. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sorry, Iris, ich wollte nicht … das war kein Versuch … Ich meine, ich wünsche dir und Scott wirklich alles Gute und …“ Er holte tief Luft und platzte schließlich heraus: „Ich habe auch jemanden. Also, jemanden kennengelernt. Wobei ‚kennengelernt‘ nicht ganz richtig ist, ich … ähm … ich kenne ihn schon eine Weile, wir kennen uns schon eine Weile, aber dass wir Gefühle füreinander haben, das ist uns erst vor kurzem klar geworden.“

    Die Erleichterung war Iris deutlich anzusehen. Sie strahlte. „Wow! Das ist fantastisch, Barry! Wer ist es? Kenne ich ihn auch?“

    Barry biss sich kurz auf die Lippe. „Wenn ich dir das jetzt sage, dann hast du tausend Fragen und kommst zu spät zu deinem Date.“

    „Bartholomew Henry Allen, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass du mich mit so einer Aussage loswirst, oder?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ich bin Reporterin, jetzt habe ich Blut geleckt. Also, spuck’s aus. Und keine Sorge wegen Scott, er ist Journalist und versteht es, wenn ich wegen einer tollen Story und wichtiger Recherchen zu spät komme.“

    Barry schüttelte lächelnd den Kopf. „Eine tolle Story? Kann man so sagen.“ Er zögerte kurz. Er wollte es Iris sagen, Himmel, er wollte es allen sagen, wollte über Len reden, aber …

    Iris fixierte ihn auffordernd und begann gespielt ungeduldig mit dem Fuß zu wippen.

    „Schon gut.“ Barry lachte, dann holte er tief Luft. „Es ist Leonard Snart.“

    „Snart?“ Iris riss die Augen auf und sah ihn entgeistert an. „Captain Cold?“ Fassungslos fragte sie: „Ist das ein Scherz, Barry?“

    „Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Absolut nicht. Wir … wir sind zusammen. Seit kurzem.“

    „Aber er ist …“

    „Ein Verbrecher? Mein Gegner?“ Barry nickte. „Ich weiß. Zumindest war er das.“

    Iris presste kurz eine Hand vor den Mund, dann atmete sie tief durch. „'Tausend Fragen' ist eine Untertreibung. Das ist …“ Sie versuchte sichtlich ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich fragte sie vorsichtig: „Barry, ich bezweifle nicht, dass es dir ernst damit ist, aber bist du dir ganz sicher, dass er auch so empfindet wie du? Dass es nicht nur irgendein grausames Spiel ist?“

    „Ja, absolut.“ Er sah sie an, sah ihr direkt in die Augen. „Iris, ich weiß, das alles klingt unglaublich, aber ich bin mir sicher.“

    Iris biss sich kurz auf die Lippe, dann nickte sie nachdenklich. „Nicht völlig unglaublich. Als er letztes Weihnachten bei uns war und dich gewarnt hat, da hatte ich das Gefühl, dass er dich … mag.“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Auf eine seltsam verdrehte Weise.“

    „Und es ist viel passiert seit dem. Er hat Entscheidungen getroffen, die zeigen, dass er sogar so etwas wie ein Held sein kann.“

    „Ein Held, hm?“ Iris lächelte. „Er sieht zumindest nicht übel aus. Gar nicht übel.“ Sie rümpfte schelmisch die Nase. „Wenn man auf jemanden steht, der ständig so grinst, als hätte er gerade im Alleingang sämtliche Filialen der Western Union ausgeraubt, ohne erwischt zu werden.“

    Barry prustete. „Hey! Er kann auch anders. Wirklich.“

    „Glaub ich dir“, sagte Iris warm. „Und ich freu mich, dass du glücklich bist. Denn wenn ich es auch nicht wirklich verstehe, aber das sehe ich dir an.“ Sie holte tief Luft. „Oh mein Gott, ich muss einfach wissen, wie das angefangen hat, okay, Barr? Erzähl mir alles.“

    Er lachte. Nichts lieber als das. Es tat so gut, offen mit Iris über Len reden zu können und in ihren Augen zwar Erstaunen, aber vor allem Freude für ihn und sein Glück zu sehen. „Ein anderes Mal? Es ist eine lange Geschichte. Du hast jetzt ein Date und ich …“ Er rieb sich den Nacken. „Ich habe auch nichts dagegen, hier so schnell wie möglich fertig zu werden.“

    „Okay, ein anderes Mal. Aber wenn du dich drückst ...“ Sie stieß ihm warnend mit dem Zeigefinger vor die Brust. „Dann putzt du die Veranda das nächste Mal ganz alleine und zwar nicht in Super-Speed, klar?“

    „Klar.“

    „Weiß Dad es schon?“

    „Nein. Also, dass ich mit jemandem zusammen bin, habe ich ihm heute früh erzählt. Aber nicht mit wem. Ich … ich will es ihm so schnell wie möglich sagen.“

    „Puh, viel Glück“, wünschte sie ihm aufrichtig.

    „Ich werd’s brauchen, danke.“ Barry verzog kurz das Gesicht, dann nickte er ihr zu. „Viel Spaß heute Abend.“

    „Danke.“ Sie lächelte aufmunternd, dann zog sie ihn kurz an sich und wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und drehte sich um. „Oh, übrigens, Barry, da ist etwas, das dich interessieren wird. Ich habe aus sicherer Quelle erfahren, dass die Ermittlungen gegen Snart wegen seiner möglichen Beteiligung am Bellman-Überfall und dem Diebstahl des Diamanten eingestellt werden.“ Sie hob vielsagend die Augenbrauen. „Unter den Leuten, die ihm ihr Leben verdanken nach der Explosion, war die Nichte des Bürgermeisters.“

    „Oh.“ Barry spürte wie eine Last von ihm abfiel. Keine Ermittlungen gegen Len, eine weitere Sorge weniger.

    „Das bleibt erstmal unter uns, okay? Ich dachte nur, du solltest es wissen.“

    „Danke, Iris.“

    Sie lächelte warm. „Gern geschehen.“ Dann fügte sie neckend hinzu: „Er ist im Moment der Star der Stadt. Also, falls du eine Möglichkeit siehst, dass ich ein Interview mit ihm bekomme – ich bin jederzeit sehr gerne dazu bereit.“

    Barry lachte. „Ich kann nichts versprechen.“ Auch wenn Len definitiv etwas für dramatische Auftritte übrig hatte und dafür, sich in Szene zu setzen, aber ein Interview als Held – nein. Vermutlich würde er schon aus Prinzip einen Geldautomaten knacken, sobald ihm etwas davon zu Ohren kam.

    Iris warf ihr Haar über die Schulter, winkte ihm zu und ging.

    Lächelnd sah Barry ihr nach, bis sie hinter der Biegung des Korridors verschwand. Er fühlte sich leicht und frei. Er hatte es geschafft, Iris loszulassen, ohne Bitterkeit und ohne das Gefühl, etwas verloren zu haben. Das, was sie jetzt hatten, ihre Freundschaft, konnte ihm niemand nehmen. Und er hatte Len.

    Manchmal war das Leben richtig gut.


  4. #64
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Endlich sind sie ein Paar und was für ein Süßes! Die Zwei sind so niedlich zueinander, einfach Zucker!
    Lens Gedanken zu verfolgen, einfach zum Knuddeln, wie er an Barry denkt. Joe hat doch ganz gut reagiert, noch. Bin gespannt was passiert, wenn er erfährt wer Barrys Freund ist. Iris hat doch ganz toll reagiert, auch wenn sie natürlich sehr überrascht war. Es ist toll, dass nicht mehr gegen Len ermittelt wird. Ja, dein letzter Satz fasst es zusammen:
    Manchmal war das Leben für Barry und Len richtig gut! Genauso übrigens wie dieses Kapitel, es hat mir sehr gut gefallen, toll geschrieben. Dankeschön!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  5. Danke sagten:


  6. #65
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Manchmal war das Leben richtig gut.
    Oh, oh, he jinxed it!
    Das kann doch nur ins Auge gehen, aber Barry soll den Augenblick (solange er waehrt) mal schoen geniessen. *gg*
    Und schoen war es, das Kapitel! Endlich mal eine kleine Verschnaufpause, wo die beiden einfach nur gluecklich sein koennen/duerfen.

    Ich fand's prima, wie du das mit Iris geloest hast. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach war, den Canon mit dieser Version zu vereinbaren. Du musstest ja nicht nur die Tatsache, dass Iris Barrys grosse Liebe ist, revidieren, sondern auch noch Barrys Bisexualitaet erklaeren. Und das hast du sehr schoen hinbekommen!

    Aber ich denke, dass Joe nicht ganz so verstaendnisvoll reagieren wird wie Iris, wenn er erfaehrt, wer Barrys neuer Freund ist. Da bin ich auf jeden Fall gespannt drauf. *g*

    Lisa war mal wieder herrlich und Cisco ebenso. Das passt einfach mit den beiden. Schoen war auch das Gespraech zwischen Len und Lisa, und dass Len nicht nur deshalb den beiden seinen Segen gibt, weil er jetzt mit Barry zusammen ist, sondern weil er froh ist, dass sich Lisa endlich mal einen anstaendigen und netten Mann geangelt hat.

    Und jetzt warte ich geduldig (so geduldig, wie ich nur sein kann *mit den Fingern auf dem Tisch rumtrommelt*), welche Steine du Barry und Len in den Weg legst, was Rip von Len will und wie Joe (und noch ein paar andere) auf diese neue Liebe reagieren ...

  7. Danke sagten:


  8. #66
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Danke sehr für eure "Dankes".

    @John's Chaya
    Freut mich, dass dir die beiden zusammen so gut gefallen.
    Joe hat doch ganz gut reagiert, noch. Bin gespannt was passiert, wenn er erfährt wer Barrys Freund ist.
    Bisher hat Joe ja auch nicht wirklich Grund negativ reagieren, aber - wie du schon sagst - wenn er dann erst erfährt, um wen es geht ... *g*
    Iris hat doch ganz toll reagiert, auch wenn sie natürlich sehr überrascht war.
    Ja, damit hätte sie bestimmt nicht gerechnet.
    Genauso übrigens wie dieses Kapitel, es hat mir sehr gut gefallen, toll geschrieben.
    Vielen lieben Dank für dein Feedback.

    @Chayiana
    Oh, oh, he jinxed it!
    Hehe!
    Und schoen war es, das Kapitel! Endlich mal eine kleine Verschnaufpause, wo die beiden einfach nur gluecklich sein koennen/duerfen.
    Danke! Und - ja - das wollte ich ihnen jetzt gönnen ...

    Ich fand's prima, wie du das mit Iris geloest hast. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach war, den Canon mit dieser Version zu vereinbaren. Du musstest ja nicht nur die Tatsache, dass Iris Barrys grosse Liebe ist, revidieren, sondern auch noch Barrys Bisexualitaet erklaeren. Und das hast du sehr schoen hinbekommen!
    Vielen Dank, freut mich sehr, dass das geklappt hat. Ich finde zu der Zeit, zu der die Geschichte spielt, (also Mitte/Ende Staffel 2) ist es relativ einfach, mit nur ein paar kleinen Veränderungen dafür zu sorgen, dass Barry und Iris kein Paar werden und zwar ohne großen Herzschmerz und so, dass ihre Freundschaft erhalten bleibt (was ich sehr wichtig finde).

    welche Steine du Barry und Len in den Weg legst
    Felsen!
    was Rip von Len will
    Das, was Len schon vermutet hat. *g*
    und wie Joe (und noch ein paar andere) auf diese neue Liebe reagieren ...
    Jaaa, das wird noch ... du wirst es sehen bzw. lesen. *g*
    Vielen lieben Dank für's Feedback!

  9. #67
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Als ich gesehen habe, dass du so ein riesiges Kapitel gepostet hast, habe ich als erstes nach unten gescrollt, um zu schauen, ob dort "Ende" steht.

    Daher habe ich es nun auch in 2 Anläufen gelesen, aber so als Mittagspausenlektüre ist es genau passend.

    Tja, was soll ich noch schreiben, was hier nicht schon steht? Alle Szenen waren einfach klasse. Lisa und Cisco sowieso und die Sache mit Iris hast du auch sehr elegant gelöst.

    Auf die Reaktion von Joe bin ich nun auch gespannt und ich sehe das auch so, dass Snart nicht ohne Ankündigung beim Abendessen auftauchen sollte. Barry wird das schon schaffen.
    Aber erstmal muss Snart ja anwesend sein, denn so wie es ausschaut, muss er los und es dauert ja schonmal einiges, bis er wieder in seiner Zeit abgesetzt wird.

  10. Danke sagten:


  11. #68
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    Als ich gesehen habe, dass du so ein riesiges Kapitel gepostet hast, habe ich als erstes nach unten gescrollt, um zu schauen, ob dort "Ende" steht.
    Ja, irgendwie werden die immer länger ... Obwohl, das nächste vermutlich nicht.
    Tja, was soll ich noch schreiben, was hier nicht schon steht? Alle Szenen waren einfach klasse. Lisa und Cisco sowieso und die Sache mit Iris hast du auch sehr elegant gelöst.
    Vielen Dank, das freut mich.

    Aber erstmal muss Snart ja anwesend sein, denn so wie es ausschaut, muss er los und es dauert ja schonmal einiges, bis er wieder in seiner Zeit abgesetzt wird.
    Naja, wart's ab ... *gg*
    Danke dir für's Feedback.

  12. #69
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 13 – Vorahnungen

    Als Len nach Hause kam, war es bereits früher Abend. Er hatte selber noch in einem der kleineren Geschäfte in der Nachbarschaft eingekauft, unter anderem auch ein paar Sachen, von denen er annahm, dass Barry sie gerne zum Frühstück hätte. Seinen Vorrat an Müsliriegeln und Chocolate-Chips-Cookies hatte er auch wieder aufgestockt – für alle Fälle.

    Nachdem er alles weggeräumt hatte, hörte er die Nachricht von Hunter ab. Wie erwartet, stand die nächste Mission an. Stirnrunzelnd folgte Len den Details und Hunters Erklärungen. Schien nicht so, als ginge es dieses Mal darum, das Ende der Welt aufzuhalten.

    Als die Aufzeichnung beendet war, änderte er die Einstellung des kleinen Geräts und stellte eine Verbindung her. Sekunden später Len lauschte mit verschränkten Armen dem handtellergroßen Hologramm Rips, das von dem Kommunikationsgerät auf seinen Esstisch projiziert wurde. „Ah, Mr. Snart, wie schön, dass Sie sich melden. Sie haben die Aufzeichnung abgehört?“

    „Sicher“, bestätigte Len.

    „Dann ist ja alles klar. Morgen früh halb sieben am üblichen Treffpunkt.“

    „Gibt es etwas zu stehlen, jemanden zu betrügen oder irgendwo einzubrechen?“, fragte Len kühl.

    „Ob Ihre speziellen Qualitäten benötigt werden, stellen wir dann vor Ort fest, Mr. Snart, so wie immer.“

    Len verzog seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln. „Klingt nicht so, als würde ich dringend gebraucht. Ich verzichte.“

    „Wie bitte?“

    „Familienangelegenheiten“, erwiderte Len knapp. „Ich setz diese Runde aus, Hunter.“

    „Seit wann haben Sie Fam…?“, begann Hunter, um sich dann selber zu unterbrechen. „Richtig, Ihre Schwester.“

    „Exakt.“

    „Ist sie krank?“, fragte Hunter direkt.

    Len ignorierte die Frage. „Ihr kommt sicher dieses Mal ohne mich klar.“

    „Nun, wir werden uns bemühen.“ Hunter rieb sich das Kinn und schien noch etwas sagen zu wollen, dann presste er die Lippen zusammen und schüttelte kurz den Kopf. Er sah Len direkt an. „Es ist Ihre Entscheidung. Alles Gute, Mr. Snart.“ Bevor Len noch etwas erwidern konnte, war die Verbindung unterbrochen und das Hologramm verschwand.

    Offensichtlich war auch Hunter der Ansicht, dass es dieses Mal ohne ihn ging. Umso besser.

    Er nahm das kleine Gerät, deaktivierte es und hielt es noch einen Moment nachdenklich in der Hand.

    Es war nicht nur wegen Lisa, sondern auch um Barrys Willen, dass er nicht gehen wollte. Denn der Gedanke, dass Barry diesem Zoom gegenübertrat, während er selber irgendwo in Raum und Zeit unterwegs war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Dafür war die Erinnerung, wie Zoom Barry vor laufenden Kameras fast getötet hatte, noch zu frisch. Damals hatte Len all seine Quellen bemüht, um ein Update über Flashs Zustand zu bekommen, was von Iron Heights aus schwierig, aber nicht unmöglich gewesen war. Er hatte sich eingeredet, dass seine Sorge der Herausforderung galt, die Flash darstellte, dem Spiel, das um so vieles langweiliger wäre, ohne einen ernstzunehmenden Gegner. Doch im Grunde genommen hatte er auch da schon gewusst, dass er nicht nur Flash vermissen würde, sondern auch Barry Allen.

    Und jetzt wollte er hier sein, in Central City und in dieser Zeit, wenn es zum entscheidenden Showdown mit Zoom kam. Die Legends würden auch ohne ihn zurechtkommen. Trotzdem – dieses Gefühl von Richtigkeit, das er sonst immer verspürte, wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, blieb aus. Stattdessen schien sein Magen plötzlich nur noch aus Knoten zu bestehen.

    Er legte das Kommunikationsgerät auf die Kommode, zwischen Lisas Foto und die Collage, ging an einen der Küchenschränke und schenkte sich einen Wodka ein. Eigentlich noch zu früh am Tag für harte Drinks, aber die Beklemmung, die er plötzlich spürte, war für einen Moment schier überwältigend und nahm ihm den Atem. Er zwang sich tief und langsam Luft zu holen, kämpfte gegen die aufsteigende Panik an – denn, verflucht, nichts anderes war es – und hörte in sich hinein, um die Ursache dafür herauszufinden. Vergeblich.

    Mit bebenden Fingern griff er zu dem Glas und leerte es in einem Zug. Das leichte Brennen in seiner Kehle und die Wärme des Alkohols in seinem Magen waren angenehm und er entspannte sich wieder etwas. Doch ein ungutes Gefühl, wie ein sechster Sinn für drohendes Unheil, blieb.

    Er versuchte es zu ignorieren, nahm sein Handy und wählte Micks Nummer. Ihm wollte er selber sagen, dass er dieses Mal nicht mit von der Partie war, das schuldete er ihm. Doch noch bevor die Verbindung stand, brach er den Anruf wieder ab. Ihm war jetzt nicht danach, Fragen zu beantworten. Und Mick würde fragen. Nach kurzem Überlegen schickte er Mick eine Sms.

    ***

    Nachdem Iris zu ihrem Date mit Scott aufgebrochen war, gesellte sich Barry wieder zu Cisco und Caitlin. Er hatte eine Idee - nun, eher den vagen Ansatz einer Idee - und er brauchte mehr Infos. „Ich denke, ich hab da was“, wandte er sich an die beiden.

    „Wir sind für alle Vorschläge offen, Mann“, bemerkte Cisco.

    Barry nickte. „Dann kommt mit, wir müssen mit Harry reden.“

    Kurz darauf waren sie in dem Labor in das Harry sich zurückgezogen hatte. Er warf ihnen nur einen kurzen, abweisenden Blick zu, als sie den Raum betraten und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu.

    „Okay“, begann Barry, unbeeindruckt von dem eher kühlen Empfang. „Erzählen Sie mir alles, was Sie über Ciscos Erde2-Doppelgänger, Reverb, wissen.“

    Ohne sich zu Barry umzudrehen sagte Harry nach kurzem Zögern: „Er hatte Zugriff auf den multidimensionalen Energiestrom zwischen den Erden, konnte mit seinem Blick Dimensionen durchdringen, Springer finden. So etwas.“

    „Aber“, wandte Barry sich an Caitlin und Cisco und sah sie erwartungsvoll an. „Er hatte noch mehr drauf, richtig?“

    Cisco schluckte hörbar und wandte den Blick ab. Caitlin sah Barry fragend an. „Was genau meinst du?“

    „Er konnte mit seinen Händen Vibrationsstrahlen erzeugen und verschießen. Er … er hatte die Fähigkeit die multidimensionale Energie irgendwie zu manipulierten und …“

    Harry fuhr zu ihm herum und fragte scharf: „Worauf wollen Sie hinaus?“

    „Das ist doch klar! Wenn seine Kräfte irgendeine Verbindung zu der Energie haben, die das Multiverse zusammenhält und er sie manipulieren kann …“

    „Dann könnte er ein Portal zu jeder beliebigen Erde öffnen“, fiel Caitlin ihm ins Wort.

    „Genau“, bestätigte Barry und begann zu strahlen. Das war es, sie waren so kurz vor der Lösung des Problems.
    „Und wenn Reverb das konnte, dann kann ich es auch“, sagte Cisco langsam und ohne jegliche Begeisterung.

    Barry atmete tief durch, ignorierte die klare Ablehnung in Ciscos Miene und ging ein paar Schritte auf ihn zu. „So ist es. Cisco, du bist der Weg zu Erde 2.“

    ***

    Len war gerade dabei lustlos durch das Serienangebot von Netflix zu stöbern, als Mick anrief. „Hey, Snart. Bist du zu Hause?“

    „Ja.“

    „Bin in der Gegend.“

    Len zögerte einen Moment, bevor er sagte: „Okay, komm vorbei.“ Er war nach wie vor nicht scharf darauf, Mick Rede und Antwort zu stehen. Andererseits war etwas Ablenkung vielleicht gar nicht schlecht, um diese eigenartige Unruhe abzuschütteln. Selbst Tätigkeiten, deren beinahe hypnotische Monotonie ihn sonst entspannte – wie ganz gewöhnliches Staubwischen und Aufräumen, oder das Zerlegen und wieder Zusammensetzten seiner Coldgun – hatten heute nicht den gewünschten Effekt.

    Zehn Minuten später stand Mick vor der Tür. Len hatte nichts mehr von ihm gehört, seitdem sie die Waverider das letzte Mal verlassen hatten. Mick hatte weder auf seine Sms reagiert, die er ihm kurz nach der Bellman-Sache geschrieben hatte, noch auf den Anruf ein paar Tage später.

    Es war nicht ungewöhnlich und Len nahm es ihm auch nicht übel. Seit seiner Zeit bei den Timemastern, als Chronos, war Mick anders, in sich gekehrter und tauchte manchmal einfach ab. Wenn es das war, was ihm half, um mit dem Erlebten fertig zu werden – okay. Schließlich konnte er dieses spezielle Trauma nicht einfach in Therapiesitzungen verarbeiten. Und da Len derjenige war, der ihn zurückgelassen und ihm damit Jahrhunderte Sklaverei eingebrockt hatte, war es sehr gut vorstellbar, dass Mick gerade ihn an manchen Tagen lieber nur von hinten sah. Daran änderte auch ihr klärendes „Gespräch“ vor ein paar Wochen nichts. Len verstand das und hoffte, dass Mick ihm irgendwann wirklich verzeihen würde.

    Mick betrat die Wohnung, warf seine schwere Jacke über die Rückenlehne der Couch und setzte sich.

    „Ein Bier?“, fragte Len und ging zum Kühlschrank.

    „Jepp.“

    Len nahm zwei Dosen aus dem Kühlschrank, drückte Mick eine davon in die Hand und setzte sich ihm gegenüber.

    Mick trank einen Schluck und kam dann sofort zur Sache. „Du bleibst also hier, dieses Mal?“

    Len hob die Augenbrauen. „Wie ich’s dir geschrieben habe, ja.“

    „Wegen Lisa? Hat sie’s so schlimm erwischt?“ Mick stellte das Bier auf dem Couchtisch ab. „Hab ihr ’ne Nachricht geschickt, als ich deine bekommen hatte, nach eurem Höllenspektakel bei den Bellmans. Sie hat gesagt, es sind nur ein paar Kratzer.“

    Len hob die Schultern. „Rauchgasvergiftung, ein paar Brandwunden.“

    „Sie ist aber wieder zu Hause. Hab‘ vorhin mit ihr gesprochen.“

    Klar, Mick machte sich Sorgen um Lisa und natürlich hielt er den Kontakt zu ihr. Len nickte bestätigend. „Ja, ich hab‘ sie heute abgeholt und heimgebracht.“

    „Sie ist tough.“ Mick griff wieder zu seinem Bier. „Und du bist nicht der Typ, der ihr das Händchen hält, wenn sie eigentlich okay ist. Und wenn sie’s nicht wäre, dann wär sie noch im Krankenhaus.“ Er fixierte Len. „Was ist wirklich los, Snart? Ist was faul an der Sache, die Hunter jetzt von uns will?“

    „Nein, das hätte ich dir gesagt.“ Dachte Mick wirklich, dass er ihn nicht warnen würde? Len stellte sein noch ungeöffnetes Bier beiseite. Er hatte auf einmal keine Lust mehr, etwas zu Trinken.

    „Hättest du“, bestätigte Mick und meinte es.

    Gut. Denn die Vorstellung, dass Mick annehmen könnte, er selber würde sich aus einer Sache raushalten, aber Mick ins Messer laufen lassen, war verdammt verstörend. Len entspannte sich wieder etwas, lehnte sich zurück und zeigte ein schmales Grinsen. „Ich will ’ne Pause, das ist alles.“

    Mick quittierte den Satz mit einem undefinierbaren Grunzen, nahm einen Schluck aus der Bierdose und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

    Als Len Micks Blickrichtung folgte, sah er die fast leere Weinflasche von gestern sowie die beiden Gläser, die er zwar gespült und getrocknet, aber nicht weggeräumt hatte. Beides stand noch auf der Küchentheke. Len seufzte innerlich. Mick war nicht dämlich und er kannte ihn und seine Gewohnheiten und würde zwei und zwei zusammenzählen.

    Mick musterte ihn und begann zu grinsen. „Ich wette du hattest ’ne heiße Nacht und hoffst auf Wiederholung. Willst du deswegen nicht weg?“

    Len rollte die Augen, konnte aber den Ansatz des echten Lächelns nicht unterdrücken, das um seine Lippen zuckte. Der Gedanke an Barry machte das mit ihm. „So in etwa.“

    Das Grinsen verschwand von Micks Gesicht. „Aber es ist nicht nur das, richtig?“ Er machte mit dem Kopf eine Geste in Richtung Schlafzimmer. „Ihr wart hier, nicht woanders “, stellte er fest.

    „Und wenn?“, konterte Len kühl. „Die Matratzen in unseren Unterschlupfen hier in Central sind ein echter Stimmungskiller.“

    „Klar.“ Mick schnaubte. Er trank die Dose aus, stellte sie schließlich mit einer heftigen Geste auf den Tisch zurück und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Als er Len wieder ansah, war sein Blick eine Mischung aus wachsam und besorgt. „Du bleibst, weil du Gefühle für jemanden hast, Leonard. Dich hat’s erwischt. Wer ist es?“

    Len nahm sich die Zeit, Mick sekundenlang schweigend mit einem kalten Starren anzusehen, bevor er antwortete. „Nur weil ich mal jemanden hierher bringe, heißt das nicht, dass ich vorhab‘ ewige Treue zu schwören“, sagte er herablassend. „Du kennst mich, Mick. Solche Beziehungen sind nicht wirklich mein Ding.“

    „Richtig, ich kenn‘ dich.“ Der Ausdruck in Micks Augen zeigte nur zu deutlich, dass er den ganzen Bullshit den Len ihm auftischte, durchschaute. Und dass er … enttäuscht war. Enttäuscht, dass Len ihm auswich, nicht offen zu ihm war?

    Ihre Partnerschaft hatte sich über die Jahre hinweg gewandelt, hatte ihre Höhen und Tiefen, war aber immer etwas gewesen, worauf Len bauen konnte, eine Konstante. Sogar die Timemaster und ihre Gehirnwäsche, all das, was Mick als Chronos gesagt und getan hatte, hatte das nicht komplett zerstören können. Aber das Fundament ihrer Freundschaft hatte Risse bekommen. Wenn Len Mick ansah, sah er manchmal Chronos, hörte die Drohungen, die er gegen Lisa ausstieß und konnte den Instinkt, der ihn zur Vorsicht mahnte, nicht komplett unterdrücken.

    Jetzt sah Mick ihn an ohne zu blinzeln und wartete offensichtlich auf eine Reaktion, auf irgendetwas.

    Len wandte den Blick ab und trommelte mit den Fingern auf seinen Oberschenkel. Er wollte Mick nicht anlügen, wollte wieder lernen, ihm zu vertrauen. Denn Mick war ein Teil seines Lebens, er gehörte dazu, ähnlich wie Lisa. Und Len war dabei, auch Barry zu einem Teil seines Lebens zu machen. Mick musste irgendwann von Barry erfahren, wenn Len nicht ewig Versteck spielen wollte – was er definitiv nicht vorhatte. Er atmete tief durch, rollte seine Schultern etwas, um die Verspannungen zu lösen und sagte schließlich: „Sein Name ist Barry.“ Er fixierte Mick. „Und du hast recht, das ist nicht nur eine Sache für eine Nacht.“

    Sichtlich amüsiert schnaubte Mick. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn, als würde ihm gerade etwas einfallen und er fragte langsam: „Barry? Barry Allen?“

    Len setzte sich überrascht auf. Mick kannte Barry? Waren sie sich schon einmal begegnet? Er konnte beim besten Willen nicht sagen, wann das ...

    „Flash.“ Mick dehnte das Wort und ließ den letzten Laut auf einem Zischen ausklingen, drohend und gefährlich. Es ließ Len frösteln und sein Herz schlug mit einem Mal schnell und hart. Woher wusste Mick …? Lisa? Nein, nicht anzunehmen. Wichtiger - was würde Mick mit dieser Information tun? Len zwang sich zu kühler Gelassenheit, musterte Mick wachsam aus schmalen Augen und schwieg.

    Mit einer müden Geste fuhr Mick sich über seinen geschorenen Schädel. Jetzt wirkte in erster Linie verwirrt. „Er ist Flash, richtig?“, vergewisserte er sich und blinzelte. „Du hast es mir nie gesagt, aber ich weiß es. Ich …“ Er stockte.

    „Woher?“, fragte Len kalt. Er hatte keine Ahnung, wer alles über Barry Bescheid wusste. Zu viele, sicherlich, um seine Identität dauerhaft geheim zu halten. Ganz bestimmt einige der Legends – Stein und Jax auf jeden Fall – aber sie würden kaum ausgerechnet Mick davon erzählen. Er und Mick, insbesondere Mick, waren in gewisser Weise immer noch die Außenseiter des Teams, die, denen man nicht hundertprozentig traute.

    Mick schien in sich hineinzulauschen und sagte dann mit einem hilflosen Schulterzucken: „Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Ich weiß eine Menge Zeug und manchmal … manchmal bin ich nicht sicher, was davon schon passiert ist, oder …“ Er schloss die Augen und lehnte sich zurück. „Hier drin …“ Er tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Stirn „Hier drin ist manchmal einfach nur gequirlte Scheiße, Leonard“, gestand er leise.

    Es war auf eine fundamentale Weise falsch, Mick so verletzlich zu sehen. „Mick …“, begann Len hilflos, suchte nach den richtigen Worten und fand sie nicht.

    „Ich sehe Dinge und höre Dinge und hab keinen Schimmer ob das die Vergangenheit ist, oder die Zukunft, ob es überhaupt real ist“, fuhr Mick fort. „Oder ob ich einfach nur verrückt werde.“ Erschöpft rieb er sich mit beiden Händen übers Gesicht.

    „Wirst du bestimmt nicht“, erwiderte Len sofort, denn das war undenkbar. Obwohl Mick manchmal auf einem schmalen Grat wanderte was sein nicht ganz gesundes Verhältnis zu Feuer anging – er war alles andere als verrückt.

    „Wenn ich wieder auf dem Schiff bin, lass ich mich durchchecken. Vielleicht hat Stein eine Idee, was los ist.“ Ungefragt griff Mick zu Lens Bier, öffnete es und trank.

    „Solltest du“, bestätigte Len. Langsam normalisierte sich sein Herzschlag wieder. Was immer mit Mick los war, was immer die Timemaster noch mit ihm angestellt hatten – auf der Waverider hatte er die besten Chancen, Hilfe zu bekommen.

    „Scheiß Timemaster“, murmelte Mick, wischte sich mit der Hand über den Mund und sah Len mit einem halben Lächeln an, ein Lächeln, das Len mit einbezog, das signalisierte: ‚Du und ich gegen den Rest‘, das Len zeigte, dass Mick ihm tatsächlich nichts mehr nachtrug.

    Es war einer der besten Momente in den letzten Wochen. Er atmete tief durch und ließ die Schultern sinken, spürte wie ein Teil der Anspannung ihn verließ. Als er sicher war, dass seine Stimme ihm wieder gehorchte, sagte er trocken: „Ich würde mit dir ja da drauf einen trinken. Wenn ich noch was zum Trinken hätte.“

    Grinsend prostete Mick ihm mit dem letzten Bier demonstrativ zu und nahm ein paar Schlucke. Nach einem Moment sagte er: „Barry Allen, also. Flash.“ Ein klarer Themenwechsel. „Hattest ja schon immer was übrig für ihn. Soll das heißen, du spielst jetzt in seinem Team und lässt uns andere allein mit dem zeitreisenden Engländer?“

    „Habe ich nicht vor“, erwiderte Len ehrlich. „Nur jetzt, dieses Mal.“

    Mick quittierte das mit einem Nicken. „Was ist mit Blondie? Ich dachte, da läuft was zwischen euch. Sie ist dein Typ.“

    Sara? Sara war sein Typ, absolut. Wäre die Begegnung mit Barry in der Zukunft nicht gewesen, hätte er vielleicht versucht, aus ihrer beginnenden Freundschaft mehr werden zu lassen – und sich vermutlich eine Abfuhr geholt.

    „Ist sie. Aber da ist nichts.“

    Sein Handy summte mit einer ankommenden Sms. Er zog es aus der Jeanstasche.

    Barry: Wir sind da gerade an was dran, dauert aber nicht mehr lange. Hoffentlich.
    Barry: Maximal eine Stunde. Ich melde mich nochmal.
    Barry: Vermutlich geht es schneller.

    Len musste lächeln. Barrys schaffte es sogar in Sms abzuschweifen. Ok, antwortete er nur knapp und legte das Handy wieder beiseite. Als er aufblickte, sah er sich mit Micks amüsiertem Blick konfrontiert, der rasch zu einem dreckigen Grinsen wurde. „Das war er, ja?“ Mick deutete mit dem Kopf in Richtung Handy. „Verdammt, Snart, es hat dich echt erwischt.“

    „Halt die Klappe, Mick“, gab Len mit der Andeutung eines Lächelns zurück.

    Mick grinste nur noch breiter und leerte den Rest der Dose in einem Zug. „Übrigens, keine Sorge, Snart. Reds Geheimnis ist sicher bei mir.“ Er stand auf. „Okay, ich verzieh‘ mich. Sollte zusehen, dass ich noch etwas Schlaf kriege, bevor es morgen losgeht.“

    Mit Blick auf die beiden leeren Bierdosen bemerkte Len: „Du bist hoffentlich zu Fuß hier.“

    „Bin ich. Hab‘ meine Sachen in unserem Unterschlupf in der alten Lagerhalle in der Eastlane. Ich bleib heut Nacht dort.“ Er nahm seine Jacke und ging zur Tür.

    Len nickte. „Meld‘ dich, wenn ihr zurück seid.“

    „Sicher. Ich schulde dir ein Bier und du mir die Geschichte, wie du Red rumgekriegt hast.“

    Als ob. Len grinste schief. Aber mit dieser Schuld konnte er sehr gut leben.

    Noch in der Tür blieb Mick stehen, drehte sich zu Len um und sah ihm direkt in die Augen. Er zögerte einen Moment und sagte dann leise: „Pass auf dich auf, Leonard.“

    Der Ausdruck in Micks Blick – Sorge und so etwas wie Trauer – ließen diese Worte weniger wie eine Floskel, sondern eher wie eine Warnung klingen. Len hatte mit einem Mal eine Gänsehaut und diese verfluchte Anspannung war mit voller Macht zurück.

    Die Tür schloss sich hinter Mick. Len holte tief Atem und lehnte sich für einen Moment mit dem Rücken gegen das Türblatt. Verdammt und er hatte gedacht, das Gespräch mit Mick würde ihm etwas von seiner Beklemmung nehmen.

    Das Summen einer weiteren Sms riss ihn aus seinen Grübeleien.

    Barry: Hey, was willst du auf deine Pizza?

    Und diese Frage war so normal, so alltäglich, dass Len beinahe aufgelacht hätte. Den Abend mit Barry würde er sich ganz sicher nicht von unguten Gefühlen und diffusen Vorahnungen ruinieren lassen.

    ***

    „Aus Keystone City?“, frage Len und hob die Augenbrauen, überrascht und sichtlich fasziniert, als Barry die Pizzaschachteln auf der Küchentheke abstellte.

    „Ja, die Pizza dort ist die beste“, bemerkte Barry beiläufig, als sei es völlig normal, die beste Pizza zu holen, auch wenn es die auf der anderen Seite des Flusses gab. Nun, für ihn war es normal, aber wenn er ehrlich war, genoss er es, Len ab und zu mit seinen Fähigkeiten zu beeindrucken. Er öffnete die dampfenden Kartons und warf Len über die Schulter einen todernsten Blick zu. „Weißt du, ich kann sehr schnell rennen.“

    Len grinste. „Wirklich? Wer hätte das gedacht?“ Er holte Teller und Gläser und stellte eine Flasche Wasser auf den Essplatz, dort wo sie auch gestern Abend schon gegessen hatten. War es wirklich erst einen Tag her? Fast nicht zu glauben.

    Sie setzten sich und bedienten sich aus den Kartons.

    „Und? Habt ihr einen Weg gefunden, ein Portal zu öffnen?“, fragte Len nach ein paar Minuten.

    „Ja. In der Theorie zumindest.“ Barry hob kurz die Schultern. „Jetzt sind es nur noch Details, die wir klären müssen. Ich denke, morgen sind wir soweit.“ Details, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Cisco nur sehr zögernd bereit war, seine Fähigkeiten einzusetzen, da er befürchtete, Reverb zu ähnlich zu werden. Oder dass sie Dank Caitlin und Harry erfahren hatten, wer sich wirklich hinter Zoom verbarg – Hunter Zolomon – und einen Weg suchten, dieses Wissen zu ihrem Vorteil einzusetzen.

    „Also, ihr öffnet morgen ein Portal?“ Len legte das nur halb gegessene Stück wieder auf seinen Teller und schob ihn etwas zur Seite, als sei ihm der Appetit vergangen.

    „Ja, wenn alles glatt geht“, erwiderte Barry ausweichend. Darüber wollte er jetzt nicht mit Len reden. Nicht, weil er ihm misstraute, sondern weil er all das ein paar Stunden vergessen und einfach Barry Allen sein wollte. Stattdessen erzählte er von Iris und ihrer Reaktion auf die Neuigkeit, dass er sich mit Len traf, ließ aber den Teil mit ihrer Bitte um das Interview sicherheitshalber weg. Er berichtete von seinem Gespräch mit Joe und von seiner Absicht, ihm so schnell wie möglich reinen Wein einzuschenken.

    Len hörte zu, reagierte und kommentierte an den entscheidenden Stellen passend und wirkte doch irgendwie abwesend. Von seiner Pizza hatte er nicht einmal die Hälfte gegessen, obwohl sie fantastisch war, so wie immer.

    „Alles okay?“, fragte Barry schließlich unsicher. Es war offensichtlich keineswegs alles okay, aber er kannte Len noch nicht wirklich gut genug, um einzuschätzen, mit welchem Maß von Nicht-okay er es hier zu tun hatte. Oder worum es gehen könnte.

    „Ja“, erwiderte Len sofort. Es schien so, als wollte er noch etwas sagen, doch dann griff er nach Barrys Hand, drückte sie, und hielt sie einen Augenblick in seiner.

    Unwillkürlich atmete Barry auf. Etwas stimmte definitiv nicht, aber es hatte offensichtlich nichts mit Barry, mit ihnen beiden zu tun. Er spielte mit einem Rest Pizzarand auf seinem Teller. „Wie geht es Lisa?“, fragte er nach einem Moment.

    „Ganz gut. Zumindest sagt sie das. Ich habe sie heute aus dem Krankenhaus abgeholt.“

    „Gut, dass sie wieder zu Hause ist.“ Rasch stibitzte Barry ein Stück von Lens Pizza, bevor sie ganz kalt wurde. „Wie war dein Tag sonst so?“, fragte er und wurde sich im selben Moment bewusst, wie verdammt häuslich das klang. Er spürte, wie die Röte ihm in den Nacken stieg.

    Len musterte ihn amüsiert, aber mit Wärme im Blick. „Mick war kurz da. Morgen steht eine neue Mission an.“

    „Oh.“ Barry legte das angebissene Pizzastück auf seinen Teller. „Du musst weg? Wann genau?“ Er versuchte sich die Enttäuschung nicht allzu deutlich anmerken zu lassen. Natürlich hatte auch Len sein Leben und seine Aufgaben und es war vermutlich eher die Ausnahme, als die Regel, dass er mehrere Wochen ohne Unterbrechung hier war.

    „Nein, muss ich nicht. Ich bleibe dieses Mal hier.“

    „Wegen Lisa?“

    „Unter anderem. Ich hätte kein gutes Gefühl, sie jetzt alleine zu lassen.“ Beiläufig fügte Len hinzu: „Und ich dachte, ich sollte hier sein, wenn ihr diesen Zoom wieder auf meine Stadt loslasst. Vielleicht braucht ihr Hilfe. Ich habe gesehen, was er das letzte Mal mit dir gemacht hat.“

    Bedeutete das, Len machte sich Sorgen? Um ihn? Auch wenn es unnötig war – es tat trotzdem gut. „Du bleibst wegen mir?“, fragte Barry und lächelte. „Das musst du nicht, Len. Wir kommen schon klar. Ich meine, ich habe fast jede Woche mit irgendeinem anderen Meta zu tun und bin ziemlich gut im Training.“

    „Dieser Zoom ist nicht einfach irgendein Meta“, erwiderte Len scharf, stand auf und packte die verbliebenen Pizzastücke in einen der Kartons und schloss ihn. Dann stellte er die Teller ineinander und trug sie zur Spüle.

    „Ich weiß“, sagte Barry ruhig. „Glaub‘ mir, niemand weiß das besser als ich.“

    Len nickte. Er stand noch immer mit dem Rücken zu Barry an der Spüle. „Ja, ist mir klar.“ Er holte tief Luft. „Ich habe einfach ein verdammt schlechtes Gefühl bei dieser Sache.“

    Barry stand auf, trat zu Len und legte ihm eine Hand auf die Schulter, erwartete halb, dass Len der Berührung ausweichen würde. Als er das nicht tat, schlang Barry die Arme um ihn und legte sein Kinn auf Lens Schulter. „Kann ich verstehen.“

    Len drehte sich zu ihm um und küsste ihn hart, ohne weitere Finesse. Seine Hände glitten über Barrys Körper, schienen überall gleichzeitig zu sein, ihr Griff fast schmerzhaft und besitzergreifend und mit einer Dringlichkeit, als würde Barry einfach verschwinden, wenn Len ihn auch nur einen Moment losließe. Es war rau und wild und wäre unglaublich gut gewesen, wäre da nicht dieser Hauch Verzweiflung, der plötzlich in jeder von Lens Berührungen zu liegen schien.

    „Hey“, sagte Barry atemlos zwischen zwei Küssen und zog Len an sich. „Hey, es wird funktionieren. Zoom ist nicht unbesiegbar, Len. Wir kriegen das hin, mein Team und ich. Wir öffnen erst ein Portal, wenn wir auf alles vorbereitet sind. Versprochen.“

    Len lehnte seine Stirn für einen Moment gegen Barrys, ruhiger jetzt und sagte schließlich nach ein paar Atemzügen leise: „Man kann nie auf alles vorbereitet sein. Das weißt du.“

    „Ja, ich weiß.“ Barry lächelte. Den lebenden Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage hielt er gerade in den Armen. Denn nichts, absolut nichts hatte ihn darauf vorbereitet, sein Herz ausgerechnet an Leonard Snart zu verlieren. „Nicht auf alles.“ Er küsste Len sanft. „Aber auf Zoom.“

    ***

    Barry zog die Haube seines Flash-Anzuges über, holte tief Luft und warf Cisco, der neben ihm stand, einen aufmunternden Blick zu. Das verlassene Krankenhaus, in dem sie sich befanden, war die passende Kulisse für die Begegnung mit Zoom, beklemmend und unheimlich.

    Wie er Len gestern Abend versichert hatte, würden sie erst dann ein Portal öffnen, wenn sie auf alles vorbereitet waren.

    Jetzt war es soweit.

    Barry wusste nicht, was genau Harry bewogen hatte, sie jetzt doch zu unterstützen, aber egal. Wichtig war, dass er es getan hatte, denn mit der Reverb-Ausrüstung, Handschuhen und Brille, war Cisco in der Lage, ein Portal zu Erde 2 zu öffnen. Hier, an dieser Stelle, wo sich das Areal mit der stärksten transdimensionalen Energie befand.

    Cisco konzentrierte sich, seine Miene entschlossen und streckte die behandschuhte Rechte aus. Von seinen Fingern ging ein bläuliches Schimmern aus, wie sich verdichtender, aus sich selbst heraus leuchtender Nebel, reine Energie. Der Nebel konzentrierte sich, schien Substanz zu bekommen und wurde zu einem Strahl der in den Raum hineinschoss und in einem immer größer werdenden, schimmernden Wirbel endete.

    Das Portal war geöffnet.

    Nur Sekundenbruchteile später sprang Zoom hindurch, wie ein schwarzes Raubtier das nur darauf gelauert hatte, dass jemand die Tür zu seinem Käfig öffnete.

    Barry zwang sich dazu, keinen Millimeter zurückzuweichen. Er begegnete Zooms durchdringendem Blick mit kühler Herausforderung.

    „Reverbs Doppelgänger hat seine Kräfte verstärkt“, stellte Zoom fest. Seine verzerrte Stimme klang wie etwas direkt aus einem Horrorfilm.

    „Hass ist ein starker Motivator“, konterte Barry. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Cisco, wie besprochen, verschwand. Alles lief nach Plan.

    „Es war unklug von dir, das Portal wieder zu öffnen“, bemerkte Zoom. Die tiefe Befriedigung in seinem Tonfall war nicht unerwartet und trotzdem …

    Barry schluckte hart. Das Gefühl, dass da etwas war, das er übersehen hatte, etwas wichtiges, etwas, das er hätte mit einkalkulieren müssen, war plötzlich übermächtig. Mehr als ein Gefühl, eine vage Erinnerung, die sich aber nicht greifen ließ und von der er sich jetzt auch nicht ablenken lassen durfte.

    Entschlossen hob er das Kinn, ignorierte diese plötzliche Unsicherheit und sah Zoom direkt an. „Du willst meine Geschwindigkeit? Dann musst du sie dir holen!“ Damit rannte er los.

    Die Jagd konnte beginnen.

    ----
    Sooo, hat jemand eine Ahnung, was passieren wird? Also, außer dem offensichtlichen, was ja der Canon schon vorgibt, nämlich dass Zoom Barry folgt? Das würde mich jetzt brennend interessieren. In diesem Kapitel gab es ja schon ein paar Zaunpfahl-Winke und in einem früheren habe ich auch schon einen kleinen Hinweis versteckt. (Dank meines Upload-Tempos erinnert sich aber vermutlich niemand mehr daran. )
    Geändert von Sinaida (23.04.2017 um 16:42 Uhr)


  13. #70
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Herrje, ich hatte irgendwie vergessen, dass es ja auch auf Snarts Seite Leute gibt, die erfahren muessen, was da mit Barry laeuft. Und Mick steht natuerlich ganz oben auf der Liste. Tolles Gespraech zwischen den beiden! Mick ist einfach Mick. Und es passt auch gut, dass er "weiss", dass Barry der Flash ist. Er tat mir echt leid, wie er erklaert hat, was da alles in seinem Kopf los ist und dass er das Gefuehl hat, den Verstand zu verlieren. Auf jeden Fall hast du auch hier die Aktionen/Reaktionen auf den Punkt getroffen! Einfach klasse!

    So und nun zu den boesen Vorahnungen und deinem Aufruf ...

    Ich gebe zu, dass ich mich wirklich nicht erinnern kann, welche Hinweise du zuvor gestreut hast, aber das Gefuehl, dass da ganz gehoerig was schief geht, hast du auf jeden Fall sehr gut ruebergebracht ... ich hab echt ne Gaensehaut bekommen, vor allem, wenn ich auf meine wilde Fantasie hoere, die gerade mit mir durchgeht.

    Ich packe meine Spekulationen mal vorsichtshalber in einen Spoiler, obwohl es ja wirklich nur Spekulationen sind, denn du hast mir ja wirklich nie erzaehlt, was dein Endgame sein wird.

    Spoiler 
    Zuerst muss ich zugeben, dass ich den Canon noch mal nachlesen musste. *gg* Und ich bin mir nicht sicher, ob die Timeline zwischen LoT und The Flash grundsaetzlich passt, aber ich habe so die Vermutung, dass die Mission, bei der Snart jetzt fehlt, irgendwie in der Zerstoerung des Oculus endet. Ich meine, du musst es ja irgendwie hinkriegen, dass Snart in der Zukunft vor Ort ist. Von daher befuerchte ich das Schlimmste fuer Mick ... wenn Snart nicht da ist, um seinen Platz einzunehmen.

    Ein zusaetzlicher Twist koennte sein, dass Zoom nicht Wally entfuehrt, sondern Snart. Immerhin scheint Wally bei dir keine so ganz grosse Rolle zu spielen und somit koennte Len ein viel groesserer "Anreiz" fuer Barry sein, Zoom seine Kraefte zu ueberlassen. Okay, vielleicht spricht da auch nur mein Whumperherz ...

    Und? Ist auch nur irgendwas im Ansatz richtig oder liege ich komplett daneben?


    Ich kann nur hoffe, dass ich - wie auch immer deine Antwort ausfaellt - nicht zu lange auf heissen Kohlen sitzen muss (das wird mit der Zeit echt unangenehm ).

  14. Danke sagten:


  15. #71
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Danke für's Danke, John's Chaya!

    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Herrje, ich hatte irgendwie vergessen, dass es ja auch auf Snarts Seite Leute gibt, die erfahren muessen, was da mit Barry laeuft. Und Mick steht natuerlich ganz oben auf der Liste.
    Ja, das stimmt. Aber jetzt müsste ich die wichtigsten Personen, die es wissen sollten, erstmal abgefrühstückt haben. Bis darauf, dass Joe ja noch erfahren muss, um wen es geht. Oh, und Caitlin, natürlich.

    Auf jeden Fall hast du auch hier die Aktionen/Reaktionen auf den Punkt getroffen! Einfach klasse!
    Das freut mich sehr, danke! Ich war mir echt unsicher, Mick zu schreiben und wollte die beiden nicht zu gefühlsduselig werden lassen, wollte aber andererseits auch ihrer langjährigen Freundschaft Rechnung tragen.

    Ich gebe zu, dass ich mich wirklich nicht erinnern kann, welche Hinweise du zuvor gestreut hast,
    Kein Problem. Wenn man die Geschichte nicht hintereinander weg lesen kann, fällt es einem sicher nicht ins Auge. Es ist eher etwas, was einem dann im Nachhinein auffällt (hoffentlich, wenn ich's richtig gemacht habe *g*). Sogar Barry konnte sich ja nicht mehr wirklich erinnern, bis auf ein "da war doch was".

    aber das Gefuehl, dass da ganz gehoerig was schief geht, hast du auf jeden Fall sehr gut ruebergebracht ... ich hab echt ne Gaensehaut bekommen
    Gut!

    Ich packe meine Spekulationen mal vorsichtshalber in einen Spoiler, obwohl es ja wirklich nur Spekulationen sind, denn du hast mir ja wirklich nie erzaehlt, was dein Endgame sein wird.
    Spoiler 
    Zuerst muss ich zugeben, dass ich den Canon noch mal nachlesen musste. *gg* Und ich bin mir nicht sicher, ob die Timeline zwischen LoT und The Flash grundsaetzlich passt, aber ich habe so die Vermutung, dass die Mission, bei der Snart jetzt fehlt, irgendwie in der Zerstoerung des Oculus endet. Ich meine, du musst es ja irgendwie hinkriegen, dass Snart in der Zukunft vor Ort ist. Von daher befuerchte ich das Schlimmste fuer Mick ... wenn Snart nicht da ist, um seinen Platz einzunehmen.
    Hm, die Idee ist nicht schlecht, aber ich kann dich insofern beruhigen, als dass ich den Legends-Canon nicht wirklich berücksichtige (bis auf die Stellen, wo sich so ein paar Referenzen ganz gut machen, also, wo's mir halt in den Kram passt. ) und bis auf eine Sache, die ich von der Grundidee übernehme. (Ja, sehr vage, ich weiß, sorry. *gg*)

    Ein zusaetzlicher Twist koennte sein, dass Zoom nicht Wally entfuehrt, sondern Snart. Immerhin scheint Wally bei dir keine so ganz grosse Rolle zu spielen und somit koennte Len ein viel groesserer "Anreiz" fuer Barry sein, Zoom seine Kraefte zu ueberlassen.
    Das klingt auch nicht schlecht. Wobei Zoom ja nicht wirklich von Barry und Len wissen kann. Aber dass Zoom und Len eine (mehrere) gemeinsame Szenen haben werden, geht schonmal in die richtige Richtung.

    Ach, und was mein Endgame angeht: Natürlich ein Happy-End und Coldflash.


    Ich kann nur hoffe, dass ich - wie auch immer deine Antwort ausfaellt - nicht zu lange auf heissen Kohlen sitzen muss (das wird mit der Zeit echt unangenehm ).
    Ich bemühe mich! Vielen lieben Dank für dein ausführliches Feedback. ;D

  16. #72
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Nein, kein Update. Mir war nur etwas nach Basteln und deswegen hat die FF jetzt ein Cover

  17. #73
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Erst einmal, was für ein wunderschönes Cover!

    Doch im Grunde genommen hatte er auch da schon gewusst, dass er nicht nur Flash vermissen würde, sondern auch Barry Allen.
    Wenn man verliebt ist, will man nicht viele Jahrzehnte oder mehr, voneinander getrennt sein.

    „Du bleibst, weil du Gefühle für jemanden hast, Leonard. Dich hat’s erwischt. Wer ist es?“
    Da hat Mick ja schon richtig getippt.

    „Nur weil ich mal jemanden hierher bringe, heißt das nicht, dass ich vorhab‘ ewige Treue zu schwören“, sagte er herablassend. „Du kennst mich, Mick. Solche Beziehungen sind nicht wirklich mein Ding.“
    Klar, und Abends scheint die Sonne.

    „Sein Name ist Barry.“ Er fixierte Mick. „Und du hast recht, das ist nicht nur eine Sache für eine Nacht.“
    Na, geht doch. Er sollte zu seinen Gefühlen stehen.

    Sichtlich amüsiert schnaubte Mick. Dann runzelte er nachdenklich die Stirn, als würde ihm gerade etwas einfallen und er fragte langsam: „Barry? Barry Allen?“
    Uiii... , da hat er den Nagel auf dem Kopf getroffen.

    „Das war er, ja?“ Mick deutete mit dem Kopf in Richtung Handy. „Verdammt, Snart, es hat dich echt erwischt.“
    Und wie es Len erwischt hat.

    „Wie war dein Tag sonst so?“, fragte er und wurde sich im selben Moment bewusst, wie verdammt häuslich das klang. Er spürte, wie die Röte ihm in den Nacken stieg.

    Len musterte ihn amüsiert, aber mit Wärme im Blick. „Mick war kurz da. Morgen steht eine neue Mission an.“
    Wie süß sie sind, so normal.


    „Dieser Zoom ist nicht einfach irgendein Meta“, erwiderte Len scharf,
    Oh nein, dass ist er wirklich nicht.

    Len drehte sich zu ihm um und küsste ihn hart, ohne weitere Finesse. Seine Hände glitten über Barrys Körper, schienen überall gleichzeitig zu sein, ihr Griff fast schmerzhaft und besitzergreifend und mit einer Dringlichkeit, als würde Barry einfach verschwinden, wenn Len ihn auch nur einen Moment losließe. Es war rau und wild und wäre unglaublich gut gewesen, wäre da nicht dieser Hauch Verzweiflung, der plötzlich in jeder von Lens Berührungen zu liegen schien
    Oh man, Len ist wirklich mehr als beunruhigt. Was für ein Kuss ...

    „Man kann nie auf alles vorbereitet sein. Das weißt du.“

    „Ja, ich weiß.“ Barry lächelte. Den lebenden Beweis für die Richtigkeit dieser Aussage hielt er gerade in den Armen. Denn nichts, absolut nichts hatte ihn darauf vorbereitet, sein Herz ausgerechnet an Leonard Snart zu verlieren.
    Wie wahr, wie wahr. Aber sie sind so ein schönes Paar.
    (Dank meines Upload-Tempos erinnert sich aber vermutlich niemand mehr daran. )
    Ich habe nur die Ahnung, dass etwas ganz gefährlich schief läuft. Was auch Lens Ahnung war. Ich hoffe nur, dass meine Ahnung nicht zutrifft.

    Das war wieder ein superschönes, spannendes Kapitel!
    Bin fürchterlich neugierig wie es weitergeht. Hoffentlich werden Barry und Len nicht durch Welten getrennt.
    Geändert von John's Chaya (21.04.2017 um 21:07 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  18. Danke sagten:


  19. #74
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Erst einmal, was für ein wunderschönes Cover!
    Vielen Dank! *freu* Ich habe schon eine ganze Weile immer mal wieder Cover-Ideen gehabt und wieder verworfen und dann irgendwann aber mal angefangen und etappenweise weitergemacht. Gestern war's dann fertig.

    Wie süß sie sind, so normal.
    Hehe, ja, wenn sie nicht gerade Superheld und Superschurke spielen.

    Ich habe nur die Ahnung, dass etwas ganz gefährlich schief läuft. Was auch Lens Ahnung war. Ich hoffe nur, dass meine Ahnung nicht zutrifft.
    Schieflaufen wird etwas, ganz sicher. (So wie ich hier fast alle Beteiligten böse Ahnungen haben lasse, muss ja jetzt was entsprechendes passieren. ) Aber keine Sorge, damit ist die Geschichte ja noch nicht zuende.
    Das war wieder ein superschönes, spannendes Kapitel!
    Das freut mich. Vielen lieben Dank für dein Feedback.

  20. #75
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Zitat Zitat von Sinaida Beitrag anzeigen
    Nein, kein Update. Mir war nur etwas nach Basteln und deswegen hat die FF jetzt ein Cover
    Ich finde das Cover echt klasse! Du hast genau die richtigen Screenshots/Bilder rausgesucht, die fuer sich schon eine Geschichte erzaehlen. Genau richtig ausgeleuchtet und farblich passend sind sie auch. Ich mag auch, dass du alles so schlicht gehalten hast ... das hat einfach Stil! Wirklich, wirklich schoen!!!

  21. #76
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Ich finde das Cover echt klasse! Du hast genau die richtigen Screenshots/Bilder rausgesucht, die fuer sich schon eine Geschichte erzaehlen. Genau richtig ausgeleuchtet und farblich passend sind sie auch. Ich mag auch, dass du alles so schlicht gehalten hast ... das hat einfach Stil! Wirklich, wirklich schoen!!!
    Vielen Dank! Freut mich sehr, dass es dir gefällt. Ich hatte da auch irgendwie immer deine Stimme im Ohr von wegen: "Screenshots muss man meistens aufhellen, sonst wird es zu dunkel." Oder so. Insofern - vielen Dank auch nochmal für den Tipp.

  22. #77
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    So, die Nachzüglerin ist auch endlich da! Ich hatte Urlaub und mir fest vorgenommen, deine Kapitel in der Mittagspause zu lesen. Klappt ganz wunderbar!

    Du triffst aber wirklich jeden Charakter großartig, so auch Mick. Das Gespräch war sehr schön. Ich kann es Mick vollkommen nachvollziehen, dass er nicht mehr weiß, was Vergangenheit und Zukunft ist. Diese Zeitreisen müssen einen doch verrückt machen. Er sollte anfangen, Tagebuch zu führen, vielleicht hilft das.

    Warum ist Len überrascht, dass Mick weiß, wer Barry ist? Sie haben es doch aus Cisco rauserpresst.

    Was das Spekulieren angeht, bin ich mal ganz schlecht. Ich kann mich ebenfalls nicht an einen Hinweis in vorherigen Kapitel erinnern und habe auch so überhaupt keine Vorstellung, was so passieren kann, neben dem offensichtlichen, aber das ist auch gut so. Ich lasse mich gerne überraschen.
    Nur, es müsste ja irgendwie mit Snart zusammenhängen, da er nunmal jetzt anwesend ist, was vorher nicht der Fall war und ich denke, dass er sich mächtig ins Geschehen einbringen wird und sich nicht zurückhalten kann.

    Das Cover kann ich auf meinem Arbeitsrechner leider nicht sehen.
    Geändert von stargatefan74 (25.04.2017 um 13:15 Uhr)

  23. Danke sagten:


  24. #78
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    So, die Nachzüglerin ist auch endlich da! Ich hatte Urlaub und mir fest vorgenommen, deine Kapitel in der Mittagspause zu lesen. Klappt ganz wunderbar!
    Dann hoffe ich mal, du hattest einen schönen Urlaub.

    Du triffst aber wirklich jeden Charakter großartig, so auch Mick. Das Gespräch war sehr schön.
    Vielen Dank! Das freut mich.
    Warum ist Len überrascht, dass Mick weiß, wer Barry ist? Sie haben es doch aus Cisco rauserpresst.
    Nicht ganz. Diese Info hat Len ganz alleine aus Cisco rausgepresst. Mick und Lisa sind kurz vorher was Essen gegangen, die beiden haben da also definitv nicht mitgekriegt, dass Barry Flash ist. Laut dem Arrow-Wiki (was mir bei Recherchen dieser Art echt immer eine große Hilfe ist) hat Mick erst in dem Mehrteiler "Invasion" erfahren, wer Flash ist (außer jemand hat es ihm vorher offscreen verraten, oder so )

    Was das Spekulieren angeht, bin ich mal ganz schlecht. Ich kann mich ebenfalls nicht an einen Hinweis in vorherigen Kapitel erinnern und habe auch so überhaupt keine Vorstellung, was so passieren kann,
    Ach, kein Problem. Da ihr die Geschichte ja nur kapitelweise, mit mehrwöchigem Abstand zwischen den Kapiteln lesen könnt, geraten solche Hinweise leicht in Vergessenheit. Ihr wisst ja - im Gegensatz zu mir - nicht, was später nochmal wichtig wird.
    Nur, es müsste ja irgendwie mit Snart zusammenhängen, da er nunmal jetzt anwesend ist, was vorher nicht der Fall war
    Das auf jeden Fall. Danke dir für dein Feedback.

  25. #79
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 14 – Schicksal

    Barry rannte im Zick-Zack durch die Straßen von Central City, während Zoom ihm dicht auf den Fersen folgte. Es war ein ganz besonderes Gefühl, so unglaublich schnell zu sein, viel schneller als sonst, eins mit der Speedforce und beinahe high von Adrenalin. Fast so, als könne er ewig so weiterrennen. Aber er hatte ein Ziel – S.T.A.R Labs, dort, wo der Rest seines Teams, außer Cisco, sicher in Eobard Thawnes geheimem Raum darauf wartete, dass Zoom ihnen in die Falle ging.

    Im menschenleeren Cortex hielt Barry an, ließ Zoom zu ihm aufschließen, um sicher zu sein, dass er ihm bis hierher gefolgt war. Dann rannte er weiter in das weitläufige Untergeschoss und führte Zoom durch den extra für ihn – für Hunter Zolomon – vorbereiteten Parcours aus ganz speziellen Hindernissen.

    Bilder aus Hunter Zolomons Kindheit, sein Vater, seine Mutter, tauchten aus den Schatten auf, ließen Zoom verunsichert innehalten und taumeln, von den Dämonen seiner Kindheit abgelenkt. Der Plan war aufgegangen.

    Barry griff nach der bereitliegenden Meta-Abwehrwaffe, zielte und schoss die Beinmanschette ab, die sich eng um Zooms Oberschenkel schloss und sich im Boden verankerte. Zoom versuchte sich loszureißen und stürzte. Er war gefangen. Sie hatten ihn. Endlich!

    Aufatmend legte Barry die Waffe beiseite, zog sich die Haube vom Kopf und beugte sich zu Zoom hinunter. Heftiger als unbedingt nötig, riss er ihm die Maske vom Gesicht. Für einen Augenblick war es verwirrend und ernüchternd, dass darunter tatsächlich der Mann steckte, den sie als Jay Garrick, einen Freund, kennengelernt hatten. Rasch schob Barry den Gedanken beiseite.

    Mühsam richtete Zoom sich auf, sein rechtes Bein sicher am Boden fixiert. „Das war clever, meine Eltern gegen mich einzusetzen.“ Er schnaubte verächtlich. „Familie, so eine Schwäche.“

    Barry schüttelte den Kopf. „Nicht für jeden von uns.“

    „Da irrst du dich“, wisperte Zoom. Er straffte sich, wirkte plötzlich wie ein zum Sprung bereites, gefesseltes Raubtier. „Du weißt, was ich will – deine Geschwindigkeit. Ich brauche sie um zu Überleben. Und es wird langsam Zeit, dass ich bekomme, was ich will.“

    „Du bekommst gar nichts von mir“, entgegnete Barry fest. „Und auch von niemandem sonst. Auf keiner Erde.“

    Zooms Lächeln wurde spöttisch, dann gefährlich. Seine Augen verdunkelten sich buchstäblich, glichen mit einem Mal schwarzen Höhlen. Mit verzerrter Stimme sagte er drohend: „Du wirst die Dunkelheit nicht besiegen.“

    Es war etwas in diesen Worten und in der Art, wie Zoom sie aussprach, das Barry einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Er schluckte hart. „Was hast du gesagt?“

    „Du wirst die Dunkelheit nicht besiegen“, wiederholte Zoom langsam und betont, hob seine rechte Hand und ließ sie vibrieren. Bevor Barry auch nur Atemholen konnte, hatte Zoom sich mit einem raschen Handkantenschlag aus der Manschette befreit. Er stieß Barry zu Boden und verschwand.

    Mit einem verzweifelten Aufschrei setzte Barry ihm nach, doch er hatte bereits kostbare Sekunden verloren. Zoom war nicht mehr zu sehen, er war buchstäblich spurlos verschwunden. Minutenlang fegte Barry durch die Straßen, angetrieben von Wut auf sich selber – denn, verflucht nochmal, er hatte dieses Monster jetzt wirklich auf die Stadt losgelassen – und der Hoffnung Zooms blau leuchtenden Blitz zu entdecken. Doch es war sinnlos. Zoom war entkommen.

    Verdammt, verdammt! Mit einem Schlittern kam Barry irgendwo in einer abgelegenen Straße zum Stehen und aktivierte sein Headset. „Caitlin? Iris? Ich hab ihn verloren. Er ist weg. Habt ihr eine Spur von ihm?“

    Es dauerte ungewöhnlich lange, bis Caitlin zögernd antwortete: „Ja, in gewisser Weise. Du solltest lieber wieder herkommen, Barry.“

    ***

    „Er muss vorhin hier gewesen sein, hier im Cortex“, erklärte Caitlin und deutete auf das Hauptterminal. „Wir hatten alle Programme geschlossen und die Computer heruntergefahren, bevor wir uns in Sicherheit gebracht haben.“ Sie bis sich auf die Lippe. „Und jetzt das …“

    Barry sah sich um. Die Computer liefen, auf dem Boden lagen ein paar Blätter, Büroklammern und die Scherben einer Kaffeetasse. Es war kein komplettes Chaos, beschränkte sich offensichtlich auf einen der Schreibtische und es schien, als hätte Zoom einfach nur in seiner Hast all das, was links und rechts der Tastatur gelegen hatte, beiseite gefegt.

    „Sieht so aus, als hätte er etwas gesucht“, bemerkte Joe in dem Moment. Er und Harry legten gerade die Meta-Abwehrwaffen, mit denen sie sich zur Sicherheit ausgerüstet hatten, auf einen der Arbeitstische.

    Barry nickte grimmig. „Verdammt, er muss direkt nachdem er sich befreit hat, hierher gerannt sein.“ Frustriert schlug er mit der rechten Faust in seine linke Handfläche. „Ich war davon ausgegangen, dass er gleich auf und davon ist. Hier hätte ich ihn nicht vermutet.“

    „Und was könnte er gesucht haben?“, warf Iris ein. „Dateien? Ist auf dem PC etwas, das ihn interessieren könnte?“

    „Das ist Mr. Ramons Arbeitsplatz“, sagte Harry. „Das sollten Sie ihn fragen.“

    „Cisco müsste jeden Moment hier sein. Er war schon in der Grand Street als ich ihn gerade angerufen und informiert habe“, bemerkte Caitlin.

    „Die Frage ist vor allem“, wandte Barry sich an Iris „Was ist so wichtig, dass Zoom diesen Abstecher hierher riskiert hat? Wir müssen unbedingt herausfinden, was er …“

    „Hey, Leute!“ Cisco betrat gerade den Cortex und blieb wie angewurzelt stehen, als er das Chaos sah. „War das Zoom?“ Sein Blick fiel auf die Scherben am Boden. „Hey, das war meine Lieblingstasse.“

    „Er war an deinem PC, Cisco“, erklärte Barry knapp. „Kannst du feststellen, was er da gemacht hat?“

    „Sekunde.“ Nach einem weiteren bedauernden Blick auf die Scherben schnappte Cisco sich einen der Drehstühle, setzte sich und ließ seine Finger über die Tastatur wandern. Barry sah ihm über die Schulter und nagte nervös an seinem Daumennagel. Iris und Caitlin kamen ebenfalls näher und blickten auf den Monitor. Aus dem Augenwinkel sah Barry, dass Harry und Joe die Meta-Abwehrwaffen wieder in Kisten verstauten.

    „Er hat Dateien gelöscht“, sagte Cisco nach einem Moment. „Und natürlich den kompletten Verlauf, so dass ich nicht nachvollziehen kann, wo er überall drin war.“

    „Kannst du die Dateien wiederherstellen?“, fragte Iris und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

    „Nein, sorry. Er hat …“

    „Vielleicht könnte Felicity …“, begann Barry, verstummte aber sofort unter Ciscos gekränktem Blick.

    „Nein, kann sie nicht. Zoom hat ein von mir entwickeltes Eraser-Programm benutzt, das es unmöglich macht …“ Cisco hob einen belehrenden Zeigefinger. „Für jeden, unmöglich, damit gelöschte Dateien wiederherzustellen.“

    „Was hat er gelöscht?“ Barry starrte auf den Monitor.

    „Noch keinen Schimmer“, sagte Cisco knapp.

    „Gibt es kein Backup?“, fragte Iris.

    „Doch, sicher“, erwiderte Cisco abwesend, den Blick auf den Bildschirm. „Auf einem NAS-Speicher in einem der gesicherten Räume im Untergeschoss, falls hier oben mal etwas explodiert, ein Gorilla wütet oder mutierte Haie auftauchen. Aber die Übertragung ist netzwerkgebunden und was hier mit dem Eraser gelöscht wird, ist auch dort futsch.“

    Joe kam zu ihnen herüber. „Woher wusste Zoom …?“, setzte er an, stockte dann aber. Vermutlich war ihm die Antwort in dem Moment selber eingefallen.

    Barry schüttelte leicht den Kopf. Wie hatte er das nur übersehen können? „Weil wir Jay vertraut haben. Weil wir ihn wie einen von uns behandelt haben. Ich …“ Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und ging unruhig ein paar Schritte auf und ab. Die Beklemmung angesichts der Konsequenzen dieser Erkenntnis war wie eine kalte Faust in seinem Magen. „Ich habe einfach nicht bedacht, dass Zoom alles weiß, was Jay über uns erfahren hat. All die Kleinigkeiten, unsere Gespräche, alles.“

    „Barry“, sagte Caitlin ruhig. „Ich habe es auch verdrängt, weil es weniger schmerzhaft ist, Jay einfach als tot zu betrachten und Zoom als das Monster, das ihn auf dem Gewissen hat.“

    „Mann“, murmelte Cisco in dem Moment.

    „Hast du was?“ Barry war sofort wieder bei ihm.

    „Nein, noch nicht.“ Cisco scrollte durch scheinbar endlose Ordnerlisten. „Es ist nur verdammt mühsam, etwas zu suchen, wenn man nicht einmal weiß, wonach man sucht. „Warum hat er nicht einfach alles zerstört? Einmal mit seiner Killer-Speedster-Vibrations-Hand quer durch die Hardware und wuuusch … alles ist erledigt.“

    „Er will Flashs Geschwindigkeit“, schaltete Harry sich ein. „Wenn er hier einfach wahllos alles zerstört, ist die Gefahr zu groß, damit auch Technologie zu erwischen, die dann vielleicht noch für die Übertragung notwendig ist.“

    Barry nickte. Ja, das ergab Sinn.

    Harry presste die Lippen zusammen. „Ich räume die Ausrüstung wieder weg.“ Er deutete auf die Kisten mit den Meta-Abwehrwaffen.

    „Ja, danke.“ Barry nickte ihm zu, dann wandte er sich an Joe und Iris. Mit einer Kopfbewegung in Richtung Cisco sagte er: „Das kann noch etwas dauern und ihr könnt jetzt auch nicht wirklich helfen. Fahrt ruhig nach Hause, ich komme dann nach.“

    „Okay.“ Joe legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist nicht deine Schuld, Barry.“

    „Sicher“, erwiderte er ohne Überzeugung.

    Iris drückte ihm aufmunternd den Arm und folgte dann Joe in den Korridor.

    „Was kann Zoom nur vorhaben, Barry?“, fragte Caitlin als die beiden gegangen waren.

    „Keine Ahnung.“ Barry fuhr sich ratlos mit der Hand durch die Haare. „Ich weiß nur eines: Er will meine Geschwindigkeit. Er braucht sie um zu Überleben. Und er wird skrupellos jeden umbringen, der sich ihm in den Weg stellt.“

    ***

    Len spürte ihn, bevor er ihn sah.

    Es war, als sei die Atmosphäre des Raumes plötzlich elektrisch geladen, so ähnlich, wie es sich anfühlte, wenn Barry plötzlich mit Super-Speed auftauchte – und doch ganz anders. Schwerer, dunkler und auf eine Weise bedrohlich, die Barry nie sein würde.

    Es verursachte ihm eine Gänsehaut.

    Langsam drehte Len sich um, stand jetzt mit dem Rücken zum Küchenschrank aus dem er sich gerade ein Glas hatte nehmen wollen und blickte Zoom in sein maskiertes Gesicht. Irgendwie surreal – Zoom, mitten in seinem Wohnzimmer, nur wenige Meter von Len entfernt, zwischen Sofa und Esstisch. Er sparte sich die Frage, wie er trotz der geschlossenen Türe hereingekommen war, denn er wusste, was Barry konnte, was vermutlich alle Speedster konnten.

    „Zoom, nehme ich an“, sagte Len kühl und mit einer Gelassenheit, die er nicht ansatzweise fühlte. Er genoss es, wie der Name über seine Zunge rollte, langsam und gedehnt, Laut für Laut, als hätte er alle Zeit der Welt. Betont ruhig schlenderte er vom Küchenbereich in Richtung Esstisch. „Was verschafft mir die Ehre?“

    Zoom kam näher. „Du hast etwas, das ich sehr gut gebrauchen kann, Cold.“ Seine verzerrte Stimme passte perfekt zu der Maske, die nur die tiefliegenden Augen freiließ und aus einem Alptraum zu stammen schien.

    Len grinste spöttisch. „Und das wäre? Charisma? Gutes Aussehen?“

    „Deine Waffe.“ Zooms Blick wanderte zu der Coldgun, die auf dem Tisch lag, nur ein, zwei Schritte von Len entfernt und trotzdem viel zu weit weg. Er hatte sie erst vor ein paar Minuten durchgecheckt, zerlegt, gereinigt und sich vergewissert, dass sie in Top-Zustand war. Falls Barry ihn, entgegen seiner Behauptung, doch brauchen sollte.

    „Wir öffnen erst ein Portal, wenn wir auf alles vorbereitet sind. Versprochen.“

    „Man kann nie auf alles vorbereitet sein. Das weißt du.“

    „Ja, ich weiß. Nicht auf alles. Aber auf Zoom.“


    Wie es aussah, hatte Barry sich da gründlich geirrt …

    „Die Waffe, die konstruiert wurde, um Flash aufzuhalten. Wie praktisch, dass sie Dank Ramons Technologie so einfach zu finden war“, bemerkte Zoom, machte aber keine Anstalten, sich die Coldgun zu schnappen. Dabei wäre es für ihn eine Sache von Sekundenbruchteilen mit der Waffe zu verschwinden, ohne das Len auch nur den Hauch einer Chance hätte, es zu verhindern.

    Stattdessen ließ Zoom ihn immer näher an sein Ziel, die Coldgun, heran. Warum? Was hatte Zoom vor? Was genau wusste er von Lens Verbindung zu Team Flash? Suchte er Verbündete? Vielleicht lag genau darin Lens Chance, die einzige, die er hatte. Er musste improvisieren und hoffen, dass er später Gelegenheit hatte, Barry alles zu erklären.

    „Nun“, sagte Len gedehnt. „Flash und sein Team haben ihre Feinde eben gerne unter Kontrolle.“ Lässig lehnte er sich mit der Hüfte an den Tisch und musterte Zoom. Die Augen hinter der Maske lagen im Schatten, seine Gesichtszüge waren nicht zu erkennen und das machte es schwierig, seine Absichten einzuschätzen.

    „Du willst sie für den Kampf gegen Flash?“ Len deutete mit dem Kopf auf die Waffe, die jetzt nur noch wenige Zentimeter von seiner rechten Hand entfernt war und verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen. „Wie heißt es so schön? ‚Der Feind meines Feindes ist mein Freund‘? Du hast die Geschwindigkeit, ich habe die Waffe. Wir beide haben einen guten Grund, Flash loswerden zu wollen.“ Er ließ seine Miene herablassend werden, so als hätte er alle Trümpfe in der Hand. „Klingt nach einer soliden Basis für einen Deal.“

    Zoom neigte den Kopf abwägend von links nach rechts, schien das Argument zu überdenken und sagte schließlich: „Du bist kein Feind Flashs. Nicht mehr.“

    Konnte Zoom von ihm und Barry wissen? Wohl kaum. Aber vielleicht wusste er, dass Team Flash ihm und Lisa geholfen hatten, dass sie alle, wenn auch nur zögernd, gegen Lewis zusammengearbeitet hatten. Vielleicht wusste Zoom, dass Len zu den Legends gehörte. Wie auch immer, er nahm ihm den Bluff offensichtlich nicht ab. Len schluckte hart. Er gab sich keinen Illusionen hin, was das für ihn bedeutete. Sein Herzschlag beschleunigte sich.

    „Außerdem mache ich keine Deals“, fuhr Zoom fort und kam langsam näher. „Ich bekomme auch so, was ich will. Diese Waffe und die Garantie, dass du das Wissen über ihren Aufbau mit ins Grab nehmen wirst.“

    Len nickte. Er spürte seltsamer Weise so etwas wie Erleichterung, dass er endlich, endlich wusste, was es mit diesem verdammt miesen Gefühl, dieser Vorahnung, auf sich hatte, die er nicht hatte abschütteln können. Er hatte keine Chance schneller zu sein als Zoom, aber er würde auch nicht einfach aufgeben.

    Scheinbar gleichgültig hob er die Schultern, als wolle er noch etwas sagen, griff aus der Bewegung heraus mit einer raschen Drehung seines Oberkörpers zu der Coldgun, riss sie hoch und feuerte. Der Kältestrahl vereiste das Sofa und einen Teil des Fußbodens. Zooms Lachen kam bereits aus der anderen Ecke des Raumes.

    Dann war er hinter ihm, vor ihm, neben ihm, ein bläulich leuchtender Blitz, der durch die Wohnung schoss, um Len herum, so schnell, dass er nicht mit den Augen folgen, geschweige denn zielen konnte. Er gab einen weiteren Schuss ab, der aber nur seine Kommode mit einem Film aus Frost überzog.

    War es das was Zoom wollte? Einen Probelauf? Die Waffe in Aktion, um selber zu sehen, wie stark sie ist? Oder hatte er einfach nur eine krankhafte Vorliebe für Katz-und- Maus-Spielchen?

    Das tiefe, verzerrte Lachen erklang plötzlich direkt in Lens Rücken. Er wirbelte herum und schoss erneut. Ein stechender Schmerz, zuerst in der linken Schulter, dann in seinem linken Oberschenkel ließ ihn mit einem Aufschrei zu Boden gehen. Sein Bein gab einfach unter ihm nach, als er versuchte, wieder hochzukommen. Er schnappte nach Luft und lehnte sich mit den Rücken gegen die Wand. Aus einer klaffenden Wunde in seinem Oberschenkel drang Blut und vermutlich sah seine Schulter nicht besser aus. Der Schmerz war mörderisch, nahm ihm den Atem und lähmte ihn. Wie, verflucht nochmal, hatte Zoom das getan?

    Zoom stand jetzt direkt vor ihm und sah auf ihn herab. Wie als Antwort auf Lens unausgesprochene Frage hob er seine Hand und ließ sie einen Moment lang vibrieren, so unglaublich schnell, dass sie nur noch als unscharfes Flackern wahrzunehmen war. Eine tödliche Waffe.

    „Nett“, stieß Len hervor. Er hatte verloren. Endgültig. Ihm blieben vielleicht noch 30 Sekunden, maximal 40, bis Zoom diese vibrierende Hand in sein Herz stoßen würde. Und das auch nur, falls Zoom zu den psychopathischen Killern gehörte, die ihre bösen Pläne in einem endlosen Monolog erläuterten, was dem Helden weitere kostbare Zeit verschaffte. Andererseits, selbst ein paar Sekunden mehr könnten ihn jetzt nicht mehr retten und – Len verzog die Lippen zu einem selbstironischen Grinsen – in welcher Geschichte war er schon der Held?

    Er hatte das verletzte Bein von sich gestreckt, die Rechte noch immer am Abzug der Coldgun, die quer über seinem Schoß lag. Er konnte die Waffe nicht mehr heben, geschweige denn aufstehen. Jede Bewegung ließ dumpfen Schmerz durch seinen Körper schießen, die Wunden in seiner Schulter und in seinem Oberschenkel bluteten jetzt stark, er schwitzte und fror und ihm wurde schwindlig.

    Ihm lief die Zeit davon.

    „Du willst Flash besiegen? Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon längst getan“, presste er hervor und sah Zoom herausfordernd an, während sein rechter Zeigefinger langsam, ganz langsam die eine spezielle Stelle unterhalb des Abzugs der Coldgun suchte.

    „Ich werde Flash besiegen und ich werde mir seine Geschwindigkeit holen. Diese Waffe …“ Zoom hob demonstrativ den Fuß. „Ist nur ein Teil meines Plans.“ Er trat auf den Lauf den Coldgun und presste ihn zu Boden. Len schnappte unwillkürlich nach Luft, als der Schmerz wie Feuer durch seinen Oberschenkel schoss, hielt die Finger aber um den Griff gekrallt.

    „Ich möchte sicher gehen, dass diese Technologie nicht gegen mich verwendet werden kann“, fuhr Zoom fort. Er beugte sich etwas zu Len hinunter, hob seine rechte Hand und ließ sie erneut vibrieren, dieses Mal direkt vor Lens Augen.

    Mühsam versuchte Len sich zu konzentrieren, seine Gedanken inzwischen zäh und träge wie Sirup. Er ließ seine langsam gefühllos werdenden Finger millimeterweise über das kühle Metall der Waffe gleiten. Er hatte nur diese eine Chance Zoom aufzuhalten und Barry etwas Zeit zu verschaffen.

    Er hatte nicht gelogen, als er Barry und Iris letztes Weihnachten von dem Upgrade der Coldgun berichtet hatte. Es gab eine Möglichkeit den Kern zu überlasten und zur Explosion zu bringen. Allerdings nicht, indem er einfach den Griff losließ, wie er es Barry damals weißgemacht hatte. Das wäre tödlicher Leichtsinn.

    Ob Barry ihm diesen Bluff überhaupt abgenommen hatte? Vermutlich nicht. Barry war nicht diese Art von leichtgläubig und auch wie er ihn jetzt ansah … Lens Sicht verschwamm etwas und er blinzelte, aber das Bild vor seinem inneren Auge blieb. Barry, mit entschlossener Miene, diesem Lachen wie Sonnenschein, Wärme in seinem Blick … tut mir leid, Barry, so sehr … Lisa, die ihm zulächelte und ihr Haar über die Schulter warf, Mick und die Warnung und Trauer in seinen Augen, die Len erst jetzt wirklich verstand. Sara, Jax, Ray, Stein und zum Schluss wieder Lisa, mit etwa vier Jahren, ein kleines Mädchen, das voller Vertrauen seine Hand nahm.

    Mit letzter Willensanstrengung zwang Len sich ins Jetzt und Hier zurück. Sein Zeigefinger fand den kleinen, tief liegenden Schalter neben dem Abzug.

    „Sorry.“ Len sah Zoom an und fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen. „Lässt sich leider nicht einrichten.“ Er legte den Schalter um.

    Der Energiekern der Coldgun überlud sich mit einem schrillen Pfeifen. Sekundenbruchteile später verschwand Lens Welt in einem Aufblitzen aus Kälte und Eis.

    ***

    „Oookay“, murmelte Cisco, lehnte sich mit einem tiefen Aufatmen zurück und ließ die Finger auf der Tastatur ruhen. „Ich denke, ich weiß jetzt in etwa, was fehlt.“

    „Und was?“ Barry kam zu ihm herüber und sah ihm über die Schulter. Er hatte inzwischen seinen Flash-Anzug wieder gegen seine normale Kleidung getauscht und einen Energieriegel verdrückt. Nicht weil er Hunger hatte – sein Magen schien ein einziger Knoten aus Anspannung zu sein – sondern weil er wusste, dass er die Energie dringend brauchte.

    „Es ist alles da, was irgendwie mit dir zu tun hat, Barry, also mit Flash“, erklärte Cisco. „Mit deiner Geschwindigkeit und so. Wie Harry vermutet hat. Aber es fehlen fast alle meine aktuellen Forschungsergebnisse. Daten über Technologien die ich entwickelt habe. Das Anzugs-Upgrade, an dem ich gearbeitet hatte – verdammt, aber auch!“ Cisco schüttelte frustriert den Kopf. „Dann sämtliche Pläne für die Konstruktion der Meta-Abwehrwaffen, die Konstruktionspläne für die Coldgun – alles weg.“ Cisco runzelte die Stirn. „Das Tracking-Programm für die Coldgun ist aber noch da, das liegt auch auf einer anderen Ebene. Ich sehe eben nach, ob …“

    Barrys Handy klingelte. Er warf rasch einen Blick aufs Display. Es war Iris. „Sekunde, ja“, sagte Barry zu Cisco, plötzlich nervös, und nahm den Anruf an.

    „Barry.“ Iris hatte diesen mühsam beherrschten Ton in der Stimme, der anzeigte, dass etwas wirklich Schreckliches passiert war. „Zoom war hier. Bei uns zu Hause. Er hat … oh Gott, er hat Wally!“

    ***

    Sekunden später stand Barry in dem Zimmer, das Wally erst vor ein paar Tagen bezogen hatte und starrte auf Zooms Botschaft an der Wand: Deine Geschwindigkeit für Wally.

    Barry spürte diese eigenartige Spannung in der Luft, fast wie Elektrizität, ein Echo der Speedforce. Ein Hinweis darauf, dass Zoom gerade eben erst hier gewesen war. Joe und Iris hatten ihn nur knapp verpasst. Barry schluckte und ihm wurde leicht übel bei diesem Gedanken. Was, wenn Zoom die beiden … ? Es war leichtsinnig gewesen, sie einfach nach Hause gehen zu lassen.

    Andererseits – es gab keinen Ort mehr auf diesem Planeten, an dem die Menschen die er liebte, sicher vor Zoom waren, nicht im Cortex und auch nicht in seiner, in Flashs, unmittelbaren Nähe.

    Und jetzt hatte Zoom Wally.

    Aber die Botschaft war eindeutig. Er musste Zoom nur das geben, was er wollte. Ganz einfach.

    „Was können wir jetzt tun, Barry?“, fragte Joe müde. Er saß auf Wallys Bett und rieb sich die Augen. Iris legte ihm eine tröstende Hand auf die Schulter und sah Barrys fragend an. „Hat Cisco etwas herausgefunden? Vielleicht hilft uns das weiter.“

    „Zoom hat alles gelöscht, was irgendwie mit Technologie zu tun hat, die …“ Das Klingeln seines Handys unterbrach ihn. Cisco.

    „Hey, Mann.“ Cisco klang eindeutig nervös. „Ich habe jetzt gesehen, dass Zoom vorhin das Tracking-Programm für die Coldgun geöffnet hatte. Es funktioniert noch perfekt, aber es … es empfängt kein Signal.“

    „Was? Cisco?“ Barrys Herz begann schnell und hart zu schlagen.

    Cisco sog scharf den Atem ein. „Sag mit jetzt bitte, dass Snart samt Coldgun wieder auf Zeitreise ist, die Welt retten.“

    „Ist er nicht“, sagte Barry und legte einfach auf.

    „Barry, was ist los?“, fragte Iris und musterte ihn besorgt.

    Joe runzelte die Stirn. „Was sagt Cisco?“

    „Gleich, okay?“ Barry konnte das Zittern seiner Finger kaum unterdrücken, als er Lens Nummer wählte. Das war noch etwas, was er vergessen hatte: Jays – Zooms – offenkundiges Interesse an der Coldgun, die Fragen, die er gestellt hatte. Barry ließ es klingeln, bis sich die Mailbox einschaltete.

    In dem Moment klingelte Joes Handy. Mit halbem Ohr hörte Barry Joes Seites des Gesprächs zu – das Department, offensichtlich – während er wieder versuchte, Len zu erreichen. Vergeblich. Etwas in ihm wurde eiskalt. Hatte Zoom etwa auch Len und die Coldgun entführt? Nein, das ergab keinen Sinn. Hatte er Len … Er musste zu ihm, sofort.

    „Barry.“ Joe hatte sein Telefonat beendet und stand auf. Sein Blick war entschlossen. „Das war der Captain. Es gibt eine männliche Leiche, wohl Folge einer Art Explosion, drüben in Downtown. Ein Fall für die Metahuman Taskforce. Zoom wurde gesehen, wie er vom Tatort weggelaufen ist. Ist etwa zwanzig Minuten her.“ Joe schüttelte den Kopf. „Das ist wohl das einzig Gute, an diesem Fernsehauftritt, den Zoom damals hingelegt hatte – fast jeder in dieser Stadt erkennt ihn.“

    „Er hat zugelassen, dass man ihn sieht?“, fragte Iris ungläubig.

    „Sieht wohl so aus, als wäre etwas passiert, das ihn hat langsamer werden lassen. Der Zeuge sagt, er hätte mehrere Anläufe gebraucht bis er in einem blauen Blitz verschwunden ist.“ Joe steckte das Handy wieder ein. „Muss diese Explosion dort gewesen sein. Jedenfalls ist das ein brauchbarer Hinweis. Wir sollten uns sofort auf den Weg machen, Barry.“

    Eine männliche Leiche …

    „Wo?“, fragte Barry nur. Das Blut rauschte in seinen Ohren und er wunderte sich selber einen Moment, dass seine Stimme ganz normal klang, dass er überhaupt in der Lage war den Sinn von Joes Worten zu erfassen und zu reagieren.

    „47 Kingsbury Drive, Apartment …“

    „Apartment 24“, vervollständigte Barry tonlos. Lens Adresse.

    „Barry, woher …?“, begann Joe.

    Barry schüttelte nur den Kopf. „Wir treffen uns da.“ Damit rannte er los.

    Er zwang sich dazu, sich auf die ideale Geschwindigkeit zu konzentrieren – nicht zu schnell, damit seine Schuhe nicht in Flammen aufgingen – auf den gleichmäßigen Rhythmus seiner Schritte, auf den Wind, der an seiner Kleidung zerrte, auf den leichten Sprühregen wie feine Nadelstiche in seinem Gesicht.

    Nur nicht darauf, was ihn an seinem Ziel erwarten würde.

    ***

    Alles wird gut ...
    Ich denke übrigens, es werden mindestens 17 Kapitel (oder 18 ).


  26. #80
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Du meine Guete! Du kannst doch da jetzt nicht aufhoeren!

    Wow, war das spannend! Ich koennte jetzt wieder schreiben, wie genial du das Ganze be- und geschrieben hast und dass das alles in meinem Kopfkino in Ton und Bild (natuerlich in Farbe) abgelaufen ist, aber am Ende bleibt nur eins: Das war einfach irre spannend!!!

    Nichtsdestotrotz ... du kannst mich doch hier nicht so sitzen lassen! Was ist mit Snart? Du hattest doch was von einem Happyend gesagt ... oder habe ich das falsch in Erinnerung?

    Ach, uebrigens, in dem Moment, wo sie feststellen, dass Dateien fehlen, hat bei mir die kleine Gluehbirne im Kopf begonnen zu leuchten und ich wusste, auf was das hinauslaeuft. Okay, ein bisschen lag es wohl auch daran, dass du die ColdGun in dem Flash-Thread wieder erwaehnt hast ... *gg*

    So, und jetzt setzt du dich brav hin und schreibst weiter, denn auf diesem Cliffhanger will ich nicht lange haengen gelassen werden ... nichts mit Geduld dieses Mal ... alles klar?

  27. Danke sagten:


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