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Thema: [Flash] Durch die Zeit

  1. #41
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Danke euch auch für die Dankes, Chayiana, John´s Chaya, Saffier und stargatefan74.


    Kapitel 9 – With a little help from my friends


    Am nächsten Tag war Barrys erster Weg zu S.T.A.R. Labs um den Flash-Anzug wieder abzuliefern und Lagebesprechung zum Thema Zoom mit Cisco und Caitlin zu halten. Er hatte sich gestern Abend, kurz bevor er Len – Snart – vom Anwesen der Bellmans in den nahegelegenen Wald gebracht hatte, von den beiden verabschiedet und versprochen, alles weitere am nächsten Morgen zu besprechen. Dann hatte er die Funkverbindung unterbrochen.

    Jetzt fühlte er sich, nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht, wie gerädert. Seine Wut von gestern Abend, die, wenn er ehrlich war, nicht nur Snart gegolten hatte, sondern auch sich selber, war nur teilweise verraucht. Aber besser wütend zu sein, als diese dumpfe Traurigkeit und den Schmerz zu spüren, die immer dann an die Oberfläche kamen, wenn seine Gedanken zu den letzten Wochen, zu seinen Treffen mit Len wanderten. Ihr freundschaftlich-neckendes Geplänkel beim Kaffee, der Kuss, Lens Stimme übers Telefon, warm und … Verflucht, Schluß damit!

    Er rief sich Snarts spöttisches Grinsen, seinen kalten Tonfall und die verletzenden Worte von gestern ins Gedächtnis zurück. „Für den Yellow Sun kann man schon ein paar Opfer bringen.“ Snart hatte ihn nur benutzt um an diesen Diamanten zu kommen. Er hatte es zugegeben. Und auch wenn dieses Geständnis nicht hundertprozentig Sinn ergab – aber was wusste er denn schon wirklich über Leonard Snart?

    Barry fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und betrat den Cortex. Er konnte sich durch … durch diesen verdammten Liebeskummer, denn exakt das war es, wenn er ehrlich war, nicht von dem wirklich Wichtigen ablenken lassen: Zoom. Und die Frage, wie er schnell genug werden konnte, um es mit ihm aufzunehmen. Denn dazu war er jetzt fest entschlossen.

    Cisco war gerade in irgendwelche Berechnungen vertieft, sah nur kurz von seinem Bildschirm auf und rief Barry über die Schulter einen raschen Gruß zu. Über einen der anderen Monitore flimmerte eine Nachrichtensendung, allerdings ohne Ton. Thema war offensichtlich der gestrige Überfall auf das Bellman-Anwesen. Gerade schwenkte die Kamera über die rauchenden Überreste des nördlichen Anbaus, dann kam eine Nachrichtensprecherin im Studio ins Bild und schließlich wurde ein verwackeltes Amateurvideo eingeblendet, auf dem Snart gerade mit seiner Coldgun eine Türe öffnete und … und Menschen befreite? Barry blinzelte. Hatte er das richtig gesehen?

    Er trat etwas näher. „Hey, Cisco, kannst du das lauter stellen?“

    „Was?“ Cisco hob den Kopf, sah zu ihm auf, dann zum Bildschirm. „Oh, deine gestrige Heldentat. Die Berichte darüber laufen schon den ganzen Vormittag. Hast du das noch nicht mitbekommen?“ Er betätigte eine Taste und die Stimme der Reporterin erfüllte den Raum.

    „ … neue Erkenntnisse. Denn auch wenn es Central Citys eigener Held, Flash war, der dafür gesorgt hatte, dass die Verletzten so schnell wie möglich medizinisch versorgt werden konnten, haben doch einige Personen ihr Leben jemand ganz anderem zu verdanken. Wie zahlreiche Augenzeugen berichten, war es tatsächlich Leonard Snart, auch bekannt als „Captain Cold“, der ohne zu Zögern eingegriffen hat. Er hat nicht nur die im Gebäude Eingeschlossenen befreit, sondern hat unter Einsatz seines Lebens eine junge Frau aus den Flammen gerettet.“

    Barry rollte die Augen. Ging es noch etwas theatralischer? Andererseits – Len würde es hassen, jetzt auch öffentlich zum Helden erklärt zu werden. Barry musste bei dem Gedanken unwillkürlich lächeln, bis ihm einfiel, dass die Zeiten, in denen so etwas perfektes Material gewesen war, um Snart aufzuziehen, endgültig vorbei waren. Er presste die Lippen zusammen.

    Die Nachrichtensprecherin fuhr fort: „Inwieweit Colds – Leonard Snarts – Anwesenheit auf dem Grundstück der Bellmans mit dem Raub des Yellow Sun in Verbindung steht, ist augenblicklich noch Gegenstand der Ermittlungen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“

    Nun, wenn sein CSI-Kollege, der den Fall untersuchte, zwei und zwei zusammen zählte, würde er ganz bestimmt herausfinden, dass Snart dort nicht nur den Helden gespielt hatte. Die Coldgun hinterließ eindeutige Spuren auf Materialien, insbesondere auf Metall, das mit dem Kältestrahl in Berührung gekommen war. Das Loch in dem Elektrozaun, das Barry gestern im Vorbeiflitzen wahrgenommen hatte, sah verdächtig nach dem Werk der Coldgun aus. Und Snarts Anwesenheit am Tatort war ja nicht zu leugnen. Tja, damit war er wohl dran. Erstaunlicherweise war dieser Gedanke nicht so befriedigend, wie er hätte sein sollen.

    Die Nachrichtensprecherin zeigte ein professionell-kühles Lächeln. „Und nun schalten wir live zu Kathy Marrows an den Ort des Geschehens, wo es auch schon erste Informationen zu geben scheint, was die Ursache der Explosion angeht. Kathy, was kannst du uns dazu sagen?“

    Im Bild war jetzt eine dunkelhaarige Reporterin, die in der Einfahrt zum Haus der Bellmans stand. Im Hintergrund waren Autos der Polizei und Feuerwehr zu sehen. „Nun, abschließend können sich die Brandermittler des Central City Fire Department noch nicht dazu äußern, aber es steht fest, dass in einem bunkerähnlichen Raum unter dem nördlichen Teil des Bellman-Anwesens Sprengstoffe und andere Waffen gelagert waren. Ein Teil davon ist gestern explodiert. Ein Unfall ist nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen auszuschließen.“

    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hauptverdächtiger ist Devon Midway, der ehemalige Sicherheitschef von Bellman Industries, der bei der Explosion ums Leben gekommen ist. Unklar ist bisher, welchem Zweck die Sprengstoffe, die sich im Besitz der Familie Bellman befinden, dienen sollten, sowie das Motiv für die Tat. Und damit gebe ich zurück ins Studio zu …“

    Cisco schaltete den Ton wieder aus und schnaubte. „Welchen Zweck? Alle Welt fragt sich, was die Bellmans wirklich abziehen, hinter der Saubermann-Immobilienhändler-Fassade und woher ihre Kohle stammt. Waffenhandel wäre da doch eine ziemlich gute Erklärung.“

    „Das wäre eine Möglichkeit“, bemerkte Caitlin, die irgendwann von Barry unbemerkt den Cortex betreten hatte und jetzt neben ihm stand. Sie sah besser aus als gestern. Gefasster. Waren tatsächlich erst knapp 24 Stunden vergangen, seitdem sie von Jays Verrat erfahren hatten? Es kam ihm viel länger vor. „Aber auf jeden Fall sieht es so aus, als ob in Snart doch ein Held stecken könnte. Er hat Leben gerettet, gestern.“

    „Ja, aber sicher nicht aus Heldenmut.“ Barry zuckte die Schultern. „Ich meine, Lisa war da drin. Er hat sie rausgeholt, weiter nichts.“ Aber offensichtlich hatte er die Wahrheit gesagt, was die Explosion anging. Vielleicht hatte Snart gestern seinen ‚Ich-bin-ehrlich‘–Tag gehabt. Mit allem, was er gesagt hatte. Barry versuchte die Bitterkeit, die dieser Gedanken in ihm hochkommen ließ, nicht in seinem Gesicht zu zeigen.

    Anscheinend gelang ihm das nicht wirklich. Caitlin runzelte die Stirn und sah ihn forschend an. „Du bist sonst immer der Erste, der dafür plädiert, dass Gutes in ihm steckt und ihn verteidigt.“

    „Ja, ich weiß, es ist nur … Ich dachte Snart hätte komplett aufgehört mit seinen Raubzügen seitdem er mit dem Legends-Team unterwegs ist. Ihn gestern da mitten drin zu sehen in diesem Chaos, mit Explosionen und Toten, das war …“ Niederschmetternd, schmerzhaft, ernüchternd. Er schüttelte leicht den Kopf und suchte nach den passenden Worten, die nicht zu viel über seine tatsächlichen Gefühle verrieten.

    Caitlin nickte. „Du bist enttäuscht. Das ist nur verständlich, Barry. Aber nach allem, was wir jetzt erfahren haben, sieht es so aus, als hätte er sich doch an eure Abmachung gehalten. Dann ist etwas fürchterlich schief gelaufen. Du hast ihn gestern von dort weggebracht, nachdem du dich bei uns abgemeldet hast, oder? Hat er da nichts mehr gesagt?

    „Es gab nicht wirklich Gelegenheit dazu“, sagte Barry ausweichend. Falsch, er hatte Snart keine Gelegenheit gegeben. Er hatte einfach nicht zugehört. Andererseits hätte das auch nichts an den Tatsachen – dem Überfall und Snarts Planung desselben, während er versucht hatte, Barry näher zu kommen – geändert. Trotzdem, er hätte Snart erklären lassen sollen, wenigstens das.

    „Ähm, Lisa … war sie eigentlich schwer verletzt?“, schaltete sich Cisco betont beiläufig ein.

    „Es sah nicht gut aus. Sie war bewusstlos, als ich sie ins Krankenhaus gebracht hatte.“

    „Oh.“ Ciscos Augen weiteten sich etwas. „Der Preis des Verbrechens, nehme ich an“, bemerkte er. Sein gleichgültiger Tonfall war alles andere als überzeugend. Anscheinend stand er noch immer auf Lisa. Die Snart-Geschwister schienen es einem generell schwer zu machen, über sie hinwegzukommen.

    „Okay. Also, Team Flash.“ Cisco klatschte in die Hände. „Lasst uns jetzt produktiv werden und überlegen, wie wir Zoom zur Strecke bringen können. Denn das wollen wir, richtig?“

    „Richtig“, stimmte Caitlin entschlossen zu.

    „Absolut“, bestätigte Barry. „Und der Weg dorthin ist: Ich muss schneller werden.“

    ***

    Das war einfacher gesagt, als getan. Obwohl Barry und Cisco verbissen nach Informationen suchten, um die Formel zu finden, mit der sie Barrys Geschwindigkeit erhöhen konnten und trotz Caitlins Analyse von Zooms Art sich zu bewegen, kamen sie nicht wirklich weiter. Es war schließlich Wally, der Barry auf eine Idee brachte, die erfolgversprechend klang. Er würde sich bei Eobard Thawne in der Vergangenheit Rat holen. In seiner Rolle als Professor Wells war er quasi davon besessen gewesen, Barrys Geschwindigkeit zu steigern, wenn auch aus eigennützigen Motiven. Wenn jemand die Informationen hatte, die sie brauchten, dann er.

    Barrys Trip in die Vergangenheit war erfolgreich – er bekam schließlich die Formel, die er benötigte um es mit Zoom aufnehmen zu können – und gleichzeitig aufwühlend. Nicht nur die Begegnung mit Thawne, dem Mörder seiner Mutter, sondern auch das Wiedersehen mit Eddie. Lebendig, voller Tatendrang und so verdammt verliebt in Iris, dass es einfach nur wehtat.

    Während Iris auf dem Sofa im Wohnzimmer saß und sich die Videobotschaft ansah, die Eddie für sie auf Barrys Bitte hin aufgenommen hatte, ging Barry nach oben in sein Zimmer. Erschöpft setze er sich aufs Bett und griff nach seinem Handy.

    Die Reise in die Vergangenheit und vor allem Eddie wiederzusehen, hatte ihm gezeigt, wie schnell alles, was man als selbstverständlich betrachtete, vorbei sein konnte. Wie schnell man Menschen verlieren konnte und dann nie mehr die Gelegenheit hatte, ihnen zu sagen, was sie einem bedeuteten. Er wollte das zwischen ihm und Len nicht einfach so zu Ende gehen lassen. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er, dass Lens Behauptung, ihn nur benutzt zu haben, der Wahrheit entsprach. Er musste wenigstens versuchen, mit ihm zu reden. Ein echtes Gespräch, nicht nur im Zorn hervorgestoßene Anschuldigungen.

    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, suchte Lens Kontakt heraus und tippte: „Ich habe die Nachrichten gesehen und weiß jetzt, dass du nichts mit der Explosion zu tun hattest. Sorry, dass …“ Er hielt inne. Wofür genau, wollte er sich entschuldigen? Sicher nicht dafür, dass er wütend geworden war. Dafür, dass er nicht zugehört hatte? Okay, das schon eher. Aber eigentlich wollte er nicht anfangen, diesen ganzen Mist per Sms zu diskutieren.

    Hastig löschte er den Text wieder und starrte blicklos auf das Display, bis sich der Bildschirmschoner einschaltete. Etwas Neutrales wäre gut, einfach um vorzufühlen, ob Len überhaupt antwortete. Aber was? Oder sollte er lieber gleich anrufen? Er warf einen Blick auf die Uhr, 23.10 Uhr. Etwas spät dafür. Dann morgen. Morgen war besser. Morgen war definitiv besser.

    ***

    Die paar Tage, bis Lisa wieder ansprechbar war, erschienen Len wie eine Ewigkeit. Den Gedanken an Barry vermied er mit geübter Konsequenz, sperrte ihn in den hintersten Winkel seines Geistes. Er hielt sich beschäftigt, unter anderen damit, alte Kontakte wiederaufleben zu lassen, um herauszufinden, wo sich Bivolo verkrochen haben könnte – bisher erfolglos. Er und Kaprinsky waren buchstäblich untergetaucht.

    Shawna, die er direkt am Tag nach dem Überfall erreicht hatte, wusste auch nichts. Sie sofort verschwunden, nachdem sie bemerkt hatte, dass niemand am vereinbarten Treffpunkt auf sie wartete und die Cops bereits im Anmarsch waren. Len konnte es ihr nicht verdenken. Wenigstens würde niemand sie und Lisa mit dem Überfall in Verbindung bringen, da alle möglichen Beweise dafür in die Luft geflogen und ihre Tarnidentitäten für den Abend wasserdicht gewesen waren.

    Lisas Verletzungen – Prellungen, Schürfwunden und die Verbrennungen an linkem Arm und Schulter – heilten gut, wie die Ärzte ihm versicherten. Wegen der oftmals tückischen Spätfolgen einer Rauchgasvergiftung war sie noch unter Beobachtung.

    „Sehr elegant“, bemerkte sie mit leichtem Spott, als Len ihr Krankenzimmer – ein Einzelzimmer, dafür hatte er gesorgt – betrat und deutete auf seine Brille und den Hut. „Trägst du das, damit die Cops dich nicht erkennen? Oder wegen der Autogrammjäger?“ Sie war blass und ihre Stimme klang immer noch ein wenig rau, aber sie sah schon deutlich besser aus, als bei seinem gestrigen Besuch.

    Er rollte die Augen, legte Hut und Mantel auf einen der beiden Stühle und schnappte sich den anderen um sich an Lisas Bett zu setzen. „Niemand will ein Autogramm von mir“, erwiderte er.

    „Kommt schon noch, warte es ab.“ Lisa lächelte schelmisch. „Die Medien sind gerade dabei, dich zu Central Citys neuestem Held zu erklären. Wenn das so weitergeht, läufst du noch Flash den Rang ab.“ Sie machte eine kurze Pause und das Lächeln verschwand. „Er war dort, oder? Hat mich hierher gebracht?“

    „Ja“, erwiderte Len knapp, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Wie geht es dir?“, fragte er rasch, um Lisa keine Gelegenheit zu geben, weiter nach Flashs Auftauchen an dem Abend des Überfalls zu fragen.

    „Okay“, erwiderte sie, zuckte die Schultern und verzog sofort schmerzhaft das Gesicht. Vorsichtig tastete sie mit der rechten Hand nach ihrem bandagierten linken Oberarm. „Keine ärmellosen Shirts mehr in Zukunft, fürchte ich. Aber was sind schon ein paar Narben mehr?“, bemerkte sie mit falscher Fröhlichkeit, die Len einen Stich versetzte. Er wusste, wie wichtig Lisa ihr Aussehen war. Und er wusste, was das Gefühl, Teile seines Körpers verstecken zu müssen, mit dem eigenen Selbstwertgefühl machte. Wie sehr es Distanz zu anderen schaffte, weil man befürchtete, angestarrt, verspottet oder – schlimmer – bemitleidet zu werden.

    „Tut mir Leid, Lisa“, sagte er sanft.

    Sie holte tief Luft und plötzlich glitzerten Tränen in ihren Augen. „Das war einfach nur ein beschissener Plan, Lenny. Ich hätte auf dich hören sollen, was Bivolo angeht.“

    „Hättest du“, bestätigte Len. Es war nun Mal die Wahrheit, kein Grund es schönzureden. „Aber der Plan an sich war gut. Keiner von uns konnte ahnen, dass die Bellmans Waffen und Sprengstoffe im Keller horten, wie andere Leute alten Wein.“

    Genauso wie sie nicht hatten ahnen können, dass der Sicherheitschef von Bellman Industries eine Affäre mit Bellmans Tochter gehabt hatte, woraufhin Papa Bellman ihn vom Chef zum untersten Laufburschen degradiert hatte. Dass also an dem Abend des Überfalls ein Mann auf dem Gelände Wachdienst schob, der seinen Chef derart hasste, dass er unter Bivolos Einfluss sogar das halbe Haus in die Luft sprengte, nur um ihm eines auszuwischen – das war wirklich nicht abzusehen gewesen. Die Nachrichten der letzten Tage hatten Stück für Stück diese gesamte vertrackte Geschichte ans Licht gebracht.

    Lisa wischte sich mit einer ärgerlichen Bewegung die Tränen von den Wangen. „Danke, dass du mich da rausgeholt hast“, sagte sie leise und sah ihn an.

    „Hm“, erwiderte Len mit einem schiefen Grinsen und beugte sich etwas vor. „Was hätte ich tun sollen? Du hast mich noch nicht bezahlt. Ich bekomme noch meinen Anteil.“

    Lisa ließ sich in die Kissen zurücksinken, schloss die Augen und murmelte müde: „Ja, dein Anteil von Nichts. Bivolo ist so ein Arsch. Hast du schon rausgefunden, wo er steckt?“

    „Nein, aber ich bin dran.“ Len griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz. „Ich lass dich jetzt schlafen und komm morgen wieder. Brauchst du was?“

    „Nein. Hey, bleib noch etwas.“ Ihre Finger schlossen sich für einen Moment um seine, dann ließ sie los. „Die Schmerzmittel sind toll, machen aber so müde. Ich kann aber nicht ständig schlafen.“ Sie seufzte und wandte ihm den Blick wieder zu. „Erzähl mir was. Wie läuft es mit dir und Barry?“

    „Super“, erwiderte er knapp.

    Lisa musterte ihn, dann wurden ihre Augen schmal. „Lüg‘ mich nicht an. Was ist los?“

    Len fuhr sich mit der Hand übers Gesicht „Es ist vorbei.“ Er wusste selber nicht, warum er der Frage nicht einfach ausgewichen war, denn jetzt würde Lisa nicht locker lassen.

    „Was?“ Lisa riss die Augen auf und wirkte mit einem Mal hellwach. Natürlich. „Warum?“

    „Die Sache bei den Bellmans.“ Er lächelte schmal. „Passt nicht so zu dem Bild, das er von mir hatte.“

    „Er wusste nicht, wer du bist? Dass du Captain Cold bist? Und dann hat er es aus den Nachrichten erfahren? Oh, Lenny, das tut mir leid.“ Ihr Mitgefühl war echt und von Lisa war es erträglich, nein, tat in gewisser Weise sogar gut. Vielleicht war es doch nicht verkehrt, wenigstens einen Bruchteil dessen, was er in den vergangenen Tagen sorgsam weggesperrt hatte, herauszulassen und mit ihr zu teilen. Zumindest soweit er es konnte, ohne zu verraten, dass Barry Flash war.

    „Nein, nicht ganz.“ Len zuckte mit den Schultern. „Er wusste wer ich bin, wusste alles, aber ich hatte ihm etwas versprochen. Keine Toten.“

    Lisa sah ihn einen Moment lang forschend an, dann sagte sie: „Okay, aber wenn er, wie jeder andere auch, erst aus den Nachrichten von dem Überfall erfahren hat, müsste er doch auch wissen, dass du auf keinen Fall für die Toten verantwortlich sein kannst. Im Gegenteil, ohne dich hätte es noch mehr Tote gegeben.“

    „Er hat Verbindungen zu den Cops, hat von der Sache erfahren, bevor klar war, was da wirklich gelaufen ist und hat seine Schlüsse gezogen“, erwiderte Len rasch. Verdammt, Lisa war erstaunlich auf Zack dafür, dass sie unter Schmerzmitteln stand.

    „Verbindungen zu den Cops. Wow, auch das noch“, murmelte sie. Sie rieb sich die Augen und gähnte. „Und jetzt? Wenn er nicht unter einem Stein lebt, müsste er inzwischen wissen, dass du nichts damit zu tun hast.“

    „Ja, müsste er.“

    Lisa blinzelte. Ihr fiel es sichtlich schwer, die Augen offen zu halten. „Und?“

    „Ich habe seit dem Überfall nichts mehr von ihm gehört.“

    „So ein Scheißkerl.“

    „Er hat seine Gründe, mir nicht mehr zu vertrauen“, erwiderte Len nur. Ihm war inzwischen klar, dass er mit seiner abschließenden Bemerkung an Barry so ziemlich alles zwischen ihnen zerstört hatte. Aber einmal gesprochene Worte ließen sich nun Mal nicht zurücknehmen. Und offensichtlich war es ja das, was Barry von ihm nur allzu bereitwillig glauben wollte, sonst hätte er sich gemeldet.

    „Tatsächlich?“ Lisa hob die Augenbrauen. „Warum?“

    „Nicht wichtig.“

    „Oh, komm schon, Lenny, lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“

    „Lisa, es ist vorbei, okay? Belass es einfach dabei.“

    „Hat er Schluss gemacht, oder du?“

    Len schwieg.

    „Oh, fantastisch. Lass mich raten – keiner von euch? Jeder geht nur davon aus, dass der andere nicht mehr will? Und jeder leidet still vor sich hin und leckt seine Wunden, anstatt einen Versuch zu unternehmen, miteinander zu reden.“ Sie rollte die Augen. „Typisch. Für dich zumindest.“

    „Ich denke nicht, dass er leidet, Lisa. Ich tue es sicher nicht.“ Len zuckte betont gleichgültig mit den Schultern und stand auf.

    „Klar.“ Sie schnaubte. „Rede dir das nur ein, Idiot.“ Sie zielte mit dem Zeigefinger auf sein Gesicht und sagte: „Ich kenne diesen Blick und ich hasse ihn. So siehst du aus, wenn …“ Der Rest des Satzes ging in einem Gähnen unter.

    Len verzog amüsiert die Lippen. „Wir sehen uns morgen, Schlafmütze.“

    Er spürte Lisas forschenden Blick auf sich, während er Mantel und Hut holte. Doch statt eine weitere Frage abzufeuern, deutete Lisa auf ihre Handtasche, die er ihr gestern mitgebracht hatte und sagte: „Da müssten irgendwo mein Handy und das Ladegerät drin sein. Steck es bitte mal an und leg es mir hierher.“ Sie klopfte leicht auf das Beistelltischchen zu ihrer Rechten. „Und ich werde jetzt wirklich noch eine Runde schlafen.“

    ***

    Der Tachyonenverstärker, den Cisco und Harry Dank Eobards Formel konstruiert hatten, funktionierte einwandfrei wie die Tests bewiesen. Barry konnte es, zumindest was die Geschwindigkeit anging, mit Zoom aufnehmen. Jetzt blieb nur noch zu klären, wie sie erneut zu Erde 2 gelangen konnten, nachdem sie alle Portale bereits geschlossen hatten.

    Während Cisco und Caitlin seit dem frühen Morgen an einer Lösung tüftelten, arbeitete Barry in seinem Labor an dem Beweismaterial von vier Fällen gleichzeitig, schrieb drei Berichte und wurde schließlich noch zu einem Tatort gerufen. Als er fertig war und Captain Singh die lange erwarteten Untersuchungsergebnisse präsentierte, war es kurz nach 17.00 Uhr und er hatte fast zehn Stunden durchgearbeitet, mit nur einer kurzen Pause für Kaffee und Burger. Ständig hatte er den Gedanken im Hinterkopf, Len anzurufen. Aber nie war der Zeitpunkt wirklich passend.

    Gerade als er Singhs Büro verließ, klingelte sein Handy. Es war Cisco. „Hey, Mann, hast du … hast du Zeit? Oder bist du gerade sehr beschäftigt?“ Cisco klang ungewöhnlich nervös.

    „Bin gerade mit der Arbeit fertig. Was ist los?“

    „Ähm, ich kann dir das nicht wirklich so auf die Schnelle erklären, aber … Kannst du zum Memorial Hospital kommen? Jetzt gleich?“

    „Sicher, was ist …? Bist du okay, Cisco?“, fragte Barry alarmiert.

    „Ja, ja, alles bestens. Ich warte unten an der Info. Und besorg bitte unterwegs noch Blumen, ja? Das wäre klasse, Mann.“

    Nur wenige Sekunden später stand Barry neben Cisco an der Information des Krankenhauses, in der Hand ein Blumenstrauß.

    „Danke, Alter.“ Cisco strahlte und schnappte sich die Blumen. „Dann wollen wir mal.“ Er stieg in den Aufzug, bedeutete Barry, ihm zu folgen und drückte auf den Knopf für das fünfte Stockwerk.

    „Was tun wir hier?“, fragte Barry und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wen besuchen wir?“ Cisco reagierte nicht, er war doch tatsächlich damit beschäftigt, in der verspiegelten Rückwand des Aufzuges sein Aussehen zu überprüfen und mit den Fingern seine Haare zu ordnen. Er trug schwarze Jeans, ein T–Shirt und darüber eine schwarze Lederjacke, die Barry noch nie bei ihm gesehen hatte. Für einen Krankenbesuch hatte er sich sehr in Schale geworfen.

    „Cisco?“

    Cisco holte tief Luft und drehte sich zu Barry um. „Lisa Snart.“

    „Was?“ Barry riss die Augen auf. Nun, zumindest erklärten sich so das Outfit und die Nervosität.

    „Okay, hör zu. Ich weiß, sie ist … eine Kriminelle. Leider. Deswegen habe ich auch zuerst nicht reagiert, als sie vor ein paar Monaten angefangen hat, mir Sms zu schreiben. Und ich schwör‘ dir, Mann, ich habe keine Ahnung, woher sie meine Nummer hat.“

    „Ja, kommt mir bekannt vor“, murmelte Barry.

    Cisco schien ihn nicht gehört zu haben. „Wir haben uns ab und zu geschrieben, ein paar Mal telefoniert, über ganz belanglose Sachen gesprochen und sie ist …“ Cisco lächelte. „Sie ist wirklich nicht übel, wenn man sie näher kennt.“ Er hob abwehrend die Hand, als wollte er einen Einwand Barrys verhindern. „Ich weiß. Trotzdem kriminell. Deswegen habe ich auch abgelehnt, als sie neulich mit mir ausgehen wollte.“ Das Bedauern in seiner Stimme war nicht zu überhören.

    Barry rieb sich die Stirn. „Okay Cisco, du … du hast also Beinahe-Dates mit Lisa Snart, was an sich schon …“ Er schluckte den Rest des Satzes hinunter, denn, ehrlich, er war der Letzte, der Cisco deswegen Vorhaltungen machen sollte. „Was … okay, ist. Ich meine, nicht wirklich, aber … egal.“ Barry schüttelte den Kopf. „Aber was, bitte, soll ich hier?“

    Der Aufzug hielt.

    „Warte, dazu komme ich gleich, okay.“ Cisco lächelte ihm rasch zu, sichtlich erleichtert über Barrys Reaktion und trat auf den langen Krankenhausflur hinaus. Im Gehen redete er weiter. „Als ich gehört habe, dass sie bei dem Überfall verletzt wurde, habe ich sie gefragt, wie es ihr geht und ob sie etwas braucht. Ich wollte … höflich sein, nichts weiter“, erklärte Cisco und wurde rot.

    „Klar“, sagte Barry und grinste leicht.

    „Sie hat dann gesagt, so verrückt das auch klingt, dass sie … dass sie dringend mit dir sprechen muss. Ich soll sie besuchen und dich mitbringen.“

    „Mit mir? Du meinst mit Flash? Warum hast du dann ….?“

    „Nein, nein, nein“, fiel Cisco ihm rasch ins Wort. „Mit dir, Barry Allen.“

    „Warum? Woher kennt sie mich? Wir haben uns bisher zweimal kurz gesehen und ich glaube nicht, dass ich mich ihr vorgestellt habe.“

    „Naja, ich habe dich mal erwähnt und gesagt, dass wir befreundet sind und ab und zu zusammen abhängen. Dass du Forensiker beim CCPD bist und dadurch auch mit S.T.A.R. Labs zu tun hast. Mehr nicht. Und jetzt will sie mit dir sprechen. Unbedingt. Sie sagt, es sei wichtig.“

    „Klar sagt sie das.“ Barry schnaubte.

    „Nein, Mann.“ Cisco war vor einem der Krankenzimmer stehengeblieben und sah Barry ernst an. „Sie sagt, es sei wichtig für dich. Und es klang nicht nach einem Scherz oder nach einer linken Tour. Deswegen habe ich mich da überhaupt drauf eingelassen.“

    Len! Barrys Herzschlag beschleunigte sich. War etwas mit Len passiert? Nein, das ergab keinen Sinn, denn Lisa wusste sicher nichts von ihnen beiden. Oder?

    Bevor Barry noch etwas fragen konnte, hatte Cisco bereits kurz an die Tür geklopft und betrat das Zimmer. Barry folgte ihm mit pochendem Herzen.

    Lisa saß auf dem Bett, das Kopfteil hochgestellt, und legte gerade eine Zeitschrift zur Seite, in der sie eben noch geblättert hatte. Sie trug eine Jogginghose und ein kurzärmeliges T–Shirt unter dessen linkem Ärmel ein Verband zu sehen war. „Cisco!“, begrüßte sie ihn mit einem echten Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ – sie freute sich wirklich, ihn zu sehen. Ihr Blick fiel auf Barry und das Lächeln wurde einen Hauch kühler. Sie musterte ihn abschätzend, aber nicht unfreundlich. „Und … Barry.“

    „Hi, Lisa.“ Barry hob kurz grüßend die Hand.

    „Hier, für dich.“ Cisco präsentierte ihr die Blumen und sah sich um. „Hast du eine Vase?“

    „Wow, die sind toll, danke.“ Sie strahlte. „Wie süß von dir, daran zu denken, Cisco.“

    Barry räusperte sich und musste grinsen, als Cisco verlegen hüstelte und sich im Krankenzimmer übereifrig nach einem passenden Gefäß für die Blumen umsah.

    In Lisas Augen lag echte Zuneigung als sie ihn beobachtete, dann sah sie wieder Barry mit diesem seltsam taxierenden Blick an, unter dem er sich zunehmend unwohl zu fühlen begann.

    „Du siehst schon … viel besser aus“, bemerkte er, hauptsächlich um überhaupt etwas zu sagen.

    Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. „Besser? Inwiefern besser? Das letzte Mal haben wir uns vor ein paar Monaten bei Jitters gesehen, als ich Cisco … um einen Gefallen gebeten habe.“ Ihr Lächeln wurde etwas spöttischer und für einen Moment war da eine gewisse Ähnlichkeit mit Len, die Barry vorher noch nie aufgefallen war. „Ich hoffe ich sehe jetzt nicht besser aus als damals.“

    „Ähm, nein, natürlich nicht“, beeilte Barry sich zu versichern und versuchte Ciscos leicht entsetztes Augenaufreißen zu ignorieren. „Ich meinte besser dafür, dass du … dass du ja erst verletzt wurdest. Also, im Vergleich dazu, wie du wohl ausgesehen haben musst … ähm, kurz nachdem das passiert ist.“ Er rieb sich den Nacken. „Nicht, dass ich das wüsste, oder gesehen hätte, aber … ich vermute es eben?“

    „Aha.“ Lisa wirkte amüsiert. „Dann – danke.“

    Wow. Er musste wirklich aufpassen, was er sagte. Lisa war verdammt aufmerksam. Barry holte tief Luft. „Okay, Lisa, weswegen sollte ich herkommen? Du hast gesagt, es sei wichtig?“

    Sie nickte. „Gleich. Sei so nett, Barry, geh mal da rüber an den Schrank, da müsste eine Vase für die Blumen sein. Ganz oben.“

    „Okay.“ Barry zuckt die Schultern und spürte bei den wenigen Schritten durchs Zimmer Lisas Blicke auf sich. Er durchsucht den Schrank. „Sorry, keine Vase“, sagte er und drehte sich zu ihr um.

    Sie nickte zufrieden. „Schon okay. Ich wollte nur noch eine letzte Bestätigung haben.“

    Barry lachte unsicher auf und hob die Schultern. Die Art, wie Lisa ihn musterte, wurde zunehmend beunruhigender und machte ihn kribbelig. „Bestätigung wofür? Dass keine Vase im Schrank ist?“

    „Nein, Dummchen. Dafür, dass ich mit meiner Vermutung recht habe.“ Sie lächelte süffisant. „Die Art, wie sich jemand bewegt und geht, ist ganz individuell. Man kann jemanden an seinem Gang erkennen, auch wenn er das Gesicht hinter einer Maske versteckt.“

    Barry schluckte. Cisco warf ihm einen verständnislosen, aber deutlich panischen Blick zu.

    Lisa hob die Augenbrauen und sagte zuckersüß: „Also, du bist hier, weil ich mit dir über meinen Bruder und über das tragische Ende eurer kleinen Liebesaffäre reden möchte, Flash.“


  2. #42
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Er konnte sich durch … durch diesen verdammten Liebeskummer, denn exakt das war es, wenn er ehrlich war, nicht von dem wirklich Wichtigen ablenken lassen: Zoom.
    Armer Barry, Liebeskummer ist doof, da kommt Zoom gerade recht.

    Wie zahlreiche Augenzeugen berichten, war es tatsächlich Leonard Snart, auch bekannt als „Captain Cold“, der ohne zu Zögern eingegriffen hat. Er hat nicht nur die im Gebäude Eingeschlossenen befreit, sondern hat unter Einsatz seines Lebens eine junge Frau aus den Flammen gerettet.“
    Das wird Len gar nicht gefallen, wie ein Held gefeiert zu werden.

    „Inwieweit Colds – Leonard Snarts – Anwesenheit auf dem Grundstück der Bellmans mit dem Raub des Yellow Sun in Verbindung steht, ist augenblicklich noch Gegenstand der Ermittlungen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.“
    Na ja, er war ja nur wegen Lisa da, aber das wird er wohl kaum aussagen.

    Vielleicht hatte Snart gestern seinen ‚Ich-bin-ehrlich‘–Tag gehabt. Mit allem, was er gesagt hatte. Barry versuchte die Bitterkeit, die dieser Gedanken in ihm hochkommen ließ, nicht in seinem Gesicht zu zeigen.
    Oh man, Len hat doch nur so etwas gesagt, weil er sein Herz schützen wollte.

    Trotzdem, er hätte Snart erklären lassen sollen, wenigstens das.
    Ja, das hätte Barry wirklich tun sollen.

    Er wollte das zwischen ihm und Len nicht einfach so zu Ende gehen lassen. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er, dass Lens Behauptung, ihn nur benutzt zu haben, der Wahrheit entsprach.
    Wow, Barry/Flash, der Blitzmerker, welche Ironie.

    Wenn das so weitergeht, läufst du noch Flash den Rang ab.“ Sie machte eine kurze Pause und das Lächeln verschwand. „Er war dort, oder? Hat mich hierher gebracht?“
    Richtig geraden, Flash hat dich gerettet.

    „Er wusste wer ich bin, wusste alles, aber ich hatte ihm etwas versprochen. Keine Toten.“
    Eigentlich kann Len ja nichts für die Toten, aber andererseits hat er diesen Einbruch auch nicht verhindert.

    „Oh, fantastisch. Lass mich raten – keiner von euch? Jeder geht nur davon aus, dass der andere nicht mehr will? Und jeder leidet still vor sich hin und leckt seine Wunden, anstatt einen Versuch zu unternehmen, miteinander zu reden.“
    Sie hat es auf den Punkt gebracht.

    Lisa hob die Augenbrauen und sagte zuckersüß: „Also, du bist hier, weil ich mit dir über meinen Bruder und über das tragische Ende eurer kleinen Liebesaffäre reden möchte, Flash.“
    Oh je, jetzt weiß Cisco alles. Was wird er sagen? Vielleicht so etwas wie: "Was haben die Snarts nur an sich, dass man ihnen nicht widerstehen kann?"

    Ich bin sooo... neugierig, wie es weitergeht! Dankeschön für das spannende Kapitel.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  3. Danke sagten:


  4. #43
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Was für ein Ende des tollen langen Kapitels! Ja, Lisa ist wirklich äußerst aufmerksam, ihr entgeht nichts.
    Das Cisco nun aber auch noch anwesend war und den letzten Satz mitbekommen hat, dürfte äußerst interessant werden. Auf das Gespräch bin ich wirklich gespannt.

    Das mit Len und Barry wird sich klären.

    Ich warte gespannt auf die Fortsetzung!

  5. Danke sagten:


  6. #44
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Soooo .... das Beste zuerst: Der letzte Satz! Der Oberhammer! Der eroeffnet so viele schoene Gelegenheiten fuer offenbarende Gespraeche ... ich freu mich jetzt schon!

    Und es ist ja schoen, dass Barry sich langsam klar darueber wird, dass er ein bisschen sehr schroff und unnachgiebig reagiert hat, aber man sieht ja, dass das leider noch nicht ausreicht, um sich bei Len zu melden. Und der ist ja auch nicht viel besser ... Wie gut, dass es da Lisa Snart gibt. Mann, das Maedel ist clever! Ich liebe es, wie du sie schreibst und du sie mit den anderen agieren laesst.
    „Oh, fantastisch. Lass mich raten – keiner von euch? Jeder geht nur davon aus, dass der andere nicht mehr will? Und jeder leidet still vor sich hin und leckt seine Wunden, anstatt einen Versuch zu unternehmen, miteinander zu reden.“ Sie rollte die Augen. „Typisch. Für dich zumindest.“
    Den Satz musste ich jetzt einfach mal zitieren ... der trifft den Nagel so was von auf den Kopf! Einfach nur klasse!

    Und ja, ich bin jetzt auch guter Dinge, dass sich das zwischen Barry und Len klaeren wird ... auch wenn das Ganze sicher ziemlich "awkward" (sorry, aber das Wort trifft es am besten *gg*) fuer die beiden wird, wo jetzt auch Cisco Bescheid weiss.

    Uebrigens fand ich auch die ganze Hintergrundgeschichte um die Bellmanns sehr interessant und du hast das geschickt eingebaut. Ich hatte mich ehrlich gesagt beim letzten Kapitel auch schon gefragt, was da eigentlich so katastrophal (*gg*) explodiert ist. Jetzt bin ich schlauer.

    Vielen Dank fuer dieses sehr aufschlussreiche, kurzweilige und vor allem schoen lange Kapitel!

  7. Danke sagten:


  8. #45
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Danke sehr für die Dankes!

    @John's Chaya
    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Na ja, er war ja nur wegen Lisa da, aber das wird er wohl kaum aussagen.
    Und selbst wenn, wird ihm das bei der Polizei kaum etwas nützen. *g*
    Eigentlich kann Len ja nichts für die Toten, aber andererseits hat er diesen Einbruch auch nicht verhindert.
    Naja, er hat Barry aber nie versprochen keinerlei Überfälle mehr durchzuziehen. Und geplant waren hier ja keine Toten, es hätte, wenn wirklich alles nach Plan gelaufen wäre, nicht einmal Verletzte gegeben.
    Oh je, jetzt weiß Cisco alles. Was wird er sagen? Vielleicht so etwas wie: "Was haben die Snarts nur an sich, dass man ihnen nicht widerstehen kann?"
    Lass dich überraschen! Vielen Dank für dein Feedback!

    @stargatefan74

    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    Was für ein Ende des tollen langen Kapitels! Ja, Lisa ist wirklich äußerst aufmerksam, ihr entgeht nichts.
    Das Cisco nun aber auch noch anwesend war und den letzten Satz mitbekommen hat, dürfte äußerst interessant werden. Auf das Gespräch bin ich wirklich gespannt.
    Hehe, ich habe dafür gesorgt, dass der Satz, den Cisco mitbekommt, keinen Zweifel daran lässt, was da wirklich zwischen Len und Barry los ist. Da kann sich Barry jetzt auch nicht so schnell rausreden. *g*
    Ich warte gespannt auf die Fortsetzung!
    Das freut mich! Ich beeile mich auch. Lieben Dank für dein Feedback.

    @Chayiana
    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Soooo .... das Beste zuerst: Der letzte Satz! Der Oberhammer! Der eroeffnet so viele schoene Gelegenheiten fuer offenbarende Gespraeche ... ich freu mich jetzt schon!
    Jaaa, ich hatte auch von Anfang des Kapitels an geplant, es auf diesem Satz enden zu lassen. Deswegen ist es auch so lang geworden, weil andere Sachen auf dem Weg dorthin halt auch noch geklärt oder erwähnt werden mussten. Eigentlich wollte ich etwas kürzere Kapitel schreiben ...
    Wie gut, dass es da Lisa Snart gibt. Mann, das Maedel ist clever! Ich liebe es, wie du sie schreibst und du sie mit den anderen agieren laesst.
    Danke! Sie ist aber auch perfekt, um die beiden Mal etwas zurechtzustoßen.
    Und ja, ich bin jetzt auch guter Dinge, dass sich das zwischen Barry und Len klaeren wird ... auch wenn das Ganze sicher ziemlich "awkward" (sorry, aber das Wort trifft es am besten *gg*) fuer die beiden wird, wo jetzt auch Cisco Bescheid weiss.
    Hehe, ja. Aber das musste sein.
    katastrophal (*gg*)
    Da war es wieder! Dieses Mal aber passend. Freut mich sehr, dass die Erklärung, was da wirklich passiert ist, funktioniert hat. Vielen Dank auch dir für dein Feedback!

  9. #46
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Da ich jetzt die weitere Handlung nicht nur im Kopf, sondern etwas ausführlicher „auf dem Papier“ (= in einer word-Datei) ausgearbeitet habe, kann ich sagen, dass die Geschichte vermutlich insgesamt 16 Kapitel haben wird. Viel Spaß mit diesem hier!
    (Ist die Länge eigentlich okay oder wäre etwas kürzer besser? Ich habe den Eindruck, die Kapitel sind zu lang, aber manchmal ist es schwierig eine Stelle zu finden, um den Schnitt zu machen.)

    Kapitel 10 – With a little help from my friends - Teil 2

    „Was?“ fragte Barry entgeistert. Er wusste nicht, worüber er im Moment mehr entsetzt sein sollte, darüber, dass Cisco gerade auf diese Weise von ihm und Len erfahren hatte, oder dass Lisa ihn herbestellt hatte, um ausgerechnet deswegen mit ihm zu sprechen. Es schockierte ihn allerdings kaum, dass Lisa herausgefunden hatte, wer hinter der Flash-Maske steckte – das war sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen.

    „Er ist natürlich nicht Flash“, behauptete Cisco prompt und klang dabei so, als müsste er sich selber davon überzeugen.

    Lisa lächelte nur nachsichtig.

    „Schon okay, Cisco“, warf Barry ein. „Ich hatte sowieso damit gerechnet, dass sie es früher oder später erfährt.“

    „Ach ja?“ Cisco musterte ihn mit gerunzelter Stirn. „Warum?“ Seine Augen weiteten sich. „Und sag jetzt bitte nicht, weil das eben ernst gemeint war, das mit … mit dir und Cold?“

    „Cisco, ich …“, begann Barry hilflos und rieb sich mit der Hand den Nacken.

    „Wirklich?“ Cisco starrte ihn mit buchstäblich offen stehendem Mund an. „Du und …? Alter, das ist … Ich fasse es nicht.“

    „Oh, er wusste nichts von euch?“, fragte Lisa unschuldig und deutete mit dem Kopf auf Cisco. „Zu dumm, da habe ich mich jetzt wohl etwas verplappert. Tut mir leid.“ Ihr süffisantes Lächeln strafte ihre Worte Lügen.

    „Sicher.“ Barry warf ihr einen finsteren Blick zu. „Allerdings gibt es da auch nichts zu wissen, Lisa, weil da nichts ist.“

    „Nicht mehr, wie ich erfahren habe. Was ja auch der Grund ist, warum ich mit dir reden möchte“, bemerkte sie mit süßlicher Freundlichkeit. Dann wandte sie sich an Cisco: „Cisco, würdest du bitte versuchen, irgendwo eine Vase aufzutreiben? Es wäre so schade, wenn diese Blumen verwelken würden.“

    „Was?“ Cisco blinzelte ungläubig. „Jetzt?“

    „Ja“, sagten Barry und Lisa gleichzeitig. „Bitte, Cisco“, fügte Barry hinzu – er brauchte wirklich keine Zeugen, wenn Lisa ihn auseinandernahm – während Lisa schmelzend lächelte.

    Cisco rollte die Augen. „Klar doch“, murmelte er schicksalsergeben, warf Barry im Hinausgehen noch einen weiteren entsetzten Blick über die Schulter zu und formte mit den Lippen ein lautloses „Wir sprechen uns noch“, bevor er mit den Blumen verschwand.

    Barry nickte ihm kurz zu. Oh ja, toll, dieses Gespräch mit Cisco konnte er kaum erwarten. Mit etwas Glück würde Lisa ihn so fertig machen, dass Cisco mit ihm vor lauter Mitleid nicht ganz so hart ins Gericht gehen würde. Oder auch nicht. Woher wusste sie überhaupt von ihm und Len? Hatte er es ihr erzählt?

    Kaum dass Cisco den Raum verlassen hatte, bedachte Lisa Barry mit einem zuckrig-falschen Lächeln, das auf seine ganz spezielle Weise gefährlicher wirkte, als Lens eiskaltes Starren. Barry rieb sich unauffällig die feuchten Hände an der Hose ab.

    „Captain Cold und Flash, wer hätte das gedacht?“, bemerkte sie von oben herab. „Andererseits, nachdem Lenny ja neuerdings mit einem Haufen Helden auf Zeitreise ist - vielleicht doch nicht ganz so unerwartet.“ Sie musterte ihn unverhohlen, so als begutachte sie eine Ware, die sie zu kaufen gedachte. Barry hielt ihrem Blick stand, hoffte, dass er nicht rot wurde und verschränkte die Arme vor der Brust.

    „Ich muss schon sagen, mein Bruder hat einen ziemlich guten Geschmack“, bemerkte sie kokett und wickelte spielerisch eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. „Du bist zwar nicht so ganz mein Typ, aber dein Hintern ist echt sexy in diesem scharlachroten Leder-Dress.“ Etwas abschätzig fügte sie hinzu: „Deutlich besser, als in Jeans.“

    Barry schnaubte amüsiert und schüttelte leicht den Kopf. Offensichtlich hatte sie es darauf angelegt, ihn zu verunsichern. „Was soll das, Lisa? Komm zur Sache.“

    „Okay.“ Das Lächeln verschwand, als hätte sie eine Maske abgenommen. Unerwartet sachlich und kühl sagte sie: „Ich weiß nicht genau, was zwischen dir und meinem Bruder passiert ist, nach diesem Überfall. Ich weiß nur, dass er im Moment …“ Sie zögerte kurz, schien nach Worten zu suchen und gab sich schließlich einen sichtbaren Ruck. „Dass er im Moment deswegen verdammt unglücklich ist und das tut mir … das tut mir sehr leid.“ Sie presste die Lippen zusammen und sah Barry aus verdächtig schimmernden Augen beinahe trotzig an. Fast als … als erwarte sie, dass er sich über sie lustig machen würde. Über ihre Gefühle. Oder über Lens. Alle Koketterie war verschwunden und sie schaffte es kaum ihre Verletzlichkeit hinter dieser herausfordernden Fassade zu verstecken. Barry hatte den Eindruck, es mit einer der wenigen Situationen zu tun zu haben, in denen sie aufrichtig war.

    Okay, das war unerwartet. Barry hatte mit Vorwürfen gerechnet, vielleicht mit ein paar halbherzigen und im Grunde leeren Drohungen, was Lisa mit ihm anstellen würde, wenn er Len nicht in Ruhe ließe. Aber nicht mit derartigen Eröffnungen, oder mit Ehrlichkeit. Len war unglücklich? Wegen ihm? Das war … so ziemlich das Beste, was Barry in den letzten Tagen gehört hatte. Nun, nicht wirklich, natürlich, aber es bedeutete zumindest, dass es noch eine Chance gab, die Sache zwischen ihnen wieder zu kitten. Er spürte, wie die Anspannung nachließ und etwas von dem Gewicht, das er seit Tagen mit sich herumzuschleppen schien, von ihm abfiel.

    „Wie auch immer“, fuhr Lisa fort und warf ihr Haar über die Schulter. „Mit ihm zu reden ist sinnlos, daher dachte ich, ich versuche es bei dir. Falls dir noch etwas an ihm liegt, natürlich.“ Da war wieder ein Hauch Provokation in ihrer Stimme.

    Barry atmete tief durch und ging ein paar Schritte im Zimmer auf und ab. Er war es gewohnt, immer jemanden zu haben, mit dem er reden konnte. Iris, Joe, sein Dad, Cisco, Caitlin. Das, was ihn bewegte auszusprechen, sich Rat zu holen, hatte ihm schon immer geholfen, alles in die richtige Perspektive zu rücken. Doch über diese Sache mit Len hatte er mit niemandem reden können, was es doppelt schwer machte, damit umzugehen. Bis jetzt. Sollte er wirklich der bisher nicht sehr vertrauenswürdigen Schwester seines Beinahe-Ex-Freundes sein Herz ausschütten? Offensichtlich wollte sie helfen. Und seine wirklich großen Geheimnisse kannte sie schließlich schon.

    Barry schnappte sich einen der Stühle und setzte sich. Seine Augen brannten mit einigen der Emotionen der letzten Tage und er blinzelte. „Mir liegt etwas an ihm, eine Menge sogar“, sagte er schließlich leise. „Und ich will nicht, dass er … unglücklich ist. Das wollte ich nie. Und …“ Er lachte kurz auf. „Glaub mir, mir ging es auch schon besser.“

    Lisa nickte und ihre Miene wurde weicher. „Ich vermute, dass Lenny es zum Teil selber vermasselt hat, mit irgendetwas, was er gesagt oder getan hat? Er hat so was angedeutet. Da er aber ganz sicher nicht den ersten Schritt machen wird, solltest du versuchen das zwischen euch zu klären.“

    „Ja, hatte ich vor. Ich wollte ihn heute anrufen, oder ihm eine Sms schreiben, aber irgendwie …“ Er hob die Schultern. „Irgendwie hat mich dann der Mut verlassen“, gab er zu.

    Lisa quittierte seine Ehrlichkeit mit einem verständnisvollen Nicken.

    „Woher weißt du überhaupt von uns? Hat er es dir erzählt?“, fragte Barry.

    „Dass ihr zusammen seid, habe ich zufällig herausgefunden. Dass es wieder vorbei ist, habe ich Lenny an der Nasenspitze angesehen.“ Sie musterte ihn und ihr Tonfall war jetzt deutlich wärmer. „Danke, übrigens, dass du mich hierher gebracht hast, nach dem Überfall.“

    Barry nickte nur. Galten ein Date und die Planung des nächsten bereits als ‚zusammen sein‘? Für ihn fühlte es sich in diesem speziellen Fall jedenfalls so an. Und Len schien es auch so zu sehen, wenn Lisa recht hatte. Der Gedanke verursachte ein leises und nicht unangenehmes Flattern in seiner Magengegend.

    In dem Moment klopfte es an der Tür und Cisco steckte seinen Kopf ins Zimmer.

    „Gib uns bitte noch ein paar Minuten, ja?“, rief Lisa ihm zu.

    Cisco rollte die Augen, nickte aber und schloss die Tür wieder.

    „Hör zu, Barry. Ich … ich will, dass mein Bruder glücklich ist. Und so verrückt das klingt und ich glaube fast selber nicht, dass ich das sage, aber ich denke mit dir hätte er die Chance dazu.“

    „Okay, das … das ist gut.“ Er schenkte Lisa ein überraschtes Lächeln.

    „Er sitzt im Moment zwischen den Stühlen. Ich glaube, er will einerseits das sein, was du in ihm siehst, was diese Helden-Clique, mit der er unterwegs ist, in ihm sieht. Andererseits ist es schwer, mit alten Gewohnheiten zu brechen.“

    „Ja, hab‘ ich gemerkt.“ Barry schüttelte den Kopf. „Ich meine, er … er geht mit mir aus, lässt mich in dem Glauben, dass er ein anderes Leben angefangen hat und plant zur selben Zeit diesen Überfall?“

    Lisa schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich hab die Sache bei den Bellmans geplant. Das war mein Ding, von Anfang an.“ Sie suchte Barrys Blick. „Lenny hat aus zwei Gründen mitgemacht: Weil ich ihn eingeplant habe, denn ich wollte diesen Diamanten und weil ich ihm angedroht habe, dich – also Flash – Bivolo zu überlassen, wenn er nicht dabei ist, um dich mit der Coldgun in Schach zu halten.“ Sie bedachte ihn mit einem gespielt unschuldigen Augenaufschlag. „Sorry, ist nichts Persönliches.“

    „Schon klar“, sagte Barry abwesend. Len hatte das gar nicht geplant? Er hatte hauptsächlich wegen Lisa mitgemacht und wegen ihm – auch wenn letzteres nur auf eine etwas verdrehte Weise Sinn ergab, schließlich hätte er ihn auch warnen können. Obwohl, damit wäre er Lisa in den Rücken gefallen. Was für ein Durcheinander!

    „O-okay. Oh, Gott.“ Barry rieb sich mit den Händen übers Gesicht. „Und ich habe ihm an den Kopf geworfen, dass er mich die ganze Zeit nur benutzt hat, um an den Diamanten zu kommen.“

    Lisa runzelte die Stirn. „Wie passt das denn zusammen?“

    Barry schüttelte den Kopf. „Gar nicht, das ist mir inzwischen klar. Ich war an dem Abend … Ich hatte einen ganz miesen Tag hinter mir, jemand hat mich ziemlich übel reingelegt und ich habe einiges davon an ihm ausgelassen. Das ist keine Entschuldigung, ich weiß, aber …“ Barry massierte sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. „Aber er hat dann selber zugegeben, dass das zwischen uns, die Dates, nur Show war um an den Diamanten zu kommen. An dem Abend hatte ich es geglaubt, jetzt … jetzt nicht mehr.“

    „Oh, dieser Idiot!“ Lisa rollte die Augen. „Ich hatte so etwas vermutet.“ Sie sah ihn an und sagte eindringlich: „Barry, das ist es, was Lenny von Kindheit an gelernt hat – nicht zuzugeben, wenn ihm etwas wichtig ist, wenn er an etwas oder jemandem hängt, weil das eine Schwäche ist, die gegen ihn verwendet werden kann. Mein Bruder kämpft nicht um Beziehungen. Selten zumindest. Wenn er das Gefühl hat, jemand will ihn nicht mehr, dann lässt er ihn mit einem kalten Lächeln und noch kälteren Worten gehen, auch wenn es ihm das Herz zerreißt. Das ist eine seiner Überlebensstrategien.“ Sie lächelte traurig. „Ich sage nicht, dass das richtig ist und es ist sicher kein gesundes Verhalten, aber es ist so typisch Lenny.“

    Barry nickte. Nach allem, was er über Lens – und Lisas – Vergangenheit wusste, ergab das eine Menge Sinn, es erklärte so viel. Genauso wie Lisa sicher ihre eigenen Strategien entwickelt hatte, auch wenn sie sich dessen vielleicht nicht bewusst war. Es war unglaublich erleichternd zu erfahren, wie er Lens verletzende Worte einzuordnen hatte. Aber auch wenn dieses Wissen Barry etwas von seiner Anspannung und Unsicherheit nahm, hinterließ es doch einen ziehenden Schmerz in seiner Brust - um Lens Willen. Es tat einfach weh, dass Len auch bei ihm auf diese Strategie hatte zurückgreifen müssen und Barry wollte zumindest etwas davon wieder gutmachen. „Okay. Ich verstehe. Ich verstehe das inzwischen alles viel besser.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Was … was soll ich jetzt tun?“

    „Das, was du sowieso schon tun wolltest. Melde dich bei ihm.“ Lisa neigte den Kopf etwas zur Seite und sah ihn fragend an. „Ihr hattet Dates, ja? Wie unglaublich romantisch für Lennys Verhältnisse. Er ist sonst eigentlich eher der Typ für One-Night-Stands. Dass er dich nach der ersten Nacht nicht gleich abserviert hat, bedeutet ziemlich viel. Also, lass nicht locker, okay?“

    „Okay.“ Barry nickte. Lisa musste wirklich nicht wissen, dass es so etwas wie eine erste Nacht nicht einmal ansatzweise zwischen ihnen gegeben hatte, sondern dass Len gleich in Richtung Kennenlernen und Beziehung gesteuert hatte, von Anfang an. Und je mehr Barry über Len erfuhr, desto weniger ergab das Sinn. Er musste mit ihm reden, so schnell wie möglich.

    „Weißt du, wenn es sogar mit euch klappt – Flash und Cold …“, begann Lisa und inspizierte dabei ihre Fingernägel. „Vielleicht ist es dann auch nicht ganz so abwegig, dass ich und Cisco eine Chance haben könnten.“

    Barry grinste. „Vielleicht, wenn du es schaffst, deine kriminelle Laufbahn an den Nagel zu hängen? Ich fürchte, das könnte eine Bedingung sein.“

    Sie seufzte. „Glaub mir, nach dieser Sache ist mir nicht mehr wirklich nach Raubzügen. Wobei ich ganz sicher noch eines tun werde, nämlich Bivolo den Yellow Sun aus seinen kalten und toten Fingern reißen. Nachdem ich den Bastard von Kopf bis Fuß in eine Gold-Statue verwandelt habe. Er hat sich nicht an die Spielregeln gehalten und uns dann hängen lassen.“

    Barry runzelte die Stirn. Bivolo hatte den Stein? Dass der Yellow Sun verschwunden war, wusste er aus den Nachrichten und war davon ausgegangen, dass Len ihn hatte. Erstaunlich genug, dass er noch nicht als Hauptverdächtiger genannt worden war.

    Lisa warf ihm einen warnenden Blick zu. „Und damit das klar ist, Flash, ich habe das nie gesagt.“

    Barry grinste. „Was?“ Dann fügte er ernster hinzu: „Es gibt bessere Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass Bivolo seine Strafe bekommt, Lisa. Wenn du herausfindest wo er ist, lass es mich wissen, okay?“

    „Vielleicht“, sagte sie unverbindlich. Dann deutete sie in Richtung Tür. „Holst du bitte Cisco? Ein paar Minuten hätte ich ihn gerne noch für mich alleine.“

    Barry nickte. „Klar.“ Er lächelte ihr zu. „Danke, Lisa. Und gute Besserung.“ Er stand auf, ging zur Tür, öffnete sie und sah sich Auge in Auge mit Cisco und dem Blumenstrauß samt Vase.

    „Schon fertig? Wow!“, bemerkte Cisco ironisch.

    „Sorry, Mann.“ Barry rieb sich den Nacken. „Und – danke fürs Warten. Lisa will dich noch sehen. Ich … ich bleib dann solange hier, okay?“

    Cisco nickte. „Ja, wag es bloß nicht, abzuhauen. Wir haben noch was zu bereden.“

    „Sicher.“ Barry blickte Cisco nach, bis er in Lisas Zimmer verschwand, dann setzte er sich auf eine der Bänke in dem langen Flur und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er öffnete Lens Kontakt und tippte ohne lange zu überlegen.

    Barry: Hi, können wir reden? Hast du heute irgendwann Zeit?

    Er schickte die Nachricht ab und ließ dann den angehaltenen Atem entweichen. Für einen Moment blieb er einfach so sitzen, die Augen geschlossen und ließ seine Gedanken ziellos wandern, zu Len, zu dem Gespräch mit Lisa, zu Cisco, zu Lisa und Cisco. Dann öffnete er den Spiele-Ordner auf seinem Handy und spielte Candy Crush, um nicht ständig darüber nachzugrübeln, warum Len nicht antwortete – obwohl es ja nichts zu sagen, hatte, wirklich nicht, er hatte die Sms ja erst vor ein paar Minuten abgeschickt – bis sich die Tür zu Lisas Zimmer wieder öffnete und Cisco erschien.

    Barry stand auf und steckte das Handy ein. „Hey, alles klar?“, fragte er vorsichtig.

    „Sicher.“ Cisco grinste, wippte etwas auf den Fußspitzen und wirkte generell sehr zufrieden mit sich. „Und dich hat sie leben lassen, wie ich sehe?“

    Seite an Seite gingen sie in Richtung der Aufzüge.

    Barry nickte. „Lisa ist … wirklich nicht übel, wenn man sie näher kennt“, wiederholte er Ciscos Worte von vorhin und lächelte entwaffnend. Tatsächlich, wenn sie einfach sie selbst war, konnte er durchaus verstehen, was Cisco in ihr sah.

    „Sag ich doch“, bestätigte Cisco. Das Grinsen verschwand. „Aber jetzt zu dir, Mann. Captain Cold ist also dein Mister Kompliziert, von dem du mir neulich erzählt hast?”

    „Ja“, bestätigte Barry und versuchte sich daran zu erinnern, was genau er Cisco gegenüber denn alles erwähnt hatte.

    Cisco schüttelte ungläubig den Kopf. „Oh Mann, und ich habe dir noch geraten, auf dein Bauchgefühl zu vertrauen.“ Er zielte mit einem anklagenden Zeigefinger auf Barry. „Vergiss das, okay. Wenn ich gewusst hätte, dass wir von Leonard Snart reden, dann hätte ich dir geraten, deinen Verstand einzuschalten und die Finger von ihm zu lassen.“ Cisco holte tief Luft. „Wie genau hat das eigentlich angefangen? Das heißt, nein …“ Er verzog kurz das Gesicht und hob abwehrend die Hände. „Ich kann’s mir denken und glaub‘ mir, dazu möchte ich keine Details.“ Seine Augen weiteten sich und er sah sich vorsichtig um, bevor er flüsterte: „Ihr hattet hoffentlich keinen Sex, während du meinen Flash-Anzug getragen hast, oder?“

    „Nein, nein … ähm, wir hatten …“

    „Stopp, keine Details! Ein einfaches ‚Nein‘ genügt, danke.“

    Barry hob die Schultern und grinste. „Okay.“ Umso besser. Irgendwie schien jeder davon auszugehen, dass es zwischen ihnen mit Sex angefangen hatte und in erster Linie darum ging. Vermutlich würde Cisco komplett an seinem Verstand zweifeln, wenn er wüsste, wie falsch er damit lag.

    „Nun, wenigstens etwas.“ Sie waren am Aufzug angekommen und Cisco drückte den Knopf etwas zu heftig. „Verdammt, Barry, er hat zwar nicht mehr wirklich den Status des Superschurken, aber trotzdem, ausgerechnet Cold ...“ Er schüttelte den Kopf. „Nur gut, dass es wieder vorbei ist.“

    Barry atmete tief durch. Okay, offensichtlich hatte Lisa Cisco gegenüber kein Wort über ihr kleines Gespräch verloren. „Es ist nicht vorbei. Jedenfalls hoffe ich, dass ich … dass wir das wieder hinkriegen. Lisa meint, das wäre möglich.“

    „Was?“ Cisco sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. „Moment, Moment, soll das heißen, Lisa hat dir vorhin Beziehungstipps gegeben?“

    „So ungefähr.“ Barry fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und unterdrückte den Impuls unruhig auf und ab zu laufen. „Hör zu, Cisco, ich erwarte nicht, dass du das verstehst. Ich meine, ich weiß selber, wie verrückt sich das anhört, mit einem seiner … seiner Gegner etwas anzufangen, aber es steckt mehr in ihm, als nur der rücksichtslose Kriminelle, der vorübergehend mal den Helden spielt. Ich habe in den letzten Wochen so viel mehr von ihm erfahren und …“ Er hob die Augenbrauen und sah Cisco vielsagend an. „Und er ist gar nicht übel, wenn man ihn näher kennt.“

    Cisco verschränkte die Arme vor der Brust. „War ja klar, dass ich das noch zu hören kriege. Nur, dass ich eben nicht mit Lisa ausgegangen bin, weil ich weiß, dass das keine Zukunft hat.“

    „Und wenn sie sich ändert? Jeder verdient eine zweite Chance.“

    „Sicher, Mann.“ Cisco seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Und wenn sie einen Schlussstrich unter die Gaunereien zieht und ein ehrliches Leben anfängt - keine Frage.“ Er räusperte sich. „Sie … ähm … hat das möglicherweise sogar angedeutet, gerade eben.“

    „Hey“, sagte Barry warm. „Das klingt gut.“ Er hoffte nur, um Ciscos Willen, dass Lisa Bivolo nie mehr über den Weg laufen würde.

    „Warten wir’s ab“, bemerkte Cisco mit einem kleinen, hoffnungsvollen Lächeln. Der Aufzug kündigte sich mit einem „Ping“ an, die Türen öffneten sich und Barry folgte Cisco in die übervolle Kabine. Sie schwiegen, bis der Aufzug im Erdgeschoss ankam und erst als sie das Krankenhaus verlassen hatten, wandte sich Cisco mit einem leicht resignierten Schulterzucken an Barry.

    „Es ist natürlich deine Sache, mit wem du … ähm … mit wem du dich triffst, aber denk dran, was alles auf dem Spiel steht, wenn rauskommt, dass du was mit einem gesuchten Kriminellen hast. Und wenn er weiterhin solche Dinger dreht, wie bei den Bellmans, landet er schneller auf einer Fahndungsliste, als dass er ‚untertauchen‘ sagen kann.“

    „Ich weiß.“ Barry nickte. Er verstand, dass Cisco besorgt war, absolut, und die Frage, ob Len in Zukunft weitere Überfälle, wie den bei den Bellmans durchziehen würde – egal ob von ihm geplant oder nicht – war eines der wichtigen Dinge, die er mit ihm klären musste. Falls es denn dazu kam. Falls Len sich überhaupt meldete. Das Handy lag wie ein Bleigewicht in seiner Jackentasche. „Wirklich Cisco, ich habe das bedacht und ich …“

    Das Summen einer Sms unterbrach ihn.

    „Sekunde, ja“, murmelte er, zog das Handy mit plötzlich unsicheren Fingern hervor und öffnete die Nachricht.

    Len: Worüber willst du reden?

    Barry ließ den angehaltenen Atem entweichen. Sein Herz klopfte ihm plötzlich bis zum Hals. Auch wenn die Antwort nicht enthusiastisch klang, aber Len hatte zumindest reagiert. Rasch tippte er das, was ihm in den Sinn kam, was sich im Moment richtig anfühlte.

    Barry: Ein paar Dinge klären. Ich habe dir neulich keine Gelegenheit dazu gegeben, was falsch war und mir sehr leidtut. Können wir telefonieren oder uns treffen? Bitte, Len.

    „Hey, hast du Lust noch was Trinken zu gehen? Oder eine Pizza essen?“, fragte Cisco gerade.

    Barry sah auf und lächelte entschuldigend. „Ein anderes Mal? Ich … ich will heute unbedingt noch mit Len sprechen, okay?“

    „Len?“ Cisco runzelte fragend die Stirn. „Oh, Len! Okay. Sicher, Mann, ein anderes Mal.“ Er deutete mit dem Daumen über die Schulter die Straße hinunter. „Ich sehe dann mal zu, dass ich meinen Bus erwische. Wir sehen uns morgen, ja?“

    „Klar, bis morgen.“

    Mit einem Blick in dem nichts als ehrliche Sorge und Zuneigung stand, legte Cisco ihm eine Hand auf die Schulter. „Echt, ich weiß nicht was ich dir wünschen soll, für das Gespräch mit Snart. Ich hoffe einfach, dass die Sache zwischen euch für dich gut ausgeht - was auch immer das dann bedeutet.“

    „Danke, Cisco“, sagte Barry aufrichtig. „Das hoffe ich auch.“ Es tat so verdammt gut, solche Freunde zu haben. Cisco nickte ihm noch kurz aufmunternd zu und machte sich dann auf den Weg zur Bushaltestelle.

    Barry ging ziellos ein paar Schritte, den Blick aufs Handy gerichtet, als könnte er Len allein durch seinen Willen dazu bringen, sich zu melden.

    ***

    Barry: Ein paar Dinge klären. Ich habe dir neulich keine Gelegenheit dazu gegeben, was falsch war und mir sehr leidtut. Können wir telefonieren oder uns treffen? Bitte, Len.

    Len stand, nur mit einem Handtuch bekleidet, in seinem Wohnzimmer und starrte auf den Text der Sms. Er schluckte hart und sein Herz begann schnell und hart zu schlagen.

    Barrys erste Sms, die er gerade bemerkt und mit kalter Gleichgültigkeit direkt beantwortet hatte, als er aus der Dusche gekommen war, hatte ihn nicht sonderlich überrascht. Natürlich wollte Barry reden, und sei es nur um herauszufinden, was Len über den Verbleib des Diamanten wusste. Oder um ihm zu bestätigen, dass diese Sache zwischen ihnen definitiv vorbei war, kaum dass sie richtig begonnen hatte.

    Was zu erwarten war, denn er hatte es vermasselt. Nicht nur durch das, was er an dem Abend gesagt hatte, sondern viel früher schon. Er hatte versucht Schicksal zu spielen. Seit dieser Begegnung mit Zukunfts-Barry war er quasi besessen davon, sicherzustellen, dass diese Zukunft auch eintreten würde. Erreicht hatte er genau das Gegenteil.

    Denn wenn er nicht darauf bestanden hätte, dass Rip Hunter ihn und die anderen ab und zu in ihrer Zeit absetzte, dann wäre er jetzt nicht hier. Er hätte zwar keine Möglichkeit gehabt, Barry näherzukommen, aber vielleicht wäre das sowieso geschehen. Später, unter anderen Umständen. Aber, und das war der Punkt, Lisa hätte den Überfall so nicht durchgezogen, wenn klar gewesen wäre, dass er nicht zur Verfügung stand. Egal was sie behauptete. Aber statt den Dingen einfach seinen Lauf zu lassen, hatte er die Zeitlinie verändert und in Folge dessen seine Chance mit Barry verspielt.

    Oder … oder auch nicht. Denn diese Nachricht klang definitiv nach einer zweiten Chance. Und er war nicht zu dämlich oder zu stolz um sie nicht zu ergreifen. Len holte tief Luft und antwortete.

    Len: Ok. Ich ruf dich in ein paar Minuten an.

    Barrys Erwiderung kam sofort.

    Barry: Super! Danke! Ich warte.

    Len musste lächeln, das erste echte Lächeln seit Tagen, weil er Barry praktisch vor sich sah, wie er die Worte tippte, blitzschnell, sicher nervös, aber mit lachenden Augen.

    Rasch ging er sein Schlafzimmer und zog sich an. Boxershorts, ein langärmliges schwarzes Shirt, Jogginghose - das was er meistens trug, wenn er einen Abend zu Hause plante. Er nahm sich noch ein paar Minuten um die Zutaten für das Chili, das er hatte machen wollen, wieder in den Kühlschrank zu räumen, dann setzte er sich aufs Sofa und wählte Barrys Nummer.

    Schon nach dem ersten Klingeln nahm Barry den Anruf entgegen. „Hi, Len.“

    „Barry. Hallo.“

    „Ich …“, setzte Barry an, stockte und sagte dann mit einem atemlosen Auflachen: „Es ist schön, deine Stimme zu hören. Ich habe das vermisst. Wirklich.“ Im Hintergrund erklang so etwas wie ein Nebelhorn.

    Len spürte angesichts dieser Worte eine angenehm warme Schwere in seinem Innern, spürte wie sich etwas in ihm entspannte und er ließ sich in die Rückenlehne des Sofas zurücksinken. Er wollte sagen: ‚Ich auch‘ - weil es stimmte, denn egal wie konsequent er den Gedanken an Barry in den letzten Tagen vermieden hatte, er war doch immer unbewusst präsent gewesen, wie ein Schatten an der Peripherie seines Gesichtsfeldes. Aber er brachte es nicht über die Lippen. Stattdessen fragte er: „Wo bist du gerade? Das klang eben wie ein Nebelhorn.“

    „Ja. Ich bin am Fluss. Ich war gerade vor dem Krankenhaus, als du geschrieben hast, dass du anrufst und ich wollte ungestört mit dir reden. Zu Hause ist das schwierig. Zu viel los.“

    „Du warst im Krankenhaus?“

    „Oh, ja, richtig. Ich war bei … ähm, bei Lisa. Sie wollte mit mir reden“, erwiderte Barry zögernd und klang ein wenig, als würde er sich ertappt fühlen. „Sie weiß übrigens, dass ich Flash bin“, fügte er rasch hinzu.

    „Nicht von mir“, bemerkte Len knapp. Wobei es ihn nicht wunderte, dass sie inzwischen von Barrys Identität als Flash wusste. Sie war schon immer scharf darauf gewesen, zu erfahren, wer hinter der Maske steckte. Und wenn sie noch immer Kontakt zu Cisco hatte – wovon Len ausging, er kannte Lisa – dann reichten ein paar unbedachte Bemerkungen Ciscos oder geschickte Fragen Lisas und sie zog die entsprechenden Schlüsse.

    „Ja, ich weiß. Sie hat es selber herausgefunden.“

    „Also, Lisa hat gesagt, dass du mit mir sprechen sollst?“, fragte Len langsam und ließ einen Hauch Eis in seine Stimme fließen. Es war so typisch Lisa, dass sie sich wieder einmal in seine Angelegenheiten mischte. Aber wenn Barry sich nur deswegen gemeldet hatte, weil sie … Andererseits, so einschüchternd die Methoden seiner Schwester auch sein konnten, bei Barry würde sie damit nicht weit kommen. Ihn brachte man nicht ohne weiteres dazu, etwas zu tun, was er nicht wollte.

    Seine nächsten Worte bestätigten das.

    „Nein! Okay, ja, hat sie“, räumte er ein. „Aber ich wollte das sowieso tun. Gestern schon. Sie hat mich darin bestärkt, dass ich … dass ich es versuchen soll.“ Er holte tief Luft und sagte dann: „Ich verstehe jetzt eine Menge Dinge besser, nachdem ich mit ihr gesprochen habe.“

    „Tatsächlich?“ Len setzte sich unwillkürlich wieder aufrecht hin. Lisa glaubte, dass die paar Sitzungen beim Schulpsychologen, bei denen sie nicht eingeschlafen war, ein komplettes Psychologiestudium ersetzten. Was zum Teufel hatte sie Barry über ihn erzählt? „Was genau?“

    „Ich weiß jetzt, dass du den Überfall gar nicht geplant hast. Und … und es tut mir leid, dass ich dir an dem Abend nicht zugehört hatte, als du versucht hast, zu erklären, was wirklich los war.“

    Len atmete tief durch. Okay, Lisa hatte sich anscheinend auf Fakten beschränkt.

    Leiser fügte Barry hinzu: „Und ich weiß jetzt auch, dass all das zwischen uns nichts mit dem Überfall zu tun hatte.“

    „Warum eigentlich hast du das geglaubt, Barry?“ Das musste er wissen. Er musste wissen, warum Barry ihn für fähig hielt, ihn auf diese Weise zu hintergehen.

    „Es hat nicht direkt mit dir zu tun, nicht nur, es war … Es ist …“ Barry seufzte und Len sah ihn vor seinen inneren Auge, wie er sich frustriert mit der Hand durch die Haare fuhr. „Es ist eine lange Geschichte.“

    „Ich höre“, sagte Len ruhig.

    „Okay.“ Barry holte tief Luft und dann erzählte er eine fast unbegreifliche Geschichte über einen Mann aus der Zukunft, Eobard Thawne, der in der Zeit zurückgereist war und Barrys Mutter getötet hatte, der Barry später monatelang getäuscht und belogen, ihm den Freund und Mentor vorgespielt und sein Vertrauen erschlichen hatte, nur um zu versuchen, ihn ebenfalls umzubringen. Und dann, kein Jahr später, war etwas Ähnliches passiert, wieder hatte jemand – der sich dann als Zoom entpuppte – Barry getäuscht und hereingelegt, seine Gutherzigkeit ausgenutzt. Und ausgerechnet an dem Abend des Überfalls hatte Barry davon erfahren.

    All das sprudelte in einem Durcheinander aus Worten und Gefühlen aus Barry heraus, manchmal stockend, dann wieder fast zu schnell, so dass es schwer war, ihm zu folgen. „Und dann … dann habe ich dich da mittendrin gesehen und ich dachte … ich dachte nur: Wieder einmal.“ Seine Stimme brach etwas an dem letzten Wort und er holte zitternd Atem.

    „Ich verstehe“, erwiderte Len rau. Denn auch wenn ihm manche Zusammenhänge fehlten und das eben nur eine grobe Zusammenfassung der Fakten gewesen war - das Wichtigste hatte er doch herausgehört: Barry schleppte viel mehr mit sich herum, als er andere sehen ließ, vielleicht sogar mehr, als er tragen konnte. Verantwortung, die er sich selber aufbürdete und quälende Erinnerungen. Er war zwar schnell und ein Meta, aber hinter der Flash-Maske einfach nur ein junger Mann den das Schicksal wirklich nicht mit Samthandschuhen angefasst hatte. Manchmal war es zu leicht, das zu vergessen, wenn man sich Flash und dieser unglaublichen Energie gegenübersah, die ihn unbesiegbar wirken ließ.

    Len schloss kurz die Augen und versuchte die richtigen Worte zu finden. „Ich habe dich nicht benutzt, Barry. Und es tut mir sehr leid, dass ich dich das habe glauben lassen.“ Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „An dem Abend … Ich habe da nicht wirklich klar gedacht.“

    Barrys rasches Ausatmen klang wie eine Mischung aus Lachen und Schluchzen. „Ja, das gilt wohl für uns beide.“

    Für einen langen Moment schwiegen sie. Len lehnte sich wieder zurück, ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern, über die vertrauten Konturen seiner Möbel. Die Sonne war bereits untergegangen und die einsetzende Abenddämmerung begann die Farben zu schlucken. Verdammt, das war kein Gespräch fürs Telefon. Barry sollte jetzt hier sein, bei ihm und nicht am anderen Ende der Stadt, allein am Flussufer.

    „Len“, begann Barry zögernd, aber mit fester Stimme: „Da ist … noch etwas, das ich nicht verstehe, etwas, das nicht wirklich Sinn ergibt.“

    Len traf eine Entscheidung. „Willst du vorbeikommen? Wollen wir hier weiterreden?“

    „Was? Du meinst zu dir?“

    „47 Kingsbury Drive. Apartment 24.”

    „Ist das einer von deinen geheimen Unterschlupfen?”, fragte Barry mit einem Hauch Zweifel in der Stimme.

    „Nein.“ Len atmete tief durch. „Meine richtige Wohnung. Also, wenn du möchtest …“

    „Ja“, sagte Barry atemlos. „Absolut. Wann?“

    „Jetzt, wenn du kannst. Ich bin zu Hause.“

    Aus dem Handy kam plötzlich ein seltsames Rauschen und nur Sekunden später hatte er wieder Barrys Stimme im Ohr, eindeutig verschmitzt: „Okay, ich steh vor der Tür.“


  10. #47
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Perfekt! So habe ich meine Mittagspause doch mal sinnvoll am Schreibtisch verbracht, auch wenn ich meiner Kollegin ein paar Mal erzählen musste, warum ich lache oder grinsend ein Honigkuchenpferd hier sitze.

    Erstmal freut es mich, dass da noch ungefähr 6 weitere Kapitel folgen! Ich bin gespannt, was du noch alles hier schreibst.

    Zur Länge: Ist für mich grundsätzlich in Ordnung, allerdings würde ich diese Länge vermutlich nur sehr selten an einem Stück lesen, wie jetzt heute in der Mittagspause. Zu Hause oder unterwegs würde ich immer etappenweise lesen. Ich freue mich generell aber über längere Kapitel, als mit einem fiesen Cliffhanger am Ende eines kurzen Kapitels da zu sitzen und irgendwas schmeißen zu wollen.
    Letzteres habe ich nur einmal hier im Forum erlebt und das Kapital war noch nichtmal lang. Hätte ich in dem Moment einen Tacker in der Nähe gehabt, wäre der definitiv irgendwohin geflogen.

    Alle Gespräche waren ganz toll! Lisa, Cisco und am Ende auch mit Len. Jetzt hat Barry auch die absolut geheime Wohnung von Len erfahren und klar, dass er innerhalb von Sekunden dort erscheint, logisch!

    Ich glaube auch, dass Lisa auf den richtigen Weg findet und sie und Cisco eine Zukunft haben werden. Vielleicht kann sie über ihren Schatten springen und Barry um Hilfe bitten, was Bivolo angeht.

    Ich warte halbwegs geduldig auf die Fortsetzung.

  11. Danke sagten:


  12. #48
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Hach, das war einfach perfekt!

    Wie stargatefan schon sagte, waren die Gespraeche richtig, richtig toll. Gerade diese Gespraeche klingen bei dir einfach durchweg authentisch! Ich bin so froh, dass jetzt wenigstens fuer Barry schon mal vieles sehr viel klarer ist. Und Len weiss ja wohl auch genau, was eigentlich schief gelaufen ist. Der erste Schritt ist getan ... jetzt muessen sie nur noch richtig miteinander reden. Und auf das Gespraech freue ich mich auch schon.

    Was wuerden die bloss ohne Lisa machen?

    Apropos, Cisco und Lisa druecke ich auch die Daumen, aber ich denke, das wird schon. *g* Cisco tat mir ja echt leid ... er fuehlte sich sicher wie ein Kind, das kurz vor der Bescherung aus dem Wohnzimmer verbannt wird, als er nicht bei dem Gespraech von Barry und Lisa dabei sein durfte.

    Aber ich fand's gut, dass du ihm dennoch seine Zweifel gegoennt hast. Ich denke, wenn er jetzt ploetzlich Feuer und Flamme fuer Barry und Len gewesen waere, haette das nicht seinem Charakter entsprochen.

    Und was die Laenge deiner Kapitel angeht ... fuer mich sind sie genau richtig lang. Nicht zu kurz, dass man gleich wieder mit scharrenden Hufen dasitzt, aber auch nicht zu lang, dass man sich erst einen Abend frei nehmen muss, um das Kapitel zu lesen.


    Und nun warte ich ebefalls halbwegs geduldig auf den Rest der Geschichte und bin froh, dass da doch noch so viel kommt!!!

  13. Danke sagten:


  14. #49
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Danke für eure Dankes, Chayiana, John´s Chaya, Saffier und stargatefan74.

    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    Ich freue mich generell aber über längere Kapitel, als mit einem fiesen Cliffhanger am Ende eines kurzen Kapitels da zu sitzen und irgendwas schmeißen zu wollen.
    Ok, kann ich irgendwo verstehen.
    Alle Gespräche waren ganz toll! Lisa, Cisco und am Ende auch mit Len.
    Das freut mich sehr, danke.
    Jetzt hat Barry auch die absolut geheime Wohnung von Len erfahren und klar, dass er innerhalb von Sekunden dort erscheint, logisch!
    Warum soll Barry auch langsam machen, wenn's anders geht?
    Ich glaube auch, dass Lisa auf den richtigen Weg findet und sie und Cisco eine Zukunft haben werden.
    Der missglückte Überfall hat sie - und nicht nur sie - zumindest etwas zum Nachdenken gebracht, was ihre weitere "Karriere" angeht. Ich mag das Pairing einfach, daher haben Lisa und Cisco gute Chancen, mit mir als Autorin.
    Vielen lieben Dank für dein Feedback.

    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Hach, das war einfach perfekt!
    Gerade diese Gespraeche klingen bei dir einfach durchweg authentisch!
    Danke!!!
    Was wuerden die bloss ohne Lisa machen?
    Ich denke Barry hätte trotzdem versucht, mit Len zu sprechen, irgendwann später, aber das wäre sicher nicht sooo positiv verlaufen. Durch das, was Barry von Lisa erfahren hat, kann er Lens Reaktionen doch besser einordnen.
    Aber ich fand's gut, dass du ihm dennoch seine Zweifel gegoennt hast. Ich denke, wenn er jetzt ploetzlich Feuer und Flamme fuer Barry und Len gewesen waere, haette das nicht seinem Charakter entsprochen.
    Genau. Das hätte auch nicht zu der Historie gepasst, die sie ja alle mit Captain Cold haben.
    Dir auch vielen lieben Dank fürs Feedback.

  15. #50
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    „Und sag jetzt bitte nicht, weil das eben ernst gemeint war, das mit … mit dir und Cold?“ „Du und …? Alter, das ist … Ich fasse es nicht.“
    Da ist Cisco aber geschockt.

    „Du bist zwar nicht so ganz mein Typ, aber dein Hintern ist echt sexy in diesem scharlachroten Leder-Dress.“
    Joaa..., kann man so unterschreiben.

    Barry hatte den Eindruck, es mit einer der wenigen Situationen zu tun zu haben, in denen sie aufrichtig war.
    Lisa hat so ihre wenigen Momente, wo sie einfach nur Lisa ist.

    „Mir liegt etwas an ihm, eine Menge sogar“, sagte er schließlich leise. „Und ich will nicht, dass er … unglücklich ist. Das wollte ich nie. Und …“ Er lachte kurz auf. „Glaub mir, mir ging es auch schon besser.“
    *Schnief* Das sollte er lieber Len sagen.

    „Barry, das ist es, was Lenny von Kindheit an gelernt hat – nicht zuzugeben, wenn ihm etwas wichtig ist, wenn er an etwas oder jemandem hängt, weil das eine Schwäche ist, die gegen ihn verwendet werden kann. Wenn er das Gefühl hat, jemand will ihn nicht mehr, dann lässt er ihn mit einem kalten Lächeln und noch kälteren Worten gehen, auch wenn es ihm das Herz zerreißt. Das ist eine seiner Überlebensstrategien.“
    Jep, so geht es vielen, ist ein Schutzmechanismus. Den sogar ich ab und an anwende, bei allem was ich den letzten zigtausend Jahren erlebt habe.

    „Was … was soll ich jetzt tun?“
    Blitzschnell zu Len laufen!

    „Ihr hattet hoffentlich keinen Sex, während du meinen Flash-Anzug getragen hast, oder?“
    Also wirklich Cisco, das geht dich nichts an.

    „Und er ist gar nicht übel, wenn man ihn näher kennt.“
    Das stimmt, auch wenn er selbst es nie zugeben würde.

    Es tat so verdammt gut, solche Freunde zu haben.
    Tja, da hat Barry echt großes Glück, hat nicht jeder.

    Len stand, nur mit einem Handtuch bekleidet, in seinem Wohnzimmer und starrte auf den Text der Sms.
    Wenn Barry ihn jetzt sehen könnte ...

    „Es ist schön, deine Stimme zu hören. Ich habe das vermisst. Wirklich.“
    Endlich!!!

    „Okay, ich steh vor der Tür.“
    Ist jetzt nicht dein Ernst, du lässt uns jetzt nicht wirklich nach so einem Satz, mit diesem fiesen Cliffhanger, schmorren? Boaa..., ist das fies!

    Oh man, dass war wieder ein tolles Kapitel - Dankeschön!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  16. Danke sagten:


  17. #51
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Also wirklich Cisco, das geht dich nichts an.
    Naja, er ist ja für die "Instandhaltung" des Anzuges verantwortlich, da kann ich schon verstehen, dass er mal nachfragt.
    Endlich!!!
    Noch steht er nur vor der Tür ... *eg*
    Ist jetzt nicht dein Ernst, du lässt uns jetzt nicht wirklich nach so einem Satz, mit diesem fiesen Cliffhanger, schmorren?
    Hehe, doch! Und was heißt hier Cliffhanger? Es ist doch klar, was im nächsten Kapitel passiert: Sie reden und reden und reden ...
    Oh man, dass war wieder ein tolles Kapitel - Dankeschön!
    Das freut mich sehr! Danke dir, für dein Feedback.

  18. #52
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 11 – Ohne Masken

    „Okay, ich steh vor der Tür“, sagte Barry mit einem raschen Lächeln. Dann unterbrach er die Verbindung, steckte das Handy wieder ein und fuhr sich mit den Fingern durch die windzerzausten Haare. Seine Hände bebten leicht und seine Augen brannten. Vielleicht hätte er sich lieber noch ein paar Minuten Zeit nehmen sollen, um seine Gedanken zu ordnen und vor allem seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen, nach diesem Telefonat.

    Es war aufwühlend gewesen, all das zu erzählen, was ihn an dem Abend des Bellman-Überfalls dazu gebracht hatte, Len derart zu misstrauen und zu beschuldigen. Auch jetzt noch fühlte es sich so an, als wären seine Emotionen blank liegende Nerven und viel zu nah an der Oberfläche. Aber die großen Missverständnisse zwischen ihm und Len waren ausgeräumt, das war das Wichtigste. Len hatte zugehört, sie beide hatten es, weil es ihnen beiden offensichtlich wichtig war, dass diese Sache zwischen ihnen funktionierte.

    Barry holte tief Luft. Und jetzt war er hier. Er stand direkt vor Apartment 24, das anscheinend in diesem Stockwerk, dem fünften, die einzige Wohnung war.

    47 Kingsbury Drive war ein unscheinbarer Seiteneingang zwischen einem leerstehenden Schreibwarenladen und einem Coffeeshop, der zwar noch geöffnet hatte, aber wenig einladend wirkte. Saints and Sinners war nur ein paar Straßen entfernt – ein Grund, warum Barry die Adresse sofort gefunden hatte. Das Gebäude selber war alt, sah aber innen lange nicht so heruntergekommen aus, wie der erste Eindruck von außen vermuten ließ. Es schien eines der gepflegteren Häuser in dieser insgesamt nicht sehr ansprechenden Ecke Central Citys zu sein. Trotzdem eine Gegend, in der Barry eher einen der geheimen Unterschlupfe der Rogues vermutet hätte, als Lens richtige Wohnung. Andererseits, dass Len nicht in einem netten Haus am Rande der Stadt wohnte, mit ordentlich getrimmtem Rasen und weißgestrichenem Gartenzaun, war auch klar.

    Gerade als er überlegte, ob er vielleicht noch anklopfen sollte, öffnete Len die Türe. Er war barfuß, in Jogginghose, einem schwarzen, verwaschen wirkenden Langarmshirt und der Duft nach einem herben Duschgel oder Aftershave umgab ihn. Der Raum in Lens Rücken war sanft erleuchtet und wirkte einladend. Mit einem Mal traf Barry die Realität dieser Situation. Das war Lens Wohnung, Len öffnete ihm in Kleidung, die man trug, wenn man allenfalls noch enge Freunde oder Familie erwartete und sie würden gleich über ihre Beziehung reden. Barry spürte wie sein Herzschlag sich beschleunigte und seine Handflächen feucht wurden.

    „Barry“, sagte Len in dem Moment ruhig, fast ausdruckslos, trat einen Schritt zurück und ließ ihn herein.

    „Ähm … Hi“, erwiderte Barry, plötzlich befangen angesichts dieser eher kühlen Begrüßung. Er betrat das Apartment und sah sich um. „Wow“, entfuhr es ihm unwillkürlich. „Es ist schön hier.“ Der große Raum war in warmen Farben gehalten – viel dunkles Holz, creme, bordeaux und orange. Die bodentiefen Fenster an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand boten eine atemberaubende Aussicht auf die Lichter Central Citys, ließen aber Dank der Lage und Höhe der umliegenden Gebäude keine neugierigen Blicke zu. Es war fast wie ein Aussichtspunkt über einen Teil der Stadt, ohne selber gesehen werden zu können. Eine große, bequem wirkende Couch stand in einer Ecke, an der Wand hing ein Flachbildfernseher. Nichts Extravagantes, kein besonderer Luxus, sondern zweckmäßig aber gemütlich.

    Len schloss die Türe wieder und runzelte die Stirn. „Überrascht? Hast du mit einer Luftmatratze in einem alten Lagerhaus und gestapelten Apfelsinenkisten gerechnet?“ Es klang spöttisch, erinnerte eher an Captain Cold, als an den Mann, mit dem Barry noch vor ein paar Minuten telefoniert hatte.

    Barry schluckte. „Nein, natürlich nicht“, beeilte er sich zu sagen und hob die Schultern. „Ich hätte eher damit gerechnet, dass deine Wohnung …“ Er stockte und suchte nach Worten. Dann lachte er kurz auf und schüttelte leicht den Kopf. „Ganz ehrlich? Ich weiß nicht wirklich, womit ich gerechnet habe, aber nicht damit, dass sie mir auf Anhieb gefällt.“

    Etwas in Lens Haltung veränderte sich bei diesen Worten, ein minimales Senken seiner Schultern, ein Entspannen seines Kiefers und plötzlich verstand Barry: Len war nervös, vermutlich noch viel nervöser als er selbst.

    Denn das hier, das war nicht nur der Platz an dem Len momentan schlief, aß und seine Sachen aufbewahrte - es war wirklich sein zuhause. Das zeigte nicht nur seine legere Kleidung, sondern all die persönlichen Kleinigkeiten. Die Bilder an den Wänden, die Fotos und ein paar heruntergebrannte Kerzen auf der Kommode neben dem Bücherregal, ein aufgeschlagenes Buch auf dem Esstisch, eine nur nachlässig zusammengelegte Decke auf der Couch. Dieser Ort verriet viel über ihn, über die Person hinter der Captain Cold Maske.

    Vielleicht war ihm erst wirklich bewusst geworden, dass Barry auch all das sehen würde, ihn sehen würde, als er die Einladung schon ausgesprochen hatte. Barry konnte nur vermuten, wie groß dieser Schritt tatsächlich für Len war, aber er wusste jedenfalls, dass er Len keine Zeit gelassen hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Seine Geschwindigkeit war eben nicht immer von Vorteil.

    Barry spürte wie seine eigene Nervosität und Unsicherheit angesichts dieser Erkenntnis von ihm abfiel. Er lächelte offen und suchte Lens Blick. „Wirklich, es gefällt mir sehr.“

    Len nickte und seine Züge wurden weicher. Er hob kurz die Schultern. „Sieh dich ruhig um.“ Mit dem Kopf machte er eine Geste in Richtung der Tür. „Da ist eine Garderobe, falls du die Jacke loswerden willst.“ Er wirkte jetzt deutlich entspannter, schlenderte in den angrenzenden Küchenbereich, den eine Theke mit hohen Barhockern und einer Kochinsel vom Rest des Zimmers trennte, öffnete den Kühlschrank und fragte über die Schulter: „Möchtest du was trinken? Wasser? Cola? Bier?“

    „Cola wäre super, danke.“ Mit einem Mal wurde Barry klar, dass er seit dem frühen Mittag nichts mehr gegessen hatte und da auch nicht gerade viel gemessen am Energiebedarf seines Körpers. Kein Wunder, dass er sich noch immer leicht zittrig fühlte. Es war also nicht nur die Nervosität. Den Zucker in der Cola konnte er jetzt wirklich brauchen.

    Barry zog seine Jacke aus und hängte sie an einen der Garderobenhaken. Sein Blick wanderte unwillkürlich wieder zu den Fotos, die in schlichten dunklen Metallrahmen auf der Kommode standen. Er ging die paar Schritte durch den Raum, um sie näher zu betrachten. Eines zeigte ein leicht pummeliges Mädchen von etwa fünf oder sechs Jahren, das Barry vage bekannt vorkam. Das dunkelblonde Haar war zu zwei schiefen Rattenschwänzen über ihren Ohren gebunden, sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt, ihr Gesicht war knallrot angelaufen und in einem eindeutigen Wutanfall verzogen. Wäre es kein Foto, sondern ein Film, dann würde sie vermutlich im nächsten Moment mit dem Fuß aufstampfen. Barry grinste, dann blinzelte er und betrachtete das Bild genauer.

    „Oh mein Gott, ist das etwa Lisa?“

    „Ja.“ Len kam zu ihm herüber, zwei Coladosen in der Hand.

    „Wie alt war sie da?

    „Sechs“, sagte Len ohne zu Zögern. „Der Sommer, bevor sie in die Schule gekommen ist.“

    „Ich wette sie hasst dieses Foto.“ Es gab ähnliche Fotos von Iris, die allerdings in Kisten auf dem Dachboden verschwunden waren. Dafür hatte sie gesorgt.

    „Absolut.“ Len grinste schief. „Der Hauptgrund, warum es hier steht.“

    Barry lachte leise, nahm mit einem „Danke“ die Coladose, die Len ihm hinhielt und öffnete sie. Sie tranken beide, während Barry sich dem nächsten Bild zuwandte.

    Es war eine Collage, zusammengesetzt aus Fotos und Fotoschnipseln unterschiedlicher Größe und Form, die alle Schnappschüsse der Legends-Crew zu sein schienen. Barry suchte nach bekannten Gesichtern und fand auf einem der Bilder Mick Rory, der mit offenem Mund in einem futuristisch wirkenden Sessel schlief, auf einem anderen Ray Palmer und Jax, die mit einem Ausdruck blanker Verwirrung, respektive hellen Entsetzens auf die Überreste irgendeines technischen Geräts starrten. Ein anderes zeigte Martin Stein in einem schreiend bunten 70er Jahre Outfit. Dazwischen entdeckte er noch ein Bild von Kendra, die mit angeekeltem Gesicht etwas aus ihren Haaren zupfte. Barry grinste und deutete auf die Collage. „Hast du die Fotos gemacht?“

    „Nicht alle. Ich habe aber versucht, durch die Zusammenstellung etwas von der einmaligen Effizienz, Intelligenz und unglaublichen Dynamik dieses Teams einzufangen“, bemerkte Len ironisch.

    Barry lachte. Er liebte Lens Humor. „Kein Bild von dir?“

    Len kam etwas näher und deutete über Barrys Schulter mit dem Zeigefinger auf die linke untere Ecke der Collage. Dort war tatsächlich ein Schnipsel auf dem Len zu sehen war. Er lehnte lässig in einem Durchgang, ganz in schwarz gekleidet, die Coldgun an der Hüfte, den Blick in die Kamera gerichtet und er lächelte. Nicht sein übliches, süffisantes Grinsen, sondern ein echtes Lächeln, das zeigte, wie entspannt er in dem Moment gewesen war. Barry wurde es warm ums Herz bei dem Gedanken, dass Len offensichtlich seinen Platz inmitten dieser zusammengewürfelten Truppe gefunden hatte, von denen Barry einige zu seinen Freunden zählte. Gerade als er sich zu Len umdrehte und das kommentieren wollte, sagte Len: „Du wolltest über etwas reden, Barry. Etwas, das du nicht verstehst?“

    „Ähm … richtig, wollte ich“, erwiderte Barry, etwas überrascht über den plötzlichen Themenwechsel. Aber andererseits - deswegen war er schließlich hier.

    „Setzen wir uns?“ Len nickte zur Couch hinüber. Barry leerte rasch seine Coladose, dann stellte er sie neben Lens auf dem kleinen Tischchen bei der Couch ab. Sie setzen sich. Len sah ihn erwartungsvoll an, einen Arm über die Rückenlehne der Couch gelegt, so dass seine Hand fast Barrys Schulter berührte.

    „Ich …“, begann Barry hilflos. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, weil ich es selber noch nicht so wirklich durchdacht habe.“ Barry sah für einen Augenblick auf seine Hände, dann zu Len.

    Der musterte ihn nur schweigend und aufmerksam.

    „Okay, als wir im Blacks waren, habe ich dich gefragt, warum du mich ausgerechnet jetzt nach einem Date gefragt hast und du hast gesagt, dass das Timing vorher einfach nicht gepasst hat – was natürlich stimmt – aber das … das ist nicht alles, oder?“

    Len hob die Augenbrauen, seine Miene ansonsten undurchdringlich, als er fragte: „Was genau meinst du damit, Barry?“

    Barry atmete tief durch, versucht das, was ihm bisher nur vage durch den Kopf gegangen war, zu ordnen und in Worte zu fassen. „Schau, wir waren bisher in erster Linie Gegner, Len. Sicher, da war immer so etwas wie gegenseitiger Respekt und eine gewisse Chemie zwischen uns und vielleicht sogar so etwas wie …“ Barry stockte und suchte nach dem passenden Begriff. „So etwas wie Zuneigung? Oder Freundschaft? Nun, nicht wirklich, aber freundschaftliches … oh, Gott, keine Ahnung, wie ich das nennen soll.“ Er hob frustriert die Schultern und warf Len ein rasches, entschuldigendes Lächeln zu.

    Um Lens Mundwinkel zuckte es. „Für Manches gibt es eben kein passendes Label.“

    „Scheint so. Wie auch immer - wir waren Gegner. Bis du praktisch ohne besonderen Anlass angefangen hast, mich zu … ähm …“ Er massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Verdammt, warum nur war er so unkonzentriert?

    „Stalken?“, warf Len ein. Seine Augen funkelten belustigt.

    Barry grinste. „So wollte ich es eigentlich nicht nennen, aber okay. Ja. Jedenfalls, das Kaffeetrinken, die Dates, und vor allem die Richtung, die das Ganze genommen hat, das passt einfach nicht zu unserer bisherigen Dynamik.“

    „Und welche Richtung wäre das?“, fragte Len. Jetzt war seine Miene mit einem Mal wachsam.

    Barry befeuchtete seine plötzlich trockenen Lippen mit der Zunge und hoffte, dass er all das was zwischen ihm und Len gewesen war, nicht völlig falsch interpretiert hatte und er sich jetzt zum Affen machte. „Nicht nur Flirt oder eine flüchtige Affäre, sondern die Richtung, die auf eine ernsthafte Beziehung hinauslaufen könnte“, sagte er direkt.

    Len ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, während er beiläufig und scheinbar desinteressiert fragte: „Und du denkst also, das passt nicht zu uns, Barry?“

    „Nein“, erwiderte Barry fest und ruhig, während ihm sein Herz bis zum Hals schlug. „Das habe ich nicht gesagt und das denke ich auch nicht.“

    Len warf ihm einen raschen, abwägenden Blick zu, aus dem unmöglich auch nur zu erahnen war, was in ihm vorging.

    Unbeirrt fuhr Barry fort: „Ich habe gesagt, dass es nicht zu unserer bisherigen Dynamik gepasst hat, gleich damit anzufangen. Es … es kommt mir vor wie ein riesiger Schritt, anstelle von mehreren kleinen? Oder so, als würde ein entscheidender Schritt ganz fehlen.“ Er hob die Schultern. „Ich kann’s nicht besser erklären, okay.“

    Len nickte kurz.

    Barry biss sich auf die Lippen und fügte nachdenklich hinzu: „Das ist vielleicht mit ein Grund, warum ich so schnell bereit war, zu glauben, dass du mich reingelegt hast. Weil ich die ganze Zeit unterschwellig das Gefühl hatte, dass da etwas nicht ganz stimmig ist.“ Er schüttelte leicht den Kopf, dachte an sein Gespräch mit Lisa, die ihm gesagt hatte, dass ihr Bruder eigentlich der Typ für One-Night-Stands war und lachte verlegen auf. „Weißt du, es hätte eher gepasst, wenn wir nach einer unserer Konfrontationen einfach … ähm in der Kiste gelandet wären. Mit all dem Adrenalin nach dem Kampf. Es gibt Studien darüber, über diesen Zusammenhang zwischen Adrenalin und Sex und … ja, das hätte Sinn ergeben.“

    Jetzt war Len sichtlich amüsiert und fragte gedehnt: „Also, Barry, soll das heißen, wenn ich dich nach einem unserer Kämpfe in eine dunkle Gasse gezogen und einfach flachgelegt hätte, dann hättest du mir eher vertraut?“

    Barry rollte die Augen. Ihm wurde es warm, angesichts der Bilder, die Lens Kommentar in seinem Kopf entstehen ließ. „Nein, natürlich nicht. Aber das hätte wenigstens zu unserer bisherigen Dynamik gepasst, verstehst du?“

    Len wich seinem Blick aus, seine Gesichtszüge jetzt wieder völlig ausdruckslos, das perfekte Pokerface und trommelte mit den Fingerspitzen leicht auf die Rückenlehne des Sofas. Barry seufzte innerlich. Vorhin, am Telefon, mit der halben Stadt zwischen ihnen, hatte er sich Len näher gefühlt als jetzt. Len hielt ganz klar Distanz, sowohl emotional als auch buchstäblich. Aber so frustrierend das auch war, es bestärkte Barry in seiner Vermutung, dass da tatsächlich etwas war, etwas, das Len ihm bisher nicht erzählt hatte, das aber der Anlass für Lens Versuche, Barry zu einem Date zu bekommen, gewesen war.

    „Okay“, sagte Len schließlich ruhig und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich verstehe, was du meinst.“ Er stand auf, ging in Richtung des Fensters, sah kurz hinaus, kam wieder zurück, setzte sich aber nicht, sondern blieb ein paar Schritte entfernt stehen, mit der Hüfte an den massiven Esstisch gelehnt. Noch mehr Distanz.
    Barry ließ ihn nicht aus den Augen und schluckte gegen die plötzliche Beklemmung in seiner Brust an.

    Len sah kurz zu Boden, dann hob er den Blick wieder und sah irgendwo hin, nur nicht zu Barry. „Wir waren mit der Waverider ein paar Jahre in der Zukunft. 2023, genauer gesagt, in Central City. Ich habe mich abgeseilt, bin an dem Abend durch die Stadt gelaufen, durch mein altes Viertel und bin dir begegnet.“ Er nickte Barry kurz zu. „Der Zukunfts-Version von dir.“

    „Oh“, murmelte Barry und blinzelte. Unwillkürlich setzte er sich aufrecht hin, gespannt, worauf das hinauslief. „Das war bestimmt seltsam.“

    „Kann man so sagen. Vor allem, weil du – er – mich umarmt und geküsst hat. Er dachte, ich wäre „sein Len“.“ Len deutete die Gänsefüßchen mit den Fingern an. „Denn offensichtlich sind wir in der Zukunft zusammen. Offiziell sogar. Und anscheinend glücklich. Schockierend, ich weiß.“ Er verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen, als wolle er sich darüber lustig machen, als wäre diese Zukunftsaussicht ein absoluter Witz.

    Barry atmete tief durch und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Damit hatte er nicht gerechnet. „Nein, nicht schockierend. Überraschend, okay, aber definitiv nicht schockierend.“ Er und Len waren also in der Zukunft ein Paar. In einer möglichen Zukunft. Denn, eines war ihm inzwischen klar: Nichts, was die Zukunft anging, war in Stein gemeißelt, sondern kleine Entscheidungen jetzt konnten immer große Veränderungen nach sich ziehen.

    Genauso wie es eine Zukunfts-Variante gab, in der Iris einmal Mrs. West-Allen sein würde, gab es offensichtlich eine, in der er und Len in sieben Jahren zusammen waren. Noch immer zusammen? Oder wieder? Egal, was zählte war, dass diese Möglichkeit bestand, dass es mehr war, als nur ein Tagtraum, dass sie es irgendwie geschafft hatten, trotz all ihrer Differenzen, einen gemeinsamen Weg zu finden. Wie genau der aussah, mussten sie noch herausfinden, aber sie hatten Zeit. Und dieses Gespräch jetzt war ein guter Anfang.

    Barry musste lächeln, als ihm noch etwas klar wurde: „Du … du hast deswegen angefangen mich zu „stalken“ weil du das willst, richtig? Diese Zukunft? Du und ich in einer echten Beziehung? Deswegen die Dates und … und alles. Du wolltest sicher sein, dass es so passiert.“ So ergab alles Sinn. Und wie typisch für Len nichts dem Zufall zu überlassen.

    Len musterte ihn und das erste Mal an diesem Abend sah er Barry für länger als nur Sekundenbruchteile in die Augen. Barry hielt dem Blick stand, bezog Len in sein Lächeln mit ein, versuchte ihm dadurch zu zeigen, dass diese Version der Zukunft das war, was er wollte. Er sah den Moment, als Len es wirklich verstand, als es bei ihm buchstäblich ‚Klick‘ machte und sich diese kühle Zurückhaltung in seiner Miene auflöste. „Ja.“

    „Warum hast du mir nicht davon erzählt? Dachtest du etwa, ich will das nicht?“, fragte Barry und runzelte die Stirn.

    „Barry, mir fallen auf Anhieb mehrere Gründe ein, warum es nur vernünftig für dich wäre, das nicht zu wollen.“ Len fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Flirt, eine Affäre – okay. Aber eine Beziehung? Mit mir? Keine so gute Idee. Also, ja, ich war mir nicht sicher, ob du das wirklich willst und ich wollte deine Entscheidung durch dieses Wissen über die Zukunft nicht beeinflussen.“

    „Ich kenne die Gründe, warum es vernünftig wäre, nicht mit dir zusammen zu sein. Jeden einzelnen.“ Barry schüttelte leicht den Kopf. „Weißt du, ich habe darüber nachgedacht, noch bevor ich mich das erste Mal mit dir getroffen habe und habe mich trotzdem dafür entschieden. Ich tappe nicht blind in diese Sache hier, okay?“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Die Stimme in seinem Innern, die ihn ermahnte, dass Verliebtheit durchaus blind machte und er keine Kopfentscheidung mit dem Herzen treffen konnte, klang verdächtig nach Joe und Barry konnte sie nicht komplett ignorieren. Er biss sich auf die Lippe. Es gab noch etwas, was er klären musste und er musste es jetzt tun.

    „Ich will ganz ehrlich sein, Len. Als ich mich entschieden hatte, zu dem Date ‚ja‘ zu sagen, da hatte ich angenommen, dass du mit den Überfällen Schluss gemacht hast, dass du beschlossen hast, ein ehrliches Leben zu führen.“ Er holte rief Luft. „Das war für mich ein Grund ‚ja‘ zu sagen. Ich weiß, du hast es nie versprochen, wir haben … wir haben nie darüber geredet, es ist mein Problem, dass ich es irgendwie vorausgesetzt hatte.“ Er schluckte. „Ich muss aber einfach wissen, ob du das überhaupt vor hast? Keine Überfälle mehr? Oder …?“ Er verstummte.

    Len sah ihn mit einem kleinen, schmalen Lächeln an. „Central Citys Banken und Museen hatten in den letzten Monaten deswegen Ruhe vor mir, weil ich keine Zeit für Überfälle hatte, Barry. Dank Rips fantastischer Planung konnte ich nie wissen, wann ich gerade wo bin. Und Action und Nervenkitzel hatte ich in den letzten Monaten, ebenfalls Dank Rips fantastischer Planung, auch genug.“ Er sah Barry direkt an. „Meine ehrliche Antwort lautet: Nein, ich hatte nie bewusst beschlossen aufzuhören, ich habe eher eine terminlich bedingte Zwangspause eingelegt.“

    „Okay“, flüsterte Barry. Das Herz wurde ihm schwer. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er wusste es wirklich nicht.

    „Barry“, sagte Len ruhig. „Ich habe aber darüber nachgedacht. Vor allem in den letzten Tagen, nach dem Bellman-Fiasko, aber auch vorher schon. Das erste Mal seit 30 Jahren, denke ich wirklich darüber nach, etwas anderes aus meinem Leben zu machen. Das erste Mal merke ich, dass es eine echte Alternative gibt.“ Er sah Barry fest an. „Wenn du allerdings jetzt und hier das Versprechen willst, dass ich meine kriminelle Laufbahn ab sofort und für alle Zeiten beende – das kann ich dir nicht geben. Weil ich nicht weiß, ob ich es halten kann. Aber ich verspreche dir, dass ich weiter darüber nachdenken werde.“ Er massierte sich die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger und als er die Hand wieder sinken ließ, sah er einfach nur müde aus. „Wäre das erstmal okay für dich, Barry?“

    Barry schloss kurz die Augen, dann nickte er. „Ja, absolut.“ Er fühlte sich kurz schwindlig vor Erleichterung, denn das – das war okay. Mehr als das konnte er jetzt nicht erwarten. Denn wenn Len beschloss, seinem Leben eine andere Richtung zu geben – und im Grunde genommen hatte er das zumindest vom Ansatz her bereits getan, als er sich den Legends angeschlossen hatte – dann musste es deswegen geschehen, weil Len es wollte, für sich. Nicht weil Barry es von ihm erwartete. „Ich will diese Zukunft und ich will mir dir gemeinsam einen Weg dorthin finden. Und mir ist klar, dass das nicht ohne Kompromisse geht.“

    „Okay“, sagte Len leise.

    „Okay“, bestätigte Barry. Es gab noch genug zu besprechen und er hatte noch tausend Fragen, vor allem zu dieser Begegnung in der Zukunft, aber es reichte jetzt. Das Wichtigste war gesagt und er konnte nicht mehr, fühlte sich ausgelaugt und emotional erschöpft und er vermutete, dass es Len ähnlich ging. Er sah zu Len hinüber und suchte seinen Blick. Er wollte ihn berühren, ihn in den Arm nehmen, diesen Rest Zweifel vertreiben, aber da war immer noch diese verfluchte Distanz zwischen ihnen, eine Reserviertheit in Lens Haltung, die Barry unsicher machte, wie er reagieren würde. Denn das war absolutes Neuland. Sie hatten sich noch nie wirklich berührt oder gar geküsst, bis auf den flüchtigen Abschiedskuss nach ihrem Date. Außer …

    Barry rieb sich die brennenden Augen und sagte dann in einem bewusst leichten Tonfall: „Hey, apropos Zukunft – wir … ähm … wir haben uns geküsst?“ Er grinste etwas. „War es gut?“

    Len wirkte einen Moment lang überrascht, dann stahl sich ein kleines verstehendes Lächeln in seine Mundwinkel. „Du hast mich geküsst.“ Er schien zu überlegen und sagte dann gedehnt: „Lass es mich so ausdrücken, auf einer Skala von eins bis zehn, wobei eins unterirdisch mies ist und zehn atemberaubend, war dein Kuss höchstens eine fünf.“

    „Ah, komm schon. Das kann nicht sein.“ Barry stand auf und ging langsam auf Len zu. „Immerhin hast du nach dem Kuss beschlossen, mich zum Kaffee einzuladen.“

    „Es war eher die Umarmung, die es rausgerissen hat.“ Der Tonfall war zwar leicht und spielerisch, aber Barry erkannte die Wahrheit hinter den Worten.

    „Umarmungen? Das kann ich auch“, bemerkte Barry selbstbewusst.

    „Beweise es“, sagte Len mit einem Hauch Herausforderung, aber funkelnden Augen. „ Vielleicht habe ich es dir erst beigebracht.“

    „Okay.“ Barry stand jetzt direkt vor Len, der noch immer am Tisch lehnte, die Hände locker links und rechts von seinem Körper auf der Tischplatte aufgestützt. Barry kam noch einen halben Schritt näher, so dass er zwischen Lens Beinen stand, so nah, dass er seine Körperwärme spüren konnte. Er befeuchtete seine trockenen Lippen mit der Zunge, fühlte Lens Blick auf sich, warm und intensiv wie eine Berührung.

    Er legte seine Handflächen auf Lens Brust und spürte seinen raschen Herzschlag. Dann ließ er eine Hand in Lens Rücken gleiten, schlang den anderen Arm um seine Taille, zog Len an sich und hielt ihn einfach nur fest. Len war zuerst starr in seinen Armen, so angespannt, dass Barry sich eine Schrecksekunde lang fragte, ob er das alles eben komplett missverstanden hatte, ob Len diese Umarmung tatsächlich wollte, doch dann spürte Barry Lens Arme um sich, spürte, wie Len praktisch gegen ihn schmolz, sein Gesicht an seinen Hals presste und langsam ausatmete.

    Barry schloss die Augen. Es tat so unglaublich gut, einfach nur dazustehen, Len festzuhalten, und von ihm gehalten zu werden. Die Anspannung der letzten Tage löste sich auf, Wärme verteilte sich von jedem Punkt aus, an dem sie sich berührten in seinem ganzen Körper. Alles schien auf einmal machbar und nichts zu schwer.

    Len bewegte seinen Kopf, sein Atem kitzelte Barrys Hals und er flüsterte dicht an seinem Ohr: „Was den Kuss angeht, gebe ich dir übrigens gerne eine zweite Chance.“

    „Wie großzügig“, wisperte Barry, löste die Umarmung ein wenig und hob eine Hand zu Lens Gesicht, umfasste sanft seinen Kiefer, streichelte mit dem Daumen seinen Wangenknochen und neigte seinen eigenen Kopf ein wenig zur Seite, um den perfekten Winkel zu finden. Er hielt kurz inne, weil er lächeln musste. Es war so viel Freude und Glück in ihm, so viel Zuneigung für diesen Mann, er konnte einfach nicht anders und es war nun Mal unmöglich jemanden richtig zu küssen, während sie beide lächelten.

    Len hob die Augenbrauen. „Auch eine dritte, wenn es sein …“

    „Halt die Klappe, Len“, fiel Barry ihm ins Wort und küsste ihn. Lens Lippen waren überraschend weich und öffneten sich etwas für ihn, doch Barry hielt den Kuss sanft und forschend, ein gemächliches Sich-Kennenlernen ohne Hast. Len erwiderte den Kuss in gleicher Weise, überließ Barry die Kontrolle, spielte mit dem Haar in Barrys Nacken, während seine andere Hand auf Barrys Hüfte lag. Dieser ruhige Austausch von Zärtlichkeiten war jetzt genau das, was Barry wollte und es war völlig ausreichend, bis … bis es das plötzlich nicht mehr war.

    Lens Zunge berührte seine Lippen, erregend und elektrisierend und Hitze schoss durch Barrys Körper, verwandelte die bisher warme Schwere in seinem Innern in Glut. Er stöhnte, öffnete seine Lippen bereitwillig für Len, vertiefte den Kuss, wollte mehr, viel mehr. Es war so verdammt gut und schwindelerregend, Lens Hände zärtlich in seinem Haar, dann sicher und fordernd in seinem Rücken, auf seiner Haut, das Spiel von Lens Muskeln unter seinen eigenen Fingern, der Duft von Lens Haut, ihr rascher, erregter Atem. Barry spürte, wie seine Knie weich wurden und seine Hände zu zitterten begannen, ihm war heiß und kalt zugleich und … und Len war gut, aber nicht so gut.

    Natürlich … verdammt! Er brach den Kuss, riss die Augen auf und lehnte seine Stirn an Lens, als sich alles um ihn zu drehen begann. Rasch kniff er die Augen wieder zu und krallte seine Finger in den Stoff von Lens Shirt.

    „Oh Gott“, murmelte er und schluckte gegen die leichte Übelkeit und den Schwindel an. Es war so absolut, absolut peinlich!

    „Hm, das höre ich öfters“, wisperte Len neckend und rieb sanft mit dem Daumen über Barrys feuchte Unterlippe.

    Barry lachte leise. „Sorry, ich muss dich enttäuschen. Ich weiß, das ist jetzt der totale Stimmungskiller und es ist mir sowas von peinlich, aber …“ Er hob den Kopf und sah Len mit einem verlegenen Lächeln an. „Hast du vielleicht etwas zu essen?“

    Len blinzelte. „Jetzt?“

    „Ja, tut mir leid. Ich … es war alles in allem ein ziemlich anstrengender Tag und ich habe kaum etwas gegessen heute, für meinen Stoffwechsel jedenfalls viel zu wenig und ja - jetzt wäre gut. Mein Blutzuckerspiegel ist im Keller und ich glaube, ich … ich kippe gleich um, okay?“

    Len nickte nur und Sekunden später saß Barry wieder auf dem Sofa, Len in der Hocke vor ihm, eine Hand auf seinem Knie. Sein Blick war eine Mischung aus leichter Besorgnis und ganz eindeutigem Amüsement.

    Barry verbarg sein Gesicht für einen Moment in den Händen. „Das bekomme ich jetzt wie lange zu hören?“

    Len hob eine Schulter. „Dass du bei unserem ersten richtigen Kuss beinahe ohnmächtig geworden wärst?“ Lens Grinsen wurde dreckig. „Ewig.“

    Barry seufzte in gespielter Verzweiflung und ließ seinen Kopf in den Nacken sinken, gegen das weiche Poster der Rückenlehne.

    Len hatte die Gelegenheit offenbar sofort erkannt, denn schon streiften warme Lippen Barrys Hals, was einen Schauder durch seinen Körper jagte. Len stahl noch einen weiteren raschen Kuss, bevor er aufstand. „Ist Chili okay?“, fragte er.

    „Klingt super.“ Barry nagte an seiner Unterlippe. Wie lange dauerte es Chili zu machen? Es fühlte sich gerade so an, als könne er keine Sekunde länger warten. „Aber …“

    „Ich weiß. Gleich.“ Len verschwand in der Küche und war kurz darauf mit einer Packung Müsliriegel, einem großen Chocolate-Chips-Cookie und einer Tüte getrockneter Bananenchips zurück. Er baute alles vor Barry auf dem kleinen Tischchen auf. „Reicht das, bis das Chili fertig ist?“

    „Super, danke.“ Barry schenkte Len ein rasches Lächeln und hatte die Bananenchips schon gegessen, bevor Len auch nur zurück im Küchenbereich war. Cookie und Müsliriegel folgten ähnlich schnell.

    Er blieb noch etwas länger auf dem Sofa sitzen und beobachtete, wie Len ein Brot zum Aufbacken in den Ofen schob und die Zutaten für das Chili aus verschiedenen Schränken holte. Mit routinierten Bewegungen schnitt er Zwiebeln, Tomaten und Paprika während er das Hackfleisch in einer großen Pfanne briet. Barry spürte, wie die Symptome der Unterzuckerung langsam verschwanden, er fühlte sich warm und zufrieden, so als könne er ewig hier auf Lens bequemen Sofa sitzenbleiben und ihm zusehen, wie er für ihn kochte. Schließlich stand Barry auf, sammelte die Plastikverpackungen der Müsliriegel und die leere Tüte ein und warf sie in den Papierkorb neben dem Bücherregal.

    Er ging zu Len hinüber und setzte sich ihm gegenüber, auf einen der Barhocker an der anderen Seite der Kochinsel. Len sah vom Rühren des Hackfleisches auf und lächelte. „Besser?“

    „Viel besser. Danke.“ Barry stibitzte ein Stück Paprika und nickte in Richtung der Gewürzdosen, aus denen Len gerade, scheinbar nach Gefühl, etwas in die Pfanne gab. „Kann ich helfen?“

    „Alles soweit erledigt. Bier oder Wein?“

    „Hast du Rotwein? Mein Metabolismus verarbeitet den Alkohol zwar zu schnell, als dass er irgendeine Wirkung auf mich hätte, aber ich mag den Geschmack.“

    „Hm. Nicht immer nur ein Plus, deine Kräfte“, bemerkte Len nur, während er eine Flasche Rotwein entkorkte und zwei Weingläser zur Hälfte füllte. Er schob eines zu Barry hinüber, berührte kurz seine Finger, als Barry nach dem Glas griff und begann dann das Gemüse zum Fleisch zu geben.

    „Kochst du gerne?“

    Len hob die Schultern. „Ja, aber selten. Ab und zu für Lisa und Mick. Für mich kochte ich meistens größere Menge und friere sie dann ein.“

    Barry warf einen Blick auf den Inhalt der Pfanne – eine Portion, die Len vermutlich vier Tage lang gereicht hätte – und fragte verlegen: „Ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn davon heute nichts übrigbleibt? Es riecht fantastisch.“

    Len grinste. „Kein Problem. Dann sorgst du nächstes Mal fürs Essen, abgemacht?“

    „Abgemacht.“ Barry lächelte und trank einen Schluck Wein. Nächstes Mal … Es war noch immer ein bisschen unwirklich, wie selbstverständlich das plötzlich war. Unwirklich aber gut.

    Er ließ seine Gedanken wandern, stütze den Kopf in eine Hand und sah Len zu, wie er Teller und Besteck heraussuchte, das Brot aus dem Ofen holte und zum Abkühlen auf einen Gitterrost legte. „Hey, Len“, fragte er schließlich. „Als du in der Zukunft warst – habe ich, also, mein Zukunfts-Ich, gesagt, wie das angefangen hat, mit uns?“

    „Nein. Wollte er nicht.“ Len setzte den Deckel auf die Pfanne. „Ich weiß nicht mehr als das, was ich dir schon erzählt habe.“

    „Okay.“ Barry seufzte. „Ich würde was darum geben, zu erfahren, wie ich es Joe beigebracht habe. Und wie er reagiert hat.“ Und Iris. Und Caitlin. Sein Dad. Aber Joe war definitiv die größte Hürde.

    „Und ich erst“, bemerkte Len trocken. „Ich frage mich, ob er auf meinen Kopf oder auf meine Brust gezielt hat.“

    Barry lächelte und sagte leichthin: „Egal. Ich bin schneller als jede Kugel. Ich beschütze dich, keine Sorge.“

    „Mein Held“, bemerkte Len mit gutmütigem Spott und sagte dann, mit einem Nicken in Richtung Pfanne: „Wir können essen.“

    Sie aßen das wirklich fantastische Chili mit dem ofenwarmen Brot und Sauercreme an der Theke. Wie Barry prophezeit hatte, blieb nichts übrig. Er verdrückte in etwa das Dreifache von dem, was Len gegessen hatte. Das benutze Geschirr stellten sie nur schnell in die Spüle, setzten sich wieder auf die Couch, teilten sich die Flasche Wein und redeten über Alles und Nichts. Len erzählte, was ihn an dem Abend in der Zukunft dazu gebracht hatte, durch die Stadt zu laufen – ein Zerwürfnis mit Mick, das aber inzwischen wieder bereinigt war – Barry erzählte von Zoom, davon, dass sie nach einem Weg suchten, ein Portal zu Erde 2 zu öffnen. Sie landeten irgendwann bei leichteren Themen - Lokalpolitik, die Umbaupläne für das Science-Museum, die Barry perfekt und Len furchtbar fand, aktuelle Fernsehserien - und beschlossen, quasi als Ersatz für den Kinobesuch neulich, mit „Stranger Things“ anzufangen, was sie beide noch nicht gesehen hatten.

    Doch nachdem die erste Folge etwa eine Viertelstunde lief, hätte Barry schon nicht mehr sagen können, was da eigentlich über den Bildschirm flimmerte, denn aus mehr oder weniger unschuldigen Berührungen war sehr schnell sehr viel mehr geworden.

    Als Len schließlich mit rauer Stimme zwischen leidenschaftlichen Küssen dicht an seinen Lippen fragte: „Kannst du heute Nacht bleiben?“ brauchte Barry einen Moment, um sich wieder daran zu erinnern, wie man sinnvolle Sätze formte. Zum Glück schien es Len ähnlich zu gehen, denn bevor Barry antworten konnte, wisperte er: „Willst du … willst du bleiben? Sag ja.“

    „Ich … ja.“ Barry lächelte strahlend. „Ja, klar.“

    Len erwiderte das Lächeln. „Musst du jemandem Bescheid sagen?“

    „Nein.“ Joe hatte Nachtschicht und Iris war – wie so oft neuerdings – bei Scott und kam vermutlich ebenfalls nicht heim. „Ich hab das Handy dabei und bin erreichbar, wenn etwas ist.“

    Len küsste ihn erneut und streichelte die Stelle an Barrys Hüfte wo sein Shirt hochgerutscht war - ein prickelndes Versprechen auf mehr. „Komm“, sagte er warm. „Lass uns ins Bett gehen.“

  19. Danke sagten:


  20. #53
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Es ist so schön, dass sie endlich geredet haben, auch wenn es am Anfang nicht so gut aussah. Aber sie haben sich ausgesprochen und einen guten Kompromiss gefunden, was Lens frühere Tätigkeiten angeht. Sie fühlen sich sehr zueinander hingezogen, aber keiner will so recht den Anfang machen. Gott sei Dank haben sie es dann doch geschafft und küssen sich endlich. Wurde aber auch Zeit. Und dann kommt dem armen Barry mittendrin sein Blutzuckerspiegel dazwischen, aber auch da leistet Len sofort Hilfe. Er macht sich sorgen um Barry und kocht ihm reichlich was schönes zu Essen. Wenn das keine Liebe ist ...
    Und dann, als sie endlich wieder zu dem schönsten Teil ihrers Treffens kommen ... - vermiest du es ihnen und uns, weil du einfach das Kapitel beendest. Nicht die feine Art, ganz schön fies.
    Ich bin doch sooo... neugierig, wie es jetzt weitergeht! Biiiiiittteee... ganz schnell mehr Input! *lieb schau*

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  21. Danke sagten:


  22. #54
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Ach, war das schoen!!! Da wurde einem wirklich warm ums Herz ... und nicht nur, weil die beiden sich Gott sei Dank richtig ausgesprochen haben. *gg* Die Kussszene war toll ... und heiss und einfach *rrrrrr* ! Da verzeihe ich dir auch, dass Barrys Metabolismus die beiden fuer den Moment gestoppt hat. Sorry, aber ich musste so lachen, als Barry fast ohnmaechtig wurde von den Strapazen dieses Kusses.

    Ansonsten hast du mal wieder eine ganz tolle Szenerie geschaffen, ich konnte Lens Appartement praktisch sehen und bin mit Barry umhergewandert und habe mir die Bilder von Lisa und den anderen angesehen. Wirklich, wirklich klasse!

    Ich fand auch, dass die beiden absolut stimmig agiert und reagiert haben - vor allem Len mit seiner vorsichtigen, fast misstrauischen Zurueckhaltung hast du prima getroffen.

    Und IMHO hast du das Kapitel genau richtig beendet. Mehr braucht es nicht, zumindest nicht fuer mich. Den Rest kann sich ja jeder selbst ausmalen.

    Jetzt bin ich aber auf das gespannt, was Barry sich auch schon gefragt hat ... wie reagieren die anderen auf ihre Beziehung? Vor allem Joe und ob Len sich wirklich Sorgen um verirrte Kugeln machen muss ...?

  23. Danke sagten:


  24. #55
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Es ist so schön, dass sie endlich geredet haben, auch wenn es am Anfang nicht so gut aussah. Aber sie haben sich ausgesprochen und einen guten Kompromiss gefunden, was Lens frühere Tätigkeiten angeht.
    Genau, das war ein wichtiger Punkt, den sie klären mussten.

    Und dann, als sie endlich wieder zu dem schönsten Teil ihrers Treffens kommen ... - vermiest du es ihnen und uns, weil du einfach das Kapitel beendest. Nicht die feine Art, ganz schön fies.
    Ich bin doch sooo... neugierig, wie es jetzt weitergeht! Biiiiiittteee... ganz schnell mehr Input! *lieb schau*
    Freut mich sehr, dass dir das Kapitel so gut gefallen hat, dass du's kaum erwarten kannst, wie es weitergeht - aber das Ende des Kapitels ist auch das Ende der Szene. Für das, was sich zwischen den beiden noch abspielt, musst du dein Kopfkino anschmeißen, sorry. Ich verspreche aber, dass es spannend weitergeht, (hoffe ich zumindest *gg*) wenn auch auf andere Weise spannend. Vielen lieben Dank für dein Feedback!

    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Ach, war das schoen!!! Da wurde einem wirklich warm ums Herz ... und nicht nur, weil die beiden sich Gott sei Dank richtig ausgesprochen haben. *gg* Die Kussszene war toll ... und heiss und einfach *rrrrrr* !
    Danke, das freut mich.
    Sorry, aber ich musste so lachen, als Barry fast ohnmaechtig wurde von den Strapazen dieses Kusses.
    Naja, es war ja nicht der Kuss alleine, er hat ja vorher schon gemerkt, dass er eigentlich was zu Essen braucht ...

    Ich fand auch, dass die beiden absolut stimmig agiert und reagiert haben - vor allem Len mit seiner vorsichtigen, fast misstrauischen Zurueckhaltung hast du prima getroffen.
    Das freut mich sehr, dass das stimmig war. Vielen lieben Dank für dein Feedback.

  25. #56
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Für das, was sich zwischen den beiden noch abspielt, musst du dein Kopfkino anschmeißen, sorry.
    Das habe ich doch schon längst und dass es nicht detailliert weiter geht weiß ich doch. Ich finde es einfach nur zu süß, wenn sie sich näher kommen und noch ein wenig schüchtern sind. Details braucht man doch auch nicht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  26. #57
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Das habe ich doch schon längst und dass es nicht detailliert weiter geht weiß ich doch. Ich finde es einfach nur zu süß, wenn sie sich näher kommen und noch ein wenig schüchtern sind. Details braucht man doch auch nicht.
    Dann ist gut. Ich finde dieses Sich-Näherkommen auch spannender als ausführliche Liebesszenen. Obwohl ich die, wenn sie gut geschrieben sind, durchaus auch gerne lese. Aber schreiben ... weniger. *knuddel*

  27. #58
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Jetzt ist mir ... heiß! Und das liegt nicht an meinem Büro.

    Du hast das so schön geschrieben, so lebhaft dargestellt und absolut stimmig, mit allen Gefühlen, die es nur geben kann. Naja, die Beinaheohnmacht ist für Barry schon peinlich, für uns äußerst lustig und er wird sich das wohl sein lebenlang anhören dürfen.

    Das Ende des Kapitels ist absolut richtig und mehr ins Detail musst du auch wirklich nicht gehen.

    Was Iris und Len sowie die Zukunft angeht, könnte man meinen, dass du schon viel mehr als wir über den Verlauf und dem 23. Mai 2017 weißt.

    So und weiterschreiben, bitte!

  28. Danke sagten:


  29. #59
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von stargatefan74 Beitrag anzeigen
    Du hast das so schön geschrieben, so lebhaft dargestellt und absolut stimmig, mit allen Gefühlen, die es nur geben kann.
    Awww, vielen Dank! Das freut mich sehr.

    Das Ende des Kapitels ist absolut richtig und mehr ins Detail musst du auch wirklich nicht gehen.
    Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob ich das hinkriegen würde ...

    Was Iris und Len sowie die Zukunft angeht, könnte man meinen, dass du schon viel mehr als wir über den Verlauf und dem 23. Mai 2017 weißt.
    Da stehe ich jetzt auf der Leitung. Wie meinst du das und was ist am 23. Mai?

    So und weiterschreiben, bitte!
    Geht klar! Danke dir für dein Feedback!

  30. #60
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Zitat Zitat von Sinaida Beitrag anzeigen
    Da stehe ich jetzt auf der Leitung. Wie meinst du das und was ist am 23. Mai?
    Ich habe das extra umschrieben, weil ich nicht spoilern will. Bist du aktuell bei Flash? Noch dazu gehe ich davon aus, dass gar nichts passieren wird, aber am 23.05. müsste die letzte Flash-Folge von dieser Staffel laufen und das Datum wurde mehrfach erwähnt, was die Zukunft betrifft.

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