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Thema: [Flash] Durch die Zeit

  1. #1
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Standard [Flash] Durch die Zeit

    Titel: Durch die Zeit
    Autor: Sinaida
    Fandom: The Flash
    Charaktere: Leonard Snart, Barry Allen (im Laufe der FF werden es noch mehr)
    Pairing: Barry Allen/Leonard Snart
    Rating: PG, slash
    Anmerkung:
    Die FF spielt nach The Flash 2x09 und - zumindest dieses Kapitel - spielt zwischen Legends of Tomorrow 1x09 und 1x10. Das ist aber kein Crossover!
    Wer Legends of Tomorrow nicht kennt, muss nur wissen, dass Leonard Snart irgendwann zusammen mit Mick Rory und anderen Charakteren von The Flash und Arrow von einem Zeitreisenden Namens Rip Hunter rekrutiert wird, um Vandal Savage mit dem Waverider, einem Zeitschiff, durch die Zeit zu verfolgen um die Welt, das Universum und den ganzen Rest zu retten. Snart wird also ein Held, irgendwie. Die Freundschaft zwischen Mick und Len scheint zu dem Zeitpunkt (nach Folge 1x09) zerbrochen zu sein und Len ist entsprechend niedergeschlagen (auch wenn er das natürlich nicht zugibt ).
    Kurzinhalt: Bei einem kleinen Ausflug in die Zukunft hat Len eine überraschende Begegnung und plötzlich ist nichts mehr wie es war ...


    Kapitel 1: Central City 2023

    Len vergrub die Hände in den Taschen seines Parkas, schloss für einen Moment die Augen und hob sein Gesicht in den kühlen Wind. Es war Ende Februar, die Luft war klar, aber nicht mehr beißend, schmeckte jedoch immer noch etwas nach Schnee. Es könnte durchaus noch ein paar Grad kälter sein, dann wäre es exakt sein bevorzugtes Wetter. Er grinste schief, mit einem Hauch Selbstironie und sah sich in der von wenigen funktionierenden Straßenlampen und fahlem Mondlicht erhellten Straße um.

    Das Viertel hatte sich kaum verändert. Schmuddelige Häuser von denen Putz und Farbe abblätterte, Graffiti zierte die Wände, und hier und da sah Len zerschlagene Fensterscheiben, nur notdürftig mit Holzlatten vernagelt. Okay, es war deutlich heruntergekommener, als er es in Erinnerung hatte. Kein Wunder, von seiner Perspektive aus war er schließlich erst vor vier Monaten das letzte Mal hier gewesen, für die Gegend waren aber bereits sieben Jahre vergangen. Der ganz spezielle Charme der Zeitreisen.

    Als der Waverider in Central City im Jahr 2023 Halt gemacht hatte, damit sie einer weiteren Info über Vandal Savage nachgehen konnten – etwas, womit Sara und Ray gerade beschäftigt waren - hatte Len sich kurzerhand zu diesem kleinen privaten Trip entschlossen. Wer wusste schon, wann sie wieder so nahe an 2016 sein würden und damit in einem Central City, das noch als solches zu erkennen war? Denn trotz Zeitreise-Technologie des 22. Jahrhunderts bekam Rip es anscheinend nicht hin, sie zwischendurch mal für ein paar Tage zu Hause, in ihrer eigenen Zeit, abzusetzen.

    Len ging die scheinbar menschenleere Straße entlang, sich wohl bewusst, dass ihm mehrere Augenpaare folgten, Gestalten die sich bevorzugt im Schatten der Hauseingänge und dunkler Seitengassen herumdrückten. Nichts Neues, so kannte er diese Gegend.

    Die Coldgun, die er im Schenkelhalfter trug, war trotz seines Parkas gut zu sehen. Das war ausreichend, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden und würde ihm Gesindel vom Hals halten. Er wollte kein Aufsehen erregen, keinen Kampf provozieren, er wollte einfach nur …

    Ja, was eigentlich?

    Es war kein durchdachter Plan, der ihn hierher getrieben hatte, in sein altes Viertel und – wie er gerade feststellte – fast schon an die Schwelle des Saints and Sinners. Dieser Trip war eine Bauchentscheidung gewesen, unüberlegt, etwas, was er normalerweise nie tat und jetzt stand er hier und betrachtete seine Stammkneipe unschlüssig von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Er war ein Besucher aus der Vergangenheit und konnte schließlich nicht einfach hineingehen und nach bekannten Gesichtern Ausschau halten.

    Ob Lisa noch ab und zu herkam?

    Plötzlich flog die Tür der Bar auf und begleitet von Rauschschwaden, zuckenden Lichtblitzen und dem peitschende Beat irgendeines Songs wurde ein Mann unsanft auf die Straße befördert, fast so, als werfe ihn der Teufel höchstpersönlich aus dem Schlund der Hölle. Die Tür fiel krachend wieder zu und der Mann, eindeutig stockbesoffen, richtete sich mühsam auf. Er war bullig und breitschultrig und das zuckende Neonlicht der Leuchtschrift über dem Eingang warf einen rötlichen Schein auf seinen kahlen Schädel.

    Es traf Len wie ein Faustschlag in den Magen. Er sog scharf den Atem ein und zog sich rasch aus dem Lichtkegel einer Straßenlampe zurück. Das konnte nicht sein! War das etwa …?

    Der Mann hob den Kopf, sah kurz in Lens Richtung und jegliche Ähnlichkeit mit Mick verflog. Er brabbelte etwas Unverständliches und verschwand in einer Seitengasse.

    Len schloss kurz die Augen und zwang sich ruhig durchzuatmen. Sein Herz raste.
    Es war eine schwachsinnige Idee gewesen, hierher zu kommen. Ein Blick auf einen Mann, der Mick ein wenig ähnlich sah und er hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Er hätte sich nie von Melancholie und diesem verfluchten Gefühl von … von Einsamkeit hierherführen lassen sollen. Er wusste, dass es Lisa gutging, Gideon hatte ihm das erst bestätigt und das war alles, was zählte. Welchen Sinn hatte es, Erinnerungen an etwas nachzuhängen, das unwiderruflich verloren war? Es war wie in offenen Wunden zu bohren und änderte nichts an seiner jetzigen Situation oder an dieser verfluchten Geschichte, die seinen besten Freund zu jemandem gemacht hatte, der ihn … der ihn hasste.

    Das Aufheulen von Polizeisirenen ganz in der Nähe riss ihn aus seinen Grübeleien.
    Len zog sich unwillkürlich tiefer in den Schatten der Häuser zurück und lauschte. Dem Geräusch der Sirenen nach zu urteilen, waren die Cops ein paar Block entfernt und entfernten sich weiter. Glücklicherweise fuhren sie nicht in die Richtung, die er nehmen musste, wenn er zum Waverider zurückwollte. Was er jetzt schleunigst tun sollte. Er trat wieder auf die Straße und machte sich auf den Weg, ohne nochmals zurückzublicken.

    Ein leuchtender rötlicher Streifen zischte an ihm vorbei.

    Flash? Barry?

    Len blieb stehen, und folgte ihm mit Blicken. Natürlich war Barry in die Richtung unterwegs aus der das Heulen der Sirenen zu hören war. Offensichtlich zog er noch immer seine nächtlichen Runden durch die Stadt, um Verbrechern das Leben schwer zu machen. Kurz darauf ertönte das Splittern von Glas und das Knirschen von Metall auf Metall. Die Sirenen verstummten. Len grinste. Flash hatte das Problem wohl auf seine ganz spezielle Weise gelöst und vermutlich wieder einmal einen Kleinkriminellen als gut verschnürtes Päckchen direkt beim Central City Police Department abgeliefert.

    Hm, ob er selber wohl auch ab und zu noch in den „Genuss“ derartiger Begegnungen mit Flash kam?

    Aus den Augenwinkeln nahm Len eine Bewegung wahr, ein Windstoß ließ seinen Parka flattern und fegte ihm die Kapuze aus dem Gesicht. Plötzlich stand Barry direkt vor ihm, packte ihn und - ein Moment der Orientierungslosigkeit, schneidend kalter Wind, der ihm den Atem nahm, während der Boden unter seinen Füßen wegkippte und sein Magen sich sekundenlang umzudrehen schien. Oh, verflucht, er kannte dieses Gefühl!

    Sekundenbruchteile später fand Len sich vor dem Eingang eines leerstehenden Hauses wieder, nur ein paar hundert Meter von der Stelle entfernt, an der er eben noch gestanden hatte. Reflexartig griff er nach der Coldgun, wappnete sich, Barrys Arm an seiner Kehle zu spüren und gegen die nächstgelegenste Wand gepresst zu werden.

    Doch stattdessen lächelte Barry breit und nahm sich die Kapuze vom Kopf. „Len? Du bist zurück?“

    Len? Seit wann …?

    Bevor er auch nur seine Gedanken ordnen konnte, zog Barry ihn eine rasche, heftige Umarmung und küsste ihn.

    Len erstarrte. Wenn es 2023 nicht generell üblich war, seine Gegenspieler? Beinahe-Freunde? blitzschnell von offener Straße an abgelegene Orte zu befördern um sie ungestört mit Küssen und Umarmungen begrüßen zu können, dann bedeutete das, dass er und Barry Allen in der Zukunft … ja, was genau für eine Beziehung hatten?

    Die Art Beziehung in der sie zum Stressabbau in dunklen Gassen eine schnelle Nummer schoben? Der Gedanke war nicht ganz abwegig. Er konnte nicht leugnen, dass er Barry attraktiv fand. Nicht nur rein physisch. Barry war eine faszinierende Mischung aus Intelligenz, Courage und Dickköpfigkeit und Len genoss die Herausforderung, die jede Begegnung mit Barry bedeutete. Und was Barry anging - es war eindeutig Chemie zwischen ihnen. Barry liebte das Risiko und den Nervenkitzel, genau wie Len es tat. Sie hatten mehr gemeinsam als lächerliche Vornamen und komplizierte Familiengeschichten.

    Barry schien von seiner Verwirrung nichts zu bemerken, er hatte seine Hände noch immer auf Lens Schultern, sichtlich überglücklich ihn zu sehen – was leuchtende Augen und ein strahlendes Lächeln verrieten - als hätte ihm diese Begegnung den Tag gerettet. Barry hatte ihn noch nie so angesehen. Falsch, niemand hatte ihn je so angesehen und der Gedanke, dass Barry auch jetzt im Grunde nicht ihn meinte, war unerwartet enttäuschend.

    „Was machst du ausgerechnet hier?“, sprudelte Barry hervor, „Du wolltest doch … “ Plötzlich stockte er und betrachtete Len genauer, ließ seinen Blick über Lens Gesicht und den Parka wandern und blieb schließlich an der Coldgun hängen, die das helle Mondlicht provokativ reflektierte. Seine Augen weiteten sich und das Lächeln verschwand.

    „Oh“, sagte er, ließ die Arme sinken, wich einen Schritt zurück und bemerkte mit einem eindeutig nervösen Auflachen. „Du bist … du bist gar nicht mein Len.“

    Lens Herz begann schwer und hart zu schlagen und alles in ihm verkrampfte sich. Mein …? Das klang nicht nach dunklen Gassen und beiläufigem, bedeutungslosem Sex, das klang nach so viel mehr, nach einer ganz anderen Art von Risiko, auf das Len sich nie einlassen würde. Zumindest war er bis eben davon überzeugt gewesen, sich nie darauf einzulassen.

    Er zwang das übliche sardonische Grinsen auf seine Lippen und bemerkte in bewusst gleichgültigem Ton: „Bingo, Scarlet. Sieht so aus, als hättest du den falschen … Len.“

    Er ließ seinen Blick offen über Barrys Gesicht gleiten. Es war hell genug, so dass er Barrys Gesichtszüge deutlich erkennen konnte. Etwas von seiner jugendlichen Leichtigkeit war verschwunden, seine Augen waren ernster, aber er war Barry Allen und verdammt, es tat einfach gut, ihn zu sehen. Zumindest das konnte er sich eingestehen.

    Barry schluckte und rieb sich verlegen mit der Hand den Nacken. „Ja, sieht so aus.“ Er holte tief Luft. „Entschuldige, das muss gerade etwas verwirrend gewesen sein.“ Er wich Lens Blick aus und verschränkte die Arme vor der Brust, eine klassische Geste um Distanz zu schaffen. „Du bist mit dem Waverider hier? Aus der Vergangenheit? Welches Jahr?“, fragte er schließlich und so wie er die Fragen abfeuerte, hatte es fast etwas von einem Verhör.

    Len entspannte sich wieder. Gut, das war doch vertrauteres Terrain, ihr übliches Spiel, das konnte er auch.

    „Top Secret, sorry.“ Len schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf. „Ich müsste dich vermutlich töten, wenn ich es dir sage. Ich habe mich vertraglich zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.“

    „Blödsinn, hast du nicht.“ Barry rollte die Augen. „Ich tippe auf 2016? Die Jagd nach Savage?“

    Ah, Barry war also im Bilde über ihre Mission. Nicht wirklich verwunderlich.

    „Bist du wegen ihm hier unterwegs?“ Er runzelte die Stirn und der Zug um seinen Mund wurde härter. „Ist er etwa in 2023? Das kann nicht sein!“

    „Nein, ist er mit ziemlicher Sicherheit nicht, keine Sorge.“ Mit einer betont gelangweilten Geste schnippte Len einen nicht vorhandenen Fussel von seinem Ärmel. „Da du sowieso Bescheid weißt: Der gute Rip ist der Ansicht, dass es eine fantastische Idee wäre uns kreuz und quer durch die Zeit zu jagen und sämtlichen Gerüchten über das Auftauchen dieses Irren nachzugehen. Also sind wir hier und ich nutze diese schöne Nacht für einen kleinen Spaziergang und vertrete mir etwas die Beine.“

    „In dieser Gegend?“ Barry sah sich um. Mit seinen Augen betrachtet, war es nur eine heruntergekommene Straße, mit Müll auf dem Gehweg, vernagelten Fenstern und einer zwielichtigen Bar, in der sich finstere Gestalten trafen. Für Len war es ein Ort voller Erinnerungen, schlechte aber auch gute. Eine ganze Menge gute.

    Len zuckte mit den Schultern. „Mein altes Viertel. Ich wollte mal wieder ‚Hallo‘ sagen“, erläuterte er und merkte im selben Moment, dass er zu viel preisgegeben hatte. Len wusste nicht, was genau Barry in seinem Gesicht sah, oder in seiner Stimme hörte, aber es ließ seinen Blick weich werden, ließ ihn seine defensive Haltung aufgeben und einen Schritt auf ihn zu treten.

    „Sehnsucht nach alten Freunden, ja?“, fragte er und es klang nicht herausfordernd oder spöttisch sondern so, als wüsste er ganz genau, was in Len vorging. Und das erschreckende war - vielleicht wusste er das tatsächlich. Barry hatte schon immer die Gabe besessen mehr in Len zu sehen, als das Offensichtliche und mehr als das, was er andere sehen lassen wollte. Und vielleicht war dieser Barry Allen der Mensch der ihn so gut kannte, wie sonst niemand.

    Jetzt war es Len, der den Blick abwandte.

    „Hör zu, Len“, begann Barry und die unerwartete Wärme in seiner Stimme ließ Len ihn wieder ansehen. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ohne dir zu viel über die Zukunft zu verraten, aber … du hast mir eine Menge erzählt, von eurer Jagd nach Savage, von dem, was alles passiert ist und …“ Er unterbrach sich, suchte offensichtlich nach den richtigen Worten. „Und auch wenn du jetzt den Eindruck hast, dass etwas irreparabel zerstört ist, bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass sich doch alles zum Guten wendet.“

    Alles, tatsächlich? Kaum möglich. Len dachte an Mick und den Hass in seinen Augen.
    „Versprichst du mir etwa ein Happy End, Scarlet?“ Er wollte es spöttisch und schneidend klingen lassen, stattdessen war seine Stimme rau und so hoffnungsvoll, dass es beinahe peinlich war.

    „Ja.“ Barry nickte. „Ja, das tue ich.“

    Das Versprechen bedeutete nicht viel, denn es gab nichts Unberechenbareres als die Zeit. Selbst dieser Barry aus der Zukunft konnte nicht wissen, ob nicht allein schon ihre Begegnung die Zeitlinie so geändert hatte, dass aus dem „Happy End“, das Barry kannte, eines mit Chaos und Tod werden würde. Trotzdem nahmen Barrys Worte etwas von dem Gewicht auf Lens Brust, diesem schmerzhaften Ziehen, das ihn seit Tagen begleitete.

    „Danke, Barry“, erwiderte er aufrichtig.

    „Gern geschehen.“ Barry sah ihn nachdenklich an, nagte an seiner Unterlippe, schien mit sich zu ringen und holte schließlich tief Luft. „Okay, Len, ich weiß, du bist nicht … du bist nicht er, aber irgendwie bist du es doch und …“ Er fuhr sich sichtlich frustriert mit der Hand durch die Haare. „Und ich kann dich nicht so sehen und einfach nichts tun.“

    Len neigte den Kopf etwas zur Seite und musterte Barry aus schmalen Augen. „Was genau meinst du damit?“

    Anstatt zu antworten kam Barry näher, legte Len eine Hand auf die Schulter, schlang den anderen Arm um seine Taille, zog ihn an sich und hielt ihn einfach fest. Len gefror innerlich. Barry musste seine unwillkürliche Abwehr spüren, aber anstatt ihn loszulassen, wanderte seine Hand von Lens Schulter in seinen Nacken, blieb dort liegen, warm und tröstend, während sein Daumen sanft die empfindliche Haut unter seinem Ohr zu streicheln begann. Len schluckte hart. Es war eine katastrophale Idee, das weiter zuzulassen, ausgerechnet jetzt, da seine Emotionen sowieso schon bloßlagen wie ein offener Nerv, und alle seine Abwehrmechanismen zum Teufel waren. Der Druck auf seiner Brust wurde unerträglich, ließ ihn nicht atmen und er musste das hier jetzt sofort beenden, sonst …

    „Hey“, murmelte Barry dicht an seinem Ohr. „Es ist okay.“ In seiner Stimme klang der Anflug eines Lächelns mit, während er übertrieben gedehnt wisperte: „Bleib cooool.“

    Len unterdrückte ein spontanes Auflachen, die Anspannung brach und er holte tief und zitternd Atem. Verflucht das war Barry, nicht sein Feind und es war eine Umarmung, kein Versuch, seine Schwächen auszuloten. Und offensichtlich taten sie das sowieso in der Zukunft, er und Barry, waren auf diese Weise füreinander da, auch wenn es jetzt fast nicht vorstellbar war. Fast.

    Sein Widerstand schmolz, er legte die Arme um Barry und zog ihn enger an sich. Weiches Haar kitzelte seine Wange, es roch angenehm nach Ozon und Winterwind, darunter die wärmere Note von Sandelholz. Barry gab einen kaum hörbaren Laut von sich, wie ein zufriedenes Aufatmen. Len schloss die Augen und ließ sich in dieses ungewohnte Gefühl von Nähe und Zugehörigkeit fallen. Es war erschreckend, wie gut es sich anfühlte.

    Als er sicher war, dass seine Stimme ihm gehorchte, sagte er neckend: „Wenn das gerade dein Versuch war, mich zu imitieren, solltest du noch üben.“

    „Tue ich“, erwiderte Barry gespielt ernsthaft. „Jeden Tag.“

    „Also, du und ich?“ fragte Len einen Augenblick später. Es war erstaunlich leicht diese Frage zu stellen, während er Barrys Herzschlag und jeden seiner Atemzüge fühlen konnte.

    „Ja.“ Das Wort war ein warmer Hauch an seinem Hals. „Du und ich. Ganz offiziell sogar.“

    Oh! Er war also nicht Barrys kleines, schmutziges Geheimnis, sondern …

    „Seit wann?“ Er löst die Umarmung langsam, trat etwas zurück, so dass er Barry in die Augen sehen konnte. „Wie hat das angefangen?“ Er und Barry. Captain Cold und Flash. Er bekam es noch immer nicht in seinen Kopf. Wie sollte das im Alltag funktionieren? Len war genaugenommen ein Verbrecher auf der Flucht, Barry arbeitete für das Police Department und sein Pflegevater war ein Cop. Len konnte sich lebhaft vorstellen, wie entzückt Joe West wäre, ihn in seinem Haus zu begrüßen – mit gezogener Waffe in der einen und Handschellen in der anderen Hand.

    „Das sollte ich dir besser nicht verraten.“ Barry zuckte verlegen mit den Schultern. „Vermutlich habe ich schon zu viel gesagt. Keine Ahnung, wie sich unsere Begegnung jetzt auf deine Zukunft auswirkt.“

    Len schnaubte amüsiert. „Etwas spät sich darüber Gedanken zu machen.“ Sie hatten eine gemeinsame Zukunft – zumindest in dieser Zeitlinie. Etwas, das er bis eben als komplett absurd abgetan hätte. Aber von Minute zu Minute begann er sich mehr für diese Vorstellung zu erwärmen.

    „Ja, ich weiß.“ Barry wirkte leicht schuldbewusst, lächelte aber. „Das mit dem Vorausplanen war noch nie meine Stärke, das ist eher dein Ding.“ Er wurde wieder ernst und deutete mit dem Daumen über seine Schulter. „Ich sollte jetzt wieder ...“

    „Davonflitzen? Die Stadt retten? Katzen von Bäumen holen?“, ergänzte Len mit freundlichem Spott.

    „So in etwa.“ Barry zog sich die Haube wieder über. „Oh, warte …“ Es war nur ein Blitzen in Barrys Augen das Len vorwarnte, schon kippte sein Gesichtsfeld und die Welt um ihn herum verzerrte sich zu Schlieren aus Licht und Farbe, bis er sich, leicht schwindelig, genau dort wiederfand, wo Barry ihn vorhin „abgeholt“ hatte.

    „Verflucht nochmal, Barry!“ Er schluckte gegen die leichte Übelkeit an. „Eine Warnung wäre nett.“

    „Wo wäre dann der Spaß dabei?“ Barry grinste schelmisch, seine Konturen verschwammen bereits und seine Stimme klang seltsam verzerrt: „Pass auf dich auf, Len. Wir sehen uns.“ Er zischte davon.

    „Worauf du dich verlassen kannst“, murmelte Len und sah Barry nach, bis der rote Streifen verschwunden war. Er holte tief Luft und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.

    Wodka wäre jetzt ganz fantastisch. Oder etwas ähnlich Starkes. Zeit, Hunters geheimen Vorrat zu plündern.

    Dann würde er die Sache mit Mick klären – irgendwie. Denn offensichtlich ließ sie sich klären.

    Und dann musste er Hunter von der dringenden Notwendigkeit eines „Urlaubs“ im guten alten 2016 überzeugen. So schnell wie möglich.

    tbc
    Geändert von Sinaida (29.04.2018 um 19:53 Uhr)


  2. #2
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Na, das war ja schon mal ein wirklich viel versprechender Anfang deiner Geschichte! Ich find's toll, wie du aus dem ersten 3-Saetzer so ein schoenes langes Kapitel gemacht hast, das weder ueberladen noch irgendwie ausgewalzt erscheint. Es passt einfach!

    Am besten hat mir der Moment gefallen, in dem Barry merkt, dass Len diese Umarmung braucht und nicht locker laesst, bis er sich entspannt und die Umarmung auch zulaesst. Diese Wandlung von erstarrter Ueberraschung ueber die Unsicherheit, ob er das Ganze nicht besser abbrechen sollte bis zu dem Moment, in dem Len sich bewusst wird, dass er diese Naehe geniessen kann, hast du wirklich klasse beschrieben. Und auch der unverkennbare Humor dabei passt prima.

    Ich habe mich ja eben gleich mal ein bisschen gespoilert und noch mal alle 3-Saetzer dazu gelesen. Ich bin schon sehr gespannt, wie du den Rest der Geschichte ausfuellen wirst.

  3. Danke sagten:


  4. #3
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Ich find's toll, wie du aus dem ersten 3-Saetzer so ein schoenes langes Kapitel gemacht hast, das weder ueberladen noch irgendwie ausgewalzt erscheint. Es passt einfach!
    Uffz, gut zu wissen, das freut mich!

    Am besten hat mir der Moment gefallen, in dem Barry merkt, dass Len diese Umarmung braucht und nicht locker laesst, bis er sich entspannt und die Umarmung auch zulaesst. Diese Wandlung von erstarrter Ueberraschung ueber die Unsicherheit, ob er das Ganze nicht besser abbrechen sollte bis zu dem Moment, in dem Len sich bewusst wird, dass er diese Naehe geniessen kann, hast du wirklich klasse beschrieben.
    Danke! Da bin ich echt froh, dass das so geklappt hat. Das war die Stelle an der ich am längsten gefeilt habe. *g*
    Ich bin schon sehr gespannt, wie du den Rest der Geschichte ausfuellen wirst.
    Ich schreibe gerade am ganz eifrig am zweiten Kapitel und das wird sich auch sehr an dem zweiten 3-Sätzer orientieren. Vielen lieben Dank für dein Feedback!

  5. #4
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Anmerkung: Ein kurzes Kapitel, hauptsächlich deswegen, weil ich an der nächsten Szene, die eigentlich zu diesem Kapitel gehört, noch etwas feilen muss, ich das hier aber schonmal posten wollte, weil ich sonst weiter jedes Wort umdrehe. Daher gibt es jetzt den ersten Teil als Kapitel zwei und den nächsten dann als Kapitel drei.
    Diese Szene und auch die folgenden spielen wieder in der Gegenwart, also 2016. Aber nach Snarts Besuch in der Zukunft in 2023.


    Kapitel 2 – Alles Zufall?


    Barry betrat Macy’s Supermarket, winkte der einsamen Kassiererin der Nachtschicht einen müden Gruß zu und wanderte gähnend durch die Regalreihen, vorbei an Frischfleisch und Käse zu den Tiefkühlprodukten. Es war schon wieder so verflucht spät, aber er brauchte heute einfach noch eine Champignon-Peperoni- Pizza. Mindestens eine. Zum Glück kamen die Öffnungszeiten dieses Supermarktes, obwohl er zu keiner der großen Ketten gehörte, Barrys Tagesablauf entgegen. Auch nachdem er seine Runden als Flash gedreht hatte, konnte er sich hier noch schnell einen Mitternachtssnack besorgen.

    Er gähnte erneut ausgiebig und rieb sich die brennenden Augen. Er war todmüde und dennoch aufgekratzt, spürte wie ihn die leichte Unterzuckerung ungeduldig und unkonzentriert werden ließ. Vielleicht hätte er doch noch einen von Ciscos Spezial-Powerriegeln verdrücken sollen, nach seiner letzten Tour durch Central Citys miesestes Viertel, aber ehrlich, manchmal konnte er die Dinger einfach nicht mehr sehen.

    Pizza war jetzt perfekt. Schwungvoll öffnete er einen der Tiefkühlschränke und stieß dabei mit jemandem zusammen, der direkt hinter ihm stand.

    „Oh, sorry, ich ….“ Rasch drehte er sich um und sah sich Auge in Auge mit Leonard Snart.

    „Snart?“ Unwillkürlich machte er einen Schritt rückwärts.

    „Barry.“ Snart musterte ihn ausdruckslos. „Hallo.“

    „Was … was tust du hier?“

    „Einkaufen“, erwiderte Snart knapp. „Zumindest würde ich das gerne, allerdings stehst du gerade zwischen mir und meiner Pizza.“ Er begann zu grinsen. „Buchstäblich.“

    „Oh.“ Tatsächlich, er stand praktisch in der Tür des Tiefkühlschranks, eiskalte Pizzapackungen im Rücken. Die kalte Luft strömte an ihm vorbei und das Plexiglas der Scheibe beschlug bereits. Rasch nahm sich Barry drei Packungen seiner Lieblingspizza und machte dann Platz für Snart, der ihm kurz zunickte und sich dann seinerseits daran machte, den Inhalt des Tiefkühlschrankes zu inspizieren.

    Barry runzelte die Stirn. Es war jetzt bereits das dritte Mal in den letzten zwei Wochen, dass er Leonard Snart begegnete. Zuerst vor dem Waschsalon an der Ecke Fünfte und North, mehr oder weniger im Vorübergehen. Snart hatte ihm mit einem höflichen „Hallo Barry“ zugenickt und erst als er schon ein paar Schritte entfernt gewesen war, hatte Barry realisiert, wer ihn da gerade gegrüßt hatte. Dann der Computer-Shop an der Mainstreet, Barrys erste Anlaufstelle für PC-Zubehör aller Art, wo er gestern beinahe mit Snart zusammengestoßen wäre, als der den Laden verlassen hatte.

    Alles nur Zufälle? Barry legte die Pizza in seinen Einkaufskorb und warf Snart einen unschlüssigen Blick zu. Der schien völlig in die Liste der Inhaltsstoffe auf einer Pizzapackung versunken zu sein und nahm keine weitere Notiz von Barry. Okay, das war sicher auch besser so. Wenn Snart etwas von ihm wollte, würde er schon selber den Mund aufmachen. Mit einem innerlichen Schulterzucken machte Barry sich auf den Weg zum Kassenbereich.

    Es war aber wirklich seltsam dass Snart ausgerechnet um diese Uhrzeit hier auftauchte, Barrys bevorzugte Zeit zum Einkaufen, als hätte er ihn abgepasst. Und diese Begegnungen in der letzten Zeit - alles Situationen, die nichts mit Raub, Überfall oder anderen verbrecherischen Aktivitäten zu tun hatten, nichts mit ihren Identitäten als Cold und Flash, dafür aber mit dem ganz normalen Alltag.

    Barrys Alltag.

    Seine Nackenhaare richteten sich auf. Er blieb stehen. War das irgendein perfider Plan Snarts, ihm zu demonstrieren, dass er seine Gewohnheiten kannte? Eine Einschüchterungstaktik? Fantastisch, Cold und seine Rogues im Nacken - das war jetzt das letzte, was er brauchen konnte. Zoom hielt ihn schon genug in Atem. Snart kannte seine wahre Identität und die meisten seiner Freunde, seine Familie - und wenn er jetzt vorhatte, dieses Wissen für irgendwelche kindischen Machtspielchen zu missbrauchen … Barry presste die Lippen zusammen. Er hatte jetzt verflucht nochmal keine Nerven für so etwas. Entschlossen ließ den Einkaufskorb einfach stehen und ging rasch zurück in den Bereich des Ladens in dem er Snart zuletzt gesehen hatte. Er fand ihn schließlich vor dem Regal mit Obstkonserven, eine Dose Ananas in der Hand.

    „Okay, Snart, spuck’s aus!“ Er baute sich vor Snart auf und fixierte ihn. „Was soll das alles, was planst du?“

    Snart zeige sich komplett unbeeindruckt von Barrys Ausbruch. Er legte die Dose Ananas in den Einkaufskorb zu seinen Füßen, hob die Augenbrauen und antwortete: „Wie ich schon gesagt hatte: Einkaufen.“

    Barry schnaubte. „Ja, sicher. Ausgerechnet in dem Supermarkt, in dem ich immer einkaufe. Und was war das gestern, oder letzte Woche? Rick’s PC-Shop? Der Waschsalon? Du läufst mir ständig über den Weg.“

    Snart zuckte mit den Schultern. „Barry, auch ich muss essen und daher einkaufen. Ich wasche tatsächlich auch meine Wäsche. Oder ich brauche ab und zu so etwas wie ein USB-Kabel.“ Der Hauch eines ironischen Lächelns zuckte um seine Mundwinkel. „Auch wenn das nicht in dein Weltbild von mir als Superschurken passt, aber ich lebe nicht vom Lieferservice und bezahle die Pizzaboten mit einem Schuss aus der Coldgun. Und ich beziehe mein technisches Equipment auch nicht übers Darknet.“ Er neigte den Kopf kurz zur Seite. „Nicht komplett, jedenfalls.“

    Snarts Versuch humorvoll zu sein – wenn es das war, was er gerade versucht hatte – ging an Barry verloren. Er schüttelte den Kopf. „Okay, wie auch immer, dann … tu das woanders. Ich will nicht … ich kann nicht …“ Er suchte nach den richtigen Worten. „Ich kann nicht ständig, auch im Alltag, über die Schulter gucken, weil ich denke, dass einer der Feinde Flashs hinter mir steht und …“

    Hastig unterbrach er sich. Verdammt! Snart gegenüber sollte er besser nicht andeuten, wie sehr ihm das alles im Moment zu viel war. Zoom, der dank seiner Armee von Metawesen allgegenwärtig zu sein schien, der regelmäßig in Barrys Alpträumen auftauchte, der ihm demonstriert hatte, dass er stärker war, schneller, dass Barry keine Chance hatte, seine Familie, seine Freunde zu beschützen. Müde fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht. Seine Finger bebten leicht, eine Folge der unguten Kombination aus Erschöpfung, generell zu wenig Schlaf und niedrigem Blutzuckerspiegel. Fantastisch!

    „Barry.“

    Snarts Tonfall ließ ihn aufschauen. Snart musterte ihn, nicht abschätzig oder herablassend, auch nicht wie ein Feind, der versuchte er seine Schwächen zu entdecken, sondern mit so etwas wie … Verständnis in seinem Blick. Es war auf eine völlig neue Weise verunsichernd, derart im Fokus von Snarts Aufmerksamkeit zu stehen. Snart, ohne Coldgun und Parka, ohne Sarkasmus und dieses sardonische Grinsen, in Jeans und Lederjacke, mitten im Supermarkt. Schließlich fragte Snart ruhig: „Wann hast du das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen?“

    „Was? Was soll …? “ Barry blinzelte entgeistert und versteckte seine Überraschung über diese Frage, die eines seiner aktuellen Probleme auf den Punkt brachte, hinter einem falschen Auflachen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich meine, ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

    Snart quittierte die Bemerkung mit einem Nicken und griff nach seinem Einkaufskorb. Dann sah er Barry an und sagte aufrichtig und mit einem Hauch Wärme in der Stimme: „Du hast von mir nichts zu befürchten. Versprochen. Kein Grund, dir auch davon noch den Schlaf rauben zu lassen.“

    Barrys Augen brannten plötzlich und dieses Mal war es nicht die Müdigkeit. Wirklich klasse, unerwartete Freundlichkeit von ausgerechnet Captain Cold und schon hatte er seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle. Er brauchte eindeutig mehr Schlaf. „Ja, weil auf deine Versprechungen so viel Verlass ist“, erwiderte er mehr aus Prinzip als aus Überzeugung, als Snart an ihm vorbeiging.

    Snart blieb kurz stehen und sagte über die Schulter: „Auf die meisten schon. Gute Nacht, Barry.“

    Barry sah Snart nach, wie er in Richtung Ausgang verschwand und holte tief Luft. Okay, das war seltsam gewesen. Mehr als seltsam. Weniger, dass Snart zielsicher aufdeckte, war gerade mit Barry los war, sondern dass er darauf Rücksicht nahm. Als machte sich Snart wirklich Gedanken, wie … wie es ihm ging. Barry schüttelte ungläubig den Kopf.

    Aber wenn er diese scheinbar zufälligen Begegnungen der letzten Wochen objektiv betrachtete, dann waren sie harmlos gewesen. Snart war harmlos gewesen und ausgesucht höflich. Er hatte keinen Versuch unternommen, Barry einzuschüchtern oder gar zu bedrohen, wie ihm jetzt leicht beschämt bewusst wurde. Es war Barrys eigene Zoom-induzierte Paranoia, die ihn gleich das Schlimmste hatte vermuten lassen.

    Denn selbst ihre letzte Begegnung als Cold und Flash kurz vor Weihnachten, von Snart zwar auf super- unverschämte Weise inszeniert, hatte eigentlich nur gezeigt, dass Snart tatsächlich nicht mehr zu seinen Gegnern zählte. Hätte er ihn sonst vor Mardon und dem Trickster gewarnt?

    Wenn sie aber keine Gegner waren, was waren sie dann? Und was bezweckte Snart damit, ihm ständig über den Weg zu laufen? Als wollte er ihm demonstrieren, dass er eigentlich ein ganz normales Leben führte – wenn er nicht gerade mit Coldgun und Parka unterwegs war, um die Stadt aufzumischen.

    Auf jeden Fall ging Barry jede Wette ein, dass es keine Zufälle waren, denn wenn es um Snart ging, entpuppten sich scheinbar zufällige Ereignisse doch letztlich als Mosaiksteinchen irgendeines Planes. Die Frage war nur – welcher Plan?

    Barrys Magen knurrte vernehmlich. Oh, richtig, Essen. Gähnend machte sich auf die Suche nach seinem Einkaufskorb. Über alles andere konnte er später auch noch nachdenken.


  6. #5
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Okay, ich denke, ich bin doch eindeutig zu haeufig hier, wenn ich als Erstes an Redlum denken muss.

    Aber jetzt zu dem Kapitel: Eigentlich faellt mir nur eins ein ... und das ist: "Awwwww! How cute!", als Len fragt, wann Barry das letzte Mal wirklich eine Nacht durchgeschlafen hat.

    Auf jeden Fall hat die Szene das perfekte Timing. Ich konnte mich sehr gut in Barry hineinversetzen und seine Verdachtsmomente verstehen, so erschoepft (sowohl physisch als auch psychisch) und unterzuckert, wie er ist. Da kann man nett gemeinte Gesten schon mal falsch verstehen.

    Tolle Fortsetzung und ich warte gespannt auf die naechste.

  7. Danke sagten:


  8. #6
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Zitat Zitat von Chayiana Beitrag anzeigen
    Okay, ich denke, ich bin doch eindeutig zu haeufig hier, wenn ich als Erstes an Redlum denken muss.
    Ich habe jetzt etwas gebraucht, um die Verbindung zu Redlum herzustellen, aber jetzt hat's geschnackelt.

    Aber jetzt zu dem Kapitel: Eigentlich faellt mir nur eins ein ... und das ist: "Awwwww! How cute!", als Len fragt, wann Barry das letzte Mal wirklich eine Nacht durchgeschlafen hat.
    Danke! *freu*

    Auf jeden Fall hat die Szene das perfekte Timing. Ich konnte mich sehr gut in Barry hineinversetzen und seine Verdachtsmomente verstehen, so erschoepft (sowohl physisch als auch psychisch) und unterzuckert, wie er ist. Da kann man nett gemeinte Gesten schon mal falsch verstehen.
    Ja, gell, dabei versucht Len den guten Barry ja einfach nur an Alltags-Snart zu gewöhnen. Freut mich, dass es dir gefallen hat und vielen Dank für's Feedback.

    Danke auch an Saffier für's Danke.

  9. #7
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh man, endlich komme ich dazu, deine tolle Slash-FF/Fortsetzung zu lesen. Jetzt kapiere ich schon etwas mehr. Wenn auch leider noch nicht alles.

    Bevor er auch nur seine Gedanken ordnen konnte, zog Barry ihn eine rasche, heftige Umarmung und küsste ihn.
    Das kam jetzt überraschend, aber ab hier kann ich wieder in die Serie reinversetzen.

    Barry hatte ihn noch nie so angesehen. Falsch, niemand hatte ihn je so angesehen und der Gedanke, dass Barry auch jetzt im Grunde nicht ihn meinte, war unerwartet enttäuschend.
    Der arme, hat da wer Gefühle entdeckt?


    Sein Widerstand schmolz, er legte die Arme um Barry und zog ihn enger an sich.
    Also waren auf jeden Fall Gefühle schon vorher da, unterschwellig.

    „Also, du und ich?“ fragte Len einen Augenblick später. „Du und ich. Ganz offiziell sogar.“
    Klingt merkwürdig, aber gefällt mir sehr gut!

    Captain Cold und Flash. Wie sollte das im Alltag funktionieren?
    Nun, sie sorgen bestimmt für Gesprächsstoff, aber Liebe macht alles möglich, auch bei den beiden.

    Dann würde er die Sache mit Mick klären – irgendwie.
    Da hakt es bei mir wieder. Wer war noch mal Mick oder kommt er erst später, in der dritten Staffel?

    „Snart?“ Unwillkürlich machte er einen Schritt rückwärts.

    „Barry.“ Snart musterte ihn ausdruckslos. „Hallo.“
    Da musste ich erst mal wieder kurz umschalten, von einer liebevollen Umarmung und Küssen zu - nichts.

    Und diese Begegnungen in der letzten Zeit - alles Situationen, die nichts mit Raub, Überfall oder anderen verbrecherischen Aktivitäten zu tun hatten, nichts mit ihren Identitäten als Cold und Flash, dafür aber mit dem ganz normalen Alltag.
    So fing es also an.

    Schließlich fragte Snart ruhig: „Wann hast du das letzte Mal eine Nacht durchgeschlafen?“
    Wie unverhofft fürsorglich von ihm.

    Barrys Augen brannten plötzlich und dieses Mal war es nicht die Müdigkeit. Wirklich klasse, unerwartete Freundlichkeit von ausgerechnet Captain Cold und schon hatte er seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle.
    Barry/Flash ist halt auch nur ein Mensch mit Gefühlen und auch er muss mit seinen Kräften Haushalten.

    Die Frage war nur – welcher Plan?
    Nun, der Plan, wie er Barry am besten rumbekommt.

    Ich kann es kaum erwarten wie es weitergeht, tolle Kapitel!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  10. Danke sagten:


  11. #8
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    So, jetzt habe ich es endlich auch geschafft weiterzulesen und konnte direkt mit Kapitel 2 fortfahren.

    Mir gefällt die Geschichte auch sehr gut. Wie sehr mir dein Schreibstil gefällt, hatte ich ja bereits bei den Drabbles geschrieben. Ich finde es auch sehr schön, wie du die Drabbles zu einer mehrteiligen Geschichte ausbaust und freue mich schon auf die nächste Fortsetzung!

  12. Danke sagten:


  13. #9
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    @John's Chaya
    Okay, wenn man Legends of Tomorrow nicht kennt, ist es vielleicht etwas schwierig zu verstehen, wie Snart plötzlich in der Zukunft landet. Deshalb hatte ich das in den Anmerkungen ja kurz erwähnt.
    Also, Snart befindet sich in Kapitel 1 im Jahr 2023 und erfährt dort von Barry, dass sie offensichtlich irgendwann in der Zeitspanne zwischen 2016 und 2023 ein Paar werden, Snart weiß aber nicht, wann und wie. Kapitel 2 spielt dann wieder in der Gegenwart (also 2016), nachdem Snart seine Begegnung mit Barry in der Zukunft hatte und Snart versucht Barry näher zu kommen und diese zukünftige Beziehung etwas zu forcieren. 2016-Barry weiß natürlich von nix, klar. Für ihn war die letzte Begegnung mit Snart in dieser "Weihnachtsfolge".
    Ich hoffe, das klärt das Ganze etwas?
    Da hakt es bei mir wieder. Wer war noch mal Mick oder kommt er erst später, in der dritten Staffel?
    Mick Rory (Heatwave) kommt in Staffel 1 von The Falsh vor, Snarts Komplize. In The Flash ist er im Grunde auch nicht sehr viel mehr als das, dass die beiden eine lange - wenn auch komplizierte - Freundschaft verbindet, erfährt man erst in Legends of Tomorrow.
    Nun, der Plan, wie er Barry am besten rumbekommt.
    Exakt!
    Auf jeden Fall freut es mich, dass du trotz einiger Unklarheiten mitliest, vielen lieben Dank für deine Kommentare und das Danke. Ich hoffe, die Story gefällt dir weiterhin, bei Fragen, frag einfach.

    @stargatefan74
    Vielen lieben Dank für deine netten Worte und für das Danke.
    Nur um auch hier alle Unklarheiten zu beseitigen : Die Story, bei der du kommentiert hattest, war meine LoT-Story, die in sich abgeschlossen ist und mit dieser hier nichts zu tun hat. Das hier ist eine völlig neue Geschichte und quasi ein "Ausbau" einiger Beiträge zum 3-Satz-Ficathon.

  14. Danke sagten:


  15. #10
    Brigadier General Avatar von stargatefan74
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    Zitat Zitat von Sinaida Beitrag anzeigen

    @stargatefan74
    Vielen lieben Dank für deine netten Worte und für das Danke.
    Nur um auch hier alle Unklarheiten zu beseitigen : Die Story, bei der du kommentiert hattest, war meine LoT-Story, die in sich abgeschlossen ist und mit dieser hier nichts zu tun hat. Das hier ist eine völlig neue Geschichte und quasi ein "Ausbau" einiger Beiträge zum 3-Satz-Ficathon.
    Hier gibt es so viele Bereiche, wo man was zu schreiben kann ... Ich habe sie auf jedenfall gelesen, kann aber durchaus sein, dass ich kein Feedback gelassen habe.

  16. #11
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 3 - Kaffee, Kakao oder Cappuccino?

    Drei Tage später stand Barry in der Schlange bei Jitters und überlegte gerade, ob er Cappuccino oder doch lieber Latte Macchiato nehmen sollte, als ihn jemand von hinten leicht anrempelte. Er sah sich kurz um und zuckte dann mit den Schultern. Vermutlich einfach ein Versehen. Es war schließlich eine Menge los, wie immer am Samstagnachmittag.

    Er schnappte sich sein Handy, las online ein paar Bewertungen über den Italiener, der neulich im Zentrum eröffnet hatte und lächelte kopfschüttelnd über einige der Kommentare. Anscheinend waren die Spaghetti Carbonara dort der kulinarische Super-Gau. Als er an der Reihe war, bestellte er schließlich einen großen Cappuccino, griff in seine Jackentasche um seine Geldbörse herauszuholen und … und … „Oh, Scheiße“, entfuhr es ihm.

    Die Barista – Madeleine, wie ihr Namensschild sagte – sah ihn über den Tresen hinweg fragend an. „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, sorry. Ähm …“ Hastig klopfte Barry die Jacke und die Taschen seiner Jeans ab. Nichts. „Ich habe anscheinend meine Geldbörse … vergessen.“ Besser gesagt, sie war ihm mit Sicherheit gerade eben gestohlen worden! Er reckte den Hals und sah sich in dem vollen Lokal um. Keine Chance den Dieb zu erwischen, wenn der sich nicht selber stellte – was wohl eher unwahrscheinlich war.

    Jemand räusperte sich direkt neben ihm. „Etwas verloren, Barry?“ Die Stimme und der leicht spöttische Tonfall waren unverkennbar.
    Snart! Barry fuhr herum. Der Mann lehnte lässig am Tresen und wirkte in dem schmal geschnittenen, kurzen Mantel über dunkelblauem Hemd und schwarzer Hose wie die personifizierte Eleganz. Barry spürte ein leises Flattern in der Magengrube und sein Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich – was angesichts der Tatsache, dass es höchstwahrscheinlich Snart gewesen war, der ihn soeben bestohlen hatte, eine verdammt unangebrachte Reaktion war. Aber in den vergangenen paar Tagen hatte Barry Snart und ihre „zufälligen“ Begegnungen nicht aus dem Kopf bekommen, hatte fest mit der nächsten gerechnet und sogar – und wie peinlich war das denn? – angefangen, nach Snart Ausschau zu halten. Auf ein Treffen, bei dem Snart seine Fingerfertigkeit als Taschendieb unter Beweis stellte und er das Opfer war, konnte er allerdings gerne verzichten.

    „Verloren?“ Barry hob die Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust. „So würde ich das nicht nennen.“

    In Snarts Blick lag ein ironisches Funkeln und … Barry stutzte. Hatte Snart sich etwa geprügelt? Unter einem Auge waren Restspuren eines Blutergusses zu sehen und seine Unterlippe wirkte so, als sei sie an einer Stelle aufgeplatzt, aber fast schon wieder verheilt. Irgendetwas war daran seltsam.

    Snart quittierte Barrys Bemerkung mit einem schiefen, leicht spöttischen Grinsen und steckte etwas, das er in seiner rechten Hand gehalten hatte – Barrys Geldbörse, er erkannte sie sofort – in die Innentasche seines Mantels. Dann wandte er sich an Madeleine und deutete mit dem Kopf auf Barry. „Ich zahle seinen Cappuccino.“ Bevor Barry protestieren konnte – Obwohl, warum eigentlich? Immerhin hatte Snart sein Geld! - sagte Madeleine herzlich: „Das ist sehr nett von Ihnen. Und was darf es für Sie sein?“

    Nett, natürlich. Barry rollte die Augen. Jetzt hatte es Snart doch tatsächlich noch geschafft, bedient zu werden, ohne sich am Ende der inzwischen beachtlich langen Schlange anstellen zu müssen. Falls Jitters jemals so etwas wie eine Auszeichnung für den Kunden des Monats einführte, stand Snart bestimmt aus unerfindlichen Gründen ganz oben auf der Liste der Kandidaten.

    „Hm.“ Snart studierte für einen Moment die Angebotstafel. „Ich bekomme bitte …“ Er machte eine dramatische Pause und warf Barry einen raschen, süffisanten Seitenblick zu. „Einen Flash. Heiß.“

    Barry spürte, wie ihm eine leichte Röte den Nacken hinaufkroch und versteckte seine Verlegenheit hinter einem Hustenanfall. Klar, dass sich Snart so eine Gelegenheit nicht entgehen ließ.

    „Kommt sofort.“ Madeleine lächelte Snart nochmals zu und tippte seine Bestellung ein.

    Barry massierte sich kurz die Nasenwurzel mit Daumen und Zeigefinger. „Okay, was soll das? Hast du deinen letzten Coup in den Sand gesetzt und musst dich jetzt mit Taschendiebstahl über Wasser halten?“, fragte er so leise, dass ihn niemand außer Snart hören konnte.

    Snart zückte seine eigene Geldbörse – Ha, wenn es denn seine eigene war! – und zahlte. „Traurig genug, dass es so einfach war. Ich bin enttäuscht, Barry. Jemand der von einem Cop großgezogen wurde, sollte eigentlich wissen, wie er seine Wertsachen in der Öffentlichkeit sicher verwahrt.“

    Barry rieb sich verlegen den Nacken, als er sich an Joes zahlreiche Predigten genau darüber erinnerte.

    „Oder hast du beim Familien-Rollenspiel zum Thema ‚Wie schütze ich mich am besten vor Taschendieben ‘ einfach nicht aufgepasst?“

    Barry seufzte. „Ja, ja, ich hab’s kapiert, danke für die Lektion.“

    „Sehr gern geschehen.“ Snart grinste ihn an.

    „Also, rück‘ mein Geld wieder raus.“

    Snart nahm Barrys Getränk in die eine und sein eigenes, das Madeleine gerade vor ihn hingestellt hatte, in die andere Hand. „Geht leider nicht, ich habe die Hände voll“, sagte er mit einem gespielt bedauernden Schulterzucken.

    Es war einfach nicht zu fassen! „Snart, wenn …“

    „Da drüben ist ein Tisch frei“, unterbrach er Barry und steuerte schon auf einen Zweiertisch im hinteren Bereich des Raumes zu.
    Barry runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. Das durfte doch nicht wahr sein! Glaubte Snart etwa, dass er ihm nachlaufen würde? Das konnte er vergessen! Andererseits - er hatte sein Geld und seinen Cappuccino.

    Schicksalsergeben folgte Barry Snart an den Tisch und setzte sich ihm nach einem Moment des Zögerns gegenüber. Seinen Cappuccino trank er doch lieber im Sitzen. Er zog die Tasse näher zu sich heran und sagte mit einer auffordernden Handbewegung: „Meine Geldbörse.“

    Snart zog sie aus seinem Mantel hervor und legte sie vor ihm auf den Tisch. „Bitte sehr.“

    Rasch durchsuchte Barry die einzelnen Fächer. Er glaube zwar nicht wirklich, dass Snart ihn bestohlen hatte - wenn er das wollte, hätte er es geschickter angestellt - aber allein schon aus Prinzip. Es fehlte nichts. Er zählte ein paar Scheine und Münzen ab – ausreichend für einen großen Cappuccino – und schob sie Snart über den Tisch hinweg zu.

    Der schob sie zurück. „Ich zahle.“

    „Mit Geld, das du sicher jemandem gestohlen hast? Nein danke.“ Barry machte eine Kopfbewegung in Richtung der anderen Gäste. „Hast du hier sonst noch jemanden beklaut?“

    Snart sah sich demonstrativ um. Dann zuckte er die Schultern. „Nein, kein bekanntes Gesicht dabei.“

    Barry musste unwillkürlich grinsen.

    „Außerdem habe ich genaugenommen auch dich nicht bestohlen. Und das hier …“ Snart zückte die Geldbörse, aus der er vorhin bezahlt hatte, und präsentierte sie Barry wie ein Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Zylinder holt. „Ist tatsächlich meine. Zufrieden?“

    „Halbwegs.“ Höchstwahrscheinlich hatte Snart die Geldbörse von gestohlenem Geld gekauft oder von den Zinsen gestohlenem Geldes, das er gewinnbringend angelegt hatte, aber deswegen würde Barry jetzt keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen. Außerdem hatte Snart ihm vor nicht allzu langer Zeit erst die Rechnung für ein ganzes Abendessen aufgedrückt. Und dann war da noch der Kakao kurz vor Weihnachten. Barry stecke die Scheine und Münzen wieder ein.

    „Okay, Snart. Was sollte diese Show dann eben? Ich meine, du nimmt doch nicht meine Geldbörse als Geisel, nur damit ich mit dir einen Kaffee trinke?“, fragte Barry halb im Scherz.

    Snart hob die Augenbrauen. „Das war der Plan.“

    Barry sah ihn entgeistert an. Snart hatte einen Hang zu theatralischen Auftritten, zweifellos. „Plan? Das ist kein Plan, das ist …“ Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Warum fragst du nicht einfach?“ Kaum war der Satz raus, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Hatte er gerade eben Captain Cold aufgefordert, ihn zum Kaffee einzuladen?

    „Was denn, Barry, soll das heißen, du würdest ‚Ja‘ sagen und ich kann nächstes Mal auf derartige Geiselnahmen verzichten?“ Snarts Tonfall war sarkastisch wie immer, aber da war etwas in seinen Augen, das ihn verriet: Es war nicht alles nur Spott und Scherz - die Frage war durchaus ernst gemeint.

    Barry atmete rief durch. Okay, Snart wollte mit ihm Kaffeetrinken, nur weil … er mit ihm Kaffeetrinken wollte. Wollte Snart … ein Date? Eines, das irgendwann auf ‚Gehen wir zu mir oder zu dir?‘ hinauslief? Oder war es eher etwas „Geschäftliches“, das ihre Identitäten als Cold und Flash betraf? Nein, das wohl kaum. Das hier war persönlich. Sonst würde Snart jetzt nicht so tun, als ob es seine ganze Aufmerksamkeit erforderte, Zucker in seine Tasse zu kippen und ihn zu verrühren.

    Also ein Date.

    Barry waren Snarts Blicke, die manchmal intensiv wie Berührungen über seinen Körper glitten, wenn sie sich als Gegner gegenüberstanden, nicht entgangen. Oder die Art und Weise, in der Snart ihn immer beim Vornamen nannte, mit dieser Mischung aus Spott und Flirt. Bisher hatte Barry es für eine Taktik Snarts gehalten, ihn zu verunsichern – was nie wirklich funktioniert hatte – aber was, wenn Snart schon immer auf diese Weise an Barry interessiert gewesen war und jetzt, warum auch immer, beschlossen hatte, etwas zu unternehmen?

    Snart war faszinierend, keine Frage. Und auch wenn Barry tendenziell eher auf Frauen stand, war ihm spätestens seit der 10. Klasse und seinem wirklich peinlichen Verknalltsein in Damian Kendall klar, dass er definitiv auch eine Schwäche für gutaussehende, intelligente Typen mit diesem Bad-Guy-Charme hatte. Snart war quasi der Prototyp davon, das war ihm schon eine Weile bewusst. Aber zwischen relativ harmloser Schwärmerei auf Distanz und einem tatsächlichen Date, war ein himmelweiter Unterschied. Snart hatte leider eben nicht nur diesen Bad-Guy-Charme, sondern er war ein echter Verbrecher, mit allem, was dazugehörte und …

    Barry zuckte zusammen, als sein Handy in der Hosentasche zu vibrieren begann. Perfektes Timing. Rasch kramte er es hervor. „Sekunde, ja? Könnte wichtig sein.“ Was es vermutlich nicht war, denn wenn es ein Problem gab, das Flash betraf, hätte Cisco angerufen und nicht nur eine Sms geschickt. Barry warf einen Blick aufs Display. Patty. Unwillkürlich begann sein Herz schneller zu schlagen.

    „Sorry“, sagte er zu Snart gewandt, der kurz nickte. „Ich will nur schnell … “ Er holte tief Luft und öffnete die Nachricht.

    Hi Barry, kannst du deine Sachen vielleicht heute oder morgen abholen? Melde dich einfach, bin zu Hause, Kisten packen. Patty

    Barry ließ den angehaltenen Atem entweichen. Natürlich, was hatte er auch anderes erwartet? Patty hatte ihre Entscheidung getroffen. Und er hatte ihr schon vor ein paar Tagen versprochen, dass er vorbeikommen würde, um die Dinge, die er im Laufe ihrer kurzen Beziehung bei ihr hatte liegen lassen, wieder abzuholen. Er wollte nicht, dass sie ihm die Sachen ins Department brachte. Es war schon schlimm genug, dass ein Großteil der wirklich wichtigen Gespräche zwischen ihnen, inklusive des letzten, als Patty ihm mitgeteilt hatte, dass sie ihn und Central City verlassen würde, dort stattgefunden hatten. Bestes Indiz dafür, dass er anscheinend kein Leben hatte, außerhalb der Arbeit und dem Flash-Business. Wann auch?

    „Probleme? Ein Notfall für den Helden der Stadt?“

    Snarts leicht spöttische Frage riss ihn aus den Grübeleien. Rasch schloss Barry die Nachricht wieder. Er konnte Patty auch nachher noch antworten und sich mit ihr auf eine Uhrzeit einigen. Denn um mehr ging es nicht, alles andere war schon gesagt.

    „Nein. Das war Patty, meine Freundin.“

    Snart runzelte leicht die Stirn.

    „Ex-Freundin, seit kurzem“, beeilte Barry sich hinzuzufügen. „Sie zieht weg aus Central-City.“

    Snart lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spielte mit dem Henkel seiner Tasse. „Lass mich raten, und du bist nicht der Typ für Fernbeziehungen?“

    „Nein, das ist nicht das Problem“, erwiderte Barry und rollte innerlich über sich selbst die Augen. Diskutierte er wirklich mit Snart die Gründe für das Scheitern seiner Beziehung mit Patty?

    „Hm.“ Snart musterte ihn mit leicht schräggeneigtem Kopf. „Was ist dann das Problem? Dein unterbezahlter, nächtlicher Nebenjob als Held?“

    „Sowas in der Art, ja“, sagte Barry ausweichend und steckte sein Handy wieder in die Hosentasche. Er wollte nicht darüber reden. Mit niemandem. Denn es gab nichts zu reden. Solange es jemand wie Zoom auf ihn abgesehen hatte, konnte er es sich nicht leisten, Menschen, die er liebte, die Wahrheit über seinen „Nebenjob“ zu sagen und sie damit auch in Gefahr zu bringen. Und da Ehrlichkeit eine Grundvoraussetzung für eine Beziehung war und er nicht ehrlich sein konnte … tja … Patty hatte das einzig Vernünftige getan und das Ganze beendet. Barry fuhr sich kurz mit der Hand übers Gesicht. Er spürte Snarts Blick auf sich und zwang sich zu einer gleichgültigen Miene.

    Snart sah ihn noch einen Moment länger forschend an, schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann offensichtlich anders und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Als der heiße Tassenrand seine leicht aufgeplatzte Lippe berührte, zuckte er zusammen.

    Barry runzelte die Stirn. Etwas war an diesen Blessuren eigenartig, das war ihm vorhin schon aufgefallen, aber jetzt erst wurde ihm klar, was es war. Der Bluterguss über dem Wangenknochen und die leichten Verfärbungen in der Augenhöhle waren sicherlich vor einer Woche noch ein beachtliches Veilchen gewesen. Nur, vor drei Tagen, bei ihrer Begegnung im Supermarkt, hatte Snart keinerlei Verletzungen gehabt. Die hätte Barry nicht übersehen.

    Snart hob fragend die Augenbrauen und Barry wurde bewusst, dass er gestarrt hatte. „Was ist mit deinem Gesicht passiert? Hast du dich geprügelt?“, fragte er, dankbar das Gespräch auf etwas anderes als sein nicht vorhandenes Liebesleben lenken zu können.

    „Ja.“ Snart nickte und stellte seine Tasse ab. „Mit Mick. Ein Kampf auf Leben und Tod.“

    Barry warf einen Blick gen Himmel. Sicher. Der Mann hatte wirklich einen Hang zur Melodramatik. „Witzig, Snart.“

    „Das war kein Witz.“ Snart sah ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. „Sondern ausnahmsweise nichts als die reine, traurige Wahrheit.“

    Barry schluckte. Er beugte sich etwas vor und senkte seine Stimme. „Willst du damit sagen, du hast … du hast Mick Rory getötet?“, fragte er mit einem ungläubigen Auflachen. Das konnte einfach nicht sein. Andererseits, was wusste er schon, mit welchen Methoden die Hackordnung unter den Rogues durchgesetzt wurde? Barry spürte eine leichte Gänsehaut.

    Snart beugt sich ebenfalls vor und imitierte Barrys Haltung, so dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Barry konnte sein Aftershave riechen – herb und leicht minzig – und, wow, waren seine Augen blau, so aus der Nähe betrachtet und … Verdammt, warum musste der Mann auch ein Verbrecher sein?

    Snart senkte die Stimme und sagte verschwörerisch: „Ich verrate dir jetzt ein Geheimnis.“ Er machte eine dramatische Pause und Barry schluckte. „Ich habe verloren und er hat mich leben lassen.“ Seine Augen funkelten amüsiert.

    Barry spürte die Verlegenheitsröte auf seinen Wangen, dann musste er unwillkürlich lächeln und unterdrückte den kindischen Impuls, eines der Zuckerpäckchen nach Snart zu werfen. Er lehnte sich wieder zurück, immer noch grinsend. „Okay, erwischt. Und wann war euer epischer Kampf auf Leben und Tod?“

    „Vor einer Woche, etwa. Warum?“

    „Weil davon …“ Barry gestikulierte in Richtung von Snarts Gesicht. „Vor ein paar Tagen noch nichts zu sehen war. Was doch sehr seltsam ist.“

    „Hm.“ Snart wirkte eigenartig zufrieden. „Seltsam? Vielleicht.“

    Was war denn das für eine Antwort? Bevor Barry nachhaken konnte, ertönte ein aufdringliches Piepen aus Snarts Manteltasche. Snart holte sein Handy hervor und warf einen Blick aufs Display. Sein Gesicht verfinsterte sich und er tippte rasch etwas. Dann ließ er das Handy wieder verschwinden. Sekundenlang starrte er ins Leere, während seine Finger ein rasches Stakkato auf die Tischplatte trommelten.

    „Alles okay?“, fragte Barry besorgt.

    Snart blinzelte kurz, als wäre er mit den Gedanken ganz weit weg gewesen und müsste sich erst wieder erinnern, wo er sich gerade befand. Dann nickte er. „Ja. Aber ich muss gehen. Sorry.“

    „Okay.“ Barry verbarg seine Enttäuschung hinter einem raschen Lächeln. „Das Verbrechen ruft?“

    „Nein, meine Schwester", erwiderte Snart knapp. Er wirkte auf einmal kühl, fast abweisend und angespannt. Alles Spielerische von ihrem Geplänkel eben war verschwunden.

    Barry runzelte die Stirn. „Ist wirklich alles in Ordnung? Geht es ihr gut?“

    Snart stand auf. „Das werde ich gleich feststellen. Ich habe sie eine Weile nicht gesehen.“

    „Du weißt, wenn Lisa … wenn sie in Schwierigkeiten ist, wir können helfen. Cisco, Caitlin und ich.“

    Snarts Blick wurde weicher und etwas von der Anspannung verließ seine Schultern. „Ja, ich weiß.“ Er zögerte einen Moment „Danke.“

    Barry nickte. Und es war eine reine Bauchentscheidung, die etwas mit Snarts offensichtlicher Sorge um seine Schwester zu tun hatte – Snarts ganz persönliche Achillesferse – und damit mit seiner Menschlichkeit, die Barry sagen ließ: „Hey, Snart, weil du vorhin gefragt hattest …“

    Snart hob die Augenbrauen.

    Barry rieb sich den Nacken. „Du wolltest wissen, ob ich … wenn du mich einfach fragen würdet, ob ich ‚ja‘ sagen würde, zum … ähm … zum Kaffeetrinken.“ Ah, verdammt, konnte er noch mehr wie ein stammelnder Idiot klingen? Er holte tief Luft. „Ja, würde ich.“

    Das rasche, echte Lächeln um Snarts Mundwinkel verschwand so schnell wie es aufgetaucht war und Wärme schlich sich in seinen Blick und in seine Stimme. „Also kann ich zukünftig auf Geiselnahmen verzichten, Barry? Gut zu wissen.“ Er knöpfte seinen Mantel zu. „Wir sehen uns.“

    „Ja, bis dann.“ Barry deutete auf Snarts verblassendes Veilchen und grinste. „Und lass dich auf keine weiteren Kämpfe auf Leben und Tod ein.“

    „Kann ich leider nicht versprechen.“ Es hörte sich nicht nach einer Übertreibung an.

    Barry folgte Snart mit Blicken, als er Richtung Ausgang ging. Es war erstaunlich, dass er sich hier, in einem Laden, im dem auch Cops ein- und ausgingen, so bewegte, als hätte er nichts zu befürchten. Sehr gewagt für jemanden, der erst aus dem Gefängnis ausgebrochen und damit praktisch auf der Flucht war.

    Barry trank von seinem Cappuccino, ohne etwas zu schmecken.

    Okay, und wie gewagt war die Tatsache, dass er indirekt gerade weiteren Dates, mit eben diesem Kriminellen auf der Flucht zugestimmt hatte? Joe würde ausrasten, wenn er das erfuhr. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Snart musste anscheinend nur ab und zu einen Blick hinter seine Cold-Maske zulassen und schon war Barry bereit, sich von seinem Verstand zu verabschieden. Er seufzte. Aber was machte er sich verrückt, sie hatten bis jetzt ja nicht mal ein Date. Und Snart schien im Moment auch ganz andere Dinge im Kopf zu haben.

    Barrys Handy vibrierte erneut. Patty, richtig. Sie wartete noch auf seine Antwort. Er sah aufs Display und blinzelte überrascht. Nicht Patty, sondern eine Sms von einer ihm unbekannten Nummer:

    Kaffee, Kakao oder Cappuccino? Nächsten Samstag? Keine Geiseln, versprochen. Len

    Len. Len?

    Barry fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Woher hatte Snart seine Nummer? Egal. Aber damit hätten sie dann ein Date. Er müsste nur noch zusagen …

  17. Danke sagten:


  18. #12
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    Na, und er wird ja wohl zusagen, oder?

    Ich hatte ja schon an anderer Stelle gesagt, wie sehr ich das liebe, wie du beiden miteinander agieren laesst. Aber was mir beim zweiten Mal Lesen auch noch aufgefallen ist, sind die Dialoge ... die sind einfach klasse, sehr treffend und hoeren sich absolut authentisch an.

    Junge, Junge, ich kann das Date gar nicht erwarten, die beiden sind einfach ... hach, du weisst schon.
    Und natuerlich hoffe ich, dass Barry ein bisschen was ueber Snarts Aktivitaeten in Raum und Zeit erfaehrt.

    In diesem Sinne ... mach hinne!

  19. Danke sagten:


  20. #13
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Keine Chance den Dieb zu erwischen, wenn der sich nicht selber stellte – was wohl eher unwahrscheinlich war.
    Wenn er sich nicht als Flash outen will, hat er tatsächlich keine Chance.
    „Etwas verloren, Barry?“
    Snart!
    Ah, da haben wir ja den Übeltäter.

    Barry hatte Snart und ihre „zufälligen“ Begegnungen nicht aus dem Kopf bekommen, hatte fest mit der nächsten gerechnet und sogar – und wie peinlich war das denn? – angefangen, nach Snart Ausschau zu halten.
    Na, das klingt doch gut.

    „Ich bekomme bitte …“
    „Einen Flash. Heiß.“
    *Grrr...* Bei den Worten läuft es einem ja heiß und kalt den Rücken runter.

    Ich meine, du nimmt doch nicht meine Geldbörse als Geisel, nur damit ich mit dir einen Kaffee trinke?“, fragte Barry halb im Scherz.
    Snart hob die Augenbrauen. „Das war der Plan.“
    So einfach, es war sein Plan.

    Barry konnte sein Aftershave riechen – herb und leicht minzig – und, wow, waren seine Augen blau, so aus der Nähe betrachtet und … Verdammt, warum musste der Mann auch ein Verbrecher sein?
    Tja, man kann sich halt nicht aussuchen in wen Mann/man sich verliebt.

    „Du wolltest wissen, ob ich … wenn du mich einfach fragen würdet, ob ich ‚ja‘ sagen würde, zum … ähm … zum Kaffeetrinken.“ Ah, verdammt, konnte er noch mehr wie ein stammelnder Idiot klingen? Er holte tief Luft. „Ja, würde ich.“
    Das rasche, echte Lächeln um Snarts Mundwinkel verschwand so schnell wie es aufgetaucht war und Wärme schlich sich in seinen Blick und in seine Stimme. „Also kann ich zukünftig auf Geiselnahmen verzichten, Barry? Gut zu wissen.“
    Was für ein süßes Gestammel von Barry. Und Snarts Antwort ist ja so was von cool.

    Kaffee, Kakao oder Cappuccino? Nächsten Samstag? Keine Geiseln, versprochen. Len
    Uiii... es geht los, dass erste Date! Ich kann das nächste Kapitel kaum erwarten, da schließe ich mich Chayiana glatt an. Mach hinneeee...!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  21. Danke sagten:


  22. #14
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    @Chayiana
    Na, und er wird ja wohl zusagen, oder?
    Hmmm ...
    die Dialoge ... die sind einfach klasse, sehr treffend und hoeren sich absolut authentisch an.
    Das freut mich sehr, danke! Ich hatte an der Szene noch etwas rumfeilen müssen, weil Snart in der ersten Version etwas zu zahm rüberkam und ich selber das Gefühl hatte, es sitzt einfach nicht. Schön, dass das Ergebnis jetzt passend ist.
    In diesem Sinne ... mach hinne!
    Zu Befehl!

    @ John's Chaya
    Wenn er sich nicht als Flash outen will, hat er tatsächlich keine Chance.
    Naja, wenn der Dieb nicht gerade versucht, vor ihm davonzulaufen, nützen Barry seine Flash-Fähigkeiten in dieser Situation ja nicht viel. Er weiß einfach nicht, wer ihn bestohlen hat. Okay, dann natürlich schon ...
    Uiii... es geht los, dass erste Date! Ich kann das nächste Kapitel kaum erwarten, da schließe ich mich Chayiana glatt an. Mach hinneeee...!
    Noch haben sie kein Date. Aber auch hier: Zu Befehl!

    Vielen Dank euch beiden für eure Feedbacks!

  23. #15
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Kapitel 4 – Neue Erkenntnisse

    Len trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er an der vierten roten Ampel in Folge anhielt. Von Jitters bis zu Lisas Apartment brauchte er normalerweise nicht länger als 20 Minuten, heute hatte er aber anscheinend die rote Welle erwischt. Er warf einen Blick auf sein Handy, das er griffbereit auf den Beifahrersitz gelegt hatte, falls Lisa ihm auf seine Sms antworten würde.

    Oder Barry …

    Wenn er denn antwortete.

    Es war offensichtlich, dass Barry – nun – interessiert war. Seine Körpersprache, das unwillkürliche, aber sofort unterdrückte Lächeln, als er Len bei Jitters gesehen hatte und sein Erröten in den richtigen Momenten, waren doch sehr aussagekräftig. Der Junge war so leicht zu durchschauen, es war ein Wunder, dass nicht schon die halbe Welt wusste, dass er Flash war. Aber es war Len auch nicht entgangen, dass Barrys Zustimmung zu zukünftigem „Kaffeetrinken“ eine reine Bauchentscheidung gewesen war, ein Sprung ins kalte Wasser. Sobald Barry das Ganze durchdachte - was würde er tun?

    Je mehr Len in den letzten Wochen über seine Begegnung mit 2023-Barry nachgedacht hatte, desto weniger absurd erschien ihm die Idee, dass es tatsächlich etwas werden könnte, zwischen ihnen. Wunschdenken, vielleicht, aber dennoch einen Versuch wert.

    Wäre da nur nicht dieses verfluchte implizierte Paradoxon. Würden sie so oder so irgendwann zueinander finden und er musste den Dingen einfach nur seinen Lauf lassen und abwarten? Oder war diese Begegnung in der Zukunft der Auslöser, der die Zeitlinie überhaupt erst in diese Richtung lenkte? Musste er dann nicht die Initiative ergreifen und dafür sorgen, dass es auch genau so geschah?

    Diese Fragen bekam er nicht mehr aus dem Kopf. Und da es immer sicherer war, die Regeln des Spiels selber zu bestimmen, anstatt den Plänen anderer oder gar einem schwammigen Konzept namens Schicksals zu folgen, hatte er etwas unternommen. Dafür zu sorgen, dass sie sich scheinbar zufällig in Alltagssituationen über den Weg liefen, war der Anfang und hatte erstaunlich viel Planung erfordert.

    Aber die Mühe hatte sich gelohnt, bis jetzt lief die Sache gut.

    Sein Handy summte.

    Mit einem halben Blick auf die immer noch rote Ampel, griff er hastig danach. Eine weitere Sms. Von Lisa, nicht von Barry. Er ignorierte den leichten Stich der Enttäuschung, öffnete den Chat und überflog die Nachrichten.

    Lisa: Ich gehe nächsten Freitagabend aus, mit oder ohne dich. Muss aber unbedingt heute noch wissen, ob ich dir einen Platz reservieren soll. Sag Bescheid, ich bin zu hause.

    Len: 30 min

    Lisa: Soll das heißen, du bist in 30 min hier? Die Sms wird nicht teurer, wenn du dich klar ausdrückst.


    Len musste grinsen, antwortete rasch mit einem Daumen-hoch-Smiley und schaltete das Handy dann lautlos. Selbst wenn Barry jetzt zurückschrieb – Len konnte sich im Moment nicht ablenken lassen, er musste den Kopf für Lisa und ihre Pläne frei haben. Denn ihre Sms, die vorhin sein Gespräch mit Barry unterbrochen hatte, war unmissverständlich. Sie würde den Coup, den sie schon seit ein paar Wochen plante, am nächsten Freitag durchziehen. In knapp zwei Wochen. Notfalls ohne ihn. Und er hatte keine Ahnung, wie ihr Plan aussah und das gefiel ihm ganz und gar nicht.

    ***

    „Wie willst du reinkommen?“, fragte Len und deutete mit dem Zeigefinger auf den Grundrissplan, den Lisa auf dem Esstisch ausgebreitet hatte. Das Anwesen – seit Generationen im Besitz der Bellman-Familie, die ihren Reichtum offiziell mit Immobilien, inoffiziell mit diversen kriminellen Transaktionen gemacht hatte – glich einer Festung. Und diese Festung, gesichert mit einer Alarmanlage, Kameras und speziell geschultem Sicherheitspersonal, war Lisas Ziel. Besser gesagt, ihr Ziel war ein Teil der umfangreichen Schmuckkollektion von Mrs. Bellman, die seit zwei Monaten auch noch den Yellow Sun ihr Eigen nannte, einen der teuersten Diamanten der Welt.

    Lisa stand an der kleinen Küchenzeile im offenen Wohn-Essbereich ihres Apartments und schenkte sich einen Kaffee ein. Sie hatten nicht viel Zeit mit Begrüßungen und Small Talk verloren, sondern waren direkt zur Sache gekommen, wie üblich.

    Für Lisa waren schließlich nur ein paar Tage vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatte. Und obwohl es für Len mehrere Wochen gewesen waren, würde er ganz bestimmt nicht damit anfangen, der Gefühlsduselige in dieser Beziehung zu werden und Lisa mit mehr als den üblichen geschwisterlichen Beleidigungen zu begrüßen. Mit einer Umarmung etwa, um … um sich zu vergewissern, dass es ihr wirklich gut ging, um den Horror von Chronos‘ Drohungen, die ihn manchmal in seinen Träumen verfolgten, endlich abschütteln zu können. Er blinzelte und zwang seine Gedanken zu dem Grundriss vor ihm zurück.

    Lisa drehte sich zu ihm um, warf ihr Haar über die Schulter und beantwortete seine Frage mit einem herausfordernden Lächeln. „So wie man ein Gebäude normalerweise betritt. Durch die Tür, liebster Bruder.“

    Len warf ihr einen finsteren Blick zu. Das hier war keine Kleinigkeit, es war einer der Einbrüche, die sorgfältige Vorbereitung erforderten. Wenn Lisa das auf die leichte Schulter nahm, wurde sie erwischt, landete im Knast oder Schlimmeres. Die Bodyguards der Bellmans hatten keine Skrupel einen Einbrecher einfach umzulegen.

    Lisa seufzte und kam zu ihm an den Tisch, die Tasse in der Hand. „Die Alarmanlage samt Kameras wird mit einem speziell dafür entwickelten Computervirus lahmgelegt und …“

    Wer hat ihn entwickelt?“

    „Und …“, fuhr sie unbeirrt fort, „die Bellmans geben an dem Abend eine Party im Hauptgebäude, der Yellow Sun ist hier …“ Sie deutete auf ein Rechteck auf dem Grundriss, „im südlichen Nebengebäude. Da sich alle anderen Wertgegenstände und auch ein Schwung schwerreicher Gäste, im Hauptgebäude befinden, werden wir dort für eine kleine Ablenkung sorgen und uns nebenbei den Stein holen.“

    „Wir?“ Len taxierte sie. „Wer ist alles dabei?“

    „Bivolo, Shawna Baez, Rathaway, wobei er sich nur im Hintergrund um die Technik kümmert und übrigens den Virus entwickelt hat. Victor Kaprinsky – er fährt den Fluchtwagen – und ich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Du, eventuell.“ Ihr Blick und ihre fester Tonfall machten deutlich, dass es ihr Plan war und er zwar dabei sein durfte, auch den einen oder anderen Tipp geben konnte, aber nicht mehr. Sie bestimmte, wo es langging. Sie war der Boss.

    Len akzeptierte das mit einem Nicken. Bivolo wäre nicht der Komplize seiner Wahl gewesen, dessen Fähigkeit, andere zu beeinflussen, war Len nicht geheuer. Außerdem hielt Len nichts von Gewalt um ihrer selbst willen, aber genau das war es, was der Rainbow Raider auslöste. Vielleicht ließ Lisa noch mit sich reden, was ihn anging.

    Len studierte den Grundriss, sah vor seinem inneren Auge bereits die Hindernisse, potenzielle Gefahrenquellen, die Möglichkeiten und Fluchtwege. Er spürte den Reiz des altbekannten Nervenkitzels angesichts dieser Herausforderung – und, verdammt, das war es, was ihm fehlte. Adrenalin-Kicks gab es weiß Gott genug, bei seinen Trips durch die Zeit, aber das hier, das Entwerfen und Vorbereiten, die Möglichkeit selber die Strippen ziehen zu können – falls Lisa das zuließ - und dann die Befriedigung, wenn der Plan aufging – das konnte Rip Hunter ihm nicht bieten.

    Len sah auf und schenkte Lisa ein schiefes Grinsen. „Wie ist der genaue Ablauf, Schwesterherz?“

    ***

    Barry rannte.

    Wie immer half es ihm, seinen Kopf freizubekommen und seine Gedanken zu ordnen – egal ob es die Straßen der Stadt waren, die er blitzschnell durchstreifte oder ob er, so wie jetzt, Meile um Meile auf dem S.T.A.R Labs-Laufband herunterriss.

    Ciscos Anruf mit der Frage, ob Barry Zeit für einen Belastungstest des Flash-Anzugs hatte – Cisco plante ein weiteres Upgrade - war gerade recht gekommen und hatte Barry vermutlich davor bewahrt, bei Jitters zum lebenden Inventar zu verkommen, mit seinem Handy in der Hand, den Blick wie hypnotisiert auf Snarts Sms gerichtet.

    Darüber nachgrübeln, ob und was er Snart antworten sollte, konnte er wirklich viel besser, während er lief. Er war zwar auch jetzt einer Entscheidung nicht sehr viel näher, aber zumindest war ihm klar, was er wollte und was er nicht wollte.

    Er wollte dieses Date mit Snart – Len –, wollte sehen, wohin sie das Ganze führen konnte. Sicher nur zu etwas Spaß und Abenteuer, eine Art „Freunde – oder eher Gegner? – mit gewissen Vorzügen“-Arrangement. Etwas anderes anzunehmen wäre absurd, aber es war okay, denn so würden keine Gefühle verletzt, wenn es wieder zu Ende ging. Nämlich spätestens dann, wenn Snart wieder im Knast landete.

    Und damit kam Barry zu dem Teil, den er nicht wollte – seinen Job verlieren, weil er sich mit einem gesuchten Kriminellen traf.

    Und dann waren da noch Snarts Verletzungen deren Vorhandensein schon fast ein Paradoxon war, das … ein Paradoxon, natürlich! Barry verlor seinen gleichmäßigen Rhythmus, stolperte beinahe über seine eigenen Füße und fing sich gerade noch.

    „Hey, Mann“, drang Ciscos Stimme durch die Comm-Verbindung des Anzuges an sein Ohr. „Alles okay?“

    „Ja, sorry, ich war nur ... in Gedanken. Hab ich die Messung vermasselt?“

    „Nein, nein, alles bestens. Ich hab die Daten, die ich brauche. Du kannst Schluss machen.“

    „Okay.“ Umso besser. Er musste der Ahnung, die sich ihm gerade aufgedrängt hatte, unbedingt nachgehen und Cisco war genau der Mann, den er dafür brauchte.

    ***

    Minuten später blickte Barry, inzwischen wieder in Jeans und Sweatshirt, Cisco neugierig über die Schulter, der an einem der Monitore im Cortex saß und Daten abglich. „Also, spuck’s aus, Cisco. Was wird das für ein Upgrade?“

    Mit einem breiten Grinsen schwang Cisco in seinem Drehstuhl zu Barry herum. „Du wirst es lieben, Alter. Aber ich verrate es erst, wenn ich der Sache den letzten, genialen Schliff gegeben habe.“

    Barry klopfte Cisco auf die Schulter. „Okay. Aber vergiss nicht, es mir zu sagen wenn du es eingebaut hast. Nicht so wie damals mit den Wärmefäden.“

    „Hey.“ Cisco wackelte mit den Augenbrauen und griff nach seinem XXL-Milchshake. „Du musst doch zugeben, es war eine nette Überraschung, dass der Anzug dich auftauen konnte, nachdem Captain Cold dich festgefroren hatte.“

    Und wenn das nicht das passende Stichwort war. „Ähm, Cisco, a apropos Snart … diese UV-Signatur der Coldgun - kannst du irgendwie rekonstruieren, wann sie in den letzten Wochen wo aufgetaucht ist? Speichert dein Programm eine Art … Historie, oder so?“

    Cisco sog an dem Strohhalm und ließ ihn dann nach einem überlauten Schlürfen wieder los. „Ja, tut es.“ Er stellte den Shake zur Seite, drehte sich wieder zum Monitor um und ließ seine Finger über die Tastatur wandern. „Cold hat sich schon eine ganze Weile nicht mehr blicken lassen. Nicht, dass ich ihn vermissen würde, aber warum willst du das ausgerechnet jetzt wissen?“

    Weil Captain Cold mich nach einem Date gefragt hat und ich ernsthaft überlege, zuzusagen, wenn die eine oder andere Ungereimtheit geklärt ist – Das war ganz bestimmt nicht die Antwort, die er Cisco geben sollte.

    „Ähm, ja, genau.“ Barry rieb sich den Nacken und zuckte dann die Schultern. „Ich … ich hatte neulich darüber nachgedacht, dass es eigentlich längst überfällig ist, dass er mal wieder zuschlägt. Daher dachte ich, so als Präventivmaßnahme … also, wenn wir sehen, wo er in den letzten Wochen war, dann … dann könnten wir …“

    „Oookay“, murmelte Cisco in dem Moment gedehnt und erlöste Barry von seinen Erklärungsnöten. „Das …“ Er zielte mit dem Zeigefinger auf den Monitor. „Ist definitiv seltsam.“

    „Was genau?“

    „Die Signatur der Coldgun ist eigentlich immer vorhanden und messbar, wie ein regelmäßiges Signal, das sich verstärkt, sobald sie benutzt wird. Aber hier, hier und hier …“ Cisco zeigte auf verschiedene Punkte des Diagramms auf dem Bildschirm. „Das sind Zeitspannen, in denen die Signatur einfach verschwunden war. Da ist nichts, nada, niente, so als würde die Coldgun in diesen paar Tagen gar nicht existieren oder wäre komplett zerstört.“

    Barry nickte nachdenklich. Es passte zu seiner Vermutung. Es passte verdammt gut. „Und was ist …?“

    „Sekunde!“ Cisco hob den Zeigefinger. „Es wird noch besser, Mann. Zu diesem Zeitpunkt hier …“ Er deutete auf den Monitor. „Haben wir ein zweifaches Signal. Was unmöglich ist, denn die Signatur-ID ist einzigartig, was bedeutet, die einzige Erklärung ist, dass Snarts Coldgun zu diesem Zeitpunkt zweimal existiert hat.“

    „Zeitreise“, murmelte Barry. Dazu passte auch die Sache mit Snarts blauem Auge, das bei ihrer ersten Begegnung noch nicht dagewesen, und drei Tage später schon fast verheilt war. „Wäre das eine Erklärung? Während Snart mit der Coldgun beispielsweise in der Vergangenheit ist, kann die Signatur nicht empfangen werden und sofern er nicht zu dem Zeitpunkt zurückkehrt, zu dem er abgereist ist, sondern etwas später, existiert die Coldgun während dieser Zeitspanne für uns nicht. Und wenn er …“

    „Wenn er an einen Punkt reist, zu dem es die Coldgun - besser gesagt, mein Tracking-System - schon gibt, erhalten wir das Signal doppelt“, ergänzte Cisco und hob die Augenbrauen. „Und du hattest einfach so, ohne besonderen Anlass, gerade jetzt darüber nachgedacht, hm?“

    Das wäre tatsächlich schon ein sehr großer Zufall. „Ich bin Snart neulich über den Weg gelaufen, besser gesagt, er mir“, gab Barry zu und erzählte Cisco von den Begegnungen und Snarts blauem Auge. Die Sache mit dem Kaffeetrinken bei Jitters und dem möglichen Date, ließ er aber sicherheitshalber aus.

    Cisco wirkte immer noch leicht misstrauisch, doch dann weiteten sich seine Augen plötzlich. „Zeitreise - das ergibt Sinn. Okay, nicht wirklich, aber … vielleicht gehört Snart zu dem Team, mit dem Professor Stein unterwegs ist? Er hatte erwähnt, dass ein paar der Leute nicht so dem „Modell des anständigen Bürgers“…“ Er deutete die Gänsefüßchen mit den Fingern an. „Entsprechen. Was ja auf den guten Captain Cold zutrifft. Aber wie verrückt müsste man sein, ausgerechnet Snart …?“

    „Welches Team?“ Barry runzelte die Stirn.

    „Ähm … hatte ich das nicht erzählt?“

    Barry schüttelte den Kopf. „Mir nicht.“

    „Oh, okay.“ Cisco räusperte sich. „Also, Stein hat auch nicht viel gesagt, er hat Doc-Brown-mäßig etwas vom Erhalt des Raum-Zeit-Kontinuums gefaselt und wollte deshalb nicht wirklich mit der Sprache rausrücken, was er da tut und mit wem. Angeblich würden wir es gar nicht richtig mitbekommen, dass er weg ist, außer es ginge etwas schief, aber dann sollten wir Jax Mutter fragen.“ Er hob die Schultern. „Sie wüsste Bescheid. Und Oliver Queen. Felicity vermutlich auch“, ergänzte er und wirkte wenigstens ein bisschen schuldbewusst.

    Super! Und warum hatte ihm das niemand gesagt? Barry holte tief Luft. „Und du glaubst, dass Snart in … in einem Zeitreise-Team mit Professor Stein ist?“ Es klang absurd. Oder? Barry war schon immer davon überzeugt gewesen, dass Snart mehr war, als nur ein selbstsüchtiger Krimineller, der ausschließlich auf seinen eigenen Vorteil aus war, dass Gutes in ihm steckte. Also, vielleicht doch nicht ganz so absurd. Er musste unwillkürlich lächeln.

    Cisco zuckte mit den Schultern. „Nein, eigentlich nicht, Mann. Aber wir können Stein ja fragen, dann wissen wir es.“

    „Was wollt ihr ihn fragen?“, ertönte in dem Moment Caitlins Stimme. Sie betrat gerade zusammen mit Jay den Cortex.

    „Ob Cold bei dieser Zeitreise-Sache dabei ist, von der Stein uns erzählt hat“, erwiderte Cisco.

    Barry warf ihm einen finsteren Blick zu. Anscheinend war er wirklich der Letzte, der davon erfuhr.

    „Hey, sag nichts.“ Abwehrend hob Cisco die Hände und deutete dann auf Jay. „Er weiß auch nichts davon."

    Jay war hinter Cisco getreten und betrachtete den Monitor und die schematische Darstellung der Coldgun, die dort noch immer angezeigt wurde. „Wovon?“, fragte er abwesend. Bevor Cisco antworten konnte, fügte Jay hinzu: „Was ist das für eine Waffe?“

    „Das ist Leonard Snarts Coldgun.“ Caitlin trat neben ihn. „Wir hatten dir doch von Cold erzählt?“

    „Ja, richtig.“ Jay nickte. „Ich hatte diese Coldgun bisher nur noch nicht gesehen. Kann man sie mit diesem Programm aufspüren?“

    „Jepp“, bestätigte Cisco und schnappte sich sein Milchshake.

    „Praktisch.“ Jay nickte ihm anerkennend zu und wandte sich dann an Caitlin. „Wollen wir?“

    „Ich bin bereit, wenn du es bist“, erwiderte Caitlin lächelnd. „Ich wollte noch ein paar Blutuntersuchungen durchführen“, erläuterte sie Barry und Cisco. „Wir sind nebenan im Labor.“

    Barry nickte nur geistesabwesend und sah den beiden nach. „Hey, Cisco“, sagte er schließlich. „Du hast die Telefonnummer von Professor Stein, oder?“

    ***

    Len lehnte sich auf Lisas Sofa zurück und trank einen Schluck seines inzwischen kalt gewordenen Kaffees. Er hatte die letzte Stunde damit zugebracht, Lisas Plan von allen Seiten zu durchleuchten und auf seine Schwachstellen abzuklopfen.

    Es gab ein paar Unsicherheiten, wie immer, das ließ sich nie ganz vermeiden und war der Grund, warum Len stets einen Plan B parat hatte oder zumindest darauf achtete, die Operation zu jedem Zeitpunkt abbrechen und wenigstens noch ungeschoren davonkommen zu können. Notfalls ohne Beute. Seine Leute sicher rauszubringen hatte oberste Priorität.

    Lisas Plan war gut. Anders, als er selber die Sache angegangen wäre, aber dennoch gut. Seine kleine Schwester hatte es tatsächlich drauf. Nicht nur, dass sie den Kontakt zu den Metas gehalten hatte, die ihnen seit Ferris Air etwas schuldig waren und sie entsprechend ihren Fähigkeiten einsetzte – sie ließ sich auch von niemandem etwas vorschreiben. Nicht einmal von ihm, wie er gerade festgestellt hatte. Bivolo war ein fester Bestandteil ihres Plans. Aber zumindest hatte sie einen Deal mit ihm, seine Fähigkeiten dieses Mal anders einzusetzen und nicht Aggression in seinen Opfern auszulösen.

    „Also, Lenny, was ist? Bist du dabei?“ Lisa saß im Schneidersitz neben ihm und sah ihn erwartungsvoll an.

    Er grinste schief. „Wozu? Du hast doch alles im Griff.“ Len riss sich nicht wirklich darum, mit von der Partie zu sein. Es war nun mal nicht sein Coup und er machte sich nicht gut, als bloße Figur im Spiel anderer.

    „Ach komm schon, Lenny, sei nicht so ein verdammter Kontroll-Freak. Ich weiß, du magst es nicht bei einem Überfall mitzumachen, den du nicht selbst von Anfang an und bis ins letzte Detail geplant hast, aber dich und die Coldgun könnte ich wirklich gut brauchen.“ Sie schmollte ein wenig – etwas womit sie bei Len schon als Zehnjährige nicht durchgekommen war, als sie Schokoladeneis zum Frühstück wollte.

    Len rollte die Augen. „Vergiss es, Lisa. Nicht auf die Tour. Nenn‘ mir einen guten Grund, warum du mich dabei brauchst, dann überlege ich’s mir. Ich bin nicht scharf drauf, einfach nur dekorativ in der Ecke zu stehen.“

    Sie beugte sich vor und zwinkerte ihm zu. „Flash. Reicht der Grund?“

    Len musterte sie aus schmalen Augen. „Warum sollte er auftauchen? So wie du es geplant hast, gibt es keinen Alarm und ihr seid raus, bevor jemand überhaupt etwas mitbekommt.“

    Sie lehnte sich wieder etwas zurück und wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger. „Jemand hat mir mal gesagt: ‚Habe immer einen Plan B‘.“ Sie lächelte herausfordernd.

    Fantastisch, jetzt schlug sie ihn mit seinen eigenen Worten.

    „Also? Oder hast du jetzt ganz die Seiten gewechselt, seitdem du mit den anderen Idioten durch die Zeit ziehst und den Helden spielst?“ Sie zuckte die Schultern. „Bivolo kann sich auch um Flash kümmern, wenn du lieber … Pfadfinder-Kekse verteilst.“

    Len zwang seine Lippen zu dem üblichen sardonischen Grinsen. „Sicher nicht. Ich steh’ nur nicht drauf, der Plan B zu sein. Aber anscheinend gibt es für alles ein erstes Mal.“ Er würde Barry ganz sicher nicht Bivolo überlassen. Egal wie der Rainbow Raider dieses Mal seine Fähigkeiten einsetzte - es bedeutete immer, dass jemandes Emotionen bloßgelegt und gegen ihn verwendet würden und diese Vorstellung lag Len sowieso quer im Magen. Und er wollte auf keinen Fall, dass das mit Barry geschah, nicht, wenn er es irgendwie vermeiden konnte. Ein gezielter Schuss mit der Coldgun hingegen, würde bei Flash keine bleibenden Schäden hinterlassen.

    Bei dem Coup musste niemand ernsthaft verletzt werden, schon gar keine Unschuldigen. Eine schwerreiche, kriminelle Familie wurde um einen Teil ihres illegal erworbenen Reichtums erleichtert, also genau die Art Überfall, die seinen Deal mit Barry – Colds Deal mit Flash – nicht brechen würde.

    „Du bist also dabei?“ Lisa sah ihn erwartungsvoll an.

    „Absolut“, bestätigte Len und ignorierte konsequent das ungute Gefühl, das ihn plötzlich beschlich.

    ***

    Len checkte sein Handy erst wieder auf neue Nachrichten, als er am Abend nach Hause kam.

    Nichts. Er runzelte die Stirn. Nun, wenn Barry doch nicht interessiert war, hätte er bereits geantwortet. Denn dass er gar nicht reagierte, passt nicht zu ihm. Also ließ er sich die Sache anscheinend noch immer durch den Kopf gehen. Oder er war im Flash-Business unterwegs und hatte das Handy nicht dabei. Er würde sich schon melden.

    Len hielt sich beschäftigt, duschte, schlüpfte dann in Jogginghose und T-Shirt, suchte die Zutaten für Spaghetti Carbonara zusammen, öffnete ein Bier und gerade als er das Wasser für die Nudeln aufsetzte, vibrierte sein Handy.

    Hastig griff er danach und hätte dabei fast das Bier verschüttet. Eine Sms. Von Barry.

    Barry: Hi, Samstag geht nicht, sorry. Mittwoch? Ich hab ab 16 Uhr frei.

    Barry: Diesen Mittwoch, meine ich, also in 4 Tagen.

    Barry: Wo?


    Len tippte lächelnd die Antwort:

    Len: Mittwoch ab 16 Uhr ist ok. Das Black‘s in der Landsbury? Sie machen tollen Applepie

    Barry: Klingt gut.

    Barry: Ok. Bis Mittwoch!
    Geändert von Sinaida (23.12.2016 um 19:38 Uhr)

  24. Danke sagten:


  25. #16
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Jaaaaaa, das war genau das, was ich nach diesem besch... Tag brauchte! Eine Prise ColdFlash und die Welt sieht schon ganz anders aus. *gg*

    Jetzt wird die Geschichte auch ein ganzes Stueck komplexer ... die Rogue Gallery mit Baby-Sister Lisa an der Spitze. Ich kann Snart verstehen, dass er da keine Lust hat nur schmueckendes Beiwerk zu sein. Aber ich denke, da wird noch gehoerig was schief gehen.

    Aber wenigstens scheint es ja mit dem Date voranzugehen. Interessant, dass Barry es jetzt vorverlegt hat ... er kann's wohl gar nicht mehr erwarten, wie? Und was hat er Samstag vor? *g* Aber schoen, dass Barry so nett ist und genau spezifiziert, welchen Mittwoch er meint.

    Prima fand ich, wie du Barry herausfinden hast lassen, warum Snart erst kein Veilchen hat und dann - drei Tage spaeter - ploetzlich ein fast verheiltes.

    Das einzige Manko, das ich bemaengeln wuerde, ist, dass es mal wieder viel zu kurz war und ich jetzt womoeglich wieder warten muss, bis es weitergeht, richtig? *gg*

  26. Danke sagten:


  27. #17
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Der Junge war so leicht zu durchschauen, es war ein Wunder, dass nicht schon die halbe Welt wusste, dass er Flash war.
    Hihi, das habe ich auch schon oft gedacht. Ich bin doch tatsächlich einer Meinung mit Len.

    Wäre da nur nicht dieses verfluchte implizierte Paradoxon. Würden sie so oder so irgendwann zueinander finden und er musste den Dingen einfach nur seinen Lauf lassen und abwarten? Oder war diese Begegnung in der Zukunft der Auslöser, der die Zeitlinie überhaupt erst in diese Richtung lenkte? Musste er dann nicht die Initiative ergreifen und dafür sorgen, dass es auch genau so geschah?
    Dieses Paradoxon hat mich schon bei SG1 total verwirrt. Dieses - was, wäre, wenn - macht einen total kirre.

    Mit einer Umarmung etwa, um … um sich zu vergewissern, dass es ihr wirklich gut ging, um den Horror von Chronos‘ Drohungen, die ihn manchmal in seinen Träumen verfolgten, endlich abschütteln zu können.
    Aber nein, ein Captain Cold macht sich doch keine Sorgen um sein Schwesterchen, zumindest würde er es niemals zugeben.

    Er wollte dieses Date mit Snart – Len –, wollte sehen, wohin sie das Ganze führen konnte. Sicher nur zu etwas Spaß und Abenteuer, eine Art „Freunde – oder eher Gegner? – mit gewissen Vorzügen“-Arrangement.
    Besser als nichts oder?

    Und damit kam Barry zu dem Teil, den er nicht wollte – seinen Job verlieren, weil er sich mit einem gesuchten Kriminellen traf.
    Tja, so ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Wäre schon merkwürdig, als Forensiker der Polizei mit einem gesuchten Kriminellen befreundet zu sein.

    „Welches Team?“ Barry runzelte die Stirn.
    Der gute Barry bekommt mal wieder alles als Letzter mit.

    Es war nun mal nicht sein Coup und er machte sich nicht gut, als bloße Figur im Spiel anderer.
    Nein, ein Captain Cold steht nicht in der zweiten Reihe.

    „Ach komm schon, Lenny, sei nicht so ein verdammter Kontroll-Freak.
    Wenn schon etwas schief geht, dann doch wenigstens kontrolliert, weil er selbst alles von Anfang an geplant hat.

    „Absolut“, bestätigte Len und ignorierte konsequent das ungute Gefühl, das ihn plötzlich beschlich.
    Er sollte auf sein Gefühl hören, das hat schon vor so manchen Problemen gerettet.

    Hastig griff er danach und hätte dabei fast das Bier verschüttet. Eine Sms. Von Barry.
    Wurde aber auch Zeit! Mittwoch ist es endlich soweit. Lässt du uns dann an ein paar gewissen Details teilhaben? So ein bisschen kribbeln?

    Dankeschön für dieses spannende Kapitel, welches mal wieder viel zu schnell vorbei war. Das mit dem verstehen klappt immer besser, da ich jetzt ja auch LoT schaue. Auch wenn das in Zukunft wohl eine Nachtschicht bedeutet.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  28. Danke sagten:


  29. #18
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    @Chayiana
    Eine Prise ColdFlash und die Welt sieht schon ganz anders aus. *gg*
    Ja, das ist auch meine Devise.
    Aber ich denke, da wird noch gehoerig was schief gehen.
    Ich habe die Story bei AO3 jetzt mit 'Angst with a happy ending' getaggt. So viel dazu. *gg*

    Aber wenigstens scheint es ja mit dem Date voranzugehen. Interessant, dass Barry es jetzt vorverlegt hat ... er kann's wohl gar nicht mehr erwarten, wie? Und was hat er Samstag vor? *g* Aber schoen, dass Barry so nett ist und genau spezifiziert, welchen Mittwoch er meint.
    Keine Ahnung, was Barry am Samstag vorhat. Mir hat es nur vom zeitlichen Ablauf her (und den Canon-Ereignissen, die ich zumindest ab und zu andeute) besser in den Kram gepasst, dass zwischen diesem Date und Lisas Raubzug etwas mehr Zeit liegt, daher dürfen sie sich schon am Mittwoch sehen.

    Prima fand ich, wie du Barry herausfinden hast lassen, warum Snart erst kein Veilchen hat und dann - drei Tage spaeter - ploetzlich ein fast verheiltes.
    Super, dass das anscheinend so geklappt hat und nicht zu viel um die Ecke gedacht war. Hoffe ich.

    Das einzige Manko, das ich bemaengeln wuerde, ist, dass es mal wieder viel zu kurz war und ich jetzt womoeglich wieder warten muss, bis es weitergeht, richtig? *gg*
    Richtig!

    @John's Chaya
    Aber nein, ein Captain Cold macht sich doch keine Sorgen um sein Schwesterchen, zumindest würde er es niemals zugeben.
    Wobei er, spätestens seit der Folge "Family of Rogues" (sorry, ich weiss gerade den Deutschen Titel nicht), durchschaut ist.
    Er sollte auf sein Gefühl hören, das hat schon vor so manchen Problemen gerettet.
    Besser wäre das.
    Wurde aber auch Zeit! Mittwoch ist es endlich soweit. Lässt du uns dann an ein paar gewissen Details teilhaben? So ein bisschen kribbeln?
    Sie gehen Kaffetrinken. Welche Details möchtest du denn genau? Die Kaffeesorte? Ich bin fies, ich weiß.
    Dankeschön für dieses spannende Kapitel,
    Freut mich, danke!
    Das mit dem verstehen klappt immer besser, da ich jetzt ja auch LoT schaue. Auch wenn das in Zukunft wohl eine Nachtschicht bedeutet.
    Ja, diese Programmänderung ist echt Schwachsinn! : Aber ich nehme es mir auch immer auf und gucke es dann im Laufe der Woche.

    Vielen lieben Dank euch beiden, für's Feedback!

  30. #19
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Anmerkung: Ein paar Spoiler für Legends of Tomorrow 1x3, aber man muss die Folge nicht unbedingt kennen, um das Kapitel zu verstehen. Obwohl ich mal denke, dass diejenigen, die hier mitlesen, die Folge gesehen haben. Ansonsten: Viel Spaß beim Lesen!

    Kapitel 5 - Ein Schritt vor …

    Barry betrat das Black’s um zehn nach vier. Er hatte es zwar geschafft, früher als geplant aus seinem Labor zu entkommen, hatte dann aber die gewonnenen Minuten mit der zeitraubenden Frage „Was ziehe ich an?“ vor dem Spiegel wieder verloren. Aber sie waren ja ab vier Uhr verabredet. Nicht Punkt vier.

    Das Black’s wirkte von außen betrachtet nett, aber unscheinbar, lag in einer kleinen, unbelebten Seitenstraße - also quasi ein echter Geheimtipp - aber der Gastraum war gemütlich, in warmen Braun- und Rottönen gehalten. Es war kein großer, offener Raum, in dem man wie auf dem Präsentierteller saß, sondern er war in kleine Nischen unterteilt, so dass man sich von den anderen Gästen unbeobachtet fühlen und sich ungestört unterhalten konnte.

    Perfekt für ein Date.

    Ein Date mit Captain Cold.

    Barry schluckte, rieb sich die feuchten Handflächen an seiner Jeans ab und fuhr sich noch einmal ordnend durch die Haare.

    Er ging ein paar Schritte in den Raum, sah sich suchend um und entdeckte Snart schließlich an einem kleinen Zweiertisch in der Nähe des Hinterausgangs. Definitiv nicht der Tisch, den Barry gewählt hätte, aber zu Snart passte es, einen Platz auszusuchen, von dem aus er alles überblicken konnte, selber aber erst gesehen wurde, wenn man nach ihm Ausschau hielt. Und der die Möglichkeit bot, ungesehen zu entkommen, sollte es brenzlig werden. Alte Gewohnheiten ließen sich vermutlich nur schwer ablegen, auch wenn Snart nach allem, was Barry in den letzten Tagen herausgefunden hatte, auf solche Vorsichtsmaßnahmen eigentlich verzichten konnte.

    Snart sah auf, als Barry an den Tisch trat, ihre Blicke trafen sich und Barry spürte, wie sich angesichts des raschen, echten Lächelns um Snarts Mundwinkel das Flattern in seinem Magen von Nervosität zu freudiger Erwartung wandelte. Snart sah verflucht gut aus, in dem schlichten dunkelblauen Hemd, das die Farbe seiner Augen betonte.

    „Hi.“ Barry lächelte ihm zu.

    „Hallo, Barry.“ Snart machte eine einladende Geste in Richtung des freien Platzes ihm gegenüber.

    Barry setzte sich. „Es ist nett hier“, bemerkte er.

    „Ja, ich mag den Laden. Hat Atmosphäre. Eine interessante Kombination aus französischem Bistro und deutschem Café.“

    „Ah, ja?“, entgegnete Barry überrascht. Snart klang so, als hätte er Ahnung davon. Oder er wollte die Situation mit etwas sinnlosem Smalltalk auflockern, aber wenn Barry nicht endlich das loswurde, was ihm schon seit Tagen auf den Lippen brannte, würde er vermutlich platzen. Er holte tief Luft. „Übrigens“, begann er, “Ein einfaches ‚Hey, ich reise neuerdings zusammen mit Leuten wie Professor Stein, Jefferson Jackson und Kendra Saunders durch die Zeit, um die Welt zu retten und ein …“ Er machte eine dramatische Pause und lächelte. „Held zu sein‘ wäre auch okay gewesen, anstatt mir kryptische Hinweise zu geben und mich rätseln zu lassen.“

    „Wie unhöflich, jemanden schon bei der Begrüßung zu beleidigen.“ Snart zeigte eine zahme Form seines üblichen sardonischen Grinsens. „Ich bin kein Held.“

    „Nenn‘ es wie du willst.“ Barry winkte ab und lächelte noch breiter. „Ich habe schon immer gesagt, dass Gutes in dir steckt und was du jetzt tust, beweist nur, dass ich absolut, absolut recht hatte.“

    Snart rollte die Augen, wirkte aber deutlich amüsiert.

    Die Kellnerin trat an ihren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. Snart wählte Kaffee und Applepie und Barry entschied sich nach kurzem Überlegen für das Gleiche.

    Als die junge Frau wieder außer Hörweite war, beugte er sich etwas vor und sagte: „Wirklich, ich habe mit Jax gesprochen. Für ihn bist du ein Held. Du hast ihm das Leben gerettet.“

    Snart hob die Schultern. „Shit happens“, konterte er grinsend, aber mit einem Hauch Selbstzufriedenheit.

    Barry musste lachen. „Dann streite es eben ab.“ Er fühlte sich so gut, wie schon lange nicht mehr. Laut Professor Stein war Snart offensichtlich mehr ein Team-Player, als es alle für möglich gehalten hatten. Oder wie Stein es ausgedrückt hatte: „Ich würde ihm zwar nicht mein Geld anvertrauen, aber ohne zweimal darüber nachzudenken, mein Leben.“ Es tat einfach gut, zu wissen, dass Barry sich nicht in Snart getäuscht hatte, dass das, was er in ihm gesehen hatte, nicht nur Einbildung gewesen war. Und da war noch etwas, das ihn brennend interessierte. „Wie hast du es eigentlich fertiggebracht, nicht mehr auf der Fahndungsliste der Polizei zu stehen?“

    Es war nicht wirklich verwunderlich, dass dem so war, dass Snart die Gelegenheit ergriffen hatte, seine Akte säubern zu lassen, wenn sie sich ihm bot. Immerhin war es auch das, was er damals von Barry gefordert hatte, als Gegenleistung für seine Mithilfe beim Transport der Metas. Okay, nicht die Richtung, die seine Gedanken ausgerechnet jetzt nehmen sollten. Die Tatsache, dass Snart ihn damals hereingelegt hatte, war in gewisser Weise noch immer ein wunder Punkt für Barry. Aber Snart hatte bewiesen, dass sich Menschen ändern können, dass sich sogar ein Captain Cold ändern kann, denn er war durchaus zu selbstlosen Taten fähig, wie Stein und Jax berichtet hatten. Alles andere lag in der Vergangenheit. Barry würde sich davon ganz bestimmt nicht den Nachmittag vermiesen lassen.

    Snart lehnte sich entspannt zurück. „Erstaunlich, was mit Unterstützung einer Handvoll hilfsbereiter Gutmenschen alles möglich ist. Hunter hat eingesehen, dass es praktischer ist, wenn meine und Micks Historie nicht ganz so schillernd ist. Unser Pfadfinder Ray hat dann ein paar Beziehungen spielen lassen und voila …“ Snart machte eine elegante Geste mit der Hand. „Ich bin ein vorbildlicher Bürger. Mehr oder weniger.“

    Ob Felicity bei der Löschung der Daten wohl ihre Finger im Spiel gehabt hatte? Das hatte Barry schon vermutet, nachdem er und Cisco nach ihrem Telefonat mit Stein etwas weitergegraben und herausgefunden hatten, dass tatsächlich nichts mehr gegen Snart vorlag. Er galt nicht mehr als Verbrecher auf der Flucht. So, als wäre er nie wegen des Mordes an seinem Vater in Iron Hights gewesen und folglich auch nie dort ausgebrochen. Für die Polizei war Snart damit ein unbeschriebenes Blatt – offiziell jedenfalls. Mit Cops, die Snart persönlich kannten und genau wussten, was damals abgelaufen war – Joe, beispielsweise – sah das natürlich anders aus, aber zumindest waren Barrys Bedenken, sich mit einem gesuchten Kriminellen zu treffen, damit hinfällig.

    „Ein vorbildlicher Bürger, klar.“ Barry lächelte. „Auf einem Zeitschiff – das ist so verdammt cool.“

    „Es wäre noch cooler, wenn Hunter auch tatsächlich wüsste, was er tut.“ Snart zog eine Grimasse. „Die meiste Zeit frage ich mich, ob ihm eigentlich klar ist, was wir alles anrichten können. Stein hätte fast seine eigene Ehe verhindert.“

    „Was?“ Barry beugte sich gespannt vor. „Erzähl, was …“

    „Sekunde, Barry“, unterbrach Snart ihn mit einer Hand auf seiner. Besser gesagt, es waren Snarts Finger, die plötzlich auf seinem Handgelenk lagen, überraschend warm und so unglaublich ablenkend, dass Barry die Worte buchstäblich im Hals stecken blieben. Er schluckte und sah Snart nur groß an.

    Snart zog seine Hand sofort zurück und seine Miene wurde ausdruckslos. „Sorry.“

    „Zweimal Kaffee, zweimal Applepie“, sagte die Kellnerin den dem Moment direkt neben Barry – er hatte sie nicht bemerkt, Snart offensichtlich schon - und stellte die Teller, Tassen, Milch und Zucker zwischen sie beide auf den Tisch. „Guten Appetit.“

    Barry bedankte sich automatisch, während Snart umständlich die Teller und Tassen auf dem Tisch anordnete und Barrys Blick auswich.

    „Sna…“ Oh, verflucht! „Es ist okay. Wirklich. Ich hätte nicht … ich wollte nicht ...“ Barry holte tief Luft. „Ich war nur … überrascht.“ Und wie lächerlich war das denn? Sie hatten immerhin ein Date! Berührungen sollten ihn nicht überraschen, denn darauf lief das Ganze schließlich hinaus. Nur - sie hatten einander noch nie berührt, jedenfalls nicht … so. Sicher, im Kampf, als Cold und Flash, oder aus Versehen, bei ihren Begegnungen in den letzten Wochen, aber eine sanfte Berührung nur um ihrer selbst willen war etwas ganz anderes. Und obwohl Barry sich in der letzten Zeit mehr als einmal sogar vorgestellt hatte, wie sich Snarts Lippen auf seinen anfühlen könnten, war das alles trotzdem neu.

    Snart musterte ihn, runzelte die Stirn und fragte dann langsam und mit Bedacht: „Um alle Missverständnisse auszuräumen, Barry - wir sind auf einer Wellenlänge, was unser … Treffen hier angeht, oder?“

    „Ein … ein Date?“ Barry schluckte und rieb sich den Nacken. „Hoffe ich“, fügte er rasch hinzu.

    „Ja, das ist es.“ Snart entspannte sich sichtlich und zeigte den Hauch eines Lächelns.

    „Dann sind wir auf einer Wellenlänge. Definitiv.“ Barry nickte. „Auch wenn es etwas plötzlich kommt? Ich meine, noch vor ein paar Monaten waren wir dabei uns gegenseitig zu bekämpfen und jetzt sind wir … jetzt sind wir hier.“ Er zuckte in einer hilflosen Geste mit den Achseln. „Und dass du mir in den letzten Wochen ständig in Alltagssituationen über den Weg gelaufen bist, das waren auch keine Zufälle, richtig? Warum?“

    „Du bist genau mein Typ“, erwiderte Snart leichthin und senkte kurz den Blick, bevor er ihn wieder hob und dann offen über Barrys Gesicht, seinen Hals, seine Schultern gleiten ließ.

    Barry spürte, wie es ihm warm wurde, angesichts dieser fokussierten Aufmerksamkeit. „Ich meine, warum jetzt? Was ist der Anlass?“

    Snart überlegte einen Moment, dann hob er die Schultern. „Timing. Denn das hatte bisher nicht wirklich gestimmt.“

    „Okay.“ Barry nickte. Das ergab natürlich Sinn. Sie waren früher ausschließlich Gegner gewesen, trotz ihres Deals. Die Chance, dass Barry sich auf … auf was auch immer das hier war, mit Snart einließ, waren nie so gut gestanden, wie jetzt. Vielleicht sollte er es dabei belassen, die Situation nicht überanalysieren sondern einfach genießen, dass jemand, der aussah wie Snart, ganz offensichtlich auf ihn stand. Genau, das würde er tun. Barry griff nach seiner Gabel und probierte den Applepie.
    Der war tatsächlich so fantastisch wie von Snart angepriesen und Barry musste sich beherrschen, ihn in einem manierlichen Tempo zu essen. Nachdem er den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte – Snart hatte gerade mal die Hälfte seines Stücks gegessen, wie Barry leicht verlegen feststellte – schob er den Teller zur Seite. „Okay, zeitreisender Held …“ begann er.

    Das brachte ihm tatsächlich ein Auflachen von Snart ein. „Wie lange darf ich mir das jetzt noch anhören?“

    „Bis du es zugibst.“ Barry grinste. „Also, wie war das mit Stein?“

    Snart rührte seinen Kaffee um. „Er hat verhindert, dass sein jüngeres Ich seine zukünftige Frau kennenlernt. Hunter hat es dann wieder hingebogen.“ Er trank einen Schluck aus seiner Tasse, stellte sie wieder hin und sagte dann nachdenklich: „Schon seltsam, eine scheinbar unwichtige Entscheidung und das Leben läuft in eine ganz andere Richtung. Man ist zur falschen Zeit am richtigen Ort, oder umgekehrt, trifft jemanden, den man sonst nicht getroffen hätte und …“ Er stockte. „Und plötzlich ist nichts mehr wie es war.“

    Sprach Snart noch von Stein, oder …? „Ist dir das passiert?“, fragte Barry leise. „In der Vergangenheit?“

    Snart sah auf, wirkte einen Moment ertappt und zuckte dann die Schultern. „Nein.“ Er lehnte sich zurück. „Wie auch immer, Stein ist noch immer glücklich verheiratet, aber wir sind ziemlich lange in 1975 herumgehangen. Länger als mir lieb war. Ich hatte ganz vergessen wie grauenvoll die Mode damals war. War ein echter Schock.“

    „Kann ich mir vorstellen.“ Barry lachte. „Wie läuft das eigentlich mit den Klamotten? Wo habt ihr die her? Und sag jetzt nicht, die müsst ihr klauen und das ist der Grund, warum Hunter dich mitgenommen hat.“

    „Nein, Hunter hat dafür seine Zukunftstechnologie auf der Waverider. Ich klaue lieber lukrativere Dinge, als Schlaghosen und Hippie-Hemden. Deswegen bin ich schließlich überhaupt mitgekommen.“ Sein schmales Lächeln hatte etwas Herausforderndes. „Die Chance auf Raubzüge quer durch die Jahrhunderte.“

    „Klar, warum auch sonst?“ Barry grinste nur. „Und was hast du bisher so erbeutet?“

    „Brieftaschen, die eine oder andere Zugangskarte …“

    „Wow, ich bin beeindruckt von der kriminellen Energie deiner „Raubzüge“ wirklich, das …“

    „Einen Smaragd.“

    „Einen …?“ Barry blinzelte. „Einen Smaragd? In Central City? Etwa 1975?“

    „Ja, warum?“

    „Der Maximilian-Smaragd?“

    „Genau den. Was …?“

    „Das warst du?“ Barry stand buchstäblich der Mund offen. „Das ist Wahnsinn!“

    „Was genau?“ Snart neigte den Kopf leicht zur Seite und runzelte fragend die Stirn.

    „Der Diebstahl des Maximilian-Smaragds ist ein Fall mit dem ich mich beschäftigt habe. Also, als Hobby, sozusagen, nicht offiziell, natürlich. Ich …“ Barry senkte kurz den Kopf und sah auf seine Hände. „Ich habe eine Zeitlang alles über rätselhafte Fälle gelesen und online recherchiert, was ich in die Finger bekommen konnte. Ungelöste Kriminalfälle, Indizienprozesse, bei denen die Beweislage zumindest strittig war, die Täter immer wieder ihre Unschuld beteuert haben, sie dann aber trotzdem verurteilt wurden. Ich weiß, ein … ein ziemlich verrücktes Hobby für einen Teenager.“ Ein Hobby, von dem er zeitweise so besessen gewesen war, dass es ihm mehrere Sitzungen bei diversen Schulpsychologen eingebracht hatte.

    „Angesichts dessen, was mit deinem Vater passiert ist? Nicht wirklich verrückt“, bemerkte Snart ruhig.

    Barry sah überrascht auf. „Das hat Joe zum Glück auch so gesehen.“

    „Ich bin mit Detective West einer Meinung? Das kann nur bedeuten, die Apokalypse ist nahe“, erwiderte Snart trocken.

    Barry lachte. „Vermutlich. Jedenfalls, der Raub des Maximilian-Smaragds ist nach wie vor ein Rätsel, alle Indizien die am Tatort gefunden wurden, führten buchstäblich ins Nichts. Haaranalysen, Textilfaseranalysen, das, was eben in den 70ern möglich war. Die Fingerabdrücke, die am Tatort genommen wurden, hat man Jahre später, als es dann eine Datenbank gab, mit denen der dort registrierten abgeglichen und das Ergebnis ergab gar keinen Sinn.“ Barry suchte Snarts Blick. „Jetzt natürlich schon. Denn die Fingerabdrücke gehören zu jemandem, der zu dem Zeitpunkt des Raubes ein Kind war.“ Er atmete tief durch. „Das warst du?“

    „Nein, das war Mick. Ich hinterlasse keine Fingerabdrücke“, sagte Snart abwesend, lehnte seine Unterarme auf den Tisch und beugte sich etwas vor. Er war sichtlich dabei, seine Gedanken zu ordnen. „Aber es stimmt, wir haben den Smaragd gestohlen, in dieser Zeitlinie jedenfalls. In der ursprünglichen war es mein Vater. Dafür ist er im Knast gelandet. Aber jetzt, in dieser Zeitlinie, ist er geschnappt worden, als er versucht hat, den Stein zu verkaufen.“ Snart presste die Lippen zusammen. „Nachdem ich ihm den Stein gegeben habe.“

    „Das war dein Vater? Der Typ, der dann versucht hat, den Stein zu verkaufen?“ Barry schüttelte ungläubig den Kopf. „Er hat behauptet, er hätte ihn von einem geheimnisvollen Fremden bekommen, der in seinem Haus aufgetaucht ist. Natürlich hat ihm niemand geglaubt.“ Barry sah Snart fragend an. „Warum hast du den Smaragd für ihn …? Oh, du wolltest ihm Iron Hights ersparen, richtig?“

    Snart schwieg einen Moment und als er weitersprach, war seine Stimme kalt und hart. „Ich wollte mir und Lisa das Monster ersparen, das dadurch aus ihm geworden ist. Aber der Scheißkerl hat auch das vermasselt.“ Er hob die Schultern in eindeutig gespielter Gleichgültigkeit. „Sollte wohl so sein.“

    Barry erinnerte sich nur zu gut an das zweifelhafte Vergnügen mit Lewis Snart zusammenzuarbeiten, daran, dass er keine Gelegenheit ausgelassen hatte, Len zu demütigen. Er wusste von Lisas Narben und war sich sicher, dass Len ebenfalls welche davongetragen hatte – sichtbare und ganz bestimmt unsichtbare – und auch wenn Len deswegen nicht das Recht hatte, Richter und Henker zugleich zu spielen – Lewis Snart hatte exakt das bekommen, was er verdiente. Es hatte einen Moment gegeben, kurz nachdem Len ihn erschossen und er Barry ohne Widerstand zu leisten, die Coldgun ausgehändigt hatte, in dem Barry der Gedanke durch den Kopf geschossen war: Scheiß auf die Konsequenzen und hilf ihm die Leiche zu verstecken.

    Ohne weiter darüber nachzudenken, aus einem Reflex heraus, griff Barry nach Lens Hand und drückte sie. „Es tut mir leid.“ Er wusste selber nicht genau, was er damit meinte, Lens und Lisas Kindheit, die Tatsache, dass Len diesen speziellen Horror seiner Vergangenheit nicht hatte ändern können, oder dass Barry dazu beigetragen hatte, ihn für eine Tat hinter Gitter zu bringen, die eigentlich gerecht war - oder alles davon.

    Es spielte keine Rolle, denn Len schien zu verstehen. Sein Blick wurde weich und er nickte, drehte seine Hand ein wenig in Barrys Griff, so dass er den Druck erwidern konnte. Erst dann zog er langsam seine Finger zurück und ließ sie dabei sanft über Barrys Handrücken gleiten. Barry spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, wegen dieser simplen Berührung, wegen dieses Hauchs Verletzlichkeit, den Len ihn sehen ließ. Die Atmosphäre zwischen ihnen war plötzlich ernster, geladen mit Emotionen, die Barry vorher nie mit Leonard Snart in Verbindung gebracht hätte und er wusste nicht wie er damit umgehen, oder auch nur zu dem scherzhaften Geplänkel von vorhin zurückfinden sollte.

    Als Len sich zurücklehnte, scheinbar völlig entspannt und überall hinsah, nur nicht in seine Augen, wurde Barry klar, dass es Len ähnlich ging.

    Barry trank seinen Kaffee aus, stellte seine Tasse wieder ab und fragte dann in das entstandene Schweigen hinein das erstbeste, was ihm einfiel: „Wie geht es Lisa eigentlich? Du … du musstest neulich weg, wegen ihr und … alles okay?“

    Len nickte. „Ja“, erwiderte er langsam, als müsste er sich das Ereignis erst wieder in Erinnerung rufen. „Alles bestens. Sie wollte nur … einen Rat“, schloss er und es klang so, als wollte er eigentlich etwas anderes sagen. Bevor Barry aber etwas erwidern konnte, warf Len einen Blick auf seine Armbanduhr und fragte: „Wie wär’s mit Kino, nachher? Wenn du nichts weiter vorhast. Wir hätten sogar noch Zeit, etwas Richtiges zu Essen.“

    Barry sah ihn groß an, völlig perplex angesichts des abrupten Themenwechsel. „Kino?“, fragte er ungläubig.

    „Ja, Barry, das ist einer dieser Räume in denen auf einer großen Leinwand ein Film gezeigt wird, den man tatsächlich gemeinsam mit anderen Personen ansieht, nicht allein, zu Hause über Netflix.“ Lens schiefes Lächeln war eher neckend als herablassend.

    „Ich weiß was … oh, komm, ich gehe ab und zu ins Kino, ja?“ Auch wenn er sich tatsächlich nicht mehr erinnern konnte, wann das letzte Mal gewesen war. Aber wollte Len jetzt wirklich …? Barry hatte erwartet … um ehrlich zu sein, er wusste selbst nicht, was genau er erwartet hatte, wo sie heute noch landen würden, aber das letzte womit er gerechnet hatte, war die Richtung, die dieses Date nahm, und dass es ausgerechnet Len war, der diese Richtung vorgab.

    Er war davon ausgegangen, dass es Len um etwas Spaß ging, dass dieses Kaffee-Date ihr erstes und letztes war, bevor sie irgendwie im Bett landen würden und … ja, Barry war bereit, sich darauf einzulassen, weil es anscheinend alles war, was er bekommen konnte. Und eine Affäre mit jemandem wie Len, der nicht nur wusste, dass er Flash war, sondern der sehr gut auf sich selber aufpassen konnte, selbst wenn Zoom von ihrem Arrangement erfuhr, war schließlich ideal.

    Aber das hier, dieses langsame Sich-Näherkommen, das war mehr, das waren die ersten Schritte zu echten Gefühlen, zu einer Beziehung. War es das, was Len wollte? Und wie überraschend war das denn? Fast schon surreal.

    In seinem Hinterkopf, dort wo Platz für nebulöse Träume und Vorstellungen war, die, ins Licht der Realität gezerrt, vermutlich einfach platzen würden wie Seifenblasen, konnte Barry tatsächlich so etwas sehen, zwischen sich und Len. Irgendwann. Denn im Moment hatte er keine Ahnung ob er, so kurz nachdem Patty Schluss gemacht hatte, schon dazu bereit war.

    Aber er könnte es zumindest versuchen.

    Barry holte tief Luft. „Also, dann – Kino. Kino ist toll. Ich gehe gerne ins Kino, wirklich, und ich habe heute nichts weiter vor, also, ich habe mir nichts vorgenommen, weil wir schließlich … Was ich sagen will, ich habe Zeit. Fürs Kino. Mit dir.“ Fantastisch, wie eloquent.

    Len musterte ihn amüsiert.

    „Welcher Film?“, fragte Barry schließlich, bevor er sich noch komplett zum Idioten machte.

    „Wie wär’s mit dem neuen Star Trek?“

    „Du magst Science Fiction?“

    „Absolut.“

    „Cool!“

    Wie sich in den nächsten Minuten herausstellte, liebte Len Star Wars, mochte die originale Star Trek Serie nicht sonderlich, hatte aber von Next Generation keine Folge verpasst. Sie unterbrachen ihre Unterhaltung kurz um zu zahlen – jeder für sich, darauf hatte Barry bestanden – traten auf die Straße hinaus und waren gerade in eine Diskussion über Original-Kirk versus Reboot-Kirk vertieft, als Barrys Handy klingelte.

    Cisco.

    „Oh, nein, bitte nicht“, murmelte Barry und sagte dann lauter zu Len gewandt: „Sorry, das ist Cisco, ich muss schnell ...“ Er nahm den Anruf entgegen. „Hi.“

    „Hey, Mann, kannst du kurz bei S.T.A.R. Labs vorbeikommen?“

    „Worum geht's denn?“ Er warf Len einen entschuldigenden Blick zu und ging ein paar Schritte weiter, außer Hörweite.

    „Ähm, Barry, ich habe dir neulich schon gesagt, dass du langsamer wirst, richtig?“

    „Aber doch nur minimal.“

    „Ja, schon, klar, aber es ist trotzdem nicht normal und ich denke, es könnte etwas mit dem Upgrade zu tun haben, dass ich deinem Anzug verpasse …“

    „Was? Cisco …!“

    „Hey, hey, nur eine Vermutung, okay?“, erwiderte Cisco rasch. „Ich würde das nur gerne vor dem nächsten Flash-Einsatz checken und dafür brauche ich dich. Im Anzug. Jetzt, nach Möglichkeit.“

    Barry seufzte. Verdammt, verdammt.

    „Oder unterbreche ich gerade ein heißes Date?“, fragte Cisco und Barry hörte das Grinsen in seiner Stimme.

    Wenn du wüsstest. Barry sah zu Len hinüber, der lässig mit einer Schulter an einem Mauervorsprung lehnte und ihn beobachtete. „Mit wem denn?“, fragte er und versuchte das Lächeln aus seiner Stimme herauszuhalten. „Meine Freundin hat erst mit mir Schluss gemacht, schon vergessen? Ich bin gleich da.“

    Er steckte das Handy wieder ein und ging zu Len zurück, der sich mit einer eleganten Bewegung von der Mauer abstieß und Barry fragend ansah. „Flash-Business?“

    „Ja. leider. Cisco hat neulich festgestellt, dass …“, Barry unterbrach sich. Was genau sollte er Len sagen? Einerseits wollte er ihm nicht das Gefühl geben, dass er ihn einfach so sitzenließ, andererseits – wie schlau war es Leonard Snart über eine aktuelle Schwäche von Flash zu informieren? Aber das war Len – Und wann war er in Barrys Kopf von Snart zu Lengeworden? – der neuerdings durch die Zeit reiste um die Welt zu retten, der mit ihm Kaffeetrinken ging und ins Kino, der …

    „Er hat festgestellt, dass ich langsamer werde und hat jetzt die mögliche Ursache gefunden. Um sicher zu sein, braucht er mich für ein paar Tests“, sagte Barry rasch, bevor er es sich wieder anders überlegte.

    „Langsamer?“ Len runzelte die Stirn.

    „Ja. Hat vermutlich mit dem Anzug zu tun, keine große Sache, bis jetzt. Aber wir müssen jeder Spur nachgehen, bevor daraus doch eine große Sache wird und ich es erst merke, wenn es zu spät ist.“

    „Verstehe“, erwiderte Len ruhig.

    „Tut mir wirklich leid“, sagte Barry aufrichtig. „Ich … ich melde mich nachher noch, wenn es nicht zu spät wird, okay? Ansonsten – ein anderes Mal?“

    „Klar. Schick‘ mir eine Sms.“

    „Mach‘ ich. Okay, dann …“ Barry hob die Hand und ließ sie wieder sinken, unsicher, wie er sich verabschieden sollte. Händeschütteln wäre viel zu förmlich, eine Umarmung vielleicht zu vertraut und … Sein Blick fiel auf Lens Lippen.

    „Komm her“, sagte Len plötzlich rau, aber mit Wärme in der Stimme, zog Barry mit einem Arm um die Taille an sich und küsste ihn. Es war nur flüchtig, Lens Lippen auf seinen und im nächsten Moment schon wieder vorbei, bevor Barry auch nur reagieren konnte. „Bis dann, Barry“, flüsterte Len dicht an seinem Ohr. Er ließ ihn wieder los und trat einen Schritt zurück. Seine Augen funkelten und seine Wangen waren leicht gerötet.

    „Ich …“, Barry schluckte, sein Herz schlug schnell und hart und er spürte, wie sich ein – sicherlich absolut idiotisches – Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Ich melde mich. Nachher. Definitiv.“

    Damit zischte er davon.

  31. Danke sagten:


  32. #20
    There is good in you... Avatar von Chayiana
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    Mist! Ich hab jetzt keine Zeit zu lesen, muss gleich los und komme spaet nach Hause. Aber dafuer freu ich mich schon jetzt auf morgen! Bis denne!

  33. Danke sagten:


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