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Thema: [Flash] Durch die Zeit

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  1. #1
    Zitronenfalter Avatar von Sinaida
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    Standard [Flash] Durch die Zeit

    Titel: Durch die Zeit
    Autor: Sinaida
    Fandom: The Flash
    Charaktere: Leonard Snart, Barry Allen (im Laufe der FF werden es noch mehr)
    Pairing: Barry Allen/Leonard Snart
    Rating: PG, slash
    Anmerkung:
    Die FF spielt nach The Flash 2x09 und - zumindest dieses Kapitel - spielt zwischen Legends of Tomorrow 1x09 und 1x10. Das ist aber kein Crossover!
    Wer Legends of Tomorrow nicht kennt, muss nur wissen, dass Leonard Snart irgendwann zusammen mit Mick Rory und anderen Charakteren von The Flash und Arrow von einem Zeitreisenden Namens Rip Hunter rekrutiert wird, um Vandal Savage mit dem Waverider, einem Zeitschiff, durch die Zeit zu verfolgen um die Welt, das Universum und den ganzen Rest zu retten. Snart wird also ein Held, irgendwie. Die Freundschaft zwischen Mick und Len scheint zu dem Zeitpunkt (nach Folge 1x09) zerbrochen zu sein und Len ist entsprechend niedergeschlagen (auch wenn er das natürlich nicht zugibt ).
    Kurzinhalt: Bei einem kleinen Ausflug in die Zukunft hat Len eine überraschende Begegnung und plötzlich ist nichts mehr wie es war ...


    Kapitel 1: Central City 2023

    Len vergrub die Hände in den Taschen seines Parkas, schloss für einen Moment die Augen und hob sein Gesicht in den kühlen Wind. Es war Ende Februar, die Luft war klar, aber nicht mehr beißend, schmeckte jedoch immer noch etwas nach Schnee. Es könnte durchaus noch ein paar Grad kälter sein, dann wäre es exakt sein bevorzugtes Wetter. Er grinste schief, mit einem Hauch Selbstironie und sah sich in der von wenigen funktionierenden Straßenlampen und fahlem Mondlicht erhellten Straße um.

    Das Viertel hatte sich kaum verändert. Schmuddelige Häuser von denen Putz und Farbe abblätterte, Graffiti zierte die Wände, und hier und da sah Len zerschlagene Fensterscheiben, nur notdürftig mit Holzlatten vernagelt. Okay, es war deutlich heruntergekommener, als er es in Erinnerung hatte. Kein Wunder, von seiner Perspektive aus war er schließlich erst vor vier Monaten das letzte Mal hier gewesen, für die Gegend waren aber bereits sieben Jahre vergangen. Der ganz spezielle Charme der Zeitreisen.

    Als der Waverider in Central City im Jahr 2023 Halt gemacht hatte, damit sie einer weiteren Info über Vandal Savage nachgehen konnten – etwas, womit Sara und Ray gerade beschäftigt waren - hatte Len sich kurzerhand zu diesem kleinen privaten Trip entschlossen. Wer wusste schon, wann sie wieder so nahe an 2016 sein würden und damit in einem Central City, das noch als solches zu erkennen war? Denn trotz Zeitreise-Technologie des 22. Jahrhunderts bekam Rip es anscheinend nicht hin, sie zwischendurch mal für ein paar Tage zu Hause, in ihrer eigenen Zeit, abzusetzen.

    Len ging die scheinbar menschenleere Straße entlang, sich wohl bewusst, dass ihm mehrere Augenpaare folgten, Gestalten die sich bevorzugt im Schatten der Hauseingänge und dunkler Seitengassen herumdrückten. Nichts Neues, so kannte er diese Gegend.

    Die Coldgun, die er im Schenkelhalfter trug, war trotz seines Parkas gut zu sehen. Das war ausreichend, um unliebsame Zwischenfälle zu vermeiden und würde ihm Gesindel vom Hals halten. Er wollte kein Aufsehen erregen, keinen Kampf provozieren, er wollte einfach nur …

    Ja, was eigentlich?

    Es war kein durchdachter Plan, der ihn hierher getrieben hatte, in sein altes Viertel und – wie er gerade feststellte – fast schon an die Schwelle des Saints and Sinners. Dieser Trip war eine Bauchentscheidung gewesen, unüberlegt, etwas, was er normalerweise nie tat und jetzt stand er hier und betrachtete seine Stammkneipe unschlüssig von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Er war ein Besucher aus der Vergangenheit und konnte schließlich nicht einfach hineingehen und nach bekannten Gesichtern Ausschau halten.

    Ob Lisa noch ab und zu herkam?

    Plötzlich flog die Tür der Bar auf und begleitet von Rauschschwaden, zuckenden Lichtblitzen und dem peitschende Beat irgendeines Songs wurde ein Mann unsanft auf die Straße befördert, fast so, als werfe ihn der Teufel höchstpersönlich aus dem Schlund der Hölle. Die Tür fiel krachend wieder zu und der Mann, eindeutig stockbesoffen, richtete sich mühsam auf. Er war bullig und breitschultrig und das zuckende Neonlicht der Leuchtschrift über dem Eingang warf einen rötlichen Schein auf seinen kahlen Schädel.

    Es traf Len wie ein Faustschlag in den Magen. Er sog scharf den Atem ein und zog sich rasch aus dem Lichtkegel einer Straßenlampe zurück. Das konnte nicht sein! War das etwa …?

    Der Mann hob den Kopf, sah kurz in Lens Richtung und jegliche Ähnlichkeit mit Mick verflog. Er brabbelte etwas Unverständliches und verschwand in einer Seitengasse.

    Len schloss kurz die Augen und zwang sich ruhig durchzuatmen. Sein Herz raste.
    Es war eine schwachsinnige Idee gewesen, hierher zu kommen. Ein Blick auf einen Mann, der Mick ein wenig ähnlich sah und er hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Er hätte sich nie von Melancholie und diesem verfluchten Gefühl von … von Einsamkeit hierherführen lassen sollen. Er wusste, dass es Lisa gutging, Gideon hatte ihm das erst bestätigt und das war alles, was zählte. Welchen Sinn hatte es, Erinnerungen an etwas nachzuhängen, das unwiderruflich verloren war? Es war wie in offenen Wunden zu bohren und änderte nichts an seiner jetzigen Situation oder an dieser verfluchten Geschichte, die seinen besten Freund zu jemandem gemacht hatte, der ihn … der ihn hasste.

    Das Aufheulen von Polizeisirenen ganz in der Nähe riss ihn aus seinen Grübeleien.
    Len zog sich unwillkürlich tiefer in den Schatten der Häuser zurück und lauschte. Dem Geräusch der Sirenen nach zu urteilen, waren die Cops ein paar Block entfernt und entfernten sich weiter. Glücklicherweise fuhren sie nicht in die Richtung, die er nehmen musste, wenn er zum Waverider zurückwollte. Was er jetzt schleunigst tun sollte. Er trat wieder auf die Straße und machte sich auf den Weg, ohne nochmals zurückzublicken.

    Ein leuchtender rötlicher Streifen zischte an ihm vorbei.

    Flash? Barry?

    Len blieb stehen, und folgte ihm mit Blicken. Natürlich war Barry in die Richtung unterwegs aus der das Heulen der Sirenen zu hören war. Offensichtlich zog er noch immer seine nächtlichen Runden durch die Stadt, um Verbrechern das Leben schwer zu machen. Kurz darauf ertönte das Splittern von Glas und das Knirschen von Metall auf Metall. Die Sirenen verstummten. Len grinste. Flash hatte das Problem wohl auf seine ganz spezielle Weise gelöst und vermutlich wieder einmal einen Kleinkriminellen als gut verschnürtes Päckchen direkt beim Central City Police Department abgeliefert.

    Hm, ob er selber wohl auch ab und zu noch in den „Genuss“ derartiger Begegnungen mit Flash kam?

    Aus den Augenwinkeln nahm Len eine Bewegung wahr, ein Windstoß ließ seinen Parka flattern und fegte ihm die Kapuze aus dem Gesicht. Plötzlich stand Barry direkt vor ihm, packte ihn und - ein Moment der Orientierungslosigkeit, schneidend kalter Wind, der ihm den Atem nahm, während der Boden unter seinen Füßen wegkippte und sein Magen sich sekundenlang umzudrehen schien. Oh, verflucht, er kannte dieses Gefühl!

    Sekundenbruchteile später fand Len sich vor dem Eingang eines leerstehenden Hauses wieder, nur ein paar hundert Meter von der Stelle entfernt, an der er eben noch gestanden hatte. Reflexartig griff er nach der Coldgun, wappnete sich, Barrys Arm an seiner Kehle zu spüren und gegen die nächstgelegenste Wand gepresst zu werden.

    Doch stattdessen lächelte Barry breit und nahm sich die Kapuze vom Kopf. „Len? Du bist zurück?“

    Len? Seit wann …?

    Bevor er auch nur seine Gedanken ordnen konnte, zog Barry ihn eine rasche, heftige Umarmung und küsste ihn.

    Len erstarrte. Wenn es 2023 nicht generell üblich war, seine Gegenspieler? Beinahe-Freunde? blitzschnell von offener Straße an abgelegene Orte zu befördern um sie ungestört mit Küssen und Umarmungen begrüßen zu können, dann bedeutete das, dass er und Barry Allen in der Zukunft … ja, was genau für eine Beziehung hatten?

    Die Art Beziehung in der sie zum Stressabbau in dunklen Gassen eine schnelle Nummer schoben? Der Gedanke war nicht ganz abwegig. Er konnte nicht leugnen, dass er Barry attraktiv fand. Nicht nur rein physisch. Barry war eine faszinierende Mischung aus Intelligenz, Courage und Dickköpfigkeit und Len genoss die Herausforderung, die jede Begegnung mit Barry bedeutete. Und was Barry anging - es war eindeutig Chemie zwischen ihnen. Barry liebte das Risiko und den Nervenkitzel, genau wie Len es tat. Sie hatten mehr gemeinsam als lächerliche Vornamen und komplizierte Familiengeschichten.

    Barry schien von seiner Verwirrung nichts zu bemerken, er hatte seine Hände noch immer auf Lens Schultern, sichtlich überglücklich ihn zu sehen – was leuchtende Augen und ein strahlendes Lächeln verrieten - als hätte ihm diese Begegnung den Tag gerettet. Barry hatte ihn noch nie so angesehen. Falsch, niemand hatte ihn je so angesehen und der Gedanke, dass Barry auch jetzt im Grunde nicht ihn meinte, war unerwartet enttäuschend.

    „Was machst du ausgerechnet hier?“, sprudelte Barry hervor, „Du wolltest doch … “ Plötzlich stockte er und betrachtete Len genauer, ließ seinen Blick über Lens Gesicht und den Parka wandern und blieb schließlich an der Coldgun hängen, die das helle Mondlicht provokativ reflektierte. Seine Augen weiteten sich und das Lächeln verschwand.

    „Oh“, sagte er, ließ die Arme sinken, wich einen Schritt zurück und bemerkte mit einem eindeutig nervösen Auflachen. „Du bist … du bist gar nicht mein Len.“

    Lens Herz begann schwer und hart zu schlagen und alles in ihm verkrampfte sich. Mein …? Das klang nicht nach dunklen Gassen und beiläufigem, bedeutungslosem Sex, das klang nach so viel mehr, nach einer ganz anderen Art von Risiko, auf das Len sich nie einlassen würde. Zumindest war er bis eben davon überzeugt gewesen, sich nie darauf einzulassen.

    Er zwang das übliche sardonische Grinsen auf seine Lippen und bemerkte in bewusst gleichgültigem Ton: „Bingo, Scarlet. Sieht so aus, als hättest du den falschen … Len.“

    Er ließ seinen Blick offen über Barrys Gesicht gleiten. Es war hell genug, so dass er Barrys Gesichtszüge deutlich erkennen konnte. Etwas von seiner jugendlichen Leichtigkeit war verschwunden, seine Augen waren ernster, aber er war Barry Allen und verdammt, es tat einfach gut, ihn zu sehen. Zumindest das konnte er sich eingestehen.

    Barry schluckte und rieb sich verlegen mit der Hand den Nacken. „Ja, sieht so aus.“ Er holte tief Luft. „Entschuldige, das muss gerade etwas verwirrend gewesen sein.“ Er wich Lens Blick aus und verschränkte die Arme vor der Brust, eine klassische Geste um Distanz zu schaffen. „Du bist mit dem Waverider hier? Aus der Vergangenheit? Welches Jahr?“, fragte er schließlich und so wie er die Fragen abfeuerte, hatte es fast etwas von einem Verhör.

    Len entspannte sich wieder. Gut, das war doch vertrauteres Terrain, ihr übliches Spiel, das konnte er auch.

    „Top Secret, sorry.“ Len schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf. „Ich müsste dich vermutlich töten, wenn ich es dir sage. Ich habe mich vertraglich zu absolutem Stillschweigen verpflichtet.“

    „Blödsinn, hast du nicht.“ Barry rollte die Augen. „Ich tippe auf 2016? Die Jagd nach Savage?“

    Ah, Barry war also im Bilde über ihre Mission. Nicht wirklich verwunderlich.

    „Bist du wegen ihm hier unterwegs?“ Er runzelte die Stirn und der Zug um seinen Mund wurde härter. „Ist er etwa in 2023? Das kann nicht sein!“

    „Nein, ist er mit ziemlicher Sicherheit nicht, keine Sorge.“ Mit einer betont gelangweilten Geste schnippte Len einen nicht vorhandenen Fussel von seinem Ärmel. „Da du sowieso Bescheid weißt: Der gute Rip ist der Ansicht, dass es eine fantastische Idee wäre uns kreuz und quer durch die Zeit zu jagen und sämtlichen Gerüchten über das Auftauchen dieses Irren nachzugehen. Also sind wir hier und ich nutze diese schöne Nacht für einen kleinen Spaziergang und vertrete mir etwas die Beine.“

    „In dieser Gegend?“ Barry sah sich um. Mit seinen Augen betrachtet, war es nur eine heruntergekommene Straße, mit Müll auf dem Gehweg, vernagelten Fenstern und einer zwielichtigen Bar, in der sich finstere Gestalten trafen. Für Len war es ein Ort voller Erinnerungen, schlechte aber auch gute. Eine ganze Menge gute.

    Len zuckte mit den Schultern. „Mein altes Viertel. Ich wollte mal wieder ‚Hallo‘ sagen“, erläuterte er und merkte im selben Moment, dass er zu viel preisgegeben hatte. Len wusste nicht, was genau Barry in seinem Gesicht sah, oder in seiner Stimme hörte, aber es ließ seinen Blick weich werden, ließ ihn seine defensive Haltung aufgeben und einen Schritt auf ihn zu treten.

    „Sehnsucht nach alten Freunden, ja?“, fragte er und es klang nicht herausfordernd oder spöttisch sondern so, als wüsste er ganz genau, was in Len vorging. Und das erschreckende war - vielleicht wusste er das tatsächlich. Barry hatte schon immer die Gabe besessen mehr in Len zu sehen, als das Offensichtliche und mehr als das, was er andere sehen lassen wollte. Und vielleicht war dieser Barry Allen der Mensch der ihn so gut kannte, wie sonst niemand.

    Jetzt war es Len, der den Blick abwandte.

    „Hör zu, Len“, begann Barry und die unerwartete Wärme in seiner Stimme ließ Len ihn wieder ansehen. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, ohne dir zu viel über die Zukunft zu verraten, aber … du hast mir eine Menge erzählt, von eurer Jagd nach Savage, von dem, was alles passiert ist und …“ Er unterbrach sich, suchte offensichtlich nach den richtigen Worten. „Und auch wenn du jetzt den Eindruck hast, dass etwas irreparabel zerstört ist, bitte glaube mir, wenn ich dir sage, dass sich doch alles zum Guten wendet.“

    Alles, tatsächlich? Kaum möglich. Len dachte an Mick und den Hass in seinen Augen.
    „Versprichst du mir etwa ein Happy End, Scarlet?“ Er wollte es spöttisch und schneidend klingen lassen, stattdessen war seine Stimme rau und so hoffnungsvoll, dass es beinahe peinlich war.

    „Ja.“ Barry nickte. „Ja, das tue ich.“

    Das Versprechen bedeutete nicht viel, denn es gab nichts Unberechenbareres als die Zeit. Selbst dieser Barry aus der Zukunft konnte nicht wissen, ob nicht allein schon ihre Begegnung die Zeitlinie so geändert hatte, dass aus dem „Happy End“, das Barry kannte, eines mit Chaos und Tod werden würde. Trotzdem nahmen Barrys Worte etwas von dem Gewicht auf Lens Brust, diesem schmerzhaften Ziehen, das ihn seit Tagen begleitete.

    „Danke, Barry“, erwiderte er aufrichtig.

    „Gern geschehen.“ Barry sah ihn nachdenklich an, nagte an seiner Unterlippe, schien mit sich zu ringen und holte schließlich tief Luft. „Okay, Len, ich weiß, du bist nicht … du bist nicht er, aber irgendwie bist du es doch und …“ Er fuhr sich sichtlich frustriert mit der Hand durch die Haare. „Und ich kann dich nicht so sehen und einfach nichts tun.“

    Len neigte den Kopf etwas zur Seite und musterte Barry aus schmalen Augen. „Was genau meinst du damit?“

    Anstatt zu antworten kam Barry näher, legte Len eine Hand auf die Schulter, schlang den anderen Arm um seine Taille, zog ihn an sich und hielt ihn einfach fest. Len gefror innerlich. Barry musste seine unwillkürliche Abwehr spüren, aber anstatt ihn loszulassen, wanderte seine Hand von Lens Schulter in seinen Nacken, blieb dort liegen, warm und tröstend, während sein Daumen sanft die empfindliche Haut unter seinem Ohr zu streicheln begann. Len schluckte hart. Es war eine katastrophale Idee, das weiter zuzulassen, ausgerechnet jetzt, da seine Emotionen sowieso schon bloßlagen wie ein offener Nerv, und alle seine Abwehrmechanismen zum Teufel waren. Der Druck auf seiner Brust wurde unerträglich, ließ ihn nicht atmen und er musste das hier jetzt sofort beenden, sonst …

    „Hey“, murmelte Barry dicht an seinem Ohr. „Es ist okay.“ In seiner Stimme klang der Anflug eines Lächelns mit, während er übertrieben gedehnt wisperte: „Bleib cooool.“

    Len unterdrückte ein spontanes Auflachen, die Anspannung brach und er holte tief und zitternd Atem. Verflucht das war Barry, nicht sein Feind und es war eine Umarmung, kein Versuch, seine Schwächen auszuloten. Und offensichtlich taten sie das sowieso in der Zukunft, er und Barry, waren auf diese Weise füreinander da, auch wenn es jetzt fast nicht vorstellbar war. Fast.

    Sein Widerstand schmolz, er legte die Arme um Barry und zog ihn enger an sich. Weiches Haar kitzelte seine Wange, es roch angenehm nach Ozon und Winterwind, darunter die wärmere Note von Sandelholz. Barry gab einen kaum hörbaren Laut von sich, wie ein zufriedenes Aufatmen. Len schloss die Augen und ließ sich in dieses ungewohnte Gefühl von Nähe und Zugehörigkeit fallen. Es war erschreckend, wie gut es sich anfühlte.

    Als er sicher war, dass seine Stimme ihm gehorchte, sagte er neckend: „Wenn das gerade dein Versuch war, mich zu imitieren, solltest du noch üben.“

    „Tue ich“, erwiderte Barry gespielt ernsthaft. „Jeden Tag.“

    „Also, du und ich?“ fragte Len einen Augenblick später. Es war erstaunlich leicht diese Frage zu stellen, während er Barrys Herzschlag und jeden seiner Atemzüge fühlen konnte.

    „Ja.“ Das Wort war ein warmer Hauch an seinem Hals. „Du und ich. Ganz offiziell sogar.“

    Oh! Er war also nicht Barrys kleines, schmutziges Geheimnis, sondern …

    „Seit wann?“ Er löst die Umarmung langsam, trat etwas zurück, so dass er Barry in die Augen sehen konnte. „Wie hat das angefangen?“ Er und Barry. Captain Cold und Flash. Er bekam es noch immer nicht in seinen Kopf. Wie sollte das im Alltag funktionieren? Len war genaugenommen ein Verbrecher auf der Flucht, Barry arbeitete für das Police Department und sein Pflegevater war ein Cop. Len konnte sich lebhaft vorstellen, wie entzückt Joe West wäre, ihn in seinem Haus zu begrüßen – mit gezogener Waffe in der einen und Handschellen in der anderen Hand.

    „Das sollte ich dir besser nicht verraten.“ Barry zuckte verlegen mit den Schultern. „Vermutlich habe ich schon zu viel gesagt. Keine Ahnung, wie sich unsere Begegnung jetzt auf deine Zukunft auswirkt.“

    Len schnaubte amüsiert. „Etwas spät sich darüber Gedanken zu machen.“ Sie hatten eine gemeinsame Zukunft – zumindest in dieser Zeitlinie. Etwas, das er bis eben als komplett absurd abgetan hätte. Aber von Minute zu Minute begann er sich mehr für diese Vorstellung zu erwärmen.

    „Ja, ich weiß.“ Barry wirkte leicht schuldbewusst, lächelte aber. „Das mit dem Vorausplanen war noch nie meine Stärke, das ist eher dein Ding.“ Er wurde wieder ernst und deutete mit dem Daumen über seine Schulter. „Ich sollte jetzt wieder ...“

    „Davonflitzen? Die Stadt retten? Katzen von Bäumen holen?“, ergänzte Len mit freundlichem Spott.

    „So in etwa.“ Barry zog sich die Haube wieder über. „Oh, warte …“ Es war nur ein Blitzen in Barrys Augen das Len vorwarnte, schon kippte sein Gesichtsfeld und die Welt um ihn herum verzerrte sich zu Schlieren aus Licht und Farbe, bis er sich, leicht schwindelig, genau dort wiederfand, wo Barry ihn vorhin „abgeholt“ hatte.

    „Verflucht nochmal, Barry!“ Er schluckte gegen die leichte Übelkeit an. „Eine Warnung wäre nett.“

    „Wo wäre dann der Spaß dabei?“ Barry grinste schelmisch, seine Konturen verschwammen bereits und seine Stimme klang seltsam verzerrt: „Pass auf dich auf, Len. Wir sehen uns.“ Er zischte davon.

    „Worauf du dich verlassen kannst“, murmelte Len und sah Barry nach, bis der rote Streifen verschwunden war. Er holte tief Luft und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.

    Wodka wäre jetzt ganz fantastisch. Oder etwas ähnlich Starkes. Zeit, Hunters geheimen Vorrat zu plündern.

    Dann würde er die Sache mit Mick klären – irgendwie. Denn offensichtlich ließ sie sich klären.

    Und dann musste er Hunter von der dringenden Notwendigkeit eines „Urlaubs“ im guten alten 2016 überzeugen. So schnell wie möglich.

    tbc
    Geändert von Sinaida (29.04.2018 um 19:53 Uhr)


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