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Thema: [SGA] Geistspringer

  1. #21
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Er wollte nichts mehr darüber hören, dass er ein Geistspringer sein sollte, auch wenn das den ganzen Tag durch seinen Kopf summte.
    Es muss wirklich erschreckend sein, für einen Geistspringer gehalten zu werden.

    Und dann ertappte sich John dabei, dass er nicht wollte, dass Rodney abreiste, ohne dass er ihn noch einmal gesehen hatte.
    Rodney ist ja auch ein Süßer, wenn er nicht gerade seinen Willen durchsetzen will.

    Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass die verstörenden, gewalttätigen Gedanken nicht von ihm gekommen waren.
    Da hat er ja recht, nur muss er jetzt auch erst einmal glauben, dass sie ihm von Rodney suggeriert wurden.

    Als er sich ziemlich sicher war, dass die meisten Menschen in der Palastburg schliefen, deckte Rodney sich mit etwas zu essen, einem Papier, einem Stift, einer Kerze, einem kleinen Messer und einer fünf Meter langen Schnur ein. Anschließend zog er noch einen dunklen Umhang über, falls es kalt wurde und damit er im Dunklen nicht so leicht gesehen wurde.
    Rodney als Sherlock Holmes, das kann ja nur schiefgehen.

    Natürlich wollte er, dass John Sheppard an diesem Abend noch gefunden wurde – aber es musste ja nicht ausgerechnet er sein, der ihn fand. Noch dazu in einem geheimen Keller, hinter einer geheimen Falltür! Seine schwitzigen Hände waren sofort wieder zurück und das Herzrasen setzte auch wieder ein.
    Er hätte besser auf sein rasendes Herz gehört. Ich habe so die Ahnung, dass das nicht gut ausgeht.

    Aber die Richtung war klar – die Genii versuchten eine Waffe zu bauen, die herkömmlichen Waffen an Reichweite und Durchschlagkraft weit überlegen war.
    Oh weh, da hat Rodney ein geheimes Labor entdeckt. Ich schätze, das wird ihm noch eine Menge Probleme einbringen.

    Nun, sie hätte ihm auch ruhig ‚erst denken, dann handeln’ mit auf die Liste schreiben können.
    Eigentlich sollte man meinen, dass Rodney alt genug ist, um selbst darauf zu kommen. Seine Schwester kann doch nicht an alles denken.

    „Ein Spion!“,
    Armer Rodney ...

    Ein Wraith! Die Genii hatten in ihren Gewölben unter dem Palast tatsächlich einen der letzten noch lebenden Wraith!
    Das klingt gar nicht gut und ich habe dabei so eine gewisse Szene in einem anderen Gefängnis vor Augen. Als John darin gefangen war, mit einem Wraith als Zellennachbar.

    „Komm schon, rede! Du weißt doch, wer sonst noch ein wenig Nachspeise essen darf.“
    Rodney sollte besser reden, sonst bleibt von ihm nicht mehr viel übrig.

    Denn dort stand John Sheppard, der eine völlig unzureichende Eisenstange drohend über seinem Kopf schwang und noch einmal schrie: „Lasst ihn sofort frei!“
    Die Rettung ist da - jetzt wird alles gut -hoffe ich zumindest. Nicht das John auch noch verdächtigt wird, gemeinsame Sache mit Rodney gemacht zu haben. Hoffentlich kann er letztendlich den Wraith dazu überreden, Rodney die Jahre wiederzugeben.

    Das war ein spannendes Kapitel, in dem der arme Rodney ordentlich leiden musste.

    Ich bin ja sooo... neugierig, wie es weitergeht!
    Geändert von John's Chaya (13.03.2016 um 18:46 Uhr) Grund: Etwas geändert ...

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  2. #22
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @Claudi: Vielen Dank für das nette Feedback!
    . .. ich hoffe du lässt uns mit der Auflösung nicht all zu lange warten.
    Die Story ist fertig geschrieben, ich bastle nur noch das Beta von Tamara ein. Aber jeden zweiten, dritten Tag sollte es ein Stück davon geben.

    aber da hat dann wohl die Neugier eines Wissenschaftlers die Oberhand übernommen.
    Das denke ich auch - und das schlechte Gewissen, dass er John in die Lage gebracht hat.

    Und wird es hier wie in der Serie möglich sein, Rodneys verlorene Lebensjahre zurück zu bekommen?
    Das ist der Nachteil, wenn die Serie schon einen so perfekten Ausweg angeboten hat ......

    Ganz herzlichen Dank!



    @John's Chaya: Danke sehr für deine netten Anmerkungen!
    Rodney als Sherlock Holmes, das kann ja nur schiefgehen
    Das würde dir Rodney wahrscheinlich sogar zustimmen, vor allem, wenn er die Arbeit vor Ort machen muss. *g*
    Das klingt gar nicht gut und ich habe dabei so eine gewisse Szene in einem anderen Gefängnis vor Augen. Als John darin gefangen war, mit einem Wraith als Zellennachbar
    Ja, die Szene hatte ich auch vor Augen! *g*
    Hoffentlich kann er letztendlich den Wraith dazu überreden, Rodney die Jahre wiederzugeben.
    Wer wen überredet - und zu was - das ist natürlich eine gute Frage.

    Und es ist ja auch gut, wenn zur Abwechslung mal Rodney leidet und nicht immer nur John. *g*

    Vielen, lieben Dank!


    ------------------------------------------------------------------------------------

    Und damit geklärt wird, wen der Wraith nun zur Nachspeise bekommt - hier geht es weiter.


    Geistspringer (5/7)

    John hatte seinen Plan aus der Bibliothek sofort in die Tat umsetzen wollen und war zu Major Carter marschiert. Die er nicht antraf. Ebenso wenig wie Magister Zelenka oder Rodney McKay. Vorsichtiges Rumfragen brachte ihn nicht weiter und so war er rastlos umher gelaufen, bis er im Stall gelandet war. Dort hatte er sich vergewissert, dass noch alle Pferde da waren, die Besucher aus dem Seenreich also nicht Hals über Kopf abgereist waren.

    Von dort aus war er dann in die Sattelkammer geschlendert, hatte begonnen, seinen Sattel mit Fett einzureiben und zu überlegen, wie er nun weiter vorgehen wollte. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er erst im allerletzten Moment bemerkt hatte, wie ein Mann durch die Sattelkammer geschlichen war. Er war ihm gefolgt und gerade als er Rodney erkannt hatte und ihn mit Namen rufen wollte, war der durch die Falltür verschwunden.

    John war hinterher gegangen, denn er wusste, dass man Rodney dort unten nicht erwischen durfte. Leider waren Sora und die anderen in der Halle gewesen und hatten über Metalllegierungen diskutiert, so dass er auch nicht sofort hinterher gehen konnte, als Rodney die Halle verließ und durch die Seitentür schlüpfte. Als er endlich auch in dem Gang stand, war Rodney verschwunden gewesen und John hatte gezögert, sich für einen der Gänge zu entscheiden. Bis er Rodney hatte schreien hören. Da wusste er, wo sie ihn hingebracht hatten. So war er schnell und ohne nachzudenken, zu der Zelle des Wraith gerannt.

    Der Wraith stoppte bei Johns Worten einen Moment und Rodney sackte erschöpft zu Boden, da die Wachen ihn nicht mehr festhielten.

    „Sieh an, John Sheppard“, sagte der Wraith und fügte mit Amüsement in der Stimme hinzu. „Aller guten Dinge sind drei, sagt ihr Menschen doch.“
    „Hallo, Todd. Lange nicht gesehen“, erwiderte John nachlässig, ohne irgendeine der drei Wachen aus den Augen zu lassen.

    „Das ist der Sohn des Barons!“, rief einer der Wachleute und schaute hektisch zwischen seinen Kollegen hin und her.
    „Komm nur herein, Schätzchen!“, lachte der Anführer und machte mit seinem gezückten Degen zwei Schritte auf John zu.
    „Stehenbleiben!“, rief John, aber jetzt zogen auch die anderen beiden hektisch ihren Degen und fuchtelten damit herum.

    „John“, wisperte Rodney ungläubig.
    „Schnauze!“, brüllte einer der Wachleute und trat Rodney noch einmal in den Bauch, ehe auch er mit seinem Degen rumfuchtelte.

    John sah, wie Rodney die Zähne fest zusammenbiss und beide Hände auf seinen Magen drückte. Sah die Blutergüsse in Rodneys Gesicht und das kleine Rinnsal frischen Blutes, das aus seiner aufgesprungenen Lippe rann.

    Diese Schweine! Er würde ihnen nicht länger erlauben, Rodney zu misshandeln! Rote Wut ließ ihn seine rechte Hand zur Faust ballen. Er fühlte sich bereit, es mit allen dreien gleichzeitig aufzunehmen. Als Rodney vor Schmerzen aufstöhnte, fühlte es sich für John an, als ob etwas in seinem Inneren auseinander riss. Etwas, das bisher eine Kraft gebändigt hatte, die er nie benutzt hatte. Er wusste nicht, woher sie kam, wie er sie bewusst mobilisieren konnte, aber er spürte sie durch seine Adern rauschen.

    Er streckte beide Hände vor, konzentrierte sich und sagte ganz ruhig: „Ihr rührt euch nicht vom Fleck!“

    Wie eingefroren stoppten die drei Männer jede ihrer Bewegungen. Er konnte deutlich die Aufruhr und die wachsende Angst von zwei der Wachen in ihren Gedanken fühlen, der dritte jedoch war aus härterem Holz geschnitzt und kämpfte gegen Johns Befehl an. John versuchte seine Kraft auf ihn zu lenken, doch das lockerte den Halt, den er über die beiden anderen hatte.

    Es gab den beiden anderen Spielraum, und sie versuchten jetzt auch seinen Befehl abzuschütteln. John wusste weder genau wie er seine Kräfte bündeln noch wie er sie lenken konnte. Er hatte aus dem Impuls heraus, Rodney zu beschützen, gehandelt und haderte jetzt mit der Unzulänglichkeit dieser neuen Kraft seiner Gedanken. Wie neulich am Abend mit Rodney, wurde seine Sicht umso trüber, umso schwärzer, je mehr er versuchte, seinen Geist zu fokussieren.

    Er stützte sich mit einer Hand gegen die Wand ab, weil die Knie unter ihm nachzugeben drohten. Er hatte keine Ahnung, wie lange er seine Gewalt über die Wachen noch aufrechterhalten konnte, aber er musste es, denn sonst waren Rodney und er verloren. Verzweiflung über seine Unfähigkeit, die Angst, sich irgendwo im Nichts außerhalb seines Körpers zu verlieren, minderten seine Kräfte weiter.

    Plötzlich spürte er, wie jemand etwas sagte – dachte – in seine Gedanken schrieb.

    ‚Ich habe dich. Du kannst dich nicht verlieren. Versuche, den Anführer ruhig zu halten.’

    Oh, bei allen Himmeln, das war Rodney! John fühlte sich zu ihm wie zu einem Felsen in der Brandung hingezogen. Ein bisschen seiner Anspannung lockerte sich.

    ‚Du bist sicher, konzentriere dich vor allem auf den Anführer’.


    John folgte Rodneys Anweisung und konzentrierte sich auf den Mann mit dem Degen. Suggerierte ihm, dass er den Degen fallen lassen wollte. Schickte ihm mit der Kraft seiner Gedanken den Befehl, einen Schritt zurück zu treten.

    Im nächsten Moment schrie eine der anderen Wachen zuerst überrascht, dann aber in Todesangst auf. Rodney hatte ihn, um sich zu befreien, geschubst, der Mann war gegen das Gitter getaumelt und der Wraith hatte ihn sofort zu sich herangezogen.

    Wie in einem Stillleben schauten alle Anwesenden für den Augenblick bewegungslos dabei zu, wie der Wraith gierig und fast in Sekundenschnelle das Leben aus dem Wachmann sog. Wie die Haut zerknitterte, die Haare grau wurden, die Finger sich krümmten, der Rücken zusammensackte, und das Gesicht mit den schreckgeweiteten Augen faltiger und faltiger wurde, um dann schließlich in die Fratze des Todes überzugehen, nachdem auch der letzte Hauch des Lebens aus ihm gesogen worden war. Die leere Hülle ließ der Wraith auf den Boden fallen.

    John war der erste, der sich wieder fing. Er kappte die Verbindung zu Rodney und konzentrierte sich jetzt ganz auf seine körperlichen statt seine geistigen Fähigkeiten. Mit einem Schlag mit der Eisenstange, die er noch in den Hand hielt, setzte er den überrumpelten Anführer außer Kraft, der bewußtlos zu Boden sackte. Daraufhin versuchte der dritte, durch die Tür zu entkommen, doch John versetzte ihm einen Kinnhaken, der ihn ebenfalls ohnmächtig zu Boden schickte.

    Als beide außer Gefecht waren, stürzte er auf Rodney zu und ging neben ihm auf die Knie. „Rodney! Was … wie …?“ Seine Hände fuhren über Rodneys Körper, glitten über Rodneys faltige Wangen und strichen durch sein schütteres Haar. „Oh, mein Gott, Rodney. Es tut mir so leid.“
    „Wieso tut es dir leid?“, fragte Rodney mit brüchiger Stimme. „Ich bin froh, dass du mich hier gefunden hast. Ich dachte schon… Scheiße, John, die haben tatsächlich einen Wraith in ihrem Keller! Aber … aber du wusstest davon, nicht wahr?“ Blaue Augen, die ihre strahlende Farbe verloren hatten und blass und trüb geworden waren, schauten John fragend an.

    „Ja.“ John nickte. Er nahm Rodneys Hand in seine und strich über die runzelige Haut. Dann gab er sich einen Ruck und sagte: „Zwei Mal hat Cowen mich hier herunter schleifen lassen und Todd, so habe ich den Wraith genannt, an mir nähren lassen. Nicht viel, nur so viel, damit ich wusste, wozu er fähig ist.“
    „Verdammt, John.“ Rodneys Hand strich über Johns Gesichtzüge.

    „Sheppard, der Wachmann bei der Tür kommt gleich wieder zu sich“, hörte John jetzt den Wraith sagen.

    Er ließ eine Hand auf Rodneys Körper ruhen und drehte sich zu dem Wraith um. Erst in diesem Augenblick wurde ihm das ganze beschissene Ausmaß der Situation so richtig bewusst. Eine Wache war tot, zwei andere ohnmächtig, Rodney war ein fast siebzigjähriger Mann und Todd sagte jetzt zu allem Überfluss auch noch: „Hast du endlich auch gemerkt, dass du ein Geistspringer bist? Hat ja lange genug gedauert.“

    „Was?“ John stand rasch auf. Er machte einen Schritt auf die Gitterstäbe zu, stoppte dann aber.
    „Wraith haben schwach ausgeprägte Fähigkeiten des Gedankenspringens. Deshalb habe ich es schon bei unserem ersten Zusammentreffen vermutet, als ich mich an dir genährt habe.“ Der Wraith zuckte auf sehr menschliche Art und Weise mit den Schultern.

    John schickte den sich regenden und laut stöhnenden Wachmann an der Tür noch einmal mit einem Kinnhaken in die Ohnmacht zurück, während er mit geballten Fäusten fragte: „Wirst du es Cowen sagen?“
    Der Wraith dachte einen Moment nach, ehe er sagte: „Wir könnten eine für beide Seiten profitable Abmachung treffen.“

    John half Rodney auf die Beine, der sich offensichtlich erst noch an seine alten Knochen gewöhnen musste, denn er verzog schmerzverzerrt das Gesicht.
    „Was schlägst du vor?“, fragte er Todd.

    „Du weißt, dass du die beiden Wachen töten musst, nicht wahr?“

    John schaute auf die am Boden liegenden Männer. Ja, er konnte sie nicht am Leben lassen, sonst würden sie Rodney und auch ihn verraten. Es sei denn, er floh mit Rodney noch in dieser Nacht – dann könnte es aber zu Krieg zwischen dem Seenreich und dem Großkönig kommen, und das wollte John sicher nicht zu verantworten haben. „Ja“, nickte er und vermutete schon fast, was der Wraith ihm als nächstes vorschlagen würde.

    „Ich kann das für dich übernehmen, ohne dass der geringste Verdacht auf dich fällt“, bot der Wraith auch prompt an.
    „Er wird sie aussaugen!“, rief Rodney, rüttelte an Johns Arm und schaute John mit Entsetzen in den Augen an.
    „Wenn sie sterben müssen, können sie doch noch einen guten Zweck erfüllen“, beschied ihm John pragmatisch.
    „Einen Wraith füttern?“ Rodneys Stimme überschlug sich.

    „Sei nicht so engstirnig, Mann aus dem Seenreich.“ Der Wraith trat ganz nah an das Gitter heran und Rodney wich unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ich bin uralt und sitze schon länger als die Lebensspanne eines Menschen hier unten in Gefangenschaft. Ich leide schon seit mehr als hundert Jahren an Hunger, kannst du dir das vorstellen?“

    „Mir kommen die Tränen!“, schnappte Rodney „Das ist nun mal der Preis, wenn man sich auf etwas spezialisiert, was nicht gegessen werden möchte!“
    „Hast du mal mit deinem Schweinebraten gesprochen, wie er darüber denkt?“, gab der Wraith umgehend zurück.
    „Das ist doch nicht dasselbe!“
    „Nur weil das Schwein nicht sprechen kann?“ Der Wraith zeigte seine Zähne. „Du weißt schon, dass viele Wraith lange Zeit der Ansicht waren, dass es keinen Unterschied macht, einen Mensch oder ein Schwein zu essen, nur dass der Mensch besser schmeckt?“

    „Hey!“, rief John. „Könnten wir mal auf unsere Situation zurückkommen?“ Er konnte es kaum glauben, dass Todd und Rodney noch Zeit für ein Streitgespräch hatten. Aber wahrscheinlich war das Rodneys Art und Weise damit umzugehen, dass er nicht daran denken wollte, wie kurz sein Leben plötzlich geworden war.

    Der Wraith legte eine Hand an das Gitter. „Ich mache dir noch ein Angebot, Sheppard. Wenn du mich freilässt, räume ich nicht nur hinter euch auf, sondern …“
    „Freilassen?“ John unterbrach den Wraith mit einem Kopfschütteln. „Das werde ich ganz sicher nicht machen. Nie im Leben!“ John verschränkte die Arme vor der Brust. Es war schlimm genug, dass er die Wachleute opfern musste.
    „Hör dir doch erst einmal an, was ich zu sagen habe.“
    „Nein. Deine Freilassung steht nicht zur Debatte.“

    „Mann aus dem Seenreich“, wandte sich der Wraith an Rodney. „Was wäre es dir wert, wieder jung zu sein? Wieder dein ursprüngliches Alter zurückzubekommen?“
    John sah, wie Rodney ein Auge zusammenkniff, den Wraith fixierte und dann schnippisch aber mit einem Hauch von Hoffnung fragte: „Ist das eine Fangfrage?“

    „Nein. Das ist mein Einsatz. Wraith können nicht nur Lebensenergie nehmen, sondern auch zurückgeben. Ich würde es tun, wenn ihr mich freilasst.“
    „Was?“, rief Rodney. „Du kannst es umkehren?“
    „Ja, das kann nicht. Nicht, dass wir es oft anwenden würden – aber es funktioniert in beide Richtungen.“ Der Wraith legte eine Hand an die Gitterstäbe.

    „Warum sollten wir dir trauen?“, fragte John misstrauisch. Das hörte sich nach einer zu perfekten Lösung an. Das hatte bestimmt einen Haken, den der Wraith vergessen hatte zu erwähnen. „Und was macht das mit Rodney? Bekommt er dadurch Wraith-Eigenschaften? Muss er dann auch Menschen töten?“
    „Nein. Er ist“, und hier erlaubte sich der Wraith sogar die Andeutung eines Schmunzeln, wenn man das Hochziehen der Mundwinkel so deuten wollte, „danach wieder wie neu.“
    „Und wenn…“

    „Ich mache es.“ Rodney schüttelte Johns Hand ab und trat entschieden an das Gitter heran. „Wenn er lügt, dann habe ich vielleicht zehn, zwölf Jahre verschenkt. Sicher nicht die besten meines Lebens.“ Er schaute John an. „Und du wirst ihn dann töten, versprich es mir. Aber wenn er die Wahrheit sagt, habe ich alles zu gewinnen.“ Er war jetzt so nah, dass der Wraith ihn erreichen konnte.

    „Rodney!“ Unschlüssig schaute John ihn an. Es konnte so viel schief gehen! Wer wusste schon, ob Rodney danach wirklich noch Rodney war? Aber dann ging John auf, dass es Rodneys Entscheidung war, dieses Risiko einzugehen, nicht seine. „In Ordnung. Wenn es dein Wunsch ist.“

    Der Wraith hatte auch noch Bedenken. „Gibst du mir dein Ehrenwort“, wandte er sich an John, „dass du mich freilässt?“
    Durfte er, um Rodneys Leben zu retten, das von anderen Menschen opfern? Denn darauf lief es im Endeffekt hinaus. Die drei Wachen würden den Hunger des Wraith nicht auf ewig stillen.
    „Vielleicht töten mich die Menschen, ehe ich mich wieder nähren kann“, sagte Todd, als ahnte er Johns Bedenken.

    Eine der Wachen stöhnte und rollte sich auf die Seite. Gleich wäre sie wieder bei Bewusstsein, er musste jetzt eine Entscheidung treffen.
    „Du hast mein Wort.“ John nickte. „Gib Rodney sein Leben zurück.“

    Was dann folgte, war weit weniger dramatisch als John angenommen hatte. Der Wraith berührte Rodneys Brust, der verzog das Gesicht, ein paar Sekunden vergingen und dann wurde Rodney vor Johns Augen wieder jünger, die Farbe kehrte in seine Haare zurück, seine Haut wurde straffer, seine Figur gewann an Kraft zurück. Der Wraith stoppte, als Rodney so aussah wie zuvor. Da alles hatte keine halbe Minute gedauert.

    „Oh, shit“, war Rodneys fassungsloser Kommentar, als er seine wieder jungen Hände anschaute und sich mit einer Hand durch sein Haar strich.
    „Rodney?“
    „Ich fühle mich … wieder wie mich selbst. Es hat tatsächlich funktioniert.“ Rodney ballte und streckte seine Finger.

    Der Wraith hatte sein Versprechen gehalten. John musste jetzt zu seinem Wort stehen. Er kniete neben einem der Wachmänner nieder, durchsuchte dessen Taschen und trat dann mit dem Schlüsselbund zur Gefängniszelle. Sein Herz raste, als er endlich den richtigen Schlüssel gefunden hatte und die Tür aufschloss, denn es war ihm klar, dass er nichts tun konnte, falls der Wraith sich nicht an die Abmachung hielt.
    Vielleicht hätte er Rodney schon einmal vorschicken sollen, aber er vermutete, dass Rodney nicht alleine gegangen wäre. Denn der trat neben ihn, und nur die Kraft, mit der er seinen Arm umklammert hielt, verriet, dass seine Nerven ebenso zum Zerreißen gespannt waren wie Johns.

    „Mein Teil der Abmachung“, sagte John und trat einen Schritt zurück. Er bugsierte Rodney Richtung Tür, als Todd das Gitter öffnete und heraustrat.
    „Falls ihr nicht sehen wollt, wie ich meinen Teil einhalte, solltet ihr jetzt besser gehen“, entgegnete der Wraith und zog mit nur einer Hand und einer ungeheuren Kraft einen der Ohnmächtigen zum Stehen hoch. Als er seine zweite Hand Richtung Brust ausstreckte, drehte sich Rodney schnell zur Tür.

    Der Wraith ließ etwas hören, das fast wie ein amüsiertes Schnauben klang und John konnte nicht verhindern, dass er den Wraith in dem Moment mehr als Person denn als Tier wahrnahm, obwohl es ihm zeitlebens anders eingetrichtert worden war. Und wenn der Wraith ebenfalls ein Recht auf Leben hatte, dann relativierte es den Tod der sadistischen Wachleute, den er jetzt billigend in Kauf nahm, dachte John zynisch.

    „Ich hoffe, dass wir uns nicht wieder sehen!“, rief er dem Wraith zu, als Rodney ihn am Ellenbogen durch die Tür hinaus in den Gang zog.

    Da es einen weiteren Ausgang aus dem unterirdischen Labyrinth gab, den John kannte, waren sie zehn Minuten später sicher in Rodneys Zimmer zurück, wo der seine zerrissenen und mit Blut befleckten Kleider auszog. John bestand darauf, seine Wunden mit Alkohol zu desinfizieren und Rodney gestattete es ihm, nachdem John das Schreckgespenst von Wundbrand und amputierten Gliedmaßen an die Wand gemalt hatte.

    „Aua, pass doch auf“, schimpfte Rodney, als John, der vor dem Sessel kniete, in dem er saß, in seiner Wunde mit einen alkoholgetränkten Taschentuch herum wischte.
    „Sei keine solche Memme, du hast einen Wraith überlebt“, beschied ihm John und legte behutsam ein sauberes Tuch auf die Stelle, an der der Wraith ihm das Leben genommen und wieder zurückgegeben hatte.

    Rodney grollte: „Woran ich niemals wieder erinnert werden möchte.“ Er stockte, dann fuhr er fort: „Ich wäre fast gestorben, wenn dieser beschissene Wraith nicht noch einen Trick auf Lager gehabt hätte.“ Ihn durchlief ein Zittern. „So schnell wird Jeannie mich nicht noch einmal aus der Sicherheit meines Büros und meiner Werkstatt herausbekommen!“

    John wischte vorsichtig den Dreck von Rodneys Händen und versuchte gleichzeitig das Zittern zu stoppten. Er war aber froh, dass Rodney erst im Nachhinein Nerven zeigte, und in der Gefängniszelle so professionell gehandelt hatte.

    „Alles in Ordnung?“, fragte John.
    „Fantastisch“, meinte Rodney kratzbürstig, wohl um davon abzulenken, dass er John gerade mit einem ganz sentimentalen Blick angeschaut hatte.
    John lächelte schief. „Dann ist ja gut.“ Er warf Rodney einen Blick voller Wärme zu. „Ich muss jetzt gehen. Man findet mich besser nicht in deinen Räumlichkeiten, falls sie Todd bei seinem Ausbruchsversuch fassen.“ Er hauchte einen Kuss auf Rodneys Fingerspitzen

    „Oh, Scheiße, John.“ Rodney schloss die Augen, beugte sich vor und lehnte seine Stirn gegen Johns Kopf. Ohne dass er es wollte, konnte John spüren, wie mitgenommen Rodney war. Wie wenig fehlte, um ihn in diesem Moment zusammen brechen zu lassen.

    „Das kannst du wohl sagen.“ Er hatte gelernt damit zu leben, wie es sich anfühlte, von einem Wraith angefressen zu werden, und da Rodney überlebt hatte, würde er das auch schaffen.
    Er hatte noch das ganze Geistspringer-Zeug vor sich. Denn seit seinem Auftritt im Kellergewölbe konnte er es wohl nicht länger leugnen, dass er tatsächlich das war, was Rodney schon seit ein paar Tagen behauptete.

    John Sheppard ein Geistspringer. Was das alles für ihn und sein Leben mitbringen würde, konnte er noch gar nicht abschätzen, wahrscheinlich würde es alles auf den Kopf stellen. Er konnte das Gefühl, über so viel Macht zu verfügen, nicht vergessen. Es fühlte sich jedenfalls schon mal überwältigend an – und nicht nur in guter Hinsicht.

    Er konnte jetzt mit Rodney nicht darüber reden. Er brauchte etwas Abstand.
    „Wir sprechen morgen über alles“, versicherte John. Er fühlte sich überfordert, nicht nur mit Rodneys Verwirrung und Unsicherheit, auch mit seiner eigenen. Seine Hand umfing Rodneys Taille. Klare Anweisungen waren in solchem Moment wohl am besten. „Geh noch ganz kurz zu Major Carter und unterrichte sie über den Stand der Dinge.“

    „Du hast Recht.“ Rodney richtete sich langsam auf. „Ich gehe zu Carter und wir sehen uns morgen“, bestätigte er schon wieder mit deutlich festerer Stimme.
    „Genau.“ John erhob sich.
    Rodney ebenfalls. An der Tür küsste John Rodney noch kurz, ehe er, nach einem aufmerksamen Blick in den glücklicherweise leeren Gang, davonhuschte.

    --------------------------------------------------------

    Da nur noch drei Tage blieben, zog Rodney gleich am nächsten Tag Erkundigungen ein, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen John Sheppard aus seinem ‚Vertrag’ mit dem Großkönig herauskäme. Das schien schwerer als gedacht zu werden, denn John war nicht nur ein Faustpfand, damit Baron Sheppard nie wieder an einem Aufstand teilnahm und gegen die Krone rebellierte. John war auch der Garant, dass der Baron mit seinen Zahlungen nicht ins Hintertreffen geriet. Zahlungen, die er dafür zu leisten hatte, dass Cowen ihn in seiner unendlichen Großzügigkeit nicht in den Kerker geworfen und enteignet hatte, sondern ihn in Amt und Würden gelassen hatte.

    Großkönig Cowen hatte allen Adeligen, die sich an dem Aufstand beteiligt hatten, Amnestie zugesagt, unter der Bedingung, dass sie ihre Besitzungen gegen eine Strafe von sieben Jahreseinkommen zurückkaufen konnten. Da niemand das Geld sofort aufbringen konnte, und auch die Einkünfte aus den Besitzungen nicht dafür ausreichten, hatte er gleichzeitig dazu finanzielle Hilfe angeboten, indem sich die Adeligen bei ihm verschulden mussten. So hatte er sie so fest wie nie zuvor an sich gebunden.

    Da Baron Sheppard eine führende Rolle gespielt hatte, hatte er dessen Sohn als zusätzliche Versicherung mit an seinen Hof genommen. Vier Jahre fehlten noch, bis John wieder ein freier Mann war.

    John bestätigte das, als er sich am Nachmittag mit Rodney, Carter und Zelenka traf.
    „Meinst du, er wäre bereit, dich früher aus dem Vertrag zu entlassen?“, fragte Rodney wenig hoffnungsvoll.
    „Nein. Schon alleine deswegen nicht, weil er die anderen Adeligen gern darauf hinweist, wie es ausgeht, wenn man sich gegen ihn erhebt“, erwiderte John.
    „Vielleicht sollten wir erst einmal abklären, ob Mister Sheppard denn überhaupt den Hof verlassen *will*“, warf Magister Zelenka ein.

    „Aber er kann doch nicht hier bleiben“, meinte Rodney verständnislos. „Wenn jemand herausfindet, dass er ein Geistspringer ist …“

    „Ja, dazu hätte ich auch noch ein paar Fragen.“ John rieb sich mit einer Hand durch den Nacken und schaute von einem zum anderen. „Ich habe mich heute Vormittag mit Ronon darüber unterhalten – übrigens, offiziell wird es keine Verlautbarung über die drei verschwundenen Wachleute geben, innerhalb der Wachmannschaft wird aber heiß darüber diskutiert, wie sie dem Wraith so nahe kommen konnten, dass er sie erwischen und ihnen den Schlüssel für die Zelle abnehmen konnte.“

    „Dann hat man den Wraith also nicht aufgegriffen?“, fragte Major Carter.
    „Er ist spurlos verschwunden.“ John nickte.
    „Damit h…“

    „Stopp! Stopp!“ Rodney zog John ungeduldig am Arm und unterbrach jegliche weitere Diskussion. „Wie konntest du ausgerechnet einer königlichen Wache sagen, dass du ein Geistspringer bist!?“
    „Ronon ist mein Freund.“
    „Er arbeitet für Cowen!“
    „Dennoch ist er in erster Linie mein Freund.“ John starrte Rodney an. „Und ich wollte wissen, was er darüber denkt.“

    Rodney rollte mit den Augen und fragte maliziös: „Und was denkt der Herr?“
    „Dass es grandios ist.“ John grinste.
    „Da bin ich aber erleichtert, dass es seine Zustimmung findet“, ätzte Rodney. Wie konnte John mit so etwas Wichtigem hausieren gehen? Ausgerechnet in den Reihen der königlichen Wache?

    John legte ihm eine Hand auf den Unterarm. „Es ist wirklich in Ordnung, Rodney. Ronon würde mich niemals verraten. Er – und das bleibt jetzt absolut unter uns! – schmuggelt mich sogar ab und zu aus der Stadt, wenn ich den Eindruck habe, ich bekäme hier keine Luft mehr. Ich vertraue ihm.“

    Rodney sah die Aufrichtigkeit in Johns Augen und gab seufzend nach. „Na, schön. Hat er dir auch gesagt, dass es ganz schlecht wäre, wenn Cowen von deinen Fähigkeiten erfährt?“
    „Ja, hat er. Er war da genauso vehement wie du. Aber erklär mir doch, warum es besser wäre, wenn König Daniel davon erfährt.“

    „Weil du bei ihm frei darüber entscheiden kannst, ob du deine Kräfte einsetzen willst, oder nicht.“ Rodney seufzte, weil er an Carson denken musste. Aber vielleicht würde das John verstehen helfen.
    „Ich habe zwei Jahre als Vertrauter mit einem Heiler namens Carson Beckett zusammen gearbeitet, aber dann haben wir uns getrennt, weil er vor allem und jedem Angst hatte. Ich wollte mehr ausprobieren und er ist vor allem zurückgeschreckt. Vor drei Jahren hat er sich aufs Land zurückgezogen und kümmert sich jetzt um Tiere aller Art – sehr erfolgreich möchte ich hinzufügen – denn bei Tieren braucht er keine Angst haben, seine Kräfte einsetzen zu müssen.“

    „Ein ‚Vertrauter’? Was genau ist das? Ich habe gemerkt, dass … dass unsere Gedanken ganz kurz … verbunden waren“, sagte John mit sichtlichem Unwohlsein.
    „Jeder Geistspringer braucht einen ‚Vertrauten’. Das ist jemand, der verhindert, dass dein Geist sich beim Sprung verliert. Dass es dir schwarz vor Augen wird und du in Ohnmacht fällst.“

    „So wie beim ersten Mal?“, fragte John mit zusammen gekniffenen Augen.
    „Ehm … ja“, antwortete Rodney unwohl, denn Major Carter und Magister Zelenka schauten ihn durchdringend an. „He, was sollte ich denn tun?“, verteidigte er sich. „Irgendwie musste ich es doch herausfinden. Da habe ich John eben dazu gebracht, sich gegen meinen Geist zu wehren“, formulierte er so vorsichtig wie möglich.

    Er drehte sich zu John. „Da dein Geist völlig untrainiert ist, hat es nicht allzu viel gebraucht, um dich überreagieren zu lassen, deshalb bist du ohnmächtig geworden. Und das wärest du gestern Abend auch, aber da habe ich dich aufgefangen.“
    „Das habe ich gemerkt.“ John drückte Rodneys Arm. „Und das wird durch Training einfacher?“

    „Ja.“ Rodney nickte. „Sehr viel Training. Denn du hast ein riesiges Potential. Nur leider ist bei dir alles völlig ungeordnet und du weißt nicht, was du kannst und was nicht. Du kannst es nicht ausbalancieren und dich im Augenblick noch nicht auf mehr als eine Person konzentrieren. Das ist ein verdammtes Durcheinander da oben.“ Rodney tippte mit seinem Zeigefinger gegen Johns Stirn.

    John schubste den Finger weg. „Ist es egal, wen man zum Vertrauten nimmt?“
    Dieses Mal antwortete Major Carter, weil Rodney gerade nach seinem Glas griff. „Im Prinzip ja. Sie oder er muss nur eine Ausbildung dazu haben. Aber je länger die beiden zusammen arbeiten, je enger sie miteinander verbunden sind, umso besser funktioniert es.“

    „Habt ihr alle die Ausbildung?“
    „Nein, nur Rodney. Aber es gibt wesentlich mehr potentielle ‚Vertraute’ als Geistspringer“, fügte Magister Zelenka noch hinzu.

    „Du siehst, du bist nicht auf mich angewiesen“, sagte Rodney so leichthin, wie es ihm möglich war. Gleichzeitig wollte er nichts lieber, als mit John zusammenzuarbeiten. Er war überzeugt, dass sie hervorragend zusammen passen würden und John sicher nicht wie Carson vor ein paar Herausforderungen zurückschrecken würde. Außerdem war John einfach heiß und witzig und aufmerksam und mutig und toll im Bett und …

    „Wenn, dann würde ich gerne mit dir zusammen arbeiten“, sagte John in diesem Moment.
    Rodney unterbrach seine Träumereien und strahlte John an. „Hervorragend!“

    „Gut das wir das geklärt haben“, unterbrach Magister Zelenka spöttisch. „Mister Sheppard, können – und wollen – Sie uns sagen, wie viel Geld ihr Vater dem Großkönig noch schuldet?“
    John nannte eine Summe und Major Carter pfiff durch die Zähne. „Pffh.“
    „Und das nur für die letzten vier Jahre!“, rief Zelenka.
    „Ja.“

    Falls alles auf Geld hinauslief … Rodney hatte in seinem Kopf schon seit längerem eine Idee hin und her gewälzt. Nun war es wohl an der Zeit seine Mitreisenden davon zu unterrichten. Er wandte sich an John: „Würde uns der Großkönig wohl die Schuldscheine überlassen, wenn wir vereinbaren, sie nicht in vier Jahren, sondern innerhalb eines Monats ablösen und wir außerdem ein Fünftel der Summe sofort und in bar bezahlen würden?“

    „Wo wollen Sie denn diese S…?“, rief Zelenka.
    „Woher willst du denn auf einm…?“, fragte John gleichzeitig mit dem Magister.

    Aber Major Carter schlug mit der Hand auf den Tisch und unterbrach sie beide: „Herrje! Rodney! Sie schlagen tatsächlich vor, das Geld von König Daniels Buch dafür herzunehmen?“
    „Wenn jemand einsieht, dass ein Menschenleben wertvoller ist als ein Buch, dann doch der König“, erwiderte Rodney bewusst forsch, um sich und auch die anderen davon zu überzeugen.

    Die vier schauten sich einen Moment nachdenklich an, dann sagte Major Carter: „Also schön. Wenn wir mal ganz hypothetisch davon ausgehen, dass wir das Geld dafür verwenden, wie gehen wir dann weiter vor?“
    „Als erstes brauchen wir einen plausibel klingenden Grund, warum wir die Schuldscheine des Barons überhaupt aufkaufen wollen“, meinte Rodney.
    „Oder einen Grund, warum wir Sheppard haben wollen“, warf Magister Zelenka ein. „Denn an Sheppard hängen ja auch die Schuldscheine seines Vaters.“

    Major Carter malte Kringel auf ein Blatt, Magister Zelenka spielte mit seinem Monokel und Sheppard starrte Rodney mit gerunzelten Brauen an.

    „Vielleicht hat König Daniel noch eine offene Rechnung mit meinem Vater? Und da seid ihr auf die Idee gekommen, mich mit ins Seenreich zu nehmen?“, schlug John nach ein paar Minuten Stille zögerlich vor.
    „Mhmmm.“ Major Carter malte weiter Kringel.

    „Wenn wir eine größere Anzahl Waffen bestellen, wollen wir auch sicher sein, dass sie geliefert werden, deshalb wollen wir John als Faustpfand mitnehmen?“ war Rodneys Vorschlag, der aber auch keine große Zustimmung fand.

    „Ich hab’s!“, rief Magister Zelenka. „Rodney hat sich unsterblich in John verliebt und will nicht ohne ihn gehen. Er ist ganz verblendet und bereit alles zu tun. Wie in dieser berühmten Zaubertrank-Sage.“
    „Haha! Sehr witzig. Ich laufe bestimmt nicht wie ein dusseliges Schmachthuhn durch die Gegend.“ Rodney schüttelte entschieden den Kopf.

    „Ich finde den Vorschlag gar nicht so schlecht.“ Major Carter legte die Feder, mit der sie herumgespielt hatte, zur Seite.
    „Was??“
    „Verstehen Sie doch, McKay, wenn Sie hinter John herschmachten, um mal Ihre Worte aufzunehmen, dann das ist ein persönlicher Grund und kein politischer. Das führt dann wenigstens auch nicht zu Konflikten zwischen den beteiligten Ländern. Alles, was Sie machen müssen, ist, für die letzten Tage den hoffnungsvoll Verliebten zu spielen.“

    Ihr mühsam unterdrücktes Grinsen zeigte deutlich, dass sie entschieden zu viel Spaß mit diesem Vorschlag hatte, dachte Rodney missmutig. Aber er konnte nicht von der Hand weisen, dass an ihrer Argumentation einiges dran war. Und es war ja auch nicht so, als ob es eine Strafe wäre, mehr Zeit mit John zu verbringen und …

    „Das ist perfekt!“ Die überraschten Minen der anderen machten deutlich, dass sie von ihm einen Einwand, aber keine Zustimmung erwartet hatten. „Damit haben wir auch gleich Freiräume für unser Geistspringer-Training geschaffen.“

    Sie debattierten hin und her, jeder hatte noch Vorschläge und Einwände, so dass John nach gut einer Stunde sagte: „Fassen wir doch mal zusammen. Plan eins: Cowen ist geldgierig genug, verkauft die Schuldscheine und … auch mich“, er zog ein Gesicht, „an das Seenreich. Das wäre die einfachste Lösung.“

    Als kein Einwand kam, fuhr er fort: „Plan zwei, Rodney trainiert mit mir Geistspringen und ich versuche nicht nur Cowen, sondern auch alle seine anwesenden Berater zu überzeugen, dass sie Plan Eins ganz hervorragend finden.“
    „Wir trainieren auf jeden Fall“, sagte Rodney.

    „Gut. Plan drei: Wir ziehen auch Ronon mit in die Sache hinein und der schmuggelt mich aus der Stadt, kaum nachdem ihr abgereist seid.“ Er atmete tief durch. „Ich möchte noch mal unterstreichen, dass ich damit gar nicht einverstanden bin, denn für Ronon bedeutet das dann lebenslanges Exil.“
    „Für Sie auch“, meinte Magister Zelenka, aber John machte nur eine wegwischende Handbewegung. „Ich habe nichts dagegen, nie wieder in die Palastburg zurückkehren zu dürfen.“

    Rodney schwor sich, dass er das auch nie wieder müsste. John würde sie ins Seenreich begleiten, dafür würde er sorgen. So oder So. Laut aber sagte er: „Wo fangen wir an?“

    ------------------------------------------------------------


    TBC ...
    Geändert von Antares (17.03.2016 um 10:03 Uhr)

  3. Danke sagten:


  4. #23
    Major Avatar von claudi70
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    Puh da hat Rodney ja nochmal glück gehabt.
    Der Wraith berührte Rodneys Brust, der verzog das Gesicht, ein paar Sekunden vergingen und dann wurde Rodney vor Johns Augen wieder jünger, die Farbe kehrte in seine Haare zurück, seine Haut wurde straffer, seine Figur gewann an Kraft zurück.
    „Ich hoffe, dass wir uns nicht wieder sehen!“, rief er dem Wraith zu, als Rodney ihn am Ellenbogen durch die Tür hinaus in den Gang zog.
    vielleicht sollte John nicht so voreilig sein, man weiß nie wie es kommt und vielleicht braucht er irgendwann mal doch Todds Hilfe.

    Nun freundet sich John also doch mit dem Gedanken an ein Geistspringer zu sein, naja und mit Rodneys Hilfe wird er sicher schnell lernen mit seinen Fähigkeiten umzugehen.

    Da haben sich die drei ja tolle drei Pläne einfallen lassen, mal sehen welcher am besten funktionieren wird, Hauptsache John kommt da raus und wenn Ronon dann auch noch mitzieht, wäre das echt super.

    Wieder ein gelungenes Kapitel, mir haben die Plänkeleien mit John und Rodney sehr gefallen
    „Stopp! Stopp!“ Rodney zog John ungeduldig am Arm und unterbrach jegliche weitere Diskussion. „Wie konntest du ausgerechnet einer königlichen Wache sagen,...„Da bin ich aber erleichtert, dass es seine Zustimmung findet“, ätzte Rodney.
    Ich liebe es einfach, wenn die beiden das machen
    Auf jeden Fall freue ich mich schon auf die Fortsetzung.

    lg claudi

  5. #24
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    „John“, wisperte Rodney ungläubig.
    Ja, John wird ihm helfen, ganz sicher.

    Etwas, das bisher eine Kraft gebändigt hatte, die er nie benutzt hatte. Er wusste nicht, woher sie kam, wie er sie bewusst mobilisieren konnte, aber er spürte sie durch seine Adern rauschen.
    Es sind seine Gefühle für Rodney, die die Kraft in ihm mobilisieren.

    ‚Ich habe dich. Du kannst dich nicht verlieren. Versuche, den Anführer ruhig zu halten.’
    Du bist sicher, konzentriere dich vor allem auf den Anführer’.
    Ich habe irgendwie Gänsehaut bekommen. Es klingt so innig, eindringlich, so Gefühlvoll.

    „Hast du endlich auch gemerkt, dass du ein Geistspringer bist? Hat ja lange genug gedauert.“
    Ja,so ist er halt - unser Todd.

    „Du hast mein Wort.“ John nickte. „Gib Rodney sein Leben zurück.“
    John würde alles für Rodney tun und eigentlich weiß er auch, dass er Todd einigermaßen trauen kann.

    Der Wraith ließ etwas hören, das fast wie ein amüsiertes Schnauben klang und John konnte nicht verhindern, dass er den Wraith in dem Moment mehr als Person denn als Tier wahrnahm, obwohl es ihm zeitlebens anders eingetrichtert worden war. Und wenn der Wraith ebenfalls ein Recht auf Leben hatte, dann relativierte es den Tod der sadistischen Wachleute, den er jetzt billigend in Kauf nahm, dachte John zynisch.
    Irgendwie bin ich da ganz bei John. Auch wenn das unglaublich klingen mag.

    „Ich wäre fast gestorben, wenn dieser beschissene Wraith nicht noch einen Trick auf Lager gehabt hätte.“ Ihn durchlief ein Zittern. „So schnell wird Jeannie mich nicht noch einmal aus der Sicherheit meines Büros und meiner Werkstatt herausbekommen!“
    Das glaube ich auch. Rodney wird sich niemals wieder auf so einen Auftrag einlassen. Aber ohne ihn, hätte er auch nicht John kennengelernt.

    John Sheppard ein Geistspringer. Er konnte das Gefühl, über so viel Macht zu verfügen, nicht vergessen. Es fühlte sich jedenfalls schon mal überwältigend an – und nicht nur in guter Hinsicht.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass das Gefühl in beide Richtungen gehen kann.

    Da Baron Sheppard eine führende Rolle gespielt hatte, hatte er dessen Sohn als zusätzliche Versicherung mit an seinen Hof genommen. Vier Jahre fehlten noch, bis John wieder ein freier Mann war.
    Noch vier lange Jahre? Hoffentlich fällt Rodney etwas ein, aber ich glaube schon.

    Ronon würde mich niemals verraten. Er – und das bleibt jetzt absolut unter uns! – schmuggelt mich sogar ab und zu aus der Stadt, wenn ich den Eindruck habe, ich bekäme hier keine Luft mehr. Ich vertraue ihm.“
    Er kann Ronon auch vertrauen, ganz bestimmt!

    „Jeder Geistspringer braucht einen ‚Vertrauten’. Das ist jemand, der verhindert, dass dein Geist sich beim Sprung verliert. Dass es dir schwarz vor Augen wird und du in Ohnmacht fällst.“
    Klingt logisch, hat ja auch bei John geholfen.

    „Wenn, dann würde ich gerne mit dir zusammen arbeiten“, sagte John in diesem Moment.
    Rodney unterbrach seine Träumereien und strahlte John an. „Hervorragend!“
    Super Idee! Sie passen perfekt zusammen!

    „Verstehen Sie doch, McKay, wenn Sie hinter John herschmachten, um mal Ihre Worte aufzunehmen, dann das ist ein persönlicher Grund und kein politischer. Das führt dann wenigstens auch nicht zu Konflikten zwischen den beteiligten Ländern. Alles, was Sie machen müssen, ist, für die letzten Tage den hoffnungsvoll Verliebten zu spielen.“
    Na, damit dürfte Rodney keine Probleme haben.

    John würde sie ins Seenreich begleiten, dafür würde er sorgen. So oder So.
    Ja, wenn einer es schafft - dann Rodney!

    Bin sooo... neugierig wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  6. #25
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Vielen Dank an euch beide!

    @Claudi:
    Puh da hat Rodney ja nochmal glück gehabt.
    Ja, allerdings, nachdem er schon mit seinem Leben abgeschlossen hatte..

    vielleicht sollte John nicht so voreilig sein, man weiß nie wie es kommt und vielleicht braucht er irgendwann mal doch Todds Hilfe.
    ---Das ist natürlich gut möglich!

    Nun freundet sich John also doch mit dem Gedanken an ein Geistspringer zu sein, naja und mit Rodneys Hilfe wird er sicher schnell lernen mit seinen Fähigkeiten umzugehen.
    Ich denke, John sieht zum ersten Mal die Vorteile, wenn man solche Kräfte hat
    mir haben die Plänkeleien mit John und Rodney sehr gefallen
    Das freut mich natürlich sehr! Das ist ja so ein integraler Bestandteil ihrer Freundschaft. *g*



    @John's Chaya:
    Es sind seine Gefühle für Rodney, die die Kraft in ihm mobilisieren.
    Oder die Todesangst - einmal in Bezug auf Rodney, dann aber für sich selbst.
    Ich habe irgendwie Gänsehaut bekommen. Es klingt so innig, eindringlich, so Gefühlvoll.
    Prima! *g*
    John würde alles für Rodney tun und eigentlich weiß er auch, dass er Todd einigermaßen trauen kann.
    Selbst wenn er Todd nicht traut, er hat ja keine Alternative. Rodney hat sich dafür entschieden - und das muss diese Entscheidung muss er respektieren. Und ich denke, John hätte in so einer Situation auch alles auf eine Karte gesetzt.

    Irgendwie bin ich da ganz bei John. Auch wenn das unglaublich klingen mag.
    Dann ist es mir ja gut gelungen, denn Wraith nicht nur als Feind erscheinen zu lassen!
    Er kann Ronon auch vertrauen, ganz bestimmt!
    Wenn der ihm hätte schaden wollen, hätte er ja schon genug Gelegenheiten dazu gehabt.

    Na, damit dürfte Rodney keine Probleme haben.
    Da bin ich mir gar nicht so sicher - wenn er MUSS, kann das plötzlich ganz anders aussehen.
    Bin sooo... neugierig wie es weitergeht.
    Ich hoffe, ich schaffe es morgen an den Computer ........


    Also ganz, ganz herzlichen Dank euch beiden für eure wundervollen Kommentare!!

  7. #26
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    Na Gott sei Dank ist Rodney wieder der alte bzw. wieder jung. Aber das wird nicht leicht werden John mit zunehmen. Auch wenn sie ziemlich verliebt tun, denke ich wird es Cowen egal sein. Denn Liebe interessiert ihn nicht nur Macht und Geld. Mal schauen wie sie das lösen und ob Cowen nicht doch noch Verdacht schöpft was John's Fähigkeiten betrifft.

    bis zum nächsten Kapitel

    lg Christl

  8. #27
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Vielen Dank, Christl, für dein nettes Feedback! Ja, ich konnte Rodney ja nicht so alt lassen!

    Und du sagst es - Macht und Geld. Da sollte den Leuten aus dem Seenreich doch was zu einfallen ....... *g*

    Danke sehr!

    ----------------------------------------------------------------------------

    Und dann sind wir auch schon beim vorletzten Teil angelangt, jetzt gibt es für John's Chaya wieder einen Spoiler.
    Das Kapitel ist jetzt etwas länger als die anderen, aber sonst ließ es sich nicht sinnvoll aufteilen.

    ----------------------------------------------------------------------------

    Geistspringer (6/7)


    John war ganz froh, dass er für dieses nachmittägliche Treffen bereits sein wöchentliches Bogenschießen abgesagt hatte und als er jetzt mitteilte, dass er nicht am Kartenspielabend in der Küche teilnehmen würde, wollte man natürlich wissen wieso. John deutete etwas von der Verliebtheit des Sonderbotschafters an. Nur ganz dezent, aber der Keim war gelegt.

    Er fand sich pünktlich nach dem Abendessen in Rodneys Räumlichkeiten ein und war schon gespannt, wie sie vorgehen würden.

    „Fangen wir mit den Grundlagen an. Ich denke an etwas und du sagst mir was.“
    „Aber nicht wieder …“ John zögerte und wusste nicht so recht, wie er es formulieren sollte, dass er sich nicht wieder so bedrängt fühlen wollte.
    „Nicht so was, nein, ich verspreche es“, meinte Rodney. „Ähm … tut mir leid.“ Er knetete die Finger seiner einen Hand mit der anderen Hand.

    „Schon in Ordnung.“ McKay hatte tatsächlich nur drei Tage gebraucht, um sich zu entschuldigen! Aber immerhin. Da es hier um vertrauensbildende Maßnahmen ging, war auch diese späte Entschuldigung besser als keine. John konzentrierte sich auf Rodney.

    Im ersten Augenblick spürte John gar nichts, dann bemerkte er, dass er mit seinen Händen fest die Lehnen des Stuhls umklammert hielt und zwang sich, diese zu lockern. Er atmete tief durch und schloss die Augen. Noch immer nichts. Aber … aber etwas wie … Ungeduld und angespannte Zurückhaltung berührte sanft den Rand seines Bewusstseins. Das musste dann wohl Rodney sein. John öffnete seine Gedanken etwas weiter in die Richtung und das Gefühl verstärkte sich.

    Verdammt, wenn es keine lebensbedrohliche Situation war, war es verflucht schwer, seinen Geist davon zu überzeugen, dass er diese Kraft mobilisierte, von der John jetzt wusste, dass er sie hatte. John atmete weiter ruhig ein und aus und ließ sich nicht drängen, zumal auch Rodney stocksteif in seinem Stuhl saß. Nur sein Geist vibrierte, dachte John lächelnd. Wie eine gespannte Armbrust, kurz vor dem Abfeuern. Dort steckte all die zurückgehaltene Energie drin, die er offen nicht zeigen wollte. Das konnte für einen hektischen Menschen wie Rodney nicht leicht sein. John lächelte erneut.

    Dieser Moment des Nicht-Fokussiertseins reichte, um seine Anspannung etwas zu lösen und ihn aus der wenig konstruktiven ‚Ich muss das jetzt schaffen’-Haltung zu bringen. Plötzlich konnte er ‚sehen’, dass Rodney an das Seenreich dachte. Blaues Wasser, grüne Inseln, steinerne und hölzerne Brücken, jede Menge großer und kleiner Schiffe, die bei bestem Wetter zwischen den Inseln hin und her segelten. Es war ein sehr friedliches Bild und John vermutete, dass Rodney es bewusst gewählt hatte, um ihm zu zeigen, wie schön es dort war. Nun, es war ihm geglückt, aber John wusste auch, dass er alles faszinierend finden würde, was mal etwas anderes als die Palastburg bedeutete.

    „Das Seenreich“, sagte er laut und schaffte es trotzdem, das Bild noch zu halten. „Zeig mir noch etwas von dort, wo du wohnst. Dein Haus, deine Familie.“

    Sofort war Jeannie McKay in seinen Gedanken. Blonde Locken, entschiedenes Auftreten – und als erstes schimpfte sie mit Rodney, weil er irgendetwas nicht so gemacht hatte, wie sie sich das gedacht hatte. John merkte, dass Rodney sofort zurückruderte und versuchte, seine Gedanken in eine andere Richtung zu schicken und als nächstes ‚sah’ er, wie sie mit Zelenka zusammen arbeiteten. Als er erneut widersprüchliche Gefühle von Rodney für Jeannie aufnahm, unterbrach Rodney die Verbindung, indem er aufstand.

    „Das war schon gut“, meinte Rodney, während er ans Fenster trat. „Du kannst wirklich viel mehr, als nur Stimmungen abzuschätzen, um zu sehen, ob die Leute mit dir ins Bett wollen. Aber das Schwierigste scheint es zu sein, überhaupt in meinen Geist, oder respektive den einer anderen Person zu kommen. Fangen wir noch einmal von vorne an.“

    John schwankte zwischen Wut über McKays Unverschämtheit und Freude über die Tatsache, dass sie gleich im ersten Anlauf so weit gekommen waren. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass auch Rodney ihn auf Bettgeschichten reduzierte, so wie es einige Höflinge immer wieder versuchten. Er schluckte seine Wut mit Mühe herunter. Er gewöhnte sich wohl besser daran, dass Rodney verflucht unsensibel sein konnte.

    Bei den folgenden Versuchen dachte Rodney nur noch an Dinge, die weniger emotionale Bindung als seine Schwester aufwiesen: die Weinflasche auf dem Tisch, der Festsaal, die Faustrohre, die sie sich angeschaut hatten, Magister Zelenka und Major Carter. Es fiel John immer leichter, diese Vorstellungen zu lesen.

    Kurz vor Mitternacht war John so erschöpft, dass er sich gar nicht mehr konzentrieren konnte und sie beendeten ihr Training.

    Es zeigte sich am folgenden Tag, dass die vorsichtig gestreuten Gerüchte schon die Runde gemacht hatten und selbst Ronon fragte ihn, was denn an der Geschichte dran sei.
    John setzte sich neben ihn auf die allerhöchste Brüstungsmauer, ließ die Füße über dem tiefen Abgrund baumeln und erklärte ihm ihren Plan.

    Ronon nickte anerkennend. „Könnte klappen“, meinte er zum Abschluss. „Wie geht das Training mit McKay voran?“
    „Denk an irgendetwas“, forderte John ihn auf. Es war bestimmt nicht verkehrt, mit mehr als nur einer Person zu üben. Er konzentrierte sich.

    „Du denkst an … Essen. Spießbraten mit einem Krug Bier“, lachte John, nachdem es ihm tatsächlich gelungen war, sich auf Ronon einzustellen.
    „Hey, klasse!“ Ronon schlug ihm auf die Schulter und John musste sich festhalten, damit er nicht über die Mauer rutschte. „Das hast du aber nicht daraus abgeleitet, dass es gleich Zeit zum Essen ist und du weißt, dass ich immer Hunger habe, oder?“
    „Nein. Ich habe den Spießbraten klar und deutlich gesehen.“

    „Noch was, komm!“
    John ging auf das Spielchen ein, schloss die Augen und … riss sie wieder auf. „He! Du weißt, dass Amelia nackt mit dir in einer Blumenwiese nichts ist, was ich wissen muss.“
    Ronon lachte und hielt sich den Bauch und sein ganzes Gesicht strahlte vor Begeisterung. „Du hättest deinen Blick sehen sollen!“
    „Ja, ja. Pass lieber auf, dass du vor lauter Albernheit nicht von der Mauer fällst“, meinte John aufseufzend und zog den immer noch lachenden Ronon mit sich von ihrem luftigen Ausguck.

    „Du bist wirklich gut“, sagte Ronon mit Anerkennung in der Stimme.
    „Ich bin ein blutiger Anfänger“, stellte John klar.
    „Du machst das schon!“ Ronon haute ihm noch einmal seine Pranke in den Rücken.

    Am Nachmittag war für die Gäste eigentlich noch ein Ausflug in die Umgebung geplant, da aber am Mittag heftiger Schneeregen eingesetzte, wurde die Unternehmung auf den folgenden Tag verschoben. So kam es, dass John Rodney am Nachmittag in einem der Salons der Palastburg traf, wo Kartenspieltische aufgestellt worden waren.

    John hatte Rodney überredet zu kommen, obwohl der geklagt hatte, dass er weit Wichtigeres zu tun hatte, als sich dem Glücksspiel hinzugeben. Aber John hatte ihm klargemacht, dass das eine gute Gelegenheit sei, ihm verliebte Blicke zuzuwerfen. Rodney hatte abschätzig geschnaubt, war aber pünktlich erschienen.

    Es war John schnell klar, dass Flirten nicht gerade zu Rodneys starken Seiten gehörte. Er warf John zwar mehrere durchdringende Blicke zu, aber das waren wohl eher Hilferufe, irgendetwas zu tun oder zu sagen, als Ausdrücke äußerster Verliebtheit.

    John setzte sich auf Rodneys Stuhllehne. Er stützte sich mit einer Hand auf der Rückenlehne ab, beugte sich zu Rodney vor und fragte: „Willst du nicht alles auf die Speerwerfer setzten?“ Sein Atem streifte Rodneys Wange und er fuhr fort: „Oder zwei Steine auf die Bogenschützen und drei auf die Berittenen?“ Sein Finger zeigte ihre Stellungen auf dem Spielplan und er lehnte sich weit in Rodneys persönlichen Bereich.

    Rodneys Atem beschleunigte sich. „Zwei auf die Berittenen, zwei auf die Katapulte“, entschied er.
    Der Spielleiter drehte das Rad – und mit den Katapulten gewann McKay etliche neue Spielsteine.
    John streifte seinen Arm. „Sehr gut.“
    Rodneys Wangen röteten sich und John fragte sich, ob das der Spieleifer war oder …?

    Zwei Runden später legte Rodney seine Hand auf Johns Oberschenkel und mit einem raschen Blick versicherte sich John, dass es die meisten Anwesenden zur Kenntnis genommen hatten. Das brachte ihn genau in die Situation, die sie abgesprochen hatten, aber wohl fühlte er sich damit nicht. Das war ihm viel zu öffentlich. Er zwang sich dennoch, so sitzen zu bleiben, etwas, was er unter normalen Umständen nicht gemacht hätte. Das würde den Klatsch hier ziemlich anheizen, so viel war sicher.

    Eine halbe Stunde später hatte Rodney seine Spielsteine alle verspielt, anders als Magister Kusanagi und Major Carter, die beide einen ganzen Haufen vor sich liegen hatten.
    Rodney erhob sich, verabschiedete sich von den Leuten, die an ihrem Tisch saßen und fragte John: „Begleitest du mich noch?“

    John hatte die Situation schon hunderte Male erlebt und deshalb sagte er ruhig: „Aber gern.“ Er konnte jedoch nicht verhindern, dass ihm die wissenden Blicke der anderen Gäste heute weit mehr zusetzten, als sie das normalerweise taten. Klar war das nicht McKays Schuld, der spielte auch nur seine Rolle, aber dennoch richtete sich Johns Zorn auf ihn. Wenn der nicht von diesem Geistspringer-Zeug angefangen hätte … Er atmete tief durch und versuchte sich zu sagen, dass er gerade ungerecht war. Rodney hatte ihm nur gesagt, was er war, die Fähigkeiten trug er schon seit Jahren in sich.

    Kaum waren sie im Zimmer des Sonderbotschafters platzte Rodney los: „Hast du die spekulierenden Blicke des feisten Kaufmanns mir gegenüber gesehen? Der hat dich so mit Blicken ausgezogen! Verdammt, John, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber ich hätte ihm gerne einen Boxhieb in seine Visage verpasst!“

    Die gesamte Anspannung fiel von John ab. „Danke“, meinte er und legte kurz seine Hand an Rodneys Wange. „Auch wenn ich es gerne gesehen hätte, bin ich froh, dass du es nicht gemacht hast.“ Er ging zu dem kleinen Beistelltischchen und goss ihnen beiden ein Glas Wasser ein. „Hier. Lass uns anfangen.“
    „Ja gut.“ Rodney sah leicht überrumpelt aus. Er nahm das Glas. „Fangen wir an.“

    Dieses Mal sollte John sich darauf konzentrieren, Rodney zu einer Handlung zu bringen. Da Rodney aber darauf wartete und darauf gefasst war, klappte das gar nicht, er stoppte Johns Gedanken schon immer in den Anfängen. Besser wurde es erst, nachdem Rodney sich eins von Lornes Büchern geschnappt hatte und darin die Geschichte weiter las, bei der er vor zwei Tagen aufgehört hatte. Statt sich auf John zu konzentrieren, konzentrierte er sich halbwegs auf seine Lektüre.
    Jetzt gelang es John, ihn immerhin halb durch den Raum zu schicken, ehe Rodney rief: „Ich will doch gar nicht zum Balkon gehen!“

    Sie wiederholten es noch zwei Mal und beim dritten Mal ignorierte John Rodneys Halt und warf sich mit der ganzen Kraft seiner Gedanken in den Befehl. Rodney widersetzte sich, John insistierte und Rodneys Füße setzen sich langsam, langsam wieder in Bewegung. John triumphierte und spürte, wie er sich nicht mehr konzentrieren konnte, wie etwas wegsackte, wie der Boden sich unter seinen Füßen drehte. Er taumelte und atmete schneller, viel schneller, zu schnell, er sah die Schwärze kommen und versuchte sich voller Panik in die andere Richtung zu stürzen.

    „John!“ Die Stimme kannte er.
    „John!“ Die Hände, die seine umfassten, boten ihm Halt und er hielt in seinem panischen Bemühen inne. „Alles klar, lass dich auf mich ein. Einverstanden?“
    „Einverstanden.“
    John hatte keine Ahnung, ob er so laut gesprochen hatte, dass Rodney ihn hören konnte, aber es schien der Fall gewesen zu sein, denn die Schwärze hob sich und er war wieder in Rodneys Zimmer zurück, wieder in seinem Körper zurück und nach einem tiefen Einatmen konnte er die Verbindung zu Rodney kappen.

    Um das Zittern seine Hände zu verbergen, presste er sie an seine Schläfen. „Scheiße!“

    „Das war gut!“, protestierte Rodney. „Für ein paar Momente hattest du mich in deiner Hand. Aber dann hast du die Konzentration verloren – und dann bist du weggedriftet. Aber das war ganz klasse, nicht viele kommen überhaupt so weit.“
    John schaute Rodney abschätzend an. Stimmte das? „Ehrlich?“
    „Ehrlich!“ Rodney nickte vehement.

    „Und wie verhindere ich, dass ich … wegdrifte?“
    „Na wie wohl?“, lachte Rodney. „Durch Übung!“
    Wider Willen musste John mitlachen. „Ich hätte es mir denken können.“
    „Gleich noch einmal“, befahl Rodney. „Denn wir haben nur noch einen Tag. Übermorgen musst du nicht mich, sondern Cowen und seine Berater überzeugen, falls Carter und Zelenka nicht erfolgreich sind.“

    Sie übten und übten und John kam mit Riesenschritten voran, aber das war auch nötig, denn Carter und Zelenka berichteten am Abend, dass der Großkönig sich ihren Vorschlag interessiert angehört, aber im Endeffekt abgelehnt hatte.

    Sie nutzten es aus, dass Carter und Zelenka im Raum waren und John versuchte drei Leuten gleichzeitig zu suggerieren, dass sie durstig waren – was aber nur zum Teil gelang. Immerhin hatte Magister Zelenka schon die Hand nach der Karaffe ausgestreckt, ehe Carter den Kopf schüttelte.
    „Ich will gar nichts trinken!“, rief sie.
    „Doch“, sagte John und insistierte. Er schickte die geballte Kraft seiner Gedanken in ihre Richtung, balancierte es mit den Gedanken an Zelenka aus. Er presste die Kiefer fest aufeinander und atmete ganz flach. Dem drohenden Kontrollverlust versuchte er zu begegnen, indem er Rodneys Hand ergriff.

    Das Ganze kippelte und wankte, aber immerhin ergriff Zelenka die Karaffe, dann zögerte er, nahm ein Glas, zögerte erneut, Johns Wahrnehmung wurde tunnelartig und dunkler und ehe John sich verlieren konnte, zog ihn Rodney heraus und schwer atmend ließ sich John gegen die Lehne des Stuhls sinken.

    Die drei gratulierten ihm, aber John fürchtete, dass es nicht genug war.

    --------------------------------------------------------------------

    Bevor Rodney am nächsten Tag weiter mit John üben konnte, musste er Elizabeth Weir leider noch mitteilen, dass sie die Gedichtsammlung wohl doch nicht erwerben würden. Sie war sehr enttäuscht, beklagte, dass sie sich sehr gut in Daniels Sammlung gemacht hätte und dass es einmaliges Stück sei, sah aber nach sehr kurzer Zeit ein, dass Sheppard Vorrang hatte.

    Rodney musste sich einige mitleidige, wissende, interessierte und lüstern-abschätzende Blicke gefallen lassen, als er den Ausflug absagte, um mit Sheppard zusammen zu sein. Aber da stand er drüber, ja, es bereitete ihm insgeheim sogar riesiges Vergnügen, dass niemand wusste, was sie wirklich machten.

    Und das war ‚seelische’ Knochenarbeit sozusagen. Er schickte John in wenigen Stunden durch Dutzende von Übungen, für die normalerweise Wochen, ja Monate veranschlagt waren. „Vertrau mir“, waren seine am häufigsten gebrauchten Worte, wenn er etwas von John verlangte. Und John vertraute ihm. Wieder und wieder.

    Rodney war begeistert. John war alles, was man sich als Vertrauter eines Geistspringers erhoffen konnte. Nein, er war sogar mehr. Viel, viel mehr. Jede Stunde, die er mit John verbrachte, zeigte ihm deutlich, dass er schon längst nicht mehr nur Johns Fähigkeiten wollte. Er wollte John mit seinem trockenen, manchmal kindischen Humor. Er wollte die Begeisterung in Johns Augen, wenn er etwas Neues entdeckte. Er wollte seine Finger über die dunklen Bartstoppeln gleiten lassen. Er wollte die manchmal schmollenden Lippen küssen. Er wollte John mit Haut und Haar.

    Aber er war sich nicht sicher, ob John das auch wollte. Nicht, nachdem er ihn ausgerechnet mit gewalttätigen, intimen Bildern geködert hatte. Das war wirklich extrem dumm von ihm gewesen. Da hätte es wirklich andere Sachen gegeben, die eine ebenso starke Reaktion ausgelöst und John gezwungen hätten, seine Fähigkeiten einzusetzen. Er hatte es sich jetzt selbst zuzuschreiben, falls John ihn zwar als Lehrmeister, aber nicht als mehr haben wollte.

    Er brauchte jetzt erst einmal etwas frische Luft. „Komm, lass uns ein Stück spazieren gehen, damit du ausprobieren kannst, ob du zufällige Passanten dazu bringen kannst, sich für einen Moment auf die Bank zu setzen, gegen das Terrassengeländer zu lehnen, oder ähnliche Kleinigkeiten.“

    Sie spazierten nebeneinander durch die Außenanlagen der Palastburg, wo Bedienstete, Besucher, Händler und Handwerker unterwegs waren. Rodney sagte „die da“ und John konzentrierte sich. Mal funktionierte es, die Leute pausierten einen Moment und gingen dann weiter wie zuvor. Mal schienen sie etwas zu spüren, denn sie schauten sich um, runzelten die Stirn und John musste es abbrechen, um nicht aufzufliegen.

    Als das zwei Mal hintereinander passierte, schimpfte John und es war klar, dass er nicht zufrieden mit sich selbst war. Er setzte sich unter Druck und schaffte es im nächsten Anlauf erst recht nicht.

    Bevor er zu frustriert wurde, ging Rodney mit ihm zurück in die Palastburg, bestellte Essen bei einem der Diener und erst als sie beide satt waren, versuchten sie es noch einmal bei dem Personal, das das schmutzige Geschirr abholte. Dieses Mal funktionierte es wieder. Die beiden Diener öffneten und schlossen die Balkontür, ehe sie abräumten und eine gute Nacht wünschten.

    „Es reicht trotzdem nicht, oder?“, fragte John und legte die Füße auf den niedrigen Tisch vor dem Sofa.
    „Wir sind hervorragend. Du bist hervorragend“, versicherte Rodney und legte seine Füße daneben. „Dafür, dass wir uns erst seit ein paar Tagen kennen, sind wir beide außergewöhnlich. Einmalig.“
    „Sehr bescheiden.“ John schnaubte und stupste ihn mit dem Fuß an. „Aber das war nicht meine Frage.“

    „Stimmt.“ Wollte John jetzt ein Anfeuerungsgespräch, wie es ein General an seine Truppen gab? Nein, John wollte wahrscheinlich die wahrheitsgemäße Version. „Das hängt von vielen Faktoren ab.“
    „Werden wir es schaffen?“
    „Fünfzig-Fünfzig?“, sagte Rodney wahrheitsgemäß.

    John verdaute das einen Moment, dann nickte er. „Hmm… Für den Fall, dass es nicht klappt, willst du diese Nacht mit mir verbringen?“ Er drehte sich zu Rodney.
    „W…willst du das wirklich? Du hast das nicht in meinen Gedanken gelesen?“, fragte Rodney überrascht.
    „Nein, habe ich nicht.“ John grinste. „Aber ich nehme mal an, das heißt dann wohl ‚ja’, oder?“
    „Ja. Absolut ja!“ Er war begeistert, dass John ihm nicht seine … äh … Ungeschicklichkeit nachtrug. Außerdem sagte man, dass es die Verbindung zwischen Geistspringer und Vertrautem förderte, wenn sie zusammen das Bett teilten. Nicht, dass Rodney König Daniel deswegen schon befragt hätte, aber er konnte es sich gut vorstellen.

    Rodney nahm die Füße vom Tisch, winkelte ein Bein an, setzte sich drauf und legte eine Hand in Sheppards Halsbeuge. „Unbedingt.“ Er beugte sich zu John vor und küsste ihn. Dabei probierte er ganz vorsichtig aus, ob John in seinen Gedanken war? Aber er konnte nichts spüren. Er spürte nur John, der spielerisch an seiner Unterlippe knabberte und dessen Zunge seine zurückdrängte. Es fühlte sich gut an, aber dieses Mal würde er sich nicht so überrumpeln lassen, wie beim letzten Mal. Er würde das Heft in der Hand behalten.

    Oh, verflucht, da waren wieder die Bilder, die John schon einmal in die Flucht getrieben hatten. Sie hatten nicht den Gewaltaspekt, den er damals ganz bewusst hinzugefügt hatte. Aber in seinen Gedanken bestimmte er eindeutig das Geschehen. Rodney schnappte hektisch nach Atem. Jetzt rächte es sich, dass sie darüber nie wieder gesprochen hatten. Es einfach unter den Teppich gekehrt hatten. Rodney hatte keine Ahnung, ob John es kategorisch ablehnte, den Hintern hinzuhalten, weil er es nicht mochte, oder vielleicht als irgendeine Form des Protests, oder ob er es nur nicht in der Verbindung mit den Fesseln und der Gewalt mochte.

    Besser, er dachte ganz schnell an etwas anderes. Rodney rief die erstbesten Bilder in seinen Kopf, die ihm durch den Sinn gingen. Dessert. Früchte mit Sahne. Kuchen. Baiserschaum auf Vanillesauce. Kekse mit Schokolade. Langsam ging seine Herzfrequenz wieder runter. Fettgebackenes mit Marmelade. Er horchte mit schlechtem Gewissen in sich hinein – John war immer noch nicht in seinen Gedanken. Der Göttin sei Dank. Pudd…

    „Rodney? Was ist los?“ John stoppte jede Bewegung.
    Mist, dafür brauchte man wohl kein Geistspringer sein, um herauszufinden, dass er gerade ganz schön abgelenkt war. „Pudding mit Mandeln“, blubberte er denn auch gleich das erste hervor, das noch direkt auf seiner Zungespitze lag.

    Johns Augenbrauen wanderten fast bis zum Haaransatz hoch, dann lachte er los. „Sag mir nicht, dass du jetzt dringend etwas essen musst!“
    „Nein, das ist ein Ablenkungsmanöver.“
    „Wovon?“ Johns Mine verfinsterte sich.

    Rodney atmete tief aus. „Also, hör zu. Ich habe schon wieder dran gedacht, wie ich dich nehme, ich meine, du unter mir und da…“ Seine Finger zupften an Johns Hemdärmeln.
    „Weiter. Was hat das mit Pudding zu tun?“
    „Damit habe ich mich abgelenkt, damit du nicht merkst, was ich denke.“
    „Rodney, sich etwas im Geiste vorzustellen oder es wirklich tun, sind doch zwei ganz verschiedene Sachen. Ehm …ja … bei mir vielleicht nicht ganz, da verschwimmen die Grenzen“, stellte John mit einem schiefen Grinsen fest.
    „Siehst du!“

    John schnappte sich Rodneys Hand. „Ich sehe, dass ich dir mein ganzes Leben anvertraue. Ich gehe mit dir ins Seenreich, obwohl du der stärkste Geistspringer sein könntest, den es gibt, und du mir das alles nur vormachst. Aber ich vertraue dir, dass dem nicht so ist. Und weißt du was, wenn ich dir mit meinem Leben vertraue, kann ich dir auch meinen Hintern anvertrauen. Wenn du das also unbedingt brauchst …“ Er drückte Rodneys Finger.

    Was für eine Ansprache! Da hatte ihm John ja einige große Brocken hingeworfen. Wann hatte das letzte Mal jemand solch ein bedingungsloses Vertrauen in ihn gehabt? Und wann er in jemanden? Er war dazu viel zu misstrauisch, fürchtete immer einen Hintergedanken. Dass John ihn so hoch schätzte, verflucht, da konnte man ja fast demütig werden. Rodney schwor sich, dass er es für John mindestens so überwältigend machen würde, wie John das beim ersten Mal bei ihm geschafft hatte.

    „Danke. Das ist … Ich bin beeindruckt. Ich …“ Bevor er jetzt noch weiter peinliches, unzusammenhängendes Zeug brabbelte, das ihn bestimmt nicht verführerischer machte, stand Rodney lieber auf. „Uhm … Wollen wir?“, fragte er und zeigte mit seinem Daumen über seine Schulter.

    Als John nickte, zog er ihn mit sich zum hinteren Teil des Zimmers, wo das Bett stand. Er half John aus der Kleidung und bewunderte jeden Zentimeter Haut, den er freilegte. John half ihm ebenfalls, und mit jedem Kleidungsstück das zu Boden fiel, wuchs seine Ungeduld. Als es ihnen beiden nicht schnell genug ging, zerrten sie jeder an ihrer eigenen Kleidung. John war etwas schneller, als er nackt war sprang er ins Bett und rollte in die Mitte. Rodney krabbelte hinterher, fummelte unter dem Kopfkissen einen kleinen Topf mit Creme hervor und kniete sich anschließend über John, der sich lang ausgestreckt hatte.

    Seine Augen glitten über Johns Körper, nahmen jede Einzelheit auf. John war ein verdammt attraktiver Mann. Rodney mochte alles, was er sah. Er ließ seine Hände über Johns Brust gleiten, erforschte das Gefühl von so vielen Haaren und fand dann die Brustwarzen, über die er seine Fingerkuppen streicheln ließ, bis sie hart abstanden. John schloss für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnete und Rodney anlächelte. Rodney musste sich einfach vorbeugen und dieses Lächeln auch unter seinen Lippen spüren.

    Johns Finger legten sich auf seine Taille und zogen ihn näher und Rodney ging willig, bedeckte mit seinem Körper Johns Körper. So viel nackte Haut auf seiner Haut zu spüren, von den Zehenspitzen, über Johns erwachende Erektion, bis hin zu den Schultern, auf denen er sich abstützte, war einfach wundervoll. Er küsste Johns Wange, seinen Hals und ein erstaunlich spitzes Ohr, was ihm eine lachend vorgetragene Beschwerde einbrachte.
    Rodney knabberte an Johns Ohrläppchen.
    John rieb mit der Hand übers Ohr. „Vielleicht etwas weniger Ohr und etwas mehr von allem anderen?“ Er legte seine Hand auf Rodneys Hintern und packte fest zu.

    „Das geht natürlich auch.“ Rodney rutschte mit seinen Knien tiefer und legte sich in ganzer Länge über John, dann rieb er sich gegen ihn und kostete das Gefühl aus. Es war so viel mehr Körperkontakt, als beim ersten Mal, als er kaum etwas von Johns Erregung mitbekommen hatte. Nun spürte er, wie Johns Glied gegen seins rieb und beide immer härter wurden. John atmete deutlich schneller als noch zuvor, und Rodney brauchte einen Moment um festzustellen, dass er das auch tat. Himmel, das machte ihn ganz kribbelig.

    John öffnete seine Beine ein wenig, so dass Rodney dazwischen rutschen konnte. Das entlastete ein wenig die Muskeln in seinen Armen und er stützte sich nur noch auf einem Ellenbogen ab. Mit der anderen Hand fuhr er von Johns Rippen über dessen Taille bis zum Oberschenkel. Alles seins. Jedenfalls für den Moment und das fühlte sich so gut an. Er streichelte die weiche Haut der Innenseiten, und konnte spüren, wie sich John sich anspannte. Aber nicht als Abwehrhaltung, sondern weil es ihm gefiel, wenn man Johns seligen Gesichtsausdruck als Maßstab heranzog.

    Spoiler 
    Langsam schob er seine Hand vor, Zentimeter um Zentimeter und John ballte die Hände zu Fäusten, kämpfte offensichtlich darum, still liegen zu bleiben. Mit einem kleinen Lachen löste Rodney die Spannung und berührte Johns Glied.
    „Wurde auch Zeit“, nuschelte John und machte ein Auge auf, um Rodney anzuschauen.
    Rodney grinste und umfasste das Glied fester.

    Warm und perfekt lag es in seiner Hand. Es fühlte sich verflucht gut an und für eine winzige Sekunde bedauerte er, dass er das nicht schon beim letzten Mal gefühlt hatte. Nun, er würde das jetzt einfach nachholen. Er glitt auf und ab und merkte, wie es weiter anwuchs. Er liebte diesen Augenblick. Es war immer ein winziger Hauch von Macht dabei, wenn eine simple Berührung das auslöste. Rodney streichelte über die Haut, ließ seinen Daumen über die Vene an der Unterseite gleiten und … oh ja, das waren jetzt Johns Finger, die auch seinen Schwanz mit festem Druck umfassten. Rodney konnte gar nicht anders, als in Johns Hand anzuwachsen, so wunderbar fühlte es sich an.

    Für eine Weile war es ihm genug, dann schob er Johns Beine ein wenig weiter auseinander und glitt mit seinem Fingern tiefer. Er umfasste auch Johns Hoden und dazu rutschte er etwas tiefer, um den jetzt vernachlässigten Schaft mit seinen Lippen zu umschließen. Er leckte und nippte mit seinen Lippen bis John ein leises Stöhnen hören ließ. Ja, genau so. Er würde John noch zu viel lauterem Stöhnen bringen, wenn er erst einmal in ihm war.

    Warum entzog John ihm jetzt? Nein, nein! Oh. Erleichterung durchflutete Rodney, denn John drehte um und schob sich unter ihn und ja, das war eine wunderbare Idee. Jetzt hatten sie beide dieselben Ausgangsbedingungen sozusagen.

    Rodney stöhnte laut auf, als Johns Lippen sein Glied umschlossen. John passte sich anschließend seinem Rhythmus und auch seinen anderen Vorgaben, wie fest, wie tief, wie viel Unterstützung durch die Hände, an. Es war als würde er selbst die Art und das Tempo für seine eigene Befriedigung vorgeben.
    Aber es war auch etwas Spielerisches darin und so probierte er etwas herum. Pustete auf Johns Glied – und spürte kurz darauf den Lufthauch bei sich selbst; er leckte über einen Hoden und spürte die Wärme von Johns Mund an derselben Stelle.

    Rodneys Kopf begann zu schwimmen, denn Empfänger und Geber gleichzeitig zu sein, war fast etwas zu viel. Auch wenn er sich rühmte, sich hervorragend konzentrieren zu können, war das gar nicht so einfach, wenn Johns Lippen und Zunge solche kribbelnden, sehnenden Gefühle durch seinen Körper schickten. Er wollte einfach in Johns Mund vorstoßen um mehr, mehr, mehr davon zu bekommen, er wollte sich aber auch dem Duft und dem Gefühl eines harten Schwanzes unter seinen Lippen ganz hingeben und einfach nur genießen.

    Beinahe hätte er schon wieder vergessen, was er sonst noch wollte. Aber dieses Mal würde er sich nicht wieder ablenken lassen. Rodney angelte nach dem Cremetopf und fuhr mit seinen glitschigen Fingerspitzen sanft durch die Vertiefung von Johns Pobacken.

    „Schick’s rüber“, sagte John und streckte Rodney eine Hand hin.
    Also seinetwegen müsste John nicht in allen Einzelheiten auf dem ganzen Wie-du-mir-so-ich-dir-Zeug bestehen, aber da sie bisher im Tandem vorgegangen waren, schubste Rodney den Tiegel in Johns Richtung.

    John legte ihn erst einmal neben sich, stattdessen massierten seine Hände Rodneys Hintern und kneteten die Muskeln. Rodney mochte das. Wenn er sich in einem der Badehäuser des Seenreiches massieren ließ, bestand er immer darauf, dass eine nicht unerhebliche Zeit auch seinem Hintern gewidmet wurde. Jetzt, mit dem erotischen Unterton war das natürlich noch viel besser. Er stöhnte leise auf, als John zwar alle Verspannungen wegmassierte, dafür aber seine Erregung ansteigen ließ. John hatte wirklich großartige Hände.

    Und diese Hände konzentrierten sich jetzt ganz auf die Vertiefung zwischen seinen Pobacken. Glitten hinauf und wieder hinunter, und als kurz darauf seine Pobacken sanft auseinander gezogen wurden, quiekte er leise auf, als er warme Luft auf seiner intimsten Stelle fühlte. John hatte ihn tatsächlich an der Stelle geküsst!
    So nah hatte er dort noch nie jemanden an sich heran gelassen. Vielleicht hätte er es doch schon mal probieren sollten, so gut, wie sich das anfühlte. Wahnsinn, wie schon so winzige Berührungen an der Stelle solche Hitzeschübe in seinem Körper auslösen konnten. Sein Kopf schwamm in Verlangen.

    „Du hast einen fantastischen Hintern.“ Johns geflüsterte Worte jagten schon wieder einen Schauder durch ihn und der Gedanke, dass John jederzeit mit einem Finger in ihn eindringen könnte, machte ihn noch heißer.
    Bis ihn eiskalt ein anderer Gedanke ansprang: Spielten sie etwa schon wieder nach Johns Plan? Hatte der es irgendwie unbemerkt geschafft in einer Minute, in der er abgelenkt war, in seinen Geist zu springen?
    Rodney schluckte den Kloß in seinem Hals herunter und horchte in sich hinein. Nein. Nichts. Riesige Erleichterung machte sich in ihm breit. John war eine warme, anziehende Präsenz am Rande seines Bewusstseins, aber nicht mehr. Alles, was er empfand, war tatsächlich er.

    Beinahe hätte er Johns Frage nicht gehört: „Darf ich weitermachen?“ Da war der sanfte Druck eines Fingers gegen seine Öffnung. Plötzlich war die theoretische Möglichkeit gar nicht mehr so theoretisch, sondern ganz unmittelbar. Er wollte und er wollte gleichzeitig nicht, weil er nicht wusste, wie ihn das in Zukunft beeinflussen würde. Ein erneuter Hitzeschub machte das Denken nicht gerade leichter.

    So ein Quatsch! Alles würde seine Beziehung zu John beeinflussen, egal, ob er jetzt ja oder nein sagte. Da wollte er doch lieber die Ja-Variante. John hatte so viel lernen müssen in den letzten Tagen, hatte so viele vorgefestigte Ansichten über Bord werfen und sich auf Neues ein einstellen müssen, da konnte er sich doch auch mal auf ein Wagnis einlassen. Und da er sich jetzt sicher war, dass es seine Entscheidung war und John ihn nicht dazu schubste, drängte, überzeugte oder wie auch immer beeinflusste, gab er sich einen Ruck und sagte „Ja“.

    John wand sich unter ihm hervor und kniete sich hinter ihn. Er nahm noch mehr Creme und kurz darauf glitt sein Finger langsam in ihn hinein. Das war etwas seltsam, aber John flüsterte völlig begeistert und, ja, fast ehrfürchtig: „Oh, Himmel, Rodney“, was jegliches Unwohlsein sofort vertrieb.
    Er bewegte seinen Finger, streichelte Rodneys Inneres und rieb über einen Punkt in Rodney, der ihn schockiert aufstöhnen ließ, so gut fühlte es sich an. Fast ging es Rodney danach zu langsam, es hatte etwas von sanfter Tortur an sich, als John ihn behutsam dehnte, indem er einen zweiten Finger dazu nahm. Rodney presste seine Stirn gegen die Matratze und krallte seine Finger in das Laken. Ehe er es sich anders überlegen konnte, sagte er: „Mehr.“

    John hatte ihm so viel Vertrauen entgegen gebracht, jetzt war er mal an der Reihe. Und wenn Vertrauenserwerb auf so unnachahmlich gute Weise stattfinden konnte, dann war er dabei. Und verdammt, wenn das dann noch half, aus John einen besseren Geistspringer zu machen, dann war er doch fast dazu verpflichtet, sich diesen atemberaubenden Gefühlen hinzugeben, oder nicht?

    Als John tatsächlich leise: „Noch mehr?“ fragte, erwiderte er sofort: „Wage es ja nicht aufzuhören!“
    John lachte und schon im nächsten Moment verschwanden die Finger und das konnte dann ja nur Johns Schwanz sein, der sich in ihn drückte. Es ging problemlos, wahrscheinlich hatte John ihn schon länger und mehr vorbereitet, als er das in den letzten sehr kurzatmigen Minuten mitbekommen hatte. Fülle breitete sich in ihm aus, die alles andere als unangenehm war. Und als John sich jetzt langsam zu bewegen begann, wurde es noch besser.

    „Rodney.“ Johns Stimme war eine einzige Liebkosung. Kaum beherrschte Lust schwang in ihr mit und lief wie warmer Honig durch Rodneys Inneres. Wenn er nicht aufpasste, konnte er schon fast von der Stimme alleine zum Höhepunkt kommen. John bewegte sich etwas stärker und Rodney ließ sich in das hypnotische Vor und Zurück ziehen. Als er seine Beine etwas weiter spreizte, änderte das den Winkel und Rodney konnte nur noch laut aufstöhnen.

    Das war gut. Phantastisch. Besser als alles, was er bisher gemacht hatte. Knäuel von Wärme rannen durch seinen Körper, ließen ihn schwitzen und keuchen, trieben in weiter und höher und er rammte sich auf John, ließ sich von John nehmen und die Empfindungen verwirbelten sich in einem ganzen Meer voller verschwommener Lust auf der einen Seite und messerscharfen Verlangens auf der anderen Seite. Einzelne Punkte seines Körpers glühten und strahlten ihre Hitze nach überall ab. Rodney wusste nur noch, dass er das wieder haben wollte, dass er sich noch nie so gefühlt hatte.

    „Bitte“, wisperte er und Johns Hand legte sich auf sein Glied. Zwei, drei Mal stieß er in die Hand und dann überluden sich seine Sinne. Alles wurde warm und golden und es summte in seinen Ohren, vibrierte in seinem Nacken und lief von dort das Rückgrat runter. Er konnte Johns Härte in sich spüren, verengte sich um ihn herum und Johns tiefes Aufstöhnen, ließ ihn unaufhaltsam in die lockende Befriedigung fallen.

    Er versuchte alles aufzunehmen, ins Gedächtnis zu brennen und öffnete im Fall seinen Geist. John hatte in diesem Moment dasselbe getan und für einen wunderbaren Moment überlagerten sich ihre Eindrücke, wurden eins. Wie zu Beginn des Abends fühlte er nicht nur sich, sondern auch das, was er in John auslöste und es kam wie ein Echo zu ihm zurück, nur viel, viel stärker, weil es jetzt gleichzeitig war. So verbunden hatte er sich noch nie einem Menschen gefühlt und unbändige Freude, Wärme und Befriedigung füllten alle seine Sinne aus. Rodney verlor sich im Augenblick und als er kam, war es Triumph und Erleichterung und Freude und ein Hauch von ungläubigem Staunen zugleich, weil Johns Höhepunkt auch durch ihn raste.


    Als er die Augen wieder aufmachte, lag John neben ihm und streichelte seine Wange.
    „Was …? Ich …?“, stotterte Rodney und versuchte herauszufinden, wie er unter die Bettdecke gekommen war.
    „Du bist ohnmächtig geworden und ich war nicht darauf vorbereitet“, meinte John entschuldigend.
    „Pah! Ich werde nicht ohnmächtig. Ich habe allenfalls kurz wegen Überlastung meines gesamten Nervenkostüms eine kleine Auszeit genommen.“

    Johns Lippen verzogen sich. „In Ordnung. Dann nennen wir das so.“ Sein Blick wurde weicher und er fügte hinzu: „Das war einmalig. Ich habe mich noch nie so sicher gefühlt.“
    „Sicher?“
    „Ja. Ich …“ Sein Zeigefinger fuhr Schlangenlinien auf Rodneys Haut. „Sicher eben.“
    Als nichts mehr von John kam, sagte Rodney: „Ich verstehe. Denke ich.“ Er gähnte. „Bleibst du?“
    „Ja, ich bleibe.“

    Als John einen Arm um seine Taille schlang, beschwerte Rodney sich nicht, auch wenn so ein Arm schwerer war, als man denken mochte. Aber es fühlte sich so gut an, mal wieder die Nacht mit jemanden zu verbringen, dass er großzügig darüber hinweg sah.

    Er hoffte nur, dass morgen alles erfolgreich verlief, und dass das hier soeben keine Abschiedsvorstellung gewesen war. Nein, da wollte er nicht daran denken, John würde das schon meistern. Gemeinsam würden sie es meistern. Sie waren so gut vorbereitet, wie man nach so kurzer Zeit sein konnte. Und wenn sie Cowen morgen nicht beeinflussen konnten, hatten sie ja noch ein paar – weniger gute – Ersatzpläne in der Tasche. Irgendetwas würde klappen. Ganz sicher. Er würde John hier herausbringen, das hatte er sich geschworen. Und er war verdammt noch mal bekannt dafür, dass er ein Ziel hartnäckig und erfolgreich verfolgen konnte. Das würde in diesem Fall nicht anders sein.


    TBC ...

  9. Danke sagten:


  10. #28
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Standard

    Und dann sind wir auch schon beim vorletzten Teil angelangt, jetzt gibt es für John's Chaya wieder einen Spoiler.


    „Ähm … tut mir leid.“
    Es tut Rodney wirklich sehr leid. Er tut sich nicht leicht mit Entschuldigungen.

    Dort steckte all die zurückgehaltene Energie drin, die er offen nicht zeigen wollte. Das konnte für einen hektischen Menschen wie Rodney nicht leicht sein.
    Nein, mit Sicherheit nicht. Aber für John tut er alles.

    Er gewöhnte sich wohl besser daran, dass Rodney verflucht unsensibel sein konnte.
    So ist er halt, unser Rodney.

    Es war John schnell klar, dass Flirten nicht gerade zu Rodneys starken Seiten gehörte. Er warf John zwar mehrere durchdringende Blicke zu, aber das waren wohl eher Hilferufe, irgendetwas zu tun oder zu sagen, als Ausdrücke äußerster Verliebtheit.
    Jetzt, wo ich es lese, gebe ich dir recht und erinnere mich wieder, dass Rodney es wirklich nicht so mit dem Gefühle zeigen hat.

    „Hast du die spekulierenden Blicke des feisten Kaufmanns mir gegenüber gesehen? Der hat dich so mit Blicken ausgezogen! Verdammt, John, ich bin kein gewalttätiger Mensch, aber ich hätte ihm gerne einen Boxhieb in seine Visage verpasst!“
    Ist da wer Eifersüchtig?

    Und John vertraute ihm. Wieder und wieder.
    Das kann er auch.

    Er wollte John mit Haut und Haar.
    Wer will das nicht?

    „Aber ich nehme mal an, das heißt dann wohl ‚ja’, oder?“
    „Ja. Absolut ja!“
    Da freut sich aber einer ...

    Und weißt du was, wenn ich dir mit meinem Leben vertraue, kann ich dir auch meinen Hintern anvertrauen.
    Genau, das Leben gehört doch zum Hintern dazu, bzw. umgedreht.

    Der Spoiler war ... *hingebungsvoll seufze*

    Und er war verdammt noch mal bekannt dafür, dass er ein Ziel hartnäckig und erfolgreich verfolgen konnte. Das würde in diesem Fall nicht anders sein.
    Das denke ich auch. Rodney wird es schaffen und John mit sich nehmen.

    Oh man - wieder bin ich sooo... neugierig wie es weitergeht. Aber das nächste Kapitel ist ja leider schon das Letzte.
    Geändert von John's Chaya (17.03.2016 um 16:11 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  11. #29
    Major Avatar von claudi70
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    Das war ein wunderschönes und langes Kapitel Ich habe es förmlich verschlungen.

    „Fangen wir mit den Grundlagen an. Ich denke an etwas und du sagst mir was.“
    „Aber nicht wieder …“ John zögerte und wusste nicht so recht, wie er es formulieren sollte, dass er sich nicht wieder so bedrängt fühlen wollte.
    Daran knabbert John doch noch ganz schön aber süß wie Rodney sich dann auch noch entschuldigt hat, das ist ja nicht gerade seine Stärke. Aber da sieht man auch, wie wichtig das ganze für ihn ist.

    Na das Training läuft ja gar nicht mal so schlecht, wenn man bedenkt was John in einem so kurzen Zeitraum alles lernen muss.
    Und das war ‚seelische’ Knochenarbeit sozusagen. Er schickte John in wenigen Stunden durch Dutzende von Übungen, für die normalerweise Wochen, ja Monate veranschlagt waren.
    sie sind halt ein perfektes Team

    John verdaute das einen Moment, dann nickte er. „Hmm… Für den Fall, dass es nicht klappt, willst du diese Nacht mit mir verbringen?“ Er drehte sich zu Rodney.
    „W…willst du das wirklich? Du hast das nicht in meinen Gedanken gelesen?“, fragte Rodney überrascht.
    „Nein, habe ich nicht.“ John grinste. „Aber ich nehme mal an, das heißt dann wohl ‚ja’, oder?“
    „Ja. Absolut ja!“
    Na, da bekommt Rodney doch noch eine zweite Chance und das freut mich natürlich für beide.

    Zum Spoiler Teil: Was soll ich sagen, einfach nur super super geschrieben. Du machst das einfach großartig, dass selbst ich als nicht slash Fan hin und weg bin du verstehst es wirklich deine Leser zu fesseln.

    [QUOTEEr hoffte nur, dass morgen alles erfolgreich verlief, und dass das hier soeben keine Abschiedsvorstellung gewesen war.][/QUOTE] Das hoffe ich mal auch, aber da du uns ein happy end versprochen hast, bin ich da sehr optimistisch.

    So sehr ich mich jetzt auch auf den nächsten Teil freue, bin ich auch traurig das das dann schon der letzte Teil ist

  12. #30
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @ claudi70, John´s Chaya - ganz herzlichen Dank euch beiden!

    @John's Chaya:
    Es tut Rodney wirklich sehr leid. Er tut sich nicht leicht mit Entschuldigungen.
    In der Tat nicht. *g*

    So ist er halt, unser Rodney.
    Aber trotzdem kann einen das ja stören.
    Jetzt, wo ich es lese, gebe ich dir recht und erinnere mich wieder, dass Rodney es wirklich nicht so mit dem Gefühle zeigen hat.
    Das will ich nicht sagen - ganz viele Gefühle kann man doch direkt in seinem Gesicht ablesen. Aber ich habe neulich noch die "Bruderschaft" gesehen, und da müssen ihm ja John, Teyla und Ford sagen, dass Aliana gerade geflirtet hat! *g*

    Da freut sich aber einer ...
    Da wird wohl auch viel Erleichterung bei sein.


    Der Spoiler war ... *hingebungsvoll seufze*
    Danke sehr - *freu*!

    Aber das nächste Kapitel ist ja leider schon das Letzte.
    Ja, und noch kürzer als das heutige ........

    Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank!!


    @Claudi70;
    Das war ein wunderschönes und langes Kapitel Ich habe es förmlich verschlungen.
    Ganz lieben Dank!

    aber süß wie Rodney sich dann auch noch entschuldigt hat, das ist ja nicht gerade seine Stärke. Aber da sieht man auch, wie wichtig das ganze für ihn ist.
    Nein, das ist wirklcih nicht seine Stärke.

    Na, da bekommt Rodney doch noch eine zweite Chance und das freut mich natürlich für beide.
    Hehe, das musste einfach sein. *g*

    Du machst das einfach großartig, dass selbst ich als nicht slash Fan hin und weg bin du verstehst es wirklich deine Leser zu fesseln.
    Das freut mich natürlich riesig, das zu hören!

    aber da du uns ein happy end versprochen hast, bin ich da sehr optimistisch.
    Ja, ohne Happy End - das würde meinen Lesegewohnheiten widersprechen. *g*

    So sehr ich mich jetzt auch auf den nächsten Teil freue, bin ich auch traurig das das dann schon der letzte Teil ist
    Mehr kann man als Autorin ja nicht wollen. *g*


    Danke sehr euch beiden!!

  13. #31
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    So, hier nun der letzte Teil, ich hoffe er klärt alle offenen Fragen. *g*

    ----------------------------------------------------------------------------------

    Geistspringer (7/7)



    Zwei Tage später ritt John neben Rodney her und genoss jede Sekunde. Es fühlte sich so überwältigend an, wieder ohne Angst vor Entdeckung stundenlang reiten zu können, offen und nicht nur bei Nacht und auf Strecken, die Ronon für sicher erklärt hatte.

    Die Landschaft hier im Süden von Cowens Reich war nicht spektakulär, aber John hatte den Eindruck als ob sich jeder verfügbare Raum in seinem Innern mit der kalten Morgenluft füllte, die blassen Sonnenstrahlen ihn durch sein Kettenhemd hindurch erreichten und er langsam aber sicher nicht mehr nur ein Beobachter des menschlichen Treibens war, sondern mitten drin stand. Was natürlich Unsinn war, auch am Hof des Großkönigs hatten das Leben und die Intrigen gebrodelt – aber das Gefühl der Freiheit hatte gefehlt und füllte ihn jetzt mit Dankbarkeit und tiefer Freude.

    Rodney schien diesem Morgen mit weniger hochtrabenden Gefühlen zu begegnen und John warf ihm von Zeit zu Zeit einen Blick voller schlecht verborgener Heiterkeit zu, denn der Sondergesandte seiner Majestät schimpfte schon seit einer halben Stunde vor sich hin. Seit sie begonnen hatten, die Wearna-Sümpfe zu durchqueren und die Mücken ihn piesackten.
    Zu Beginn hatte John noch versucht, mit ihm zu argumentieren, aber nun bot er nur noch ‚Hmms’ und ‚Wirklich?’ als Antwort an. Mehr wurde von Rodney auch nicht verlangt, er brauchte wohl nur jemanden, der ihm vorgeblich zuhörte während er schimpfte.

    John Gedanken wanderten zwei Tage zurück, zum Gespräch mit Cowen. Die Leute aus dem Seenreich und er hatten sich mit dem Großkönig in Anwesenheit von einigen Ministern im kleinen Ratssaal getroffen. Nach einigen Höflichkeitsfloskeln hatten sich Rodney, vor allem aber er, einigen Spott gefallen lassen müssen. Für Cowen schien es unvorstellbar, dass man sich innerhalb so weniger Tage verlieben konnte. Nun, vor einigen Tagen hätte John das durchaus unterschrieben, auch er hätte niemals gedacht, dass es jemanden geben konnte, der so perfekt zu ihm passte, der die Leere in ihm fühlte, die er all die Jahre gar nicht richtig wahrgenommen hatte und die ihm erst im Nachhinein bewusst geworden war. John war nur froh gewesen, dass der Großkönig keine Ahnung hatte, wie tief das Gefühl bei ihm ging und hatte nur gelächelt.

    Aber auch wenn er es nicht verstehen konnte, im Endeffekt hatte Cowen ihnen geglaubt, dass Rodney sich so sehr in John verguckt hatte, dass er ihn unbedingt an König Daniels Hof mitnehmen wollte. Anschließend ging es um die Bedingungen, unter denen das geschehen sollte und Rodney konnte verhandeln wie der beste Marktschreier, den John je erlebt hatte. Nur stückchenweise war er dem Großkönig entgegen gekommen.

    John hatte schweigend daneben gesessen und vorsichtig vorgefühlt, wie die Stimmung war. Als er nach einer Weile mehr Desinteresse als Opposition bei Cowen und dem anwesenden Rat gespürt hatte, hatte er beschlossen einzuschreiten. Er hatte nicht gewollt, dass Cowen gelangweilt die Verhandlungen ohne Ergebnis abbrach. Deshalb hatte er versucht, ihre Habgier, ihre Lust auf Gold, zu wecken. Es hatte hervorragend geklappt. Ganz hervorragend.

    Ja, Cowen war so gierig, so angetan von seinem suggerierten Gedanken, rasches Geld zu verdienen, gewesen, dass er in seinen Forderungen sogar über das Ziel hinaus geschossen war. John war jetzt im Nachhinein klar, dass in diesem Fall etwas weniger Beeinflussung mehr gewesen wäre. Aber hinterher war man immer klüger. In dem Moment hatte es John als das Sicherste angesehen, seine ganze Kraft in den Gedanken „Ich will das Gold“ zu lenken.

    Nun mussten sie dafür zahlen. Für die Summe, die der Gedichtband gekostet hätte, hatte der Großkönig nämlich nur John gehen lassen. Für die Schuldscheine musste das Seenreich noch einmal extra bezahlen. Außerdem hatte Cowen nur zugestimmt, maximal ein Drittel der Schuldscheine zu verkaufen, den Rest wollte er als Druckmittel lieber selbst behalten.

    Major Carter hatte zu verhandeln versucht, aber im Endeffekt, als es zu kippen drohte, hatte McKay gesagt, dass er die Summe zur Not aus eigener Tasche bezahlen würde und wenn er dafür sein Stadthaus und das Strandhaus verkaufen müsste und bei Jeannie einziehen.

    John musste noch im Rückblick lachen, als er an Magister Zelenkas erschrockenen Ausruf: „Das können Sie Jeannie nicht antun!“, denken musste. Als Rodney dann kurzerhand umgeschwenkt war und vorgeschlagen hatte, stattdessen bei ihm einzuziehen, hatte er schnell zugegeben, dass Jeannie eine gute Lösung war.

    So hatten die Leute aus dem Seenreich zugestimmt. Cowen bekam sein Geld, eine Anzahlung sofort in Form einer kleinen Truhe voll mit Goldstücken, die eigentlich für den Gedichtband vorgesehen gewesen waren. John bekam seine Freiheit, selbst wenn es für Cowen so aussehen musste, als habe er nur den Herrn gewechselt, weil die Schuldscheine seines Vaters in die nun leere Truhe wanderten. Aber John wußte, nicht nur von Rodney, sondern auch aus den Gedanken der anderen, dass ihn bei Daniel kein Hausarrest erwarten würde. Dass er endlich frei sein würde.

    „Mistviecher!“, meckerte Rodney in dem Augenblick lauthals und brachte John damit in die Gegenwart zurück. „Ich hatte gehofft, dass es auf dem Rückweg weniger Mücken wären.“
    „Da vorne ist schon die Bogenbrücke, damit haben wir mehr als die Hälfe geschafft“, versuchte John Rodney aufzumuntern.
    „Also noch fast einmal genauso lang“, seufzte Rodney Mitleid erregend.

    „Soll ich dich jetzt noch weiter deprimieren, indem ich dir sage, dass es mir trotz der ganzen Mücken Spaß macht?“, fragte John.
    „Spaß?!“
    „Schrecklich, nicht wahr?“ John lachte und lenkte sein Pferd wieder hinter Rodneys, da der Weg an dieser Stelle für zwei Tiere nebeneinander zu schmal war.
    Rodney grummelte.

    John wäre vor zwei Tagen ja am liebsten gleich nach den erfolgreichen Verhandlungen noch abgereist, aber er hatte eingesehen, dass sie alles vermeiden mussten, was irgendwie Aufmerksamkeit erregte, was ein abgesagtes Abschiedessen natürlich getan hätte. So hatte er wie auf heißen Kohlen gesessen und die ganze Zeit befürchtet, dass noch irgendein Unglück dazwischen kommen könnte und alles wieder hinfällig wäre.

    Er hatte nicht zu viel zu packen gehabt, nur die Kleidung, die er mitnehmen wollte und ein paar persönliche Gegenstände. Glücklicherweise hatte Cowen erlaubt – natürlich gegen einen entsprechenden Obolus –, dass er seine Lieblingsstute mitnehmen durfte, denn es hätte ihm sehr weh getan, sie zurück lassen zu müssen.

    Bei der Gelegenheit, als er im Stall gewesen war, hatte er noch kurz Ronon aufgesucht und ihm vom guten Ausgang der Verhandlungen erzählt. Ronon hatte ihm alles Gute gewünscht und versprochen, mal irgendwann ins Seenreich zu kommen, um zu sehen, was John so machte. Zum Abschied hatte er ihn dann noch einmal so fest gedrückt, dass John fast die Luft weggeblieben war. Ronon Dex war die einzige Person, die er mit Bedauern in der Palastburg zurückgelassen hatte.

    John hatte die Nacht bei Rodney im Zimmer verbracht, aber keinen Kopf für irgendwelche Liebesdinge gehabt. Rodney hatte das eingesehen und so waren sie in einen unruhigen Schlaf verfallen. Da auch die Leute aus dem Seenreich schon am Abend vorher alles gepackt hatten, hatten sie am nächsten Tag nur noch die Pferde satteln und beladen müssen und gleich nach dem Frühstück im Morgengrauen waren sie aufgebrochen und den ganzen Tag durchgeritten.

    John hatte sich in der ersten Stunde ununterbrochen umgeschaut, bis Rodney ihm angedroht hatte, für jeden Blick zurück ein Goldstück bezahlen zu müssen. Und so hatte John nur noch alle halbe Stunde verstohlen den Horizont nach möglichen Verfolgern abgesucht. Major Carter hatte auf ein flottes Tempo gedrängt und sie waren gut voran gekommen und hatten erst nach Einbruch der Dunkelheit ein Quartier etwas abseits des Weges gesucht.

    An diesem Morgen, nach einer Nacht in einem kleinen Gasthaus, direkt an den Sümpfen, waren sie ebenso früh aufgebrochen. Es war klar, dass auch Major Carter so schnell wie möglich wieder auf heimischen Grund sein wollte. Sie durchquerten zügig die ersten Meilen der Sümpfe und nichts als das Getrappel der Pferde und das Gluckern des Wassers unter den Bohlenwegen war zu hören. Die Sonne stand noch so tief, dass sie es nicht über die Wipfel der Bäume schaffte und ihre schrägen Strahlen malten unruhige Muster auf die dunklen Wasserflächen.

    Jetzt trennten ihn nur noch wenige Stunden von der Sicherheit des Seenreiches. Langsam begann sich John zu entspannen. Rodneys Meckern, Carters Kommandos, die leisen Unterhaltungen der Bewaffneten, das war wie eine beruhigende Hintergrunduntermalung.

    Das Seenreich – John hoffte, dass die Leute dort wirklich so begeistert wären, einen untrainierten Geistspringer willkommen zu heißen, wie Rodney ihm mehrmals versichert hatte. Wenn er daran dachte, dass König Daniels erster Eindruck von ihm sein würde, dass er der Ersatz für die Gedichtsammlung war, die er unbedingt hatte haben wollen, war sich John nicht sicher, ob Rodney nicht ein wenig zu optimistisch war. Wahrscheinlich würde der König die Prototypen der mitgebrachten Waffen ‚nützlicher’ finden als ihn selbst.

    Die Aussicht, einen anderen Geistspringer kennen zu lernen, erfüllte ihn mit gespannter Erwartung und einem Hauch von Furcht gleichzeitig. Vor allem, wenn Jack O’Neill wirklich so stark war, wie Rodney behauptete. Natürlich brannte er darauf, sich mit jemanden unterhalten zu können, der so war wie er. Aber wenn O’Neill es schon so lange machte, sich seiner Gabe so sicher war, hatte er vielleicht nur Mitleid und Ungeduld für jemanden, der kaum die Grundbegriffe beherrschte. Aber wahrscheinlich …

    Es gab einen lauten Knall, direkt neben John schlug etwas mit großer Wucht ins Wasser und eine Wasserfontäne spritzte auf den Weg. Johns Pferd scheute nervös und John wandte seine ganze Geschicklichkeit auf, um nicht abgeworfen zu werden. Die anderen Pferde reagierten ähnlich und Major Carter ließ ein durchdringendes: „Halt!“ ertönen.

    Es gab einen weiteren Knall und fast zwanzig Meter vom Weg entfernt krachte ein Geschoss in einen der Bäume mit den tiefhängenden Ästen. Mit einem lauten Ächzen zersplitterte der Stamm und die gewaltige Baumkrone kippte zur Seite, riss einen kleineren Baum mit, um schließlich mit einem gewaltigen Platsch in den Sumpf zu krachen und laut gurgelnd und schmatzend zu versinken.

    Die Faustrohre! Das hörte sich ganz genauso an, wie die Faustrohre, die die Genii zu Übungszwecken vorgeführt hatten. Und da sie hier noch auf dem Gebiet der Genii waren, war es wohl klar, wer die Angreifer waren.

    In Johns Magen ballte sich eisige Furcht zusammen. Das konnte nur bedeuten, dass die Genii irgendwie herausgefunden hatten, dass er ein Geistspringer war und jetzt wollten sie ihn wieder zurückbringen! Und wenn ihnen das gelänge, würde das mit Sicherheit keinen komfortablen Hausarrest für ihn bedeuten.

    „Verteidigungsposition!“, brüllte Major Carter und die Bewaffneten formierten sich und richteten ihre Waffen aus.
    In unregelmäßigen Abständen schlugen Schüsse neben ihnen ein – mal näher dran, mal weiter weg. Einige Bäume wurden getroffen und versanken im Sumpf, aber glücklicherweise schien die Treffsicherheit der Faustrohre auf größere Entfernungen nicht die beste zu sein, denn bisher gab es noch keinen Toten zu beklagen.

    Doch die Genii setzten nicht nur auf ihre neuen Waffen. Es folgte eine Salve von Pfeilen, gerade als auch die Bodenschützen des Seenreichs, die ersten Pfeile auf die bis dato noch unsichtbaren Feinde abfeuerten. Sie waren dabei klar im Nachteil, denn die Genii konnten sich überall verbergen, während sie auf dem Bohlenweg ein gut sichtbares Ziel abgaben.

    „Angreifer von links!“, rief Elizabeth Weir und sie sahen, dass sich durch die Sümpfe einige flache Boote näherten, von denen ebenfalls Pfeile abgeschossen wurden. Irgendwie war es den Genii offensichtlich gelungen, die Bewohner des Sumpfes auf ihre Seite zu ziehen.
    Ihre wendigen, kleinen Boote, ihre absolute Ortskenntnis und die Tarnfarben, in denen ihre Kleidung gehalten war, die sie mit dem Hintergrund nahezu verschmelzen ließen, machten sie zu sehr gefährlichen Gegnern.

    „Von rechts auch!“, schrie Rodney und Major Carter teilte ihre Bewaffneten zur Verteidigung auf die drei Seiten auf.

    Eine kurze Überschlagsrechnung machte John schnell klar, dass sie gegen diese Übermacht keine Chance haben würden. Die ersten Bogenschützen des Seenreichs stürzten bereits getroffen ins Wasser, eines der Pferde, das vom Weg abgekommen war, versank wild um sich schlagend im Sumpf.

    Rodney fiel ebenfalls vom Rücken seines Tieres und John schrie: „Nein!“
    Erst in dem Moment stellte er fest, dass Rodney abgestiegen war und auf ihn zu lief.

    Im selben Augenblick tauchte am Ende des Bohlenweges ein weiterer Trupp von zehn schwer bewaffneten Genii auf, die von weiteren Bogenschützen unterstützt wurden. Ein pockennarbiger Mann in einem langen schwarzen Mantel über der Uniform, löste sich aus dem Trupp, hob die Hand und das Feuer wurde eingestellt.

    „Ich bin Acastus Kolya, der Oberkommandierende der Genii. Wir wollen John Sheppard und Rodney McKay lebend haben, dann lassen wir die anderen unbehelligt abziehen“, rief er mit tönender Stimme.
    „Der Botschafter und John Sheppard stehen unter meinem Schutz, ich werde sie Ihnen nicht ausliefern“, brüllte Major Carter ebenso laut zurück.

    In der Zwischenzeit war Rodney bei John angekommen und John sagte sofort: „Ich gehe nicht zurück!“
    „Natürlich nicht!“ Rodney schüttelte den Kopf. „Ich habe einen Plan.“

    „McKay und Sheppard sind für die Freilassung eines Wraith verantwortlich!“, donnerte Kolya wütend. „Das Monster hat bereits sechs Wachleute getötet!“
    „Das ist eine Lüge. Die beiden haben gar n…“

    „Sollen wir die Faustrohre einsetzen, die wir in den Kisten verstaut haben?“, fragte John.
    „Nein.“ Rodney schüttelte den Kopf. „Wir werden dich einsetzen.“

    Kolya zückte sein Schwert. „Wir haben McKays schwarzen Umhang in der Zelle des Wraith gefunden und ein Dienstbote hat zugegeben, die beiden gesehen haben, wie sie die Kellergewölbe verließen!“
    „Das ist eine haltlose Unterstellung!“ Major Carter winkte einem der Bogenschützen, neben sie zu treten. „Oder wollen Sie allen Ernstes andeuten, dass die Genii einen Wraith in ihrem Gefängnis gefangen gehalten haben?“

    John rief überrascht: „Mich? Du meinst …?“ Rodney wollte, dass er Kolya unschädlich machte? Gut, das könnte er versuchen. „Ich soll Kolya …“
    „Nur Kolya, das reicht nicht. Du wirst ein solch starkes Gefühl von Rückzugswillen projizieren, dass sie *alle* nichts anderes wollen, als weg von hier.“
    „Alle?“, fragte John überrascht und zweifelnd gleichzeitig.
    „Alle.“ Rodney schaute ihn mit einer tödlichen Entschlossenheit an. „Die Genii und die Sumpfbewohner.“

    „Der Wraith war ein Kriegsgefangener, was seine Freilassung umso unentschuldbarer macht!“, brüllte Kolya.

    „Scheiße, Rodney.“ Versagensangst durchflutete John. Er schloss eine Sekunde die Augen und atmete tief durch. Aber es gab keine Alternative. Selbst wenn sie die Faustrohre auspackten und einsetzten – vorausgesetzt, die Genii gaben ihn die nötige Zeit dafür – , würden sie die von allen Seiten auf sie einstürmenden Angreifer nicht aufhalten könnten. Rodney hatte Recht. Er war wohl wirklich ihre beste Hoffnung – und wenn er nur Verwirrung bei ihren Gegnern hervorrufen konnte, wäre ihnen auch schon geholfen.

    „In Ordnung. Versuchen wir’s.“ John nickte entschieden und streckte eine Hand aus, die Rodney sofort ergriff.
    Er schloss die Augen und versuchte, alles um sich herum auszublenden, Kolyas Drohungen, Major Carters Antworten an Kolya, die Sumpfbewohner, die mit ihren Booten näher kamen und Magister Zelenka, der sich schützend vor sie stellte, als er sah, was sie versuchen wollten.

    So wie John seine Sinne der Reihe nach dämpfte, wurde das Bild in seinem Innern stärker. Es war wie ein altertümliches Schlachtengemälde. Die düstere Landschaft mit den beiden verfeindeten Parteien, die sich hier in den Sümpfen gegenüber standen. John sammelte die Kraft, die er immer noch nicht richtig beherrschte und mit voller Konzentration schleuderte er den Gedanken auf die Genii und die Sumpfbewohner, dass sie von hier weg wollten. Sofort. Umgehend. Weg. Weit weg.

    „Sehr gut, sehr gut“, flüsterte Rodney und John, der für einen Augenblick Angst gehabt hatte, kopfüber in Nichts zu fallen, fiel nicht in die Schwärze, die am Rande überall auf ihn wartete. „Mach weiter so.“

    Mit etwas mehr Selbstverständlichkeit sammelte John erneut seine Kräfte und wieder sandte er denselben Befehl. Kurz bevor er den Gedanken losschickte, bekam er mit, dass Kolya nicht die Absicht hatte, irgendwen am Leben zu lassen. Sein Auftrag lautete McKay und ihn selbst lebend in die Palastburg zu bringen, den Rest aber in die Sümpfe zu treiben, so dass es, falls jemand Nachforschungen anstellen würde, wie ein bedauerlicher Unfall aussehen würde.

    Wut über diese Niedertracht und Verlogenheit verstärkte Johns Entschlossenheit und er schickte dem ersten Gedanken sofort einen zweiten, stärkeren hinterher. Rodney umklammerte ihn jetzt von hinten, murmelte irgendwelche Nichtigkeiten in sein Ohr und die Sicherheit, die er mit Rodney vor zwei Abenden im Schlafzimmer gespürt hatte, war wieder zurück. Rodney würde ihn halten.

    Jetzt nutzte er das Vertrauen, das er in Rodney hatte und schickte seinen Geist noch weiter aus, wiederholte den Befehl, verlieh ihm Nachdruck und ließ die Palastburg wie ein Glück verheißendes Ziel aussehen, das die Genii sofort erreichen wollten, nein, mussten. Und die Sumpfbewohner wollten nichts sehnlicher, als sich wieder in die Ruhe ihres abgeschiedenen Lebens zu begeben.

    Alle wollten hier so schnell wie möglich verschwinden. Denn hier lauerte das Unheil. Das Grauen, dem sie entkommen wollten.
    John schickte seine Gedanken in die Weite der Landschaft, nahm nur am Rande einzelne Personen wahr.
    Flucht. Rückzug. Weg von hier. In die Sicherheit der Sümpfe und der Palastburg.
    Unablässig hämmerte John diese Gedanken hinaus, verlor jegliches Gefühl für Zeit und Raum.

    „Sie ziehen sich zurück!“
    „Die Bogenschützen machen kehrt!“
    „Die Boote der Sumpfbewohner drehen ab!“

    Die Schreie waren so laut und so mannigfaltig, dass sie nach einer Weile auch Johns Konzentration durchdrangen. Er spürte, wie sich sein Geist wieder in seinem Körper sammelte. Bevor er die Augen aufmachte, sandte er sicherheitshalber noch einen weiteren Gedanken an Flucht, dann schlug er langsam die Augen auf.

    Er saß auf dem Boden, im Dreck, Rodney hatte seine Arme von hinten um ihn herum geschlungen. Hielt ihn fest. Gab ihm Sicherheit. Sein Hintern wurde langsam nass, denn ein Sumpf war nichts, wo man sich hinsetzen sollte. Alles weichte durch. Gut, dass er noch eine Ersatzhose bei sich hatte. Die blaue, die auch viel wärmer war.

    „Bist du wieder bei uns?“, fragte Rodney grinsend. „Ich meine, weil du dir schon wieder Sorgen um deinen Hintern und deine Hose machst.“ Erleichterung und ein Hauch von Heiterkeit schwang in seiner Stimme mit.

    „Oh, habe ich laut gesprochen?“ John duckte den Kopf.
    „Ja“, grinste Rodney. „Aber das macht nichts. Du hast tatsächlich die Genii vertrieben. Und die Sumpfbewohner. Alle. Da kannst du verdammt noch mal alles sagen, was du willst.“ Er strahlte jetzt über das ganze Gesicht. „Du warst so phantastisch, John!“

    Major Carter kam angerannt und kniete sich vor ihm in den Dreck. „Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
    „Ja.“ John nickte, er schwebte noch immer auf einem Hoch, von dem er noch nicht ganz herunter war.
    Major Carter fummelte etwas aus ihrer Jackentasche und reichte ihm ein Taschentuch an. „Sie bluten“, meinte sie und zeigte auf sein Gesicht.
    Erst jetzt bemerkte John, dass etwas Warmes, Feuchtes über seine Lippen rann. Er wischte es mit dem Taschentuch auf und der Stoff wurde rot.
    „Nasenbluten“, erklärte Rodney. „Das kommt schon mal bei ganz besonders starker Konzentration vor“, beruhigte er ihn.

    John wischte noch einmal über seine Oberlippe und legte dann den Kopf nach hinten auf Rodneys Schulter. Das war ein überwältigendes Gefühl gewesen. Er hatte sich für ein paar Augeblicke so mächtig wie noch nie in seinem Leben gefühlt. Ein Feldherr, der ein ganzes Heer mit seinen Gedanken befehligte. Es war berauschend und durchaus ein wenig süchtig machend gewesen. John ahnte, dass es auch dem Gebiet noch Etliches zu lernen gab. Dass man dem Sog der Macht nicht einfach nachgeben durfte.

    „Alle Genii sind abgezogen, in heilloser Hast und völlig ungeordnet. Kolya hat versucht, etwas Ordnung herein zu bringen, aber auch er hat sich beim Rückzug immer wieder hektisch umgeschaut und offensichtlich ebenso wie die anderen nur noch den Gedanken an Flucht in seinem Kopf gehabt“, erklärte Major Carter und legte ihre Hand kurz auf Johns Arm und dann auf Rodneys Schulter. „Ich wusste gar nicht, dass Sie schon so stark sind.“

    „Ich auch nicht“, gestand ihr John mit einem schiefen Grinsen ein. Er richtete sich auf und fügte hinzu: „Aber ohne Rodney, ohne die Sicherheit, dass er mich fängt, hätte ich es nicht gekonnt.“ Er zog seinen Handschuh aus und mit seiner jetzt einigermaßen sauberen Hand strich er über Rodneys Wange.

    Rodney schaute ihn mit großen Augen an, doch bevor der Augenblick ins Sentimentale kippen konnte, wedelte er mit seiner linken Hand und meinte: „Ja, ja. Alle sind allen dankbar. Händeschütteln und Schulterklopfen inklusive. Aber auch mein Hintern wird mit jeder Minute durchweichter und ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn mir jemand aufhelfen würde.“

    Major Carter lachte und streckte Rodney eine Hand hin, Magister Zelenka streckte John eine hin und so stand er eine Sekunde später auf leicht unsicheren Beinen. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und schüttelte erstaunt den Kopf, dass eine rein geistige Tätigkeit so anstrengend sein konnte.

    „Kolya hatte übrigens den Auftrag, uns beide lebend zurück zu bringen, der Rest der Gesellschaft sollte im Moor umkommen und es sollte wie ein Unfall aussehen.“ John wollte Klarheit, damit das Seenreich wusste, dass man den Genii nicht trauen konnte.
    „Was?“ Major Carters Ausruf machte deutlich, dass sie nicht mit solch einem Verrat gerechnet hatte.
    „Nichts wie weg hier“, meinte Magister Zelenka und sprach damit allen aus dem Herzen.
    Major Carter ließ wieder aufsitzen und befahl, so schnell wie möglich die Sümpfe zu verlassen.

    Rodney reichte John seinen Handschuh an und sagte: „Verstehst du jetzt, John, warum ein starker Geistspringer manchmal wichtiger und bedeutender für den Ausgang einer Schlacht sein kann, als eine ganze Abteilung Bogenschützen?“

    „Aber nur ein Geistspringer, der von seinem Vertrauten unterstützt wird.“ Er nahm den Handschuh entgegen und ließ seine Finger über Rodneys gleiten. „Deshalb werde ich dich auch behalten“, flüsterte er und hauchte einen Kuss auf Rodneys Lippen, die sich gerade zu einem empörten „Oh!“ verzogen.

    Rodney küsste zurück, ließ John seine Zungenspitze an den Lippen spüren und beugte seinen Kopf dann ein wenig zurück. „Wer hier wen behält, sehen wir ja noch“, meinte er. Aber seine Augen straften seinen brummeligen Ton Lügen.

    „Ihr bekommt im nächsten Gasthaus ein gemeinsames Zimmer“, versprach Major Carter.
    „Mit nur einem Bett“, fügte Magister Zelenka hinzu. „Aber jetzt lasst uns endlich dahin reiten. Nur noch zwei Stunden und wir sind alle in Sicherheit.“

    Ja, noch zwei Stunden und sein altes Leben war nur noch Vergangenheit. John strahlte Rodney an, stieg auf sein Pferd und ritt neben dem Mann, der ihn herausgefordert hatte, das hier alles zu akzeptieren, in sein neues Leben. Endlich fühlte es sich richtig gut an, ein Geistspringer zu sein. Er freute sich auf das Seenreich.






    ©Antares, Januar- März 2016

  14. Danke sagten:


  15. #32
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Zwei Tage später ritt John neben Rodney her und genoss jede Sekunde. Es fühlte sich so überwältigend an, wieder ohne Angst vor Entdeckung stundenlang reiten zu können, offen und nicht nur bei Nacht
    Das muss wirklich ein befreiendes Gefühl für John sein.

    Für Cowen schien es unvorstellbar, dass man sich innerhalb so weniger Tage verlieben konnte. Nun, vor einigen Tagen hätte John das durchaus unterschrieben, auch er hätte niemals gedacht, dass es jemanden geben konnte, der so perfekt zu ihm passte, der die Leere in ihm fühlte, die er all die Jahre gar nicht richtig wahrgenommen hatte und die ihm erst im Nachhinein bewusst geworden war.
    John hat endlich seinen Deckel gefunden oder seinen Topf, je nachdem.

    Rodney konnte verhandeln wie der beste Marktschreier, den John je erlebt hatte. Nur stückchenweise war er dem Großkönig entgegen gekommen.
    Wenn Rodney etwas will, bekommt er es auch.

    John musste noch im Rückblick lachen, als er an Magister Zelenkas erschrockenen Ausruf: „Das können Sie Jeannie nicht antun!“
    Aber Zelanke auch nicht. Rodney liebt John wirklich, so sehr, dass er sogar alles verkaufen würde und zu Jeannie ziehen würde. Ich weiß nicht so recht, wer einem mehr leid tun kann.

    Ronon Dex war die einzige Person, die er mit Bedauern in der Palastburg zurückgelassen hatte.
    Er kann doch mit ins Seenreich gehen.

    John hatte sich in der ersten Stunde ununterbrochen umgeschaut, bis Rodney ihm angedroht hatte, für jeden Blick zurück ein Goldstück bezahlen zu müssen. Und so hatte John nur noch alle halbe Stunde verstohlen den Horizont nach möglichen Verfolgern abgesucht.
    Ich kann ihn verstehen, so ganz glaubt er noch nicht an seine Freiheit.

    Und da sie hier noch auf dem Gebiet der Genii waren, war es wohl klar, wer die Angreifer waren.
    Und da sind sie auch schon. War ja klar, da musste noch was nachkommen.

    „Ich bin Acastus Kolya, der Oberkommandierende der Genii. Wir wollen John Sheppard und Rodney McKay lebend haben, dann lassen wir die anderen unbehelligt abziehen“, rief er mit tönender Stimme.
    Der Mistkerl hat mir gerade noch gefehlt.

    „Alle.“ Rodney schaute ihn mit einer tödlichen Entschlossenheit an. „Die Genii und die Sumpfbewohner.“
    John schafft das, ganz bestimmt!

    „Sie ziehen sich zurück!“
    „Die Bogenschützen machen kehrt!“
    „Die Boote der Sumpfbewohner drehen ab!“
    Ich wusste es ...

    „Du warst so phantastisch, John!“
    Ja, das war er!

    „Aber ohne Rodney, ohne die Sicherheit, dass er mich fängt, hätte ich es nicht gekonnt.“ Er zog seinen Handschuh aus und mit seiner jetzt einigermaßen sauberen Hand strich er über Rodneys Wange.

    Rodney schaute ihn mit großen Augen an, doch bevor der Augenblick ins Sentimentale kippen konnte, wedelte er mit seiner linken Hand und meinte: „Ja, ja. Alle sind allen dankbar. Händeschütteln und Schulterklopfen inklusive. Aber auch mein Hintern wird mit jeder Minute durchweichter und ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn mir jemand aufhelfen würde.“
    Da macht ihm John fast eine Liebeserklärung und bedankt sich und er antwortet auf seine eigene unnachahmliche Art und Weise.

    „Deshalb werde ich dich auch behalten“, flüsterte er und hauchte einen Kuss auf Rodneys Lippen, die sich gerade zu einem empörten „Oh!“ verzogen.

    Rodney küsste zurück, ließ John seine Zungenspitze an den Lippen spüren und beugte seinen Kopf dann ein wenig zurück. „Wer hier wen behält, sehen wir ja noch“, meinte er. Aber seine Augen straften seinen brummeligen Ton Lügen.
    Und wieder tut Rodney es. Bei den beiden wird es bestimmt nie langweilig, weil sie sich immer mit dem 'Chefposten' abwechseln.

    Er freute sich auf das Seenreich.
    Und ich freue mich für ihn mit und darüber, dass ich wieder eine so wunderschöne Geschichte von dir lesen durfte - Dankeschön!

    Das Cover sieht toll aus - John sieht toll aus!

    P.S. Mit Jack wird er sich ganz bestimmt super gut verstehen und er wird ihm helfen, sein Gabe noch zu verfeinern.
    Ich möchte gerne noch mehr vom Seenreich lesen, wie John u. Jack zusammenarbeiten und wie es mit Rodney weitergeht.
    Geändert von John's Chaya (21.03.2016 um 00:39 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  16. Danke sagten:


  17. #33
    Major Avatar von claudi70
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    So, nun ist es vollbracht, jetzt ist leider die schöne Geschichte zu Ende. Aber dafür mit einem Happy End und dann auch noch ein sehr sehr schönes Cover, danke dafür.

    Zwei Tage später ritt John neben Rodney her und genoss jede Sekunde. Es fühlte sich so überwältigend an, wieder ohne Angst vor Entdeckung stundenlang reiten zu können, offen und nicht nur bei Nacht und auf Strecken, die Ronon für sicher erklärt hatte.
    das ging dann jetzt doch ziemlich schnell, bei den Verhandlungen wäre ich gerne dabei gewesen. Aber am Ende haben sie die richtigen Zügel gezogen-Geld- zieht ja meistens.

    In Johns Magen ballte sich eisige Furcht zusammen. Das konnte nur bedeuten, dass die Genii irgendwie herausgefunden hatten, dass er ein Geistspringer war und jetzt wollten sie ihn wieder zurückbringen! Und wenn ihnen das gelänge, würde das mit Sicherheit keinen komfortablen Hausarrest für ihn bedeuten.
    da wolltest du es aber noch mal wissen was? und hast es nochmal ordentlich krachen lassen, naja, so ganz ohne wäre es ja auch langweilig...

    [QUOTE„Ich bin Acastus Kolya, ...][/QUOTE] ha, mein Lieblingsbösewicht, davon hätte es gerne noch etwas mehr geben dürfen, aber man kann ja nicht alles haben. *ggg*

    „Nur Kolya, das reicht nicht. Du wirst ein solch starkes Gefühl von Rückzugswillen projizieren, dass sie *alle* nichts anderes wollen, als weg von hier.“
    „Alle?“
    das nenne ich mal eine Herausforderung, aber mit Rodneys Hilfe bekommt er das sicher gut hin.

    Er nahm den Handschuh entgegen und ließ seine Finger über Rodneys gleiten. „Deshalb werde ich dich auch behalten“, flüsterte er und hauchte einen Kuss auf Rodneys Lippen, die sich gerade zu einem empörten „Oh!“ verzogen.
    das gefällt mir ich habe gerade *Kopfkino*

    Ja, noch zwei Stunden und sein altes Leben war nur noch Vergangenheit. John strahlte Rodney an, stieg auf sein Pferd und ritt neben dem Mann, der ihn herausgefordert hatte, das hier alles zu akzeptieren, in sein neues Leben. Endlich fühlte es sich richtig gut an, ein Geistspringer zu sein. Er freute sich auf das Seenreich.
    Das hat er aber auch verdient, er war schon viel zu lange bei den Genii, schade nur, dass Ronon nicht mit ist, aber vielleicht in einer anderen Geschichte.

    Dann bleibt mir nur noch zu sagen: das war eine tolle Geschichte und vielleicht gibst es ja mal eine Fortsetzung im Seenreich.

    Lg claudi

  18. Danke sagten:


  19. #34
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard

    @ claudi70, John´s Chaya
    Ein dickes "Danke" für eure Abschlussfeedbacks und die ganzen Anmerkungen 'zwischendurch'. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut!


    John's Chaya:

    John hat endlich seinen Deckel gefunden oder seinen Topf, je nachdem.
    Ja, so kann man es wohl nennen. *g*

    Aber Zelanke auch nicht. Rodney liebt John wirklich, so sehr, dass er sogar alles verkaufen würde und zu Jeannie ziehen würde. Ich weiß nicht so recht, wer einem mehr leid tun kann.
    Das würde wohl in keiner Konstellation gut ausgehen.

    Ronon Dex war die einzige Person, die er mit Bedauern in der Palastburg zurückgelassen hatte.
    Er kann doch mit ins Seenreich gehen.
    Ja, vielleicht später - aber ich denke man kommt nicht so von heute auf morgen aus einem Vertrag heraus.

    Und da sind sie auch schon. War ja klar, da musste noch was nachkommen.
    --Irgenwie schon, nicht wahr? *g* Ich konnte ja jetzt nicht alles glatt laufen lassen, außerdem wollte ich John noch einmal Gegelenheit geben, dem Titel der Story gerecht zu werden.

    Der Mistkerl hat mir gerade noch gefehlt.
    --Das ist einer meiner Lieblingsfeinde.

    Ich wusste es ...
    Ich konnte sie ja nicht alle im Sumpf killen.

    Da macht ihm John fast eine Liebeserklärung und bedankt sich und er antwortet auf seine eigene unnachahmliche Art und Weise.
    Ich fürchte romantische Gesten sind an Rodney verschwendet. *g*
    Und wieder tut Rodney es. Bei den beiden wird es bestimmt nie langweilig, weil sie sich immer mit dem 'Chefposten' abwechseln.
    Genau, ich denke auch, dass ihre Beziehung daraus ihre Spannung bezieht. Immer "Ja, Sir" sagen, läßt es einfach nicht prickeln. *g*

    Das Cover sieht toll aus - John sieht toll aus!
    --Ich hatte noch so viele schöne Screenshots, da wollte ich dann auch noch auch einen John basteln.

    Ich möchte gerne noch mehr vom Seenreich lesen, wie John u. Jack zusammenarbeiten und wie es mit Rodney weitergeht.
    Das wollte meine Betaleserin auch! Aber im Moment fällt mir noch nichts dazu ein.


    @Claudi70

    Aber dafür mit einem Happy End und dann auch noch ein sehr sehr schönes Cover, danke dafür.
    Ja, John musste auch noch ein Bild mit Waffen und Kettenhemd und allem drum und dran bekommen. *g*
    das ging dann jetzt doch ziemlich schnell, bei den Verhandlungen wäre ich gerne dabei gewesen. Aber am Ende haben sie die richtigen Zügel gezogen-Geld- zieht ja meistens.
    Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich das als Rückblick schreiben sollte, oder linear. Irgendwie gefiel es mir dann im - gekürzten - Rückblick besser.

    da wolltest du es aber noch mal wissen was? und hast es nochmal ordentlich krachen lassen, naja, so ganz ohne wäre es ja auch langweilig...
    Ja, nachdem ich die Verhandlungen schon zusammengefasst hatte, wollte ich noch eine Actions-Szene drin haben, in der John beweisen kann, was er kann. Denn davon kommt im Rückblick ja nicht so viel rüber. Und ich dachte, dass er sich im Kampf beweisen kann, statt bei der Geld-Feilscherei ist passender für John.

    ha, mein Lieblingsbösewicht, davon hätte es gerne noch etwas mehr geben dürfen, aber man kann ja nicht alles haben. *ggg*
    Ja, ich mag ihn auch gerne, denn gerade in den ersten Folgen, in denen er auftritt, ist er nicht so schablonenhaft böse.

    das gefällt mir ich habe gerade *Kopfkino*
    Sehr gut!

    Das hat er aber auch verdient, er war schon viel zu lange bei den Genii, schade nur, dass Ronon nicht mit ist, aber vielleicht in einer anderen Geschichte.
    Ich denke auch, irgendwann muss er mal schauen, was Sheppard so macht .... *g*

    das war eine tolle Geschichte und vielleicht gibst es ja mal eine Fortsetzung im Seenreich.
    Ich bin nicht gut mit Fortsetzungen - aber man soll niemals nie sagen.


    Ganz, ganz lieben Dank euch beiden!! *Knuddel*
    Geändert von Antares (21.03.2016 um 14:20 Uhr)

  20. Danke sagten:


  21. #35
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    Wow Super Geschichte. Ich hatte das irgendwie schon geahnt das Kolya am Schluss kommt. Geniis ohne Kolya geht gar nicht.

    Nun eine Fortsetzung wäre sicher interessant. Da gebe es so viele Möglichkeiten. Einen Racheakt gegenüber Rodney und John usw. Lassen wir uns überraschen.

    Danke für diese wunderbare Story

    lg Christl

  22. #36
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    @Christl: Vielen Dank für dein nettes Feedback!

    Ja, die Genii so ganz ohne Kolya gehen nicht gut. *g* Kolya ist so ein interessanter Bösewicht, der musste es einfach in die Geschichte schaffen.

    Ob es je eine Fortsetzung geben wird, kann ich nicht sagen, denn irgendwie fällt mir bei Fortsetzungen nie so recht etwas ein, weil ich meinen Hauptkonflikt meist in der ersten Geschichte gelöst habe.

    Aber das Aufeinandertreffen von John und Jack würde mich schon irgendwie reizen .... mal sehen, ob was daraus wird.

    Danke sehr für dein nettes Feedback! Es freut mich, dass es dir gefallen hat.

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