Titel: Liaisons (Eine Geschichte in Variationen)
Autor: Kris
Fandom:Doctor Who
Genre: Romanze, Schmerz/Trost
Wortanzahl: ca. 9500
Charakter(e)/Pairing(s): Der Doktor & jeweils eine Begleiterin
Rating/Warnings: PG-15
Staffel/Spoiler: -
Anmerkung des Autors: Diese Geschichte ist auch für mich ein Experiment. Ich wollte einfach ausprobieren, wie es ist, eine Szene zu schreiben, bei dem ich die Figuren nicht festlege (dabei handelt es sich um Kapitel 1) und wie sich die Handlung verändert, wenn ich in der Fortsetzung die Personen klar benenne.
Was letztendlich dabei herausgekommen ist, könnt ihr in den Kapiteln 2-6 nachlesen, die jedes für sich die Szene des ersten Kapitels fortsetzen.
Ihr habt so die Wahl und vielleicht auch die Qual, euren Favoriten auszuwählen. Aber ist das nicht das Schöne an einem solchen Abenteuer?
Kurzinhalt: Es brach ihr fast das Herz, als sie ihn so sah, obwohl es ihr selbst nicht viel besser ging. Denn es war nicht alltäglich, ein ganzes Volk sterben zu sehen und nichts dagegen tun zu können, nicht einmal die leiseste Hoffnung zu haben, … vor allem nicht für ihn, den Doktor! --- Wer ist diejenige, die ihn zu trösten vermag? Ich lade euch ein – zu einem romantischen Experiment in sieben Kapiteln!
Prelude:
Desperation & Comfort– Verzweiflung & Trost
Es brach ihr fast das Herz, als sie ihn so sah, obwohl es ihr selbst nicht viel besser ging. Auch ihre Augen schwammen in Tränen, und es fühlte sich so an, als säße in ihrem Hals ein dicker Kloß fest. Denn es war nicht alltäglich, mitansehen zu müssen, wie gleich ein ganzes Volk starb, und selbst nichts dagegen tun zu können, nicht einmal die leiseste Hoffnung zu haben, wenigstens einige Bewohner aus dem Inferno holen zu können … vor allem nicht für jemanden wie ihn, den Doktor!
Möglicherweise hatte die Tardis ja einen guten Grund gehabt, die Türen nicht zu öffnen, nachdem sie schon gehörig herumgezickt hatte, als es ihm endlich gelungen war, die Sicherheitsprotokolle zu umgehen, die sie eingeschaltet hatte, um eine Materialisation zu verhindern.
Vielleicht verlangte das Zeitgefüge genau diese Wendung, erlaubte nicht, dass das Schicksal einer ganzen Spezies umgeschrieben wurde … etwas, was der Doktor normalerweise akzeptiert hätte, wenn er nicht noch irgendwie und irgendwo ein winzig kleines Schlupfloch gesehen hätte, um sich ohne schlechtes Gewissen einmischen zu können … um damit dem gnadenlosen Verlauf der Geschichte wenigstens im Kleinen zu trotzen.
Aber so, war ihm diese Chance genommen worden und keiner wusste, warum, das machte es um so schlimmer. Die Verweigerung der Tardis, ihn bei der Rettung einiger Seelen zu unterstützen, hatte ihm nicht nur einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht sondern auch einen heftigen Schlag versetzt, weil sie in diesem Moment all das negierte, was dem Doktor doch so wichtig war, indem sie den Werten und Prinzipien die er zu seiner zweiten Natur gemacht hatte, nicht erlaubte, zu greifen.
Die junge Frau schnaubte. Ihrer Meinung nach gerechtfertigte Wut stieg in ihrem Inneren auf, denn was war dieses Schiff, dieses verfluchte Ding eigentlich für eine Instanz, dass es sich dazu entschied, sich jetzt einfach stur über den Willen ihres Besitzers hinweg zu setzen und ihm damit großen Schmerz zuzufügen?
Gleichzeitig spürte sie tiefe Verzweiflung, vor allem als sie fieberhaft überlegte 'Was können wir, kann ich, jetzt noch tun? Sie wusste nämlich nur eines: Was geschehen war, war geschehen und würde jetzt noch weniger zu verändern sein als vorher!
Nun nachdem die Erdkruste aufgebrochen war, das feurige Erdinnere alles Leben verschluckt hatte, herrschte eine unheimliche Ruhe in der Tardis. Das Schiff hatte erneut das Ruder übernommen und sie zurück in eine Warteposition im All geführt, fernab der sterbenden Welt, so als wolle sie nicht länger erlauben, dass sie die Einäscherung eines ganzen Planeten mit ansahen.
Der Doktor hatte schon vor einer ganzen Weile aufgegeben, gegen sein Schiff anzukämpfen und war mit einem gequälten Laut, einer Mischung aus Schrei und Schluchzen, von der Konsole zurückgewichen, so verraten fühlte er sich von seiner ältesten und treusten Begleiterin, die er so oft liebevoll als „Altes Mädchen“ bezeichnet hatte.
Und nun hockte er einfach da, den Kopf in den Händen vergraben, ein Häufchen Elend, das die Last des ganzen Universums auf seinen Schultern zu tragen schien, so zusammengesunken wie seine Erscheinung wirkte.
„Oh, Doktor! Doktor!“ Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und setzte sich neben ihn, weinte eine Weile mit ihm um die verlorenen Seelen. Doch irgendwie erschien ihr das zu wenig und sogar falsch. Denn seine Verzweiflung wurde dadurch nicht geringer, eher im Gegenteil, sie schien nur noch mehr anzuwachsen, denn nun grämte er sich auch noch für sie.
Ob sie vielleicht einfach seine Hand nehmen und festhalten sollte, als Beweis, dass sie zu ihm hielt, dass sie ihn jetzt nicht fallen lassen würde?
Aus einem Impuls heraus schlang sie mit einem Mal ihre Arme um seinen Körper, suchte Schutz, Nähe und Wärme vor der grausamen Entscheidung, die eben über ihrer beider Kopf hinweg getroffen worden war, auch wenn letzteres eher im übertragenen als im körperlichen Sinne zu sehen war, wurde ihr doch wieder einmal bewusst, wie niedrig die Körpertemperatur seiner Spezies doch eigentlich war.
Zuerst verkrampfte sich der Timelord erschrocken, spannte sich an, als wolle er sie wieder wegstoßen. Dann aber hob er langsam den Kopf. 'Ich habe ihn noch nie so verzweifelt, nie auf diese Weise weinen sehen!', huschte durch ihren Geist. 'Das ist das erste Mal, dass er selbst nicht weiter weiß!'
Der Wunsch in ihr wuchs, für ihn da zu sein, so wie er in ihren dunkelsten Stunden für sie dagewesen war, selbst dazu bereit, eines seiner Leben für sie hinzugeben, wenn nicht sogar seine gesamte Existenz.
„Ich …“ Seine Stimme versagte, so dass ihm nur noch ein heiseres Wispern blieb. „Ich habe versagt. Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben … wenigstens einige … es …“
„Schhhh … ich weiß … ich weiß!“
Ihre Hand streichelte sanft über seinen Rücken, eine hilflose Geste bei dem Schmerz, den sie beide empfanden. Er legte seine Stirn auf ihre Schulter, so dass sie sein wirres Haar an ihrer Wange spürte.
Trocken und weich, ein wenig fedrig leicht nach den Blüten des Obsthaines und der frischen Luft eines Sommertages duftend, den sie besucht hatten, bevor der Notruf sie aus der Idylle eines norditalienischen Gartens der Renaissance gerissen hatte, bevor das Lachen und die Leichtigkeit aus ihren Seelen geschwunden war.
„Es ist nicht deine Schuld!“ Ihre Stimme zitterte als sie das sagte, denn es fühlte sich irgendwie hohl und leer an. „Du hast getan, was du konntest!“, bekräftigte sie ihre ersten Worte und fuhr zärtlich mit den Fingern der anderen Hand durch sein Haar, als sei sie eine Mutter, die ihren kleinen Jungen tröstete. „Wenn ich dir doch nur irgendwie helfen könnte … “
Ein Zittern durchlief seinen Körper. Ein innerliches Beben, das von dem heftigen und völlig unregelmäßigen Schlag seiner beiden Herzen und einem unterdrückten Schrei begleitet wurde, beides Zeichen der Aufruhr, die in ihm tobte.
Wut oder Verzweiflung - was würde nun die Oberhand über seinen Geist und seine Gefühle gewinnen? Und wie würde er damit umgehen, was davon sein Handeln beeinflussen?
Ihre Gedanken rasten, weil so viele Empfindungen in ihr tobten, so viele Ideen, Ängste und Sorgen sich gegenseitig beeinflussten. Und doch: War die Antwort wirklich so kompliziert? Kannte sie nicht schon längst eine?
Er brauchte jemanden, der ihn erdete.
Einen Anker.
Wieder hob er seinen Kopf und sah sie an. „Bitte halt mich fest, ehe ich auf die Idee komme, etwas Dummes tun zu wollen“, flüsterte er heiser in ihr Ohr. „Halte mich einfach nur fest.“
In dem Augenblick, in dem auch er seine Arme um sie schlang und sie ungestüm an sich drückte, er sich hilfesuchend an sie klammerte, als würde er in einem See der Hoffnungslosigkeit ertrinken, wusste sie, was sie zu tun hatte.
„Das werde ich ...“ Sie legte die Hände an seine kühlen Wangen und zwang ihn sanft dazu, ihn anzusehen. Seine Augen wirkten nun nicht mehr unendlich alt und weise, allen Problemen gewachsen, sondern eher wie die eines Wesens, das am Ende seiner Kraft angelangt war, das selbst nicht mehr an sich glaubte.
Sie hielt die Luft an. Es gab so viele Dinge, die sie ihm sagen, könnte, so viele Worte, die ihr in den Sinn kamen, um ihn zu trösten, aber war das wirklich nötig? Vor allem jetzt, wo sie ihm so nah wie nie zuvor kam und mehr denn je dazu bereit war, ihm ihre Gefühle zu offenbaren? Ihm zu beweisen, dass Liebe den Schmerz hinwegfegen oder zumindest leichter ertragbar machen würde.
Einen Moment zögerte sie. War es wirklich fair, die Situation schamlos auszunutzen, nur um das zu tun, was sie sich schon die ganze Zeit gewünscht hatte?
Klar, er war ein Außerirdischer, Hunderte von Jahren alt, Angehöriger einer fremden Spezies, die ganz anders ticken mochte, was gewisse Dinge betraf. Er mochte vielleicht ganz anders darauf reagieren als ein irdischer Mann …
„Ach, was solls!“
Kurzentschlossen zog sie sein Gesicht nahe an das ihre und presste ihre Lippen auf die seinen. Ihm entfuhr ein überraschtes Japsen, aber er stieß sie nicht zurück. Stattdessen ging er auf ihre sanfte aber entschlossene Berührung ein.
Zunächst versuchte er noch den Mund geschlossen zu halten, als sei er ein schüchterner Junge, der so etwas noch nie getan hatte, dem es peinlich schien, mit einem Mädchen „herumzuknutschen“ - nun … aber es schien ihm nicht wirklich unangenehm zu sein.
Ein amüsiertes Glucksen entfuhr ihrer Kehle, als er ungeschickt versuchte, die kleinen zarten Küsse auf Mund und Nase, das Knabbern an seinen Lippen nachzuahmen und dabei so dreinschaute, als entdecke er dieses Wunder neu.
Immerhin schmeckte er nicht nach Pfefferminzbonbons wie der erste Junge, mit dem sie es das erste Mal in einer dunklen Ecke ausprobiert hatte, damals nach dem Unterricht. Oder nach … halt, es war nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, irgendwelche Vergleiche mit der Vergangenheit anzustellen.
Aufgrund ihres Kicherns zuckte er ein Stück zurück, wirkte dabei irritiert und ziemlich verlegen zugleich, doch sie lächelte ihn beruhigend an. „Sorry, das wollte ich nicht“, wisperte sie ihm mit einem Zwinkern zu. „Das war nicht auf dich gemünzt, denn du machst alles richtig. Und was wir eben getan haben, war nur die erste Stufe … es wird gleich noch viel schöner.“
Schließlich war das bisher nur das Vorgeplänkel der Anfang eines viel größeren Abenteuers, das sie selbst auch noch nicht in seiner Gänze ausgekostet hatte …
Sie vergrub ihre Finger in seinem dichten Haar und legte nun erst richtig los – wenn man es denn so nennen wollte. Härter und fordernder presste sie ihre Lippen auf die seinen. Schließlich war sie eine erwachsene Frau, die sich nicht mit den unschuldigen Spielereien der Jugendzeit zufriedengeben wollte.
Denn der Moment war so kostbar, dass sie ihn ewig festhalten und unvergesslich machen wollte
Längst schlug ihr Herz so schnell wie das eines Vogels und durchdrang dabei ihren ganzen Körper. Ein Kribbeln wanderte durch ihre Glieder, über ihren Nacken und durch den Kopf, als ihr regelrecht schwindelig vor Glück wurde.
Zunächst traf ihre Zungenspitze auf den Widerstand seiner Zähne, doch sie war entschlossen, sich das nicht gefallen zu lassen. Deshalb gab sie nicht auf und verstärkte ihre Bemühungen. Mit der einen Hand hielt sie weiter seinen Kopf, die andere ließ sie durch die Strähnen zum Nacken und dann über den Hals wandern, liebkoste zärtlich die kühle Haut, sofern die vom Kragen des Hemdes freigegeben wurde.
Ihre Finger fühlten an der Halsschlagader, dass auch seine Herzen nun fast so schnell schlugen wie die Flügel eines Kolibris. Kalt ließ ihn dieser Moment also nicht.
Deshalb hielt sie einen Moment inne. „Du bist doch sonst so mutig und so neugierig, Doktor? Bitte vertraue mir!“, wisperte sie in sein Ohr.
- Fortsetzung folgt -