Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 20 von 23

Thema: Long Way Home [SGA/AU - NC-17]

  1. #1
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard Long Way Home [SGA/AU - NC-17]

    Long Way Home

    Pairing: McShep
    Genre: AU, Romance, Humor, Slash,
    Rating: NC-17

    Warnungen: Das ist eine AU-Story, die auf der Erde spielt, ohne Atlantis und ohne das Stargate. John ist ein Geschäftsmann, lediglich Rodney blieb der Physik treu

    Kurzinhalt: Weihnachten mit der Familie. Für den einen Mann ein Gräuel, für den anderen eine willkommene Ablenkung. Doch es ist der Weg, der die beiden aufeinandertreffen lässt …

    Anmerkungen: Geschrieben für den NaNoWriMo 2013)
    Mein besonderer Dank geht an Tamara, die sich noch kurz vor Weihnachten und währenddessen die Zeit genommen hat, um dieses Projekt zu betan!



    ~~~///~~~

    18. Dezember 2006 – Colorado Springs, Colorado

    „Doktor McKay … Rodney“, setzte Jason Rittner, seines Zeichens Personalchef von Humble Research, ruhig und gelassen an und ließ sich mit einer solchen Selbstgefälligkeit auf der Ecke seines übergroßen Eichenschreibtisches nieder, dass es sogar Rodney mehr als anwiderte. „Du bist brillant, niemand würde das bestreiten.“

    „Was?!“, entfuhr es Rodney bereits zum zweiten Mal, seit er das Büro betreten hatte. Hatte er sich anfangs beim besten Willen nicht denken können, warum man ihn ins Personalbüro zitiert hatte, so war Rodney nun vollends von Jasons Unfähigkeit und Dreistigkeit überzeugt. Aber er hatte noch nie große Stücke auf diesen gegelten Schnösel gehalten. „Das glaube ich einfach nicht!“

    „Aber Rodney, versteh doch, wir brauchen nur ein wenig mehr Luft und Zeit, um wieder auf einen grünen Zweig zu kommen und du … du würdest deinen Posten auch nicht wirklich verlieren; es wäre so etwas wie ein Urlaub …“, meinte der Personalleiter erneut, als er einen weiteren und vor allem kühneren Vorstoß wagte und seine Hand zu Rodneys Knie führte. „Ich kann dir wirklich versichern …“

    „Gar nichts können Sie mir versichern! Und nehmen Sie Ihre Hand von meinem Bein und hören Sie auf, mich zu duzen“, forderte Rodney energisch, als er aus dem unbequemen Sessel sprang. „Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen. So weit kommt es noch! Ich überlasse euch meine Theorien, und irgendein halbgarer Trottel da unten würfelt mit den Berechnungen rum, bis der Laden hier in die Luft fliegt. Und ich soll es dann später ausbaden, oder wie? Kommt gar nicht in Frage! Diese Arbeit könnte ein Meilenstein in der Energiegewinnung sein. Himmel, sie könnte eine der größten Errungenschaften der Menschheit sein. Ich könnte sogar den Nobelpreis gewinnen.“

    Rittner lachte auf. „Findest du nicht, dass du dich selbst vielleicht ein bisschen zu ernst nimmst? Rodney, es ist nur eine Theorie. Selbst wenn sie bei deinen Kollegen halbwegs gut ankommen würde, muss die Umsetzung noch lange nicht funktionieren.“

    „Das werden wir sehen. Aber bestimmt werden die Tests dann nicht hier stattfinden.“

    „Rodney, ich bitte dich …“

    „Wir sind immer noch nicht beim Du und Sie werden sich anderweitig umsehen müssen, wie Sie auf Ihren grünen Zweig kommen. Ich lasse mir meinen jedenfalls nicht abschneiden. Ich werde meine Forschung fortsetzen und suche mir auch eine geeignete Einrichtung für mögliche Tests.“

    „Das kannst du … das können Sie nicht“, meinte Rittner, der sich beinahe drohend vor ihm aufbaute. „Sie sind vertraglich verpflichtet, mögliche Tests bei Genehmigung von und bei Humble Research hier durchzuführen.“

    „Mag sein. Aber so was kann sich schnell ändern. Nicht wahr? Humble Research steht kurz vor dem Bankrott. Das ist schon lange kein Geheimnis mehr und Sie haben es eben sogar zugegeben. Wer weiß, welcher arme Tropf sich Ihrer Firma annimmt, und welche Veränderungen auf Sie alle zukommen.“

    „Nun, noch ist es nicht so weit. Abgesehen davon, werden Personalchefs nicht so schnell von irgendwelchen Veränderungen betroffen, die mit einer Übernahme einhergehen. Aber … ich könnte dafür sorgen, dass auch Sie eine Ausnahme dieser Regel darstellen“, erklärte Rittner mit dem widerlichsten Grinsen, das Rodney je gesehen hatte. „Sie … müssten mir nur ein klein wenig … entgegenkommen.“

    „Und als ich dachte, er könnte nicht widerlicher sein …“

    „Vorsicht Rodney”, mahnte Rittner, als das Grinsen erstarb.

    „Als ob ich darauf noch etwas gebe. Für wen halten Sie mich eigentlich, hm? Ich bin keiner der verwahrlosten und hoffnungslosen Stricher, die Sie jeden zweiten Freitagabend im heruntergekommenen Teil der Stadt am Straßenrand aufgabeln und das Wochenende über dumm und dämlich vögeln.“

    „Rodney, du hast gerade einen groben Fehler begangen.“

    „Äh, nein … nein, ich denke nicht. Ich habe nur die Wahrheit gesagt. Wir wissen doch beide, dass das alles doch nur eine reine Geldsache ist. Meine Brillanz interessiert Sie nur insoweit, als dass Sie meine Forschungen in die Hände bekommen wollen, um den Wert Ihrer herunter gewirtschafteten Einrichtung in einem guten Licht erscheinen zu lassen und einem potenziellen Interessenten die Nase lang machen zu können. Haben Sie dann erst einmal den Vertrag in der Tasche, verändert sich mein Zwangsurlaub in eine Kündigung. Vielleicht sprengt Kavanagh auch vorher alles in die Luft. Und was meine Forschung der neuen Energiegewinnung angeht … es ist, wie Sie sagten. Es ist nur eine Theorie. Ich habe keinerlei Projekte oder Anträge vorgelegt oder beantragt, also bin ich zu nichts verpflichtet. Nicht mehr.“

    „Was soll das heißen, Rodney? Was meinst du?“

    „Oh Verzeihung, war das nicht deutlich genug? Ich kündige und meine Arbeit nehme ich mit. Und wir sind immer noch nicht beim Du!“ Damit war für Rodney das Gespräch beendet, als er auf dem Absatz kehrt machte und aus dem Büro stapfte.

    ~~~

    Rodney hatte nicht viel Zeit damit verschwenden müssen, die wenige Habe einzupacken, die sein Büro und sein Labor zierte. Gerade mal seinen Laptop mit den wichtigsten Daten seiner Forschung, ein kleines Poster einer benachbarten Galaxie – Astrophysik war neben der theoretischen Physik eines seiner größten Steckenpferde – und da war noch der kleine Kaktus, den er von einer verflossenen Freundin geschenkt bekommen hatte. Auch wenn er der Frau mittlerweile keine Träne mehr nachweinte, so kümmerte er sich dennoch immer noch hin und wieder um das kleine stachelige Ungetüm. Es konnte ja schließlich nichts dafür, dass seine frühere Besitzerin einst Zweifel an seinen Entscheidungen, wie und mit wem er sein Leben leben sollte, in ihm hatte aufkommen und ihn alles gründlich hatte überdenken lassen.

    Und Gott sei Dank waren Kakteen recht genügsam und brauchten nur gelegentlich ein paar Tropfen Wasser.

    Aber da war noch die Sache mit dem Kaffee. Rodney liebte Kaffee – die Kaffeemaschine mittlerweile weniger. Ja, er hatte sie zwar schon vor Jahren gekauft und ihr einen Sonderplatz in seinem Büro zukommen lassen – etwas, was die Firma ihm nur nach langem Hin und Her und etlichem Gezeter gestattet hatte –, aber nachdem sie anfangs ihren Dienst auch wie erwartet verrichtete und ihm mit dem köstlichen frischgebrühten Koffein durch die eine oder andere knifflige Berechnung geholfen und ihm auch tagtäglich während der vielen Auseinandersetzungen mit Kavanagh und anderen Fachidioten zur Seite gestanden hatte, so schien das Ding nun doch aus dem letzten Loch zu pfeifen.

    Er machte kurzen Prozess und ließ die Maschine in die Mülltonne auf dem Firmenparkplatz wandern.

    „Damit habe ich wohl Übung“, murmelte McKay und warf der Kaffeemaschine einen wehmütigen Blick zu. „Erst meine Karriere, dann meine Kaffeemaschine. Was kommt als Nächstes in die Tonne?“

    Rodney schlug den Kofferraum zu, blickte noch einmal traurig zu seinem ehemaligen Arbeitsplatz und klemmte sich dann hinter das Steuer seines Wagens und brauste davon.

    Er hatte gerne dort gearbeitet, auch wenn seine Kollegen, allen voran Kavanagh und Lee, ihn regelmäßig in den Wahnsinn trieben. Ganz zu schweigen von Rittners billigen und ekelhaften Annäherungsversuchen. Es war ihm ohnehin ein Rätsel, wie Rittner schon vor einiger Zeit dahinter gekommen war, dass Rodney eher an Männern interessiert war. Und es war ihm ein noch größeres Rätsel, wie Rittner glauben konnte, dass ausgerechnet er eine Chance bei ihm hätte.

    Rodney schüttelte sich und ließ einen angewiderten Laut über seine Lippen kommen. Gott sei Dank lag dies nun hinter ihm. An dem neuen Arbeitsplatz würde es bestimmt besser sein. Wo immer das auch sein mochte.

    Aber zunächst galt es, sich wieder etwas zu beruhigen und zu sich selbst zu finden. Wenn er recht überlegte, war ein Urlaub vielleicht doch keine so schlechte Idee. Er hatte schon seit Jahren nicht einmal einen freien Tag, abgesehen von Wochenenden oder Feiertagen, gehabt. Und selbst die verbrachte er meist lieber in seinem Labor. Vielleicht würde ihm sogar ein Besuch bei Jeannie und seiner kleinen Nichte Maddie ganz gut tun. Seine Schwester hatte ihm schon vor Tagen eine Email zukommen lassen und ihn eingeladen, die Weihnachtsfeiertage bei ihr und Kaleb und Maddie zu verbringen. Ja, das wäre eine richtig gute Idee.

    ~~~

    Nachdem Rodney noch etwas Geld von seinem Konto abgehoben, einen Spaziergang durch die Mall gemacht und gerade das eine oder andere für den nächsten Tag und seine Reise nach Vancouver besorgt hatte, war Maddies Weihnachtsgeschenk an der Reihe.

    Natürlich hatte er schon vor Wochen das passende Geschenk gefunden und es bereits nach Vancouver geschickt. Kaleb würde kaum Schwierigkeiten haben, es zusammenzubasteln. Laut Beschreibung war es selbst für den Unbeholfensten eine Leichtigkeit. Dann würde es doch wohl auch ein Englisch-Lehrer hinbekommen. Und selbst wenn nicht, so konnte er sich eben selbst darum kümmern, nun, wo er das Angebot seiner Schwester wahrnehmen würde.

    Aber dieser eine Riesen-Teddy musste mit. Auch wenn er Maddie um einen halben Kopf überragte.

    ~~~

    „Hey Jeannie“, begrüßte Rodney seine Schwester, die bereits nach dem dritten Klingeln am Hörer war.

    „Mer! Wie schön, dass du anrufst. Ich habe dir vor ein paar Tagen eine Mail geschickt. Ist sie nicht bei dir angekommen? Ich dachte, du könntest Weihnachten bei uns verbringen. Maddie würde sich so sehr freuen, ihren Onkel Roddy wiederzusehen.“

    „Ja … ja, deswegen rufe ich an. Ich denke, ich werde dein Angebot annehmen und zu euch kommen. Das heißt, wenn es euch keine Umstände macht. Aber ich würde auch nur ein paar Tage bleiben.“

    „Ach Blödsinn, Mer. Du machst uns doch keine Umstände. Ich habe schon dein Zimmer vorbereitet und wollte dich auch schon anrufen. Ein Nein hätte ich dieses Mal nämlich nicht akzeptiert, weißt du? Maddie spricht von nichts anderem mehr und Kaleb hat mich auch schon mehrmals gefragt, ob ich schon Antwort von dir hätte, also …“

    „Ja … ja, tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Die letzte Zeit war ein wenig … stressig“, versuchte Rodney zu erklären, wollte aber nicht gleich mit Details rausrücken. Das musste erstens nicht am Telefon sein und zweitens hätte es auch noch Zeit bis nach den Feiertagen. Falls er überhaupt mit seiner Schwester über die vergangenen Geschehnisse sprechen würde. Aber so wie er Jeannie kannte …

    „Ist alles in Ordnung, Mer? Du hörst dich nicht gut an. Also, ich meine … es klingt, als hättest du Probleme.“

    „Ach was, nein. Alles bestens.“

    „Du warst schon immer ein miserabler Lügner. Sogar am Telefon merkt man es. Mer, was ist los?“, fragte Jeannie mit etwas mehr Nachdruck und so musste Rodney nun doch über die Hartnäckigkeit seiner Schwester schmunzeln.

    „Ach, das … es ist nichts. Glaube mir. Es ist nicht Schlimmes, keine Bange. Ich … ich habe nur gekündigt, das ist alles.“

    „Gekündigt! Aber … wieso, Mer? Du hast doch gerne als Physiker gearbeitet.“

    „Das tue ich noch, nur … nur nicht mehr bei Humble Research. Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir irgendwann … nach den Feiertagen, okay?“

    „Hast du Mist gebaut?“

    „Was?! Nein! Ich habe keinen Mist gebaut! Wie kommst du nur darauf?“

    „Na ja, ich kenne dich doch. Außerdem hast du schon öfter …“


    „Habe ich nicht! Wieso denkst du immer, ich sei schuld? Also wirklich, Jeannie.“

    „Na dann sag doch, was passiert ist.“

    „Jeannie bitte, nach den Feiertagen“, bat Rodney nochmals.

    „Okay. Ja, na schön“, gab Jeannie zurück, wunderte sich aber etwas. Was um alles in der Welt ging in Colorado nur vor sich? Was musste nur geschehen sein, dass ihr Bruder freiwillig kündigte? Ganz zu schweigen davon, dass er nicht darüber reden wollte. Nicht dass er auch sonst nicht sehr gesprächig über sein Leben war, aber es musste schon etwas Gravierenderes sein, wenn er freiwillig einen guten Posten aufgab und so rumdruckste.

    „Ist das Paket von mir gut bei euch angekommen? Maddies Geschenk?“, fragte Rodney weiter und versuchte so, von seinen Problemen abzulenken.

    „Hm? Oh Ja. Ja, es ist schon vor Wochen angekommen. Kaleb hat auch schon versucht, es aufzubauen, aber er meinte, es sei besser, wenn du es machst. Du weißt ja, er hat zwei linke Hände.“

    „Ja, natürlich. Kein Problem. Also, ich denke, ich werde mit dem Flug übermorgen ankommen. Vielleicht kriege ich aber auch noch einen für morgen. Ich schicke dir noch eine Mail, wann genau ich in Vancouver ankomme.“

    „Ist gut. Dann kommen entweder ich oder Kaleb dich abholen.“

    „Oh nein, das müsst ihr nicht. Ich kann mir auch ein Taxi …“

    „Denk nicht einmal daran, mit dem Taxi zu fahren. Wir holen dich am Flughafen ab. Ende der Diskussion. Oh-oh, meine Kekse verbrennen, ich muss Schluss machen. Mer … bitte lass den Kopf nicht hängen. Ich bin sicher, es renkt sich alles wieder ein. Und wenn du bei uns bist, dann entspannst du dich erst ein bisschen und dann sprechen wir in Ruhe über alles und mal sehen, vielleicht finden wir auch eine andere tolle Anstellung für dich.“

    „Ja, sicher. Warum nicht. Wir werden sehen. Also, bis übermorgen, Jeannie.“

    „Bis übermorgen. Ich hab dich lieb, Mer.“


    „Ja … ja“, gab Rodney gedrückt zurück und musste doch tatsächlich wieder etwas schmunzeln, als das abwartende Schweigen lauter zu werden schien. „Ich … habe dich auch lieb, Jeannie.“



    18. Dezember 2006 – Los Angeles, Kalifornien

    Gut gelaunt und pfeifend trat John aus dem Fahrstuhl, grüßte – mal nickend, mal lächelnd – die ihm entgegenkommenden Personen, schüttelte auch hier und da die Hand eines Mitarbeiters und beantwortete deren vereinzelte Anfragen.

    Er bog um die Ecke des großen hellen Flurs und erblickte sogleich Leanne, seine Vorzimmerdame, die hinter ihrem Schreibtisch saß, geduldig einkommende Anrufe entgegennahm, aber gleichzeitig eifrig die Tastatur bearbeitete.

    Ein kurzes Lächeln stahl sich über ihre Lippen, als sie ihren Boss erblickte und deutete dann auf den kleinen Stapel von Papieren und Briefen.

    John mochte Leanne. Sie gehörte zu den wenigen Angestellten, die er damals selbst hatte einstellen können, als er diese kleine Zweigstelle des Familienunternehmens übernommen hatte. Von Anfang an hatte sie nicht den Eindruck einer steifen, biederen Sekretärin gemacht, die tagtäglich in hochgeschlossener Bluse oder im Rollkragenpullover oder gar im femininen Businessanzug streng nach Arbeitgeber-Assistentin-Verhältnis agierte.

    Sie war freundlich, humorvoll und gut aussehend, locker und aufgeschlossen, intelligent und tüchtig und vor allem diskret-indiskret. Zudem stand sie ihm stets zur Seite, wenn es irgendwelche Probleme oder Unklarheiten im Geschäftswesen gab und es nötig wurde, Überstunden zu schieben und auf sie war auch sonst Verlass, in jeder Situation.

    Das hatte John schon recht früh gemerkt, als ein Geschäftspartner seines Bruders glaubte, ihm auf unangenehme Art und Weise auf den Zahn fühlen zu müssen. Leanne brachte sich auf ihre unnachahmliche Art und Weise ein und zeigte sogar vollen Körpereinsatz, als sie ihn aus dieser mehr als peinlichen Situation rettete.

    „Morgen Leanne“, grüßte John seine Vorzimmerdame, als sie ihr Telefongespräch beendet und das Headset abgenommen hatte.

    „Guten Morgen, John. Na, wieder deine zehn Meilen hinter dich gebracht?“, fragte Leanne lächelnd, als sie den Blick über ihren Boss gleiten ließ und ihr die noch feuchten Haarsträhnen, die von seiner Dusche herrührten, auffielen.

    „Yep, wie jeden Tag.“

    „Deine Disziplin möchte ich haben. Oder noch besser, Mike sollte sie haben. Für mich ist es ohnehin wohl nichts auf Dauer. Ich müsste genauso früh aus den Federn wie du, und selbst wenn das Wetter in L.A. im Dezember immer noch recht mild ist, dann ist es mir doch definitiv zu kühl.“

    „Beim Laufen wird dir schnell warm“, meinte John grinsend, als er noch immer den Stapel an Briefen nach ihrer Dringlichkeit sortierte.

    Leanne lächelte. „Das glaube ich gerne. Nein, ich denke, für Mike wäre es eher angebracht. Nicht mehr lange und er beantragt, von Zuhause arbeiten zu können. Dann kriege ich ihn gar nicht mehr von der Couch.“

    „Weißt du was? Bei der nächsten Feier unserer Firma bringst du deinen Mike einfach mal mit und dann rede ich mal ein Wörtchen mit ihm, einverstanden? Den kriege ich schon wieder fit“, sagte John und steuerte sein Büro an.

    „Ich nehme dich beim Wort. Äh John …“, antwortete Leanne, als sie ihren Chef noch einmal zurückrief. „Dein Bruder ist da.“

    „Du hast ihn rein gelassen?“, seufzte John fragend.

    Leanne schmunzelte. „John, er ist dein Bruder und außerdem ist Weihnachten.“

    „Ja, genau deswegen ist er hergekommen.“

    „Ich habe euch schon mal Kaffee reingebracht. Bagels und Donuts sind unterwegs.“

    „Danke, Leanne. Du bist die Beste.“

    John atmete noch einmal tief durch, bevor er die Tür zu seinem Büro öffnete und seinen Bruder am Schreibtisch sitzen sah. „Hältst du mir den Stuhl warm … oder habe ich ihn dir warm gehalten?“

    „Weder noch. Ich dachte nur, ich komme mal kurz auf einen Besuch vorbei“, erwiderte Dave, der sich erst nach Johns aufscheuchender Geste erhob. „John!“ Die brüderliche Umarmung war zwar kurz, aber innig. „Schön, dich zu sehen. Siehst gut aus. Kalifornien bekommt dir offenbar.“

    „Ist das der Neid, der aus dir spricht?“

    Dave winkte beiläufig ab, als er sich dann seines Jacketts entledigte und den Sessel an der Seite des großen Büros ansteuerte. „Ich bitte dich … ich kann immer noch alle sieben Sachen zusammenpacken und hierher kommen, wenn ich will. Dad hätte keine Schwierigkeiten, meinen Posten mit einem fähigen Mann zu besetzen. Ehrlich gesagt … denke ich tatsächlich daran. Claire vermisst das Meer und Mira würde es hier ganz bestimmt auch gefallen.“

    „Hast du es ihm schon gesagt?“, fragte John, als er es seinem Bruder gleich tat, in einem Sessel ihm gegenüber Platz nahm und ihm und sich Kaffee eingoss.

    „Wir haben darüber gesprochen, aber im Moment scheint Expandieren und ein neuer Chefwissenschaftler seine Hauptsorge zu sein.“

    „Oh, nicht schon wieder. Er will wirklich noch weiter expandieren? Wie will er es diesmal anstellen?“, fragte John und verzog schon missmutig das Gesicht. Das fehlte ihm gerade noch. Noch mehr Niederlassungen, noch mehr Arbeit, noch mehr Reisen und Überstunden und noch mehr Geschäftsleute, mit denen er sich herumschlagen musste.

    „Aufkauf vermutlich“, antwortete Dave und nippte an seinem Kaffee. „Hey, deine Leanne sagte etwas von Bagels.“

    „Sind unterwegs und sie ist nicht meine Leanne“, meinte John. „Fang nicht wieder damit an, Dave.“

    „Hey, lass mir doch ein bisschen Spaß.“

    „Das war schon letztes Jahr nicht mehr komisch.“

    „Für mich schon“, gab Dave grinsend von sich. „Nein, mal ernsthaft, John. Wie geht es dir wirklich? Wie sieht es aus bei dir? Gibt es mittlerweile jemanden in deinem Leben?“

    „Mir geht es gut, es sieht gut aus und nein“, antwortete John kurz und knapp und entschied, nicht weiter darauf einzugehen. Gespräche über Johns Privatleben endeten in der Sheppard Familie meist in Streitigkeiten und die gab es in der Vergangenheit schon zuhauf. Darauf hatte er wirklich keine Lust mehr. „Wie geht es Claire und Mira überhaupt?“

    „Bestens, bestens, danke. Die beiden sind schon bei Dad in Belcarra und treiben ihn wahrscheinlich bereits mit Plätzchen backen und Weihnachtsbaum schmücken in den Wahnsinn“, antwortete Dave und beobachtete, wie Leanne endlich mit einem Tablett, beladen mit den bereits sehnsüchtig erwarteten Bagels und Donuts, das Büro betrat.

    Natürlich dachte sie auch daran, neben den beiden Köstlichkeiten auch Marmelade und andere Brotaufstriche sowie ein wenig Wurst und Käse anzubieten. Dankbar und freudestrahlend machten sich die beiden Männer über das kleine Frühstücksbuffet her.

    „Ihr verbringt diese Weihnachten also wieder in Belcarra“, meinte John und merkte, wie seine Gedanken zu wandern anfingen. Doch Dave rief ihn gleich wieder zurück.

    „Wir, John. Wir. Dad möchte, dass du diese Weihnachten mit uns verbringst.“

    „Hatten wir das nicht erst?“, gab John verstimmt zurück, als er merkte, wie ihm schlagartig der Appetit verging. „Außerdem habe ich viel zu viel Arbeit. Ich habe den Jahresabschlussbericht immer noch nicht fertig.“

    Ein kurzer Besuch von ein paar Stunden, vielleicht einem Tag, das war auszuhalten und zu verschmerzen. Vor allem, wenn man im Notfall schnell das Weite suchen konnte, bevor die Nörgelei, die Vorwürfe und Verurteilungen des Vaters überhandnahmen und zu großen Schaden anrichteten. Aber die Weihnachtsfeiertage miteinander zu verbringen, um sich gegenseitig zu zerfleischen, war definitiv keine gute Idee.

    Hatte der Vater John gegenüber in der Vergangenheit meist eine dunkle und unangenehme Seite, mit Unverständnis und zeitweise sogar Desinteresse, hauptsächlich aber Abneigung gezeigt, so schien Dave hingegen in jeder Hinsicht in Patrick Sheppards Gunst zu stehen.

    Natürlich. Warum auch nicht? David Sheppard schien geradezu der perfekte Sohn eines reichen Industriellen zu sein. Ein Vorbild sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben. Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung an der Harvard University, passionierter Golfspieler, der sich mit den Reichsten und Mächtigsten dieser Erde zu regelmäßigen Spielen traf und sich auch sonst für keine Charity-Aktion zu schade war. Zudem auch ein knallharter und erfolgreicher Geschäftsmann und Daddys Stellvertreter, glücklich verheiratet mit einer der schönsten Frauen, die John je gesehen hatte und selbst Vater eines kleinen, süßen Mädchens, das von Vater und Großvater vergöttert und nach Strich und Faden verwöhnt wurde. Gut aussehend, gebildet, reich und heterosexuell, rundum das Profil eines perfekten Mannes.

    Wer sollte da mithalten können? Zumindest in letzterer Hinsicht konnte John ihm nicht entgegenkommen. Patrick Sheppard war es ein Dorn im Auge, dass sein ältester Sohn bis heute keinerlei Interesse an einer Ehe mit einer Frau zeigte.

    Dave hingegen schien es nicht zu stören, im Gegenteil. John war manchmal sogar richtig gerührt von Daves aufrichtigem Interesse und seiner Fürsorge.

    „Die Ausrede mit dem Jahresabschlussbericht hat letztes Jahr schon nicht mehr funktioniert. Wir wissen alle, dass du diese Sache immer auf die lange Bank schiebst, nur um eine Ausrede zu haben, nicht zu erscheinen. Aber diesmal besteht Dad darauf … John, er will es aus der Welt räumen.“

    „Das wollte er letztes Mal schon. Das Resultat kennst du ja.“

    „Wer sagt denn, dass es diesmal genauso abläuft?“

    „Die Erfahrung, Dave. Es läuft jedes Mal so ab. Es ist nicht so, dass ich absolut nicht bei euch sein will, und gegen einen kurzen Besuch bei euch spricht auch nichts. Im Gegenteil. Ich vermisse Claire und Mira und ich würde sie gerne wieder sehen. Und ich … ich vermisse auch Dad, ja. Ich liebe unseren Dad, das weißt du. Ich liebe ihn, ich respektiere ihn, und ja, ich sehe auch zu ihm auf. Wir beide wissen, er ist ein guter Mann, ein großartiger Mann.“

    „Das ist wahr“, stimmte Dave zu. „Er ist immer für uns da. Wir können uns mit ihm über alles unterhalten.“

    „Letzteres trifft nur auf dich zu, Dave“, gab John zurück. „Sobald ich da bin, höre ich nur seine Geschäftsprinzipien, die er mir immer und immer wieder vordiktiert. Ich halte mich an sie, das weißt du, das weiß er … jeder weiß das. Aber sobald aus ein paar Stunden mehr wird, wird er persönlich. Ich kann verstehen, dass es einem Mann, einem Vater seiner Generation schwerfällt, sich mit einigen Dingen abzufinden, aber das, was er dann jedes Mal abzieht … das grenzt an Homophobie. Ich kann eine Menge ertragen, was er mir so entgegen schleudert, Dave, aber ich habe wirklich keine Lust mehr, das andauernd und andauernd durchzukauen. Schon gar nicht an Weihnachten … nicht in Moms Haus“, erklärte John kopfschüttelnd und konnte nicht verhindern, dass in seinen letzten Worten eine unsägliche Traurigkeit mitschwang, die auch Dave erfasste.

    Eine ganze Weile schwiegen die Brüder vor sich hin, nippten an ihrem Kaffee und knabberten an ihrem Frühstück. Auch wenn es schon mehr als ein Jahrzehnt zurücklag, so saß die Trauer um den Verlust der Mutter noch immer sehr tief und wurde nie richtig überwunden.

    „Er hat sich verändert.“

    „Da bin ich sicher. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.“

    „Nein, John. Ich … es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Eigentlich habe ich Dad versprochen, nichts zu sagen, aber ich denke, er hat Unrecht, es vor dir verheimlichen zu wollen“, brachte Dave hervor. „Es wäre nicht fair.“

    John stutzte, sagte aber nichts. Sein Blick reichte aus, um seinen Bruder zum Weiterreden zu animieren.

    „Er ist krank, John.“

    „Krank? Etwas Ernstes?“

    „Würde ich sagen. Es ist sein Herz. Vor etwa 3 Monaten, wir hatten gerade ein Geschäftstreffen hinter uns gebracht und gingen noch ein paar Berichte durch, da fiel mir auf, dass er ziemlich blass und erschöpft wirkte. Ich habe ihn darauf angesprochen, aber er winkte nur ab. Du kennst ihn ja.“

    John prustete und nickte nur. Die Sturheit des ältesten Sheppard-Mannes und sein Drang, alles herunterspielen zu müssen, waren legendär. Manche behaupteten sogar, dass John diese Eigenschaften geerbt hätte. Er hatte immer nur müde darüber lächeln können.

    „Keine halbe Stunde später stöhnte er plötzlich auf, griff sich an die Brust und brach zusammen“, fuhr Dave fort und sah, wie John sich aufsetzte. Seinem Bruder wich die Farbe aus dem Gesicht, die Augen wurden groß und die Kiefer mahlten. „Im Krankenhaus sagte man mir, dass er eine leichte Herzattacke erlitten hätte und dass es jederzeit wieder passieren könne.“

    „Scheiße … Dave … wieso … wieso hast du mir nichts davon erzählt, als ich letztens bei euch war? Wieso hast du nicht angerufen? Ich wäre doch rübergekommen!“

    „Sagte ich doch schon. Erst ging alles drunter und drüber und dann wollte Dad nicht, dass du es erfährst. Über die Gründe kann ich nur spekulieren, obwohl ich eher davon überzeugt bin, dass es eigentlich keine gibt. Du magst Recht haben, dass er seine Schwierigkeiten hat, was deinen … dein Leben betrifft, aber … die Diagnose hat ihn dann doch verändert.“

    „Diagnose? Was haben die Ärzte sonst noch gesagt? Wie kam es zur Herzattacke? Ich meine, so was kann doch nicht aus heiterem Himmel kommen. Hat er sich wieder mit jemandem angelegt und sich zu sehr aufgeregt?“

    „Nein, nichts dergleichen. Die Ärzte meinten, es sei eine Herzschwäche, eine angeborene Herzschwäche, die erst jetzt entdeckt wurde. Ich wollte es zuerst nicht glauben, aber wenn man bedenkt, dass er nie ernstlich krank war und auch sonst kaum zu Ärzten ging, wenn er nicht gerade den Kopf unterm Arm trug …“

    „Wie lange … wie lange hat er noch?“, wollte John wissen, nachdem er erst einmal versuchte, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Doch der saß fest.

    „Kann man nicht sagen. Die Ärzte haben ihm Medikamente verschrieben, die er täglich einnehmen muss, und meinten, dass er unbedingt sein Stresslevel senken solle. Wenn er ein bisschen mehr auf sich achtet, kann er gut und gerne noch viele Jahre haben. Claire bewacht ihn seitdem mit Adleraugen und sorgt dafür, dass er immer seine Pillen nimmt und es nicht übertreibt. Du kennst sie ja.“

    Auch wenn der anfängliche Schock sich nicht so wirklich legen wollte, so war es doch tröstlich zu wissen, dass der Vater bei seinem Bruder und seiner Schwägerin in guten Händen war. Claire konnte rigoros sein, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie war eine starke, taffe Frau, die wusste, was sie wollte und vor allem, wie sie es bekäme. Eigenschaften, die sowohl Patrick als auch Dave bei einer Frau sehr schätzten. Vielleicht, weil auch einst deren Frau und Mutter eine starke Persönlichkeit besessen hatte.

    „Woran denkst du?“, wollte Dave wissen, als ihm das Grinsen seines Bruders auffiel.

    „An Dads Gezeter. Er hat keine Chance gegen Claire“, erklärte John und lachte dann mit seinem Bruder.

    „Nein, da hast du recht. Vielleicht mache ich mir deswegen nicht mehr ganz so viele Sorgen um ihn. Ihm geht es gut, John. Ich versuche gerade ihn dazu zu bewegen, sich ein bisschen mehr aus dem Geschäft zurückzuziehen und mal zu entspannen. Ich war bei genügend Geschäftstreffen und Verhandlungen und Vorstandssitzungen, um zu wissen, wie der Hase läuft und du auch. Er selbst spricht sogar gelegentlich davon, sich zurückzuziehen und die Zügel abzugeben. Aber die Expansion und noch etwas Wichtigeres lassen ihm seit der Attacke keine Ruhe mehr und das bist du, John.“

    „Dave …“, stöhnte John noch immer wenig begeistert.

    „John, wann hast du das letzte Mal erlebt, das Dad heulte, oder überhaupt Tränen in den Augen hatte? Ich kann mich nur an ein einziges Mal erinnern und ich glaube, ich muss dir nicht sagen, wann das war. Ich habe ihn seitdem nicht mehr so … na eben so erlebt. Vielleicht hat die Attacke etwas in ihm ausgelöst oder es liegt an den Pillen … ich weiß es nicht. Aber er hat wirklich wie ein kleines Baby geheult und kaum ein verständliches Wort hervor gebracht. Ich dachte … ich dachte, er bricht mir gleich wieder zusammen und dann wäre es endgültig aus mit ihm … Er will dich wirklich gerne wieder sehen. Es reicht ihm nicht, dass du seine Zweigstellen führst und überwachst und dich hin und wieder kurz meldest. Er will dich sehen. Öfter, länger. Er will dich in der Nähe haben und er will mit dir reden. Er will es wirklich klären. Vielleicht glaubt er, keine Zeit mehr zu haben oder so was. Vielleicht weiß er etwas oder ahnt zumindest etwas, was uns nicht in den Sinn kommen kann oder will. Erst neulich hat er mir gesagt, dass er vieles, das er sagte oder getan oder auch nicht getan hat, bereut. Dass er sich falsch verhalten hätte und dass er … dass er dir nicht der Vater war, den du gebraucht hättest. John, ich bitte dich – komm über Weihnachten nach Belcarra, zu deiner Familie. Sprich mit ihm. Gib ihm die Chance, alles zu klären.“

    John seufzte, als er sich aus seinem Sessel erhob und zum großen Fenster hinüber schlenderte. Mit den Händen in den Hosentaschen sah er nachdenklich hinaus über die Stadt bis hin zum Horizont, der im goldenen Licht des Sonnenaufgangs erstrahlte. Doch sein innerer Kampf nahm allmählich zu epische Ausmaße an, als dass er dieses schöne Naturschauspiel in Ruhe verfolgen konnte.

    „Ich glaube, das wäre auch Moms Wunsch. Sie hat es immer geliebt, Weihnachten in Belcarra zu feiern. Sie hätte es nie zugelassen, dass ihr euch derart in die Wolle kriegt, wegen irgendwelcher Entscheidungen.“

    „Wahrscheinlich wäre vieles anders gelaufen, wenn sie noch da wäre“, murmelte John gedankenverloren.

    „Ja, gut möglich. Ich denke, Dad hat nicht ohne Grund entschieden, die Feiertage wieder dort zu verbringen. Er meinte damals, er würde alles rückgängig machen, wenn er nur könnte. Aber das geht nicht, also will er es zumindest wieder gut machen. Wenn du ihn lässt“, antwortete Dave und gesellte sich neben seinen Bruder. „Lyle würde es bestimmt auch gefallen. Oder nicht?“

    Noch immer zuckte John bei der Erwähnung dieses Namens zusammen. So viele Jahre waren schon vergangen, doch der Verlust schien immer noch tief in seiner Seele zu schmerzen. John sah zu seinem Bruder, überlegte, ihn zurechtzuweisen, ihn zu ermahnen, nicht zu weit zu gehen und seinen Namen niemals wieder zu erwähnen, doch er konnte wieder nichts anderes als Mitgefühl und Anteilnahme in den Augen des jüngeren Bruders erkennen.

    „Sag Dad und Claire … ich werde da sein.“

    „Wirklich? Dann wirst du Weihnachten also mit uns verbringen? Dad und Claire werden sich freuen und Mira fragt ohnehin tagtäglich nach ihrem Onkel und wünscht sich nichts sehnlicher, als mit ihm Schlitten zu fahren und Schneemänner zu bauen.“

    „Sag Mira, ihr Onkel wird Weihnachten bei ihr sein und ganz viele Schneemänner mit ihr bauen. Und wenn wir mit Frau Holle über eine extra Ladung Schnee verhandeln müssen.“

    ~~~

    Dave hatte zwar schon vor mehr als einer Stunde das Büro verlassen, doch John kämpfte noch immer gegen den Schock, den die Nachricht über die Herzattacke seines Vaters hervorgebracht hatte. Seine Gedanken waren unstet, wanderten in die Vergangenheit, in die Zukunft und wieder zurück zur Gegenwart. So vieles war schon geschehen, so vieles wurde getan oder unterlassen, so vieles wurde gesagt und so viel wurde verletzt … John fragte sich, warum es dieses Mal anders sein sollte.

    Aber Dave war noch niemals ein Mann, der übertrieb, etwas mehr aufbauschte, als es für die Sache gut war oder gar log. Nein, so hinterlistig war er niemals. Wenn er sagte, dass es Dad nicht gut ging, dann stimmte es. Verdammt, wahrscheinlich war es sogar noch untertrieben.

    Nur was hatte es mit Dads plötzlichen Reuegefühlen auf sich? Sollte er tatsächlich das Ende nahen spüren? Himmel, so alt war ihr Vater doch noch gar nicht. Gerade mal Mitte sechzig, das war doch kein Alter für einen Mann. Musste er nun wirklich davon ausgehen, dass es Patrick Sheppard tatsächlich leid tat, wie die Vergangenheit gestaltet wurde?

    Je mehr John darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass es nur einen Weg gab, der Sache auf den Grund zu gehen. Kurz entschlossen tippte er auf die Sprechtaste seines Telefons.

    „Leanne, kannst du mir bitte einen Gefallen tun, und mir einen Flug nach Vancouver buchen? … Nein, nicht heute. Morgen oder übermorgen reicht völlig. Ich werde Weihnachten in Belcarra verbringen.“

    Eine halbe Stunde später hatte er die Bestätigung eines Fluges für den nächsten Tag auf dem Schreibtisch liegen. Das Angebot seines Bruders, ihm den Privatjet zu schicken, hatte er dankend abgelehnt, aber gegen einen Wagen mitsamt Fahrer, der am Flughafen auf ihn warten würde, konnte er nicht ankommen.


    19. Dezember – Flughafen Los Angeles, Kalifornien


    Es war früh am Morgen, als Rodneys Maschine aus Denver landete. Da es nur ein kurzer Aufenthalt im sonst sonnigen Kalifornien sein sollte und er auch nicht viel Gepäck bei sich hatte, abgesehen von einer kleinen Reisetasche und dem sperrigen Teddybär, der sich schwer tat durch die Röhre des Röntgenapparates zu passen, war ihm ein stundenlanges Anstehen an der Gepäckausgabe erspart geblieben und so konnte er sich bis zum nächsten Check-In für die Maschine nach Vancouver noch in die hinterste Ecke eines Starbucks setzen und an seinem Laptop arbeiten.

    Dumm war nur, dass sich Rodneys Hoffnung auf ein wenig Abgeschiedenheit in dieser kleinen Ecke schnell in Luft auflöste, als sowohl das Handy seines Tischnachbarn als auch dieser selbst einfach nicht zur Ruhe kommen wollten. Der andauernde schrille Klingelton konnte einen ja schon in den Wahnsinn treiben, aber die Stimme des Mannes selbst war einfach unerträglich und störte seine Konzentration ungemein.

    Gerade als Rodneys Geduld endgültig am Ende zu sein schien, stand sein Tischnachbar auf und ging. Endlich konnte er sich nach einem Blick auf seine Uhr wieder seinen Berechnungen widmen. Zunächst fiel es ihm auch leicht, die Gespräche und den Trubel um sich herum auszublenden und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So hatte er hier und da ein paar Anmerkungen in seine Berechnungen eingefügt und neue Notizen angehängt. Zwar machte er nur kleine Fortschritte in seiner Theorie, aber Rodney war dennoch zufrieden.

    Es würde ein Meisterwerk werden, sein Meisterwerk. Es würde die größte Errungenschaft der Menschheit werden und ja, der Nobelpreis wäre ihm sicher. Bliebe nur noch das Problem, seine Theorie auch in die Praxis umsetzen zu können. Diese Theorie alleine war ja schon gewagt, aber das Ganze in die Praxis umsetzen zu wollen, wäre ein gigantisches Unterfangen, an das sich wohl nur die wenigsten Investoren und Forschungslabore heranwagen würden. Aber das wäre ein Problem, das noch gut und gerne ein Jahr oder länger auf die lange Bank geschoben werden konnte.

    Ein Blick auf die Abflugstafel in der Halle verriet ihm, dass sein Flug über eine Stunde Verspätung haben sollte. Großartig, das hatte gerade noch gefehlt. Rodney spürte, wie seine mühselig aufrecht gehaltene gute Stimmung langsam in den Keller rutschen sollte. Erst konnte dieser unfähige Typ hinter dem Ticketschalter seine Reservierung für seinen Flug nicht finden, und ließ ihn doch tatsächlich fast zwanzig Minuten warten, dann wurde er durch die grölende Stimme und das penetrante Klingeln des Handy-Man mürbe gemacht und nun das. Das war wirklich nicht sein Tag. Das war noch nicht einmal seine Woche.

    Rodney hatte gerade selbst sein Handy am Ohr und informierte seine Schwester über seine verspätete Ankunft, als er seinen Blick durch das Café schweifen ließ und dieser an einem großgewachsenen, dunkelhaarigen Mann hängen blieb, der gerade am Tresen stand und auf seinen bestellten Kaffee wartete.

    Rodney schenkte seiner Umgebung normalerweise recht wenig Beachtung, schon gar nicht, wenn er mit seiner Arbeit beschäftigt war. Daher verstand er zunächst nicht so recht, warum er gerade bei dem Anblick dieses Mannes hängen blieb.

    „Äh … ja, Jeannie. Ich melde mich am besten noch mal kurz vor dem definitiven Abflug … bis dann.“

    Rodney klappte sein Handy zu, steckte es wieder zurück in seine Jackentasche und sah, wie dieser gut aussehende Mann der Bedienung eines jener Lächeln zeigte, das die üblichen Frauenschwärme drauf hatten. Dann nahm er seine Tasche wieder auf, griff nach seinem Becher, drehte sich um und … Himmel, war der Kerl gut aussehend. Groß, schlank und muskulös, aber nicht zu sehr, wie es seine dunkle Jeans und sein helles Hemd verrieten, die sich bei jeder Bewegung sanft an seinen Körper schmiegten. Das dunkle Haar, das an seinem Oberkopf wild in alle Richtungen abstand, wobei ihm immer noch einige Strähnen in die Stirn fielen. Richtig verwegen. Und diese Augen …

    Es war aber auch zu schade, dass dieser Kerl offenbar ein Kirk zu sein schien. Mit diesem frechen Grinsen und diesem Blick konnte nur ein Frauenschwarm flirten und somit spielte er nicht in Rodneys Liga. Schade schade. Vor allem wegen der Augen … Rodney versank geradezu in diesen haselnussfarbenen Augen, in denen er sich zu gerne verlieren würde. Und nun kamen sie geradewegs auf ihn zu.

    Rodney schluckte, ließ seinen Blick schnell wieder auf die Tastatur seines Laptops sinken und hoffte und betete. Hoffte, der Mann würde zu ihm kommen, betete, er würde es nicht, dann betete er, er möge zu ihm kommen und hoffte, er würde es doch wieder nicht.

    Rodney beobachtete aus dem Augenwinkel, wie der Mann sich neben ihn an den freien Tisch setzte und als erstes sein Handy aus der hinteren Hosentasche nahm. Kein besonders sicherer Ort für ein solch teures Gerät, dachte sich Rodney. Aber es war ja schließlich nicht sein Problem. Dennoch fragte er sich, ob sich das Theater von vorhin wiederholen würde und er wieder der Folter eines Handy-Psychopathen ausgesetzt wäre.

    Überraschenderweise besaß der Mann jedoch eine angenehme Stimme. Eine sehr angenehme sogar und Rodney ertappte sich selbst beim Belauschen. Dummerweise verstand er den Großteil des Gesprächs nicht, denn just in diesem Moment musste dem Service-Personal ein Tablett mit Geschirr runterfallen, was die Anwesenden als Aufforderung zum Klatschen auffassten.

    „Ja … ja, ist gut, Dave. Ich kümmere mich noch schnell darum und kann ihm dann die Berichte selbst geben, wenn ich da bin … ja, ich melde mich wieder.“

    Ein wenig enttäuscht widmete sich Rodney wieder seiner Arbeit, doch er ertappte sich immer wieder selbst dabei, wie er zur Seite schielte. Beruhigt stellte er fest, dass der Mann offensichtlich ebenfalls Wert auf Ruhe und Ungestörtheit legte, denn er konnte sehen, wie er das Handy ausschaltete und wieder in seine Tasche steckte. Dann widmete er sich seinem Aktenkoffer, der sogar nicht dem klassischen Modell eines Koffers entsprach.

    Rodney konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Kerl in seiner Tätigkeit zur Riege der Aktenkofferträger gehörte, doch die Listen und Dokumente mit den vielen Zahlen sprachen eine andere Sprache. Besonders überraschte ihn jedoch die Tatsache, dass der Mann seine Berechnungen ohne irgendein Hilfsmittel wie Taschenrechner oder sonstiges ausführte. Zugegeben, es waren keine komplexe mathematische Formeln, so viel konnte Rodney erkennen, aber die Zahlen waren nicht gerade klein. Hier musste es sich offenbar um ein kleines Mathe-Genie handeln.

    Rodney zog die Augenbrauen kraus und kümmerte sich lieber wieder um seine eigenen Zahlen und Formeln.

    „Was dagegen?“, ertönte eine Stimme.

    Rodney sah zur Seite, von der die Stimme zu kommen schien, und verschluckte sich fast an seinem Kaffee, als ihn die haselnussfarbenen Augen erwartungsvoll anblickten. Sein Blick folgte den Augen hin zur Schulter, herüber zum Arm und der Hand, die den Zuckerstreuer auf seinem Tisch hielt.

    „Ich hatte zwar mit Zucker bestellt, aber offenbar muss etwas schief gelaufen sein“, lautete die genauere Erklärung des dunkelhaarigen Mannes.

    „Hm? Oh, ja … nein, nein … bitte, bedienen Sie sich.“

    Dankbar lächelnd widmete sich der Mann dem Zuckern seines Kaffees und stellte den Zuckerstreuer gleich wieder zurück auf Rodneys Tisch.

    „Wow, das sieht ziemlich kompliziert aus …“, fuhr der Tischnachbar fort, als er einen Blick auf Rodneys Laptop erhaschen konnte und Rodneys musternder Blick ihn traf. „Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht bespitzeln.“

    „Hm? Oh das … ja, das ist nur so ein kleines … Projekt. Nichts Wichtiges. Überhaupt nicht wichtig.“

    Ein Nicken, gefolgt von einem Lächeln brachte wieder Schweigen zwischen die beiden Männer und Rodney war es fortan nicht mehr möglich, sich auf irgendetwas anderes als auf diese verwuschelte Frisur des Mannes neben ihm zu konzentrieren.

    So etwas war ihm schon lange nicht mehr passiert. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Rodney traf schon öfter auf Männer, die er attraktiv fand, was hin und wieder auch auf Gegenseitigkeit beruhte. Aber es reichte niemals zu mehr. Vielleicht ein kurzer Small Talk, manchmal auch kleiner unschuldiger Flirt, wenn das Gefallen doch etwas offensichtlicher war, aber dabei blieb es zumeist und die letzte nennenswerte Beziehung lag auch schon eine halbe Ewigkeit zurück.

    Aber wieso bei allen Physikern, irritierte ihn dieser Schönling neben ihm derart? Zumal die Interaktion gerade mal einige Momente andauerte und die gesprochenen Worte an zehn Fingern abgezählt werden konnten. Rodney glaubte auch nicht an Liebe auf den ersten Blick und doch ließ ihm der Gedanke daran plötzlich keine Ruhe mehr. Was, wenn es so etwas wie Karma oder Schicksal wirklich gäbe? Saß dort sein Schicksal? War er vielleicht doch kein Kirk? Und wenn doch, wäre er sein Kirk?

    Seit seinem Outing wusste Rodney, es konnte böse enden, einfach anzunehmen, das Interesse sei von Gegenseitigkeit. Er wusste nichts über diesen Mann. Himmel, er könnte sogar ein Verbrecher sein!

    Aber da war wieder diese Stimme in seinem Inneren, die ihn einen Narren schalt und ihn kaum merklich mit dem Kopf schütteln ließ. Da war sie wieder, seine Angst. Angst vor dem Gelächter, Angst davor, als kompletter Narr dazustehen, Angst vor Zurückweisung, Angst vor verletzten Gefühlen … Angst vor etwas, dass er vermutlich selbst nicht einmal benennen konnte.

    Aber verdammt! Sollte es denn für den Rest seines Lebens so weiter gehen? Es musste ja nicht die große Liebe sein, ein One-Night-Stand stand auch nicht gerade auf seiner To-do-Liste, obwohl … bei diesem Augenschmaus man doch mal eine Ausnahme machen könnte, oder? Und selbst wenn es bei aller Vorsicht noch nicht einmal zu einem Flirt kommen sollte, so könnte es doch einfach nur ein netter Small Talk werden.

    „Inventur?“, fragte Rodney nach unzählig erscheinenden Minuten.

    „So was in der Art, ja. Jahresabschlussbericht“, antwortete ‚Kirk‘. „Bin ein bisschen spät dran damit, aber so läuft es jedes Jahr. Man kommt einfach nicht dazu.“

    „Und der Boss schiebt Ärger, hm?“

    „Nein, eigentlich nicht“, antwortete der dunkelhaarige Kirk lächelnd. „Aber Geduld ist auch nicht gerade eine Tugend in dieser Familie.“

    „Ein Familienbetrieb also“, spekulierte Rodney und hoffte, das Gespräch so lange wie möglich führen zu können. Je mehr er herausfand, umso besser.

    „Ein Unternehmen.“

    „Und Sie sind … Manager?“, fragte Rodney weiter und hoffte, nicht zu aufdringlich zu sein. Das wurde ihm schon früher oft zum Verhängnis. Auf ein weiteres Mal konnte er gut verzichten.

    „Geschäftsführer … stellvertretender Geschäftsführer einer Zweigstelle.“

    „Ah“, brachte Rodney hervor und das war vorerst alles, was ihm in den Sinn kam.

    Stellvertretender Geschäftsführer einer Zweigstelle in einem Familienunternehmen … und den Zahlen nach, war es offensichtlich nicht gerade ein kleines Unternehmen. So viel hatte Rodney erkennen können. Und wenn man bedachte, dass dieser Mann offenbar alles im Kopf errechnete, schien er entweder äußerst fähig zu sein, weshalb man ihm diesen Posten gab und nicht irgendeinem Familienmitglied, oder er war selbst ein Mitglied dieser scheinbar erfolgreichen Familie. Was wohl nahe lag. Auf jeden Fall hatte er was im Kopf und Intelligenz war schon immer eine Eigenschaft, die anziehend auf ihn wirkte.

    Zu gerne würde Rodney dem weiter auf den Grund gehen, aber das wäre wohl ein Tick Neugier zu viel und so entstand wieder ein langes Schweigen.

    Rodney fluchte innerlich. Es hatte doch so gut angefangen und der Mann machte mittlerweile auch nicht mehr den Eindruck eines Verrückten oder gewalttätigen Soziopathen. Aber es waren immer noch zu wenig Infos, um seine Hoffnung zu einer Annahme zu machen und einen Schritt weiter zu gehen. Seine nicht vorhandene Begabung zum Small Talk machte ihm schon wieder einen Strich durch die Rechnung.

    John hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit den blauesten Augen, die er seit Langem gesehen hatte.

    Eigentlich hatte John seine Wartezeit bis zu seinem Flug nur mit einem Kaffee und dem Abschluss seines viel zu späten Jahresberichts verbringen wollen. Doch das Starbucks war ein recht gut besuchtes Café und John konnte froh sein, diesen einen Sitzplatz neben einem ebenfalls beschäftigt wirkenden Mann zu erhaschen.

    Doch dann hatte er einen genaueren Blick zu dem Mann riskiert. Schlagartig hatte er wieder Lyle vor sich gesehen und musste gegen den enormen Kloß schlucken, der in seiner Kehle festsaß. Auch Lyles Augen erstrahlten einst in einem Stahlblau, doch die seines Tischnachbarn … sie waren geradezu hypnotisierend. Dann noch das dunkelblonde Haar, die breiten Schultern und wenn er sich nicht verguckt hatte, schien er weder rappeldürr noch bullig-muskulös, eher ganz leicht untersetzt zu sein. Nicht schlecht. Ganz und gar nicht schlecht. Wenn er recht bedachte, entsprach er schon seinem eigentlichen Beuteschema. Wenn er denn auf Beutezug wäre.

    John suchte nicht wirklich nach einer neuen Partnerschaft, geschweige denn nach einem Partner. Der Verlust saß einfach noch zu tief und John hatte keinerlei Interesse, das Wohl eines Mannes und einer Beziehung durch seine Trauer und den Versuch, Lyle irgendwie zu ersetzen, zu riskieren oder gar zu schädigen. Das hätte keiner der beiden verdient.

    Aber verdammt, dieser Mann pushte seine Trigger schon ganz schön.

    „Ingenieur?“, fragte John, um die Konversation wieder anzufachen. Er wollte mehr über diesen Mann wissen und hatte irgendwie das Gefühl, dass dieser Mann sich sonst eher nicht so zurückhaltend verhielt.

    „Wie bitte?”, fragte sein Tischnachbar und wirkte aufgeschreckt.

    „Sind Sie Ingenieur?“, wiederholte John und wies auf den Laptop mit den vielen komplizierten Formeln.

    „Ja, nein … Ja, ich bin auch Ingenieur. Aber meine Haupttätigkeitsfelder sind die Physik und die Astrophysik.“ Oder sie waren es wohl eher …, führte Rodney im Geiste fort.

    Johns Augenbrauen wanderten bewundernd nach oben. Nicht nur gut aussehend, sondern auch noch intelligent. Noch mehr anziehende Eigenschaften. Wären da doch bloß nicht seine Zweifel und seine Zurückhaltung und seine Angst vor einer schmerzhaften Wiederholung der Vergangenheit.

    Wie so oft in der Vergangenheit musste John sich selbst ermahnen. Seine Vergangenheit mochte vielleicht vergangen sein und er führte nun ein anderes Leben, das so manches Risiko minimierte, aber wer wusste schon, wie dieser Mann gestrickt war. Die Sorge, jemanden ins Unheil zu stürzen, rumorte noch immer tief in ihm. Aber gegen einen netten unverbindlichen Plausch sollte jedoch nichts einzuwenden sein.

    „Und … gehört Ihr Boss auch zu den weniger geduldigen oder warum tippen Sie so eifrig auf Ihrem Computer herum? Man könnte meinen, Ihr Leben hinge davon ab.“

    „Weder noch und doch beides“, antwortete Rodney und bemerkte sofort den stutzenden Gesichtsausdruck seines Nachbarn. „Mein Boss gehörte sicherlich zu der Sorte, die unter anderem nicht mit Geduld gesegnet waren, aber das hier … das ist mein eigenes kleines Projekt.“

    „Gehörte?“, hakte John nach.

    „Ja. Sagen wir einfach, unsere Vorstellungen über die Einbringung meines Wissens und Könnens, ganz zu schweigen meiner persönlichen Projekte und Rechte stimmten nicht überein, also … kümmere ich mich von nun an um mein eigenes Leben, dass ich mir über Weihnachten zurecht rechnen und schmieden werde.“

    „Klingt nach einem guten Plan.“

    „Ja. Aber so wie ich meine Schwester kenne, hat sie ganz andere Pläne, die ebenfalls meist nicht mit den meinigen übereinstimmen. Hach … das wird wieder eines dieser aufreibenden Feste … hätte ich bloß nicht zugesagt“, murmelte Rodney zum Schluss gedankenverloren, was John abermals schmunzeln ließ.

    „Weihnachten mit der Familie, hm? Bei Ihnen klingt es, als würde es in einem Desaster enden. Haben Sie deswegen dieses Ungetüm dabei?“, brachte John hervor, und wies auf den Riesen-Teddy, kurz bevor seine Gedanken zu seiner eigenen Familie und den damit behafteten Problemen wanderten.

    „Der ist für meine kleine Nichte. Vielleicht besteht bei ihr ja noch Hoffnung, nun wo meine Schwester alles hingeschmissen hat. Mal ehrlich. Sie hatte eine Zukunft. Sie hätte einiges erreichen können in der Physik. Gut, vielleicht nicht in meiner Liga. Aber so dumm war sie auch wieder nicht, bis sie auf diesen Englisch-Lehrer-Mann traf, sich von ihm schwängern ließ und ihn dann auch noch heiratete. Einige teure Jahre am MIT und ein akzeptabler Verstand vergeudet … einfach so … für die Illusion einer Familie.“

    Wieder musste John lächeln und unterdrückte ein Kopfschütteln. Der Mann zeigte zwar teils arrogante Züge, war sehr von sich eingenommen und auch nicht gerade auf den Mund gefallen und doch war da noch etwas anderes an ihm, das John immer mehr faszinierte. Vielleicht war es diese plötzliche Offenheit, die er zeigte. „Tja, die Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen vom Leben und dem Glück und dem ganzen Rest.“

    „Die Vorstellungen meiner Schwester kenne ich nur zu gut. Neulich meinte sie doch glatt, dass sie sich noch ein Kind wünscht. Mal ehrlich. Maddie ist mittlerweile alt genug, um in eine Kindergrippe oder in eine Ganztagsbetreuung zu gehen und Jeannie könnte wieder studieren oder einen guten Job in einem Labor oder so was annehmen.“

    „Warum sollte sie? Wenn sie mit diesem Leben doch glücklich ist …“ gab John achselzuckend zurück und Rodney wurde mit einem Mal bewusst, dass er mal wieder viel zu viel aus dem Nähkästchen geplaudert hatte. Einfach so!

    Warum, wusste er selbst nicht so recht, aber es war bestimmt nicht gut, auch wenn er sich in der Gegenwart dieses Fremden doch recht wohl zu fühlen schien. Das war schon ein kleines Mysterium, wenn man bedachte, dass er diesen Mann im Grunde gar nicht kannte. Vielleicht lag es an seiner lockeren Einstellung. Er schien ein Mann zu sein, der die Dinge nicht allzu ernst nahm und doch schwang in allem diese Verwegenheit mit.

    Ein Jammer, aber es wäre wohl besser, den Mund zu halten und so schnell wie möglich das Weite zu suchen, wenn er nicht von dem kleinen Fettnäpfchen ins nächstgrößere oder womöglich das größte, das natürlich nur mal wieder er finden konnte, hineintrat. Außerdem, warum sollte er sich noch weiter mit diesem Mann unterhalten, wenn er höchstwahrscheinlich doch nicht seiner Kragenweite entsprach und er ihn wohl auch niemals wiedersehen würde?

    „Ja … ja, schon möglich. Es war nett, mit Ihnen zu plaudern. Ich … ich muss nun zusehen, dass ich meinen Flug bekomme, bevor sie ihn wieder verschieben oder … oder Schlimmeres“, stotterte Rodney vor sich hin und packte in Windeseile seine Siebensachen zusammen.

    Ehe John sich versah, war sein Tischnachbar aufgesprungen, stieß sich das Knie an einem der Stühle, so dass John nur gerade noch mitfühlend das Gesicht verziehen konnte, als er die Flüche des Mannes hörte und schon war er hinaus gerauscht. Er hatte ihm nicht einmal eine gute Reise wünschen können.

    John sah auf die Uhr und bemerkte, dass ihm noch gut und gerne eine Dreiviertelstunde blieb, bevor er zu seinem Check-In musste. Dabei fragte er sich aber auch, welchen Flug sein Tischnachbar wohl erwischen wollte, denn so bald würde kein Flug gehen. John seufzte und zuckte kaum merklich mit den Achseln. Schade, er hätte sich zu gerne noch ein wenig länger mit diesem Mann unterhalten.

    ~~~

    Wie von der Tarantel gestochen, jagte Rodney durch die Gänge des Flughafens und nahm Kurs auf die nächstbeste Toilette. Auch wenn er es tunlichst vermied, diese sanitären Anlagen zweckgemäß zu gebrauchen – man wusste ja schließlich nie, welcher Hintern schon darauf gesessen hatte – so war es doch dringendst angebracht, sich die Hände zu waschen und sich auch etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen. Irgendwie war ihm ziemlich warm und Rodney war sich sicher, dass es bestimmt nicht am Kaffee und an seiner jüngsten Jagd quer über das halbe Flughafengelände lag.

    So weit käme es noch, dass er sich Hals über Kopf und hoffnungsvoll in irgendeinen Adonis verknallte, der im Grunde doch nichts weiter als eine flüchtige Bekanntschaft vom Flughafen darstellen sollte. Rodney zog es vor, die restliche Zeit lieber im Wartebereich des Check-In zu verbringen und nicht mehr an den gut aussehenden Tischnachbarn aus dem Starbucks zu denken. Oder Ausschau nach ihm zu halten.

    ~~~

    Eine halbe Stunde später sollte John seine Entscheidung bereuen, das Angebot seines Bruders ausgeschlagen und sich stattdessen auf einen kommerziellen Flug verlassen zu haben. Durch Zufall hatte er auf der Anzeigetafel im Gang neben dem Café gesehen, dass sein Flug gecancelt wurde. John fluchte innerlich, wollte der Sache aber auf den Grund gehen und sich nach dem nächsten Flug erkundigen. Doch er stellte schnell fest, dass es wohl nicht so einfach werden sollte. Immerhin war er nicht der einzige Betroffene und während er so in der langen Schlange vor dem Check-In-Schalter stand, erreichten ihn nicht nur die ersten Gerüchte für den stornierten Flug. Nein, da war eine aufgebracht klingende Stimme, die ihm irgendwie bekannt vorkam. John sah sich um und erblickte tatsächlich zwei Schalter weiter seinen Gesprächspartner aus dem Starbucks.

    „So eine Unverschämtheit! Erst wird der Flug ewig lange verschoben und nun canceln Sie einfach den Flug nach Vancouver. Und als sei das nicht schon ärgerlich genug, stornieren Sie gleich alle Flüge mit der traurigen Entschuldigung einer Terrorwarnung! Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?!“, entfuhr es Rodney aufgebracht.

    „Nein, Sir“, antwortete die Flughafenmitarbeiterin gelassen. „Aber wenn Sie wünschen, kann ich gerne eine flughafenweite Durchsage machen. Vielleicht findet sich ja jemand, der Ihnen bei Ihrer Identitätsfindung behilflich sein kann.“

    John schien nicht der Einzige zu sein, der das plötzliche Verlangen spürte, lauthals loslachen zu müssen. Er schaffte es jedoch, sich noch rechtzeitig auf die Zunge zu beißen. Auch wenn er bezweifelte, dass dieser Mann in seiner Aufregung Augen für die Umgebung hatte, so wollte er doch kein Risiko eingehen und ihm kein verspottendes Lachen zeigen. Abgesehen davon konnte er die Verärgerung selbst nur zu gut verstehen.

    „Sagen Sie, sind wirklich alle Flüge nach Vancouver gestrichen?“, fragte John, kaum, dass er an der Reihe war.

    „Ja, Sir. Nicht nur nach Vancouver. Der Großteil des Flugverkehrs wurde eingestellt. Es geht kein Flug raus, es kommen keine rein. Wir bedauern die Unannehmlichkeiten, aber wir nehmen Terrorwarnungen sehr ernst“, antwortet der Mitarbeiter, der wie seine Kollegin die Ruhe selbst zu sein schien.

    Vielleicht war er aber auch nur noch nicht auf ein solches Unikum eines aufgebrachten Passagiers getroffen, wie seine Kollegin. Ein Umstand, der sich bestimmt schnell ändern wird, dachte sich John, als er die Ungeduld der anderen praktisch spüren konnte.

    „Ja, ich verstehe. Wie lange?“

    „Tut mir leid, Sir, aber das können wir noch nicht genau sagen. Aber wir gehen von einigen Stunden aus. Die Untersuchungen laufen bereits. Aber ich kann Ihre Reservierung gerne umbuchen, und wenn Sie uns eine Mobilfunknummer angeben, informieren wie Sie gerne, sobald der nächste Flug freigegeben wurde.“

    John überlegte nicht lange und ließ sich für den nächstfrühesten Flug eintragen, gab seine Handynummer an und schaltete auch gleich sein Telefon wieder ein. Dann sah er noch einmal zu dem Schalter, an dem er seinen früheren Gesprächspartner entdeckt hatte, aber offensichtlich war dieser voller Wut bereits davon gestapft. Er konnte ihn nirgendwo ausmachen. Schade.

    John musste zugeben, er war überrascht, zu erfahren, dass sie wohl den gleichen Flug gehabt hätten und er hätte sich auch gefreut, noch ein wenig länger mit diesem Mann zu plaudern, ihn vielleicht näher kennenzulernen, aber es sollte wohl nicht sein. Vielleicht war es auch besser so. Es wäre wahrscheinlich ohnehin nicht gut ausgegangen.

    John hatte kein Problem, sich in größeren Menschenmengen aufzuhalten, er hatte auch keine Schwierigkeiten, eine ganze Bande Geschäftsleute im Zaum zu halten oder neue Geschäftsbeziehung zu knüpfen und zu unterhalten, aber wenn es auch nur ein bisschen privater zuging, war da wieder dieser Knoten in seinem Inneren, der ihm so manche Hemmung bescherte.

    John seufzte und verdrängte die Gedanken daran wieder. Nun, wo reisetechnisch alles so weit geklärt war und der Flug vorläufig auf Eis lag, war es vielleicht Zeit, erst einmal etwas zu essen. Sein Frühstück war ziemlich mager ausgefallen und nun knurrte sein Magen schon wie ein alter Schäferhund.

    Während er sich so an den langen Schlangen und der Menschenmenge vorbei schob, flog sein Blick über die vielen Werbetafeln und Prospektstände an der Seite. Normalerweise beachtete er die Reklame gar nicht. Weder am Flughafen noch in Shoppingcentern – wenn er denn mal in welche ging. Aber ein Werbeflyer erlangte seine Aufmerksamkeit.

    Nachdenklich ließ er seinen Blick über die Informationen darauf gleiten, doch als er wieder dieses penetrante Geräusch seines protestierenden Magens hörte, ließ er den Flyer kurz entschlossen in seine Jackentasche gleiten und machte sich auf den Weg.

    Doch kurz vor einer Tafel mit dem Lageplan der Stores und Restaurants der naheliegenden Terminals hielt John plötzlich inne. Wenn er sich nicht sehr irrte, stand dort sein blauäugiger Tischnachbar aus dem Starbucks und schien ebenfalls nicht so recht zu wissen, wohin mit sich. John presste kurz die Lippen zusammen, seufzte, lächelte dann aber. So viel Zufälle kann es doch gar nicht geben, oder?

    „Na, können Sie sich auch nicht entscheiden, mit was Sie Ihren Gaumen erfreuen und Ihren Magen füllen sollen?“

    Rodney zuckte zusammen, als er die bekannt klingende Stimme neben sich hörte und als er dann zur Seite sah, traute er seinen Augen nicht. Eigentlich dachte er, diesem Fettnäpfchen entkommen zu sein. Stattdessen schien es ihn wohl zu verfolgen.

    „Sie? Was machen Sie hier? Ich meine … verfolgen Sie mich etwa?“, platzte es aus Rodney.

    John grinste. „Nein, bestimmt nicht. Nur scheint der Zufall es anders mit uns zu meinen. Mein Flug wurde gecancelt, und da ich nicht weiß, wie lange es dauert, bis der nächste geht, falls überhaupt, dachte ich, ich gehe was spachteln. Wollte mir nur einen Überblick verschaffen.“

    Rodney nickte kaum merklich und war in seinen Gedanken versunken, die er eigentlich gar nicht richtig erfassen konnte.

    „Und können Sie etwas empfehlen?“ fragte John, obwohl er selbst schon eine recht gute Vorstellung seines Lunches hatte.

    „Hm? Entschuldigung was?“, fragte Rodney nach, als er aus seinem Starren gerissen wurde.

    „Können Sie was empfehlen?“

    „Oh … ähm … nein, eigentlich nicht. Ich bin nicht von hier. Ich habe auch nicht damit gerechnet, mich nun in einen dieser Läden setzen zu müssen. Ich bevorzuge das Essen in Flugzeugen, aber nicht in den Diners und … sonst was. Aber da mein Flug nun gecancelt wurde, muss ich mich anderweitig umsehen, wie ich meinen Blutzuckerspiegel auf Trab halte.“

    „Diabetes?“, hakte John nach, ahnte aber bereits die Antwort.

    „Nein. Aber ich will es auch nicht so weit kommen lassen. Mein Stoffwechsel ist nur etwas … ja“, brachte Rodney hervor und rief sich gleich wieder zur Ordnung. Er plapperte schon wieder drauf los.

    „Verstehe. Tja, wie wäre es, wenn wir Ihren Stoffwechsel mit etwas Gutem vom Grill von BOA Steakhouse konfrontieren? Die haben eine ganz passable Auswahl an Salaten, Sandwiches, Hühnchen und Fisch und ein Filet, ich sage Ihnen, Sie lecken sich alle zehn Finger danach“, erklärte John.

    Rodney hingegen zögerte noch und ließ seinen Blick unschlüssig, aber unauffällig über den dunkelhaarigen Mann schweifen. Ach, was konnte es schon schaden, sich noch ein bisschen zu unterhalten und dabei gut zu essen? „Ja, warum nicht. Klingt gut.“

    „Gut! Dann wird es wohl Zeit, sich vorzustellen. Ich weiß immer ganz gerne, mit wem ich esse. John. John Sheppard“, stellte John sich vor und streckte seine Hand aus, die Rodney willig annahm.

    „Rodney McKay. Doktor Rodney McKay.“

    ~~~

    Rodney war angenehm überrascht. Das kleine Restaurant entpuppte sich mit seiner ruhigen und angenehmen Atmosphäre als ein Treffpunkt für Leute mit höheren Ansprüchen. Der Service war ausgesprochen gut, die Karte bot wirklich für jeden Gaumen etwas und sogar eine nicht gerade kleine Auswahl an den verschiedensten Weinen lud zum Schlemmen, Genießen und Entspannen ein.

    Es fiel Rodney schwer, sich etwas von der Karte auszuwählen, zumal ihm Sheppards Tipp mit dem Filet nicht aus dem Kopf gehen wollte. Aber nachdem er mit dem Kellner die Abwesenheit jeglicher Zitrusfrüchte in seinem Essen geklärt hatte, entschied auch er sich für einen kleinen Salat als Vorspeise und das Filet mit Rosenkohl und Kräuterbutter als Hauptgang.

    Bis das Essen serviert wurde, hatten John und Rodney einen lockeren Small Talk gepflegt und wussten mittlerweile auch schon ein wenig mehr über den jeweils anderen. Schließlich mussten sie sogar über die doch skurrilen Zufälle lachen, die sie nun gemeinsam dort sitzen ließen. Beide waren auf dem Weg zu ihren Familien in Vancouver, waren aber nicht wirklich erpicht darauf, die Feiertage mit ihnen zu verbringen und schoben es auf die Arbeit und beide wurden trotz aller Einwände praktisch durch ihre Geschwister dazu genötigt.

    Es war ein recht lockeres und gemütliches Mittagessen und irgendwann kam man auch auf die Problematik der ausgefallenen Flüge zu sprechen. Der Ärger war bei beiden zwar groß, aber es nutzte alles nichts. Wollte man noch vor Heiligabend nach Vancouver, musste man eben warten und hoffen, dass sich die Terrorwarnung schnellstmöglich als Fehlalarm herausstellte.

    „Vielleicht auch nicht“, meinte John und zog den Flyer aus seiner Tasche, der ihm eben an einem Projektestand aufgefallen war. „Es ginge vielleicht nicht ganz so schnell wie mit dem Flugzeug, aber … es wäre vielleicht sogar noch angenehmer.“

    Rodney nahm den Flyer an sich und studierte ihn aufmerksam. „Mit dem Zug? Sie wollen per Zug bis nach Vancouver?“

    „Seattle. Ich würde mit dem Coast Starlight 14 von hier nach Seattle fahren. Von da aus wäre es nur noch ein Katzensprung nach Vancouver“, erläuterte John und Rodney kam nicht umhin, zu bemerken, welcher Glanz plötzlich in den Augen seines Gegenübers lag.

    „Klingt interessant“, meinte Rodney nur.

    „Ist es auch. Letztes Jahr erst habe ich mit meiner kleinen Nichte einen Ausflug gemacht und wir sind die Strecke an der Küste entlang gefahren. Sie war ganz begeistert und mich hatte es auch nicht gerade kalt gelassen.“

    Wieder nickte Rodney nachdenklich und stellte sich vor, wie er selbst mit seiner Nichte einen solchen Ausflug unternehmen könnte. Er hatte Maddie schon lange nicht mehr gesehen. Jedenfalls nicht von Angesicht zu Angesicht. Aber Jeannie ließ es sich nicht nehmen, ihm immer wieder ein paar Bilder an die E-Mails anzuhängen. Erst neulich hatte ihn plötzlich ein großes schwarzes Kätzchen angelächelt, als er die Mail seiner Schwester öffnete. Maddie und Jeannie waren so stolz auf das Halloween Kostüm, dass sie ihm doch glatt ein halbes Fotoalbum sendeten.

    Rodney seufzte. Er verbrachte einfach zu wenig Zeit mit seiner Nichte und Jeannie hatte sich auch schon mehrmals darüber beschwert, dass Rodney sich immer öfter und immer mehr zurückzog und geradezu einigelte.

    „Na, was ist mit Ihnen?“, brachte Sheppard hervor und riss ihn wieder aus seinen Gedanken. „Wollen Sie auf den nächsten Flug warten, oder mieten Sie sich doch eher ein Auto und fahren selbst hoch?“

    „Ich denke, ich werde fliegen. Terrorwarnungen kommen doch schon fast stündlich rein und der Zug fährt erst morgen gegen zehn wieder. Bis dahin dürfte alles wieder seinen gewohnten Gang gehen und ich könnte schon heute Abend in Vancouver sein.“

    „Ein Jammer, es wäre eine unterhaltsame Zugfahrt geworden. Aber wie Sie meinen.“

    Rodney befürchtete schon, bei Sheppard auf einen aufdringlichen Typen wie Rittner gestoßen zu sein, doch sein Gegenüber machte keinerlei Anstalten, ihn irgendwie zu überreden oder ihn zu dieser Zugfahrt zu drängen. Tatsächlich war dieses Thema sogar vom Tisch. Der Mann stellte sich als eine angenehme Überraschung heraus. Vielleicht war das der Grund für das plötzliche Gefühl eines Bedauerns.

    Eine fünfunddreißigstündige Zugfahrt entlang der Pazifikküste und durch die Oregon Coast Range. Das hatte doch was. Seine letzte Zugfahrt lag schon so lange zurück, dass er sich kaum daran erinnerte und von dieser Strecke hatte er schon den einen oder anderen begeisterten Kommentar gehört. Und dann wäre da noch eine bisher angenehme Gesellschaft.

    Rodney dachte an seine plötzliche Panikattacke im Starbucks zurück und schalt sich selbst einen Narren. Wie hatte er den Mann nur schon so früh so falsch einschätzen können? Gut, er kannte ihn zwar immer noch nicht besonders gut, aber zumindest kamen in ihm keine Gedanken mehr an Psychopathen oder Serienkiller auf. Aber für eine gemeinsame Zugfahrt reichte es auch nicht.

    Die beiden kamen wieder in Gespräche über Gott und die Welt und so zog sich der Nachmittag dahin, bis John Nägel mit Köpfen machen wollte und seinen Flug gänzlich stornieren ließ und sich ein Zugticket für den nächsten Tag reservieren ließ. Rodney hingegen wollte der Fluggesellschaft noch ein wenig Zeit geben, ihren Flugplan wieder aufzunehmen.

    So verabschiedeten sich die beiden voneinander, wünschten sich eine gute Reise und frohe Weihnachten und sollten fortan getrennte Wege gehen, als John wieder nach Hause fuhr und Rodney sich am späten Nachmittag ein kleines Zimmer im Embassy Suites nahm und sich murrend und knurrend zurückzog.

    ~~~

    Es war gerade mal halb zehn am Morgen, als John sich nach einer überwiegend schlaflosen Nacht am Bahnhof einfand und nun gähnend und reckend und streckend auf seinen Zug wartete. Trotz des Joggings, der erfrischenden Dusche und des starken Kaffees zog die Müdigkeit erbarmungslos an ihm.

    Immer wieder hatte er sich hin und her gewälzt und gegen die grausamen Bilder der Vergangenheit angekämpft, die sich ständig in seinen überwachen Geist schleichen wollten. Und wenn er es dann doch schaffte, einzuschlafen, quälten ihn wieder die Albträume, die ihn schon vor Jahren heimsuchten.

    Sie vollkommen loszuwerden, war unmöglich. Er hatte schon über verschiedenste Beruhigungstees und Pillen bis hin zu Meditation und Hypnose alles versucht. Am Ende folgte er dem Rat seines Bruders und fand sich auf der Couch eines Psychologen wieder und ließ sich auf eine Therapie ein. Mit Erfolg. Es dauerte zwar seine Zeit, aber John konnte irgendwann über die harte Zeit sprechen und lernen, damit umzugehen. Die Albträume verloren an Schrecken und Intensität und eine ganze Zeit lang hatte er sie unter Kontrolle und sie waren sogar beinahe verschwunden.

    Bis letzte Nacht. Seit Stunden versuchte John, herauszufinden, was der Auslöser gewesen sein mochte, nun wieder Lyles Gesicht vor sich zu sehen, kaum, dass er die Augen schloss. Aber er kam einfach nicht dahinter, also versuchte er wieder, die Bilder vor seinem geistigen Auge zu verbannen und sich auf die Weihnachtszeit mit seinem Bruder und seiner kleinen Nichte zu freuen. Mira war ein Wirbelwind und John fand meist keine fünf Minuten Ruhe, wenn sie in der Nähe war. Aber er liebte es, sie um sich zu haben, Ausflüge mit ihr zu unternehmen, mit ihr zu spielen und ihr Geschichten zu erzählen und vorzulesen.

    Ein seliges Lächeln legte sich auf seine Lippen und die Albträume waren fast schon wieder vergessen. John ließ seinen Blick über das geschäftige Treiben auf dem Bahnhof gleiten und gähnte abermals, bevor er sich erhob und in den gerade eingefahrenen Zug stieg.

    Nachdem er seine kleine Schlafkabine inspiziert und seine Sachen bis auf ein paar Kleinigkeiten verstaut hatte, ließ er sich in einem Sessel in einem der Aussichtswaggons nieder. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ihn eine vertraut klingende Stimme ansprach.

    „Entschuldigen Sie, ist hier noch frei?“

    John sah auf und blickte wieder in diese leuchtend blauen Augen vom Vortag. „McKay! Ich dachte, Sie wollten fliegen“, brachte John hervor, wies aber sofort auf den freien Sessel vor sich.

    „Ja, ich und ein paar Hundert andere Menschen wollten das auch, aber die Fluggesellschaft scheint anderer Meinung zu sein und glaubt, sich das tatsächlich erlauben zu dürfen. Und da Sie mich mit diesem Zug so neugierig gemacht haben, dachte ich, ich versuche es doch einfach mal. Das heißt, ich werde Sie beim Wort nehmen und auf die Aussicht, das Essen und das Drum und Dran achten“, erklärte Rodney, der sich etwas umständlich mit seiner Tasche und dem Teddy in den Sessel zwängte.

    John lächelte erfreut, aber für Rodney war es eher ein schiefes, jungenhaftes Grinsen. Es war, als würde er in das Gesicht eines Jungen blicken, der gerade selbst begeistert über seine allererste Zugfahrt sprach und doch hatte es nun etwas geradezu Hypnotisierendes.

    „Waren Sie noch nicht in Ihrer Kabine?“, fragte John.

    „Schon. Aber in dieser Tasche befindet sich das allerwichtigste, das ich im Moment habe. Das werde ich nicht unbeaufsichtigt in irgendeiner Kabine liegen lassen, in der Gefahr, dass es jederzeit gestohlen werden kann.“

    John presste die Lippen zusammen und nickt nur kurz. „Die Kabinen sind absperrbar.“

    „Mag sein. Aber das ist äußerst wichtige Arbeit. Glauben Sie mir, sie sollte nicht einfach so irgendwo rum liegen. Außerdem dachte ich, dass ich mich später noch ein Stündchen damit beschäftigen könnte. Nicht, dass ich mich nicht gerne mit Ihnen unterhalte … nein, nein, Sie äh … Sie sind ein ausgezeichneter Gesprächspartner“, stotterte Rodney vor sich hin, bevor er sich selbst wieder zur Ruhe zwang. „Aber ich möchte gerne bald nennenswerte Fortschritte machen.“

    „Woran arbeiten Sie?“

    „Das … das möchte ich ungern erklären. Vor allem nicht hier an einem so … belebten Ort. Außerdem ist es recht kompliziert.“

    „Verstehe.“ Und John verstand wirklich. Er kannte die Marotten und Besonderheiten von Wissenschaftlern und Physikern nur zu gut. Hin und wieder musste auch er sich mit einigen Exemplaren dieser Spezies abgeben und unterhalten.

    Doch bei Rodney schienen noch andere Gründe für sein vorsichtiges Schweigen vorzuliegen. Vielleicht mochten sein ehemaliger Boss und die Diskussion über Projekte und Rechte damit zusammenzuhängen, von dem er am Vortag nur kurz berichtete. Daher entschied John, nicht weiter zu bohren.

    „Vielleicht wird die Zugfahrt Ihnen sogar dabei helfen, sich besser auf Ihre Arbeit zu konzentrieren. Womöglich kommt es zu einem Durchbruch. So oder so, ich bin sicher, dass Ihnen die Zugfahrt bestimmt gefallen wird.“

    Rodney lächelte unverbindlich und im Nu waren die beiden Männer wieder in angeregte Gespräche vertieft. Rodney stellte dabei sein enormes Wissen über so ziemlich alles und jeden unter Beweis und John hörte ihm aufmerksam zu. Einiges wusste er selbst, aber vieles überraschte ihn auch. Je mehr Zeit verging, desto unbeschwerter und lockerer wurden die Gespräche, bis beide anfingen, ein wenig mehr aus dem Nähkästchen zu plaudern.

    „Wieso haben Sie die Air Force verlassen?“, wollte Rodney wissen, als er Johns drucksender Erzählung lauschte.

    „Sagen wir einfach, die Air Force und ich hatten unterschiedliche Vorstellungen“, brachte John hervor und sah zu einem Krümel neben seinem Teller.

    „Worüber?“

    „In der Theorie redet die Air Force ganz gerne darüber, niemanden zurück zu lassen, aber in der Praxis sieht es ganz anders aus. Besonders in einem Land wie Afghanistan kann es … böse enden. Ein paar Kameraden von mir wurden nahe Kandahār abgeschossen und forderten Unterstützung an. Aber die Air Force und die Afghanis konnten sich nicht über eine gemeinsame Rettungsmission einigen … während unsere Jungs … um ihr Leben kämpften.“

    Rodney beobachtete sein Gegenüber und sah, wie sich blankes Entsetzen in seinen Augen widerspiegelte, während er sich an dieses Trauma erinnerte. „Also haben Sie gekündigt.“

    „Nachdem ich mir einen Hubschrauber schnappte und hinter die feindlichen Linien flog, um meine Kameraden rauszuholen, ja.“

    „Ohne Befehl? … Haben Sie es geschafft?“, fragte Rodney leise weiter, und sah, wie Sheppards Kiefer zuerst mahlten, sich dann aber plötzlich der Schleier einer unsäglichen Trauer über sein Gesicht legte.

    „Wenn man meinen Heckrotor nicht getroffen hätte … ich ging in der Nähe der ersten Absturzstelle runter und konnte mich dann zu ihnen … durchkämpfen. Aber als man sich endlich für eine Rettungsaktion entschied … waren wir nur noch zu dritt.“ John schloss kurz die Augen und schluckte, als er wieder Lyles Gesicht vor Augen hatte.

    „Tut mir leid … er war wohl mehr als ein Kollege oder Kamerad.“

    Eine ganze Weile sah John zu Rodney und fragte sich, wie viel er sagen wollte oder konnte, bevor es allzu deutlich wurde. Aber Rodney schien bereits zu verstehen und hinter die Fassade blicken zu können. Er sah Sympathie und Mitgefühl in seinen Augen und da war noch mehr. „Kann man so sagen …“ Sein Gegenüber nickte stumm. „Bevor es zu einer Anhörung oder einem Kriegsgerichtsverfahren kam, bin ich gegangen.“

    „Muss gefährlich gewesen sein … ich meine nicht Afghanistan per se, aber … so ein Leben im Militär …“

    „Wir wussten, auf was wir uns einließen … daher war unser Austritt schon lange geplant. Nur hätte er nicht … Aber so ist das wohl. Das Leben ist nicht fair“, meinte John knapp und atmete tief durch. „Was ist mit Ihnen? Was hat es mit den unterschiedlichen Vorstellungen und Ihren Projekten auf sich, die Sie gestern erwähnten?“

    „Ich war Astrophysiker bei Humble Research“, begann Rodney zu erklären und verstand Sheppards Wunsch, sich aus den Gedanken und Erinnerungen an Afghanistan zurückzuziehen. „Als ich dort anfing, machte mir die Einrichtung einen vielversprechenden Eindruck und ich kam mit den vielen Projekten auch gut voran. Aber als man dieses miese, verkommene Frettchen namens Rittner als Personalchef einstellte, ging alles den Bach hinunter. Der Mann hat es ganz allein geschafft, die Firma in den Ruin zu treiben und ich sollte den Karren aus dem Dreck ziehen.“

    „Wundert mich ehrlich gesagt nicht. Sie machen mir den Eindruck eines sehr intelligenten und fähigen Mannes“, meinte John und konnte schwören, ein leichtes schüchternes Erröten bei Rodney zu erkennen.

    „Nun ja, der Mensaverein nimmt schließlich nicht jeden auf. Aber was Humble Research angeht, habe ich endgültig einen Schlussstrich gezogen, als man die Herausgabe all meiner Forschungsprojekte verlangte, mich aber in eine Art Zwangsurlaub schicken und den größten aller Fachidioten als Leiter der Forschungsabteilung einsetzen wollte. Mal ehrlich, ich habe mir den Arsch aufgerissen für die Firma. Unzählige unbezahlte Überstunden und eine Ansammlung von Urlaubstagen, auf die jeder andere neidisch wäre. Ganz zu schweigen von Rittners andauernden …“

    „Andauernden was?“, hakte John nach, als Rodney stockte. Aber ihn beschlich bereits eine ungefähre Ahnung.

    Rodney seufzte gequält auf. „Nun, er litt offenbar unter der verrückten Idee, ich könnte Interesse an ihm haben … oder an etwas mit ihm.“

    John nickte nur. Während er von Humble Research schon das eine oder andere gehört hatte, war ihm dieser Rittner jedoch fremd, auch der Name war ihm nicht geläufig, aber er konnte sich vorstellen, wie das zwischen ihm und McKay abgelaufen sein musste.

    Auch er hatte in der Vergangenheit schon das eine oder andere Mal mit Personen zu tun, die sich zu leicht einer Illusion hingaben und etwas in eine harmlose Geschäftsbeziehung oder Bekanntschaft hineininterpretierten. Gut, es waren zwar überwiegend Frauen, aber hier und da war auch ein Mann darunter und John hatte schon eine stattliche Summe an Abfuhren erteilt.

    Da kam es ihm gerade recht, der Sohn eines großen Wirtschaftsmoguls zu sein, denn keiner wollte es sich mit Patrick Sheppard verderben. John konnte zwar selbst ganz gut auf sich aufpassen, und er brauchte schon gar nicht die Hilfe seines Vaters, sich einer Klette zu entledigen, aber spätestens seit Sheppard Senior unfreiwillig Zeuge eines mehr als unmoralischen Angebotes gegenüber seiner Schwiegertochter wurde, wusste die Geschäftswelt, dass er keine Hemmungen besaß, seinen Fuß in den Hintern eines noch so angesehenen und erfolgreichen Geschäftsmann zu treten. Seitdem hatte auch John weniger Schwierigkeiten mit unliebsamen Personen.

    „Nun, wenn er bis dahin noch nicht wusste, auf wen er sich eingelassen hätte, jetzt weiß er es.“

    „Was soll das denn heißen?“, platzte es aus Rodney.

    „Sie scheinen mir ein Mann zu sein, der weiß, was er will. Es ist sein Fehler, das nicht erkannt zu haben. Und es ist schade, dass Sie sich dadurch gezwungen sahen, Ihren Job aufzugeben.“

    „Ich gebe ihn nicht auf. Ich … denke, es ist nur Zeit für einen Szenenwechsel. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, ein brillanter Wissenschaftler zu sein. Ich könnte überall einen Job finden. Einen, bei dem man mein Wissen und Können schätzt und mir nicht meine Arbeit wegschnappen und den letzten Hinterwäldlern geben will und einen, an dem ich auch entsprechend respektiert und bezahlt werde. Vor allem einen in einer Umgebung, die nicht daran denkt, in den nächsten Monaten rote Zahlen zu schreiben oder glaubt … mir bestimmte Gefälligkeiten abverlangen zu können.“

    „Ich bin sicher, dass Ihnen das gelingt“, gab John zurück und bewunderte die Hartnäckigkeit und den Kampfgeist des Kanadiers, fluchte aber über diesen Rittner und dessen mieses Verhalten.

    Den Großteil des Nachmittags verbrachte John damit, Rodney einiges über die Küste Kaliforniens zu erzählen, die man aus dem Aussichtswaggon bewundern konnte. Er erzählte von seiner Kindheit, die er zum Teil hier verbrachte und wie er auch später immer wieder hierher zurückkehrte, bevor das Militär seine Aufenthaltsorte bestimmte. Rodney staunte etwas, als er erfuhr, dass Sheppard ein leidenschaftlicher Surfer war. Das hätte er ihm am allerwenigsten zugetraut, auch wenn er schon einen ziemlich guten Eindruck über den Typus von Sheppard hatte.

    Gegen Abend hatte Rodney ein kleines Reise-Schachspiel hervor gekramt und John zu einer Partie überredet. Und sehr schnell hatte er festgestellt, in dem Amerikaner einen durchaus ebenbürtigen Gegner gefunden zu haben. Aus einer Partie wurden schnell zwei und am Ende stand es unentschieden.

    Es war schon spät, als der Zug noch einmal Halt machte und einige Passagiere ein- oder ausstiegen. John und Rodney bildeten die Nachhut, als sie mit einigen anderen den Schlafwagen betraten und warteten, bis die Leute zu ihren Kabinen gefunden hatten. Doch dann stutzten sie abermals.

    „Ist schon komisch mit den Zufällen“, flüsterte John im Gang des Schlafwagens. „Erst treffen wir uns im Starbucks und genießen Seite an Seite unseren Kaffee, dann warten wir Seite an Seite auf unseren Flug, fahren Seite an Seite mit dem Zug und nun … liegen unsere Kabinen auch noch Seite an Seite.“

    „Ich bin Wissenschaftler. Ich glaube nicht wirklich an …“

    Ein plötzlicher Ruck, als der Zug wieder anfuhr, ließ Rodney nach vorne stolpern – direkt in Johns Arme, der ihn gerade so auffangen konnte.

    „Zufälle“, wisperte John, als er tief in die blauen Augen des Kanadiers blickte.

    „Ja … ja. Zufall ist in den Naturwissenschaften letzte, selbst ursachenlose Ursache. Er hat nichts mit Willkür zu tun. In den Naturwissenschaften unterliegt er der Steuerung durch die Umwelt, also Evolutionslehre und so und … und durch die Statistik, ja. Statistische Kausalität in der Quantenphysik. Aber … wegen seiner Unergründlichkeit … Letztkausalität wurde er in der mittelalterlichen christlichen Mystik als Gottesbeweis herangezogen und …“

    „Rodney?“

    „Hm?“

    „Halt den Mund“, wisperte John tonlos, als er Rodney noch enger an sich zog und seine Hand über seine Wange streichen ließ.

    „Dann küss mich endlich“, forderte Rodney flüsternd und bemerkte das sanfte Lächeln, das Johns Lippen umspielte. Sekunden später spürte er seine Lippen auf den seinen.

    Der Kuss war zunächst zaghaft, fast ein bisschen zu scheu, doch dann schlang John seine Arme noch fester um ihn, hielt ihn noch enger an sich gepresst und ließ sich auf ein leidenschaftliches Duell der Zungen ein, dass es Rodney fast schwindlig wurde und er glaubte, nicht mehr atmen zu können.

    Rodney war, als sei die Zeit stehen geblieben. Auch die Umgebung rückte in weite Ferne und es kümmerte ihn nicht im Geringsten, dass sie mitten Gang eines Zugwaggons standen.

    Auch John schien nicht mehr klar denken zu können, als er in den Kuss hinein stöhnte. Er hatte sich so lange danach gesehnt, wieder die Nähe und Umarmung eines Mannes zu spüren, dass ihn dieser Moment in seiner Intensität fast überwältigte.

    Vielleicht war es keine gute Idee, Rodney zu küssen, auch wenn dieser ihn schlussendlich aufforderte. Nein, es ging zu schnell. Viel zu schnell und viel zu weit, als er bemerkte, wie Rodney sich im Blindflug über das Schloss seiner Kabinentür hermachte und die beiden dann taumelnd hineinstolperten.

    „Das ist keine gute Idee …“, keuchte John und konnte doch nicht von ihm lassen, als er ihn sanft gegen die nächste Wand drückte.

    „Stimmt, die Kabine ist viel zu klein, vom Bett ganz zu schweigen.“

    „Nein, ich meine … du glaubst nicht an Zufälle und ich eigentlich auch nicht … aber ich glaube an Schicksal … vor allem, wenn es sich zu Unheil und Unglück wandeln kann. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“

    „Was soll mir denn passieren?“, fragte Rodney prustend nach und bemerkte wieder den Schmerz, der in Johns Augen lag. Sein Lächeln erstarb. „John, ich weiß nicht, was damals passiert ist, dass es dich noch heute derart verfolgt und mitnimmt. Aber du bist nicht mehr in Afghanistan und du bist auch nicht mehr bei der Air Force. Also, was soll das?“

    „Ich wünschte, es wäre so einfach, Rodney“, wisperte John und fuhr über die Linie seines Kinns. „Ich bin nicht mehr in Afghanistan oder bei der Air Force, nein … aber es … Afghanistan ist in mir. Es ist schwer zu erklären … Ich habe Jahre gebraucht, um … nein. Glaube mir, manchmal sind es einfach nur die Menschen selbst, die am gefährlichsten sind. Ich würde dich in Gefahr bringen, Rodney, und ich bin nicht bereit, dieses Risiko einzugehen.“

    „Okay … okay“, wisperte Rodney, als Johns Stirn gegen die seine lehnte. Irgendetwas sagte ihm, dass mehr hinter Johns gestammelter Erklärung steckte, aber als er sah, wie schwer es ihm fiel, überhaupt etwas hervor zu bringen, wollte Rodney ihn nicht noch weiter quälen.

    „Außerdem hättest du mich nur für eine Nacht“, brachte John mühsam hervor, als er seine Lippen über Rodneys Kinn gleiten ließ und das verführerische Aftershave tief in sich aufsog. „Auch wenn ich nicht der Typ für One-Night-Stands bin.“

    „Ich auch nicht. Und wir beide werden auch nicht in Kanada bleiben. Du wirst zurück zu deinem Leben und deiner Arbeit gehen und ich … wer weiß, wohin es mich verschlägt. Und ich bezweifle, dass eine Fernbeziehung funktionieren würde“, gab Rodney zurück und unterdrückte ein Stöhnen, als Johns Hand über seinen Hals hinab zu seiner Brust wanderte.

    „Ja, ich bezweifele es auch. Wenn ich eine Beziehung mit dir haben will, dann ganz und gar und offen und ehrlich und ohne Geheimnisse und Schweigen … und vor allem mit dir an meiner Seite. Aber ein solches Leben kann ich dir nicht bieten“, erklärte John leise und streichelte wieder über seine Wange, während er sich noch immer an ihn drückte. „An meiner Seite ist es zu gefährlich für dich. Das, was dann geschehen würde … ich würde dich zerstören und … das hast du nicht verdient … ich kann es nicht zulassen.“

    „John …“

    „Tut mir leid.“

    „Ja, mir auch“, wisperte Rodney. „Also … war es das? Verbringen wir einfach nur eine nette Zugfahrt miteinander, sagen, dass wir allerhöchstens Bekannte sind, und gehen ab Seattle getrennte Wege?“

    John atmete tief ein, ließ den verführerischen Duft von Aftershave und Rodney auf sich wirken, bevor er ganz bewusst und mit aller Mühe gegen sein Verlangen ankämpfte. „Ja.“

    „Zu schade … du wärst der heißeste Typ, den ich je hatte.“

    John musste beinahe auflachen, doch es reichte nur zu einem Lächeln, als er seinen Kopf anhob und wieder in die blauen Augen des Kanadiers blickte. „Unterschätze dich nicht, Rodney. Du weißt gar nicht, wie schwer du es mir gerade machst.“

    Rodney schwieg und blieb regungslos stehen. Er spürte nur noch Johns warme Hand an seiner Wange, seinen Daumen, der über seine Lippen strich, während die andere Hand an seiner Hüfte ruhte und seine Erektion, die gegen seinen Unterleib drückte.

    Dann beugte sich John ein letztes Mal vor, hinterließ einen zarten Kuss auf Rodneys weichen Lippen und löste sich endgültig von ihm. „Gute Nacht, McKay.“

    Und damit war John aus seiner Kabine verschwunden und Rodney blieb mit rasendem Herzen zurück.

    ~~~

    John hatte die Augen geschlossen, lehnte mit dem Rücken an seiner Kabinentür und war hin und her gerissen von der Zuneigung und der Zärtlichkeit, die ihm Rodney entgegengebracht hatte und seinem Verstand, der ihn lobte und ihm Recht gab, frühzeitig gegangen zu sein.

    Schon lange hatte er sich nicht mehr derart nach einem Mann gesehnt. Eigentlich noch nie. Selbst Lyle …

    „Oh Gott, Lyle“, stöhnte John tonlos, als er seinen Kopf in den Nacken fallen ließ.

    Wie hatte er sich nur derart gehen lassen können? Wie hatte er es nur so weit kommen lassen? Wie hatte er nur dieses Spiel spielen können? Wie hatte er nur mit seiner Erinnerung, seinem Gedenken und diesem Mann spielen können?

    John wusste nicht genau, wie lange er da stand und wie lange es brauchte, die blauen Augen des Kanadiers aus seinen Gedanken zu vertreiben. Irgendwann hatte er es fertiggebracht, seine Kabine abzusperren, sich seines Hemdes und der Schuhe zu entledigen und sich in die Koje zu legen. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Seine Gedanken rasten und er war aufgekratzt, wie sein Bruder es nennen würde.

    Dave würde ihn einen Narren schelten, aber John wusste es besser. Wieder einmal hatte er das Gefühl, einen Betrug begangen und Lyle als Entschuldigung benutzt zu haben. John starrte zur Decke und schüttelte mit dem Kopf. Das war doch verrückt.

    Lyle war tot und John wusste nur zu gut, dass er sich das nicht für ihn gewünscht hätte. Verdammt, es gab nichts und niemanden, der ihm verbot oder ihn daran hinderte, wieder eine Beziehung mit einem anderen Mann einzugehen.

    Und doch war es immer wieder Lyles Gesicht, das vor seinem Geiste auftauchte und ihn an jenen verhängnisvollen Tag in der Wüste erinnerte. Nein, niemand würde ihn hindern, etwas Glück zu finden, aber etwas schon. Dieses Etwas, das ihn nicht mehr loslassen wollte.

    John kämpfte sich wieder ins Hier und Jetzt zurück, verdrängte seine Sehnsüchte, sein Verlangen und alle anderen Gefühle, die ihn doch nur am Funktionieren hinderten. Doch an Schlaf sollte nicht zu denken sein.

    ~~~

    Auch die dritte Tasse Kaffee vermochte weder seine Müdigkeit noch das miese Gefühl zu vertreiben, dass seit dem Abend in ihm rumorte. John war schon etwas überrascht, als Rodney ihm ein relativ gut gelauntes „Guten Morgen“ schenkte, und sich zu ihm setzte. Ganz zu schweigen von dem Lächeln, das nur eines bedeuten konnte. Es war nie etwas geschehen.

    Es wäre einfach, es Rodney gleich zu tun und das Geschehen des Vorabends zu vergessen. Aber John hatte noch nie den leichten Weg genommen. Dennoch wusste er nicht, wie er nun vorgehen, wie er sich verhalten oder was er sagen sollte. Also zog sich das Frühstück eine ganze Weile schweigsam dahin, bis John es nicht mehr aushielt.

    „Rodney … hör zu, ich …“

    „John, ist okay … wirklich. Du hast irgendetwas, das dich hindert und … ich verstehe es. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich verstehe schon. Es ist nichts passiert, okay?“, gab Rodney leise zurück und schielte dabei in die Umgebung. Doch keiner der anderen Passagiere schien sich sonderlich für die beiden Männer zu interessieren. „Wir haben uns kennengelernt, wir kamen uns näher und haben früh genug festgestellt, dass es zwischen uns nicht funktionieren würde. Du hat dein Päckchen zu tragen und ich weiß nicht, wo meines mich hinführt, also … machen wir aus der Mücke keinen Elefanten und verschlimmern wir die Sache nicht unnötig.“

    Wieder sah John mehr in den Augen des Wissenschaftlers, als er anfangs zu hoffen gewagt hatte. Ja klar, da war Toleranz und auch Verständnis, Zuneigung und Mitgefühl. Aber er sah auch Bedauern und trotz allem auch den Wunsch nach Freundschaft.

    John schluckte und atmete tief durch, bevor er nickte und sich wieder zurücklehnte. Doch die Anspannung sollte nur Stück für Stück weichen.

    „Ich habe gehört, dass der Zug mit Verspätung in Seattle ankommt. Keine Ahnung, ob wir den nächsten nach Vancouver noch erwischen, oder ob er wartet oder ob wir am Ende festsitzen“, kam es von Rodney, als er das Thema wechselte.

    „Ja … ich dachte daran, in Seattle einen Zwischenstopp einzulegen. Wir kämen ohnehin erst nach Mitternacht an und ich will meine Leute nicht aus dem Bett schmeißen“, erklärte John und lugte über den Kaffeetassenrand zu Rodney.

    „Hm, daran hatte ich gar nicht gedacht“, meinte Rodney. „Klingt nach einer guten Idee. Die Frage ist nur, wann kriegen wir einen Zug von Seattle nach Vancouver?“

    Plötzlich vernahm John das laute Schnipsen seiner Finger, und ehe er sich versah, hatte Rodney seinen Laptop hervor geholt und ließ seine Finger über die Tastatur fliegen. Im Nu hatte er den weiteren Reiseverlauf festgesteckt. „Da fährt ein Zug morgens um zwanzig vor acht direkt nach Vancouver. Ansonsten gäbe es da noch Busse um Viertel vor elf, Viertel nach zwei am Nachmittag …“, zählte Rodney weiter auf.

    „Klingt doch gut“, war alles, was John müde lächelnd hervorbringen konnte.

    Er wusste bereits jetzt schon, dass er höchstwahrscheinlich mit dem Bus fahren würde. Acht Uhr morgens wäre einfach noch zu früh, wenn er die Müdigkeit und die Trägheit aus seinen Gliedern mit einer anständigen Portion Schlaf in einem bequemen Bett statt einer Koje vertreiben wollte. Die Frage war nur, ob sich der Schlaf wirklich als erholsam und regenerierend herausstellen würde, oder ob es sich wieder in eine Horrornacht verwandeln würde.

    John verdrängte die Gedanken daran, bevor sich die Bilder wieder in sein Bewusstsein schlichen und ihn abermals vollkommen neben sich stehen ließen.

    Das Frühstück war beendet und beide einigten sich darauf, sich noch um ihre Arbeiten kümmern zu wollen. So verliefen auch der Vormittag und das Mittagessen größtenteils schweigsam. Am Nachmittag hing dann jeder vollends seinen eigenen Gedanken nach. Rodney arbeitete weiter an seiner Theorie, ohne John jedoch allzu viel davon zu verraten und John stellte seinen Bericht zu Ende und begann dann, in seinem Buch zu lesen, dass er sich am Morgen im Bahnhofskiosk gekauft hatte. Es hatte ihn überrascht, gerade diesen Mammut-Wälzer von Tolstoi dort vorzufinden. Aber bis zum Ende des Jahres würde er ihn bei seiner gewohnten Lesegeschwindigkeit fertig gelesen haben. Besonders, wenn er sich vermehrt von seiner Familie, ganz besonders seinem Vater, zurückzog und sich in sein Zimmer oder das kleine Gästehaus am Pool einigelte.

    Am Abend hatte Rodney ihn dann ganz unverbindlich zu einem Abendfilm im Kinowaggon überreden können und die beiden lachten über eine Weihnachtskomödie, auch wenn sich eine lockere Entspannung nicht so recht einstellen wollte.

    ~~~

    Die Verspätung ließ sie erst gegen Abend in Seattle ankommen, so dass ihnen ein eisiger Wind ins Gesicht blies, als sie in der dunklen Stadt aus dem Zug stiegen. Beide beobachteten am Rande, wie sich die meisten der Passagiere hektisch auf den Weg machten, ihren Anschluss zu finden, in wartende Busse oder Taxis stiegen oder fluchten, als ihnen der nächste Zug vor der Nase wegfuhr.

    John entschied, sich für eine Nacht im Arctic Club Seattle einzuquartieren und Rodney staunte nicht schlecht. Wenn er sich nicht irrte, war es ein sehr nobles Hotel inmitten von Seattles Bankenviertel, aber es wunderte ihn auch nicht sonderlich. Sheppard war ein erfolgreicher Geschäftsmann und nächtigte während seiner Geschäftsreisen wohl öfters in solch teuren Etablissements.

    Rodney machte kurzen Prozess und entschied sich ebenfalls für eine Nacht in diesem Hotel. Es war ja nicht so, als ob er es sich nicht leisten konnte. Als Physiker hatte er bei Humble Research zu Anfang wirklich nicht schlecht verdient, und obwohl er sich immer wieder das Neueste vom Neuen und nur das Beste in Sachen Computer und Elektronik leistete, legte er aber das restliche Geld zur Seite. Nun konnte er es sich doch auch mal gut gehen lassen, auch wenn es nur eine Nacht war. Vor allem aber würde es ihm sein Rücken danken, denn er glaubte, noch immer die Sprungfedern, oder besser gesagt, das Fehlen jeglicher Federn in der Koje des Zuges in seinem malträtierten Kreuz zu spüren.

    Eine fünfminütige Taxifahrt brachte sie zum Hotel und Rodney staunte erst recht, als er noch nicht einmal richtig aus dem Wagen ausgestiegen war. Das Hotel verbarg sich in einem alten, aber wunderschön restauriertem Gebäude, das mindestens hundert Jahre auf dem Buckel haben musste. Rodney genoss den Anblick und glaubte sich langsam in die Zeit des Goldrauschs zurückversetzt.

    Der Arctic Club war zur damaligen Zeit eine soziale Einrichtung für die Männer, die aus dem Yukon Goldrausch zurückkehrten. Die meisten fanden auf dem Wag nach Norden zwar kein Gold, aber wenn sie es schafften, zurückzukehren, kamen sie mit mehr als nur Erinnerungen. Anderen wiederum bot diese Einrichtung eine besondere Gemeinschaft von Leuten, die mit Taschen voller Gold und Geld und ebenso vielen Geschichten, die sie zu erzählen hatten, zurückkehrten und sich hier ausruhen konnten.

    Nun war es ein geschmackvoll eingerichtetes Hotel, voller Traditionen und doch mit allen modernen Annehmlichkeiten. Es war nun mit seinem speziell eingerichteten Business Center, mehreren Konferenzräumen, einer Weinbar und einem exquisiten Restaurant, einem Fitnesscenter mit Pool gleichermaßen für Geschäftsleute als auch für anspruchsvolle Touristen geeignet.

    „Ah, Mister Sheppard! Welch eine Freude, Sie wieder in unserem Hause begrüßen zu können“, sagte der Concierge hinter der Rezeption und riss Rodney aus seiner Bewunderung, als er sich an diesen wendete. „Sir, willkommen im Arctic Club Double Tree. Hatten Sie eine angenehme Reise?“

    „Äh ja, bestens. Danke“, antwortete Rodney, als John ihm den Vortritt für die Buchung seines Zimmers gab.

    „Womit kann ich Ihnen dienen, Sir?“

    „Mit einem Zimmer. Ich bleibe nur bis morgen und reise dann weiter“, erklärte Rodney.

    „Ich bedauere, Sir. Wir haben nur noch eine Suite frei“, gab der Concierge zurück und tippte eifrig suchend noch immer auf seinem Computer umher und schüttelte letztendlich den Kopf. „Nein, Sir. Tut mir leid. Durch die Konferenz sind wir beinahe vollkommen ausgebucht.“

    „Ausgebucht? Das soll wohl ein Scherz sein. Was … wie soll das funktionieren? Ich meine, wir sind zwei Personen, also brauchen wir auch zwei Zimmer. Aber bei einer Suite …“

    „Dann nehmen wir eben die Suite“, meinte John und unterbrach Rodneys Redeschwall, bevor er sich wieder in eine dieser Schimpftiraden verwandeln konnte.

    „Ja, aber …“

    „Wir brauchen eine Unterkunft, Rodney, also nehmen wir die Suite“, gab John bestimmend zurück und nickte dem Concierge zu, der diskret abwartend da stand. „Sie ist bestimmt groß genug, so dass wir uns nicht auf die Füße treten werden.“

    „Ja, Sir. Es wäre die Denali-Suite.“

    „Die Denali-Suite, siehst du?“

    „Woher soll ich wissen, wie groß die Denali-Suite ist?“, platzte es aus Rodney heraus, der noch immer nicht begeistert schien.

    „Sie ist groß, glaube mir“, antwortete John und nickte dem Concierge zu, der sich eifrig an die Buchung machte. John vermied es allerdings, den Hotelangestellten genauer zu mustern, aber er wusste, dass Diskretion zu den höchsten und besten Eigenschaften dieses Hauses und seiner Angestellten gehörte, also musste er sich keine Gedanken machen, womöglich mit einem schiefen Grinsen oder abschätzigen Blicken bedacht zu werden. Ganz zu schweigen davon, dass er bezweifelte, dass er und Rodney die ersten Männer wären, die sich ein Zimmer teilten. „Ich habe sie schon öfter gebucht, wenn ich hier zu tun hatte. Sie wird dir gefallen.“

    ~~~

    John und Rodney hatten sich noch gerade rechtzeitig für das Abendessen im hausinternen Restaurant namens Juno blicken lassen und gönnten sich ein opulentes Mahl, während man ihre Sachen in die Suite brachte. Dabei überraschte es Rodney, dass John als Erstes an seine Zitronenallergie dachte und den Kellner diesbezüglich informierte.

    Rodney kam immer mehr zu der Überzeugung, dass er Sheppard tatsächlich mehr bedeuten musste, als er anfangs angenommen hatte. Es war wohl nicht einfach nur von ihm dahin gesagt, als er meinte, es würde ihm schwerfallen. Da waren auch die Blicke, die Gesten, die Fürsorge, als er ihm am Morgen immer wieder Kaffee nachgoss, mitfühlend auf sein Gejammer über die mehr als miserable Matratze in seiner Kabine einging und ihm beim Tragen des Riesenteddys half und nun, neben den vielen anderen Kleinigkeiten, auch noch seine Allergie bedachte. Da waren wirklich Gefühle im Spiel und Rodney fühlte wieder dieses Bedauern. Auch er hatte Gefühle für ihn. Aber hauptsächlich war da Neugierde, was es mit seiner Vergangenheit auf sich hatte und warum es ihm offensichtlich so schwer fiel, mit jemandem zusammen zu sein.

    Für einen kurzen Moment glaubte Rodney sogar, an einen unsicheren Hetero geraten zu sein, doch der Kuss letzte Nacht sprach eine andere Sprache und ließ ihn sich schnell wieder besinnen.

    Ja, er schien sich bei ihm wohl zu fühlen, aber nur, solange es sich um eine gemeinsame Zugfahrt handelte, ein Frühstück, ein Mittag- oder Abendessen. Oder andere Gemeinsamkeiten, die keine besonderen Intimitäten beinhalteten. Alles, was darauf hinsteuerte oder damit zu tun hatte, schien ein rotes Tuch für ihn zu sein und eine geradezu blockierende Trauer in ihm hervorzurufen. Rodney hatte nicht wirklich Ahnung von solchen Dingen, aber wenn er eins und eins zusammenzählte, sprach alles dafür, dass John unter einer posttraumatischen Belastungsstörung litt.

    Das Abendessen war lange beendet und John und Rodney mussten zugeben, dass sie schon lange nicht mehr so gut gegessen hatten. Auch wenn John sich des Öfteren mit einigen Geschäftsleuten zum Lunch und dergleichen traf, achtete er jedoch dabei niemals auf das Essen. Er konzentrierte sich eher darauf, alles zur Zufriedenheit seines Vaters zu erledigen und das am besten so schnell wie möglich.

    Rodney hingegen hatte sich bisher immer in seinem Labor verbarrikadiert und sich in seine Arbeit und seine Theorien vertieft. Er konnte sich selbst gar nicht mehr daran erinnern, wann er sich zum letzten Mal einen Gang in ein nobles Restaurant gegönnt hatte, oder gar ins Kino, ein Café oder eine Bar gegangen war. Ganz zu schweigen von guter Gesellschaft, die ihn hin und wieder mal raus lockte. Wenn Jeannie nicht immer mit ihren regelmäßigen Mails hinter ihm saß und ihn hin und wieder kurz besuchte, hätte er sogar schon sein Haus in ein Riesenlabor verwandelt.

    Ja, das Abendessen und die Gespräche, die bis spät in die Nacht dauerten, hatten beiden gut getan. Vergessen waren die kurze Knutscherei im Zug und die Befangenheit danach. Bis sie in ihrem Zimmer ankamen. John und Rodney hatten durch Stein, Papier, Schere ausgeknobelt, wer zuerst unter der Dusche stehen durfte, aber nun blickten sie auf das Bett. Zugegeben, es war ein King Size Bett, aber doch machte sich eine Verlegenheit in ihnen breit.

    „Also …“

    „Du kannst das Bett haben. Ich schlafe auf der Couch“, brach es aus John heraus, bevor Rodney überhaupt zu Ende sprechen konnte.

    „Was? Wieso? Ich meine … das Bett ist doch groß genug und wir sind doch erwachsen.“

    „Das ist es nicht. Es ist … glaube mir, es ist besser so.“

    „Ja, aber …“

    „Rodney, ist schon okay. Wirklich. Nimm du das Bett.“

    Rodney wollte noch etwas erwidern, aber John hatte sich bereits ein Kissen und eine Decke geschnappt und war verschwunden.

    Leise schloss er die Flügeltür zum angrenzenden Wohnzimmer und lehnte wieder seinen Kopf gegen das kühlende Holz. Wie gerne würde er nun dort im Bett liegen, neben Rodney … mit Rodney. Aber so war es sicherer für ihn. Er würde sich niemals verzeihen, wenn ihm etwas zustieße, nur weil er …

    Seufzend wandte sich John der Couch zu und machte sich auf ihr breit. Das würde wieder eine lange Nacht werden.


    tbc ...
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?


  2. #2
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
    Registriert seit
    31.05.2010
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    4.449
    Blog-Einträge
    44

    Standard

    … Himmel, war der Kerl gut aussehend. Groß, schlank und muskulös, aber nicht zu sehr, wie es seine dunkle Jeans und sein helles Hemd verrieten, die sich bei jeder Bewegung sanft an seinen Körper schmiegten. Das dunkle Haar, das an seinem Oberkopf wild in alle Richtungen abstand, wobei ihm immer noch einige Strähnen in die Stirn fielen. Richtig verwegen. Und diese Augen …
    Wie wahr, wie wahr ... *seufz*
    Rodney war es fortan nicht mehr möglich, sich auf irgendetwas anderes als auf diese verwuschelte Frisur des Mannes neben ihm zu konzentrieren.
    Kann ich durchaus nachvollziehen.

    John und Rodney kommen bestimmt noch zusammen, so wie die Luft zwischen ihnen knistert.
    Auch wenn John immer noch in traurigen Erinnerungen schwelgt u. wohl so etwas wie Schuldgefühle hat. Letztendlich werden sie alle Probleme lösen, die sie daran hindern sich auf einander einzulassen.
    Würde mich nicht wundern, wenn Rodney sogar ein Jobangebot von Sheppards Industrie bekommt.

    Geht es weiter?

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  3. Danke sagten:


  4. #3
    Senior Airman Avatar von DraudeA
    Registriert seit
    06.12.2013
    Ort
    Prag und Linz
    Beiträge
    31

    Standard

    Ich habe keine Worte Shahar nur.

  5. Danke sagten:


  6. #4
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    Dann möchte ich heute doch gerne auf eure Kommentare eingehen


    @John´s Chaya:

    John und Rodney kommen bestimmt noch zusammen, so wie die Luft zwischen ihnen knistert.
    Auch wenn John immer noch in traurigen Erinnerungen schwelgt u. wohl so etwas wie Schuldgefühle hat. Letztendlich werden sie alle Probleme lösen, die sie daran hindern sich auf einander einzulassen.
    Würde mich nicht wundern, wenn Rodney sogar ein Jobangebot von Sheppards Industrie bekommt.

    Geht es weiter?
    Aber bis dahin werden sie noch das eine oder andere durchzustehen haben

    Ich freue mich, dass dir die Story zusagt und danke dir für dein liebes Kommentar.

    Selbstverständlich geht es weiter.


    @DraudeA:

    Auch dir vielen Dank fürs lesen und Kommentar geben.


    Auch ein herzliches Dankeschön an die stummen Leser und Danke-Drücker: Antares, Galaxy, Tamara


    Den nächsten Teil gibt es voraussichtlich morgen.
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  7. Danke sagten:


  8. #5
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    Wie versprochen der 2. und letzte Teil dieser Story.

    ~ ~ ~

    20. April 2002 Kandahār, Afghanistan

    John wartete mehr oder weniger geduldig, bis der Sergeant mit seiner Wäsche endlich fertig war und den Waschraum verließ. Nur zur Sicherheit sah er sich noch einmal um, bevor er selbst alles stehen und liegen ließ und zu seinem Freund ging.

    „Nur noch drei Monate, Lyle. Drei Monate und wir müssen uns nicht mehr heimlich in der Waschküche treffen.“

    „Gott, ja. Ich kann es gar nicht abwarten, diese Hölle endlich zu verlassen“, erwiderte sein Freund und ließ sich nur zu gerne von John gegen die Waschmaschine drücken. „Hast du es mitbekommen? Dex und Mitch hat es erwischt.“

    „Ja, ich weiß“, antwortete John und drückte sich enger an seinen Freund, um sein Gesicht in seiner Halsbeuge zu vergraben. „Scheiße.“

    „Waren gute Jungs.“

    „Ja, das waren sie.“

    „Dieses verdammte Land treibt mich noch in den Wahnsinn. Alles treibt mich in den Wahnsinn. Ist es nicht der Sand, der dir in jede Ritze kriecht, sind es die Taliban, die an jeder Ecke lauern und nichts lieber tun, als dich abzuschlachten und sind es nicht die, …“

    Lyle und John schreckten auf, als eine Türe knallte. Für einige Sekunden starrten sie wie gebannt auf den Eingang zur Waschküche, doch es tat sich nichts mehr.

    „… dann sind es die eigenen Leute, die dich ans Messer liefern können.“

    „Nur noch drei Monate, Lyle“, wiederholte John ruhig und trat einen Schritt zurück. Sollte doch noch jemand hereinplatzen, so würde es nicht ganz so verfänglich aussehen. Das hoffte zumindest John. Doch er konnte seine Hand nicht von ihm lassen und streichelte beruhigend über seine Wange. „In drei Monaten ist alles um und wir können uns ein eigenes gemeinsames Leben aufbauen und niemand kann uns mehr ans Bein pissen.“

    „Ach, ich bitte dich. Es gibt doch überall Leute, die zumindest das Maul nicht halten können.“

    „Was interessieren uns die anderen? Wenn uns einer zu frech kommt, stopfe ich ihm schon das Maul.“

    „Ja. Das bringst auch nur du fertig“, brachte Lyle lachend hervor.

    „Nein, im Ernst. Es ist mir egal, was andere über uns denken. Aber wenn sie dir oder mir das Leben unbedingt schwer machen wollen … drehe ich mit ihnen eine Runde, bis sie sich an ihren Zungen verschlucken.“

    „Das verrückte ist, ich kann es mir so richtig gut vorstellen“, meinte Lyle, als er nun seinerseits nach John griff und ihn wieder zu sich zog und ihn küsste, bevor er sich seufzend von ihm trennte, sich umdrehte und sich wieder seinen Shirts widmete.

    „Ich habe heute Nachmittag einen Einsatz. Muss mit zwei Mann rüber nach Qalat fliegen. Komme erst morgen wieder zurück … wenn man mich nicht abschießt oder sonst was.“

    „Hör auf damit!“, entfuhr es John und er packte seinen Freund am Arm, um ihn zu sich zu drehen. „Hör auf, ständig so was zu sagen. Du wirst nicht abgeschossen … und du wirst wieder zurückkommen.“

    „Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus, Sheppard. Ehrlich … ich habe ein ganz mieses Gefühl dabei.“

    „Ach was“, versuchte John, ihn zu beschwichtigen, doch irgendetwas war an Lyles Gesichtsausdruck, das ihm nicht behagte. „Um was geht’s bei diesem Flug überhaupt?“

    „Ach, keine Ahnung. Irgendwas wegen einer Ausgrabung oder so.“

    „Ausgrabung?“

    „Ja. Als ob wir nicht genug Probleme hätten. Überall kreuchen und fleuchen Taliban umher und dann soll man noch das Taxi für Sandbuddler spielen. Nicht zu fassen.“

    „Versprich mir, dass du vorsichtig bist“, bat John, als er wieder an Lyle herantrat.

    „Bin ich das nicht immer?“

    „Ich meine es ernst, Lyle … sei vorsichtig“, wisperte John, als er sich einen weiteren Kuss stahl.

    „Okay … okay“, brachte Lyle hervor und gab der fordernden Zunge seines Liebsten nach.



    Johns Herz raste und krampfte sich zusammen … Er rannte … Er rannte, so schnell er konnte zum nächsten Helikopter, ignorierte die Drohungen seiner Vorgesetzten und die brüllenden Aufforderungen des Bodenpersonals, sich vom Hubschrauber zu entfernen und startete stattdessen die Motoren.

    ‚Sie werden nicht schießen. Keiner schießt auf seine eigenen Leute‘, dachte sich John, als die Basis mit den Menschen unter ihm immer kleiner wurde und er Kurs zum Absturzort nahm. ‚Lyle … oh Gott, Lyle … bitte nicht.‘



    Schüsse hallten vom Boden wider, die Kugeln und Geschosse trafen seinen Heckrotor … Alarmtöne piepsten überall … er verlor die Kontrolle … der Boden unter ihm drehte sich … drehte sich zu schnell und kam immer näher … die Motoren fielen aus … der Boden … viel zu nah … stöhnend kam John zu sich, ignorierte den Schmerz in seinem Arm und der Schulter … keuchend kämpfte er sich aus dem Wrack, klopfte sich den Sand aus der Kleidung, wühlte nach Medipacks und einem Rucksack, gefüllt mit Wasser und anderen Dingen … mit dem Kompass in der einen Hand und der Waffe in der anderen, ließ er seinen Hubschrauber zurück und machte sich auf den Weg … ‚Lyle … ich komme schon … ich komme …‘



    Erbarmungslos brannte die Sonne in der Wüste und ließ jeden glauben, der Sand schmelze unter der Hitze, doch John lief stur weiter … Schritt für Schritt … Meter für Meter … Kilometer für Kilometer …

    Am Horizont war bereits das Wrack auszumachen und John lief los … er lief, er rannte, immer schneller …

    „Lyle! Oh Gott, Lyle …“ stöhnte John, als er ihn an einer schattenspendenden Seite des Black Hawk Wracks fand und neben ihm auf die Knie fiel.

    Schmutz und Blut bedeckten das Gesicht seines Liebsten, Schmerz verzerrte es. „John …“

    „Ich bin hier, Lyle … ich bin hier. Alles wird gut, hörst du? Das wird schon wieder.“

    „Du warst schon immer ein miserabler Lügner.“

    „Wir haben ihm bereits mehrere Dosen Morphium gegeben, aber er blutet zu stark“, erklärte einer der beiden Männer, die Lyle auf diesem Flug begleiten sollten. Aber John beachtete sie gar nicht.

    Sein Blick und seine Hände glitten über Lyles Gesicht, das mühsam ein Lächeln zeigen wollte.

    „Siehst du? Habe ich nicht gesagt … dass ich ein mieses Gefühl habe?“

    „Shh“, brachte John hervor und machte sich daran, Lyles Verband am Bein sachte zu lösen, um sich die Wunde anzusehen. Doch als das Blut hervorquoll, drückte John auf die Wunde und zog eine frische Bandage aus seiner Weste.

    „Das ist … nur ein Kratzer … du müsstest dir mal meine Rippen ansehen“ krächzte Lyle und hustete auf. Blut floss aus seinem Mundwinkel.

    „Du hast schon immer übertrieben“, brachte John hervor und versuchte zu lächeln. Er durfte seine Sorge nicht zeigen, er durfte nicht zeigen, wie schlimm es wirklich war.

    „Was ist mit deiner Maschine?“

    John überlegte … wie viel konnte er ihm sagen, ohne ihm Angst zu machen? Ohne seine eigene Angst zuzulassen?

    „Der Heckrotor wurde getroffen“, antwortete John ehrlich. „War ein Glückstreffer.“

    „Dann haben diese Bastarde heute wohl einen Lauf, hm?“

    „Nicht mehr lange“, gab John zurück und wickelte die Binde fester um Lyles Wunde, doch es wollte einfach nicht aufhören zu bluten.

    „Du musst hier weg … John. Schnapp dir die anderen … und bringt euch in Sicherheit.“

    „Ich gehe nirgendwohin. Nicht ohne dich.“

    „John … hier wimmelt es nur so … von Taliban. Ich habe sie gesehen, okay? … Ich habe eine Gruppe gesehen. Sie sind ganz in der Nähe.“

    „Ja, da sind ein paar.“

    „Ein paar … und du neigst wohl zur Untertreibung … Wenn ihr euch jetzt auf den Weg macht …“

    „Ich gehe nicht ohne dich! Hör auf, okay?“

    „John … das schaffe ich niemals … ich weiß … wie es um mich steht, okay? Ich schaffe es niemals, bis zur Basis, aber du …“

    „Halt den Mund!“, entfuhr es John grober als beabsichtigt, aber Lyle lächelte nur.

    „Du bist ein verdammter Sturkopf.“

    „Nein. Ich bin nur die Vorhut. Hilfe ist unterwegs, solange musst du durchhalten, okay? Halte durch … für mich.“

    Lyle lächelte wieder, bevor ihn ein Hustenanfall packte und ihn abermals Blut spucken ließ.

    John schluckte, versuchte ihn zu halten, zu stützen und zu beruhigen. Aber er konnte nicht mehr tun, als ihm ein wenig Wasser zu geben und sein Gesicht vom Schmutz und Blut zu säubern.



    Schreie ertönten, Tumult brach aus … hart fiel John zu Boden und konnte nur mit Mühe den Mann von sich herunter stoßen … seine Waffe lag im Sand, er konnte sie nicht erreichen … das Gewehr traf ihn an der Schläfe und schickte ihn abermals zu Boden … Messerklingen blitzten im Sonnenlicht auf …

    Lyle, der kaum noch Kraft besaß, seine Waffe zu halten … ein vermummter Mann, der sich ihm mit erhobener Klinge näherte …

    „Nein!“, schrie John, stieß den anderen Taliban von sich und hechtete zu Lyle …

    Ein erstickter Schrei … Lyles entsetzter Blick … die Klinge in seiner Brust … „John … John …“

    Rage hatte ihn erfasst. Blinde Wut ließ ihn aufschreien und sich auf den Taliban stürzen … seine Hände legten sich um seine Kehle … er drückte ihn zu Boden und … seine Hand griff nach seinem Messer …



    22. Dezember – Seattle, The Arctic Club – Double Tree Hotel

    „John! … John!“, schrie Rodney, als er sich verzweifelt aus John eisernem Griff zu befreien versuchte.

    Es war mitten in der Nacht, als Rodney durch Geräusche geweckt worden war und ihnen nach einigem Zögern nachgehen wollte. Die Geräusche wandelten sich sehr schnell in Schreie und Rodney wurde in seiner Annahme, John hätte einen Albtraum, nur bestätigt. Aber das, was ihm nun widerfuhr, als er ihn wecken wollte, überstieg seine schlimmsten Befürchtungen.

    Ehe Rodney sich versah, war John aufgesprungen und hatte ihn zu Boden geworfen. Sein wutverzerrtes Gesicht schwebte über ihm. Seine Hand drückte immer fester seine Kehle zu und Rodney schien wie am Boden festgenagelt, als John auf ihm saß und seine andere Hand zur Faust geballt drohend erhob.

    „John! Herrgott! Komm wieder zu dir!“

    Die hasserfüllte Fratze eines Taliban wandelte sich zu Lyles entsetztem Gesichtsausdruck, dann wieder zurück zum wütenden Afghanen und wechselte dann zu Rodney. Doch die blauen Augen starrten ihn voller Furcht und Entsetzen an …

    „John!“

    „Rodney? … Was …“

    Johns Augen wurden zuerst groß, dann ließ er ihn abrupt los und taumelte keuchend zurück, bis seine Knie nachgaben und er zu Boden fiel.

    Rodney rang nach Atem und musste husten, was seiner Kehle nur noch mehr Schmerzen bereitete. Langsam richtete er sich auf und wagte einen Blick in die Richtung, in der Sheppard sein müsste. Doch in der Dunkelheit des Raumes konnte er ihn zunächst nicht ausmachen, bis sein Blick auf den zusammengekauerten Mann neben der Couch fiel.

    John hatte die Knie angezogen und ließ seinen Kopf darauf ruhen und versuchte, gänzlich ins Hier und Jetzt zurückzukehren und sein rasendes Herz zu beruhigen. Aber es war schwer mit all den Bildern, die ihn einfach nicht mehr loslassen wollten. Lyle, Rodney, der Taliban, all das Blut …

    „John …“

    „Nein … nein, nein, nein … oh Gott … nein … Lyle … bitte nicht … verfluchter Bastard …“

    „John“, wiederholte Rodney, als er ihn eine Weile beobachtete. „John!“

    Nur träge hob John den Kopf, sah starr auf einen imaginären Punkt auf dem Teppich vor ihm.

    „Rodney?“

    „Ja … ich … ich bin´s.“

    „Oh Gott, Rodney … was habe ich getan? Ich … du … du … tut mir leid … tut mir leid … du … du hättest nicht herkommen sollen.“

    „Was du nicht sagst“, entfuhr es Rodney und biss sich sogleich auf die Zunge. Das war weiß Gott nicht das Richtige, dass man einem traumatisierten Mann sagen sollte. „Tut mir leid, ich … ich bin nicht gut in … in so was … Hey, ist alles okay?“, fragte Rodney leise weiter und kroch langsam zu Sheppard, der noch immer an der Wand kauerte.

    „Ich … es geht mir gut. Geh wieder ins Bett“, murmelte John, als er sein Gesicht wieder in seinen Armen vergrub. John war im Moment alles egal, nur nicht, dass Rodney ihn so sah. Aber andererseits hatte Rodney nun seine schlimmsten Seiten gesehen, also was machte es da noch, wie ein kleiner verängstigter Junge vor ihm zu kauern, nur weil ein böser Traum ihm Angst bereitet hatte?

    „Den Teufel werde ich“, entfuhr es Rodney, als er dicht vor John hockte. „Und dir geht es nicht gut. Was ist los? Was … was war des gerade eben?“

    „Rodney, ich bitte dich … geh wieder ins Bett und lass mich in Ruhe.“

    „Ist es das? Ist es das, was du im Zug mit in Gefahr bringen meintest? Dass du Albträume hast und wild um dich schlägst? … Ist es … es geht um Afghanistan, richtig?“

    Träge schüttelte John mit dem Kopf, bevor er antwortete. „Rodney, bitte …“

    „Was ist passiert, John?“, entfuhr es Rodney. Doch seine Stimme hörte sich bei Weitem nicht so sicher an, wie er selbst gehofft hatte. Er war sich nicht sicher, ob er das, was John möglicherweise zu erzählen hatte, wirklich hören wollte. Aber verdammt, irgendetwas war wirklich nicht in Ordnung mit diesem Mann.

    „Was bringt es denn, dir davon zu erzählen?“, fragte John leise.

    „Was bringt es denn, den großen Schweigsamen zu mimen? Bisher hat es dir nur Albträume beschert. Vielleicht … vielleicht hilft es ja, darüber zu reden. Hast du schon einmal daran gedacht, dir … na ja, professionelle Hilfe zu holen?“

    „Denkst du nicht, dass ich das nicht schon längst versucht hätte?“, entfuhr es John. Er sprang auf und blickte aus dem Fenster, hinunter zu den vielen Autos, die mit ihren goldenen und roten Lichtern die Straße erhellten. „Ich lasse jede Woche dreihundert Dollar bei einem Psychologen liegen. Seit drei gottverdammten Jahren liege ich jede Woche da und rede mir den Mund fusselig und … ich rede und rede, aber ich kriege die Bilder nicht aus dem Kopf.“

    „Und … wenn du mit mir redest?“, fragte Rodney weiter, doch John schloss nur die Augen und schüttelte mit dem Kopf.

    „Rodney … ich habe dir … ich habe schon zu viel getan.“

    „John …“

    „Ich hätte dich fast umgebracht, Rodney! Ich hätte … ich war nicht nur einfacher Pilot. Ich war vor Afghanistan bei den Special Ops. Ich hätte dich eben locker … umbringen können!“

    „Das hast du aber nicht. Mir geht es gut, okay? Zwar zu Tode erschrocken, aber gut. Worüber reden wir hier eigentlich, hm? Glaubst du, mich mit Worten umbringen zu können?“

    Wieder schüttelte John mit dem Kopf und machte sich daran, die Kissen und Decken wieder aufzuheben, die er in seinem Schlaf umher geworfen hatte. Auch den Tisch, den er irgendwie im Tiefschlaf zur Seite gestoßen hatte, rückte er wieder an Ort und Stelle und stellte die Schale wieder hin.

    Aber Rodney wollte sich nicht so schnell zufriedengeben. „Lyle … war das sein Name?“

    John hielt plötzlich inne und drehte sich zu Rodney. Zum ersten Mal, seit er erwachte, blickte er Rodney wirklich an. Doch in seinen Augen war keine Wut oder Verärgerung zu sehen, die er sonst immer empfand, wenn er diesen Namen hörte.

    Hin und wieder war es sein Psychologe, der den Namen nutzen musste, um mit John arbeiten zu können. Ansonsten wagte es nur sein Bruder, ihn zu nutzen, um ihn zu erreichen oder, seltener, auf den Boden der Tatsachen zu bringen.

    Aber nun war es Rodney, der ganz unverhohlen nach ihm fragte. Wohl wissend, welche Trauer und Schmerzen er dabei in ihm hervorrief und welche Bilder wieder in sein Bewusstsein drangen und doch schien etwas anders zu sein. „Rodney …“

    „Erzähl mir von ihm … war er Pilot wie du? War er auch bei den Special Ops?“

    „Ja“, wisperte John nach einer kleinen Ewigkeit leise.

    „Welchen Rang hatte er?“

    „Er … er war Captain. Captain Lyle Holland“, begann John zu erzählen. „Er … er war ein Teufelskerl. Aber er war nie bei den Special Ops.“

    John musste sogar kurz auflachen, bevor er fortfuhr und noch mehr erzählte. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus.

    John erzählte, wie er in Afghanistan ankam und zum ersten Mal auf Lyle traf, erzählte, wie er sich in ihn verliebte und wie sie größte Vorsicht walten lassen mussten, wenn sie sich trafen. Er erzählte von seinem schrägen Humor, ihren Gemeinsamkeiten, ihren gemeinsamen Plänen, die Air Force zu verlassen und sich irgendwo an einem schönen Ort niederzulassen.

    John erzählte auch von Lyles miesem Gefühl, dass er immer hatte, wenn es zu Einsätzen kam, die nicht gerade selten schief liefen und dann kam er zu jenem Tag, an dem Lyles mieses Gefühl sich nur zu schnell bestätigte.

    Er erzählte, wie er zusah, als Lyle zu seinem Einsatz aufbrach, wie ihn kurz darauf die Meldung eines Abschusses erreichte und dass er sofort wusste, dass es sich um Lyle handeln musste. Wie er kurzerhand einen direkten Befehl missachtete und einen Hubschrauber entwendete und hinter die feindlichen Linien flog, um zu seinem Freund zu gelangen, aber selbst abgeschossen wurde und sich durch die afghanische Wüste kämpfen musste und ihn dann erst nach Stunden schwer verletzt vorfand. John schilderte jedes Detail der Geschehnisse, als eine Gruppe Taliban sie angriffen und sie in Nahkämpfe mit Messern und Gewehren verwickelten. Und er erzählte, wie er sich gegen die Angreifer behaupten und gleichzeitig dabei zusehen musste, wie einer der Terroristen mit dem Messer auf Lyle losging und ihn regelrecht abschlachtete.

    Rodney hörte zu. Er fragte nichts, er sagte nichts, er hörte einfach zu und kämpfte immer wieder dagegen an, sich die Beschreibungen vor seinem inneren Auge allzu deutlich vorzustellen. Mehrmals musste er schlucken und es würde ihn auch nicht wundern, wenn er nun in den Spiegel sehen und sich zumindest blass vorfinden würde.

    Auch John schien blass, zudem zitterte er wie Espenlaub und mit seinen Gedanken schien er ganz weit weg. Je tiefer Rodney ihm in die Augen sah, desto mehr war er davon überzeugt, dass er wieder in Afghanistan war.

    „John? … Bleib hier, John“, bat Rodney leise, als er ihn an der Schulter berührte und ihn wieder zurückbrachte.

    „Ich bin hier … und das ist das Problem, oder? Ich bin hier und Lyle …“

    „Lyle nicht. Aber das ist nicht deine Schuld.“

    „Doch, ist es. Ich hätte … etwas tun müssen.“

    „Du hast etwas getan.“

    „Nicht genug. Ich hätte … ich hätte mehr tun können.“

    „Und was? Was hättest du noch tun können? John, ich bin vielleicht kein Soldat und ich habe auch keine Ahnung von solchen Dingen, aber ich weiß, dass du mehr getan hast, als … als jeder andere überhaupt hätte tun können. Du hast dein Leben und deine Karriere aufs Spiel gesetzt, als du ohne Befehl zu ihm geflogen bist, du hast dich um seine Verwundungen gekümmert, du warst bei ihm, hast ihn verteidigt …“

    „Habe ich das? Rodney, wenn ich ihn wirklich verteidigt hätte, wäre er jetzt nicht tot.“

    „So wie ich das verstanden habe, waren es fünf Taliban, oder? Lyle war sehr schwer verletzt und kaum in der Lage, überhaupt eine Waffe zu halten und ihr wart nur noch zu dritt, wobei du der einzige warst, der wirklich Nahkampferfahrung hatte. Und sie haben euch eiskalt überrascht. Also, was hättest du denn noch tun können?“

    „Ich weiß auch nicht … irgendwas!“

    „Nein, John. Du hast alles getan und noch viel mehr. Du warst bei ihm, du hast dich um ihn und die anderen gekümmert, so gut es ging, du hast ihn und die anderen und dich verteidigt, so gut du es in dieser Situation konntest. Niemand hätte mehr verlangen können. Auch Lyle nicht.“

    „Du denkst, ich …“

    „Ich denke, du machst dir selbst zu viele Vorwürfe und nutzt Lyle dafür. Zugegeben, ich kannte Lyle nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er jemals etwas Derartiges von dir verlangt hat oder gewollt hätte, dass du dich jetzt so fertig machst.“

    „Weißt du eigentlich, wie oft man mir das schon gesagt hat?“

    „Wahrscheinlich nicht oft genug, damit du es endlich selbst glaubst. John … ich weiß, es ändert nichts an dem, was passiert ist oder an der Tatsache, dass du immer wieder von diesen Albträumen geplagt wirst, aber du bist bestimmt nicht gefährlich, wie du mir glauben machen wolltest.“

    „Du hast wohl schon vergessen, was vorhin passiert ist.“

    „Nein, habe ich nicht. Aber das war ein Albtraum, John. Nur ein Albtraum und verständlich bei dem, was du erlebt hast … bei dem, was du durchmachen musstest. Aber das ist vorbei.“

    „Nein, ist es nicht. Du hast gehört, was ich getan habe, Rodney. Und eben wäre es fast wieder geschehen. Im Schlaf … es könnte jederzeit passieren. Da ist ein Monster in mir, Rodney und … ich hätte dich fast umgebracht. Gott, ich … ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich … wenn dir etwas passiert wäre.“

    „Mir ist aber nichts passiert und da ist auch kein Monster. Du bist auch kein Mörder. Du hast getan, was getan werden musste. Du hast dich verteidigt. Dich und die anderen, die es nicht selbst konnten. Und das gegen fünf Mann. Es ist ein Wunder, dass du da überhaupt heil raugekommen bist.“

    „Bin ich nicht. Ich … als die Unterstützung endlich kam, haben sie mich von Lyle wegziehen müssen und da sahen sie, dass ich offenbar eine ausgerenkte Schulter hatte und die Klinge eines Messers einer der Bastarde abgebrochen sein musste. Sie steckte noch in mir. Ehe ich mich versah, hatten sie mich ausgeknockt und ich wurde erst Stunden später im Lazarett wieder wach. Das Erste, was ich hörte, war die Anklage und die Fragen zu meiner Befehlsverweigerung. Aber alles was mich interessierte … war Lyle.“

    „Du hast nicht gespürt, wie du verletzt wurdest?“

    „Nein. Ich … ich weiß nicht mehr. Ich erinnere mich an vieles … an so vieles, aber nicht daran.“

    „Adrenalin und Endorphine. Manchmal können diese Dinge sehr nützlich sein. Es hat dir geholfen, genügend Kraft und Aufmerksamkeit und was sonst noch aufzubringen und bis zur Rettung durchzuhalten.“

    „Ja, wahrscheinlich. Nachdem ich zum hundertsten Mal nach Lyle fragte, sagten sie mir ganz unverhohlen, dass … dass Lyle sowieso nicht überlebt hätte. Er hätte schwere innere Verletzungen gehabt und hätte einen Rückflug so oder so nicht überstanden. Es sei also unnötig, wenn nicht sogar eine Dummheit gewesen, einfach so loszumarschieren und Militäreigentum zu zerstören und einen Rettungseinsatz zu fordern, nur wegen zwei Mann, die ohnehin nicht zum Militär gehörten und einem Piloten, der entbehrlich sei.“

    Rodney seufzte. „Sie hatten keine Ahnung. Menschen, die so etwas von sich geben … vielleicht hätten sie das nicht gesagt, wenn sie gewusst hätten, na ja, wenn sie es einfach besser gewusst hätten. Ihr mit eurem DADT …“

    „Das war mitunter einer der Gründe, warum ich gegangen bin. Mein Dienst wäre ohnehin in drei Monaten zu Ende gewesen. Lyle und ich, wir … wir haben einige Wochen vor seinem Tod unsere Kündigungen eingereicht. Nicht zeitgleich, es sollte nicht auffallen. Aber nach dem ganzen … nach allem, was passiert war, wollte ich nicht, dass man ihn und sein Andenken noch beschmutzte, während man mich in einem Kriegsgerichtsverfahren auslöchert. Ich war so wütend zu der Zeit, ich hätte wahrscheinlich alles gesagt. Vor allem Dinge, die man niemals sagen sollte. Aber ich schätze, gegen Ende haben sich einige schon denken können, was die wahren Gründe waren und nun … spielt es keine Rolle mehr. Zumindest nicht, was das Militär betrifft.“

    „Was meinst du damit?“, wollte Rodney wissen. „Du bist noch nicht über ihn hinweg, oder? Ich meine, abgesehen von den Albträumen …“

    „Das ist es nicht. Ich … ja … ja, ich trauere um ihn, das werde ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens. Aber da ist noch mehr. Rodney … der Grund, warum ich dir keine Beziehung bieten kann, ist nicht nur die Gefahr, die von mir ausgeht. Ich habe dir gesagt, dass ich, wenn ich eine Beziehung will, dann eine offene und ehrliche und ich will mich auch nicht mehr verstecken, aber durch mich würdest du an Menschen geraten, die … ich komme aus einer Familie, und bewege mich die meiste Zeit in Kreisen, in denen Toleranz … in denen das, was wir uns wünschen … nicht gerne gesehen ist. Milde ausgedrückt. Auch wenn ich mich schon vor langer Zeit geoutet habe, bin ich nicht bereit, dir das anzutun.“

    „Ist deine Familie so …“

    „Kompliziert?“, brachte John hervor und konnte sogar wieder etwas lächeln. „Ja. Das heißt, eigentlich ist sie ganz okay, nur wenn mein Vater persönlich wird, dann wird er … sehr persönlich. Du bist ein intelligenter Mann, Rodney. Du bist intelligent, gut aussehend, du hast durchaus charmante Seiten, wenn du nicht gerade dein lautes Ego durch leicht arrogante Züge zum Ausdruck bringst …“

    „Hey, jetzt wirst du aber ziemlich persönlich“, beschwerte sich Rodney, doch John konnte wieder nur lächeln.

    „Versteh mich nicht falsch. Ich mag das. Ich mag es sogar sehr. Ich mag dich … sehr. Aber …“

    „Es reicht nicht.“

    „Doch, das würde es. Du würdest es. Du … wärst mehr, als ich … du bist alles, was … was ich mir je an einem Partner wünschen könnte“, wisperte John und streichelte wieder über Rodneys Wange. „Und die Tatsache, dass ich … ich dir all das eben habe erzählen können … ich habe nur wenigen Leuten davon erzählt und bei keinem habe ich … bei keinem war es so wie bei dir. Bei keinem habe ich so offen und frei sprechen können. Aber … wie du gesehen hast, bin ich ziemlich … abgefuckt.“

    „Du hast jemanden verloren, John, und das tut mir leid. Es tut mir unendlich leid, dass du all das durchgemacht und ihn verloren hast. Aber willst du deswegen nie wieder mit jemandem zusammen sein? Willst du nie wieder jemanden in dein Herz lassen, nur weil du jemanden verloren hast?“

    „Ich kann dir nicht der Partner sein, den du verdienst. Ich kann dich weder vor mir noch vor jemand anderen schützen, der sich zu viel rausnimmt.“

    „Vielleicht muss ich gar nicht beschützt werden und vielleicht will ich auch gar nicht beschützt werden … Schon gar nicht vor dir.“

    „Rodney …“, seufzte John und hielt inne, dann drehte er sich zu Rodney.

    Seit er begonnen hatte von seinen Erlebnissen in der afghanischen Wüste zu erzählen, hatte er sich nicht von der Stelle gerührt. Aber nun sah er ihm in die Augen und fand neben Freundschaft noch etwas anderes. Er sah das Verlangen, die Erregung und das Hoffen auf etwas, dass John ihm niemals geben konnte. Aber er sah auch Zuneigung, Bedauern und Verständnis. „Sag das nicht, wenn du es nicht ernst meinst.“

    „Ich meine es ernst“, hauchte Rodney tonlos und zog John zu sich.

    „Das … ist wahrscheinlich noch immer keine gute Idee“, meinte John und lehnte sich dann gegen Rodneys Stirn.

    „Nein, ist es nicht“, stimmte Rodney zu und wagte es nicht, sich zu bewegen.

    „Gott Rodney, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich will“, wisperte John und ließ seine Lippen über die von Rodney streichen.

    „Warum dann noch reden? Wir haben nur noch diese eine Nacht und die ist bald vorbei“, antwortete Rodney und stöhnte leise, als er Johns Hände an seiner Hüfte spürte und sein heißer Atem über seine Wange und seinen Hals streifte.

    Glaubte John noch vor einem Augenblick seiner Selbstbeherrschung vertrauen und ihm wirklich widerstehen zu können, wurde er nun eines Besseren belehrt. Seine Beherrschung war mit einem Mal dahin und sein Verlangen nach diesem Mann und seine Leidenschaft übermannten ihn, als er Rodneys warme Hände auf seinen Wangen, den Schultern und an der Taille spürte.

    Spoiler 
    John drückte sich immer weiter gegen Rodney und dieser zog immer mehr an John und ehe sie sich versahen, fanden sie sich im Schlafzimmer wieder und fielen auf das Bett. Rodneys Hände waren überall, machten sich daran, John des T-Shirts zu entledigen, während dieser kurzen Prozess machte, es sich über den Kopf zog und achtlos zu Boden warf. Rodneys Kleidung folgte unmittelbar.

    „Du bist wirklich heiß”, flüsterte Rodney und ließ seine Finger durch Johns Haare gleiten, als er sich aufsetzte. „Unglaublich.“

    John lächelte und beugte sich wieder zu Rodney. Seine Lippen hinterließen sanfte Küsse auf seiner Brust und arbeiteten sich bis zu seinem Mund hinauf, in den er leise stöhnte, als sie in enger Umarmung wieder zurückfielen. Es war ein unglaubliches Gefühl, die Nähe, die Wärme, der Duft des anderen …

    John hob den Kopf und seine haselnussbraunen Augen trafen auf Rodneys blaue. „Hast du was dabei?“

    „Ich glaube, ich habe in meiner Tasche etwas.“ Rodney rollte sich vom Bett, wühlte nur kurz in seiner Reisetasche und kam mit Gleitgel und Kondom zurück.

    John lächelte. “Allzeit bereit, hm?“

    Auch Rodney lächelte und setzte sich wieder zu John auf das Bett und ließ seine Hand über Johns Brust hinab zum Bauch gleiten. „Warst du denn nie bei den Pfadfindern?“, fragte Rodney und griff wieder nach dem Kondom. „Lass mich.“

    John biss sich auf die Zunge und verkniff sich einen Fluch, als er spürte, wie Rodney sich daran machte, ihm das Kondom überzurollen und ihn dann mit seiner Hand massierte. Für einen kurzen Moment schien ihm schwindlig zu werden. „Gott, Rodney … du … das ist … perfekt. Du bist perfekt. Du weißt gar nicht … ich habe so etwas schon lange nicht mehr gespürt.“

    McKay legte sich wieder zurück und entspannte sich, als er seine Beine für John spreizte. Er sah, wie John auf diese schamlose Darbietung mit Zittern reagierte. „Du hast seit Lyle mit niemandem mehr geschlafen, oder?“

    John schüttelte mit dem Kopf.

    „Dann sollten wir beide das hier aber voll auskosten“, meinte Rodney mit erregter und faszinierter Stimme.

    John musste schmunzeln, als er seine Hand über Rodneys Oberschenkel streicheln ließ. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas jemals passieren würde.“

    „Ich auch nicht. Du bedeutest mir viel, John, und ich weiß, dass ich dir auch viel bedeute. Aber wir beide werden nicht den Fehler machen, mehr zu erwarten, als diese eine Nacht.“

    „Nein, werden wir nicht“, flüsterte John und verteilte etwas von dem Gleitgel auf seinen Fingern.

    Rodney stöhnte auf, als er Johns Finger an seinem Eingang spürte. Auch wenn er ihn zunächst neckte, konnte Rodney die Geduld, Erfahrung und Vorsicht spüren, die John walten ließ. Es war verrückt. Noch vor wenigen Tagen kannten sie sich nicht einmal und nun waren sie hier im Bett und Rodney schenkte ihm all sein Vertrauen.

    Unwillkürlich hob Rodney seine Hüfte, als er Johns Finger in sich spürte. „John! … Mehr … mehr.“

    John ließ vorsichtig einen zweiten, dann einen dritten Finger in ihn gleiten, und als er sich zum wiederholten Male in ihn schob, streifte er Rodneys Prostata. Rodney zitterte, schauderte und wand sich unter diesen zarten Wonnen, während Johns Zunge über seinen Schwanz schnellte.

    „Oh, Gott … John!“

    „Ich … ich kann nicht mehr … kann nicht mehr warten.“

    „Ja … ja“, stimmte Rodney zu, als er seine Beine weiter spreizte, während John sich zunächst aus ihm zurückzog und sich küssend an ihm herauf arbeitete. Nur kurz schloss John die Augen, dann drückte er die Spitze seines Glieds gegen Rodneys Muskelring, der sofort nachgab. Mit einem einzigen Stoß versenkte er sich tief in ihm. „Fuck!“

    John sah hinab zu Rodney, dessen Augen sich gerade wieder öffneten und ihn hungrig anblickten. Verlangen, Lust, Verständnis, Trost, all das lag in seinem Blick und noch mehr. John konnte es selbst geradezu spüren und es überwältigte ihn fast. So lange hatte er sich niemandem mehr derart anvertraut. Ein Gespräch, ja, wenn auch eher selten. Aber Intimität? Seit Lyles Tod lebte John ein geradezu zölibatäres Leben. Aber jetzt … Rodney berührte ihn auf eine Art und Weise, wie er es noch niemals zuvor verspürt und es auch nicht für möglich gehalten hatte.

    Rodney schlang seine Beine um Johns Hüfte und klammerte sich mit seinen Händen an dessen Schultern. „Ist okay … lass dich fallen.“
    John wusste, er konnte McKay vertrauen und sich tatsächlich fallen lassen und plötzlich wollte er es auch und mit einem Mal schienen der Schmerz und die Trauer ein wenig zu schwinden.

    John begann sich zu bewegen, während er weiter in die blauen Augen des Kanadiers blickte. Es war, als würde er in Ruhe und Frieden eintauchen, als würden das Verständnis und der Trost darin sich in Stärke und Kraft verwandeln und ihn damit durchfluten. So lange hatte er nach danach gesucht und sehnte sich nach Vergebung und Vergessen und nun schien er es gefunden zu haben. Wenn auch nur für einen Moment.

    Die Bewegungen wurden schneller, härter, verlangender und leidenschaftlicher, ihr beider Stöhnen wurde lauter. John vergrub sein Gesicht in Rodneys Halsbeuge, sog seinen Duft ein und spürte, wie Rodney ihn noch mehr umklammerte. John schob seine Hand zwischen sich und Rodney, griff nach seinem harten Schwanz und begann ihn zu streicheln, während er noch einige Male tief in ihn stieß und kam. Auch Rodney kam nach wenigen Augenblicken mit Johns Namen auf den Lippen und ergoss sich in Johns Hand.


    ~~~

    „Moment, Moment … damit ich das richtig verstehe. Er wollte deine Arbeiten und Forschungen, um sie dann bei einem Käufer als – wie hieß der Kerl? Kavanagh?“, fragte John nach und Rodney nickte. „Als Kavanaghs Projekte vorzustellen? Und dich wollte er in Urlaub schicken?“ Wieder nickte Rodney und John schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber wieso? Wenn es doch deine Arbeit ist.“

    „Ich habe ihn abblitzen lassen“, erklärt Rodney knapp.

    „Er wollte dich?“, fragte John weiter. „Das kann ich verstehen. Du bist heiß, Rodney.“

    „Natürlich bin ich das! Aber ich bin nicht verrückt. Für Rittner wäre ich nur eine weitere Eroberung gewesen. Allerdings bezweifle ich, dass man von den Jungs, die er sonst jedes Wochenende im Dreckviertel aufgabelt und teuer bezahlt, von Eroberungen sprechen kann. Und die Art und Weise, wie er sich an mich heranmachte, ist auch …“ Rodney schüttelte sich angewidert, als er sich an den einen oder anderen Moment zurückerinnerte. „Ganz zu schweigen davon, dass Kavanagh nicht den Funken von Verstand besitzt, mit meinen Theorien umgehen zu können. Die Berechnungen fordern mir schon einiges ab. Ein Fehler und es könnte später bei einem Test zu katastrophalen Fehlfunktionen kommen, dessen Auswirkungen ich nicht einmal erahnen kann.“

    „Willst du mir erzählen, an was du arbeitest?“, fragte John und Rodney blickte ihn nur kurz prüfend an.

    „Ich arbeite an mehreren Projekten oder besser gesagt, Theorien. Zum einen eine Theorie über eine interdimensionale Materiebrücke, mit deren Hilfe man Nullpunktenergie aus der Raumzeit eines Paralleluniversum ziehen könnte.“

    „Wow! Das ist … das klingt nach schwerem Stoff.“

    „Ja. Aber wahrscheinlich nicht machbar. Die Gefahr, Fremdteilchen in unser Universum zu holen, die alles zerstören können, ist zu groß, also … läuft es wohl auf die zweite Theorie von mir heraus. Wenn ich denn die Chance erhalte, sie irgendwann vorzustellen und umzusetzen.“

    „Und das wäre?“, wollte John weiter wissen.

    „Ebenfalls Nullpunkt-Energie. Die Möglichkeit, Energie aus einem Vakuum zu beziehen, das aus einem in sich geschlossenen Bereich der Subraumzeit stammt.“

    „Das hast du aber wunderbar erklärt“, meinte John grinsend.

    „Aber du verstehst kein bisschen davon, habe ich recht?“

    „Nicht wirklich, aber gibt es da nicht so was wie die Heisenbergsche Unschärfe, die besagt, dass es kein absolutes Vakuum geben kann? Oder dieser Caster … Carter … dieser komische Effekt?“

    „Dieser komische Effekt“, äffte Rodney ihn kopfschüttelnd nach und musste dann lachen, als er Johns neckisches Grinsen sah. Und dann staunte er, als ihm auffiel, dass Sheppard doch nicht ganz so unwissend war, wie er zunächst annahm. Heisenbergsche Unschärfe kann er problemlos aussprechen, aber beim Casimir-Effekt hat er Schwierigkeiten. „Ja, das alles gibt es. Daher wird es auch ein abgeschlossener Bereich der Subraumzeit sein. Theoretisch müsste es machbar sein.“

    „Cool! Ist aber eine ganz schöne Rechnerei, hm?“

    „Jap. 99% Rechnen und nur 1% Verzweiflung.“

    „Wenn es einer hinbekommt, dann du“, meinte John, als er wieder über Rodneys Wange strich.

    „Weißt du, was mir wirklich leid tut? Ich habe zwar gerne dort gearbeitet, aber … irgendwie war meine Kaffeemaschine wohl mit mir und diesem Labor verbunden. Sie gab am selben Tag den Geist auf, als ich kündigte.“

    John prustete los und auch Rodney musste lachen. Doch er genoss es nun, Sheppard so losgelöst zu sehen. Abgesehen davon schien dieses Lachen ihn noch attraktiver zu machen. „Ich glaube, das ganze Streiken und Stottern von ihr war wohl eine Art Omen … wenn ich an so etwas glauben würde.“

    Beide hatten nach ihrem Akt noch wach im Bett gelegen, sich gestreichelt, miteinander geredet und gelacht und einander zugehört. Doch so langsam schien die Müdigkeit überhand zu nehmen und beide drifteten immer wieder weg.

    „Bleib doch hier, John“, bat Rodney murmelnd, als John sich aus seiner Umarmung schälen und zurück ins Wohnzimmer gehen wollte.

    „Rodney … ich will dir nicht wehtun. Ich will nicht, dass das noch mal passiert.“

    „Es wird nicht noch mal passieren. Bleib hier.“ Rodney drehte sich gänzlich zu John und sah ihn nur bittend an.

    John seufzte, als er Rodneys Bitte nichts mehr entgegensetzen konnte, und kroch zurück ins Bett, nur um in die warme und schützende Umarmung des Mannes gezogen zu werden.

    „Ich denke, wir sollten uns ein wenig ausschlafen und uns dann einen Wagen mieten und selbst rüberfahren. Sind gerade mal zweieinhalb Stunden. Die werden wir auch noch rumbringen.“

    John schmunzelte. „Ich wüsste nicht, warum nicht.“

    Eine Stunde später wurde Rodney durch Johns Unruhe und sein Gemurmel wach. Er überlegte nicht lange und schlang seine Arme wieder um den schlafenden Mann. John wurde ruhiger und auch Rodney fiel wieder in einen traumlosen Schlummer.

    ~~~

    Es war früh am Morgen, als Rodney erwachte, doch er hatte kaum Zeit, sich zu wundern, wo Sheppard geblieben sei, als dieser in T-Shirt, Jogginghose und einem Handtuch, das ihm über die Schulter hing, ins Zimmer zurück schlich und das Badezimmer ansteuerte.

    „Hey. Wollte dich nicht wecken.“

    „Hast du nicht“, antwortete McKay und rieb sich den Schlaf aus den Augen. „Warst du … wo warst du?“

    „Joggen. Ich war unten im Fitnessraum und habe mich auf ein Laufband gestellt. Draußen ist es mir doch ein bisschen zu kalt gewesen.“

    „Kein Wunder. Es ist noch mitten in der Nacht.“

    „Es ist bereits acht Uhr, Rodney.“

    „Sag ich ja“, brachte Rodney gähnend entgegen und John lächelte. „Joggst du regelmäßig?“

    „Jeden Tag. Zehn Meilen.“

    „Zehn Meilen?! … Wieso um alles in der Welt?“, wollte Rodney wissen und verzog das Gesicht, bei der Vorstellung, sich derart anstrengen zu müssen. Das war doch pure Quälerei.

    „Ich bin es seit meiner Zeit in der Air Force gewohnt, früh aufzustehen und zu laufen. Außerdem macht es den Kopf frei und es hält mich fit.“

    „Das erklärt einiges“, antwortete Rodney und ließ seinen Blick über John gleiten, als dieser sich aus seinem verschwitzten Shirt schälte. „Oh jaaa …“

    John lächelte. „Da bin ich aber nicht der Einzige hier im Raum“, gab er zurück, beugte sich zu Rodney herab und küsste ihn. „Hast du vielleicht Lust, mir Gesellschaft zu leisten?“

    „Unter der Dusche?“

    „Oder in der Wanne. Du entscheidest.“

    „Dusche klingt gut. Ich glaube, in der Wanne würden wir nur erreichen, das Badezimmer unter Wasser zu setzen und ich habe keine Lust, danach noch Zimmermädchen zu spielen und alles aufzuwischen, nur weil du dich nicht beherrschen konntest.“

    „Ich? Wieso ich?“

    „Weil ich denke, dass du mit deinem Cardio-Training noch nicht fertig bist“, gab Rodney grinsend zurück und zog John noch einmal zu sich herab, um sich einen Kuss zu stehlen.

    „Ja, da könntest du recht haben. Gib mir ´ne Minute, okay?“

    Rodney nickte und John verschwand im Bad. Augenblicke später fand Rodney sich, mit den Händen an der Wand abstützend, unter der Dusche wieder und genoss Johns rhythmische Stöße und seine Hand, die seinen Schaft umschloss und ihn immer näher zur Ekstase brachte.

    ~~~

    Die Autofahrt war entspannt und unterhaltsam und John und Rodney lachten und stritten sich neckend darüber, welcher Film wohl zu den besten, unterhaltsamsten oder der Realität am nahekommendsten gehörte. Aber sie war auch sehr schnell zu Ende, als John bereits in die Straße einbog, in der Rodneys Schwester wohnte.

    John parkte den Wagen vor dem Haus und stellte den Motor ab. „Da wären wir.“

    „Ja … da wären wir“, antwortete Rodney und sah, wie John starr zum Fenster hinaus blickte.

    „Tut mir leid, Rodney. Es tut mir leid, dass du … dass ich …“

    „Hey … was mich betrifft, war das die beste Zugfahrt, die ich je hatte. Ganz zu schweigen von der Begleitung.“

    John sah zu Rodney und schon musste er wieder lächeln. „Und das soll schon was heißen. Ich bin zuletzt als kleiner Junge mit dem Zug gefahren“, fügte Rodney hinzu.

    „Ja … ja. Meine letzte Zugfahrt ist vielleicht nicht ganz so lange her, aber sie war auch nicht annähernd so …“, erklärte John, wusste dann aber nicht, wie er es beschreiben sollte. „Danke, Rodney. Danke, dass du … na ja, dass das du nicht ausgeflippt bist, als ich dich angegriffen habe.“

    Rodney schüttelte mit dem Kopf und machte eine wegwerfende Handbewegung. „John …“

    „Nein, ernsthaft. Danke, dass du zugehört hast und … ich hatte schon lange nicht mehr das Gefühl … mich so …“

    „Es tut mir nur leid, dass ich dir nicht mehr geben konnte, John.“

    „Rodney … Gott, nein. Du hast mir alles gegeben, was … du hast mir etwas gegeben, was ich … was ich eigentlich gar nicht verdient habe.“

    „Oh doch. Du hast noch mehr verdient, John. Du musst es nur zulassen … du musst dir endlich selbst verzeihen.“

    „Das ist leichter gesagt als getan, Rodney. Aber ich arbeite daran. Versprochen.“

    „Gut. Du musst heilen und ich weiß, dass es schwer ist und dass es Zeit braucht. Ich verstehe das. Wirklich. Also mach dir keine Gedanken, okay?“

    „Okay“, gab John gedrückt zurück.

    „Hör zu, wie wäre es, wenn wir … wenn wir uns hin und wieder bei dem anderen melden, fragen, wie es so geht oder was es Neues gibt oder so? Ganz unverbindlich. Und wenn wir doch irgendwann mal zufällig in der gleichen Stadt sein sollten … ich meine, ich weiß nicht, wann ich wo als Nächstes landen werde, aber …“

    „Ja … ja, das wäre … okay. Denke ich“, brachte John hervor.

    Er wollte eigentlich nicht weiterfahren. Himmel, er hatte noch nicht einmal das Hotel in Seattle verlassen wollen oder gar das Bett, er wollte noch nicht einmal, dass Rodney nun aussteigen, ihm den Rücken zukehren und einfach so gehen würde. Er wollte nicht, dass sie beide nun so taten, als sei nichts gewesen, aber die Möglichkeit, ihn vielleicht doch bald wieder zu sehen oder auch nur seine Stimme zu hören, eine Nachricht von ihm zu erhalten, minimierte seine Bedrückung ein wenig.

    „Oh Gott sei Dank! Ich habe dir nämlich eine Notiz mit meiner Handynummer und meiner privaten Emailadresse in deine Tasche gelegt, als du geduscht hast. Ich dachte nur für alle Fälle. Und jetzt wollte ich nicht, dass du sie vielleicht entdeckst, wenn dir eigentlich gar nicht danach ist oder du vielleicht nichts mehr von mir wissen … hmpf“

    Rodney rechnete nicht damit, von John derart überrumpelt zu werden und noch einmal seine weichen Lippen zu spüren. Der Kuss war so stürmisch, dass seine Gedankengänge beinahe vollkommen aussetzten.

    Zögerlich trennte sich John wieder von ihm und sah dem überraschten Kanadier in die Augen. „Wie könnte ich jemals nichts mehr von dir wissen wollen? Nein … nein. Zufälligerweise habe ich dasselbe getan, als du noch geschlafen hast, und habe dir meine Daten in deine Tasche gelegt“, brachte John lächelnd hervor.

    Nun musste auch Rodney lachen. „Ja, ist wirklich komisch mit diesen Zufällen.“

    „Du warst der beste Zufall, der mir passieren konnte, Rodney.“

    John stand kurz davor, sich noch weiter in Rodneys Augen zu verlieren, als er etwas Blondes auf den Wagen zusteuern sah. Sofort ließ er ihn los. „Ist das deine Nichte?“

    „Hm? Oh ja. Maddie. Sie ist ein kleiner Wirbelwind … und so groß geworden. Was gibt Jeannie ihr nur zu essen? Aber sie konnte einem schon immer die Haare vom Kopf essen, also …“

    „Ja, das kenne ich. Ich habe auch so einen Krümel in der Familie.“

    „Und sie wird sicherlich schon auf dich warten, also …“, sagte Rodney. Es war vielleicht besser, diesen Abschied nicht unnötig in die Länge zu ziehen und es sich dabei noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon war. „Also, ich denke, ich werde mich bald melden. Vielleicht nicht mehr dieses Jahr –immerhin ist es schon bald vorbei. Aber im kommenden Jahr will ich mich um eine neue Anstellung kümmern und dann … dann kann ich dir ja sagen, wo ich bin. Vielleicht …“

    „Vielleicht sehen wir uns dann ja wieder.“

    „Ja … oder du kannst ja mal schreiben oder so.“

    „Ja. Ja, klingt nach einem Plan … ich wünsche dir schöne Weihnachten, Rodney.“

    „Ich dir auch … Mach´s gut, John.“

    „Du auch. Vergiss den Teddy nicht“, platzte es aus John, bevor Rodney die Tür schloss. Im Nu hatte er das mittlerweile in Geschenkpapier gewickelte Ungetüm hervorgeholt und schloss den Kofferraum wieder. Sein Blick glitt nach vorne ins Wageninnere.

    John erwiderte seinen Blick, als er in den Rückspiegel schaute, lächelte leicht und startete den Motor wieder. Er sah noch, wie Rodney fast ins Taumeln kam, als sich die kleine Maddie voller Freude gegen ihn warf und sich um seine Beine klammerte. Dann konzentrierte er sich auf die Straße und darauf, sich auf seinen Besuch bei seiner eigenen Familie vorzubereiten. Ihm blieb gerade mal eine Stunde, sich auf den Ansturm seiner eigenen Nichte gefasst zu machen, Daves Vorwürfe, sich nicht früher gemeldet zu haben und sich vom Bahnhof abholen zu lassen und sich Claires neugierigen Fragen und dem Genörgel seines Vaters zu stellen. Das würde nie im Leben reichen.

    ~~~

    Belcarra

    Dave verließ gerade das Arbeitszimmer und machte sich auf den Weg zur Küche, als er bereits in der Eingangshalle den Motor eines herannahenden Wagens auf der Auffahrt hörte.

    Als er die Tür öffnete, sah er, wie John noch einige Sekunden mit geschlossenen Augen hinter dem Steuer saß, dann den Motor abstellte und ausstieg. Seine Reisetasche über die Schulter geworfen, stapfte er grinsend in Richtung Eingang und ließ sich nach einer herzlichen Begrüßung von seinem Bruder ins Haus führen.

    „Hey, seht mal, wer endlich angekommen ist“, entfuhr es Dave, als er John in die Küche dirigierte, in der bereits Claire mit der Köchin hantierte.

    „John!“ Freudestrahlend kam ihm Claire entgegengeeilt und fiel ihm um den Hals. „Wie schön, dass du endlich da bist. Gut siehst du aus.“

    „Du auch. Wirst von Mal zu Mal hübscher“, entgegnete John und schloss seine Schwägerin in die Arme.

    „Ach, hör auf. Ich sehe schrecklich aus. Ich stehe schon seit heute früh in der Küche und backe Plätzchen und Kekse und was sonst noch alles. Ganz zu schweigen vom Dekorieren.“

    „Ja, das riecht man”, antwortete John und sog den Duft der Weihnachtsbäckerei ein, bevor er nach einem Keks auf dem Backblech griff und ihn sich in den Mund stopfte. „Schmecken lecker und das Haus sieht gut aus. Du machst dir wie immer viel zu viel Arbeit.“

    „Na, ich muss doch euch Jungs und Dad bei Laune halten.“

    Claire hatte ihm gerade noch den Mantel abnehmen können, als er seine kleine Nichte heraneilen hörte. „Onkel John ist wieder da! Onkel John!“

    „Hey, mein kleiner Krümel!“ Freudestrahlend nahm John das kleine Mädchen auf die Arme, das sich sofort an ihn klammerte und ihm fast die Luft zum Atmen abschnürte, als es seine Arme um seinen Hals wickelte. „Du wirst ja immer größer … und schwerer. Und hübscher. Bist ja gleich eine junge Lady, hm?“

    „Hast du den Weihnachtsmann gesehen?“, wollte die kleine Mira wissen.

    „Nein, mein Schatz. Weißt du, ich bin mit dem Zug gefahren und der Weihnachtsmann fliegt mit seinem Schlitten. Aber erst an Weihnachten und das dauert doch ein bisschen. Außerdem kommt er erst nachts und schleicht sich durch den Kamin rein.“

    „Ich habe ihm ein Bild gemalt und einen Brief geschrieben und Grandpa hat mir dabei geholfen.“

    „Wirklich? Da wird sich Santa Claus bestimmt freuen“, meinte John und setzte seine Nichte auf einen Hocker an der Frühstücksbar der Küche. „Und Dad wird wahrscheinlich mal keine Kohle in den Socken haben.“

    Dave lachte prustend, als er sich daran erinnerte, wie er und sein Bruder ihrem Vater vor Jahren einen Streich zu Weihnachten spielten und mitten in der Nacht ins Wohnzimmer schlichen und Dads Socke am Kamin mit Kohle und Asche füllten. Sogar ihre Mutter hatte lachen müssen.

    Seitdem war es der Brüller zu jedem Weihnachtsfest.

    „Wo ist Dad?“, wollte John wissen.

    „Na wo schon. Im Arbeitszimmer.“

    John nickte. „Ich bring nur schnell meine Sachen hoch und dann …“

    „Er wird sich freuen, dich zu sehen. Glaub mir.“

    ~~~

    Auch wenn John über die Jahre hinweg schon oft das Arbeitszimmer seines Vaters betreten hatte –meistens als Knirps oder Jugendlicher und vor allem dann, wenn er wieder mal irgendetwas ausgefressen hatte – so vermittelte es ihm nun als Erwachsenem doch noch immer ein mulmiges Gefühl. Er klopfte kurz an und lugte dann durch den kleinen Türspalt.

    Patrick Sheppard saß hinter seinem Schreibtisch, sprang aber sofort erfreut auf, als er seinen Ältesten erblickte. „John!“

    John war wirklich überrascht, fand er sich doch Augenblicke später in einer engen Umarmung wieder. Nicht, dass es früher nicht auch Momente der Zuneigung zwischen dem Vater und seinen Söhnen gab, aber so stürmisch und innig wurde er schon lange nicht mehr begrüßt. Sollte Dave wirklich recht haben und sein Vater hätte eine Wandlung durchgemacht?

    „Schön, dass du da bist. Ich dachte schon, du würdest auch dieses Jahr nicht kommen können.“

    „Dachte ich auch. Ich habe den ganzen Tisch voll Arbeit, aber zumindest habe ich den Jahresabschlussbericht endlich fertig.“

    „Gut, gut“, antwortete Patrick und führte John zu dem Sessel vor seinem Schreibtisch. „Setzt dich doch, Junge.“

    „Ich dachte, ich gebe dir den Jahresabschlussbericht persönlich … und sehe mal, wie es dir geht.“

    „Hat Dave also geredet. Dieser …“, stöhnte Patrick, als er sich daran machte, durch den Bericht zu blättern.

    „Was hast du erwartet? Wieso hast du nichts gesagt? Wieso … wieso hast du mir neulich nichts davon erzählt, als ich zu Hause war?“

    „Weil alles nur halb so schlimm ist. Ich wette, Dave hat mal wieder übertrieben.“

    „Nein, hat er nicht und kannst du mir mal erklären, was an einem Herzanfall nur halb so schlimm ist?“

    „John lass gut sein, ja? Es geht mir gut. Ich habe überlebt und nehme ständig meine Tabletten … es ist alles in Ordnung. Alles bestens“, verteidigte sich Patrick achselzuckend, was John nur fassungslos mit dem Kopf schütteln ließ.

    „Ich fasse es einfach nicht.“

    „Was hat Dave dir noch erzählt?“, fragte Patrick weiter, um von sich abzulenken.

    „Dass du daran denkst, zu expandieren. Schon wieder.“

    „Ach, das steht noch gar nicht fest.“

    „Ich wette, der Vorstand zittert schon“, entgegnete John, als er der Aussage seines Vaters nicht so recht Glauben schenken wollte.

    „Sollen sie zittern. Bisher waren sie noch ganz zufrieden mit meinen Entscheidungen. Und selbst wenn nicht, interessiert es mich herzlich wenig. Es ist meine Firma und von roten Zahlen sind wir meilenweit entfernt, also sollen sie die Füße stillhalten.“

    Die nächste halbe Stunde verbrachten die beiden mit Gesprächen über Geschäfte, Pläne, Zahlen und Bilanzen, bis Claire die beiden zum Essen rief.

    ~~~

    Mit fortschreitendem Essen wurde auch Johns Grinsen immer breiter und das Kopfschütteln häufiger, denn auch wenn das Mittagessen entspannt ablief, so ließ Mira nichts unversucht, ihre Mutter zum weiteren Backen von Keksen zu überreden. Immerhin liebte der Weihnachtsmann leckere Kekse und ein köstliches Glas Milch. Und je leckerer die Kekse, desto größer die Chance, endlich das lang ersehnte Pony zu bekommen.

    Claire und Dave fielen fast aus allen Wolken, als sie Patricks Zwinkern sahen. Das konnte nur eines bedeuten: Der Großvater hatte bereits das schönste Pony gekauft, dass man in ganz Nevada finden konnte.

    Die Schnappatmung setzte bei Claire und Dave allerdings erst ein, als ihnen bewusst wurde, mit welchem Geschenk John aufwarten würde. Nicht, dass er etwas gesagt hatte. Nicht einmal eine Andeutung machte er. Nein, Bruder und Schwägerin wussten sofort, das Pony und Mira würden einen ebenfalls vierbeinigen Spielkameraden bekommen.

    ~~~

    Vancouver

    „Oh Mer“, entfuhr es Jeannie, nachdem sie den Ausführungen ihres Bruder gelauscht hatte.

    Abgesehen davon, dass Jeannie aber auch wirklich nichts unversucht ließ, ihren Bruder zu den jüngsten Begebenheiten seiner Kündigung zu befragen und zu löchern, hatte Rodney es zunächst noch irgendwie schaffen können, die wahren Gründe zuerst unerwähnt zu lassen, sie dann aber, wegen einer noch viel zu jungen Maddie, die neben ihm am Mittagstisch saß, mit viel Mühe zu umschrieben.

    Jetzt aber, während des Abwaschs, musste er ihr endgültig Rede und Antwort stehen, während sich Kaleb mit Maddison ins Wohnzimmer zum Spielen und Malen zurückgezogen hatte.

    „Willst du ihn anzeigen?“

    „Weswegen denn? Wegen Schleimigkeit?“

    „Na hör mal! Ist das denn nicht sexuelle Belästigung?“, platzte es aus Jeannie, die Rodneys Gelassenheit nicht so ganz nachvollziehen konnte.

    „Ach was. Das war doch keine Belästigung. Das war allenfalls … lächerlich. Da habe ich schon Schlimmeres erlebt. Glaube mir. Nein, das einzige, was mir zusetzt, ist der Gedanke daran, dass er mich tatsächlich für so blöd hielt, dass ich ihm meine Arbeiten und Theorien überlassen würde.“

    „Hast du denn schon etwas Neues in Aussicht? Was willst du nun machen?“

    „Ich bleibe in der Forschung, wenn du das meinst“, antwortete Rodney, der Jeannie nun beim Abwasch half. „Aber ich habe mich noch nicht genauer umgesehen. Das mache ich nächstes Jahr.“

    „Ich kann dir ja dabei helfen. Du bleibst einfach über die Weihnachtstage und Silvester und Neujahr hier und dann suchen wir gemeinsam, ja? Wir finden bestimmt eine neue gute Anstellung für dich. Eine, wo man deine Arbeit schätzt und dich respektiert“, erklärte Jeannie bestimmend und nahm ihren Bruder in die Arme.

    „Ja, okay“, erwiderte Rodney, als er seiner Schwester nichts mehr entgegensetzen konnte. Er wusste nur zu gut, wie stur und unnachgiebig Jeannie sein konnte.

    „Und jetzt erzähl mir, was es sonst Neues in deinem Leben gibt. Aber bitte etwas Schönes.“

    „Ach es gibt nicht viel neues“, winkte Rodney ab und machte sich daran, die restlichen Teile abzutrocknen. „Eigentlich gar nichts. Ich war in letzter Zeit so mit Arbeit beschäftigt …“

    „Ach Meredith, jetzt sag mir nicht, dass du nicht hin und wieder mal aus deinem Labor oder deiner Wohnung gekrochen bist und dich unter die Leute gemischt hast. Wir müssen uns doch nicht wieder darüber unterhalten, oder? Es gibt noch andere Dinge neben der Physik. Schöne Dinge, die dich ablenken sollen.“

    „Ich mag es aber nicht, abgelenkt zu werden“, brachte Rodney hervor. „Wenn ich mich ständig unter das Volk mische, komme ich mit meiner Arbeit nie voran.“

    „Und wenn du dich nur immer einigelst, verbringst du dein Leben alleine.“

    „Damit habe ich keine Probleme.“

    „Ach Meredith … ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Es ist nicht gut, alleine zu sein.“

    „Es geht mir gut, Jeannie. Wirklich.“

    „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es nichts und niemanden geben soll, der dich nicht hin und wieder von deinen Berechnungen und Simulationen losreißen kann.“

    Rodney antwortete nicht und versuchte stattdessen seiner Schwester nur ein schiefes Grinsen zu zeigen. Doch in Wahrheit kreisten seine Gedanken schon eine ganze Weile um die letzten Tage, die er mit John verbracht hatte. Dann musste er seufzen, denn Jeannie schien geradezu seine Gedanken erraten zu haben, als sie ihn mit diesem wissenden Grinsen bedachte. „Du gibst einfach nicht auf, was?“

    „Nein. Es gibt also jemanden. Erzähl mir von ihm. Wo habt ihr euch kennengelernt? Wie habt ihr euch kennengelernt? Sieht er gut aus?“

    Rodney wurde klar, dass er sich aus den Fängen seiner Schwester nicht so leicht befreien konnte und was machte es schon, ihr ein wenig über die letzten Tage und über John zu erzählen? Es mussten ja nicht gerade die intimen Details sein, aber zumindest wäre sie beruhigt, wenn sie erführe, dass sie ausgemacht hatten, sich hin und wieder beim anderen zu melden. Auch wenn Rodney selbst nicht wirklich für auch nur eine Sekunde daran glaubte, dass er den Mann jemals wieder sehen würde.

    ~~~

    Belcarra

    John war froh, den warmen Mantel eingepackt zu haben. Auch wenn er sonst nicht viel in seiner Reisetasche hatte, rechnete er doch damit, früher oder später in die Kälte gejagt zu werden. Entweder durch seine Nichte, die unbedingt Schlitten fahren oder Schneemänner bauen wollte, oder durch Claire, die noch auf den letzten Drücker die eine oder andere Zutat für den Weihnachtsbraten brauchte und die Männer nur zu gerne aus dem Haus jagen wollte.

    Doch dieses Mal war es Patrick, der auf einen Spaziergang nach dem Mittagessen bestand. John ahnte schon, was ihn nun erwarten würde, denn Dave hatte sich bereits klammheimlich zurückgezogen, als ihr Vater noch nicht einmal die Idee dazu hatte.

    Nun stapfte John mit den Händen in den Manteltaschen und dem Schal um Hals, Mund und Nase gewickelt neben seinem Vater her.

    „Tut gut, so ein Spaziergang, hm?“, fragte der Vater und John antwortete nur mit einem „Mhm“.

    „Die Ärzte haben mir regelmäßige Bewegung an der frischen Luft verordnet. Ich muss gestehen, das ist das Einzige, was mir an ihrem Geschwafel halbwegs gefallen hat.“

    John schwieg weiter vor sich hin, fragte sich aber, wann sein Vater endlich zum eigentlichen Grund für den Spaziergang kommen würde. Oder dachte Dave diesmal vielleicht nur, dass nun er mal an der Reihe sei, den Aufpasser für seinen Vater zu mimen? Die Frage wurde ihm jedoch schnell beantwortet.

    „Wie geht es dir überhaupt, Junge?“

    „Bestens“, erwiderte John, hütete sich aber davor, weiter auszuholen.

    Patrick nickte nur. Vielleicht war es an der Zeit, endlich zum Punkt zu kommen. „Du … du gehst immer noch regelmäßig zu diesem Doktor Hillcombe?“

    John blieb stehen und blinzelte kurz. „Überwachst du immer noch meine Kreditkarten?“

    „Nein, nein. Ich weiß nur, dass manche Dinge seine Zeit brauchen. Ich will nur wissen, ob er dir auch wirklich helfen kann.“

    „Wie du gesagt hast, es braucht seine Zeit“, erwiderte John nach einer ganzen Weile.

    „Ich kann mir vorstellen, dass man manche Dinge … manche Bilder niemals wieder los wird. Kommst du wirklich klar?“

    „Was soll das, Dad?“, fragte John, als er merkte, worauf dieses Gespräch hinauslief. „Das hatten wir doch alles schon.“

    „Warum hast du mir nie gesagt, was wirklich passiert ist?“, platzte es aus Patrick und John stutzte abermals.

    „Was? Woher willst du wissen, dass es nicht die Wahrheit war?“

    „Weil ich die Berichte gelesen habe“, antwortete Patrick gelassen, als John ungläubig schnaubte.

    „Du hast … Wie zum Teufel bist du an die Berichte gekommen?“

    „Ich bitte dich, du weißt doch, wie so was läuft, John. Man ist in erlesenen Clubs, trifft sich auf Veranstaltungen oder zum Golf. Gut möglich, dass mir der eine oder andere General dabei über den Weg lief.“

    Fassungslos schüttelte John den Kopf und fluchte leise vor sich her. Dass sein Vater Einfluss hatte und teils enge Beziehung zu den ebenfalls einflussreichen und mächtigen dieser Erde pflegte, war kein Geheimnis. Aber dass er nun so weit ging und seine Beziehungen nutzte, um seinem Kontrollzwang und seinem Drang zur Überwachung nachgeben zu können, hätte er ihm nicht zugetraut.

    „Warum hast du es mir nicht gesagt?“, verlangte Patrick wieder zu wissen.

    „Was spielt das denn noch für eine Rolle?“

    „Es ist mir wichtig, John, okay? Du bist erwachsen und fällst deine eigenen Entscheidungen und das respektiere ich auch, aber …“

    „Soll das ein Witz sein?“, entfuhr es John aufgebracht. Er hatte wirklich keine Lust, sich schon wieder mit seinem Vater über das alte leidige Thema zu streiten und doch gab es so viel, dass unter der Oberfläche brodelte und nun unbedingt raus wollte. „Seit wann respektierst du denn meine Entscheidungen? Du hattest etwas gegen meine Collegewahl, du hattest etwas dagegen, als ich zur Air Force ging, du hast dich mit deinem sogenannten Respekt auch nicht zurückgehalten, als es um den Vorfall in Afghanistan ging und was du von dir gegeben hast, als … als es um mein Privatleben ging, habe ich auch nicht vergessen und dann erwartest du allen Ernstes, dass ich dir Details anvertraue?“

    Getroffen blickte Patrick zu Boden und nickte betrübt. Er wusste, dass sein Ältester in der Regel nicht so gesprächig war. Aber diese Äußerungen hatte er nun doch irgendwie erwartet und tief in seinem Inneren wusste er auch, dass er es verdient hatte.

    „Sag mir, was ich sagen soll … sag mir, was ich tun soll, um diese Dinge wieder gut zu machen. Um sie ungeschehen zu machen, um sie zurückzunehmen“, bat Patrick leise, doch John schwieg.

    „Das kannst du nicht, nicht wahr?“, fuhr Patrick fort. „Ich auch nicht. Ich weiß, egal was ich sage oder tue, in deinen Augen wird es nur eine Ausrede sein. Aber ich bin es leid, John. Ich bin es leid, dass wir nicht einfach über all die Dinge sprechen können, die dich betreffen, die dich interessieren, die dich … die dich zu dem machen, der du bist. Ich bin es leid, dass mir mein Sohn wie ein Fremder vorkommt.“

    „Was erwartest du von mir, Dad?“, fragte John nach einer ganzen Weile. „Soll ich so tun, als sei nie etwas gewesen? Als seien manche Worte nie gesprochen worden? Das könnte ich vielleicht, wenn es nur mich betreffen würde. Aber du hast andere mit hineingezogen. Du hast … Lyle … ich kann einfach nicht vergessen, was du über Lyle gesagt hast. Ich weiß nicht, ob ich das jemals verzeihen kann.“

    „Ich weiß und ich verlange auch gar nicht, dass du mir verzeihst. Nur …“

    Patrick seufzte und öffnete nur kurz seinen Mantel und zog einen großen Umschlag aus der Innentasche heraus, bevor er sich schnell wieder bibbernd einmummelte. „Hier.“

    „Was ist das?“, wollte John wissen, als er zögernd den Umschlag entgegennahm und eine Mappe herauszog.

    „Ich weiß, es gibt nichts, was ich sagen oder tun kann, um das, was ich dir und …Lyle angetan habe, was ich gesagt habe, rückgängig zu machen. Aber ich würde gerne versuchen, es wieder gut zu machen.“

    „Ich verstehe nicht. Was soll das?“

    „Wie gesagt, ich habe lange überlegt, wie ich … wie ich dir sagen könnte, dass es mir leid tut, wie die Dinge gelaufen und wie sie mir entglitten sind und was ich gesagt habe. Ich weiß, ich schulde vor allem Lyle eine Entschuldigung, aber … vielleicht ist das die einzige Möglichkeit zu zeigen, wie ernst es mir ist.“

    John ließ seinen Blick über die Mappe gleiten und musste mehrmals schlucken. Hatte er bis vorhin noch gedacht, es sei nur wieder einer dieser vorweihnachtlichen Tage, an denen sein Vater um des Friedens willen den reumütigen und rührseligen Mann spielte, so wurde er nun eines Besseren belehrt. Es schien ihm tatsächlich ernst, denn er konnte sehen, wie viel Mühe in die Ausklügelung und Planung des Projektes, dass die Mappe präsentieren sollte, gesteckt wurde.

    „Der Bau läuft schon eine ganze Weile, und wenn nichts dazwischen kommt, wird er im Sommer fertig sein“, erklärte Patrick weiter, als John andächtig schwieg. „Ich wollte ihm Lyles Namen geben, aber ich dachte mir, ich warte erst deine Reaktion darauf ab. Ich will nicht, dass du einen falschen Eindruck bekommst und wir noch einen Punkt auf einer langen Liste meiner Verfehlungen zu verarbeiten haben. Sofern du überhaupt gewillt bist … mit mir daran zu arbeiten.“

    „Es würde ihm gefallen“, brachte John nach einer ganzen Weile hervor. „Ich meine nicht die Sache mit seinem Namen. Lyle hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, aber die Idee, die dahinter steckt … ja, das klingt nach einem guten Plan.“

    „Ich habe Lyle nie kennenlernen können und das bedauere ich. Wirklich. Ich kann ihn nicht mehr selbst um Verzeihung bitten, daher bitte ich dich, auch wenn du selbst mir vielleicht niemals verzeihen kannst oder willst, nimm diese Entschuldigung in seinem Namen an …“

    ~~~

    Schon eine ganze Weile stand Dave am Fenster und blickte hinaus in die Landschaft und zu seinem Vater und Bruder. Es schien kein weiter Spaziergang zu sein, denn er konnte die beiden noch immer gut erkennen und sah, wie John andächtig die Papiere durchblätterte.

    „Meinst du, es gefällt ihm?“, fragte Claire leise, die sich an ihren Mann schmiegte und seinem Blick folgte.

    „Ich hoffe es. Dad hat sich solche Mühe gemacht, dieses Projekt zu entwickeln und es so weit voran zu treiben. Aber wichtiger ist wohl, dass die beiden endlich ihre Differenzen beilegen, und lernen, miteinander auszukommen.“

    „Es ist alles nur eine Frage der Akzeptanz. Dein Vater hatte viel Zeit, sich an Johns Entscheidungen zu gewöhnen. Und ich denke, er hat während dieser Zeit auch genug Hintergrundwissen angesammelt, um damit umgehen zu können.“

    „Hintergrundwissen? Was meinst du denn damit?“, fragte Dave nach.

    „Habe ich dir das nicht erzählt? Bei dem ganzen Weihnachtsstress muss ich es wohl vergessen haben. Als ich neulich ins Arbeitszimmer ging, saß dein Vater am Computer und las sich durch die Seiten einer Online-Beratungsstelle für Homosexuelle. Er war so vertieft in die Ratschläge, die dort standen, dass er mich zuerst gar nicht gehört hat. Später ist er dermaßen erschrocken, ich hatte schon befürchtet sein Herz bleibt vor Schreck stehen. Und dann das Gestotter … das hättest du hören müssen.“

    Dave schloss sich dem schadenfrohen Grinsen seiner Frau an, als er sich vorstellte, wie sein Vater wohl ausgesehen haben musste, als man ihn bei diesen Recherchen erwischte. Doch innerlich mischte sich auch Erleichterung unter das Amüsement, denn es war ein gutes Zeichen, dass sein Vater versuchte, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.

    „Später habe ich in der Chronik gesehen, dass er sich auch über PTBS erkundigt hat und noch so einiges mehr, was mit John zu tun hat. Also, wenn du mich fragst … “, erklärte Claire weiter, stockte aber dann, als sie sah, wie sich John und sein Vater umarmten. „ … scheinen die beiden auf einem guten Weg zu sein.“

    Dave war erleichtert, als er sah, wie sein Bruder und sein Vater sich wieder näher zu kommen schienen und die Umarmung viel länger andauerte, als ein familiäres Danke oder eine väterliche Entschuldigung vermuten ließen. Auch die Tatsache, dass Patrick seinen Ältesten nicht mehr loslassen wollte, als er dessen Gesicht mit beiden Händen hielt und eindringlich mit einer solchen Herzlichkeit und auch Ernsthaftigkeit zu ihm sprach, berührte ihn zutiefst.

    „Du wirst mir doch jetzt nicht losheulen, oder? Du hast mir nie den Eindruck eines Sentimentälchens gemacht, also …“, stutzte Claire und grinste verschwörerisch, als Dave sie mit gespielt bösem Blick bedachte.

    Claire lachte auf und huschte davon, nur um kurz darauf von ihrem Ehemann durch das Haus gejagt zu werden.

    „Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege!“

    „Und wenn nicht?“

    „Dann hast du Weihnachten Kohle in den Socken!“

    ~~~

    „Pass auf, hier kann es glatt sein. Mira ist erst neulich hier ausgerutscht und hat sich das Knie aufgeschlagen“, meinte Patrick, als er mit John an der Terrasse ankam. „Meine arme Prinzessin.“

    „Weiß ich, Dad“, brachte John schmunzelnd hervor, als er hinter seinem Vater her trottete. „Mira ist nicht die Einzige, die sich hier schon abgelegt …“

    Ein lauter Plumps folgte und John fand sich auf dem Rücken liegend wieder. Patrick drehte sich um und hielt Ausschau nach seinem Sohn, den er auf Augenhöhe jedoch nicht finden konnte.

    Erst ein schmerzhaftes Grollen verriet dem alten Sheppard, dass John vielleicht doch nicht so gut aufgepasst haben musste. „Wie war das? Du weißt Bescheid?“

    „Dad … du solltest Dave rufen“, meinte John stöhnend, während er noch immer auf dem Boden lag und sich den linken Arm hielt.

    „Wieso?“

    „Weil ich glaube, dass ich mir wieder den Arm ausgerenkt habe und Dave ihn mir wieder einrenken muss.“

    „Oh verflucht! Also erstens“, begann Patrick, als er John beim Aufstehen half. „Ist das Sache eines Arztes. Und zweitens, wieso wieder? Hattest du nicht zuletzt in Afghanistan einen ausgekugelten Arm?“

    „Äh … ja. Lange Geschichte, Dad, aber ich brauche keinen Arzt, ruf einfach Dave“, meinte John keuchend, als er sich von seinem Vater ins Haus und zur Couch im Arbeitszimmer führen ließ.

    „Nichts da. Ich verfrachte dich gleich ins Auto. Wir fahren dich ins Krankenhaus.“

    „Dad …“

    „Denk nicht mal daran, mit mir argumentieren zu wollen, John. Mit so etwas ist nicht zu spaßen. Wir bringen dich zu einem Arzt. Ende der Diskussion.“

    Und so fand sich John zwanzig Minuten später, flankiert von Vater und Bruder, in der Notaufnahme des Eagle Ridge Hospital wieder und erklärte dem Arzt in Bereitschaft bereits zum zweiten Mal, dass er kein Colonel der U.S. Air Force mehr sei und wie er zu dem ausgekugelten Arm kam.

    Aber er wusste schon, dass es seinem Vater zu verdanken war, durch bloße Erwähnung seines ehemaligen Ranges überhaupt so schnell an die Reihe gekommen zu sein. Nach weiteren zwanzig Minuten betrat John mit dem Arm in der Schlinge das überfüllte Wartezimmer.

    „Alles in Ordnung? Es muss nicht operiert werden?“, fragte Dave besorgt, aber John winkte nur ab.

    „Nein, alles bestens. Aber es wäre mir wirklich lieber gewesen, du hättest ihn mir wieder eingerenkt“ erwiderte John.

    „Aber hier kann man dir mit Schmerzmittel helfen. Außerdem musste es doch betäubt werden.“

    „Das war der unliebsame Part. Die verfluchte Betäubung tat weher als damals, als du ihn mir ohne Betäubung wieder eingerenkt hattest.“

    „Wenigstens seid ihr nicht wieder mit den Degen aufeinander losgegangen“, meinte Patrick.

    „Du hast es ihm erzählt?“, keifte John seinen Bruder an, der gerade mal mit den Schultern zucken konnte

    „Verdammt richtig“, platzte es aus Patrick. „Er hat es mir erzählt. Jedes einzelne Detail dieser angeblich langen Geschichte. Eine wirklich wahnwitzige Idee, zu testen, ob ihr immer noch fechten könnt. Ich hatte schon Bedenken während eurer Schulzeit, andererseits glaubte ich, dass es durchaus seinen Nutzen haben könnte, euch auf eine noble Schule voller Traditionen zu schicken. Und ich war stolz, euch im Fechtteam zu sehen. Aber dass zwei erwachsene Männer, die die 30 schon längst überschritten haben, immer noch dieses Lausbubenverhalten an den Tag legen und wieder mit Degen durch die Gegend streifen und einen auf Musketier machen …“

    „Das sollte doch nur Spaß sein!“, verteidigte sich Dave.

    „Und dein Bruder hat sich den Arm ausgerenkt. Toller Spaß.“

    „Das war nicht seine Schuld, Dad“, brachte John hervor. „Ich habe nicht richtig pariert und als ich ihn dann noch entwaffnen wollte …“

    „Habe ich es nur noch knacken hören und John war auf den Knien“, schloss Dave ab.

    „Unfassbar.“ Patrick fehlten zunächst die Worte, so dass er nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. „Keine fünf Minuten kann man euch alleine lassen. Was ist jetzt? Du musst nicht hierbleiben oder so?“

    „Nein. Der Doc hat mir ein paar Tabletten in die Hand gedrückt und geraten, ich solle einen Eisbeutel drauf tun und ihn ruhig halten.“

    „Gut, gut. Du solltest vielleicht auch mal darüber nachdenken, eine Physiotherapie oder so was zu machen. Du weißt schon, um die Muskulatur zu stärken. Irgendwas kann doch nicht stimmen, wenn du dir immer wieder den gleichen Arm ausrenkst.“

    „Das hat der Arzt auch gemeint.“

    „Dann lass uns wieder nach Hause fahren. Claire macht sich bestimmt noch mehr Sorgen, wenn es so lange dauert“, meinte Patrick, doch bemerkte dann, dass John durch eine Nachrichtensendung, die im Fernseher des Wartezimmers lief, abgelenkt wurde.

    „ … mindestens zwei Häuser in der Booth Avenue in Vancouver stehen bereits in Flammen. Die Feuerwehr bemüht sich bisher vergeblich, die Flammen am Übergreifen auf Nachbargebäude zu hindern. Die Brandursache ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt …“

    „Ich muss dahin“, meinte John und stürmte aus dem Wartezimmer.

    ~~~

    „Jetzt erklär mir doch bitte noch einmal, warum ich wie ein Henker nach Vancouver rein soll“, bat Dave, der nach einem kurzen, aber heftigen Disput nun den Anweisungen und Wegbeschreibungen seines Bruders folgte, und bereits die zweite gelbe Ampel missachtete.

    „Rodney wohnt da“, antwortete John knapp. „Bei seiner Schwester.“

    „Okay. Und dieser Rodney ist …?“

    „Jemand, den ich am Flughafen kennengelernt habe. Ich … wir sind zusammen hergefahren“, antwortete John auf die forschende Frage seines Bruders.

    „Und jetzt denkst du, dass eines der Häuser, die brennen, seines ist? Was lässt dich da so sicher sein? Ich meine, warst du schon mal bei ihm? Abgesehen davon war in den Nachrichten auch nicht gerade viel zu erkennen, also …“

    „Ich war hier. Ich habe ihn am Haus seiner Schwester abgesetzt und bin dann weiter gefahren. Und in den Nachrichten habe ich genug erkannt. Außerdem … habe ich kein gutes Gefühl.“

    Dave warf ihm nur einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder aufs Fahren, während Patrick eher besorgt und schweigend auf dem Rücksitz kauerte und seinen nervösen Sohn beobachtete.

    Johns ungutes Gefühl bestätigte sich nur zu schnell, als Dave in die genannte Straße einbog und sich sogleich an den vielen Schaulustigen und einigen Polizeiwagen geradezu vorbei schieben musste. Weit kam er aber auch nicht, denn die Polizei war dabei, die Straße großräumig abzusperren. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Wagen an der Seite zu parken.

    Dave hatte noch nicht einmal den Motor abgestellt, da war John schon aus dem Wagen gehechtet und kämpfte sich durch die Menschenmenge und an den Absperrungen vorbei, bis er vor den lichterloh brennenden Häusern ankam.

    Man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen, so laut waren die Sirenen der Einsatzkräfte, das Knistern und Lodern der Flammen, das Gebrüll der Feuerwehrleute und das stetige Rauschen des Löschwassers, das mit Hochdruck aus den Schläuchen spritzte.

    Und doch schienen die Worte einer blonden Frau und eines Mannes, die nur mit Mühe von einigen Feuerwehrleuten aus dem Haus gebracht werden konnten, zu ihm vorzudringen.

    „Aber unsere Tochter ist noch da drin! Und mein Bruder! Sie müssen sie da raus holen! Mein Gott, Maddie!“

    „Rodney?“, entfuhr es John, als er auf das Paar zustürmte. „Rodney ist Ihr Bruder?“

    „Er ist noch da drin! Er wollte Maddie holen, aber sie sind nicht hier.“

    Ein ohrenbetäubender Knall erfolgte. Die Explosion und die darauffolgende Druckwelle ließen die Fenster zerbersten und die Menschen in unmittelbarer Nähe taumeln und zu Boden fallen. Auch John musste sich wieder aufrappeln, entledigte sich seiner Armschlinge und rannte los.

    „John! John, das ist doch Wahnsinn!“, platzte es aus Patrick, der hilflos zusehen musste, wie sich John Hals über Kopf in das flammende Inferno warf und sich auch nicht von den Feuerwehrleuten aufhalten ließ.

    ~~~

    Es war, als würde er gegen eine Wand laufen. Eine Wand aus Rauch, der seine Kehle reizte und seinen Blick trübte und die Augen tränen ließ, und Flammen, die ihm entgegenschlugen und die feinen Härchen auf der Haut versengten. Und doch versuchte John, sich in diesem Chaos irgendwie von Zimmer zu Zimmer durchzukämpfen.

    „Rodney! … Rodney, wo bist du? … Rodney!“

    „Wir sind hier!“, hallte die Stimme aus einem verschlossenen Raum, der zudem noch durch einen Balken und Teile der hinuntergestürzten Decke blockiert war.

    „Rodney!“

    „Die Tür ist irgendwie blockiert!“, hallte die Stimme aus dem Zimmer, während John sich bereits daran machte, seine Jacke um die Hände zu wickeln, um damit die glühend heißen Trümmer beiseiteschieben zu können.

    John ignorierte die Schmerzen in seiner Schulter, als er sich mit dem ganzen Körper und aller Kraft gegen die klemmende Tür warf, bis diese krachend aufschwang und John hineinstolperte. Auch hier schien nur Rauch zu existieren und John brauchte einen Augenblick, um Rodney mit einer in Decken gewickelten Maddie auf dem Boden vor dem Fenster zu erkennen.

    „Rodney!“

    „Ja … ja, wir sind hier“, brachte Rodney krächzend hervor und hustete abermals. „Wir sitzen fest!“

    „Rodney, komm schon. Wir müssen hier raus!“

    „John? … John, bist du das?“, fragte Rodney erstaunt, als ihn plötzlich zwei kräftige Hände packten und ihn auf die Füße zogen. „John! Wie kommst du hierher?“

    „Lange Geschichte, komm schon. Wir müssen hier raus!“, meinte John, während er die Decke des kleinen Mädchens in der Wanne nass machte und sie wieder um Maddie wickelte. „Gleich steht hier alles in Flammen.“

    Schnell nahm Rodney seine kleine, weinende Nichte auf die Arme, versuchte, beruhigend auf sie einzureden, während John ihn nicht losließ und in aller Eile durch die dunklen, undurchdringlich wirkenden Flure führte. Immer wieder züngelten ihnen Flammen entgegen, Wände brachen zusammen und Teile der Decke drohten als lodernde Glut auf sie hinab zu fallen.

    Rodney atmete immer schwerer und hatte kaum noch die Kraft, einen Fuß vor den anderen zu setzen und auch Maddies Weinen wurde durch immerwährendes Husten unterbrochen.

    „John … ich … ich kann nicht mehr. Keine Luft … ich kriege keine Luft mehr“, keuchte Rodney und fiel erschöpft zu Boden. „Bring Maddie hier raus.“

    „Ich denke nicht dran, dich hier zurückzulassen. Wir kommen alle hier raus. Komm schon Rodney, es ist nicht mehr weit.“

    „Nein, ich … ich kann wirklich … nicht mehr.“

    „Rodney, ich kann schon die Tür sehen. Jetzt komm schon“, krächzte John, doch Rodney war endgültig in sich zusammengebrochen und rührte sich nicht mehr.

    „Onkel Rodney … Onkel Rodney!“

    „Maddie“ John wandte sich direkt an das kleine Mädchen, das sich noch immer an ihren Onkel klammerte und an ihm rüttelte. „Maddie, jetzt hör mir mal zu, okay? Da vorne ist die Tür, kannst du sie sehen?“ Maddie nickte schüchtern. „Du läufst jetzt ganz, ganz, ganz, ganz schnell, so schnell du nur kannst zur Tür raus, okay. Deine Mom und dein Dad warten da draußen auf dich.“

    „Und Onkel Rodney? Will er nicht mitkommen?“

    „Doch, er wird mitkommen. Ich verspreche es. Ich kümmere mich um deinen Onkel, okay? Wir sind direkt hinter dir. Jetzt lauf. Lauf einfach gerade aus. Los, lauf nach draußen, so schnell du kannst! Los!“

    John gab dem kleinen Mädchen einen kleinen Schubser und schon rannte sie, so schnell ihre kleinen Beinchen sie tragen konnten, zur Tür hinaus.

    ~~~

    Für Jeannie gab es kein Halten mehr, als sie ihre kleine Tochter aus dem Haus und die Treppe hinunter laufen sah.

    „Maddie! Oh Gott, Maddie! Komm her, Schatz!“

    Schnell schloss Jeannie ihre Tochter in die Arme und wickelte sie aus der nassen Decke. Feuerwehr und Sanitäter waren auch schon zur Stelle, boten trockene Decken und Sauerstoff an und versuchten, das Elternpaar mit dem Kind zu einem Krankenwagen zu führen.

    „Wo ist Rodney?“, fragte Jeannie, als sie die weitere Fürsorge der Hilfskräfte ignorierte.

    „Onkel Rodney hat gesagt, er kann nicht mehr“, entfuhr es der kleinen Maddie, die noch gar nicht so richtig verstand, was um sie herum passierte.

    „Was?“

    „Und der andere Onkel hat gesagt, er kümmert sich um Onkel Rodney. Er hat es versprochen.“

    Gerade als Jeannie wieder zum Haus sah, konnte sie erkennen, wie der Mann, der sich eben einfach so in die flammende Hölle gestürzt hatte, wieder mit Rodney heraus taumelte.

    „Siehst du, Mommy. Er hat es mir versprochen.“

    „Oh Gott, Mer …“

    ~~~

    John hatte es unter größter Anstrengung und noch größeren Schmerzen geschafft, den bewusstlosen Rodney wieder auf die Beine zu bekommen und ihn aus dem Haus zu schleifen. Stolpernd schaffte er es die kleine Treppe hinunter, bevor auch ihn die Kräfte verließen und er mit Rodney auf den schneebedeckten Rasen stürzte.

    „Rodney … Rodney!“, entfuhr es John besorgt, als er immer wieder an seinem Freund rüttelte, doch Rodney blieb regungslos liegen. John hustete und prustete, rang nach frischer Luft und blinzelte, als der Rauch und der viele Ruß noch immer in seinen Augen brannten.

    Er hörte noch die Stimmen seines Vaters und die seines Bruders, auch die eine oder andere fremde Stimme schien ihn zu rufen, doch wirklich Sinn ergaben die Worte nicht. Und plötzlich war da diese undurchdringbar erscheinende Schwärze …

    ~~~

    Kaum das er erwachte, stach ihm der Geruch von Gummi gemischt mit Desinfektionsmitteln in die Nase und dann noch dieses stetige Piepsen eines EKG-Gerätes, die helle, geradezu steril wirkende Decke und die teils gekachelten Wände … ja, all das verriet ihm, dass er sich in einem Krankenhaus befinden musste.

    Rodney schob die geradezu stinkende Sauerstoffmaske beiseite und hob nur kurz den Kopf an, um gleich von Schwindel und Übelkeit gepackt zu werden. Es dauerte eine Weile, dagegen anzugehen, aber schlussendlich war es ihm möglich, seinen Blick durch den Raum schweifen zu lassen.

    Erst als er zur Seite sah, entdeckte er John, der schlafend auf einem Stuhl lümmelte.

    Zunächst hatte er noch schmunzeln müssen, doch recht schnell wurde ihm klar, dass es doch kein Traum gewesen war. Das Feuer war real, Jeannies Panik, die Hast und Eile, die Sirenen, der Rauch und die Flammen, die Angst in Maddies Augen …

    „Oh Gott, Maddie!“

    „Was?“, entfuhr es John, der aus dem leichten Schlaf hochschreckte und beinahe vom Stuhl fiel.

    „Maddie!“

    „Alles okay, Rodney. Maddie geht’s gut. Es geht ihr gut. Sie ist nur mit dem Schrecken davon gekommen. Allen geht es gut. Niemand ist verletzt. Es ist alles okay“, erklärte John schnell, als er an Rodneys Bett trat.

    „John … wie kommst du hier her?“

    „Ich habe dich da raus geholt. Erinnerst du dich nicht?“

    Rodney schluckte und blinzelte einige Male. „Doch … doch. Ich … ich habe nur gehofft, es wäre ein Traum oder so was.“

    John antwortete nicht und zeigte stattdessen nur jenes zaghaft schiefe Lächeln, dass Rodney schon von Beginn an fasziniert hatte.

    „Wieso bist du noch hier?“, fragte Rodney weiter und musterte John von Kopf bis Fuß. „Bist du verletzt? Natürlich bist du verletzt, du hast den Arm bandagiert. Ist das … ist das meine Schuld? Ist das passiert, als du …“

    „Nein. Nein, das ist nicht deine Schuld. Ich … ich bin bei mir zuhause im Garten ausgerutscht und habe mir den Arm ausgerenkt“, erklärte John lapidar und Rodney nickte nur. „Ich … ich habe nur sehen wollen, wie es dir geht.“

    „Und deswegen schläfst du stundenlang auf dem unbequemen Stuhl? … Wieso bist du wirklich hier, John?“, verlangte Rodney zu wissen, als John bedrückt zu Boden sah und umher druckste.

    „Weil ich nicht gehen kann. Ich dachte, es sei in Ordnung, wenn wir … es sei besser, wenn wir nur …“

    „Nur Freunde bleiben?“, fuhr Rodney leise fort.

    „Ich war dir gegenüber nicht fair. Ich habe dir gesagt, dass ich dir keine Beziehung bieten könnte, weil die Menschen in meinem Umfeld … das, was zwischen uns sein könnte, nicht gerne sehen würden. Ich dachte, ich wäre noch nicht über … über Lyle … ich wäre ein Wrack und …“

    „Und jetzt bist du hier, um mir zu sagen, dass du … was? Falsch lagst? Dich geirrt hast?“

    „Du hast gesagt, ich würde Lyle nutzen, um mir selbst Vorwürfe zu machen. Aber die Wahrheit ist … ich … hatte Angst. Ich habe Lyle verloren und ich konnte nichts tun und nun hätte ich dich beinahe verloren.“

    „Hast du aber nicht. Du hast mich da raus geholt, John. Wenn du nicht gewesen wärst …“

    „Ich hätte dich fast verloren, Rodney. Gott, ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn … „

    John konnte einfach nicht mehr weitersprechen, als Rodney sich vorbeugte und ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.

    Es war, als würde die Zeit stehen bleiben. Als würden alle Gedanken, Zweifel und Ängste um Rodney, die ihn in den letzten Stunden fast in den Wahnsinn getrieben hatten, auf einen Schlag verschwinden. Zurück blieben eine Ruhe und Zufriedenheit, die er schon lange nicht mehr verspürt hatte.

    „Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen, Rodney.“

    „John, ich weiß nicht … glaube mir, ich will auch nicht einfach so gehen, aber ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Jeannie und Maddie und Kaleb haben ihr Zuhause verloren, ich habe keinen Job und … oh nein!“

    „Was? Was ist?“

    „Meine Forschungen! All meine Forschungen, die ganzen Berechnungen und alles … es war alles, was ich hatte und jetzt ist alles weg! Alles ist verbrannt!“

    Niedergeschmettert sank Rodney ins Bett zurück und John konnte sofort die Verzweiflung erkennen, von der sein Freund so plötzlich gepackt wurde. Und doch entfuhr ihm ein kleines Lächeln. Ein winzig kleines, denn es war nur eine vage Hoffnung, die ihn in seine Hosentasche greifen und zwei unscheinbare Gegenstände hervorziehen ließ.

    „Vielleicht auch nicht … hoffe ich“, gab John zurück und sah, wie Rodneys Augen beim Anblick der USB-Sticks größer wurden.

    „Du … du hast daran gedacht? Du hast an die Sticks gedacht?“

    „Ich habe an dich gedacht, als ich in das Haus ging. Die Sticks lagen nur zufällig im Weg, also habe ich sie gleich mit eingesteckt … sind es die richtigen? Du hast doch alles auf den Sticks gespeichert, oder?“

    „Ich … ja. Ja, habe ich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

    „Also, das ist eine Premiere“, erwiderte John und lächelte erneut, als Rodney ihn aus seinen verengten blauen Augen musterte. „Bleib bei mir, Rodney. Arbeite für Sheppard Industries und bleib bei mir.“

    „Sheppard Industries?“, fragte Rodney und musste dann müde lächeln. „Du bist … du bist Patrick Sheppards Sohn?“

    „Einer von zweien“, antwortete John etwas verwirrt.

    „Natürlich. Wieso bin ich nicht gleich selbst drauf gekommen? Sheppard, das Familienunternehmen, die Bilanzen mit den riesen Summen …“

    „Du hast also schon von uns gehört?“

    „Soll das ein Witz sein? Patrick Sheppard ist einer der größten Wirtschaftsmogule der Westküste, Sheppard Industries ist richtig dick im Geschäft im Forschungs- und Entwicklungsbereich und Ihr habt auch einen Fuß in der Rüstungsindustrie drin, richtig?“

    „Ja. Und jetzt hätten wir ganz gerne den vermutlich klügsten Kopf unserer Generation als Leiter unserer Forschungsabteilung.“

    „Wie bitte? Hast du deinem Vater von meinen Projekten erzählt?“

    „Ja, aber es ist nicht so, wie du denkst. Ich habe ihm davon erzählt und er ist sehr angetan. Aber ich habe ihm auch von Humble Research erzählt und das hat ihn wiederum angeekelt. Mein Vater bietet dir diesen Posten nicht nur wegen deiner Intelligenz und deiner Fähigkeiten an, Rodney. Mein Vater ist ein Philanthrop, ein Menschenfreund. Es sind nicht nur Wohltätigkeit und Freundlichkeit, die ihn auszeichnen. Er weiß, wem Recht und Ehre gebühren und bringt auch Recht, Anerkennung und Belohnung dorthin, wo es hingehört. Und wenn er sagt, dass er dir gerne einen Ort und eine Stellung anbieten möchte, an dem du deine Projekte in Ruhe und mit all der nötigen Unterstützung entwickeln und umsetzen kannst … dann meint er es auch. Weder er noch ich oder gar mein Bruder wollen dir deine Projekte abschwatzen … wenn du Sheppard Industries kennst, müsstest du das auch wissen.“

    „Ich … ich weiß, aber weiß er denn, dass … dass wir …“

    „Ja. Na ja, er hat eins und eins zusammengezählt. Immerhin rennt man nicht jeden Tag in brennende Häuser, um irgendwelche Spitzenwissenschaftler rauszuholen, und als er erfuhr, wer du bist, gab es für ihn kein Halten mehr. Vermutlich ist dein Vertrag schon lange fertig und wartet nur noch auf die Unterschrift“, erklärte John, doch Rodney schwieg eine ganze Weile. „Sheppard Industries will dich.“

    „Nur Sheppard Industries?“, fragte Rodney herausfordernd und beobachtete nun seinerseits, wie John ihn mit diesen funkelnden Haselnuss-Augen musterte. John musste lächeln und legte sich gleich neben Rodney auf das viel zu kleine Bett.

    „Es könnte da noch einen … sehr anstrengenden, anspruchsvollen und komplizierten Vorgesetzten geben.“

    „Vorgesetzte sind meistens anstrengend, anspruchsvoll und kompliziert. Hättest du vielleicht eine genauere Stellenbeschreibung für mich?“

    „Nun, gefordert werden zunächst das immerwährende unter Beweis stellen deines einzigartigen und außergewöhnlichen Verstandes, auch vor dem gesamtem Vorstand …“

    „Zu dem du auch gehörst“, fiel Rodney ihm ins Wort, worauf John nur nickte und einfach fortfuhr.

    „Bei regelmäßigen Meetings und Vorstandssitzungen und anderen Treffen, zu denen auch die einzelnen Abteilungen geladen werden, das immerwährende Präsentieren deines unerschütterlichen Egos …“

    „Hey!“

    „Welches ich liebe“, fügte John schnell hinzu. „Dann wird selbstverständlich auch erwartet, sich mit der nicht gerade kleinen Schar von Untergebenen und Bewunderern, die dich ganz schön beanspruchen werden, abzugeben und herumzustreiten und ganz nebenbei gilt es sich ganz persönlich um den direkten Vorgesetzten zu kümmern, der immer wieder einmal zu den unmöglichsten Zeitpunkten und besonders dann, wenn du es am wenigsten erwartest oder gebrauchen kannst, vorbei kommt und dich am Arbeitsplatz sexuell belästigt.“

    „Hey … hey, wenn jemand hier reinkommt“, meinte Rodney, als John sich daran machte, sich an ihn zu schmiegen und an seinem Hals zu knabbern.

    „Das ist ein Privatzimmer, Rodney. Da du nicht in Lebensgefahr schwebst, habe ich den Arzt und die Schwestern gebeten, erst reinzukommen, wenn ich nach ihnen rufe.“

    „Und du denkst, die tun, was du sagst?“

    „Meine Mutter hat dieses Krankenhaus damals gestiftet, Rodney.“

    „Oh … okay. Na schön. Was kann Sheppard Industries mir bieten?“, wollte Rodney wissen, während er weiterhin Johns Lippen auf seiner Haut genoss.

    „Einen sicheren Arbeitsplatz in einem nicht gerade kleinen Unternehmen, das weit entfernt von irgendeiner Pleite oder drohenden Übernahmen steht, eine gute Krankenversicherung, dein eigenes Riesenlabor mit allem Drum und Dran und allen technischen Spielereien, die du brauchst … oder dir wünschst, eine ganze Horde Untergebener, die nur darauf warten, dass du ihr Chef wirst, damit du sie nach Strich und Faden anstellen, rumkommandieren und bei berechtigten Gründen runterputzen kannst, ein großes Büro, das zufälligerweise neben meinem liegt und … die Möglichkeit nach eigenem Gutdünken und freiem Willen bezahlten Urlaub zu machen und … zu guter Letzt eine mehr als angemessene Bezahlung … und einen Chef, der sich gerne um den Finger wickeln lässt und sich höchstpersönlich und mit allem, was er hat, um die Zufriedenheit und die Arbeitsmoral seines Chefwissenschaftlers kümmert.“

    „Hm! Nicht schlecht. Ich glaube, das ist die wohl offenste und ehrlichste Stellenbeschreibung, die mir je untergekommen ist.“

    „Und ist sie auch interessant für dich?“, fragte John weiter, ohne dabei seine Knabbern an Rodneys Hals und Kinn zu unterbrechen.

    „Oh ja … absolut! Kann ich denn meinem Vielleicht-bald-Chef auch einen Vorschlag machen?“

    „Klar. Immer.“

    „Nimm den Tätigkeitsschwerpunkt ‘sexuelle Belästigung’ aus dem Anforderungsprofil heraus und setze ihn ins Angebotsprofil.“

    John sah verwundert auf, dachte kurz nach und grinste dann. „Willst du eher eine Provisionszahlung oder bevorzugst du das Bonussystem?“

    „Sowohl als auch, sowie Vorschusszahlung.“

    „Anspruchsvoll, hm?

    „Nein, ich finde nur, dass ich es wert bin. Außerdem muss man sehen, wo man bleibt.“

    „Eigentlich bist du unbezahlbar. Dann nimmst du an?“

    Rodney grinste.

    ~~~

    Das Weihnachtsfest war keine Katastrophe, wie Rodneys erster Erinnerungsfetzen, der ihm nach dem Aufwachen im Krankenhaus in den Kopf schoss, ihn glauben machen wollte.

    Ja, Jeannie und Kalebs Haus war abgebrannt, alles war weg und zerstört und es war einem nur noch die Kleidung am Leib geblieben. Doch niemand wurde verletzt oder hatte gar sein Leben verloren. Auch die Nachbarn waren gerade so mit dem Schrecken davon gekommen. Doch plötzlich war John da und überraschte mit Einsicht und Angebot und noch viel mehr. Und als das nicht genug sei, hatte er nicht gelogen, als er von seinem großzügigen Vater sprach. Jeannie, Kaleb und Maddie haben im Gästehaus des Sheppardschen Anwesens eine Unterkunft gefunden und wurden mit neuer Kleidung und allem anderen Notwendigem versorgt, bis das Haus wieder aufgebaut und renoviert sein sollte. Auch um die Nachbarn der Millers wurde sich gekümmert.

    Rodney und die Millers wurden mehr als freundlich, fast familiär begrüßt und aufgenommen. Jeannie schien in Claire Sheppard eine Freundin gefunden zu haben, genauso wie Dave und Kaleb gut miteinander auskamen und Maddie und Miranda hatten ohnehin den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als über Puppen, Ponys und Haustiere zu reden und nach dem Schlitten fahren und Schneemann bauen, Großvater Patrick das nachmittägliche Tee- und Kaffeekränzchen näher zu bringen. Der Senior war sich nicht zu schade, mit den beiden Mädchen und einer ganzen Horde von gestylten und drapierten Puppen auf dem Boden zu sitzen und sich den neuesten Klatsch und Tratsch aus Barbieland anzuhören. Lacher waren garantiert.

    Rodney war von dieser Wärme und Herzlichkeit beeindruckt, sogar überwältigt. Ihm war aber auch ein wenig unwohl zumute, die Gastfreundschaft dieser Leute derart zu beanspruchen. Doch je näher er die Familie, vor allem den Sheppard-Patriarchen kennenlernte, desto wohler schien er sich zu fühlen und genau wie bei Jeannie, Kaleb und Maddie ließ der Schreck des Brandes allmählich nach und man glaubte langsam immer mehr an ein ganz persönliches Weihnachtswunder.

    Aber einiges blieb Rodney noch ein Rätsel, während er sich zu manch anderem seine eigene Meinung bildete. John bat Rodney schon zu Beginn, nicht im Gästehaus zu nächtigen, sondern bei ihm, in seinem Zimmer zu schlafen. Niemand schien Einwände dagegen zu haben oder hatte überhaupt etwas dazu gesagt. Allenfalls Dave und Claire zeigten ein verhaltenes Lächeln, während sich Patrick geradezu gefasst aus allem heraushielt, was John und Rodneys Privatleben anging.

    John schien es seinem Vater aber auch einfach zu machen, denn immer wenn er in der Nähe war, hielt John sich mit Berührungen und allzu deutlichen Gesten zurück. Vermutlich gehörte das zum komplizierten Toleranz-Teil dieser Familie, wovon John ihm einmal erzählt hatte. Doch Sheppard Senior hatte auf ihn bisher niemals den Eindruck eines intoleranten Mannes gemacht. Zumal die Freundlichkeit und Großzügigkeit ohnehin eine andere Sprache sprach. Vielleicht war es einfach nur eine Sache zwischen Vater und Sohn.

    Rodney war zwar neugierig, aber er würde bestimmt nicht nachhaken. John und Rodney waren im Grunde immer noch dabei, sich näher kennenzulernen und so lernte Rodney, dass John eine erstaunliche Sturheit an den Tag legen konnte, während John wohl begriffen haben musste, in Rodney einen Partner gefunden zu haben, dem er sich gänzlich und in jeder Beziehung anvertrauen konnte. Vorzugsweise nachts, wenn ihn wieder Albträume plagten und er in Rodneys Armen Ruhe und Frieden und ein offenes Ohr finden konnte.

    Was Johns Sturheit anging, so schien er diese von seinem Vater geerbt zu haben, denn dieser gab nicht auf, ihn für eine Mitarbeit bei Sheppard Industries zu begeistern. Im Grunde hatte John ihn schon im Krankenhaus so weit, die Koffer zu packen zu wollen und seine neue Anstellung anzutreten. Aber die Versorgung seiner Familie hatte Vorrang und der Vertrag war doch noch nicht fertig, als man ihn aus dem Krankenhaus entließ.

    Nun saß er mit Sheppard Senior im Arbeitszimmer und blickte auf einen Vertrag, der es eigentlich verdient hätte, eingerahmt und an die Wand gegenüber dem Bett aufgehängt zu werden, um sich nach jedem Aufwachen daran zu erinnern, in welchem Traumjob man doch arbeitete.

    John hatte recht behalten, was die Stellenbeschreibung anging. Ihm würde die Leitung der Forschungsabteilung anvertraut werden, da der momentane führende Wissenschaftler – ein Tscheche, dessen Namen er sich einfach nicht merken konnte – nur zu gerne auf eine leitende Position verzichten wollte. Zudem noch die schriftliche Zusage, ein großes, vollausgestattetes Labor mit allem nötigen und vielleicht auch unnötigem Equipment für Physiker zu erhalten und was seine Projekte und Theorien anging, war Patrick vor Interesse und Faszination kaum noch zu halten und bot sogar an, eine extra Klausel bezüglich Eigentumsrecht in den Vertrag einzubauen, kaum dass er die ganze Story über Rittner und Humble Research noch einmal hörte.

    Die Bezahlung sollte auch stimmen und würde sogar besser ausfallen, als in jeder Anstellung zuvor, und wenn er an die Provisionen, den Bonus und den Vorschuss dachte, über die er mit John im Krankenhaus sprach, die aber aus verständlichen Gründen keinen Platz im Vertrag erhielten … Rodney musste sich anstrengen, die Erinnerung und die Fantasien diesbezüglich aus dem Kopf zu bekommen, bevor er noch rot anlief. Doch es schien schon zu spät zu sein, denn Sheppard Senior räusperte sich verhalten und ja, er schien sich tatsächlich auch ein kleines Lächeln zu verkneifen.

    „Also, denken Sie noch einmal darüber nach, Dr. McKay. Ich würde wirklich ungern auf einen so fähigen Mann wie Sie in meinem Unternehmen verzichten und John … nun, ich denke, dass auch er Sie nicht noch einmal so einfach gehen lassen will.“

    „Ich denke, ich habe genug darüber nachgedacht“, erwiderte Rodney lächelnd.

    ~~~

    John befand sich gerade mit seinem Bruder in der Küche und besprach einige Dinge, die Firma betreffend, als Rodney den Raum betrat und zielstrebig seinen Partner ansteuerte. Im Nu war er bei ihm, zog ihn stürmisch zu sich und küsste ihn mit solch einer Inbrunst, dass John schwindlig wurde und er taumelte.

    Staunend, sprachlos und mit offenem Mund folgte Dave der Szenerie und schluckte dann, bevor ihm ein Grinsen übers Gesicht huschte, als Rodney sich schlussendlich wieder löste.

    „Ich wollte dir eigentlich nur mitteilen, dass ich gerade den Vertrag unterschrieben habe“, strahlte Rodney und starrte dann auf einen noch immer leicht verdatterten John, der gerade mal ein „Aha“ herausbrachte. „Und jetzt gehe ich nach oben und feile noch ein bisschen an meinen Berechnungen.“

    „Okay.“

    Erst als Rodney gut gelaunt und beschwingt die Stufen zum oberen Stockwerk erklomm, schien John wieder halbwegs ins Hier und Jetzt zu finden. Sein Blick fiel auf seinen Vater, der lässig mit den Händen in den Hosentaschen am Türrahmen zur Küche stand und schelmisch grinste.

    „Fröhliche Weihnachten, Junge“, war alles, was er dazu sagte und sich wieder in sein Arbeitszimmer begab, während John verdutzt zu seinem Bruder sah, der nicht minder amüsiert schien.

    „Dir ist schon klar, was das jetzt bedeutet, oder?“, wollte Dave wissen.

    „Ja … ich muss ´ne anständige Kaffeemaschine besorgen.“

    ~~~

    Epilog

    Es war Sommer und Rodney hielt sich für einen der glücklichsten und zufriedensten Menschen überhaupt. Er arbeitete nun schon etwa ein halbes Jahr bei Sheppard Industries und er hatte mehr Freude an seiner Arbeit und in seinem Leben als je zuvor.

    Der Umzug von Colorado nach Kalifornien war einfach und schnell bewältigt und Rodney fühlte sich in der Stadt der Engel gleich recht wohl. Erst recht in Johns Strandhaus. Hin und wieder verbrachten sie ihre Zeit auch im Apartment, dass die Sheppards in der Stadt hatten und indem John bisher gewohnt hatte. Doch das Haus mit dem kleinen Privatstrand bot den beiden einen ungestörteren und ruhigeren Rückzugsort.

    Was die Arbeit betraf, so hatte er bereits am ersten Tag den kompletten Vorstand kennengelernt und wie erwartet gleich einen bleibenden und positiven Eindruck bei den meisten hinterlassen. Mit den Mitarbeitern kam er auch gut zurecht, besonders mit Radek Zelenka, dem überaus fähigen und intelligenten Tschechen, mit dem er nicht gerade selten die gewagtesten Theorien aufstellte, sich dann mit ihm darüber stritt und dann doch mehr Überstunden mit ihm schob, als es wohl gut für die beiden war. Mehr als einmal hatte John dem einen Riegel vorschieben müssen, bevor einer der beiden womöglich noch vor Erschöpfung zusammenbrach.

    Rodney liebte es, sich in sein hochmodernes Labor zurückzuziehen, zu dem eine der modernsten und besten Kaffeemaschinen gehörte – ein Weihnachtsgeschenk von John – und sich seinen Theorien, Berechnungen, Simulationen und Experimenten, und natürlich auch seinem „Chef“ zu widmen, der, wie versprochen, immer dann auftauchte und ihn ablenkte, wenn er es am wenigsten erwartete, aber meistens auch am dringendsten gebrauchen konnte.

    Wenn John nur schon das Labor betrat, Fenster und Türen verschloss und per Knopfdruck und moderner Technologie die gläsernen Wände blickdicht verdunkelte, wusste Rodney, das Zahltag war.

    In Johns Vorzimmerdame hatte er so etwas wie eine Mitverschwörerin gefunden. John hatte gleich zu Beginn Leanne über Rodney informiert und stellte klar, dass Rodney immer und jederzeit Zutritt zu seinem Büro habe, auch wenn er in noch so wichtigen Meetings und Besprechungen steckte. So warnte Leanne ihn jedes Mal vor, wenn John nicht alleine in seinem Büro war, sorgte aber auch dafür, dass sie durch nichts und niemanden gestört wurden, wenn John mal gerade nicht in irgendwelchen Meetings oder Besprechungen steckte. Da kamen selbst Dave und Patrick nicht dagegen an, was John erst später erfuhr und schmunzeln ließ.

    Auch sonst lief im gemeinsamen Leben mit John alles rund. Rodney wurde von den restlichen Sheppards wie ein Familienmitglied behandelt, von der kleinen Mira schon als Onkel Roddy betitelt, was sich seine eigene Nichte als Beispiel nahm und ihrerseits John zum Onkel machte. Mit Patrick und Dave war er auch schon per Du. Claire hatte bei den vielen gemeinsamen und gegenseitigen Besuchen nichts Besseres zu tun, als über Männermode zu sprechen, das Paar zum verhassten Shopping zu schleifen, sie auszuhorchen und über die schlüpfrigsten Themen zu sprechen, sodass selbst die Ohren eines gestandenen Physikers und eines abgebrühten Geschäftsmannes immer noch knallrot anlaufen konnten.

    Rodney hatte auch Johns Therapeuten kennengelernt und begleitete ihn hin und wieder zu den Sitzungen, wenn John ihn darum bat. Johns Albträume schienen auch nachzulassen, oder zumindest an Intensität zu verlieren. Rodney hatte John schon lange nicht mehr wecken müssen, wenn er mal unruhig schlief oder gelegentlich im Schlaf sprach. Er schlug auch nicht mehr wild um sich, sodass Rodney in Deckung hechten oder einen weiteren Angriff fürchten musste. Nein, eine zarte Berührung schien oft auszureichen, wobei es John ohnehin genoss, Rodney in seinen Armen zu halten, wenn er einschlief. Oftmals war es aber auch Rodney, der seine Arme um ihn schlang. Gelegentlich wurde John aber auch selbst wach, und wenn Rodney ihm genügend Zeit ließ, erzählte er von seinem Traum und seinen Erlebnissen, sodass sie beide bald wieder in einen erholsamen Schlummer fallen konnten.

    Es war Wochenende und John und Rodney waren die Ehrengäste bei der Einweihung und Eröffnung des Lyle Holland Centers. Wie Rodney an Weihnachten erfahren hatte, drehte es sich dabei um ein Rehabilitationszentrum für Soldaten der unterschiedlichsten Teilstreitkräfte, die während ihres Einsatzes verletzt wurden oder erkrankten. Ob Irak oder Afghanistan oder sonst wo und egal, ob jung oder alt, ob Altgediente, Verletzte oder Traumatisierte jeglicher Art – für jeden sollte dies eine Anlaufstelle mit modernster medizinischer Ausrüstung und gut ausgebildetem psychologischen und physiotherapeutischen Personal oder anderer sozialer Hilfe sein, die den Soldaten ein angemessenes Leben und neue Möglichkeiten bieten sollte.

    Doch es steckte mehr dahinter, wie Rodney später erfahren hatte. Es war ein Weihnachtsgeschenk von Patrick an seinen ältesten Sohn, eine Entschuldigung, eine Wiedergutmachung und das Zollen von Respekt seitens Patrick Sheppard gegenüber dem verstorbenen Lyle Holland. Natürlich wusste außer den engsten Familienmitgliedern sonst niemand die genauen Hintergründe über das Warum und wieso für den Bau dieser Einrichtung, und wenn es nach John ginge, würde es auch so bleiben.

    Vor allem jetzt, wo Patrick Sheppard mit seiner Rede endete und mit einem Zwinkern das Pult seinem Sohn freigab.

    „Nun habe ich genug geredet. Es wird Zeit, meinen Ältesten ausnahmsweise auch mal zu Wort kommen zu lassen.“

    Manche der geladenen Gäste, darunter sehr viele Militärs, einige Bekannte aus Film und Fernsehen, weitere High-Society-Persönlichkeiten, Politiker und andere potenziellen Gönner und Spender lachten auf und klatschten, bis John ans Pult trat. Noch einmal sah John zu Rodney, bis dieser lächelte und ihm kaum merklich zunickte.

    „Ich begrüße Sie und heiße Sie im Lyle Holland Rehabilitationscenter Willkommen. Ich bin John Sheppard und war Lieutenant Colonel der United States Air Force. Ich war bis 2002 als Pilot in Afghanistan stationiert …“


    The End


    Ich hoffe, es hat euch ein bischen gefallen. Wem es sehr gefallen hat, der kann sich auch gerne diese Story als eBook runterladen. Und zwar hier!
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  9. Danke sagten:


  10. #6
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
    Registriert seit
    13.06.2013
    Ort
    Sachsen
    Beiträge
    891

    Standard

    Was für eine wunderschöne Geschichte. Sehr berührend geschrieben, bei der Schilderung der Geschehnisse in Afghanistan mit Lyle muss ich jedes Mal schlucken. Die Personen sind gut gezeichnet und man sich sich jederzeit wunderbar in die Situation einfühlen.
    Wie schön, dass es am Ende doch ein Happy-End für die beiden gibt, ich glaube, sie tun sich beide gegenseitig richtig gut.
    Vielen Dank für diese schöne weihnachtliche Geschichte.

    Das Herunterladen ins iBook hat auch ganz hervorragend geklappt, danke für diese Möglichkeit, Deine Geschichte immer wieder mal (offline) lesen zu können!
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  11. Danke sagten:


  12. #7
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
    Registriert seit
    31.05.2010
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    4.449
    Blog-Einträge
    44

    Standard

    Deine Geschichte ist so schön, so einfühlsam geschrieben. Sie war so toll zu lesen, obwohl die Kapitel so lang waren. Ich mag das normaler Weise nicht so, da ich dann Augenprobleme bekomme, aber hier hab ich es gar nicht gemerkt, weil mich deine Geschichte so gefesselt hat. Ich hatte recht, Rodney arbeitet jetzt für Sheppards Industrie und in John hat er auch noch gleich einen wundervollen Partner gefunden. Durch Rodney konnte John seine Probleme in den Griff bekommen. Was mal wieder zeigt - Liebe bewirkt Wunder. Und würde John Rodney nicht so lieben, wären er und Maddie nicht mehr am Leben. Schön, dass du die Familien so zusammengeschweißt hast. Ein riesiges, wunderschönes Happy-End. Das mir der Spoiler-Inhalt sehr gefallen hat, brauche ich ja wohl nicht mehr zu betonen. Du hast es wirklich super romantisch geschrieben.
    Dankeschön fürs Teilen!
    Geändert von John's Chaya (05.01.2014 um 16:37 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  13. Danke sagten:


  14. #8
    Lieutenant General Avatar von Antares
    Registriert seit
    16.09.2007
    Beiträge
    4.809
    Blog-Einträge
    1

    Standard

    Ein nettes AU , das ja gar nicht mal so weit vom Seriencanon entfernt ist. Hätte es kein Stargate gegeben, wer weiß, ob es nicht ähnlich gelaufen wäre.
    Vielleicht sollten die Leute mehr Zug fahren als fliegen, da hat man einfach mehr Zeit, sich kennen zu lernen. *g* Schön, dass die beiden am Ende beruflich und privat zusammenfinden. *g*
    Geändert von Antares (06.01.2014 um 09:37 Uhr)

  15. Danke sagten:


  16. #9
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    So, jetzt möchte ich doch gerne af eure Kommentare eingehen.

    @Tamara:

    Was für eine wunderschöne Geschichte. Sehr berührend geschrieben, bei der Schilderung der Geschehnisse in Afghanistan mit Lyle muss ich jedes Mal schlucken. Die Personen sind gut gezeichnet und man sich sich jederzeit wunderbar in die Situation einfühlen.
    Wie schön, dass es am Ende doch ein Happy-End für die beiden gibt, ich glaube, sie tun sich beide gegenseitig richtig gut.
    Vielen Dank für diese schöne weihnachtliche Geschichte.

    Das Herunterladen ins iBook hat auch ganz hervorragend geklappt, danke für diese Möglichkeit, Deine Geschichte immer wieder mal (offline) lesen zu können!

    Ich freue mich, dass die Geschichte derart deinen Nerv trifft und das es offenbar das Kopfkino anwirft.

    Ich glaube, eine Story ohne Happy End habe ich noch nicht geschrieben.
    Aber mir war es auch wichtig, dass die beiden am Ende zusammenbleiben, und das es dann beiden (wieder) gut geht.

    Und super, dass es mit dem eBook-Downlaod geklappt hat.

    Danke fürs lesen und erneute Kommentieren


    @John´s Chaya:

    Deine Geschichte ist so schön, so einfühlsam geschrieben. Sie war so toll zu lesen, obwohl die Kapitel so lang waren. Ich mag das normaler Weise nicht so, da ich dann Augenprobleme bekomme, aber hier hab ich es gar nicht gemerkt, weil mich deine Geschichte so gefesselt hat. Ich hatte recht, Rodney arbeitet jetzt für Sheppards Industrie und in John hat er auch noch gleich einen wundervollen Partner gefunden. Durch Rodney konnte John seine Probleme in den Griff bekommen. Was mal wieder zeigt - Liebe bewirkt Wunder. Und würde John Rodney nicht so lieben, wären er und Maddie nicht mehr am Leben. Schön, dass du die Familien so zusammengeschweißt hast. Ein riesiges, wunderschönes Happy-End. Das mir der Spoiler-Inhalt sehr gefallen hat, brauche ich ja wohl nicht mehr zu betonen. Du hast es wirklich super romantisch geschrieben.
    Dankeschön fürs Teilen!
    Es freut mich, dass dir diese Story gefallen hat. Vor allem auch der Spoiler-Inhalt. Sie ist meine erste Slash-Story, die ich auch tatsächliche fertig geschrieben habe

    Ich dachte auch lange darüber nach, wo ich einen Cut zum aufteilen machen sollte, aber ich habe nicht wirklich einen gefunden und so wurden es eben nur 2 (längere) Teile.

    Wie gesagt war mir auch ein Happy-End wichtig, wobei ich auch nicht wusste, wie vorhersehbar es wohl sein würde oder ob es vielleicht Too Much wäre ... Daher ist es jetzt schön zu lesen, dass es wohl doch geklappt hat.

    Vielen Dank fürs lesen und Feedback geben.


    @Antares:


    Ein nettes AU , das ja gar nicht mal so weit vom Seriencanon entfernt ist. Hätte es kein Stargate gegeben, wer weiß, ob es nicht ähnlich gelaufen wäre.
    Vielleicht sollten die Leute mehr Zug fahren als fliegen, da hat man einfach mehr Zeit, sich kennen zu lernen. *g* Schön, dass die beiden am Ende beruflich und privat zusammenfinden. *g*
    Ich habe nach einem Grund gesucht, die beiden für eine längere Zeit zusammenzubringen und spielte zuerst mit einer Komödienidee so ähnlich wie Zwei Weihnachtsmänner, dann dachte ich an eine einfache Autofahrt und zum Schluss kam dann eben der ausgefallene Flug und die Idee mit dem Zugfahren ... eigentlich weiß ich gar nicht mehr so genau, wie sich das so entwickelt hat.

    Es freut mich, dass es dir offenbar gefallen hat und danke dir für dein liebes Kommentar.


    Auch ein herzliches Danke an die stummen Leser und Danke-Drücker.
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  17. Danke sagten:


  18. #10
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    Hallo noch mal!

    Ich trage mich mit dem Gedanken zu einer Fortsetzung zu Long Way Home.

    Schon seit einiger Zeit denke ich darüber nach, nebem dem Sentinel noch eine weitere "Serie" zu erschaffen, die sich auf John und Rodney, das Stargate und Atlantis bezieht und auch Slash enthält. Ich tat mich zuerst schwer ein erstes Konzept zu entwickeln, aber dann fiel mir ein, dass ich einen Anfang möglicherweise schon geschaffen habe. Die Frage ist nur, ob es euch gefallen würde.

    Das Konzept in groben Zügen:

    John und Rodney erfahren vom Stargate-Kommando und bereiten sich auf die Reise nach Atlantis vor.

    Den Rest könnt ihr euch denken oder ihr könntet euch auch überraschen lassen.

    Ich würde mich freuen, entweder hier von euch zu lesen oder ihr könnt auch gerne an einer Abstimmung teilnehmen
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  19. #11
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
    Registriert seit
    13.06.2013
    Ort
    Sachsen
    Beiträge
    891

    Standard

    Ich habe mich zwar schon an der Abstimmung beteiligt, aber hier auch noch einmal: Ja, ich möchte gerne eine Fortsetzung von Long Way Home lesen.
    Das hat mir so gut gefallen und ich bin gespannt, was Dir als Fortsetzung einfällt.
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  20. Danke sagten:


  21. #12
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
    Registriert seit
    31.05.2010
    Ort
    Hamburg
    Beiträge
    4.449
    Blog-Einträge
    44

    Standard

    Ich schließe mich Tara an und habe auch abgestimmt.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  22. Danke sagten:


  23. #13
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    @Tamara und John´s Chaya:

    Vielen Dank für eure Stimme!

    Am 1. Juli gibt es die endgültige Ergebnisse dieser Umfrage, aber ich kann schon einmal sagen, dass es gut aussieht.

    Also kann ich mich demnächst wohl an die Arbeit für einen Plot machen
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  24. #14
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    Hallo!

    Wie versprochen gibt es nun die endgültigen Ergebnisse der Umfrage "Habt Ihr Interesse an einer Fortsetzung zu Long Way Home?"

    Zur Auswahl standen (ulkigerweise -ich kann es manchmal eben nicht lassen, Blödsinn zu machen) 5 Antworten zur Auswahl:

    Ja! Unbedingt! hat 6 Stimmen erhalten und liegt daher mit 75% weit vorne

    Ja hat 2 stimmen erhalten und liegt somit mit 25% direkt hinter "Undebdingt"

    Ja, aber schreibe was ganz neues ... vielleicht ähnliches hat 0 Stimmen und somit 0%

    Nein hat ebenfalls 0 Stimmen und 0%

    Um Gottes Willen Nein! Du kannst kein Slash schreiben hat auch 0 Stimmen und 0%, was mich doch hoffen lässt, es nicht irgendwann doch zu vermasseln

    Eine Stimme ist allerdings von mir, denn ich musste testen, ob die Umfrage auch funktioniert.

    Somit ist es beschlossenen Sache - es gibt eine Fortsetzung zu Long Way Home - die Story wird wahrscheinlich sogar in eine Serienproduktion gehen. Der Plot für den nächsten Teil steht auch schon zu 99%. Ich muss eigentlich nur noch einen Titel finden und anfangen.

    Ich möchte allen, die abgestimmt haben, herzlich danken und hoffe, euch bald bei der Fortsetzung begrüßen zu können.
    Vorher gibt es aber endlich noch den Sentinel, den ich bald fertig haben werde...
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  25. Danke sagten:


  26. #15
    Staff Sergeant
    Registriert seit
    05.06.2015
    Ort
    Bezirk Melk Österreich
    Beiträge
    48

    Standard

    Hi

    Die Abstimmung muss ich irgendwie übersehen haben. Gut hatten auch jetzt in der Arbeit Betriebsurlaub. Weil ich den Computer in der Arbeit benutzte zum Schreiben. Aber eine Stimme kannst du dazugeben. Bin auch für eine Fortsetzung.

    Lg

  27. #16
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    Danke Christel, für deine Stimme
    Sie wurde dankend und gerne dazugezählt.


    Es gibt eine weitere Abstimmung zu Long Way Home! Eure Meinung interessiert mich eben. Wenn ihr kurz lesen ... und voten wollt, hier geht´s lang.
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  28. Danke sagten:


  29. #17
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
    Registriert seit
    13.06.2013
    Ort
    Sachsen
    Beiträge
    891

    Standard

    Ich habe gerade abgestimmt, habe aber festgestellt, dass ich wohl eine einsame Minderheit bin.
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  30. Danke sagten:


  31. #18
    Staff Sergeant
    Registriert seit
    05.06.2015
    Ort
    Bezirk Melk Österreich
    Beiträge
    48

    Standard

    Hi Eigentlich ist es bei mir fifty fifty. Kann mich nicht wirklich entscheiden. Aber ich hab mich zu Tamara gesellt. Also wenn für nein gestimmt wird, ist mir was eingefallen. Vielleicht ein Blödsinn.


    John und Rodney machen gemeinsam Urlaub und plötzlich ist John verschwunden. Tage später trifft ein Erpresserbrief zu Hause ein mit einer Lösegeldforderung. Rodney setzt alles daran John lebendig zu finden. Ende

    Oder vor seinem Verschwinden das sie gestritten haben ist immer dramatisch.


    Für Atlantis fällt mir nix ein. Tut leid. Bewundere euch Autoren immer für eure tollen Ideen und welche interessanten Storys daraus entstehen. Hoffentlich konnte ich helfen.

    Lg Christine
    Geändert von Christl (06.08.2015 um 16:41 Uhr)

  32. Danke sagten:


  33. #19
    Staff Sergeant
    Registriert seit
    05.06.2015
    Ort
    Bezirk Melk Österreich
    Beiträge
    48

    Standard

    Oder umgekehrt Rodney ist der Entführte und John durchlebt die Ängste von damals als Lyle abgeschossen worden ist, das Rodney das selbe passiert. Und es weckt den Soldaten in ihm seinen Liebsten zu retten.
    Na vielleicht ist das keine gute Idee weil sich das irgendwie wiederholt.

    Im Nachhinein glaub ich ist es besser John ist der Entführte und es weckt Fähigkeiten in Rodney wo er nicht geglaubt hat dazu fähig zu sein John aus den Klauen der fiesen Bösewichten zu befreien.

  34. Danke sagten:


  35. #20
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
    Registriert seit
    29.05.2008
    Beiträge
    926
    Blog-Einträge
    81

    Standard

    @Tamara:

    Ich habe gerade abgestimmt, habe aber festgestellt, dass ich wohl eine einsame Minderheit bin.
    Och, ich weiß nicht. Sieht bisher gar nicht sooo schlecht aus. Noch kann man ja abstimmen.


    @Christl:

    Ich danke dir für deine Vorschläge. Sie klingen sehr interessant und ich finde sie haben durchaus Potenzial. Ich muss auch gestehen, dass ich mit einer ähnlichen Idee wie die deines zweiten Vorschlages schon geliebäugelt habe, aber ich wollte gerne auch wissen, was die Leser denken und sich wünschen.

    Vielleicht gehen ja noch ein paar Vorschläge ein und vor allem kommt es auch darauf an, wie die Abstimmung am Ende aussieht.
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  36. Danke sagten:


Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •