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Thema: [SG1] - Geheimnisse der Vergangenheit

  1. #21
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    Hallo Amyrillis,

    ich habe diese Geschichte jetzt bis einschließlich Kapitel 14 nachgelesen und muß sagen ich bin großen Teilen von dieser sehr angetan. Lediglich das Ende von Kapitel 10 habe ich übersprungen (Dies ist aber keine Kritik an der Qualität der FF).

    Ach du Schreck Pete! , den hatte sie ganz vergessen. Nach dem Tod ihres Vaters ging es drunter und drüber, über ihn hatte sie keinen Gedanken verschwendet. Wenn sie nicht einmal daran gedacht hatte, Pete Bescheid zu geben wegen dem Tod ihres Vaters, dann…
    Die Nichterwähnung Petes bei der Beerdigungsszene kurz zuvor war für mich sehr auffällig.

    Die Tatsache, dass Sams Halbschwester kein neuer Charakter sondern jemand aus ihrem Umfeld und der Serie ist, war eine der unerwarteten Wendungen in der Story.

    Auch von meiner Seite vielen Dank für diese anspruchsvolle FF.
    "Die Zeit macht jede Wahrheit zum Roman."
    aus dem Lied Mayerling von
    Udo Jürgens (Text v. Michael Kunze)

    "Das "Vaterland" ist der Albdruck der Heimat."
    Kurt Tucholsky

  2. Danke sagten:


  3. #22
    Staff Sergeant Avatar von Sumanira
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    Hallo Amyrillis, gleich zwei neue Kapitel auf einmal, klasse und musste sie gleich zusammen mit dem Morgenkaffee verschlingen. Hab mir geschworen bei ff nicht zu lesen, damit ich es hier tun kann.

    Wobei das schon ein echter Schlag für Sam ist. Das ist schon ein Schock, wenn man erfährt, dass die eigne Tochter, von der man glaubte, sie sei tot, doch noch lebt und dann auch noch irgendwo in der eigenen Familie. Was hat sich Jacob dabei gedacht? Ich hätte ihm ja vieles zugetraut, aber das wirklich nicht. Man muss Selmak schon sehr dankbar sein, dass er ihn dazu getrieben hat, Sam doch noch die Wahrheit zu sagen. Ein Schock für Sam, bin gespannt, was daraus wird. Gut dass sie Jack an ihrer Seit hat, der ihr beisteht, obwohl ihn eine solche Geschichte nach dem Verlust des eiegnen Kindes auf sotragische Weise auch nicht ganz unberührt lassen dürfte.

    Daniel hat ja mal wieder ein wenig gebraucht, bis er alles verstanden hat. Das letzte Kap war etwas entspannender für sie Seele, aber das bleibt sicher nicht so, wenn man das Ende schon sieht. Wer ist wohl das Mädchen am Flughafen??? Ich habe da ja so einen Verdacht und werd mich zusammenreißen nicht nachzulesen und hier zu warten, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

    Danke für zwei Klasse Kapitel, freue mich auf mehr, LG Susann
    Geändert von Sumanira (12.10.2016 um 06:34 Uhr)

  4. Danke sagten:


  5. #23
    Major Avatar von Amyrillis
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    Zitat Zitat von Sumanira Beitrag anzeigen
    Hallo Amyrillis, gleich zwei neue Kapitel auf einmal, klasse und musste sie gleich zusammen mit dem Morgenkaffee verschlingen. Hab mir geschworen bei ff nicht zu lesen, damit ich es hier tun kann.

    Wobei das schon ein echter Schlag für Sam ist. Das ist schon ein Schock, wenn man erfährt, dass die eigne Tochter, von der man glaubte, sie sei tot, doch noch lebt und dann auch noch irgendwo in der eigenen Familie. Was hat sich Jacob dabei gedacht? Ich hätte ihm ja vieles zugetraut, aber das wirklich nicht. Man muss Selmak schon sehr dankbar sein, dass er ihn dazu getrieben hat, Sam doch noch die Wahrheit zu sagen. Ein Schock für Sam, bin gespannt, was daraus wird. Gut dass sie Jack an ihrer Seit hat, der ihr beisteht, obwohl ihn eine solche Geschichte nach dem Verlust des eiegnen Kindes auf sotragische Weise auch nicht ganz unberührt lassen dürfte.

    Daniel hat ja mal wieder ein wenig gebraucht, bis er alles verstanden hat. Das letzte Kap war etwas entspannender für sie Seele, aber das bleibt sicher nicht so, wenn man das Ende schon sieht. Wer ist wohl das Mädchen am Flughafen??? Ich habe da ja so einen Verdacht und werd mich zusammenreißen nicht nachzulesen und hier zu warten, denn Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.

    Danke für zwei Klasse Kapitel, freue mich auf mehr, LG Susann

    Das freut mich mega, dass dir meine FF gefällt

    Ich denke das würde jedem so gehen, wenn du denkst dein Kind ist tot und hast damit eigentlich abgeschlossen und erfährst dann, dass es doch nicht so. Was du für wahr gehalten hast eine Lüge war. Selmak hat Jackob schon zum besseren Menschen gemacht und dass sie die Wahrheit jetzt kennt, eben nicht einfach zu verkraften für Sam. Jack kann sie dadurch sogar noch besser verstehen und mitfühlen.

    Ja so ist unser Daniel halt Zwar schlau wie ein Fuchs, aber steht eben gelegentlich mal auf dem Schlauch

    Entspanntere Kapitel muss es ja auch mal geben, aber lass dich überraschen. Ist bloß die Ruhe vor dem nächsten Sturm.
    Das Mädchen? hmmm behalte sie mal im Hinterkopf ^^ für später.




    Zitat Zitat von Durnah Beitrag anzeigen
    Hallo Amyrillis,

    ich habe diese Geschichte jetzt bis einschließlich Kapitel 14 nachgelesen und muß sagen ich bin großen Teilen von dieser sehr angetan. Lediglich das Ende von Kapitel 10 habe ich übersprungen (Dies ist aber keine Kritik an der Qualität der FF).


    Die Nichterwähnung Petes bei der Beerdigungsszene kurz zuvor war für mich sehr auffällig.

    Die Tatsache, dass Sams Halbschwester kein neuer Charakter sondern jemand aus ihrem Umfeld und der Serie ist, war eine der unerwarteten Wendungen in der Story.

    Auch von meiner Seite vielen Dank für diese anspruchsvolle FF.

    Da freue ich mich aber mega, das dir meine FF so gut gefällt und du sie so anspruchvoll findest.

    Ich habe einen Roten faden, den ich verfolge und manchmal ist es so das unerwartete Dinge geschehen. Doch wollte ich keinen neuen Charackter einführen, dass es jemand aus ihren Umfelt ist, mach es ja auch irgendwie spannend.


    Herzlichen Dank, für euer Rückmeldungen. * ganz doll freu*

    LG Amy
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  6. #24
    Major Avatar von Amyrillis
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    Zurück zum Anfang …?
    – Kapitel 17 –

    Wie in Trance hatte der General die beiden Frauen beobachtet. Wie Sam der Blonden eilig half, ihre Sachen einzusammeln und diese sie zurück in ihre Tasche stopfte. Auf einmal bemerkte Jack ein Buch, das vor seinen Füßen lag. Es war nicht einfach ein Buch, sondern beim genaueren Hinsehen stellte er fest, dass es ein Schüler-Jahrbuch war. Er hob es auf und schaute wie betäubt darauf. Das konnte doch nicht sein: es war von seiner alten Schule in Minneapolis, auf die er selbst als Jugendlicher gegangen war.

    Viele Erinnerungen wurden dadurch wach gerufen. Nein, er wollte seine Vergangenheit nicht noch einmal durchleben, zu schmerzhaft waren seine Erinnerungen, die er versuchte, zu vergessen. Sam und Jacob waren nicht die einzigen mit einer komplizierten Vergangenheit.

    Unauffällig steckte er das Jahresbuch zurück in die Tasche der jungen Frau. Schließlich war sie weg und Sam starrte ihr gedankenverloren hinter her.

    Sie hatte Jacks Reaktion auf das Jahrbuch anscheinend nicht bemerkt, aber irgendwann würde er wohl dem Thema nicht mehr aus dem Weg gehen können. Jacks schlechtes Gewissen nagte noch stärker an ihm. Gerade erst hatte Sam sich ihm geöffnet, ihm ihre Erinnerungen gezeigt und ihm ihre ganze Vergangenheit offenbart. Und jetzt war er derjenige, der ihr so vieles verheimlichte. Innerlich rang er nach Fassung, um seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen.

    Er seufzte schwer, die Zeit war noch nicht gekommen, ihr seine Vergangenheit zu erzählen. Er musste für Sam stark bleiben und ihr bei ihrer Suche nach ihrer Tochter helfen. Wenn sie sich jetzt mit ihm auseinandersetzen würde … er wüsste nicht, wo das Ganze hinführen sollte. Über seine Exfrau wollte er nicht sprechen und über Charlie schon gar nicht und das war noch nicht alles.
    Jack riss sich wieder zusammen, seine Miene war unergründlich. Jeden weiteren Gedanken an das Thema verdrängte er.

    „Sam, es ist Zeit, wir sollten zu unserem Gate gehen, bevor es uns wie der jungen Frau ergeht“, holte Jack sie aus ihren Gedanken zurück.
    Sam stimmte ihm zu. Die Zeit verflog im Nu und kaum hatten sie sich versehen, da saßen sie auch schon im Flugzeug.

    Sam musste an die schöne, aber auch aufregende Zeit denken, was sie hier alles erlebt hatten. Die vielen Enthüllungen, welche Jacob in seinen Briefen gemacht hatte, den Besuch bei ihrer Tante Kirsten, die sie so herzlich in ihre Familie aufgenommen hatte, die Erkenntnis, dass sie eine Halbschwester hatte, aber das schönste war, dass sie und Jack sich näher gekommen waren. Unvermittelt musste sie an das Lichterfest zurück denken am Anfang ihrer Reise. Die kurze Fahrt mit der Tube, in der sie sich sehr nahe gekommen waren. Sam grinste in sich hinein, aber das war noch nicht alles.

    Das Durcheinander mit den Hotelzimmern und der erste Kuss im Aufzug. Dem Chaos hatten sie so einiges zu verdanken, sie waren gezwungen gewesen, zusammenzurücken und sich ihren Gefühlen zu stellen.
    Wieder musste Sam schmunzeln, als ihr Daniels Hereinplatzen einfiel und sie beide gezwungen waren,
    noch weiter auszuharren.
    Es war eine Qual gewesen, doch danach war es für sie die schönste Nacht gewesen, die sie miteinander verbracht hatten.

    Doch jetzt war es Zeit, nach Hause zu kommen und sich dort den Herausforderungen zu stellen. Damit war nicht nur die Suche nach ihrer Tochter gemeint, sondern auch eine Lösung zu finden, damit sie beide zusammen sein konnten. Schmerzlich wurde es Sam bewusst, dass dort wieder die Regeln und Vorschriften der Air Force galten. London war wie ihr kleines Paradies gewesen, weit weg von allem.
    Würden die Regeln jetzt wieder zwischen ihnen stehen?
    Wie schwer würde es ihr fallen, sich wieder zurück zu halten? Würden sie zurück in ihre alten Rollenmuster fallen?

    Sie wusste es nicht. Während der Reise waren sie so mit ihrer Vergangenheit und Jacobs Briefen beschäftigt gewesen, dass keine Zeit geblieben war, über die Zukunft zu sprechen.
    Jacks Kopf sank auf ihre Schulter. Er schlief tief und fest und wirkte entspannt und unbesorgt.
    [style type="italic"]Wie würde es mit ihnen weiter gehen?[/style]
    Auf einmal ließ sie diese Frage nicht mehr los.

    Waren sie dann nicht wieder praktisch am Anfang?
    Nein, sie würde Jack vertrauen, so wie sie es immer gemacht hatte. Er war doch ihr Fels in der Brandung.
    Er würde keinen Rückzieher machen und sie verletzten … Nicht nach all dem, was sie in den letzten zwei Wochen durch gemacht hatten.

    Sams Gedanken sprangen hin und her und glitten zu dem Medaillon, welches die junge Frau beim Zusammenstoß verloren hatte. Mechanisch griff sie danach, um es zu betrachten. Es glänzte in ihrer Hand, doch beim genaueren Hinsehen wirkte es älter und abgetragen. An einer Stelle war eine winzige Kerbe zu sehen, genau so, wie es bei ihrem Anhänger war. Ein merkwürdiges Gefühl überkam Sam. Es konnte nicht sein … auch wenn der Anhänger,
    das Medaillon ihrem ähnelte.

    Es war ein absurder Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss. Das konnte unmöglich ihrer sein.
    Wer würde schon seiner Tochter am Flughafen zufällig über den Weg laufen? So etwas passierte nur
    im Film oder in einer drittklassigen Soap.
    Das war doch totaler Quatsch. Sam schob den Gedanken von sich. Es war reines Wunschdenken und töricht, so etwas zu glauben. Sie schüttelte den Kopf.

    O’Neill träumte …

    Er rannte einen Gang entlang. Es war düster und nur spärliches Licht erhellte den Raum.
    „Komm, beeil dich, Dad“, hallte Charlies Stimme wie ein Echo wider.
    „Hier entlang …“, drang dieses Mal Sams Stimme zu ihm durch und sie verschwand in den nächsten Flur.
    Kaum hatte der General die Stelle erreicht, war sie nicht mehr zu sehen.

    „Dad, gib nicht auf … du hast es bald geschafft …“, erklang wieder die Stimme seines Sohnes.
    „Wie soll ich das schaffen? Es ist fast unmöglich …“, rief er ihm zu und hatte das Gefühl, nicht einen Meter von der Stelle zu kommen. Der Flur wandelte sich, nun sahen die Wände und Türen aus wie die im Stargatecenter.
    Wieder sah er Sam, die eine Tür mit ihrer ID-Karte öffnete und darin verschwand.
    Jack folgte ihr. Kaum hatte er den Raum betreten, stand er mitten in einem Wald. Die Tür schloss sich und der Rückweg war ihm verschlossen.

    Es war ein düsterer Wald, dunkle Tannen ragten in die Höhe und uralte morsche Bäume streckten
    ihre langen Äste aus. Krähenschreie und das Schlagen von Flügeln erfüllten die Luft.
    „Folge mir …“, Charlie stand neben einem Baum, dann rannte der Junge in das Dickicht des Waldes.
    „Charlie …“, brüllte er ihm hinter her. Wieso konnten sie nicht auf dem Weg bleiben?
    Keuchend rannte er hinter ihm her, quer durch den Wald, vorbei an hohen Tannen mit breiten alten
    verschlungenen Wurzeln und spitzen Steinen.

    Dann sprang er einen Abhang hinunter und scheuchte damit einen Schwarm Krähen auf, die empört krächzten und auf die Bäume flatterten. Weiter ging es über eine Kreuzung und tiefer in den Wald hinein.
    „Charlie, wo bist du???“, rief Jack in den Wald hinein, er hatte den Jungen aus den Augen verloren.
    „Es ist nicht mehr weit … gehe gerade aus …“, dieses Mal zeigte sich Colonel Carter, um gleich wieder zu verschwinden.

    Den Worten folgend, rannte er los. Sein Atem ging schnell und sein Puls raste. Er rannte und rannte,
    bis er zurück auf den Weg fand. Atemlos blieb er für einen Augenblick stehen. Als er aufblickte,
    standen ihm Charlie und Sam gegen über. Sam war in Licht gehüllt, Charlie trug seine gewohnte
    Kinderkleidung und hielt seinen großen Baseballhandschuh und einen Ball in den Händen.

    „Charlie, Sam …?“ begann er, aber dann ihm fehlten die Worte.
    „Sieh hin …“, sagte Sam und drehte sich um. Sein Blick fiel auf das Stargate, welches sich nur wenige Meter hinter ihnen befand.

    Sam, die ihm wie ein Lichtwesen erschien, machte eine Handbewegung, ein Wurmloch etablierte sich.
    „Wir sehen uns auf der anderen Seite“, versprach sie ihm und ihr strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Dann verschwand sie durch das Tor.

    „Sammm …“, seine Stimme hallte laut durch den Wald.
    „Du musst wählen … die Zeit ist gekommen …“, begann Charlie.
    „Wählen? Es gibt nur einen Weg …“, antwortete Jack seinem Sohn.
    „Nein, der Weg führt woanders hin“, antwortete sein Sohn. Und tatsächlich, es gab unzählige Wege, die wegführten vom Tor.

    „Was soll ich tun? Welchen soll ich wählen?“, rief Jack unschlüssig, es gab einfach zu viele Möglichkeiten.
    „Versöhne dich mit deiner Vergangenheit“, riet ihm der Junge.
    „Mit meiner Vergangenheit? Wie meinst du das?“, Doch Charlie antwortete nicht. Er verschwand und
    ließ Jack allein vor dem Tor zurück, voller Fragen und ohne jegliche Ahnung, wohin er gehen sollte.
    Was sollte er jetzt tun?

    „Sir, Sir …“, jemand rief nach ihm.

    Jack schreckte auf. Sam lag tief und fest schlafend neben ihm, es war dunkel und sicher mitten in der Nacht.
    Er war schweißgebadet und sein Herz hämmerte in seiner Brust. Nach einigen Minuten wurde er ruhiger und auch sein Puls normalisierte sich. Sie befanden sich immer noch auf ihrem Rückflug, das war die Realität.
    [style type="italic"]Was war das bloß für ein Alptraum?
    Und was bedeutete die Aussage: „Versöhne dich mit deiner Vergangenheit?“[/style]
    Das Ganze war doch verrückt. Es war ein Traum gewesen.
    Wieso sollte er sich entscheiden? Und zwischen welchen Alternativen? Was war damit wirklich gemeint?
    Jack schüttelte den Kopf und schob die Gedanken beiseite.


    Einen Tag später...

    Sie waren wieder zu Hause. Jack langweilte sich, aber der Alptraum, den er auf dem Rückflug erlebt hatte,
    kehrte immer wieder zurück und ließ ihn nicht los. Es war wie ein Rätsel, welches er nicht lösen konnte.
    So etwas war eine Aufgabe für Daniel, aber nicht für ihn!

    Es beschäftigte ihn. Nachdenklich starrte der General auf ein Foto. Es war ein Familienfoto, von Sara, Charlie und ihm, als sie noch eine Familie gewesen waren, aus glücklichen Tagen. Traurig stellte er das Bild zurück auf seinen Platz. Die Stille in seinem Haus wirkte bedrückend auf ihn.
    Doch schon im nächsten Moment schrillte die Türglocke und Jack wirbelte herum. Mit wenigen Schritten war er bei der Tür und riss sie auf.

    „Sam?“ überrascht starrte er ihr ins Gesicht.
    Jack hatte sich etwas zurückgezogen und sich seit ihrem Abschied am Flughafen nicht mehr gemeldet.
    „Alles in Ordnung? Darf ich hereinkommen?“, fragte sie lächelnd. Sam hatte sich Sorgen um ihn gemacht,
    irgendwie hatte sich der General komisch benommen.
    „Ähmm ja…“, stammelte Jack zerstreut und nahm sie in den Arm. Sam gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    Nach einigen Sekunden lösten sie sich voneinander.
    „Komm herein“, bat er sie.

    „Hilfst du mir kurz?“, bat sie Jack, der stutzte und sie fragend ansah.
    „Wobei?“, fragte er schließlich, irgendwie wirkte er leicht neben der Spur.
    „Na, mit meinen Koffern“, antwortete sie amüsiert und trat beiseite. Hinter ihr standen vier voll bepackte Koffer.
    [style type="italic"]Hatte er irgendwas nicht mitbekommen? Hatten sie in London irgendwann mal ausgemacht, zusammen zu ziehen? Hatte er es vergessen?[/style]

    Ihn ergriff Panik, darauf war er nicht gefasst gewesen.
    „Entscheide dich … oder soll ich ins Hotel ziehen?“, irgendwie kam ihm der Satz bekannt vor …
    Für einen Augenblick hatte er das Bild aus seinem Alptraum vor Augen. Nur das in seinem Traum Charlie diese Worte gesprochen hatte.
    Was sollte er jetzt tun, sollte Jack sich ihr anvertrauen?

    Fortsetzung folgt …
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  7. Danke sagten:


  8. #25
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Uiii... Kapitel 8 war aber süß. Endlich kamen sie sich näher. Die anderen Kapitel, die vor allem Sams verstorbenen Vater betreffen, habe ich nur überflogen. Es erninnert mich zu sehr an meinen verstorbenen Vater.
    Oh man, in Kapitel 9 hat Daniel ja ein super Timing an den Tag gelegt. Dabei hat es doch gerade so schön zwischen Sam und Jack geknistert. *seufz* Und dann das Essen mit Daniel und Teal'c - es knistert gewaltig zwischen Sam und Jack.

    Man oh man Daniel, er bewegt sich auf sehr dünnem Eis. Jack ist am kochen.

    Endlich haben es Sam und Jack geschafft. Was für eine schöne, heiße Nacht, was für ein hingebungsvolles erstes Mal. Du hast diesen erotischen, innigen Moment schön in Szene gesetzt.

    Wow, Sam hat erfahren das Janet ihre Schwester ist. Wer hätte das gedacht. Gut, dass Jack an ihrere Seite ist und auch bleibt, wenn sie jetzt zu Leona fahren.

    Oh weh, ein Ultraschallbild? Kein Wunder, dass Jack sprachlos ist. Auf das Datum hat er natürlich nicht geachtet, typisch Mann. Kein Wunder, dass Sam über den Vertrauensbruch enttäuscht ist.

    Teal' c hat recht und ist ein toller Vertrauter. Es ist schön, wenn da jemand ist, der einen in den Arm nimmt, die Sorgen mitträgt. Sam sollte Jack gegenüber offen sein. Nur so lassen sich Missverständnisse vermeiden.

    „Du mir noch mehr. Sam, ich liebe dich, ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren“, wisperte er.
    „Du bedeutest mir so viel“, fügte er sehr leise hinzu. Das waren die Worte, welche sie die ganzen Jahre nie ausgesprochen hatten. Es tat gut, sie sie zu hören und erfüllte sie mit Glück.
    „Ich liebe dich auch, Jack. Küss mich, du alte Heulsuse“, sagte sie halb lachend und halb weinend.
    Himmel, es wurde aber auch Zeit, nach so vielen Jahren. Endlich haben sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden.

    Gott, durch einen Autounfall hat Sam damals ihr Baby verloren, wie schrecklich.

    Ich wollte Dir die Wahrheit auf dem Sterbebett mitteilen, weil ich wusste, dass ich Dir danach nie wieder in die Augen würde sehen können.
    Sam, Deine Tochter lebt …
    Mein Gott, wie konnte Jacob Sam das antun?

    Sophie Melinda Carter
    Sams Tochter, was für ein schöner Name. Was hat Sam alles versäumt ... so viel.

    „Ja, das kann ich gut verstehen“, antwortete Jack. Er hatte seinen Sohn verloren, er konnte ihre Gefühle gut nachvollziehen.
    Wenn einer Sam verstehen konnte, dann Jack. Es ist wirklich gut, dass er an ihrer Seite ist.
    Auf einmal fiel der Groschen bei Daniel, wo er hineinplatzen wollte und sein Gesicht nahm die Farbe von überreifen Tomaten an.
    Daniel - der Blitzmerker!

    „Geht es dir besser?“, begann er erneut.
    „Es klingt komisch, aber ja“, sie ließ ihr Lächeln wieder aufblitzen.
    „Ich habe jetzt dich“, fügte sie noch hinzu.
    Hat Sam es gut, endlich. Jack ist und bleibt hoffentlich für immer an ihrer Seite.

    Ich habe so die Ahnung, dass das gefundene Medaillon Sams Tochter gehört. Das Alter könnte passen.

    Jack wird Sam auf jeden Fall bei der Suche nach ihr begleiten.

    Sie hatte Jacks Reaktion auf das Jahrbuch anscheinend nicht bemerkt, aber irgendwann würde er wohl dem Thema nicht mehr aus dem Weg gehen können. Jacks schlechtes Gewissen nagte noch stärker an ihm.
    Was verbirgt Jack?

    „Entscheide dich … oder soll ich ins Hotel ziehen?“, irgendwie kam ihm der Satz bekannt vor …
    Für einen Augenblick hatte er das Bild aus seinem Alptraum vor Augen. Nur das in seinem Traum Charlie diese Worte gesprochen hatte.
    Was sollte er jetzt tun, sollte Jack sich ihr anvertrauen?
    Oh man Jack, mach jetzt keinen Fehler, vertraue Sam alles an. Sonst ist es mit euch zu Ende, ohne dass es richtig begonnen hat.

    Dankeschön für diese schöne Geschichte. Bin gespannt wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  9. Danke sagten:


  10. #26
    Major Avatar von Amyrillis
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    Einsamkeit – Zweisamkeit …
    – Kapitel 18 –

    Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, sein Kopf schwirrte.
    [style type="italic"]Was ging hier vor? War er so durcheinander? Warum stand Sam vor seiner Tür, und das auch noch mit zahlreichen, anscheinend vollbepackten, Koffern? Sie wirkte kein bisschen unsicher, eher das Gegenteil und sie lächelte. Hatten sie irgendwas vereinbart in London? Er konnte doch nicht völlig neben der Spur sein? Und was hatte das mit seinem Alptraum und Charlie zu tun?[/style]
    „Sam, hab ich irgendetwas verpasst?“, und deutete ratlos auf ihr Gepäck.
    „Ich meine … die Koffer?“, fügte er hinzu.

    „Entscheide dich … oder soll ich ins Hotel ziehen?“, fragte Sam lächelnd. Nach der Zeit in London dürfte es ihm doch hoffentlich nicht so schwer fallen, eine Zeitlang mit ihr zusammen zu wohnen.
    Immer noch völlig verwirrt, half er ihr aber trotzdem, die Koffer rein zu tragen. Vorerst würden sie jedoch im Flur stehen bleiben, entschied er

    „Okay, möchtest du ein Bier?“, fragte er und ging in die Küche. Er würde erst einmal zuhören, was Sam zu den voll bepackten Koffern zu sagen hatte. Es war zu früh, in Panik auszubrechen.
    Sie hörte ihn in der Küche wirtschaften und ging ins Wohnzimmer. Hier sah es recht rustikal aus. Eine Couch, ein Sofa, ein Tisch und einige Fotos, die auf dem Kaminsims standen. So neugierig Sam auch war, ließ sie sich doch stattdessen aufs Sofa sinken.

    Nach einer Minute kam Jack mit zwei Bierflaschen zurück. Er reichte ihr eine und nahm dann einen tiefen Schluck, gespannt darauf wartend, dass Sam erklärte, wieso sie mit so vielen Koffern vor seiner Tür aufgetaucht war.
    „In meinem Haus gab es ein Wasserrohrbruch. Kann ich so lange bei dir wohnen, bis der Schaden behoben ist?“, fragte sie schließlich.

    „Kaum war ich zu Hause, passierte es“, fuhr sie fort. „Der Wasserrohrbruch zieht sich von der Küche bis ins Badezimmer. Der Schadensgutachter hat gesagt, dass es einen ganzen Monat dauert, bis die zwei Rohre wieder repariert wären. Sie müssen die gesamten Bodenfliesen in Küche und Badezimmer herausschlagen, um an die kaputten Rohre heran zu kommen.“

    „Dumm gelaufen“, erwiderte Jack. Das erklärte, wieso Sam vorrübergehend aus ihrem Haus ausziehen musste.
    „Du sagst es“, stimmte Sam ihm zu. Doch wirkte sie nicht besonders traurig. Im Gegenteil, sie sah leicht amüsiert aus, während Jack immer noch leicht neben sich stand.
    [style type="italic"]Es liegt in deiner Hand …[/style], die Worte aus seinem Traum kamen ihm in den Sinn. Wenn das kein Wink des Schicksaals war, dann wusste er auch nicht weiter. Er konnte jetzt handeln, er wusste immer noch nicht genau, was das alles zu bedeuten hatte, aber er würde keinen Rückzieher machen.
    „Du kannst gerne hier bleiben“, bot Jack ihr mit weicher Stimme an. So blöd, wie es gelaufen war, so hatte das Ganze doch auch seine Vorzüge.

    „Dankeschön“, und sie setzte sich neben ihn, um ihn zu küssen. Ihr strahlendes Sam-Carter-Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    „Wow, was bin ich doch für ein Glückspilz!“, grinste Jack und klang wieder ganz nach sich selbst mit seinem leicht ironischen Unterton, überwältigt von dem plötzlichen Einzug von Sam. Es war seine Art, mit der neuen Situation umzugehen.

    Er nahm sie in den Arm und erwiderte ihren Kuss. Hatte er anfänglich das Gefühl gehabt, überrollt zu werden, so spürte er jetzt ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Sams Duft hüllte ihn sacht ein, ihre Wärme vertrieb seine düsteren Gedanken.

    „Hast du schon etwas gegessen?“, wollte Sam wissen.
    „Nein, wieso? Ich hatte vor, mir eine Tiefkühlpizza in den Backofen zu schieben. Auf Besuch war ich nicht vorbereitet“, antwortete er.

    „Kein Problem, ich habe eingekauft. Ich gehe kurz meinen Korb holen“, sagte Sam lächelnd und verschwand aus seinem Blickfeld. Wenige Minuten später hatte Sam sich in der Küche ausgebreitet. Gemüse, Zwiebeln, Knoblauch, Steaks, Kartoffeln und Gewürze holte Sam aus ihrem Einkaufskorb. Sie hatte sich wohl wirklich Gedanken darum gemacht, was sie kochen würde, denn sie hatte nichts vergessen.
    „Kann ich dir helfen?“, bot Jack seine Hilfe an.

    „Ja gern, du kannst die Kartoffeln schälen, wenn du möchtest“, ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, sie schien bester Laune zu sein. Schnell stellte sie ihm alles hin, was er brauchte. Einen Kartoffelschäler und zwei Schüsseln. Sam wusste wohl genau, was sie tat, denn sie war wieder die selbstbewusste Frau, die er kannte und so liebte.
    Er musste daran denken, wie lange es her war, dass er hier mit einer Frau gestanden und gemeinsam gekocht hatte. Nun, Kochen war übertrieben, er hatte Steaks und Würstchen für den Grill vorbereitet, die allerdings letztendlich ungenießbar waren, weil sie immer schwarz verkohlten. Er war kein besonders guter Koch und in seiner Küche hatte auch schon länger keiner mehr richtig gekocht, bei ihm kam eher des Öfteren Pizza, Chinesisch oder Lasagne auf Tisch. Jack musste bei der Erinnerung grinsen.

    Nach kurzer Zeit brutzelten die Steaks in der Pfanne und die Kartoffeln kochten in einem Topf mit Salzwasser. Sam fügte noch die kleingeschnittenen Zwiebeln, Knoblauch und Lauch zu den Steaks hinzu für den Geschmack, dann zauberte sie schnell noch einen Salat aus dem Gemüse und Jack deckte den Tisch Die Essensgerüche stiegen Jack in die Nase und weckten seinen Appetit. Vergessen waren seine Gedanken an seinen Alptraum und seine Vergangenheit.

    Schließlich war das Essen fertig und sie saßen am Tisch. Es war ein richtiger Männersinglehaushalt, auf die Idee, eine Blume in einer Vase auf den Tisch zustellen, würde Jack niemals kommen. Doch Sam hatte an dieses liebevolle Detail gedacht und außerdem eine Kerze angezündet. Sein Zuhause, dass vor kurzem noch trist und unbewohnt ausgesehen hatte, wirkte mit den winzigen Details auf einmal heller und freundlicher. Jack nahm einen Bissen von seinem Steak, es schmeckte wunderbar, eine richtige Geschmacksexplosion breitete sich auf seiner Zunge aus. Der Spruch, dass Liebe durch den Magen geht, traf den Nagel genau auf den Kopf.
    „Wow, Sam, ich wusste gar nicht, wie gut du kochen kannst“, lobte Jack das Essen. Sonst lag meistens ein ironischer Unterton in seinen Kommentaren, aber dieses Mal lag nichts dergleichen darin. Dass sie so gut kochen konnte, war noch ein Vorzug, den ihr plötzlicher Einzug mit sich brachte. Ihm gefiel es immer besser, dass Sam jetzt für eine Weile bei ihm bleiben würde.

    Kaum hatten sie aufgegessen, nahm Jack sie bei der Hand.
    „Wohin gehen wir?“, fragte Sam grinsend.
    „Nach dem Essen sollst du ruhen“, antwortete er grinsend.
    „Aber es gibt doch noch Nachtisch“, wandte sie ein.
    „Den heben wir uns für später auf, das Süße habe ich bereits bei mir“, gab er zur Antwort und hob Sam auf seine Arme und trug sie in sein Schlafzimmer. Sam legte seine Arme um seine Schultern. Ein tiefer Blick in seine Augen ließ sie strahlen. Sam streichelte liebevoll über seine Haare, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Diese tiefen Blicke hatte sie vermisst. In ihrem Inneren kribbelte es angenehm und sie freute sich auf die Nacht. Ihre Lippen fanden zueinander. Sie küssten sich unendlich zärtlich und liebevoll. Atemlos lösten sie sich voneinander, um von Neuem zu beginnen.

    Nur wenige Minuten später, die ihnen wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, lagen sie auf seinem Bett. So distanziert er auch am Anfang war, so nah fühlte er sich ihr jetzt. Vergessen war der Gedanke, dass sie im Gästezimmer schlafen sollte, vergessen waren seine Panik und seine Ängste. Sie gehörten zusammen, denn sein Gefühl sagte ihm, dass es sich richtig anfühlte.
    Ihre blauen Augen strahlten eine vertraute Wärme und Vertrauen aus, die ihm halfen, sich fallen zulassen …

    Nachdem sie sich mehrmals geliebt hatten, hatte Jack sie an sich gezogen. Sam war glücklich und zufrieden, in seinen Arm eingekuschelt, eingeschlafen. Eine friedvolle Stille erfüllte den Raum.

    Später in der Nacht …

    Jack träumte …
    Er saß an seinem Schreibtisch im Stargatecenter und erledigte den aufgestauten Papierkram. Seine Tischlampe brannte und es war mucksmäuschenstill.
    „Kann ich hereinkommen?“, Daniels Frage ließ den General aufblicken.
    „Meine Tür ist immer offen“, antwortete er seinem Freund, um ihm zu zeigen, dass er immer willkommen war.
    „Was gibt’s, Daniel?“, fragte er interessiert.

    „Es ist Zeit, zu gehen …“, meinte dieser und deutete auf den Flur.
    Jack stand auf, gespannt darauf, wo Daniel ihn hinführen würde. Die Gänge im Stargatecenter wirkten wie ausgestorben. Kein Mensch war zu sehen, dann öffnete Daniel eine Tür und sie traten ein.
    Verwundert sah sich Jack um, sie waren nicht mehr im Cheyenne Mountain, sondern in der Wüste auf Abydos. Vor ihnen lagen ein paar Ruinen und daneben standen ein Zelt und das Stargate. Daniel, der bis eben noch seine SG1 Uniform angehabt hatte, trug jetzt das Gewand der Einheimischen, um seinen Kopf hatte er ein Tuch gehüllt, um sich vor dem Sand und Staub zu schützen. Ein kräftiger Wind wirbelte den feinen Sand auf und die heiße Wüstensonne brannte erbarmungslos auf ihre Köpfe. Außer ihnen war keine Menschenseele zu sehen.
    Jack folgte ihm ins Zelt, hier waren sie vor der glühenden Sonne, dem heißen Sand und Staub besser geschützt, nur das Heulen des Windes war zu hören, sonst herrschte eine gespenstische Stille.
    „Wieso sind wir hier?“, wollte der General wissen. Abydos gab es nicht mehr, nachdem Anubis den Planeten zerstört hatte, konnte man nicht mehr dorthin reisen.

    „Ich bin hier, um dir beizustehen“, erklärte sein Freund.
    „Wobei?“, gab er knapp zurück.
    „Bei deiner Wahl“, sagte sein Freund eindringlich.
    „Das heißt, ich soll mich mit meiner Vergangenheit versöhnen?“, statt weiter auf das Thema einzugehen,
    stellte er Fragen.

    „Das weißt nur du allein, Jack. Höre in dich hinein, dann kennst du die Antwort“, entgegnete ihm Daniel.
    Wie sehr er das hasste, wenn die Leute in Rätseln sprachen und keine klaren Antworten gaben.
    Das beantwortete nicht wirklich seine Frage, dachte Jack, er wurde langsam ungeduldig.
    „Ich spreche nicht gern über meine Vergangenheit“, murrte der General schließlich.
    „Das ist Teil deiner Prüfung, überwinde dich selbst und du wirst dich mit deiner Vergangenheit versöhnen können“, erklärte Daniel.

    „Eine Prüfung? Davon war nie die Rede gewesen“, beschwerte sich Jack.
    „Bereite dich jetzt vor, ich zeige dir den Weg“, sagte sein Freund ernst. Er schien nicht zu spaßen.
    Als sie das Zelt verließen, war das Stargate verschwunden, stattdessen, erblickte er die riesige Pyramide,
    welche sie damals verlassen hatten, als sie das erste Mal nach Abydos gekommen waren. Daniel begleitete ihn bis zu den beiden Obelisken, welche seitlich an beiden Seiten der langen Rampe standen.
    „Bis hierher darf ich dich begleiten, den restlichen Weg bis zum Tor musst du alleine gehen“, erklärte ihm Daniel
    und blieb stehen. Dann verabschiedete er sich. Jack blieb wohl keine andere Wahl und er betrat die Rampe.
    „Sehen wir uns wieder?“, rief er seinem Freund zu.

    „Bald …“, hallte dessen Antwort wider, dann war er nicht mehr zu sehen und Jack war allein. Mit schnellen Schritten und klopfendem Herzen erreichte er den Eingang der Pyramide. Er atmete einmal kurz durch, dann betrat er das Innere.

    Skaara stand neben den Säulen und lächelte ihn an. Es war der ägyptische Junge, den er nach dem Tod von Charlie in sein Herz geschlossen hatte bei ihrem ersten Besuch.
    „Skaara, schön, dich zu sehen“, begrüßte er seinen Freund. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Schnell umarmte er den Jungen.

    „Schön, auch dich zu sehen“, rief Skaara, aus seinen Worten sprach pure Freude.
    „Was machst du hier?“, fragte O’Neill.
    „Ich wollte dich sehen, aber dich vor allem unterstützen, bei deiner Wahl“, entgegnete der Junge.
    „Viel Glück O’Neill“, wünschte Skaara ihm.

    „Danke“, antwortete der General, seine Miene wurde wieder ernst.
    „Ich muss jetzt gehen“, und Skaaras Gesichtsausdruck änderte sich innerhalb einer Sekunde. Das strahlende Lächeln und die freundliche Ausstrahlung, welche der Junge hatte, verwandelten sich in eine grinsende Fratze.
    Der Junge begann zu lachen. Das Lachen hallte von den Wänden wider und ließ Jack einen eiskalten Schauer über seinen Rücken laufen. Dann glühten seine Augen und auch das Aussehen des Jungen veränderte sich. Der Körper des Jungen nahm die Form eines Erwachsenen an, seine Rastalocken wurden kürzer und dichte schwarze Locken traten an deren Stelle. Auf seiner rechten Gesichtshälfte, über und unter dem Auge, konnte man metallene Platten erkennen, welche sein Gesicht zeichneten und gleichzeitig entstellten. Zuletzt erkannte Jack seine rote Rüstung und an seiner Hand erblickte er ein Goldenes Modul.

    Apophis, einer ihrer ärgsten Feinde, stand ihm gegenüber. Jacks Miene wurde hart und unergründlich.
    „So trifft man sich wieder…“, erklang die metallene Stimme des Goa’uld.
    „Nett“, gab Jack sarkastisch zurück.

    „Du magst uns besiegt haben, aber ihr Menschen seid so schwach. Eine menschliche Seele ist empfindlich und angreifbar. Ständig müsst ihr euer Gewissen befragen und euch an Regeln halten. Immerzu Rücksicht nehmen, um die Gefühle von anderen nicht zu verletzen“, begann Apophis. Seine Stimme klang verachtend und hochmütig.
    „Du bist ein Monster … ein Parasit“, entgegnete ihm O’Neill.
    „Was haben wir nicht alles getan, ich mag ein Teufel sein, aber du bist auch kein Heiliger. Denk an deine Jugend zurück“, erwiderte Apophis belustigt.

    „Halte dich da raus“, blaffte ihn der General an.
    „Habe ich einen wunden Punkt getroffen? Nichts ist so schmerzhaft wie eine Seelenqual“, lachte der Goa’uld grausam.

    Schließlich betätigte Apophis sein Handmodul und das Stargate begann sich zu drehen und die Chevrons etablierten sich zu einem Wurmloch.
    „Geh und blicke in das Gesicht der Vergangenheit, du kannst ihr nicht entkommen …“, rief der Goa’uld. Sein Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Fratze.
    Er warf seinem Feind einen letzten vernichtenden Blick zu, dann ging er ohne Zögern durch das Tor.

    Heftig atmend setzte Jack sich auf. Seine Alpträume wurden schlimmer. Nagte sein Gewissen wirklich so sehr an ihm, dass er das Ganze nur so verarbeiten konnte?
    „Jack, ist alles in Ordnung?“ Sam war aufgewacht und sah ihn besorgt an.
    „Schon okay, es war bloß ein Alptraum“, versuchte er sie zu beruhigen. Sam zog ihn zu sich in den Arm und streichelte ihn. Langsam normalisierte sich sein Puls und er wurde ruhiger.
    „Möchtest du mir davon erzählen?“, fragte sie leise.

    Er schüttelte den Kopf, er wollte es wie immer mit sich selbst ausmachen. Vielleicht war es auch falsch … schoss ihm durch den Kopf, aber Jack war noch nicht so weit, um sich Sam auf diese Weise zu öffnen.
    Sam akzeptierte es, denn sie fragte nicht weiter.

    „Danke, dass du da bist“, wisperte Jack, denn er fühlte sich nicht alleingelassen. Was hatte er für eine tolle Frau an seiner Seite.

    Wenn sie die Nacht überstanden hatten, würde er mit ihr ihre nächste Reise planen, um ihr bei ihrer Suche zu helfen und ihn von seinen Alpträumen und Schuldgefühlen abzulenken.

    Fortsetzung folgt …
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  12. #27
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    Minnesota
    Ein erstes Treffen?
    – Kapitel 19 –


    Jack wollte sich unbedingt ablenken von den Fragen, die er seit den Alpträumen mit sich herum trug. Eigentlich hatte er keine Lust, über seine Vergangenheit nachzudenken und den ganzen Staub wieder aufzuwirbeln, der sich über die Jahre gelegt hatte.

    So erklärte sich Jack bereit, die Fahrt nach Minnesota, zu der Adresse, die ihnen Jacob genannt hatte, fürs darauffolgende Wochenende zu planen. Je früher sie wegfuhren, desto besser. Wieder einmal versuchte Jack, das Ganze zu verdrängen, als darüber nachzudenken, aber so richtig gelang es ihm nicht. Daniels Worte spukten immer wieder in seinen Gedanken herum.
    Höre in dich hinein, dann kennst du die Antwort. Überwinde dich selbst und du wirst dich mit deiner Vergangenheit versöhnen können …“

    Er wollte nicht über seine Vergangenheit nachdenken, sondern sie ruhen lassen. Jack wehrte sich innerlich dagegen, obwohl er ahnte, dass er sich irgendwann Sam gegenüber doch öffnen musste. Sie setzte ihn nicht unter Druck, im Gegenteil, sie gab ihm so viel Zeit, wie er wollte und sie verstand ganz genau, wie er sich dabei fühlte. Manchmal fragte er sich, womit er so eine tolle Frau wie Sam verdient hatte?
    Während Jack gegen seine Gefühle und Gedanken ankämpfte, machte Sam sich Gedanken, was sie zu ihrer Tochter und ihrem Onkel sagen würde, wenn sie aufeinandertreffen würden.

    Wären sie willkommen, würde sie ihr zuhören, was sie ihnen zu sagen hatte? Oder würden sie sie beschimpfen und ihnen dann die Tür vor der Nase zuschlagen Sam betrachtete Jacobs Briefe und beschloss, auf ihr Gefühl zu hören. Sie musste darauf vertrauen, dass ihre Tochter und ihr Onkel ihr zuhören würden. Aber sie konnte es genauso gut verstehen, wenn ihr Onkel und ihre Tante es ablehnen würden, mit ihr zu reden. Welche Adoptiveltern würden es schon gerne sehen, dass die leibliche Mutter nach Jahren wieder auftaucht, um Fragen zu stellen und das Idyllische Familienleben durcheinanderzubringen. Manche Wahrheiten konnten ganze Welten zum Einsturz bringen.
    Manche labile Beziehungen zerstören, Befürchtungen und Ängste wecken. Sam hoffte, dass es nicht so weit kommen würde. Wer konnte schon sagen, wie alle Betroffenen reagieren würden …

    Jack und Sam hatten beschlossen, den Weg mit seinem Auto zu fahren. Da es eine weite Strecke war, planten sie zwei Stopps ein, in denen sie in Motels übernachten würden. Die Fahrt war ziemlich anstrengend, die weiten Entfernungen schlauchten, so träumte Jack in den zwei Nächten nichts, worüber er sehr froh war. Am dritten Tag kamen sie nachmittags in Minneapolis an. Sam hatte für sie ein Hotel gebucht und Jack hatte die Highway-Strecke geplant.

    Nun saßen sie auf dem Bett im Hotel.
    Müde ließ sich Jack in die Kissen sinken. Sam kuschelte sich an ihn.
    „Jack?“, begann Sam.

    „Hmmm?“, brummte er zum Zeichen, dass er zuhörte.
    „Ach nichts …“, sie hatte sich es anders überlegt.
    „Mach dir mal keine Sorgen … wir ruhen uns erst einmal aus und danach fahren wir hin“, beruhigte er sie. Seine Stimme klang sicher, Sam war dagegen sehr aufgeregt. Gerade jetzt gingen ihr tausend Gedanken durch den Kopf.
    „Ok, einverstanden“, stimmte sie ihm zu.

    „Mir geht gerade so vieles durch den Kopf, ich …“, sie brach ab. Ihre innere Spannung machte sie unruhig.
    „Gedanken oder Gefühle? Entspann dich, Sam du bist wunderbar, ein guter Mensch, sie werden es wissen, glaub mir. Niemand hätte es mehr verdient, eine Chance zu bekommen, als du. Dein Onkel, deine Tante und deine Tochter werden dich lieben“, flüsterte Jack ihr zu und zog sie an sich. Sofort wurde Sam ruhiger. Seine körperliche Nähe und seine Wärme wirkten mit aller Macht auf sie ein und gaben ihr Halt. Seine Worte hatten etwas Tröstendes, genau das, was sie jetzt gerade brauchte.
    „Danke …“, flüsterte sie.

    „Nichts zu danken“, und küsste sie auf die Schläfe.

    Zwei Stunden später
    Schnell steckte Sam Jacobs Briefe ein und suchte die Adresse heraus, welche Jacob ihnen aufgeschrieben hatte.
    Jack schnappte sich seine schwarze Lederjacke, dann konnte es los gehen. Das Paar hatte sich entschieden, mit dem Auto zu fahren. Jack schien zu wissen, in welche Richtung sie fahren mussten, denn er bat Sam weder, ihr den Weg auf der Karte zu weisen, noch hielt er einmal an, um nach dem Weg zu fragen. Nach dreißig Minuten erreichten sie ihr Ziel. Jack parkte das Auto vor dem Haus.

    „Da sind wir“, Jack schaute aufmunternd zu Sam hinüber. Wieder meldete sich sein schlechtes Gewissen, aber er ignorierte es, so gut er konnte. Jack musste stark für sie beide sein, es war der falsche Zeitpunkt, etwas zu sagen, jetzt wollte er ihr beistehen.

    Sam atmete einmal tief ein … ließ einige Sekunden verstreichen und nickte ihm dann zu. Aufgeregt öffnete sie die Autotür und stieg aus. Etwas stärker als beabsichtigt, knallte sie die Tür zu. Sie musste sich zusammenraffen und tun, wofür sie gekommen war.

    Mit schnellen Schritten ging sie zu ihm hinüber, dann sah sich Sam nochmals die Adresse an und verglich sie mit dem Straßenschild und der Hausnummer. Das war sie, eindeutig.
    Es war ein freistehendes Einfamilienhaus mit einem hübschen Vorgarten, einer hohen Hecke und einer Doppelgarage, wie man sie aus Filmen kannte.
    „Bereit?“, fragte Jack, nun selbst auch angespannt.
    „Nein, aber los“, gab Sam zurück, dann klopfte sie an die Tür.

    Keinerlei erkennbare Reaktion … [style type="italic"]Sollte sie es noch einmal versuchen? [/style]
    Sam klopfte erneut. Nach einigen Sekunden rührte sich endlich etwas und Sam hörte, wie sich jemand näherte. In der nächsten Sekunde flog die Tür auf und eine Frau mittleren Alters stand vor ihnen. Krauses Haar, genervter Blick, klein und rundlich.

    „Ja, bitte? Was wollen Sie? Wenn Sie wieder von dieser Staubsaugerfirma sind, dann verschwinden Sie … Wir kaufen nichts!“, fuhr die Frau sie barsch an.
    „Nein, wir kommen von keiner Firma. Ich bin Samantha Carter und das ist Jack O’Neill“, stellte Sam sie vor. „Sind sie Lyra Carter?“, bohrte Sam nach. Sie ließ sich nicht irritieren von der barschen Art der Frau. Ohne eine Info bekommen zu haben, würde sie hier nicht weg gehen.
    „Nein, können Sie nicht lesen? Sie sind hier bei Familie McKenzie“, entgegnete die Frau und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.

    „Was war das denn?“, Sam zog die Nase kraus.
    „Fehlanzeige“, meinte Jack und zuckte mit den Schultern.
    „Lass uns gehen, bevor die Alte noch mal heraus kommt und man ihr Schimpfen durch die ganze Straße hört.“ Da musste sie ihm Recht geben. Doch das waren definitiv nicht ihre Verwandten, die sie gesucht hatten. Es blieb ihnen momentan eh' nichts anderes übrig, als sich erst einmal zurückzuziehen. Und dafür waren sie so weit gefahren,
    um sich von so jemandem anschreien zu lassen? Das konnte doch nicht alles gewesen sein, oder?
    Sam wollte gerade wieder ins Auto steigen, als sie jemanden auf sie zukommen sah. Es war eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm.

    „Entschuldigung, ich habe das gerade mitbekommen. Kann ich Ihnen vielleicht weiter helfen?“, fragte sie.
    „Ja, vielleicht. Wir suchen die Familie Carter, kennen Sie sie?“, antwortete Sam.
    „Ja, sie sind eine nette Familie, aber sie wohnen schon seit einem Jahr nicht mehr hier. Die McKenzies, die nach ihnen eingezogen sind, sind fürchterlich. Zum Glück lassen sie sich so gut wie nie blicken“, tratschte die Nachbarin drauf los.

    „Ja, das haben wir gerade erlebt“, kommentierte Sam das Geschehen von eben. „Können Sie uns sagen, wo die Carters hin gezogen sind?“, fragte Sam nach und versuchte, noch ein paar brauchbare Informationen zu erhalten.
    „Sie sind in einen anderen Vorort gezogen, geben Sie mir einen Stift, ich schreibe Ihnen die Adresse auf“, antwortete die Nachbarin.

    Fünf Minuten später überreichte die Frau ihr einen Zettel mit einer Adresse, dann verabschiedete sie sich und ging mit ihrem Baby zurück in ihren Garten.
    „Sie war ausgesprochen hilfsbereit, aber ob das wirklich die Adresse deines Onkels ist? Ich habe so meine Zweifel. Es gibt eine Menge Familien mit diesem Namen“, gab Jack die Auskünfte der Nachbarin zu bedenken.
    „Ich werde es überprüfen, ich habe meinen Laptop mitgebracht“, erwiderte Sam. Sie war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben.

    „Lass uns zurück fahren, es wird bald dunkel“, fügte sie hinzu und stieg ins Auto.
    Dass die angegebene Adresse nicht mehr stimmte, war zu fünfzig Prozent das Risiko gewesen. Wer konnte schon sagen, wann Jacob das letzte Mal Kontakt zu seinem Bruder gehabt hatte, geschweige denn, ihn besucht hatte. Beim nächsten Versuch würde Sam die Adresse ganz genau prüfen, bevor sie dort hinfahren würden. Ein wenig war Sam enttäuscht, aber gleichzeitig fühlte sie sich auch erleichtert, jetzt hatte sie noch etwas Zeit, um sich ganz genau zu überlegen, was sie zu ihrem Onkel und ihrer Tochter sagen würde. Nachdenklich starrte sie auf den Zettel, welchen ihr die angebliche Nachbarin gegeben hatte.

    Jack hielt an und Sam blickte auf. Er war in eine Tankstelle gefahren.
    „Tut mir leid, Sam, dass es nicht ganz so gelaufen ist, wie du dir es gewünscht hast, aber wir suchen weiter“, versuchte Jack sie aufzubauen. Tröstend legte er kurz seine Hand auf ihre.
    „Schon gut. Das war zu erwarten gewesen, aber wir gehen nun eben der nächsten Spur nach“, entgegnete Sam leise.

    „Mach das, denn wenn das jemand schafft, dann du“, sagte er liebevoll und küsste sie zärtlich.

    „WIRD'S BALD? ICH MUSS AUCH TANKEN, IHR SEID HIER NICHT ALLEINE!“, rief jemand ungeduldig von draußen und hupte wie verrückt.

    Jack hob die Hand zum Zeichen, dass er sich ans Werk machte. „Ist ja gut“, rief er dem Störenfried, der hinter ihnen geparkt hatte, zu. Genervt rollte Jack mit den Augen. „Unglaublich“, grummelte er vor sich hin. Dann stieg er aus.

    Gerade wollte er sich umdrehen, um zu sehen, wer ihn so bedrängte, da hörte er seinen Namen.
    „Jack? Bist du das?“
    Der General drehte sich um.

    „Jerry Hunter?“, platzte es aus ihm heraus. Der hatte ihm gerade noch gefehlt. Da war er Hunderte von Kilometern gefahren, um vor seiner Vergangenheit zu flüchten und nun stand er vor ihm.
    Der Blonde grinste verschmitzt und kam zu ihm hinüber.

    „Richtig … es ist eine Ewigkeit her … seit der High School“, erinnerte sich sein Kumpel und schlug ihm freundschaftlich auf den Arm. Nach außen hin wirkte Jack gelassen, aber in seinem Inneren brodelte es.
    „Lass uns später etwas trinken gehen in unserer alten Kneipe“, schlug Jerry vor und lud ihn auf ein Bier ein.
    Darauf hatte Jack eigentlich überhaupt keinen Bock, aber er würde wohl nicht drum herum kommen.

    „Okay, aber nur, wenn ich jemanden mitbringen kann“, stimmte Jack zu und machte sich endlich ans Tanken, um die Zapfsäule nicht noch länger zu blockieren. Sie würden kurz auf ein Bier vorbei schauen und dann so schnell wie möglich wieder verschwinden. Keine langen Gespräche führen, nur ein bisschen Small Talk, ein Bier trinken und nur oberflächlich über die High School Zeit sprechen und das war's.
    „Gut, dann um 20 Uhr in unserer Stammkneipe“, rief Jerry Jack zu und ging zurück zu seinem Van.
    Er sah ihm kurz hinter her, da sah er sie.

    Rachel

    Was machte sie hier?
    Die Brünette stieg zu Jerry ins Auto.
    Es war ein Alptraum, wieso passierte ihm das gerade jetzt? Wütend knallte er den Tankdeckel zu und biss sich angestrengt auf die Lippen. Der Abend könnte schwieriger werden, als er es sich bis jetzt vorgestellt hatte. Für einen Augenblick schloss er seine Augen, er musste sich zusammenreißen und wieder runterkommen. Das war keine Sternstunde für ihn.

    Sam hatte sich umgezogen und trug jetzt ein schwarzes Trägerkleid und Pumps mit 5 cm hohen Absätzen. Jack wollte es nur ungern zugeben, aber es machte ihn eifersüchtig. Ihr Kleid sah gut aus, schlicht, aber umwerfend. Betonte ihre schlanke Figur und brachte ihre schönen Beine gut zur Geltung. Wenn sich da nicht jeder Mann nach ihr umdrehen würde, musste er blind sein.
    „Wow, da wird dir jeder Mann nachschauen“, flüsterte er ihr ins Ohr. Er umarmte sie von hinten. Ihr leichtes Parfüm nebelte ihn ein.

    „Das ist doch nichts …“, wisperte Sam.
    „Da werde ich aber gut auf dich aufpassen müssen, du bist einfach umwerfend“, hauchte er und küsste sanft ihren Nacken. Ihre Haut war unglaublich zart.
    Jacks ungewohnte Art, Komplemente zu verteilen, ohne einen Hauch Ironie darin, war eine Sache, aber so umworben zu werden, war außergewöhnlich und machte Sam ganz schwindelig.
    „Jack, wir müssen gehen … sonst kommen wir zu spät“, fügte sie atemlos hinzu.

    Der General ließ seine Fingerspitzen leicht über ihren Nacken zu ihrer Schulter wandern. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihrer Haut. Irgendetwas war seit heute Nachmittag anders an ihm. Eine seltsame Spannung ließ Sam leicht beben.

    Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ er sie los, doch die Anspannung, welche sie erfüllte, hielt noch an.
    Um 20 Uhr fuhren Jack und Sam zum vereinbarten Treffpunkt. Es stellte sich heraus, dass es weniger eine Kneipe, als vielmehr eine stilvolle Bar war.

    Schon beim Hineingehen sah er Jerry und Rachel. Wieder begann es, in Jacks Innerem zu brodeln. Es war so lange her, aber Zeit spielte wohl keine Rolle.
    Das konnte ja ein heiterer Abend werden. Ein Abend mit alten Bekannten …

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  13. Danke sagten:


  14. #28
    First Lieutenant Avatar von Angelika
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    Na mal sehen was Jack und Sam in der Bar erwartet und ob Sam ihre Verwandten findet.
    Geändert von Angelika (23.10.2016 um 00:34 Uhr)

  15. #29
    Major Avatar von Amyrillis
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    Alte Bekannte – alte Konflikte
    – Kapitel 20 –


    „Jack, schön dich zu sehen! Und wer ist deine hinreißende Begleiterin?“, begrüßte sie Jerry.
    „Hi“, Jack hob die Hand zur Begrüßung.
    „Das ist Colonel Samantha Carter, Jerry Hunter“, stellte er sie einander vor.
    Jerry stand auf, er nahm Sams Hand und gab ihr einen Handkuss. Er hatte Sam sehr genau gemustert. Automatisch war sein Blick von ihren blauen Augen zu ihrem figurbetonten Kleid bis zu ihren schlanken Beinen gewandert.

    „Schön, Sie kennenzulernen, Colonel“, Jerry schaute sie mit einem charmanten Lächeln an. Er ließ durchaus durchblicken, dass Sam ihm gefiel.
    „Danke Mr. Hunter, ganz meinerseits“, antwortete Sam und entzog ihm ihre Hand.
    Jack, der Jerry nicht aus den Augen ließ, musste sich bremsen. Charmant fand er Jerrys Lächeln nicht, wohl eher verschlagen und gestellt wie eine Maske. Früher war es das nicht gewesen, jedenfalls nicht bis zu der Sache, die alles kaputt gemacht hatte. Er traute Jerry nicht mehr über den Weg. Trotzdem machte er gute Miene zu Jerrys Spiel. Wenn er vorhatte, sich bei Sam mit dem Gesülze einzuschleimen, dann war er bei ihr an der falschen Adresse. Sam würde sich von ihm nicht einwickeln lassen, da war er sich sicher.

    „Jerry, darf ich dich mal kurz sprechen?“, Rachel riss Jack aus seinen Gedanken. Sie zog Jerry weg von Jack
    und Sam. Sie sah nicht besonders glücklich aus. Jack, der das Geschehen von weitem beobachtete, konnte sich vorstellen, was sich zwischen den beiden abspielte. Heftig diskutierend und gestikulierend, schien Rachel mit etwas nicht einverstanden zu sein.

    Einige Wortfetzen schnappte Jack trotz der Entfernung auf. „So war das nicht ausgemacht! …“ „Nein, … das weißt du genau, ich verschwinde!“ Wutentbrannt ließ sie Jerry stehen, schnappte sie sich ihre Sachen und verließ zielstrebig die Bar.

    Rachel?

    Was war hier los? Irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas war im Busch, da war sich Jack sicher,
    das sagte ihm sein Gefühl.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Sam besorgt und deutete auf Rachel.
    „Ja, alles okay. Entschuldigt bitte die Szene, sie fühlt sich nicht richtig wohl“, erklärte Jerry und machte dabei
    einen zerknirschten Gesichtsausdruck. Es schien es ihn aber nicht wirklich zu berühren, jedenfalls hatte Sam den Eindruck.

    Was sie für eine Rolle spielte und in welcher Verbindung sie zu Jack und Jerry stand, konnte sie nur vermuten. Sie war eine hübsche Frau mit ihren langen dunkeln Haaren, ihren mandelförmigen braunen Augen, ihren roten Lippen, ihrer sportlich schlanken Figur und ihrem eleganten violetten körperbetonten Kleid, welches sie trug.
    Sie war für die beiden Schulfreunde sicher begehrenswert.

    Jerry dagegen war groß, hatte kurze blonde Haare, grüne Augen, einen schmalen Mund und ein sehr markantes Kinn mit einem Dreitagebart.
    „Darf ich euch zu einem Drink einladen?“, wechselte Jerry das Thema, unbeeindruckt von seinem Streit mit Rachel und ihrem Abgang.

    „Ja, für mich ein Bier, bitte“, ging Sam darauf ein.
    „Für mich ebenfalls“, entgegnete Jack knapp. Schließlich setzten sich die drei an einen Tisch und Jerry bestellte
    die Getränke.

    Der Blonde wandte sich wieder an Sam. „Sie sind also Colonel?“, begann er.
    „Ja, ich bin Colonel der Air Force“, antwortete Sam. Doch so richtig behaglich fühlte Sam sich nicht. Eine unterschwellige negative unausgesprochene Spannung schien die Luft zu erfüllen und zum Knistern zu bringen.
    „Colonel Carter und ich arbeiten zusammen“, mischte sich Jack jetzt ein.

    „Tatsächlich? Worin besteht denn eure Arbeit?“, wollte Jerry genauer wissen.
    „Jack, ich meine O‘Neill ist General der Einrichtung im Cheyenne Mountain und ich bin Astrophysikerin. Unser Erforschungsgebiet ist die Radartelemetrie im Weltraum“, erklärte Sam und hörte sich wieder ganz nach sich selbst an, wenn sie über ihr vertrautes Gebiet redete. Jerry hakte genauer nach und Sam begann einem wissenschaftlichen Vortrag zu halten.

    Jack musste grinsen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Jerry auch nur ein Wort von dem verstanden hatte,
    was Sam gerade gesagt hatte.
    „In der Tat interessant …“, erwiderte Jerry und nickte. „ Das heißt?“, Jerry versuchte, Sams wissenschaftliche Erklärungen zu verstehen.

    „Das heißt, sie ist schlauer als du“, kommentierte Jack Jerrys Versuche, Sam zu folgen. Schließlich gab dieser auf und lenkte das Gespräch auf ein anderes Thema.
    „Du bist also General, da hast du ja eine ganz schön steile Karriere gemacht. Wer hätte das gedacht damals,
    als du uns verlassen hast, um zur Air Force zu gehen“, schien sein Freund Jacks berufliche Entwicklung zu bewundern. „Wir hätten nicht gedacht, dass du dich je wieder hier blicken lässt, jedenfalls nicht nach allem, was geschehen ist. Jack hatte nur die Wahl zwischen der Air Force und … “. Weiter kam Jerry nicht, als Jack ihn mitten im Satz barsch unterbrach.

    „Lass es gut sein!“ In seinem Tonfall hörte Sam die Warnung, dass Jack nicht über die Vergangenheit reden wollte, schon gar nicht mit Jerry. Unter dem Tisch sah sie, wie er eine Hand zur Faust ballte. Sam legte ihre Hand unauffällig auf seine. Er sollte sich nicht aufregen und sich nicht gezwungen fühlen, über etwas zu reden, zu dem er nicht bereit war.

    „Besonders Rachel … hätte nicht, ich meine, sie …“, Jerry brach ab.
    Das Klima zwischen den beiden wurde mit einem Schlag so frostig, dass es Sam kalt den Rücken hinunter lief. Die Stimmung drohte zu kippen. Was es auch war, das in der Vergangenheit zwischen den beiden vorgefallen war, es musste etwas sehr Unangenehmes wie Vertrauensbruch oder etwas sehr Schmerzhaftes gewesen sein.
    Jack stand auf, das laute Knarren seines Stuhls hallte durch den Raum.

    „Entschuldigt mich bitte“, sagte er betont freundlich. In seinen Adern schien es zu brodeln. Sam musste versuchen, die Situation zu entspannen. Jack verschwand in Richtung der Toiletten.
    „Was führt euch nach Minneapolis?“, wandte sich Jerry wieder ihr zu.
    „Geschäftliches“, antwortete sie automatisch. Es hatte ihn nicht zu interessieren, dass sie auf der Suche nach ihrer Tochter waren.

    „Jack ist manchmal zu verbohrt und zu verklemmt, er sollte etwas offener werden. Das war er schon damals in der High School, wenn es um Beziehungen ging. Doch hat er sich ganz schön verändert, früher war doch noch etwas offener als heute. Er sollte das Leben genießen und feiern“, ließ Jerry seine ungebetenen Ratschläge hören.
    „Sprich nicht so über ihn, er hat in seinem Leben schon viel erlebt und gesehen. So ist er nun mal, Jack ist ein guter Mensch und das zählt“, entgegnete sie ihm. Sam würde es nicht zulassen, dass er Jack schlechtmachte vor ihrer Nase, das würde sie sich nicht bieten lassen. Sie kannte Jack zwar nicht aus High School-Zeiten, aber sie hatten schon viele Situationen zusammen erlebt und gemeistert, seit sie vor acht Jahren gemeinsam auf die Rettungs- und Aufklärungsmission gegangen waren, um herauszufinden, woher Apophis gekommen war. Damals war er die neue Bedrohung gewesen. Sie kannten sich also schon recht lange, für ihn würde sie alles tun. Er bedeutete ihr alles, auch wenn sie das Jerry nicht auf die Nase binden würde.

    „Es tut mir leid, es war nicht so gemeint“, entschuldigte er sich. Dabei sah er Sam sehr genau an.
    Sie hatte Mumm und war nicht auf den Mund gefallen.
    „Meine Augen sind hier oben“, entgegnete Sam auf seine Entschuldigung. Ihr war nicht entgangen,
    dass er in ihren Ausschnitt gestarrt hatte.

    „Verzeihung“, murmelte er und ließ sein charmantes Lächeln aufblitzen. Es gefiel ihm, wie Sam sich gegen ihn behauptete. Sie hatte Temperament, sie war schlagfertig und sie hatte eine beachtliche Figur. Besonders gut gefielen ihm ihre strahlend blauen Augen, ihr langer schlanker Hals, die Art, wie sie sich bewegte, ihre natürlichen roten Lippen und ihre selbstbewusste Art. Er fühlte sich sofort von ihr angezogen.
    „Da bin ich wieder“, machte sich Jack bemerkbar. „Was habe ich verpasst?“, Jacks sarkastischer Unterton war nicht zu überhören.

    „Jerry hat gerade erzählt, dass ihr euch seit der High School kennt“, gab sie Jack ein Stichwort.
    „Ja, da hat er recht“, stimmte Jack zu, ließ aber durchblicken, dass er nicht weiter auf das Thema eingehen wollte.
    „Hast du was über Kathy, Owen und Summer gehört?“, wollte er stattdessen wissen.
    „Kathy und Owen haben nach dem College geheiratet und Summer ist aufs College nach Yale gegangen. Keine Ahnung, was aus ihr geworden ist. Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr“, gab Jerry gelangweilt Auskunft.
    Es war verdammt schwierig, zwischen den beiden zu vermitteln. Sie fragte sich, wie es früher gewesen war,
    als sie noch zusammen zur Schule gegangen waren.

    „Entschuldigt mich bitte, Jungs“, Sam erhob sich. Langsam wurde es echt anstrengend mit den beiden. Dann ging sie in Richtung der Toiletten. Sie wollte einen Moment alleine sein und sich überlegen, wie es weiter gehen sollte.
    Sie wurden beide nicht so richtig warm mit Jerrys Art. Besonders Jack nicht, da Jerry ständig provozierende Fragen stellte und Dinge sagte, die Jack irgendwann zur Weißglut trieben und die Situation eskalieren lassen würden.
    Der Abend war bisher weder besonders lustig noch sonst irgendwie unterhaltsam gewesen. Vielleicht sollte Sam so tun, als hätten sie einen Notfall von der Air Force empfangen, dann könnten sie sich wenigstens aus dem Staub machen.

    „Jack, da hast du aber 'ne heiße Braut mitgebracht“, Jerry hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.
    „Ist da was zwischen euch?“, wollte er wissen.
    „Ich mag sie, wir arbeiten zusammen und wir sind ein gutes Team“, presste Jack angestrengt ruhig heraus. Wenn Jerry nicht bald aufhörte, so über Sam zu sprechen, würde er in Kürze für nichts mehr garantieren können.
    „Ist das alles? Da läuft so eine heiße Braut vor deiner Nase herum und du empfindest nicht mehr für sie, siehst sie nur als eine gute Arbeitskollegin? Alter, hast du ihren Body gesehen? Bist du nie in Versuchung gekommen?
    Oder hast dich in sie verliebt?“, nahm Jerry kein Blatt vor den Mund.

    „Hör auf, so über sie zu reden. Carter ist kein Stück Fleisch. Nicht jeder ist wie du, der alles vögelt, was nicht bei drei auf dem Baum ist“, verteidigte er Sam und sich.
    „Ok, wenn du sie nicht willst, dann versuche ich es“, Jerry verzog sein Lippen anzüglich. Jacks Kommentar ließ ihn kalt.

    „Ich warne dich, halte dich da raus. Lass sie in Ruhe …“, kalte Wut und eine ernstgemeinte Drohung sprachen aus Jacks Worten. Er würde Sam beschützen. Jerry war ein Arsch und ein Spieler.
    Jerry amüsierte sich innerlich. Jack hatte also doch Gefühle, aber ihn interessierte das nicht, Jerry hatte was anderes im Sinn …

    So lange Jack ihm gegenüber seine Gefühle nicht offenbarte, würde er es bei ihr versuchen, dabei grinste er verschlagen in sich hinein.

    „Meinst du, dass ich sie herumbekomme? Samantha ist viel zu heiß für einen Mann allein …“, stieß er provokant hervor. Jack fuhr herum und packte Jerry am Kragen.
    „Du lässt die Finger von Sam, sie ist keine Frau für eine Nacht. Du belästigst sie nicht weiter und hörst auf, so ordinäre Sprüche von dir zu geben, haben wir uns verstanden?“ Jack reichte es. Seine Stimme und sein Gesicht waren wutverzerrt.

    Dem Blonden wich das Grinsen aus dem Gesicht, so hatte er Jack noch nie erlebt. Er war immer zurückhaltend und beobachtend gewesen, aus seiner Sicht. Vor ihm stand ein anderer Jack, sein Gesichtsausdruck war hart, seine Worte hatten eine gewisse Schärfe und Ernsthaftigkeit, welche Jerry bei ihm noch nie gesehen hatte. Mit einem Schlag wurde ihm bewusst, dass der Soldat Jack vor ihm stand und ihm drohte, nicht der jugendliche Jack von damals.

    In der Bar war es auf einmal totenstill geworden, alle Gespräche waren verstummt und jeder starrte auf die beiden. Sam kam gerade um die Ecke, sofort merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Hastig eilte sie zu Jack und Jerry.
    „Was ist hier los? Seid ihr verrückt geworden?“, flüsterte sie den beiden zu.

    „Jack?“ Sie sah ihn eindringlich an. Ihre Augen schienen alles zu sagen. In den langen Jahren der Zusammenarbeit bei SG1-Missionen hatten sie gelernt, durch Blicke und Gesten zu kommunizieren, sie brauchten keine Worte. Er verstand nur zu genau, was Sam ihm sagen wollte. Auch wenn in seinem Inneren das Adrenalin rauschte und er Jerry am liebsten eine reinhauen wollte, musste er sich als General im Griff haben. Wäre er noch Colonel gewesen, er hätte nicht einmal mit der Wimper gezuckt und ihn verprügelt.
    Jack ließ ihn ruckartig los.

    „Du bist es nicht wert. Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen“, zischte er ihm zu, dann nahm er seine Lederjacke und Sams Mantel.

    „Wir gehen“, meinte er kurz angebunden zu ihr und ging voraus. Immer noch kochte Jack innerlich vor Wut. Wie konnte er nur jede Frau als ein Stück Fleisch sehen, besonders Sam?
    „Sorry Jack, aber dein Freund ist ein Kotzbrocken“, platzte es aus Sam heraus. Jack sah zu ihr hinüber. Er biss die Zähne zusammen und trat aufs Gaspedal.

    „Da gebe ich dir Recht, er ist noch schlimmer als damals“, erwiderte Jack.
    Er war erleichtert, dass Sam nicht auf ihn hereingefallen war, aber was ihm immer noch Kopfzerbrechen machte, war Rachels Benehmen.

    Wieso war sie mit ihm in die Bar gekommen und wieso hatte sie mit ihm kein Wort gesprochen?
    „Wieso bist du noch mit ihm befreundet?“, wollte Sam wissen.
    „Wir sind es schon lange nicht mehr, eigentlich wollte ich nur etwas über die anderen aus unserer damaligen Clique erfahren, aber naja, das war wohl nichts …“, seufzte Jack.

    Einige Minuten später parkte Jack vor dem Hotel. Für heute hatte er genug gehört und gesehen. Der Abend war nicht so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Jetzt könnte er einen richtigen Drink vertragen, dachte er. Sie stiegen aus dem Auto, gedankenverloren knallte er die Autotür zu.
    „Entschuldige Sam, dass ich dich mit zu so einem Kerl genommen habe, du hast etwas Besseres verdient“, entschuldigte sich Jack bei ihr.

    „Schon gut, du konntest es ja nicht wissen“, tröstete Sam ihn und Jack umarmte sie.
    Arm im Arm betraten sie zusammen die Lobby des Hotels.
    Gerade als er dachte, einen gemütlichen Restabend zusammen mit Sam zu verbringen, sah er sie.

    Rachel!

    Sie stand neben der Rezeption und schien auf jemanden zu warten. Sekunden später blickte sie zu ihnen hinüber. Sie lächelte nicht, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihn eine halbe Ewigkeit anstarrte. Die Zeit schien sich zu verlangsamen und er glaubte, seinen Herzschlag zu hören. Eine Menge Fragen kamen ihm in den Sinn.
    Was wollte sie hier?

    Wieso kam sie hierher und hatte ihn in der Bar ignoriert?

    Was hatte sie ihm zu sagen?

    Sie würden es erfahren …

    Fortsetzung folgt …
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  17. #30
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    Das Unvermeidbare …?
    Der Vergangenheit ein Stück näher …
    – Kapitel 21 –

    Rachel kam zu ihnen hinüber, das hatte Jack noch gefehlt. Gerade waren sie vor Jerry geflüchtet, und nun waren sie geradewegs in die Arme von Rachel gelaufen, die hier auf sie gewartet hatte. Er konnte es kaum erwarten zu hören, was sie ihnen zu sagen hatte, dachte er ironisch. Seine Laune stand nicht unbedingt zum Besten, nach dem er gerade fast Jerry hatte verdreschen wollen.
    Konnte es noch besser kommen?

    „Hi Jack, lange nicht gesehen, du siehst gut aus“, begann Rachel.
    „Hi, was machst du hier?“, platzte es aus ihm heraus.
    „Ich würde gerne mit dir sprechen … Aber unter vier Augen, wenn‘s geht“, sagte sie zu ihm.
    „Du hast doch nichts dagegen?“, wandte sie sich an Sam.
    Jack warf Sam einen Blick zu. „Ich geh dann nach oben“, Sam wollte sich da nicht einmischen. Sie vertraute Jack, also gab es für sie keinen Grund, dabei zu bleiben.

    „Gehen wir in die Hotelbar“, schlug Jack vor, da konnte er wenigstens etwas trinken.
    Zwei Minuten später saßen sie an einem Tisch in einer kleinen Nische.
    „Also, ich bin ganz Ohr“, forderte Jack sie ganz sachlich auf und sah sie dabei erwartungsvoll an.
    Seine Stimmung war immer noch mies.

    „Ich hab mich sehr gefreut, dich wieder zu sehen …“, begann sie zögerlich.
    „Ja, es ist lange her. Eigentlich hatte ich nicht vor, zurückzukommen. Du weißt, warum …“, antwortete Jack. Langsam verrauchte seine Wut. Sie war ein Teil seiner Vergangenheit, die er versuchte, zu vergessen.
    Doch jetzt saß sie ihm gegenüber. Ihr süßliches Parfüm stieg ihm in die Nase, er kannte es nur zu gut.

    „Jack, ich habe damals einen Fehler gemacht. Ich dachte, wenn ich mit Jerry zusammen komme, dann wären meine Gewissenbisse nicht so groß“, ihre Stimme klang leise und angestrengt. Rachel hatte sich sicher überlegt, was sie ihm sagen wollte und es viele hunderte Male im Kopf durchgespielt, aber es war nur Theorie. Die Praxis sah leider anders aus. Es spielten so viele Faktoren mit, die sie beeinflussten, dass es nie so kam, wie man es sich erhoffte.
    „Freddy … Du weißt schon, er war …“, den letzten Teil flüsterte sie. Den Namen sprach sie eigentlich nie aus. Ihr schien es doch nicht so leicht zu fallen, über das zu sprechen.

    Jack blickte auf. Sein Blick wurde unergründlich, über das Thema wollte er als allerletztes reden. Eigentlich hätte es schon damals passieren müssen, nicht jetzt, wo sie sich seit Jahren nicht gesehen hatten. Irgendwie hatte er befürchtet, dass so etwas auf ihn zukommen würde. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut und diese Art von Gesprächen zu führen, versuchte er immer irgendwie zu vermeiden.
    Das flaue Gefühl in seinem Magen wurde stärker. Er versuchte es zu definieren … es waren Schuldgefühle.
    Nach all den Jahren verfolgte ihn die Sache immer noch.

    „Ja, ich weiß schon, was du mir sagen willst. Ich hätte mir auch gewünscht, dass es anders gelaufen wäre, andere Umstände gegeben hätte usw., aber wir können es nicht ändern und müssen nun versuchen, so gut wie möglich damit klar zu kommen“, blockte Jack es ab, das Thema zu vertiefen, er schien regelrecht unter Strom zu stehen.
    „Solche Wunden heilen nie und wenn, dann bleiben seelischen Narben zurück“, den letzten Teil sagte er heftiger, als er es meinte. Rachel zuckte zusammen.

    So hart und in sich zurückgezogen, kannte sie Jack nicht. Er hatte sich verändert. Sehr sogar und mehr, als sie anfangs gedacht hatte. Den liebenswürdigen Schüler Jack von damals gab es nicht mehr, er war erwachsen geworden. Seine sarkastische Art wurde mehr denn je ein Teil seiner Persönlichkeit. Er strahlte mehr Selbstbewusstsein, Autorität und Ernsthaftigkeit aus als früher.

    „Entschuldigung, so war es nicht gemeint“, fügte er sanfter hinzu und nahm einen kräftigen Schluck von seinem Whiskey. Das Thema war damit einfacher zu ertragen. Der Alkohol hinterließ einen brennenden Nachgeschmack in seinem Hals und ließ ihn klarer denken.

    „Bist du mit Jerry immer noch zusammen?“, fragte er dann frei heraus.
    „Gott, nein, schon sehr lange nicht mehr. Nach dem du zwei Wochen weg warst, ging alles in die Brüche. Ich konnte ihn und die ganze Situation nicht länger ertragen“, erklärte sie ihm. „Schon zwei Tage später war der Penner mit einer anderen zusammen“, fügte sie verächtlich hinzu.

    „Ähmm, tut mir leid“, nuschelte er. Damals hätte es ihm sicher nicht leid getan. Wie lange hatte er gebraucht, darüber hinweg zu kommen. Irgendwie schnürte ihm das den Hals zu.
    „Freddy, er fehlt mir wirklich sehr …“, wisperte Rachel. Sie konnte nicht weiter sprechen. „Tut mir leid, ich hätte es nicht sagen dürfen“, sie rang mit der Fassung. Jack griff erneut zu seinem Glas und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter.

    War sie nur gekommen, um mit ihm über die Vergangenheit zu sprechen und ihn damit zu quälen? Alte Wunden aufzureißen? Was brachte das?
    „Wie lief es sonst so in deinem Leben?“, lenkte Jack das Gespräch in eine andere Richtung.
    „Ich habe Sprachen studiert und arbeite jetzt im Außenministerium als Dolmetscherin bei wichtigen Verhandlungen. Ein paar Jahre später lernte ich Luke kennen, mit ihm war ich zehn Jahre lang zusammen. Wir haben geheiratet und zusammen einen zwölfjährigen Sohn. Leider ging unsere Ehe in die Brüche. Seit zwei Jahren sind wir geschieden“, fasste sie den Verlauf grob zusammen. Jack nickte und musste in sich hinein grinsen, als er an spontan an Daniel denken musste. Eine Frau, die viele Sprachen konnte, das würde ihm gefallen.
    „Ich habe gehört, dass du ebenfalls geschieden bist“, sprach sie ihn offen an.

    „Ja, das stimmt“, erwiderte er knapp. „Ich bin nicht besonders stolz darauf. Der Tod meines Sohnes Charlie war einer der Gründe, wieso es nicht mehr funktionierte“, ergänzte er mit einem sehr traurigen Ausdruck im Gesicht. Sie wusste, er würde nicht näher darauf eingehen. Rachel erkannte, dass er auch eine sehr weiche und verletzbare Seite hatte und er tat ihr plötzlich sehr leid. Niemand sollte sein eigenes Kind überleben und zu Grabe tragen müssen.

    Rachel hielt angespannt den Atem ein und starrte ihn betroffen an. „Jack, das tut mir sehr leid“, flüsterte sie kaum hörbar. Die Stimmung schien an diesem Abend nicht mehr besser zu werden. War die Stimmung in der Bar schon gereizt und hatte unterschwellige Aggressionen ausgelöst, so war sie jetzt angespannt und nicht besonders fröhlich.

    „Sag mal, wieso warst du in der Bar mit Jerry?“, wechselte Jack das Thema.
    „Ich wollte mit dir sprechen, aber Jerrys ganze Art ist unerträglich. Ich war ihm ja dankbar, dass er mich mitgenommen hat, als mein Jeep eine Panne hatte, aber auf sein Niveau wollte ich mich nicht begeben. Er wollte mich begrabschen, ich hätte ihm eine scheuern sollen! Den Rest kennst du ja“, erläuterte Rachel, seufzte tief und trank einen Schluck aus ihrem Glas.

    „Der Grund, wieso ich mit dir sprechen wollte, ist … ich kann dich einfach nicht vergessen ... Ich habe damals den größten Fehler meines Lebens begangen, als ich mich aus Gewissensbissen für Jerry entschieden habe und nicht für dich“, sie ließ das Gesagte für ein paar Sekunden auf Jack wirken, um herauszufinden, wie er es aufnahm. Jack rührte sich nicht und seine Miene blieb unergründlich.

    „Jack ich liebe dich immer noch“, dabei sah sie ihm ins Gesicht, es war die Wahrheit.
    Das waren genau die Worte, die er damals so sehnlichst hatte hören wollen. Doch jetzt war alles anders.
    Er hatte eine Menge durchgemacht und eine neue Liebe gefunden, die ihm alles bedeutete und mit der er glücklich war. Rachel gehörte in eine andere Zeit und in eine Welt, die er längst hinter sich gelassen hatte. Damals war er ein anderer Mensch gewesen.

    Auf Jacks Gesicht erschien ein trauriges Lächeln.
    Rachel wartete nicht auf eine Antwort. Sie war währenddessen immer näher an ihn heran gerückt. Sie war sehr impulsiv und küsste ihn.

    Jack wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Noch ehe er irgendwie reagieren konnte, spürte er ihre weichen Lippen auf seinen. Ihr heißer Atem, der sein Gesicht streifte und ihre körperliche Nähe wirkten auf ihn ein.
    Nach einigen Sekunden fing er sich, er hatte ihren Kuss nicht erwidert und schob sie leicht weg. Rachel sah ihn fragend an.

    „Rachel, ich …“ Sie versigelte seinen Mund erneut mit einem Kuss. Das konnte er nicht zulassen. Jacks Hand schnellte herum, umklammerte ihr Handgelenk und schob sie noch ein bisschen weiter weg von sich. Das war nicht recht und sollte Sam vorbehalten bleiben.
    Mit ihren großen braunen Augen blickte sie ihn intensiv an, um herauszufinden, was nicht stimmte.
    „Hat es dir nicht gefallen?“, flüsterte Rachel enttäuscht.

    „Nein, das ist es nicht. Ich habe eine neue Beziehung begonnen. Ich liebe Sam von ganzem Herzen und sie bedeutet mir alles. Ich hätte mir deine Liebe damals sehr gewünscht, doch diese Zeit ist vorbei. Sam macht mich sehr glücklich und ich möchte ihre Liebe nicht aufs Spiel setzen. Ich habe dich einmal geliebt und ein Teil von mir tut es sicherlich immer noch, aber ich möchte die Vergangenheit ruhen lassen. Ich wünsche mir auch für dich, dass du dich mit der Vergangenheit versöhnst. Ich versuche es jedenfalls so gut es geht“, antwortete Jack ihr ehrlich.
    Rachel sah ihn traurig an, besonders als er von seiner neuen Liebe sprach, die seine Augen voller Lebensfreude zum Strahlen brachten und ein warmes Lächeln auf sein Gesicht zauberte, welches sie lange nicht bei ihm gesehen hatte.

    „Entschuldigung, dann wünsche ich euch alles Gute!“ Mehr gab es eigentlich nicht zu sagen.
    Jack stand auf. Es war sicher schon spät und das Gespräch hatte länger gedauert, als er eigentlich bleiben wollte. Er erhob sich und wandte sich zur Tür.

    „Jack?“

    Der General drehte sich noch einmal um.
    „Ja?“, brummte er.
    „Pass gut auf deine Freundin auf, denn wenn Jerry ein Auge auf sie geworfen hat, kann es unangenehm werden“, warnte Rachel ihn noch.
    Jack Augen verengten sich fragend.

    „Er macht von Zeit zu Zeit Ärger, also sei vorsichtig“, fügte sie ernst hinzu.
    „Ich werde es mir merken, danke Rachel. Mach‘s gut“, erwiderte Jack und ging nach draußen. Jetzt musste er sich beeilen. Der Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass sie länger geredet hatten, als er es eigentlich vorhatte. Sam fragte sich sicher schon, wo er so lange blieb.

    Ein paar Minuten später betrat er das Hotelzimmer. Es war dunkel, der Fernseher war aus und im Bett lag Sam auch nicht. Sie war einfach nicht da. Die Stille wirkte bedrückend auf ihn.
    Wo war sie?

    Irgendwie beschlich Jack ein komisches Gefühl, das er nicht beschreiben konnte.
    Gerade hatte er sich einem Teil seiner Vergangenheit gestellt. Es war emotional aufreibender gewesen, als er es für möglich gehalten hatte. Er wollte das Ganze sacken lassen, eine Nacht darüber schlafen. Doch im Grunde war es für ihn ein abgeschlossenes Kapitel seines Lebens. Wie er es auch drehte und wendete, ihm war bewusst, dass er nicht darum herum kommen würde, Sam von seiner Vergangenheit zu erzählen, besonders nach so einem Abend wie diesem.

    Jack ließ sich aufs Bett sinken. Er war müde und innerlich aufgekratzt. Momentan wünschte er sich Sam sehnlichst her, die immer für ihn da war.

    Wieder fragte er sich … Wo war Sam?

    Langsam begann er, sich Sorgen um sie zu machen.
    War sie sauer auf ihn?

    Er konnte es kaum erwarten, diese Fragen zu klären…

    Fortsetzung folgt …
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  18. Danke sagten:


  19. #31
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    Missverständnisse …
    aber
    Rache ist (k)eine Lösung …
    – Kapitel 22 –


    Sam war übel, dabei hatte sie nur ein Bier getrunken. Hoffentlich hatte sie sich nicht den Magen verdorben, dachte sie und ließ sich auf das gemeinsame Bett sinken. Um sie herum drehten sich die Decke und die Wände.
    Wie sie es hasste, wenn das passierte. Sie schloss die Augen und hoffte, dass sich das Übelkeitsgefühl schnell wieder legte.

    Was Rachel wohl mit Jack besprechen wollte?

    Sie vertraute Jack, aber neugierig war sie trotzdem. Er kannte Rachel schließlich aus seiner Jugendzeit und sie hatten sich sehr lange nicht mehr gesehen. Jack und Rachel hatten sicher viel zu besprechen miteinander, obwohl Jack nicht gerade bester Laune gewesen war und auch nicht so erfreut ausgesehen hatte. Aber trotzdem … Etwas Undefinierbares hatte in ihren Blicken gelegen, etwas, was die beiden miteinander verband.
    Das Schwindelgefühl legte sich langsam wieder.

    Sam musste sich eingestehen, dass sie über Jacks Vergangenheit nicht allzu viel wusste, außer dass er verheiratet gewesen war und einen Sohn gehabt hatte, der sich mit seiner Pistole versehentlich erschossen hatte. Bis heute hatte er den Verlust seines geliebten Sohnes nicht so richtig überwunden. Aber was davor war, während seiner Schulzeit, davon wusste sie nichts.

    Sie spürte, seit sie bei ihm wohnte, dass Jack nachts seine eigenen Dämonen quälten. Was es auch war, es machte ihm zu schaffen. Sie wünschte, sie könnte ihm besser helfen, als ihn in den Arm zu nehmen. Ihm tröstende Worte zu sagen, wenn sie genau wüsste, worum es ging. Sie hatte gefühlt, das Jack bisher noch nicht so weit gewesen war, sich ihr anzuvertrauen, es fiel ihm allgemein schwer, sich jemandem zu öffnen, über Gefühle und die Vergangenheit zu sprechen.

    Nun, seit sie Jerry und Rachel begegnet waren, hatte Sam das Gefühl, mitten in Jacks Vergangenheit zu stehen, aber trotzdem nichts darüber zu wissen. Umso stärker waren die Spannungen, die Trauer und undefinierbare Gefühle, die zwischen den beiden und Jerry zu spüren waren. Sie wünschte sich, dass Jack ihr endlich alles erzählen würde, so wie sie es getan hatte.

    Waren Rachel und er ein Paar gewesen?

    So, wie sie ihn angesehen hatte, musste irgendetwas zwischen ihnen gewesen sein.
    Längst vergessene Gefühle? Schuld? Abscheu? Härte? Was hatte das alles zu bedeuten …?
    In den kurzen Augenblicken, in denen sie die beiden beobachtet hatte, hatte sie all das von ihren Gesichtern ablesen können.

    Langsam ging es Sam wieder besser. Sie stand auf und ging zum Kühlschrank. Sie öffnete die Tür und sah hinein. Bier, Wasser und verschiedene Säfte standen darin, aber keine Cola. Sie beschloss, hinunter zu gehen, um sich eine Coca Cola aus dem Getränkeautomaten zu besorgen.

    Automatisch setzte sich Sam auf, zog ihre Schuhe an und schnappte sich ihre Zimmerkarte. Ihr ging es zwar besser, aber sicher war sicher, sie wollte eine Flasche Cola bei sich haben.
    Langsam schlenderte sie zu dem Getränkeautomaten und grübelte noch ein bisschen weiter. Sie musste auf Jack vertrauen, Geduld haben, er würde sich ihr irgendwann anvertrauen, sie musste ihm nur genug Zeit geben und ihn nicht bedrängen.

    Gedankenverloren erreichte sie den Automaten. Mechanisch warf sie das Geld hinein und drückte auf die Taste. Laut scheppernd landete die Flasche im Schacht. Als sie danach griff, glitt ihr Blick zum Eingang der Bar.
    Im Eck saßen Jack und Rachel. Wie angewurzelt starrte Sam in ihre Richtung.
    Rachel und Jack, sie küssten sich.

    Wie ein Stromschlag traf es sie. Sam hielt den Atem an, sie konnte ihren Blick nicht abwenden.
    Ihr fehlten die Worte.

    Wieso?

    Wie konnte Jack das nur tun?
    Es versetzte Sam einen schmerzhaften Stich und schnürte ihr die Kehle zu. Ihn so zu sehen, den Mann,
    den sie liebte, in den Armen einer Anderen, schmerzte. Darauf war sie nicht gefasst gewesen.
    Schmerzhaft presste sie die Flasche an sich, dass ihre Knöchel schon weiß hervortraten.
    Hatte Jack noch Gefühle für sie?

    Sie war den Tränen nahe, trotzdem drängte sie sie zurück. Sie musste schlucken … der Schmerz bohrte sich tief in ihr Innerstes.
    Was tat sie hier?

    Sam konnte das nicht weiter mit ansehen, sie riss sich gewaltsam aus ihrer Starre und wirbelte herum.
    Sie wollte schleunigst weg hier.

    Nein … dafür musste es eine Erklärung geben, sie sollte sich Jacks Version anhören.
    Oder nein, wenn sie das täte, womöglich dachte er dann, das sie ihm nachspionieren würde.
    Sam war verwirrt. Was sie gesehen hatte, war wirklich geschehen, aber …
    Sie versuchte, tief durchzuatmen, sie durfte sich nicht aufregen und musste versuchen, sich zu beruhigen.
    Ein vernünftiges klärendes Gespräch wäre vielleicht doch die Lösung? Sie brauchte einen Rat von jemandem,
    dem sie vertraute.

    Sam holte ihr Mobiltelefon aus ihrer Tasche und klappte es auf, sie wollte Teal’cs Nummer wählen. Mechanisch drückte sie auf den Aufzugsknopf, um wieder nach oben zu fahren. Die Türen schlossen sich hinter ihr.
    „Hallo Schätzchen, so schnell sehen wir uns wieder“, Sam fuhr erschrocken herum. Scharf zog sie die Luft ein.
    Mit ihm hatte sie jetzt gar nicht gerechnet. Hatte nicht einmal bemerkt, dass er hinter ihr gestanden hatte,
    als sie in den Aufzug getreten war. Sie war so beschäftigt mit ihren Gedanken und Gefühlen, dass sie ihre Umwelt nicht weiter wahrgenommen hatte.

    Just in diesem Moment stand Jerry vor ihr und es gab keinen Fluchtweg, sie war hier im Aufzug gefangen. Sein Blick, seine ganze Mimik hatte eine bedrohliche Ausstrahlung.
    „Was willst du hier?“, fragte sie mit fester Stimme, um ihm nicht zu zeigen, wie verwirrt sie war.
    „Du hast mich lächerlich gemacht vor Jack und den anderen Leuten, ich möchte eine Entschädigung“, seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber bedrohlich, es klang gefährlich und sie wusste, dass er es ernst meinte.
    Eiskalt fuhr es ihr den Rücken hinunter. Jerry kam immer näher, bis sie mit dem Rücken zur Wand stand. Ihr Puls raste und das Adrenalin rauschte in ihren Adern. Sie musste einen kühlen Kopf bewahren und sich einen Fluchtplan überlegen.

    Ihr Blick glitt zum Notfallknopf und weiter zu allen Etagenknöpfen. Wenn sie es schaffte, alle auf einmal zu drücken, hätte sie vielleicht noch eine Chance, ihm zu entkommen. Sie hatte zwar gelernt, sich im Nahkampf zu verteidigen, aber Notfälle in so einem beengten Raum, der ihr so gut wie keinen Spielraum zum Handeln ließ, wirkten noch bedrohlicher auf sie.

    Vielleicht konnte sie ihn in ein Gespräch verwickeln und ihn von seinem Vorhaben ablenken und gleichzeitig näher an die Aufzugtasten herankommen. Sie hatte plötzlich eine Idee. Mit roher Kraft würde sie ihm sicher nicht entkommen können.

    „Jerry“, flüsterte sie und ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. Er hob eine Braue, um zu sehen, was mit ihr los war.
    „Du bist doch abenteuerlustig, hitzig und leidenschaftlich, nicht wahr?“, begann sie und trat ein Stückchen näher an ihn heran. Ihr Parfüm hüllte ihn ein, er bewunderte ihre helle Haut und ihren zarten Mund.
    „Ja aber sicher doch. Mit mir kann man Spaß haben, anders als mit dem verklemmten und verkorksten Jack“, antwortete er und legte seine Hände leicht an ihre Taille. Er wich zur Aufzugswand zurück, jetzt stand Sam direkt vor ihm. Den Satz, den er über Jack gesagt hatte, ignorierte sie.

    „Genau, du bist hitzig, impulsiv und nimmst dir, was du willst“, entgegnete sie mit einem anzüglichen Grinsen.
    Diese Sam gefiel Jerry eindeutig besser. Sie war sexy, war locker und hatte das gewisse Etwas, das er so mochte.
    Sam ließ ihre Hände an seinem rechten Arm hochwandern. Er beugte sich ein Stück hinunter, um den Duft ihrer Haare einzuatmen. Unauffällig drückte sie ein paar Aufzugsknöpfe.
    „Wollen wir nicht zu mir fahren und uns ein bisschen amüsieren?“, ein anzügliches Grinsen trat auf sein Gesicht.

    >>>Ding <<<

    Der Aufzug hielt an und die Türen gingen auf.

    Er griff nach Sams Handgelenk.

    Bei Jack
    Kaum hatte er sich auf das Bett gelegt, da klopfte es laut an die Tür. Erschrocken fuhr er hoch.
    „Jack, bist du da?“ Das war unmissverständlich die Stimme von Rachel und sie klang leicht schrill.
    Sofort öffnete er die Tür, irgendetwas musste passiert sein.
    „Was ist los?“, fragte er sie mit besorgter Stimme.
    „Ich habe gerade das Auto von Jerry in der Tiefgarage gesehen, er muss hier sein. Wo ist deine Freundin?“, begann sie ernst.

    „Sam ist nicht da … Shit“, brach er mitten im Satz ab, als ihm klar wurde, worauf Rachel hinaus wollte. Sie mussten sie suchen gehen, vielleicht war Sam ihm schon begegnet und in Gefahr. Er musste ihr zur Hilfe kommen. Jerry war fast zwei Köpfe größer als sie und vom Körperbau auch recht kräftig und muskulös gebaut. Wie sollte Sam gegen ihn ankommen, sich gegen ihn wehren können, wenn es drauf an kam?

    Der General packte seine Jacke und die Karte, binnen von Sekunden gingen sie zur Treppe.
    'Wenn du sie anrührst, bist du ein toter Mann', dachte er und die Wut in seinem Inneren begann wieder zu brodeln.

    Bei Sam und Jerry
    „Halt, warte, wir müssen in die Tiefgarage fahren, mein Auto steht unten“, raunte er.
    Sam trat einen Schritt zurück und befreite sich aus einem Griff. Doch Jerry drückte die Pfeiltaste, um die Tür wieder zu schließen und drückte die U-Taste, um hinunterzufahren. Sofort begriff er, dass Sam die Etagenknöpfe gedrückt hatte und nicht freiwillig mit ihm mitgehen würde.

    „So, mein Schatz, das hattest du also vor, aber vergiss es. Wenn du nicht freiwillig mitkommst, dann eben mit Gewalt“, sein Gesicht verzog sich zu einem boshaften Grinsen. Wieder packte er Sams Handgelenke, mit einem Satz zog er sie näher an sich, ohne das Sam sich groß wehren konnte und umklammerte ihren Körper. Sie saß in der Falle.

    Das Adrenalin rauschte durch ihre Adern und sagte ihr mit jeder Sekunde, die verging, dass das sie sich befreien musste. Er presste eine Hand auf ihren Mund und hinderte sie so daran, zu schreien. Mit der anderen Hand hielt er ihren Arm und umklammerte ihren Körper, so dass sie sich keinen Millimeter bewegen konnte.

    „Jetzt werde ich Jack auch einmal wehtun, so wie er es mit mir getan hat. Ihm fiel nämlich immer alles in den Schoß, weißt du. Erst Freddy, dann Rachel und die anderen, die ihm immer hinterhergelaufen sind. Rachel ist damals nur mit mir zusammen gewesen, weil sie Schuldgefühle gegenüber Freddy gehabt hatte, weil er gestorben ist und sie so schrecklich verliebt in Jack war. Und zu wem geht man dann? Richtig! Zu mir, um sich trösten zu lassen, sich auszuheulen und um Verständnis zu ernten. Aber denkst du, es denkt da einer an meine Gefühle?“

    Es hat sie damals auch nicht gekümmert, dass ich sie geliebt und begehrt hatte. Kaum war er weg, heulte sie Jack nach und immer dasselbe Thema. Uhhhh, ich bin so traurig, jetzt ist auch meine Liebe weg, aber hat sie oder Jack es gekümmert, wie es mir dabei ging? Sie hat mich nur benutzt, es war unerträglich, jeden Tag das gleiche. Sogar als ich mit ihr im Bett war, konnte sie nur an ihn denken. Jetzt sind sie dran, zu leiden. Er liebt dich und du bist seine Achillesferse, ich muss dir weh tun, um ihm zu verletzen“, endete sein Monolog.

    Sam riss die Augen auf, es war schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte mit seiner Rache und sie spürte, dass es keine leeren Worte waren. Es war purer Hass, kombiniert mit verletzten Gefühlen und Rachedurst, um Vergeltung zu üben für etwas, was schon so lange her war. Über die Jahre musste das Ganze grenzenlose Ausmaße angenommen haben. Doch jetzt, wo er Jack zufällig begegnet war, drangen all die Gefühle von damals an die Oberfläche und veranlassten ihn, so zu handeln.

    Wie sollte sie dem entkommen, was ihr bevorstand?

    Nach einigen Minuten öffnete sich die Aufzugstür im Untergeschoss und er schob sie vor sich her hinaus. Sam versuchte, sich zu wehren, doch es gelang ihr nicht. Dafür zog er seine Hand von ihrem Mund weg und drückte ihr einen harten Kuss auf die Lippen.

    In der nächsten Sekunde wurde er von hinten gepackt und mit vollem Schwung gegen die Wand geschleudert. Dabei ließ er Sam los, aber sie riss es ebenfalls zu Boden. Rachel eilte zu ihr und half ihr auf die Beine.
    „Alles okay mit dir? Hat er dich verletzt?“, fragte sie Sam besorgt.

    „Nein, es geht schon, ihr seid noch rechtzeitig gekommen“, erwiderte Sam atemlos.

    Benommen rüttelte sich Jerry wieder auf, um zum Gegenschlag auszuholen, das würde er sich nicht bieten lassen, doch Jack wich ihm geschickt aus und verpasste ihm einen Schlag in die Magengrube. Noch immer wollte Jerry nicht aufgeben. Blitzschnell schoss er nach oben und riss Jack mit sich fort. Ein Gerangel ging los, beide wollten die Oberhand gewinnen, aber Jack war durch seine Kampferfahrung ganz klar im Vorteil. Er nutzte die Kraft seines Gegners aus, um ihn zum Fall zu bringen, schlug dann ein paar Mal hart zu, bis Jerry eine blutige Nase hatte. Doch leider erwischte Jerry ihn auch, ein Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel.

    „Jack, hört jetzt auf“, rief Sam, aber keiner von beiden hörte zu.
    Nach einem letzten Kinnhaken stürzte Jerry zu Boden und blieb an die Wand gelehnt sitzen.
    „Wenn du Sam noch einmal anrührst oder in ihre Nähe kommst, dann werde ich dafür sorgen, dass du nicht nur im Gefängnis verrottest, sondern ich kann dich an ganz andere Orte verbannen lassen“, drohte er Jerry.
    „Es tut mir leid, was damals passiert ist, aber lass es dort, es bringt nichts, es in alle Ewigkeit mit dir herum zu schleppen. Rache ist keine Lösung und macht niemanden glücklich. Also belass es dabei. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, also schließ endlich damit ab“, sagte Jack, ließ von Jerry ab und wandte sich dann an die zwei Frauen.
    „Rachel, danke, ohne dich wäre sicher Schlimmeres passiert“, bedankte sich Jack.

    „Sam, alles okay mit dir? Geht's dir gut?“, aus seiner Stimme sprach Besorgnis, aber auch Erleichterung.
    „Ja, es geht schon“, wisperte Sam erschöpft. Er zog sie in seine Arme. Er hätte es sich nie verzeihen können, wenn ihr etwas zu gestoßen wäre und obendrein hätte er sein Wort gebrochen, das er damals Jacob gegeben hatte, als er versprach, auf sie aufzupassen und sie zu beschützen.
    Nach einer halben Ewigkeit lösten sie sich von einander.

    „Ich werde dann gehen“, verabschiedete sich Rachel. Sie fühlte sich überflüssig und sie brachte es nicht über sich, Jack danach zu fragen, weswegen sie eigentlich gekommen war. Sie würde eine andere Lösung finden für ihre finanziellen Probleme.

    „Tschüss! Man sieht sich sicher bald mal wieder“, rief sie ihnen zu und ging dann zu ihrem Auto.
    Jerry stand auf und verschwand ebenfalls ohne ein Wort.
    Nun waren sie allein.

    Ein paar Minuten später waren sie wieder auf ihrem Zimmer.
    „Es tut mir leid Sam, ich hätte besser auf dich aufpassen müssen“, versuchte Jack sich zu entschuldigen, er fühlte sich verantwortlich für das ganze Fiasko an diesem Abend.

    „Ist schon gut, aber was mich viel mehr verletzt hat, war, dass du sie geküsst hast“, sprach sie ihre Sorgen aus.
    „Oh, das tut mir leid. Ich war selbst so überrascht, wie impulsiv Rachel gehandelt hatte, ich wollte das gar nicht. Hast du uns beobachtet?“

    „Ja, ich habe euch gesehen, als ich mir etwas zu trinken holen wollte. Ich gebe zu, ich war etwas eifersüchtig,
    und es hat mich ein bisschen verletzt“, gestand sie ein und ihre Wangen färbten sich ein wenig rosa.
    Jack musste grinsen, weil es ihm auch manchmal so ging wie ihr an dem Abend.

    „Sam“, er kam näher und nahm sie in den Arm. „Ich liebe dich und ich möchte keine andere Frau. Ja, ich hatte einmal Gefühle für Rachel, aber das ist lange her. Ich habe so lange auf dich gewartet, dass wir zusammen sein können, da ist kein Platz für jemand anderen außer uns“, flüsterte er fast.

    Sams blaue Augen begannen zu leuchten bei seinen Worten. Sie legte ihren Arm um seinen Nacken und
    küsste ihn liebevoll.

    Sam würde er nie wieder hergeben. Wenn er eines aus dieser Sache gelernt hatte, dann das, dass er sich Sam mehr öffnen musste und er würde ihr morgen alles erzählen.
    Jack zog sie enger an sich heran und küsste sie erneut, er wollte sie mit Leib und Seele spüren und ihr nahe sein.
    Denn sie beide gehörten zusammen.

    Fortsetzung folgt…
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  20. Danke sagten:


  21. #32
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    Standard Kapitel 23

    Jugendsünden
    … werden nicht vergessen, aber vielleicht irgendwann vergeben …
    – Kapitel 23

    Der Abend war lang und anstrengend gewesen. Obwohl Sam so viel durchgemacht hatte, war sie zur Rezeption gegangen und hatte für Jacks geschwollene Lippe Eis zum Kühlen besorgt, welches er nachdenklich darauf legte. Danach hatten sie sich ins Bett gelegt und Sam hatte sich schweigend in seinen Arm gekuschelt. Obwohl sie eine Menge Fragen hatte, hatte sie Jack keine einzige gestellt.

    Der General beobachtete den Körper seiner Geliebten. Ihre Atemzüge waren ruhig und gleichmäßig.
    Er hatte Jerry unterschätzt. Hätte er geahnt, was er vorgehabt hatte, hätte er Sam sicher keinen Augenblick aus den Augen gelassen. Noch einmal stand ihm die Szene vor Augen, als er Sam und Jerry gesehen hatte, als er sie aus dem Aufzug geschoben und gegen ihren Willen geküsst hatte.

    'Was war nur aus seinem damaligen Freund geworden? Hatte ihn der Hass so sehr zerfressen, dass er Jack um jeden Preis wehtun wollte?' Anders konnte er sich sein Handeln nicht erklären.
    Er starrte in die Dunkelheit und wusste, dass die Zeit gekommen war, sich allem zu stellen. Ob Sam ihn dann immer noch so sehen würde? Konnte sie so jemanden wie ihn dann immer noch lieben?

    Er seufzte, die Last der Vergangenheit lag schwer auf seinen Schultern, erneut drohte sie an die Oberfläche zu kommen und ihn zu übermannen. Er drückte Sam noch enger an sich, er brauchte sie jetzt mehr denn je. Sie war sein Anker, der ihn festhielt und ihm Kraft verlieh, um nicht vom Sog seiner Schuldgefühle fortgerissen zu werden.

    Irgendwann wurden seine Augenlieder schwer, so dass er nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfte.
    Obwohl er durch die Ereignisse des Abends geschafft war, träumte Jack.

    Er saß auf der Bank in der Umkleide des Stargatecenters. Die Tür hinter ihm wurde geöffnet und jemand kam herein.
    „Was willst du jetzt tun?“ Jack drehte sich um, er hatte die Stimme seines Freundes erkannt.
    Teal’c hatte gesprochen.

    „Ich werde es ihr erzählen“, seine Antwort hatte etwas Schwermütiges. Zweifel und Ängste schwangen darin mit.
    „Das ist nicht einfach, das erfordert eine Menge Vertrauen und Mut“, erwiderte Teal’c sanft.
    „Ja, ich wollte eigentlich nie wieder darüber sprechen, doch wie es aussieht, ruht die Vergangenheit nicht. Jugendsünden werden nicht vergessen, aber vergeben …?“, seine Stimme klang traurig und sein Blick war in die Ferne gerichtet.

    „Jack, es wird Zeit …“, forderte sein Freund Jack auf und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
    „Zeit wofür?“, wollte Jack wissen.
    „Ich begleite dich ein Stück auf deinem Weg“, erklärte ihm der Jaffa.
    Jack stand auf, er wusste, dass es zwecklos war und so verließen sie die Umkleide. Gemeinsam gingen sie durch die verlassenen Korridore des SGCs. Gerade als er dachte, sie würden durch das Tor gehen, so standen sie doch im nächsten Moment im Wald. Er kannte diesen Ort, er war düster und dunkel. Die einzigen Laute, die durch den Wald hallten, waren das Flattern von Flügeln und das Krächzen von Raben. Dichter Nebel verschleierte ihnen die Sicht, doch Teal’c wusste anscheinend, wo es lang ging. Dieser Ort bereitete ihm Unbehagen.
    „Wo bringst du mich hin?“, wollte der General wissen.

    „Zu den Ruinen“, Teal’cs Antwort war kurz und bündig.

    Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, schließlich erreichten sie die Ruinen. Sie waren mit vielen Tausend Kerzen erhellt und das Licht strahlte hell und freundlich zu ihnen hinüber. Es hatte etwas Hoffungsvolles in dieser düsteren Umgebung. Alles außerhalb der Mauern lag im Dunkeln und im dichten Nebel verborgen.
    Dann setzte sich Teal‘c ans Lagerfeuer und nahm seine Meditationsposition ein und Jack setzte sich neben ihn.
    'Wollte er jetzt sein Kelnorem abhalten?'

    Der Krieger konzentrierte sich auf sich, als er seine Augen für einen Moment schloss.
    „Ist meine Prüfung nun beendet?“

    „Nein, eine liegt noch vor dir. Ich weiß, dass du an dir zweifelst, aber du musst an dich glauben und Vertrauen haben“, entgegnete der Jaffa.

    „Kann ich mich selbst überwinden?“, stellte er eine dieser ungewissen Fragen, die ihm auf der Zunge lagen.
    „Es liegt ganz bei dir …“, antwortete der Krieger und sah seinen Freund ernst an.
    „Teal’c, ich …“

    „Ja, ich weiß, dass du Angst hast, dich ihr zu öffnen und dass eine Menge Gefühle in dir toben und dich quälen …
    Du fühlst dich schuldig und verantwortlich für das, was damals geschehen ist, doch du musst dich davon frei machen. Denn nur, wenn du erkennst, dass du auch nur ein Mensch bist und Fehler machst, kannst du dich auch überwinden und mit dir selbst ins Reine kommen.

    Du musst die Vergangenheit los lassen, wenn es an der Zeit ist. Halte nicht weiter am Schmerz fest … Jugendsünden passieren“, erklärte ihm sein Freund. Seine Stimme klang warm und freundlich.
    „Teal’c , ich bin dafür verantwortlich, der Autounfall und der Tod von Freddy waren keine natürliche Todesursache“, es zu denken war schon schwer, aber es auszusprechen war noch schwerer. Seine Schuldgefühle und Trauer drückten wie eine schwere Last auf seine Seele.

    „Jack, Freddys Tod hättest du nicht verhindern können. Seine Zeit war abgelaufen und das weißt du … Wäre er nicht zu diesem Zeitpunkt gestorben, so hätte seine Krankheit nur wenige Monate später zu seinem Tod geführt, sein Leiden hätte sich nur um ein paar Monate verlängert“, versuchte er Jack die Situation klar zu machen. Er konnte die Situation mit genug Abstand von außen betrachten. Jack dagegen war zu sehr involviert und dadurch befangen. Seine Gefühle beherrschten ihn.

    Es fiel ihm schwer, zu akzeptieren, was vor so vielen Jahren geschehen war. Freddy war sein bester Freud gewesen. Sie waren zusammen aufgewachsen und zusammen in den Kindergarten gegangen, waren in derselben Klasse gewesen und hatten so einige gemeinsame Freunde. Eine tolle Zeit und viele schöne Erinnerungen verbanden ihn mit seinem Freund.

    Das Gesicht des Generals sah angespannt und gequält aus. Er seufzte, als die Erinnerungen der letzten gemeinsamen Zeit noch einmal vor seinen Augen abliefen.
    „Ich weiß …“, ein kalter Schauer lief ihm bei den Erinnerungen über den Rücken.
    Freddy war erst sechzehn Jahre alt gewesen, als man bei ihm chronische Leukämie festgestellt hatte. Von da an begann sich das Leben für Freddy zu verändern. Häufige Besuche beim Arzt. Immer wieder Fehlzeiten in der
    Schule und längere Aufenthalte im Krankenhaus. Statt wie ein normaler Teenager zu leben, musste er sich
    einen lebensgefährlichen Gehirntumor entfernen lassen und sich einer Chemotherapie unterziehen.

    Jack, Rachel, Jerry und seine anderen Freunde hatten ihn oft zuhause und im Krankenhaus besucht und gehofft, dass er irgendwann wieder auf die Beine kommen würde. Sie waren eine Clique gewesen. Hatten sich jeden Tag gesehen und waren oft um die Blocks gezogen. Manchmal spielten sie anderen Streiche oder forderten sich gegenseitig zu Mutproben heraus.

    Aber stattdessen begann Freddy, sich zu verändern. Sowohl äußerlich, als er durch die Chemotherapie seine Haare verlor, als auch charakterlich. Am Ende war er nicht mehr der Freund, den Jack seit seinen Kindertagen kannte.
    Rachel und Jack waren die einzigen außer seinen Eltern, die Freddy regelmäßig im Krankenhaus besucht hatten. Freddy war anfangs noch optimistisch gewesen, dass er die Krankheit besiegen konnte und kämpfte dagegen an, in dem er sich erst den Gehirntumor entfernen ließ und anschließend die Chemotherapie machte.
    Doch sein stark geschwächtes Immunsystem zwang ihn immer wieder zu weiteren Aufenthalten im Krankenhaus. Infektionen im Rachenbereich, allmählich aufkommende Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten setzten dem Jungen immer mehr zu.

    Die Krankheit begann, seinen Freund zu zermürben, schlimmer waren seine ausgeprägten Depressionen.
    Er wirkte am Ende nur noch wie ein Schatten seiner selbst. Der fröhliche Junge, der er einst gewesen war,
    existierte nicht mehr, er sah blass und ausgemergelt aus. Irgendwann wurde Freddy klar, dass er die Krankheit nicht besiegen konnte.

    Nachdem ihm bewusst wurde, dass er nicht mehr genesen würde, weigerte er sich, weiter im Krankenhaus zu bleiben. Die letzten Monate verbrachte er bis zu dem Autounfall zuhause. Eine ausgebildete Krankenschwester kümmerte sich um ihn.
    Ein allerletztes Mal wollte Freddy sich wie ein Teenager fühlen, mit seinen Freunden ausgehen und Spaß haben, bevor ihn seine Kräfte endgültig verließen.

    Schmerz spiegelte sich in Jacks Augen wieder, er hätte alles dafür gegeben, wenn er diesen Tag, den letzten Tag in Freddys Leben, hätte verändern oder rückgängig machen können.
    „O’Neill, du wirst es schaffen“, ermutigte ihn der Jaffa.

    „Tatsächlich?“, fragte er und der typische ironische Unterton war aus diesem einen Wort zu hören.
    „Verschließe dich nicht und hab Vertrauen. Die Liebe kann alle Wunden heilen, dann kannst du alle Hindernisse überwinden“, gab er Jack einen letzten Rat.

    „Danke, mein Freund“, erwiderte er. Teal’c nickte.
    Jacks Blick glitt zum Feuer. Die Flammen zügelten nach dem Holz. Es wurde auf einmal so hell, das es den General blendete und er seinen Arm vor seine Augen schob, um sie zu schützen.

    Jack blinzelte, es war hell, die ersten Sonnenstrahlen fielen durch einen Spalt im Vorhang ins Zimmer. Es war Morgen. Sein Blick glitt zu Sam, die gerade aufwachte.
    Sie sah ihm in die Augen. Ihre blauen Augen strahlten ihn an.

    „Hi“, flüsterte sie.
    „Hi“, erwiderte er, seine Stimme war nur ein Wispern.
    „Alles ok? Geht es dir gut?“, fragte sie leise.
    „Ja, ich hab heute Nacht gegen meine inneren Dämonen angekämpft“, sagte er leise.
    „Oh. Magst du mir davon erzählen?“, fragte sie sanft.
    „Ich möchte später mit dir zu einem besonderen Ort fahren. Es tut mir leid, dass ich so verschlossen bin.
    Manchmal frage ich mich, was du mit so einem so verkorksten und sturen Mann möchtest. Was du am mir liebst.“
    „Es gibt viele Dinge, die ich an dir liebe, aber am meisten liebe ich an dir, das du so bist wie du bist. Alles was dich ausmacht. Deine Stärken und Schwächen, deine Verletzlichkeit hinter der harten Schale, deine liebevolle Art,
    dich um andere zu kümmern. Du möchtest alles mit dir alleine ausmachen, aber das musst du gar nicht.
    Du bist nicht alleine, wenn du mich lässt … dann möchte ich dir helfen, deine schwere Last zu tragen.
    Ich bin jetzt deine Familie.

    Ich liebe dich und nichts wird etwas daran ändern“, wisperte sie.
    Ihre Worte berührten sein Innerstes, Wärme breitete sich tief drinnen ihn ihm aus, ein Lächeln kräuselte seine Lippen.

    „Sam, du bist eine unglaubliche Frau. Du hast ein großes Herz, ich weiß nicht, mit was ich dich verdiene, aber ich bin froh, dass du da bist. Ich liebe dich“, seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber es reichte, um Sams Augen noch mehr zum Strahlen zu bringen. Sie zog ihn noch näher zu sich und küsste ihn zärtlich. Die feine Berührung ihrer Lippen löste eine Welle von Glücksgefühlen in seinem Körper aus.

    Solche Momente waren selten und gaben ihm Kraft für das, was er an dem Tag vor hatte.
    Die Wahrheit zu offenbaren, erforderte eine Menge Mut und Vertrauen und Jack würde sie aufbringen.

    Fortsetzung folgt …
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  22. Danke sagten:


  23. #33
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    Standard

    Hi ihr Lieben,
    nun ist es wieder soweit. Dieses Kapitel, war eine kleine Herausforderung. Aber die kleine Zeitreise in Jacks Jugendzeit der 60er/70er Jahre hat Spaß gemacht. Ich habe mir eine Menge Musik aus der Zeit angehört um in die richtige Stimmung zu kommen und hab dann ein paar besondere Songs ausgewählt für den neuen Teil. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und wünsch euch viel Spaß beim lesen.
    Danke Tamara für deine Mühe.

    Danke für eure Feedbacks zu den anderen Kapiteln und fürs Danke drücken.
    Liebe Grüße Amy =)

    ****************************


    Rückblick in die Vergangenheit …
    – Kapitel 24 –


    Nun war es soweit. Sie waren angekommen an dem besonderen Ort, zu dem Jack mit ihr fahren wollte.
    Noch saßen sie im Auto und Sam sah Jack fragend an.
    „Möchtest du das wirklich tun? Wir können auch wieder gehen, ich kann es verstehen“, meinte Sam sanft.
    Sie selbst ging nicht gerne an so einen Ort, er weckte Erinnerungen und machte sie traurig.

    „Nein, ich muss es auch für mich selbst tun und ich möchte dir von meiner Vergangenheit erzählen“, erwiderte der General entschlossen. Mit einem Ruck öffnete er die Autotür und stieg aus. Sam holte die Blumen vom Rücksitz.
    Schweigend gingen sie durch das Tor in den Friedhof. Es war eine Ewigkeit her, dass er das letzte Mal hier gewesen war.

    „Ich weiß nicht genau, wo ich beginnen soll …“, begann der General. Sie waren beim Grab seines Freundes angekommen. Es war ein gepflegtes Grab mit einem schlichten Grabstein, ein paar frischen Blumen steckten in einer Messing-Vase am Grab. Die weißen Lilien, welche sie mitgebracht hatten, stellte er daneben.
    „Das ist Freddys Grab, er war mein bester Freund“, flüsterte Jack mit rauer Stimme.

    Auf dem Grabstein stand in gut zu lesenden Buchstaben: „Frederik Matthew“

    „Du hast Jerry und Rachel bereits kennengelernt, wir waren eine Clique. Dazu gehörten noch Kathy,
    Owen, Summer und Freddy. Freddy war mein bester Freund, mit ihm bin ich zusammen in den Kindergarten
    und zur Schule gegangen. Wir kannten uns schon sehr lange, so wie du und dein Freund Thayson.
    Wir waren fast wie Brüder“, erzählte der General. Seine Stimme klang traurig und leise.
    Er musste sich überwinden, es fiel ihm nicht ganz leicht, wie Sam bemerkte, aber sie fand es mutig, dass er es versuchte.

    „Was ist damals passiert?“, fragte sie leise.
    „Er brach eines Tages in der Schule zusammen, so dass seine Eltern ihn ins Krankenhaus brachten. Damals dachten sie, er bräuchte einfach mal nur Ruhe und er wäre überarbeitet. Doch das war es nicht. Er sah schon immer blass aus und war häufig krank. Doch als er immer häufiger Fieber bekam, über Müdigkeit und Migräne klagte, fuhren sie mit ihm ins Krankenhaus, um herauszufinden, was mit ihm los sei.
    Ein paar Tage später bekam er die Testergebnisse, die leider positiv ausfielen, die Diagnose hieß 'lymphatische Leukämie'.

    Bei einer Kernspintomographie fand man einen lebensgefährlichen Tumor in seinem Kopf, der vermutlich verantwortlich war für seine häufigen Migräne-Anfälle. Des Weiteren fanden sie heraus, dass die Krankheit bereits chronisch und ein Teil der Zellen im Knochenmark schon befallen war.

    Ab da veränderte sich alles. Anfangs war Freddy noch optimistisch, in der ersten Phase der Trauer, aber tief in seinen Inneren wusste er wahrscheinlich, dass seine Zeit abgelaufen war.
    Er ließ den Tumor entfernen und machte eine Chemotherapie. Anfangs kamen ihn alle aus unserer Clique noch oft besuchen, doch je länger seine Aufenthalte im Krankenhaus wurden, desto seltener wurden ihre Besuche.
    Er erinnerte sie zu sehr daran, was auch ihnen eines Tages passieren könnte.

    Rachel und Freddy waren damals ein Paar, doch als er begann, sich zu verändern, fiel es ihr immer schwerer,
    mit ihm zusammen zu sein. Die Situation lastete zu schwer auf beiden, als dass sie es hätten tragen können.
    Rachel und ich verbrachten sehr viel Zeit zusammen. Wir stützten uns gegenseitig. Sie als seine Freundin und
    ich als sein bester Freund verbrachten Stunden, sogar Tage damit, im Krankenhaus zu sitzen und zu warten und hoffen, dass sich sein Zustand verbesserte. Doch es wurde immer schlimmer, durch die Chemo verlor er seine Haare und seine Depressionen wurden immer schlimmer.

    Beim letzten Besuch im Krankenhaus, als wir erfuhren, dass er nie mehr gesund werden würde, brach Rachel zusammen“, Jacks Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein, als sei er gar nicht da.

    Flashback…

    Jack saß draußen auf dem Dach des Krankenhauses und starrte in die Ferne. Die Sonne ging gerade unter. Die Diagnose Chronische Leukämie zu verdauen, war schon schwierig gewesen, aber jetzt auch noch zu erkennen, dass er es nicht schaffen würde, machte Jack fassungslos. Er konnte es nicht glauben, nein, er weigerte sich, darüber nachzudenken.

    „Jack …“, hinter ihm stand Rachel. Sie sah blass und fertig aus.

    Anscheinend hatte sie es gerade ebenfalls erfahren, als sie zu Freddy ins Zimmer gerufen wurde. Er wollte mit ihr alleine sprechen. Er hielt die Situation einfach nicht mehr aus. Seine Gefühle für Rachel, die er versuchte, zu unterdrücken, was ihm immer schwerer gelang. Seine Schuldgefühle Freddy gegenüber, weil er mit seinem Freund nicht offen darüber sprechen konnte, dass er Rachel begehrte. Ja, sie liebten beide dasselbe Mädchen und nun hatte er das Gefühl gleichzeitig zwischen allen Stühlen zu sitzen und er konnte sich für keinen entscheiden.
    Er war doch sein bester Freund, dem er über alles vertraute und er fluchte über ein Versprechen, das sie sich gegeben hatten, an das er sich gebunden fühlte.

    Er konnte seinen Freund nicht betrügen … ihm nicht sein Mädchen ausspannen, ihn so verletzten.
    Freddy war krank und würde in ein paar Monaten sterben …
    „Jack … er wird sterben …“, ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    Der Junge drehte sich zu ihr um und blickte in ihr tränennasses Gesicht.

    „Ich weiß …“, hauchte er zurück. Jack konnte es selbst kaum glauben, unfähig sich von der Stelle zu rühren. Rachels Knie gaben nach, er nahm sie in den Arm. Er musste sich jetzt an jemandem festhalten, bevor er den Boden unter seinen Füßen verlor. Er spürte ihre Wärme und ihren heißen Atem auf seiner Wange.
    Gequält klammerte er sich noch fester an sie. Er durfte sie nicht berühren, an ihre roten Lippen denken, sie war Freddys Freundin. Rachel war so nah und doch so fern.

    „Es wird wieder alles gut …“, murmelte er automatisch und doch glaubte er selbst nicht an seine daher gesagten Worte.
    Sie sah ihm ihn seine braunen Augen. Ihr Blick war so intensiv, dass er in ihm versinken konnte. Sie streichelte ihm über seine dunklen Haare, während ihre Gesichter immer näher rückten. Ihre Lippen berührten sich in einem zarten zurückhaltenden Kuss. Er schmeckte die Süße ihrer Lippen und das Salz ihrer Tränen. Was ihn für einen Augenblick glücklich machte, ihn tröstete.

    Doch als er das Salz ihrer Tränen schmeckte, wurde ihm schlagartig bewusst, was sie da gerade taten. Er löste sich von ihr und schluckte schwer.

    „Jack, ich liebe dich …“, hauchte sie.
    „Wir dürfen das nicht, das wäre unrecht …“, entgegnete Jack, der sich nur noch schuldiger Freddy gegenüber fühlte.
    „Ich weiß … es tut mir leid“, wieder kullerten Tränen über ihre Wangen.
    „Ich wollte mit ihm Schluss machen, aber ich kann es nicht …“, flüsterte sie.
    Jack blickte auf, hatte er sich verhört?

    „Ich würde gerne mit dir zusammen sein, aber ich kann ihm nicht so weh tun! Hast du gesehen, wie er gestrahlt hat, als ich ihn vorhin besucht habe? Schaffst du es, ihm das Leuchten zu nehmen? Ich schaffe es nicht. Ich gebe es zu, dass mich die Schuldgefühle innerlich zerreißen“, fügte sie hinzu.
    „Ich kann es auch nicht, auch wenn es mich zerreißt“, meinte Jack und ließ sie oben auf dem Dach stehen.

    Drei Monate später…

    „Du willst in deinem Zustand noch einmal ausgehen?“, fragte Jack schockiert seinen Freund. Der Junge sah zwar besser aus, aber Jack kannte seinen Zustand und seine erhöhte Infektionsanfälligkeit.
    „Ja, kannst du es nicht verstehen, dass ich mich noch einmal wie ein normaler Teenager fühlen möchte?
    Ich brauche Abwechslung! Dauernd zu Hause herumhängen, im Bett liegen, im Krankenhaus, ich kann’s nicht mehr sehen. Die sterile Umgebung, die Menschen, die mit mir umgehen, als wäre ich aus Glas. Die übertriebene Vorsicht, mit der mich alle behandeln, als wäre ich ein rohes Ei. Ich möchte mal wieder unter Menschen gehen und leben.
    Ich werde bald nicht mehr herumlaufen können und als Pflegefall im Bett herumliegen und dann ins Gras beißen …“, entgegnete Freddy energisch. Damit hatte er irgendwie recht. Dagegen konnte Jack nicht argumentieren.

    „Ok, dann heute Abend, ich komm dich abholen“, gab Jack nach. Freddy hatte mit allem Recht, was er sagte.
    Fast alle behandelten ihn mit extremer Vorsicht, um den armen Jungen möglichst wenig zu belasten. Aber im Grunde wussten sie selbst nicht genau, wie sie mit der Situation umgehen, mit ihr fertig werden sollten. Sie waren selbst tief in den fünf Phasen der Trauer involviert.

    Eines Tages kam der Pastor des Krankenhauses zu Freddys Eltern, um mit ihnen zu sprechen, nach dem sie erfahren hatten, dass Freddy sterben würde.

    Er erklärte ihnen, dass sie die fünf Phasen der Trauer durchmachen würden, genau wie Freddy.

    1. Verleugnen, die „Nicht-wahrhaben-wollen“ Phase

    2. Wut, in der die Emotionen hochkochen. Es treten Neid auf die Lebenden und unkontrollierte Wutausbrüche auf die auf, die ihr Leben weiter leben und ihre Lebensträume und -pläne verwirklichen können, die nicht von der Krankheit betroffen sind, wie Angehörige, Freunde, Familie, Ärzte, Schwester usw.

    3. Verhandeln, in der sie mit kindlichem Eifer im Wechsel von Zorn und Trauer mit Gott verhandeln.

    4. Depressionen, in welcher beim Sterbenden Gefühle des Zorns und der Wut durch Gefühle der Verzweiflung und des Verlustes abgelöst werden.

    5. Akzeptanz, die letzte Phase ist gekennzeichnet von einem Erwarten des Todes, die Gefühle des Auflehnens sind vorüber, der Kampf vorbei, der Schmerz vergangen.
    Freddy selbst schwankte zwischen der zweiten und der dritten Phase seiner Trauer, zwischen Wut und Verhandeln mit Gott. Mit seinen unkontrollierten Wutausbrüchen vergraulte er seine anderen Freunde, wie Kathy, Owen und Summer. Nachdem er sie beschimpft und mit Gegenständen nach ihnen geworfen hatte, kamen sie nur noch selten zu Besuch. Jack und Rachel waren die einzigen, die zu Freddy standen und mit ihm litten.

    Jack selbst schwankte zwischen der vierten und fünften Phase, der Akzeptanz, wenn auch nicht ohne schlechtem Gewissen. Er fühlte sich selbst so machtlos und ohnmächtig, dass er seinen besten Freund verlieren würde, weil er nichts tun konnte und hatte starke Schuldgefühle, weil er für Rachel, die Freundin seines besten Freundes, mehr empfand als bloße Freundschaft. Jack war gefangen im Kreislauf seiner eigenen Gefühle, die ihn nicht los ließen, seines schlechten Gewissens und seines Begehrens, was er nicht haben durfte. Mit Freddy konnte er nicht darüber sprechen, ohne mit ihm zu brechen. Dass Freddy im Sterben lag, machte die ganze Situation noch viel schlimmer. Er hätte sich die Hölle nicht besser ausmalen können, als die Situation, in der er sich momentan befand, in der so vieles falsch lief.

    Rachel selbst steckte in der vierten Phase, der Depression, fest. Für sie ging das Leben weiter, aber gleichzeitig schaffte sie es nicht, Freddy loszulassen und über ihren bevorstehenden Verlust zu weinen. Sie verliebte sich in Jack, in dieser schwierigen Zeit rückten sie alle ein bisschen näher, schaffte es aber aus emotionalen Gründen nicht, mit Freddy Schluss zu machen und ihn gehen zu lassen. So fühlte sich Rachel zu Jack hingezogen, der ihr Halt gab. Sie war im Sumpf ihrer Gefühle gefangen, ohne selbst heraus zu finden aus dem Irrgarten.

    Der Abend kam und Jack holte Freddy zum Ausgehen ab. Seine Eltern hatten nach einer langen Debatte nachgegeben und erfüllten Freddys Wunsch, noch einmal auszugehen und sich als Teenager zu fühlen.
    Jack hatte es übernommen zu fahren und holte Freddy, Rachel und Jerry nacheinander mit seinem Auto ab. Sein bester Freund setzte sich neben ihn auf den Beifahrersitz. Sie begrüßten sich wie früher, als sie noch jeden Abend um die Blocks gezogen waren.

    „Hi“, rief er ihm zu und sie drückten kurz ihre Fäuste aneinander.
    Danach stieg Rachel zu ihnen ins Auto. Freddy drehte sich zu ihr zum Rücksitz, um Rachel zu küssen. Sie ließ es geschehen. Er flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr. Jack sah weg, allein es zu wissen, dass sein Freund das immer tun konnte, wann er wollte, verpasste ihm einen Stich.

    Worauf hatte er sich eingelassen? Einen Abend, an dem er sich aus Liebe zu seinen Freund quälen würde und zusehen musste, wie die zwei den ganzen Abend knutschten. Jack verdrängte den Gedanken und machte den Motor an, um Freddy das Signal zu geben, dass er jetzt los fahren wollte. Es klappte, sein Kumpel setzte sich hin.
    „Der Abend wird klasse, Jack“, rief Freddy voller Inbrunst. Er war so fröhlich und gut gelaunt wie schon lange nicht mehr. Sie wollten zu der Party eines Klassenkameraden, der etwas außerhalb der Ortschaft wohnte. Freddy drehte das Radio voll auf, so dass die Musik aus allen Lautsprechern dröhnte. So war jede Unterhaltung unmöglich, ohne gegen die extreme Lautstärke anzubrüllen.

    Rachel tippte Freddy auf die Schulter, er blickte nach hinten und drehte das Radio für einen Augenblick runter.
    „Jack, kannst du nicht die Autoheizung hoch drehen? Es ist eiskalt hier“, bat sie Jack darum. Jack nickte und tat, um was Rachel ihn gebeten hatte. Freddy drehte die Musik wieder auf, als „Jailhouse Rock“ von Elvis Presley gespielt wurde. Rachel zog ihren Mantel enger um ihren Körper. Es war Februar, tiefster Winter mit eine Menge Schnee und Eis und Minusgraden bis zu -14C°. Auf der winterlichen Straße glitzerte das Eis.

    Sie erreichten Jerrys Haus, er wartete bereits auf sie. Er winkte ihnen zu und hörte, dass die Party wohl schon im vollen Gange war. Elvis Stimme dröhnte aus den Lautsprechern.
    Jetzt waren sie komplett. Summer, Owen und Kathy würden selbst mit einem Auto zur Party kommen. Während Jerry und Freddy so richtig in Feierstimmung kamen, graute Jack vor dem Abend.

    Als sie bei der Party ankamen, war Freddy in bester und ausgelassener Stimmung. Er nahm Rachel bei der Hand und ihr blieb nichts anderes übrig, als mit ihm zu gehen. Jerry machte Späße und Jack hörte seinem Freund
    nur mit halbem Ohr zu und lachte ab und zu darüber. Er reichte Jack ein Bier und sie stießen aufs Leben an,
    das in Jacks Augen gerade so beschissen lief.

    Er warf einen Blick auf Rachel und Freddy, der ihr gerade einen Becher mit Bowle reichte und ihr einen Kuss auf den Mund drückte. Er würde sich das nicht weiter ansehen, wie glücklich Freddy mit dem Mädchen war, für das er Gefühle hatte. Er musste damit Schluss machen, wenn sie es nicht konnte, dann er. So ein Verhältnis brachte nur Verdruss und Ärger und es war nicht richtig. Wenn er es genau nahm, betrogen sie beide Freddy.
    Er konnte es einfach nicht mehr.

    Weder ihnen beiden zu zusehen, noch es zu ertragen, dass sie einen anderen küsste.
    Er beschloss, den beiden nicht weiter zuzusehen und für den Augenblick im Hier und Jetzt zu leben.
    Kathy blickte zu ihm hinüber. Sie beobachtete ihn schon eine Weile.
    Mit ihren langen glatten blonden Haaren, ihren grünen Augen und ihrer schlanken Figur war sie sehr attraktiv.
    Dass ausgerechnet sie keinen Freund hatte, wunderte ihn. Jack stellte sein Bier ab und erhob sich und ging zu ihr hinüber.

    „Hi“, er lächelte sie an.
    „Hi Jack“, rief sie ihm zu. Ihre grünen Augen strahlten ihn an.
    Er beugte sich zu ihr nach unten. „ Du siehst sehr hübsch aus“, flüsterte er ihr ins Ohr. Kathy errötete leicht und grinste ihn an.

    „Danke“, rief sie ihm zu.

    „Hast du Lust, mit mir zu tanzen?“, forderte er sie zum Tanzen auf. Zur Antwort schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. Auf der Tanzfläche war schon einiges los. Die jungen Leute tanzten zu den Beachboys „Surfin’ USA“.
    Die Stimmung war dementsprechend gut und ausgelassen. Die jungen Leute sangen mit. Musik aus den 60er Jahren wurde gespielt. 1970 war das die aktuelle angesagte Musik.
    Angeheizt von der Musik tanzten die jungen Leute gerade Rock'n'Roll. Ihre bunten Petticoats und Kleider flogen und wirbelten nur so durch die Luft.

    Rachel trug ein blaues Kleid, das ihr hervorragend stand. Kathy dagegen trug einen roten Rock mit weißen Tupfen und eine dazu passende kurzärmelige Bluse
    Neben der rockigen Musik wurde auch Twist und Swing getanzt, und hin und wieder wurde das Licht gedimmt und zu langsamerer Kuschelmusik wurde Blues getanzt.
    Nun war es mal wieder soweit, Elvis Stimme hallte durch den Raum, als eine neue Platte aufgelegt wurde. „Don’t“ war das erste Lied.

    Etliche Pärchen standen in enger Haltung auf der Tanzfläche und drehten sich im Takt der Musik. Kathy legte ihre Arme um seinen Nacken und Jack zog sie enger zu sich, als er seine Arme um ihre schlanke Taille legte. Sie war nicht Rachel, aber sie im Arm zu halten, tröstete ihn. Sie war ein tolles Mädchen und eines, das er haben durfte.
    Es war so viel einfacher mit Kathy zusammen zu sein. Sie sah zu ihm nach oben. Jack war fast einen ganzen Kopf größer als sie, aber das störte sie nicht. Zufrieden lehnte sie ihren Kopf an seine Brust.

    Rachel warf einen traurigen Blick zu Jack, der mit Kathy tanzte und sie ignorierte, während sie selbst mit Freddy tanzte, sich aber im Grunde nach Jack sehnte.

    Die nächsten Töne eines neuen Lieds erklangen und Jack rührte sich nicht von der Tanzfläche, als "I can’t help falling in love with you" gespielt wurde. Viele Pärchen begannen zu schmusen oder sich zu küssen. Kathy und Jack kannten sich schon lange, aber auf diese Weise waren sie sich bis jetzt noch nicht nahe gekommen, obwohl sie ein festes Mitglied der Clique war. Er wollte alles um sich herum vergessen, als sie sich eng im Takt der Musik bewegten.
    Er blickte in ihre grünen Augen, fühlte ihren heißen Atem auf seiner Haut und fühlte sich auf angenehme
    überraschende Art zu ihr hingezogen. Obwohl er noch Gefühle für eine andere hatte, aber vielleicht wollte er auch bloß den stechenden Schmerz in seiner Brust betäuben.

    Er wusste es nicht, wahrscheinlich spielte alles eine Rolle.
    Ihre roten Lippen wirkten verführerisch auf ihn, als sich ihre Gesichter näherten. Sie stellte sich auf ihre Zehenspitzen, um Jack näher zu kommen und er beugte sich leicht zu ihr hinunter, um sie zu küssen.
    Ihre Lippen berührten sich erst hauchzart und vorsichtig, doch sie wurde mit jeder Sekunde mutiger und
    gewährte Jacks Zunge Einlass. Es fühlte sich für ihn gut an, Kathy war nicht Rachel, aber jemand, den er sehr gerne mochte. Ihr erster Kuss endete und sie schenkte ihm ein glückliches Lächeln.

    Mit Kathy könnte er vielleicht glücklich werden, er mochte sie, aber ob er mehr für sie empfinden würde, dass müsste er noch herausfinden. Ihr erster Kuss war schon einmal nicht schlecht. Das Gefühlschaos mit Rachel könnte er keine weitere Sekunde ertragen. Das Lied endete und sie blieben stehen.
    „Möchtest du einen Punsch trinken?“, fragte er sie.

    Kathy nickte und entschuldigte sich für einen Augenblick und verschwand in Richtung Flur. Jerry kam zu ihm hinüber und grinste ihn breit an.
    „Jack, du Frauenheld, monatelang lief nichts zwischen euch und nun flirtet sie heftig mit dir“, meinte sein Kumpel lachend.

    „Sie ist einfach süß“, gab er zurück. Er würde niemals zugeben, dass er das Versteckspiel mit Rachel und Freddy satt hatte und sich nach jemandem sehnte, mit dem er ohne schlechtes Gewissen Hand in Hand durch die Stadt laufen konnte.

    Jack schenke Bowle in zwei Becher und nahm einen Schluck daraus. In der Erdbeerbowle war eindeutig Alkohol drin, aber es störte ihn nicht.
    Eine Minute später stand Kathy vor ihm.
    „Hier für dich“, er reichte ihr den zweiten Becher mit Bowle.
    „Sollen wir ein bisschen raus gehen?“, fragte sie ihn, darauf hatte er gewartet. Sie gingen in den Flur und setzten sich auf die Treppe im Flur. Kaum hatten sie sich hingesetzt, schon küssten sie sich wieder. Ihre Arme schlang sie um seinen Nacken.

    Er lebte im Hier und Jetzt …

    Rachel entschuldigte sich und ging Jack hinter her. Am Ansatz der Treppe, als sie die beiden oben an der Treppe entdeckte, stockte ihr der Atem. Es verletzte sie, dass Jack eine andere küsste und dazu noch Kathy, die schon lang hinter Jack her war. Tränen schossen ihr in die Augen und sie umschlang ihren Körper mit ihren Armen. An die Wand gelehnt starrte sie zu den beiden hinauf, die sie nicht bemerkten und in ihrer eigenen Welt vertieft waren.
    „Hast du wirklich gedacht, dass er seinen besten Freund für dich verrät?“, Rachel schreckte auf. Jerry stand neben ihr. Erschrocken starrte sie ihn an.

    „Wie …, seit wann weißt du es?“, stotterte sie.
    „Das sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock, dass du für ihn bzw. er für dich viel empfindet. Du solltest dich entscheiden. So wie du dich verhältst, wird keiner glücklich. Im schlimmsten Fall brichst du zwei Herzen und beide machen mit dir Schluss. Entscheide dich zwischen Freddy und Jack, aber spiele nicht mit beiden. Wenn du Freddy nicht genug liebst, dann sag es ihm und trenn dich von ihm und entscheide dich für Jack. Aber wenn du meinst, ihn doch zu lieben, dann hör auf, Jack das Herz zu brechen und bleibe bei Freddy, aber entscheide dich!“ Die klaren Worte von Jerry trafen Rachel wie eine Ohrfeige. Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen.
    Freddy kam in den Flur.

    „Was ist denn hier los? Rachel, Jerry?“, fragend sah er seine Freundin an, die sich die Tränen wegwischte und Jerry, der wieder zurück auf die Party ging.
    „Rachel, was ist los? Wieso weinst du?“, wollte ihr Freund wissen.
    „Nichts, ich hab bloß etwas ins Auge bekommen“, log sie.

    „Du bist so komisch seit einiger Zeit, mach mir nichts vor, ich sehe und spüre es doch. Wenn du mich besuchst, bist du gar nicht richtig bei dir, immer mit den Gedanken woanders. Sag die Wahrheit!“, forderte er sie auf.
    „Ich habe Angst, was passieren wird, wenn du nicht mehr da bist, wer mit mir zum Abschlussball geht und die Ungewissheit, wie lange es dauern wird, macht mich einfach fertig“, sagte sie stattdessen. Es stimmte auch, aber sie konnte es nicht zugeben, vor allem, da Jack nun mit einer anderen zusammen war. Vielleicht hatte Jerry recht, aber was nützte es jetzt noch, alles zuzugeben, wenn sie sich jetzt lächerlich machte und dann auch noch Freddy verletzte?

    Also gingen sie zurück auf die Tanzfläche.

    Einige Zeit später, als Kathy gegangen war, begegneten sich Rachel und Jack.
    „Ich dachte, du liebst mich und möchtest mit mir zusammen sein?“, begann sie aufgebracht
    und verletzt.
    „Ja, das wollte ich, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich ertrage weder das Versteckspiel, noch das wir Freddy Unrecht tun. Kannst du das nicht verstehen? Du musst dich für einen entscheiden, aber so geht es nicht weiter“, entgegnete Jack ihr.

    Wieder kullerten ihr die Tränen die Wangen hinunter.
    „Das ist nicht fair, Jack“, erwiderte sie.
    „Nein, das ist es nicht.“

    Sie wischte sich die Tränen weg, aber sie konnte sie nicht stoppen.
    „Wie könnt ihr beide bloß? Ich dachte, du wärst mein bester Freund?“, Freddy hatte alles mit angehört.
    Es herrschte ein unangenehmes Schweigen …

    „Freddy, ich …“,
    Jack wusste nicht, was er sagen sollte. Er schämte sich und fühlte sich furchtbarer denn je und sein schlechtes Gewissen nagte noch stärker an ihm.
    „Freddy, es tut mir leid…“, auch Rachel wusste nicht so genau, was sie zu ihm sagen sollte. Noch mehr Tränen rannen ihr die Wangen hinunter, sie zitterte am ganzen Körper.
    „Ich muss jetzt gehen“, damit verschwand sie aus ihrem Blickfeld, keiner der beiden Jungen ging ihr hinterher. Beide waren fassungslos, was hier gerade geschehen war. Eisiges Schweigen herrschte zwischen ihnen und die Temperatur im Raum schien in die Minusgrade zu sinken.

    Zehn Minuten später saßen sie im Auto und fuhren nach Hause. Freddy hatte sich ans Steuer gesetzt, nachdem er den Schlüssel von Jack verlangt hatte. Jerry blieb über Nacht dort, so waren sie alleine.

    „Wie konntest du mir das antun? Gerade du?“, hörte er Freddys vorwurfsvolle Stimme.
    „Es tut mir sehr leid, ich wollte dich nicht verletzen, aber hast du schon einmal daran gedacht, dass auch ich Gefühle für Rachel haben könnte?

    Es ist einfach so passiert, die ganze Situation ist einfach so verrückt …“, ihm fehlten die Worte. Es gab keine Entschuldigung für sein Verhalten, aber es gehörten auch immer zwei, er war nicht allein für alles verantwortlich.
    Freddy stand die blanke Wut ins Gesicht geschrieben, und mehr noch Enttäuschung, Schmerz und Entsetzen über Jacks Verhalten.

    „Ich dachte, unsere Freundschaft bedeutet dir etwas? Und unser Versprechen, das wir uns gegeben haben. Du bist ein Arsch, kein guter Freund …!“ Freddys Vorwürfe trafen ihn hart, er hatte Recht. Vielleicht hätten sie das heute verhindern können, wenn er nur einmal offen mit ihm geredet hätte.
    „Wieso gerade du? Das hätte ich nicht von dir gedacht, meinem besten Freund. Jerry hätte ich es zu getraut, aber DU?“, steigerte er sich immer mehr in seine Enttäuschung, seine Wut, seinen Schmerz und weitere aufkommende Gefühle.

    „Es tut mir so leid, aber man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt“, entgegnete Jack beschämt. Er konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.
    Freddy trat heftig aufs Gaspedal, dass ließ Jack aufblicken.
    „Freddy, mach langsamer …“, rief Jack seinem Freund zu. Es schneite heftig und die Straßen waren glatt und vereist. Das Eis glitzerte verdächtig im Lichtstrahl der Autoscheinwerfer. Die Scheibenwischer waren auf die höchste Stufe eingestellt.

    „Nein …!“, erwiderte sein Freund heftig. Er unterschätzte den Ernst der Lage.
    „Bitte, bleib stehen, dann reden wir vernünftig über alles …“, versuchte Jack an Freddys Vernunft zu appellieren.
    Schlitternd fuhren sie viel zu schnell um eine Kurve. Was sollte Jack tun? Das war Wahnsinn …
    „Bitte, halte an“, er versuchte es erneut, aber es hatte keinen Sinn. Dann ging alles viel schneller, als Jack schauen konnte. Sie rasten in eine Kurve und das Auto rutschte von der Straße. Es kam ins Schleudern und begann, sich bergab zu überschlagen, schließlich machte es ein klirrendes Geräusch, und ihre Köpfe wurden nach hinten gerissen, als sie in gegen Baum prallten.
    Dann war alles vorbei.
    Alles um Jack wurde schwarz …

    Flashback Ende

    „Ich wachte im Krankenhaus wieder auf. Ich hatte Glück, dass ich mit unzähligen Prellungen, einem gebrochenen Bein, einem Schädeltrauma und etlichen Schürfwunden davon gekommen bin. Freddy wurde so schwer verletzt, dass er noch am Unfallort starb. Später stellte man fest, dass er einen hohen Alkoholpegel im Blut hatte“, beendete Jack seine Erzählung.
    Sam sah ihn aufmerksam an.

    „Nun verstehe ich, wieso du dich so quälst. Es war eine harte Zeit für dich, für euch alle. Es tut mir leid, dass du so deinen Freund verloren hast, ohne dich mit ihm ausgesprochen zu haben. Es ist so lange her, er hat dir sicher verziehen, dass es so gekommen ist“, versuchte Sam, ihn zu trösten und legte ihre Hand auf seine.
    „Was ist aus Rachel und Kathy geworden?“, wollte Sam wissen.

    „Rachel war so am Boden zerstört und hatte so ein schlechtes Gewissen, dass wir nie zusammen gekommen sind. Sie fühlt sich heute noch schuldig, genauso wie ich. Und Kathy, mit der war ich kurze Zeit zusammen, bis ich zur Air Force gegangen bin“, beantwortete er Sams Frage.
    Sie verließen den Friedhof und Jack hatte das Gefühl, das es ihm etwas besser ging, die Last auf seinen Schultern etwas weniger geworden war. Er hatte endlich den ganzen Ballast, den er seit Jahren mit sich herumgetragen hatte, los werden können. Jetzt wusste Sam endlich Bescheid, was alles geschehen war.

    „Danke für dein Vertrauen, danke, dass du es mir erzählt hast“, sagte Sam und reichte ihm einen Kaffebecher.
    „Danke dass du für mich da warst und mir immer noch vertraust, obwohl Jerry durchgedreht ist“, erwiderte Jack.
    „Jack ich liebe dich und so ein Ereignis bringt uns nicht auseinander, es braucht mehr, um mich los zu werden“, gab sie lächelnd zurück.

    „So, und jetzt helfe ich dir bei deiner Suche“, meinte Jack und nahm Sam in den Arm.
    Sie waren sich Anker und Fels und so würde es bleiben, denn den nächsten Hinweis hatte sie schon.
    Auf einen neuen Versuch, dachte sie, während sie Jack liebevoll küsste.

    Fortsetzung folgt …
    Geändert von Amyrillis (02.11.2016 um 18:42 Uhr)
    Hier gehts zu meiner Fanfiction:
    Secrets of the past - Geheimnisse der Verwangenheit


  24. Danke sagten:


  25. #34
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    Danf fürs Danke drücken, Angelika, Chaya und Durnah.
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  26. #35
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    Beschwerliche Suche …
    – Kapitel 25 –



    Sam saß im Hotelcafé. Sie hatte ihren Laptop und die Tageszeitung mit hinunter gebracht.
    Es war ein sonniger warmer Tag, genau das Gegenteil davon, wie es zeitweise auf ihrer Reise in London gewesen war.Sam ließ sich das Erlebnis des Vormittags durch den Kopf gehen. Was Jack durchgemacht hatte.

    Er hatte es auch nicht leicht gehabt, mit seinem kranken Freund. Es war eine schwierige und belastende Zeit.
    Dazu kam die Zerrissenheit, die er zwischen Freddy und Rachel empfunden haben musste, ein immerwährender innerer Kampf zwischen seiner Loyalität und Freundschaft zu Freddy und seinen Gefühlen, die er für Rachel empfunden hatte. Immer abzuwägen zwischen dem, was Recht und Unrecht war in seinen Moralvorstellungen. Seine Gefühle nie ausleben zu können vor seinem Freund, um ihn nicht zu verletzten, das musste Jack sehr belastet haben.

    Aber es war jetzt Vergangenheit, so wie bei ihr, was zählte, war das Hier und Jetzt und alles was danach kommen würde. Sie hatten es beide nicht leicht im Leben gehabt, aber sie hatten sich immer wieder durchgerungen und gekämpft.

    Seufzend griff Sam zur Zeitung, um sich ein wenig von dem Erlebten abzulenken. Ihr Blick fiel auf das Titelblatt. Politik, die Schlagzeile des letzten Gipfeltreffens, europäischer Fußball, die Schlagzeile, dass sie eine kriminelle Bande endlich festgenommen hatten und das Wetter.
    Sam blätterte weiter …

    Ausführliche Berichte zu dem Themen der Titelseite folgten, Berichte aus der Wirtschaft, Ereignisse aus der Region, der Börsenmarkt, Stellenanzeigen, der Immobilen- und Auto-Markt und kleinere Artikel über dies und das.
    Gelangweilt griff sie zu ihrer Kaffeetasse, um einen Schluck zu trinken.
    Eigentlich war es Quatsch, blind weiter zu suchen in einer so großen Stadt ohne konkrete Hinweise. Sam könnte an den Schulen anrufen und danach fragen, aber die würden ihr sicher keine vertraulichen Informationen weitergeben, da sie verpflichtet waren, ihre Schüler zu schützen.

    Eigentlich blieben nur die Adoptionspapiere. Sie müsste zum Jugendamt gehen und dort nachfragen, aber das konnte Monate, wenn nicht Jahre dauern, überhaupt Informationen zu bekommen. Vielleicht musste sie sich sogar einen Anwalt nehmen, um überhaupt voran zu kommen. Sie sah es schon vor ihrem geistigen Auge. Eine Menge Papierkram auszufüllen, Anträge, um die nötigen Informationen zu bekommen, Wochen, Monate des Wartens. Vielleicht hatten sie die Suche ganz falsch begonnen und waren umsonst hierher gefahren.
    Dieser Gedanke war frustrierend …

    Wieso hatte ihr Vater es ihr so schwer gemacht? Ihr eine Aufgabe hinterlassen, die einen Papierkrieg hinter sich her ziehen könnte, Nerven, die sie vielleicht gar nicht hatte und allen möglichen Frust hinter sich her zog.
    Ja, sie wollte ihre Tochter finden, aber der Weg dorthin glich einem Irrgarten ohne Kompass und kaum Hinweise auf einen möglichen Ausgang. Der Weg war lang und voller Irrwege und Sackgassen.
    Mal wieder machte sich in Sam Wut breit, dass Jacob ihr keine klaren Anlaufstellen und Antworten hinterlassen hatte, stattdessen eine Menge Briefe mit Geständnissen und Geheimnissen.

    Irgendwie erdrückte es Sam, sich immer und immer wieder ihren Gefühlen der Vergangenheit zu stellen.
    Sie zu analysieren und immer wieder zum gleichen Ergebnis zu kommen.
    Sie liebte ihren Vater, er hatte sich in den letzten Jahren sehr zum Positiven verändert, aber Fehler, die in der Vergangenheit begangen worden waren, konnte man jetzt nur noch schwer wieder glätten oder gut machen.
    Sie konnte es nicht leugnen, dass er ihr Teile eines Puzzles hinterlassen hatte, die nur schwer wieder zusammenzufügen waren.

    Nein, nicht schwer, aber sie musste die Teile einsammeln, jedem kleinen Hinweis nachgehen und diese dann zusammenfügen wie bei einem Rätsel. Das war ermüdend.
    Andererseits war es auch eine Suche nach einem Teil ihrer Vergangenheit, ein verlorener Teil, von dem sie nie geglaubt hatte, das er noch existiere, ihre Tochter Sophie.
    Da kam ihr ein anderer Gedanke.

    Vielleicht musste sie noch einmal zurück nach London?
    Bei ihrem letzten Besuch hatten sie es versäumt, die Klinik aufzusuchen, um dort nach Hinweisen zu suchen. Eigentlich wäre es am logischsten gewesen, dort zu beginnen und nicht in Minnesota.
    Sie stellte die leere Kaffeetasse ab.
    Der Gedanke, noch ganz am Anfang zu stehen, bedrückte Sam.

    „Hi Sam, wie läuft‘s mit der Suche? Hast du schon etwas Neues herausgefunden?“
    Sam sah nach oben, Jack war wieder da, er hatte noch einen Spaziergang gemacht und paar Bekannte von früher besucht nach dem Besuch auf dem Friedhof.

    „Nein, nicht so richtig. Vielleicht müssen wir zurück zum Anfang“, erwiderte Sam leicht geknickt.
    „Das tut mir leid, Schatz. Ich wünschte, ich könnte dir mehr helfen als dir beizustehen und für dich da zu sein“, er legte seinen Arm tröstend um sie und küsste Sam aufs Haar.
    „Was meinst du damit, zurück zum Anfang?“, wollte er dann wissen.

    „Ich meine, wir müssen zurück nach London, zu der Klinik, wo alles begonnen hat“, antwortete Sam.
    „Hier gibt’s keine weiteren Hinweise?“
    „Doch, einen gibt es, aber das könnte etwas länger dauern. Ich müsste zum Jugendamt fahren, Formulare ausfüllen, usw. …“

    „Oh richtig, Papierkram, da war ja was, damit könntest du recht haben.“
    „Ja, die Adoptionspapiere sind gerade der größte Hinweis, aber auch der zeitintensivste“, erklärte Sam.
    „Ich kenne mich nicht gut damit aus, aber da du dein Baby nicht freiwillig weggegeben hast, solltest du dir vielleicht einen Anwalt nehmen, der dich in dieser Angelegenheit unterstützt. Der Fall muss neu aufgerollt werden. Du hast doch bestimmt noch die Visitenkarte von dem Anwalt deines Vaters, der seine Angelegenheiten geregelt hat.“
    „Ja, ich habe sie hier irgendwo bei den Briefen.“ Sam durchsuchte die kleine Kiste, in der sie die Briefe ihres Vaters aufbewahrte. Schließlich fand sie die Visitenkarte ganz unten.

    „Hier ist sie. Anwaltskanzlei Brown & Stone von Dr. Blair“, las sie laut vor. „Dann werde ich ihm mal eine erste
    E-Mail schreiben.“

    „Ich geh dann schon mal nach oben“, erklärte Jack, er wollte sie nicht weiter stören.
    „Ich komme so in zehn Minuten nach“, antwortete Sam und begann, die Unterlagen wieder einzuräumen.
    „Okay, dann bis gleich“, rief er ihr noch zu, ein paar Sekunden später war er auch schon verschwunden.

    Die Zeitung lag immer noch vor ihr ausgebreitet mit den kleineren Artikeln.
    Sams Blick fiel auf eine Schlagzeile.

    ‚Sophia Carter und Emily Johnson gewinnen die Vorentscheidungen des Physik- und Mathematik-Wettbewerbs zur Regionalliga!‘ las Sam.

    „Die hervorragende Studentin Sophia Carter (19 Jahre) ist das zweite Mal dabei. Im letzten Jahr verblüffte und überraschte uns die hübsche und ebenso charmante Studentin bereits mit ihren Fähigkeiten. Die Aufgaben, die bei diesem landesweiten Wettbewerb gestellt werden, verlangen einiges an Geschick, Kreativität und kognitiven Fähigkeiten. Lassen wir uns überraschen, was sich die Juroren sich dieses Jahr für Aufgaben haben einfallen lassen und womit sich Sophia und ihre Konkurrentinnen und Konkurrenten beweisen müssen. Die Championships des ICP starten am 1. August, Karten dieses begehrten Ereignisses sind so gut wie ausverkauft.“

    ‚Oh mein Gott, Sophia!‘ Ihr Herz machte einen gewaltigen Sprung, das war eindeutig ihre Tochter, um die es in dem kurzen Artikel ging. Sie würde bei diesem Wettbewerb teilnehmen. Sam konnte es kaum glauben, dass sie ausgerechnet in der heutigen Tageszeitung einen weiteren Hinweis finden würde. Sie schluckte schwer vor Aufregung, diesen Artikel musste sie unbedingt Jack zeigen. Sie würde ihre Beziehungen spielen lassen, damit würde sie nicht nur Karten bekommen, sondern auch zu den Kandidatinnen gehen können, um mit ihnen zu sprechen.

    Mit ihren Fähigkeiten konnte sie ihrer Tochter auch eine Ausbildung bei ihrer alten Akademie verschaffen, wo sie Physik studiert hatte und ein Mitglied der US Air Force wurde.
    Anderseits, sie schob den Gedanken zur Seite, war das vielleicht etwas zu voreilig, ihre Tochter kannte sie schließlich noch nicht einmal, wieso sollte sie das tun? So oder so, der Artikel allein, und das, was darin über ihre Tochter stand, und dass sie an dem Wettbewerb teilnahm, machte sie schon stolz.
    Wenn sie Sophia treffen würde, was sollte sie ihr dann sagen? Vielleicht wusste sie gar nicht, dass sie adoptiert wurde und sie würde damit ihre heile Familienwelt zum Einsturz bringen.
    Konnte sie ihr das antun?

    Wie würden ihr Onkel und ihre Tante reagieren auf ihren Besuch nach fast 18 Jahren ohne seitdem jemals in Kontakt miteinander gestanden zu haben?
    Sam musste sie wenigstens einmal gesehen haben, ihr kleines Mädchen, das sie so stolz machte und sie in diese Gefühlskonflikte stürzte.
    Sie schüttelte konfus den Kopf.

    „Monika, hier ist deine Bestellung.“

    Aus ihren Gedanken gerissen drehte sie sich zu der Person um, die gesprochen hatte. Eine blonde junge Frau stand an der Theke und überreichte der Wirtin ein Paket.
    „Vielen Dank, meine Liebe, dass du extra rüber gekommen bist, um es mir zu bringen“, erwiderte diese.
    „Keine Ursache“, sie lächelte die Wirtin herzlich an, als würden sie sich schon lange kennen.
    „Grüß die Familie und lass dich doch mal am Sonntag zum Tee und unserer Lieblingsserie blicken!“ schlug die vor.
    Irgendwie kam Sam die blonde Frau bekannt vor und da ging ihr ein Licht auf. Es war die junge Frau vom Flughafen, die so eilig ihren Flug bekommen musste.
    Sofort fiel ihr das Medaillon wieder ein.

    Mit einem Ruck stand sie auf und schnappte sich das Schmuckstück.
    „Gut, mache ich. Ich mache mich dann mal auf den Weg“, verabschiedete sich in diesem Moment auch die Blonde.

    „Entschuldigung, wenn ich Sie störe“, begann Sam und wandte sich ihr zu.
    „Ja bitte?“ Das Mädchen drehte sich zu Sam um. „Oh, Sie sind es …“, stieß sie dann überrascht aus.
    „Genau, wir sind uns am Flughafen begegnet, als Ihre Tasche umfiel und alles auf den Boden verstreut lag“, fügte Sam hinzu.

    „Richtig.“
    „Sie haben noch etwas verloren“, Sam holte das Medaillon hervor und legte es der jungen Frau in die Hand.
    „Mein Medaillon, ich habe es schon vermisst und gesucht. Ich konnte es nirgendwo finden. Ich dachte schon, ich hätte es verloren. Tausend Dank!“ Ein freudiges ansteckendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
    „Es scheint für Sie sehr wertvoll zu sein, daher passen Sie gut drauf auf“, meinte Sam lächelnd.
    „Ja, ist es, ich habe es seit meiner Kindheit.“
    „Es ist sicher ein Erbstück oder ein Geschenk?“

    „Richtig, ein Erbstück.“ Ihr Lächeln wurde breiter, sie strich liebevoll darüber.
    „Kann ich Sie zum Dank auf einen Kaffee einladen?“, fügte sie hinzu, um sich für die Rückgabe zu bedanken.
    „Nein, vielen Dank, ich muss jetzt los. Ich habe noch einiges zu tun“, lehnte Sam die Einladung ab.
    „Okay, schade, aber da kann man nichts machen“, antwortete die junge Frau.

    „Hier ist meine Handynummer, wenn Sie doch noch Lust auf einen Kaffee bekommen, dann melden Sie sich einfach“, antwortete sie und überreichte Sam einen Zettel aus ihrem Notizblock mit ihrer Handynummer.
    „Danke“, entgegnete Sam und steckte sie automatisch ein, dann gab sie ihr ihre eigene Visitenkarte.
    „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, vielleicht trifft man sich ja wieder“, verabschiedete sich die junge Frau.

    „Dankeschön, das wünsche ich Ihnen auch“, und damit packte Sam ihre Sachen zusammen und ging zu den Aufzügen. Jack wartete sicher schon auf sie.

    Sam sah noch aus den Augenwinkeln, wie die junge Frau einen Blick auf die Karte warf.

    Samantha Carter
    Major der US Air Force, Dr. für Quantenphysik
    Abteilung: Radartelemetrie im Weltall
    Dann folgte ihre Handynummer.



    Wer hätte das gedacht, dass sie ihr erneut begegnen würde. Irgendwie erinnerte sie die Blonde an ihre Tochter, die jetzt im gleichen Alter war. Jedenfalls schätzte Sam sie so ein, entweder war sie im letzten Jahr der High School oder im ersten Jahr auf der Uni.

    Sam hatte nicht einmal nach ihrem Namen gefragt, wie konnte sie nur so verpeilt sein, noch ihren eigenen Namen genannt, aber jetzt war es zu spät. Naja, sie hatte immerhin ihre Visitenkarte, dachte Sam.
    Sam klopfte an die Zimmertür, Jack öffnete ihr.

    „Jack, ich habe einen neuen Hinweis gefunden“, berichtete Sam.
    „Das ist ja super, sollen wir gleich hinfahren?“, wollte Jack wissen.
    „Nein das geht nicht, aber sieh dir diesen Zeitungsartikel mal an, Sophia wird darin namentlich erwähnt“, fuhr sie fort und reichte dem General den Artikel. Sam hatte ihn mit gelbem Marker eingekringelt, so dass er ihn nicht erst suchen musste.

    Zwei Minuten später war er durch.
    „Ich vermute mal, du willst dorthin gehen?“
    „Ja, ich würde sie gerne kennenlernen und wenn sie so viel Talent hat, dann würde ich ihr gerne ein Platz an der Air Force Akademie anbieten, wo ich selbst ausgebildet wurde. Die Uni, welche sie besucht, ist gut, aber dort an der Akademie, hat sie ganz andere Möglichkeiten.“

    „Sam, versteh mich jetzt nicht falsch, aber …“, er machte eine kurze Pause, „… was ist, wenn sie es nicht ist?
    Dann bist du sicher enttäuscht“, warnte O’Neill sie vorsichtig.
    „Dann hat die Air Force noch eine weitere gute und talentierte Physikerin“, erwiderte Sam mit weicher Stimme.
    „Du willst unbedingt hingehen?“

    „Ja, das möchte ich“, antwortete Sam überzeugt.
    „Okay, mein Schatz, dann werde ich dich unterstützen“, lenkte er ein. Jack legte den Artikel zu Sams Sachen und ging zu ihr hinüber.

    „Danke“, flüsterte sie und Jack zog sie an sich in seine Arme.
    Er hatte es schon vorher geahnt, dass die Suche nicht leicht werden würde, aber sie würden jeder Spur nachgehen und der nächste Hinweis war dieser Physiker-Wettbewerb.
    War es die richtige Spur oder waren sie auf dem Holzweg?
    Das würden sie dort herausfinden …

    Fortsetzung folgt …
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  27. Danke sagten:


  28. #36
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    Standard Familienbesuch Kapitel 26

    Familienbesuch Teil 1
    – Kapitel 26 –


    Am nächsten Morgen …


    Sam und Jack beendeten gerade ihr Frühstück, als Sams Mobiltelefon klingelte.
    „Samantha Carter, hallo?“, meldete sie sich.
    „Hi Sammy, ich bin’s, Mark“, drang die vertraute Stimme ihres Bruders zu ihr durch.
    „Mark, hi. Wie geht’s dir und den Kindern?“, freute sich Sam über seinen Anruf. In der letzten Zeit hatte sie nicht viel von ihm gehört. Als sie in London war, hatte sie ihm ein paar Ansichtskarten geschrieben und ein paar SMS, sonst hatte sich ihr Kontakt zu ihrem Bruder etwas beschränkt, da sie mehr mit ihrem Leben und ihrer Suche nach Antworten beschäftigt war.

    „Ganz gut, danke der Nachfrage. Maddie wird in 2 Wochen 8 Jahre alt, sie hat sich gewünscht, dass du uns besuchen kommst zu ihrem Geburtstag. Daher lade ich dich übers Wochenende zu uns ein, wenn du kommen kannst.“

    „Wie könnte ich da nein sagen, das wird sicher ein schöner Geburtstag für Maddie. Ich freue mich schon darauf.“
    „Fantastisch, dann freuen wir uns auf dich. Ich soll dich von Cynthia und den Kindern grüßen.“
    „Dankeschön. Von mir auch ganz liebe Grüße zurück.“
    „Ich werde es ausrichten. Bis in vierzehn Tagen dann, tschüss.“
    „Bis dann, tschüss“, verabschiedete sich Sam sich und legte auf.

    Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ein Familientreffen hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Bei der Beerdigung ihres Vaters hatten sie sich zuletzt gesehen. Mark war zur Beerdigung gekommen, doch seine Frau Cynthia und die Kinder waren damals zu Hause geblieben.

    „War das dein Bruder?“, wollte Jack wissen.
    „Ja. Du kennst ihn ja von der Beerdigung“, Jack nickte zustimmend.
    „Was wollte er?“

    „Er hat uns zum Geburtstag meiner Nichte eingeladen, Samstag in zwei Wochen. Wir sollen das ganze Wochenende bleiben, aber nur, wenn du willst“, berichtete Sam und ihr wurde gerade klar, dass es einen offiziellen Charakter hatte, das Vorstellen des Freundes oder Verlobten in der Familie. Sie waren zwar ein Paar, aber über mehr hatten Sam und Jack noch nicht gesprochen. Vielleicht, war es zu früh dafür. Sam wollte Jack nicht überfordern.
    „Ich begleite dich gerne“, erwiderte Jack.

    „Wirklich? Bist du dir sicher?“, bohrte Sam nach.
    „Ja, ich würde sie gerne kennenlernen“, ein jungenhaftes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    „Ich möchte sehen, ob alle Carters so schlau sind wie du“, versuchte er, sie zu necken.
    Sam musste grinsen.

    „Du willst wirklich meinen Bruder kennenlernen? Er wird dich sicher löchern, ob du gut genug für mich bist“, lachte Sam.

    „Den Eindruck hatte ich damals nicht.“
    „Damals habe ich dich ja auch nicht als den Mann meines Lebens vorgestellt, sondern als meinen Vorgesetzten und Arbeitskollegen“, erwiderte Sam belustigt.
    Jack schloss die Zimmertür auf und sie betraten ihr Hotelzimmer.

    „Der Mann deines Lebens klingt besser als Arbeitskollege“, er ließ seine Stimme melodisch klingen.
    Jack zog sie an sich und Sam legte ihre Arme um seinen Nacken.
    „Finde ich auch, sonst könnte ich das nicht tun“, sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte sanft ihre Lippen auf seine, um ihn zu küssen.

    In der letzten Zeit waren sie als Paar ein wenig auf der Strecke geblieben, bei allem, was sie gemeinsam erlebt hatten. Sams Suche nach ihrer Tochter, die Begegnung mit Jacks Freund Jerry und seiner Jugendliebe Rachel. Die Auseinandersetzung mit Jacks Vergangenheit, der Besuch des Grabes seines Freundes Freddy und und und …
    Jetzt ein wenig Zeit zu zweit zu verbringen, vor ihrer Abfahrt, das hatten sie sich verdient. Die Sorgen für eine Weile zu vergessen, das war genauso wichtig, wie den Dingen des Alltags nachzugehen.
    Sams Liebe zu spüren und sie in den Armen zu halten tat einfach gut. Jack drückte sie enger an sich und streichelte ihr sanft über den Rücken.

    „Habe ich dir schon gesagt, wie dankbar ich dir bin, dass du bei mir bist?“, sagte Sam und sah Jack in die Augen.
    „Nein, noch nicht.“

    „Danke, dass du für mich da bist“, wisperte sie.
    „Keine Ursache …“, Jack ließ seine Hand hochwandern, sanft ließ er sie in ihrem Nacken ruhen, als sie sich umarmten. Sams Duft stieg ihm in die Nase, eine hauchzarte Duftnote ihrer Haut und ihres Parfüms.
    „… das mache ich doch gerne“, und sah in ihre leuchtenden blauen Augen. Ein glückliches Lächeln umspielte ihre roten Lippen. Sie sprach kein Wort, das brauchte sie auch nicht. Seine Fingerspitzen streichelten über ihre Wange. Ihr heißer Atem streifte sein Gesicht, er war ihr so nahe, dass er jede Kleinigkeit in ihrem Gesicht aufnehmen konnte. Sie wich seinem Blick nicht aus, in dem intensiven Blau konnte er sich verlieren.
    Sein Daumen streifte ihre Lippen und Sam formte ihn zu einem leichten Kussmund.
    „Ich liebe dich“, hauchte sie kaum hörbar, aber Jack verstand es.

    „Ich dich auch. Du bist das Beste, was mir je passiert ist …“
    Seine Hand legte er sanft auf ihre Wange und ihre Lippen verschmolzen zu einem weiteren liebevollen Kuss. Gemeinsam gingen sie zum Bett und Jack zog sie mit sich hinunter.
    Versunken in gegenseitigen Liebkosungen …

    **********************************



    Zwei Wochen später …


    „Sam beeil dich, sonst kommen wir zu spät zum Familientreffen zu deinem Bruder“, rief Jack und blickte die Treppen hinauf. Sofort kam sie ums Eck mit ihrer Tasche.
    „Wir müssen noch schnell in die Stadt, um ein Geschenk abzuholen, dass ich bestellt habe. Ich bin die Woche über nicht dazu gekommen.“

    „Was hast du denn bestellt, dass es nicht vorrätig da ist?“

    „Holly wünscht sich eine Astronautenpuppe, so eine, wie ich sie damals hatte. Eine Major Matt Mason.“
    Jack musste grinsen. Er erinnerte sich ziemlich genau an ihr erstes Zusammentreffen im Stargate Center im Besprechungsraum, als er sich danach erkundigte, wer dieser Sam Carter sei und es sich herausstellte, dass sie eine Frau war. Eine Wissenschaftlerin und erfahrene Kämpferin der Air Force. Sie hatte ihn beeindruckt und auch seine Männer, die damals dabei waren. Kawalsky und Ferretti. Eigentlich mochte er keine Wissenschaftler, weil sie meistens keine Ahnung von Kampfstrategien und kein Gespür für Gefahren auf Missionen hatten, sondern nur in ihrer Welt mit Zahlen lebten und im Fall von Daniel auf die Erforschung von fremden Kulturen bedacht waren. Sam dagegen wirkte von Anfang an selbstbewusst und kompetent. Jedenfalls ließ sie sich von ihren neuen Kollegen nicht unterkriegen und teilte kräftig Sprüche aus und hatte ihn sogar zum Armdrücken herausgefordert.
    „Das hast du damals bei unserer ersten Begegnung erwähnt“, kommentierte Jack.
    „Du erinnerst dich?“, erwiderte Sam amüsiert.

    „An jedes Wort. Du bist hereingekommen und hast uns aufgemischt mit deinem weiblichen Charme und deiner Klugheit. Wie könnte ich das vergessen? So einen Auftritt bleibt jedem im Gedächtnis“, lachte Jack.
    Sam verstaute ihr Gepäck im Kofferraum und stieg dann auf der Beifahrerseite ein.
    „Ich musste mich doch durchsetzen, als Frau bei der Air Force hat man es zwischen all den Männern nicht leicht. Man wird oft belächelt oder herabgestuft, weil man eine Frau ist“, kommentierte Sam ihr damaliges Verhalten.
    „Ich wollte nur klar stellen, dass ich dennoch kein Mannweib bin, daher die Bemerkung mit den Puppen“, schmunzelte sie.

    „Schon klar, du bist gut so wie du bist“, meinte Jack und startete den Motor.
    Das Abholen des Geschenks klappte problemlos. Die Verkäuferin verpackte Maddies Geschenk und klebte zum Schluss noch eine Schleife drauf.

    Danach machten sie sich auf die lange Fahrt. Am späten Nachmittag erreichten sie den kleinen Vorort von San Diego, wo ihr Bruder mit seiner Familie lebte. Sam parkte den Wagen vorm Haus. Die letzte Stunde hatten sie größtenteils im Stau gestanden, im abendlichen Berufsverkehr.
    Jack streckte sich und nahm die zwei Taschen aus dem Kofferraum.
    Sam war schon richtig aufgeregt, sie würde Jack als ihre Liebe vorstellen und sie wusste, wie überaus kritisch Mark sein konnte. Allein schon deswegen, weil sie die Verlobung mit Pete aufgelöst hatte, ohne eine Vorwarnung. Mark konnte ihre Entscheidung bis heute noch nicht so richtig begreifen, wieso sie das getan hatte. Sie seufzte tief und klingelte dann.

    Nach einigen Sekunden, waren Schritte zu hören und Cynthia öffnete die Tür.
    „Sam, wie schön, dass du da bist, komm doch herein“, freute sie sich und umarmte Sam wie eine Schwester.
    „Hi Cindy. Ich freue mich auch“, sie ließ ihre Schwägerin los.

    „Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich noch jemanden mitgebracht habe“, begann Sam und deutete auf Jack.
    „Das ist Jack O’Neill, mein Lebensgefährte“, stellte sie ihn vor.
    „Freut mich, dich kennenzulernen, kommt doch rein“, begrüßte sie ihn freundlich und reichte ihm die Hand.
    Cindy schloss die Tür hinter ihnen, Jack stellte ihre Taschen im Flur ab. Dann führte sie die beiden auf die Terrasse eines schön gepflegten Gartens.

    „Was darf ich euch anbieten? Tee, Kaffee, Limonade?“, bot sie ihren Gästen eine Erfrischung an.
    „Einen Kaffee für uns beide“, meinte Sam und Jack nickte bestätigend. Nach der langen Fahrt brauchte sie jetzt etwas, dass sie wach machte.

    „Wo sind denn Mark und die Kinder?“, fragte Sam und sah sich um.
    „Der bringt Maddie und Nick zu ihrer Schulfreundin, sie dürfen heute bei ihnen übernachten“, erklärte Cindy Marks Abwesenheit.

    „Ahh, das erklärt die Stille im Haus“, meinte Sam grinsend.
    „Genau, aber morgen auf der Geburtstagsfeier wird die Post abgehen, dann ist es mit der Ruhe vorbei. Es kommen Madeleines ganze Schulfreunde und Eltern. Wir veranstalten ein Barbecue und ein Zauberer wird die Kinder unterhalten“, erzählte sie.
    „Da hast du ja dann einiges zu tun“, meinte Sam, aber sie war bereit, Cindy zu unterstützen. Ihre Schwägerin nickte.

    „Woher kennt ihr euch?“, fragte Cindy interessiert.
    „Wir kennen uns von der Arbeit, wir sind Arbeitskollegen“, erwiderte Sam wahrheitsgemäß.
    „Dann kennt ihr euch schon länger, Mr. O’Neill?“
    „Bitte nennen sie mich Jack“, bestand Jack darauf, das Mr. klang so steif.
    „Ja, wir kennen uns jetzt sieben Jahre, seit ich zum Cheyenne Mountain gewechselt bin“, sie warf Jack ein glückliches Lächeln zu und er drückte kurz ihre Hand.

    Eine ungewohnte Nervosität machte sie innerlich unruhig und bereitete ihr Herzklopfen und beschleunigte ihren Puls. Normalerweise brachte sie fast nichts so schnell aus dem Konzept, aber das Warten auf ihren Bruder kam ihr wie einen Test vor. Sie konnte vor vielen Leuten sprechen und schwierige Aufgaben bewältigen und dafür Lösungen finden, doch es änderte nichts daran, dass sie das Gefühl hatte, wie auf heißen Kohlen zu sitzen.
    Sam wollte, dass Mark Jack mochte, seine Meinung war ihr wichtig. Aus ihrer Familie waren ihr nur noch Mark, seine Frau und die Kinder geblieben nach Jacobs Tod. Naja und ihre Halbschwester Janet und ihre Tante, von denen sie erst aus Jacobs Briefen erfahren hatte.

    Wie ein Stich ins Herz fühlte es sich an, als Sam an ihre Tochter denken musste, die nicht an diesem Familientreffen teilnehmen konnte. Und das Schwerste überhaupt, was ihr bevorstand, war das Gespräch mit Mark. Ihr wurde ganz anders, wenn sie daran dachte, wie sie ihm von ihrer Reise erzählen würde und all den Dingen, von denen er noch nichts wusste.

    Sam hatte all die Briefe mitgenommen und würde Mark sie auch zeigen, wenn er sie sehen und lesen wollte. Doch Sam sah dem mit Skepsis entgegen, bei dem Thema Jacob war Mark seit dem Vorfall empfindlich. Vor ihrer Reise wollte er schon nicht so wirklich etwas davon wissen und war wütend, obwohl er und Jacob sich ausgesprochen hatten.

    Wie würde er reagieren, wenn sie ihm sagte, dass sie noch eine Halbschwester hatten? Und Sams Tochter noch lebte?

    Bei all den Fragen krampfte sich ihr der Magen zusammen.
    „Sam, alles okay?“, fragte Jack besorgt.
    „Ja, ich war nur in Gedanken“, erwiderte sie automatisch.
    „Cindy, dann bringe ich mal die Taschen hoch, damit der ganze Krempel nicht im Flur steht“, meinte Jack und stand auf.

    „Ach lass nur, das kann ich doch machen, du bist unser Gast“, antwortete Cindy, aber Jack stand bereits vor der Tür.

    „Kein Problem, ich wollte gerade eh …“
    Sie verstand schon worauf er hinaus wollte. „Na gut, du gehst du die Treppen nach oben und im Flur rechts, das zweite Zimmer ist das Gästezimmer. Gegenüber davon liegt das Badezimmer“, erklärte Cindy ihm.
    „Gut, dann bis gleich, Ladies.“ Jack verschwand durch die offene Terrassentür.

    Die Eingangstür fiel ins Schloss und Stimmengewirr war zu hören. Hektisch stand Sam auf, Mark musste heimgekommen sein.

    „Cindy, ist Sam schon da?“, hörten sie Mark aus dem Flur rufen.
    „Ja Liebling, sie ist da. Wir sind im Garten“, rief sie zurück. Zwei Minuten später betrat er die Terrasse.
    „Sam! Schön, dass du da bist“, begrüßte er seine Schwester und umarmte sie.
    „Ich habe für dich noch eine kleine Überraschung“, begann er und grinste übers ganze Gesicht.
    „Was für eine Überraschung denn?“, fragte Sam neugierig.
    „Ich habe noch jemanden eingeladen, der dich sehen wollte“, erwiderte Mark geheimnisvoll.
    „Liebling, wir haben …“
    „Gleich Schatz, erst die Überraschung!“, unterbrach er seine Frau.
    „Aber Mark …“, sie schüttelte den Kopf.
    „Komm mit, Sam“, forderte er sie auf und ging voraus in den Flur. Sam folgte ihm erwartungsvoll.

    Dann sah sie ihn...

    ‚Pete‘

    Er lächelte sie an.
    „Sam hi, schön dich zusehen. Gut siehst du aus.“
    „Pete, ich …“, ihr fehlten die Worte. Wenn sie geglaubt hatte, das Gespräch mit Mark, das ihr bevorstand, mache sie nervös, so war das hier noch tausendmal schlimmer. Jack würde gleich die Treppe hinunter kommen und sich fragen, was er hier tat …
    „Ich lass euch beide mal allein, bis später“, Mark verschwand wieder in Richtung Garten. Sein Versöhungsplan hatte soeben begonnen.

    „Ich würde gerne mit dir sprechen“, begann Pete und kam noch ein Stückchen näher.
    Überraschungen waren eine zweischneidiges Schwert, entweder sie gelangen und man konnte sich an ihnen erfreuen, oder sie bewirkten genau das Gegenteil.

    „Pete, das ist kein guter Zeitpunkt zum Reden, ich …“, sie rang immer noch nach Worten und dass Pete hier stand, ließ sie sich – so ins kalte Wasser geworfen – noch unbehaglicher fühlen.
    „Ich glaube, ich habe dich mit der Verlobung überfordert und dann noch die Sache mit dem Haus“, begann er.
    „Pete, darum geht es nicht …“

    „Was macht er denn hier?“ Jack stand oben an der Treppe und beobachtete die Szene, die sich ihm darbot.
    „Mark hat ihn mitgebracht“, erwiderte Sam. Doch Jack schien sie gar nicht zu hören.
    Pete und Mark starrten sich finster, fixierend und herausfordernd an.
    „Was will er hier?“, wollte Jack wissen. Dabei ließ er seinen Konkurrenten nicht einen Augenblick aus den Augen. Langsam bewegte er sich die Treppen hinunter.

    ‚Wenn Blicke töten könnten …‘ ging es Sam durch den Kopf.
    „Ich bin zum Essen eingeladen.“ Petes Gesichtsausdruck verhärtete sich. Es war kaum auszuhalten, welche Spannung in der Luft lag und das nicht gerade im guten Sinne. Sie war zum Greifen nahe und Funken sprühten zwischen Pete und Jack.

    „Sam gehört zu mir“, erklärte Jack und zog Sam zu sich in seinen Arm.
    Die Unbehaglichkeit in Sam wuchs. Der Abend war noch jung und die Stimmung zwischen allen Beteiligten würde furchtbar sein. Das konnte ja heiter werden, wenn es so weiter ging und das war erst der Auftakt. Sie sah das Chaos und mögliche Probleme jetzt schon auf sich zukommen.
    Wo waren sie da nur hineingeraten?

    Ob das gut ausgehen würde …?


    Fortsetzung folgt …

    *******************************************

    Hi,
    vielen Dank fürs lesen.
    Ich hoffe es hat euch gefallen. Wer möchte kann mir gerne ein Feedback dalassen.
    Bald geht’s weiter.
    Liebe Grüße Amy :-)
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  29. #37
    First Lieutenant Avatar von Angelika
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    Ich kann es kaum erwarten bis es weitergeht.

  30. Danke sagten:


  31. #38
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    Die (An-)Spannung in Bezug auf Jerry im 22. Kapitel ist mE gekonnt immer weiter gesteigert. Der Typ ist ja gemeingefährlich und gehört weggeschlossen und therapiert.
    Die junge Frau, die den Anhänger verlor, ist so offensichtlich Sophia, dass ich nicht sagen kann, ob dies nicht doch eine falsche Fährte oder ein eigenwilliger Humor des Schicksals ist. Jacks arg übertriebene Reaktion auf Pete ließ mich aber ehrlich gesagt stutzen.
    Ich bin gespannt ob ich richtig tippe, dass die weitere Suche noch von zwei Seiten erfolgt.
    Geändert von Durnah (13.11.2016 um 10:14 Uhr)
    "Die Zeit macht jede Wahrheit zum Roman."
    aus dem Lied Mayerling von
    Udo Jürgens (Text v. Michael Kunze)

    "Das "Vaterland" ist der Albdruck der Heimat."
    Kurt Tucholsky

  32. Danke sagten:


  33. #39
    Major Avatar von Amyrillis
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    Standard Kapitel 27 Familienbesuch Teil 2

    Hi ihr Lieben,
    danke fürs Danke drücken.
    Hier ist das nächste Kapitel ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
    Ich hoffe er gefällt euch.

    Liebe Grüße Amy
    **********************************


    Familienbesuch Teil 2
    – Kapitel 27 –


    Sam schien wie auf heißen Kohlen zu sitzen. Jack, der sie an sich drückte und gleichzeitig mit Pete konkurrierte, um ihm zu zeigen, dass jetzt er mit ihr zusammen war. Beide blieben nach außen hin ruhig, aber innerlich brodelte es auf beiden Seiten und Sam stand in der Mitte der beiden.

    Schon beim ersten Blick war Sam klar gewesen, das beide eine heftige Aversion gegeneinander hegten und dadurch im ganzen Raum eine starke Feindseligkeit zu spüren war.
    Ein extrem beißender Geruch machte sich in Sams Nase breit, bis sie registrierte, dass es Petes Parfüm war.
    Der aufdringliche Geruch nach etwas Scharfem, Kratzigem und Undefinierbarem nebelte Sam und Jack ein und verstärkte damit noch mehr Jacks Aversion gegen Pete.

    Der extrem penetrante Geruch kratzte ihr im Hals und ließ sie husten. Der General dagegen ließ sich nichts anmerken und wich nicht einen Millimeter zurück.
    Verdrossen starrten sich die beiden an; auch wenn sie schwiegen, so sagten ihre Körpersprache und ihre Blicke mehr aus als tausend Worte. Den Abend hatte Sam sich ganz anders vorgestellt. ‚Familientreffen der besonderen Art‘

    Noch nie hatte sie sich in einer Situation so unwohl gefühlt. Sie musste die beiden irgendwie trennen. Das ganze hatte sie Mark zu verdanken und sich selber, weil sie bei ihrem letzten Telefonat nichts davon gesagt hatte, dass sie Jack mitbringen würde.

    Es war zum verrück werden …

    Die passiv aggressive Stimmung im Raum wuchs von Sekunde zu Sekunde und ihr war klar, wenn einer ein falsches Wort sagte, könnten hier und gleich die Fäuste fliegen. Wobei Sam darauf vertraute, dass Jack sich nicht dazu provozieren ließe, schließlich hatte er eine Ausbildung manipulierendem Verhalten zu widerstehen. Eine Schlägerei war das letzte, was jetzt alle Beteiligten brauchten, es war schon schwierig genug.
    „Pete, es tut mir leid, aber ich bin jetzt mit Jack zusammen“, sagte Sam leise und versuchte ihm zu signalisieren, dass es ihr wirklich leid tat, ihn so verletzt zu haben.

    „Ich sehe es, hat ja nicht lange gedauert …“, erwiderte er spitz. Er zeigte es nicht nach außen hin, aber sie merkte ihm deutlich an, dass ihn die Situation hart getroffen hatte und er genauso wie sie eiskalt erwischt worden war mit der Konfrontation und dass sie jetzt mit einem anderen zusammen war.
    „Du bekommst wohl immer deinen Willen oder?“

    „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, fügte er noch hinzu.
    „Hey, nicht so herablassend, wenn ich bitten darf“, mischte sich jetzt Jack ein. Die Spitze gegen Sam und ihn empfand er als leichte Provokation.

    „Jungs, bitte! Ich weiß, es ist eine schwierige und unangenehme Situation, aber können wir vielleicht sachlich bleiben? Und das Ganze wie Erwachsene klären?“, versuchte sie die aufgeheizte, geladene Stimmung zu beruhigen.
    Sam seufzte innerlich und versuchte, tief durchzuatmen, was ihr aber nicht so richtig gelang, der beißende Duft, der von ihm hinüber schwappte, war nicht gerade hilfreich dabei, eher im Gegenteil. Außerdem strengte es sie zusätzlich an, sich weiterhin zu beherrschen und kein Wort darüber zu verlieren. Stattdessen versuchte sie, so flach wie möglich einzuatmen, in dem sie schon fast mehr durch den Mund atmete.

    Jack machte sicher dasselbe, er würde sich nicht die Blöße geben, in dem er es erwähnte.
    Ein Parfüm, ein Medium, das man als Aphrodisiakum verwenden konnte, oder in dem Fall zur bewussten Provokation und Mode. Ein Medium, das einen unterschwellig positiv oder negativ beeinflussen konnte. Doch hier verstärkte es die verborgenen und unterdrückten passiv aggressiven Gefühle der Konkurrenten.

    „Jack!“

    „Pete!“

    Sie sah die beiden eindringlich an, in ihren Gesichtern standen unterdrückte passive Aggressionen und etwas, was Sam nicht definieren konnte.
    „Sam, wo bleibt ihr denn alle?“ Mark war zurückgekehrt und beobachtete die Szene, wie Jack und Pete sich eiskalte Blicke zuwarfen und Sam, die eng an Jack gedrückt stand und schon fast die Luft anhielt.

    „Was ist hier los?“, wollte Mark wissen, als er die angespannte Stimmung und Jacks und Petes feindselige Blicke bemerkte. So eine Stimmung und Situation hatte er nicht erwartet.
    „Mark, kann ich mal ein paar Worte mit dir unter vier Augen sprechen?“
    „Jetzt?“, entgegnete Mark etwas konfus.

    „JETZT SOFORT!“, betonte Sam die beiden Worte und ließ damit durchblicken, wie ernst es ihr war.
    Sie löste sich von Jack und ließ die beiden Streithähne im Eingangsbereich stehen. Mark folgte ihr in die Küche und aus der Hörweite der beiden anderen.
    „Was hast du dir dabei gedacht?“, begann Sam, auch in ihr brodelte es.

    „Mit was?“
    „Dass du Pete eingeladen hast!“
    „Ich dachte, ich mache dir eine Freude, ich habe gehofft, ihr versöhnt euch. Du hast auch kein Wort davon gesagt, dass du einen neuen Mann an deiner Seite hast und ihn mitbringst“, meinte ihr Bruder energisch.
    „Hör zu, dass war nett gemeint, aber was für mich gut ist, diese Entscheidungen treffe immer noch ich selbst.
    Ich habe aus gutem Grund die Verlobung mit Pete gelöst …“

    „Und der wäre?“, fiel er ihr ins Wort.

    „Ich konnte ihn nicht heiraten. Er ist ein netter Kerl, aber nicht der richtige für mich.“
    „Und … dieser Jack ist es?“
    „Ja, ICH LIEBE ihn!“
    „Wieso seid ihr nicht früher zusammen gekommen, wenn du ihn so sehr liebst?“, hakte ihr Bruder nach.
    „Das ist kompliziert …“, entgegnete Sam und wollte nicht in die Details gehen.
    „Erklär es mir, ich will‘s verstehen!“
    „Liebe folgt nun mal keiner Logik und glaub mir, ich habe lange gegen meine Gefühle angekämpft, habe mir nicht erlaubt, sie zuzulassen. Die Zusammenarbeit mit ihm, dass wir uns täglich gesehen haben und die Reisen und … Jack ist einfach der Richtige für mich. Ich kann ihm vertrauen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen, wenn es drauf ankommen würde.“

    „Willst du dir das wirklich antun? Mit jemandem aus der Air Force zusammen zu sein? Du weißt, wie Dad damals war!“

    „Ja, ich weiß, aber Dad und Jack kann man nicht vergleichen und Jack würde für mich auch seinen Posten aufgeben, wenn ich das verlangen würde. Dad hat das nicht einmal für Mum getan. Dad ist ein ganz anderer Charakter. Außerdem hat er mich immer bevormundet als ich jünger war und Jack würde das nie tun, er bezieht mich in seine Entscheidungen ein.“

    „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, erwiderte Mark.
    „Du nicht auch noch“, seufzte Sam genervt. „Sogar Dad mochte Jack“, meinte Sam.
    „Halt ihn da raus, du weißt, dass sein Urteilsvermögen getrübt war.“
    „Das kann sein und ich bezweifle es nicht, aber Dad hat Jack mehrere Jahre gekannt und wusste von meinen Gefühlen zu Jack, ohne das ich je ein Wort darüber verloren hätte. Doch du gibst ihm ja nicht einmal eine Chance, ihn kennen zu lernen, weil Pete dein Freund ist und Jack General der Air Force angehört. Dein Urteilsvermögen ist auch nicht unbelastet“, argumentierte Sam und sprach damit etwas Wahres aus.

    „Okay, vielleicht hast du recht und ich habe zu voreilig geurteilt und bin davon beeinflusst, das Pete mein Freund ist, aber ich möchte nur das Beste für dich, Sam. Du bist und bleibst meine kleine Schwester. Es muss doch jemand auf dich aufpassen“, erwiderte Mark und ließ seine Besorgnis durchblicken.

    „Ich bleibe zwar immer deine jüngere Schwester, aber ich bin nicht mehr das kleine Mädchen von früher. Ich treffe schon lange meine Entscheidungen alleine. Dad hat mich immer bevormundet, bitte mach du nicht dasselbe. Deine Meinung ist mir wichtig, sonst hätte ich Jack nicht mitgebracht. Ich wollte, dass ihr ihn kennenlernt. Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussieht, aber Jack ist und bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich wüsste nicht, ob ich das ertragen könnte, wenn ich ihn aus irgendeinem Grund verlieren würde …“

    Mark blickte sie ernst an. Die zuvor noch herrschende leicht aggressive Stimmung hatte sich verflüchtigt.
    „Es tut mir leid, so war es nicht gemeint, ich hatte unrecht“, die letzten Worte von Sam hatten ihn wachgerüttelt. Solche Worte aus Sams Mund hatte er noch nie gehört und sie machten ihm klar, dass sie es nicht nur sehr ernst meinte, sondern sie auch aus tiefstem Herzen kamen.

    „Ich hoffe, du stehst meinem Glück nicht im Wege; du bist mein Bruder und eines der wenigen Familienmitglieder, die mir geblieben sind, daher hoffe ich, dass du mir hilfst, das Ganze jetzt zu klären und wieder in Ordnung zu bringen, falls sich die Sache mit Jack und Pete noch geradebiegen lässt. Ich hoffe, dass dieser Zusammenstoß nicht zu viel angerichtet hat.“

    „Es tut mir leid, dass ich nicht gesagt habe, dass ich Jack mitbringe, dann hätten wir das Chaos leicht verhindern können“, fügte sie noch seufzend hinzu.

    „Da ist etwas dran. Komm her“, meinte Mark und umarmte seine Schwester zur Versöhnung kurz in den Arm.
    „Lass uns gehen und diesen Abend irgendwie überstehen, denn du kannst Pete ja schlecht wieder ausladen“, seufzte Sam aus ihrem tiefsten Inneren.

    **************************

    Jack und Pete sahen, wie Sam und ihr Bruder in Richtung Küche verschwanden. Die gespannte Stille hielt immer noch an …
    Bisher hatte keiner der beiden das Bedürfnis, ein paar Worte mit dem anderen zu wechseln.

    „Hast du die Absicht, ihr einen Antrag zu machen?“, stellte Pete eine Frage.
    „Was geht es dich an? Und wenn ich vorhätte, ihr einen Antrag machen, wäre das allein meine Sache“, erwiderte Jack barsch.
    „Ja, Sam ist schon eine ganz besondere Frau, so jemanden wie sie gibt es nicht zweimal“, ließ sich Pete nicht beirren. Innerlich verdrehte Jack die Augen.
    „Aber denkst du, du bist etwas Besonderes für sie, dass du sie halten kannst?“ Petes Worte hatten einen bitteren Beigeschmack.

    „Über meine Gefühle spreche ich nur mit ihr“, erwiderte Jack brüsk und ließ damit erkennen, dass er nichts mehr dazu sagen würde.

    „Auch wenn sie ja sagt, dann wird sie einen Weg finden, eure Hochzeit immer und immer wieder zu verschieben, um dich warten zu lassen und es so lange hinaus zögern, bis du alleine dastehst“, stichelte Pete weiter. Um Jacks Zweifel zu füttern, machte er spitze Bemerkungen und Sticheleien. Somit träufelte er weiter Gift in Jacks wunden Punkt, ohne es zu wissen.

    Jacks Mimik wurde härter, was wusste schon Pete über ihre Beziehung und Gefühle? Er versuchte nur, ihm sein Gift einzuträufeln, um einen Keil zwischen sie zu treiben.
    „Glaub nur an eine blumige Zukunft, aber Sam wird sich herauswinden und nichts von dir übriglassen.“
    Mit jeder Sekunde die verging, wuchs Jacks Aversion gegen Pete. Er hatte ihn schon beim ersten Kennenlernen nicht gemocht, jetzt, in diesem Augenblick, grenzte es schon fast an Hass.
    Wieso konnte er nicht einfach seine Klappe halten?, dachte er, während sie darauf warteten, dass Sam und Mark zurückkamen.

    „Denkst du, du kennst Sam wirklich? Kennst du ihre Vergangenheit? Das, was sie ausmacht? Was sie erlebt hat? Wie sie denkt und fühlt?“, knallte Pete ihm seine Fragen an den Kopf.
    „Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, wie sie ist!“
    „Du hast doch gar nichts gesehen, noch verstanden!“

    „Sie hat dich verlassen, weil du nicht der Richtige für sie bist. Sie war mit dir zusammen, weil du gerade da warst. Du kannst sie nicht glücklich machen und ihr den Halt geben, den sie braucht, deswegen hat sie die Verlobung gelöst. Du hast sie überrumpelt mit dem Heiratsantrag und mit dem Kauf des Hauses.“
    Petes Blick wurde ernster und zugleich wütender.

    „Du wirst ihr nie so nahe sein wie ich, wir sind zusammen durchs Tor gegangen und haben eine Menge zusammen erlebt und gesehen. Sie hat mir und meinen Kollegen einige Male das Leben gerettet. So etwas schweißt mehr zusammen als ein paar Monate Beziehung im normalen Leben. Ich glaube an Sam und ich vertraue ihr, das wirst du nie verstehen!“

    Petes Mimik verzog sich zu einer hässlichen Grimasse. Die beiden verband ein gefährliches Gefühl, aber wieso entzog er sich seinem Gift? Jack hatte ihm etwas voraus, aber er würde sich nicht einfach in die Knie zwingen lassen. Sein Missmut verstärkte sich, als er begriff, was ein kleiner Teil der Fähigkeiten des Generals ausmachte, er konnte sich Manipulationen entziehen. Er war und blieb ein Mann der US Air Force.
    Die Spannung im Raum zwischen den beiden ließ nicht nach.

    Er spürte, die beiden verband ein gefährliches Gefühl, nicht nur die Liebe zwischen ihnen beiden, die zu fühlen war, nein … ein Band des aneinander Glaubens und Vertrauens, das über jegliche Vernunft hinaus ging, dagegen würde er nicht ankommen. Keine Chance …

    „Jack!“
    „Pete!“

    Sam tauchte wieder im Türrahmen auf und hinter ihr ihr Bruder Mark. Sofort bemerkte sie die immer noch herrschenden Spannungen im Raum. Fragend sah sie von einem zum anderen.

    „Ich werde jetzt gehen“, meinte Pete und wandte sich zur Tür.
    Jack sagte gar nichts, er schnappte sich seine Lederjacke und stürmte aus dem Haus.

    „Jack …?“

    „Lass ihn gehen, er wird sich schon wieder beruhigen“, meinte Mark und damit ließ Sam es bewenden.
    „Tut mir leid, Kumpel“, nickte Mark seinem Freund zu. Pete zuckte mit den Schultern. Dann verließ er die beiden.
    „Es tut mir auch leid“, begann Sam.
    „Lass es gut sein … mit einer Entschuldigung wird es auch nicht besser“, unterbrach er Sam.

    „Ich wollte es dir bloß sagen …“

    „Davon kann ich mir auch nichts kaufen. Ich dachte, dass du mich liebst und deswegen den Heiratsantrag angenommen hast. Aber ich hätte es wissen müssen, als du dir Bedenkzeit erbeten und nicht gleich ja gesagt hast.“

    „Es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verletzt habe, aber …“
    „Ja, es tut dir leid, weil das dir dein schlechtes Gewissen sagt, weil du ihn damals schon geliebt hast. Ich möchte aber nicht deine zweite Wahl sein, sondern der Mann, den du aufrichtig liebst, ohne den du nicht leben kannst!“
    „Du hast recht, das kann ich dir nicht geben, das war auch einer der Gründe, warum ich die Verlobung gelöst habe.“
    „Ja, mir tut es auch leid“, erwiderte er verletzt und öffnete die Haustür. In Sams Gesicht machte sich Bedauern breit.

    „Sam, es ist alles gesagt, also lass es gut sein“, mehr sagte er nicht. Pete warf noch einen letzten Blick zurück, dann war auch er weg und Sam blieb alleine im Hausflur zurück.
    Sie seufzte schwer. So hatte sie sich ihren Besuch bei ihrem Bruder nicht vorgestellt.
    War sie doch mit dem Mann, den sie liebte, hierhergekommen, um ihm ihre Familie vorzustellen, so hatte es sich auf einmal ganz anders entwickelt als erhofft. Es war eine mittlere Katastrophe geworden.

    Sie konnte Jacks Reaktion und Gefühle verstehen, konnte nachvollziehen, wieso er das Haus verlassen hatte.
    Sie hoffte, dass sich alles klären würde, wenn er wieder zurück war und nichts zwischen ihnen stehen würde.
    Sie glaubte an Jack und vertraute ihm, dass er das Richtige tat …


    Fortsetzung folgt …

    ************************************************** ***
    Hi,
    vielen Dank fürs Lesen. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und würde mich ganz doll über ein kleines Feedback freuen.
    Bis bald liebe Grüße Amy
    Hier gehts zu meiner Fanfiction:
    Secrets of the past - Geheimnisse der Verwangenheit


  34. Danke sagten:


  35. #40
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    188

    Standard

    Wenn dieser Herren"duft", den Pete auftrug, derart Menschen manipuliert, ist das Zeug ja direkt gemeingefährlich.
    Den Verlauf des kurzen Gesprächs von Sam und Mark fand ich hier am besten geschrieben.
    Geändert von Durnah (14.11.2016 um 08:07 Uhr)
    "Die Zeit macht jede Wahrheit zum Roman."
    aus dem Lied Mayerling von
    Udo Jürgens (Text v. Michael Kunze)

    "Das "Vaterland" ist der Albdruck der Heimat."
    Kurt Tucholsky

  36. Danke sagten:


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