Titel: Sternenflüstern
Autor: Kris
Fandom:Doctor Who
Genre: Drama, Hurt/Comfort
Charakter(e)/Pairing(s): 10. Doktor
Rating/Warnings: PG-13
Staffel/Spoiler: Post-“Doomsday“ (2.13)
Kurzinhalt und Anmerkung: Rose ist verloren, aber das Leben geht weiter – auch für einen Timelord. Dennoch gönnt sich der Doktor eine kleine Auszeit, an einem Ort, der für ihn von besonderer Bedeutung ist. Einfach eine kleine Vignette, die mir gestern Mittag eingefallen ist, und in der ich einfach ein bisschen Melancholie, die selbst in mir steckte, verarbeiten wollte.
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An der Tür mit den weit geöffneten Flügeln zu stehen und einfach nur den Anblick zu genießen, half ihm für einen Moment das zu verdrängen, was erst vor kurzem geschehen war, und vor allem den schweren Verlust nicht mehr so spüren, den er während der Schlacht um Canary Wharf erlitten hatte. Auch wenn er das niemals vergessen würde. Vor Rose hatte er noch stark sein können – jetzt und hier war er es nicht mehr.
Der Doktor seufzte und ließ das Farbenspiel der Nebel um ihn herum lange auf sich wirken, trank mit den Augen jeden Schimmer, jedes Wabern und Leuchten, das die sterbenden Sterne in ihnen hinterlassen hatten, nachdem sie erloschen oder explodiert waren. Er bestaunte ausgiebig die Wunder der Medusa-Kaskade, die sich unablässig veränderte und entdeckte dann auch noch zu seiner Überraschung die Geburt eines Sternes.
Das mochte in Wirklichkeit schon vor Milliarden von Jahren geschehen sein, aber hier und jetzt erreichte das Geheimnis der Schöpfung auch diesem Punkt im Universum und damit seine weit geöffneten Sinne.
Er lauschte dem ätherischen Wispern, das ihm von lange vergangenen Raumschlachten zwischen längst vergessenen Völkern erzählte. Oder von dem Mut und der Entschlossenheit einer Rasse, die die interstellare Raumfahrt entdeckt hatte und mit neugierigem Geist zu den Sternen strebte, nicht ahnend, wie sehr sie das für immer verändern würde.
Seine Augen wanderten nun auch noch zu der Aureole einer Supernova, deren Licht das der umliegenden Sonnen überschattete. Ein Volk war dort zu Asche verbrannt, das niemals danach gestrebt, seine Welt zu verlassen, sondern immer nur versucht hatte, im Einklang mit der eigenen Heimat zu leben.
Der Doktor lächelte und schüttelte dann den Kopf. Sie mochten vergangen sein, aber vergessen waren sie nicht … und schon gar nicht ausgelöscht.
Er hob den Kopf und schloss die Augen, denn wie das Zwischern der Vögel in der Dämmerung eines Frühlingsmorgens auf der Erde umgab ihn plötzlich ein lebhaftes Stimmengewirr, als ihn geisterhafte Wesen begrüßten.
Ja, vielleicht mochten die Körper der T'Mori verbrannt sein sein, ihre Seelen hatten jedoch in dem Moment, in dem die Sonne ihre Heimat fraß, den Weg in eine andere Existenzebene gefunden und damit ein neues Dasein begonnen in dem sie nicht minder ihren Idealen folgten. Das wusste er, weil er damals mit dabei gewesen war und in diesen letzten Stunden viel von dem friedlichen Volk gelernt hatte.
Und nun erzählten die T'Mori, ihm von den Wundern die sie selbst inzwischen im Zentrum oder am Ende des Universums entdeckt hatten, von dem Zauber uralter Welten in schattenhaften Regionen oder neugeborenen Sternen, deren Leben erst am Anfang stand … und schließlich auch von dem seltsamen Rumoren in der Konstellation Kasterbourous.
Der Doktor presste die Lippen aufeinander, als ungewollte Tränen in seine Augen schossen, und ein Schmerz in ihm brannte, der genau so tief, wenn nicht noch tiefer saß als der Verlust von Rose. Er wusste genau, was dort geschehen war, denn er hatte großen Anteil daran gehabt…
Unwillig schüttelte er den Kopf und drängte die düsteren Gefühle und Gedanken mit aller Macht zurück, spürte, wie ihm die T'Mori dabei unterstützten, sich nicht von der Dunkelheit übermannen zu lassen. So wie sie es auch schon damals getan hatte, als er glaubte, in ihrem Fall versagt zu haben.
Denn es gab andere Wege, als sich in den Schmerz fallen zu lassen, zu leiden und schließlich daran zu zerbrechen! Er würde die Schuld vielleicht niemals abtragen können, aber er konnte daran arbeiten, so lange ihm noch seine Leben vergönnt waren.
Gallifrey war nicht mehr, Rose in einer anderen Dimension unerreichbar geworden … aber das Universum brauchte ihn! Die Menschen – töricht wie immer, aber dennoch vielversprechend brauchten ihn. So wie auch jetzt, als ihm das Wispern der T'Mori zutrug, dass ein Schiff der Judoon auf dem Weg zur Erde war.
Der Doktor öffnete seine Augen zu schmalen Schlitzen. Vergessen war in diesem Moment seine Melancholie, seine Trauer und Verzweiflung, denn ein Gedanke, eine klare Erkenntnis, schob alles andere beiseite – 'DAS bedeutet nichts Gutes!'
„Danke meine Freunde!“ wisperte er leise den Energiewesen zu, die sich kurz als weißes Glitzern um ihn herum zeigten und trat dann mit einem letzten Blick auf die Medusa-Kaskade von den Türen der Tardis zurück und zur Konsole, um mehr herauszufinden. Fast gedankenlos schloss er den Ausgang mit der Bewegung eines Hebels und sperrte so die friedliche Seite des Universum endgültig aus.
Schließlich konnte er jederzeit wieder hierhin zurückkehren, so wie er es schon viele Male getan hatte. Aber jetzt hatte er rief eine neue Aufgabe und die würde mit Sicherheit seine ganze Aufmerksamkeit fordern. Die Erde wusste nicht, was da auf sie zukam.
Sie braucht ihn, also warum dann noch zaudern?
Mit einem schiefen Grinsen klatschte er in die Hände, als er nach kurzer Überlegung die Koordinaten eingegeben und die Maschinen der Tardis aktiviert hatte. „Dann wollen wir doch mal schauen, was wieder los ist, und darauf achten, dass nichts Schlimmes passiert ... Allons-y!“