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Thema: [DW] Der Schatten des Doktors

  1. #1
    Major General Avatar von Kris
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    Standard [DW] Der Schatten des Doktors

    Titel: Der Schatten des Doktors
    Autor: Kris
    Fandom:Doctor Who, Alternatives Universum (Pete's World)
    Genre: Drama, Romanze, Abenteuer
    Charakter(e)/Pairing(s): John Smith (Metacrisis Doctor), Rose Tyler
    Rating/Warnings: PG-13/
    Staffel/Spoiler: Ende Staffel 4

    Anmerkung des Autors: Rose und der menschliche „Metacrisis“-Doktor kann das wirklich auf Dauer gut gehen?
    Diese Frage hat mich dazu veranlasst, einen Blick in das alternative Universum zu werfen. Nach der Trennung wusste ich erst nicht weiter, dann aber kapierte ich, dass auch Rose ihren Anteil an der Geschichte haben musste. Und dann platzte der Knoten und führte zu überraschenden Entwicklungen, die die beiden mit jemandem zusammen bringen, mit denen sie am allerwenigsten gerechnet haben.
    Jetzt macht es wirklich Spaß, Rose und John mit etwas zu konfrontieren, an dem sie nur wachsen und wieder zueinander finden können, gerade John. Ich hoffe, das wird mir so gelingen, wie ich es mir vorstelle.

    Diese Geschichte ist jedenfalls all meinen Lesern gewidmet, die Spaß daran haben und haben werden, mich auf diesem Abenteuer zu begleiten.

    Kurzinhalt: „Es ist vorbei … John!“, sprach Rose resigniert das aus, was sie beide so lange verdrängt hatten und sah ihm tief in die Augen. „Ich glaube, unsere Beziehung ist gescheitert.“ - - - Alles beginnt mit einer scheinbar unabwendbaren Trennung, denn Rose und John Smith glauben sich auseinander gelebt zu haben. Allerdings ahnen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass dies nur der Anfang eines dramatischen Abenteuers ist, in dem sie beide nicht nur um ihre Liebe, sondern auch um das Schicksal einer ganzen Welt kämpfen müssen...



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Erstes Kapitel
    Die Trennung
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o


    „Es ist vorbei … John!“, sprach Rose resigniert das aus, was sie beide so lange verdrängt hatten und sah ihm tief in die Augen. „Ich glaube, unsere Beziehung ist gescheitert.“

    Er nickte nur, weil es keiner weiteren Worte bedurfte, um diese Entscheidung zu bestätigen. Eine Diskussion über das Wenn und Aber war ebenso unnötig wie der verzweifelte Versuch zu retten, was noch zu retten war, auch wenn ein Teil von ihm darum kämpfen wollte, nicht einsehen konnte, dass sie so einfach kapituliert hatten. Aber es war sinnlos.

    Das hatte er allein schon daran gemerkt, wie Rose kurz vor der Nennung seines Namens innegehalten hatte. Wie gleichzeitig ein Schatten über ihr Gesicht gehuscht war: Ihr Herz, ihre Liebe hatte niemals wirklich ihm gehört, denn er war nicht der Doktor …

    Ja sicher, dieses Wissen hatten sie lange Zeit erfolgreich verdrängen können, aber die Tatsache blieb dennoch bestehen und hatte sich niemals fortwischen lassen, so sehr sie beide sich auch darum bemüht hatten, es vergessen zu machen.

    'Ich denke und ich fühle wie er, bis zu dem Punkt, an dem ihn der Dalek tödlich verwundete und er nur eine Wahl hatte, um weiter zu leben … ', dachte John Smith ernüchtert und traurig zugleich. 'Ich habe sein Wissen und seine Erinnerungen, selbst seine Gefühle aber ich bin doch nur eine Kopie. Das Ergebnis einer Regeneration, die der Doktor seinem Willen gebeugt hatte. Das sterbliche Abbild eines außerirdischen Wesens, der bereits mehr als zehn Leben hinter sich gebracht hat.'

    Er holte tief Luft, als er in sich horchte und sich noch einmal die Bestätigung holte, dass Rose nicht allein die Schuld an dem Keil trug, den die Zeit und diese einfache Tatsache zwischen sie getrieben hatte.

    Er fühlte sich innerlich zerrissen. In seiner Brust schlug nur ein Herz, sein Körper war wesentlich zerbrechlicher und anfälliger als der eines Timelords, aber auf der anderen Seite war er auch kein Mensch, wie Selbstuntersuchungen ergeben hatten.
    Sein Blut enthielt noch immer genug Zellen und Gene, die den Bewohnern dieses Planeten fehlten und größere Teile seines Gehirns waren aktiv, als bei normalen Menschen. Nicht zuletzt brauchte er nur in sich hinein zu lauschen, um eine Ahnung davon zu bekommen, welche Vielfalt an Sinnen der Doktor besaß, denn von manchen spürte er noch einen leisen Nachhall.

    Außerdem waren all die Erinnerungen und das Wissen an Gallifrey, seine unzähligen Abenteuer in Raum und Zeit oder an seine größte Schuld, von der Rose nicht einmal etwas wusste, mit übertragen worden und erhalten geblieben.

    Und da war auch noch etwas anderes, was ihn quälte - nämlich die Sehnsucht, das Verlangen, aus der starren, vorherbestimmten, irdischen Existenz auszubrechen, die vor ihm lag und endlich wieder frei zu sein, um Neues zwischen den Sternen und auf anderen Welten zu zu entdecken. Zuletzt hatte er sich während seiner dritten Inkarnation so erdrückt und gefangen gefühlt … als die Timelords ihn aufgrund seiner „Verfehlungen“ auf die Erde verbannt hatten. Damals war ihm immerhin noch die Tardis geblieben, als einzige Hoffnung, auf eine Änderung dieser Situation. Diesmal jedoch …

    John zuckte zusammen und zwang sich innezuhalten. Solche Gedanken waren in diesem Moment eigentlich fehl am Platz, aber sie gehörten dennoch - trotz aller Unterschiede zu seinem Original – zu seiner eigenen Persönlichkeit und trugen mit zu dem Zerwürfnis bei. Und er konnte nicht von der Hand weisen, dass er sich etwas anderes eingestehen musste …

    Die zärtliche Zuneigung - die Liebe - zu Rose war vielleicht ungebrochen, aber die Last der Fesseln, die er sich selbst dadurch auferlegt hatte, erdrückten ihn förmlich. Lange konnte er das nicht mehr aushalten.

    In den ersten Monaten nach ihrer Heimkehr von der Bad Wolf Bay hatte alles noch so einfach ausgesehen, war es sonnenklar gewesen, dass er seinen Gefühlen für Rose endlich freien Lauf lassen und sie mit jeder Faser seines Ichs leidenschaftlich lieben konnte, weil er – wie der Doktor schon gesagt hatte – mit ihr alt werden konnte.

    Durch sie hatte er einen Grund bekommen, zu auch nach der Krise weiter zu leben und eine Aufgabe zu erfüllen, die Sinn machte.

    Mit der Geliebten an der Seite hatte er deshalb versucht ein glückliches, menschliches Leben zu führen, immerhin hatten sie ein gutes Beispiel vor Augen: Roses Eltern waren der beste Beweis für die Chance, die sich auch ihnen aufgetan hatte.

    Denn Peter Tyler hatte in dieser Welt niemals eine Tochter namens Rose gehabt, seine eigene Frau war mehr auf gesellschaftliches Prestige und Schönheit bedacht gewesen und schließlich durch die Cybermen ums Leben gekommen.
    Die pragmatisch denkende Jackie Tyler hatte ihren eigenen Pete vor mehr als zehn Jahren durch einen Autounfall verloren und ihre Tochter ganz alleine groß gezogen. Da aber die Liebe zu den verstorbenen Partnern nie ganz erloschen war, hatten beide kurzerhand den Wink des Schicksals genutzt, und ihre Liebe wieder aufleben lassen. Sie hatten sich keine Gedanken mehr um die Vergangenheit gemacht, sondern nur noch in die Zukunft gesehen, ohne Wenn und Aber. Ihre Leidenschaft war so entfacht worden, dass sich das enge Band zwischen ihnen inzwischen mit dem kleinen Tony endgültig gefestigt hatte.

    Das war ein Ziel, das Rose und er zwar immer angestrebt aber nie erreicht hatten …
    Schon bei ihrer Heimreise aus Norwegen hatten sie erste Pläne geschmiedet und einige wichtige Entscheidungen getroffen, aber irgendwie …

    Eine seiner ersten Maßnahmen war es gewesen den Namen John Smith anzunehmen, den er seit seiner Zeit bei UNIT benutzte, und nicht mehr länger nur der „Der Doktor“ zu sein, denn das war vorbei. Ein paar Monate später, als alle Formalitäten geklärt und er nun auch gegenüber den Behörden auftreten konnte, hatte er einen Job in Peter Tylers Konzern angenommen. In dieser Zeit hatten sie, auch die Villa verlassen und waren gemeinsam in diese schön gelegene Penthouse-Wohnung gezogen.

    Über drei Jahre lang hatten sie in einem wunderbaren Traum gelebt.

    Der menschliche Alltag war für ihn eine neue und spannende Erfahrung gewesen, das Zusammenleben mit seiner Geliebten aber auch die Arbeit hatten ihn tagtäglich vor neue Herausforderungen gestellt, denn nicht alles hatte er allein mit Witz und Verstand oder seinem Mundwerk meistern können.
    Immer wieder waren ihm auch die Grenzen seines menschlichen Körpers aufgezeigt wurden, die Anfälligkeit für Krankheiten oder gar Verletzungen. Er erinnerte sich noch zu gut an sein erstes Fieber, an die Grippe …

    Als das Ganze mit der Zeit allerdings zur Routine wurde, hatten auch die gelegentlichen Reisen durch die Welt – natürlich zusammen mit Rose - nichts mehr daran ändern können, dass sich schleichend immer mehr Zweifel und Unbehagen in ihm breit gemacht hatte und die Palette der menschlichen Gefühle, die er kannte, war um weitere ergänzt worden: Ernüchterung, Langeweile, Gereiztheit.

    Die kleinen menschlichen Macken und Launen, die ihm früher an Rose gefallen hatten, begannen ihn zu stören und zu nerven … die Gelassenheit, über den menschlichen Gepflogenheiten zu stehen oder sich über sie zu amüsieren, schwand, je mehr er seinen eigenen Weg beschritt und den „Doktor“ hinter sich ließ.

    Charakterzüge kamen hinzu, die er mehr von Donna kannte als von sich selbst. Rose war das nicht entgangen, deshalb hatte sie ihm irgendwann den Spiegel vors Gesicht gehalten und war ebenfalls explodiert.
    Der erste Streit zwischen ihnen war eine Erfahrung gewesen, die er nicht gerne wiederholt hätte, aber es war leider in der Folge immer öfters zu ähnlich heftigen und lauten Auseinandersetzungen gekommen, die sie beide schließlich ganz auf den Boden der Tatsachen geholt hatten.

    Und nun … war klar – dieser Tag war unabwendbar gewesen.

    Rose räusperte sich plötzlich und schreckte ihn so aus seinen Gedanken. „Wir können gerne Freunde bleiben, wenn du willst John. Es heißt ja nicht, dass es ganz aus sein muss.“

    „Das wollte ich auch gerade vorschlagen“, entgegnete er mit einem Lächeln und der unbeschwerten Flapsigkeit, die der Doktor gerne an den Tag legte, um seine eigenen Gefühle zu überspielen, es seinem Gegenüber leicht zu machen. „Ganz sicher können wir Freunde bleiben. Warum auch nicht, denn immerhin haben wir eine Menge Abenteuer erlebt und … “

    Er verstummte plötzlich, weil Rose eine Augenbraue hochzog, blickte verlegen drein, denn da war er wohl wieder in ein Fettnäpfchen erster Güte getreten, das nicht hätte sein müssen …

    Natürlich – nicht er und Rose - sondern der Doktor und sie - hatten sich mit Daleks, Cybermen, Sycorax und einer Menge anderer feindlicher oder zwielichtiger Aliens herumschlagen müssen, das durfte er nicht vergessen …

    „Und, was hast du jetzt vor?“, lenkte er deshalb das Gespräch auf ein anderes Thema, um die schwelende Wut auf den Rivalen aus dem Paralleluniversum, die plötzlich wieder heftig in ihm hoch kochte zu unterdrücken.

    „Ich denke, ich werde eine Weile zu Mum und Dad in die Villa ziehen und dann entscheiden, was ich mit meinem weiteren Leben anstellen will. Vielleicht fange ich an zu studieren, auch wenn ich da noch einen Schulabschluss für nachholen müsste. Aber es wäre ein Anfang … “, ging sie auf ihn ein, wohl wissend, dass sie den wunden Punkt in ihrer Beziehung genau so wie er schnellstmöglich überspielen sollte. „Ich brauche jetzt jedenfalls ein bisschen Abstand und Ruhe von Allem. Und … was hast du so vor?“

    John zuckte mit den Schultern. „Mal sehen … ich habe da ein paar Dinge, denen ich nachgehen will, nennen wir sie einmal „Forschungsprojekte“. Durch den Job bei deinem Vater habe ich ja einiges auf der hohen Kante und kann mir eine längere Auszeit erlauben, denn ich denke, das tut auch mir gut“, grinste er und bemühte sich auch weiterhin unbeschwert und locker zu wirken – so wie sie es von „ihm“ kannte, auch wenn er sich in seinem Herzen ganz anders fühlte.

    „Ich wünsche dir viel Glück bei deinen Forschungen!“ Rose lächelte traurig, überlegte und trat dann plötzlich auf ihn zu, umarmte ihn so spontan, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte.

    Ein warmer Schauder rann über seinen Rücken, als für einen Moment die Hoffnung aufkam, dass sie es sich vielleicht doch noch einmal anders überlegte, und sie …

    John lehnte seinen Kopf an den ihren und spürte, wie sie die Geste ebenso zärtlich erwiderte. So verharrten sie eine ganze Weile ohne sich zu bewegen. Er genoss es einfach, sie noch einmal in seinen Armen zu spüren. Sie so festzuhalten, als stünde nichts zwischen ihnen, als seien sie noch immer zusammen und nichts würde ihre Beziehung trüben.

    Das Gegenteil war jedoch der Fall.

    Es war ein Abschied, der Moment, in dem sie einander los ließen. Das Ende einer Liebe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war, weil von Anfang an ein dunkler Schatten über ihr gelegen hatte – nämlich der des Doktors.

    Und für ihn … John holte tief Luft und spürte einen Funken Hoffnung in sich aufsteigen. … für ihn vielleicht auch ein neuer Anfang.
    Er wollte nicht länger nur der Ersatz für den Doktor sein, das in ein anderes Universum abgeschobene Duplikat einer umgeleiteten Regeneration oder der gerade einmal viereinhalb Jahre existierende Hybrid …

    Nur, wenn er sich selbst fand, dann hatte er vielleicht auch die Chance, die Liebe von Rose neu zu gewinnen – diesmal als er selbst – als John Smith!

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  2. Danke sagten:


  3. #2
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Ich kann mir gut vorstellen wie es John geht. Die Resterinnerungen an sein Schatten-Ich, an dass, was dieser alles erlebt hatte, kann einen ganz schön zu schaffen machen, den es war ja auch irgendwie sein Leben. Und das Wissen, dass Rose eigentlich den Doctor liebt, auch wenn er genauso aussah, macht ihm auch zu schaffen. Was nur allzu verständlich ist. Es musste ja irgendwann zwischen ihm und Rose krach geben. Ich hoffe sehr, dass er und Rose eines Tages doch noch zusammenfinden, dann aber als John Smith und Rose Tyler und nicht als der Doctor und seine Begleitung. Ich bin wirklich sehr neugierig, wie es mit ihnen weitergeht. Das war ein sehr schönes und interessantes erstes Kapitel. Du hast da eine wirlich tolle Idee gehabt, diesen Strang weiterzuspinnen.
    Geändert von John's Chaya (24.02.2015 um 17:23 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Major General Avatar von Kris
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    Danke für deinen lieben Kommentar!

    Ich denke, gerade diese Zerrissenheit macht John auch zu so einem interessanten Charakter. Einerseits hat er die Erinnerungen des Doktors und dessen Gefühle geerbt, auf der anderen Seite ist er ja eben auch "nur" ein Mensch mit Einschränkungen und dann sind da die Gefühle von Rose, die sich mit sicherheit auch nicht irgendwie weglügen lassen. Und nicht zuletzt wollte ich auch einbringen, dass er auch einen guten Schuss Donna in sich hat.

    Ich denke, die Krise ist ganz logisch, weil die Beziehung von Anfang an auf tönernen Füßen stand. Aber sie haben ja jetzt vielleicht eine neue Chance.

    Jetzt will ich dich aber nicht länger aufhalten und stelle auch gleich das nächste Kapitel ein, damit es nicht langweilig wird.




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Zweites Kapitel
    Roses Bedauern und Erkenntnis
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Zwei Monate nach der Trennung
    ***************************



    „Ja, so ist das immer. Man merkt viel zu spät, wie viel jemand einem bedeutet, wenn man ihn verloren hat.“

    Rose fuhr aus ihrem dumpfen Brüten hoch und starrte ihre Mutter wütend an. „Mum, wie kommst du ausgerechnet jetzt darauf?“, fauchte sie.

    „Das sehe ich dir schon an der Nasenspitze an. Denn das ist nicht das erste Mal, dass du so betrübt dreinschaust. Seit das neue Jahr angefangen hat, kommst du nicht mehr wirklich aus deiner trüben Stimmung raus.“
    Jackie fuhr ungerührt fort, den Teig zu kneten und schob wie beiläufig die Hände ihres kleinen Sohnes zurück. Tony zappelte aufgeregt in seinem Hochstühlchen und beugte sich weit nach vorne. „Nein mein Schatz. Du hast doch schon ein Stück!“, ermahnte sie den Kleinen schmunzelnd. „Das werden später leckere Plätzchen – wenn du Mama jetzt endlich weiter kneten lässt. Du darfst auch nachher beim Ausstechen helfen.“
    „Tet-ten … da ... tneten. TNETEN!“, krähte ihr kleiner Bruder aufgeregt und zog die ganze Aufmerksamkeit wieder auf sich.

    Das gab Rose, die Zeit wieder zu sich zu kommen. Sie holte tief Luft und versteckte ihr Gesicht hinter einer großen Tasse mit Milchtee. Dabei ließ sie ihren Blick durch die Küche schweifen. Auch wenn die jetzt dreimal so groß wie ihre alte war, ausgestattet mit Designermöbeln und den neusten technischen Geräten, und Jackie Tyler eigentlich nicht mehr selbst kochen und backen müsste – alte Gewohnheiten blieben bestehen, gerade wenn nichts besonderes anstand.

    Dazu gehörte auch die Sitte einfach zusammen zu sitzen und sich bei einer heißen Tasse Tee zu unterhalten.
    Rose seufzte.
    Früher hatte sie ihrer Mutter viele Erlebnisse, aber auch von ihren Sorgen erzählt, dieser zugehört, wenn sie sich wieder einmal über die Nachbarn und alles Mögliche andere aufregte. Sie hatten gelacht, gescherzt und …
    Jetzt kamen sie allerdings nur noch selten … oder besser gar nicht dazu, denn Tony war meistens mit dabei und forderte wie jedes Kleinkind, die volle Aufmerksamkeit seiner Mutter ein. Auch Peter Tyler wollte natürlich Anteil an seiner Frau haben, vor allem, wenn er einmal zu Hause.

    Da blieb für Rose im Leben ihrer Mutter natürlich nicht mehr so viel Platz wie früher. 'Klar, ich bin erwachsen und sollte eigentlich endlich mein eigenes Leben führen. Aber was mache ich … bei der ersten großen Beziehungspleite? Ich verkrieche ich mich doch tatsächlich unter ihrem Rockzipfel, weil ich einfach nicht weiter weiß … '

    Sie biss sich auf die Lippen. Wie lange war es jetzt her, dass sie John verlassen hatte – zwei Monate? Ein Blick auf den Kalender bestätigte ihr die Vermutung auf den Tag genau.
    Im Dezember, noch vor Weihnachten, hatte sie die Penthouse-Wohnung verlassen und war zurück zu ihren Eltern gezogen. In den ersten Tagen hatte sie sich von einer großen Last befreit und sogar glücklich gefühlt. Noch am Weihnachtstag hatte sie kaum einen Gedanken an ihre kaputte Beziehung verschwendet und die Familienfeier mit den Eltern und dem Bruder genossen, weil er Erinnerungen an ihre eigene Kindheit weckte.
    Doch schon am Silvestertag, als sie ihre Eltern zu einer Gala begleitet hatte … war ein tiefer Stich in ihr Herz gefahren, als sie die vielen Paare gesehen hatte, die Arm in Arm das Feuerwerk beobachtet und sich Neujahrsgrüße zugeprostet hatten.

    In dieser Nacht waren erste Zweifel über sich und ihr Verhalten hoch gekommen und die unvermeidliche Frage: Hatte sie John überhaupt eine Chance gegeben?

    In ihrem Inneren kannte sie bereits die Antwort, denn es war ein klares „Nein!“.

    Jetzt wurde ihr bewusst, wie wenig Raum und Luft sie ihm in der Zeit ihres Zusammenlebens gelassen hatte. John hatte nie die Möglichkeit bekommen, er selbst zu sein oder es zu werden, denn für sie hatte er immer nur das sein müssen, was sie verloren hatte, was sie niemals wieder zurückbekommen würde, wie ihr jetzt langsam klar wurde.

    In ihrer Eigensucht hatte sie in ihm immer nur den Doktor sehen wollen – den spannenden und aufregenden Fremden von einem anderen Stern, der sie aus ihrem tristen Alltag und einem öden Jopf gerissen hatte, um sie auf spannende Abenteuer durch Raum und Zeit zu führen. Den Helden, der auch in ausweglosen Situationen die Feinde immer ausgetrickst hatte … der Mann, der sich am Ende sogar einmal für sie geopfert hatte.

    Traurig erinnerte sie sich daran, dass sie schon einmal jemandem deswegen weh getan hatte, weil sie den Doktor ihm vorgezogen hatte.
    Zum Glück war Mickey irgendwann darüber hinweg gekommen, dass sie ihn nicht mehr lieben konnte. Durch die Sorge um seine Großmutter, die hier in diesem Universum noch lebte und die Aufgaben, die er an Stelle seines Spiegelbildes Rickey übernehmen konnte, hatte er seinen Frieden mit der Situation gemacht und deshalb war es ihm leicht gefallen, den Verlust endlich zu überwinden. Und auch wenn er jetzt wieder nach Hause in das Universum ihrer Geburt zurückgekehrt war … so würde er sicher auch da wieder neue Freunde und vermutlich sogar schon bald die Liebe finden.

    Aber was war mit John? Er war wie sie ein Fremder in dieser Welt, ein …

    „Liebes, du weißt doch genau, wie ich das meine!“, riss Jackie sie abrupt aus ihren Gedanken. Rose sah sie an und stellte die Tasse auf den Tisch, während ihre Mutter ungewohnt sanft und verständnisvoll weiter sprach: „Mir wurde auch erst klar, wie sehr ich Pete geliebt habe, als ich ihn durch den Autounfall verlor. Deshalb genieße ich jeden Tag, den ich heute wieder mit ihm zusammen sein kann.“
    Sie beugte sich vor und strich ihrer Tochter eine Strähne aus dem Gesicht, hinterließ eine feine Mehlspur auf der Haut. Dann legte sie den Kopf schief.
    „Vielleicht war diese Trennung notwendig, damit ihr beide herausfinden könnt, was ihr eigentlich von eurem Leben wollt!“, sagte sie dann und bearbeitete dann den Teig kräftig mit dem Nudelholz. „Denn ich muss ehrlich sagen. John erschien mir in der letzten Zeit, auch ziemlich durch den Wind. Da ist er deinem Luftikus von Doktor nicht ganz unähnlich – dieses ständige sehnsuchtsvolle Zu-den-Sternen-Starren, diese grüblerische Melancholie in seinen Augen … ganz schlimm ist es gewesen, wenn ihn nicht mal mehr ein Spaß aufmuntern konnte. Und dann wieder diese Ausbrüche von Heiterkeit. Bei einer Frau könnte ich mir vorstellen, woher seine Launen kommen …“

    Rose grinste schief. „Ach Mum … “ Jackies Worte munterten sie ein wenig auf. Ihre Mutter wusste traf das Problem mit wenigen klaren Worten. Gerade diese Sichtweise half ihr nun, alles mit ein wenig mehr Abstand zu betrachten. Deshalb nickte sie.

    „Ich bin selbst durcheinander und weiß nicht, was ich denken und fühlen soll. Jetzt begreife ich, dass ich bisher immer nur den Mann in ihm sehen wollte, in den ich mich verliebt habe. Wann immer ich Züge an ihm entdecke, die ich nicht kenne, die mir falsch erscheinen …“ Sie schluckte. „Dann plötzlich fühle ich mich verletzt … werde einfach nur wütend … und …“

    „Und?“ Jackie hielt mit dem Ausrollen des Teigs inne und legte den Kopf schief. „Ich weiß auch, dass Peter nicht mein Pete ist, nicht der Mann, den ich als junges Mädchen kennen und zu lieben gelernt habe. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den beiden, wie ich auch jetzt immer noch feststelle … aber ich bin froh, die Chance bekommen zu haben, wieder bei Peter zu sein und erlebe unsere Beziehung als großes Abenteuer … denn was wäre eine Liebe, wenn es nicht tagtäglich Neues an seinem Partner zu entdecken gäbe? Vielleicht war das dein größter Fehler …“

    Sie blickte ihre Tochter nachdenklich an. „Und etwas anderes kommt noch dazu, denn ich kann mir schon vorstellen, warum du so wütend bist. Da seid ihr noch einmal zusammen gekommen, um die Welt zu retten – du und der Doktor … und dann schickt er dich doch einfach wieder hierhin zurück … zusammen mit seiner Kopie, die ihm dort sicherlich nur Scherereien gemacht hätte, denn wer hat schon gerne ständig sein Spiegelbild vor Augen, das genau so tickt wie er selbst. Damit schlägt er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zwei Probleme sind aus der Welt geschafft …“
    „Mum!“
    Jackie hob beschwichtigend die Hand, als Rose hochfahren wollte, sprach dann aber unbeirrt weiter. „Verstehe mich nicht falsch, Liebes … ich glaube nicht, dass er es dir gegenüber böse meinte, denn es war in seinen treuen braunen Hundeaugen nicht zu übersehen, wie sehr er in dich verschossen war … aber er ist nun mal der große und mächtige Timelord – der letzte seines Volkes … “ Sie machte eine theatralische Geste, die Tony dazu brachte, begeistert los zu kreischen und seine Mutter nachzuahmen. „... mit der ach so schweren Bürde und dem großen Schicksal … in das er niemand anderen hineinziehen möchte … und so weiter blablabla ...“

    „Mum, jetzt übertreibst du!“ Rose schüttelte den Kopf, aber sie hatte auch unwillkürlich angefangen zu schmunzeln.

    „Übertreibe ich wirklich, Schatz? Tatsache ist – indem er dir seine Kopie dagelassen hat, wollte er dich trösten, hat sich aber natürlich keine Gedanken darüber gemacht, ob das auch wirklich funktionieren kann. Aber so sind Männer eben, selbst wenn sie außerirdischer Herkunft sind … sie kapieren nicht, dass es nicht ausreicht, wenn man nur körperlichen Ersatz bekommt. Auch das Herz muss mitspielen wollen …“

    „Das Herz … ja, das ist es wohl“, gestand sich Rose ein. „Ich habe John Unrecht getan, weil ich ihn nach meinem Vorstellungen des Doktors formen, weil ich keine Abweichungen dulden wollte, und dann nicht verstanden habe, warum er einfach nicht so funktionierte, wie ich es von ihm gewohnt war.“
    Sie nahm einen Schluck Tee, um ihre Kehle anzufeuchten.
    „Klar, die ersten Jahre waren toll … ihr habt uns da ja auch alle Freiheiten gelassen, aber dann als als …“
    „Der Lack ab war, kam die Krise“, nahm ihr Jackie die Worte aus dem Mund. „Das ist in jeder länger währenden Beziehung, in jeder Ehe so, und nicht wenige zerbrechen daran. Du hast festgestellt, dass John dich nicht nur auf Händen trägt und alles tut, was du willst, sondern auch seine Macken und Launen hat, oder? Dass er nicht immer eine einfache Lösung für alle Probleme findet und dir das Leben leicht macht …“
    „Im Großen und Ganzen hast du recht“, Rose seufzte. „Aber nicht ganz. Ich glaube, ich habe ganz übersehen, dass ihn noch etwas anderes quälte. Damit zurecht zu kommen, einfach nur ein Mensch zu sein. Und kein … kein Timelord mehr. Er hat zwar das ganze Wissen im Kopf … aber auf der anderen Seite nicht mehr den Körper und die Kraft oder die Ressourcen. Ich weiß, dass es ihm zu schaffen machte, aber ich habe es weitestgehend ignoriert … ich war so dämlich … so …“

    „Na ja, ich würde sagen … er muss das durchmachen, was alle Kinder durchzustehen haben, seine Selbstfindungsphase.“ Jackie sah sie nachdenklich an. „Du warst auch nicht gerade einfach, als du in der Pubertät warst … und wer weiß, was wir mit dir mal durchmachen müssen!“ Sie wuschelte Tony durchs Haar, nachdem sie das Nudelholz beiseite gelegt hatte. „Und wenn ich mir das so überlegen … er mag zwar ausgewachsen aus der Tardis gehüpft sein, aber das heißt nicht, dass er gleich der perfekte Mann war, das war der Doktor nun auch nicht …“

    Rose nickte, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel„ … ja, das stimmt. Er hat ja gar nicht gelernt, sich in zwischenmenschlichen Beziehungen sicher zu bewegen, so wie wir. “ Sie schlug sich die Hand gegen den Kopf.

    Denn eigentlich war der Doktor in dieser Beziehung ebenfalls noch ein Kind gewesen – unerfahren im menschlichen Miteinander, auch wenn er schon Jahrhunderte auf dem Buckel haben mochte. Und da war sie davon ausgegangen, dass es bei John anders war? Nur weil er jetzt ein Mensch war … aber ein Mensch, der nur auf ererbtes Wissen zurückgreifen konnte, das größtenteils nicht von dieser Welt war? Und dementsprechend unerfahren … selbst wenn ein wenig von dieser Donna und ihrem Emotionen in ihm steckte. Und das machte es noch komplizierter.

    Oh verdammt, sie hatte ihm wirklich unrecht getan!

    Und da gab es wohl nur eines, was sie jetzt tun konnte. Der Entschluss ging ihr leicht von der Hand, vor allem jetzt, wo sie sich an ihre letzte Umarmung zurück erinnerte. John hatte sie vielleicht damals los gelassen, aber sicherlich nicht für immer und ewig, dazu waren seine Berührungen zu zärtlich gewesen …

    Rose sprang auf, umarmte ihre Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke Mum!“

    Jackie grinste. „Warum denn? Dafür bin ich doch da!“ Dann hob sie ermahnend einen Finger. „Aber geh nicht davon aus, dass mit einem Kuss und einer Umarmung alles wieder gut zwischen euch ist. Denn die Liebe muss erst wieder neu verdient werden.“

    Rose die schon an der Tür stand, blickte über die Schulter zurück. „Das weiß ich doch, Mum!“, entgegnete sie dankbar, während das Herz in ihrer Brust schneller zu schlagen begann.

    Aufgeregt verließ sie die Küche, in der es wieder laut wurde, weil Jackie ihren Sohn aus dem Hochstuhl hob. Deshalb sah sie zu, dass sie schnellstens zurück in ihr Zimmer kam, weil sie jetzt alle Ruhe der Welt brauchte.

    Das Mobiltelefon lag schon in ihren Händen, als sie die Tür zu ihrem Raum öffnete. Angespannt wählte sie seine Nummer … weder die der Penthouse-Wohnung, weil John diese vor einem Monat aufgelöst hatte, noch die auf der Arbeit, sondern seine ganz private, die nur ein paar Leute außer ihr kannten.

    Ihr Atem ging schneller, als die Anwahl- und erste Ruftöne erklangen. Aber das war auch schon alles. Sie ließ es eine ganze Weile klingeln, aber weder hob jemand ab, noch schaltete sich die Mailbox an, damit sie eine Nachricht hinterlassen konnte.

    Schließlich brach die Verbindung ganz zusammen, nur ein schnelles Tuten erklang. Rose ließ die Hand sinken und schaltete das Telefon ab.

    Ein unangenehmes Kribbeln lief über ihren Rücken. „Warum geht er nicht dran?“, murmelte sie leise, war sie sich doch so sicher gewesen, dass er diese letzte Verbindung bestimmt nicht aus der Hand gegeben hätte es sei denn …

    … er hatte sich wirklich dazu entschieden, alle Brücken hinter sich abzubrechen – was aber eigentlich nicht zu ihm passte und sie auch nicht glauben wollte - oder aber er war durch etwas oder jemanden dazu gezwungen worden, alles aufzugeben, und dann – da war sie sich sicher - brauchte er jetzt um so mehr ihren Beistand und … ihre Liebe.

    Rose wurde blass, als sich eine kalte Klammer um ihr Herz schloss und es nicht mehr los lassen wollte …

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  6. Danke sagten:


  7. #4
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    Standard

    Vielen Dank für dein Danke, Chaya. Ich mach dann gleich weiter, damit du nicht so lange warten musst,



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Drittes Kapitel
    Hoffnung auf vergilbtem Papier
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Etwa einen Monat nach der Trennung
    *******************************


    John trat auf die Terrasse der Penthouse-Wohnung. Er wollte für einen Moment dem Trubel hinter sich entfliehen und Atem schöpfen.
    Die Firma, die er eigens für den Zweck angeheuert hatte, zerlegte und verpackte gerade die letzten Möbel um sie in den Lastwagen zu bringen, der unten auf der Straße wartete. Das Mobiliar sollte an geeigneter Stelle eingelagert werden, bis er entschieden hatte, ob er London und England ganz den Rücken kehren wollte. Und wenn er sich doch dazu entschied, in diesem Land zu bleiben, dann würde er nicht mehr hier hin zurückkehren wollen, denn alles erinnerte ihn zu sehr an Rose und ihre gemeinsame Zeit …

    Die wenigen Dinge, die ihm etwas bedeuteten, hatte er bereits selbst eingepackt und in seinem geräumigen neuen Auto verstaut. Es war nicht viel an persönlichem Besitz, vor allem Bücher, ein Laptop und ein paar Geräte, an denen er in der letzten Zeit gebastelt hatte.

    Dazu Kleidung zum Wechseln und ein paar Dinge, die ihn an die glücklichen Tage an der Seite von Rose erinnerten und die er noch nicht aus der Hand geben konnte und wollte.

    Seine Geliebte selbst war schon vor einem Monat gegangen, so dass er sie seit dem Tag ihres Abschieds nicht mehr gesehen hatte. Nur Jackie war eine Woche später mit dem kleinen Tony und ein paar Möbelpackern aufgetaucht und hatte ein paar Sachen.
    Obwohl sie normalerweise nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg hielt, war sie diesmal ausgesprochen zurückhaltend und freundlich gewesen, hatte nicht noch mehr in den offenen Wunden gebohrt.
    Genau so wie Peter Tyler in der Firma hatte sie den Dingen ihren Lauf gelassen und sich nicht eingemischt. Keines von Roses Elternteilen hatte ihm Vorwürfe gemacht, niemand zu vermitteln versucht um wieder alles zu kitten… und dafür war er dankbar.
    Denn die Zurückhaltung der beiden half ihm über die Schuldgefühle hinweg zu kommen, die trotz allem in ihm wühlten. Denn er fragte sich, ob er sich nicht doch zu wenig bemüht hatte, einen Kompromiss zu schließen …

    Obwohl die Leere in der Wohnung manchmal erdrückend gewesen war, hatte er in den vier Wänden doch die Zeit und Muße finden können, um in sich zu horchen und herauszufinden, warum er sich zu zerrissen und uneins mit sich selbst fühlte.

    So sehr er sich auch dagegen sträubte, er war nicht nur John Smith, der einfache, sterbliche Mensch, er war trotz allem immer noch der Doktor, der schon mehrere Leben hinter sich gebracht und so unendlich viel gesehen hatte.

    Die Erinnerungen seines „originalen Ichs“ wogen einfach zu schwer, um sie zu vergessen. Nicht ohne Grund war er nach dem Abschied von Rose für ein paar Tage in den hohen Norden gefahren und hatte fernab des Lichtsmogs von London oder anderer großer Städte den winterlichen Sternenhimmel beobachtet.

    Denn der Teil in ihm, der noch Timelord war, sehnte sich danach einen Weg zurück zu den Sternen zu finden, weiterhin ihre Geheimnisse zu erforschen und natürlich auch heraus zu finden, inwieweit sich dieses alternative Universum wirklich von dem unterschied, in dem sein Original gelebt und gewirkt hatte. Die sterbliche Hälfte hoffte auf genügend Erkenntnisse, endlich die Vergangenheit hinter sich zu lassen und so als neuer Mann wiedergeboren war, der sich endlich entschieden hatte, wohin er eigentlich gehören wollte.

    Denn so lange er das nagende Gefühl der Neugier nicht befriedigt hatte, würde er keine Ruhe finden, würde er niemals den Schatten des Doktors abschütteln und er selbst sein können.

    Aus diesem Grund hatte er die gemeinsamen Reisen mit Rose rund um die Welt dazu genutzt, um in Bibliotheken zu stöbern, alte Stätten zu besuchen, an denen angeblich die Spuren außerirdischer Besuche zu finden waren. Er lächelte, als er daran dachte, wie sie sich gemeinsam aus den Führungen davongestohlen hatten, um heimlich in den Ruinen herum zu stöbern, Hinweise darauf zu sammeln, wo sich wer herumgetrieben hatte. Und Rose war an seiner Seite gewesen, hatte ihn für einen kurzen Moment vergessen lassen, dass dies nicht die alten Zeiten waren …

    Er schüttelte unwillig den Köpf und die düsteren Gedanken ab, die sich wieder in sein Bewusstsein schlichen. Die Bitterkeit, die ihn immer noch beherrschte, wenn er an den Doktor dachte und die Eifersucht, die ihm anders als dem Timelord nicht fremd war … oh, nein.

    Statt dessen zwang er sich Luft zu holen und an das Ziel zu denken, das er sich jetzt schließlich selbst gesetzt hatte. Der Durst nach Wissen war durch diese Aktionen allerdings nur kurzzeitig gestillt worden und später um so stärker zurückgekehrt, denn sie hatten immer wieder Inschriften und Bilder gefunden, die vor allem ihm seltsam bekannt vorkamen, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Denn leider setzte ihm auch hier sein all zu menschlicher Körper Grenzen, sein Gehirn reagierte mit heftigen Kopfschmerzen, wenn er all zu tief in den Erinnerungen seines Originals suchte, sie sich in den Zellen eingegraben hatten.

    Jede noch so kleine Andeutung hatte ihn neugierig gemacht, sein Verlangen gesteigert, mehr über das Treiben jenseits der Erdatmosphäre heraus zu finden und damit endlich Heilung für seine zerrissene Seele zu finden – auch wenn er nur ein Menschenleben Zeit hatte.

    Und vielleicht – diese Hoffnung wollte er ebenfalls nicht aufgeben – fand er so auch zurück zu Rose!

    Eine Suche lag ihm dabei besonders am Herzen und war neben dem Abstand ein weiterer Grund, warum er sein Leben hier in London und in der Firma erst einmal hinter sich lassen wollte. In dieses persönliche Projekt hatte er nicht einmal Rose eingeweiht.

    Ob Zufall oder der Wink des Schicksals, die schwer angeschlagene Erstausgabe eines phantastischen Romans aus dem späten 19. Jahrhundert, der ihm vor gut einem Jahr auf einem Flohmarkt in London ins Auge gefallen war, hatte seine Neugier geweckt und ihn seither nicht mehr in Ruhe gelassen, zumal er nicht an „magische“ Zufälle glauben mochte.

    Eine scheinbar harmlose Widmung war der Auslöser gewesen – ein Satz, umgeben von ein paar kunstvollen Schnörkeln, hatte seine Aufmerksamkeit geweckt: „Meinem zeitlosen Wanderer Ulysses von seiner geliebten Gefährtin Penelope, Cambridge, anno Dezember 1889.“.

    Daran wäre absolut nichts ungewöhnliches gewesen, hätte es sich bei den Verzierungen, die mit feiner Feder um die Worte gezeichnet waren nicht um Symbole gehandelt, die auf Gallifrey eine besondere Bedeutung besaßen, wie etwa das Siegel von Rassilon.

    Und ULYSSES war einer der Namen, die jeder Absolvent der Akademie kannte – egal welchem Kapitel er angehörte, handelte es sich doch um einen der großen Forscher, der Frühzeit, die sich mutig in den damals noch unbekannten und unkontrollierten Vortex gestützt hatte, um Zeit und Raum zu erkunden. Der Doktor hatte diesen großen Mann Zeit seiner Leben verehrt und ihn sich zum Vorbild genommen.

    Ein Zittern durchlief Johns Körper, als er an seine Recherchen in den Archiven Londons dachte, die sich ihm mit vielen netten Worten und ein wenig Trickserei geöffnet hatten. Leider besaß er keinen Ausweis mit psychischem Papier, der alles einfacher gemacht hätte – aber auf der anderen Seite, hatte er so auch weniger Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die ihm nicht so lieb gewesen wäre. In die staubigen Keller und fensterlosen Räume in ehemaligen Bunkern hatte er sich am liebsten zurückgezogen, wenn er nach einem Streit mit Rose das Haus verlassen hatte, weil er selbst vor Wut nicht mehr aus noch ein gewusst hatte …

    Nach einer Weile war er in ein paar alten Zeitungen sogar fündig geworden …

    Es hatte in den 1880er Jahren tatsächlich eine Penelope Gate gegeben. Sie hatte zu ihrer Zeit die feine Gesellschaft nicht nur damit empört, dass sie sich für Frauenrechte ausgesprochen und die Zulassung von Frauen in allen Disziplinen gefordert hatte, sondern auch aufgeregt, weil sie der undamenhaften Beschäftigung mit Technik und Wissenschaft nachgegangen war, anstatt zu heiraten und danach nur noch sittsam Teekränzchen abzuhalten.

    Ein anerkannter Professor hatte ihre gewagten Theorien über Zeit und Raum zwar für das hysterische Geschwätz eines überdrehten Frauenzimmers gehalten und doch zwischen den Zeilen durchklingen lassen, dass er nicht ganz so überzeugt von seinen Worten gewesen war, wie er die Öffentlichkeit glauben ließ – wenn das stimmte, was die Reporter dort in schwarzen Lettern festgehalten hatte.

    So jemand konnte mit seinen Erfindungen durchaus die Aufmerksamkeit der Timelords geweckt haben, sei es nun, weil sie wie im anderen Universum die Augen nach Störungen im Zeitstrom Ausschau hielten oder sich einer von ihnen auf der Erde herum trieb.

    Er wusste selbst nur zu gut, was ihn … für einen Moment dachte er finster an den „Doktor“ … an den Menschen angezogen hatte und faszinierte. War Ulysses nur ein wenig vom gleichen Schlag, dann lag die Antwort klar auf der Hand und die Widmung war ein klarer Hinweis auf die Möglichkeit, dass Gallifrey auch in diesem Universum existierte. Vielleicht …

    Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen, als er an die Zukunft dachte. Sein erstes Ziel würde Cambridge sein. Den Zeitungen aus dem 19. Jahrhundert zufolge lebte dort die Familie von Penelope Gate. Also würde er dort auch die besten Chancen haben, mehr über das Leben und das Werk der jungen Frau herauszufinden

    Und danach – dann würde er sich entscheiden, ob er das Wagnis eingehen wollte, die Spur weiter zu verfolgen, oder sich doch lieber zurück nahm …

    Ob er dem Verlangen des Timelords in ihm weiter freien Raum ließ oder ein für alle Mal seine Träume begrub und endlich akzeptierte, was das er nur ein sterblicher Mensch war …

    Ob er dem Ruf die Sterne wiederzusehen im jeden Preis folgte oder endlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrte.

    Und nicht zuletzt … ob er alles dafür tat, um Rose in der Gestalt und mit den Tugenden des Doktors zurückzugewinnen, um ihre Wünsche zu erfüllen … oder sich endlich als John Smith allein – mit all den guten Seiten, die ihm zur Verfügung standen, darum bemühte, ihre Liebe neu zu gewinnen!

    „Allons-y!“ sagte er zu sich selbst und straffte den Rücken, ehe er sich umdrehte. Nun galt es, sich um ein paar kleine weltliche Dinge zu kümmern. Es galt eine Unterschrift zu leisten und einen Schlüssel zu abzugeben, ehe aufbrechen konnte.

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  8. Danke sagten:


  9. #5
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Mütter haben meistens recht, das hat Rose endlich eingesehen. Sie hatte John unrecht getan und überfordert. Sie hatte ihm das Gefühl gegeben, nur die zweite Wahl zu sein. Er fühlte sich in seinem Inneren auch hin und her gerissen. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät und Rose findet ihn. Auch wenn es erst einmal besser wäre, ihn zu sich selbst finden zu lassen.
    Er hat jetzt ein Ziel, will weiterforschen, möchte die Familie jener Penelope Gate finden, die ihn 1889 kennengelernt hatte und ihm diese Widmung schrieb. Er möchte endlich seinen eigenen Platz im Leben finden, ohne den Schatten des Doctors.
    Wenn er das geschafft hat, hat auch die Liebe, die beide immer noch füreinander empfinden, eine Chance.
    Allons-y - drücken wir ihnen die Daumen!

    Das waren zwei tolle Kapitel, die mir sehr gefallen haben. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  10. #6
    Major General Avatar von Kris
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    Hallo Chaya, danke für deinen Kommentar, und ich will dich mal nicht so lange warten lassen und die Geschichte etwas in Gang bringen. Na ja, so ein Mutter-Tochter-Gespräch ist immer gut und hilft dabei, verwirrte Gefühle zu sortieren. Es hat auch Spaß gemacht, die erfahrene Jackie zu schreiben, die ja immerhin vor genau dem gleichen Problem stand, es aber wunderbar meistern konnte, sonst wäre ja Klein-Tony nicht da.

    Bei John gehe ich im Moment einfach davon aus, dass er mit dieser Suche versucht seine Sehnsucht zu stillen, die ja auch durch sein Timelord-Erbe in ihm wühlt. Und da es ja sonst nicht viel gibt, an das er sich klammern kann, hängt er sich an diesen vagen Hinweis. Ob das für ihn wirklich so gut ist?

    Aber wie so oft kommt es anders als man denkt ... und das enthüllt nun das nächste Kapitel.

    Danke für's Lesen und Kommentieren und viel Spaß bei der heutigen Lektüre!




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Viertes Kapitel
    Eine Spur ins Nichts?
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    Zwei Monate nach der Trennung
    *******************************

    „Irgendwie verstehe ich das Mädchen nicht“, murmelte Peter Tyler ratlos zu seiner Frau. „Erst schickt sie John zum Teufel und jetzt macht sie sich doch Sorgen um ihn? Was will … unsere Tochter … eigentlich?“

    Jackie rückte auf dem Sofa näher an ihren Mann heran und legte einen Arm um ihn. „Das Schatz sind die Dinge, die du erst noch lernen musst, weil du nie damit konfrontiert warst. Kinder tun selten das, was sie sollen und noch weniger das, was uns vernünftig erscheint. Dazu kommt, dass Rose das wohl endgültig aufgegeben hat, seit sie mit diesen Traumtänzer von Doktor zusammen gekommen ist …“
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter.
    „Außerdem kann man Gefühle nicht steuern, wenn sie immer noch vorhanden sind.Wären wir rein von unserer Vernunft gesteuert geblieben, dann hätten wir wohl auch nicht so einfach, ja quasi problemlos zusammenfinden können, oder was meinst du?“

    „Schatz, wo du recht hast, hast du recht.“ Peter küsste seine Frau zärtlich auf die Wange. Für einen Moment huschte ein Schatten über sein Gesicht, dann jedoch lächelte er wieder. „Du bist das Beste, was mir passieren konnte nach all dem …“

    Jackie ergriff seine Hand. Sie wusste wie ernst dieser Augenblick für sie beide war. Gerade wenn die Erinnerungen an die vergangenen Jahre sie beide einholten und dazu zwangen, sich bewusst zu machen, dass sie ja eigentlich nicht wirklich zueinander gehört hätten, wenn nicht das Schicksal in Gestalt des Doktors und des hiesigen Torchwood- Instituts zugeschlagen hätte, kamen auch kleine Zweifel und Ängste hoch.

    Aber glücklicherweise waren die schnell wieder vergessen … schließlich war das die Vergangenheit und sie lebten nun einmal in der Gegenwart und konnen die Zukunft selbst gestalten. Punkt!

    Dennoch waren ihr die Gedanken selbst unangenehm, deshalb wechselte sie schnell das Thema und kam zu etwas anderem, was ihr genau so unter den Fingern brannte.
    „Was hat eigentlich der Privatdetektiv, den du angeheuert hast, dieser Mr. Jacks … nein … Jameson über Johns Verschwinden herausfinden können?“, fragte sie neugierig. „Seit Rose und du heute morgen bei ihm vorbeigeschaut habt, ist sie kaum noch ansprechbar, liegt entweder in ihrem Bett und starrt gegen die Wand oder läuft im Zimmer auf und ab, wie ein gefangenes Raubtier.“
    Sie seufzte.
    „Das gefällt mir gar nicht. Sie ist nahe daran, zu platzen … und ich bin mir sicher, dann handelt sie, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. So war sie nämlich immer schon.“

    „Er hat leider nichts herausfinden können, was uns aufatmen lässt, sondern die ganze Sache nur noch verschlimmert befürchte ich. Aber von Anfang an … “ Pete holte tief Luft, ehe er weiter sprach.

    „Nachdem John vor vier Wochen wie angekündigt die Wohnung aufgegeben hat, ist er erst einmal Richtung Cambridge gefahren, das hat Jameson schon einmal zweifelsfrei durch die Überwachungskameras auf der Autobahn feststellen können.
    Es war ebenfalls nicht schwierig, zu ermitteln, dass sich ein John Smith, auf den die Beschreibung passt, dort in einem kleineren Hotel einquartiert hat. Die Angestellten haben mit ein wenig freundlicher Unterstützung in bunten Scheinen erzählt, was sie so mitbekommen haben.
    Sie schilderten ihn alle als recht höflich und zuvorkommend, aber wichtiger ist wohl, dass er gegenüber den Damen und Herren an der Rezeption erwähnt hat, dass er ein paar historische Studien unternehmen wollte, aber sich hier noch nicht so gut auskenne. Deshalb haben sie ihm ein paar einschlägige Adressen gegeben, bei denen er weitere Erkundigungen einziehen könnte.
    Jameson hat ebenfalls um diese gebeten und an den entsprechenden Stellen nachgehakt. Die längste Zeit hat sich unser John dabei wohl im Stadtarchiv aufgehalten, aber die Dame mit der er sich wohl immer unterhalten hat, scheint im Moment Urlaub zu haben und weg gefahren zu sein. Aber der Detektiv will am Ball bleiben und mit ihr sprechen, sobald sie zurück ist. Jedenfalls gibt es in dieser Hinsicht noch keine brauchbaren Ergebnisse, leider ...“
    Er runzelte die Stirn. „Das könnte letztendlich vielleicht doch von geringerer Bedeutung sein, ich glaube es aber nicht … vor allem, weil es unter Umständen die einzige Spur ist, die uns geblieben sein könnte.“

    „Das meinst du doch nicht etwa ernst, oder ?“ Jackie horchte auf und sah ihren Mann eindringlich an. „“Was hat er denn noch heraus gefunden?“

    „Jetzt wird es richtig seltsam.“ Pete holte tief Luft. „So wie es aussieht, hat John vor zehn Tagen plötzlich und unerwartet alle Zelte in Cambridge abgebrochen. Die Dame an der Rezeption erwähnte, dass sie das Gefühl gehabt hätte, ein anderer Mann stünde vor ihr, weil er ungewöhnlich arrogant und herrisch aufgetreten sein, ganz anders als noch am Vortag. Auch vor dem Hotel habe er sich gegenüber dem Personal rücksichtslos verhalten und sei mit überhöhter Geschwindigkeit davon gebraust.
    Aber da der Gast natürlich König ist, vor allem wenn er die Hotelrechnung gleich bar bezahlt … habe sie sich keine weiteren Gedanken gemacht, um ihren Ärger schnell herunterzuschlucken und alles zu vergessen, denn er habe ihr einfach nur noch Angst gemacht mit seinen kalten Augen und dem grausamen Zug um seinen Mund … “

    Jackie schüttelte den Kopf. „Ich habe schon erlebt, dass der Doktor herablassend, ruppig und barsch werden konnte, wenn er mit seinen Feinden Tacheles redete … aber gegenüber Leuten, die ihm nichts wollen oder sogar unschuldig sind, hat er sich anders verhalten … und vor allem - John habe ich niemals so erlebt, selbst nicht, wenn er sauer war. Dann ist er vielleicht ausgeflippt und hat herumgeschrien … aber Angst gemacht hat er keinem.“

    „Ich weiß, wir haben ihn in den letzten Jahren ja gut genug kennenlernen können.“ Pete nickte zustimmend und sprach dann weiter: „Das Schlimmste aber kommt noch … Ein paar Tage später haben ein paar Jugendliche, beim Herumstöbern, ein ausgebranntes Auto, das dem gleichen Wagentypus entspricht gefunden – mitten zwischen in den Überresten einer Halle auf einem heruntergekommen Firmen-Grundstück nördlich von Cambridge.
    Nur noch der völlig verzogene und halb zusammengeschmolzene Metallrahmen sei erhalten geblieben Jemand habe gründliche Arbeit geleistet, um alles, was eine Identifikation des Wagens möglich gemacht hätte, zu zerstören … – wenn man einer kurzen Notiz in der Lokalzeitung glauben will. Die sprach auch davon, dass aber nichts in der direkten Umgebung darauf hingewiesen habe, dass der Wagen an der Stelle abgefackelt worden sei, obwohl es Fahrspuren gegeben habe.
    Tja, und jetzt kommt das Interessante … obwohl die einheimische Polizei gegenüber der Presse wohl recht geschwätzig gewesen war - mauerte man gegenüber Jameson schon bei den ersten Anfragen – und als er genauer nachhakte, standen kurze Zeit später unsere Freunde von Torchwood auf der Matte und haben ihn aufgefordert, sich nicht länger mit diesem Fall zu beschäftigen, da sie das übernommen hätten.“

    „Torchwood?“ Jackie horchte auf. „Nach allem, was ich von denen gehört und was ich mit denen erlebt habe, wundert mich das gar nicht! Meinst du, die stecken dahinter?“

    „Das kann ich dir nicht mit Verlass sagen. Unsere Firma hat zwar einen Deal mit Torchwood, aber der neue Chef ist mir noch nicht ganz koscher. Ich kann ihn nicht wirklich einschätzen, deshalb wage ich es ihm zuzutrauen, dass er sich John geschnappt hat. Immerhin haben sie ihn nie wirklich aus den Augen gelassen. Auf der anderen Seite , bestätigt es, das mehr hinter der ganzen Sache steckt, als wir denken …“

    „Du meinst, John könnte mit Leuten aneinander geraten sein, die nicht von dieser Welt stammen?“ Jackie schluckte. „Auch verdammt, ich dachte, wir hätten endlich vor Cybermen, außerirdischen Invasionen und all dem anderem Kram Ruhe!“

    „Ich habe auch darauf gehofft, dass uns dies vergönnt sei, aber nun können wir das erst einmal nicht ändern.“ Peter Tyler seufzte.„Ich wünschte nur, Mickey wäre noch hier und hätte uns mit seinen Fähigkeiten als Hacker weiter unterstützen können, dann hätten wir das nicht aus der Familie tragen und andere mit hineinziehen müssen. Deshalb habe ich Jameson dann doch John Geheimnummer gegeben, obwohl ich Rose versprochen hatte, es nicht zu tun … “
    Die Pause, die folgte war bedeutungsschwer.
    „Und was soll ich sagen … das Mobiltelefon hat Cambridge nie verlassen. Einer seiner Mitarbeiter hat es gestern am Rand der Stadt aus dem Ufergestrüpp des River Cam gefischt. Ein Teil der persönlichen Daten und Fotos – gerade die aus den letzten zwei Monaten sind gelöscht … und die Mailbox ist vor neun Tagen manuell von dem Gerät aus abgeschaltet worden. Das ist eigentlich nicht der „Stil“ unserer Freunde – sie hätten es ganz aus dem Verkehr gezogen und völlig auseinander genommen, um an alle Daten zu kommen, die es enthält – und wären mit Sicherheit kurze Zeit später bei uns aufgetaucht, um Rose oder uns auf den Zahn zu fühlen. Aber so scheinen sie auch nicht alles zu wissen und noch jemand anderes mit zu mischen.“

    Jackie schüttelte fassungslos den Kopf. „Das ist alles einfach nur seltsam und einfach irgendwie nicht zusammen …“ Sie starrte ihren Mann mit großen Augen an. „ … es sei denn, jemand hat die Absicht so seltsame Spuren zu hinterlassen und abzuwarten, was für ein Fisch jetzt anbeißt, nachdem er den ersten geschnappt hat!“

    „Das befürchte ich auch …“, murmelte Pete ernst. Im nächsten Moment hob er den Kopf und eine Hand, gebot ihr, ganz still zu sein. Aber sie brauchte die Aufforderung nicht einmal – denn auch sie hatte das Geräusch von Außen gehört.

    „Rose, oh nein! Verflucht noch mal, jetzt ist sie geplatzt!“

    Jackie war schneller auf den Beinen als ihr Mann, rannte zur Tür und an dem verblüfften Butler vorbei, der gerade hatte anklopfen wollen. Pete folgte ihr ohne weitere Umschweife und eilte ebenfalls an dem verdattert dreinblickenden Mann vorbei, der sich aber schon im nächsten Moment wieder fasste und dann ruhig seiner Herrschaft folgte.

    „Ich hätte es kommen sehen müssen!“ Jackie riss die große Tür auf, stürmte hinaus und blieb mitten auf der breiten Eingangstreppe stehen. Sie stieß einen wütenden Schrei aus „Rose! Komm zur Vernunft, Liebes! Es nutzt nichts, jetzt so überstürzt zu handeln.“

    Pete wollte erst auf den Kiesweg stürmen und sich dem aus der Garage schießenden Wagen in den Weg stellen, unterließ es aber, als er erkannte, dass er sie so nicht aufhalten würde. Sie bog gerade mit überhöhtem Tempo und nicht gerade langsamer werdend auf das große Eingangstor zu, dass sich langsam zu öffnen begann.

    Vielleicht konnte er noch … Peter Tyler schüttelte den Kopf. Es würde auf jeden Fall zu spät sein, um den Schließmechanismus zu aktivieren, und auch die Überlegung, in sein Auto zu steigen und ihr zu folgen verwarf er schnell wieder. So sah er an der Seite seiner Frau mit an, wie Rose in schwungvoller Fahrt das Anwesen verließ.

    Jackie stieß mit geballten Fäusten einen weiteren Fluch aus und wandte sich dann schnaubend dem Butler zu, weil sie nun ein Ventil für ihre Anspannung brauchte. „Warum haben Sie uns nicht Bescheid gesagt, James!“

    Doch der distinguierte ältere Mann bewahrte auch in diesem Moment die Fassung, die man seinem Beruf nachsagte. Er hielt einen Brief hoch, den er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. „Madam, verzeihen Sie, aber Ihre Tochter hat mich darum gebeten, Ihnen nichts von ihrer Abreise mitzuteilen. Sie sagte, sie würde Ihnen in diesem Schreiben alles erklären.“

    Damit nahm der Butler auf seine ruhige Art Jackie den Wind aus den Segeln. Diese seufzte und rupfte ihm immer noch aufgedreht den Brief aus den Fingern. Dann zog sie ein Blatt aus dem Umschlag und entfaltete es mit zitternden Fingern.

    „Wir brauchen Sie nicht mehr, James“, entließ Pete derweil ruhig den anderen Mann und legte einen Arm um seine Frau, um mit ihr gemeinsam zu lesen, was ihnen Rose als Erklärung für ihre plötzliche Flucht hinterlassen hatte.


    Liebe Mom, lieber Dad,

    Es tut mir leid, dass ich mich einfach so davon stehle, aber ich halte es nicht länger aus, einfach nur herumzusitzen und abzuwarten, andere für uns arbeiten zu lassen. Denn ich weiß, ich muss etwas tun, um wieder gut zu machen, was ich angerichtet habe.

    Ich weiß jetzt, dass ich John in den letzten Jahren großes Unrecht getan habe, da ich ihm nie eine Chance gegeben habe, mein Herz zu gewinnen. Denn ich habe in ihm immer nur den Doktor gesehen und nicht wahrhaben wollen, dass er eine eigene Persönlichkeit ist, war wütend auf ihn, weil er nicht das war, was ich in ihm sah.

    Durch die Trennung habe ich erst richtig Öl ins Feuer gegossen. Was auch immer gesucht hat, ich bin es, die ihn diese Lage brachte. Und deshalb muss ich ihm beistehen, ihn retten, wenn ich kann, damit wir noch einmal von neuem anfangen können.

    Deshalb bitte ich Euch, mich weder jetzt noch später aufzuhalten und meinen Weg gehen zu lassen, wohin dieser auch immer führen mag. Ich fürchte mich nicht vor den Gefahren, denn wie ihr wisst, habe ich gelernt, damit umzugehen , glaube ich jedenfalls

    Ich werde mich wieder bei Euch melden, sobald ich kann.

    In festem Vertrauen auf Eure Liebe und Euer Verständnis
    Rose



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  11. Danke sagten:


  12. #7
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh man, wo ist John, hat wirklich Torchwood die Hände im Spiel? Oder haben ihn sich vielleicht andere geschnappt, weil sie dachten er wäre der Doctor? Fragen über Fragen, die auch Rose sich stellt. Klar, dass sie es nicht mehr aushält untätig rumzusitzen. Auch wenn ihre Eltern sich große Sorgen machen, sie wissen, dass Rose schon viel erlebt hat und sie so leicht nichts umhaut. Wenn einer John findet, dann ist es Rose, denn ihr Herz wird ihr den Weg zeigen. Ich bin sehr neugierig, wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  13. #8
    Major General Avatar von Kris
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    Danke für deinen lieben Kommentar, den ich auch gleich beantworten will. Na ja, wer John da entführt hat, will ich nicht verraten, aber einen ersten Hinweis bekommst du im nächsten Kapitel.

    Rose musste einfach losfahren, weil ich mir denke, dass sie als so erfahrene Abenteurerin nicht mehr brav zuhause sitzen will, zumal sie selbst erkannt hat, dass sie vielleicht einen ziemlich folgenschweren Fehler gemacht hat. Sie hat mehr als früher den Geist alleine loszuziehen und für das zu kämpfen, was ihr wichtig ist, was sie lieb.

    Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen!




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Fünftes Kapitel
    Cambridge-Geheimnisse
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Eineinhalb Monate nach der Trennung
    ********************************


    John stützte die Hände auf die Umfassung der alten Steinbrücke und blickte nachdenklich über den Fluss, den sie überspannte. Träge und grau strömte der River Cam dahin … wirkte ebenso trostlos wie das verfaulende Gestrüpp am Ufer und die braunfleckigen Wiesen des Parks, die das Gewässer umgaben.

    Jetzt im Februar konnte man wirklich noch nicht von Frühlingserwachen sprechen, eher das Gegenteil war der Fall, auch wenn der Himmel heute einmal nur wolkenverhangen war und es nicht nieselte oder gar regnete.

    Aber das kümmerte ihn nicht, denn er hatte in diesem Moment andere Bilder vor Augen. Er sah das Wasser im Sonnenlicht glitzern, spürte für einen kurzen Moment das warme Holz einer langen Stange in den Händen und dachte daran, wie entspannend es sein konnte, eines der Boote, die man zwischen Ende März und Oktober mieten konnte, den Fluss entlang zu staken und dabei die malerische Landschaft zu genießen.
    Vor allem verliebte Paare nahmen diesen Service in Anspruch um die romantische Szenerie zu genießen, die ihnen dieser Teil der Stadt bot, oder solche Träumer wie er.

    Daran hatte sich in all den Jahren … Jahrzehnten … Jahrhunderten nichts geändert und auch die Silhouette der Gebäude in der Umgebung des Parks vermittelten den Eindruck, dass hier in Cambridge die Zeit still zu stehen schien … wenn man einmal davon absah, dass einem auf dem zweiten Blick doch die ein oder andere Satellitenschüssel an der Wand oder ein Funkmast auf den Dach für das Mobilfunknetz ins Auge stach.

    Zwei Wochen war er nun schon hier – und langsam vermischten sich die neuen Eindrücke mit den alten Erinnerungen an frühere Besuche in dieser Stadt der Gelehrsamkeit und versöhnten sich miteinander. Er konnte dieses Wissen nun endlich sein Eigentum nennen … und daraus neue Kraft für sich schöpfen.

    John schloss für einen Moment die Augen und streckte sein Gesicht dem Wind entgegen. Die kalte Böe ließ sein Gesicht prickeln, was er als sehr belebend empfand. Der Aufenthalt an diesem Ort tat ihm wirklich gut, denn jetzt endlich kam sein aufgewühltes Inneres zur Ruhe.

    Er kämpfte nun nicht mehr ständig gegen den Widerwillen, der Ersatz des Doktor für Rose sein zu müssen, weil sie eigentlich diesen liebte - und nicht ihn selbst. Statt dessen versuchte er mittlerweile das Erbe seines Originals einfach als Aspekt seiner eigenen Persönlichkeit zu sehen und dabei herauszufinden, was an ihm anders war … und was er selbst daraus machen wollte.

    Immerhin steckte auch eine ordentliche Prise Donna in ihm, wenn er ehrlich mit sich war. Die Auseinandersetzungen mit Rose hätten nämlich nicht unbedingt so heftig ablaufen müssen, wie sie es getan hatten … da hatte ihm ihre aufbrausende Art und ihre Sturheit manchmal ein Schnippchen geschlagen.
    Aber nun spürte er auch, dass sie ihm ebenfalls gute Eigenschaften hinterlassen hatte – die Fähigkeit, nicht mehr länger an den Fehlern der Vergangenheit zu nagen und sich davon herunter ziehen lassen, sondern einfach mit den Schultern zu zucken und unbeirrt mit dem weiterzumachen , mit dem er angefangen hatte, in der Gewissheit, dass es irgendwie immer weiter ging.
    Dazu kam ihre lebhafte Art mit anderen Menschen umzugehen. Es machte regelrecht Spaß, die Leute unbeschwert anzusprechen, los zu quasseln und seine Argumente vorzubringen, ehe die anderen auch nur einen Piep sagen konnten.

    Warum war ihm bisher nicht aufgefallen? Der Doktor, war zwar auch nicht schlecht in diesen Sachen gewesen – ha, dennoch nicht so gut wie er in den letzten Tagen! Tiefe Zufriedenheit erfüllte ihn – das erste Mal seit Jahren.

    John steckte die Hände zurück in die Taschen und schlenderte weiter. Er schlug einen Weg durch den Park ein, der ihn am Fluss entlang führte und ertastete dabei auf der einen Seite sein Notizbuch, auf der anderen ein paar zusammengefaltete Seiten Papier – Kopien, die er aus dem Stadtarchiv mitgenommen hatte und die seine bisherigen Erkenntnisse bargen.

    Er dachte mit einem Schmunzeln an Mary Sullivan, die Angestellte, die ihm beim Sichten der Unterlagen geholfen hatte, weil er „die freundliche und zuvorkommende Höflichkeit eines Gentleman besäße, die viele ihrer anderen Kunden bereits vermissen ließen“.

    Und vielleicht … wenn er die Blicke und Bemerkungen richtig einschätzte … schien die ältere Dame, die im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen wollte, die „Gesellschaft eines jüngeren Mannes mit gepflegtem Äußeren und entsprechenden Manieren“ auch zu genießen.

    So hatte er neben den Informationen, nach denen er eigentlich suchte, noch einige Dinge mehr über die Archivarin erfahren, die vielleicht für ihn nicht für Belang waren, aber eine Verbindung schufen, auf die er vielleicht noch einmal zurück kommen konnte.

    Und dass er sich die Zeit nahm, ihr geduldig zuzuhören, auch wenn es ihm manchmal schwer fiel, rentierte sich schon jetzt, denn im Gegensatz zu den Archiven in London hatte man hier viele der Loseblattsammlungen und Bücher noch nicht digitalisiert, so dass sie über eine zentrale Datenbank abrufbar waren, sondern verließ sich noch auf Kartei-Register und lange Regale in einem altertümlichen Keller.
    Das bedeutete, das vieles noch mühsam per Hand gesucht werden musste … aber er hatte ja auch Zeit und Muße dazu. Er hatte unterhaltsame Tage in den Räumen des Stadtarchivs verbracht, in denen alles nur darauf abzielte, die alten Schriften möglichst lange der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
    Schon bald hatte er sich genau so sicher wie Mary zwischen den Regalen bewegt und hatte ihr gelegentlich auch beim Einsortieren geholfen – so dass sie sich damit revanchiert hatte, ihm Zugang zu den Daten zu gewähren, an die man eigentlich nur mit Sondererlaubnis durch die Stadtkurator kam.

    Da sie jedoch gesehen hatte, wie sorgsam er mit allem umging, hatte sie keine Bedenken gehabt, ihn auch einmal eine Stunde alleine zu lassen. Und die hatte John gut genutzt, um sich in die Vergangenheit der Familie Gate einzulesen. Er fasste die Erkenntnisse kurz für sich zusammen.

    Inzwischen kannte er so nicht nur die Geburts- und Todesdaten, der für ihn interessanten Mitglieder der Familie, sondern auch ein wenig mehr.
    Penelopes Vater Archibald hatte als Professor für Physik und Mathematik am St. Cedd's College bis ins Jahr 1903 unterrichtet und noch bis Ende 1909 gelebt, ihre Mutter Mary, die vor allem durch ihre literarischen Salons und Veranstaltungen in der Gesellschaft für Gesprächsstoff sorgte, war fast zwei Jahrzehnte nach dem Gemahl „einsam, ohne den Beistand ihrer Anverwandten nur in der Obhut einer Pflegerin“ gestorben.

    Penelope wurde zunächst immer wieder nur im Zusammenhang mit ihren Eltern erwähnt und wurde erst ab dem Jahr 1885 mehrfach in einer der lokalen Zeitungen, die auch Klatsch und Tratsch verbreitete, als „zugegebenermaßen hochbegabte aber leider auch skandalös aufführende Tochter des respektablen Professors Gate“ bezeichnet, „die sich mit Dingen beschäftigte, die sich eigentlich für eine junge Dame nicht ziemten“.

    Der letzte Eintrag stammte von 1889. Es handelte sich nicht um viel mehr als eine kleine Notiz in den Gesellschaftsnachrichten, in der erwähnt wurde, dass „Miss Gate im kleinen Kreis den Bund der Ehe mit ihrem entfernten Cousin, einem gewissen Doktor Ulysses aus Amerika, geschlossen habe und das junge Paar dann überraschend schnell mit unbekanntem Ziel abgereist sei.“

    Dieser Hinweis hatte ihn in Hochstimmung versetzt, aber auch schon bald wieder ernüchtert, denn danach fehlte jede Spur von ihr, auch die Frage, nach dem späteren Wohnort der frisch Verheirateten blieb ungeklärt. Damit hatte sich dann aber auch diese Quelle erschöpft.

    „Oh, geben Sie Die Hoffnung noch nicht auf, Mr. Smith, denn das alte und ehrwürdige Cambridge vergisst seine Kinder nicht so schnell, vor allem nicht, wenn sie viel zu seinem Wohl beigetragen haben. Ich würde vorschlagen, Sie suchen einfach einmal das St. Cedds College auf und sprechen mit dem dortigen Archivar, Mr. Wilks. Vielleicht gibt es dort ein paar Aufzeichnungen mehr als hier, immer hin haben der Professor und seine Familie lange Jahre dort gewohnt. Sagen Sie dem Guten ruhig, dass ich Sie geschickt habe“, hatte Mary ihm am Mittag noch mit einem freundlichen Lächeln geraten. „Seine Frau und ich treffen uns regelmäßig im Bridgeclub und zu kleinen Feiern im Freundeskreis, daher sind wir einander wohl bekannt! Am Besten erreichen Sie ihn gegen fünf Uhr nachmittags, wenn es dort langsam ruhiger wird und er sich bei einem Tee entspannen kann, dann ist er auch ansprechbar. Vorher kann es nämlich gut sein, dass Sie ihn auf dem falschen Fuß erwischen, weil er sich wieder einmal über respektlose Studenten geärgert hat.“

    Genau das wollte John nun in Angriff nehmen.

    Er blieb nachdenklich an einer Wegkreuzung ohne Beschilderung stehen und überlegte. Welche Richtung musste er jetzt einschlagen? Unwillkürlich blickte er nach rechts, dann wieder nach links … versuchte sich die Wegbeschreibung zusammen zu reimen, so gut er konnte … oder sich auf sein Gespür zu verlassen.

    Plötzlich zuckte ein scharfer Schmerz durch seinen Kopf, ein kurzes unangenehmes Stechen, das er nur all zu gut kannte … und dann kam das Wissen ungefragt an die Oberfläche seines Bewusstseins. Zum St. Cedds College ging es nach rechts, dessen war er sich ganz sicher. Denn Ende der 1970ger Jahre war er schon einmal hier gewesen und genau diesen Weg mit seiner damaligen Begleiterin Romana entlang geschlendert, um eigentlich nur einen alten Freund zu besuchen, aber statt dessen war er dann in ein gefährliches Abenteuer geraten, dass ihm fast seinen Verstand geraubt …

    Er rümpfte angewidert die Nase. „Ach was …“

    Natürlich handelte es sich hier wieder nur um die Erinnerungen des Doktors, aber das war ihm in diesem Moment ehrlich gesagt, ziemlich egal, zumindest war die Wegbeschreibung hilfreich.

    Zwar lief nun auch noch ein kalter Schauder über seinen Rücken … wie eine zusätzliche Warnung, dann aber schüttelte er das unangenehme Gefühl energisch ab. Selbst wenn da etwas sein mochte, an das er sich im Augenblick nicht erinnern konnte – was sollte ihn das scheren, wollte er doch nur zu diesem Mr. Wilks und nicht zu einem der dort ansässigen Professoren, so wie ein anderer Mann in einem anderen Universum. „Jetzt recht es mir! Ich lasse mich doch nicht von Ahnungen ins Bockshorn jagen, die nicht einmal die meinen sind!“, schnaubte John und straffte die Schultern.

    Dann schlug er mit zügigen, schnellen Schritten die ausgewählte Richtung ein, wurde erst langsamer, als er den Park verlassen hatte und ein paar Straßen weiter den Gebäudekomplex sah, bei dem es sich um das gesuchte College handeln musste.

    Da er, seiner Armbanduhr zufolge sogar noch eine halbe Stunde Zeit hatte, blieb er erst einmal vor dem Metallschild neben dem Eingang stehen und studierte nachdenklich die Informationen über St. Cedds, das wohl bereits Anfangs des 18. Jahrhunderts errichtet und in der Folge kaum umgebaut, sondern vor gut hundert Jahren nur noch um ein paar Gebäude erweitert worden war.
    Zudem wurden ein paar Namen von großen Männern genannt, die hier studiert und gelehrt hatten, bevor sie ihre Spuren in der Geschichte hinterließen, ihm allerdings in den wenigsten Fällen wirklich etwas sagten.

    Erst als er mit dem Lesen fertig war, trat er durch das weit geöffnete Tor und folgte dem Weg zu einem Durchgang. In einem Innenhof blieb er stehen und drehte sich einmal um sich selbst, studierte aufmerksam die Fassade des alten Gebäudes, als wolle er sie mit seinen Erinnerungsbildern vergleichen.

    Er horchte jedoch überrascht auf, als er von der anderen Seite des Platzes Stimmen hörte. Dort strömten junge Männer und Frauen aus einer der Türen und eilten die Treppe davor hinunter. Offensichtlich war wohl gerade eine Vorlesung zu Ende.

    Das war vielleicht eine gute Gelegenheit, um nach dem Weg zum Archiv zu fragen, denn noch immer hatte er keine Hinweisschilder gesehen, die ihm den Weg zu ihm weisen konnten.

    „Hallo – entschuldigen Sie!“, sprach er spontan zwei junge Mädchen an, die in seine Richtung schlenderten und in ihrem Gespräch innehielten, als sie ihn so überhaupt erst wahr nahmen. Die eine strich ihre hellroten Locken zurück und betrachtete ihn neugierig, während die andere ihre Brille zurecht rückte und ihn kritisch musterte. „Ja, Sir?“

    „Könnten Sie mir bitte sagen, wo ich das Archiv von Mister Wilks finde? Ich bin das erste Mal auf dem Campus, und kenne mich noch nicht so gut hier aus,“ fragte er dann mit einem gewinnenden Lächeln. „Deshalb würde ich mich über einen netten Hinweis sehr freuen.“

    Die Brillenträgerin kicherte, weswegen, das wusste er nicht. „Oh, da müssen Sie sich aber sputen, wenn Sie noch was von Mr. Wilks wollen, denn der macht gleich Feierabend. Und den nimmt er leider ziemlich genau.“

    „Ja, vielleicht erwischen Sie ihn noch bei seinem täglichen Ritual“, die Rothaarige grinste. „Sie müssen wissen, Mr. Wilks steht knapp fünf Minuten vor Fünf bereits mit seiner Taschenuhr an der Tür, um auf die Sekunde genau wieder in das Archiv zu treten und es dann ganz schnell abzuschließen, egal ob noch jemand drin ist, oder nicht … und dann gibt es ein Donnerwetter für denjenigen, den er dann noch in seinen heiligen Hallen aufspürt.“
    Sie deutete mit dem Arm zu einem weiteren Durchgang.
    „Durchqueren sie einfach die nächsten beiden Innenhöfe und dann biegen sie vor dem Park gleich rechts ab. Am Ende des Gebäudes führt eine Treppe nach unten zum Archiv.“

    „Vielen Dank!“ John verabschiedete sich freundlich von den Mädchen, und sah aus den Augenwinkeln noch, wie sie die Köpfe zusammensteckten und miteinander tuschelten, als sie weiter ihres Weges gingen. Offensichtlich hatte der Archivar von St. Cedds einen gewissen Ruf … aber das würde er ja gleich selbst herausfinden können.

    Nach einem weiteren kurzen Blick auf seine Armbanduhr setzte er sich in Bewegung. Immer wieder musste er nun Studenten und ihren Lehrern ausweichen. Einige davon musterten ihn interessiert und schienen zu überlegen, ob sie ihn ansprechen wollten, aber dann siegte wohl doch der Wunsch, den Feierabend zu genießen und sich nicht noch mit einem Fremden aufhalten zu wollen, der sich zu „so später Stunde“ auf den Campus verirrte.

    John achtete deshalb darauf, jetzt so zu tun, als ginge er hier tagtäglich ein und aus, um nicht noch weiter aufzufallen. Die Beschreibung der Studentin führte ihn so auf die andere Seite des alten Hauptgebäudes, an den sich ein gepflegtes Rasenstück mit ein paar Bäumen und Blumenrabatten anschloss. Die Häuser auf der anderen Seite der Grünfläche wirkten moderner.

    Wie von selbst schlug er den Weg zum Archiv ein und wunderte sich einen Moment über die mehr als mannshohe archaische Steinsäule am Rande eines Blumenbeetes. Sie begrenzte die barocke Darstellung der griechischen Musen, wollte aber irgendwie so gar nicht in das Bild passen …

    John blieb irritiert stehen und rieb sich die Stirn, als es in seinem Kopf wieder gehörig rumorte. „Was zum Teufel ist jetzt schon wieder los?“

    Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Magen breit, warnte ihn vor etwas, an dass er sich wieder nicht so erinnern konnte, wie er wollte, es sei denn er riskierte eine ausgewachsene Migräne. Deshalb schüttelte er den Kopf, um den Schmerz wieder los zu werden und setzte sich trotzig in Bewegung. Er konnte jetzt nicht vor jedem Schatten zurückschrecken, die die Erinnerungen des Doktors ihm bescherten, das hatte er sich schließlich eben schon gesagt.

    Mit weit ausholenden Schritten näherte er sich der Treppe zum Archiv und eilte sie ebenso zügig hinunter, blieb erst wieder vor dem Eingang. Er hob die Hand, um den schweren gusseisernen Klopfer zu benutzen, legte sie dann aber flach auf das dunkle Holz, denn er hatte bemerkt, dass die schwere Eichentür nur angelehnt war.

    Erneut rann ein Kribbeln durch seinen Körper, der Nachhall einer Warnung. Aber gerade das weckte die Neugier in ihm. Vielleicht war es nur falscher Alarm und wenn nicht, dann würde er sich schnellstens auf die Situation einstellen müssen …

    Er gab der Tür einen Schubs, so dass sie sich weit genug öffnete, um ihn ungehindert eintreten zu lassen. Ein paar schnelle Blicke in den dämmrigen Vorraum überzeugten ihn davon, dass weder jemand recht neben dem Eingang noch links lauerte und schon gar nicht hinter den beiden leeren Garderobenständern und der Hutablage.

    So trat er ganz ein und steuerte auf die nächste Tür zu, die den Blick in einen weiteren Raum freigab. Dort verdeckten hohe Regale die hell getünchten Wände bis fast zur Decke, ließen nur die Bereiche frei, in denen sich zwei weitere Durchgänge befanden – die Eingänge zum eigentlichen Archiv vielleicht.
    Das nur in der Mitte wirklich gut durch anachronistisch wirkende Neonröhren ausgeleuchtete Zimmer wurde ansonsten von einem großen Schreibtisch beherrscht. Auf dem lagen neben einem antik wirkenden Telefon mit Wählscheibe ein paar sorgfältig ausgerichtete Bücher und Akten.

    „Mr. Wilks!“ rief John. „Hallo, sind Sie da?“ Er hatte nicht übersehen dass hier ganz offensichtlich bis gerade eben noch jemand gearbeitet hatte, denn ein Füllfederhalter lag offen auf einem Blatt Papier, mitten auf einem handgeschriebenen Text.

    Im nächsten Moment weiteten sich jedoch seine Augen, denn als er sich ein Stück nach rechts beugte, entdeckte er eine Hand auf dem Teppichboden.

    „Mr. Wilks?“ Hastig umrundete er den Tisch und sah nun den leblos wirkenden Körper neben dem umgestürzten Stuhl. Sofort kauerte er sich neben den Mann und tastete nach dessen Puls, bemerkte dann erst die in den Teppich gesickerte Blutlache unter dem Kopf und dann die Wunde an der Schläfe.

    Seine oberflächliche Untersuchung ergab, dass der Mann zwar noch lebte, jedoch umgehend Hilfe brauchte. Und die sollte er jetzt besser rufen …

    John richtete sich wieder auf und erstarrte in dem Moment, in dem er nach dem Hörer des Telefons auf dem Tisch hatte greifen wollen. Er sah in die Mündung einer Waffe, die ihm bekannt vorkam – auch wenn er deren Herkunft nicht genau zuordnen konnte. Ebenso wenig verstand er, warum er jetzt niesen musste. Lag es an dem stechenden Geruch, der plötzlich in seine Nase stieg?

    Egal … darüber sollte er sich jetzt keine Gedanken machen, eher um etwas anderes … Langsam und bedächtig legte er die Hände auf die Tischplatte, um sein Gegenüber nicht zu reizen, und hob langsam den Kopf.

    „Bedauerlicherweise haben Sie etwas gesehen, was sie nicht hätten sehen sollen!“, sagte der Unbekannte, ein ganz in schwarz gekleideter Mann, dessen Gesicht so weit im Schatten lag, dass er außer dem Vollbart und einem schmallippigen Mund nicht viel sehen konnte.

    „Hören Sie, der Mann braucht dringend Hilfe, sonst stirbt er … “ John versuchte es mit einem unschuldigen und besorgten Blick. „ … Wollen Sie wirklich daran Schuld sein. Wir können doch da-“

    Er wurde mitten im Wort abgeschnitten, als ein Lichtstrahl aus der Waffe schoss und ihn mit voller Wucht in den Oberkörper traf. Es war kein physischer Schlag, der ihn dazu zwang, sich nun verzweifelt an der Tischkante festzuklammern, nur eine Taubheit, die sich von seiner Brust immer weiter ausbreitete und lähmte – aber noch nicht genug um in Bewusstlosigkeit zu fallen.

    Der Fremde trat einen Schritt vor. Er schien sichtlich überrascht zu sein.

    John zwang sich – auch wenn es ihm schwer fiel - noch einmal den Kopf zu heben. „Wir können … wirklich …“

    Doch der Mann ließ nicht zu, dass er sein Gesicht besser erkennen konnte. Statt dessen drückte er ein zweites, dann ein drittes Mal ab. Die Benommenheit, die Lähmung waren nun nicht mehr so leicht abzuschütteln wie eben.
    John hatte keine Kraft mehr in den Händen und Armen. Sein Griff erlahmte … dann sackte er am Schreibtisch zusammen und spürte, wie seine Sinne den Dienst versagten.

    Schließlich war da nur noch eine Stimme, die sich in seinen Geist brannte, ehe es ganz dunkel um ihn wurde. „Das ist wirklich interessant. Normalerweise brechen Menschen schon nach dem ersten Schuss bewusstlos zusammen. Bei dir jedoch habe ich wesentlich mehr gebraucht … Solltest du tatsächlich der sein, den ich suche?“

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  14. Danke sagten:


  15. #9
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    ... dass „Miss Gate im kleinen Kreis den Bund der Ehe mit ihrem entfernten Cousin, einem gewissen Doktor Ulysses aus Amerika, geschlossen habe und das junge Paar dann überraschend schnell mit unbekanntem Ziel abgereist sei.“
    Da hat John ja etwas sehr interessantes entdeckt.

    Erneut rann ein Kribbeln durch seinen Körper, der Nachhall einer Warnung.
    Vielleicht sollte er endlich darauf hören.

    John hatte keine Kraft mehr in den Händen und Armen. Sein Griff erlahmte … dann sackte er am Schreibtisch zusammen und spürte, wie seine Sinne den Dienst versagten.
    Oh je, er hätte auf die Warnungen hören sollen.

    Solltest du tatsächlich der sein, den ich suche?“
    Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte? Ich bin ja überhaupt nicht neugierig ...

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  16. #10
    Major General Avatar von Kris
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    erst einmal vielen lieben und herzlichen Dank für deinen Kommentar!

    Ja, John hat ein paar interessante Sachen entdeckt, aber das wird ihm jetzt ja auch zum Verhängnis, oder ist es Glück? Warum er gewisse Ahnungen hat, na ja, das möchte ich noch nicht verraten - aber es kommt bald, keine Sorge. Genau so wie ich die Identität des Unbekannten enthüllen werde.

    Aber zuvor hat auch Rose, aber ... lies selbst Ich stelle dann mal das neue Kapitel ein.




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Sechstes Kapitel
    Ruinen und Schatten
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Zwei Monate nach der Trennung
    **************************

    Rose umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten und zwang sich auf die Straße zu achten, weil sie sich nur schwer konzentrieren konnte. Immerhin hatte sie es bisher geschafft keinen Unfall zu bauen, auch wenn jetzt zum Abend hin viele Pendler den Großraum London verließen.

    Allerdings war sie froh, dass sich der Verkehr im Endstück der M11 stark verminderte und so kaum noch andere Autos an ihr vorbeizogen. Sie war zwar nun in der Nähe von Cambridge, hatte sich aber dazu entschieden, zunächst an der Stadt vorbei zu der Stelle zu fahren, an dem die Überreste des Wagens gefunden worden waren.

    Warum, dass wusste sie selbst nicht so genau, schwirrten in ihrem Kopf doch immer noch alle Informationen wild durcheinander, die sie von diesem Privatdetektiv erhalten hatten. Sie wusste jetzt zwar in vielen Einzelheiten, was John nach dem Verlassen der Penthouse-Wohnung getrieben hatte, aber alles, was mit dem Tag seines Verschwindens zusammenhing blieb weiterhin reine Spekulation. Vielleicht mochten der Ermittler und ihr Vater nicht glauben, dass Johns Wagen zerstört worden war – sie selbst war sich absolut sicher, dass es sich um ihn handelte.

    „John, verdammt John, in was hast du dich da wieder rein geritten!“ fluchte sie laut und trat unwillkürlich wieder aufs Gas. Und dann kamen die Schuldvorwürfe zurück. „Hätte ich doch nur versucht dir zuzuhören, dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen … hätte ich doch nur einmal ein wenig mehr nachgedacht, dann …“

    Im nächsten Moment hielt sie in ihren Selbstvorwürfen inne. Hätte … hätte … hätte … ja, das hätte sie alles tun können, aber auf der anderen Seite: Wäre sie damals schon dazu fähig gewesen? Hätte sie sich soweit öffnen können, um John mit anderen Augen zu sehen?

    Nein, natürlich nicht!

    Sie schüttelte wie zur Bekräftigung den Kopf und verringerte entschlossen die Geschwindigkeit. Die M11 näherte sich ihrem Ende, und danach waren es vermutlich nur noch ein paar Kilometer aufs Land hinaus.

    'Wir hätten uns wie immer nur gestritten, weil ich ab einem bestimmten Punkt dicht gemacht hätte!', dachte sie, als die Ernüchterung kam und holte dann tief Luft. Das half ihr endlich dabei, ihre Gedanken zu sortieren, etwas, was ihr in ihrem Zimmer noch nicht gelungen war.

    Dort hatte sie immer nur zwischen Vorwürfen, Verzweiflung und Wut geschwankt, was sie daran gehindert hatte, überhaupt einen klaren Plan zu fassen. Selbst die Entscheidung loszufahren war aus dem Bauch heraus geschehen, nicht aus dem Kopf. Sie hatte etwas tun müssen – sonst wäre sie noch geplatzt.

    „Also, Rose“, murmelte sie zu sich selbst und atmete tief durch. „Was sagte der Privatdetektiv noch genau? Es handelt sich um ein altes Fabrikgebäude auf einem verwilderten Grundstück, etwa zwanzig Kilometer nördlich von Cambridge. Zwar abgesperrt … aber dennoch leicht zugänglich für jeden, wenn man weiß wie und wo.“

    Sie grinste und dachte an Mickey und ihre gemeinsame wilde Phase. Nach welchen Schlupflöchern hatten sie damals wohl gesucht, wenn sie sich die verlassenen Grundstücke des Viertels genauer ansehen wollten? Natürlich nach Lücken im Bretterzaun, Löchern im den Maschendraht, verbogene Metallgitter und so fort. Das Werkzeug, das sie eventuell benötigte, hatte sie auf jeden Fall hinten im Auto.

    Jetzt wusste sie auch, was sie hier eigentlich wollte: Nach Spuren suchen, die die Polizei und Torchwood übersehen hatten, nach kleinen aber feinen Hinweisen, die ihr weiterhelfen konnten, die Bestätigung zu finden, dass es sich um Johns Wagen handelte … oder wenigstens, was dafür gesorgt hatte, dass das Auto so ausbrennen konnte, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Vermutlich würde sie das Wrack nicht mehr vorfinden … aber damit hatte sie von Anfang an auch nicht gerechnet – Torchwood pflegte in diesen Angelegenheiten gründlich zu sein. Sie hoffte nur, dass sowohl die Polizei als auch die geheime Regierungsorganisation inzwischen abgezogen waren, und sie in Ruhe herumstöbern konnte.
    Ansonsten …

    Für einen Moment huschte ein Lächeln über ihre Lippen.

    … dachte sie an die Zeit ihrer großen Abenteuer zurück. Damals hatten weder sie noch der Doktor sich an Absperrungen gestört, auch wenn sie sich damit manchmal in gehörige Schwierigkeiten gebracht hatten. Irgendetwas würde ihr dann schon einfallen. Ganz bestimmt.

    Das halb ihr gelassener zu werden, breitete sich doch ruhige Zuversicht in ihr aus. Selbst wenn sie nichts mehr fand, was ihr weiterhelfen konnte würde sie diesen Ort schon einmal als kalte Spur abhaken können und wissen, dass sie hier nicht weiter kam.

    Die M 11 ging nun in eine ausgebaute Landstraße über, die sich erst einmal in nichts, außer der Geschwindigkeit von der Autobahn unterschied. Deshalb nutzte sie den nächsten Parkplatz aus, um die Straßenkarten zu Rate zu ziehen.

    Natürlich hätte sie auch das Navigationsgerät einschalten können, aber das sie wollte sich nicht noch verfolgbarer machen, als sie es ohnehin schon war. Während der Rast stellte sie fest, dass ihr Magen rumorte – kein Wunder, hatte sie doch seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Ein paar trockene, schon etwas muffig schmeckende Kekse aus dem Handschuhfach mussten reichen, um den ersten Hunger zu stillen – richtig essen konnte sie später.

    Eine halbe Stunde später erreichte sie ihr Ziel und wunderte sich nicht, warum die Besitzer die Fabrik aufgegeben hatten. Rundherum waren nur brachliegende Felder und in der Ferne ein größeres Waldstück zu sehen – die Landschaft wirkte kaum erschlossen, und auch die Straße wirkte nicht gerade vertrauenswürdig mit den ganzen Schlaglöchern.
    Das ganze wirkte so, als habe seit dem Zweiten Weltkrieg niemand mehr etwas mit der Gegend angestellt. Vermutlich hatte die Fabrik deshalb die Jahre danach nicht überlebt und war ihrem Schicksal überlassen würden, was die Ruinen zweier Hallen und eines kleineren Verwaltungsgebäudes verrieten.
    Die Dächer waren längst eingestürzt, nur noch die Hälfte die Backsteinmauern ragten in die Höhe. Ein Teil war zusammengebrochen oder abgebaut worden, der Rest schimmerte im Licht der untergehenden Sonne noch röter als sonst. All das lag hinter einem ganz normalen Maschendrahtzaun zwischen Wildwiesen.

    Rose bemerkte aber auch die Spuren von Fahrzeugen auf der teilweise eher lehmigen Straße. Diese waren zu deutlich um mehr als ein paar Tage alt zu sein, aber das wunderte sie aufgrund der Informationen, die sie hatte, auch nicht.

    Deshalb musterte sie aufmerksam die Umgebung, und parkte schließlich bewusst unter ein paar eng zusammen stehenden Bäumen, um nicht gleich aufzufallen. Zwar war noch kein Laub an den Zweigen aber das dichte Astwerk reichte sehr tief, dass der Wagen von der schon ein paar hundert Metern entfernten Landstraße aus nicht mehr sichtbar sein würde.

    Danach stieg sie aus und ging zum Kofferraum, um sich entsprechend auszurüsten. Eine Zange, das Messer, vielleicht auch noch … Sie klappte eine Verkleidung weg, nachdem sie die Sperre freigeschaltet hatte und holte sich die Schusswaffe und ein Ersatzmagazin heraus, denn man konnte nie vorsichtig genug sein.

    Rose strich sich die Haare aus der Stirn, klappte den Kofferraum wieder zu und sah sich noch einmal in aller Ruhe um. Die Sonne schien ihr warm ins Gesicht und vermittelte wie die ersten Vogelstimmen die Hoffnung auf baldigen Frühling. Der Himmel hier zeigte ein paar blaue Flecken zwischen den Wolken, und dazwischen war auch ein Zeppelin mit Werbeaufdruck zu sehen, der unablässig seine Bahn zog …

    Sie kniff für einen Moment die Augen zusammen, dann aber beschloss sie sich in die Bewegung zu setzen und das nicht als schlechtes Zeichen anzusehen. In London gehörten die Luftschiffe zum üblichen Bild und bevölkerten zu Dutzenden den Himmel, warum sollte es hier auf dem Land so viel anders sein?

    Deshalb richtete sie ihren Blick jetzt nach vorne und suchte nach einem Zugang auf das Gelände, auch wenn sie sich mit der Kneifzange im Maschendraht leicht einen hätte schaffen können. Etwa hundert Meter weiter wurde sie fündig. Das lockere Metallgeflecht flatterte an einer Stelle in einer plötzlich aufgekommenen Bö hoch und verriet ihr so, welchen Zugang die Jugendlichen benutzt haben dürften. Zwar schien der Zugang schon einmal notdürftig geflickt worden zu sein – aber das hatte offensichtlich nicht lange gehalten.

    Rose grinste amüsiert und schlüpfte durch die Lücke. Wenn sie noch vor Sonnenuntergang die Ruinen erreichen und das Restlicht der Dämmerung ausnutzen wollte, dann konnte sie sich nicht mit solch kleinen Details aufhalten.

    Die Wildwiese erwies sich dann doch als tückischer als sie gedacht hatte. Überall waren Maulwurfshügel und kleine Senken, die das Gelände uneben machten, teilweise gut unter Gras aus den letzten Jahren versteckt. Ein zügiges Vorankommen hatte sich damit erledigt, vor allem, als sie zwischen dem braunen Gestrüpp auch noch verkohlte Stellen, Reste von Aluminiumverpackung oder allen möglichen Plastikmüll sah und ihr glitzernde Glasscherben ins Auge fielen. Offensichtlich wurde diese Wiese bei trockenem und sonnigen Wetter gerne für allerlei wildes Treiben genutzt.

    Die Sonne war schon halb hinter dem Horizont verschwunden, als sie die erste der Hallen erreichte. Tiefe Schatten verdeckten den Fuß der Mauern, so dass sie nach der Taschenlampe greifen musste, um die dunklen Stellen auszuleuchten.

    Wo genau der Wagen gefunden worden war, hatte der Privatdetektiv nicht sagen können, weil man ihn nicht auf das Gelände gelassen hatte, also musste sie wohl oder übel alles absuchen. Doch vielleicht sah sie schon mehr, wenn sie die Mauer hier erst einmal umrundet hatte.

    Rose blickte jedoch schon jetzt immer wieder zu Boden und suchte mit den Augen nach Dingen, die hier nicht hingehörten, stieg dabei vorsichtig über verrostetes Metallgestänge und und tastete sich dann vorsichtig an der Wand entlang, um den Steinhaufen vor ihr nicht weiträumig umgehen zu müssen.

    Eine kleines Fenster bot ihr schließlich die Möglichkeit einen Blick in das Innere der Halle zu werfen. Rose pirschte sich vorsichtig heran und lugte vorsichtig durch die verbogenen Streben, die schon lange kein Glas mehr in der Fassung hielten. Sie achtete sorgsam darauf, nicht aus Versehen in einen der verbliebenen Splitter zu greifen, die noch dazwischen steckten.

    In dem Halbdunkel war zunächst nicht viel zu erkennen, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell an das schwache Licht, das in der halb zerfallenen Halle herrschte. Nur zehn, vielleicht fünfzehn Meter von sich entfernt, sah sie auch die völlig zerwühlte Fläche, von der deutliche Reifenspuren wegführten. 'Hier muss das Autowrack gelegen haben!', durchfuhr es sie wie ein Blitz, während ihr Herz vor Aufregung schneller zu schlagen begann.

    Sie hatte überraschend schnell gefunden, was sie suchte, nun musste sie nur noch die richtigen Schlüsse daraus ziehen …

    Im nächsten Moment schrak sie heftig zusammen und hielt unwillkürlich die Luft an. Denn da war eine Bewegung am Rand der Schatten, ein schwaches Aufblitzen von hellem Stoff, der sich gegen den dunklen Boden abhob… und nun, wo sie genauer sie hinsah, erkannte sie, dass eine Gestalt am Rande der Fläche kauerte.

    Was genau die Person da eigentlich tat konnte Rose allerdings nicht erkennen. Sie kniff die Augen zusammen, aber das half ihr auch nicht weiter – sie befand sich in einer zu ungünstigen Position zu dem oder der Unbekannten, die sich jetzt langsam aufrichtete.

    Handelte es sich hier um einen Mann oder doch um eine Frau? Rose kniff die Augen zusammen, aber das half ihr auch nicht weiter, genau so wenig wie die schulterlangen lockigen Haare. Als sich die Person etwas mehr von ihr weg drehte,konnte sie es schon besser einschätzen – das war eindeutig die Silhouette eines schlanken Mannes.
    Nur die Kleidung irritierte sie.
    Wer bitteschön lief heute noch in einem, in den letzten Lichtstrahlen grünlich schimmernden, langen Samtjacke herum, die aus dem vorletzten Jahrhundert zu stammen schien, und trug ein lockeres Seidenhalstuch, wenn er nicht auf einen Kostümball war oder zu der Gruppe der „neuen Romantiker“ gehörte?

    Nun stopfte der Fremde den rechteckigen Gegenstand, den er bisher in Händen gehalten hatte, zurück in die Taschen seiner Jacke und zog etwas anderes daraus hervor, einen länglichen Zylinder mit einer Verdickung am Ende. Ein leises Sirren erklang.

    Das war doch eindeutig ein …

    Rose liefen kalte Schauer über den Rücken, denn sie kannte das Geräusch verdammt gut. Sie machte überrascht einen Schritt nach hinten und trat dabei auf eine brüchige Stelle, die ihrem Gewicht nicht stand halten konnte.

    Der Steinbrocken unter ihrem rechten Fuß knickte weg, sie verlor das Gleichgewicht und ihr blieb nichts anderes übrig, als einen Schritt zur Seite zu machen, um die Wucht des Aufpralls abzufangen.

    Rose taumelte mit einem überraschten Aufschrei weiter und konnte nicht verhindern, dass sich ein paar Steine von dem Haufen lösten, an dem sie sich notgedrungen abstützen musste, und natürlich nicht gerade geräuschlos herab polterten. Bei dieser unglücklichen Aktion schürfte sie sich nicht nur die Hände auf, sondern schlug sich auch noch das rechte Knie an einem spitzen Mauerrest an.

    „Aua. Verdammt!“ fluchte sie nach der ersten Schrecksekunde und wollte sich schon wieder aufrichten, als sich ihr bereits eine Hand helfend entgegen streckte.

    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte eine warme Stimme besorgt. „Übrigens, ich bin der Doktor.“


    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  17. Danke sagten:


  18. #11
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Rose hat sich da ja ordentlich was vor genommen, ganz schön mutig. Hoffentlich geht es gut aus. Durch die Zeit mit dem Doc hat sie ja eine Menge gelernt. Das wird ihr jetzt helfen. Aber es hilft natürlich nicht dagegen, wenn man nicht darauf achtet wohin man tritt. Hoffentlich findet sie John bald.

    Ein leises Sirren erklang.

    Das war doch eindeutig ein …
    ... Sonic Screwdriver!
    Ich schätze, es ist der Beschreibung nach dein Lieblingsdoctor - der Achte oder irre ich mich da?

    Ich bin tierisch gespannt, wie es weitergeht.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  19. #12
    Major General Avatar von Kris
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Ich schätze, es ist der Beschreibung nach dein Lieblingsdoctor - der Achte oder irre ich mich da?
    Ich bin tierisch gespannt, wie es weitergeht.
    Ich glaube es ist auch nicht zu übersehen . So habe ich ihn eben doch noch wunderbar in die Story mit einmogeln können, andererseit hat das tatsächlich auch mit dem Plot zu tun. Na ja, wie du sehen wirst, ist auch John nicht alleine, denn im kommenden Kapitel zeigt der Mann, der ihn niedergeschossen hat, endlich sein Gesicht.

    Rose ist ja eine erfahrene Abenteurerin, das wollte ich mit diesem neuen Kapitel auch um so mehr zeigen - eben durch die Reisen mit dem Doktor und dem Kampf gegen die Cyberman hat sie einiges gelernt.

    Auf jeden Fall noch einmal herzlichen Dank für deinen Kommentar und dein "Danke"! Du bist immer so lieb zu mir!





    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Siebtes Kapitel
    Unangenehmes Erwachen
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Fast zwei Monate nach der Trennung
    ******************************


    … wie erstaunlich ... normale Menschen brechen schon nach dem ersten Schuss zusammen. Warum also hat dich erst der dritte in die Bewusstlosigkeit geschickt, und das nicht einmal richtig? Ich glaube, ich sollte dich einer genaueren Untersuchung unterziehen … aber besser nicht hier … …

    … Tatsächlich, da gibt jemand vor, nur ein Mensch zu sein … Vielleicht sollte ich dem genauer auf den Grund gehen …

    … nun denn, dann wollen wir doch einmal sehen, welche Geheimnisse du vor der Welt, aber nicht mehr lange vor mir verbergen kannst …

    … weitestgehend menschlich, aber dem entgegen spricht die durchschnittliche Körpertemperatur von 34° Grad Celsius … eine überraschend niedrige Pulsfrequenz im Ruhezustand … das sollte es wohl erklären ...

    … sieh an, dann ist deine Existenz wohl noch nicht nur ein seit Ewigkeiten auf Gallifrey kursierendes Gerücht. Allerdings wird die Wahrheit, die ich hier vor mir auf dem Tisch liegen habe, einige Personen sicherlich enttäuschen …

    … fehlt nur noch eine Sache, dann hat meine Suche ein Ende … auch wenn ich mir nicht so sicher bin, was ich jetzt mit dir anstellen werde …


    Verzerrte Stimmen und unklare Bilderfetzen huschten durch Johns Geist, als er langsam wieder aus der Dunkelheit zurückkehrte, seine Sinne langsam wieder die Funktion aufnahmen. Zuerst hörte er nur ein leises Rauschen, dann Piepsen und Klappern, nahm metallischen Geschmack in seinem Mund wahr und gleichzeitig den stechenden Geruch antiseptischer Mittel.

    Wo befand er sich? In einem Krankenhaus? Oder ganz wo anders?

    Das konnte er vermutlich erst sagen, wenn es ihm endlich einmal gelang, die Augen zu öffnen. Aber das war so mühevoll, so schwer, dass er es erst einmal unterließ und sich in den nächsten Atemzügen mehr auf seinen Körper konzentrierte.
    Der indessen ruhte auf einem nachgiebigen Material mit glatter Oberfläche. Seine Kühle und dem Luftzug nach zu urteilen, die ihn beide frösteln ließen, war er entweder ganz nackt … oder trug zumindest nicht besonders viel auf seiner Haut.

    Langsam kehrte das Gefühl in seine Arme und Beine zurück. Er konnte schon bald die Finger bewegen, kam mit dem Arm jedoch nicht besonders weit. Das lag nicht an seiner körperlichen Schwäche, eher an den Manschetten, die seine Handgelenke und Ellenbogen umschlossen. Auch seine Beine waren auf ähnlich unangenehme. Weise an die Liege gefesselt.

    „Was ...“, stöhnte er, während Adrenalin durch seinen Kreislauf schoss und sein Herz schneller schlagen ließ. Nun endlich konnte er auch ein paar Gedanken mehr fassen und die ernüchterten ihn: Alles klar – er war ein Gefangener, aber warum und von wem?

    Langsam kehrten die Erinnerungen an die letzten Stunden zurück.

    Wie war das? Hatte er nicht eigentlich auf Anregung von Mary Sullivan aus dem Stadtarchiv nur ein bisschen mit dem Archivar des St. Cedds College plaudern wollen?

    Stattdessen hatte er den älteren Herrn schwer verletzt am Boden seines Büros vorgefunden, vermutlich misshandelt und … oder niedergeschlagen von dem Unbekannten, der ihn daraufhin mit einer seltsamen Waffe niedergeschossen hatte. Und dabei konnte es sich um keinen gewöhnlichen Verbrecher handeln, denn, denn …

    John zwang sich nun mit Gewalt, die Augen zu öffnen und ein Stück aufzurichten. Dann schloss er sie im nächsten Moment jedoch wieder und sank schnell auf die Liege zurück, da ihn eine – direkt auf sein Gesicht gerichtete - Lampe blendete.

    Aber er hatte zumindest etwas von der Umgebung gesehen– eine wabenartige dunkle Struktur am Rande des Lichtkreises, die wohl eine Wand darstellen sollte, Ein paar blinkende Kästen um ihn herum, von denen das Piepen und Klappern stammen mussten. Dann Kabel, die von Elektroden auf seiner Brust und seinen Armen wegführten und in den Geräten mündeten.

    Vieles davon kam ihm so bekannt vor, so vertraut, aber er war nicht in der Lage, seine Erinnerung zu durchforsten.

    Eine unnatürliche Müdigkeit hielt ihm fest im Griff und die bestand nicht ohne Grund.

    Bei dem Versuch, einen Arm aus den Manschetten zu ziehen, spürte er die Nadel der Kanüle in seinem Arm, in der Nähe des Handgelenks. Ein an einem Galgen hängender Beutel mit einer grünen Flüssigkeit darin und der davon wegführende Schlauch sprachen Bände.
    Verabreichte ihm da jemand ein Betäubungsmittel?

    „Wo … bin … ich?“ fragte er dann in den Raum hinein, in der Hoffnung, dass ihn der, der ihn an diesen Ort entführte hatte ihn hören konnte und eine Antwort geben würde. „Hören Sie … ich finde das hier … nicht gerade ange-“

    Ein spöttisches Lachen unterbrach ihn. „Natürlich ist das keine angenehme Prozedur für dich mein Junge, aber damit musst du leben“, erklang die Stimme, die er schon einmal gehört hatte, und durch seine Träume gegeistert war. „Aber sie ist notwendig für die Untersuchungen, die ich an dir vorgenommen habe und noch vornehmen werde …“

    „Ich verstehe nicht … was Sie damit meinen? Ich bin schon seit Jahren nicht mehr Krank gewesen und mein eigener Doktor war mit meinem letzten Gesundheitscheck sehr zufrieden“, erklärte John frech, während sich in ihm dennoch ein mulmiges Gefühl ausbreitete. „Deshalb bräuchte ich eigentlich keine weiteren Untersuchungen, wissen Sie?“, plauderte er drauflos, auch wenn er ahnte, dass das wohl ziemlich sinnlos war.

    Verdammter Mist! Der Unbekannte wusste sowieso schon, dass an ihn nicht alles so menschlich war, wie es eigentlich hätte sein sollen! Das würde es wesentlich schwieriger machen, sich aus seiner misslichen Situation herauszureden, egal mit wem er es zu tun hatte.

    Er öffnete die Augen ein zweites Mal. Da er diesmal auf das grelle Licht vorbereitet war, schaffte er es, die Augen schmal zu halten und damit gerade so an der Helligkeit vorbei zu schielen, dass er kurz eine Bewegung im Hintergrund sehen konnte, einen humanoiden Schatten.

    „Welchem Doktor willst du dich eigentlich mit dieser Physiologie anvertraut haben?“, fragte der Fremde sichtlich amüsiert. „Jeder Mediziner auf der Erde, der etwas von sich hält, hätte dafür gesorgt, dass du in einem Forschungslaboratorium landest. Denn du bist für die Menschen ein medizinisches Wunder. Mit einer so niedrigen Körpertemperatur und einem so langsamen Herzschlag dürftest du dich gar nicht erst so agil bewegen können, wie du es tust, sondern müsstest im Koma liegen.“

    „Ach wirklich? Das ist mir bisher gar noch nicht aufgefallen? Mein Hausarzt erklärte mir immer, dass alles mit mir völlig in Ordnung sei, und dass ich topfit wäre.“ Auch wenn ihm jetzt und hier nicht zum Scherzen zumute war, versuchte John auch amüsiert zu klingen. „Ich dachte das sei ganz normal. Nur jetzt ist mir zugegebenermaßen ein wenig flau im Magen.“

    „Ich würde sagen, an dir ist nicht viel „normal“, eher im Gegenteil. Deine Körpertemperatur und dein Herzschlag werden ja von jedem noch so stümperhaften Mediziner auf diesem Planeten erkannt werden, und das ist nur der Anfang. Interessanter wird es dann schon bei der genaueren Durchleuchtung deiner Organe und deiner Gehirnfunktionen. Von der Struktur der Muskeln und Knochen will ich erst gar nicht sprechen.“

    Der Fremde tippte etwas auf einer Tastatur ein, schwieg einen Moment, als müsse er etwas nachlesen und sprach dann ruhig weiter.

    „Ich erkenne ein erweitertes kardiovaskuläres System, auch wenn es wohl leider nicht für die Ausbildung eines zweiten Herzens ausgereicht hat. Die Lungen sind normal ausgeprägt, wenngleich auch die Bläschen etwas stabiler und leistungsfähiger wirken. Du könntest es vielleicht doppelt so lange in einem Raum ohne Sauerstoff aushalten wie ein normaler Mensch. Ich könnte noch eine Weile so weitermachen und dir die Unterschiede auflisten.“

    „Oh, wirklich? Das erklärt wirklich einiges! Jetzt verstehe ich auch, warum ich ohne Übung so lange unter Wasser bleiben kann“, merkte John vorlaut an, in der Hoffnung, dem Fremden noch mehr Informationen über sich zu entlocken. Denn einiges davon hatte er selbst noch nicht gewusst – kein Wunder, hatte er sich in seinem kurzen Leben bewusst davor gehütet, keinen Arzt aufzusuchen. Und bisher war das noch nicht nötig gewesen. „Ja gut und schön, was wollen Sie mir jetzt damit eigentlich sagen? Das interessiert mich schon.“

    „Das glaube ich dir, mein Junge. Aber keine Sorge, ich bin noch nicht fertig …“ Der Fremde lachte spöttisch auf. „Solltest du jemals eine Bluttransfusion benötigen, könnte das zu einem ziemlichen Problem werden, da ich bezweifle, das du auf dieser Welt irgend einen geeigneten Spender finden wirst … aber das interessantest an dir ist wohl dein Gehirn. Da sind Sektoren aktiv, die einen Menschen normalerweise in den Wahnsinn treiben.“

    „Wer sagt Ihnen, dass ich es nicht vielleicht sogar bin?“

    „Das ist wirklich eine interessante Frage, die ich mir auch gerade stelle …“

    Der Fremde kam auf ihn zu und drehte die Lampe weg, so dass John endlich besser sehen und auch ihn betrachten konnte. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug der Mann tiefschwarze Kleidung – was offensichtlich seine Lieblingsfarbe zu sein schien. Die einzige Verzierung an seinem Anzug stellten feine silberne Borten am Kragen dar.
    Kalte Augen, die ihn an die einer lauernden Schlange erinnerten, blickten unter kurzen schwarzen Haaren auf ihn hinab. Das bärtige Gesicht zeigte um die Augen herum zwar erste Spuren des Alters, aber wirkte auf der anderen Seite überraschend jung und zeitlos.

    John stöhnte unwillkürlich, als trotz der Betäubung wieder ein stechender Schmerz durch sein Gehirn zuckte und ihn zwang, den Kopf abzuwenden, weil sich wieder eine Erinnerung des Doktors in den Vordergrund drängte … wenn auch keine angenehme. Sein Körper spannte sich auch deshalb unwillkürlich an, so dass die Manschetten unangenehm in seine Haut schnitten.

    Dieses Verhalten schien seinem Peiniger jedoch nicht sonderlich zu gefallen, denn im nächsten Moment packte eine Hand sein Kinn und zwang John dazu, ihn wieder anzusehen. „Ich glaube, wir sollten mit den Spielchen aufhören und offen miteinander reden … “

    „Schön …“ John blinzelte eine Wimper aus den Augen und murmelte, so gut er in dieser Lage konnte: „Dann … sollten Sie erst einmal anfangen. Ich kenne … immer noch nicht … Ihren Namen. Mit wem … habe ich es eigentlich zu tun?“

    Die Finger an seinem Kinn drückten fester zu, so dass es jetzt wirklich schmerzhaft wurde. „Ach, habe ich vergessen, mich vorzustellen?“, fragte der Schwarzhaarige mit einem bösen Lächeln. „Dann sollte ich dich wohl aufklären: Ich bin der Master …“

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  20. Danke sagten:


  21. #13
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Oh jeee..., armer John. An was für einen Psychopathen ist er denn da geraten? Ich wäre an Johns Stelle nicht so vorlaut, so angebunden ist das ganz schön gefährlich.
    „Dann sollte ich dich wohl aufklären: Ich bin der Master …“
    Ich kenne nur einen Master, den vom zehnten Doc. Welcher Master ist es?
    Ich bin sehr neugierig wie es weitergeht und ich hoffe, Rose findet John rechtzeitig.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  22. #14
    Major General Avatar von Kris
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Oh jeee..., armer John. An was für einen Psychopathen ist er denn da geraten? Ich wäre an Johns Stelle nicht so vorlaut, so angebunden ist das ganz schön gefährlich.

    Ich kenne nur einen Master, den vom zehnten Doc. Welcher Master ist es?
    Ich bin sehr neugierig wie es weitergeht und ich hoffe, Rose findet John rechtzeitig.

    Na ja, der Master ist nicht ganz ohne, auch nicht in dieser Inkarnation. Ich habe den genommen, mit dem vor allem der fünfte bis siebte Doktor zu tun hatten, da ich in diesem Paralleluniversum davon ausgehe, dass neben dem Zeitkrieg ein paar andere Sachen auch nicht stattgefunden haben, auch wenn ich den Master hätte nehmen können, mit dem sich der achte selbst herumgeschlagen hatte, aber Eric Roberts war auch nicht so mein Ding.

    Hier sind ein paar Bilder von Antony Ainley, damit du ihn dir besser vorstellen kannst, wenn er eben auch wie einer der "Old-Fashioned-Bösewichte" aussieht: http://imgkid.com/anthony-ainley-master.shtml.

    Das hin und her zwischen den Beiden geht noch weiter, und John hat sehr sehr viel Glück. Aber im nächsten Teil blende ich erst mal wieder zu Rose um, die ja auch noch was zu verdauen hat. Viel Spaß beim Lesen!




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Achtes Kapitel
    Fremd und doch vertraut!
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Zwei Monate nach der Trennung
    **************************


    „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie der Fremde freundlich, den Rose kurz vorher noch durch das zerstörte Fenster in der Fabrikhalle beobachtet hatte, und streckte ihr die Hand entgegen, natürlich nicht, ohne sich vorzustellen. „Übrigens, ich bin der Doktor.“

    Die junge blonde Frau fiel aus allen Wolken, starrte ihn nur mit großen Augen an. Wie bitte? Was hatte er da eben gesagt?

    Sie bekam gar nicht mit, dass er sie vorsichtig auf die Beine zog und dann auch noch mit der anderen Hand abstützte. Wie gebannt starrte sie nur auf sein Gesicht und versuchte das Wirrwarr an Gedanken und Gefühlen zu ordnen, das in diesem Moment durch ihren Kopf tobte.

    Der Doktor?
    War er wirklich zu ihr zurückgekommen?
    Sollte er es wirklich sein?
    Und wenn, warum sah er so anders aus?
    Hatte er sich erneut regeneriert?
    Oder spielte ihr hier jemand nur einen hinterhältigen Streich?


    Sie rang nach Luft und suchte gleichzeitig in seinem Gesicht, in seinen Augen nach vertrauten Zügen, nach … doch der Fremde zeigte nicht einmal einen Hauch von Wiedererkennen, sondern nur reine Neugier.

    „Ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen, Miss?“, fragte er besorgt.

    „Ja … ja … ich glaube schon“, stammelte Rose unsicher. Sie kämpfte immer noch mit ihrer Verwirrung und den Gefühlen, die nun in ihrem Herzen tobten, als sie ihn noch einmal genauer in Augenschein nahm und intensiver nach Ähnlichkeiten zu dem Mann suchte, den sie liebte, um herauszufinden, ob die Hoffnung bestand, dass er es sein konnte …

    Mit seiner kastanienfarbenen Lockenpracht, seiner altertümlichen Kleidung und seinem höflichen Gebaren sah der Fremde auf den ersten Blick eher wie ein Gentleman aus einer vergangenen Epoche aus, und nicht wie ein Mann von einem anderen Stern, der mit der Neugier eines Kindes das Universum erforschte und sich doch auch mutig gegen Daleks, Cybermen und zahlreiche andere Monster gestellt hatte.

    Das Gesicht ihres Gegenübers wirkte trotz seiner markant männlichen Züge vor allem um den Mund und die weichen Lippen herum erstaunlich sensibel. Seine Augen besaßen ein helles durchdringendes Blau und waren nicht einmal im Ansatz braun. Und aus ihnen schimmerte nur offene Neugier und Freundlichkeit, nicht aber die tiefe Melancholie, die ihren Doktor selbst in seinen fröhlichen Momenten nicht losgelassen und die sich in Ansätzen auch in Johns Blicken widerspiegelten.

    Dann aber spürte sie die eigentümlich zeitlose Ausstrahlung, die auch ihm umgab und nicht so recht einzuschätzen war, genau so wie die ihres Doktors …

    „Ist es das wirklich?“ Der Mann ließ sie los, als er spürte, dass sie seiner Hilfe nicht mehr bedurfte, und schmunzelte. „Nun, ich hätte nicht erwartet, an einem so einsamen und trostlosen Ort wie diesem, eine nette, junge Dame kennenzulernen.“

    Was für ein Schmeichler … aber davon würde sie sich nicht einlullen lassen und weiterhin misstrauisch bleiben, beschloss Rose. Sie klopfte sich hastig den Staub von Jacke und Hose, auch wenn ihr das Herz immer noch bis zum Hals schlug und ihre Gedanken und Gefühle weiterhin wilde Achterbahn fuhren, auch wenn sie die Verwirrung langsam in den Griff bekam und durch gesunde Vorsicht ersetzte.

    Er sollte nicht merken, wie sehr er sie durcheinander gebracht hatte. „Ich weiß …“, erwiderte sie, als sie sich sicher war, dass ihre Stimme nicht mehr zittern würde. „Ich hatte mich hier mit meinem Freund verabredet …“

    „Oh, ich hoffe, ich habe Ihr Date jetzt nicht verhindert – auch wenn dass sicherlich kein Ort für ein romantisches Treffen ist“, bedauerte er höflich, allerdings wirkte er sichtlich amüsiert, so als ob er ihr keines ihrer Worte glauben würde.

    „Nein … nein, das denke ich nicht. Ich bin ohnehin viel zu spät dran. Und wenn Ihnen niemand aufgefallen ist, der hier herumgestreunt ist, nun dann dürfte der Idiot mich versetzt haben!“, spann sie ihr Lügengespinst erst einmal weiter , stöhnte dann aber leise auf, als sie den ersten Schritt machte. Es stach erst einmal noch gehörig im Knie, aber nach schon nach ein paar weiteren Schritten in Richtung Wildwiese ging es wieder besser. Trotzdem würde sie in einer ruhigen Minute nachsehen müssen, wie die Verletzung aussah.

    Eigene Recherchen konnte sie jetzt ohnehin vergessen … denn nun, wo sie sich etwas besser von dem Schrecken erholt hatte, wurde ihr Argwohl stärker. Sie durfte nicht vergessen, dass sie den Mann dort nicht wirklich kannte, auch wenn er vielleicht der „Doktor“ war. Vielleicht log er sie ja auch einfach an und steckte in Wirklichkeit hinter Johns Verschwinden.

    Deshalb musste sie zusehen, dass sie ihn möglichst schnell los wurde.

    „Mir ist tatsächlich niemand aufgefallen!“ Der Braunhaarige – sie wollte ihn noch immer nicht Doktor nennen, weil sich alles in ihr dagegen sträubte – überlegte kurz und fügte dann mit einem freundlichen Klang in der Stimme hinzu: „Wenn es Sie nicht stört, dann kann ich Sie gerne bis zur Straße zurück begleiten, denn ich glaube wir haben den gleichen Weg.“

    „Ach, das ist doch nicht unbedingt nötig, Mister!“ Rose biss sich auf die Lippen und fluchte innerlich. Na herrlich, jetzt klebte sich der verdammte Kerl auch noch an ihre Fersen. „Sie waren doch eben so beschäftigt. Haben Sie hier nicht noch mehr zu tun?“

    Ihr Gegenüber winkte gelassen ab. „Eigentlich nicht. Ich bin mit dem, was ich hier erledigen wollte schon fertig geworden“, ließ er sich immer noch nicht abwimmeln und folgte ihr wie ein treuer Hund.

    Mist, also half wohl erst einmal nichts, gestand sich Rose grimmig ein. Mit Worten alleine würde sie diese Klette wohl nicht loswerden können. Auf der anderen Seite spürte sie, wie ihr Misstrauen geringer wurde, denn dieses Verhalten kannte sie auch von „ihm“: Auch er war immer freundlich gewesen. Immer hilfsbereit, aber auch verdammt hartnäckig, wenn ihn etwas interessierte – ja, das war typisch für den Doktor!

    Sie unterdrückte erste freundliche Gefühle für den Fremden und suchte nach Gründe, um ihm auch weiterhin nicht zu trauen, denn nein, dass konnte einfach nicht der Doktor sein … oder seine Entsprechung in diesem Universum.

    Schon allein wegen der Körpergröße nicht – sie musste nicht so sehr aufschauen wie zu ihrem. Er überragte sie vielleicht um eine Handbreit, bei denen aus ihrem Universum waren es zwei gewesen, wenn nicht mehr. Und sie bezweifelte, dass sich auch bei einer Regeneration ein Körper so zusammenstauchen konnte. Und selbst wenn, dann …

    Rose vertrieb diese letzten, absolut wirren Gedankengänge aus ihrem Kopf und konzentrierte sich lieber auf den Weg, um sich endlich zu sammeln und ihr weiteres Vorgehen bezüglich ihres Begleiters zu planen. Wenigstens ließ der Schmerz im Knie jetzt endlich nach. Nur noch ein leichtes Brennen war übriggeblieben.
    Sie musste vorangehen, da der Weg an der Halle entlang nicht für sie beide Platz bot. Der Fremde folgte ihr schweigend mit einem Abstand von zwei bis drei Schritten. Erst als sie die Wiese erreichten, kam nach ein paar weiteren Schritten an ihre Seite und betrachtete sie nachdenklich, so als grüble er über ihr Verhalten nach.

    „Da! Sehen Sie sich das an!“ Plötzlich hob der Braunhaarige den Kopf und wandte das Gesicht von ihr ab, um einen Arm zu heben. Rose zuckte aufgrund dieses abrupten Wandels in seinem Verhalten heftig zusammen und blickte dann an seinem ausgestreckten Arm entlang.

    Doch anstatt einer vermuteten Bedrohung waren am Himmel nur ein Mix aus dicken Wolken und in den Lücken dazwischen das bunte Farbenspiel des ausklingenden Sonnenuntergang vor dem immer dunkler werdenden Himmel zu sehen …

    „Ist das nicht ein wunderschönes Himmelsschauspiel?“, rief er begeistert und deutete noch immer auf den Horizont, ignorierte dabei ganz den Zeppelin, der nur noch wenige hundert Meter von ihnen entfernt in der Luft hing.

    Rose verdrehte erst die Augen, kniff sie dann jedoch zusammen, denn etwas an dem Luftschiff stimmte nicht. Es schien an Höhe verloren zu haben, sah fast so aus, als wollte es über einem der nahen Felder niedergehen.

    Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken, denn sie wollte nicht an einen Zufall glauben. Verdammt noch mal, dass roch nach Ärger!

    „Ja … das ist sehr schön … “, erwiderte sie deshalb mit einem skeptischen Unterton und versuchte dann ihren Begleiter auf die Gefahr aufmerksam zu machen „Doktor , Sie … “

    Der Mann an ihrer Seite legte nur den Kopf schief, lachte laut auf und machte ein paar tänzelnde Schritte zur Seite. Sie wunderte sich, dass er dabei nicht stolperte, sondern es auch noch schaffte, mit einer ähnlich schwungvollen Bewegung eine Tüte aus seiner Tasche zu ziehen.

    Rose blieb irritiert stehen.

    Was bei allen Daleks hatte das jetzt schon wieder zu bedeuten?

    „Das macht doch gleich Lust auf ein Jelly-Baby, finden Sie nicht?“ Doch anstatt die Tüte in ihre Richtung zu halten und die Süßigkeit anzubieten, streckte er sie den Überresten eines wild entsorgten Kühlschranks neben sich entgegen. „Möchten Sie auch eines?“

    Rose rang nach Luft und fragte sich ernsthaft, ob sie es vielleicht doch nicht mit dem Doktor oder seinem Spiegelbild, sonder nur mit jemandem zu tun hatte, der eigentlich aus dem Irrenhaus entlaufen war.

    Das war jedoch schon im nächsten Moment vergessen, denn die Umgebung um sie herum wurde lebendig. Zwei Männer in militärischer Tarnkleidung tauchten aus ihrer Deckung zwischen dem Gras auf, Maschinenpistolen in den Händen haltend und mit einer klaren Absicht. Die Mündungen der entsicherten Waffen richteten sich auf sie beide

    „Hände schön weit weg von der Kleidung, nach oben und hinter den Kopf!“ befahl der grauhaarige Mann, der mehr bei ihr stand. Rose gehorchte instinktiv, denn sie wusste aus Erfahrung, das es gesünder war, der Bitte nachzukommen, als sich zu wehren. Es würde schon noch eine Gelegenheit kommen, die Kerle auszutricksen … hoffte sie.

    Der andere Bewaffnete wedelte unterdessen unwirsch mit der Waffe herum und fauchte den Braunhaarigen wütend an: „Und sie da, haben Sie nicht gehört? Nehmen Sie endlich die Hände nach oben … und lassen Sie gefälligst die Tüte fallen.“

    „Halten Sie das für ratsam?“, erwiderte der Lockenkopf ungerührt und lächelte den Mann freundlich an. „Sie sollten wirklich einmal eines probieren! Das hebt die Stimmung an einem so kühlen und nassem Tag wie diesem“, sagte er ruhig. „Hören Sie, wir müssen das nun wirklich nicht mit Waffen ausdiskutieren.“

    „Mir reicht das dumme Gequassel langsam, Mann! Haben Sie Tomaten auf den Ohren?“

    „Wenn Sie mir erklären, wie das genau aussieht, dann kann ich ja mal nachsehen!“ Blaue Augen weiteten sich erstaunt, als ihm die Mündung der Maschinenpistole genau unter die Nase gehalten wurde. „Ich will doch nur die Stimmung etwas auflo-“

    „Halten Sie verflucht noch mal endlich ihre Klappe und tun Sie, was ich Ihnen sage. Ich habe einen sehr nervösen Abzugsfinger.“

    „Schade, dass ich sie nicht von meinen lauteren Absichten überzeugen kann.“ Der Doktor gehorchte nun endlich und sah traurig der zu Boden fallenden Papiertüte nach, während er die Hände hinter den Nacken legte und artig dort beließ.

    „Und was nun? Wie können wir Ihnen weiterhelfen?“ fragte er dann freundlich.

    „Indem Sie uns mitteilen, was sie hier zu suchen haben, Mister. Haben Sie die Schilder nicht gelesen? Das hier ist Privatbesitz, den Sie und ihre hübsche kleine Freundin widerrechtlich betreten haben!“, knurrte der Grauhaarige. „Und damit haben Sie eine Menge Ärger an der Backe.“

    „Oh, wirklich? Ich habe leider keine Schilder mit diesbezüglichem Inhalt gesehen, dann hätte ich mich natürlich daran gehalten“, erklärte er unschuldig. „Ich dachte eigentlich, dieses Grundstück mit der Fabrik wäre Niemandsland. Zumindest hat man mir das hoch und heilig versichert, als ich mich nach den Gebäuden erkundigte“, plauderte der Doktor weiter und zwinkerte Rose dann verstohlen zu. „Dabei wollte ich mich hier doch nur mit der hübschen jungen Dame treffen … zu einem Date, wie man so schön sagt …“, lieh er sich frech ihre Notlüge aus.

    Rose verstand augenblicklich, was er ihr hatte sagen wollen und spielte ohne Zögern mit, indem sie ihn verliebt ansah und mit einem tiefen Seufzen hinzufügte: „Sie müssen wissen, am Valentinstag hat es uns völlig erwischt und da meine Eltern es nicht gerne sehen, wenn ich mich mit einem älteren Mann treffe, haben wir … “

    „Halten Sie endlich den Mund, und zwar beide!“ unterbrach sie der jüngere Bewaffnete giftig. „Das Gefasel können Sie sich gefälligst für andere aufsparen und nicht uns damit belästigen!“

    „Oh, und für wen sollen wir es reservieren?“ fragte der Doktor neugierig. „Ich würde gerne wissen, mit wem ich mir Ärger eingehandelt habe. Außer mit den Eltern dieser jungen Dame, natürlich.“ Er drehte seinen Kopf zu Rose und sah sie bedauernd an. „Tut mir leid, dass es so gekommen ist, Liebes.“

    Sie grinste schief, fühlte sie sich doch in diesem Moment an die alten Tage im anderen Universum erinnert. „Mir auch … Ich hätte wohl vor ein paar Tagen besser drauf aufpassen müssen, mit wem ich mich verabrede und wo.“

    Dabei starrte sie aufgeregt mit bis zum Hals klopfendem Herzen zu ihm hin. Wenn er nur ein wenig wie „er“ drauf war, dann würde der Doktor ihr ein unmissverständliches Zeichen geben. Denn den ersten Teil der Taktik hatte er schon angewendet – die Feinde mit Quasseln abzulenken und einzulullen, wenn er sie schon nicht überzeugen konnte.

    Der Ältere schien jedoch nicht dumm zu sein und den Braten ebenfalls zu riechen. Er machte eine barsche Geste. „Das werden Sie noch früh erfahren, Mister. Jetzt gehen Sie erst mal auf die Knie, und dabei schön die Hände im Nacken behalten, ja?“

    „Dürfte ich bemerken, dass die junge Dame sich das Knie angeschla-“

    „Jetzt reicht's mir, Kerl!“ Der jüngere holte mit der Waffe aus, um dem braunen Lockenkopf einen Hieb zu versetzen, doch in diesem Moment kam Leben in den schlanken Körper des Doktors.

    Es waren nur kleine aber fließende Bewegungen mit den Händen und dem Oberkörper, die aber ausreichten. Ehe sich der Bewaffnete versah, beförderte ihn sein eigener Schwung nach vorne, in die Richtung seines Kollegen, der dabei ebenfalls völlig aus dem Konzept geriet und für einen Moment unachtsam wurde. Das reichte aus, um ihm die Waffe zu entreißen und damit den impulsiveren niederzuschlagen, der lang ausgestreckt ins Gras fiel.

    „Ich hasse Waffen.“ Der Doktor starrte einen Moment die Maschinenpistole angewidert an, dann warf er sie weit von sich und klatschte in die Hände.

    „Und nun rennen Sie! Los!“


    - Fortsetzung folgt -
    Geändert von Kris (27.03.2015 um 17:53 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  23. Danke sagten:


  24. #15
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    ... nicht aber die tiefe Melancholie, die ihren Doktor selbst in seinen fröhlichen Momenten nicht losgelassen und die sich in Ansätzen auch in Johns Blicken widerspiegelten.
    Da hast du "meinen" zehnten Doc sehr gut beschrieben.

    Ich bin ja mal gespannt, wann Rose darauf kommt, dass sie es hier mit einer älteren Version ihres Doctors zu tun hat.
    Vielleicht hinkt die Geschichte der Timelords in der Parallelwelt etwas hinterher und die zehnte Reinkarnation des Doctors gibt es noch gar nicht. Oder er ist einfach aus einer anderen Zeit. Der achte Doc scheint Kampfsport zu beherrschen, so schnell wie er die Wachen entwaffnet hat.
    Ich bin gespannt, ob der achte Doc Rose hilft ihren John zu finden.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  25. #16
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    Zitat Zitat von John´s Chaya Beitrag anzeigen
    Da hast du "meinen" zehnten Doc sehr gut beschrieben.

    Ich bin ja mal gespannt, wann Rose darauf kommt, dass sie es hier mit einer älteren Version ihres Doctors zu tun hat.
    Vielleicht hinkt die Geschichte der Timelords in der Parallelwelt etwas hinterher und die zehnte Reinkarnation des Doctors gibt es noch gar nicht. Oder er ist einfach aus einer anderen Zeit. Der achte Doc scheint Kampfsport zu beherrschen, so schnell wie er die Wachen entwaffnet hat.
    Ich bin gespannt, ob der achte Doc Rose hilft ihren John zu finden.
    Dein Gefühl täuscht dich nicht. Ich habe mich dazu entschieden, dass in dieser Realität der Time War/Zeitkrieg einfach (noch) nicht passiert ist, und auch sonst einige Dinge anders gelaufen sind. Aus diesem Grund gibt es auch noch keine zehnte Inkarnation des Doktors und sie bekommt es mit "Acht" zu tun.

    Deshalb fehlt auch die Melancholie und Traurigkeit in dieser Inkarnation völlig, die ja Nine und auch Ten geprägt hat - gerade Tennant sah man sehr oft die Schuldgefühle an.

    Ich muss mal sehen, wie ich das alles noch einbaue, zumal ich davon ausgehe, dass Rose auch in ihrem Universum nie wirklich die anderen Inkarnationen des Doktors gesehen hat. Gerade Nine hat sich ja bis zum Ende ziemlich bedeckt damit gehalten, und ob Ten geschwätziger war.

    Nun aber zur Fortsetzung - und der Bedrängnis in der John jetzt gerade steckt ... der Arme. Aber es ist auch ein bisschen Fanservice mit dabei ...




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Neuntes Kapitel
    In der Gewalt des Masters
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Fast zwei Monate nach der Trennung
    ******************************


    „ … der Master … und du solltest mir gehorchen.“

    Schmerzhaft gruben sich die Finger bei den letzten Worten seines Peinigers in das Kinn, so dass ihm Tränen in die Augen schossen. John hatte das Gefühl sein Unterkiefer würde zerbrechen, doch das war nicht alles - noch tiefer saß der Schock über die letzten Worte.

    Er persönlich hatte diesen Mann nie kennengelernt, aber Fetzen aus der Erinnerung des Doktors huschten jetzt durch seinen schmerzenden Kopf.


    Daheim auf Gallifrey … damals war „Kappa-Chi“ oder besser Koschei der beste Freund gewesen, den ein einsamer, viel zu ängstlicher, und von keinem wirklich ernst genommener Sonderling wie er hatte finden können.
    Er hatte ihm ,„Theta-Sigma“ ohne Spott oder gar bösen Hintergedanken gezeigt, dass das Leben und die Gemeinschaft mit anderen auch Spaß und Freude bieten konnte – vor allem in den Ferien, in denen sie durch das rote Gras fern der Stadt gerannt waren.
    Die glückliche Zeit, in der sie die strenge Zucht- und Ordnung auf der Akademie wenigstens für ein paar Tage hatten vergessen können …
    Und das natürlich nur wenn sie nicht gerade wieder einen frechen Streich ausheckten, um die Älteren zu ärgern, oder neugierig herumexperimentierten, weil ihnen jede noch so abstruse Idee wert schien ausprobiert zu werden. Ohne Koschei hätte er vielleicht niemals den Mut und die Kraft gehabt, die Neugier, Eigeninitiative und Kreativität zu entwickeln, die ihn später hinaus ins All geführt und dieses Leben geschenkt hatte – alles wäre nur ein blasser, unerfüllbarer Traum geblieben …

    Dann kam die Prüfung, die sich jeder Zögling der Akademie nach den ersten Jahren seiner Lehrer unterziehen musste – nämlich in das ungebändigte Schisma zu blicken. Jener Test bei der er selbst so ziemlich versagt hatte, weil er schon nach dem ersten Blick entsetzt davongerannt war … aber jetzt darüber froh sein konnte, weil er dafür nicht den Preis hatte zahlen müssten, den sein Freund unwissentlich entrichtet hatte.
    Die Veränderungen waren schleichend gekommen, aber unabänderlich gewesen … aus Koschei, dem brillanten Schüler und den aufmerksamen Freund, der ohne Mühe alle Prüfungen hinter sich gebracht hatte und in mehr als nur einer Disziplin mit Bestnoten abschließen konnte, wurde nach und nach der zunächst nur ehrgeizige und später skrupellose Master.

    Schon auf Gallifrey waren sie einander fremd geworden, aber nicht nur, weil sich ihre Lebenswege getrennt hatten, weil der Doktor in der Zitadelle der Timelords hatte zurückbleiben müssen, da er sich durch seine Leistungen an der Akademie keine Tardis verdient hatte, im Gegensatz zu seinem Freund.
    Sondern auch durch andere Entwicklungen: Immer wieder hatte der Master ihn aufgefordert, ja regelrecht erwartet, zu ihm zu stehen, als der Hohe Rat auf seine Verbrechen gegen die Gesetze Rassilons aufmerksam geworden war …
    Ein oder zwei Mal hatte der Doktor sogar Einträge in der Matrix gelöscht … aber irgendwann hatte sein Gewissen über die noch immer vorhandenen freundschaftlichen Gefühle gesiegt. Und das hatte ihm der Master schließlich so übel genommen, dass er ihn einen Verräter genannt und all seinen Hass auf ihn konzentriert hatte, vor allem als …
    Es kam, wie es kommen musste: Durch viele grausame Taten gegenüber unschuldigen und krampfhaften Versuchen, Rache an dem abtrünnigen Freund zu nehmen hatte sich der ehemalige Seelengefährte in seine Nemesis verwandelt, die nicht nur eine, sondern gleich mehrere seiner Inkarnationen heimgesucht hatte.

    Zwischen all der Abscheu und Wut, die der Doktor gegenüber dem Master entwickelt haben mochte, steckte jedoch auch ein Funken Hoffnung auf eine Veränderung und der leise Wunsch, dass der Freund sich besinnen und zu ihm zurückfinden würde, ein Nachhall der engen Verbundenheit und brüderlichen Zuneigung, die die beiden jungen Akademie-Schüler Theta-Sigma und Koschei über so viele Jahrzehnte geteilt hatten.

    Selbst als das letzte Kapitel in der Akte des Masters geschrieben zu sein schien, damals als er sich in der Gestalt von Harold Saxon geweigert hatte, den Regenerationsprozess einzuleiten und sein Leben in den Armen des Doktors ausgehaucht hatte, selbst dann …


    John stöhnte leise, als die Bilder sich wieder an den Rand seines Bewusstseins zurückzogen und ihn in die Wirklichkeit zurückkehren ließen. Wohler zumute wurde ihm durch die Erinnerungen nicht. Eher im Gegenteil …

    Der Druck auf seinen Kiefer wurde geringer, als ihn der Master endlich los ließ und spöttisch lächelte. „Du kannst mir nicht einreden, mein Junge, dass du nicht weißt, dass du nicht ganz menschlich bist, nicht wahr? Zur Hälfte mögen deine Gene die der Erdlinge sein, zur anderen aber stammen sie von Gallifrey. Jetzt würde ich gerne aus deinem Mund erfahren, wie das zustande gekommen ist.“

    John bewegte den Kiefer und überprüfte ob auch wirklich nichts gebrochen war, nutzte den Moment, um seine chaotischen Gedanken zu sortieren. „Oh, ich weiß nicht so recht“, meinte er dann in einem lockeren Plauderton und zwinkerte die Tränen aus den Augenwinkeln, während sich in seinem Inneren Entschlossenheit breit machte. Er würde einen Teufel tun, seinem Peiniger zu erzählen, wie er wirklich in sein Leben getreten war!

    „So weit ich weiß braucht man dazu einen Frau und einen Mann. Und dann … na ja die Eltern erklären das ihren Kindern gerne mit den Bienchen und den Blümchen.“ Er hüstelte. „Muss ich Ihnen das wirklich erklären?“

    Der Master trommelte mit den Fingern auf einen der Kästen neben der Liege. „Ich sagte doch schon, ich mag keine Spielchen … schon gar nicht von einem Primitiven wie dir. Ich kann auch andere Methoden anwenden, um dich zum Sprechen zu bringen.“

    Dann beugte er sich leicht vor und starrte John tief in die Augen. Der spürte sofort den hypnotischen Druck, der auf seinen Geist ausgeübt wurde. 'Ich bin der Master!', hallte es gnadenlos kalt in ihm wieder. 'Du wirst mir gehorchen!'

    Für einen Moment rangen sie stumm miteinander. Willen kämpfte gegen Willen und John spürte zu seiner Erleichterung, dass er dem Feind genug entgegen setzten konnte, um ihn mental abzublocken, auch wenn er kein vollblütiger Timelord war.
    Es kostete ihm zwar mehr Kraft und Konzentration als dem Doktor – vor allem jetzt, wo die Betäubungsmittel durch seinen Körper strömten und seine Verteidigung schwächte – aber es gelang ihm, schließlich den Feind aus seinem Geist zurückzudrängen und sich vor seinem Zugriff zu verschließen.

    Ein Ruck ging durch den Körper des Masters. „Nun gut. Es gibt auch andere Methoden, um dich zu einer Antwort zu zwingen“, sagt er ruhig.

    „Warum wollen Sie mich eigentlich unbedingt zu einer Antwort zwingen?“, fragte John. „Können wir das nicht auch anders regeln? Wie wäre es mit ein bisschen mehr Offenheit von ihrer Seite? Ich verstehe nämlich immer noch nicht, was sie eigentlich von mir wollen!“

    „Sagt dir der Name Ulysses etwas?“

    „Äh … Sollte er das?“

    Die Augenbrauen des Masters zuckten. John hob den Kopf, denn der Schwarzhaarige wandte sich ab und verschwand für einen kurzen Moment aus seinem Sichtfeld. Das gab ihm die Gelegenheit, sich verstohlen umzusehen.

    Das Design der Umgebung war anders als er es kannte, wirkte aber dennoch irgendwie vertraut – was nicht zuletzt an der auffälligen Wandverkleidung mit den runden Elementen lag, nur dass diese hier in dunklen, kalten Tönen irgendwo zwischen Blau und Schwarz gehalten waren und nicht in Messing und warmem Braun.
    Jetzt wusste er auch mit Sicherheit, wohin er verschleppt worden war. Und das erklärte endlich auch, warum er beim Anblick der „griechischen Säule“ Kopfschmerzen bekommen hatte – wählte der Chamäleon-Schaltkreis dieser ganz bestimmten Tardis bevorzugt diese Form, weil sie auf den meisten Welten nicht weiter auffiel.

    Der Master kehrte zurück, ein paar zusammengefaltete Kopien in der Hand schwenkend. „Ich habe dein Auftauchen zunächst auch nur für einen dummen Zufall gehalten, aber bei der Durchsuchung deiner Taschen das hier zu Tage gefördert, Mister John Smith.“

    „Ach wirklich? Bin ich auch deswegen von Ihnen gefangen genommen worden, und nicht nur wegen meiner ungewöhnlichen Physiologie?“ John grinste schief und gab dann zu: „Nun, das sind nur Studien für ein ganz persönliches Projekt, das mich schon eine ganze Weile beschäftigt. Ich bin in London auf ein paar ziemlich interessante Zeitungsartikel aus dem Jahr 1889 gestoßen, die mich einfach nicht los gelassen haben.“

    Jetzt noch weiter die Tatsachen zu leugnen brachte nicht viel, denn wenn der Master die Kopien gefunden hatte, dann kannte er auch mit Sicherheit sein Notizbuch und seine Geldbörse mit den Ausweisen.

    Da er nicht das Zeitgespür seines Originals besaß – einer der Sinne, die sich bei seiner Entstehung nicht mit vererbt hatten, konnte er nicht einmal sagen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Also war es sehr gut möglich, dass der Master inzwischen mehr über ihn wusste, als ihm lieb war. Und auch er hatte seitdem er wieder zu sich gekommen war, mehr erfahren, als er jemals zu hoffen gewagt hatte.

    Gallifrey hatte tatsächlich existiert, oder existierte noch. Er befand sich in einer Tardis … und der Mann, der ihn gefangen hielt war definitiv ein Timelord, wenn auch einer, vor dem er sich hüten musste. Das war Fakt … jetzt musste er nur noch heraus finden, wie alles zusammen passte. Denn das Geheimnis um Penelope Gate und diesen, bisher nur als Namen aufgetauchten, Ulysses schien den Master ebenfalls zu beschäftigen.

    Der blickte ihn jetzt nachdenklich an. „Eine interessante Aussage, John … Nun würde ich gerne wissen, was dich an den Informationen interessiert? Glaubst du, die beiden hätten etwas mit deiner Existenz zu tun?“

    John zuckte so gut es ging mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich kenne meine Eltern ehrlich gesagt nicht“, gab er offen zu. „Aber na ja, wenn man weiß, dass man nicht ganz so menschlich ist, wie man sein sollte, dann greift man doch nach jedem Strohhalm, um seine Wurzeln zu finden, oder?“

    Der Master lächelte dünn. In diesem Moment wirkte er ganz und gar nicht wahnsinnig oder grausam, auch wenn das kalte Funkeln in seinen Augen blieb. „In diesem Fall würde ich dir sogar zustimmen. Es ist immer gut, seine Wurzeln zu kennen und damit zu wissen, wohin man gehört und wohin nicht“, sagte er nachdenklich und legte die Blätter wieder zur Seite.

    Dann trat er wieder dichter an John heran und stützte die Hände auf die Liege. „Auch ich bin auf der Suche nach dem Mann namens Ulysses. Er hat vor langer Zeit etwas mit sich genommen, was ich gerne nach Gallifrey zurückbringen möchte, da es von immenser Bedeutung für mein Volk ist … “ Er beugte sich noch weiter vor. Seine Augen durchbohrten John förmlich. „Und du wärst obendrein ein interessantes Mitbringsel, das meinen Anspruch auf das Erbe Rassilons nicht mehr untergraben könnte. Ich bin nämlich nicht geneigt, an Gerüchte und lächerliche Prophezeiungen zu glauben.“

    „Und wieso wäre ich 'ein interessantes Mitbringsel' für Sie?“ hakte John vorsichtig nach, während sein Herz schneller schlug. Aber er wich dem Blick seines Peinigers nicht aus.

    „Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass Neugier ziemlich ungesund sein kann?“, erwiderte der Master. Mit einer eher lässigen Handbewegung sorgte er dafür, dass wieder Betäubungsmittel in Johns Blutkreislauf gelangte, indem er den Zufluss der Infusion wieder öffnete. „Ich brauche noch eine Weile, bis ich mich entschieden habe, was ich mit der anstelle. Aber ich denke, dem guten alten Borusa würde es das Herz brechen, wenn er Ulysses jämmerlichen, da so unsagbar menschlichen Sohn nicht mehr lebend kennenlernen könnte … “

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  26. Danke sagten:


  27. #17
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Selbst als das letzte Kapitel in der Akte des Masters geschrieben zu sein schien, damals als er sich in der Gestalt von Harold Saxon geweigert hatte, den Regenerationsprozess einzuleiten und sein Leben in den Armen des Doktors ausgehaucht hatte, selbst dann …
    Ah, jetzt hat der Master für mich ein Gesicht!

    John spürte zu seiner Erleichterung, dass er dem Feind genug entgegen setzten konnte, um ihn mental abzublocken, auch wenn er kein vollblütiger Timelord war.
    Puuh..., da hat er ja noch mal Glück gehabt. Also steckt in ihm doch noch etwas mehr von meinem Doc. *erleichtert bin*

    Wer ist Borusa? Und jetzt nimmt er John mit nach Gallifrey - oh je, ob das so eine gute Idee ist.

    Bin gespannt, ob Rose John wirklich mit Hilfe des achten Doc's findet und was der Master noch alles mit John anstellt. Hoffentlich geht das gut aus.

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  28. #18
    Major General Avatar von Kris
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    So, ich habe dich hier etwas warten lassen, liebe Chaya, aber dafür sind ja zwischendurch zwei andere kleine Geschichten entstanden. Aber jetzt gibt es die Fortsetzung dazu.

    Borusa ist ein anderer Timelord, Lord-Präsident, später Kanzler des Hohen Rates der Timelords und auch einer der Lehrer des Doktors und Masters auf der Akademie. Und hier ... aber das darf ich nicht verraten.

    Na ja, der Master findet es interessant, dass John im Prinzip ein Halbblut ist - ist halt sehr interessant für ihn ... und kommt seinen Plänen zugute.

    Nun aber zurück zu Rose und dem Doktor, die ja im Moment andere Probleme haben:



    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Zehntes Kapitel
    Auf der Flucht
    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o

    Zwei Monate nach der Trennung
    ******************************


    „Und nun rennen Sie! Los!“

    Das ließ sich Rose nicht zweimal sagen und lief mit zum Boden gerichteten Augen so schnell sie konnte los. Auch wenn das angeschlagene Knie erst einmal protestierte, setzte sie doch in möglichst weiten Schritten über die Grassoden hinweg und versuchte den Stolperfallen so gut es eben in diesem Tempo ging auszuweichen. Mehr als einmal kam sie dabei ins Straucheln, konnte sich aber immer wieder abfangen.

    Auf die Umgebung zu achten, wurde dadurch leider verdammt schwierig. Dennoch konnte sie in den Augenwinkeln erkennen, dass ihr der Doktor dichtauf folgte. Nur einmal verlangsamte er kurz sein Tempo, drehte sich im Lauf halb um und warf dann etwas in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

    Rose drehte sich nicht um, als ein lauter Knall die Luft erfüllte und dann ein Sirren ertönte. Was auch immer da abging, es erzeugte ein seltsames, einem Feuerwerk gleichendes, Lichtspektakel, wie sie an den bunten Reflexionen im Gras erkennen konnten.

    Im nächsten Moment erklangen Schüsse – hoffentlich ballerte niemand jetzt auch noch in ihre Richtung!

    Sie beging jedenfalls nicht den Fehler, stehen zu bleiben und sich neugierig umzusehen, ihr reichte es schon, zu bemerken, dass der Doktor die Beine in die Hand nahm und langsam wieder aufholte und zu hoffen, dass die Bewaffneten genug von dem „Spielzeug“ ihres Begleiters abgelenkt wurden – denn um etwas anderes konnte es sich bei ihm bestimmt nicht handeln.

    Rose erreichte heftig atmend den Maschendrahtzaun und schlüpfte hastig durch die Lücke. Der Doktor half ihr ohne Worte dabei sich nicht zu verheddern und sie tat ohne darüber Nachzudenken das Gleiche bei ihm als seien sie bereits ein eingespieltes Team.

    Dann rannten sie weiter. Immerhin war es wesentlich angenehmer und leichter auf der Straße zu laufen. Trotzdem dauerte es noch eine ganze Weile, die Baumgruppe mit ihrem Wagen zu erreichen – und zwar nicht ganz ohne Anstrengung. Keuchend notierte sich Rose in ihren Gedanken, dass sie wohl wieder das Lauftraining aufnehmen sollte, wenn sie das alles überstanden hatten. In den letzten Jahren war sie einfach zu bequem geworden. Das rächte sich jetzt.

    Sie wusste, das Auto war die einzige Chance, die sie und der Doktor noch hatten, um überhaupt zu entkommen, denn der Zeppelin war mittlerweile so weit niedergegangen, dass eine Tür geöffnet werden konnte. Weitere Bewaffnete sprangen hinunter in das Unkraut des letzten Jahres. Und die waren mit Sicherheit fit genug, um sie zu Fuß einzuholen.

    Noch im Lauf zog sie die Fernsteuerung aus der Jackentasche und entriegelte die Zentralverrieglung. Damit war es kein Problem mehr, die Tür aufzureißen und sich hastig hinter das Lenkrad zu setzen.

    Der Doktor stieg derweil wie selbstverständlich auf der Beifahrerseite ein. „Das Illusianische Lichtspiel wird die Jungs leider nicht lange aufhalten!“, rief er Rose zu und zwinkerte. Sie grinste zurück. Zwar schien er nicht ganz so außer Atem zu sein, aber auch ihm war die Anstrengung der Flucht anzumerken. Genau das machte ihn ihr sympathisch.

    Dann hielten sie einen Augenblick mit dem Sprechen inne, um Luft zu schöpfen. Rose nestelte in der Zwischenzeit den Schlüssel aus ihrer Hosentasche und schob ihn in das Zündschloss. „Okay, genug ausgeruht. … Jetzt sollten wir schnellstens hier verschwinden!“

    Sie startete den Motor. Zuerst setzte sie ein Stück zurück, um unter den Bäumen weg zu kommen, dann wollte sie den Weg einschlagen, den sie gekommen war, um möglichst viel Abstand zu gewinnen.
    Der Doktor erkannte ganz offensichtlich ihre Absicht, denn er legte plötzlich die Hand auf das Lenkrad. „Nein, nicht dahin! Fahren Sie in die andere Richtung. Wenn wir jetzt versuchen die Autobahn zu erreichen erwischen die Kerle uns schneller als uns lieb ist!“, riet er ihr mit einem drängenden Ton in der Stimme und drehte sich dann wieder von ihr weg, um wieder aus dem Fenster zu blicken.

    Rose blieb ohnehin keine Zeit mehr, um über seine Bitte nachzudenken, denn ein paar Meter seitlich vor dem Wagen zog eine Maschinengewehrsalve eine Spur durch den Lehm. Okay, das war ein weiterer überzeugender Grund, seinem Rat zu folgen und nicht ihren ursprünglichen Plan umzusetzen.

    Deshalb drehte sie das Lenkrad in die andere Richtung und trat viel zu hastig aufs Gas. Der Wagen machte einen Satz nach vorne – aber das war ihr Glück, denn sie entgingen so einer weiteren Salve, die nur wenige Zentimeter vom Heck entfernt in den Boden einschlug und einige der braunen Grassoden vom Feldrand aufspritzen ließ.

    „Verdammter Mist“, fluchte Rose, spürte dann aber wie Kampflust in ihr aufstieg. „Glaubt ja nicht, dass wir uns schon geschlagen geben. Das wollen wir doch erst mal sehen! Ich bin ganz und gar nicht beeindruckt von euren Schießkünsten!“

    Sie ließ den Motor aufheulen. Ihr Gefährt schoss wie ein Blitz über den Weg, um den Kugelhagel endlich hinter sich zu lassen, denn auch wenn Pete Tyler nach den Erfahrungen der letzten Jahre Spezialmodelle für seine Familie besorgt hatte, so konnten diese mit Panzerplatten verstärkten Türen auch einem Maschinengewehrfeuer nicht auf Dauer standhalten.

    Bei der rasanten Fahrt wurde die Federung durch den holprigen Untergrund hart auf die Probe gestellt und sie heftig durchgerüttelt, aber egal … da mussten sie jetzt durch, auch wenn ihre Köpfe das ein oder andere Mal unangenehm heftig das Wagendach berührten.

    Der Doktor schien das in Kauf zu nehmen, hing er doch immer noch verdreht im Sitz, um die Lage durch das Heckfenster im Auge zu behalten. Gelegentlich hörte sie ein leises „Au“ aus seinem Mund, aber er beschwerte sich nicht.

    „Gut so!“, rief er schließlich. „Die Soldaten hören endlich auf zu schießen und rennen nicht länger hinter uns her. Dafür steigt das Luftschiff wieder auf, so wie ich befürchtet habe!“ Mit diesen Worten ließ er sich wieder in eine angenehmere Position zurückfallen. „Zwischen den Hügeln da vorne und einem größeren Waldstück dahinter werden sie es schwerer haben, uns zu verfolgen und schließlich kommt auch noch ein Tunnel!“

    „Woher wissen sie das eigentlich alles?“ Rose nahm die Augen nicht von der Straße und sah nun die ersten Bäume vor sich. „Und was dann?“, fragte sie hastig. „Die Typen sind mit Sicherheit in der Lage, uns zu orten und werden uns an der ersten für sie günstigen Stelle aufhalten!“

    „Warten Sie es ab. Ich habe da vielleicht noch ein Ass im Ärmel“, meinte der Doktor mit einem geheimnisvollen Lächeln und lehnte sich sichtlich aufatmend ganz in den Sitz zurück. „Ich bin zu Fuß aus dieser Richtung gekommen. Das war zwar ein hübscher, wenn auch recht strammer Spaziergang. Aber ich hielt es für sicherer, mein Gefährt nicht gleich bei der alten Fabrik abzustellen und das könnte jetzt ein Vorteil sein …“

    Dann drehte er den Kopf zu ihr hin und sah sie fragend an. „Ich frage mich nur was das für Typen waren, denn wie ein privater Sicherheitsdienst sahen die nicht gerade aus. Dazu waren sie zu gut organisiert und ausgestattet. Handelt es sich vielleicht um das Militär, weil wir unabsichtlich in eine Sperrzone geraten sind?“

    „Nein, das waren keine Soldaten … Ich habe da so einen Verdacht … “, meinte Rose, die viel lieber nach dem „Gefährt“ des Doktors gefragt hätte, sich aber sicher war, die entsprechende Antwort bereits zu kennen. Und wer weiß, vielleicht hätte sie dann auch noch zu viel von sich und ihrer Vorgeschichte preis gegeben.
    Noch war sie nicht bereit, mehr als notwendig über sich und ihre persönliche Mission zu verraten, dafür musste sie einfach mehr über diesen „Doktor“ erfahren, der sich zwar immer wieder so verhielt, wie sie es von „ihrem“ kannte, aber trotzdem nicht der gleiche Mann war. „Können Sie etwas mit dem Torchwood-Institut anfangen?“

    „Nein, sollte ich das etwa? Ich war allerdings auch lange nicht mehr im Land“, erwiderte er nachdenklich, starrte eine Weile grübelnd vor sich hin und schüttelte dann den Kopf.
    „Ich habe früher eine ganze Weile als wissenschaftlicher Berater für UNIT, eine Spezialtruppe der Vereinten Nationen gearbeitet, falls ihnen das ein Begriff ist, aber das liegt nun schon ein halbes Menschenleben zurück.“ Er seufzte. „Ganz offensichtlich habe ich während meiner Abwesenheit so einiges verpasst.“

    „Ich glaube sogar eine ganze Menge …“ Rose warf dem Doktor … der gleichzeitig so vertraut und dann wieder fremd auf sie wirkte, einen schiefen Blick zu. „Dann haben Sie vermutlich die Cybermen-Invasion auch nicht mitbekommen, oder?“

    „Cybermen?“ Seine Stimme wirkte sichtlich überrascht, auch die Augen weiteten sich für einem Moment, so als habe er gerade damit nicht gerechnet.
    „Ich dachte, dieses Problem wäre erledigt, nachdem der Brigadier und ich dafür gesorgt haben, dass sie die Erde in Ruhe lassen. Und seit der Zerstörung der letzten Welten, die sie unter ihr Joch gebracht haben, habe ich tatsächlich keine Spuren mehr von ihnen gefunden, weder jetzt noch …“, murmelte er nachdenklich. Sein Blick verlor sich in weite Fernen, so als schien er unzählige Erinnerungen durchzugehen.
    „Die Daleks sind schon Plage genug, wenn sie es wieder einmal schaffen, ihren Heimatplaneten Skaro zu verlassen … “

    Rose zog überrascht eine Augenbraue hoch. Ihr Doktor hatte auf den gemeinsamen Reisen nicht nur ganz andere Dinge über seine gefährlichsten Feinde erzählt, sondern auch mit sehr viel mehr Hass und Wut über sie gesprochen, trugen doch gerade die Daleks die Schuld am Untergang seines Heimatplaneten, wie sie sich erinnerte. Und als sie an ihre eigenen unangenehmen Begegnungen mit diesen gefühllosen Monstern dachte, lief es ihr immer noch kalt über den Rücken.

    Aber dieser Mann hier sprach von diesen beiden Rassen, als ob sie hier nur eine Gefahr von vielen wären und kaum Spuren im Gefüge von Raum und Zeit hinterlassen hätten, was fast schon ein beneidenswerter Zustand war, eine Gnade, die diesem Universum erwiesen worden war.

    Andererseits durfte sie aber auch nicht vergessen, dass sich in dieser Welt ohnehin viele Dinge ganz anders entwickelt hatte, als in ihrer eigenen Dimension. Sie musste nur an ihre eigene Existenz denken. „Rose“ war hier schließlich nicht die Tochter der ursprünglichen Jackie Tyler gewesen, sondern nur deren süßer, kleiner Schoßhund, und die Frau, die sie unter dem Namen ihrer Mutter kennengelernt hatte, ein kalte, egozentrische Hexe …

    Dann schüttelte sie die Gedanken ab … aber das war schon länger Geschichte und alles hatte sich zum Guten gewendet. Jetzt galt es an andere Dinge zu denken …

    Der Doktor schreckte wieder hoch. „Wie kommt es eigentlich, dass die Cybermen wieder zurückgekehrt sind?“

    „Sie kamen nicht aus dem All, sondern hier von der Erde“, erklärte Rose mit einem bitteren Klang in der Stimme. „John Lumic, ein größenwahnsinniger Industrieller, hat Gott weiß woher, Ideen oder Pläne zur Erschaffung der Cybermen gehabt und sie mehr als erfolgreich in die Tat umgesetzt. Ihm war egal, was er anderen antat, nur um seine eigenen verrückten Pläne durchzusetzen! Es wäre ihm fast gelungen, die Menschheit zu vernichten …“ Sie holte tief Luft. „Glücklicherweise nur fast! Im letzten Moment hat eine mutige Gruppe ihn aufhalten können.“

    „Wenigstens das …“ Der braunhaarige Mann schüttelte traurig den Kopf. „Oh, ihr dummen, törichten Menschen, warum lernt ihr eigentlich nie dazu und hört endlich einmal darauf, was ich euch sage?“, klagte er.
    “Ich weiß noch, ich habe dem Brigadier damals nach unserem letzten Kampf gegen die Cybermen nicht ohne Grund geraten, alle verbliebenen Überreste so schnell und unauffällig wie möglich einschmelzen zu lassen, auch wenn er sich damit vermutlich gegen seine Befehle gestellt hätte, habe ihn, wie auch Liz Shaw eindringlich um die Vernichtung der Untersuchungsergebnisse gebeten …“, fügte er ernüchtert hinzu.
    „Aber nein, wie so oft hat man natürlich wieder einmal nicht auf mich hören wollen. Wie immer kam das Veto vermutlich von höherer Stelle, weil ja der strategische Nutzen von viel größerer Bedeutung ist als der gesunde Menschenverstand. Kein Wunder also, dass das irgendwann passieren musste!“ Er schnaubte wütend. „Soldaten und Politiker!“

    'Da sind wir durchaus der gleichen Meinung' , stimmte ihm Rose in Gedanken zu und dachte an das, was sie auf ihren Reisen mitangesehen hatte.

    Zugleich verringerte sie die Geschwindigkeit des Wagens, weil die Straße schmaler wurde. Sie war zwar immer noch asphaltiert, aber jetzt würden kaum noch zwei Wagen problemlos aneinander vorbei kommen. Ein weiterer Grund war das Gefälle auf der Seite auf der sie fuhr und der Bach, der dem Straßenrand teilweise unangenehm nahe kam.

    Um die Stille zu durchbrechen, stellte sie eine Frage, die ihr ebenfalls auf den Lippen brannte: „Wo sind Sie eigentlich die ganze Zeit gewesen, wenn sie nicht einmal das mitbekommen haben, Doktor? Die Cybermen waren doch in der ganzen Welt zu finden … vielleicht mit Ausnahme von den Urwäldern Amazoniens oder der Sahara und anderen nicht technisierten Gebieten!“

    Sie schluckte. Überraschenderweise ging ihr sein Namen fast schon selbstverständlich von den Lippen, hatte der altertümlich gekleidete Lockenkopf an ihrer Seite doch eigentlich bewiesen, dass er auch in diesem Universum die Verrücktheiten liebte … und dabei doch immer genau zu wissen schien, was er tat. Wenn sie ihn so von der Seite betrachtete …

    … war sie doch eher froh darüber, dass er sich nicht nur im Aussehen genug von ihrer großen Liebe unterschied, um nicht ständig mit ihren Gefühlen durcheinander zu geraten.

    Gleichzeitig fragte sie sich aber auch, ob „ihr“ Doktor nicht auch einmal so gewesen war wie dieser Mann hier – in der Zeit vor dem Verlust seiner Heimat, der die düster brodelnde Melancholie, in ihm ausgelöst hatte. Aber ob sie sich dann auch so leicht in ihn hätte verlieben können … sie wusste es nicht.

    Der Mann an ihrer Seite reagierte allerdings nicht so wie sie erwartet hatte. Anstatt ihr zu antworten, weiteten sich plötzlich seine Augen und er rief energisch: „Halt!“

    Rose trat, dem Ruf folgend, unwillkürlich auf die Bremse. Sie kämpfte einen Augenblick darum, den Wagen unter Kontrolle zu halten, während die Reifen quietschten und sie ordentlich durchgeschüttelt wurden. Erst als das Auto zum Stehen gekommen war, blickte sie mit bis zum Hals klopfenden Herzen wieder bewusster durch die Frontscheibe und verstand den Grund für die Warnung des Doktors…

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  29. Danke sagten:


  30. #19
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Uiii..., da haben sie ja noch einmal Glück gehabt! Gut, dass Rose Dad in weiser Voraussicht einen gepanzerten Wagen für seine "Tochter" gebaut hat. Das war wirklich knapp, aber sie haben es ja geschafft. Also hat die Menschheit noch nie so richtig auf die Warnungen des Doctors gehört, da er ja so auf die Politiker schimpft. So sind die Politiker halt, wollen immer alles besser wissen, dabei bekommen sie vom wahren Leben eh nichts mehr mit. Sie sitzen in teuren Villen oder Eigentumswohnungen und lassen es sich gut gehen. Und dann entscheiden sie aus einer Laune heraus und weil sie es lieben, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen müssen. Super! Da haben es Cybermen und anderes Getier doch echt leicht auf der Erde.

    Anstatt ihr zu antworten, weiteten sich plötzlich seine Augen und er rief energisch: „Halt!“
    Ich habe so die Ahnung, dass vor ihnen die TARDIS steht. Ich bin echt gespannt, ob ich recht habe.

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  31. #20
    Major General Avatar von Kris
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    Erst einmal vielen Dank für deinen lieben Kommentar liebe Chaya und entschuldige, dass ich dich so lange habe warten lassen. Ja, die Flucht hatte es in sich - aber wie anders als durch Gefahr können die beiden einander besser vertrauen lernen. Und dass der Doktor so schimpft ... na ja, das hat er auch schon in seinen ersten Inkarnationen gemacht, schon damals war er nicht immer mit dem einverstanden, was UNIT anstellte. Und du hast ja selbst gesehen, wie einfach es Johl Lumic mit seinen Cybermen hatte.

    Hihi ... die Vermutung, dass dort die Tardis stünde hatte schon jemand anderes, aber ... ich will nicht zu viel reden, denn du liest es ja gleich. So, dann will ich dich auch nicht länger warten lassen.




    o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+o
    Elftes Kapitel
    Das Aufdecken erster Karten
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    „Oh, Mann!“ Rose verdrehte die Augen und lehnte ihre Stirn gegen das Lenkrad. In diesem Moment unterdrückte sie das innige Bedürfnis in das Gummi beißen zu wollen, nur um nicht laut loszuschreien und so ihre Wut los zu werden.

    Dann aber besann sie sich eines besseren und richtete sich wieder auf, nur um sich zu versichern, dass sie keiner Halluzination aufgesessen war. Sie seufzte. 'Echt, das kann doch nicht wirklich wahr sein, oder?'

    Mit allem anderen hatte sie gerechnet – einer Polizeikontrolle, ihren Verfolgern, irgendwelchen Außerirdischen, aber nicht einer solchen Situation. Trotzdem war sie dem Doktor dankbar, dass er sie gewarnt hatte. Auch wenn der Verursacher der Situation sicherlich verdient hätte, einfach über den Haufen gefahren zu werden.

    Ihr Blick wurde finster.

    Ungefähr fünf Meter vor ihnen, mitten auf dem asphaltierten Weg, den man an dieser Stelle kaum noch eine richtige Straße nennen konnte, saß ein Hund und erledigte in aller Seelenruhe sein Geschäft. Er trug zwar ein Halsband, aber keine Leine.

    Treudoof hechelnd sah er nun zu seinem Herrchen hin, einem Mann mit buschigem Schnurrbart, dichten Augenbrauen und sauber gescheitelten Haaren in einem Anzug, der schon in den Fünfzigern aus der Mode gewesen sein musste.

    Der klemmte sich hastig seinen Spazierstock unter den Arm und eilte zu seinem Tier hin, um die Leine einzuhaken und es dann mit sanfter Gewalt dazu zu bringen, wieder aufzustehen und aus dem Weg zu gehen. Doch so gemächlich, wie er sich erleichtert hatte, trottete der Hund dann mit aller Ruhe zum Wegesrand und schnüffelte dort am Laub, so als interessiere ihn nicht, was eben passiert war. Weder von dem Wagen noch von ihnen nahm er überhaupt Notiz.

    „Ist alles in Ordnung mit Ihnen und dem Tier?“ Der Doktor hatte inzwischen das Fenster ganz hinunterfahren lassen und blickte freundlich zu dem Spaziergänger hin. „Das war ja ein ganz schöner Schrecken für uns alle!“

    Rose sah ihren Begleiter irritiert an. Wie bitte, wollte er sich jetzt etwa auch noch bei dem Typen entschuldigen?

    Der verdiente eher eine ordentliche Predigt als Verständnis für sein Verhalten! Gerade auf solchen Wegen war es üblich, die Tiere an der Leine zu lassen, vor allem, wenn sie auch noch so drauf waren, wie dieses Viech …

    Der Hundebesitzer setzte den Stock wieder ab und klopfte unwillig damit auf den Asphalt, starrte er sie beide einem Moment eher ausdruckslos an, während er sie sie scheinbar einer strengen Musterung unterzog, um abzuwägen, ob sich eine Antwort lohnte.
    Im nächsten Moment wandte er sich mit einem verächtlichen Schnauben und gerümpfter Nase ab und ließ sie beide, hinter sich zurück, um dann zwischen den Bäumen auf einen normalen Waldweg zu zu stapfen.

    „Was für ein Idiot!“, machte Rose nun endlich dem angestauten Ärger Luft. Sie startete den Motor der durch die ganze Aktion ausgegangen war, wieder neu. Langsam fuhr sie an und vermied es das Häufchen mit irgend einem der Reifen zu treffen.

    „Ach lassen Sie ihn. Der weiß sehr genau, dass er einen Fehler gemacht hat, aber das möchte ein ehemaliger Offizier und Beamter im Staatsdienst, natürlich uns gegenüber nicht zugeben“, erklärte der Doktor entspannt. „Ich glaube er ist genau so froh wie wir, dass nichts passiert ist, denn ich denke, er liebt sein Tier über alles, ist es doch mit ihm in Würden gealtert!

    „Woher wissen Sie das schon wieder? Sind sie Sherlock Holmes?“

    „Nein, aber ich habe die beiden Ehrennadeln am Revers seiner Jacke gesehen, die einen recht militärischen Schnitt hatte. Und es war ebenfalls nicht zu übersehen, dass der Hund schon ein gesegnetes Alter erreicht hat. Er muss so gut wie blind und taub sein.“

    „Stimmt, jetzt wo Sie es sagen …“ Rose grinste schief. „Aber egal. Ich hoffe nur, der Typ hat uns schon wieder vergessen. Nun aber doch zu etwas anderem: Eben habe ich Ihnen eine Frage gestellt, wissen sie noch?“

    „Natürlich, das habe ich nicht vergessen“, erklärte der Lockenkopf mit einem in sich gekehrten Lächeln. „Dort wo ich mich in den letzten Jahren aufgehalten habe, habe ich tatsächlich überhaupt nichts von dem mitbekommen, was hier vor sich ging. Um genau zu sein hat mich eine Suche in den Bann geschlagen, die mich schon lange beschäftigt hat, vor allem weil sich bisher kein anderer an die damit verbundenen Herausforderungen gewagt hat.“
    Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
    „Ja, ich war erfolgreich und habe lange verborgene Dinge wiedergefunden, die schon lange verschwunden waren … aber das hat mir nicht nur ziemlichen Ärger eingebracht, weil das einigen mächtigen Leuten nicht gepasst hat … sondern auch mir noch ein paar Überraschungen beschert, die mich jetzt immer noch beschäftigen … “

    Seine Augen blitzten auf, dann ging ein Ruck durch seinen Körper, als merke er erst jetzt, dass er eigentlich viel zu vertrauensselig zu einer Fremden sprach. „... aber die für jemanden, der nichts damit zu tun hat, eher langweilig sind.“
    Er wechselte hastig das Thema.
    „Sprechen wir nicht von mir und meiner Vergangenheit, sondern was ist und uns beide hier und jetzt betrifft. Diese Torchwood – Leute, wie hartnäckig sind die?“

    „Die können ziemlich lästig sein, befürchte ich. Wir sind sie jetzt bestimmt noch nicht los“, meinte Rose. „Und das bringt mich zu einem anderen Problem. Torchwood ist mit einem Luftschiff unterwegs. Klar sie können hier im Waldgebiet nicht runtergehen, aber was ist auf der anderen Seite des Tunnels, den sie erwähnt haben?“

    „Da haben Sie recht. Dahinter ist wieder freies Feld …“ Er rieb sich an der Nase. „Ich arbeite jedenfalls an einer Lösung für unser Problem … Ich denke aber, mir wird schon was einfallen, wenn es so weit ist.“

    Rose verkniff sich erneut mit Mühe ein Grinsen. Oh, ja, diese Antwort war so typisch für den Doktor, dass ihr Herz einen freudigen Satz machte. Sie fühlte sich für einen Moment wieder in alte Zeiten versetzt.
    Aber nur einen kurzen Augenblick … dann musste sie wieder an John denken, was ihr einen Stich ins Herz versetzte. Schließlich war sie unterwegs, um ihm zu helfen, und nicht, um sich wieder in etwas zu verlieren, was schon einmal nur ein Traum gewesen war …

    Die Straße führte nach einer weiteren Abzweigung - so wie er angekündigt hatte, noch tiefer in den Wald und wurde wieder holpriger.

    Sie schaltete den Gang erneut herunter und verringerte die Geschwindigkeit weiter. Jetzt kam es ohnehin nicht mehr darauf an, dass sie schnell waren, sonder eher, dass sie unauffällig blieben. Denn auf einem Parkplatz standen ein paar Autos und zwischen den Bäumen entdeckte sie mehrere Jogger in greller Sportkleidung.

    „Ich kenne immer noch nicht Ihren Namen“, schreckte der Mann an seiner Seite sie dann irgendwann aus ihren Gedanken. Er schien die Funkstille zwischen ihnen nicht lange ertragen zu können.

    „Ach so, ja, Rose Tyler, … nennen sie mich einfach Rose. Und Sie?“

    „Nun, das ist wirklich ein poetischer Name. Er passt zu einer so klugen und entschlossenen Frau wie Ihnen“, machte er ihr ein Kompliment, konterte dann aber mit einer Gegenfrage, ohne auf ihre Neugier einzugehen. „Und ich denke deshalb auch, dass Sie nicht nur ein romantisches Treffen in die alte Fabrik gelockt hat Was wollten Sie wirklich dort?“

    Natürlich - was hätte sie anders erwarten sollen? Er würde ihr mit Sicherheit nicht mehr erzählen, als er bereits getan hatte.

    Rose überlegte angestrengt.

    Warum sollte sie ihn nicht wenigstens ein bisschen einweihen, jetzt, wo sie beide Ärger mit Torchwood hatten und damit am gleichen Strang zogen. Vielleicht konnte er ihr ja wirklich helfen, John zu finden und zu retten. Mit ihm hatte sie mehr Möglichkeiten, ihn und seinen Entführer aufzuspüren, das war sicher.
    Außerdem musste sie sich ja auch nicht gleich komplett anvertrauen und schien zudem auf einem guten Weg zu sein, auch ihm mehr Informationen aus der Nase zu ziehen, die endlich verrieten, was er eigentlich an diesem Ort eigentlich getrieben hatte. Sie wusste, er war irgend etwas oder jemandem auf der Spur …

    „Mein Freund ist vor ein paar Tagen spurlos verschwunden und ich gehe jedem noch so kleinen Hinweis nach, um ihn wiederzufinden. Ich mache mir um ihn Sorgen, denn ein paar Dinge, die damit zu tun haben, passen einfach nicht zusammen.“
    Dann sah sie den Doktor herausfordernd an.
    „Und was ist mit Ihnen? Sie waren doch auch nicht nur an den Ruinen interessiert, sondern mehr an dem, was dort gefunden wurde, oder?“

    „Das Gebäude selbst hat mich tatsächlich nicht interessiert“, gab er ruhig zu. „Mir ist bei meinem eigenen Recherchen in Cambridge zufällig eine kleine Zeitungsnotiz über einen ausgebrannten Wagen ins Auge gefallen, und da ich ungewöhnliche Vorfälle liebe, wollte ich der ganzen Sache einmal auf den Grund gehen. Na ja, scheinbar habe ich damit in ein Wespennest gestochen.“

    „Torchwood wurde gegründet, um außerirdische Bedrohungen aufzuhalten, ehe sie der Erde gefährlich werden könnten. Dafür nimmt man natürlich auch die erbeutete Technik in Augenschein, um sie im Notfall nutzen zu können und versucht Besucher von den Sternen aus dem Verkehr zu ziehen, bevor sie überhaupt etwas anstellen können. Selbst wenn sie gute Absichten haben“, ließ Rose weiter Andeutungen auf ihr Wissen fallen und wartete gespannt auf die Reaktion ihres Beifahrers.

    „Ach, ist das so?“ Der Doktor faltete nur die Hände vor dem Bauch und starrte einen Moment nach draußen. „Sie wissen erstaunlich viel, von dem, was außerhalb der Erde passiert … gehören Sie zufällig auch zu diesem Torchwood und wollen mich nun in die Falle locken?“

    Rose verzog das Gesicht. „Nein, ganz bestimmt nicht, das kann ich Ihnen versichern …“, wiegelte sie ab. „Aber ich gehörte zum inneren Kreis der Widerstandsbewegung die gegen John Lumic und Cybus Industries kämpfte, die für die Cybermen-Krise auf der Erde verantwortlich waren. Und da lernt man sehr schnell, über den Tellerrand zu blicken und zu den Sternen zu schauen, das Unmögliche für Möglich zu halten.“
    Sie hielt einen Moment inne und wagte dann einen direkten Vorstoß: „Ich schätze mal, genau so etwas tun Sie auch, wenn Sie nicht sogar jemand sind, der von einer anderen Welt als der Erde stammt.“

    „Das war gut gekontert und kombiniert!“ Der Doktor wirkte sichtlich amüsiert über ihre Schlussfolgerungen, wurde dann jedoch schlagartig wieder ernst. „Sie sind ehrlich und offen, das schätze ich Rose. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn zugebe, dass ich tatsächlich nicht von dieser Welt stamme?“

    „Kommt darauf an, was Sie für Absichten haben, Doktor. Sie haben eigentlich immer noch nicht meine Frage beantwortet“, bluffte Rose, jetzt wo sie ihn am Haken zu haben glaubte.
    „Was glaubten Sie, in der alten Halle zu finden, auch wenn nichts mehr da war? Und was waren das für Geräte, mit denen Sie herumhantiert haben?“, bohrte sie energisch weiter und verriet damit, wie viel sie beobachtet hatte.

    Er schwieg eine Weile und schien zu überlegen, was er ihr jetzt genau verraten sollte. „Es war nicht „Nichts“ da. Die Spuren reichten für meine Geräte nämlich noch aus. Genau genommen habe ich nach speziellen Energiesignaturen gescannt, weil ich mich vorher mit einem der Jungs, die das Wrack entdeckten, unterhalten und dabei ein paar interessante Dinge erfahren habe. Na ja, seiner Beschreibung nach kann nur eine Sache die Wagen so zugerichtet haben, dass er nicht mehr identifizierbar ist …“
    Er holte tief Luft.
    „Das bestätigte mir leider auch, dass jemand sehr gründlich sein wollte. Er hat seine Spuren für euch Menschen gut genug verwischt, aber genau die Hinweise zurücklassen, die nur jemand wie ich finden und deuten kann.“
    Seine Stimme wurde ernst.
    „Das heißt, wenn es sich um diese ganz bestimmte Person handelt, dann wird es sehr gefährlich. Gerade deshalb will ich Sie nicht mit in die ganze Sache hinein ziehen, denn das könnte Sie Ihr Leben kosten. Die Person, von der ich gerade spreche, geht über Leichen, wenn sie ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen hat.“

    „Ach, das bin ich gewohnt.“ Rose lachte spöttisch auf „Ich glaube, es ist ohnehin zu spät, mich aus der Sache heraushalten zu wollen, denn ich stecke mit Sicherheit schon voll mittendrin. Denn Ihr Kumpel hat übersehen, dass der Wagentyp des Wracks gerade noch erkennbar war.“
    Sie holte tief Luft und sah den Doktor herausfordernd an.
    „Genau so einen Wagen hat mein Freund gefahren, und der ist genau zwei Tage vor der Fund verschwunden. Verstehen Sie jetzt, was ich in der alten Fabrik gesucht habe?“

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  32. Danke sagten:


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