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Thema: [SPN] Der Mensch, in seinem Wahn

  1. #1
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    Standard [SPN] Der Mensch, in seinem Wahn

    Diese Mini-Story habe ich für einen Weihnachtskalender geschrieben. Eigentlich wollte ich erst nur das Wallpaper machen, weil 'düster' mir nicht so liegt, aber dann fiel mir noch die kleine Hintergrundgeschichte dazu ein.


    (Das Bild wirkt besser, wenn es größer ist ... Deshalb einfach klicken *g* )

    Titel: Der Mensch, in seinem Wahn
    Autorin: Antares
    Fandom: Supernatural
    Rating: ab 12 / PG
    Wörter: ca. 600
    Credits: Die Hintergrundgemälde sind von: John Martin "Tage des Zorns"
    und Jan Mandijn, "Die Versuchung des Heiligen Antonius".
    Der Titel ist aus Schillers "Die Glocke".

    ---------------------------------------

    Dean war bei dem Ansturm der fanatischen Massen auf die kleine Ortschaft schwer verwundet worden und Sam hatte ihn nur mit Mühe aus der brennenden Kirche herausgebracht, in die sie sich geflüchtet hatten.

    Viele andere waren nicht so glücklich gewesen und entweder in den Flammen umgekommen, oder von der aufgebrachten Menge gelyncht worden.

    Ihr Verbrechen? Sie hatten Mäßigung und Toleranz gepredigt, versucht zu vermitteln – versucht, gesunden Menschenverstand walten zu lassen.

    Aber gesunder Menschenverstand war leider gerade nicht gefragt. Sam lachte bitter auf, als er daran dachte, dass er sich tatsächlich bemüht hatte, an die bessere Seite, an die zivilisierte Seite in den Fanatikern zu appellieren. Als wenn das schon jemals etwas genützt hätte. Er wußte es ja von sich selbst, Dean und er, sie beide waren durchaus Beispiele dafür, dass es Ereignisse gab, die einen unfähig machten, auf die Stimme der Vernunft zu hören.

    Aber das entschuldigte das Verhalten dieser Brandschatzer und Mörder natürlich nicht. Denn diese Menschen hier, waren nicht mit einem Fluch belegt, der sie Handlungen vornehmen ließ, die sie im Nachhinein in Schauder und Ekel vor sich selbst erschrecken ließ. Sie standen nicht unter dem Einfluss von Dämonen oder ihrem krankmachenden Blut. Sie waren nicht höheren Mächten ausgesetzt gewesen, die zu unglaublich waren, als dass sie der menschliche Verstand, ohne Schaden zu nehmen, verstand.

    Diese Menschen hatten Fakten und Daten vor Augen, hatten es mit Mitbürgern und Nachbarn zu tun, die sie zum Teil schon seit ihrer Kindheit kannten. Und dennoch – über die vergangen Monate hinweg hatten sie es verdrängt, zur Seite geschoben, der Riss ging selbst durch einige Familien hindurch.

    Sam blieb stehen, weil Dean um Atem rang. Er legte seine Hand über Deans, der seine Finger auf die Wunde in seiner Brust presste, wo ihn ausgerechnet ein mit voller Wucht geschleudertes goldenes Kruzifix getroffen hatte.

    „Wir sind gleich in Sicherheit“, murmelte Sam schon zum wiederholten Mal. „Halt noch ein klein wenig durch.“

    „Ich bin munter wie ein Fisch im Wasser“, presste sich Dean unter Keuchen ab, bevor er vor Anstrengung hustete.

    „Das sehe ich. Nur leider ist das letzte Wasser für die Löscharbeiten drauf gegangen.“ Er gönnte Dean noch eine Minute Verschnaufpause, dann zog er ihn unerbittlich weiter. Viel zu tun war ihm nicht mehr geblieben. Seine neue – und einzige – Aufgabe war es jetzt, Dean in Sicherheit zu bringen. Der Rest hatte sich von alleine erledigt.

    Niemand konnte genau sagen, wie alles angefangen hatte, ob es das Aufbrechen überwunden geglaubter Feindschaften, oder die sich verschärfende Wasserknappheit gewesen war. Ob der Auslöser religiös verbrämte Racheakte gewesen waren, oder durchgeknallten Staatsmänner, die mit dem Einsatz der schrecklichsten, von Menschenhand gemachten Waffen gedroht hatten. Eins war zum anderen gekommen und schneller als gedacht, war alles außer Kontrolle geraten. Inzwischen war so viel von der in über Jahrtausenden erworbenen Zivilisation abgebröckelt, dass das Unfaßbare schon fast Normalität war.

    Jetzt brannte das Land. Lichterloh. Und das Schlimmste war, Dean und er konnten gar nichts dagegen tun, hatten keine Waffe in ihrem Arsenal, die dem Einhalt gebieten konnte. Wie lächerlich, wie inadäquat wirkte es auf einmal, Salz auf das Fensterbrett und vor die Tür zu streuen, ein Pentagramm auf den Boden zu zeichnen, oder lateinische Beschwörungsformeln zu sprechen, um dem Problem Herr zu werden. Sam hätte es nicht für möglich gehalten, aber in diesem Moment wünschte er sich, dass es sich um Dämonen, Geister oder gefallene Engel handelte. Da hätten sie gewußt, was zu tun war, hätten jedenfalls versuchen können, die Apokalypse aufzuhalten.

    Doch jetzt war das schrecklichste aller Wesen unterwegs – der ‚normale’ Mensch mit all seiner Rachsucht und Verblendung, mit seinen Gemeinheiten und unsäglichen Foltermethoden. Und Dean und er waren vollkommen machtlos dagegen. Gegen Dämonen und Teufel hatten sie eine Chance, doch nicht gegen Menschen. Welch ein bitterer Hohn!

    Sam stützte Dean als dieser strauchelte. Gemeinsam kämpften sie sich weiter voran.

    ---ENDE---

    ©Antares, Dezember 2014

  2. Danke sagten:


  3. #2
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Doch jetzt war das schrecklichste aller Wesen unterwegs – der ‚normale’ Mensch mit all seiner Rachsucht und Verblendung, mit seinen Gemeinheiten und unsäglichen Foltermethoden. Und Dean und er waren vollkommen machtlos dagegen. Gegen Dämonen und Teufel hatten sie eine Chance, doch nicht gegen Menschen. Welch ein bitterer Hohn!
    Manchmal sind die lieben Mitmenschen viel schlimmer, als jeder Dämon. Wobei - wohl jeder Mensch hat auch seine inneren Dämonen. Nur nicht jeder lässt sie heraus. Ich hoffe, Dean u. Sam schaffen es, sich vor den "menschlichen Dämonen" in Sicherheit zu bringen. Ein sehr zum Nachdenken anregende Geschichte. Sie zeigt, der größte Feind des Menschen - ist der Mensch!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  4. #3
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
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    Zitat Zitat von Antares Beitrag anzeigen
    Niemand konnte genau sagen, wie alles angefangen hatte, [...] ob der Auslöser religiös verbrämte Racheakte gewesen waren oder durchgeknallten Staatsmänner, die mit dem Einsatz der schrecklichsten, von Menschenhand gemachten Waffen gedroht hatten. Eins war zum anderen gekommen und schneller als gedacht war alles außer Kontrolle geraten.
    Was für eine exakte Wiedergabe der aktuellen Situation, wo es auch an so vielen Stellen brutalste Kriege gibt, angezettelt von durchgeknallten Politikern mit fadenscheinigen religiösen oder sonstigen Begründungen.
    Und der Mensch - der sich doch angeblich durch seinen Verstand und seine Vernunft hervorheben sollte - macht immer weiter und das schlimmste ist, es werden immer mehr, wie die Lemminge folgen sie falschen Parolen und Zerstörungsphantasien ...

    Und ich kann mich da nur Chaya anschließen, eine bedrückende Geschichte, die aufzeigt, was Menschen Menschen antun aus den unsinnigsten Gründen.
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

  5. #4
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Eine wirklich erschreckend aktuelle Geschichte, die du hier ins SPN-Universum geschrieben hast. Der schlimmste Feind des Menschen, der Mensch selbst. Wie auch meine beiden Vorrednerinnen schon so treffend ausgeführt haben.

    Ich fürchte, dass dieses Szenario auch noch lange so bleiben wird. Kein Wunder, dass Sam so frustriert ist.

    Tolles Wallpaper - tolle Geschichte

  6. #5
    Lieutenant General Avatar von Antares
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    @ John´s Chaya, Saffier, Tamara - Danke fürs Lesen und Anschauen.

    @John's Chaya: Wenn man manchmal Nachrichten schaut hat man doch wirklich den Eindruck, dass man keine Naturkatastrophen braucht, dass die Menschen das schon gut alleine hin bekommen. Und wie ich Sam kenne, er wird es schon schaffen, Dean in Sicherheit zu bringen! Danke sehr!


    @Tamara: Ja, ich weiß, dass die Geschichte bedrückend ist - und wollte eigentlich auch nur das Wallpaper machen - aber dann hatte ich auf einmal die Idee, warum Sam und Dean auf der Flucht sind und das waren dann keine Dämonen mehr. Leider liefert die Weltpolitik ja Gründe und Anregungen genug .... Danke für dein nettes Feedback!


    @Liljana: Freut mich, dass dir Wallpaper und Geschichte gefallen - danke, dass du es mich wissen läßt! Und ich glaube leider auch, dass das Szenario noch lange Gültigkeit haben wird.

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