Ergebnis 1 bis 20 von 20

Thema: [SW] Broken Alliances

  1. #1
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard [SW] Broken Alliances

    Titel: Broken Alliances
    Autor: Toth
    Fandom: Star Wars (Alte Trilogie)
    Charaktere: Luke Skywalker, Darth Vader, Wedge Antilles, Firmus Piett, mehrere OCs
    Rating/Warnings: P16
    Genre: Abenteuer
    Rating: P16
    Kurzinhalt: Einige Zeit nach den Ereignissen auf Bespin: Das Imperium ist ungebrochen auf dem Vormarsch. Während die Flotte der Allianz auf der Flucht ist, fällt eine Rebellenzelle nach der anderen. Darth Vader, unbarmherzig die Feinde des Imperiums ausmerzend, wähnt sich schon als Sieger, als sich sein Fokus auf einige Ungereimtheiten richtet. Schon bald befindet sich der Lord der Sith inmitten einer Verschwörung, die den Imperator, höchste Rebellenkreise und sogar seinen eigenen Sohn betrifft. Die Geschichte einer ganzen Galaxis könnte für immer verändert werden...

    Anmerkungen: Ich präsentiere hiermit stolz mein bisher ambitioniertestes Projekt: Broken Alliances. Doch eine Warnung muss ich stehen lassen: Diese Geschichte spielt in einem alternativen Universum, welches direkt an "Das Imperium schlägt zurück" anknüpft und dieselbe Stimmung fortführen wird. Die Rebellen sind in der Not, das Imperium ist am Gewinnen und glaubt ja nicht, dass Kanoncharaktere wirklich sicher vor einem gut gezielten Blaster sind!

    In jedem Fall danke ich meinem Beta - Hayden -. Ohne dich wär mein Geschreibsel niemals in einem so polierten Zustand, wie es jetzt der Fall ist.
    __________________________________________________ __________________


    Kapitel 1 - Ein neues Leben

    Seine Welt war ein einziges grelles Licht. Keine Farben, keine Konturen, sondern nur perfekte, einfache Ordnung. Er war erfüllt von Frieden. Sein Atem war langsam und gleichmäßig, seine Gedanken auf nichts als den Augenblick gerichtet. Aber natürlich war das kein Zustand der lange anhielt. Schon bald vernahm er erste Geräusche. Ein gleichmäßiges, mechanisches Piepen, hin und wieder ein Surren und Klacken. Bald schon hatten sich seine Augen soweit an die Umgebung gewöhnt, dass er auch schärfere Konturen ausmachen konnte. Die Schweißnähte an der metallenen Decke, die Nischen in der Wand, in denen die Lampen eingelassen waren, die seine Augen tränen ließen. Er erkannte sogar die Herkunft des Surrens und des Klackens in einem Droiden, welcher bepackt mit medizinischen Materialien seine Runden drehte. Er war seine einzige Gesellschaft. Er lag ansonsten völlig allein in dem großen, klinisch weißen Raum mit seinen klinisch weißen Betten, angeschlossen an diverse klinisch weiße Messgeräte. Er wollte sich rühren, mehr als seinen Kopf bewegen, doch sein Leib fühlte sich steif und schwer an. Es erschien ihm jede noch so kleine Bewegung wie eine unüberwindliche Kraftanstrengung, die ihn nur erschöpft und hilflos zurückließ. Als sein schwebender Freund das Ächzen seines Patienten bemerkte, reagierte er jedoch verblüffend und entschwand fröhlich piepsend zur Tür hinaus.

    Noch in diesem Augenblick fühlte er sich von einer tiefen Hilflosigkeit ergriffen. Ihm wollte partout nicht einfallen, was dies für ein Ort war und wie er hier herkam. Er fühlte sich gefangen. Er wollte schreien, aber es entwich ihm nur ein tonloses krächzen. Sein Hals war rau und kratzig. So verharrte er in seiner Einsamkeit, was einige Minuten oder einige Stunden hätten sein können. Er konnte es nicht sagen. Als der Droide zurückkehrte, fühlte er sich auf jeden Fall um einiges kräftiger und konnte sich mit Müh und Not aufsetzen.

    „Er ist noch sehr schwach, aber seine Konstitution wird von Tag zu Tag stärker. Sie hätten ihn vor einem Monat sehen müssen“, sprach die Maschine monoton.
    „Ich danke Ihnen, dass Sie mich so schnell geholt haben. Könnten Sie uns dann kurz alleine sprechen lassen?“, ein junger Mann in einer schmucklosen Robe folgte dem Droiden.
    „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen“, erwiderte dieser, bevor er fast tonlos wieder hinausschwebte.

    Der Junge wartete geduldig bis sich die Tür wieder schloss, bevor er mit forschendem Blick die regungslos auf dem Krankenbett liegende Person adressierte.

    „Nick Vevron?“, fragte der Junge erwartungsvoll.

    Doch sein Gegenüber blinzelte nur verwirrt. Ihm fiel auf, dass der Neuankömmling einen seltsamen silbernen Griff an seinem Gürtel hängen hatte. Dies sagte ihm etwas, aber ohne den Grund näher zu kennen, verblieb nur ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend. Dem Fremden blieb dieser flüchtige Blick nicht unverborgen, doch er tat sein bestes, seine klar registrierbare eigene Unsicherheit zu überspielen. Der Junge auf dem Bett wiederum wollte nun das Eis etwas brechen und erwiderte etwas, was erneut nur in einem weiteren Krächzlaut endete. Der andere Junge runzelte zunächst mit der Stirn, doch nach einem weiteren, nun etwas bestimmteren Protestlaut verstand er.

    „Oh, Wasser? Sofort!“

    Hastig eilte er zu einem in die Wand eingelassenen Waschbecken, wo er auch ein paar Gläser fand. Als er dem Jungen auf dem Bett dieses gefüllt überreichte, musste dieser es jedoch mit beiden Händen festhalten, so sehr befürchtete er, es in seinem Zustand zu verschütten.

    „D... Danke“, stammelte er immer noch ziemlich heiser.
    „Kein Problem. Nach ein paar Wochen im Bacta-Tank würde ich wohl auch erst einmal meine Kehle frei spülen wollen.“
    „Wochen?“
    „Drei davon, um ehrlich zu sein. Deine Verletzungen waren ziemlich schwer.“

    Er starrte völlig verwirrt zurück. Er fühlte sich schwach und schwindelig, aber er hätte raten müssen, um zu sagen, wo er sich verletzt hatte.

    „Was ist?“
    „Ich ... ich kann mich nicht erinnern“, erwiderte er mit einem leichten Anflug von Panik. „Ich erinnere mich an gar nichts. Wer ... Wer bin ich? Was zur Macht ist nur mit mir passiert?“

    Der Fremde griff sich nun einen nahen Stuhl und setzte sich mit ernster Miene.

    „Das müssen Nebenwirkungen vom Absturz sein ... Dein Name ist Nick Vevron und du befindest dich auf der Redemption. Einem Lazarettschiff der Rebellenallianz. Du bist Pilot. Geschwader Blau der Seshara-Kampfgruppe. Und du hattest eine Bruchlandung, nachdem dein Raumjäger schwer beschädigt in den Hangar dieses Schiffs gekracht ist. Ziemliche Sauerei, von deinem Schiff ist fast nichts mehr übrig.“

    Nick schüttelte den Kopf.

    „Nein, das... stimmt nicht. Es kann nicht stimmen. Es... ich habe keinerlei Erinnerung an derartiges. Ich bin kein Pilot. Und du kommst mir nicht bekannt vor. Ich kann kein Kampfpilot sein, das sagt mir alles einfach nichts...“

    Der Fremde verzog leicht sein Gesicht.

    „Ja, du kennst mich tatsächlich nicht. Und ich will ehrlich sein: Ich habe das alles nur aus dem Dossier, das mir bei meiner Ankunft übergeben wurde. Ihr wart unterwegs, die Position eines imperialen Konvois zu bestätigen, doch es entpuppte sich als Hinterhalt. Mehrere imperiale Trägerschiffe hatten euch erwartet und ihr musstet euch den Weg durch sie hindurch schießen, bevor ihr in den Hyperraum springen konntet. Du ... warst der einzige, der es gerade so geschafft hatte.“

    Nick kramte tief in seinen fetzenartigen Erinnerungen. Er erkannte nichts von dem, was ihm gerade gesagt wurde.

    „Rebellen, Imperium, Raumschlachten, Kameraden die ich nicht wieder sehen werde“, raunte er resignierend. „Das alles bedeutet mir nichts, weil ich nie davon gehört habe.“
    „Hab Geduld“, erwiderte der Fremde beschwichtigend. „Mit der Zeit werden die Erinnerungen schon zurückkommen.“
    „Du hast leicht reden... was ist überhaupt deine Aufgabe, wenn wir uns nicht kennen? Begrüßt du immer die von den Toten auferstandenen, um sie zu verwirren?“
    „Äh, nein, Verzeihung“, er setzte ein müdes Lächeln auf. „Normalerweise stellt man sich ja auch zuerst vor. Mein Name ist Luke... Luke Skywalker. Und meine Anwesenheit ist ehrlich gesagt eine ziemlich komische Geschichte.“
    „Fahr bitte fort, ich hab gerade Zeit für eine hübsche Geschichte.“
    „Nun... Es mag etwas seltsam klingen und vielleicht sagt es dir sogar überhaupt nichts. Doch ich bin ein Jedi.“

    Das Wort sagte ihm etwas. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken.

    „Du weißt, was das ist?“, fragte Luke verdutzt.
    „Nicht wirklich. Sie sind... anders... Ich kann dir nicht sagen, warum ich das weiß, doch es ist...“, ihm fehlten die Worte, wie er diesen plötzlichen Gedankenfetzen ausdrücken sollte.

    Es war, als hörte er eine metallische Stimme in seinem Kopf. Er echote laut, was sie sagte:

    „Sie sind alle tot. Nicht wahr?“
    „Na ja. Nicht alle!“, bemerkte Luke halb im Scherz, halb bitter. „Aber doch die meisten. Das Imperium hat sie alle getötet. Sie wären eine zu große Bedrohung für den Imperator gewesen.“
    „Palpatine“, rutschte es Nick heraus, was ihn einen kurzen, ratlosen Moment aufhorchen ließ.
    „Ich wusste es, die Erinnerungen kommen“, meinte Luke zufrieden. „Palpatine hat eine extreme Paranoia gegenüber Machtnutzern, was ihn jedoch nicht daran hindert, einen Sith als rechte Hand zu haben.“
    „Sith? Das sagt mir auch was. Sie... haben unnatürliche Kräfte. Sie können ganze Armeen vernichten...“
    „So langsam mach ich mir Sorgen darüber, an welche Stellen du dich erinnerst!“, bemerkte Luke nun mit einem verschmitzten Grinsen, doch Nick reagierte nur mit einem enttäuschten „Entschuldigung.“
    „Dafür brauchst du dich doch nicht entschuldigen, ich wollte nur einen Scherz machen. Die Hauptsache ist, dass die Gedanken überhaupt wieder kommen. Und nach dem, was die Sith dir angetan haben, ist es kein Wunder, dass sie sich in dein Gehirn gebrannt haben.“
    „Was sollen sie mir angetan haben?“, er hatte zwar das Gefühl, dass er das gar nicht wissen wollte, doch sein Mund war schneller.
    „Laut deinen Unterlagen bei der Allianz stammst du von Haruun Kal. Ein Planet mit einer extrem hohen Anzahl an Machtnutzern. Palpatine ließ einen Großteil der Bevölkerung... vorsichtshalber... ermorden. Darunter deine Eltern.“

    Er empfand nichts. Er wusste, er hätte irgendwie schockiert wirken sollen, doch er verspürte nur Verwirrung und kalte Resignation bei dem Versuch, die Worte zu verstehen.

    „Ich... weiß nichts über meine Eltern, gar nichts... Sollten solche Sachen nicht zuerst kommen? Wo ist die Logik darin, dass ich mich an ihre Mörder erinnern kann, aber nicht an ihre Gesichter?“, Nick wollte sich die Haare raufen, doch er verblieb mit einer hilflosen Geste, bevor er die Hand wieder sinken ließ.

    „Beruhig dich! Das ist kein Grund zur Aufregung“, Luke wollte scheinbar beschwichtigend wirken, doch er verharrte genauso reglos auf seinem Stuhl, leicht nach vorne gebeugt und mit sorgenvoller Miene. „Wir werden deinem kaputten Rechner da oben schon auf die Beine helfen.“
    „Wir? Was soll das heißen? Du sagtest, du kennst mich nicht. Also irgendwas willst du doch. Nur muss ich dir gleich sagen, dass ich in meinem momentanen Zustand nicht viel zu geben habe.“

    Skywalker lehnte sich bei diesen Worten mit wissendem Lächeln zurück.

    „Haruun Kal ist eine Erklärung. Du bist ein außergewöhnlicher Pilot und hast es allein mit einem Dutzend imperialer Staffeln aufnehmen können. Zum Teil aufgrund unnatürlicher Reflexe, die nur von deinen latenten Vorahnungen stammen können.“
    „Vorahnungen?“
    „Als man dich untersucht hat“, setzte Luke unumwunden fort, „hatte der MediDroide stur nach Vorschrift so ziemlich alle Tests gemacht, die in dieser Galaxis bekannt sind. Darunter wurde auch dein Medichloreaner-Wert festgehalten und... ich muss sagen, dass du sogar knapp mich schlägst.“
    „Ich denke, ich verstehe nicht ganz.“
    „Du, Nick Vevron, bist machtsensitiv. Eine wahrhaft seltene Gabe in der heutigen Zeit, nach all diesen Säuberungsaktionen des Imperiums.“

    Nick starrte sein Gegenüber nur mit einer Fassungslosigkeit an, als hätte man ihm gerade gesagt, er sei der Neffe des Imperators.

    „Die Macht?“

    Luke faltete die Hände vor seinem Gesicht zusammen, bevor er mit seinem lehrreich klingenden Vortrag begann.

    „Ein Energiefeld, das das Sein selbst durchdringt. Es ist überall, bestimmt zu einem gewissen Grad unser Schicksal, aber hält zumeist nur subtil das Universum zusammen. Diejenigen, die die Macht nutzen können, verfügen über ungeheures Potential, zum Guten oder zum Schlechten.“
    „Also deswegen bist du hier. Du willst mich rekrutieren für deinen vom Aussterben bedrohten Club?“
    „Äh, so in etwa. Mich hatte es auch ziemlich stutzig gemacht, als mir die hohen Tiere von der Allianz persönlich den Vorschlag unterbreitet hatten, mit dir zu sprechen. Immerhin ist meine eigene Ausbildung gerade erst beendet worden. Mehr oder weniger... Dass die Aufgabe, einen neuen Orden zu gründen, auf meinen Schultern allein lasten würde, war mir schon eine Zeit lang klar, aber ich wollte es zumeist auf die Zeit nach dem Krieg verschieben. Das Anliegen schien Mon Mothma jedoch sehr viel zu bedeuten und ich kann es ihr kaum verdenken, dass sie den Strategischen Nutzen von Jedi an der Spitze von Rebellentruppen sieht. Immerhin hat einer ausgereicht, um einen Todesstern zu zerstören...“
    „Na schön...“, begann Nick, immer noch schwindelig im Kopf. „Bevor ich irgendeine Antwort gebe, musst du mir noch eine einzige Frage beantworten.“
    „Aber natürlich“, erwiderte Luke ruhig.
    „Habe ich eine Wahl?“, sprach Nick mit Bestimmtheit.

    Luke stutzte sichtlich.

    „Natürlich. Jeder hat eine Wahl, denke ich.“
    „Wirklich? Ich sehe mich gerade ziemlich mit dem Rücken an der Wand. Ich wache hier ohne Erinnerung in einem schrägen Krankenzimmer mit wandelnden Maschinen und einem Spinner auf, der mir erzählt, ich würde über magische Kräfte verfügen.“
    „Uh...“
    „Ich habe kein Zuhause, in das ich zurückkehren könnte, ich habe keine Freunde mehr, die ich um Hilfe bitten kann. Ich bin ganz allein auf einem fremden Schiff, das an einem Krieg teilnimmt, von dem ich keine Ahnung habe.“
    „Das ist richtig, aber...“
    „Und nun willst du, dass ich meine Kräfte nutze, was in etwa so klingt, als würde ich gleich selbst die Fandungsfotos nach mir verteilen. Du sagst, alle Jedi wurden abgeschlachtet, also was hindert sie daran, das gleiche mit uns zu tun?“
    „Das war jetzt eine zweite Frage!“, protestierte Luke halbherzig.
    „Nicht wirklich, eher eine Feststellung. Natürlich werden sie uns umbringen! Offensichtlich bin ich ja bereits ein Verräter am System, sei es nur aufgrund meiner Herkunft.“
    „So sieht es aus...“, stimmte Luke missmutig zu, bereits mit dem Ausgang liebäugelnd.

    Es folgte eine kurze Stille, in der Nick das Für und Wider unentwegt abwog, bis ihm der Kopf schmerzte. Er mochte das nicht. Ganz und gar nicht. Also machte er das, was er für das richtige hielt. Er hörte auf zu Denken und handelte:

    „Na schön, Skywalker. Ich bin dabei. Sei es auch nur, um meine Chancen ein wenig aufzupolieren.“
    „Wow, das... freut mich!“, erwiderte Luke ehrlich überrascht.
    „Muss ich dich jetzt Meister oder so nennen?“
    „Nur, wenn du das wünscht, für mich selbst ist das Ganze genauso Neuland.“
    „Schön, Meister. Dann... bring mir ein paar Zaubertricks bei!“

    to be continued...

  2. #2
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 2 - Vormarsch

    Da war es wieder. Dieses Kribbeln in seinen Fingerspitzen. Es könnte eine Fehlfunktion der künstlichen Nerven sein, doch das war ihm egal. Er entschied, dass er dieses Gefühl mochte. Es war das Nächste, was ihm einer einer Gänsehaut gleichkam. Die Aufregung, vor einem Kampf hatte er häufig noch mehr genossen als den Kampf selbst. Das prickelnde Gemisch ausgeschütteter Warnstoffe, die seinen Kopf leer machten, seinen wahren Schmerz für einen Moment vergessen ließen. Es gab ihm ein Ziel. Eine Bestimmung. Jede Bewegung, jeder Atemzug galt nur diesem Augenblick. In diesen raren Minuten war die Welt einfach. Er war befreit von den hämischen Spitzen eines Palpatines oder kleinlichem Gerangel seiner Speichellecker. Es gab nur ihn, sein Ziel und den Feind dazwischen. Der Feind war natürlich wieder unwürdiger Rebellenabschaum. Wer blieb auch sonst noch übrig, ihm zu trotzen? Das hier jedenfalls war eine Raumstation am Rande des Mid-Rims. Ein geheimer Spähposten, der immer wieder imperiale Versorgungsrouten auskundschaften sollte. Seine Aufgabe war es, die Station zu entern und den Kommandostab gefangen zu nehmen. Er hatte diese Anweisungen noch um die Sicherung des Datenkerns erweitert, nachdem die Rebellen ihn zuletzt drei Mal verärgert hatten, indem sie eben diesen vor seiner Ankunft gelöscht hatten. Zu wissen, wie viel der Feind wusste, war ihm seit der Zerstörung dieser törichten Gigantomanie, die sich Todesstern genannt hatte, eine Herzensangelegenheit. Denn er war Darth Vader. Und die Galaxis erzitterte bei der Nennung seines Namens.

    Die meterdicke Durastahlpanzerung gab der Hitze nach und krachte, sauber ausgesägt, ins Innere der Raumstation. Der schwarze Schatten war der Erste in der Bresche. Seine Bewegungen unmenschlich schnell und durch die Wirkung der dunklen Seite verflüssigt, fegte er unaufhaltsam durch die Reihen des Feindes. Das Bataillon Sturmtruppen, welche ihm folgte, hatte keine Chance, in dem Tempo mitzuhalten. Rote Lichtblitze erfüllten die mattgrauen Korridore der Station und blendeten die Kämpfer beider Seiten mit ihrer tödlichen Schönheit. Doch nichts davon mochte den finsteren Titanen zwischen ihnen aufhalten. Jeder Schuss wurde mit einer frustrierenden Leichtigkeit zurück zu seinem Absender reflektiert, bevor Vader mit schnellen Schritten an die verbliebenen Verteidiger heraneilte, um sie mit wenigen Streichen von ihrem Elend zu befreien.

    „Sichern Sie den Hangar, niemand darf entkommen“, sprach der Sith-Lord in das in seinem Helm integrierte Funkgerät.
    „Jawohl, mein Lord“, gab der Sturmtruppencolonel zurück, der die Ehre hatte, ihn in das Herz des Feindes zu begleiten.

    Vader jedoch hatte ein anderes Ziel. Der Moment, in dem er inmitten seiner niedergestreckten Feinde beobachtete wie die weißen Todesboten den Bereich sicherten und die verbliebenen Rebellen zurückdrängten, währte nur kurz. Während die imperialen Soldaten in den einen Korridor vorrückten, nahm er den anderen. Er wollte zur Kommandozentrale. So schnell wie irgend möglich. Auf die Verstärkung zu warten würde dabei nur Zeit kosten. Praktischerweise analysierte sein Überlebensanzug ununterbrochen die Umgebung und zeigte ihm die Richtung an. Seine körperlichen Einschränkungen setzten ihm zwar gewisse Limits, doch die künstlichen Gliedmaßen trugen ihn mit so weiten Schritten voran, er hatte es gar nicht nötig, sein Tempo zu erhöhen. Zügig und unaufhaltsam bahnte er sich seinen Weg durch die Korridore. Selten stellten sich ihm Rebellentruppen in den Weg, doch sie hatten nichts, was sie ihm entgegensetzen könnten. Mit Leichtigkeit parierte er die Schüsse kruder Blastergewehre und schnitt anschließend durch die vor Entsetzen erstarrten Gegner. Der psychologische Effekt seiner Präsenz war ihm bewusst und er machte ihn zu seinem Verbündeten. Ihm begegneten zwar auch immer wieder unbewaffnete Rebellen in den gelben Uniformen eines anarchischen Ingenieurskorps, doch auch diesen entledigte er sich ohne viel darüber nachzudenken. Seine Befehle waren klar und er wollte seine Truppen nicht mit der Gefangennahme dieser taktisch wertlosen Subjekte verlangsamen. Sein Weg war ebenso eindeutig.

    Und dass er sich dem feindlichen Kontrollzentrum näherte, davon zeugten auch die wesentlich besser organisierten Rebellenverbände, die sich ihm hier entgegen warfen. Doch auch das Errichten kruder Barrikaden und das Werfen von Thermaldetonatoren konnte das Unvermeidliche nicht hinauszögern. Denn die Macht selbst beugte sich seinem Willen, sodass Hindernisse von der unsichtbaren Kraft geräumt und Granaten zu ihren panischen Besitzern zurück geschleudert wurden. Dann erblickte er endlich die schwere Tür zum Kern der Raumstation. Interessanterweise hatte man es aufgegeben, direkten Widerstand zu leisten und nur die doppelt gesicherte Feuerschotts geschlossen. Das konnte Vader genauso recht sein. Er fokussierte seinen Zorn und entfesselte die dunkle Seite, um den Stahl mit einem heftigen Schlag zu sprengen. Rote Lichtblitze zuckten dem schwarzen Hünen entgegen, als er sich durch den geborstenen Stahl zwängte, doch seine Lichtklinge konnte alle reflektieren, die ihm hätten gefährlich werden können. Als er sich dann erhob und seinen Blick in der riesigen Kontrollzentrale mit all ihren Bildschirmen, Holoemittern und Computerkonsolen schweifen ließ, bemerkte er mit gewisser Genugtuung, wie die Rebellenverteidiger eiligst auf Abstand zu ihm gingen. Es half nichts. Mit eiskalter Berechnung ordnete er seine Gegner nach Priorität ein. Mit ihm befanden sich im versiegelten Raum acht mit Blastern bewaffnete Marines, sechs unbewaffnete Unteroffiziere, von denen die meisten von ihren Posten flüchteten, und zwei Flaggoffiziere. Einige Schwertstreiche später waren es nur noch drei Marines, die prompt ihre Waffen auf den Boden warfen und die Hände in die Luft streckten.

    „Bitte... bitte nicht“, winselte einer von ihnen, sein Blick starr auf die rote Lichtklinge gerichtet.

    „Einverstanden. Ich werde Sie der Gnade der imperialen Justiz übergeben“, grollte ihm Vader mit vorgehaltener Klinge entgegen.

    Die anderen beiden warfen sich schockierte Blicke zu. Sie wussten ganz genau, dass man sie für ihren Verrat bis ans Ende ihrer kümmerlichen Leben in ein Arbeitslager stecken wird. Doch noch während der dunkle Lord darüber sinnierte, blitzte vor seinem inneren Auge eine Szene auf, in der es jemand wagte, ihn hinterrücks zu erschießen. Dank der Machtvorahnung wirbelte Vader noch rechtzeitig herum und reflektierte zwei Blasterschüsse, während er zügig auf den Kommandanten der Station zu schritt. Eines musste er dem alten Mann lassen. Erst als der Sith den Lauf seiner Pistole abgetrennt hatte, ließ er die nutzlose Waffe sinken. Und selbst dann noch hatte er nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

    „Ihr Mut ist bewundernswert, aber dennoch ohne Bedeutung. Ihre Basis ist unseren Streitkräften nicht gewachsen.“
    „Sonnen Sie sich in Ihrem Erfolg, so lange Sie wollen, Vader. Sie haben nicht mehr erobert als Stahl und Staub.“

    Vader wandte sich sofort der Kommandokonsole zu. Die Warnhinweise waren nicht zu übersehen. Der Countdown zur Formatierung des Datenkerns war bereits angelaufen. Vader hatte sich nur deshalb so mit der Einnahme des Kontrollraums beeilt, weil er genau das verhindern wollte. Sie konnten mehrere Überfälle in diesem Sektor auf diese abgelegene Raumstation als Rückzugspunkt zurückführen. Die Protokolle der Rebellen wären von unschätzbarem Wert, um ihre Truppenstärke besser einschätzen zu können, sowie Kontaktleute zu ermitteln und festzunehmen.

    „Sie werden dieses Programm sofort stoppen!“, befahl Vader dem Kommandanten mit vorgehaltenem Lichtschwert.

    Dieser bewahrte geradezu stoische Ruhe:

    „Ich wüsste nicht, warum ich das tun sollte.“
    „Ihr eigenes Leben scheint Ihnen nicht viel zu bedeuten. Dann schauen wir mal, wie es mit dem Ihrer Crew aussieht“, mit diesen Worten streckte Vader mit der Macht nach dem Rebellen aus, der gerade eben noch um Gnade gebettelt hatte.

    Mit einem Ruck wurde der Mann von der unsichtbaren Kraft an der Kehle gepackt und in die Luft gehoben, wo er verzweifelt nach Luft rang. Die Brückencrew betrachtete das Schauspiel in blankem Entsetzen.

    „Und wieder einmal beweist das Imperium, dass man kein Wort von einem seiner Vertreter glauben kann“, sprach der Commander zähneknirschend. „Sie hatten dem Mann gerade eben noch einen fairen Prozess versprochen.“
    „Ich sprach von Justiz“, erläuterte Vader gelassen, keine Sekunde den Griff lockernd. „Ich wüsste nicht, dass ich einen Prozess erwähnt hätte.“

    Es schallte ein unüberhörbares Knacken durch den Raum, als Vader seine unsichtbare Schlinge zu zog und den leblosen Körper dann zu Boden fallen ließ. Ein Unteroffizier wollte diesen Augenblick nutzen und preschte vor, um einen der verstreut herumliegenden Blaster zu ergreifen. Vaders Lichtschwertklinge war schneller. Seine Waffe flog geleitet von der Macht in die Brust der Frau, die leblos zusammen sackte, noch bevor der dunkle Lord den Griff wieder zurück in seine Hand gleiten ließ.

    „Ein törichter Akt“, kommentierte Vader, bevor er sich wieder an den Commander wandte. „Und Ihr Widerstand beginnt mich zu ermüden. Meine Truppen haben den Befehl, Widerstand mit Waffengewalt zu bekämpfen, doch wenn möglich Gefangene zu machen. Es braucht nur einen Funkruf von mir, um dies zu ändern. Und ich verspreche Ihnen: Wenn Sie nicht sofort die Fragmentierung stoppen, werde ich Sorge dafür tragen, dass jeder Mann, jede Frau, jeder Droide auf dieser Station nicht den morgigen Tag erleben wird. Glauben Sie auch nicht, dass imperiale Agenten sich nicht auch nach Ihren Angehörigen erkundigen werden...“

    Der Rebellengeneral schüttelte nur missmutig den Kopf: „Eine Drohung gegen die Familie unserer Männer? Wie weit soll es noch kommen, Vader? Hat es die ach so kostbare Despotie des Imperators so nötig, sich auf dieses Niveau hinab zu bewegen.“

    Der dunkle Lord hörte die Worte und doch verstand er sie nicht ganz.

    „Ich gehe so weit, wie ich gehen muss, General. Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht: Mir gefällt dies ebenso wenig, wie es Euch gefallen würde. Doch Ihre Operationen gefährden imperiale Leben im ganzen Sektor. Und ich werde Ihren kleinen Aufstand beenden. Wie viel Gewalt das erfordert, liegt ganz bei Ihnen.“

    Der Rebell sah Vader nicht mehr an. Sein Blick fixierte den Hauptcomputer mit dem unaufhaltsam runterzählenden Countdown. Dann schaute er sich um und betrachtete die Leichname derer, die Vader in diesem Raum niedergestreckt hatte. Der Sith ließ ihm seine Bedenkzeit, denn er spürte, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten wendete.

    „Sie versprechen mir, dass Sie meine Leute nicht einfach hinrichten lassen?“, fragte er finster.
    „Ich werde ihr Überleben sichern, sofern es in meiner Macht steht.“

    Der General wandte sich wieder dem schwarzen Hünen zu, um einige Sekunden vergeblich zu versuchen, irgendeine Gefühlregung hinter der Maske zu erahnen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen lief er zur Konsole und gab seinen Aktivierungscode ein. Als er fertig war, blendete eine knappe Nachricht auf.

    „Formatierung abgebrochen. 45% des Datenkerns wurden gelöscht.“

    Vaders Gegenüber sah miserabel aus, als er sich wieder an ihn wandte.

    „Lassen Sie mein Vertrauen auf Ihr Wort nicht vergebens sein, Vader. Meine Leute sollen anständig behandelt werden.“

    Der Sith antwortete nur mit einer leichten Verbeugung, bevor er sein Lichtschwert deaktivierte und eine Minute in Stille verstreichen ließ. Wie aufs Stichwort zeigte sich dann am geborstenen Eingang der Brücke der erste Sturmtruppler. Es folgte ein halbes Dutzend weiterer Soldaten, die sich durch das Loch zwängten, welches Vader hinterlassen hatte.

    „Wir haben den Hangar eingenommen, mein Lord. Weitere Verstärkung ist unterwegs. Die Raumstation gehört uns“, meldete Colonel Nome. „Und wie ich sehe, haben Sie hier alles im Griff.“
    „Sammeln Sie die Gefangenen zum Abtransport im Hangar, Colonel“, befahl der Sith daraufhin schroff. „Außerdem brauche ich schnellstmöglich ein Technikerteam hier. Es müssen die gelöschten Teile des Datenkerns wieder hergestellt werden.“
    „Schon unterwegs, mein Lord“, Nome verbeugte sich knapp, bevor er die Rebellen zusammen trieb und hastig aus dem Raum scheuchte.

    Kurz darauf war der Sith wieder allein in dem Kontrollraum. Er betrachtete das Bild der Zerstörung, der Einschusslöcher von Querschlägern und den unnatürlich verrenkten Körpern auf dem Boden. Und natürlich den vielen leuchtenden Kontrolltafeln, die die inneren Organe der Raumstation am Leben hielten. Vader hoffte, dass dies hier all die Mühe wert war.

    to be continued...

  3. #3
    Eure Dudeheit Avatar von General der RW
    Registriert seit
    16.04.2008
    Beiträge
    253

    Standard

    Eine genial geschriebene Geschichte, auch wenn es für eine richtige Bewertung des Ganzen noch etwas wenig ist.
    ich hoffe du bleibst drann

  4. #4
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    @General der RW: Keine Sorge, ich habe mit der Veröffentlichung gewartet, bis das ganze Ding von Anfang bis Ende fertig ist. Ich werde definitiv jeden Samstag aktualisieren. Dass die Geschichte etwas Zeit braucht, um Fahrt aufzunehmen, hängt mit dem AU zusammen. Ich will sichergehen, dass jeder weiß, wie wir stehen und welche Charaktere wichtig sind.

    Kapitel 3 - Meister Skywalker


    Die Sterne zogen kaum merklich am Fenster der Redemption vorbei. Einer nach dem anderen verschwand aus Lukes Sichtfeld, während neue mit jeder Sekunde dazu kamen. Sie waren schwach, kaum wahrzunehmen im Kontrast zur Beleuchtung seines Quartiers und doch waren sie da. Er fragte sich, was wohl die Leute gerade taten, die auf all diesen fernen Welten ihr Leben lebten. Und genau das war der Moment, in dem Luke sich eingestehen musste, dass ihm über alle Maßen langweilig war. Es hatte ihn im Vorfeld einige Nerven gekostet, Nick beizubringen, dass man mehr als dreißig Sekunden am Stück meditieren konnte. Und nachdem sein scheinbar hyperaktiver Schüler endlich die Füße still hielt, wusste er nicht so recht, wie er die Stille verbringen sollte. Unweigerlich musste er daran denken, dass so ähnlich sich Yoda gefühlt haben musste, als der alte Meister mit ihm meditierte. Es war irritierend, wie schnell er die Plätze mit ihm tauschen musste. Denn noch vor einigen Monaten hätte Luke sich niemals zugetraut, sich als Lehrer aufzuspielen.

    Nach der Blamage auf Bespin hatte er sich erneut von den anderen Rebellen abgesetzt, um auf Dagobah seine Ausbildung zu beenden. Der alte Meister fragte ihn nie, was bei dem Kampf zwischen ihm und Vader passiert war und doch wurde Luke das Gefühl nicht los, dass sein alter Meister es wusste. Trotzdem wagte er es nicht, ihn darauf anzusprechen. Auf das Geheimnis, welches Vader ihm enthüllte. Das Wissen, vor welchem Ben ihn schützen wollte. Es verging kein Tag auf Dagobah, an dem er während der langen Meditationsstunden nicht darüber nachdachte. Zu Anfang redete er sich ein, dass es nur ein Versuch des Sith war, ihn zu täuschen und empfänglicher für die dunkle Seite zu machen. Doch je mehr er darüber sinnierte, desto unwahrscheinlicher erschien es. Vader hatte in den letzten zwei Dekaden mehr Jedi aufgespürt und getötet als jeder andere imperiale Agent. Das waren ausgebildete Meister der hellen Seite, die weit mächtigere Verbündete wären, als ein kaum in der Macht unterwiesener Luke Skywalker. Und doch schien es Vader sehr am Herzen gelegen zu haben. Wenn der dunkle Lord in der Wolkenstadt wirklich ernsthaft gekämpft hätte, dann wäre Luke nicht mehr hier, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Nein, er wollte ihn testen. Sein Potential ausloten. Und für seine Sache bekehren. Den Imperator stürzen? Als Vater und Sohn? Eine wirklich schräge Vorstellung. Auch wenn er so langsam zu akzeptieren begann, dass Vader sein Vater war, so begründete das immer noch nicht, einen Despoten durch einen anderen zu ersetzen. Egal ob dieser ein paar Gene mit ihm teilte oder nicht.

    „Wie lange muss ich das eigentlich noch machen?“, Nick bemühte sich, neutral zu klingen, doch der Klang der Ungeduld war unschwer zu überhören.

    Luke drehte sich wieder seinem Schüler zu. Nick Vevron saß im Schneidersitz auf der Matte im Zentrum des Quartiers. Die Augen fest verschlossen. Eine halb herunter gebrannte Kerze befand sich nur einen halben Meter von ihm entfernt. Das rote Wachs bildete bereits einen kleinen See auf dem Fußboden.

    „Was kannst du mir über die Kerze sagen?“, fragte der Jedi ruhig.
    „Sie ist... warm“, erwiderte Nick, ein Achselzucken unterdrückend.
    „Geht es vielleicht etwas detaillierter? Suche nach etwas, was sich nicht jeder denken könnte.“
    „Nein, so meinte ich das nicht... Ich... ich spüre die Hitze. Dafür wäre sie zu weit weg, doch ich spüre sie auf meiner Haut. Es ist, als würde ich mich in der Flamme bewegen. Es ist... angenehm. Beängstigend und doch angenehm. Ich spüre das Licht vor meinen Augen, wie sich meine Pupillen zusammen ziehen, mit jedem Mal, dass sie flackert.“
    „Gut... Konzentriere dich auf das Flackern. Was kannst du mir noch darüber sagen?“
    „Es gibt einen Luftzug, kaum spürbar. Vom Spalt der Tür neben mir bis zum Lüftungsschacht links über mir. Es gibt Verwirbelungen, die sich durch den gesamten Raum ziehen. Diese brechen sich an mir. Sie brechen sich am Schreibtisch. Sie brechen sich an der Kerze. Wann immer ein solcher Wirbel die Flamme trifft, spüre ich sie schwanken. Ich spüre, wie das Feuer von der Materie getrennt wird, von der sie sich ernährt. Wie die Hitze abnimmt, wenn der Reaktion die Nahrung ausgeht. Und wie die Flamme sich nach unten kämpft, entlang dem vom Ruß verkrusteten Docht dem duftenden Wachs entgegen.“
    „Sehr gut“, nickte Luke. „Du lernst schnell. Bewahre dir diesen Zustand der Konzentration.“
    „Meister, da ist noch mehr!“

    Er hatte ihn Meister genannt. Erneut. Das hatte Nick schon häufiger, doch meist im Scherz. Jedes mal, wenn ihm dieses Wort beiläufig herausgerutscht war, stutzte Luke ein wenig. Er war doch selbst kaum älter als sein Schüler.

    „Dann fahre fort.“
    „Ich sehe sie. Sie sind winzig. Kaum existent. Sie haben keine feste Masse, nur einen... Widerstand. Kaum wahrnehmbare Kräfte umgibt sie. Sie beeinflussen sich gegenseitig. Ziehen sich an und stoßen sich ab. Sind ständig in Bewegung. Einige von ihnen sind so verdichtet, dass sie sich kaum von der Stelle bewegen können. Doch sie werden... geschmeidiger, je näher sie der Flamme kommen. Die Wärme regt sie an, wirft sie aus der Bahn, lässt sie aneinander reiben und mehr Wärme erzeugen. Bis sie wild umher gerissen werden.“
    „Du siehst die Moleküle im Wachs. Deine Empfänglichkeit für die Macht lässt dich die Welt so wahrnehmen, wie sie es tut. Von ihren kleinsten Bestandteilen zu ihren größten Mächten. Du machst große Fortschritte.“
    „Ich... kann sie nicht nur sehen. Wenn ich meine Hand ausstrecke, dann kann ich sie anfassen. Ich kann ihre Bahn verändern. Nicht viel. Doch wenn ich einige anstoße, dann stoßen sie wiederum andere an. Das... ist unglaublich.“

    Luke legte den Kopf schief. Das wäre der nächste Schritt gewesen. Sollte er tatsächlich schon so weit sein? Nick streckte keine Hand wirklich aus, sie befanden sich beide noch in seinem Schoß. Und doch konnte Luke es auch spüren. Eine unsichtbare Kraft ging von ihm aus und langte nach der Kerze vor ihm. Nicks Geist war noch schwach, flackerte auf und ab, wie die Kerze vor ihm. Und doch hatte sie kaum wahrnehmbaren Einfluss auf das Chaos der Moleküle.

    „Vielleicht... vielleicht kann ich sogar noch mehr. Wenn ich zu den die stabileren Elementen wandere...“, sprach Nick halb abwesend.

    Er schaffte es. Luke spürte, wie Nicks Geist die Kerze nach oben wanderte. Die Flamme warf es unruhig hin und her, doch diesmal war es kein natürlicher Wirbel, der sie traf. Etwas zerrte am Docht, versuchte ihn mal in die eine, dann in die andere Richtung hin zu verbiegen. Doch die Verbindung der Moleküle war durch die Hitze geschwächt. Sie wurde brüchig. Dann, als Nick ein weiteres Mal an ihr zerrte, waren die Kräfte zu viel für die kleinen Teilchen. Sie verloren den Kontakt zueinander und waren nicht mehr in der Lage, ihn wieder herzustellen. Immer mehr und mehr rissen sich voneinander los und glitten zur Seite. Der Docht brach und stürzte ins Wachs, die Flamme mit in die Tiefe reißend. Das Feuer wurde ertränkt, es war kein Sauerstoff mehr da, um es zu nähren. Übrig blieb nur ein kleiner Stummel und ein Schwall Ruß und unvollständigen Kohlenstoffmonooxids, welche in die Luft stoben und sich rasch im Raum verteilten. Nick riss die Augen auf.

    „War ich das?“

    Luke konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    „Ja, das warst du. Ich bin erstaunt, wie schnell du dir deiner Kräfte bewusst wirst. Wenn es so weiter geht, läufst du mir schon in ein paar Wochen den Rang ab.“

    „Danke... Muss ich mir dann wenigstens nicht mehr den Hintern wund sitzen?“
    Luke lachte auf: „Nein, musst du nicht. Keine Sorge.“
    „Gut zu wissen“, erwiderte Nick, erhob sich und streckte sich erst einmal. „Mir sind nämlich schon wieder die Beine eingeschlafen.“
    „Dann gebe ich dir für den restlichen Tag frei. Du kannst es dir meinetwegen in deinem Quartier gemütlich machen.“
    „Was sind die Hausaufgaben?“, raunte Nick daraufhin nur.

    Luke streckte mit Unschuldsmiene seine Hände in die Höhe.


    „Ich würde dich doch nie mit Hausaufgaben erschlagen wollen.“

    „Was habt Ihr vorbereitet?“, Nick ließ sich nicht auf die falsche Fährte locken.
    „Ich habe auf deinen Rechner eine Reihe von Geschichtsdokumenten geladen, die zumindest einen groben Überblick über den Orden der Jedi geben sollten.“
    „Ihr klingt nicht so, als ob Euch das gefallen hat, was ihr gefunden habt“, stellte sein Schüler unumwunden fest.
    „Ja... ich war erstaunt, wie wenig Material ich in den Datenbanken der Allianz auftreiben konnte.“
    „Das Imperium war dann wohl ziemlich gründlich dabei, die Erinnerungen an Eure Organisation auszulöschen. Immerhin hatten sie auch 20 Jahre dafür Zeit.“
    „Das ist mir bewusst, aber da ist noch mehr. Die Jedi haben jahrtausendelang für Frieden in der Galaxis gesorgt. Es sollte eigentlich wesentlich mehr Spuren geben, die sie hinterlassen haben. Mehr über ihre interne Organisierung, ihre Philosophien und Ursprünge. Das Imperium kann nicht alle Erinnerungen vernichten, nein. Es scheint, als ob sie sich bewusst geheimnisvoll gehalten und viele ihrer Entscheidungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen haben.“
    „Bei einer Gruppe, die einen Viertel Quadratkilometer Coruscant mit ihrem Tempel geschmückt haben? Sehr dezent. Naja, bis morgen... Meister“, verabschiedete sich Nick nun mit seinem gewohnt ironischen 'Meister', bevor er das Quartier verließ.

    Luke blieb zurück mit seinen Sorgen über die verlorene Geschichte der Jedi. Doch nicht lange, denn noch hatte er ein paar Gespräche zu führen. Er setzte sich an den Schreibtisch und aktivierte den Holotransmitter, um die Frequenz einer ganz bestimmten Person zu wählen.

    „Was ist?“, fauchte das aufleuchtende Gesicht Leias.
    „Störe ich?“, fragte Luke verdattert zurück.
    „Du hast vielleicht Nerven, hier einfach durchzuklingelnd und auf unschuldig zu tun.“

    Egal was Luke tat, er schien es niemandem recht machen zu können. Yoda war schon nicht begeistert, als Mon Mothma ihn mit der Bitte zurückholte, einen Jedi auszubilden. Und noch davor war Leia nicht begeistert, dass er nach Dagobah zurückkehrte, anstatt ihr zu helfen, Han zurückzuholen. Lando hatte sich bereits in die Gefolgschaft Jabbas auf Tatooine einschleusen können, doch noch konnte er nicht das nötige Vertrauen aufbauen, um bis in dessen Palast vorzudringen. Leia und Chewie waren nun dabei, einen Plan auszuarbeiten, der Lando genau das ermöglichen sollte. Und sie hätten es natürlich hilfreich gefunden, wenn Luke ihnen dabei unter die Arme greifen würde.

    „Ich rufe nicht an, um mich zu rechtfertigen, Leia. Ich rufe an, weil ich ebenso in Sorge um Han bin, wie du es bist.“
    „Oh sicher, deine Sorge ist geradezu mitreißend. Verdammt, Han ist dein Freund! Er hat auf Hoth sein Leben für dich riskiert und so dankst du es ihm?“
    „Ich versuche nur, meiner Rolle im Kampf gegen das Imperium gerecht zu werden. Erst wenn ich meine Kräfte als Jedi voll ausschöpfen kann, kann ich euch so helfen, wie ihr es verdient.

    Leia hielt kurz inne und musterte ihn ausgiebig. Man konnte sehen, wie der Groll aus ihren Augen verschwand und doch war sie zu stolz, das an dieser Stelle zuzugeben.

    „Ich finde es trotzdem falsch. Man braucht keine Superkräfte, um Gutes zu tun. Und wir werden Han da raus holen, auch ohne deine Hilfe. Nur...“
    „Was?“
    „Ich habe so ein komisches Gefühl bei der Sache. Irgendetwas hier ist nicht richtig.“
    „Ich weiß, was du meinst...“, gestand er sich ein.

    Yoda hatte sein bestes versucht, ihm das Wissen zu vermitteln, zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Doch die Macht verwehrte ihm schon seit Wochen einen Blick auf die eigene Zukunft und die vieler anderer. Es machte ihn unsicher. Die dunkle Seite, die die schemenhaften Bilder möglicher Ereignisse verwehen konnte, war noch nie so präsent wie jetzt. Er fragte sich, ob auch nicht-machtsensitive Menschen eine solche Verschiebung des Gleichgewichts spüren konnten. Und Leias Worte bestärkten diesen Eindruck.

    „Es ist vielleicht nur Paranoia, Luke, doch diese ganze Mission, die Mon Mothma dir aufgetragen hat. Meinst du nicht, es ist zu früh, den Jedi-Orden wieder aufleben zu lassen? Kann man daran nicht nach dem Krieg denken?“
    „Vielleicht. Aber du kennst die Situation genauso gut wie ich es tue. Der Verlust der Mon Calamari hat die Allianz schwer getroffen. Eine Schwadron nach der anderen verschwindet spurlos. Und man muss bedenken, dass ich und Yoda die einzigen Jedi sind. Yoda ist zu alt, um sein Versteck zu verlassen. Wenn mir jetzt etwas zustößt, wäre das das Ende für unser Erbe.“

    Leia schüttelte daraufhin den Kopf: „Mir gefällt es auch nicht, wenn du davon redest, dass dir etwas zustoßen könnte. Es bringt Unglück, sich über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Außerdem warst du sonst nie so pessimistisch. Ich... ich vermisse irgendwie den alten Luke. Den kleinen Bauernjungen, der keine Ahnung von der Welt hatte und der Hals über Kopf ins Abenteuer sprang. Dieser Luke machte sich nie darüber Gedanken, was danach kommen würde. Und ich vermisse ihn wirklich sehr.“
    „Leia, du...“, Luke blieben die Worte im Halse stecken, „du... wirst den alten Luke bestimmt wieder sehen, wenn das hier alles vorbei ist. Wenn in der Galaxis wieder Friede herrscht und wir über unsere Sorgen nur noch lachen können.“
    „Ich hoffe so sehr, dass du recht hast, Luke. Pass nur auf dich auf.“

    Der Jedi nickte bloß, nicht wirklich wissend, wie er darauf antworten sollte. Er musste schnell das Thema wechseln.

    „Und nun kommen wir zu dir: Wie läuft es mit Han?“
    „Nun... Lando war gestern erstmals für einen Botendienst im Palast. Er hat ihn gesehen, musst du wissen“, ihre Stimme klang bedrückt. „Dieses Scheusal hat ihn an der Wand aufgehängt als wäre er ein Kunstwerk aus seiner Sammlung.“

    Er konnte ihren Zorn nun umso mehr verstehen und doch sollte dies eigentlich ein Grund zum Aufatmen sein. Eingefroren in Carbonit konnte ihm eigentlich nichts passieren. Und solange sich Jabba an seinem kleinen Sieg ergötzen und als Abschreckung für andere Geschäftspartner nutzen kann, wird er nicht auf die Idee kommen, die Hinrichtung Solos zu planen. Nur war das wohl nicht gerade ein Gedankengang, der Leia in diesem Moment sonderlich viel Ermutigung verschafft hätte.

    „Ich bin mir sicher, dass ihr ihn schnell da rausholen könnt. Dieser Schleimbeutel wird keine Chance haben, wenn er sich mit dir anlegt.“

    Das wiederum zauberte wieder ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen.

    „Danke für deine Worte. Wir werden es schon schaffen. Und... ich wünsche dir viel Glück mit deinem Schüler. Diesem...“
    „Nick Vevron. Ein Allianzpilot.“
    „Komisch. Ich habe noch nie von einem Nick Vevron gehört. Und ich dachte immer, jemand mit der Macht auf seiner Seite würde sich rasch einen Namen machen.“
    „Die Rebellion ist groß und du kennst mit Sicherheit nicht jedes Mitglied, selbst als Prinzessin“, versuchte er, ihre Zweifel zu zerstreuen.
    „Ich weiß ja, dass ich mich blöd anhöre, aber ich kenne Mon Mothma und ich weiß, wie weit sie für ihren Traum der Republik gehen würde. Sei vorsichtig, Luke, du hast dich da vielleicht auf etwas eingelassen, wo du nicht mehr so schnell hinaus kannst.“
    „Keine Sorge, ich weiß, was ich tue. Passe du nur auf dich auf, wenn du mit Jabba zu tun hast. Ich weiß leider nur zu gut, was für ein Ort Tatooine ist.“
    „Gut. Ich treffe mich gleich wieder mit Chewie, also muss ich Schluss machen. Wenn sich eine Chance ergibt, werden wir zuschlagen. Ich würde mir natürlich wünschen, dass du dich uns anschließt, sobald du es einrichten kannst, aber ich werde erst einmal nicht mit dir rechnen.“

    Kaum verhallten ihre Worte in seinem Quartier, schloss sich der Kanal und das Portrait Leias erlosch. Zurück blieb nur ein sichtlich verunsicherter Luke, der sich wieder den Sternen zuwandte. Im Orbit einer dieser Sterne befand sich Tatooine und auf diesem Planeten seine Freunde. Er wollte bei ihnen sein und doch wusste er, dass er es nicht konnte. Denn er war hier, um sein Schicksal zu erfüllen.

    to be continued...
    Geändert von Toth (20.09.2014 um 18:42 Uhr)

  5. #5
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 4 - Eine schicksalhafte Entdeckung


    Vader fand, dass ein Tag mehr als genug Zeit für die Dechiffrierung des Rebellen-Datenkerns war, als er sein Quartier verließ und sich mit weiten Schritten auf den Weg zur nachrichtendienstlichen Abteilung der Executor machte. Fünf Decks, zwei Sektionen und einige Dutzend verdutzt grüßender Crewmitglieder traf er in der ausgedehnten Rechenzentrale an. Und er schien offensichtlich nicht der einzige gewesen zu sein, der sich ein Bild von den bisherigen Erfolgen machen wollte. Auch Admiral Piett war anwesend. Der Offizier schritt die einzelnen Stationen ab und lauschte angespannt den Ausführungen der Spezialisten. Zumindest solange, bis sie den dunklen Lord erblickten, als er mit wallendem Umhang ebenfalls durch die Reihen ging.

    „Lord Vader!“, begrüßte Piett ihn knapp. „Gut, dass Sie bereits da sind. Fähnrich Deckar hier hat eine interessante Entdeckung gemacht.“

    Der Junge in der schwarzen Technikeruniform sah zwar weniger begeistert aus im Angesicht der unverhofften Aufmerksamkeit Vaders, doch das hielt den Sith nicht davon ab, sich zu den beiden zu gesellen.

    „Worum geht es?“, fragte er zwischen zwei Zügen seines Atemfilters.
    „Äh, ja, Lord Vader. Sir. Mein Lord, meine ich. Hier!“, er deutete etwas hilflos in Richtung Bildschirm.“

    Vader erwiderte nichts, sondern versuchte sich nur angestrengt zu verkneifen, mit den Augen zu rollen. Sein Ruf als harter Anführer hatte zwar seine Vorteile, doch gerade Neulinge an Bord seines Flaggschiffs waren so verschreckt, dass es der Effizienz der Crew schadete. Und dieser hier war vielleicht Mitte zwanzig, frisch von der Akademie. Er musste bereits außergewöhnliche Leistungen gezeigt haben, sonst hätte man ihn nicht gleich auf das Flaggschiff der Flotte versetzt.

    „Reden sie Klartext, Deckar. Ich bin mir sicher, dass Lord Vader nicht den ganzen Tag Zeit hat.“
    „Verstanden, Sir“, es schien, als ob er sich so langsam zusammenreißen würde.

    Dabei half es auch, dass er sich nun seinem Bildschirm zuwandte und nicht mehr direkt an Vader adressierte.

    „Wir konnten eine Liste von Zielorten für die im Einsatz befindlichen Rebellengeschwader entnehmen. Ich... ich hatte mir die Freiheit genommen, sie mit kürzlich erfolgten Angriffen auf Versorgungstransporte und militärische Einrichtungen zu vergleichen. Die meisten der hier aufgelisteten Missionen wurden bereits durchgeführt, während gut ein halbes Dutzend offenbar in naher Zukunft stattfinden wird.“
    „Ich dachte mir, wenn wir zu jedem dieser Ziele einen Sternenzerstörer schicken, könnten wir den Rebellen eine Falle stellen“, warf Piett ein.
    „Das erscheint mir angemessen. Veranlassen Sie es. Ich bin gespannt, welche Geheimnisse Sie diesem Gerät noch entlocken können“, er wollte sich gerade abwenden und gehen, als Vader bemerkte, dass der Techniker zögerlich die Hand hob, als sei er ein Schüler, der den Lehrer um Erlaubnis bittet, noch etwas hinzufügen zu dürfen. „Sie haben noch etwas zu sagen?“
    „Nun. Ich... Also wir... Das heißt, der Admiral und ich hatten gehofft, Ihr könntet noch eine andere Kleinigkeit aufklären, die uns hier aufgefallen ist. Also wenn es Euch nicht zu viel ausmacht.“

    „Was bereitet Ihnen Probleme?“
    In einem Versuch, die Stotterei des Crewmitglieds zu beenden, übernahm nun Piett das Reden: „In einem Dokument, welches den Einsatzbericht eines Rebellen-Offiziers darstellt, wird detailliert der Angriff auf eine imperiale Einrichtung im Darpa-Sektor berichtet, der erst vor drei Wochen stattfand. Eine Einrichtung, die in keiner unserer Datenbanken vorhanden ist.“
    „Es wäre nicht das erste Mal, dass die Aufklärer der Allianz eine geheime Einrichtung ausfindig gemacht hätten. Ich würde dem keine allzu große Bedeutung beimessen wollen“, winkte der Sith ab.
    „Sie verstehen nicht ganz, Lord Vader... Ich selbst habe mit meinen eigenen Zugangscodes Nachforschungen angestellt und absolut nichts herausbekommen können. Keine Basis, keine Personalverlegungen, keine Versorgungstransporte. Nichts. Diese Basis, sollte sie denn existieren, befindet sich über meiner Sicherheitsstufe.“

    Jetzt wurde Vader hellhörig. Tatsächlich wusste er nichts über eine geheime Einrichtung im Darpa-Sektor. Und dabei dachte er, er befände sich im Bilde über alle wichtigen Projekte in der Galaxis. Selbst einigen, die ihn der Imperator lieber nicht wissen lassen wollte. Das hier konnte durchaus noch interessant werden.

    „Übergeben Sie mir die Konsole!“, forderte Vader, wonach das Crewmitglied hastig von seiner Station aufsprang.

    Der Sith setzte sich, gab seinen privaten Schlüssel ein und suchte anschließend nach allem, was mit den Koordinaten aus dem Rebellenbericht zusammenhängen könnte. Die beiden Imperialen folgten seinem Suchlauf mit gespannter Wortlosigkeit. Doch es hatte keinen Zweck. Nach gut fünf Minuten verschränkte Vader die Arme und starrte Gedankenversunken auf die Fehlermeldung vor ihm. Die Rebellen schienen es möglicherweise geschafft zu haben, eine Basis aufzuspüren, die vom Imperator direkt kontrolliert wurde. Das war der einzige Grund, der ihm für den absoluten Mangel an Informationen einfallen würde. Eine Falschinformation der Rebellen wäre natürlich auch möglich, doch man sollte immer noch davon ausgehen, dass selbst der hinterwäldlerischste Aufwiegler eine imperiale Einrichtung als solche erkennen könnte.

    „Ich hab es doch geahnt, die Rebellen haben wahrscheinlich eine Unternehmung von Piraten oder anderen subversiven Elementen zerschlagen“, begann Piett derweil.
    „Und warum hat man sie dann für Imperiale gehalten, Sir?“, fragte der Fähnrich stirnrunzelnd.

    Vader konnte ihre Spiegelbilder im schwarzen Bildschirm erkennen, den er immer noch anstarrte.

    „Wer weiß, was in so einem Kopf vor sich geht. Die vermuten wahrscheinlich das Imperium hinter allem, was ihnen nicht passt“, setzte der Admiral fort. „Nur eines weiß ich mit Sicherheit: Wenn es etwas von Bedeutung im Darpa-Sektor gibt, dann wüsste ich davon. Als ich noch Erster Offizier auf der Sagitta war, wurden wir für zwei Monate zum Patrouillendienst in den Sektor abkommandiert. Bis auf eine wenig frequentierte Handelsroute gab es dort nicht viel.“
    „Wenn es dort nichts gab, wieso sollten Sie dann dort patrouillieren?“, fragte daraufhin der Fähnrich.

    Eine absolut berechtigte Frage, welche für den Bruchteil einer Sekunde ein anerkennendes Lächeln auf die Lippen Vaders presste. Und auch am verdatterten Gesichtsausdruck Pietts konnte man bemerken, wie dieser sich ertappt fühlte.

    „Admiral Piett. Bevor ich mich geneigt sehe, unserem jungen Freund hier Ihren Posten anzubieten, sollten Sie zur Brücke zurückkehren und die Flotte einen Kurs zum Darpa Sektor setzen lassen.“
    „Jawohl, mein Lord“, der Offizier verneigte sich kurz, bevor er mit weiterhin zerknirschtem Gesichtsausdruck davon eilte.

    Auch Vader erhob sich und wollte es ihm gleich tun, doch vorher wandte er sich noch an den Geheimdienstoffizier.

    „Sie wollen erneut etwas hinzufügen?“, fragte er schroff, da er bemerkte, wie der junge Mann unruhig hin und her wippte.
    „Ich bin mir nicht sicher, mein Lord. Ich... ich meine, ob wir das wirklich tun sollten? Wenn die Einrichtung doch so geheim ist, dass nicht mal Ihr davon erfahren solltet, dann gibt es doch sicher andere, die dem nachgehen. Und ich glaube nicht, dass denen unsere Einmischung gefallen wird.“
    „Ihre Bedenken sind notiert, Fähnrich. Doch lassen Sie das allein meine Sorge sein.“
    „Jawohl, mein Lord. Ich werde es nicht wieder erwähnen, mein Lord, Sir“, druckste er zurück.

    Vader gab einen kaum hörbaren Seufzer von sich. Er bevorzugte es, wenn Offiziere ihren Kopf benutzen. Davon gab es im Imperium ohnehin zu wenige. Stattdessen wurde das Leben von Millionen loyaler Soldaten in die Hände von unfähigen Tölpeln gegeben, die ihr Hirn nicht einsetzen könnten, selbst wenn ihr Leben davon abhing. Aus diesem Grund drehte es Vader ja auch so, dass gerade eben ihr Leben davon abhing. Und hier drohte ein kluger Kopf zu so einem unflexiblen Speichellecker zu werden, wie sie Vader so verabscheute. Er musste einschreiten.

    „Sie haben gute Arbeit geleistet. Es wird in meinem Bericht vermerkt“, erläuterte der Sith.
    „Oh“, war zunächst die einzige Reaktion. „V... vielen Dank, mein Lord.“
    „Sie haben nicht wirklich ein Lob vom gefürchteten Lord Vader erwartet, oder?“, bemerkte Vader das Offensichtliche.
    „Nein, ehrlich gesagt nicht, Sir. Ihr... Euer Ruf eilt euch gewissermaßen voraus.“
    „Ich gebe zu, dass Offiziere unter meinem Kommando eine verkürzte Lebenserwartung haben. Doch das betrifft vor allem diejenigen, die ihre Posten durch Politik anstatt Leistungen bekamen. Für mich zählt aber nur Erfolg. Also setzen Sie ihre gute Arbeit fort und Sie wird entsprechend gewürdigt. Ansonsten müssen Sie mit den Konsequenzen rechnen.“

    Vader hielt diesen Ratschlag für ausreichend, sodass er prompt auf dem Absatz kehrt machte und die Nachrichtendienstabteilung verließ. Auf dem Weg zurück zu seinem Quartier drehten sich seine Gedanken aber rasch wieder um das neue Ziel seiner Reise. Tatsächlich konnte er sich derartige Kursabweichungen erlauben. Death Squadron hatte in den letzten Monaten gute Arbeit geleistet. In einer koordinierten Großoperation hatten sie zahlreiche Rebellenzellen vernichtet, bevor sie die umliegenden Sektoren noch weiter destabilisiert hätten. Generell schien die ach so mächtige Allianz zersplittert worden zu sein in unzählige unabhängige Fragmente. Einige von diesen waren zwar umso fanatischer und strapazierten die Nerven imperialer Bewohner durch Angriffe auf zivile Einrichtungen, doch die meisten setzten ihre bisherige Strategie mit imperialen Militärs als Zielen fort. Und gerade diese hatten durch ihre schwindenden Ressourcen nicht mehr die Möglichkeit, eine ernsthafte Bedrohung zu sein. Vader konnte sich tatsächlich erlauben, ein baldiges Ende des Bürgerkriegs zu erwarten. Dem Imperator auch noch das Scheitern eines seiner kleinen 'Geheimprojekte' unter die Nase zu reiben war da nur ein Bonus, den er sich gönnte.

    to be continued...

  6. #6
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 5 - Rogue Squadron


    Nick hatte in fünf Tagen mehr gelernt als Luke in einem Monat. Nicht, dass es ihm sonderlich viel ausmachte, dass die Ausbildung seines ersten Schülers weniger Zeit in Anspruch nahm als er veranschlagt hatte. Vielleicht wäre Nick schon bald bereit, ihn nach Tatooine zu begleiten, um Leia und den anderen unter die Arme zu greifen. Jetzt aber hatte sein Schüler zum ersten Mal die Übungsklinge erhoben, die Luke in seiner Freizeit gebastelt hatte, da er nicht gleich ein zweites Lichtschwert zur Hand hatte.

    „Wollen wir mal sehen, wie deine Motorik mit deinen präkognitiven Sinnen zusammen arbeiten kann“, leitete Luke die folgende Übung ein.
    „Ach, deshalb die Augenbinde“, raunte Nick, das knisternde Schwert mit seiner gelblich schimmernden Klinge hin und her bewegend.
    „Ganz genau. Versuche, die Schüsse abzuwehren“, Luke konnte sich ein finsteres Grinsen nicht verkneifen, bevor er die Übungsdrohne aktivierte und diese sich nahezu lautlos in die Luft hob.
    „Wartet. Schüsse? Dieser Ton gefällt mir nicht.“

    Ben hatte ihn schon am ersten Tag seiner Ausbildung gegen dieses nervige kleine Mistding antreten lassen. Es wurde Zeit, dass er den Staffelstab weiterreichte. So betrachtete er das Schauspiel, wie sein Schüler entnervt die roten Lichtblitze zu reflektieren versuchte, bevor sie ihm harmlose, aber ungemein irritierende Schockschläge verpassten. Aber selbst diese Form der psychischen Misshandlung hatte keinen Einfluss auf seinen engstirnigen, aber doch sehr bemühten Schüler. Nach nur wenigen Flüchen über urzeitliche Lehrmethoden hatte er den Dreh raus und konnte Dutzende Schüsse fehlerfrei abwehren. Nach gut zwei Stunden beendete er die Lektion, wonach Nick sich ausgelaugt in den nächsten Stuhl fallen ließ, aber dennoch ein zufriedenes Grinsen aufsetzte.

    „Du scheinst richtig stolz auf dich zu sein“, stellte Luke, immer noch stehend, fest.
    „Ein wenig“, gestand sich Nick, Arme hinter dem Kopf verschränkend, ein. „Zugegeben, anfangs war ich skeptisch, aber jetzt macht es richtig Spaß.“
    „Ich muss zugeben, die Übung mit der Drohne kann durchaus ziemlich gemein sein.“
    „Ich meinte ehrlich gesagt nicht die Drohne. Sondern diesen ganzen Jedi-Kram überhaupt.“
    „Ach so?“
    „Ja... ich fühle mich... verändert...“ Das Grinsen wich mit einem Mal einer ungewohnten Nachdenklichkeit bei seinem Schüler. „Wenn ich mich auf die Macht konzentriere, fühle ich mich erst... vollständig. Es ist, als ob ich vorher nur einen Bruchteil meiner Möglichkeiten ausgeschöpft hatte.“
    „Vorher? Das heißt, du hast wieder einige Erinnerungen zurück erhalten?“, fragte Luke interessiert.
    Doch Nick schüttelte nur den Kopf: „Nein, da ist nichts. Das war nur so ein Gefühl. Was wohl auch zu meiner Leerheit beiträgt. Aber... mit all diesen Kräften, die nun in mir erwachen... Ich habe das Gefühl, dass diese Vergangenheit ohnehin bedeutungslos war.“
    „Sag das nicht!“, sprach Luke mit erstaunlich strengem Ton. „Deine Vergangenheit hat dich zu der Person gemacht, die du heute bist. Egal, ob du dich daran erinnerst, oder nicht.“
    „Und was für eine Person? Ich fühle mich wie ein leeres Blatt Papier. Man sagt mir, wer ich einst war und ich handle entsprechend. Man sagt, ich sei ein Feind des Systems. Ein Kampfpilot. Ein Flüchtling. Weiß ich das wirklich? Nein!“
    „Du hast nicht die geringste Ahnung? Wenn du ganz tief in dich gehst und deine Erinnerungen, deine Gefühle durchforstest...“
    „Tut mir leid. Nein. Das eheste, was vielleicht...“, er stoppte ab, unsicher, ob er es wirklich sagen sollte.
    „Was konntest du sehen?“
    „Nichts, nichts klares. Manchmal habe ich diese... seltsamen Träume. Doch alles ist so schemenhaft. Ich sehe Lichter. Und Geräusche. Aber ich kann wirklich keine Einzelheiten ausmachen“, gestand Nick sich zerknirscht ein.
    „Das ist doch besser als nichts. Dort können wir anfangen.“ Luke versuchte mit aller Kraft, optimistisch zu klingen.
    „Und wie soll das gehen?“
    „Konzentriere dich noch einmal auf das, was du gesehen hast“, leitete er knapp ein, „sämtliche dieser Eindrücke. Kommen sie dir in irgendeiner Weise bekannt vor? Was ist das erste, was dir dazu einfällt?“

    Nick schloss die Augen für einige Sekunden, bevor er sie wieder öffnete. Er schüttelte erneut den Kopf.

    „Es... erinnert mich an das Krankenbett. Da ist eine Stimme. Sie ist künstlich, wie eines Droiden. Aber... anders.“
    „Nicht jeder Droide ist so herzlos, wie der Doc der Redemption...“, raunte Luke.
    „Nein, der Doc ist geradezu ein Unterhaltungsdroide im Gegensatz zu dem. Und doch... kann ich wirklich nicht ausmachen, was das alles über mich aussagt.“
    „Dann komm. Ich denke, ich weiß, was dir vielleicht auf die Sprünge helfen könnte“, Luke lächelte wissend, während er das Quartier verließ.

    Nick folgte kurz danach stirnrunzelnd, doch fragte nicht genauer nach. Auch nicht, als sie schließlich den sich über mehrere Decks erstreckenden Hangar erreichten. Luke präsentierte den Anblick der schwärmenden Techniker, den in ihren Nischen geparkten Raumfliegern und den piepsenden Astromechs mit ausgebreiteten Armen. Die Beschädigungen von Nicks Bruchlandung hatte man bereits notdürftig geflickt, sodass nur noch unterschiedlich getönte Stahlplatten, die die alten ersetzten, davon zeugten. Ansonsten herrschte nicht allzu geschäftiges Treiben abseits der üblichen Wartungsarbeiten, da sich die Redemption aus Kämpfen heraushielt.

    „Du warst Pilot. Dieser Ort hier war dein Zuhause! Wie findest du das?“

    Nick betrachtete den Ort mit großer Faszination, doch Luke erkannte in dessen Verhalten nur die Neugier des Unbekannten und nicht das Wiedererkennen des Bekannten, wie er eigentlich gehofft hatte. So jedenfalls führte er seinen Schützling vorbei an den geparkten Y-Wings zu seinem eigenen Schiff, welches in einer Nische Staub ansetzte.

    „Ein Incom T-65 X-Wing. Einen solchen hattest auch du im Einsatz bevorzugt, wenn man das aus deinem Dossier herauslesen will.“

    „Beeindruckender Vogel“, gestand sich Nick ein, während er mit der Hand die zusammengeklappten Flügel abtastete.
    „Du kannst auch darin Platz nehmen. Vielleicht fallen dir die Kontrollen dann wieder ein. So etwas verlernt man nicht“, schlug der Jedi daraufhin vor und deutete auf die Leiter, die man ans Cockpit gestellt hatte.

    Nick erklomm diese auch ohne zu Zögern, um dann allerdings mit eher verwirrten Blick die komplizierten Armaturen zu beäugen.

    „Es scheint nicht wirklich zu Klicken, oder?“, stellte Luke, sich ins Cockpit hineinlehnend, fest.
    „Nein, tut mir leid. Trotzdem danke für den Versuch“, erwiderte Nick missmutig.
    „Ach, komm schon. So schnell gebe ich nicht auf. Da du ja das Wissen über die Macht aufsaugst, wie ein Schwamm, dachte ich mir, wir können ab morgen mit dem Flugtraining anfangen. Die haben hier einen Simulator auf Deck 12.“
    „Das wäre wirklich großartig“, grinste sein Schüler. „Dann werde ich sogar noch zu einem überlichtfähigen Jedi.“
    „Nicht nur das“, begann der Meister mit seinen Ausführungen. „Das Fliegen eines Raumjägers trainiert deine präkognitiven Fähigkeiten und entsprechend deine Reaktionsgeschwindigkeit. Mal abgesehen davon, dass es unheimlichen Spaß macht...“

    Luke wurde jedoch jäh unterbrochen als hinter ihm ein vertrautes Pfeifen erklang.

    „R2!“, rief er freudig aus und sprang wieder die Leiter hinab.

    Der Droide begrüßte ihn mit einer ganzen Folge von aufgeregten Pfeif- und Pieptönen. Doch irgendwie konnte sich Luke nicht helfen. Es schien ein vorwurfsvoller Unterton mitzuschwingen. Ein Detail, welches damit zu tun haben könnte, dass der Jedi kaum noch Zeit mit seinem treuen Begleiter verbracht hatte seit Nick von der Krankenstation entlassen worden war. R2D2 hatte die Zwischenzeit vor allem auf dem Hangardeck verbracht und die Ingenieure bei ihrer Arbeit unterstützt. Oder zumindest das getan, was er als Unterstützung auffasste. Mehr als einmal hatte er in der Kantine aufgeschnappt, wie sich einer der Techniker darüber aufgeregte, dass ein gelangweilter Astromech unverständliche Modifikationen an der Sortierung der Werkzeuge vornahm.

    „Entschuldigung, dass ich nicht so häufig hier runterkommen konnte. Aber ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel um die Ohren. Und wie geht's dir?“, fragte Luke.

    Der Droide antwortete mit einem gedehnten Pfeifton, während er, sich halb vom Jedi abwendend, ein paar Zentimeter von ihm weg rollte.

    „Ich hab mich doch schon entschuldigt, R2. Ich verspreche, dass wir schon bald wieder unterwegs sein werden. Es ist mir auch klar, dass du es nicht lange an einem Ort aushältst, ohne etwas zu tun zu haben. Aber tja, im Augenblick hatte halt die Ausbildung von Nick Vorrang. Warte mal, du kennst Nick noch nicht, oder?“
    „Ist das Euer Droide?“, fragte sein Schüler derweil, wieder aus dem Cockpit steigend.
    „Ja, er begleitet mich, seit wir Tatooine verlassen haben. Ich habe noch nie einen mit derart viel Persönlichkeit gesehen.“

    R2 wendete wieder halb in der Bewegung, wobei seine Sensorkuppel sich wieder den beiden zuwandte. Doch kaum hatte er Lukes Schüler erfasst, stieß er einen unangenehm hohen Pfeifton aus.

    „Was ist denn los?“, fragte Luke verwirrt.

    Zurück kam nur eine Abfolge von kreischenden Tönen, während R2 hastig den Rückwärtsgang einlegte. Dabei preschte der Droide auch sogleich in einen ungünstig platzierten Werkzeugschrank, dessen Inhalt sich prompt über ihm ergoss. Ein stocksauerer Techniker begann zwar schon darüber zu schimpfen, doch R2 setzte seine überstürzte Flucht zeternd fort, sodass nur noch einige ungläubige Blicke in Richtung Ausgang davon zeugten, was eben geschah.

    „Komisch, so hat er sich noch nie benommen...“, stutzte Luke.
    „Vielleicht mag mich Eure kleine Blechbüchse einfach nicht“, stellte Nick fest.
    „Ich werde trotzdem nachher noch einmal mit ihm reden müssen“, beschloss Luke.

    Auf das Nachher musste er deshalb warten, weil noch in diesem Augenblick die Warnsirenen angingen, auf die der Jedi wartete, seit sie hier oben angekommen waren.

    „Achtung auf dem Flugfeld. Eingehendes Geschwader im Landeanflug“, schallte aus den Lautsprechern.

    Die anwesenden Techniker folgten dem Ruf relativ gemächlich, da sich niemand direkt auf dem für die Landung gekennzeichneten Zentrum des gewaltigen Raums befand. Luke und sein Schüler betrachteten dennoch gebannt das Schauspiel als sich eine der beiden schweren Durastahl-Schotts öffnete, welches die gesamte Breite der Wand ausmachte. Nur noch ein schwach bläulich leuchtendes Kraftfeld stand zwischen ihnen und dem Vakuum des Raums. Kurz danach wurde besagtes Kraftfeld bereits von den ersten X-Wings durchquert, die im Schwebemodus sanft auf dem Deck aufsetzten und zu freien Parknischen gezogen wurden.

    „Komm mit. Du musst da ein paar Leute kennen lernen“, wandte sich Luke kurz an seinen Schüler.
    „Ihr wusstet, dass die kommen?“
    „Ja... ich habe das Schwadron sogar angefordert. Und um ganz ehrlich zu sein, ich musste einige Beziehungen spielen lassen, um sie von ihrem aktuellen Posten abziehen zu können.“

    Er marschierte übers Flugdeck hin zu der Nische, zu der man den Anführer gebracht hatte. Nick folgte ihm auf dem Fuße. Als sie die zusammengeklappten Flügel des Jägers umrundeten, war der Pilot gerade dabei sich aus seinen Gurten zu lösen. Ein kurzer Seitenblick fiel auf die Neuankömmlinge, die er mit einem kurzen Nicken begrüßte. Luke fiel dabei auf, dass Nick mit erhobenen Augenbrauen den Rumpf des X-Wings musterte, auf dem der Besitzer mit TIE-förmigen Stempeln seine Abschüsse markiert hatte. Eine besonders aufwändige Markierung hatte die Form des Todessterns.

    „Hey, Jedi-Meister“, wandte sich der Pilot an Luke, kaum war er die Leiter hinunter gesprungen.
    „Hey, Wedge“, stellte Luke mit ernster Miene fest.

    So standen sie sich einige Sekunden gegenüber, bis Wedge Antilles seinen Helm abnahm und seinen ehemaligen Flügelmann lachend umarmte.

    „Es tut gut, dich wieder zu sehen, Luke. Ich hoffe, du hast die Weisheit gefunden, nach der du gesucht hattest. Wir hätten deine Hilfe nämlich echt gebrauchen können.“

    Luke rieb sich an einer Schläfe.

    „Ist es denn wirklich so schlimm?“
    „Na ja... das Imperium scheint nach Hoth Blut geleckt zu haben. Die imperiale Flotte durchkämmt systematisch die ganze Galaxis nach allem, was auch nur annähernd nach Allianz aussieht. Wir haben Dutzende Außenposten verloren und viele uns freundlich gesinnte Regierungen halten sich lieber bedeckt als uns weiter mit Geld und Equipment zu versorgen. Die Imps haben die Strafen noch einmal verschärft, die sie gegen Unterstützer verhängen. Luke, wir haben viele gute Piloten da draußen verloren.“
    „Deswegen bin ich hier. Und ich denke, ich kann eine neue Hoffnung für uns präsentieren“, er deutete auf seinen Schüler. „Das hier ist Nick Vevron. Und er scheint sich vorgenommen zu haben, sich mein gesamtes Wissen über die Macht in drei Wochen anzueignen.“

    Wedge streckte seine Hand aus, die Nick nach kurzem Zögern schüttelte. Er schien sich noch nicht ganz klar zu sein, wie er den Neuankömmling einordnen sollte. Luke wollte das so schnell wie möglich ändern.

    „Und das hier ist Wedge Antilles. Anführer von Rogue Squadron. Du willst die besten Piloten der Galaxis sehen? Dann brauchst du nicht mehr weiter suchen. Denn sie haben sich alle auf diesem Schiff eingefunden.“

    Nun traten auch die anderen Mitglieder seines alten Geschwaders an sie heran, allesamt in ihren orangenen Overalls und den weißen Helmen unterm Arm. Sie waren alle gekommen. Neben Wedge erkannte er noch Keir Santage, die Freunde Wes Jansen und Derek 'Hobbie' Klivian, Sila Kott, sowie Grizz Frix. Doch es gab auch zwei, die er noch nicht kannte,aber er würde sich die Zeit für sie nehmen, denn sie waren nicht ohne Grund Rogues, so wie er einst.

    „Schön, euch alle zu sehen“, stellte Luke zufrieden fest.
    „Also Luke, was beschert uns die Ehre für diesen Ausflug?“, fragte Wes. „Du wirst doch nicht alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um uns offiziell hierher versetzen zu lassen, nur um in Nostalgie baden zu können.“
    „Nicht, dass wir nicht trotzdem gekommen wären...“, warf Antilles ein.
    „Nein, Wes hat recht. Tatsächlich stehe ich vor einem kniffligen Flug, bei dem ich hoffte, auf eure Hilfe zählen zu können.“
    „Worum geht's?“, fragte Frix unumwunden.
    „Was meinst du wohl? Es ist eine Selbstmordmission, verdammt! Wann war es denn mal nicht eine Selbstmordmission?“, raunte Hobbie.
    „Wollen wir das nicht lieber in Ruhe woanders besprechen?“, fragte Luke in die Runde.

    Die bohrenden Blicke der Kameraden, die ihn umzingelt hatten, irritierten ihn gerade etwas.

    „Wir sind doch hier bei unseren Maschinen praktisch zuhause. Ich wüsste nicht, wo wir mehr Ruhe hätten“, bemerkte Wes.
    „Und wenn uns dein Plan nicht gefällt, sind die Fluchtwege kurz“, fügte Hobbie hinzu.

    Luke hob entwaffnet die Hände und nickte. Sie hatten es so gewollt. Er zückte einen kleinen Holoprojektor und projizierte ihr Ziel in die Luft. Eine von Eis bedeckte Welt mit einer Golan-I Kampfstation im Orbit.

    „Oh, nicht schon wieder Hoth. Wenn ich noch einmal einen Taun-Taun riechen muss, werde ich mir die Nase abschneiden müssen...“, kam von Derek.
    „Das ist nicht Hoth. Das ist eine uralte Hochburg der Jedi. Und ihr müsst ja nicht selbst dort landen, sondern nur uns beide sicher dorthin bringen.“
    „Ilum“, platzte es aus Wedge heraus. „Ich habe die Berichte gelesen. Alle Tempel wurden zerstört und der Planet jahrelang vom Imperium blockiert, damit kein Jedi zu ihm gelangen konnte.“
    „Ganz richtig“, stimmte Luke zu. „Doch die Lage hat sich gebessert. Es befinden sich keine Sternenzerstörer mehr im Orbit, sondern nur noch diese Defensivplattform und eine Hand voll veralteter Acclamators sowie zwei Venator-Kreuzer aus den Klonkriegen.“
    „Okay“, begann Wes verschmitzt grinsend. „Ich sehe kein Problem an dem Vorhaben. Dann sind das halt acht Rogues... also neun mit dir, Luke. Gegen... Sagen wir... Zwanzigtausend Imps?“
    „Nick wird bis dahin auch wieder fliegen, schätze ich“, hielt Luke dagegen.

    Von seinem Schüler kam nur ein verdutztes „Warum nicht...“, doch das war besser als nichts.

    „Oh, dann sind wir also zehn. Das erhöht unsere Chancen natürlich drastisch.“
    „Jetzt mal ernsthaft, Wes, gegen das, was man sonst von uns verlangt, wirkt das wie ein Spaziergang“, meinte ausgerechnet der sonst so pessimistische Hobbie und das allein reichte, um allen Anwesenden kurz einige Sekunde Stille zu bescheren. „Was ist? Ich sage es doch nur, wie es ist.“
    „Okay, Luke“, schloss Wedge diesen Diskurs. „Wir helfen dir natürlich gerne bei der Angelegenheit, doch vielleicht wäre es ja noch ganz gut zu wissen, warum euer kleiner Ausflug nirgendwo anders hin stattfinden kann.“

    Der Jedi holte tief Luft bevor er antwortete. Diese Frage hatte er befürchtet und sie ging ihm immer und immer wieder durch den Kopf. Sein Schüler hatte sich zu beweisen, das stand fest. Und es gab einfach keinen geeigneteren Ort als Ilum, so wie die helle Seite dort pulsierte. Doch wie erklärte er das am besten seinen Freunden, die sich nicht weniger für den Einfluss solcher Rituale auf die Zukunft seines Schülers interessieren könnten? Vor allem, wenn besagtes Ritual voraussetzt, in eine offensichtliche Falle zu fliegen.

    „Ilum ist schon seit Jahrtausenden zentral für die Initiation von neuen Jedi. Man reist dorthin, um nach den seltenen Kristallen zu suchen und sein erstes Lichtschwert zu konstruieren. Die Macht ist stark an diesem Ort und selbst nach der 'Säuberung' dürfte es einer der wenigen Orte sein, die nicht von der dunklen Seite befleckt wurden. Diese Zeremonie war in alten Zeiten entscheidend, weil die Macht dort die Persönlichkeit der jungen Aspiranten formt.“
    „Ja, schön und gut. Aber so wie ich das sehe, kann man das doch auch durchaus nach dem Krieg regeln. Wenn nicht mehr ein großes Schild mit der Aufschrift 'Falle' an dem Planeten hängt“, Wedge wirkte nicht überzeugt. „Außerdem hast du doch so ein Ding gebastelt, ohne zu dem Planeten reisen zu müssen.“

    Luke schaute seine Robe hinunter zu dem silbern glänzenden Griff an seinem Gürtel. Wedge hatte natürlich recht. Er hatte es. Doch für welchen Preis konnte er nicht abschätzen. Seine eigene Ausbildung war drastisch gestrafft, sein Wissen von der Macht nur bruchstückhaft und Yoda warnte ihn davor, dass er viele der komplexeren Techniken eines Jedi noch nicht beherrschen würde. Dieses Schwert, so stolz er auf die Konstruktion auch war, repräsentierte diese Hast mit jedem Detail. Zugegeben, es war handgefertigt. Doch es bestand größtenteils aus diversen Blaster-Ersatzteilen, die er notdürftig zurecht geschliffen hatte. Die Fokuslinsen im Inneren musste er auf dem Schwarzmarkt kaufen und er hatte keine Ahnung, aus welchen Quellen sie bezogen wurden. Und der Kristall, die Quelle seiner Klinge, war aus ebenso verdächtigen Chemikalien synthetisch gefertigt worden in einem behelfsmäßigen Ofen. Auf dieselbe Art wurden die roten Sith-Klingen gefertigt und das war Luke nur allzu sehr bewusst. Es ging zu leicht. Dies war nicht die Art, wie ein Jedi seine symbolträchtige Waffe konstruieren sollte. Und dieser Schatten des Zweifels, der ihn seit Bespin plagte, trug seinen Teil dazu bei. Jetzt drohte seinem Schüler die gleiche Überstürzung. Hier, wo er seine Ausbildung auf einem im Krieg befindlichen Kreuzer beginnen musste. Immer auf der Flucht vor imperialen Patrouillen. Ununterbrochen mit den Hoffnungen und Erwartungen der Rebellen konfrontiert. Nein, das konnte er seinem Schüler nicht antun. Er musste erfahren, was es wirklich heißt, ein Jedi zu sein. Er sollte nicht die Gratwanderung zwischen heller und dunkler Seite durchmachen müssen, die Luke im Begriff war zu beschreiten.

    „Tut mir leid, es aber es ist schlicht und ergreifend notwendig, um ein wahrer Jedi zu werden. Etwas, für das es bei mir vielleicht schon zu spät ist.“

    Es herrschte Stille. Zumindest bis auf das Summen einer Schraubmaschine aus einer der Nischen und das Klicken der kostbaren Instrumente, die wieder in den Schrank geräumt wurden, den R2 zuvor angerempelt hatte. Doch das Rogue Geschwader schluckte im Angesicht der ernsten Feststellung Lukes. Dessen Blick fiel auf seinen Schüler. Nick sah aus, als sei ihm nicht wohl. Er starrte nur missmutig den Boden an. Es war die Wahrheit, die Luke aussprach. Und dennoch fühlte er sich ebenso wenig wohl dabei, die Erwartungen an Nick noch weiter anzuheizen und ihn so zu überrollen. Er spürte, wie schlecht seinem Schüler der Druck bekam, dem er ihn wissentlich aussetzte. Letztendlich hoffte Luke weiterhin, dass sich auf Ilum seine Zweifel in Luft auflösen würden. Vielleicht sogar ihrer beider Zweifel...

    to be continued...

  7. #7
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 6 - Hinterlassenschaften


    „Eine Sauerei ist das hier vielleicht“, stellte Piett säuerlich fest, als er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen an der Seite Vaders schritt. Der Sith wusste nicht recht, warum Piett sich überhaupt seinem Außenteam angeschlossen hatte. Auf seine Nachfrage hin reagierte der Admiral erstaunlich selbstbewusst.

    „Man betritt nicht alle Tage eine Einrichtung, die nicht existiert“, hatte er ihm stolz verkündet. „Doch wenn Ihr meine Anwesenheit nicht wünscht, kehre ich gerne zur Brücke zurück.“

    Wenn es ihm noch körperlich möglich gewesen wäre, so hätte Vader mit den Schultern gezuckt. Es war völlig bedeutungslos. Der Imperator kam offensichtlich noch nicht dazu, die Beweise verschwinden zu lassen, doch selbst wenn seine Agenten ausgerechnet jetzt eintreffen würden, so würden sie es nicht wagen, der Executor und 14 weiteren Sternenzerstörern entgegenzutreten. Auch ansonsten fiel Vader niemand ein, der sie an diesem Ort belästigen sollte. Denn der Standort war gut gewählt. Der hiesige Sternenhaufen war eingerahmt von einem Nebel, der lästigen Hinterlassenschaft einer Supernova, deren Radioaktivität vor einigen Millionen Jahren alle Planeten hier entvölkert hatte. Inmitten dieser toten Systeme gab es einen abgelegenen Mond, fernab der einzigen Handelsroute, auf welchem sich neben dichten Urwäldern nur ein einziger unterirdischer Bunker befand. Dessen Abschirmung war selbst nach der Erstürmung durch Rebellentruppen noch so gut, dass die Sensoren der Executor ihn wahrscheinlich nie gefunden hätten, wenn sie nicht genau gewusst hätten, wonach sie suchen.

    „Wie konnten die Rebellen eine solche Einrichtung nur finden, Lord Vader? Sie mussten einen Tipp bekommen haben, anders kann ich es mir nicht vorstellen“, meinte Piett, während sie die Sturmtruppen dabei beobachteten, wie sie die verlassenen Räume abklapperten und nach Hinweisen absuchten.

    Sie suchten nicht nur nach Spuren der Täter, sondern auch, wozu diese Einrichtung diente. Dass sie imperial war, konnte man gleich erkennen. Überall lagen die verrottenden Leichen von Sturmtrupplern, Offizieren und Wissenschaftlern mit imperialen Uniformen, die sie als solche kennzeichneten. Die Rebellen schienen ihre Verluste mitgenommen, ihrem Feind die letzte Ehre aber nicht erwiesen zu haben.

    „Ich teile Ihre Meinung, Admiral, und glaube nicht an einen Zufallsfund“, gestand sich Vader ein. „Doch glaube ich auch nicht, dass es zur Aufklärung beiträgt, den Schuldigen zu entlarven. Wenn die Rebellen Hilfe von Innen hatten, wird diese schon lange untergetaucht sein. Wir werden mehr Erfolg haben, die Soldaten aufzuspüren, die den Angriff durchgeführt haben.“

    Sie waren nach der Landung und dem Passieren des aufgesprengten Eingangstores schon einige Minuten lang den Korridoren gefolgt. Was sie bisher fanden, war ernüchternd. Bis auf totes Personal, deutliche Kampfspuren und die schmucklosen Wohnbereiche hatten sie nichts von Interesse entdecken können. Offenbar waren sie gezwungen, tiefer in die Anlage hinab zusteigen, um deren Geheimnis zu lüften. Was die Theorie der direkten Kontrolle des Imperators weiter unterstützte war die Tatsache, dass die Ausweise der Leichen gültige Personalnummern des Imperiums aufwiesen, ein kurzer Blick in die Datenbank jedoch nur leere Dossiers offenbarte. Jemand von ganz oben hatte große Anstrengungen unternommen, ihre Existenz aus allen Akten zu löschen.

    „Mein Lord, das sollten Sie sich ansehen“, sprach einer der Sturmtruppler kurz nachdem er aus einem Seitengang zurückgekehrt war.

    Vader nickte und so folgten sie dem Mann einige Schritte, wobei sich die Kampfspuren hier drastisch erhöhten. Der ganze Korridor war in jeder Richtung mit Einschusslöchern übersäht. Offenbar hatten die Rebellen große Mühen, jemanden zu töten oder... etwas. Drei Sturmtruppler standen versammelt um einen großen Körper, der überseht mit Einschüssen auf dem Boden lag. Seinen Repetierblaster hielt das Ding immer noch fest mit eisigem Griff umklammert.

    „Ein Droide“, stellte Piett stirnrunzelnd fest.
    „Dark Trooper. Allem Anschein nach Phase 2“, erläuterte Vader knapp. „Es sind nur noch wenige im Umlauf, seit der Imperator das Projekt einstampfte.“
    „Wir haben noch vier weitere den Gang runter gefunden“, warf der Sturmtruppler ein, der sie hierher geführt hatte.
    „Ziemlich teure Wachtposten, findet Ihr nicht auch?“, fragte Piett.

    Sie waren zumindest ein Zeichen, schlussfolgerte der Sith. Ein Zeichen, dass sie hier richtig waren. Zusammen mit den Sturmtruppen drangen sie entsprechend tiefer in diese Richtung vor. Doch schon bald stießen sie auf eine Sackgasse in Form eines leeren Schachtes in die Tiefe. Der Fahrstuhl war nicht mehr intakt, offenbar von einem Thermaldetonator zerrissen, wenn Vader die Schmorspuren an den Schachtwänden richtig deutete. Darum blieb ihnen nichts anders übrig als eine Reihe von Fluchtleitern zum Abstieg in die Tiefe zu verwenden. Unten angekommen erwarteten sie weitere Trümmer, weitere Leichen und etwas, was an diesem Ort aus grauem Stahl seltsam deplaziert wirkte. Das großzügig bemessene Labor enthielt diverse Computer, zahlreiche zerstörte Droiden und kalkweiße Behälter, die Vader nur allzu bekannt vorkamen.

    „Nein...“, entfuhr es dem Sith-Lord, bevor er eiligst voran stürmte und die Gerätschaften ausgiebiger begutachtete.

    Die Rechner wurden durch gezielte Blasterschüsse zerstört und offenbar hatte man in einer Ecke alle Datapads und Papieraufzeichnungen angezündet, sodass nur noch Asche und verkohlte Plastikreste von den Akten übrig blieben. Die Bottiche waren allerdings unversehrt und bis auf die bläulich schimmernde Nährlösung leer.

    „Ihr wisst, was das für eine Einrichtung ist, Lord Vader?“, fragte der Admiral, seine Umgebung unsicher musternd.
    „Diese Technologie ist kaminoanisch“, stellte Vader mit kaum wahrnehmbarem Seufzen fest. „Es ist eine Klonanlage.“
    „Für was?“

    Vader wusste es nicht. Doch so, wie er Palpatine einschätzte, konnte es nichts Gutes gewesen sein. Die Rechner waren der Schlüssel. Er wandte sich eine der beschädigten Konsolen zu, hockte sich hin und löste mithilfe der Macht die Schrauben der durchlöcherten Abdeckplatte am Fuß.

    „Die Rebellen scheinen es nicht gewagt zu haben, allzu lange hier zu verweilen und die Vernichtung aller Informationen sicherzustellen“, bemerkte der Admiral hinter ihm.
    „Der Datenkern ist noch intakt, nur der Stromanschluss dieser Konsole wurde getroffen“, stellte Vader nachdenklich fest.

    Sie könnten versuchen, so viele Festplatten wie möglich sicherzustellen und auf der Executor auszuwerten. Doch Palpatine neigte dazu, derart wichtige Daten mit Sprengfallen zu versehen. Er riskierte, sie alle unter dieser Anlage zu begraben, sollte er es wagen, Hardware zu entfernen. Er musste also mit dem auskommen, was sie hatten. Etwas kribbelte in seinen Fingern und dies war keine Fehlfunktion der Prothesen. Er griff zu seinem Gürtel, wo sich ein Kit für Notfallreparaturen an seinem Anzug befand. Er spürte zwar die erstaunten Blicke, die sich Piett und die Sturmtruppen zuwarfen, doch er wollte so schnell wie möglich Antworten haben. Mit seinem Plasmalötgerät konnte er binnen weniger Minuten funkensprühend die wichtigsten Leitungen wiederherstellen und die weniger wichtigen überbrücken, sodass das Gerät mit einem Knistern wieder ansprang.

    „Es spielt uns in die Hände, dass der Schaden nicht sonderlich groß war“, bemerkte Vader, während er sich wieder erhob und sein Equipment sorgfältig zusammengelegt in seiner Gürteltasche verschwinden ließ.

    Der dunkle Lord begann nun mit übermenschlicher Geschwindigkeit die Dokumente zu überfliegen, die der Computer ihm darbot. Offenbar hatten die Rebellen Erfolg gehabt, einige der technischeren Dateien zu entsorgen, doch die offiziellen Logbücher des leitenden Wissenschaftlers waren noch weitgehend intakt.

    „Wir haben vor etwas weniger als drei Stunden die Prototypen vernichtet und beginnen nun mit dem finalen Produkt“, begann der kaminoanische Projektleiter in dem ersten Holovideo, welches noch abspielbar war. „Wir haben acht Eizellen in die Inkubatoren eingesetzt. Unsere Quote ist bislang überdurchschnittlich gut. Trotz der massiven Modifikationen an dem uns verfügbaren Erbgut haben sechs von ihnen den Prozess überstanden. Wir werden ihren Weg die kommende Woche über verfolgen und uns dann für den stärksten entscheiden. Nach all den Testreihen und den Erfahrungen, die wir aus der Order 66 gewonnen haben, wird seine genetisch programmierte Loyalität ohne jeden Makel sein.“

    Vader fand den Stolz in der Stimme des Aliens erstaunlich ironisch, wenn man bedachte, dass dessen faulender Leichnam hier zu seinen Füßen lag. Das Datum der Aufzeichnung ließ ihn jedoch stutzen. Diese Einrichtung schien ihre Arbeit noch während der Klonkriege aufgenommen zu haben, denn der Klon wurde vor zwanzig Jahren, kurz nach Gründung des Imperiums, geboren. Mit dem beschleunigten Wachstum eines republikanischen Klonsoldaten wäre dieser jetzt etwa doppelt so alt und diese Einrichtung nicht mehr in Benutzung. Und selbst wenn er normal altern würde...

    „Fünf Monate sind seit der Entstehung unseres Freundes hier vergangen. Imperator Palpatine wird begeistert sein, wenn er geschlüpft ist. Wir haben die Blutwerte analysiert und der Anteil der Midichloreaner hat unsere besten Erwartungen übertroffen. Palpatine wird nicht mehr als den perfekten Schüler erhalten.“

    Der Eintrag endete dort und Vader rang den plötzlichen Drang nieder, seine Faust in der Konsole zu versenken. Schüler. Das Wort hallte weiterhin unheilvoll in seinen Ohren. Schüler, nicht Attentäter. Die Erkenntnis fühlte sich an, als würde ein Fallbeil über seinem Hals schweben, jeden Augenblick damit drohend, auf ihn hinabzusausen. Er war der Schüler des Imperators. Bis jetzt zumindest. Sein Meister plante von Anfang an, ihn zu ersetzen. Er war nicht naiv genug, zu glauben, Palpatine würde eine Loyalität ihm gegenüber empfinden und ihn nicht sofort fallen lassen, sobald sich ein günstige Alternative bot. Doch der Fakt, wie lange das hier geplant war, machte dem Sith mehr zu schaffen, als er zuzugeben bereit war. Eines war aber sicher: Vader musste mehr herausfinden. Er hatte keine andere Wahl...

    „Wir haben sämtliche motorischen Tests abgeschlossen“, verkündete der Projektleiter stolz. „Das Subjekt zeigt athletische Höchstleistungen für sein Alter. Ich kann es kaum glauben, dass wir schon so weit sind. Fünf Jahre ist es her, dass wir ihn in die Reifekammer eingefügt haben. Wir werden ab jetzt anfangen, ihm Erinnerungsengramme für die Fähigkeiten einzupflanzen, die er braucht. Wir werden ihm Sprachen und Mathematik, die Lehren der Macht und verschiedenste Kampftechniken beibringen. Die ganze Prozedur dürfte unter normalen Umständen nur einen Bruchteil der Zeit kosten, die man zur Ausbildung eines normalen Menschen benötigt. Dennoch sollen wir ihn hier behalten, bis er ausgewachsen ist. Ich fürchte, der Imperator hat seine Meinung ziemlich klar gefasst, dass er keinen Teenager als rechte Hand gebrauchen kann.“

    Ungeduldig scrollte Vader bis ans Ende der Liste von Holovideos. Er musste wissen, was zum Schluss passiert ist.

    „Der Imperator hat seinen persönlichen Besuch für nächste Woche angekündigt. Ich bin mir sicher, dass er sich jetzt dazu geneigt sieht, sein fertiges Produkt abzuholen. Das Subjekt ist voll ausgewachsen und verfügt über das Wissen eines ausgebildeten Sith. Er muss ihn einfach zu schätzen wissen. Tja... Das ist der große Moment, auf den wir alle gewartet haben. Wir freuen uns schon, was für weitere Projekte die Zukunft bringen wird. Ich für meinen Teil möchte nach Kamino zurückkehren und beim Wiederaufbau von Tripoca City helfen. Mit diesen Ergebnissen werde ich den Imperator mit Sicherheit davon überzeugen können, seine Auflagen gegen unsere Kloneinrichtungen aufzuheben und uns zum Ruhm der alten Tage zurückzuführen. Andere aus meinem Stab sind allerdings nicht ganz so zuversichtlich. Sie befürchten, dass 20 Jahre Arbeit im Geheimen ihren Lebensläufen nicht gerade gut tut. Und dann wäre da noch Dr. Hemma. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie von unserem Freund nicht etwas zu sehr eingenommen ist. Er mag zwar den Großteil seines Lebens im Halbschlaf verbracht haben, trotzdem verbringt sie erstaunlich viel Zeit außerhalb der täglichen Routine bei seiner Kammer. Die beiden zu trennen wird uns wohl einiges an Fingerspitzengefühl abverlangen.“

    Das war alles. Es endete hier. Irgendwann in der Folgezeit kam der Angriff. Vader schöpfte Hoffnung. Der Imperator hatte sich die ganze Zeit auf Coruscant aufgehalten, seinen Besuch bei dieser Einrichtung schien er nicht angetreten zu haben. Und hätte er ihn bereits abgeholt, dann wäre Vader diesem Klon längst begegnet. Diesem willenlosen Diener für den Imperator. Ohne Ambition, unfähig zum Verrat. Und... machtsensitiv. Vader schluckte im Angesicht der Erkenntnis. Das war nicht einfach ein neues Spielzeug für seine Sammlung, kein weiterer Attentäter. Der Leiter der Einrichtung sprach stolz vom 'perfekten Schüler'. Vader starrte verdattert auf die verbliebenen Unterlagen vor ihm. Natürlich. Er hätte es voraussehen müssen. Palpatine wollte die Tradition der Sith brechen, vor der er sich über alle Maßen fürchtete. Seine Attentäter waren nur schwach machtbegabt, damit sie zu keiner Bedrohung wurden und Vader als der eigentliche Schüler hatte genug Probleme mit seinem lebenserhaltenden Anzug, um einen ernsthaften Kampf mit seinem Meister zu überstehen. Das war sein Ziel. Ein Meister zu sein, der nicht von seinen Schülern gestürzt und abgelöst werden kann. Ein Schüler, der sein volles Potenzial ausschöpfen könne, ohne sich gegen Palpatine zu wenden. Ein... Ersatz für Vader. Nein, die Erkenntnis traf den Sith wie ein Lichtschwertstich ins Herz. Er war der Ersatz. Eine Übergangslösung, gekettet an das lebenserhaltende Gefängnis, welches ihn nun schon seit zwanzig Jahren quälte. Zwanzig Jahre. Und diese Einrichtung wurde kurz nach seiner Transformierung gegründet. Es war von langer Hand geplant. Und irgendwann hätte der Imperator ihm stolz das Ergebnis präsentiert und seinen langjährigen Vollstrecker anschließend entsorgen lassen, wie der Abfall, als den er sich gerade fühlte. Und doch kochte die Wut in ihm auf. Es war nämlich noch nicht vorbei. Es gab keine Leiche hier unten. Vom fertigen Klon fand sich bis auf seine Geburtsstätte keine Spur. Die Ironie war, dass das Ergebnis all dieser Mühen den Rebellen in die Hände fiel. Rebellen, die höchst wahrscheinlich nicht einmal ahnten, in was sie sich hier einmischten. Er musste schnell handeln, bevor es der Imperator tat.

    „Alle Truppen sollen sofort zum Sammelpunkt zurückkehren!“, blaffte er die Sturmtruppen an und ignorierte dessen panische Funkrufe an alle, als er selbst schon aus dem Labor hinaus stürmte.

    Viel zu lange zwanzig Minuten später marschierte Vader wie der leibhaftige Tod auf der Brücke seines Flaggschiffs ein. Die Waffenleitkontrolle war das erste Ziel seines rasenden Zorns.

    „Visieren Sie die Basis an. Ich will sie restlos ausgelöscht sehen.“
    „Jawohl, mein Lord“, gab der zuständige Offizier zurück, bevor hastig die Anweisung zum Orbitalbombardement durchgegeben wurde.

    Vader ärgerte sich darüber, dass er das Schiff vorher nicht drehen gelassen hatte. Der Anblick todbringender Lichtblitze, die auf den Planeten niedergingen, hätte seine schäumende Wut auf die Hinterlist des Imperators vielleicht ein wenig besänftigt. Stattdessen musste er sich mit trockenen Textbestätigungen auf dem Bildschirm zufrieden geben.

    „L... Lord Vader...“, erklang eine unsichere Stimme hinter ihm.

    Der Sith wirbelte herum als wäre ihm ein Gegner auf dem Schlachtfeld in den Rücken gefallen. Noch während sein Umhang dem panisch aufschreckenden Waffenkontrolloffizier ins Gesicht wehte, hob der dunkle Lord seinen Arm und packte den Wurm, der es wagte, ihn zu stören, mittels Macht am Hals.

    „Was?“, fauchte er.

    Es war ein Kommunikationsoffizier, wie er an den Insignien der olivgrünen Uniform erkannte.

    „Der... imp... e... a... tor...“, keuchte der Mann mit dem bisschen Luft welches Vader ihm zugestand.

    Er hatte ihn fest in der Hand, er musste nur noch die Schlinge zuziehen, um die kümmerliche Existenz dieses Störenfrieds zu beenden. Doch im letzten Moment ließ er doch von ihm ab und ließ ihn röchelnd auf den Boden herabsinken. Es wäre eine sinnlose Tat gewesen, die keinen brauchbaren pädagogischen Effekt auf die anderen Offiziere gehabt hätte. Stattdessen verließ er wortlos die Brücke auf dem Weg zur nächsten Holotransmitterkammer. In dem leeren Raum angekommen fiel sein Blick auf den Scanbereich und er hielt kurz inne, seine nächsten Schritte überdenkend. Er musste sich wieder beherrschen, das war ihm klar. Ein falscher Schritt und es könnte sein Ende bedeuten. Und dabei war es nicht hilfreich, dass die von der dunklen Seite künstlich gesteigerte Wut sein Handeln übernahm. Nein, er musste Fassung bewahren und durfte seinem Meister nicht zeigen, wie viel er wusste. Darum kniete er auch in seiner gewohnt unterwürfigen Pose nieder, bevor er die Verbindung öffnete. Über ihm erschien dann das Antlitz eines geduldig auf ihn herabblickenden Palpatines.

    „Mein Meister“, wandte sich Vader kühl an diesen.
    „Was tue ich nur mit Euch...“, monologisierte der Imperator, ohne Vader direkt anzusprechen. „Zu erfahren, dass mein Schüler sich in Dinge einmischt, die über seinen Verstand hinaus gehen, hat mich tief getroffen. Wie wenig Vertrauen müsst Ihr bloß in mich setzen...“

    Er setzte nur so viel Vertrauen in seinen Meister, wie es gesund für seine eigene Person war. Das musste er doch wissen? Sollte Vader sich rechtfertigen? Er war zugegebenermaßen verwirrt. Schließlich vermutete er immer noch, dass sein Meister ihm einfach möglichst viele Informationen entlocken wollte.

    „Ich habe nur die Spur der Rebellenangriffe verfolgt, um...“
    „Haltet mich nicht zum Narren, Vader!“, fauchte ihn Palpatine mitten im Wort an, nur um schlagartig wieder in sein ruhiges, genüsslich stichelndes Sprachmuster zurückzufallen. „Ihr solltet Euch wieder erinnern, wo Euer Platz ist.“
    Das wusste Vader nur zu gut: „An Eurer Seite, mein Imperator.“
    „Unter mir, mein Schüler“, korrigierte Palpatine mit feinem Lächeln. „Und in einer solchen Position solltet Ihr solche kleinen... Ausflüge... ab sofort unterlassen. Ansonsten muss ich mich nach jemandem umsehen, der nicht so vergesslich ist, wie Ihr es seid.“
    „Es wird nicht mehr vorkommen“, versicherte Vader knurrend. „Allerdings solltet Ihr vielleicht wissen, dass Eure Einrichtung, wozu auch immer sie diente, von den Rebellen völlig zerstört wurde. Es gab keine Überlebenden.“

    Vader betrachtete die Reaktion seines Meisters mit gut verborgener Freude. Er zögerte mit der Antwort. Ein kurzer Moment des Zweifels flackerte in seinen Augen auf. Triumphierend stellte Vader fest, dass er nichts vom Verbleib seines neuen Schülers wusste.

    „Ein unangenehmer Rückschlag, gebe ich zu. Doch nichts, was Euch belasten sollte. Der Sieg gegen die Rebellen ist nah. Verspielt ihn mit Eurer Neugier und ich verspreche Euch, dass Ihr es bitter bereuen werdet.“

    Die Verbindung wurde kurz danach beendet und ließ einen nachdenklichen Vader zurück. Er hatte schon öfters Vorträge eines unzufriedenen Palpatines über sich ergehen lassen müssen, doch die Art, wie Palpatine dieses Mal mit ihm sprach, ließ den menschlichen Teil unter seiner Rüstung frösteln. Dass sich sein Meister so prompt eingemischt hatte, bestätigte nur seine schlimmsten Befürchtungen. Doch gleichzeitig brachte es ihn in eine knifflige Situation. Würde er tatenlos bleiben, so bestünde die Gefahr, dass einer von Palpatines Attentätern den Klon aufspüren und zurückholen würde. In diesem Augenblick wäre Vaders Leben verwirkt. Doch andererseits musste er befürchten, dass eine direkte Torpedierung von Palpatines Plänen dazu führen könnte in Ungnade zu fallen. Und noch war er nicht in der Lage, einen ausreichend Erfolg versprechenden Coup gegen seinen Meister führen zu können. Eine solche Situation könnte zu einem langen, unberechenbaren Konflikt führen und je länger er andauert, desto unwahrscheinlicher war ein Sieg Vaders. Mit diesen Gedanken kehrte er zur Brücke der Executor zurück, um herauszubekommen, wohin ihn sein Meister scheuchen wird, um ihn von der Fährte wegzulocken. Er erwischte Admiral Piett, der sich bereits wieder aus seiner Gefechtsrüstung gezwängt hatte, im Gespräch mit einem anderen Offizier.

    „Welchen Kurs hat der Imperator befohlen?“, raunte Vader die beiden an, ohne einen direkt zu fokussieren.

    Es war Piett, der sprach: „Wir sollen Rebellenaktivitäten am Rande der unerforschten Regionen untersuchen. Angeblich hat ein außerhalb des Imperiums befindlicher Planet sich entschlossen, seine Neutralität aufzugeben.“

    Natürlich. Sie würden eine Ewigkeit brauchen, um überhaupt dorthin zu gelangen. Lange genug für den Imperator, seinen entlaufenden Schützling einzusammeln.

    „Mein Lord... Sie sollten noch wissen, dass der Imperator persönlich mir noch einen weiteren Befehl gab“, begann Piett nach einigem Zögern. „Falls Ihr Euch entschließen solltet, die Untersuchung des Schicksals des Labors fortzusetzen, so hat Death Squadron die Anweisung, zu intervenieren.“

    Die Offenheit des Admirals verwirrte den Lord der Sith für einen Augenblick.

    „Ist es die Intention des Imperators, dass ich über diesen Befehl informiert bin?“, fragte Vader vorsichtig.
    „Ich fürchte, in diesem Punkt hat er sich vielleicht nicht so klar ausgedrückt, wie es hätte sein können.“

    Vader nickte ungläubig. Er wusste immer noch nicht ganz, was Piett sich von diesem Loyalitätsbeweis versprach. Zugegeben, getragen von der Erfolgswelle der letzten Monate begann Vader die Arbeit des kompetenten Offiziers zu schätzen. Auch die weitere Offizierscrew hatte deutlich weniger Ausfälle zu beklagen als noch bei dem Fiasko mit dem Milleniumfalken. Doch in diesem Augenblick hatte er nicht die Laune, die Intentionen seiner Untergebenen zu erraten. Sein eigener Hals befand sich in einer unsichtbaren Schlinge. Und egal wie er die Situation drehte, es sah nicht gut aus. Seine einzige Chance war es, seinen Konkurrenten so schnell auszuschalten, dass der Imperator gar keine andere Möglichkeit hätte, als so zu tun, als wäre nichts geschehen.

    „Ich denke, Sie haben Ihren Kurs“, stellte der dunkle Lord säuerlich fest, bevor er sich auf den Weg zu seinem Quartier machte.

    to be continued...

  8. #8
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 7 - Traditionen


    Das Schiffskasino der Redemption war an diesem Tag wie ausgestorben. Die Crew der Nebulon-B-Fregatte befand sich in Alarmbereitschaft, während sie am Rande des Ilum-Systems kreuzten. Noch waren sie nicht in Kampfhandlungen mit dem Imperium verwickelt, doch sie hätten jederzeit von Patrouillen entdeckt werden können. Die einzigen, die hier verweilten, waren Mitglieder der Rogue Squadron, die sich vor dem Einsatz einen letzten alkoholfreien Umtrunk gestatteten. So jedenfalls fand Luke sie in ihren orangefarbenen Overalls vor als er zusammen mit seinem Schüler eintrat.

    „Wusste ich doch, dass ich euch hier finden werde“, stellte Luke mit schwachem Lächeln fest.
    „Na los, setz dich zu uns“, forderte Wedge und bot zwei freie Stellen an dem Tisch an, an dem er und Sila Kott saßen.

    Die beiden folgten dem Ruf und setzten sich zu dem Staffelführer, der besonders Nick musterte.

    „Und? Wie fühlst du dich, Kleiner?“

    Die Rogues hatten die Simulatoreinsätze des angehenden Jedi mit großer Anteilnahme verfolgt, allen voran Wedge. Jemand, der bei seinem ersten Einsatz zusammen mit einem Elitegeschwader ins Gefecht einsteigt, sollte natürlich jede Vorbereitung bekommen, die man kriegen konnte. Und die brauchte er, denn trotz Dutzender Flugstunden laut seinem Dossier musste er infolge seiner verlorenen Erinnerungen ganz von vorn anfangen.

    „Ich... bin nervös“, erwiderte Nick nach einigem Zögern.
    „Gut so“, Wedge langte über den Tisch, um ihm auf die Schulter zu klopfen. „Ich würde mir Sorgen machen, wenn es nicht so wäre.“

    Lukes Schüler nickte verhalten, es schien ihn nicht sonderlich aufzumuntern.

    „Was glaubst du, warum wir jeden einzelnen hier unten getroffen haben?“, fragte der Jedi ruhig.
    „Sie sind auch nervös?“, erwiderte Nick skeptisch.
    „Sie haben jeden Grund dazu. Ich fürchte, das wird nicht wie in den Simulationen werden, das Imperium schießt scharf.“
    „Was soll ich eigentlich darüber denken, dass wir hier die Angreifer sein werden?“, wechselte sein Schüler auf einmal das Thema.

    Luke stutzte erst einmal, daher war es Wedge, der zuerst antwortete:

    „Du hast Angst, dass wir die verrückten Terroristen in diesem galaktischen Poker sind?“
    „Der Gedanke kam mir“, gestand sich Nick mit gehobenen Augenbrauen ein.
    „Fein, dann möchte ich dir etwas erklären. Zunächst einmal: Wie vertrauenserweckend wirkt 'Galaktisches Imperium'?“
    „Zugegeben, nicht wirklich. Aber eine Rebellion klingt auch nach ziemlicher Gewalt.“
    „'Allianz zur Wiederherstellung der Republik', wenn ich bitten darf“, warf Sila schmunzelnd ein.
    „Ja, okay“, Nick schien nicht überzeugt zu sein und dennoch versuchte er sich irgendwie aus dem Gespräch herauszuwinden.
    „Nicht okay. Ein Leben ist für das Imperium überhaupt nichts wert. Alles, was sie interessiert, ist die Aufrechterhaltung einer trügerischen Ordnung durch Angst und Terror. Der Imperator lässt täglich tausende Menschen 'vorsorglich' verhaften, mit völlig an den Haaren herbeigezogenen Gründen. Schau dich hier um. Was du hier siehst, mögen auf dem ersten Blick nur ein paar verdammt gute Piloten sein, doch was du erst bei genauerem Hinsehen bemerkst, ist ein tief sitzender Schmerz. Wir mögen es zwar tagtäglich mit dummen Witzen und guter Laune zu überspielen versuchen, aber wir sind trotzdem nicht zum Spaß hier. Jeder hat seine Geschichte. Jeder hat seinen Grund, dort raus zu gehen und Imps in die Hintern zu treten. Auf Sila's Heimatwelt wurden Tausende ermordet als sich die Regierung gegen die Übernahme durch einen Moff gewehrt hatte. Und Luke hier... Verdammt, Luke, hast du ihm nichts erzählt?“
    „Ich... hielt es nicht für so wichtig“, erwiderte der Jedi kleinlaut, nickte aber dem Piloten zu.
    „Du musst wissen, dass Luke mit seinem Onkel und seiner Tante auf einer Staubkugel namens Tatooine lebte. Dann kamen die Schergen des Imperiums, die den Planeten nach einem Droiden mit den Todessternplänen gesucht haben und dabei wie die Axt im Walde vorgegangen sind. Das Ende vom Lied ist: Luke's Onkel und Tante sind von Sturmtruppen umgebracht worden, weil sie ihnen nicht diesen Droiden übergeben konnten. Unser weiser Jedi hier hat seitdem, fürchte ich, niemanden mehr.“

    Luke musste unweigerlich an Owen und Berus Schicksal denken. Er wusste, dass er nichts für sie hätte tun können, wären er und die Droiden zu dem Zeitpunkt daheim gewesen, doch ihr Anblick in der niedergebrannten Farm ließ ihn immer noch nicht los. Trotzdem würde er heute nicht mehr sagen, dass er ganz ohne Familie da stand. Er hatte seine Freunde, die jetzt auf Tatooine waren und... naja... seinen Vater, was auch immer ihm der auch brachte.

    „Und was ist deine Geschichte?“, fragte Nick nun Wedge.

    Dieser lehnte sich jedoch nur zurück und beantwortete die Frage feixend:

    „Okay, ich will nicht behaupten, dass wirklich jeder so einen guten Grund hat. Ich bin Pilot, weil ich nichts anderes kann und die Allianz ist der beste Ort, unter diesen Voraussetzungen etwas zu bewegen.“

    Es war eine Lüge. Wedge hatte ihnen diese Geschichte schon immer aufgetischt und Luke hatte schon immer die Anzeichen gespürt, dass der Pilot etwas zurückhielt, was ihm mindestens genauso viel Schmerz bereitete wie Luke die eigene Vergangenheit. Nick musste es auch gespürt haben, denn er warf seinem Meister einen kurzen, ratlosen Blick zu, den dieser mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln beantwortete. Es wäre unhöflich gewesen, die Sache weiter zu verfolgen.

    „Jetzt bin ich aber enttäuscht“, erwiderte Nick, seine Zweifel mit Humor überspielend.
    „Wie steht's eigentlich mit dir?“, harkte Sila ein.
    „Ich?“, das Lächeln verschwand wieder. „Ich könnte meinen Lebenslauf aus der Datenbank rezitieren, aber wenn ich ganz ehrlich sein will... Eigentlich bin ich hier, weil ich nirgendwo anders hin kann.“
    „Ach ja, der Unfall mit den Sesharas... Das tut mir leid für dich... Ich muss zugeben, als ich davon hörte, waren meine Gedanken nicht unbedingt sehr andächtig.“
    „Ach so?“
    „Du hast nicht zufällig noch ein paar Erinnerungsfetzen an einen gewissen Borik? Vielleicht welche, in denen der Mistkerl angemerkt hat, mir die 300 Credits zurückzuzahlen, die er mir noch schuldet?
    „Da muss ich passen“, er war für einen Moment sprachlos und versuchte die Erkenntnis richtig einzuordnen. „Also... du kennst mein altes Geschwader?“
    „Jep, bei einem Einsatz über Averam hatte ich eine Woche mit denen zusammenarbeiten müssen. Ehrlich gesagt ein ziemlich undisziplinierter Haufen.“
    „Als ob wir wesentlich disziplinierter wären...“, schnaubte Wedge.
    „Du hast keine Ahnung. Ich hab kaum einen Tag erlebt, an denen die nicht völlig dicht waren. Den Einsatz mit eingerechnet... Borik war ein besonderes Kaliber. Als er abgebrannt bei mir ankam, habe ich ihm das Geld eigentlich nur unter der Bedingung geliehen, dass er zukünftig die Finger von mir lassen sollte.“

    Nick schluckte.

    „Und bevor die Frage kommt: Nein, dich habe ich dort nicht gesehen. Das war vor zwei Jahren und ich schätze, da warst du noch viel zu jung für einen Piloten.“
    „Ach so“, er schien nicht so recht zu wissen, ob er das nun positiv oder negativ auslegen sollte.
    „Kopf hoch, ich bin mir sicher, du warst nicht lange genug bei denen, um dich von deren Einstellung anstecken zu lassen. Du bist in Ordnung!“, versicherte Sila ihm.
    „Danke sehr. Ich gebe mein Bestes“, nickte er.
    „Und was wird unser Fliegerass hier in seinem ersten Einsatz im neuen Leben tun?“
    „Nicht viel, fürchte ich“, meinte Wedge dazu. „Wir sind die Eskorte, unsere beiden Jedi hier das Paket.“
    „Ich werde dich dran erinnern, wenn ich dir wieder den Rücken freihalten muss, Wedge“, sinnierte Luke.
    „Als ob das passieren würde. Egal, das war das Stichwort, schätze ich“, Antilles erhob sich und klatschte zwei Mal in die Hände.
    „Rogues!“
    „Uh, der Boss will eine Rede halten“, grunzte Hobbie, der sich Augenblicke zuvor noch im Gespräch mit Wes befand.
    „Danke, Hobbie, wie immer hast du das Offensichtliche erkannt. Nun. Ich möchte mich kurz halten, da ich weiß, wie es euch allen in den Fingern juckt. Wir befinden uns etwa sechs Lichtminuten von Ilum entfernt. Wir werden einen Kurzsprung in drei Gruppen wagen, um ihnen einzuheizen. Eure Droiden haben bereits die Koordinaten, doch ich will, dass ihr wisst, was auf euch zukommt. Die erste Gruppe besteht aus mir, Frix, Santage und Kott. Wir werden in dichter Formation nahe der Patrouillenroute eines ihrer Kreuzer springen. Wir werden einiges an Radau verursachen und hoffentlich ihre ganze Aufmerksamkeit auf uns ziehen. Die zweite Gruppe, bestehend aus Skywalker, Klivian und Jensen, springt etwa eine Minute später...“

    Die Worte des Geschwaderkommandanten schallten immer noch in Lukes Ohren als er im Cockpit seines X-Wings in den Normalraum eintrat. Ein kurzer Blick auf seine Sensorenanzeige enthüllte drei grüne Punkte in seiner direkten Umgebung.

    „Das Paket ist eingetroffen“, raunte er über Funk.
    „Gut, dann macht dass ihr Land gewinnt!“, erwiderte Wedge.

    Luke ließ die Triebwerke seines Jägers aufheulen und betrachtete den bläulich weißen Planeten vor ihm mit unverhohlener Faszination. Bislang hatte er nur in antiken Holocrons aus Bens Hütte davon gehört und seine Koordinaten erfahren. Doch ihn so zu sehen war etwas völlig anderes. Sie waren im Anflug auf ein Stück Geschichte.

    „Schön, R2, wie sieht die Lage aus?“
    „Gruppe 1 = Noch vollzählig // Zwei Geschwader TIE-Fighter = Im Gefecht + Nicht mehr vollzählig“, lautete das Transkript der Pieptöne des Astromechs.
    „Danke für die Info.“
    „Zwei weitere Geschwader = Im Anflug // Gefechtsbereitschaft = Sehr dringend empfohlen.“
    „Nur keine Panik, wir kriegen das hin.“

    Der Droide hatte sich in der Zwischenzeit wieder einigermaßen in seinem Verhalten eingekriegt. Er war Nick gegenüber zwar weiterhin etwas misstrauisch, doch Luke konnte zumindest teilweise herausfinden, warum er so seltsam reagierte. Offenbar sah der Junge jemandem sehr ähnlich, der laut dem Droiden vor Jahren gestorben sei. Nach einiger Diskussion konnte er ihn zwar von der Absurdität dieser Verwechslung überzeugen, doch die regelrechte Angst, die R2-D2 vor seinem Schüler hatte, bereitete ihm immer noch Bauchschmerzen. Und der Droide weigerte sich vehement, ihm mitzuteilen, wer denn überhaupt diese Person sein mochte, die ihn so verstörte. Aber darüber konnte er sich im Augenblick keine Gedanken machen.

    „Wes, Hobbie, ihr habt sie auch auf dem Schirm?“
    „Bestätige, zehn unserer Freunde zu Steuerbord“, kam es von Wes zurück. „Offenbar kommen sie von dem modifizierten Acclamator dort drüben.“
    „Der Kreuzer macht mir keine Sorgen, bis der hier ist, sind wir über alle Berge. R2, wie sehen die Jäger aus?“
    „TIE/LN = Todesfallen // Zusammentreffen < 4 Minuten“, piepste der Droide, gefolgt von gackernden Pfeiftönen, bei deren Übersetzung der Schiffscomputer streikte.
    „So weit ab von den regulären Schlachtfeldern wird man denen wohl kaum besseres Equipment geben können. Also nichts, womit wir nicht fertig werden können. An alle: S-Flügel in Angriffsposition!“

    Die Flügel der vier Kampfjäger klappten noch auf, kurz bevor sie steil zur Seite ausscherten. Die Rebellen hatten vor, die TIEs abzufangen, die eigentlich dabei waren, sie selbst abzufangen. Luke stellte seine Komm auf seinen Schüler ein.

    „Und, Nick? Bei dir ist alles in Ordnung?“
    „Ich bin konzentriert, Meister“, erwiderte dieser mit hörbarer Nervosität in der Stimme.
    „Ganz ruhig, es ist wie in den Simulationen.“
    „Ich hab die Frontschilde verstärkt, R5 hat die Zielhilfe eingeschaltet und die Manövrierdüsen in die Gefechtsempfindlichkeit gebracht. Habe ich etwas vergessen?“
    „Nun... wie steuerst du?“
    „Ich benutze meine Hände“, erwiderte Nick in einer Mischung aus Sarkasmus und Irritation.
    „Gute Idee“, konterte Luke. „Warum bin ich nicht selbst drauf gekommen? Eigentlich wollte ich darauf hinaus, ob du die Macht spüren kannst.“
    „Die kommen direkt auf uns zu und Ihr wollt daraus jetzt eine Lektion in der Macht machen?“, fauchte sein Schüler zurück.
    „Kannst du sie spüren?“, Luke ließ sich nicht abschütteln.
    „Im Vakuum? Nein, ich... doch... mein Schiff, eine Insel im Dunkeln, irgendwie so etwas. Reicht das?“
    „Du brauchst nicht gleich aggressiv reagieren. Konzentriere dich auf deine innere Ruhe. Die Macht ist mit dir, immer. Jederzeit. Schließe die Augen und spüre, wie sie dich, dein Schiff und die Schiffe deiner Gegner durchströmt. Nutze dieses Wissen, denn wenn du dich ihm hingibst, wird es dich durch alle Gefahren leiten.“
    „Okay“, kam nur etwas ungläubig zurück.
    „Okay“, echote Luke mit Nachdruck.

    Die feindliche Formation näherte sich ihnen derweil rasant. Für das bloße Auge kaum mehr als graue Punkte, angestrahlt vom reflektierten Licht der Planetenoberfläche, wurden sie jedoch schon rasch größer. Auf seinem taktischen Display wurden praktischerweise schon die roten Punkte grün umrandet, auf die seine Flügelmänner bereits ihre Zielerfassungssensoren eingestellt hatten. Zufrieden stellte Luke fest, dass Nick sich ebenfalls ein Ziel gesucht hatte. Der Jedi tat es seinem Schüler nach und lehnte sich angespannt an sein Steuer.

    „Wir kommen in effektive Feuerreichweite in Fünf...Vier...Drei...“, Luke konnte sich im Nachhinein nicht daran erinnern, ob er die letzten drei Zahlen noch ausgesprochen hatte.

    Der Zusammenprall der beiden Formationen war kurz und heftig. Rote und grüne Energieblitze zuckten an seinem Cockpit vorbei, als Luke sein erstes Ziel vor ihm bereits verglühen sah. R2 schaltete sofort auf das nächste um, sodass er zwischen hektischen Kurskorrekturen zum Ausmanövrieren der feindlichen Geschosse seinen Jäger nur einmal kurz ruhig halten musste, um auch dieses auszuschalten. Und schon in diesem Moment sausten die TIEs mit kreischenden Ionentriebwerken an ihm vorbei, um einen neuen Anflug zu starten. Luke checkte seine Anzeigen und stellte fest, dass das Energieniveau seiner Frontschilde marginal angekratzt wurde, er hatte also keinen direkten Treffer kassiert.

    „Ich hab einen erwischt!“, schallte Nicks Stimme aus der Komm.
    „Gut gemacht. Werd bloß nicht übermütig.“ Luke konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    „Ich glaube, ich kann noch einen von ihnen kriegen...“

    „Darauf wirst du noch etwas warten müssen, Wes und Hobbie kriegen das schon hin.“
    „Verstanden, wir geben eurem Anflug Rückendeckung“, erwiderte Hobbie.

    Nur den Bruchteil einer Sekunde später machten die beiden Piloten eine scharfe Drehung, um sich den verbliebenen drei TIEs zuzuwenden. Luke und Nick derweil falteten ihre S-Flügel zusammen und nahmen mit maximaler Geschwindigkeit den Kurs nach Ilum wieder auf. Sie hatten noch einige Minuten an Strecke zu überbrücken, da sie aufgrund des Gravitationssogs des Planeten nicht wagten, allzu dicht unter Lichtgeschwindigkeit zu gehen. Luke betrachtete dabei peripher, was mit Wedge und Gruppe 2 los war.

    „Santage, pass über dir auf!“, erklang die Stimme von Wedge.
    „Frix hier, bin dran.“
    „Danke für den Feuerschutz, Rogue Leader, ich schnappe mir den Augapfel bei deiner Drei.“
    „Bin eingekesselt, Santage, wo bist du?“
    „Bei deiner Sieben, werde in einer Sekunde da sein.“

    Ein kurzer Blick auf das Radar zeigte ziemlich schnell, dass sie von allen Seiten eingekreist wurden. Drei weitere TIE-Geschwader hatten es auf sie abgesehen, die von den langsam aufschließenden Trägerschiffen ausgesandt wurden. Es waren so viele Gegner, dass diese sich beim Manövrieren schon gegenseitig im Weg waren. Luke juckte es in den Fingern, ihnen zu Hilfe zu eilen, schon allein um Wedge hinterher damit wieder aufziehen zu können. Aber er wusste gleichermaßen, dass je eher die beiden Jedi die Atmosphäre Ilums erreichten, die anderen die Gelegenheit zum Abflug hätten. Auf lange Sicht konnten sie die Verteidiger auch nicht im Alleingang besiegen, nicht wenn sich das imperiale Verteidigungsnetz nach und nach zuziehen würde.

    „Hobbie, Wes, wenn ihr fertig seid, dann...“, Luke wollte ihnen befehlen, zu Wedges Gruppe zu fliegen, als er bemerkte, wie von der anderen Seite seines Radars zahlreiche weitere rote Punkte auftauchten und rasch auf ihn und Nick zuhielten. „Vergesst es. Versucht, zu uns aufzuschließen.“
    „Das sind verdammt viele“, Nick hatte sie auch bemerkt.

    Die TIEs hatten gegenüber den X-Wings eigentlich nur einen einzigen Vorteil: Geschwindigkeit. Und diese Geschwindigkeit ermöglichte es den imperialen Piloten, sich so schnell in so großen Geschwadern zu formieren, um auf ihr Eindringen zu reagieren. Sie würden wahrscheinlich nicht mit der gesamten Masse der Verteidigung Ilums konfrontiert werden, da die die Imperialen aller Wahrscheinlichkeit mit mehr Angreifern rechnen würden (welcher Wahnsinniger versucht auch mit nur einem Schwadron durchzubrechen?), doch es würden rasch genug werden, um sie in TIEs zu ertränken.

    „Machen wir ein Wettrennen draus, folge mir hart links“, Luke riss das Ruder herum, sein Schüler tat es ihm nach.
    „Toll, jetzt haben wir sie im Genick anstatt unserer Seite. Sollten wir nicht eher versuchen, sie in der Atmosphäre abzuschütteln?“
    „Das schaffen wir nicht. Sie selbst haben sich am Rande der obersten Atmosphärenschichten bewegt, um so schnell zu uns aufschließen zu können. Mit der zusätzlichen Beschleunigung aus dem Gravitationsfeld hätten die uns unter Garantie gekriegt.“
    „Tja, jetzt fliegen wir ja zu Antilles und seiner Gruppe, als ob die nicht genügend Schwierigkeiten hätten.“

    Luke nahm das Stichwort zum Anlass, noch einmal das Schiffschronometer zu studieren. Zufrieden stellte er fest, dass die Zeit für Gruppe Drei gekommen war.

    „Gruppe 3. Und damit sind alle die von euch gemeint, die sich noch nicht angesprochen gefühlt haben“, begann Wedge vor ihrem Marsch zum Hangar. „Ihr werdet genau auf die Koordinaten von Skywalkers Gruppe springen. Wenn hier nicht total seltsame Dinge vorgehen, werden sie sich zu dem Zeitpunkt bereits bewegt haben. Von dort aus habt ihr dann die ideale Position, um eine von beiden vorigen Gruppen zu unterstützen. Wobei ich anmerken muss, dass sobald Gruppe 2 mit dem Atmosphärenflug beginnt, ihr definitiv uns, Gruppe 1, entsetzen müsst.“

    Und jetzt war ihr Auftritt gekommen.

    „Nep hier.“
    „Ilo hier“, kündigten sich die beiden X-Wings über Funk an. „Wer möchte gerettet werden?“
    „Wie wär's mit uns?“, schlug Vevron vor.
    „Geht auf Rendezvous-Kurs, achtzehn Klicks vor uns“, spezifizierte Luke diesen Wunsch. „Sie werden uns dann eingeholt haben.“
    „Janson hier. Ich und Hobbie sind auf eurer Sieben. Wir werden es leider nicht schaffen, bei einem ersten Anflug bei euch zu sein.“
    „Kein Problem, Wes. Wir werden schon durchkommen. Deckt einfach unseren Kurswechsel danach.“
    „Alles klar, Luke. Sind gleich bei euch.“
    „Meister, die sind jeden Augenblick in Angriffsreichweite“, stellte Nick fest.
    „Gut, dann wollen wir sie überraschen“, erwiderte Luke gefasst. „Diesmal keine S-Flügel, wir brauchen die Triebwerke bei voller Leistung. Wir machen eine Wende bei vollem Trägheitsmoment.“

    Zugegeben, es war nicht das cleverste Manöver, aber es sollte die Imperialen an dieser Stelle überraschen. Im Vorfeld hatte Luke mit seinem Schüler auch Übungen zur Körperbeherrschung durchgenommen, die ihm helfen sollten, hohen G-Kräften mit der Macht entgegen zu wirken. Jetzt würde sich zeigen, ob seine Lehren auf fruchtbaren Boden gefallen waren. In modernen Hochgeschwindigkeitskämpfen simulieren die Schubdüsen nicht umsonst den Flug in Atmosphären, anstatt jeden möglichen hektischen Kurswechsel mitzumachen und den Piloten bewusstlos zurückzulassen.

    „Jetzt!“, rief Luke durch zusammengebissene Zähne, das Steuer mit beiden Händen festhalten.

    Die Manövrierdüsen der beiden X-Wings zündeten und wuchteten die Schiffe um die eigene Achse, wonach die Düsen auf der gegenüberliegenden Seite der Rümpfe ruckartig zu Stabilisierung beitrugen. Luke wurde von dem Manöver so stark in den Sitz gedrückt, dass ihm die Luft wegblieb und Tränen in die Augen stiegen. Doch sein Geist blieb wach. Und dann endlich nahmen die Trägheitsdämpfer wieder den Druck von seiner Brust. Er konnte sehen, dass es für sie beide geglückt war und auch welche Armada da auf sie zukam. Die Triebwerke der X-Wings waren jedenfalls bei voller Leistung, sodass sie rapide abbremsten. Noch bewegten sie sich rückwärts in die Richtung, in die ihre Nasen kurz zuvor noch zeigten. Dieser Augenblick gab den beiden Jedi jedoch genug Zeit, Ziele in dem anfliegenden Schwadron anzuvisieren und paar Abschüsse zu machen. Grüne Lichtblitze zuckten derweil durchs All und versuchten, die beiden X-Wings zu erwischen, die nur aufgrund von abrupten Ausweichmanövern und den zugehörigen, exakten Kursberechnungen ihrer beiden Astromechs nicht ihren rasenden Anflug beendeten. Und dann setzte die Wirkung der Triebwerke ein, die ihre X-Wings abgebremst und nun in die gegensätzliche Richtung beschleunigt haben. Zusammen mit der lächerlichen Geschwindigkeit der TIEs führte das dazu, dass die gegnerischen Jäger wie graue Schatten an ihnen vorbei rauschten. In einiger Entfernung sahen sie dabei auch, wie die Flieger von Wes und Hobbie an ihnen vorbei den TIEs hinterher jagten. Es blieb jedoch keine Zeit, sich für das Wahnsinnsmanöver zu beglückwünschen.

    „Argh... Ich bin getroffen“, kam von Nick.
    „Alles in Ordnung?“, sein Schüler wurde noch an seiner Flanke angezeigt, also konnte es nicht zu schlimm sein.
    „Naja, meine Frontschilde hat's durchschlagen, außerdem klagt R5 über den Verlust mehrerer Manövrierdüsen und der Trägheitsdämpfung. Aber ich denke, ich kann das irgendwie ausgleichen...“
    „Gut, denn wir müssen den anderen nun helfen.“

    Mit wesentlich weicheren Bewegungen setzten sie eine enge Kurve an, zeitgleich die Flügel zur Gefechtsposition ausklappend.

    „Hobbie, ich bin auf deiner Sechs, gebe dir Backup. Nick, gib Wes Rückendeckung.“
    „Alles klar“, ertönte ein abwesend klingender Klivian.
    „Ich versuche es“, antwortete Nick.

    Die TIEs hatten in der Zwischenzeit erneut gewendet und sich neu sortiert. Einige beharkten ihre beiden Verfolger, während andere Kurs auf Luke und Nick gesetzt hatten. Alles in allem wirkte die Aktion der Imperialen furchtbar unkoordiniert und viele der Manöver zeugten weniger von vorausdenkenden Aktionen, als von blanker Panik. Diese Garnisonstruppen hatten offenbar seit Ewigkeiten keinen Einsatz gesehen und wurden von den beigebrachten Verlusten durch die erfahrenen Rebellenpiloten völlig aus dem Konzept gebracht. Und Luke wollte ihnen keine Zeit dazu lassen, wieder zu Sinnen zu kommen, als er mit aufblitzenden Blasterkanonen durch ihre Reihen manövrierte. Das blieb jedoch nicht unbemerkt. Zwei TIEs hatten sich schon sehr bald an seine Fersen geheftet und zwangen ihn, seine rückwärtigen Schilde zu verstärken, als die grünen Lichtgeschosse sein Cockpit streiften. Luke versuchte es mit abrupten Ausweichmanövern, sodass die beiden Jäger sich gegenseitig das Schussfeld behinderten, doch dann tauchte einer von ihnen ab, um lieber Hobbie hinterher zu jagen. Die Geschosse des anderen kamen nun wesentlich gezielter und ließen sich nur durch die Intuition der Macht voraussehen. Der Jedi war mit seinem Geist überall in seinem Schiff und dem Gegner, den Rest des Schlachtfeldes weitgehend ausblendend.

    „Verdammt, lass mich in Ruhe“, fluchte er verbissen.
    „Gut, dann helfe ich eben nicht“, er hatte die Gruppenfrequenz angelassen, weshalb die Worte Dllr Neps ihn durchaus überraschten.

    Kaum hatte er Zeit auf sein Radar zu schielen, zerplatze der TIE hinter ihm bereits in einer gleißenden Explosion. Der X-Wing des Sullustaners schloss ohne ein weiteres Wort zu ihm auf.

    „Danke, ich schulde dir was“, Luke gönnte sich nun einen ausgiebigeren Blick auf seine Lage und bemerkte, dass nur noch fünf TIEs, nein... vier TIEs im Spiel waren. Weitere Geschwader näherten sich zwar, aber auf kurze Sicht hatten die Rogues die Lage unter Kontrolle.

    „Los, Skywalker, Vevron, macht ein paar Meilen zur Atmosphäre gut“, schlug Ilo vor. „Wir sind nicht scharf drauf, hier auszuharren, bis wir in Augäpfeln ersticken.“
    „Alles klar, wir sind unterwegs. Nick, du schaffst doch den Atmosphärenflug?“
    „R5 hat die Deflektorschilde wiederhergestellt. Runter kommen wir, für alles Weitere kann ich keine Garantie abgeben.“
    „Gut, dann folge mir, maximale Geschwindigkeit. Es wird holprig werden, aber solange du dich an meinen Eintrittswinkel hältst...“

    So verließen die beiden X-Wings die Formation, falteten ihre Flügel wieder zusammen und rasten Halsbrecherisch auf die große weiße Wand zu, die zu allen Seiten ihren Horizont ausmachte.

    „Ich hoffe, ihr findet dort unten, was ihr sucht“, verabschiedete sich Ilo.
    „Solange es keine Frostbeulen sind...“, warf Hobbie ein.
    „Macht euch nur keine Sorgen. Ich wünsche einen sicheren Heimflug, euch allen“, erwiderte Luke auf einem offenen Kanal. „Möge die Macht mit euch sein.“

    to be continued...

  9. #9
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 8 - Scheideweg

    Der Schiffschronometer der Executor besagte 2.00 Uhr nachts. Nicht, dass es einen großen Unterschied auf einem Schiff mit 28.000 Crewmitgliedern gehabt hätte. Es gab genug Personal für rotierende Schichten, dass im Gegensatz zu kleineren Schiffen keine Tag-Nacht-Simulation möglich oder notwendig war. Zur Organisierung dieser Schichten und aus historischen Gründen war der Chronometer dennoch auf Imperial City, dem zentralen Distrikt von Coruscant geeicht worden. Als Darth Vader den Haupthangar seines Flaggschiffs erreichte, wusste er daher nur, dass die erste Schicht des Tages hier Dienst schob. Das bedeutete neben dem Ingenieurspersonal nur fünf Junioroffiziere in der Flugkontrolle. Fünf Offiziere mit denen er fertig werden würde. Relativ unbeachtet von der gemächlichen Routine konnte er den Steg der obersten Ebene betreten. Hier ruhten die schweren und superschweren Abfangjäger der Elitegeschwader eingerastet auf ihren Positionen. Zwischen den einschüchternden TIEs wanderte er auf dem schmalen Stahlträger, unter ihm nur die Tiefe, die erst nach einigen Dutzend Metern mit einem blau schimmernden Kraftfeld endete. Und hier, ganz am Ende dieses Steges, erkannte er die Rückseite mit der Einstiegsluke seines eigenen Raumjägers. Dem TIE Advanced Prototypen, der ihn seit Yavin begleitete. Schnell, manövrierfähig, gute Offensiveigenschaften. Und ein Hyperraumantrieb, anders als die meisten anderen Schiffe hier. Mehr brauchte ein Sith nicht. Zugegeben, es war nicht das unauffälligste Transportmittel, da man ihn mit Sicherheit überall erkennen würde, doch Subtilität war ohnehin nie etwas, worüber sich der Sith groß Gedanken machen konnte und wollte. So gab er seinen Sicherheitscode am Terminal der Jägerklemmen ein, um sein Schiff in Startposition zu bringen. Er hatte nur ein knappes Zeitfenster, wenn die Executor für einige Sekunden aus dem Hyperraum austrat, um eine Kurskorrektur durchzuführen. Das war der optimale Zeitpunkt, um sich vom Mutterschiff abzustoßen und einen eigenen Weg einzuschlagen. Einen Weg, den Vader alleine beschreiten musste. Alleine gegen Palpatine und dessen Pläne. Jetzt musste er sich dafür allerdings nur noch um die Offiziere der Flugkontrolle kümmern. So wendete er sich erst einmal ab, um sich dorthin zu begeben und ein paar möglichst einschüchternde Befehle zu grollen, damit dabei keine Nachfragen aufkommen würden. Doch noch während er bereits gedanklich seinen gesamten Plan durchging, wäre ihm die Ankunft einiger unerwarteter Personen fast verborgen geblieben. Als sich die automatische Tür am Ende des Stegs aufschwang, erwarteten ihn ein Dutzend Blastermündungen. Sturmtruppen versperrten ihm den Weg. Vader seufzte. Wann war er nur so berechenbar geworden?

    „Sie werden mich nicht aufhalten können, Colonel Nome.“ Vaders Hand näherte sich bereits seinem Lichtschwert, doch etwas in ihm zögerte.

    Er hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass die Navy sich gegen ihn wenden würde, vor allem die Schiffe, die nicht zum Kern der Death Squadron gehörten, sondern sich im Verlauf ihrer Mission angeschlossen hatten. Aber etwas in ihm hatte noch den Hauch einer Hoffnung gehabt, dass seine 501ste zu ihm halten würde. Dies bestätigte ihn nur in seinem Glauben, dass er sich auf niemanden in dieser Welt verlassen könnte. Er musste sich seinen Weg also durch sie hindurch kämpfen.

    „Nicht so schnell, Vader“, ausgerechnet Admiral Piett durchquerte die Reihen seiner eigenen Sturmtruppen, um sich dem dunklen Lord entgegen zu stellen.

    Der Sith spürte den Zweifel und die Furcht in dem Offizier und doch ließ er sich kaum etwas anmerken. Vader musste ihm zugestehen, dass Firmus Piett mehr Mut bewies als er erwartet hätte.

    „Also sind Sie für diesen kleinen Aufstand hier verantwortlich, Admiral“, schnaubte Vader. „Er wird nichts an meinem Vorhaben ändern können.“
    „Glaubt Ihr wirklich, dafür wären wir gekommen? Wenn wir Euch wirklich aufhalten wollten, dann hätten wir das Kraftfeld da unten abgeschaltet und auf das Beste gehofft.“

    Vader stutzte und konnte sich einen kurzen Blick in die Tiefe nicht verkneifen. Was hatte dieser dramatische Auftritt ansonsten zu bedeuten?

    „Dann gehen Sie mir aus dem Weg oder rechnen Sie mit den Konsequenzen“, erklärte der Sith finster.
    „Wir sind gekommen, um zu reden, Vader“, erwiderte Piett eisig. „Ich habe ein Angebot zu machen, doch zunächst müsst Ihr mir eine Frage beantworten.“

    Vader ballte die Fäuste. Seit wann musste er sich vor jemandem rechtfertigen, der nicht der Imperator war? Doch er musste sich schon eingestehen, dass der Admiral ihn vorgewarnt hatte, wie ernst dem Imperator die Nichteinmischung seines Schülers war. Er war ihm dafür vielleicht etwas schuldig.

    „Und Sie werden mir danach keine Probleme bereiten?“, fragte der Sith zögerlich.
    „Das... hängt von Ihrer Antwort ab...“, gestand sich der Admiral ein.
    „Dann sprechen Sie. Schnell“, forderte Vader, unter seinem Helm mit der Stirn runzelnd.
    „Gut...“ Piett schluckte, bevor er ausholte. „Ihr habt Euch verändert seit den Ereignissen auf Bespin. Ihr habt Euch bedeckt gehalten, was dort unten geschehen ist, aber ich glaube, es gibt niemanden auf diesem Schiff, der es nicht bemerkt hat. Und es hat etwas mit diesem Rebellen Skywalker zu tun, dessen Jagd bei Ihnen seitdem Priorität hat. Mehr Priorität als alles andere. Selbst... oder gerade eben... die Befehle des Imperators.“
    „Worauf wollen Sie hinaus?“, unterbrach Vader die offenbar im Voraus geplante Rede.
    „Was ist Ihr Ziel? Ihr endgültiges Ziel, Vader? Was wollen Sie erreichen?“

    Vader zögerte. Würde er ihm die Wahrheit sagen, dann gäbe es kein Zurück mehr. Zumindest keinen, den Piett noch erleben dürfte. Der Offizier hatte sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen und Vader hätte ihn gerne auf seiner Seite gewusst, wenn es zum finalen Bruch mit dem Imperator kommen würde. Wenn er jetzt von seinen Plänen erfuhr, musste Vader ihn und alle Zeugen hier ausschalten, ansonsten würden sie ihn zwingen, vorzeitig und ohne die Unterstützung Lukes vorzugehen. Etwas, das er nicht zulassen konnte.

    „Mein Ziel ist die Aufspürung des Klons und seine Vernichtung“, versuchte Vader die Situation einigermaßen zu retten.
    „Ich meinte Euer endgültiges Ziel, Vader. Dass Ihr etwas gegen diesen künstlichen Jungen habt, sieht auch ein Blinder. Doch was dann? Teilen sie dem Imperator triumphierend Ihren Sieg mit und vertrauen darauf, dass er dieses Experiment nicht an einem sichereren Ort wiederholt? Oder Euch vielleicht mit einem Back-Up-Klon überrascht? Wenn Euer Plan wirklich so kurzsichtig wäre, dann bin ich ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht von Euch.“

    Vader knirschte kaum hörbar mit den Zähnen. Er gestand es ungern ein, doch Piett hatte einen kritischen Punkt angemerkt. Der jüngste Versuch, einen zweiten Todesstern im Bruchteil der Bauzeit des ersten zu konstruieren, war nur ein weiterer Beweis für Palpatines Hang, seine Pläne zu recyceln. Und natürlich bestand das Risiko, dass Vaders aktueller Plan, den Imperator vor vollendete Tatsachen zu stellen, darin endete, dass dieser ihn selbst vor die vollendete Tatsache stellen würde, dass er ihn nicht mehr als Schüler brauchte.

    „Wenn ich Ihnen meine wahren Absichten mitteile, wird es kein Zurück geben. Nicht nur für Sie, für niemanden an Bord des Schiffes“, grollte Vader seine letzte Warnung.
    „Ich weiß, was bei Verrat auf dem Spiel steht“, erwiderte Piett entschlossen. „Und es erstaunt mich, dass Ihr wisst, dass Ihr nicht der einzige an Bord der Executor seid.“

    Diese Aussprache hatte dem Admiral offenbar eine Menge Auftrieb verschafft, was die Mitteilung seiner Meinung anging. Vader spürte den aufgestauten Frust, der sich hier entlud.

    „So?“, stellte der Sith leicht amüsiert fest.
    „Glaubt Ihr wirklich, Ihr könnt hier einfach verschwinden und sonst wie gegen den Willen des Imperators handeln, ohne dass dieser davon ausgeht, dass Eure eigene Crew über Euren Verbleib weiß?“, Piet versuchte, daraus eine Feststellung zu machen, doch daraus wurde eine zynische Frage.
    „Sie hätten nichts von meinem Verbleib gewusst“, stellte Vader dagegen stirnrunzelnd fest.
    „... und die Agenten Palpatines wären trotzdem gekommen, hätten trotzdem Fragen gestellt und hätten trotzdem Leute verhaftet. Der Gedanke liegt doch nahe, dass diese Crew in der Sache verwickelt ist. Als ob jemand im Imperium je wegen Indizienbeweisen gezögert hätte, ein paar Köpfe rollen zu lassen.“

    Vader nickte. Da war eine gerechte Schelte in dem, was Piett ihm da sagte. Und wenigstens konnte der Sith nun den Finger darauf legen, was dem Kommandeur der Flotte so viel Angst bereitete, dass er eine Konfrontation mit Vader dem Schweigen vorzog.

    „Also... Vader... Nachdem wir hier alle wissen, was auf dem Spiel steht, erleuchtet uns doch bitte mit Eurem Ziel.“

    Er stand mit dem Rücken zur Wand. Vader erkannte das in diesem Augenblick. Er hatte vor, dem Imperator vor die Füße zu spucken und trotzdem noch den naiven Gedanken gehabt, danach könne er weitermachen wie bisher. Er würde das nie können. Sämtliches Vertrauen, welches Palpatine in seine Fähigkeit hatte, die Füße still zu halten, wäre unwiederbringlich verloren. Und selbst wenn er nicht prompt hingerichtet werden würde, so konnte Vader genau sagen, dass alle seine vorsichtig platzierten Verbündeten in der Flotte und unter den Moffs auf rätselhafte Weise verschwinden würden. Nein, er musste jetzt handeln. So sehr er sich auch wünschte, mehr Zeit zu haben, um seinen Sohn auf seine Seite ziehen zu können. Das Risiko eines ausgedehnten Konflikts stand mitten im Raum, doch er hatte einfach keine andere Wahl mehr als es einzugehen. Er musste mit dem Handeln, was er hatte.

    „Ich habe vor, Palpatine als Imperator zu stürzen.“

    Es war so einfach. Vader musterte seine Männer in ihren weißen Rüstungen, Blaster umklammert. Sie waren hergekommen, um einen Sith aufzuhalten. Sie waren wahnsinnig genug, ihm entgegen zu treten. Also warum nicht noch einen Schritt weiter gehen?

    „Und wofür braucht Ihr Skywalker?“, rutschte es dem erstaunlich gefassten Admiral heraus.

    Vader hätte darauf bestehen können, dass sein Gegenüber bereits auf seine eine Frage bestanden hatte, doch jetzt gab es ohnehin kaum noch etwas zu verlieren.

    „Er ist ein geeigneter Verbündeter, um dem Imperator gegenüberzutreten“, er musste ihm ja trotzdem nicht alle Details ausbreiten. „Sie fragen sich jetzt sicher, warum ausgerechnet sein Sturz mein Ziel ist. Nach zwei Jahrzehnten, in denen ich half, Palpatines Imperium mit zu errichten.“
    „Der Gedanke kam mir“, gestand Piett sich etwas zögernd ein.
    „Bevor ich darauf eine Antwort gebe, müssen Sie mir sagen, was sie vor sich sehen“, Vader machte einen Schritt auf den Admiral zu, sich bedrohlich vor ihm aufbauend.
    „Ich bin mir nicht ganz sicher, was...“
    „Was sehen Sie in mir?“, donnerte der Sith mit mehr Nachdruck.
    „Ein... eine Rüstung. Einen Mann in einer...“, der Blickkontakt, den er die ganze Zeit tapfer aufrecht erhielt, flackerte. „Nein, ein Symbol für... äh...“
    „Angst?“, schlug Vader bitter vor.
    „Mein Lord?“, noch etwas, was Piett diese Aussprache hindurch zu vermeiden suchte.

    Diesmal bemerkte er die Sichtbarkeit seiner Unsicherheit und nahm rasch Haltung an. Stattdessen trat nun Colonel Nome vor, der das ganze bislang schweigsam verfolgt hatte:

    „Ich hätte wahrscheinlich eher ein Symbol für Ordnung genannt, Sir. Ihr werdet es vielleicht nicht erkannt haben, doch auch wenn die Kapitäne unter Euch vor Angst zerfließen, so schauen die meisten der einfacheren Soldaten hier zu Euch auf. Ich habe miterlebt, wie Ihr an vorderster Front mit uns gekämpft habt und mehr als einmal mit uns durch die Hölle gegangen seid. Ihr verlangt von uns nur das, was Ihr von Euch selbst verlangt und... zugegeben, das kann schon eine ganze Menge sein, aber Euer Erfolg gibt Euch am Ende des Tages recht.“

    Vader vernahm die Worte regungslos in seinen Gedanken versunken. Er fühlte sich schon immer mehr als Soldat, denn alles andere. Doch wie er in den Augen seiner Untergebenen aussah, hatte ihn schon seit Ewigkeiten nicht mehr interessiert. Woran er eigentlich interessiert war, war die Erledigung seines Jobs, am besten mit höchster Effizienz. Dass das bei seinen Soldaten gut ankam, deren Überleben von besagter Effizienz abhing, erschien ihm eigentlich eher wie ein sekundärer Effekt.

    „Möglicherweise“, Vader schnitt unter seinem Helm eine Grimasse. „Doch die meisten würden Pietts unausgesprochener Einschätzung zustimmen. In den Augen der meisten Menschen bin ich nur ein Werkzeug des Imperators, genau wie Sie und die imperiale Armee eines sind.“

    Vader ging durch den Kopf, wie Palpatine sein ganzes Leben so manipuliert hatte, um ihn sich gefügig zu machen. So wie er das Leben von so ziemlich jedem manipuliert hat, der ihm zu seinem politischen Aufstieg verhalf. Nur hatte Vader dabei das Gefühl, er hatte das schlechteste Geschäft von allen daraus gezogen. Der Imperator verhalf ihm zu unvorstellbarer Macht, der Macht eines Sith, nur um ihm alles zu nehmen. Alle Personen, denen er je vertraute, sein Mentor, seine Frau, sein... Sohn. Und seine Menschlichkeit, die er an dem Tag verlor, als er in dem schwarzen Sarg eingeschweißt wurde, der ihn am Leben erhielt. Er musste diese Herrschaft beenden.

    „Also“, begann Piett mit einem Anflug von Besorgnis. „Geht es Euch nur um Rache? Ein persönlicher Feldzug um Palpatine ins Gesicht lachen zu können? Was dann? Was würde Eurem Sieg folgen?“
    „Rache ist nur das Motiv, welches mir Befriedigung verschaffen wird, sobald ich ihm gegenüber stehe. Sie werden feststellen, dass meine Vorstellung von der Zukunft des Imperiums wesentlich handfesterer Natur ist. Ich habe meinen Teil beigetragen, es aufzubauen. Und ich habe lange genug zusehen müssen, wie es durch die Selbstherrlichkeit eines Mannes zugrunde gerichtet wird. Wie unqualifizierte Moffs ihre eigenen kleinen Reiche herausschlagen, die paranoide Jagd nach Machtnutzern täglich hunderttausende Flüchtlinge in die Arme der Rebellion treibt und die Bürokratie fast so korrupt ist wie zu Zeiten der Republik. Ich habe gesehen, wie selbst die fähigsten Soldaten des Imperiums durch die Willkür Palpatines erschüttert werden und ihm ihre Unterstützung versagen. Er muss aufgehalten werden, damit die Ordnung, auf die seine Bürger vor zwanzig Jahren gehofft haben, Realität werden kann.“

    Vader war es nicht wirklich gewohnt, hoffnungsvolle Reden zu halten, doch nachdem er seinen Standpunkt dargelegt hatte, wartete er mit verschränkten Armen eine Antwort der Anwesenden ab.

    „Und Ihr haltet Euch für fähig, dies zu ermöglichen?“, hakte Piett weiter nach, die einzelne Frage, dessen Beantwortung sich Vader bereit erklärt hatte, war lange vergessen.
    „Nennt mir eine Person mit mehr Möglichkeiten dazu...“, grunzte Vader kurz angebunden.
    „Gutes Argument“, gestand Piett sich ein. „Also schätze ich, dass mehr Vorbereitungen dahinter stecken, als Ihr und ein TIE Advanced.“
    „Sie werden es mir nachsehen müssen, dass ich dieses Detail nicht auch noch vor Ihnen ausbreiten werde“, erwiderte Vader mit schwindender Geduld, da er immer noch nicht ganz wusste, ob er Piett hinter sich haben würde. „Also wie sieht Ihre Entscheidung aus? Schließen sie sich mir an oder sind Sie ein Hindernis?“

    Piett nutzte die wenige Bedenkzeit, die Vader ihm zugestand, um die Sturmtruppen hinter ihm zu mustern. Sie standen weiterhin in absoluter Bereitschaft, ihre Blaster im Anschlag. Niemand hatte während ihrer Aussprache an Haltung eingebüßt.

    „Wie gesagt, Ihr seid nicht die einzige Person auf diesem Schiff... und ich bin es auch nicht. Ich muss an die Crew der Executor denken. Was Sie sagen, bedeutet Verrat... und Bürgerkrieg. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Jetzt, wo die Rebellion in die Knie gezwungen wurde, möchte ich mir nicht vorstellen, wie die Galaxis einen solchen verkraften wird“, Piett holte tief Luft. „Und doch erkenne ich die Zustände, die Sie ansprechen. Ich habe sie schon immer gekannt, ich... Man kann seinen Job einfacher machen, wenn man sich vor unangenehmen Wahrheiten verschließt. Und doch... Bei all der Paranoia und all den Exempeln, die der Imperator statuieren lässt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es mehr als zehn Personen an Bord gibt, die noch nicht von diesen Verfolgungen betroffen sind. Erst recht nach Alderaan. Alderaan mehr als alles andere. Das war der närrischste Angriff, den man sich nur vorstellen kann.“
    „Also lassen Sie mich ohne weiteren Widerstand gewähren?“, fragte der Sith-Lord, der die Antwort jetzt immerhin erahnen konnte.
    „Lord Vader, ich werde Euch keinen Widerstand leisten, da könnt Ihr Euch sicher sein. Im Gegenteil. Ich sehe die beste Chance für das Imperium darin, dafür zu sorgen, dass Ihr bei Eurer kleinen... Rebellion... nicht alleine in Euren Untergang fliegt.“
    „Wie das?“, Vader begann, den Verlauf dieser Unterredung amüsant zu finden.
    „Ich kann nicht für die gesamte Flotte sprechen, doch die Crew der Executor steht voll und ganz hinter Euch. Setzt einen Kurs und wir folgen Euch bis nach Coruscant“, verkündete der Admiral entschlossen.
    „Und das gilt nicht nur für die Navy, Sir“, warf Nome ein. „Eure 501ste Legion marschiert an Eurer Seite. Gebt den Befehl und wir folgen Euch bis an den Thron des Imperators.“

    Vader grinste unter seinem Helm. Es kam selten genug vor, dass ihn seine Untergebenen positiv überraschten. Er genoss diesen Ausbruch der Loyalität in vollen Zügen.

    „Ich werde noch früh genug auf Ihr Angebot zurückkommen.“ Der Sith nickte schicksalsergeben. Tief im Inneren seines Helms brütete er bereits über seine nächsten Schritte und wie er seine Karten zu spielen hatte, um siegreich aus dem aufziehenden Konflikt hervorzugehen.

    „Also kann ich davon ausgehen, dass unsere Mission in die unerforschten Territorien auf Eis gelegt wird“, stellte Piett fest.
    „Nicht für die gesamte Flotte, ich vertraue nicht jedem Captain“, erklärte der Sith, gedanklich die aktuelle Zusammensetzung des Geschwaders durchgehend. „Der Kern der Death Squadron muss einen Umweg durch den Huttenraum nehmen. Das betrifft neben der Executor die Avenger, die Stalker, die Conquest, die Tyrant, die Devastator, die Binder und die Accuser.“
    „Ich werde es veranlassen, mein Lord!“, Piett machte eine knappe Verbeugung, bevor er seinen Weg zur Brücke aufnahm.

    Vader folgte mit Colonel Nome kurz nachdem er seinen TIE Advanced wieder in den Ruhemodus versetzte. Es hatte begonnen. Es war zu früh und er musste auf Luke verzichten. Doch Palpatine hatte den ersten Stein geworfen und Vader wäre ein Narr, würde er nicht entsprechend antworten. Es bedeutete Krieg. Erst jetzt realisierte Vader, dass er das geworden war, was er die ganzen letzten Jahre bekämpft hatte. Ein Rebell.

    to be continued...

  10. #10
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 9 - Ilum


    Luke betrachtete den X-Wing seines Schülers mit geschultem Auge. Er hatte bereits ein paar Erfahrungen mit Bruchlandungen machen müssen und wusste, worauf es ankam, um den Vogel wieder in Gang zu bringen. Mehrere Streifschüsse hatten tiefe Furchen in die Panzerung geschlagen, doch nur ein einziger Treffer war tief genug eingedrungen, um den Hauptträgheitsdämpfer zu durchschlagen. R5 konnte ihn zwar notdürftig flicken, doch der Jedi hatte keinen Zweifel daran, dass sein Schüler beim Atmosphäreneintritt den vollen G-Kräften ausgesetzt war.

    „Du hast Glück gehabt“, stellte Luke fröstelnd fest. „Wenn der in eine Treibstoffleitung getroffen hätte, dann könntest du nicht mehr hier stehen, um über das Wetter zu klagen.“
    „Ich klage nicht, Meister, ich friere nur so vor mich hin“, erklärte Nick bibbernd.

    Da sie nicht unbedingt die Muße hatten, sich umzuziehen, hatten sie sich nur dunkle Mäntel über die orangen Jumpsuits geworfen. Letztere ließen sich zwar beheizen, doch inmitten dieser Eislandschaft und dem beständigen Wind, der durch die Schlucht pfiff, erschien diese Wärmequelle kaum noch existent.

    „Im Gegensatz zu Hoth ist das Wetter hier tropisch“, Luke wandte sich an die beiden Droiden. „R2, R5. Ihr haltet die Stellung hier. Versucht Nicks X-Wing zu reparieren, aber haltet euch aus Ärger raus, solange wir weg sind.“

    R2 antwortete mit einem knatschigen Gurren, half aber sogleich seinem gelben Kollegen mit der durchsichtigen Kuppel bei den notwendigen Schweißarbeiten. Derweil stapften die beiden Jedi durch die beständigen Schneewehen davon.

    „Ich trau mich fast nicht, das zu fragen, aber: Wisst Ihr eigentlich, wo wir hin müssen?“, begann Lukes Schüler schon nach wenigen Schritten.
    „Du willst eine ehrliche Antwort?“, erwiderte dieser verschmitzt.
    „Also nein...“, Nick verdrehte die Augen.
    „Um fair zu bleiben, die Koordinaten habe ich aus einem sehr allgemein gehaltenen Holocron mit verschiedensten alten Jedi-Tempeln, den mein Meister besessen hat. Eine Wegbeschreibung wäre zu viel verlangt gewesen.“
    „Und warum genau haben wir diesen Canyon als Landezone gewählt?“

    Luke hätte am liebsten groß und breit erklärt, dass es die Macht war, die ihn hergeführt hatte. Doch auch wenn die helle Seite an diesem Ort tatsächlich pulsierte wie nirgends sonst, so waren sehr weltliche Faktoren entscheidender. Nachdem sie einige Minuten lang im Tiefflug über die Eiswüsten Ilums gejagt waren und Störsender abwarfen, um sich den Scannern des Imperiums zu entziehen, brauchten sie nur noch einen sicheren Parkplatz. Und der Hang über ihnen war geradezu ideal, die neugierigen Blicke imperialer Späher abzuwenden.

    „Die Macht hat mich geleitet?“, log er achselzuckend.

    Nick antwortete nur mit einem belustigten Schnauben. Doch Luke gab nicht auf, er versuchte die Kälte zu ignorieren und einige Sekunden zu meditieren. Er spürte, wie die Macht den gesamten Ort durchströmte, in einer Intensität, die er noch nie zuvor erlebt hatte. Das war nichts Neues. Doch auch wenn die Macht hier stets am Wirken war, so war sie an einigen Orten stärker und an anderen schwächer. Er versuchte die Erhebungen in seiner Wahrnehmung auszumachen und wählte die größte als Ziel ihrer Reise. Mit etwas Glück konnte sein innerer Kompass sie vielleicht in eine der vielen Höhlen führen, die den Untergrund des Planeten durchzogen. Höhlen, die hoffentlich noch Lichtschwertkristalle enthielten... So verließen sie die Schlucht und wanderten bestimmt eine Stunde lang auf eine nahe Bergkette zu. Diesmal war es tatsächlich die Macht, die ihn leitete. Doch nicht zu dem Berg selbst, wie er zunächst vermutet hatte. Auf halbem Wege entdeckten sie einen weit weniger imposanten Hügel aus Schnee, der sich schon aus einiger Entfernung von der ihn umgebenden Ebene abhob.

    „Ich spüre es auch, Meister“, sein Schüler nickte, als sie das Ziel ihrer Reise anpeilten.

    Weitere zwanzig Minuten später waren sie zwar völlig durchgefroren, doch immerhin standen sie vor dem finsteren Eingang der Höhle. Nein, keine Höhle. Ein Blick hinein offenbarte eine sandsteinfarbende Wendeltreppe in die Tiefe.

    „Das muss einer der Tempel sein“, stellte Nick fest. „Er muss bis auf die Spitze im Schnee versunken sein.“
    „Mal sehen, wie tief es hinunter geht...“, für ihn war das genauso eine neue Erfahrung und daher war Luke sehr interessiert, etwas mehr über die Vergangenheit des Ordens hier zu erfahren.

    Deshalb versuchte er mithilfe seines Geistes besagten Ort abzutasten, der doch so stark in der hellen Seite verankert war, aber es half nichts. Irgendetwas schien seine geschärften Sinne zu zerstreuen, sodass er nur eine sehr grobe Einschätzung von dem abgeben konnte, was dort vor ihnen lag. Und dieses etwas war wie eine Turbulenz in der Macht, ein Fremdkörper, der diesen Ort heimgesucht hatte. Ein...


    „Ich hoffe, dass ich bei Eurer kleinen Expedition nicht störe“, erklang eine junge Männerstimme, triefend vor Sarkasmus.

    Beide Jedi schauten verdutzt auf. Auf der Eisdecke über dem Eingang stand eine Gestalt, eingehüllt in einen dicken schwarzen Mantel. Seine Kapuze hatte er zurückgeschlagen, sodass sie eine gute Sicht auf die tiefen Furchen in seinem unbehaarten Schädel hatten. Er war ein Muun. Und eine deutlich spürbare Aura der dunklen Seite strahlte von ihm aus.

    „Und wer seid Ihr?“, fragte Luke in dem diplomatischsten Ton, den er aufbringen konnte.
    „Ich bin nur ein fast zu Tode erfrorener Fremder, Jedi. Habt Ihr eigentlich eine Ahnung, wie lange ich schon hier auf Euch warte?“, fragte er scharf zurück, bevor er mit einem Satz in die Tiefe sprang.

    Beide Jedi traten einen Schritt zurück, wobei Nick mit übermenschlicher Reaktion seine auf den Rücken geschnallte Übungsklinge zog und sie defensiv zwischen sich und dem Fremden brachte. Luke jedoch spürte noch keine Bedrohung eines Angriffs und ließ die Gestalt im dunklen Umhang vor ihnen im Schnee landen.

    „Auf uns, wirklich?“, zischte Nick Vevron.
    „Na ja, nicht auf euch beide im Speziellen“, erklärte der Dunkelseiter mit einem Schulterzucken. „Auf Jedi halt. Vor drei Jahren gab mir Lord Sidious den Auftrag, diesen Tempel hier vor Überlebenden der Order 66 zu schützen und verdammt, ihr seid die ersten, die hier aufgekreuzt sind.“
    „Also seid Ihr ein Sith?“, hakte Nick weiter nach, ihn misstrauisch beäugend.
    „Sith? Nun, ich kenne ein paar Tricks, wenn es das ist, was Ihr meint, junger Padawan“, er schnalzte mit der Zunge. „Doch ich würde mich lieber als einen bescheidenen Agenten im Dienste ihrer Majestät sehen.“
    „Ihrer Majestät?“
    „Palpatine...“
    „Ah.“
    „Wir sind nicht für einen Kampf gekommen, Diener der dunklen Seite“, unterbrach Luke die Konversation. „Dies ist ein Ort der Meditation. Ein Ort des Lichts.“
    „Das tut mir aber leid, denn ich bin sehr wohl für einen Kampf gekommen“, der Sith antwortete mit einem finsteren Lachen. „Seht das doch mal aus meiner Perspektive: Nachdem ich drei Jahre lang halb wahnsinnig vor Langeweile geworden bin, tappt endlich ein Jedi in meine Falle und ich soll ihn einfach laufen lassen? Das kann ich weder vor meinem Gewissen noch vor einem sehr erschütterten Imperator verantworten. Nein!“, aus den Falten seiner Robe holte er einen silbrigen Griff hervor. „Ich werde eure Reise an dieser Stelle beenden müssen.“

    Surrend fuhr die rote Lichtklinge aus, wobei sich ihr Angreifer langsam in seine einhändige Eröffnungsposition begab. Luke wollte etwas dazu äußern, doch in diesem Moment stürmte Nick Hals über Kopf voran, seine Übungsklinge mit dem Sith-Aspiranten kreuzend. Die Klinge war so gebaut, als dass sie ein ähnliches magnetisches Feld aufbaute, wie es Lichtschwerter tun, um die Plasmaklinge zu fixieren. Als die Schwerter aufeinander prallten, konnte Nicks Übungswaffe also tatsächlich einen Widerstand gegen die des Sith aufbieten. Jedoch nicht lange. Der Dunkelseiter ließ drei heftige Paraden auf Lukes Schüler hernieder gehen, die das Übungsgerät überlasteten und ihm die Waffe entzweiten. Der Sith wäre weiter vorgestürmt in die Deckung des Jedi hinein, hätte ihn in diesem Augenblick nicht eine unsichtbare Kraft am Brustkorb gepackt und den ächzenden Jüngling mehrere Meter zurück in den Schnee geschleudert. Luke trat zwischen die beiden.

    „Gehe in den Tempel, ich übernehme das“, rief der Jedi, immer noch überrascht von dem plötzlichen Vorstoß seines sonst so ruhigen Schülers.
    „Aber Meister, ich...“, er starrte immer noch entsetzt auf den unbrauchbaren Griff in seinen Händen.
    „Du kannst hier nichts tun. Geh und finde deinen eigenen Weg.“
    „Verstanden“, er riss sich ausreichend zusammen, um eiligst im Tempel zu verschwinden.

    Luke derweil zückte seine eigene, selbst konstruierte Lichtklinge.

    „Eines muss ich zugeben“, gestand sich der Sith amüsiert ein. „Euer Schüler hat Feuer. Es wird mir eine Freude sein, mich nachher um ihn zu kümmern.“

    Bevor der Jedi darauf reagierte, nutzte er erneut seine Kräfte der Macht. Nicht, um seinem Kontrahenten Schaden zuzufügen, sondern um seinen eigenen Weg zu verfolgen. Seinen zukünftigen Weg. Die Galaxis war zwar so sehr in Dunkelheit gehüllt, dass seine präkognitiven Kräfte selten weiter als wenige Sekunden wirkten, doch auf Ilum sah die Sache anders aus. Dies hier war ein Heiligtum der hellen Seite und die starke Präsenz der Macht durchflutete nicht nur den Ort, sondern auch die, die auf ihm wandeln. Der Sith-Agent war so verblendet von der dunklen Seite, dass er von alledem nichts mitbekam, doch Luke stellte schnell fest, dass ihm die Macht an diesem Ort Türen öffnete, die sonst vor ihm verschlossen waren. Er tauchte ein in die Zukunft und wurde mit einem einzigen Bild belohnt, welches ihm jedoch völlig ausreichte. Es war das Bild zweier X-Wings, die den Planeten Ilum verließen.

    „Dazu wird es nicht kommen“, verkündete der Jedi mit einer Sicherheit, die nur ein Wissender aufbringen kann.

    Sein Gegenüber wirkte für einen kurzen Augenblick verunsichert, doch schüttelte mit dem Kopf, sobald er den Griff um sein Lichtschwert fester umklammert hatte. Seine Waffe schien sein Selbstbewusstsein zu sein.

    „Ihr wisst, dass die Zukunft nicht die Gegenwart ist, Jedi. Eure Tricks ändern überhaupt nichts.“
    „Dann soll es so sein“, erwiderte Luke zerknirscht und seine ausfahrende eigene Plasmaklinge tauchte ihn in ein grünes Licht.

    Die beiden begannen sich zu umkreisen wie lauernde Raubkatzen. Luke hielt sein schimmerndes Lichtschwert mit beiden Händen fest umklammert, trotz der Kälte nicht eine Miene verziehend. Der Sith hielt seine rote Waffe mit ausgestrecktem Arm vor sich, möglichst viel Distanz zwischen sich und dem Jedi schaffend. Seine gelben Augen, korrumpiert von der dunklen Seite, sprangen nervös hin und her zwischen dem Lichtschwert des Jedi und seinen eigenen Füßen. Ihre Blicke trafen sich dabei nie. Dann stob der Dunkelseiter ohne Vorwarnung voran, mit kurzen aber heftigen Stichen seine Deckung abtastend. Luke jedoch wusste die Schritte seines Gegners noch bevor dieser selbst es tat und parierte die Streiche mit sturer Gelassenheit. Der Sith bemerkte Lukes Mangel an Anstrengung und reagierte entsprechend frustriert. Die Antwort verwirrte Luke jedoch zunächst. Er war bislang zu sehr auf Vader als Gegner fixiert, der zwar behäbig kämpfte, ihn aber mit roher Gewalt in die Knie zwingen konnte. Dieser Sith hier war dagegen übermenschlich schnell und bearbeitete ihn einem Stakkato aus Stichen und Hieben, sodass seine bloßen Augen nichts als eine surrende rote Wand vor ihm wahrnehmen konnten. Doch sobald er sich darauf eingestellt hatte, die Bewegungen seines Gegner nicht sehen zu müssen, sondern einzig auf seine präkognitiven Kräfte zu vertrauen, durchschaute er dessen grobschlächtige Technik und wurde nicht länger zurückgedrängt.

    Jetzt war es Luke, der die Initiative hatte.


    Als sich ein weiterer Streich näherte, gab der Jedi bewusst nach und ließ weiter an ihn heranrücken. Nicht so weit, als dass er tatsächlich seine Verteidigung hätte überwinden können, sondern nur so weit, um dem ausholenden Sith einen Tritt in die Magengruppe zu verpassen. Dieser grunzte und machte einen Sprung zurück, nur um jetzt selbst Lukes grüne Lichtklinge abwehren zu müssen, die knirschend und blitzend auf der seinen aufprallte. Luke konnte den aufwallenden Zorn seines Kontrahenten spüren, aber es war schon zu spät, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Von der freien Hand des Sith-Agenten züngelten dutzende grelle Blitze auf ihn zu, die den Jedi unvorbereitet trafen. Eine solche Technik hatte er noch nie gesehen. Sein ganzer Körper, halbtaub von der Kälte, wurde von einem fürchterlichen Schmerz durchzogen. Er ließ seine Klinge kreisen, um die bläulichen Blitze irgendwie abzulenken, doch es zeigte keinen Effekt.

    „Oh, scheußlich...“, knurrte Luke, als er von der unbekannten Technik in die Knie gezwungen wurde.
    „Doch nicht so stark, der Jedi-Meister, was?“, lachte der Sith, auch wenn er immer noch am Keuchen war.

    Luke hob seinen Blick. Er musste ihn irgendwie aus dem Konzept bringen, sonst wäre alles aus gewesen. Er fixierte den Arm, von der die unheilige Machttechnik ausgesendet wurde und die Luft, die ihn umgab. Verzweifelt die Schmerzen ausblendend konnte er genug Konzentration aufbringen, um die Moleküle der Luft von sich weg zu stoßen. Der Sith strauchelte von dem unerwarteten Streich und ließ seine Deckung für einen Moment sinken. Genug Zeit für den jungen Jedi, aufzuspringen und sein ganzes Gewicht in einen einzigen Schlag zu legen. Die rote Lichtklinge blitzte auf, als Luke sie von sich weg schlug, doch das war alles, was er brauchte. Für den Bruchteil einer Sekunde standen sie sich dicht gegenüber. Der Jedi mit der grünen Klinge voraus und der Sith, der beide Arme zur Seite gestreckt hatte. Er war verteidigungslos. Luke nutzte die Chance und rammte sein Lichtschwert bis zum Heft in die Brust seines Gegenübers. Dieser konnte nur das Schauspiel nur mit stummen Entsetzen verfolgen, bis seine Beine nachgaben. Luke deaktivierte sein Lichtschwert, noch bevor der Leib des jungen Muun leblos zu Boden sackte. Und das war alles gewesen. Der Jedi fiel erschöpft auf die Knie und empfand nicht die geringste Befriedigung über seinen Sieg. Und das lag nicht nur an den knisternden blauen Funken, die immer noch seinen schmerzenden Körper durchzuckten. Denn jetzt sah er durch die Aura seines niedergestreckten Gegners hindurch und sah nichts als einen unerfahrenen Jungen, der noch jünger als er selbst war. Er schätzte ihn auf höchstens siebzehn, vielleicht achtzehn Jahre. So elendig jung, korrumpiert von der dunklen Seite, musste dieses kurze Leben inmitten einer trostlosen Eiswüste enden. Luke verfluchte den Imperator, der für das Schicksal des Jungen verantwortlich war.

    „Verdammt, ich kannte nicht einmal deinen Namen!“, fluchte er leise vor sich hin.

    Immerhin hatte er seinen Frieden gefunden. Die Interferenz in der Macht, die der Jedi bei der Ankunft des Jungen wahrnahm, wurde mit rasender Geschwindigkeit vom umgebenden Licht verschluckt. Er wurde eins mit der Aura Ilums. Luke verschnaufte einige Minuten, bevor er weiter darüber nachdenken konnte, was als nächstes zu tun war. Sein Schüler hatte sein eigenes Abenteuer zu bestehen und nun war es an ihm, seine Zeit auf Ilum sinnvoll zu nutzen.

    Zähneknirschend benutzte Luke seine Arme, um in den metertiefen Schnee zur Seite zu schaufeln. Nur die oberste Schicht davon war frisch und locker, darunter war er durch Jahre der Unberührtheit auf die Dichte von Eis gepresst worden. Hier sah sich der Jedi gezwungen, seinen Lichtschwertgriff als Eispickel zu missbrauchen und den bläulichweißen Grund so aufzuwühlen. Nach einigen Minuten hatte er ein ausreichend tiefes Loch gegraben, um den Leichnam des Sith dort zur Ruhe zu betten. Er fand ein Grab ohne Erde durchaus eigenartig, doch aus Mangel an Alternativen musste er damit vorlieb nehmen. Der Junge war ja ohnehin nicht mehr in der Lage, sich darüber zu beschweren. So platzierte er seinen Gegner mit über der Brust verschränkten Armen, sprach einen wortlosen Friedenswunsch an die Macht und begann den Schnee wieder zuzuschütten. Als er damit fertig war, war sein Mantel völlig durchnässt und ihm klapperten die Zähne, aber das war es ihm wert. So viel Anstand musste man selbst in einem Krieg einfach aufbringen. Es fühlte sich richtig an. Anschließend war Luke dabei, abzuwägen, was er mit dem schmucklosen Lichtschwert des Agenten anstellen sollte, als er erneut eine Präsenz in der Macht wahrnahm. Doch anstatt des chaotischen Wirbels war es diesmal eine Verdichtung, ein Nexus der Ruhe und einer, dessen Aura er nur zu gut kannte.

    „Es spricht für dich, dass du deinen Gegner ehrst“, bemerkte die körperlose Stimme.
    „Ben?“, Luke wirbelte herum.

    Das schemenhaft flackernde Abbild seines kurzzeitigen Mentors stand vor ihm. Für einen kurzen Moment war Luke wieder der unwissende Junge von Tatooine, der von diesem verrückten alten Kauz in ein Abenteuer geschleift wurde.

    „Luke“, stellte dieser mit einer Seelenruhe fest, als hätten sie sich erst gestern das letzte Mal gesehen.

    Tausend Fragen wollten aus dem Jedi herausplatzen, doch er kämpfte sie einer nach der anderen nieder, bis nur noch eine übrig blieb.

    „Wo warst du nur gewesen, Ben? Ich habe dich seit Dagobah nicht mehr gesehen!“
    „Das tut mir leid“, erklärte der Machtgeist mit kraftloser Stimme. „Ich versichere dir, dass ich immer bei dir war. Doch ich hatte Schwierigkeiten, mich zu zeigen.“
    „Die Dunkelheit...“, begann Luke.
    „Ich mache keinen Hehl daraus, die Kräfte des Imperators wachsen von Minute zu Minute. Dass ein einzelner Sith in der Lage ist, die Macht in der halben Galaxis ins Ungleichgewicht zu stürzen... Sie ist nicht mehr der Ort, der sie einst war.“
    „Ilum scheint davon aber ausgenommen zu sein.“
    „Jeder Mensch hinterlässt eine Signatur in der Macht, egal ob im Guten oder im Schlechten. Ein Heiligtum der Jedi, wie dieses eines ist, wird noch auf lange Zeit hin von der hellen Seite durchdrungen sein. Doch auch dies sind nur Schemen der Vergangenheit und sie werden mit der Zeit verschwinden, fürchte ich. Wie dem auch sei... Es ist gut, dass du hergekommen bist. Vor allem nach deiner verfrühten Abreise aus Dagobah.“

    Luke seufzte.

    „Du willst mir genauso ins Gewissen reden wie Yoda, oder?“
    „Nur weil ich der Ansicht bin, dass man dir ins Gewissen reden muss“, erklärte Kenobi schnippisch.
    „Und ich bin der Ansicht, dass du und Yoda recht habt. Das macht mein Vorhaben nicht weniger wichtig.“

    Nun war der Machtgeist an der Reihe, zu seufzen.

    „Gut. Denn ich bin es leid, einem Skywalker sagen zu müssen, dass er noch nicht bereit für etwas ist. Doch nur darum geht es mir nicht. Nicht mehr. Als du Dagobah gegen unser beider Rat verließt, da war es der einzige Grund. Da erschien es uns einfach zu früh, dass du den Orden wiederbeleben wolltest, ohne zuvor Vader konfrontiert zu haben. Doch nicht mehr. Es gibt noch einen weiteren Grund.“
    „Nein, das ist der wichtigste Grund“, beharrte Luke. „Ben, du hast es doch selbst gesagt! Die Dunkelheit nimmt zu. Die Rebellion ist am Ende. Die meisten haben zu viel zu verlieren, um es sich einzugestehen, doch wir können den Krieg nicht mehr gewinnen. Der einzige Weg für uns, ist es, das Licht in die Galaxis zurück zu bringen. Wir brauchen jeden Jedi, den wir kriegen können. Und Nick ist der beste Anfang.“
    „Wie kannst du das sagen, Luke? Du hast nicht die geringste Ahnung, wer er war“, Luke hätte schwören können, dass sein alter Mentor traurig klang.
    „Nein, das weiß ich nicht. Doch er weiß es genauso wenig. Wen ich dafür kenne, ist die Person, die er jetzt ist. Ungeduldig ist er schon, doch er ist ehrlich. Er ist eifrig. Und hat ein gutes Herz.“
    „Das ist er im Augenblick, doch du ahnst nicht, in was für eine gefährliche Situation du dich begeben hast. Der Junge ist eine Bedrohung. Er könnte sich jeden Augenblick gegen dich wenden.“
    „Das soll wohl ein Witz sein!“ Luke reagierte fassungslos. „Das kannst du nicht ernst meinen...“

    Der eindringliche Blick seines Meisters verriet etwas anderes, doch Luke wollte es nicht hören.

    „Was willst du damit erreichen, Ben? Soll ich ihn etwa davon schicken ins Unbekannte, nur weil dir nicht gefällt, dass ich den Aufbau des Ordens beschleunige?“
    „Das ist keine List, Luke, ich spreche die Wahrheit“, Kenobi schien nach den richtigen Worten zu ringen.
    „Genauso wahr, wie dass Vader meinen Vater verraten und getötet hat? Vielleicht muss ich deine Worte ja nur aus einem gewissen Blickwinkel heraus betrachten, nicht?“, sprach der Jedi bitter.

    Kenobi zögerte. Und damit war sich Luke sicher, dass er es die ganze Zeit wusste.

    „Ich wollte dich schützen, ich hatte Sorge, ob du dann noch die richtigen Prioritäten setzt“, begann der Jedi-Meister kraftlos.
    „Du wolltest, dass ich ihn töte, Ben. Meinen eigenen Vater“, Luke schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja, dass du nur das Beste im Sinn hattest, doch wann wolltest du mir so etwas erklären?“

    Der Machtgeist schwieg. Und Luke konnte nicht wirklich sagen, ob er Schuld empfand oder einfach nur eine Möglichkeit suchte, wieder auf den eigentlichen Grund seiner Erscheinung zurückzukommen.

    „Es tut mir leid, Luke“, sagte er schließlich nach einer Weile, „Ich habe dein Vertrauen missbraucht und damit mehr Schaden angerichtet, als ich vermeiden wollte. Ich kann nur weiter betonen, dass du dich auf einen Pfad begibst, der kein gutes Ende nehmen wird. Wenn Vader auf deinen Schüler stößt...“
    „... dann wird er versuchen, ihn zu töten. Ja, mit so etwas in der Art rechne ich. Es verkompliziert mein Vorhaben, meinen Vater zurück ins Licht zu holen.“
    „Du hast nicht die geringste Vorstellung, wie enorm sein Zorn erwachsen wird, sobald er deinen Schüler sieht. Es wird ihn nichts aufhalten können, auch du nicht. Und dabei geht es ihm nicht nur um die Auslöschung eines Jedi, sondern um...“
    „Meister?“, Nick hatte in diesem Augenblick die Treppen des Tempels wieder erklommen und trat aus der Dunkelheit. „Mit wem redet Ihr da?“

    Luke sah sich kurz um, um seinen Schüler heranzuwinken.

    „Das ist...“, dann bemerkte er, dass sich der Machtgeist neben ihm aufgelöst hatte, „...Ben.“
    „Der Geist eures Meisters, wirklich?“, fragte Nick, als er sich ihm näherte.
    „Na ja, bis gerade eben war er noch hier“, stirnrunzelnd wandte er sich wieder an seinen Schüler. „Und? Sind wir hier fertig?“

    Dann holte ihn Nick hervor. Luke hatte eine grobe Vorstellung davon, wie das Lichtschwert seines Schülers aussehen würde, schließlich hatten sie die Teile gemeinsam konstruiert. Doch den silbernen Griff zusammengesetzt vor sich zu sehen, war etwas ganz anderes.

    „Zunächst dachte ich, es würde kein Erfolg werden“, erst jetzt bemerkte Luke, dass sein Schüler seltsam blass wirkte. „Die meisten Kristalladern sind zersplittert. Sie wurden mutwillig zerstört. Doch... Doch dann... Ich hatte eine Vision, Meister. Ich kann es mir nicht wirklich erklären, denn... Was ich dort unten gesehen habe, es...“
    „Trage diese Dinge nicht zu mir, trage sie in deinem Herzen“, schnitt ihn Luke im Wort ab. „Was auch immer dir die Macht mitteilen wollte, sie wollte es dir mitteilen. Es liegt nicht an mir, Zeichen zu deuten, die ich nicht gesehen habe.“
    „Also muss ich ganz allein damit leben?“, er wirkte kränklich.
    „Du wirst es verstehen, wenn es so weit ist“, Luke versuchte zuversichtlich zu wirken, doch mittlerweile bereitete ihm dieser Ort selbst Bauchschmerzen.

    Erst Bens Warnungen und jetzt eine verstörende Vision für Nick. Dabei wollten sie sich darauf konzentrieren, dass sie alles erreicht hatten, was sie wollten.

    „Und was ist danach passiert?“
    „Nun... ich bin wieder aufgewacht inmitten der Dunkelheit. Und obwohl ich mich nicht daran erinnern kann, einen Kristall gefunden zu haben, lag mein Lichtschwert vor mir, fertig zusammengesetzt.“
    „Zeig her.“

    Zischend und surrend fuhr die Klinge aus. Es war grell strahlendes blau.

    „Großartig“, mehr konnte Luke nicht sagen, er grinste von Ohr zu Ohr.
    „Und was ist mit diesem Sith?“

    Lukes Grinsen flackerte und verschwand, als er den aufgewühlten dunklen Fleck im Schnee betrachtete, wo er ihn begraben hatte.

    „Er ist keine Bedrohung mehr.“

    Sein Schüler nickte verständnisvoll, bevor er seine Waffe wieder deaktivierte und mit ihm zurück in die Eiswüste stapfte. Jetzt wollten sie Ilum nur noch so schnell wie möglich hinter sich lassen.

    to be continued...

  11. #11
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 10 - Der Händler


    Es herrschte absolute Stille in dem Schiff, welches sich gerade über die grell erleuchteten Häuserschluchten Nar Shaddaas seinen Weg bahnte. Vorbei an überfüllten Gassen, kilometerhohen Wolkenkratzern und müllbedeckten Industriekomplexen. Die nächtliche Atmosphäre war ein hochgiftiges Gemisch aus Smog, Fäkalien und der Verzweiflung ihrer Bewohner. Darth Vader war angewidert von der bloßen Existenz dieses Ortes und doch hatte er keine andere Wahl, als hier her zu kommen. Es musste ja kein allzu langer Aufenthalt werden. Es galt nur, möglichst unauffällig mit dem Hacker Kontakt aufzunehmen, mit dem das Imperium schon lange zusammen arbeitete. Vader selbst hatte nur mehrmals mitbekommen, wie der Imperator dessen unübertroffenen, aber auch unerhört teuren Dienste in Anspruch nahm. Diesmal war er es jedoch, der ein persönliches Treffen mit dieser mysteriösen Gestalt organisiert hatte. Mit einem alten, unregistrierten Frachter machten sie sich auf den Weg, die Executor und den Rest der Flotte in einem anderen Sektor zurücklassend. Dieses Schiff war ein Schmuggelkahn, den die Accuser vor einigen Monaten aufgebracht hatte und der seitdem in dessen Hangar vor sich hin rostete. Eine jämmerliche Entschuldigung von einem Schiff, welches beim bloßen Hinsehen auseinander fiel, doch immerhin hatte es Charakter. Vader mochte es. Und, um es noch einmal hervorzuheben, es war unregistriert. Vader war sich sicher, dass Palpatine jederzeit über die Position seiner Sternenzerstörer und gerade den Schiffen der Death Squadron Bescheid wusste. Vermutlich auch von deren Fähren. Anders war es gar nicht möglich gewesen, dass er sie so schnell im Orbit seiner geheimen Klonanlage hatte aufspüren können. Dass er seine Flotte getrennt hatte, war eine Sache. Doch er musste seinen Meister ja nicht gleich mit der Nase darauf stoßen, wer Vader dabei helfen sollte, seine Pläne zu ruinieren. So kam es, dass inmitten der nächtlichen Szenerie des gesetzlosen Mondes ein erstaunlich glatt geschliffener stählender Turm emporragte, der gänzlich ohne die üblichen Graffiti und Verfallserscheinungen in einem vergleichsweise edlen Bezirk stand. Er besaß keine sichtbaren Fenster, keine Balkons, keine Eingänge. Einzig eine unscheinbare Landeplattform fuhr aus, als sich Vaders Schiff dem Koloss näherte. Sie wurden erwartet.

    Als Vader das Frachtschiff zum Stillstand gebracht hatte, machte er sich allein auf zur Laderampe. Der Hacker hatte ihm klar gemacht, dass er nur einen einzelnen Gast in seinem Apartment wünscht, andernfalls würde der Deal platzen. Es war zwar noch ein Trupp Sturmtruppen mit an Bord, doch diese mussten hier solange die Stellung halten, während der Sith hinaus in die Kälte trat. Zu seinem Glück musste er nicht lange warten. Die Wand des Turms vor ihnen enthielt einen winzigen Spalt, der sich nun rasch vergrößerte. Es zischte regelrecht, als die Gase von außen in den kleinen Raum eindrangen. Er trat nun ein. Wobei er nicht direkt im Gebäude landete, sondern erst in einer grell erleuchteten Luftschleuse, wie sie auf Raumschiffen eingesetzt wurde. Als sich das Portal hinter ihm schloss, sprangen ratternd die Luftfilter an, die prompt alle giftigen Teilchen entfernten, die er mit hinein nahm. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, hier auf engstem Raum eingesperrt zu sein, nur von automatisierten Mechanismen umgeben. Es erinnerte ihn zu sehr an seinen eigenen Anzug. Als die Filter ihre Arbeit getan hatten, öffnete sich die nächste Tür vor ihm und lud still ein, das Apartment zu betreten. Nur wenige in den Wänden versteckte Leuchtröhren spendeten hier ein schwaches Licht. Nach der gut beleuchteten ersten Passage herrschte hier gespenstische Dunkelheit. Und gespenstische Abwesenheit vom Lebendigen. Vader sah sich fast schon geneigt, die Nachtsicht seines Helms zu aktivieren.

    „Er ist nicht hier“, stellte Vader grimmig fest.

    Immer noch hoffte er etwas anderes. Warum sonst wäre die Landeplattform ausgefahren worden? Doch Vader wurde ausreichend misstrauisch, als dass er seinen Geist ausschwärmen ließ. Dieser Ort hatte eine rätselhafte Aura, die er in der Macht sofort wahrnahm. Auf dem ersten Blick sah es aus, als befände er sich in einem großen, edel ausgestatteten Salon mit weißen Bantha-Fell-Sofas, Tischen aus tiefschwarzem Wroshyr-Holz und einer großen Bar, gefüllt mit uralten, seltenen Spirituosen. Es war ein Ort mit Geschichte und doch fühlte es sich an, als befände man sich in einem Museum. Die Einrichtungsgegenstände, vom juwelenbesetzten Kronleuchter bis hin zur kunstvoll bemalten Vase, waren allesamt alt und stammten aus den verschiedensten Jahrhunderten, einige sogar aus vergangenen Jahrtausenden. Und wie ihr Alter schwankte, so passte nichts wirklich zu einander. Es war eine bunte Mischung aus Technologie, Antiquitäten und Kitsch, als hätte ihr Sammler auf halbem Wege entschieden, dass ihm die Herkunft seiner Sammlung völlig egal wäre. Tischgruppen waren zusammengestellt worden, als hätten sie einen realen Nutzen, doch die aufwendige Dekoration machte eine Nutzung unmöglich, ohne dass man einige der Marmorfiguren und feinen Tücher hätte verrücken müssen. Und dann war da diese Sterilität. Alles war einwandfrei sauber, nicht ein Staubkorn war zu finden. Doch es war nicht die Sauberkeit eines aktiven Haushaltes. Vader spürte zuerst, dass die Flaschen in den Schaukästen der Bar seit Ewigkeiten nicht mehr bewegt wurden und so fühlten sich auch all die anderen Objekte an, als wären sie in der Zeit eingefroren. Hier lebte niemand. Und die Macht nahm tatsächlich kein Lebenszeichen war. Die feinen Wellen eines Herzschlages in der Luft, die wallende Hitze eines lebendigen Leibs und die Feuchtigkeit des Atems, das waren die Zeichen, wonach er Ausschau hielt. Nichts davon konnte Vader wahrnehmen. Was die Macht dem Sith aber mitteilen konnte, war eine geradezu verdächtige Leere. Ein blinder Fleck im Herzen dieses dreidimensionalen Stilllebens. Nur der sanfte Rhythmus seines eigenen Atemfilters unterbrach die Kälte dieses Ortes. Dann regte sich etwas. Irgendwo hinter den Wänden fingen Elektronen an zu wandern, knisternd aktivierte sich ein alter Holoprojektor. Inmitten des Raums materialisierte sich das schemenhafte Abbild einer jungen Frau. Vader verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, geduldig die Begrüßung über sich ergehen lassend.

    „Ich wünsche Ihnen einen guten Abend“, erklärte die KI mit vergnügter Stimme und deutete auf den finsteren Gang hinter ihr. „Wenn Ihr mir bitte folgen dürftet, Mr. Skywalker.“

    Vaders Fäuste ballten sich. Der Name verursachte ein brennendes Gefühl in seiner Magengegend. Was war dies hier für eine Anmaßung des seelenlosen Konstrukts?

    „Sie werden mich mit meinem korrekten Namen ansprechen, andernfalls...“
    „Andernfalls was?“, unterbrach das Hologramm angrifflustig. „Werden Sie meine Generatoren zerstören? Eine sinnlose Gewaltorgie wird meinen Meister kaum dazu bewegen, seine Dienste mit Euch zu teilen... Mr. ... Vader.“

    Sie wandte sich wieder von ihm ab und ging voran, einen wortlos in seinem Zorn versunkenen Vader im Schlepptau. Was sollte ihm das beweisen? Wollte dieser... Hacker... dieser Mittler von Informationen... ihm seine Fähigkeiten beweisen, indem er den Namen eines Toten ausgrub? Ein Name, der keinerlei Bedeutung mehr im Leben des Sith hatte? Nur warum regte es ihn dann immer noch so auf...

    „Das Arbeitszimmer von Dr. Cedrax befindet sich hinter dieser Tür“, erklärte das Hologramm, als sie endlich Halt machten. „Er wird Sie hier empfangen. Doch muss ich Sie vorher darum bitten, Ihre Waffe abzulegen.“

    Wie aufs Stichwort fuhr eine schmale Schublade aus der Wand neben der Tür. Sie war gerade groß genug für einen Blaster, doch der Blick der holographischen Dame auf seinen Gürtel verriet, dass etwas anderes dort hinein sollte.

    „Keine Sorge, Ihr Lichtschwert wird Ihnen nach dem Besuch zurückgegeben werden.“

    Vaders Hand wanderte unvermittelt zu dem silbernen Griff an seiner Seite, doch ihn ergriff ein ungutes Gefühl bei der Sache. Einen Sith darum zu bitten, seine Waffe abzulegen, war ein gefährliches Spiel, welches dieser angebliche Meisterhacker zu spielen wagte. Und doch war der dunkle Lord auf dessen Hilfe angewiesen und hätte unter diesen Bedingungen normalerweise nachgegeben. Es ist ja nicht so, dass ein Sith ohne seine Klinge wehrlos wäre. Ganz im Gegenteil. Doch dieser Ort war anders. Je näher er diesem Loch in seiner Wahrnehmung kam, und nun stand er direkt vor dessen Zentrum, desto lockerer wurde sein Halt in der Macht. Er spürte, wie er schwächer wurde. Sein Atem wurde ungleichmäßiger und seine Gliedmaßen immer schwerer. Er fühlte sich bleiern, da es offenbar nur noch die kläglichen Kräfte seines geschundenen Körpers waren, die ihn vorwärts trugen. Etwas negierte die Macht an diesem Ort. Etwas Unnatürliches raubte ihm seinen stärksten Verbündeten. Und doch musste er sich daran erinnern, dass er keine andere Wahl hatte. Zähneknirschend fügte er sich und legte seine kostbare Waffe, seine letzte Verteidigungslinie, in die Schublade hinein, die sogleich wieder in der Wand verschwand.

    „Bringen wir es hinter uns...“, raunte Vader mit schwindender Geduld.
    „Sehr wohl“, summte das Hologramm und verflüchtigte sich wieder, den Sith im halbdunkel zurücklassend.

    Die mit Holzkacheln verzierte Tür schwang sich auf, einen gleißenden Lichtstrahl in den Salon werfend. Vader trat ein, wobei er ein kaum spürbares Kraftfeld durchquerte. Das 'Arbeitszimmer' war ein seltsamer Anblick. Hell erleuchtet waren in die meisten der schneeweißen Wände Bildschirme eingefasst, die die unterschiedlichsten Projekte preisgaben. In einigen erkannte Vader Programmcode, in anderen Blaupausen, andere wiederum waren Videos von Überwachungskameras aus der gesamten Galaxis. Er erkannte eine Kreuzung aus dem Senatsviertel von Coruscant bei Nacht, sowie die Brücke eines Sternenzerstörers, auf der einige Offiziere gerade gelangweilt ihren täglichen Routinen nachgingen. Aber der Raum bot noch mehr, was das Auge nicht offenbarte. Überall in die Wände eingelassen waren kleine Räumlichkeiten. Eine runde Couch, ein Regal gefüllt mit verschiedenen Proteinpasten, ein schmuckloses Bett, ein kleines Bad. Doch auch diese sahen ebenso ungenutzt aus, wie die Dinge im vorherigen Raum. Sein Gegenüber konnte sie nicht nutzen, wie Vader sogleich feststellen musste. Das Wunderkind Tharan Cedrax saß in einem vollautomatisierten Sessel, der mit einem Kran an der Decke verbunden war und von diesem frei im Raum umher bewegt werden konnte. Nein, Vader korrigierte seinen ersten Eindruck rasch, es war kein Sessel. Es war ein Krankenbett. Der Mensch, dessen voll bewegliche Liege sich nun zu ihm herabließ, war eingefasst in einen stählernen Torso, der einzig den Kopf und die Arme unbedeckt ließ. Angeschlossen war dieser an eine komplizierte Verkabelung, die unablässig Medizin und Nährstoffe in den ausgemergelten Körper pumpte. Die Person selbst war körperlich ein junger Mann mit unnatürlich weißer Haut, die scheinbar noch nie von Sonnenstrahlen berührt wurde. Und doch war diese Person alles andere als jung. Vader brauchte nicht einmal die Unterstützung der Macht, um das sagen zu können. Ein Blick in die Augen dieses Mannes... dieses Wesens... hatte völlig ausgereicht, um das Sagen zu können. Sie waren kalt, fern... alt. Unfassbar alt. Seine ungewaschenen Haare waren nur noch im Ansatz braun und die jugendlichen Gesichtszüge waren durchdrungen von unzähligen winzigen Falten. Vader fröstelte und das nicht nur, weil er sich erstmals seit langer Zeit wirklich hilflos fühlte.

    „Ich bin gekommen, um Ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Geld spielt keine Rolle“, Vader zückte ein Datenpad, welches er am Gürtel trug, doch er wusste nicht so recht, wohin damit.

    Cedrax machte keine Anstalten, es ihm abzunehmen. Tatsächlich musterte er interessiert den dunklen Lord selbst.

    „Ihr könnt Euren Helm auch abnehmen, mein Freund. Die Atmosphäre hier ist der Eurer Meditationskammern nicht unähnlich“, sprach der Hacker fast schon im Flüsterton.
    „Ich habe keine Intention, das zu tun“, erklärte er, seinen Ärger herunterschluckend.

    Der Kran trug seinen lebendigen Schützling näher an den Sith heran.

    „Wie schade. Ich hätte gerne von Auge zu Auge mit Euch gesprochen.“ Vader konnte nicht wirklich sagen, ob das Bedauern ernst gemeint war. Sein Tonfall ließ keinerlei Emotion erahnen.
    „Ich habe keine Zeit für Smalltalk, die Zeit drängt. Leben stehen auf dem Spiel!“, er hob drohend die Hand.

    Er war zwar unbewaffnet und dieser Mistkerl hatte ihm irgendwie den Zugang zur Macht geraubt, aber wenn es sein musste, hätte er auch kein Problem gehabt, diesem Schwächling mit bloßen Händen den Hals umzudrehen. Er hatte diesen Weg nicht auf sich genommen, um sich der Neugier dieses Narren zu stellen.

    „Oh, tut es das nicht immer“, winkte Cedrax ab, aber nicht, ohne vorher ein Stück von Vader zurückzuweichen. „Egal was wir tun, es hat doch immer einen Einfluss auf andere Leben. Und die Leute, die zu mir kommen, meinen stets, dass ihre zwielichtigen Unternehmen, ihre kleinen Bündnisse, ihre Planeten, gar ganze Staaten von dem abhängen, was ich hier tue. Ihr haltet mich für einen Narren, dass ich diesem Gewäsch keine Bedeutung zuwende. Doch Ihr würdet genauso denken, wenn Ihr auf ein ebenso langes Leben zurückblicken würdet, wie ich es tue. Ich habe ganze Sternenreiche auf- und untergehen sehen. Imperien sind vergänglich, so auch das Eure. Daran wird auch euer... Oberster Kanzler... nichts ändern können.“
    „Sternenreiche? Werdet nicht absurd. Ihr könnt nicht...“
    „... so alt sein? Nicht körperlich, nein. Doch diese Instanz meines Körpers trägt die Erinnerungen von Jahrtausenden in sich.“
    „Ihr seid ein Klon“, stellte Vader angewidert fest. „Und kein besonders guter.“
    „Jetzt seid Ihr es, der den Medizinern Unrecht tut, die mich versorgen. Ich habe mehrere Vermögen investiert, um das hier zu ermöglichen. Doch die Vervielfältigung von Erbgut ist schon eine schräge Sache, wisst Ihr. Über die Jahre können ganze Sequenzen verloren gehen. Durch Fehler im Embryonalstadium, durch Strahlungseinwirkung und bei mir einfach nur durch das Alter. Der Schaden dadurch ist erheblich.“
    „Der Klon des Klons eines Klons?“, fragte Vader ungläubig.
    „Dieser Körper hier ist der einundfünfzigste“, erklärte Cedrax, als sei es das normalste in der Welt. „Bei Nummer 18 hörte die Leber auf zu arbeiten. Bei Nummer 26 waren es die Nieren. Nummer 31 war der erste, der auf eine künstliche Lunge angewiesen war. Nummer 39 hatte kein eigenes Immunsystem mehr. Und Nummer 45 konnte nicht mehr selbstständig laufen. Ich habe versucht, alles, was defekt war, durch kybernetische Implantate und neueste medizinische Wunder zu ersetzen. Der Tod scheint mit aller Kraft zu versuchen, mich dauerhaft zu sich zu holen, aber bis jetzt war ich immer noch eine Nasenspitze voraus.“
    „Warum erzählt Ihr mir das?“, fragte Vader unsicher.
    „Ich lebe nun schon seit einigen Jahrhunderten eingeschlossen in diesem Raum. Ich kann mich nicht bewegen, jeder den ich kannte, ist tot. Ich habe sie alle kommen und gehen gesehen. Nur ich bin noch da. Ich und Holly. Ihr wisst, wie das ist, oder? Ihr habt zumindest eine vage Vorstellung davon, was ich durchmache?“

    Er hatte Recht. Vader gestand es nicht gerne ein, doch seine ersten Gedanken, als er Cedrax eingepfercht in seiner keimfreien Umgebung sah, drehten sich unweigerlich an sein eigenes Schicksal. Vor allem die Rüstung, von der er wusste, dass er darin sterben würde. Und all diejenigen, die er verlor oder verloren glaubte, sie flackerten vor seinem inneren Auge auf. Seine Mutter, Padmé, sein Kind. Das letztere galt aber nicht mehr. Die Erkenntnis seines Überlebens hatte ihn aus langjähriger Lethargie geholt. Ihm Hoffnung gegeben, dass er mit Lukes Hilfe dem Imperator ein Ende bereiten könnte. Das war ein entscheidender Unterschied. Dieses Wesen hier war gebrochen. Vader war es nicht.

    „Ihr fürchtet Euch vor dem Tod. Das ist der Grund, warum Ihr Euch mit aller Kraft ans Leben klammert. Ihr habt Euer Leben dem Wissen gewidmet, darum habt Ihr Angst, einzig daran glauben zu müssen, was danach kommt.“
    „Präzise, mein Freund“, Cedrax nickte leicht. „Ich habe Waffen von ungeheurer Zerstörungskraft entwickelt, medizinische Wunder geholfen zu entdecken, Imperien zu Fall gebracht und Republiken im Aufbau unterstützt. Ich konnte alles in Erfahrung bringen, was man von mir verlangte. Und ich habe die meisten Aufträge angenommen, weil ich die Herausforderung schätzte. Wer mich denn beauftragte, war egal, ich würde ja ohnehin jeden von ihnen überleben. Doch eines hatte mir das Universum in seiner ewigen Ironie stets vorenthalten... das Wissen um die Macht. Ich bin nicht machtsensitiv.“
    „Das ist keine Entschuldigung. Ihr seid ein Feigling, nichts weiter. Nach dem Tod werdet Ihr eins mit der Macht. Man muss kein Jedi oder Sith sein, um das zu wissen“, fauchte Vader ungeduldig. Er war gekommen, um dringende Antworten zu bekommen, nicht um über das Leben nach dem Tod zu philosophieren.
    „... und doch seid Ihr keinen Deut besser“, fügte das Genie sanft hinzu. „Ich habe Euren Weg studiert, Anakin. Ihr fürchtet Euch genauso vor dem Tod, wie ich es tue. Nur seid Ihr zu dickköpfig, um Euch um das eigene Ableben zu scheren. Doch wie sieht es mit denen aus, die Euch nahe stehen? Mit Eurer Frau? Eurem Sohn?“

    Da war es wieder, dieses Brodeln in seiner Magengegend. Vader hob erneut drohend den Zeigefinger:


    „Noch ein Wort und Ihr werdet Klon Nummer 52 brauchen! Ich bin auf der Suche nach dem 'perfekten' Schüler des Imperators. Helft mir oder lasst es sein. Nur vergeudet nicht meine Zeit!“

    Nun endlich näherte sich Tharan Cedrax mit seiner Liege, um ihm das Pad abzunehmen. Dennoch schaute er es nicht einmal an.

    „Ich fürchte, ich kann Euch nicht sofort die Position des Klons verraten. Das würde etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die Ihr nicht habt. Stattdessen kann ich Euch zu einer Person führen, die es weiß.“
    „Wer ist es?“, verlangte Vader grollend.
    „Ein Mitglied der Seshara-Kampfgruppe. Die Piloten, die bei der Einnahme des Klonlabors halfen. Offiziell mögen sie tot sein. Inoffiziell haben hohe Kreise der Rebellenallianz große Anstrengungen unternommen, ihre Spuren zu verwischen. Aber nicht groß genug für meine Holly“, ein feines Lächeln umspielte die Lippen des Wissenschaftlers.

    Jetzt materialisierte sich das holographische Mädchen, welches Vader zuvor begrüßt hatte, auch in diesem Raum.

    „Sie sind untergetaucht. In der ganzen Galaxis verstreut“, erklärte sie. „Wir kennen die Position der meisten. Und einen davon könntet Ihr noch heute verhören.“
    „Wie viel?“, fragte Vader, nachdem sie ihre Ausführungen stoppte und keine Anstalten machte, weiter fortzufahren.
    „Zwei Millionen Credits. Nennt es einen Freundschaftspreis“, sprach Cedrax.
    „Einverstanden“, antwortete der Sith, der durchaus mit einem höheren Preis gerechnet hatte.
    „Sein Name ist Maeille Borik“, fuhr Holly unvermittelt fort. „Er flog nach dem offiziellen Tod der Seshara Kampfgruppe hierher nach Nar Shaddaa. Er ist ein Spieler. Und kein besonders guter, wenn ich anmerken darf. Er frequentiert jeden Abend das Evorica-Casino auf der anderen Seite des Planeten. Und wenn meine Berechnungen korrekt sind, dann wird er den Rest seines Schweigegeldes heute Abend verspielt haben. Er wird das, seinem Persönlichkeitsprofil nach zu urteilen, nicht besonders gut verkraften. Wenn er von den Sicherheitskräften auf die Straße gesetzt wird, ist das Euer Zeichen, um ihn festzunehmen.“
    „Ihre Hilfe werde ich zu schätzen wissen“, Vader wandte sich ab, um sich auf den Weg zum Ausgang zu machen.

    Er konnte es kaum abwarten, hier raus zu kommen. Der Verlust seines Kontakts zur Macht bereitete ihm so langsam Kopfschmerzen. Und doch öffnete sich die Tür nicht, durch die er gekommen war.

    „Was wollen Sie noch?“, grollte er, sich langsam und bewusst bedrohlich umdrehend.
    „Ich will, dass Sie mich noch einmal ansehen, Vader“, meinte Cedrax friedvoll, wobei er bei Vaders Namen kurz überlegen musste.

    Er sah ihn. Er sah einen ausgemergelten Schwächling, der mit aller Kraft versuchte, dem Tod zu entgehen. Er sah die schneeweiße Haut, die ihn fürchterlich an die eigene erinnerte. Er sah das technologische Ungetüm, in welches der Wissenschaftler gepfercht war.

    „Macht nicht die gleichen Fehler, wie ich es tat. Ihr müsst erkennen, wann man loslassen muss. Andernfalls verliert Ihr noch mehr, als nur ein paar Gliedmaßen und Organe. Der Tag wird kommen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht in einem Jahr. Aber er wird definitiv kommen“, erklärte Cedrax mit fatalistischer Ernsthaftigkeit. „Und wenn die Zeit gekommen ist, dann müsst Ihr es auch einsehen, ansonsten werdet Ihr den Rest von dem einbüßen, was von Eurer Persönlichkeit noch übrig ist. Und dann wird die Galaxis und Euer kostbares Imperium zwischen Euren Fingern zerrinnen.“
    „Sonst noch etwas?“, schnaubte Vader.
    „Nein, eigentlich nicht. Ich schicke Euch die Rechnung, sobald Ihr den Imperator stürzen konntet.“

    Das ließ Vader erneut stutzen.

    „Wie habe ich das jetzt zu verstehen?“
    „Zunächst einmal nur, dass ich keine Kreditkarten nehme“, erwiderte Cedrax verschmitzt. „Zumindest nicht von Euch. Ich fürchte, der Oberste Kanzler hat vor wenigen Stunden all Eure Konten sperren lassen.“

    Das war definitiv kein gutes Zeichen. Der Imperator musste gewittert haben, was los war. Ab jetzt war schnelles Handeln gefragt, wenn Vader triumphieren wollte. Zum Glück öffnete sich nun wieder das Portal zurück ins dunkle Apartment und damit auch zu Vaders wartendem Frachter.

    „Ich werde mit entsprechender Eile vorgehen“, erwiderte der Sith.
    „Wie sagt ihr Machtnutzer noch gleich? Möge die Macht mit Euch sein!“, schallte die Stimme des Wissenschaftlers noch in Vaders Rücken, während er mit großen Schritten seinem nächsten Ziel entgegen eilte.

    to be continued...

  12. #12
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 11 - Dunkle Vorahnungen


    Lukes Quartier war in tiefste Dunkelheit gehüllt. Kein Lichtstrahl sollte durch das Textil hindurch zu den Augen seines Schülers gelangen. Dies hier war eine reine Konzentrationsübung. Überall im Raum waren rote und weiße Kugeln verteilt, die sich der Jedi vom caridanischen Tedard-Tisch auf dem Freizeitdeck ausgeliehen und zweckentfremdet hatte. Nicks Aufgabe lautete, mithilfe der Macht die Farbe der roten Kugeln zu erkennen und diese anzuheben. Nach Möglichkeit sollte er dies bewältigt haben, bevor Wedge und die anderen Rogues ein Spielchen wagen wollten. Doch bis jetzt sah es nicht gut aus. Nick fand erst zwei der farbigen Kugeln und auch nur die, die praktisch vor seinen Füßen lagen. Er war noch weit davon entfernt, die Kugel in Lukes Schreibtischschublade zu finden. Aber das war Luke egal. Es eilte nicht. So wie das meiste, was er ihm lehren wollte, nicht eilte. Seit ihrer Rückkehr von Ilum hatte sich sein Schüler irgendwie verändert. Jene Vision hatte ihm offenbar mehr zu schaffen gemacht, als er sich eingestehen wollte. Er wagte es jedoch kein zweites Mal, sich Luke von sich aus anzuvertrauen. Und Luke wusste immer noch nicht, ob er bei einem erneuten Angebot auf dieses eingehen könnte. Er machte sich natürlich Gedanken um seinen Schüler und wollte gerne seine Sorgen zerstreuen. Jedoch wusste er genau, dass es eine Prüfung war, die er ganz allein zu bewältigen hatte. Er konnte ihm nur mit gutem Rat zur Seite stehen und so sehr er es sich auch wünschte, eine Einmischung seinerseits hätte genauso gut fatale Konsequenzen haben können. Daher wagte er es nicht, weiter nachzuforschen. Stattdessen setzte er darauf, seinem Schüler vermehrt Aufgaben zu geben, die sehr viel Geduld und einen hohen Grad an Meditation erforderten. Immer mit der Hoffnung, das würde ihm dabei helfen, seine innere Balance wieder zu finden. Bislang jedoch ohne sonderlich sichtbaren Erfolg.

    „Die hast du bereits angehoben“, bemerkte Luke, als Nicks Geist nach einer roten Kugel tastete, die direkt neben ihm lag.
    „Ich weiß“, erwiderte sein Schüler in ärgerlichem Ton. „Ich versuche, das Muster herauszubekommen, nachdem Ihr vorgegangen seid.“
    „Du wirst keins finden, tut mir leid“, bei dem Gedanken musste er schmunzeln. „Ich bin ziemlich wahllos vorgegangen.“
    „Lacht Ihr über mich, 'Meister'?“
    „Oh nein, das würde mir nie in den Sinn kommen!“, verteidigte er sich verwundert über die Schärfe in Nicks Tonfall.
    „Was belustigt Euch dann so sehr? Seid Ihr stolz darauf, eine Aufgabe gefunden zu haben, die mich überfordert?“
    „Du missverstehst, es ging mir nur darum, dass du einen tieferen Sinn in der Verteilung der Kugeln suchst, der nicht gegeben ist. Es tut mir leid, wenn du dies falsch aufgefasst hast.“
    „Aber Ihr seid schon stolz auf Euren Trick, nicht?“, hakte er weiterhin nach.
    „Ich wüsste von keinem Trick. Mir geht es nur darum, dass du dich mehr auf deine Meditation konzentrieren solltest.“
    „Ich wüsste nicht, wie mir das hier helfen soll. Es frustriert mich mehr, als dass ich vorankomme.“

    Luke seufzte.

    „Das war nicht meine Absicht, sei dir dem bewusst. Aber es ändert nichts daran, dass ich es für notwendig halte.“
    „Notwendig für was?“, Nick hatte scheinbar jeden Gedanken an die Fortsetzung ihrer Übung verdrängt und wollte ihr Gespräch in die Länge ziehen. „Jetzt wo ich ein echtes Lichtschwert habe, sollten wir uns doch für den bevorstehenden Kampf rüsten.“
    „Kampf?“, Luke zögerte mit der Antwort.

    Hatte sein Schüler eine Vorahnung, die ihm verwehrt blieb? Die dunkle Seite hatte ihren Schleier um die Zukunft nicht eine Sekunde lang gelockert, während sie auf der Redemption waren. War das der Inhalt seiner Vision auf Ilum?

    „Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass du ein Gefecht erwartest? Sind wir in Gefahr?“

    Luke erwartete keine konkrete Antwort, denn das kurzzeitige Schweigen seines Schülers verriet ihm mehr als genug. Seine Ahnung war korrekt.

    „Nicht direkt“, begann Nick nach einer Weile. „Es überrascht mich nur, dass Ihr mein Training nicht mehr auf Selbstverteidigung ausrichtet. Immerhin sind wir immer noch auf der Flucht. Und wir haben eine imperiale Einrichtung angegriffen... und dabei Leute getötet.“
    „Das macht dir zu schaffen, nicht?“, Luke musste unweigerlich an den Sith-Aspiranten denken, wie er zusammengesackt im Schnee lag.
    „Erstaunlicherweise nicht“, erwiderte Nick. „Und genau das ist es, was mir Sorgen bereitet. Es war so unwirklich. Ich habe mich selbst lebendig gefühlt, als mich die Bewegungen des Fliegers in den Sitz gepresst haben. Doch ich glaube nicht, dass ich unsere Gegner als Lebewesen wahrgenommen habe. Dabei habe ich sie die ganze Zeit über mit der Macht gespürt und war mit ihnen verbunden, als ich ihr Verhalten studierte. Trotz all dem, waren sie für mich in meinem Cockpit nichts weiter als abstrakte Ziele, die es auszuschalten galt.“

    Luke hörte sich diese Ausführungen geduldig an und wirklich überraschen taten sie ihn nicht.

    „Moderne Kriegsführung am Steuer eines Raumjägers neigt durchaus dazu, einen Piloten von den tatsächlichen Vorgängen der Schlacht zu lösen. Da gibt es nichts, was du dir vorwerfen müsstest.“

    Luke konnte es nicht sehen, doch er spürte es. Die Atmosphäre im Raum wechselte schlagartig. Von Nick ging eine Aura aus, die Luke bis jetzt nur ein Mal vernommen hatte.

    „Ihr hört mir nicht zu“, knurrte sein Schüler. „Ich rede von der Gefahr, in der wir uns befinden und von dem, was mit mir nicht stimmt. Und alles, was ich von Euch zu hören bekomme, sind Entschuldigungen.“

    Lukes Herz verkrampfte sich. Er wollte dem Vorwurf entgegen treten, er wollte das richtige tun. Doch in diesem Augenblick wusste er nicht genau, wie. Er musste ihn schnell beruhigen.

    „Dann sag mir, was du von mir erwartest. Willst du allen Ernstes, dass ich dich für dein Verhalten verdamme? Dabei will ich dir nur die Hand reichen und dir helfen, ein besserer Mensch, ein besserer Jedi zu werden.“
    „Dann zeigt mir, wie man kämpft. Zeigt mir, wie ich in dieser Welt überleben kann, die mich nicht haben will!“
    „Das werde ich“, sprach Luke bewusst ruhig. „Doch zuvor musst du mir versprechen, dass du dich zuvor beruhigst. Ein Jedi kämpft, um die Leben anderer zu verteidigen. Zorn und Furcht helfen dir nicht, sie schaden deiner Konzentration und deiner Seele. Nick, ich weiß nur zu gut, welche Last auf deinen Schultern liegt. Du fürchtest, daran zu zerbrechen. Du bist zornig auf die Welt, die dir diese Last auferlegt hat. Doch das musst du nicht sein. Dies ist keine Welt ohne Hoffnung. Keine Welt ohne ihre kleinen Frieden. Du musst dir bewusst werden, was dich in Zukunft antreiben wird, bevor ich dein Training fortsetzen kann. Andernfalls werden dich diese Emotionen in den Abgrund reißen.“

    Es folgte eine beißende Stille. Luke wusste nicht, ob er seinen Schüler erreichen konnte. Er hoffte es nur. Die Aura der dunklen Seite nahm nicht weiter zu. Aber sie nahm auch nicht ab. Für einen Augenblick hoffte der junge Jedi, dass sich die Situation beruhigt hatte. Für einen Augenblick.

    Ein Knall riss Luke aus der Meditation. Eine Schublade seines Schreibtischs wurde aus ihren Schienen gerissen. Rote Plastiksplitter jagten als Geschosse durch das Quartier des Jedi. Er war sprachlos. Nick war aufgesprungen, doch die Aura der dunklen Seite zog sich schlagartig zurück.

    „Es tut mir leid, Meister. Ich fühle mich unwohl und werde mich in mein Quartier zurückziehen“, er jagte hinaus.

    Zurück blieb nur ein zutiefst besorgter Luke Skywalker. Er fühlte sich erneut darin bestätigt, dass die Beschleunigung des Trainings zu keinen guten Ergebnissen führte. Jetzt brauchte sein Schüler Zeit mehr denn je. Zeit für sich selbst und Zeit für die Galaxis. Ihm jetzt hinterher zu hetzen und zu einer Aussprache zu drängen, würde den beiden vermutlich mehr schaden als nützen. Also begann Luke seufzend damit, die Plastiktrümmer einzusammeln und sich eine Ausrede für das Verschwinden der Kugel auszudenken. Die Rogues dürften alles andere als begeistert sein, wenn sie für eine Partie Tedart zusammenkamen. Doch auch diese Beschäftigung hielt ihn nicht ewig auf und ehe Luke sich versah, fand er sich beschäftigungslos in seinem aufgeräumten Raum wieder. Es gab keinen weiteren Termin, dem er an diesem Tag hätte nachkommen müssen. Doch anstatt sich gleich seiner Meditation und dem Studium der drei von ihm erbeuteten Holocrons zu widmen, wollte er noch einige Recherchen anstellen.

    Luke setzte sich an seinen Holo-Kommunikator und wählte eine ganz bestimmte Kurzwahl. Es war zwar ein riskanter Gesprächspartner, selbst wenn er durchkommen würde, doch es war einen Versuch wert, um ein paar Dinge klarer werden zu lassen. Besonders in Bezug auf Bens kryptische Warnung auf Ilum. Zu seiner Verwunderung verbrachte er nur etwa fünf Minuten in der Warteschleife, bis die blau flimmernde Gestalt Mon Mothmas in seinen Raum projiziert wurde.

    „Ich grüße Euch, Meister Skywalker“, sprach sie in ihrem typisch melodischen Tonfall.

    Ob sie über seine Kontaktaufnahme überrascht war oder nicht, konnte Luke bei bestem Willen nicht sagen. Sie verbarg ihre Emotionen gut.

    „Und ich grüße Euch. Hoffentlich störe ich nicht, schließlich weiß ich gut, wie beschäftigt Ihr sein müsst.“
    „Habt keine Sorge um meinen Terminkalender. So sehr die Organisation einer Rebellion auch an meinen Nerven zehrt, so würde ich nie auf die Idee kommen, den Anruf eines Jedi zu ignorieren. Ich muss also annehmen, dass Ihr nicht nur zum Austausch von Höflichkeiten diese Leitung nutzt.“
    „Das ist richtig“, Luke begann, seine Worte vorsichtig auszuwählen. „Ich wollte Euch von Nicks Fortschritten berichten.“
    „Ich bin gespannt auf das Ergebnis Eurer Lehrmethoden, Meister Skywalker.“

    Er wollte ihre Reaktionen genau studieren, doch sie schien nur mit stoischer Ruhe seine Ausführungen abwarten zu wollen.

    „Nick macht große Fortschritte und eignet sich das Wissen in einer Geschwindigkeit an, dass ich das Gefühl bekommen könnte, er müsste nur halb vergessenes abrufen, anstatt es von Grund auf neu lernen zu müssen.“
    „Ich freue mich, dass es so reibungslos funktioniert“, erklärte Mon Mothma gelassen.
    „Schade, denn ich wünschte mir, es würde tatsächlich so reibungslos ablaufen, wie es sich anhört.“
    „Ich habe vollstes Vertrauen in Eure Fähigkeiten als Jedi und als Mentor. Doch ich bin nicht bewandert in den Wegen der Macht, deshalb weiß ich nicht, ob ich Euch einen geeigneten Rat geben kann.“

    Luke stutzte. Er hatte das faktische Oberhaupt der Rebellenallianz zwar nur in unregelmäßigen Abständen treffen können, doch sein bisheriger Eindruck von ihr sah so aus, als dass sie ihren Rat nicht hinterm Berg halten würde. Wollte sie ihn abschütteln?

    „Das ist nicht wirklich eine Frage der Macht, sondern der Emotionen“, erklärte der Jedi. „Die Symptome von Nicks augenblicklicher Verwirrtheit werden nur durch seine Machtsensitivität verstärkt. Nach einem antiken Ritus auf Ilum, das eine Vision der hellen Seite einschloss, zeigt er sich zunehmend impulsiv und leicht reizbar. Ich fürchte, dass vor allem die Erwartungen, die man auf ihn setzt, ihm schwer zu schaffen machen.“
    „Höre ich dort einen Vorwurf in Eurem Tonfall?“, ganz die Politikerin wirkte sie bei dieser Feststellung keinesfalls verletzt oder verärgert.
    „Uh... Ehrlich gesagt wollte ich Euch nur darüber informieren, dass ich vorhabe, die Ausbildung langsamer angehen zu lassen. Ich weiß, dass Sie unseren Erfolg als kriegsentscheidend ansehen. Doch ich kann nicht zulassen, dass strategische Überlegungen ihm in seinem Werdegang schaden.“
    „Sollte ich den Eindruck vermittelt haben, Druck auf seine Ausbildung ausüben zu wollen, so tut mir das sehr leid“, erklärte Mon Mothma nun in mitfühlendem Tonfall.

    Luke gestand sich ein, dass sie bei ihrer Unterbreitung des Vorhabens, während er noch auf Dagobah war, vielleicht ein paar Mal zu oft davon sprach, dass „ein Jedi den Todesstern, zwei davon vielleicht schon das ganze Imperium vernichten könnten“. Er konnte ihr den Blick auf den taktischen wie moralischen Nutzen nicht verübeln. Aber andererseits trug es wesentlich zu Lukes raschem Handeln bei, das seinen Schüler offenbar so verwirrte.

    „Also kann ich davon ausgehen, dass Sie nicht intervenieren werden, wenn seine Ausbildung länger andauert, als veranschlagt.“
    „Ich kann nur sagen, dass sich einige der treibenden Kräfte in der Führung der Rebellion auf die Füße getreten sehen werden. Seid versichert, dass ich nicht zu ihnen gehören werde, doch... es ist kompliziert.“

    Luke stutzte. Er hätte nicht gedacht, dass es Leute innerhalb der Allianz geben würde, die ausgerechnet ihm Schwierigkeiten bereiten wollten.

    „Wie genau habe ich das zu verstehen?“, fragte er in ruhigem Tonfall nach, doch es kam ungewollt eisig herüber.

    Mon Mothma musterte ihn noch einmal, bevor sie sprach:

    „Ihr seid über Vorfälle wie die auf Eriadu und Corellia informiert, Meister Skywalker?“
    „Die Anschläge auf zivile Einrichtungen? Was haben die damit zu tun?“
    „Alles. Nichts. Es sind Symptome für den Verfall unserer Ideale“, ihre Stimme wirkte erstickt, als sie sprach. „Einst haben die Mitglieder der Allianz zu den Waffen gegriffen, um die Demokratie zu retten. Jetzt brennen Schulen und Krankenhäuser und wenn imperiale Nachrichtensender uns dafür verurteilen, dann tun sie das zu Recht.“
    „Ihr braucht Euch dafür doch nicht die Schuld geben. Das sind Splittergruppen, die nichts mehr mit der Allianz zu tun haben“, erklärte Luke.
    „Jetzt nicht mehr. Doch noch vor wenigen Monaten nannten wir diese Personen Brüder und Schwestern der Sache. Wir gaben ihnen die Waffen, mit denen jetzt das Blut unschuldiger vergossen wird. Dennoch mache ich ihnen keinen Vorwurf. Ich kann es nicht. Sie vertrauten auf die Möglichkeit des Sieges, doch ihnen versagte die Hoffnung. Aus Mut und Rechtschaffenheit wurde Frustration und Hass. Diese Splittergruppen führen ihre Akte des Terrors aus, weil sie sich nicht mehr anders zu helfen wissen. Jeder Aufwind, den wir nach der Zerstörung des Todessterns bekommen hatten, wurde vom Imperium gnadenlos erdrosselt. Wir verlieren den Krieg. Die Extremisten wissen das und wollen nur noch so viele vermeintliche Loyalisten wie möglich in den Abgrund reißen.“
    „Ich bleibe dabei. Diese Leute haben selbst die Entscheidung getroffen, Bomben an öffentlichen Orten zu hochgehen zu lassen. Vielleicht hätte man früher erkennen müssen, dass sie zu solchen Taten fähig sind, aber das macht Euch noch lange nicht zu derjenigen, die die Zünder betätigt hat.“

    Mom Mothma schüttelte den Kopf:

    „Doch. Hier liegt Ihr ausnahmsweise falsch, Meister Jedi. Ich kann sehr wohl einschätzen, zu was die einzelnen Zellen der Allianz fähig sind. Und ich habe extreme Elemente mit offenen Armen empfangen, weil ich wusste, dass das, was wir tun, nicht zivilisiert sein würde. Ich kontrollierte sie so lange, wie sie Vertrauen in den Erfolg meiner Taktiken hatten. Das war nicht der Fall. Die Mon Calamari sind gefallen, ihre Werften zerstört und die Allianz ihrer Flotte beraubt.“

    Luke rieb sich die Schläfen in der Hoffnung, seine aufkommenden Kopfschmerzen etwas hinauszuzögern. Nun erst erkannte er das Motiv der Rebellenführerin. Sie war verzweifelt. Sie hoffte, durch die Rückkehr der Jedi ihren eigenen Einfluss an der Stoßrichtung der Rebellion zurück zu gewinnen. Luke wollte ihr helfen. Und doch wusste er, dass er nichts überstürzen konnte, ohne womöglich ein noch viel größeres Unheil zu entfesseln.

    to be continued...

  13. #13
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 12 - Im Verhör


    Maeille Borik gingen zehntausende geeignete Flüche durch den Kopf, als ihn die beiden bulligen Rhodianer durch einen von außen schlecht einsehbaren Bereich des Kasinos schleiften. Doch es hatte keinen Zweck, selbst wenn er genug Luft aus seinen Lungen pressen könnte, um das Stakkato an melodischen Automaten und klickenden Münzen und Spielchips zu übertönen, so würde an diesem Ort doch niemand auch nur Aufschauen, um sich nach seinem Schicksal zu erkundigen. Das hier war Nar Shadaa und so war nun einmal der Lauf der Dinge. Und Borik konnte das den Leuten nicht einmal verübeln, schließlich war es ihr gutes Recht, ihre Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken, bei denen man durchaus die Nase verlieren konnte. Oder mehr. So half allerdings nichts. Noch immer stöhnend über den ersten Schlag in seine Magengrube ließ er die unsanfte Entsorgung in eine Seitengasse über sich ergehen. Wenn es die beiden Schläger wenigstens damit belassen hätten, sein Stolz hatte ja schon genug gelitten. Doch kaum hatten sie den Bürgersteig erreicht, wurde ihm ein Tritt hinter die Waden versetzt, der ihn Straucheln ließ. Die kräftige Hand in seinem Nacken setzte nach und schleuderte ihn mit einer bemerkenswert einstudiert wirkenden Drehung seitlich auf den Boden, sodass er mit dem Bauch auf seine Peiniger gerichtet aufschlug.

    „Urgh, wozu...“, fauchte er, doch ein Tritt in die Magengrube stellte ihn ruhig.
    „Das sollte dir eine Lehre sein, die Mädchen zu belästigen. Und wage es nicht, noch einmal hier aufzutauchen“, sprach der leicht intelligenter wirkende Rhodianer, spuckte und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab.
    Immerhin, vielleicht war das die beste Alternative. Als sich Borik mit Galle und Zorn im Mund aufrichtete, war die schmucklose Hintertür bereits verschlossen und verriegelt. Er war allein mit seinem Frust und hatte niemanden mehr, mit dem er es sich noch weiter hätte unnötig verscherzen können.

    „Bin schon aus besseren Etablissements geworfen worden...“, knurrte er trotz allem in einem verdächtig leisen Tonfall.

    Anschließend musste er sich noch einmal krümmen, um den dumpfen Schmerz durch seinen Körper gleiten zu lassen. Dabei hoffte er zerknirscht, sich diesmal nicht übergeben zu müssen. Schließlich konnte er im Augenblick keinen Credit für eine Mahlzeit entbehren. Wenn er ganz ehrlich sein wollte, dann hatte er auch ohnehin keinen Credit, um ihn für irgendetwas zu entbehren. Er war pleite. Abgebrannt. Völlig mittellos. Und ihn frustrierte das über alle Maßen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte dieser Tag sein Glückstag sein sollen. Nach dieser wochenlangen Pechsträhne hätte er zumindest irgendwas gewinnen müssen. So lief das einfach nicht. Das war gegen die Natur. Das war gegen die Mathematik. Das war... Betrug! Natürlich musste es Betrug sein, daran gab es keinen Zweifel. Und genau das hatte er dieser Halsabschneiderin von Dealerin auch ins Gesicht gesagt. Zugegeben, das war vielleicht nicht die klügste Entscheidung, aber es war ein Prinzip, welchem er folgen musste.

    „Ach, was soll’s“, seufzend begann er seine Optionen abzuwägen.

    Er brauchte Geld. Sein Hotelzimmer ließ sich nicht von selbst bezahlen. Er hätte es noch bezahlen können mit seinen verbliebenen Chips, aber während des kleinen Aufstands da drin hatte man ihm keine Chance mehr gelassen, sie umzutauschen. Oder sie überhaupt mitzunehmen! Sie lagen immer noch am Spieltisch und diese Mistkerle hatten ihn einfach rausgeworfen. Was blieb ihm jetzt noch übrig, als sich beim Huttenkartell einzuschleimen und zu hoffen, dass man irgendwo noch einen Piloten mit Kampferfahrung brauchte.

    „Kein Glück gehabt, was?“

    Panisch wirbelte Borik herum. Irgendwie hatte sich ein Typ in einer dunkelbraunen Robe an ihn heranschleichen können, das Gesicht tief in einer Kapuze verborgen. Boriks Herz raste. Für gewöhnlich achtete er immer darauf, seinen Rücken frei zu haben. An diesem Ort bedeutete das bisschen gesunde Paranoia den Unterschied zwischen einem harmlosen Lauf um den Block und tot hinter besagtem Block aufgefunden zu werden. Wo dieser Mistkerl auf einmal herkam, konnte er bei bestem Willen nicht sagen.

    „Was zur Hölle wollen Sie?“, fauchte er.

    Sein Gegenüber hob entwaffnet die Arme als würde er ihm seine Unschuld versichern müssen. Unter der Kapuze konnte man die Umrisse eines menschlichen Mundes ausmachen, welches sich zu einem halb besänftigend, halb spöttischen Lächeln formte.

    „Auf jeden Fall keinen Ärger, Freund. Ich suche nach einem Piloten. Einem verdammt guten sogar, der dieses Etablissement regelmäßig aufsuchen soll.“

    Borik bemühte sich, seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten. Er glaubte nicht an höhere Gewalt und auch nicht an glückliche Zufälle und auch wenn er sich gerne eines Besseren belehren lassen würde, so riet eine mahnende Stimme aus seinem Hinterkopf zur Vorsicht.

    „Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Alle Piloten, die ihr Geld wert sind, sind bereits bei den Hutten angestellt“, erklärte er betont abweisend.
    „Ich habe Grund zur Annahme, dass dieser Pilot dringend eine Anstellung sucht. Ihr kennt ihn nicht zufällig? Er soll zuletzt für die Rebellenallianz gearbeitet haben und man hat große Anstrengungen unternommen, seine Existenz zu vertuschen.“

    Maeille schluckte. Etwas in dem Ton des Fremden sorgte für ein ungutes Gefühl, welches brodelnd in seiner Magengrube entstand und sich langsam durch seinen Körper hoch kämpfte. Es gab keinen Zufall! Der Mann sprach von ihm. Er sprach von der aufgelösten Seshara-Kampfgruppe. Wie konnte er davon wissen? Wer war der Kerl? Und welche Absicht hatte er?

    „Wenn dieser Mann nicht mehr existieren will, was sollte ihn dann aus seinem Exil locken können?“, fragte er vorsichtig.

    Der Fremde wirkte amüsiert, als er einen goldenen Chip aus den Tiefen seiner Taschen zückte. Eingraviert war eine Summe von 500 Credits.

    „Mein Arbeitgeber möchte ihm ein Angebot machen, welches er nicht abschlagen kann. Er braucht jemandem mit Erfahrung aus der Rebellenallianz und ist bereit, jede vorstellbare Summe zu bezahlen.“

    „Ich kann mir eine ziemlich große Summe vorstellen“, sprudelte es gedankenlos aus dem Piloten heraus.
    „Was lässt Sie glauben, dass ich über Sie spreche? Sie sehen mir nicht gerade wie ein großer Kriegsheld aus.“ Der Fremde verschränkte erwartungsvoll die Arme, weiterhin mit der wertvollen Geldkarte herumwedelnd.

    Borik fluchte stumm in sich hinein. Er musste sich beherrschen, bevor noch ein Unglück geschah.

    „Ich bin ein Freund von einem gewissen Maeille Borik“, er grinste über seinen spontan erdachten Einfall. „Ich bin mir sicher, ich könnte ihn für Euch auftreiben, wenn denn der Preis stimmt. Er ist ein sehr scheuer Mensch, müsst Ihr wissen.“
    „Oh, davon bin ich überzeugt“, erwiderte der Kuttenträger. „Doch wie ich bereits gesagt habe: Geld spielt keine Rolle. Mein Boss hat großes mit der Galaxis vor und lässt sich nicht durch den Verlust von ein paar Credits einschüchtern.“
    „Darf ich fragen, wer Euer Boss ist?“
    „Das könnt Ihr ihn sogar selbst fragen“, er deutete aus der Gasse hinaus zum Parkplatz vor dem Kasino. „Ich selbst weiß leider nicht, wie viel ich Euch über die Natur unseres Unternehmens verraten darf. Er wird Euch aber gerne in die Details einweihen... um sie an Mr. Borik weiterzuleiten, versteht sich.“

    Er marschierte los, mit breitem Kreuz und erhobenem Haupt spazierte er die heruntergekommene Gasse entlang. Der Fremde wirkte, als gehörte ihm der Planet und natürlich auch, als sei es ihm egal, ob Borik ihm folgte oder nicht. Dieser zögerte nämlich. Alles in ihm schrie danach, dass es eine blöde Idee sei, einer Bekanntschaft in einem Hinterhof Nar Shaddaas zu vertrauen. Doch der Anblick der unbeschwerten Nutzung einer unverschämt hochwertigen Banknote ließ sich nicht aus seinem Geist verbannen. Er brauchte das Geld. Dringend. Und mit den Hutten zu verhandeln war jetzt nicht wesentlich ungefährlicher als das. Er schüttelte sich die Bedenken aus dem Kopf und eilte hinterher um den Vorsprung wettzumachen, den der Fremde bereits aufgebaut hatte.

    „Ich hab Sie noch gar nicht nach Ihrem Namen gefragt“, bemerkte Borik keuchend, als er wieder neben dem Kuttenträger war.
    „Oh, hätte ich fast vergessen. Gawen. Gawen Nome“, er warf sich die Kapuze in den Nacken und grinste ihn breit an.

    Es war ein freundliches Gesicht mit aufmerksamen Augen. Doch nun erkannte Borik, dass sein Gegenüber wesentlich älter war, als er zunächst eingeschätzt hatte. Die schwarzen Haare waren vom grau durchzogen und seine gebräunte Haut war gleichermaßen von Narben als auch Falten durchzogen.

    „Und wie sind Sie an diesen Boss gekommen? Sie scheinen ja einen unheimlichen Eindruck von ihm zu haben.“
    „Das ist richtig. Es gibt in dieser Galaxis nur wenige, die nur so viel von seinen Untergebenen zu verlangen, wie sie selbst zu tun bereit sind. Mein Boss ist so ein Mann. Und er nimmt große Risiken auf sich, um die Galaxis zu einem besseren Ort zu machen.“
    „Wie die Rebellenallianz, meinen Sie“, raunte Borik mit kaum verborgenem Zynismus.

    Nome lachte: „Ganz richtig. Wir sind auch Rebellen auf unsere ganz eigene Weise.“

    Mittlerweile streiften die beiden offen über den Parkplatz, vorbei an diversen Speedern unterschiedlichster Marken aus unterschiedlichsten Zeitaltern. Das Kasino hatte eine ziemlich illustre Kundschaft.


    „Ist es noch weit?“, fragte Borik trotz etwas zurückgegangener Nervosität.
    „Wir sind schon am Ziel.“ Nome führte ihn zu einer erhöhten Plattform für weltraumfähige Shuttles.

    Darauf stand eine der übelsten Schrottmühlen die Borik in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Ein hässlicher, aus diversen Ersatzteilen zusammen geschraubter Vogel dessen Lack an mehreren Stellen abgeplatzt war und korrodierten Stahl präsentierte.

    „Sie sind sich sicher, dass Geld keine Rolle spielt?“, Borik starrte die Monstrosität fassungslos an, als sie die Stufen hinauf erklommen.
    „Keine Sorge. Mein Boss bevorzugt es nur, inkognito zu reisen“, erklärte sein Begleiter schulterzuckend.
    „Um keine Blicke auf sich zu ziehen, sollte er allerdings schon etwas mieten, was nicht wirkt, als würde es jeden Augenblick auseinander fallen. Und von Wompratten bewohnt zu sein scheint.“

    Mit einem Klicken entriegelte sich schließlich die seitliche Einstiegsluke des antiken Frachters. Borik blieb stehen. Die mahnende Stimme seines Hinterkopfes klang erstaunlich wie seine Mutter, als sie ihm riet, nicht in fremder Leute Raumschiff einzusteigen. Seine böse Vorahnung schien sich zu bewahrheiten, als mehrere Gestalten in weißen Kampfrüstungen aus dem Inneren des Schiffes hervortraten. Sein Herz rutschte mit einem Mal in seine Hose, als er sie als imperiale Sturmtruppen registrierte. Panisch wich er rückwärts von dem Schiff zurück.

    „Whoa, macht mal halb lang, Leute“, brabbelte er Hals über Kopf. „Niemand hat was vom Imperium gesagt. Ich möchte wirklich nicht in Sachen reingezogen werden, die mich nichts angehen.“
    „Zu spät, mein Freund“, Nomes Lächeln war ohne auch nur die Spur eines Grolls, als er eine Blasterpistole hob. „Viel zu spät, fürchte ich.“

    Er wollte fliehen. Er wollte die Plattform hinunterstürzen und um sein Leben rennen. Aber er blieb wie angewurzelt stehen, starr vor Schreck. Das nächste, an das er sich erinnern konnte, war ein blauer Lichtblitz, dann war es schon vorbei. Sie hatten ihn erwischt.


    „Willkommen zurück unter den Lebenden“, begrüßte ihn die Stimme Nomes als Borik mit mörderischen Kopfschmerzen wieder aufwachte.

    Seine Sicht war verschwommen und weite Teile seines Körpers waren immer noch taub. Es musste ein Betäubungsgeschoss gewesen sein, welches ihn niederstreckte, da gab es keine Frage. Und wie er die Bastarde auf Nar Shaddaa einschätzte, hatte keiner der Zeugen auf dem Parkplatz auch nur mit der Wimper gezuckt, als er wie eine leblose Puppe zusammengesackt war.

    „Wo... Wo bin ich?“
    „Du wolltest mit meinem Boss reden. Nun, hier sind wir.“

    Ein Schiff! Sie befanden sich auf einem Schiff! Erst jetzt bemerkte er das sanfte Summen eines laufenden Hyperraumantriebs im Hintergrund. Für einen kurzen Augenblick des Wahnsinns war er mehr darüber besorgt, dass er in diese lebensgefährliche Schrottmühle gezerrt wurde, als über den Umstand der Entführung selbst.

    „Ich... ich bin nicht der, den ihr sucht“, krächzte er genauso zu Nome wie zu jedem, der ihn vielleicht hören könnte. „Ihr wolltet Maeille Borik, aber ich bin nicht dieser Kerl. Ich kann Euch zu ihm hinführen, aber dafür müsst Ihr mich laufen lassen.“

    „Ihr müsst uns für völlige Narren halten“, donnerte eine blecherne Stimme.

    Als dann eine pechschwarze Gestalt in sein Sichtfeld trat, wunderte sich Borik über seine eigene Ruhe. Er hätte widerspenstige Flüche ausstoßen müssen oder zumindest panisch um sein Leben flehen, doch er tat nichts dergleichen. Er seufzte lediglich. Seit die Seshara-Kampfgruppe bei der Plünderung dieses vermaledeiten Labors beteiligt war, wurde sein Leben eine Abfolge absurder Zusammentreffen. Dass sich jetzt auch noch der zweitmächtigste Mann der Galaxis für seine Wenigkeit interessierte, war mittlerweile nur noch etwas zum Lachen und bei einem Glas Ale zum Prahlen. Er hätte applaudieren können, wäre er nicht mit Armen und Beinen an dem Stuhl festgeschnallt gewesen, auf dem er saß. Jedenfalls hielt ihm Darth Vader ein Datenpad vor die Nase. Er zog es schneller zurück, als dass er den Inhalt hätte überfliegen können, doch sein Foto war klar zu erkennen.

    „Man kann über die Rebellenallianz denken, was man will, aber ihre Personaldossiers sind sehr ausführlich, Mr. Borik“, erklärte Vader gelassen.
    „Fein, Sie haben mich ertappt. Können Sie mir auch erklären, was ausgerechnet Darth Vader von jemandem wie mir will?“
    „Sie können mir dabei behilflich sein, etwas wieder zu finden, was der Imperator verloren hat. Kurz vor Ihrem vermeintlichen Tod waren Sie und Ihre Kampfgruppe in den Angriff auf eine Forschungseinrichtung im Darpa-Sektor verwickelt. Da wir Sie nun lebend vorfinden, muss ich annehmen, dass die Allianz sie als Teil einer Vertuschungsoperation aus dem Verkehr gezogen hat. Ich will alles darüber wissen. Wo haben Sie das Versuchsobjekt hingebracht?“
    „Versuchsobjekt?“, Borik stutzte.
    „Falls Sie mich noch nicht verstanden haben, kann ich es deutlicher ausdrücken. Ich habe einen IT-O-Verhördroiden an Bord. Diese verfügen über eine beeindruckende Bandbreite an enthemmenden Substanzen und wissen sie zu nutzen.“
    „Warten Sie! Warten Sie!“, unterbrach Borik mit etwas zu flehendem Tonfall für seinen Geschmack. „Wir sind doch zivilisierte Menschen, nehme ich an. Und ich war noch nie ein großer Freund von Folter, müssen Sie wissen. Die Leute neigen dazu, einem einfach jeden Quatsch zu erzählen, der Sie glücklich stimmen würde. Wie wäre es eher mit einem Deal? Klingt das nicht wesentlich besser? Ich erzähle Ihnen einfach alles, was Sie brauchen um den Jungen zu finden und Sie setzen mich unversehrt auf dem nächsten bewohnten Planeten ab. Oder noch besser: Eine Amnestie! Sie sind doch ein hohes Tier im Imperium, für Sie wäre das überhaupt kein Problem. Und Sie haben mein Dossier gelesen, Sie wissen dass ich gar kein so schlechter Pilot bin. Ich könnte dauerhaft für das Imperium arbeiten. Ich...“

    Er wollte noch etwas hinzufügen um Vader mehr von seinem Potenzial zu überzeugen, doch es fiel ihm partout nichts ein. Der Sith wartete derweil geduldig seine Sprechpause ab und als Borik noch weiter zögerte, sprach er kurz und knapp:

    „Einverstanden.“
    „Huh, was?“, Borik hätte nicht geglaubt, dass es so einfach sein würde, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    „Ich fürchte, ich kann Ihnen keine sofortige Freilassung anbieten, da wir unser Rendezvous mit der Executor einhalten müssen. Ich werde Ihnen jedoch Ihre Freiheit zum nächstmöglichen Zeitpunkt garantieren, sobald ich die Information habe und Sie verifiziert wurde. Sie sprachen von einem Jungen? Wo ist er?“
    „Was für Garantieren habe ich?“, fragte Borik daraufhin in einem Augenblick geistiger Gegenwart.
    „Zweifeln Sie an meinem Wort?“, fragte Vader zurück, seine Stimme wirkte hörbar angespannter als noch kurz zuvor.
    „Das nicht“, ruderte Borik zurück. „Aber ich kann ja nicht wissen, ob das Imperium mich dann auch in Ruhe lässt, wenn ich nur Ihr Wort habe.

    Vader ergriff wieder das Pad von vorhin und tippte wortlos darauf herum, bevor er es wieder vor Boriks Gesicht hielt.

    „Dies hier ist Ihr Strafregister aus dem imperialen Zentralarchiv. Ich habe es noch kurz vor unserer Begegnung mit den Informationen aus Ihrem Dossier aktualisiert. Wie Sie sehen, ist eine Fahndung wegen Hochverrat ausstehend“, er nahm das Pad wieder zu sich, gab kurz etwas ein und reichte es wieder dem Gefesselten. „Jetzt nicht mehr. Ich habe soeben Ihre nachgewiesene Mitgliedschaft in der Rebellenallianz gelöscht. Aus Sicht des Imperiums haben Sie niemals zum Aufstand gehört und selbst ich kann Sie jetzt nicht mit rechtlicher Rückendeckung als Hochverräter anklagen. Reicht das als Beweis meiner Ernsthaftigkeit?“
    „Ich... ich denke schon“, Borik musste zugeben, dass ihn die verdammt schnelle Reaktion sprachlos machte.

    Er konnte nur ahnen, wie wichtig dieser Junge dem Imperator war und ärgerte sich gleichzeitig, dass er von Vader nicht noch mehr verlangt hatte, so bereitwillig er für diese Informationen Amnestie aushändigte.

    „Also wo finde ich den Jungen?“, verlangte Vader schroff.
    „Redemption. Eine Nebulon-B-Fregatte, die von der Allianz als Hospitalschiff verwendet wird.“

    Vader nickte einem der hinter ihm stehenden Sturmtruppler zu und dieser verschwand eiligst aus Boriks Sichtfeld.

    „Was können Sie mir noch berichten? Jedes Detail zählt.“
    „Allzu viel habe ich nicht mitbekommen, aber da gab es eine ganze Menge Trubel, als wir den Jungen da abgeliefert hatten. Wir sollten völliges Stillschweigen bewahren, nicht einmal die Crew der Redemption sollte von unserer Fracht erfahren. Die Order kam von der alten Mon Mothma persönlich. Sie war da und hatte uns in Empfang genommen. Kaum eine Woche später sollten wir untertauchen. Zum Abschied sollten wir einen Scheineinsatz fliegen, während die den Hangar demolierten, als wäre da drin einer abgestürzt. Riesen Zirkus um nichts, wenn Sie mich fragen. Dann haben wir uns getrennt, jeder aus der Seshara-Kampfgruppe auf einen anderen zivilen Frachter. Meiner setzte mich dann auf Nar Shaddaa ab. Nicht die beste Urlaubsgegend, aber es bot die Möglichkeit für einen Piloten, noch ein paar Credits nebenbei zu verdienen.“
    „Haben Sie mit dem Jungen reden können?“, fragte Vader und Borik bemerkte eine Spur von Ungeduld.
    „Nein, M’lord. Keine Möglichkeit dazu gehabt“, erklärte er wahrheitsgemäß. „Ich weiß echt nicht, was Ihre Eierköpfe dort unten mit dem armen Kerl angestellt haben, aber der war völlig weggetreten, als wir ihn abholten. Die Marines, die die Anlage stürmten, erwähnten, dass sie ihn aus einem Glaszylinder fischen mussten. Was auch immer das heißen mag. Auf der Redemption lag er dann die ganze Zeit auf der Krankenstation und es gab ein paar besondere Ärzte, die dem Kahn regelmäßigen Besuch abstatteten. Neurowissenschaftler, glaube ich. Leute, die in die Köpfe anderer reingucken wollen. Wisst Ihr, was ich meine?“
    „Ich glaube, ich kann es mir vorstellen“, sagte Vader mehr als Feststellung denn als Antwort auf seine Frage.

    In diesem Augenblick kam der Sturmtruppler wieder angetanzt, den Vader zuvor weggeschickt hatte. Er schien ziemlich aufgeregt zu sein.

    „Ich hab die Datenbank nach einer Redemption abgesucht und wir haben einen goldenen Treffer. Ein Schiff mit dieser Signatur wurde vor zwei Wochen von einer Scoutstaffel markiert“, er reichte dem Sith-Lord ein zweites Pad, welches sich dieser wortlos durchlas. „Offenbar war sie an einem Angriff auf den Planeten Ilum beteiligt. In seinem Bericht spricht der kommandierende Offizier der Golan-Kampfstation von einem konzentrierten Angriff mehrerer Rebellenschwadronen mit Korvettenunterstützung und einigen Fregatten. Die imperialen Verteidiger waren trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit in der Lage, den Überfall zurückzuschlagen.“
    „Die Rebellen haben die Markierung noch nicht entdeckt?“, fragte Vader verdutzt.
    „Schwer zu sagen. Es scheint nicht so zu sein. Noch vor wenigen Stunden wurde ihre Position das letzte Mal übertragen und sie bewegt sich auf einem ungeradlinigen Kurs durch schwach besiedelte Regionen des Alls. Wir können sie jederzeit abfangen.“
    „Gute Arbeit“, er wandte sich wieder an seinen Gefangenen. „Ich betrachte den Angriff auf Ilum als Verifizierung Ihrer Angaben. Ich bedanke mich für Ihre Kooperation.“
    „Der Dank ist ganz auf meiner Seite. Ich schätze, jetzt wandere ich erst einmal in eine Zelle, oder? Sie werden mich ja wohl schlecht den ganzen Flug über in diesem Stuhl gefesselt lassen“, erwiderte Borik schicksalsergeben.
    „In der Tat hatte ich das nicht vor“, erklärte Vader eisig. „Colonel Nome. Entsorgen sie den Abfall!“
    „Zu Befehl, Lord Vader“, Nome zückte seinen Blaster, was Borik für einen verdammt schlechten Scherz hielt.
    „Hey! Was soll das? Ihr habt Eure Information und sie sind korrekt. Ihr könnt mich doch nicht einfach so beseitigen! Ich bin ein unbescholtener imperialer Bürger, das habt Ihr doch selbst gesagt.“
    „Sie sind jetzt ein imperialer Bürger“, gestand sich Vader ein. „Und als solcher können Sie auch für Ihre Verbrechen belangt werden.“
    „Was für Verbrechen, Vader? Was für Verbrechen sollen das sein?“

    Der Sith legte das Pad mit den Informationen über die Redemption zur Seite und betrachte wieder das, mit welchem er zuvor hantiert hatte.

    „In Ihrem Strafregister stehen weiterhin vier bestätigte Abschüsse vermerkt, die Sie in Ihrem Incom T-65 getätigt haben“, verkündete er in einem Tonfall als würde er den Wetterbericht vorlesen.
    „Das war in Kampfhandlungen!“, kreischte Borik. „Das könnt Ihr mir doch nicht zum Vorwurf machen.“
    „Diese Entschuldigung hätte ich möglicherweise akzeptieren können, wenn Sie Mitglied der Allianz gewesen wären, selbst wenn das Imperium sich traditionellerweise schwer damit tut, diese Organisation als kriegführende Partei anzuerkennen. Laut diesem Dokument waren Sie allerdings zur Tatzeit Zivilist, was sich rechtlich als vierfachen Mord liest. Von der Zerstörung imperialen Militärmaterials ganz zu schweigen.“
    „Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“, flehte Borik panisch. „Das ist nichts als Paragraphenreiterei!“
    „Gesetz ist Gesetz. Auf Mord steht die Todesstrafe“, Darth Vader wandte sich ab und verließ den Raum.
    „Sie müssen das doch auch sehen, Nome. Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun!“

    Dieser schüttelte nur mit ernster Miene den Kopf: „Sie hätten sein erstes Angebot annehmen sollen, Borik. Niemand feilscht mit Vader und kommt ungeschoren davon. Erst recht kein prinzipienloser Gauner wie Sie einer sind.“

    Das letzte, was Maeille Borik sah, war der Lichtblitz eines Blasters. Diesmal war dessen Farbe rot.

    to be continued...

  14. #14
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 13 - Generationenkonflikt


    Der Tag begann wie jeder andere auch. Doch schon, als Luke aufwachte, bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Er fühlte sich angespannt, sein ganzer Rhythmus war durcheinander gebracht worden. Er rätselte noch, was dies sein konnte, als er mit den Rogues im Schiffscasino frühstückte und genauso, als er mit seinem Schüler die heutigen Übungen in Angriff nahm. Meditation war angesagt. Er hatte in den letzten Tagen zwar weiterhin hitzige Streitgespräche über die Limitierung von Nicks Kampftrainingsstunden austragen müssen, aber mittlerweile schien er sich etwas abgekühlt zu haben. Er hatte sich genug beruhigt, um seine Studien der Macht wieder in routinierten Bahnen verlaufen zu lassen, auch wenn sein Lerntempo lange nicht mehr so hoch war, wie in seinen Anfangstagen. Luke wusste nicht ganz, ob es Frustration oder doch noch mehr war, was seiner Konzentration schadete.

    „Meister“, adressierte er ihn plötzlich während seiner Meditation.

    Luke schaute auf. Nick sprach ihn in letzter Zeit selten von alleine an, deswegen war der bedrückte Ton seines Schülers durchaus bemerkenswert.

    „Was gibt es?“, fragte der Jedi verdutzt.
    „Ihr spürt es auch, nicht wahr?“

    Luke nickte in der Annahme, dass sein Schüler die Bewegung in der Macht wahrnehmen würde.

    „Es ist, als würde die Macht zittern. Was bedeutet das?“, Nick wirkte nervös.
    „Ich kann es dir nicht genau sagen. Ich verspüre auch nicht mehr als eine vage Vorahnung“, erklärte Luke unsicher.
    „Sollten wir den Captain alarmieren? Vielleicht sollten wir das System verlassen“, schlug Nick vor.
    „Guter Vorschlag. Dennoch bin ich mir nicht allzu sicher, ob es diesem Vorbeben entgegen wirken oder entgegen kommen würde. Wir haben nicht genügend Informationen, um gezielt etwas unternehmen zu können.“
    „Aber irgendetwas müssen wir doch tun können.“
    „Dann folgen wir doch einfach deinem Rat und alarmieren den Captain. Die Stunde ist beendet.“

    Der Jedi stand auf und streckte seine eingeschlafenen Glieder. Normalerweise vertraute er seinem Gefühl und sein Gefühl sagte, dass diese unruhigen Wellen, die durch die Macht schlugen, für sie bestimmt waren. Dieser Ort könnte schon bald Schauplatz einer spürbaren Erschütterung der Macht sein und nach Möglichkeit sollten sie nicht hier sein, wenn das passiert. Da hatte Nick absolut recht. Dennoch wusste Luke nicht, warum er die Benachrichtigung der weniger empfänglichen Personen auf dem Schiff nicht früher in Angriff genommen hatte. So verließen die beiden Jedi mit den Klößen im Hals das Quartier und bahnten sich ihren Weg durch den hell erleuchteten Korridor der Redemption. Ihre Augen brauchten zwar ein wenig, bis sie sich nach der Dunkelheit ihrer Meditationsumgebung daran gewöhnt hatten, doch selbst dann noch wirkte die ungetrübte Geschäftigkeit der Crewmitglieder merkwürdig.

    „Es kann doch nicht sein, dass niemand das mitbekommt. Es ist, als würde das ganze Schiff vibrieren?“, fragte Nick verdutzt.
    „Du kannst dir ja gerne vorstellen, dass wir überdimensionierte Stimmgabeln für die Macht darstellen. Jeder vibriert auf seine ganz eigene Frequenz, jeder ist unterschiedlich empfindlich.“
    „Jedi scheinen ideale Wachhunde zu sein...“, raunte sein Schüler. „Nur trotzdem sollte man sich dabei nicht so unbehaglich fühlen.“
    „Vorsicht ist das beste Gefühl, was die Macht einem vermitteln kann. Als ich ein derart starkes Beben das letzte Mal verspürte... oh, das war, als ich meine Hand verlor“, er spannte seine mechanische Prothese zur näheren Demonstration.
    „Und da seid Ihr nicht früher auf die Idee gekommen, Alarm zu schlagen?“, stutzte Nick.
    „Na ja, ich hatte es schon irgendwie auf den Kampf ankommen lassen...“, wich Luke aus mit dem Bild im Kopf, wie er seinen X-Wing im Eiltempo nach Bespin gejagt hatte.
    „Ich meine jetzt. In diesem Augenblick, Meister“, erklärte sein Schüler mit halb ärgerlichen, halb amüsierten Tonfall. „So weit wir wissen, könnte der Planet unter uns jeden Augenblick in die Luft fliegen und wir stehen hier rum und versuchen blind Zeichen zu deuten.“

    Sie befanden sich noch auf halbem Weg zum nächsten Lift, doch an der Wand war eine Intercom-Anlage eingelassen. Luke nickte zu dem Gerät hin und sein Schüler tat es ihm verstehend nach.

    „Skywalker an Brücke. Wie steht’s, Captain? Irgendwelche Anzeichen, dass der Planet platzt?“

    Er meinte ein ungläubiges Schnauben auf der anderen Seite zu vernehmen.

    „Es gibt nichts ungewöhnliches zu berichten, Meister Jedi“, erwiderte der Captain der Redemption schließlich. „Die Welt rotiert nur so fröhlich vor sich hin, wie sie es vermutlich schon seit Millionen Jahren tut. Wieso die plötzliche Besorgnis, Skywalker? Planen Sie Ihren Landurlaub da unten?“
    „Das liegt mir ehrlich gesagt fern. Vielleicht sollten Sie aber trotzdem die Langstreckensensoren checken und unseren nächsten Positionswechsel vorverlegen. Irgendetwas bereitet mir und meinem Schüler Sorgen, allerdings können wir noch nicht den Finger drauf legen.“
    „Ich werd mal schauen, ob wir was übersehen haben. Ich vertraue Ihrem Urteil als freischaffender Zauberkünstler und hoffe trotzdem, dass es nur das Kantinenessen ist.“
    „Ha, das hoffe ich auch“, erwiderte Luke grinsend, „wenn es nur das ist, dann kann...“

    Ihm blieben die Worte im Hals stecken. Was stattdessen raus kam, war kaum mehr als ein Ächzen. Die Luft wurde dem Jedi aus der Lunge gepresst, als ihn eine nur allzu bekannte Präsenz überrollte wie ein zu tief fliegender Speeder.

    „Oh, Macht steh uns bei, wie... wie konnten sie so dicht an uns herankommen?“, stotterte der Captain verstört. „Schilde hoch. Ausweichmanöver. Bemannt die Turbolaser!“

    „Er ist hier“, krächzte Luke ungläubig, dazu brauchte er keine verbale Bestätigung.
    Im nächsten Augenblick wurde das Schiff von einem heftigen Ruck getroffen, gefolgt von mehreren weiteren. Das künstliche Gravitationsfeld wurde offenbar beeinträchtigt, denn die Beben waren nur allzu gut zu Spüren und hinterließen das Schiff in einem Zustand leichter Schlagseite.

    „Wir... wir wurden getroffen?“, Nick wusste offenbar nicht, ob er fragen oder feststellen sollte, so unwirklich war die Situation.
    „Alle Mann auf Kampfstation!“ Luke brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass die Stimme des Captains via Lautsprecher durch das ganze Schiff schallte und nicht nur durch das Terminal neben ihnen. „Wir werden angegriffen. Ich wiederhole, wir sind unter schwerem Beschuss durch einen Supersternenzerstörer. Das ist keine verdammte Übung!“
    „Executor“, knurrte Luke, übermannt von einem Tornado an widersprüchlichen Gedanken. „Das ist Vaders Schiff. Er ist hier!“

    Und so dicht. Das Auge des tobenden Sturms der dunklen Seite befand sich nur wenige Kilometer von ihnen entfernt. Über ihnen. Vader musste mit seinem Schiff direkt über ihnen aus dem Hyperraum gesprungen sein. Er musste wissen, wo er sie zu finden hatte. Irgendwoher. Und dennoch konnte er nicht glauben, was sich der Kerl am Steuer dieses Monstrums dabei dachte... nur ein völlig wahnsinniger würde direkt auf ihre Koordinaten springen. Oder natürlich einen dunklen Lord der Sith im Genick haben...

    „Wie konnte er uns finden?“, Nick schaute sich irritiert um, als würde er befürchten, dass Vader ihnen hinter der nächsten Kreuzung plötzlich entgegen springen würde.
    „Das spielt keine Rolle“, erklärte Luke, sorgfältig ihre nächsten Schritte planend. „Du musst in jedem Fall von hier verschwinden. Er ist nur wegen mir hier, ich will gar nicht wissen, was er mit dir anstellen würde.“
    „Und was stellt er mit Euch an, Meister?“, fragte sein Schüler bissig zurück. „Ich kann Euch nicht einfach in einen Kampf laufen lassen, den Ihr womöglich nicht gewinnen könnt. Denkt daran, was er bei Eurem letzten Gefecht mit Euch angestellt hat!“

    Er hatte Nick von Bespin erzählt, allerdings nur das allernötigste. Den entscheidenden Punkt, dass Vader ihn nur zur dunklen Seite konvertieren wollte, weil er sein Sohn war, konnte er ihm aus irgendeinem Grund nicht anvertrauen. Luke hatte weiterhin das Gefühl, dass dies eine Angelegenheit sei, die nur ihn und seinen Vater etwas anging. Ein Problem, in das er niemand anderes mit hinein ziehen wollte. Er musste es allein lösen. Er musste Vader retten, diese Bürde konnte er niemand anderem auferlegen, auch nicht seinem Schüler.

    „Ich werde dich nicht in etwas hineinziehen, was über deine Fähigkeiten geht. Du bist nicht bereit, die Klinge mit Vader zu kreuzen.“

    Er sah den Vorwurf in Nicks Augen. Den Vorwurf, dass er ihm nie die Chance gegeben hatte, bereit zu sein. Sein Schüler sprach es allerdings nicht aus und der Jedi-Meister rechnete ihm das hoch an.

    „Zwei Köpfe sind immer noch besser als einer. Und ich lasse nicht zu, dass Ihr den Euren verliert“, erklärte er stattdessen trotzig und mit einem Tonfall, der wortlos hinzufügte. „Ihr werdet mich nicht hindern können.“

    Luke wollte etwas erwidern, als ein weiterer Rundruf des Captains ertönte:

    „Wir wurden geentert! Imperiale Streitkräfte sind in den Hangar eingedrungen. Alle Marines werden aufgefordert, die Eindringlinge zurückzuschlagen. Jeder andere wird aufgefordert, sich in einen gesicherten Bereich zurückzuziehen. Ich wiederhole: Das Schiff wurde geentert!“
    „Wir verlieren, oder? Ich spüre es im Herzen eines jeden an Bord. Die Gewissheit, dass wir verlieren werden“, Nick schaute seinen Meister nicht an, als er sprach, sein Blick war unfokussiert auf den Boden gerichtet.
    „Die Redemption hätte nicht genug Feuerkraft um die Executor zu zerstören, selbst wenn sie nicht zurückfeuern würde. Und da wir noch nicht in den Hyperraum geflohen sind, muss ich annehmen, dass Vader uns in einem Interdictor-Feld gefangen hält. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“
    „In dem Fall gibt es nur eine Richtung, in die wir schlagen können“, Nick nahm den Lichtschwertgriff von seinem Gürtel und hielt ihn demonstrativ vor Lukes Nase.

    Sekunden später preschte er bereits davon. Luke hatte kaum Zeit, um zu reagieren. Erst recht nicht, um ihn zu stoppen. Er ärgerte sich fürchterlich über seine eigene Verschwiegenheit, als er ihm hinterher jagte. Der Hangar ging über mehrere Decks und ihres war eines davon. Der Jedi durfte nicht zulassen, dass sein Schüler blind in sein Verderben rannte. Er hatte ja überhaupt keine Ahnung, worauf er sich da einließ.

    „Warte, so warte doch!“

    Luke stürzte hinterher, doch nur wenige Biegungen später rannte er in eine Gruppe Allianzsoldaten, die in die gleiche Richtung unterwegs war. Nick schien es irgendwie gelungen zu sein, sich an ihnen vorbeizudrängeln.

    „Ihr kämpft mit uns, Meister Skywalker?“, fragte einer der Soldaten, während sie durch die Gänge hetzten.
    „Wir sitzen alle im gleichen Boot. Ein Boot, das wir keinesfalls den Imperialen überlassen werden.“ Er wünschte sich, dass er sich innerlich genauso überzeugt fühlte, wie er seine Versicherungen aussprach.

    Als sie den Hangar vorfanden, war dieser bereits ein blutiges Schlachtfeld. Die schweren Durastahlschotts, die den sie vom Weltraum trennten, waren zwar heruntergelassen worden, doch waren sie völlig zerstört worden und nur ein dünnes Kraftfeld hielt das Vakuum auf Abstand. Die Löcher waren groß genug, als dass zwei Sentinal-Fähren hindurch passten und in den qualmenden Ruinen einiger ungünstig geparkter Raumjäger gelandet waren. Unbeschadet das Kraftfeld zu passieren war eigentlich nur möglich, wenn sie dessen Frequenz kannten, aber irgendwie waren sie auch an diese Information gekommen. Die Wartungscrews musste es eiskalt erwischt haben, da überall Tote und Verwundete in den gelben Uniformen zwischen den herrenlosen Jagdfliegern lagen, die nun von den Sturmtruppen als Deckung missbraucht wurden. Beißender Rauch quoll aus den Ruinen der automatisierten Geschütztürme, die eigentlich an der Decke hängen sollten, um solcherart Eindringlinge zurückzuschlagen. Und die wenigen verbliebenen Marines in ihren schwarzen Uniformen und den weißen Helmen wurden nach und nach mit zerstörerischer Effizienz aus ihren Deckungen geschossen. Dies waren keine Amateure. Dies war Vaders Elite. Und der schwarze Hüne war mittendrin im Gefecht, Blastergeschosse mit einer Gelassenheit reflektierend, als würde er sie kaum wahrnehmen.

    „Überlasst Vader mir“, sprach Luke zu den Soldaten, die ihm in das Inferno gefolgt waren.

    Luke spähte nach seinem Schüler, doch es war R2, den er zuerst fand. Dieser hatte sich zusammen mit einigen anderen Astromechs in der Parknische eines Y-Wings verschanzt und schien glücklicherweise dem allgegenwärtigen Blasterfeuer zu entgegen. Nick Vevron fand er zu seiner linken an. Sein Lichtschwert hatte er noch nicht aktiviert. Stattdessen hatte sich der Jedi-Schüler hinter einem umgestürzten Gerüst verschanzt und musterte den Sith mit gieriger Faszination. Er wirkte nicht, als hätte er Angst vor diesem Aufeinandertreffen. Er schien die Bewegungen seines Gegners in ungeduldiger Erwartung des Kampfes zu studieren. Luke überlegte jedenfalls, ob er seinem Schüler hier und jetzt entgegen brüllen sollte, dass Vaders Beziehung zu ihm es ihnen unmöglich machen würde, ihn niederzustrecken. Und dass sie es irgendwie schaffen müssten, ihn zur hellen Seite zu bekehren. Aber dann blickte er zu dem Sith und wie er einem Berserker gleich durch den verwüsteten Hangar schritt, seine loyalen Sturmtruppen im Rücken. Es war Wahnsinn. Es war absurd.

    „Wir werden ihn aufhalten“, er nickte seinem Schüler zu.

    Dieser erwiderte seinen Blick und grinste verschmitzt: „Das ist es, was ich hören wollte, Meister.“

    Mit surrenden Lichtschwertern, blau und grün erleuchtet, traten beide Jedi dem Sith entgegen. Rote Lichtblitze zuckten durch die Gegend, doch für den Moment bestand die Welt nur noch aus den beiden Jedi und dem Sith. Luke hatte irgendwie damit gerechnet, in einen Schwall Blasterfeuer treten zu müssen, doch dem war nicht so. Vader musste Order gegeben haben, keinen Schuss auf seinen Sohn abzufeuern. Was ihn aber umso mehr überraschte, war die Reaktion Vaders. Sein Vater hätte nicht nur ihre Anwesenheit spüren müssen, als sie den Hangar betraten, er hätte die Präsenz Lukes seit seiner Ankunft genauso spüren müssen wie die seine. Dennoch wirkte er überrumpelt. Als der Blick des Sith auf Luke und seinen Schüler traf, wurde der Raum von der dunklen Seite durchflutet. Eine Welle unglaublichen Hasses schlug den beiden entgegen.

    „Das kann nicht sein. Das muss ein Scherz sein!“, knurrte er zwischen zwei rasselnden Atemzügen.
    „Eines muss ich dir lassen, du bist hartnäckig“, adressierte Luke den Sith mit erhobener Klinge. „Aber nichts was du sagst oder tust wird mich zur dunklen Seite ziehen.“
    „Schweig!“, fauchte Vader derart ungehalten, dass der Jedi zusammenzuckte. „Ich bin nicht wegen dir hier. Gib mir den Jungen und ich lasse dich und deine Freunde ziehen.“

    Luke öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Vielleicht überschätzte er seine eigene Bedeutung in den Augen seines Vaters. Dieser stand ihnen weiterhin regungslos gegenüber, sein rotes Lichtschwert mit beiden Händen umschlossen in der Eröffnungshaltung seines Kampfstiles. Seine Truppen derweil schwärmten aus und rückten unaufhaltsam vor, ihren Anführer und den beiden Jedi keines Blickes würdigend.

    „Wie bitte?“, erwiderte Luke verwirrt.
    „Dies ist nicht dein Kampf. Dies ist nur eine Sache zwischen mir und dem ‚perfekten Schüler’. Also halte dich da raus, Sohn!“

    Er verstand nicht den Sinn hinter den Worten des Sith und sie verwirrten ihn mehr als alles andere. Bitterkeit und Hass quoll aus jedem seiner Worte, besonders als er Nick als ‚perfekten Schüler’ bezeichnete, was das auch immer zu bedeuten hatte.

    „Sohn?“, echote Nick stirnrunzelnd, seine eigene Haltung aber keine Sekunde lang vernachlässigend.
    „Lange Geschichte...“, winkte Luke ab, dafür hatten sie schlicht keine Zeit.
    „Tritt beiseite, Luke. Tritt beiseite und lass mich diese Missgeburt erlösen“, forderte Vader weiterhin zornig. „Ich werde mich nicht wiederholen.“
    „Er ist mein Schüler. Und ich kann und werde nicht zulassen, dass du ihn tötest!“, erklärte Luke trotzig.
    „Dein Schüler? Du Narr scheinst das wirklich zu glauben. Vertrau mir, ich tue dir einen Gefallen, indem ich diese Farce hier und jetzt beende“, sprach Vader und trat vor mit surrendem Lichtschwert.

    Luke begrüßte den wuchtigen Streich seines Vaters und wäre um ein Haar in die Knie gegangen. Dies war nicht der Darth Vader, der auf Bespin mit ihm gespielt hatte und nur seine Fähigkeiten auslotete. Dies war der unaufhaltsame Jäger, wie er Dutzende Jedi zur Strecke gebracht hatte. Nick stürmte an Luke vorbei und versuchte hinter den Sith zu kommen, doch dieser wich in einer fließenden Bewegung zurück und wehrte ihn mühelos ab. Luke schnellte ebenfalls voran, denn er wusste, dass Geschwindigkeit ihr einziger Vorteil gegenüber Vader war. Er war wesentlich kräftiger als sie beide zusammen und wenn das regelrechte Kreischen der Macht etwas zu bedeuten hatte, dann verlieh ihm seine blinde Wut unglaubliche Kräfte. Die beiden Jedi versuchten jeden nur erkennbaren Kniff und ließen ihre Klingen aus jedem nur denkbaren Winkel auf den dunklen Lord hernieder. Aber was er nicht parierte, dem wich er mit minimalen Bewegungen aus oder konterte mit derart heftigen Streichen, dass sie nur mit Mühen auf den Beinen bleiben konnten. Luke hatte keine Ahnung, woher das mechanische Ungetüm derart viel Körperbeherrschung holte, wenn die Quelle seiner Energie nichts als blanke Gewalt war. Mit einer einzigen Bewegung fegte er beide Lichtschwerter zur Seite und erst zu spät bemerkte Luke, dass der Sith dabei nur eine Hand benutzte.

    „Urgh“, ächzte Luke, als Vaders linke Faust in seine Magengrube krachte.

    Diesmal ging er in die Knie. Zähneknirschend musste er mit ansehen, wie Vader sich nun Nick zuwandte und ihm mit mühelos das Lichtschwert aus der Hand schlug. Dieser blieb wie angewurzelt stehen und starrte dem zum letzten Schlag ausholenden Sith verständnislos an. Luke durfte das nicht zulassen. Er kanalisierte die Macht, die sie umgab und versetzte dem Sith einen verzweifelten Stoß. Es reichte nicht, ihn von den Beinen zu heben, doch Vader brauchte einen Moment der Konzentration, um die von Luke aufgewendete Kontrolle zu brechen und mithilfe der dunklen Seite ins Chaos gleiten zu lassen. Es war nur eine sehr kurze Ablenkung, doch es gab seinem Schüler genug Zeit, sein Lichtschwert zurückzurufen und die Klinge erneut mit dem Sith zu kreuzen. Dieser parierte mit solcher Gewalt, dass Nick schließlich rücklings im Staub lag.

    „Und du sollst der ‚perfekte Schüler’ sein?“, grunzte Vader. „Du machst deinem Meister nicht gerade Ehre. Du verdienst es nicht, dieses Gesicht zu tragen."

    Luke war derweil wieder auf den Beinen und fiel dem dunklen Lord in den Rücken. Ein Lichtblitz erhellte den Raum, als grün und rot aufeinander prallten.

    „Ich weiß nicht, was der Junge dir getan hat, aber ich werde ihn dir garantiert nicht überlassen“, erklärte Luke, verbissen gegen den Arm seines Vaters ankämpfend.
    „Du hast gar keine Vorstellung von der Bedrohung, die von ihm ausgeht. Seinem Potenzial!“, fauchte Vader zurück. „Entweder stirbt er als Jedi oder er wird sich gegen dich wenden. Dies sind die einzigen Möglichkeiten, mache dir nichts anderes vor.“
    „Was soll das heißen?“

    Vader blickte auf den Jungen herab und eine Aura des Abscheus ging von ihm aus, als er sprach:

    „Er ist ein Kind der dunklen Seite. Geboren, um dem Imperator zu dienen. Geboren, ein Sith zu werden.“

    Er wartete auf eine Reaktion Lukes, doch dieser gab ihm keine. Er hörte die Worte seines Vaters und doch verstand er nicht. Sie wirkten zu absurd.

    „Ha!“, grollte Vader mit bitterer Heiterkeit. „Man hat dich wirklich nicht eingeweiht? Du wurdest verraten, mein Sohn. Genauso wie ich es wurde.“
    „Nick Vevron ist ein Jedi und mein Schüler, mehr muss ich nicht wissen“, erwiderte Luke und doch konnte er den Zweifel nicht aus seinem Tonfall beseitigen.
    „Vevron? So nennt er sich also?“, die ineinander verhakten Lichtschwerter knirschten weiterhin, während Vader sprach. „Nun, immer noch besser als wenn er den Namen eines toten Mannes tragen würde. Den Namen der Person, dessen Gesicht er trägt. Des Mannes, aus dessen Genen der Imperator ihn gezeugt hat.“
    „Was soll das bedeuten?“, der Jedi wollte die Frage unterdrücken, den Manipulationen des Sith keine Bedeutung schenken, doch die Worte sprudelten dennoch aus ihm heraus.
    „Oh, er wurde verändert, keine Frage. Man hat ihn modifiziert. Und konditioniert. Aber ich werde wohl noch meine eigenen Augen erkennen. Mein eigenes Antlitz und mein eigenes Haar. Dein Schüler ist der Klon Anakin Skywalkers.“

    Luke schluckte. Er wagte einen kurzen Blick auf den wie erstarrt am Boden liegenden Nick zu werfen und einen Hinweis dafür zu finden, die die Worte Vaders widerlegten. Aber er konnte es nicht wissen, er wusste nicht, wie sein Vater aussah. Was verblieb, war die Tatsache, dass er keine Absicht des Betrugs in der erdrückenden Aura Vaders verspürte. Einzig Bitterkeit. Bitterkeit und Zorn.

    „Und deshalb willst du ihn töten?“, fragte Luke verwirrt über die neu gewonnene Erkenntnis.
    „Er darf dem Imperator nicht in die Hände fallen! Nein, er darf niemandem in die Hände fallen. Auch nicht deinen treuen Rebellenfreunden, die dich blind in dein Verderben laufen lassen wollten.“

    Er musste an Mon Mothma und ihre Hoffnungen der Wiedererschaffung des Jedi-
    Ordens denken. Was für eine Rolle spielte sie in dem Spiel?

    „Ich bleibe bei meiner Antwort: Nick ist mein Schüler. Nichts, was du sagst, ändert etwas an dieser Tatsache“, erklärte Luke und löste sich aus dem Kräftemessen, eine schnelle Abfolge von Streichen auf den Sith hernieder gehen lassend.
    „Eine bedauernswerte Einstellung“, seufzte Vader und versetzte ihm einen heftigen Machtstoß, der ihn gegen den Rumpf eines nahen X-Wing schleuderte.

    Stöhnend sackte der Jedi zusammen, sein ganzer Brustkorb war von einem stechenden Schmerz durchzogen.

    „Deine Anwesenheit ist nichts weiter als eine ärgerliche Unannehmlichkeit“, knurrte Vader mit erhobenem Schwert an ihn herantretend. „Vielleicht lehrt dich der Verlust von einer weiteren Hand, mich nicht noch einmal zu unterschätzen.“
    „Lass die Finger von ihm!“, drohte eine Stimme hinter dem Sith.

    Nick hatte sich wieder aufgerichtet und hielt den Griff seiner blau glimmenden Klinge mit beiden Händen umschlossen. Sein bestimmter Blick machte klar, dass er keine Scherze machte.

    „Und was willst du gegen mich ausrichten? Als Jedi sind deine Kräfte verschwendet.“
    „Mag sein“, antwortete Nick knapp, bevor der Sith von einer ruckartigen Druckwelle erfasst wurde.

    Auch diese war nicht stark genug, Vader von den Beinen zu heben, doch er sah sich dennoch gezwungen, mehrere mitgerissene Trümmerteile zu parieren. Luke betrachtete das Schauspiel mit stummem Entsetzen, denn die Präsenz der dunklen Seite nahm rasch noch weiter an Intensität zu. Und sie ging nicht nur von seinem Vater aus...

    „Was zur...“, Vader kämpfte gegen die aufkommenden Windböen innerhalb des Hangars an.
    „Ich sollte mich bedanken, Sith. Ihr hattet Recht. Mein Potenzial war vergeudet. Bis jetzt. Doch nicht mehr.“
    „Stopp!“, brüllte Luke, doch es war zu spät.

    Blau glimmende Lichtblitze zuckten knisternd durch die Luft, ausgehend von der Hand seines Schülers. Vader schien mit einigem gerechnet zu haben, doch das traf ihn völlig unerwartet. Die Machtblitze jagten widerstandslos durch den Körper des Sith, während er grunzend zusammensackte.

    „Vater!“, Luke richtete sich auf und stolperte Nick entgegen, den Gedanken an seine höllisch schmerzenden Rippen verzweifelt verdrängend. „Hör auf damit! Nick! Stopp!“

    Die Blitze stoppten. Nick Vevron musterte ihn verständnislos. Seine Pupillen waren gelb.

    „Wir müssen es zu Ende bringen, Meister. Ihr habt ihn gehört. Er wird nicht aufhören, bis ich tot bin.“

    Vader lag rücklings am Boden. Er lebte, doch die schweren Atemzüge seines Luftfilters waren nur ein Anzeichen der schweren Beschädigungen seines Anzugs. Sein Zustand war kritisch.

    „Er darf nicht sterben!“, flehte Luke. „Und für dich ist es noch nicht zu spät. Konzentriere dich auf deine Mitte. Lass den Zorn los. Vergib ihm.“
    „Ich bin Euer Schüler!“, fauchte Nick ungehalten. „Das sind Eure Worte! Er kommt und will mich töten und Ihr nehmt ihn in Schutz?“
    „Er ist mein Vater“, krächzte Luke. „Es gibt noch Gutes in ihm. Ich weiß es. Genauso wie ich weiß, dass du es bereuen wirst, wenn du ihn tötest. Du beweist niemandem etwas durch diese Tat, außer ihm. Nämlich dass er recht haben würde. Komm schon, Nick, strafe ihn Lügen indem du ihn verschonst.“
    „Und wenn ich das nicht will?“, fragte er mit selbstsicherem Grinsen. „Vielleicht gefällt es mir, die Ketten zu sprengen, die Ihr mir auferlegen wolltet. Habt Ihr überhaupt schon einmal von der dunklen Seite gekostet? Ich fühle mich der Macht näher als ich es mir je vorstellen konnte. Tretet beiseite, Meister.“
    „Nick, nicht“, ihm fehlten die Worte.
    „Euer Vater oder Euer Schüler? Trefft eine Entscheidung und bleibt dabei.“
    „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht tun kann“, erwiderte Luke kraftlos.
    „Dann werde ich diese Entscheidung für Euch abnehmen.“

    Nick trat vor, sein Lichtschwert surrte durch die Luft. Luke stellte sich zwischen ihn und Vader. Er betete für ein Wunder. Dies war ein Kampf, den er nicht kämpfen wollte. Nicht konnte. Sein Schüler hob das Schwert im blinden Zorn und hätte beinahe ausgeholt... hätte er nicht noch in diesem Moment mit knapper Not mehrere herannahende Blasterschüsse abwehren müssen. Sturmtruppen. In all dem Chaos hatte Luke ihre Existenz völlig verdrängt. Links und rechts von ihm kamen sie herangeeilt und belegten den gefallenen Schüler mit Sperrfeuer. Es war zu viel für ihn. Fluchend und knurrend eilte er davon, verfolgt von roten Geschossen. Der Jedi folgte ihm nicht. Er deaktivierte sein Schwert, wirbelte herum und rannte zurück zu Vader. Zwei Sturmtruppler versuchten bereits, ihn an den Schulterplatten in Sicherheit zu schleifen, doch sie verzweifelten am Gewicht seines Anzugs. Als sie den Jedi herannahen sahen, ließen sie Vader fallen und stürzten hastig auf ihre beiseite gelegten Gewehre.

    „Keine Sorge, ich will euch helfen“, erklärte Luke bestimmt.
    „Und warum solltet ausgerechnet Ihr das tun?“, fragte einer der Soldaten zurück.
    „Er ist mein Vater“, antwortete Luke in eindringlichem Ton.

    Die beiden Sturmtruppler tauschten einen stummen Blick aus, bevor sie ihre Waffen wieder ablegten und sich wieder Vader zuwandten. Luke ignorierte seine eigenen Schmerzen und packte das schwarze Ungetüm an den Füßen. Sie hoben ihn hoch und trugen den bewegungslosen Sith über das Schlachtfeld, nur begleitet vom Rasseln seines defekten Atemfilters. Es ging absurd schnell, aber noch ehe er sich versah, hatten sie ihn bereits erfolgreich in eine der Fähren bugsiert.

    „Gibt es hier einen Medidroiden?“, fragte er die imperialen Soldaten.
    „Hinten beim Maschinenraum, aber ich glaube nicht, dass der für so einen Fall vorbereitet ist.“
    „Holen Sie ihn trotzdem“, Luke hatte keine Zeit zum Denken, alles was er tat, war instinktiv.

    Er eilte nach vorne zum Cockpit, wo ihn völlig verstörte Blicke der beiden Piloten erwarteten.

    „Bringen Sie uns zur Executor, sofort!“, das erschien ihm ein logisches Ziel, es musste dort jemanden geben, der Vaders Anzug flicken konnte.

    Als keine Reaktion der beiden Männer folgte, kam einer der beiden Sturmtruppen herangeeilt:

    „Tun Sie, was der Mann sagt. Lord Vader wurde schwer verwundet.“

    Der Name schien Wunder zu bewirken, denn schon im nächsten Moment hob die Fähre ab und machte ein Wendemanöver. Luke betrachtete durch das Frontfenster ein letztes Mal das Schlachtfeld des Hangars, als er so langsam realisierte, dass er sich auf direktem Weg in die Höhle des Löwen begab. Aber es war zu spät, sich Gedanken darüber zu machen. Es gab kein Zurück mehr. Die Frage nach dem Verbleib seines Schülers beantwortete sich in diesem Augenblick ebenfalls von selbst, als die zweite Fähre neben ihnen von roten Energiegeschossen zerfetzt wurde. Ein X-Wing flog kurz darauf durch die Trümmer und drängte sich an ihnen vorbei hinaus in den Weltraum. Wohin, konnte Luke nicht ahnen, doch er hatte keinen Zweifel an der Identität des Piloten. Er spürte Zorn und Enttäuschung. Grenzenlose Enttäuschung über einen Verrat, den er begangen hatte. Erschöpft ließ sich Luke in den Sitzreihen des Truppentransporters fallen und raufte sich die Haare. Wie konnte von einem Augenblick zum nächsten seine ganze Welt zusammenbrechen?

    „Alles in Ordnung?“, fragte der Sturmtruppler, der ihn ins Cockpit begleitet hatte.
    „Nichts ist in Ordnung“, sagte Luke mehr zu sich selbst als zu dem imperialen Soldaten.

    Es folgte eine beißende Stille, die Luke für das Planen seiner nächsten Schritte hätte nutzen sollen. Doch er schloss nur die Augen und seufzte leise.

    „So...“, begann der Sturmtruppler, weiterhin stehend. „Verstehe ich das also richtig: Der alte Vader ist Ihr Vater und Sie sind ein Rebellen-Jedi?“

    Luke nickte teilnahmslos.

    „Wow. Familientreffen müssen ja die reinste Hölle sein.“

    to be continued...

  15. #15
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 14 - Vater und Sohn



    Sie mussten zwei Schwebetragen zusammenschnallen und Vader quer hinauflegen, um irgendeine Chance zu haben, ihn mit angemessener Geschwindigkeit aus dem Shuttle bewegen zu können. Luke war es ein Rätsel, wie die drei es während ihrer überstürzten Flucht aus der Redemption nur mit Muskelkraft geschafft hatten. Der Flug selbst dauerte gerade einmal eine Minute und nun übergaben sie Vader einem rasch in den Hangar geeilten Ärzteteam, das ihn eiligst wegbrachte. Luke wollte ihn begleiten, doch die bohrenden Blicke der zahlreich herangeeilten Schaulustigen hinderten ihn. Er brauchte nicht einmal das schwache Vorbeben der Macht zu spüren um zu wissen, dass er sich hier in Feindeshand befand.

    „Hey du!“, brüllte auf einmal einer der Neuankömmlinge. „Ich weiß, wer du bist!“

    Luke wirbelte herum und sah sich mit einem Sturmtruppler konfrontiert, der seine Waffe auf ihn gerichtet hatte. Das umstehende Personal beobachtete das Geschehen stumm. Reflexartig zückte Luke sein Lichtschwert und reflektierte den sich lösenden Blasterschuss, der sich in die Decke des Hangars rammte. Die Reaktionen der Schaulustigen waren unterschiedlich. Einige packten den Schützen und versuchten ihn zurückzuhalten, während wieder andere ihre Waffen gegen den ganz offensichtlich doch bewaffneten Jedi erhoben. Es war ein furchtbares Chaos, Luke spürte nur allzu deutlich die Verwirrung und Verunsicherung aller Beteiligten.

    „Was ist hier los?“, die Stimme schnitt durch die Stille wie durch Butter.

    Ein imperialer Marineoffizier erschien mit mehreren Adjutanten. Schlagartig traten alle Sturmtruppen einen Schritt zurück und Luke erkannte an der Uniform, dass es sich um einen Admiral handelte.


    „Das ist der Bastard, der den Todesstern gesprengt hat!“, verteidigte sich der Schütze, sich verzweifelt aus dem Griff dreier seiner Kameraden windend.

    Der Admiral musterte mit eisiger Miene das qualmende Loch an der Decke, bevor er sich an den Mann wandte:

    „Ich hoffe doch sehr, dass es sich hierbei um eine Waffenfehlfunktion handelt. Ich muss Sie doch nicht daran erinnern, was das Militärrecht über das unautorisierte Abfeuern einer Dienstwaffe an Bord eines imperialen Raumschiffs vorsieht.“

    Der Sturmtruppler erstarrte in blankem Schock.

    „Eine Fehlfunktion, Sir. Es tut mir sehr leid“, krächzte er.
    „Entschuldigung zur Kenntnis genommen“, er wandte sich an einen seiner Adjutanten. „Eskortieren Sie unseren Freund in sein Quartier, wo er den Rest dieser Reise verbringen wird.“

    Mit rauer Effizienz wurde die Sturmtruppe entwaffnet und abgeführt. Jetzt trat der Admiral an die beiden Soldaten heran, die Luke und Vader begleitet hatten. Dem noch immer aktivierten Lichtschwert des Jedi schenkte er keinen Blick, so als ob es nicht da gewesen wäre.

    „Darf ich die Herren fragen, warum Sie Ihren Gefangenen nicht entwaffnet haben?“
    „Um ehrlich zu sein, ist er kein Gefangener, Sir“, erwiderte einer der Soldaten drucksend.
    „Ich bin freiwillig gekommen“, fügte Luke knapp hinzu.
    „Und was ist der Grund für diesen plötzlichen Sinneswandel?“, fragte der Offizier stirnrunzelnd.

    Luke wollte sich dazu äußern, doch ihm fiel keine glaubwürdige Lüge ein. Er fragte sich, ob die Wahrheit nicht zu absurd wirkte, um jemanden zu überzeugen, der nie eine der Konfrontationen zwischen Luke und Vader miterlebt hatte.

    „Er behauptet, der Sohn von Lord Vader zu sein“, warf einer der Sturmtruppen ein, nachdem Luke scheinbar keine Anstalten machte, auf die Frage zu antworten.

    Nun hob der Admiral verwundert den Kopf und musterte den Jedi mit unverhohlenem Interesse.

    „Ist das wahr?“
    „Mein Vater ist derjenige, den Ihr Darth Vader nennt“, erwiderte Luke zögerlich und überlegte, ob das der geeignete Augenblick war, seine Waffe zu senken.

    Da die Sturmtruppen, die ihn umstellten, weiterhin die ihren auf ihn gerichtet hatten, verblieb er in defensiver Haltung.

    „Das erklärt ehrlich gesagt, warum Lord Vader so besessen von der Jagd nach Ihnen war, Mr. Skywalker“, nickte der Admiral ab.
    „Erlauben Sie mir, Ihn auf die Krankenstation zu begleiten?“, fragte der Jedi vorsichtig.

    „Ich bezweifle, dass es angebracht ist, Ihnen Bewegungsfreiheit auf dem Schiff einzuräumen. Zumal Sie sehen, dass Ihre Anwesenheit die Truppen unruhig macht“, nun erst beäugte er die grüne Lichtklinge und rümpfte die Nase. „Allerdings bin ich der Überzeugung, dass Ihr werter Herr Vater der einzige an Bord ist, der weiß, wie man mit einem solchen... Gast... wie Ihr einer seid, umzugehen hat.“

    Luke ließ seine Klinge wieder einfahren und versuchte möglichst unbedrohlich zu wirken, als er erwartungsvoll den Admiral das Gefahrenpotenzial abwägen ließ.

    „Ich bin mir sicher, wir können uns auf den Kompromiss einigen, dass Sie mit einer starken Eskorte in die Krankenstation können, bis Lord Vader in der Verfassung ist, eine endgültige Entscheidung zu treffen. Immerhin haben Sie große Anstrengungen unternommen, um Ihn zu retten.“

    Der Admiral schloss sich auch gleich der Eskorte an, als die Gruppe sich aufmachte, den Hangar zu verlassen und den Ärzten zu folgen, die Vader weggebracht hatten. Die Situation schien sich einigermaßen beruhigt zu haben.

    „Kurz bevor wir die Redemption verließen, konnte ein X-Wing aus dem Hangar entkommen. Wissen Sie zufällig, was aus diesem geworden ist?“, fragte Luke nach einer Weile, in der sie stumm durch die Korridore marschiert waren.
    „In der Tat wurde dieser Fluchtversuch bemerkt“, bemerkte der Admiral beiläufig. „Unfähig, sich in den Hyperraum zurückzuziehen, entzog er sich der Verfolgung durch TIEs in die Atmosphäre des unbewohnten Planeten, den Ihr Schiff umkreist. Da die Situation auf Ihrem Kreuzer noch nicht geklärt ist, warten wir weitere Schritte ab. Wer ist der Pilot?“
    „Der ‚perfekte Schüler’...“, raunte Luke missmutig.
    „Wieder diese Bezeichnung“, sinnierte der Offizier. „Das heißt also, die Bombardierung seiner Landezone hat oberste Priorität.“
    „Das können Sie nicht tun“, protestierte der Jedi. „Abgesehen davon bezweifle ich Ihre Chancen auf Erfolg.“
    „Zugegeben, da unten ist ein Urwald voller fremdartiger Lebenszeichen, aber wir werden Ihn trotzdem finden können.“
    „Finden wird kein Problem sein“, erklärte Luke. „Doch in seinem aktuellen Zustand der Verwirrung wird er schwer zu stoppen sein.“
    „Schwer vielleicht. Aber nicht unmöglich. Death Squadron hat diesen Weg nicht aufgenommen, um ihn an den Imperator zu verlieren“, raunte der Admiral.
    „Keine Sorge. Das ist etwas, was ich nicht zulassen werde“, er lächelte schwach und trat mit diesen Worten in die Krankenstation ein, zu der man sie eskortiert hatte.

    Vader befand sich abgeschottet in einer vom eigentlichen Raum abgetrennten keimfreien Kammer, die Luke durch ein Fenster betrachten konnte. Man hatte bereits große Teile seiner lebenserhaltenden Rüstung gewechselt und die defekten Teile auf einer leeren Bahre platziert. Darunter waren nicht nur elektrische Komponenten, sondern komplette Gliedmaßen, sodass Luke bei dem Gedanken schlucken musste, was in aller Welt seinem Vater nur passiert war, das ein solches Maß an Kybernetik notwendig machte. Der Sith saß aufrecht auf einem Biobett und testete mit grimmiger Geübtheit die Funktionen seines Anzugs.

    „Wie geht es ihm?“, fragte der Admiral einen nahen Medidroiden.
    „Der Patient hat die Prozedur ohne dauerhafte Schäden überstanden und seine Dankbarkeit durch die Zerstörung eines Großteils unseres Equipments ausgedrückt“, summte der Droide vergnügt. „Wir werden nicht lange in der Lage sein, ihn hier festhalten zu können.“
    „Darf ich reingehen?“, fragte Luke.
    „Ich empfehle den Kopf unten zu halten“, gluckste der Droide und zog davon.

    Luke trat ein. Alleine. Seine Begleiter verblieben hinter der Glasscheibe, offenbar in sicherer Entfernung. Der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln zog ihm in die Nase, doch er verkniff sich, das Gesicht darüber zu verziehen. Ebenso wie er den Schmerz seines Brustkorbs ignorierte, den er mittlerweile für den Hilfeschrei einer gebrochenen Rippe hielt. Aber er durfte vor Vader keine Schwäche zeigen. Dieser schaute jedenfalls auf und schien ihn wortlos zu mustern. Wenn er überrascht war, ihn hier zu sehen, dann versteckte er das gut, seine Aura gab kein Anzeichen dafür. Dennoch hätte Luke gehofft, früher hier zu sein, um ihn ohne diesen furchtbaren Helm anzutreffen.

    „Du brauchst dir keine falschen Hoffnungen machen“, begann Luke nach einer Weile. „Ich hatte nicht vor, Darth Vader zu retten, sondern Anakin Skywalker.“
    „Ich begrüße dein Handeln nichtsdestotrotz“, brummte der Sith. „Was ist aus meinem Klon geworden?“
    „Weg. Er ist auf den Planeten geflüchtet. Was hat das alles überhaupt zu bedeuten?“
    „Der Imperator hat ihn erschaffen, um mich als seinen Schüler zu ersetzen. Mich durch mich selbst... Zugegeben, er scheint mein Potenzial zu schätzen zu wissen, er fürchtet sich nur vor meiner Handlungsfreiheit. Der Klon wurde zu bedingungsloser Loyalität dem Imperator gegenüber programmiert. Ein Schüler, der unfähig ist, seinen wahren Meister zu verraten.“
    „Warum sollte ich dir glauben? Bis zu diesem Tag hatte Nick nie...“, er zögerte und wusste nicht genau, warum. „Er war ein verdammt guter Jedi.“
    „Und jetzt ist er ein noch viel besserer Sith. Deine Rebellenfreunde mögen sein Gedächtnis gelöscht haben, doch die Nutzung der dunklen Seite ist für ihn so einfach wie das Atmen. Er hat seine Bestimmung gefunden und wir müssen ihn aufhalten.“
    „Es besteht noch Hoffnung. Er vertraut mir. Ich kann ihn retten“, erklärte Luke bestimmt.
    „Jeder Versuch wäre eine törichte Zeitverschwendung. Du bist jetzt sein Feind. Ohne die Anleitung des Imperators ist jeder sein Feind. Die dunkle Seite verstärkt jede seiner Emotionen in einem drastischen Maße. In diesem Zustand ist Verhandlung unmöglich. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.“
    „Und doch bist du in der Lage, dein Handeln zu bestimmen. Warum gestehst du dies ihm nicht ein?“
    „Die dunkle Seite ist Quelle unvorstellbarer Macht für diejenigen, die sie kontrollieren können. Nicht für die, die sich von ihr kontrollieren lassen“, Vader seufzte. „Dein Schüler weiß nicht, wie er seine eigenen Gefühle zu seinem Vorteil manipulieren kann. Er lässt sich von ihnen mitreißen und ist eine Gefahr für jeden um sich herum. In der Tat hatte ich diese Phase ebenfalls durchgemacht. Doch da ist mehr. Die Prägung des Imperators schwächt seine eigene Willenskraft. Er wird sich nicht selbst beruhigen können, nur der Imperator kann das. Und wenn er dem Imperator in die Hände fällt, ist es schon zu spät.“

    Er wollte fragen, was Vaders Vorschlag wäre, wie die Situation zu handhaben wäre. Doch er kannte bereits die Antwort.

    „Ich werde ihn nicht töten“, sagte Luke betont ruhig.
    „Du kannst ihn auch nicht besiegen. Nicht in diesem desolaten Zustand des Halbwissens, in dem Obi-Wan dich zurückgelassen hat. Noch bist du kein Jedi.“

    Luke wollte protestieren, aber er biss sich auf die Zunge. Seinen Vater an seine Feindschaft zu seinem alten Mentor zu erinnern, war keine gute Idee.

    „Ich werde auch nicht zulassen, dass du ihn tötest“, raunte er stattdessen.
    „Schade, dass ich deinen Optimismus meinen Fähigkeiten gegenüber nicht teilen kann. Ich fürchte, auch mir sind in dieser Angelegenheit die Hände gebunden. In seinem aktuellen Zustand übersteigen die Fähigkeiten meines Klons sogar die des Imperators. Genau das ist es, was ihn zu einem so wertvollen Werkzeug für Palpatine macht. Du hast gesehen, wie leicht er meine Lebenserhaltung außer Gefecht setzen kann.“
    „Ich gebe zu, eine solche Machttechnik habe ich bisher nur ein Mal gesehen“, gestand sich Luke missmutig ein.
    „Es ist eine der höchsten Künste der dunklen Seite. Ohne weitere Einweisung wirst du nicht in der Lage sein, sie zu parieren“, erläuterte Vader in kaum optimistischerem Tonfall.
    „Aber du kannst es mir zeigen?“, fragte Luke hoffnungsvoll. „Du kannst mich in eine geeignete Abwehrtechnik einweisen?“
    „Wenn du bereit bist, dich auf die dunkle Seite einzulassen, wird dein Sieg gewiss sein.“
    „Du weist, dass ich das damit nicht gemeint habe. Du warst mal ein Jedi! Du weißt, welche Technik ein Jedi dem entgegensetzen kann.“
    „Mach dich nicht über mich lustig“, grollte Vader daraufhin. „Ich bin ein Lord der Sith. Ich biete dir die Chance, dein volles Potenzial auszuschöpfen. Du musst dich nicht wegen einem dummen Aberglauben selbst einschränken.“
    „Ich bin ein Jedi, so wie du einer warst“, Luke formte ein selbstsicheres Lächeln. „Ich werde Nick als Jedi entgegen treten, mit deiner Unterstützung oder ohne sie.“

    Vader setzte sich auf:

    „Wenn du das tust, wird es dein Ende sein.“
    „Dann gib mir die Vorbereitung, die ich brauche. Als Jedi.“
    „Ich bin ein Sith“, wiederholte Vader ärgerlich. „Und ich werde nicht zulassen, dass du Narr dich von ihm umbringen lässt.“

    Luke wunderte sich, ob das ehrliche Besorgnis um seinen Sohn war oder er sich nur für seine Rettung revanchieren wollte. Wenn es ersteres war, so überlegte Luke, dann könnte er das durchaus zu seinem Vorteil nutzen.

    „Was willst du dann tun? Mich wegsperren?“, forderte der Jedi seinen Vater heraus. „Wenn du an meiner Stelle wärst, würdest du dich durch irgendetwas oder irgendjemanden aufhalten lassen, um jemanden zu retten, für den du die Verantwortung trägst?“

    Vader zögerte. Alles in seiner Haltung sprach „vermutlich nicht“.

    „Gut, meine Entscheidung steht. Ich gehe runter auf den Planeten. mit oder ohne deine Hilfe“, er wandte sich ab und wollte zurück zur Tür.

    Aus den Augenwinkeln bemerkte Luke, wie Vader aufsprang.

    „Warte!“, knurrte er. „Du hast deinen Punkt gemacht.“
    „Ich begrüße deine Entscheidung, Vater“, Luke lächelte siegesgewiss.

    Kaum hatte sich ihr kleiner Streit gelegt, sprang die Tür auch ohne Lukes zutun auf. Der hochrangige Offizier von vorhin kam hinein.

    „Was gibt es, Admiral Piett?“, fragte Vader misstrauisch.

    Piett starrte auf ein Datenpad in der typischen Manier wie jemand, der zwischen der guten und der schlechten Nachricht abwägen musste.

    „Gibt es Neuigkeiten von der Redemption?“, hakte Vader nach.
    „Colonel Nome berichtet, dass die Rebellen sich ergeben haben, nachdem der Hauptwiderstand im Hangar zusammenbrach. Wir haben zahlreiche Gefangene gemacht.“

    Vader nickte im Verstehen: „Und?“

    Piett öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Anstatt irgendein Risiko einzugehen, überreichte er dem Sith lediglich das Datenpad und trat so weit von Vader zurück, wie es die Höflichkeit erlaubte. Dieser las sich daraufhin die Nachricht stumm durch, während die Aura der dunklen Seite um ihn herum wild ausschlug. Er machte keine unnötige Bewegung, keine Regung die seine Gefühlslage verriet. Stattdessen drückte er einfach nur ruckartig seine Hand zusammen und zerquetschte das Pad, knisternde Splitter über den Boden verteilend.

    „Wieso erfahren wir erst jetzt davon?“, grollte er zornig.
    „Es scheint, dass fast einen ganzen Tag lang sämtliche Kommunikation von Kuat ausgefallen ist. Ein systemweites Störfeld. Unser Informant kam erst jetzt zu uns durch“, erklärte Piett bedrückt.
    „Wie kann sie überhaupt flugfähig sein?“, knurrte Vader. „Sie war noch eine Baustelle, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.“
    „Es müssen die Arbeitskräfte sein, die vom zweiten Todesstern freigeworden sind.“
    „Es gibt einen zweiten Todesstern?“, polterte es aus Luke hinaus.

    Der Gedanke von einem solchen Monstrum war schon furchterregend genug. Die Tatsache, dass das Imperium genug Ressourcen hatte, um sie in einen zweiten Anlauf zu investieren, glich blankem Wahnsinn.

    „Nicht mehr.“ Piett schaute verwirrt auf und schien erst jetzt wieder die Anwesenheit des Jedi zu realisieren. „Nach der scheinbaren Zersplitterung der Rebellenallianz konnte Lord Vader den Imperator zur Aufgabe des Projekts überreden.“
    „Nicht gerade meine klügste Aktion, wenn es zur Fertigstellung der Eclipse geführt hat“, gab Vader kopfschüttelnd zu.

    Luke hatte schon von dem Projekt gehört. Ein Projekt dieser Größenordnung im Orbit Kuats ließ sich schlecht verbergen. Es sollte der größte Supersternenzerstörer aller Zeiten werden. Ein Flaggschiff für den Imperator, welches sich schon seit Ewigkeiten im Bau befand und dessen Stapellauf schon derart oft nach hinten verschoben wurde, dass daraus ein galaxisweiter Scherz geworden ist.

    „Was bedeutet das für uns?“, fragte er vorsichtig.
    „Für sich genommen nicht viel. Allerdings hat der Imperator zur gleichen Zeit alle seine Termine abgesagt“, erklärte Piett. „Er ist verschwunden und mit ihm die Eclipse.“
    „Er ist auf dem Weg“, brummte Vader. „Der Imperator persönlich ist auf dem Weg hierher, um seinen ‚perfekten Schüler’ zu holen.“
    „Wie schnell kann so ein großes Schiff schon sein“, winkte Luke ab und versuchte nicht darüber nachzudenken, dass sie nach ihrem Ausflug auf Ilum wieder Kurs auf dichter besiedelten Raum nahe des Kerns genommen hatten.
    „Ich fürchte, wenn die Eclipse gestern nach Aktivierung des Störfeldes ausgelaufen ist, kann sie bereits in etwas mehr als einer Stunde hier sein“, Admiral Piett schluckte. „Und mit ihr die halbe imperiale Flotte.“

    Eine Stunde. Luke fuhr sich nachdenklich durchs Haar. Das war verdammt schnell. Er hatte eine Stunde, um eine Technik zu lernen, sich gegen Nick zu verteidigen, ihn zur Vernunft zu bringen und vor dem Griff des Imperators zu bewahren.

    „Der Tag kann ja gar nicht mehr besser werden...“, raunte er bitter.

    to be continued...

  16. #16
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 15 - Neue Allianzen


    Lukes Stirn war von zahlreichen Denkfalten durchzogen als er zusammen mit Vader einen der vielen über das Schiff verteilten Schildgeneratorräume betrat. An den irritierten Gesichtern der Technikcrews konnte man erkennen, dass der dunkle Lord diesen Teil des Schiffes nur selten besuchte.

    „Es ist mir eine Ehre, Euch hier unten begrüßen zu dürfen“, plapperte ein schnell herangeeilter Junioroffizier drauf los.
    „Ersparen Sie mir die Floskeln. Ich bin gekommen, weil ihre Fokusspule ein idealer Trainingsplatz für meinen jungen Aspiranten ist.“
    „Bitte was?“, das schleimige Lächeln wich schlagartig völliger Verwirrung.
    „Veranlassen Sie das Herunterfahren des Schilds auf minimale Stärke während wir den Bereich verwenden.“
    „Sollten wir den Generator nicht komplett abschalten?“, schlug der Offizier dagegen vor.
    „Habe ich mich undeutlich ausgedrückt?“, raunte Vader genervt.
    „Nein, Mylord, die Reaktorleistung wird gedrosselt. Wie Ihr wünscht...“, er verschwand mit einer hastigen Verbeugung.
    „Nun siehst du, mit was für Personal ich mich heutzutage herumschlagen muss“, grunzte Vader, als der Mann außer Hörweite war.
    „Die Frage ist aber durchaus berechtigt. Was wollen wir hier?“

    Vader wies ihn nur mit einer kurzen Handbewegung an, ihm zu folgen. Vorbei an Konsolen und technischem Gerät führte er ihn zur einer abgeschirmten Kammer im hintersten Bereich des kleinen Maschinenraums. Im Inneren war eine Spule, von der nahezu ununterbrochen Blitze in die Wände züngelten.

    „Unser Trainingsplatz?“, fragte Luke skeptisch.
    „Unser Trainingsplatz“, bestätigte Vader knapp. „Hinter Machtblitzen steckt kein anderes Prinzip als hinter normalen statischen Entladungen. Man nutzt die Macht um die Wasserteilchen in der Luft statisch aufzuladen. Das ist keine Magie.“
    „Wie wehre ich so etwas ab?“
    „Blitze suchen sich den Weg des geringsten Widerstands. Biete ihnen diesen“, erklärte Vader. „Das Problem ist, dass der Nutzer der Machtblitze aktiv gegen dich arbeitet. Der anwendende Sith manipuliert den Ionisierungsgrad der Luft zwischen sich und seinem Ziel, um den Blitz in dieses zu leiten. Du musst mit den gleichen Mitteln gegen ihn arbeiten.“
    „Ich konzentriere also Ladungsträger in einer Art Tunnel und wenn dieser attraktiver ist als der Tunnel meines Gegners, dann nimmt der Blitz diesen Verlauf?“, dachte Luke laut.
    „Ganz recht. Versuche es zunächst von hier aus mit den Entladungen der Fokusspule. Es könnte ein etwas steiler Einstieg werden, da sie für unsere Zwecke zu unberechenbar sind, allerdings muss es genügen.“
    „Ein Sith kann die Technik nicht anwenden?“, fragte Luke verwirrt.
    „Nicht in Kampfsituationen“, Vader schüttelte den Kopf. „Es ist ein hohes Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit auf die eigene Umgebung notwendig. Die Stärke der dunklen Seite liegt eher im instinktiven Handeln.“

    Luke nickte und stellte sich ans Fenster. Das Stakkato der Blitze wirkte völlig unberechenbar. Doch wenn er von Yoda eines gelernt hatte, dann, dass die Möglichkeiten der Macht grenzenlos sind. Darum schloss der Jedi und gab sich seiner Meditation hin. Er versuchte den Ort zu vergessen, an dem er war und versuchte die zersetzende Aura der dunklen Seite, die von dem Sith hinter ihm ausging, zu verdrängen. Für ihn existierte nur der Raum in der Spule. Er spürte die Teilchen, wie sie durch die Luft jagten. Er spürte, wie sie von den beiden Ladungsschwerpunkten in der Spule und den Wänden hin und her gerissen wurden. Und er spürte wie der Drang zum Ausgleich kritische Ausmaße annahm bis hin zur Entladung in gleißenden Lichtblitzen. Er versank weiter in Meditation und versuchte ein Muster in ihrem Verhalten zu erkennen. Doch es war absurd. Minimale Schwankungen reichten, den Weg der Ladungsträger abzulenken und in einem unkontrollierbaren Zickzackkurz durch die Unendlichkeit des Raums zwischen den Teilchen zu schicken. Luke überlegte, ob er sich diese Überempfindlichkeit nicht auch zu Nutze machen könnte. Er konzentrierte sich auf einen beliebigen Punkt im Raum und begann die darin befindlichen Elektronen aus ihren Bahnen zu lenken. Er spürte wie sie dazu drängten, den frei werdenden Raum wieder auszufüllen, aber Luke ließ die Macht an ihnen zerren verwehrte ihnen so diesen natürlichen Drang. Eine positive Aufladung entstand. Und dann plötzlich wanderte ein Blitz durch diesen attraktiven Raum. Und noch einer. Und noch einer. Sie suchten den Weg des geringsten Widerstands. Luke grinste und vergrößerte den Raum. Und vergrößerte ihn erneut. Bald schon hatte er einen lang gezogenen Tunnel, derart attraktiv war, dass sämtliche Blitze der Spule ihn millimetergenau durchzuckten. Es gab keine Alternative mehr. Luke öffnete die Augen und musterte zufrieden das knisternde Spektakel, bevor er seinen Griff losließ und die Blitze sich wieder verteilten.

    „Es funktioniert“, rief er freudig aus.
    „Daran besteht kein Zweifel“, bestätigte Vader. „In Kampfsituationen ist es häufig von Vorteil, den Blitz in ein bestimmtes Ziel zu locken, welches dicht am eigentlichen Ziel deines Gegners zu finden ist. Wie bereits gesagt, im Normalfall arbeitet jemand gegen dich und versucht einen besseren Tunnel zu erzeugen.“
    „Und was ist deine Empfehlung?“
    „Dein Lichtschwert. Wenn deine Eigenkonstruktion etwas wert ist, dann kann dessen Energiekern die Blitze problemlos absorbieren“, er wandte sich an den wachhabenden Junioroffizier, der das Spektakel aus einiger Entfernung beobachtete. „Öffnen Sie die Kammer der Fokusspule!“

    Dieser reagierte mit blankem Entsetzen:

    „Mylord, das ist gegen sämtliche Sicherungsprotokolle. Ihr müsstet wissen, dass das lebensgefährlich ist.“
    „Ich bin mir der Risiken bewusst, ich bedanke mich für die Erinnerung“, raunte der Sith.

    Seufzend gab der Offizier die notwendigen Befehle in die Konsole ein und begleitet von kreischenden Alarmsirenen schwang sich die schwere Panzertür zum Inneren der Kammer auf. Luke trat heran und begann sich erneut zu konzentrieren. Es half nichts. Schon bald müsste er diese Technik anwenden, um sich im Kampf gegen seinen eigenen Schüler verteidigen zu können. Da konnte er es sich jetzt nicht leisten, vor einem selbstmörderischen Spaziergang in einem aktiven Schildgenerator zurückzuschrecken. Auch wenn er ungern mit schweren Verbrennungen in die Krankenstation geschickt werden wollte, nachdem man dort schon seine Rippe geflickt hatte. Er aktivierte sein Lichtschwert hielt die grüne Plasmaklinge im Salut vor dem imaginären Gegner vor sein Gesicht. Er spürte den Ladungsschwerpunkt inmitten des Griffs. Dies war der Endpunkt des Tunnels, den er aufbauen musste. Er trat an die offene Tür. Vereinzelte Lichtblitze zuckten an ihm vorbei in den Boden und hinterließen schwarze Brandspuren auf den Metallplatten. Luke machte sich an den Aufbau des Ionen-Tunnels beginnend bei dem Plasma seines Lichtschwertes und weitete ihn rasch aus bis zur Spule. Es ging bereits jetzt viel schneller als beim ersten Mal und schon bald krachten im Sekundentakt gleißende Blitze in seine grüne Klinge. Vorsichtig ging er voran, mit jeder Bewegung die Länge und den Kurs seines Tunnels anpassend. Die Blitze folgten ihm ohne je einen anderen Kurs einzuschlagen als den, den er vorsah. Fasziniert erkannte Luke, dass diese Technik fast schon eine Kunstform darstellte. Wenn er wollte, konnte er die Blitze auffordern, jedes beliebige Muster in der Luft zu formen. Er hatte die Kammer schon halb durchschritten, als er versuchte seinen Namen zu schreiben. Schließlich trat er an die Spule im Zentrum heran, sein Lichtschwert stets vor sich haltend. Er verstärkte sicherheitshalber noch einmal die Intensität der Ionisierung, bevor er seine Hand auf die Spule legte. Der Metallzylinder war furchtbar heiß, sodass er sie rasch wieder zurückzog und sich für seine dumme Idee ärgerte, aber dennoch bevorzugten die Blitze die von ihm manipulierte Luft anstatt als Kanal hinein in sein Lichtschwert anstatt den Weg durch seinen Arm zu suchen. Anschließend verließ Luke den Raum wieder im Rückwärtsgang und dem sicheren Wissen, dass ihm nichts etwas anhaben konnte. Erst als sich die Sicherheitsschleuse wieder geschlossen hatte, bemerkte der Jedi, dass sich ein beachtlicher Teil des Technikpersonals um die Kammer gesammelt hatte und seinen Ausflug mit stummer Faszination beobachtete. Ob sie ihn für wahnsinnig mutig oder wahnsinnig dumm hielten, konnte Luke nicht sagen.

    „Wie du dir vielleicht schon gedacht hast, kann man einen Ionentunnel auch kreisförmig erzeugen, um die Blitze an einem Ort festzuhalten“, erläuterte Vader ohne ein weiteres Wort über Lukes Ausflug zu verlieren. „Das verschafft dir genügend Zeit, sie möglicherweise an den Absender zurückzuschicken.“
    „Ich denke, ich habe das Wesentliche verstanden“, Luke grinste. „Die Methodik mag unkonventionell sein, aber das war eine gute Einweisung.“
    „Meine Methodik ist den Umständen angepasst“, grunzte Vader finster. „Es wäre natürlicher gewesen, dir die Alternative der dunklen Seite zu zeigen.“

    Luke wollte ihn darauf hinweisen, dass ihn diese kleine Unterrichtsstunde nur darin bestätigte, dass der Jedi in ihm noch existieren würde. Doch so wie er den Sith einschätzte, würde er das nur grummelnd von sich weisen und die Atmosphäre ruinieren, die sie aufgebaut hatten. Stattdessen wollte er sich aufmachen zum nächsten Programmpunkt des eiligst von seinem Vater organisierten Ablaufplans ihrer Vorbereitungen. Einem Treffen mit den wichtigsten Captains und Staffelführern der kommenden Schlacht. Doch bevor Luke den halben Weg bis zum Ausgang des Maschinenraums durchschritten hatte, bemerkte er, wie sein Vater noch bei der Scheibe der Spulenkammer zurückgeblieben war. Der Jedi drehte sich um und betrachtete, wie der Sith mit der Hand das Glas berührte und vereinzelte Blitze sich ihren Weg zu genau dieser Stelle suchten. Dann bemerkte Vader den Blick seines Sohnes, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und folgte ihm ohne ein weiteres Wort über das zu verlieren, was er dort getan hatte.

    Der Besprechungsraum der Executor war ein trister Ort mit grauen Wänden und einem langen elliptischen Tisch der ihn praktisch komplett ausfüllte. An einem der Kopfenden hatte sich Vader niedergelassen mit Admiral Piett zu seiner Rechten und einem leeren Platz zu seiner Linken, wo Luke sich hätte setzen sollen. Stattdessen wanderte er unruhig beim Eingang hin und her, wo nach und nach die verschiedenen Kapitäne aus Vaders Flotte und deren Staffelkommandeure in ihren schwarzen Fliegeroveralls eintrudelten. Er wartete auf eine ganz bestimmte Gruppe.

    „Hey Luke!“, rief Wedge aus, als er und die anderen Rogues begleitet von einer Sturmtruppeneskorte hineingelassen wurden.
    „Schön, dass es euch allen gut geht. Wie ist es da drüben gelaufen?“
    „Ich schätze, dass wir die ganze Action verpasst hatten. Wir waren in der Messhalle als es losging und als wir zur Waffenkammer wollten, haben uns diese Mistkerle hier den Weg abgeschnitten.“
    „Hey...“, brummte einer der Sturmtruppen.
    „Nichts für ungut, Kumpel“, winkte der Staffelführer der Rogues ab, bevor er dicht an Luke herantrat und im Flüsterton weiter sprach. „Ich weiß ja nicht, was du denen gesagt hast, um uns raus zu hauen, aber es hat funktioniert.“
    „Ich fürchte, ich habe nichts getan, um uns raus zu hauen“, flüsterte Luke missmutig. „Ich habe eher einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Versprich mir, dass ihr keine allzu große Szene macht.“
    „Wir doch nicht...“

    Die Allianzpiloten stachen in ihren abgenutzten orangen Overalls aus der Gruppe glatt gebügelter Offiziere heraus als würden sie Clownkostüme tragen. Als man sie zu ihren Plätzen unter den Staffelführern leitete, ernteten sie von allen Seiten finstere Blicke. Sie selbst jedoch schauten immer wieder irritiert zum Kopf des Tisches, wo Vader schweigsam die Neuankömmlinge musterte. Dessen Präsenz musste der einzige Grund sein, warum niemand sich laut gegen die Anwesenheit der feindlichen Piloten äußerte. Luke gab jedenfalls seinen Platz neben Vader auf und setzte sich stattdessen neben Wedge.

    „Wir sind in einen Konflikt zwischen Palpatine und Vader geraten“, erläuterte der Jedi in der Hoffnung, dass würde die Unsicherheit der Piloten beseitigen. „Es geht um Nick. Die Geschichte ist etwas verzwickt, aber der Imperator hat besonderes Interesse an ihm.“
    „An deinem so schüchternen Schüler?“, fragte Wedge ungläubig. „Wo ist der überhaupt?“
    „Er ist... mir abhanden gekommen. Vader will mir Zeit verschaffen, während ich ihn zur Vernunft bringe. Dazu braucht er jedoch jeden verfügbaren Piloten, jedes zur Verfügung stehende Schiff. Und da habe ich kurzerhand eure Hilfe angeboten.“

    Wedge schielte erneut zu dem Riesen, der alle um sich herum überragte, bevor er Luke einen Blick zuwarf, als hätte sein Freund den Verstand verloren.

    „Bist du wahnsinnig? Die Rogues fliegen doch nicht für Vader. Ausgerechnet Vader! Unter allen imperialen Bastarden, warum er?“

    Luke überlegte, ob er ihre Beziehung ansprechen sollte. Sie zu verheimlichen, hatte ihn ja schon das Vertrauen seines Schülers gekostet. Doch er entschied sich erneut dagegen. Zu groß war das Risiko, dass sie ihn für einen Kollaborateur halten würden.

    „Dann fliegt für mich“, warf Luke ein. „Sobald mein Teil des Paktes erfüllt ist, müsst ihr ja nicht weiterkämpfen, wenn ihr versteht, was ich meine.“
    „Du meinst, wir sollen dich zurücklassen? Hier, inmitten all der Imperialen. Inmitten all derer, die wir jahrelang bekämpft haben“, Wedge war fassungslos und Luke konnte diese Einstellung nur allzu gut verstehen. „Und was ist mit der Crew der Redemption? Die lassen wir auch einfach im Stich?“
    „Ich schätze, die wären noch weniger begeistert, bei dem Plan mitzuziehen. Sie bleiben während der ganzen Aktion in Gewahrsam an Bord der Executor. Ich überleg mir, wie ich sie heraushole, wenn alles vorbei ist. Aber ihr müsst Kontakt mit der Allianz aufnehmen und berichten, was hier vorfallen wird. Und Leia... Sagt ihr, dass ich alles im Griff habe.“

    Wedge wollte sich dazu äußern, doch seine Aufmerksamkeit wurde von einer Gruppe imperialer Piloten abgelenkt, die sich ihnen gegenüber setzten. Im Gegensatz zu den anderen waren sie in voller Kampfmontur mit aufgesetzten Helmen. Anhand der Rangabzeichen konnte man jedoch erkennen, dass nicht allesamt Staffelführer waren sondern wie die Rogues eine Staffel, die man komplett zu dem Briefing einberufen hatte.

    „Hey Boss, jemand hat vergessen den Müll raus zu bringen“, raunte einer der Neuankömmlinge.
    „Trau dich das in Reichweite meiner Fäuste zu wiederholen“, zischte Hobbie Klivian.
    „Vader wird schon seine Gründe haben, dass wir mit diesen Amateuren fliegen sollen“, warf ein zweiter Pilot laut genug ein, damit es jeder der Rebellenpiloten hören konnte.
    „Besagte Amateure sind zufällig das Rogue Geschwader“, konterte Wes bissig. „Und ihr tätet gut daran, diesen Namen nicht zu vergessen. Wir sind die besten Flieger der Allianz.“
    „Oh, die besten Flieger aus einer Bande von Plünderern und Terroristen. Mir schlottern ja die Knie.“
    „Seien Sie still, Pilot. Leere Prahlerei bringt keinem weiter, das gilt für beide Seiten“, ertönte eine Frauenstimme unter dem Helm des Staffelführers.

    Sie löste die Schläuche ihres Lebenserhaltungssystems und setzte den schwarzen Helm auf den Tisch vor sich ab. Zum Vorschein kam kurz geschnittenes strohblondes Haar und ein Gesicht, welches man ohne Frage attraktiv nennen konnte, wenn da nicht diese eisigen Augen gewesen wären. Klivian stieß ein beeindrucktes Pfeifen aus und kassierte dafür nur Ellenbogenhieb von Wes Jensen. Die imperiale Pilotin ignorierte diese Reaktion geflissentlich, auch wenn ihr klar gewesen sein musste, dass bei der aktuellen Politik des Imperators eine Frau in einer derart hohen Position ungewöhnlich genug erschien. Zögerlich entledigten sich auch die anderen ihrer Helme.

    „Verzeiht unser spätes Eintreffen. Wir waren noch auf einem Patrouillenflug als wir von dem Briefing erfuhren und kommen direkt vom Hangar. Meister Skywalker“, sie nickte dem Jedi zu und betrachtete seine Reaktion auf ihre Bemerkung, dass sie wusste, wer er war.
    „Und mit wem haben wir es zu tun?“, fragte Luke vorsichtig.
    „Captain Juno Eclipse und dieser undisziplinierte Haufen hier ist die Black Eight.“

    Der Jedi bemerkte, wie die Rogues unbequem in ihren Stühlen herumrutschten. Ihnen gegenüber saß Vaders persönliches Elitegeschwader. Handverlesen aus den besten und loyalsten Fliegerassen der Galaxie. Waren die Rogues die genialsten Allianzpiloten, so war dies ihr Imperiumspendant. Mittlerweile waren nahezu alle Plätze an dem Konferenztisch belegt und Admiral Piett erhob sich zur Begrüßung. Vader beobachtete ihn nur, hielt es aber offenbar nicht notwendig, selbst die Einweisung vorzunehmen. Der Admiral war allerdings genauso qualifiziert, hatte er doch Vaders und Lukes Absprachen auf der Krankenstation mitverfolgt und war während ihrer Übungsstunde im Schildgenerator auf die OPS gegangen, um mit den Taktikern der Executer die Details auszuarbeiten.

    „Gentlemen, ich bedanke mich für Ihre Pünktlichkeit zu dieser dringenden Notstandssitzung“, begann der Admiral seine Rede. „Denn die Zeit drängt und der Moment der Entscheidung naht. Der Imperator ist mit seinem Flaggschiff und einem beachtlichen Teil der imperialen Flotte auf dem Weg hier her und verfolgt die Absicht, Death Squadron gewaltsam aufzulösen. Ich denke, ich kann für alle hier sprechen, wenn ich sage, dass wir es dazu nicht kommen lassen werden. Wenngleich dieser Verlauf der Entwicklung Risiken beinhaltet, so bietet sich uns gleichzeitig die Chance, den Imperator mit einem schnellen Schlag zu entfernen und die Galaxie auf einen gesunden Kurs zu bringen. Mit Lord Vader an der Spitze. Phase 1 unseres Plans lautet, dem Imperator nicht das zu überlassen, wozu er gekommen ist. Die Durchführung dieser Phase obliegt unserem Gast, der für die Dauer der Mission den Titel eines Feldgenerals des Imperiums erhält. Seinen Befehlen wird folgegeleistet als kämen sie direkt von Lord Vader. Dieser Gast ist... General Luke Skywalker.“

    Wedge warf dem Jedi einen gehässigen Blick zu, den Luke nur mit einem betont unschuldigen Schulterzucken beantworten konnte.

    „General Skywalker wird auf dem Planeten landen und die Bedrohung durch den vom Imperator als neue rechte Hand aufgestellten Sith beseitigen, während Death Squadron die Stellung hält. Sobald dies abgeschlossen ist, kehrt er zur Executor zurück und schließt sich den Streitkräften Vaders an. Die 501ste Legion wird mehrere Dutzend Entermanöver des Flaggschiffs unternehmen. Jeder Trupp hat eigene Sekundärziele zur Sicherung kritischer Schiffssysteme, doch ihr wichtigstes Ziel ist es, die feindlichen Truppen zur Trennung ihrer Streitkräfte zu zwingen, um Lord Vader und General Skywalker den Marsch auf den Aufenthaltsort des Imperators zu erleichtern. Details zu ihren Sekundärzielen finden sie in ihren Befehlen, die zu Beginn des Briefings verteilt wurden.“

    Piett trat an eine in den Tisch eingelassene Tastatur heran und aktivierte dessen Holoprojektor. In der Mitte des Raums erschien nun blau leuchtend das dreidimensionale Modell eines Monstrums von Sternenzerstörer. Besonders auffällig war der Bug in Form eines riesigen Widerhakens.

    „Kommen wir jetzt zu unserem Vorgehen im Weltraum“, Piett schluckte. „Dies hier ist die Eclipse, das Flaggschiff des Imperators. Nach unseren Informationen ist sie voll einsatzbereit und auf dem Weg hier her. Doch zum Glück verfügen wir über die vollständigen Baupläne und konnten eine taktische Analyse durchführen. Sie verfügt zwar über ein Vielfaches der Masse der Executor, doch wir sind dem Supersternenzerstörer bezüglich Manövrierfähigkeit und konventioneller Feuerkraft deutlich überlegen. Zumindest nachdem es uns gelungen ist, die Hauptwaffe der Eclipse zu zerstören.“

    Das Bild vergrößerte nun einen gewaltigen Schacht am Bug knapp über dem Widerhaken.

    „Es handelt sich hierbei um einen einzelnen Zuflusslaser wie acht von ihnen auf dem Todesstern verbaut waren. Mit ihm verfügt das Schiff über genug Feuerkraft, um einen Sternenzerstörer mit einem Schlag auszuradieren. Wollen wir eine Chance in diesem Gefecht haben, müssen wir ihn zerstören“, Piett wandte sich an die Schiffskapitäne. „Death Squadron wird einen Verteidigungsring um die Executor einrichten. Schirmen Sie das Flaggschiff vor den feindlichen Kreuzern ab, damit wir auf Enterreichweite herankommen können. Gleichzeitig werden mehrere Staffeln TIE Bomber abgesetzt, die sich um die vier am Bug der Eclipse befindlichen Schildgeneratoren kümmern.“

    Nun blickte er an den Teil des Tisches, wo Luke und die anderen sich gesetzt hatten.

    „Ist der Weg frei, überlassen wir die Deaktivierung des Superlasers den Spezialisten von der Allianz, die sich für diese Aufgabe freiwillig gemeldet haben.“

    Wedge räusperte sich, doch Luke erinnerte ihn mit einer Handbewegung an sein Versprechen, keine Szene zu machen.

    „Direkt über dem Bug gibt es einen schwer gesicherten Abgasschacht. Ohne Schildgeneratoren bietet er ideales Schussfeld für einen einzelnen Jäger oder Bomber, die Fokuslinsen des Lasers mit einem Torpedo zu zerstören. Dies würde die Hauptwaffe der Eclipse für die Dauer der Schlacht effektiv neutralisieren. Diese Aufgabe übernimmt Rogue Squadron mit Rückendeckung von Black Squadron.“
    „Ein Grabenflug?“, flüsterte Wedge zu Luke, sein Tonfall schwankte irgendwo zwischen Irritation und Belustigung.
    „Immerhin haben sie genug dazu gelernt, uns mit Schildgeneratoren ein paar Steine in den Weg zu legen“, erwiderte Luke verschmitzt.
    „Trotzdem nehme ich dir das mit der freiwilligen Meldung übel, Kleiner.“
    „Hey, wir können gerne tauschen. Ich kümmere mich um die Superwaffe des Tages und du kannst mit Palpatine rangeln. Damit hätte ich kein Problem.“

    Mittlerweile stellten einige der Schiffskapitäne Fragen, die Piett beantwortete, sodass schon bald einige Unruhe am Tisch entstand. Doch kaum hatten sie auch diese geklärt, löste sich die Gruppe schnell auf. Jeder kannte seine Position in der Schlachtaufstellung und jeder musste bereit sein, seinen Teil dazu beizutragen. Luke ebenso. Beim Herausgehen wurden er und die Rogues allerdings von Black Leader abgefangen.

    „Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass wir dort draußen kooperieren sollen. Für mich zählt ein sauberer Abschluss unserer Mission, ich will meine Zeit nicht verschwenden, Kindermädchen für Sie und Ihre Jungs spielen zu müssen“, sprach Eclipse zu Wedge.
    „Miss, wir mögen nicht mit den Doktrinen des Imperiums übereinstimmen, aber wir fliegen nicht erst seit gestern. Wir kennen unseren Job“, verteidigte dieser sich.
    „Mir geht es eher darum, dass Sie ja nicht vergessen, wer auf Ihrer Seite steht und wer nicht. Ihr Geschwader wird während dieser Schlacht herausstechen als hätten Sie Ihre Schiffe mit Lebenstagsschmuck behangen. Wir werden wissen, wenn Ihnen das Fadenkreuz abrutscht. Und in diesem Fall wird es einfacher sein, Sie zu beseitigen und den Job alleine zu machen, als uns Sorgen um Ihre Loyalität machen zu müssen.“
    „Ich werde dran denken“, erwiderte Wedge eisig und schaute Eclipse finster nach, als sie den Raum verließ.
    „Nimm’s ihr nicht so übel. Die ganze Situation ist für sie mit Sicherheit genauso verwirrend wie für euch“, warf Luke ein.
    „Ich finde es sogar faszinierend“, sinnierte Santage.
    „Du bist nicht mehr ganz richtig im Kopf, oder?“, grunzte Frix.
    „Nein ehrlich, als dieser Admiral sprach, hab ich die Augen geschlossen und sah Dodonna vor mir. Es ist erstaunlich, dass jemand in so einer Uniform genauso selbstmörderische Pläne entwickeln kann, wie die Köpfe von der Allianz.
    „Dann wirst du lachen, wenn ich dir erzähle, dass die Grundidee von Vader kam“, erwiderte Luke und machte sich schmunzelnd auf den Weg zum Hangar der Executor.

    to be continued...

  17. #17
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 16 - Meister und Schüler


    Luke trat stumm auf die Plattform der Lambda-Fähre, die ihn zur Planetenoberfläche bringen sollte. Sein Gepäck war praktisch nicht vorhanden, da er für seine Mission nichts weiter brauchte als seinen Verstand und das Lichtschwert an seinem Gürtel. Pilot und Kopilot erwarteten ihn bereits, während Vader sie auf ihre Aufgabe einwies.

    „Sie sind mir persönlich für General Skywalkers Sicherheit verantwortlich. Wagen Sie es nicht, ohne ihn zurückzukehren“, grollte er den beiden Offizieren entgegen.

    Interessanterweise waren es die beiden Piloten, die Vader und Luke aus der Redemption geflogen hatten. Er wunderte sich darüber, ob dies möglicherweise ein Hinweis darauf war, dass Vader möglichst wenige Imperiale in Kontakt mit dem Jedi kommen lassen wollte.

    „Auch ein Versagen deinerseits wäre unentschuldbar“, raunte der Sith zu seinem Sohn.
    „Wie motivierend“, erklärte Luke. „Keine Sorge. Ich weiß den Trick zu schätzen, den du mir beigebracht hast und werde deinen Ruf nicht ruinieren, indem ich Palpatine erzähle, dass du in deiner Freizeit Jedi ausbildest.“
    „Das hatte ich nicht gemeint“, erwiderte er finster.
    „Ich werde nicht scheitern. Ich werde ihn retten“, meinte Luke daraufhin wieder in ernstem Tonfall.
    „Das hatte ich ebenfalls nicht gemeint. Ich habe deine Ausbildung nicht erweitert, damit du deine Hoffnungen aufrecht erhalten kannst. Ich will, dass du lange genug gegen ihn überlebst, um deinen Irrglauben einzusehen. Mein Klon ist nicht zu retten.“
    „Ich werde dir das Gegenteil beweisen“, er wollte sich abwenden, doch Vader packte ihn mit der Hand an der Schulter, um ihn zurückzuhalten.

    Luke fiel auf, dass dies der allererste wirkliche Körperkontakt mit seinem Vater war, der nicht im Rahmen eines Duells auf Leben und Tod entstand. Irritiert schaute er zu dem schwarzen Ungetüm und seiner Furcht einflößenden Maske auf. Bei der Stärke des Griffs seines mechanischen Arms wunderte sich Luke, wie leicht es ihm nur fallen würde, sein Schulterblatt zu zerquetschen.

    „Luke, ich habe in den Klonkriegen gekämpft“, begann der Sith mit triefendem Zynismus. „Und ich habe gesehen, wozu programmierte Klone in der Lage sind. Denn ich habe mit ihnen gedient. Sie waren unsere Kameraden. Unsere Freunde. Doch als die Order 66 kam, war das nichts mehr wert. Sie töteten Jedi ohne zu zögern, ohne Widerrede. Nur weil Palpatine es ihnen befahl. Mach dir nicht vor, dass deine Verbindung zu dem Klon stärker ist, als die Freundschaft der Klonkrieger zu den Jedi. Das ist sie nicht.“

    Vader ließ ihn los und begann mit dem Abstieg der Stufen hinunter von der Plattform. Luke sah ihm nach und wollte protestieren, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Nicht nur die Schicksalsergebenheit des Sith bereitete ihm Bauchschmerzen, sondern dass er so weit ging, sich mit den verratenen Jedi mit einzuschließen. Dies war nicht Vader, der sich verraten fühlte. Das musste Anakin gewesen sein. Nachdenklich folgte er den Piloten ins Cockpit der Fähre, wo sie eifrig alles zum Start bereit machten. Für gewöhnlich hätte der Jedi ihnen gerne bei ihren Handgriffen geholfen, doch er war zu sehr damit beschäftigt, seine weiteren Schritte zu bedenken. Er konnte sich nichts vormachen. Trotz der offensichtlichen Sorge, die Vader um ihn hatte, musste er daran denken, dass der Sith ihn brauchte. Vader war nicht in der Lage, lange gegen einen anderen Sith vom Kaliber seines Klons oder des Imperators vorzugehen, weil ihn sein lebenserhaltender Anzug empfindlich machte. Luke war seine Chance, diese beiden Bedrohungen auszuschalten. Und nur weil er nur noch halbherzige Versuche unternahm, ihn auf die dunkle Seite zu ziehen, hieß das nicht, dass er weniger motiviert war, ihn ausnutzen zu wollen. Er schien die Angelegenheit nur pragmatischer angehen zu wollen. Luke hatte den ganzen Plan zum Sturz des Imperators auch nur deshalb akzeptiert, weil sich sonst nie wieder eine derart goldene Gelegenheit ergeben würde. Der Jedi erkannte grimmig, dass er ihn in dieser Allianz nicht minder ausnutzen wollte, um das Imperium zu köpfen. Es ging nur noch darum, wer von den beiden seine Karten besser spielte, um am Ende siegreich hervorzugehen. Zeitgleich musste er mit Nicks Schicksal umgehen. Er musste an Bord der Executor zurückbleiben, bis sie mit dem Sturz Palpatines Erfolg hatten. Ohne den Imperator gab es niemanden mehr, der seine einprogrammierte Loyalität hätte ausnutzen können. Erst dann würde er frei sein.

    „Sir, die Koordinaten der Landezone des T-65 sind eingegeben. Wo sollen wir zuerst nach Lebenszeichen scannen?“, fragte der Pilot der Fähre und riss Luke aus seinen Überlegungen.

    Sie befanden sich bereits beim Eintritt in die Planetenoberfläche, wobei das Shuttle eine die Sicht blockierende Plasmahülle vor sich her schob.

    „Nicht notwendig. Ich kann Sie anweisen, wo er zu finden ist“, sprach Luke angespannt. „Sagen Sie mir nur, was mich da unten erwartet.“
    „Ein ziemlicher Urwald und die Sensoren sagen, dass ein Sturm aufzieht. Ich empfehle einen Regenschirm mitzunehmen“, bemerkte der Copilot.

    Luke verdrehte die Augen und versuchte seine Konzentration lieber auf die Schwankungen der Macht zu richten. Die dunkle Seite war überall zu spüren. Als sie über die dichten grünen Baumkronen hinweg jagten, wirkte es, als wäre der ganze Dschungel von einer erdrückenden finsteren Kraft durchzogen, die am Stärksten um den gelandeten X-Wing zu finden war.

    „Es scheint, dass er die Zeit nicht zur Flucht genutzt hat“, kommentierte der Copilot. „Da ist ein menschliches Lebenszeichen direkt voraus.“

    Kaum ausgesprochen wurde die Fähre durch einen heftigen Schlag aus der Bahn geworfen. Alarmsirenen sprangen an und der Pilot kämpfte mit dem Steuerknüppel um sie auf Bahn zu halten.

    „Wir haben das Steuerbordtriebwerk verloren“, kommentierte er zähneknirschend.
    „Ich hab nichts auf dem Schirm, kein Feindkontakt“, der Copilot überflog panisch die Sensoraufzeichnungen.
    „Wir werden von etwas weit gefährlicherem angegriffen als einem Raumschiff“, erklärte Luke ungewollt kryptisch, während er seine Meditation vertiefte. „Versuchen Sie uns sicher runter zu bringen. Ich kümmere mich um die Verteidigung des Schiffes.“

    Der Jedi bemerkte rasch, dass manifestierter Zorn wie eine Hand aus dem Dschungel emporragte und mit unsichtbarer Gewalt noch immer an ihrem Schiff zerrte. Erfolgreich hatte sie ein Triebwerk zerquetscht und nun wollte sie auch die anderen beseitigen. Luke nutzte die helle Seite, um den Sturm der dunklen Seite zur Ruhe zu bringen und die Umklammerung um ihre verbliebenen Triebwerksblöcke zu lösen. Die dunkle Macht zog schlagartig sich zurück, doch nicht für lange. Luke verblieb weiterhin auf der Hut und dennoch traf ihn der nächste Schlag unvorbereitet. Dieser war wie ein Fausthieb. Und dann noch einer in die entgegen gesetzte Richtung. Die Piloten, die ohnehin schon den Ausfall eines der Haupttriebwerke kompensieren mussten, sahen sich nun mit einem wild umher trudelnden Gefährt konfrontiert. Luke versuchte ein Muster zu erkennen, doch letztendlich blieb ihm nichts übrig, als die Angriffe abzufedern und auf die Fähigkeiten seiner Chauffeure zu vertrauen. Der letzte Schlag traf sie von oben, während sie ohnehin schon gefährlich tief flogen. Die Lambda-Fähre machte einen Satz nach unten mähte mit hoher Geschwindigkeit durch die Baumkronen. Zumindest bis sie ein besonders stattliches Exemplar trafen, welches Widerstand leistete. Er riss eine Tragfläche ab und zwang das Schiff in eine eher ruppige Pirouette, die damit endete, dass sie Nase voraus ins Geäst stürzten. Wären sie nicht angeschnallt gewesen, sie hätten mit Sicherheit einen Freiflug durch das Frontfenster gewonnen. Stattdessen blieb es nur bei einigen Blessuren, die sie stöhnend und ächzend an den Verlust ihrer Trägheitsdämpfer erinnerten.

    „Nicht meine beste Landung. Tut mir leid, Sir“, raunte der Pilot.
    „Ich vermerke das unter widrigen Umständen, keine Sorge“, erwiderte Luke, während er sich aus seinem Sitz schälte.
    „Die Kommunikation funktioniert weiterhin“, warf der Copilot ein. „Also soll ich nicht besser Verstärkung rufen?“
    „Diese würden in die gleiche Falle laufen, wie wir es getan haben. Nein, das ist mein Kampf und ich werde ihn allein führen müssen. Bleiben Sie einfach nur hier und halten Sie die Köpfe unten.“

    Gegen sein Schwindelgefühl ankämpfend trat er in den Transportbereich der Fähre, nur um zu bemerken, dass sie praktisch auf der Ausstiegsschleuse gelandet waren und es keine Möglichkeit gab, sie auch nur manuell zu öffnen. Seufzend musste er sich damit zu helfen wissen, sich einen Weg durch die Panzerung zu schneiden. Draußen erwartete ihn die grüne Hölle, vor der er vom Piloten gewarnt wurde. Der ganze Ort sprudelte vor Leben, auch wenn es sich seinen sehenden Augen entzog. Nichtsdestotrotz spürte er die Nervosität in allen diesen Lebewesen. Die heimische Fauna schien sehr empfindlich auf Störungen der Macht zu reagieren und die Ankunft eines Amok laufenden Nick Vevrons schien die natürliche Ordnung völlig durcheinander gebracht zu haben. Dennoch waren sie recht weit entfernt von seinem eigentlichen Landeort und der Stelle, von der aus er sie aus der Luft geholt hatte. So machte sich Luke auf, den Wald zu Fuß zu durchqueren, immer der Quelle der dunklen Seite entgegen und im sicheren Wissen, dass Nick ihn finden wird. Je weiter sich der Jedi in dem unwegsamen Gestrüpp vorankämpfte, desto mehr zog sich auch die Wolkendecke zusammen und verschlang die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen schimmerten. Eine viertel Stunde ereignisloser Suche später begann der Regen. Weitere fünf Minuten später war er bereits bis auf die Unterwäsche durchnässt. Die schweren Tropfen ergossen sich eimerweise über den Wald, sodass der Jedi bald schon nur mit Mühe durch den schlammigen Morast, zu dem sich der Boden gewandelt hatte, voran kam.

    „Probleme, Meister?", Nick Vevron hockte standfest auf einem Ast und schaute auf ihn herab.
    „Ich hätte mir vielleicht doch etwas wetterfesteres mitnehmen sollen“, Luke schaute lächelnd auf. „Wie geht es dir?“
    „Besser als je zuvor“, antwortete Nick prompt und Luke fürchtete, dass es die Wahrheit war.

    Der Jedi atmete tief durch. Er musste seine Wortwahl gut abwägen.

    „Hast du deine Zeit hier für Meditation nutzen können?“, fragte er vorsichtig mit Hinblick auf ihre tägliche Routine.
    „Für so etwas ähnliches. Ich habe nachgedacht“, erwiderte Nick säuerlich. „Ich habe nachgedacht über den Grund, warum Ihr mich überhaupt ausbilden wolltet.“
    „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“
    „Dass Ihr mich belogen habt!“, brüllte er in verwundetem Zorn.
    „Wann soll das gewesen sein?“, fragte der Jedi ruhig zurück.
    „Schon bei unserer allerersten Begegnung. Es gab keinen Tag, an dem Ihr vollkommen ehrlich wart. Zu mir. Und möglicherweise sogar zu Euch selbst. Ich hatte gefragt, ob ich eine Wahl hätte. Ob man mich einfach hätte gehen lassen könnte, wenn ich mich weigere, die Ausbildung zum Jedi zu machen.“
    „Ich hatte dir die Wahrheit gesagt. Und ich wiederhole sie erneut: Jeder hat eine Wahl“, stellte Luke fest und verdrängte krampfhaft den Gedanken an Mon Mothmas Pläne.

    Nick brach in bitteres Gelächter aus: „Ach wirklich? Das ist ja amüsant. Nicht nur, dass ich armer Narr Euch wirklich glauben wollte, obwohl ich die eigentliche Antwort bereits kannte. Ihr glaubt das auch noch tatsächlich! Wie konnte ich so jemanden nur ernsthaft ‚Meister’ nennen?“
    „Du hast immer noch eine Wahl“, betonte Luke eindringlich.
    „Niemand hat sie. Das ist meine letzte Lektion von Euch gewesen. Ihr konntet auf der Redemption nicht zwischen mir und meinem Original wählen und könntet es jetzt immer noch nicht, weil Ihr Euch jedem von uns verpflichtet fühlt. Für Euch gibt es nur die dritte Möglichkeit, beide zu retten und bei beiden zu scheitern, weil es das Schicksal für Euch vorgesehen hat. Zuvor wolltet Ihr mir die Wahl zum Jedi-Dasein aufzwingen und zu diesem Zeitpunkt war dies mein Schicksal, weil ich mein wahres Schicksal nicht kannte.“
    „Dich der dunklen Seite zu unterwerfen, wird deine Handlungsfreiheit nicht wirklich verbessern“, antwortete Luke in der Hoffnung, ihn mit Sarkasmus auf seinen Denkfehler aufmerksam machen zu können.
    „Möglicherweise“, gestand sich sein Schüler ein. „Aber ich lasse mich nicht zum Instrument einer Rebellion machen, die nicht die meine ist. Und ich lasse mir nicht einen fremden Kodex aufzwingen, obwohl ich als dessen Anathema geboren worden bin. Ich habe meine wahre Bestimmung gefunden, daran könnt Ihr nichts ändern. Ich bin meiner Bestimmung gefolgt und sie hat mich mit unglaublichen Kräften belohnt. Ich brauche keine Meditation und keine Konzentration mehr. Ich erlebe die Macht. Ich kann spüren, wie sie mich durchdringt. Und kann sie mir mit einem Fingerschnipsen unterwerfen...“

    Ein dumpfer Knall schallte durchs Geäst, als hinter Luke zwei Baumstämme in tausende Splitter zerbarsten und die Baumkronen haltlos in die Tiefe stürzten.

    „Die Fähigkeit zur Zerstörung ist nichts, worauf man stolz sein sollte“, kommentierte der Jedi hilflos.
    „Oh, ich werde noch weitaus größere Fähigkeiten erlernen. Ich spüre seinen Ruf, wisst Ihr. Mein wahrer Meister, dem ich mein Leben verdanke, ist auf dem Weg hier her. Ich höre seinen Ruf. Und es fällt immer schwerer, dem Drang, ihm entgegen zu kommen, zu widerstehen. Aber Euch ist das bereits aufgefallen, nicht? Ihr seid schließlich hergekommen, um mich auf den rechten Pfad zurückzubringen, damit ich nicht in falsche Hände gerate. Schließlich bin ich nichts weiter als eine Waffe, die es zu zähmen und gegen den Feind zu schicken gilt. Aus keinem anderen Grund wolltet Ihr mich abrichten.“
    „Du verletzt mich mit diesem Vorwurf. Du bist mein Schüler und ich habe vor, dass wir gemeinsam Hoffnung in diese Welt tragen können. Als Freunde.“
    „Wir waren nie Freunde. Ihr habt mich für Eure Zwecke benutzt, nichts weiter. Aber das endet hier und heute.“
    „Ist es das, was dir Sorgen bereitet? Benutzt zu werden? Dann wehre dich doch dagegen!“, forderte Luke. „Denn wenn du dich dem Imperator anschließt, wirst du nichts weiter als eine Marionette für ihn. Ist es wirklich das, was du willst?“
    „Ich will Ehrlichkeit“, erwiderte Nick zornig. „Der Imperator wird keinen Grund haben, meine wahre Bestimmung vor mir geheim zu halten. Er wird mich nicht belügen müssen, um mein Vertrauen zu erhalten. Ich weiß, was ich bin. Und er weiß es ebenso. Dies ist die Chance, das für mich bestimmte Leben zu führen. Als Sith!“

    Luke schüttelte missmutig den Kopf: „Du weißt, dass es mein Ziel ist, die Ungerechtigkeit des Imperiums zu beenden. Ich kann nicht zulassen, dass du ebenfalls zu einem seiner Opfer wirst.“
    „Dann wird es das Beste sein, wir lassen die Macht entscheiden, wer von uns im Recht ist.“

    Nick aktivierte seine blaue Lichtklinge. Rauch quoll aus ihr hervor, da die kalten Regentropfen bei Kontakt verdampften.

    „Das kann nicht wirklich das sein, was du willst!“, flehte Luke.
    „Es kommt nicht darauf an, was ich will. Das ist doch gerade die Lektion. Es ist schlicht das, was getan werden muss, weil so der Lauf der Dinge ist“, schloss Nick schicksalsergeben.

    Gleißende Lichtblitze zuckten aus seiner Hand bahnten sich ihren Weg hinab zu Luke. Reflexartig aktivierte er nun auch sein Lichtschwert und formte den Ionentunnel wie in seiner Übung. Die Machtentladungen wurden in seine Klinge geleitet und verschwanden ohne weitere Schäden anzurichten.

    „Uh, ein neuer Trick. Oder noch etwas, was Ihr mir nicht beibringen wolltet?“, fragte Nick verbittert.
    „Neu trifft es eher“, gestand sich der Jedi ein. „Zwing mich nicht, gegen dich zu kämpfen. Ich bin nur hier, um dich von der Absurdität dieser Situation zu überzeugen. Es gibt keinen Grund für uns, Feinde zu sein.“
    „Mir fällt da aber eine ganze Reihe von Gründen ein!“

    Er machte einen Satz in die Tiefe und stürzte mit dem Lichtschwert voran in seinen alten Meister. Dieser hielt seine grüne Klinge dagegen und parierte zähneknirschend die ganze Wucht des Aufschlags.

    „Ihr habt mich belogen! Ihr habt mich benutzt! Ihr habt mich verraten! Ihr habt mich zu etwas machen wollen, was ich nicht bin!“, mit jedem Vorwurf prallte ein weiter aggressiver Schwertstreich auf den Jedi ein, der ihn zurückweichen ließ. „Und Ihr habt nicht einmal genug Rückgrat, es direkt auszusprechen!“
    „Das ist Wahnsinn, Nick! Ich wusste genauso wenig über deine Herkunft, wie du“, verteidigte sich Luke kraftlos.
    „Wagt es nicht, Euch besser darzustellen als alle anderen! Ihr wolltet doch Euren Orden auch um jeden Preis wieder beleben. Ich war Eure Trockenübung. Und hier stehe ich und spucke auf Euren Orden.“

    Luke platzierte seinen Fuß unglücklich und rutschte beim nächsten Streich auf einigen nassen Blättern weg. Er taumelte und konnte sich gerade noch auf den Beinen halten. Nicks zornige Schläge suchten allerdings weiterhin ihr Ziel. Es ging ihm nicht darum, eine Lücke in Lukes Verteidigung zu suchen, er wollte nur seinem Frust durch blindes Einhämmern auf seinen ehemaligen Meister Luft verschaffen.

    „Das bist nicht du, das ist die dunkle Seite, die spricht“, erkannte Luke verzweifelt.

    „Falsch! Falsch! Falsch! Erst jetzt bin ich wirklich ich selbst. Erkennt Ihr es denn nicht? Das bin ich, nicht Nick Vevron. Ich bin der perfekte Student der dunklen Seite! Kein törichter Jedi.“

    Luke verteidigte sich weiterhin und wehrte jeden Schlag ab, in der Hoffnung dass der nächste schwächer wird oder dass ein Funken des Zweifels in den wutentbrannten Augen seines Schülers aufleuchten würde. Doch er wurde enttäuscht. Die Streiche wurden härter. Je mehr er sich in Rage versetzte, desto stärker wurde die dunkle Seite. Sie steigerte seinen Hass und seine Blutlust und erstickte gleichzeitig den Nick Vevron, der einst sein Schüler war. Dennoch brachte es der Jedi nicht über sich, auch nur einen einzigen eigenen Vorstoß zu wagen. Er war gekommen, seinen Schüler zur Vernunft zu bringen, nicht um noch mehr Öl ins Feuer seiner Frustration zu gießen.

    „Stop!“, schallte es durchs Geäst.

    Nick Vevron hielt inne. Der Regen schüttete unablässig weiter, das Wasser lief ihm strömend über das Gesicht. Durch die Bewegungen der Lichtschwerter hatte sich ein feiner Nebel aus der verdampften Feuchtigkeit um sie herum gebildet, doch er wurde durch die herabfallenden Regentropfen rasch zerstoben. Und am Rande der Lichtung, in der sie standen, war der pechschwarze Riese Darth Vader kaum zu erkennen.

    „Ah, der Vater ist gekommen, seinem Sohn zu Hilfe zu eilen“, Nick schmunzelte.
    „Wieso?“, war die einzige Frage, die Luke sich stellte.
    „Ich wusste, dass du es nicht fertig bringen wirst“, erklärte der Sith knapp und nahm seinen Lichtschwertgriff vom Gürtel.

    Luke spürte, dass dies nur die halbe Wahrheit war. Er musste gesehen haben, wie die Fähre seines Sohnes abstürzte und war gelandet, als Nick zu beschäftigt war, um den Luftraum weiter überwachen zu können.

    „Das kommt mir ehrlich gesagt sehr gelegen“, entgegnete Nick schnaufend. „Denn um meinen Platz an der Seite meines wahren Meisters einzunehmen, muss ich ihm vorher Euren Kopf bringen.“

    Er wirbelte herum und feuerte eine weitere Blitzentladung auf Vader ab. Luke streckte seine Hand aus und begann einen Ionentunnel zu erschaffen. Doch er wusste nicht wohin. Die Machtblitze bewegten sich viel zu schnell, um sie zu sich selbst umzuleiten und es war zu gefährlich, sie in Vaders rote Lichtklinge zu schicken, ohne dass sein Vater wusste, was er vorhätte. Die Erkenntnis kam einen Bruchteil einer Sekunde bevor alles zu spät war. Für das Auge sichtbar war nur, wie die Blitze auf einen kaum definierbaren Punkt in der Luft zusteuerten und von diesem verschlungen wurden. Absorbiert wurden. Zurück blieb nur ein schimmernder Ball purer Energie. Es sah zumindest aus wie ein Ball, tatsächlich aber war es ein winzig kleiner Ring, den Luke geformt hatte. Vaders Bemerkung am Schluss seiner Lehrstunde war weiterhin in seinem Kopf verblieben.

    „Was zum...“, begann Nick verblüfft, bevor Luke die Entladung entließ und in Form eines heftigen Stoßes zu seinem Schüler zurückschickte.

    Dieser wurde von seinen Beinen gerissen und einige Meter zurückgeschleudert, wo er im Morast zusammenbrach. Während sich der Schüler benommen erhob, trat Vader an Lukes Seite.

    „Das war jetzt schon die zweite Rettungsaktion des Tages, Vater“, bemerkte der Jedi.
    „Lass es nicht zur Gewohnheit werden“, erwiderte Vader trocken.

    Einerseits begrüßte Luke die Hilfe, doch es verkomplizierte auch sein eigentliches Ziel. Er wollte Nick retten, nicht ihn umbringen. Dass Vader andere Prioritäten hatte und seinen möglichen Konkurrenten aus dem Weg räumen wollte, war ihm nur allzu bewusst.

    „Wir entwaffnen ihn, mehr nicht“, erklärte Luke bestimmt.
    „Hast du deine naiven Hoffnungen noch immer nicht abgelegt?“, raunte Vader verdrossen.
    „Entweder spielen wir nach meinen Regeln, oder gar nicht“, fauchte der Jedi zurück.
    „Er ist dein Schüler, nicht meiner“, erwiderte der Sith amüsiert. „Wenn du glaubst, uns beide besiegen zu können, nur zu. Nur wirst du ihn dann ohne meine Hilfe vor dem Imperator retten müssen.“

    Derweil hatte Nick sich wieder aufgerafft und musterte die beiden mit angewidertem Gesichtsausdruck. Dann zerfetzte er mittels der Macht die Wurzeln eines nahen Baumes und ließ den Stamm auf seine beiden Kontrahenten stürzen, während er selbst auf sie zu stürmte. Luke und Vader brauchten dafür keine Absprache. Der Sith fing den Stamm ab und schleuderte ihn aus dem Weg, während der Jedi mit seinem verwirrten Schüler die Klingen kreuzte. Wenige Augenblicke später hatte Vader zu den beiden aufgeschlossen und versuchte Nick in die Flanke zu fallen, nur um von diesem mit einer Ladung Machtblitze begrüßt zu werden, die Luke erneut ins Leere laufen ließ. Das Bedrohungspotenzial reichte jedoch, um den Sith zurückweichen zu lassen und gab dem Schüler Zeit, Luke mit einigen furiosen Schwertstreichen einzudecken, die er nur mit Mühe parieren konnte. Ausgerechnet in diesem Moment rutschte ihm der aufgeweichte Boden unter den Füßen weg und während Luke strauchelte, um seine Balance wieder zu finden, tat sich ein klaffendes Loch in seiner Verteidigung auf. Nick verzieh keine Fehler und stieß mit seiner blauen Klinge zu, direkt auf den Brustkorb des Jedi. Nur damit in allerletzter Sekunde eine dampfende rote Plasmaklinge dazwischen ging. Vader hatte eingegriffen und schob den Schüler mit einer einzigen wuchtigen Armbewegung zurück.

    „Vater und Sohn vereint im Kampf. Ist das nicht wunderbar?“, stichelte Nick.
    „Uns läuft die Zeit davon“, brummte Vader zwischen zwei Atemzügen.
    „Ich weiß“, raunte Luke nervös. „Lass uns die Positionen wechseln.“
    „Einverstanden“, Vader nickte und stürmte voran.

    Luke schluckte im Angesicht der Aggressivität, mit der sein Vater Nick in Bedrängnis brachte. Dieser wollte mit der Macht antworten, doch es blieb ihm keine Gelegenheit zum Handeln, da der Sith unablässig aus allen nur vorstellbaren Winkeln in seine Abwehr eindrang und ihn zum Improvisieren zwang. Dabei fiel dem Jedi auf, dass der Blick des Sith einzig auf das Gesicht seines Gegners fixiert war und das allein reichte aus, um die Kraft, die er aus der dunklen Seite schöpfte, um ein Vielfaches zu verstärken. War dies der Hass, den er dem Klon von sich selbst entgegen brachte? Oder war es der Hass, den er dem entgegen brachte, was er in dem Gesicht des Jungen sah?

    „Worauf wartest du?“, grollte Vader, dabei ununterbrochen auf seinen Gegner fixiert.

    Der Jedi preschte nun ebenfalls vor und versuchte Nick in die Flanke zu fallen. Dieser ließ sich jedoch nicht darauf ein, flüchtete mit einem Satz zurück auf einen großen Felsen und konterte mit einer Salve Machtblitze. Luke trat zwischen Nick und Vader, wo er diese Attacke mit seinem Lichtschwert reflektieren konnte, während Vader selbst zur Seite trat und einen geballten Machtstoß dem Schüler entgegen schleuderte. Dieser wich mit einem weiteren Satz aus und landete keuchend in einem nahen Baumwipfel. Dieser zerplatzte krachend unter einem weiteren Ausstoß der dunklen Seite, den Vader entlud, sodass der Schüler haltlos in die Tiefe stürzte und ächzend in einer Pfütze landete. Nun sah Luke seine Chance zur Entwaffnung gekommen und packte Nicks deaktiviert neben ihm liegendes Lichtschwert mit der Macht und zog es zu sich heran. Sein Schüler versuchte hastig danach zu greifen, scheiterte und antwortete stattdessen mit einer wutentbrannten elektrischen Attacke auf Vader. Luke ließ seine Kontrolle über das herrenlose Lichtschwert fallen, sodass es ziellos an ihm vorbei flog und konzentrierte sich stattdessen auf die Verteidigung seines Vaters. Ihm gelang es nicht mehr rechtzeitig, einen Ring zu bilden, sodass er den Tunnel wohl oder übel auf Vaders Lichtschwert lenken musste.

    „Urgh...“, stieß der Sith aus, als er in die Knie ging.

    Es war unmöglich, dass er einen Treffer abbekommen hatte, dachte Luke. Dennoch stellte er mit Schrecken fest, wie die statische Entladung ihm schwer zu schaffen machte. Nick erkannte dies und ließ seine Blitzattacke andauernd, sodass Luke weiterhin seine Verteidigung aufrecht erhalten musste. Luke konnte sich frei bewegen, aber er wusste nicht, wie er Nicks Angriff unterbinden konnte, ohne dass Vader einen tödlichen letzten Schlag erhielt.

    „Los, beende es!“, forderte Vader ächzend. „Kümmere dich nicht um mein Schicksal!“

    Luke eilte voran zu der Position seines Schülers. War es der Regen oder der Schweiß, der ihm von der Stirn tropfte? Es musste etwas von beidem gewesen sein. Lange konnte er seine Konzentration nicht aufrecht erhalten. Wenn es ihm gelang, Nick nur zu verwunden, dann würde er seine Energiestöße unterbrechen müssen. Das war seine einzige Chance. Er trat an ihn heran.

    „Nun, da sind wir angekommen, Meister“, entgegnete ihm sein Schüler keuchend. „Ich halte Vaders Leben in der Hand und Ihr das meine. Die Entscheidung liegt bei Euch. Wer lebt? Wer stirbt? Der Vater oder der missratene Schüler?“
    „Du hast selbst gesagt, dass ich die gleiche Entscheidung treffen werde“, Lukes Herz verkrampfte sich. „Ich werde euch beide retten.“
    „Tut mir leid, aber das ist eine Option, die nicht existiert. Versucht es und Ihr werdet uns beide verlieren.“

    Luke holte aus und zielte auf den rechte Hand seines Schülers. Es musste sein. Widerstandslos glitt sie hindurch und zertrennte das Fleisch. Nicht tief, doch tief genug, um seinen Schüler aus seiner Konzentration zu reißen. Nick schrie auf und im gleichen Augenblick vergingen die Machtblitze. Er schaute zur Seite und fixierte Luke mit seinen gelblich schimmernden Augen. Der Rest geschah schneller als Luke denken konnte. Seine Schwerthand wurde von Nicks linker Hand gepackt und noch bevor er etwas dagegen tun konnte, rammte der Schüler seine Brust in die Klinge des Jedi. Fassungslos deaktivierte dieser sein Lichtschwert und fing den kraftlos zusammenbrechenden Jungen in der Luft auf.

    „W... Warum hast du das getan?“, stotterte Luke entsetzt.
    „Sagt nicht, Ihr erkennt eine dritte Option nicht, wenn Sie jemand anders ergreift. Ich bin frei...“, hauchte sein Schüler. „Ihr könntet mich nicht vor den Ketten des Imperators schützen, so sehr Ihr es auch wollt. Ich habe es gesehen. Euer Scheitern.... Es gibt nur diesen Weg... diesen oder Dunkelheit.“

    Luke wollte protestieren, er wollte ihn wegen seiner Dummheit anklagen, aber er konnte es nicht. Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Stattdessen musste er stumm mit ansehen, wie das Leben aus Nick Vevron entwich. Er hatte versagt. Als Lehrer und als Jedi hatte er seinen Schüler sterben lassen. Erst nach einigen Minuten konnte sein Hirn verarbeiten, was passiert war und dann entlud es sich in einem Schwall an Emotionen. Er wollte brüllen, er wollte auf etwas einschlagen und er wusste, dass es falsch war. Aber er konnte nicht anders. Er hatte versagt.

    „Du darfst nicht verzagen“, forderte sein Vater, der mit seinen lädierten Leib zum Ort des Geschehens humpelte.
    „Es war so unnötig“, schluchzte Luke.
    „Nein, er wollte dir die Entscheidung abnehmen, die du schon auf der Redemption hättest treffen sollen“, bemerkte Vader vorsichtig.

    Die Entscheidung? Die Entscheidung, wen es zu retten galt? Er konnte doch nicht... Hatte sein Schüler gedacht, er sei nicht mehr zu retten gewesen? Dass er unwiderruflich gefallen war? Luke blickte zu Vader hoch und versuchte verzweifelt irgendeine Gefühlsregung aus ihm herauszulesen. Er scheiterte, doch das war unwichtig. Er hatte gesehen, welche Längen der Sith unternahm, um seinen Sohn zu unterstützen. Das konnte einfach nicht purer Eigennutz sein. Das war das Gute, was Luke in ihm gesehen hatte. Hatte Nick das auch bemerkt? Es erschien so unwahrscheinlich. Doch eines war klar: Er hatte alles versucht, um seinen Schüler zu retten. Und war gescheitert. Jetzt durfte er nicht scheitern, was seinen Vater anging. Noch eine Niederlage würde er nicht verkraften können.

    „Komm jetzt“, begann Vader ungeduldig. „Der Tag ist noch lange nicht vorbei.“
    „Was ist mit ihm?“

    Der Sith zögerte.

    „Er ist jetzt eins mit der Macht. Er hat seinen Frieden gefunden. Du darfst deinen Geist aber nicht davon lähmen lassen. Sein Opfer gibt dir die Chance, etwas zu ändern. Lass uns den Mann zur Strecke bringen, der ihn zu diesem Schicksal verdammt hat!“
    „Palpatine“, erkannte Luke.
    „Palpatine“, echote Vader kühl. „Es ist noch nicht vorbei. Lass nicht zu, dass noch mehr das Schicksal deines Schülers teilen müssen.“

    Luke erhob sich. Er fröstelte und zitterte am ganzen Leib. Ob es das Wetter war oder das, was er getan hatte, er wusste es nicht. Er wusste nur, dass Vader recht hatte. Und er würde den Imperator dafür bezahlen lassen, was er Nick angetan hatte.

    to be continued...

  18. #18
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 17 - Eclipse


    Das schwarze Ungetüm hob sich nur schwach von den im Hintergrund leuchtenden Sternen ab, als es lautlos durchs All trieb. Verraten wurde die Eclipse nur durch ihre schiere Größe, die einen Großteil des sichtbaren Weltraums verschlang. Die imperialen Sternenzerstörer, die sie begleiteten, wirkten dagegen wie winzige weiße Leuchtkäfer, die sie umschwirrten. Firmus Piett löste seinen Blick vom Frontfenster und wandte sich wieder dem Brückengraben zu. In die Mitte des Raums wurde eine dreidimensionale Darstellung des Schlachtfeldes projiziert. Keine Nebel, kein Asteroiden, nur Schiffe und Vakuum. Niemand könnte in diesem Teil des Weltraums die Terrain-Karte ausspielen. Auf der einen Seite war die Executor im Orbit des Planeten mit den Sternenzerstörern Conquest, Tyrant, Stalker, Avenger, Devastator, Accuser und Binder mitsamt Begleitschiffen als abschirmenden Verteidigungsring. Das schwer beschädigte Rebellenschiff, welches sich mit einer imperialen Rumpfbesatzung in einem niedrigeren Orbit befand, spielte für die taktische Anzeige keine Rolle. Doch den blauen Punkten, die Verbündete darstellten, flogen auch eine ganze Anzahl roter Punkte entgegen. Sie waren mit den Kennungen der jeweiligen Schiffe beschriftet. Einige von Ihnen gehörten Death Squadron an. Die Schiffe, die Vader zurückgelassen hatte, schienen sich mit der Flotte des Imperators zusammengeschlossen zu haben. Seufzend begab sich der Admiral an die Haupt-Kommunikationskontrolle.

    „Geben Sie Befehl an die Flotte zum Aufbrechen der Formation. Wir werden den Imperator in Empfang nehmen. Auch ohne Lord Vader.“

    Eigentlich wollte er auf die Rückkehr des Sith-Lords von der Planetenoberfläche warten, damit dieser nicht mit seiner Sentinal-Fähre, mit der er dem abgestürzten Skywalker hinterher gejagt war, das gesamte Schlachtfeld durchfliegen musste. Aber Piett sah sich gezwungen zu handeln. Sollte er Palpatine erlauben, noch näher heranzukommen, liefen sie Gefahr, zwischen der Feindflotte und dem Planeten eingeklemmt zu werden und damit ihren Spielraum zum Manövrieren einzubüßen.

    „Sir, wir werden vom feindlichen Flaggschiff gerufen.“

    Piett atmete mit geschlossenen Augen ein und aus, bevor er sich zu einer Antwort rang. Irgendwie hatte er gehofft, den Mut für diese Rebellion zu finden, ohne dem Imperator von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten zu müssen. Seine Seite hatte er bereits gewählt, daran gab es nichts zu rütteln, daher musste er das Gespräch schon aus taktischen Gründen suchen, um mehr Zeit für Lord Vader zu gewinnen.

    „Schicken Sie ihn auf den Hauptprojektor“, befahl der Admiral, bevor er sich zur Mitte der Brücke umdrehte und dem dort erscheinenden Kopf Palpatines mit erhobenem Haupt, raus gestreckter Brust und hinter dem Rücken verschränkten Armen entgegen stellte.

    „Ah, Admiral Piett“, begann der Imperator finster. „Ich wundere mich, dass ich Sie nicht unter Vaders Umhang kauernd antreffe. Ich wünsche eine Erklärung, warum ich einen beachtlichen Teil meines Death Squadrons auf dieser fernen Welt antreffe und nicht bei den Koordinaten, wohin ich Sie entsendet habe.“
    „Nennen wir es einen Umweg“, erwiderte Piett trocken. „Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr ein so großes persönliches Interesse daran habt, die Bewegungen all Eurer Schiffe zu überwachen.“
    „Oh, ich habe gerne ein Auge darauf, wenn meine Schäfchen sich verirren. Sie haben sich doch hoffentlich verirrt, oder?“
    „Ich bin stolz Ihnen mitteilen zu können, dass die Crew der Executor ihre Befehle ohne die geringste Abweichung und mit größtmöglicher Effizienz ausführt. Diese Flotte verirrt sich nicht.“

    Die zerfurchte Fratze des Imperators beäugte ihn misstrauisch.

    „Und wie sieht es mit den Befehlen aus, die ich Ihnen persönlich gegeben habe?“

    Piett erinnerte sich, wie ihm der Imperator in einer persönlichen Unterredung die Anweisung gab, Vader im Falle weiterer Untersuchungen des Forschungslabors zu hintergehen. Das gefiel ihm schon zu diesem Zeitpunkt nicht. Ganz abgesehen davon, dass es Wahnsinn war, sich gegen den gefürchteten Sith zu stellen, so wollte er auch nicht wie ein Bauer im Holoschach vom Imperator geopfert werden. Schließlich war er es, der die imperiale Militärhierarchie zu der desolaten aktuellen Mischung aus Vetternwirtschaft und Korruption hatte verkommen lassen.

    „Wie Ihr gewünscht habt, habe ich interveniert, als Lord Vader seine Untersuchungen fortgesetzt hat. Meine Intervention sah so aus, dass ich Kommando gegeben habe, dass jeder in der Flotte an einem Strang zieht, um unseren Kommandanten zu unterstützen“, erklärte Piett gelassen.
    „Wie könnt Ihr es wagen, mich so zu verspotten? Das ist Verrat! Nennen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht wie die Made zerquetschen soll, die Sie sind?“
    „Weil Maden für gewöhnlich nicht zurückschießen“, schlug der Admiral schnippisch vor.
    „Sie sollten sich nicht so sicher fühlen. Der Feuerkraft der Eclipse können Sie nichts entgegen setzen. Ich werde Sie an Ihre törichten Worte erinnern, wenn das letzte Schiff Ihrer Flotte zerstört und Ihr Flaggschiff brennend auf den Planeten stürzt. Ich werde Sie daran erinnern, Admiral. Und als Kostprobe biete ich Ihnen das hier.“

    Ein gleißender grüner Lichtstrahl löste sich vom Bug der Eclipse und durchschlug die zu Steuerbord befindliche Tyrant, welche in einem Feuerball verging. Dies war der gefürchtete Superlaser im Einsatz.

    „Sie allein werden für jedes Opfer dieses Kampfes persönlich verantwortlich sein“, stichelte Palpatine weiterhin, doch Piett signalisierte dem Kommunikationsoffizier eine schneidende Handbewegung an seinem Hals, die dieser als Befehl zur Unterbrechung des Kanals interpretierte.

    Nachdem der Kopf Palpatines verschwunden war, herrschte Stille auf der Brücke der Executor. Alle Blicke waren auf den Admiral gerichtet.

    „Sie haben ihn wütend gemacht, Sir“, bemerkte der leitende Kommunikationsoffizier.
    „Soll er doch wütend sein“, entgegnete ihm Piett gefasst. „Ein Gegner, der Emotionen eher vertraut als seiner Strategie neigt zu fatalen Fehlern.“

    Er bemerkte, dass sich die entsetzten Blicke immer noch nicht von ihm lösten.

    „Was ist los? Sie haben den Imperator gehört. Begrüßen wir ihn. Alle Langreichweiten-Batterien sollen die Eclipse anvisieren und feuern. Wollen wir mal sehen, wie das dieser überdimensionierten Zielscheibe schmeckt.“

    Das Schiff bebte regelrecht als sich tausende rote Geschosse vom Rumpf des Supersternenzerstörers lösten und mit annähernder Lichtgeschwindigkeit auf das schwarze Monstrum voraus einprasselten. Kurz darauf eröffneten auch die restlichen Sternenzerstörer das Feuer, meist auf nächstliegende Ziele. Da die Executor allein bereits fünftausend Turbolaser mitbrachte, was das zehnfache der Feuerkraft der Eclipse darstellte, konnte Piett sicher sein, dass sie das Gefecht mit konventionellen Mitteln gewinnen würden. Sie mussten nur rechtzeitig diesen Miniaturtodesstern ausschalten. Piett ging zum Steuermann.

    „Lieutenant, berechnen Sie einen Kurs an der Eclipse vorbei, damit wir aus ihrem Schussfeld hinauskommen. Und halten Sie ordentlich Abstand, damit sie nicht auf die Idee kommen, diesen Rammsporn an uns zu testen.“
    „Aye, Admiral. Soll ich deren Geschwindigkeitsangaben aus den Bauplänen verwenden?“
    „Natürlich“, nickte Piett besorgt ab. „Aber gehen Sie davon aus, dass die Höchstgeschwindigkeit pessimistisch berechnet wurde. Wir wollen keine Risiken eingehen.“
    „Verstanden, ich werde großzügig aufrunden.“
    „Ach ja, lassen Sie das Schiff außerdem um neunzig Grad zur Seite rollen. Ich will keinen frontalen Treffer aus diesem Superlaser erleben.“
    „Kein Problem, Sir.“

    Nachdem das getan war, war als nächstes die Flugkontrolle dran.

    „Alle Staffelführer melden Bereitschaft“, erklärte Pietts erster Offizier. „Die Geschwader der Tyrant unterstützen die Accuser und die Devastator dabei, die Lücke ihres Mutterschiffs zu schließen.“

    Dies würde nicht der letzte Verlust des Tages werden, darin war sich der Admiral sicher.

    „Alle Jäger sollen sich zurückhalten. Überlassen wir es den Loyalisten, den ersten Angriff zu fliegen. Unsere Jungs können dann gerne mit dem aufräumen, was unsere Flak übrig lässt.“
    „Loyalisten, Sir?“, fragte der Offizier unsicher.
    „Ich nenne die Sache nur beim Namen. Wir sind hier die Umstürzler, niemand sonst. Über Begrifflichkeiten können wir uns immer noch streiten, wenn wir die Schlacht gewonnen haben.“

    Der Blick auf das strategische Hologramm zeigte, wie beide Flotten in gekrümmten Bahnen aufeinander zusteuerten. An ihrer linken Flanke gab es bereits einzelne Scharmützel zwischen Begleitschiffen und Jägern, doch noch wurde die Schlacht über große Distanzen von einigen Millionen Kilometern geführt.

    „Teilen Sie der Stalker mit, dass sie ihr Feuer von der Oppressor einschränken und sich auf die Subjugator konzentrieren soll“, befahl Piett mit nachdenklicher Miene.
    „Aber Sir, die Oppressor ist wesentlich näher dran“, bemerkte der Kommunikationsoffizier stirnrunzelnd.
    „Sie haben meinen Befehl gehört“, winkte der Admiral ab.

    Nachdem der Kommunikationsoffizier die Order zum Kapitän des Sternenzerstörers durchgab, fischte er einen kleinen Speicherstick aus der Tasche, den er schon seit jener schicksalhaften Unterredung mit Vader und Colonel Nome im Hangar bei sich trug. Er übergab ihn dem Mann.

    „Wenn ich Ihnen das Zeichen dazu gebe, übermitteln Sie den darauf befindlichen Code auf allen Frequenzen“, er konnte sich ein zufriedenes Schmunzeln nicht verkneifen. „Lord Vader hat sich eine kleine Überraschung ausgedacht, für die wir gutes Timing brauchen.“
    „Ja, Sir“, erwiderte der Kommunikationsoffizier verwirrt.

    Das Inferno aus roten und grünen Lichtblitzen erstreckte sich über unzählige Meilen. Sämtliche Schiffe tauschten todbringende Breitseiten aus, doch noch hielten die Schilde auf den meisten Sternenzerstörern. Es waren die kleineren Kanonenboote, Korvetten und Fregatten, für die die Schlacht bereits kritische Ausmaße angenommen hatte. Und für die hunderttausenden TIE-Jäger, die sich unerbittliche Gefechte lieferten.

    „Admiral, die Eclipse feuert erneut ihre Hauptwaffe ab!“, rief ein Sensoroffizier panisch aus.

    Aus irgendeinem Grund wusste Piett, auf wen der Imperator diesmal zielen würde.

    „Volle Schubumkehr und auf Einschlag vorbereiten!“, brüllte er quer über den Brückengraben.

    Der grüne Lichtblitz löste sich vom Bug der in der Wende befindlichen Eclipse und traf und die Executor mit voller Wucht in einer der vorderen Sektionen. Die Erschütterung war fürchterlich und jeder auf der Brücke klammerte sich verzweifelt an seiner Station fest, um nicht durch die verrückt spielenden Trägheitsdämpfer durch die Gegend geschleudert zu werden. Doch sie lebten noch, darin war sich der Admiral sicher.

    „Schadensberichte!“, forderte Piett reflexartig, während er seinem Herz beim Schlagen zuhören konnte.

    Es gab wildes Gerangel an den zuständigen Stationen und wertvolle Sekunden vergingen, bevor der Admiral seine Antworten erhielt.

    „Sämtliche Decks in den Sektionen Sigma und Theta sind... weg, Sir. Es war ein glatter Durchschuss. Wir haben außerdem keinen Strom in allen daran angrenzenden Sektionen, sodass sämtliche dort befindlichen Batterien offline sind.“

    Piett nahm seine Kappe ab und fuhr sich durchs Haar. Es war grauenhaft. Die Schadenkontrolle zeigte ihm ein Hologramm des Supersternenzerstörers mit den beschädigten Bereichen rot eingefärbt.

    „Die Stromversorgung der Plasmageneratoren hat oberste Priorität“, bestimmte Piett. „Die Reparaturteams sollen einen Weg finden, die verloren gegangenen Leitungen zu überbrücken.“

    Ein Schuss und weite Teile seines Schiffes hatten schlagartig aufgehört zu existieren. Piett wollte gar nicht vorstellen, was passiert wäre, hätte der Schuss seine gesamte Energie auf sie abgeben können. Oder wenn sie mit vollem Schub in den andauernden Strahl hinein geflogen wären. Kaum hatte der Admiral diesen Gedanken, fiel ihm ein, dass das Schiff noch immer am Bremsen war.

    „Setzen Sie den Kurs wieder auf. Wir müssen unbedingt in Enterreichweite kommen“, befahl er dem Steuermann. „Geben Sie so viel Schub, wie sie dem Schiff zutrauen, ohne dass wir auseinander brechen. Wir haben jetzt bei jedem Manöver ein klaffendes Loch im Rumpf zu berücksichtigen.“

    Über die Verlustberichte wollte Piett gar nicht erst nachdenken. Er hatte dringlichere Sorgen. Er musste diesen Superlaser ausschalten, koste es, was es wolle.

    „Verbinden Sie mich mit Captain Eclipse und Captain Antilles“, er trat an den Flugkontrolloffizier heran, der für Black und Rogue Squadron zuständig war.
    „Black Leader hier“, meldete sich Juno Eclipse.
    „Rogue Leader hier“, meldete sich kurz darauf der Rebellenpilot.
    „Es wird Zeit. Blue Squadron steht bereit, die Schildgeneratoren auszuschalten. Ihre Aufgabe lautet die Eskorte.
    „Nichts leichter als das“, erklärte Antilles zuversichtlich.

    Admiral Piett wünschte sich, dass er diese Zuversicht teilen könnte. Er wusste nicht, ob die Executor einen weiteren solchen Treffer überstehen konnte. Ihr ganzer Plan basierte darauf, diesen Superlaser rechtzeitig auszuschalten, bevor er Vaders ganze Flotte auseinander nehmen würde. Die Beseitigung dieses Spielzeugs des Imperators musste besser früher als später geschehen. Ganz abgesehen davon fragte er sich immer noch, wo Vader selbst überhaupt blieb. Je länger er und Skywalker die Erstürmung der Eclipse hinauszögerten, desto mehr Unschuldige würden sterben.

    „Ich besorge ihnen die nötige Feuerunterstützung“, erklärte Piett den beiden Staffelführern über Funk.

    Ohne eine Antwort abzuwarten marschierte der Admiral hinüber zum Haupt-Kommunikationszentrum.

    „Geben Sie das Signal“, war das einzige, was er sagen musste.
    „Ich habe die Codesequenz durchgegeben. Was soll jetzt passieren, Sir?“
    „Warten Sie ab und staunen Sie“, Piett drehte sich um und betrachtete wieder die strategische Darstellung.

    Es dauerte eine Weile, doch schon bald konnte man sehen, wie ein Dutzend feindlicher Sternenzerstörer aus ihrer Formation ausbrach und das Feuer auf die Eclipse eröffnete. Kurz darauf wechselten sowohl die Farben der Trägerschiffe als auch der zugehörigen Staffeln von rot zu blau.

    „Sie haben ihre Subraumsignaturen geändert“, bemerkte der Kommunikationsoffizier irritiert.
    „So, mein lieber Lieutenant, sieht es aus, wenn ein Schiff unter vollen Segeln seine Flagge wechselt“, sinnierte der Admiral schmunzelnd.

    Als Vader die Flotte aufteilte, tat er das nicht nur um weniger vertrauenswürdige Kapitäne loszuwerden. Unter den Zurückgelassenen befanden sich auch zahlreiche auf ihn eingeschworene Männer. Tatsächlich hatte der dunkle Lord darauf spekuliert, dass Palpatine diese Schiffe gegen ihn verwenden würde, die er scheinbar als loyalistisch einschätzt. Piett würde jetzt nur zu gerne den Gesichtsausdruck Palpatines sehen, als der Imperator realisierte, dass er selbst Vaders Verbündete zur Schlacht eingeladen hatte. Zufrieden über das Ergebnis des Hinterhalts wandte der Admiral sich wieder der Kommunikation mit den beiden kritischen Staffelführern zu.

    „Wie Sie sehen, geben Ihnen unsere neuen Verbündeten alles Deckungsfeuer, was Sie brauchen. Hoffen wir, dass dies für genug Verwirrung sorgt, um die feindlichen Abfangjäger eine Weile zu binden.“

    to be continued...

  19. #19
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 18 - Opfer


    Wenn ihm jemand vor wenigen Wochen noch gesagt hätte, dass er mal in einem riesigen imperialen Kampfverband fliegen würde, Wedge Antilles hätte demjenigen ins Gesicht gelacht. Zur Hölle, sogar noch vor wenigen Stunden hätte er demjenigen ins Gesicht gelacht. Aber es gab für alles im Leben ein erstes Mal. Und auch wenn man die üblichen waghalsigen Aktionen von den Rogues erwartete, so war es ein erstaunlich motivierendes Gefühl, diese absurd hohe Anzahl an grünen Pünktchen auf seinem Display zu sehen. Selbst wenn die Allianz all ihre in unterschiedlichsten Abstufungen von Flugfähigkeit befindlichen Kähne zusammenkratzen würde, sie käme nicht annähernd auf die Größe der Flotte, die Vader hier aufstellte. Das einzig beunruhigende hinter all diesen als verbündet gekennzeichneten Pünktchen war halt, dass hinter jedem ein kreischender TIE steckte und kein Schiff der Allianz.

    „Blue Leader hier. Wir sind auf Ihrer Sechs und erwarten weitere Anweisungen“, meldete der Kommandant von den fünf TIE Bombern, die ihnen zugeteilt wurden.
    „Dann kann’s ja losgehen“, erwiderte Wedge gelassen. „Rogue 3 zu mir in die Vorhut.“

    Sila Kott gab ihre Bestätigung durch.

    „Rogue 4 und 5 sichern Backbord ab.“

    Hobbie und Frix meldeten sich bereit.

    „Rogue 6 und 7 zu Steuerbord.“

    Santage und Plourr Ilo bewegten sich zu dieser Position.

    „Rogue 2 und 8 übernehmen unsere Rückendeckung“, gab er Wes und Nep ihre Positionen durch.

    Zeitgleich gab Black Leader eine ähnliche Aufteilung ihres Geschwaders durch, sodass jedem Rogue in seinem X-Wing ein imperialer Pilot in einem TIE Defender zur Seite gestellt wurde. Wedge überlegte, ob sich die Imperialen damit nicht doch zu Babysittern haben herabsetzen lassen, aber schon nach wenigen Feindkontakten musste er seine Meinung revidieren. Die Jungs konnten ihren Job und sie machten ihn genauso gut wie die Allianzpiloten.

    „Haltet Euch an die ausgewiesenen Korridore. Die Oppressor räumt uns mit Sektorfeuer den Weg frei“, gab Black Leader durch, als sie mit Höchstgeschwindigkeit auf das Monstrum vor sich zu jagten.

    Während sich die Großkampfschiffe gegenseitig beharkten, flogen zwischen ihnen unzählige TIEs in mörderischen Kämpfen gegeneinander, um ihre Bomber erfolgreich in Feuerreichweite für schilddurchschlagende Geschosse eskortieren zu können. Inmitten dieser favorisierten Taktik wirkten sie nur wie eine weitere solche Gruppe, denn erst auf kurze Distanz hoben sich die Allianzflieger von ihren imperialen Verbündeten ab.

    „Hier Blue Leader. Wir nähern uns den ersten beiden Schildgeneratoren.“

    Es waren vier Stück, die sie ausschalten mussten, bevor sie freies Schussfeld hatten. Zwei am oberen Ende des Bugs und zwei unterhalb des Superlasers. Da die breiten Randsektionen des Supersternenzerstörers mit ihren Hauptbatterien bestückt waren, war es Selbstmord, einen seitlichen Anflug zu wagen. Stattdessen mussten sie einmal von unten und einmal von oben angreifen. Die gefährlichste Situation ergab sich dabei dazwischen, wenn die Geschwader frontal am Superlaser und den Hauptbatterien vorbei preschen und eine Kurve über der Eclipse in einem Winkel drehen mussten, von dem aus sie dem Imperator ins Wohnzimmer schauen konnten.

    „Passt auf die Kurskorrekturen der Eclipse auf, sie scheint die Executor verzweifelt anvisiert halten zu wollen“, meinte Wedge besorgt und überprüfte noch einmal, wie weit der verbündete Supersternenzerstörer nach seinem ersten Treffer gekommen war.

    Theoretisch sollte sie schneller und wendiger sein, aber offenbar wagten sie nicht mehr, volle Triebwerksleistung zu bringen.

    „Wir wissen, wie man Torpedos abfeuert, Captain“, raunte Blue Leader zurück.
    „Ich wollte es nur gesagt haben...“
    „Loyalisten-Schwadron von unten. Zwölf Schiffe“, meldete Juno Eclipse.
    „Kott, wir übernehmen das. Wir müssen eh das Feld räumen, damit Blue Squadron freies Schussfeld hat.“
    „Verstanden, Wedge. Bin direkt neben dir.“

    Er ließ seinen X-Wing zur Seite abtauchen und nahm Kurs auf die Störenfriede. Die Schildenergie war bereits für den Anflug auf die Frontemitter konzentriert, darum brauchte er keine weitere Anpassung außer seine Flügel in S-Stellung zu bringen.

    „Black 7, Black 8. Folgen Sie Rogue Leader und geben Sie Feuerunterstützung“, befahl Black Leader derweil. Black 5, lassen Sie sich zurückfallen und nehmen Sie sich alles vor, was Rogue Leader durchlässt.“
    „Vertrauen Sie mir, wir halten alle von ihnen auf“, bemerkte Wedge säuerlich.
    „Ich gehe lieber auf Nummer sicher.“

    Da sich die TIEs rasch näherten, konzentrierte er sich nur auf diese, schaltete seinen Zielcomputer an und markierte vier mittig befindliche Jäger als Ziele. Kurz darauf kamen auch die Meldungen seiner drei Flügelmänner, wen sie übernehmen würden. Als sie auf Feuerreichweite aufgeschlossen hatten, begann Wedge mit einer kurzen Salve und ließ seinen X-Wing anschließend eine Schraube drehen, die ihn aus der Bahn der heranschnellenden grünen Laserstrahlen warf und gleichzeitig seine weiteren Ziele nacheinander anvisieren und vernichten ließ. Es war ungewohnt, dass neben seinen eigenen und Silas roten Geschossen auch grüne Laser der TIE Defender die heranschnellenden TIE Fighter zerrissen. Ein einzelner feindlicher Flieger etwa konnte durch ein hastiges Manöver der Salve von Rogue 3 ausweichen, doch wurde nur kurz danach von grünen Lichtblitzen zerfetzt.

    „Gut geschaltet, Black 8“, Wedge schüttelte irritiert den Kopf und wendete, damit sie den Anschluss an die Hauptgruppe nicht verloren.
    „Torpedos unterwegs!“, rief Blue Leader derweil ins Funkgerät und Wedge konnte auch aus einiger Entfernung zwei heftige Explosionen unterhalb des Superlasers ausmachen.
    „Bestätige Einschlag“, fügte Black 3 hinzu. „Meine Sensoren zeigen keine Aktivität der Schildgeneratoren mehr an. Ziel neutralisiert.“
    „Hier Rogue Leader, wir schließen zur Hauptgruppe auf. Verirrt euch nicht.“

    Wedge ließ seine Flügel wieder zusammenfalten und rauschte mit Maximalgeschwindigkeit am Schacht des Superlasers vorbei. Er war mehr als nur ein wenig froh, als er ihn passiert und sicher hinter sich gelassen hatte.

    „Bin getroffen, argh!“
    „Was ist passiert?“, rief Wedge besorgt.
    „Sind unter schwerem Flakfeuer und haben Blue 3 verloren“, erläuterte Black Leader und Wedge konnte auf seinen Sensoren erkennen, dass sie wild Haken schlug. „Vorsicht, Rogue Leader, unsere ganze Einflugschneise ist mit Schnellfeuerbatterien gepflastert.“

    Er wollte vorschlagen, dass die Opressor sich dessen annehmen sollte, doch dafür blieb keine Zeit, denn schon im nächsten Augenblick rasten er und seine drei Flügelmänner in besagte Einflugschneise. Hastig verstärkte er die Schildleistung am Bauch seines X-Wing und kontaktierte die Bomber, die sie eskortierten.

    „Blue Leader, benutzen Sie ihre Erschütterungsraketenwerfer und räumen Sie diese Geschütze.“
    „Verstanden, beginne Anflug, halten Sie durch.“


    Die Bomber wendeten und entließen einen todbringenden Schwall Raketen, die die Nasenspitze des Supersternenzerstörers in Explosionen einhüllte. Das grüne Sektorfeuer stellte sich jedoch nicht ein. Black 7 erlitt einen Volltreffer, doch seine Schilde bewahrten ihn vor dem schlimmsten.

    „Absolut wirkungslos, Sir“, schallte die Stimme Blue Leaders heraus.
    „Dann werfen Sie halt Ihre Torpedolast ab und ziehen sie sich zurück“, erwiderte Wedge, während er seinen Flieger in wilden Ausweichmanöver hin und her warf.

    Es half nichts. Wenn sie nicht durch das Sperrfeuer kämen, half ihnen auch nicht, dass sie sich ihre Torpedos für den Schildgenerator aufhoben.

    „Sie haben doch nichts dagegen, wenn Sie den Bomberpart für uns übernehmen, Miss Eclipse?“, sprach er zu Black Leader.
    „Absolut nicht“, antwortete sie trocken.

    Die Bomber starteten einen neuen Anflug, während ihre Eskorte weite Kreise zog und vereinzelt vorbei kommende TIEs sprengte, die ihnen dazwischenfunken wollten. Diesmal gelang es ihnen genug Geschütze zu vernichten, um sichtbare Lücken im feindlichen Sektorfeuer erkennen zu lassen.

    „Machen Sie jetzt, dass Sie wegkommen, Blue Leader. Ihre Jungs können hier nichts mehr tun“, gab Eclipse durch.
    „Verstanden, Ma’am. Wir ziehen uns zur Executor zurück und lassen uns neu aufmunitionieren. Mal sehen, ob wir noch ein paar Sternenzerstörer ärgern können. Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg.“
    „Danke, ich gehe jetzt mit Black 2 rein. Rogue Leader, geben Sie uns Feuerschutz.“
    „Ich bin dabei. Rogue 7, mit mir!“

    Wedge und Ilo jagten den beiden TIE Defendern hinterher, die sich nun Haken schlagend durch das Feindfeuer manövrierten. Der Staffelführer der Allianz ließ sich dabei von seinem Astromech die Positionen der noch aktiven Laserbatterien anzeigen und feuerte vereinzelte Salven auf diejenigen ab, die von Eclipse und ihrem Flügelmann passiert wurden. Schließlich feuerten beide imperiale Jagdbomber ihre Torpedos ab und sprengten die kuppelförmigen Aufbauten, in denen sich die Schildgeneratoren befanden.

    „Ihr Auftritt, Rebell“, sagte Black Leader und Wedge nahm das als Zeichen, in den Graben unter ihnen abzutauchen.

    Da die Schilde deaktiviert waren, mussten er und Ilo dem schnurgeraden Pfad nur noch bis ans Ende folgen.

    „Wie weit bis zum Schacht?“, fragte er seinen Astromech, doch dieser antwortete nur mit einigen nervösen Piepsern, die sein Bordcomputer nur bruchstückhaft übersetzen konnte.
    „Was soll das heißen, es gibt keinen Schacht?“
    „Wedge, zwei Kontakte auf unserer sechs!“

    Er checkte sein Radar und tatsächlich tauchten zwei TIE Inteceptors wie aus dem Nichts auf und näherten sich mit rasanter Geschwindigkeit. Es musste eine Startrampe innerhalb des Grabens geben. Und wenn R4 noch dazu die Schwachstelle des Superlasers nicht dort ausmachen konnte, wo sie sein sollte...

    „Ausbrechen! Raus dem Graben! Wir brauchen Raum zum Manövrieren“, befahl er über Funk.
    „Was soll das heißen? Bleiben Sie auf Ihrem Anflugvektor!“, verlangte Black Leader verwirrt.
    „Es ist eine Falle, verdammt!“
    „Sie sind direkt hinter mir! Sie...“, Rogue 7 verstummte und verschwand.

    Die beiden roten Punkte auf seinem Radar schossen sich nun auf Wedge ein. Dieser stürzte mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Graben hervor, doch es half nichts. Er konnte sie nicht abschütteln.


    „Ich habe Ilo verloren und brauche Unterstützung.“
    „Bin direkt vor Ihnen“, gab Black Leader zurück und schon im nächsten Augenblick kreischte ihr TIE an ihm vorbei, grüne Lichtblitze austeilend.
    „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal einem Imperialen was schulde...“, bemerkte Wedge, nachdem beide ihn verfolgenden Jäger vernichtet waren.
    „Es gibt für alles ein erstes Mal.“

    In jedem Fall musste Wedge schnell handeln. Er kontaktierte die Flugkontrolle auf der Executor.

    „Zeit für ein paar neue Ideen, Leute. Die Konstruktionspläne waren eine Finte. Wir kommen unmöglich an die Fokuslinsen heran, wir...“
    „Verdammt!“, war alles, was Black 5 durchgab.

    Auf Wedges Sensoren gab es massive Strahlungsanstiege, wie sie das letzte Mal auftraten, als der Superlaser sich zum Feuern bereit machte.

    „Wir müssen doch irgendetwas tun können?“, fragte Black 3.
    „Die Energiegeneratoren...“, prustete Hobbie auf einmal los.
    „Was?“
    „Black 4, direkt auf Ihrer Drei muss einer der Generatoren sein, der den Superlaser versorgt.“
    „Der liegt unter der Hüllenpanzerung, uns fehlt die Feuerkraft“, erwiderte der TIE-Pilot.
    „Für den Generator schon, nicht aber für die Plasmaleitung, die ihn mit dem Laser verbindet.“
    „Ich verstehe“, warf Wedge ein. „Feuert auf die von Rogue 6 durchgegebenen Koordinaten. Keine Zeit zur Diskussion! Laser, Torpedos, werft mit Steinen wenn es sein muss.“

    Er selbst ließ seinen X-Wing eine scharfe Kurve drehen und entleerte sein gesamtes Arsenal auf den Ort, wo die Leitung am dichtesten an der Oberfläche war. Sie mussten die Schiffspanzerung durchschlagen und sie aufsprengen. Und das mussten sie schaffen, bevor die Eclipse ihren nächsten Schuss abfeuern würde, denn einen weiteren Volltreffer würde die Executor mit Sicherheit nicht überstehen. Aus diesem Grund markierte er auch die drei nächstliegenden verbündeten Sternenzerstörer und kontaktierte deren Kommunikationszentren.

    „Rogue Leader hier. Ich empfehle, das Feuer sofort auf die von mir durchgegebenen Koordinaten zu konzentrieren, wenn Sie Ihr Flaggschiff retten wollen!“

    Grüne und rote Energieblitze, Torpedos und Raketen. Sie alle schnellten auf einen einzigen Punkt auf der Eclipse zu und hinterließen rot glühende Schlacke.

    „Haben wir die Panzerung knacken können?“, fragte Black Leader besorgt.
    „Sieht nicht so aus“, knurrte Antilles
    „Abdrehen, es wird hoffentlich gleich knallen!“, gab Black 2 durch und sie eilten davon, denn die Aufladephase war vorbei.

    Der Superlaser leuchtete auf und feuerte, doch gleichzeitig erreichten auch die mächtigen roten Energiebolzen der Sternenzerstörer die von den Jägern geschwächte Stelle und drangen tief unter die Panzerung ein. Der grüne Strahl traf der Eclipse traf die Executor jedoch erneut, war aber spürbar schwächer als der erste und bohrte nur ein tiefes Loch in die Panzerung, anstatt den Supersternenzerstörer ganz zu durchschlagen. Dafür hatte das Flaggschiff des Imperators einen hohen Preis zahlen müssen. Ab dem Punkt aus, den die Jäger beschossen hatten, zog sich eine Unzahl an Sekundärexplosionen nach vorne bis zur Nase des Monstrums, wo sich die Mündung des Superlasers befand. Das schlagartig ausgetretene Plasma hatte den Feuerkanal des Lasers über seine gesamte Länge aufreißen lassen und zerstörte weite Teile der nahe liegenden Sektionen.

    „Unser Job ist getan“, Wedge erlaubte sich durchzuschnaufen und einen kurzen Moment daran zu denken, dass Ilo für dieses Feuerwerk ihr Leben lassen musste.
    „Sie können das in jedem Fall in Ihrem Lebenslauf vermerken“, kommentierte Black Leader.
    „Was denn? ‚Habe Darth Vader auf den Thron des Imperiums geputscht?’“, spöttelte Wes. „Einige Mitglieder der Allianz würden einem dafür wahrscheinlich eher den Hals umdrehen, anstatt einem einen Job anzubieten.“
    „Ich gebe zu, ich habe Sie und Ihre Jungs unterschätzt, Antilles. Wenn Ihnen Ihre kostbare Rebellion zum Hals raushängt, rufen Sie einfach mich an. Ich regle was.“
    „Warte, hat der Boss gerade das Angebot für ein Date bekommen?“, begann Wes entsetzt und entgegen jeder Erwartung kam das meiste Gelächter von den imperialen Piloten.

    Wedge verdrehte die Augen und checkte erneut sein Radar. Aufgeschreckt von der Desintegration des Superlasers eilten zahlreiche feindliche Jäger heran, deren Rachedurst sie möglichst nicht stillen sollten. Zeitgleich bemerkte er am Rande seiner Sensorenreichweite eine rasch herannahende Fähre der Sentinal-Klasse. Luke.

    „Leute, General Skywalker scheint unsere Eskorte zu benötigen. Außerdem sollten wir rasch ein paar Meilen zwischen uns und die Eclipse bringen, um nicht von ein paar Helden überrascht zu werden.“
    „Einverstanden, Rogue Leader. Black Eight! Gefechtsformation wieder aufnehmen!“, hakte sich Captain Eclipse ein.

    Es folgte eine ganze Abfolge von Bestätigungen und bald schon kämpften sie sich in lockerer Formation durch zahlreiche TIEs, die sich ihnen todesverachtend in den Weg warfen. Auf halbem Wege überlegte Wedge, ob ihre Eskorte das Shuttle nicht sogar noch mehr gefährden würde, als die TIE Interceptors der Sigma Squadron, die bereits erfolgreich zu ihnen aufgeschlossen waren und sie nun begleiteten. Schließlich hatten die Rogues und Blacks mehrere stocksaure Schwadronen auf ihren Fersen.

    „Rogue Leader hier. Luke, ist alles bei euch gut gelaufen?“
    „Skywalker ist unbeschadet, falls das Ihre Sorge sein sollte“, wurde seine Frage ausgerechnet von der blechernen Stimme Darth Vaders beantwortet.

    Wedge schloss den Kanal zähneknirschend und wandte sich wieder ihrer aktuellen Situation zu.

    „Wir haben mehrere im Anflug befindliche Geschwader und Sigma Squadron selbst steht bereits unter starkem Beschuss von feindlichen TIEs“, bemerkte Hobbie ärgerlich. „Was kann schon schief gehen?“

    „Miss Eclipse, können Sie sich mit Ihren Jungs das Geschwader auf unserer Acht vorknöpfen?“, fragte Wedge.
    „Klar. Black 2, 3 und 4. Euer Job!“, es folgten die Bestätigungen drei TIE Defender brachen aus der Formation aus. „Der Rest soll mir zur Fähre folgen. Lord Vader braucht ein wenig Entlastung.“
    „Rogue 4, 5 und 8. Lasst euch zurückfallen und lockt diese Interceptors weg, die uns gefolgt sind. Alle anderen sollen zu mir aufschließen, wir knöpfen uns die Augäpfel auf der Drei vor“, er überdachte kurz seine Wortwahl. „Sollte keine Herabwürdigung sein, Black Leader.“
    „Hab ich auch nicht so aufgefasst.“

    Seufzend musste sich der Allianzpilot eingestehen, dass ihre Kooperation bis jetzt fast schon zu reibungslos ablief. Aber das konnte ihm nur recht sein. Sie mussten Luke so schnell wie möglich zu seinem Treffen mit dem Imperator bugsieren und je eher sie das erledigt hatten, desto eher konnten sie sich auch aus dem Staub machen. Die Sentinal-Fähre verlangsamte ihren Anflug zwar erheblich, doch sie näherten sich der Eclipse wieder mit angemessener Geschwindigkeit. Ihr Ziel war ein in Steuerbord eingelassener Hangar, von dem aus der kürzeste Fußweg zum Thronsaal existierte.

    „Leute, wir bekommen noch mehr Gesellschaft!“, gab Kott durch, als sich ein ganzes Geschwader TIE Interceptors aus dem Hangar löste und ihnen entgegen raste.
    „Sigma Leader, lassen Sie diese passieren. Wir kümmern uns darum.“

    Kreischend rauschten die feindlichen Jäger an Black Leader und ihrer Gruppe vorbei, während laut Wedges Radar sogar die Sentinal-Fähre einen Abschuss tätigte. Anschließend drehten die Mitglieder von Black Squadron bei, um die Verfolgung aufzunehmen. Die Interceptors waren schneller als die bulligen Defenders, aber die imperialen Fliegerasse machten das genauso durch Feuerkraft wie durch Können wieder wett. Als die Loyalisten zum nächsten Anflug wendeten, fielen Captain Eclipse und ihre Jungs ihnen in die Flanke und radierten sie bis zum letzen Mann aus. Währenddessen zerplatzte der letzte feindliche Jäger hinter dem Fadenkreuz Rogue Leaders und er begann, zu den anderen aufzuschließen.

    „Uargh!“
    „Vorsicht, da hinten, wir...“

    Die letzten drei Jäger von Sigma Squadron verschwanden vom Schirm und Wedge hatte absolut keine Ahnung, was sie erwischt hatte.

    „Ausweichen, Rogue Leader, Sie und Vader haben Phantoms am Hals!“, rief Black Leader.

    Ruckartig riss Wedge sein Steuer herum, gerade rechtzeitig als zwei Sensorenkontakte hinter ihm aufleuchteten und sehr reale grüne Lichtblitze auf ihn abfeuerten. Kaum hatten sie ihn unter Feuer genommen, verschwanden sie wieder von seinem Schirm. Sie mussten noch da sein, aber er und seine Flügelmänner konnten der Fähre nicht zu Hilfe eilen, wenn jemand in ihren Nacken schießt, sobald sie einen Augenblick fürs Zielen ihre X-Wings ruhig halten.

    „Ohne Zielerfassung kann ich dir nicht helfen, Wedge“, bemerkte Kott fluchend.
    „Sie können Sie erfassen, Black Leader?“, sprach er in seine Com.
    „Positiv, rücke zu Ihrer Position auf. Black 3, helfen Sie dem Shuttle!“
    „Verstanden, Ma’am.“

    Der TIE von Juno Eclipse rückte rasch zu seiner Position auf feuerte wild in den Rücken von Rogue Leader. Dieser stellte säuerlich fest, dass sie offenbar nur eine vage Vorstellung hatte, wo sich ihre Verfolger befanden. Aber selbst das war besser als das, was sie hatten. Auf den Radaren der X-Wings gab es mit Ausnahme der Augenblicke, in denen sie ihre Waffen abfeuerten, absolut keine Spur.

    „Hab sie erwischt“, bemerkte Black Leader nachdem zwei Explosionen hinter Wedge ertönt waren. „Ich habe jetzt schon zwei Gefallen, die Sie mir schulden.“

    Antilles’ besorgter Blick fiel eher auf die Armaturen. Blacks und Rogues waren weit verstreut und verfolgten diverse feindliche Jäger in ihrer Umgebung. Das Shuttle selbst wurde nur noch von Black 3 verteidigt und dieser hatte noch größere Probleme mit der Zielerfassung als Eclipse es hatte.

    „Bestätige drei von vier Zielen weiterhin hinter der Sentinel. Ich hab nur einen erwischen können“, fluchte dieser.
    „Wie können Sie die überhaupt erfassen?“, sprach Wedge, während er und Captain Eclipse zum Shuttle aufschlossen.
    „Die Stygium-Kristalle emittieren eine gewisse Strahlungssignatur. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Ihre Scanner in der Lage sind, sie ohne sorgfältige Programmierung zu erkennen.“

    Noch bevor sie in Feuerreichweite kamen, beschloss der Pilot des Shuttles offenbar, es in die eigene Hand zu nehmen. Die Fähre tauchte ab, direkt ins Sektorfeuer der Eclipse. Wedge wollte den Piloten schon einen wahnsinnigen Idioten nennen, doch wie durch ein Wunder glitt es mit behäbigen Kurswechseln durch das dichte Feindfeuer. Zwei der unsichtbaren Verfolger hatten weniger Glück und wurden von Querschlägern zerrissen. Kurz darauf feuerte die Fähre eine Salve auf eine nahe Schildgeneratorkuppel ab, die in einem Feuerball zerplatzte. Die Sentinal entkam der Explosion, bremste dabei jedoch abrupt ab, sodass der von den Trümmern geblendete letzte Phantom-Pilot mit Vollgas an ihr vorbei rauschte. Der gegnerische TIE machte sich wieder unsichtbar, aber das schien den Piloten der Sentinal nicht zu interessieren. Grüne Energieblitze zuckten aus den Läufen ihrer massiven Bordkanonen und zerstörten den Flieger.

    „Wer auch immer diese Sentinal fliegt: Mein Respekt für dieses Manöver“, sprach Wedge perplex.
    „Ihr Lob ist zur Kenntnis genommen“, brummte eine blecherne Stimme zurück.

    Rogue Leader deaktivierte den Kanal zähneknirschend, nachdem er diese Antwort Darth Vaders erhalten hatte. Kurz danach konnte er jedenfalls betrachten, wie der Sith den Schildgenerator des von ihnen angepeilten Hangars zerstörte und die Sentinel auf das Flugfeld manövrierte, noch bevor die Luftschotts den Raum versiegelt hatten.

    „Viel Glück, Luke“, sprach er mehr zu sich selbst, als in sein Mikrophon.
    „Die Hauptlieferung ist überbracht“, warf Black Leader ein. „Aber es sind noch zahlreiche Angriffsshuttles von der Executor unterwegs, die unsere Hilfe brauchen.“
    „Unser Stichwort, Rogues.“

    Anstatt sich einem der Enterkommandos anzunehmen, drehten die Rogues ab und versuchten einen freien Raum für einen Hyperraumsprung zu finden.

    „Was soll das, was haben Sie vor?“, erklang die Stimme Black Leaders.
    „Miss, wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt“, antwortete Hobbie, bevor Wedge ihn daran hindern konnte. „Ich wünsche noch viel Glück für Ihre Schlacht.“
    „Okay, Rogues, ihr habt die Rendezvous-Koordinaten.“
    „Ich hätte es wissen müssen, Euch Rebellen ist nicht zu trauen. Nichts als eine Bande von Feiglingen haben Sie da, Captain Antilles.“
    „Ich weiß nicht, warum Sie das so persönlich nehmen“, erwiderte Wedge und wusste nicht, warum er sich dabei so mies fühlte. „Unser Job war die Neutralisierung des Superlasers. Außerdem sollten wir Luke eskortieren. Wir haben all das getan. Und wir haben dafür bluten müssen. Ich lasse nicht zu, dass wir noch jemanden verlieren, für ein Gefecht, das nicht das unsere ist.“
    „Sie haben das für den Jedi getan? Zugegeben, das kann ich... argh...“
    „Black Leader?“

    Sie war immer noch auf seinem Schirm, aber fernab von ihren Flügelmännern und mit schweren Beschädigungen. Sie war ihnen ganz offensichtlich gefolgt. Es gab aber keinen Hinweis für einen Angreifer... genau wie bei den Phantoms.

    „Wir sehen uns am Rendezvous-Punkt“, gab Wedge an, bevor er die Sprungberechnung abbrach und seinen X-Wing wendete.
    „Boss? Was soll das?“, fragte Hobbie verdutzt. „Wir können dich doch nicht zurücklassen.“
    „Ich komme nach, ich muss nur ein paar Schuldigkeiten begleichen.“
    „Ich komme mit“, sagte Wes kurz entschlossen.
    „Nein, du springst mit den anderen. Das ist ein Befehl, Wes! Ich habe schon Ilo verloren, ich werde für diesen Wahnsinn niemand anderen mehr riskieren.“

    Aus den Augenwinkeln sah Wedge sein Geschwader in den Hyperraum gleiten, während er sich von ihnen rasch entfernte. Schließlich faltete er seine S-Flügel wieder in Angriffstellung, als er sich dem TIE von Captain Eclipse näherte. Sie hatte wieder Kontrolle über ihr Schiff erlangt, auch wenn sie eines ihrer Solarpanels eingebüßt hatte. Der Phantom musste sie an einer Stelle erwischt haben, wo sie nur geringe Schildenergie aufgewendet hatte.

    „Wo ist er?“
    „Antilles?“, antwortete sie verwirrt. „Irgendwo, keine Ahnung. Meine Sensoren sind ausgefallen.“

    Grüne Energieblitze leuchteten an ihrer Flanke auf und sie konnte erst nach dem Einstecken eines Volltreffers ausweichen.

    „Fliegen Sie voraus. Mit Höchstgeschwindigkeit“, schlug Wedge vor. „Ich folge in einigem Abstand.“
    „Glauben Sie nicht, dass diese Aktion irgendwas ändert“, raunte sie, beschleunigte aber trotzdem ihren Jäger.
    „Wenn ich Ihnen das Zeichen gebe, weichen Sie sofort aus. Ohne zu Zögern!“
    „Was haben Sie vor?“
    „Ich werd auf Sie schießen, was sonst.“
    „Ich hab mich wohl verhört!“
    „Deswegen sollen Sie ja ausweichen. Mit etwas Glück erwische ich Ihren Verfolger.“
    „Black 3 und 8 sind eine Minute entfernt, überlassen sie denen das. Sie haben nicht...“
    „Ausweichen!“, unterbrach Wedge, als vor seinem Bug der Phantom aufflackerte und eine Salve abfeuerte.

    Black Leader zündete ihre Manövrierdüsen und schleuderte ihre Schiff aus der Bahn, nicht jedoch ohne ein paar grüne Lichtblitze abzubekommen. Wedge dagegen wusste nicht, ob er mit seinen Blastern irgendwas erwischt hatte. Der Phantom war schneller wieder weg, als er gekommen war. Wedge scannte stattdessen kurz den TIE Defender vor sich und erkannte jetzt erst, wie wenig Schildenergie Captain Eclipse noch hatte.

    „Sie haben keine Minute mehr. Ich schließe weiter auf, damit der weniger Zeit zum Manövrieren hat“, raunte Wedge.
    „Sie wollen mich doch nicht etwa beeindrucken, oder?“
    „Ich sagte doch, ich schulde einem Imperialen nur ungern etwas“, erwiderte Antilles schwach lächelnd.

    Der flackernde Punkt erschien erneut auf seinen Sensoren. Dies war die letzte Chance.

    „Ausweichen!“


    Er feuerte und bemerkte zu spät, wie wahnsinnig dicht der Punkt eigentlich vor seiner Nase war. Als er aufschaute, blickte er direkt ins Ionentriebwerk des Phantoms, als dieser von seinen roten Geschossen zerfetzt wurde. Er dachte noch verzweifelt ans Ausweichen, doch es war zu spät. Er rauschte direkt in die Trümmer des zerberstenden TIEs hinein und der Ruck, als ein loses Solarpanel auf seine linken Flügel prallte, presste ihn halb aus seinen Gurten hinaus. Im nächsten Augenblick fand er sich in einem unkontrollierbar kreiselnden Wrack wieder. Zwei seiner Flügel hatte es glatt abgerissen, sein Astromech gab kein Wort mehr von sich und die Hälfte der Stabilisierungsautomatiken hatte ihren Geist aufgegeben. In einem Moment des Wahnsinns sorgte er sich um den ebenfalls toten Hyperraumantrieb, schließlich hatte er seinen Jungs doch versprochen gehabt, nachzukommen.

    „Antilles, hören Sie mich? Sind Sie noch da?“, fiepte die Stimme von Captain Eclipse aus seinem Funkgerät.
    „Wie viel von mir, weiß ich nicht“, erwiderte er geistesabwesend, während er verzweifelt manuell Manövrierdüsen zündete, um sein wild um die eigene Achse rotierendes Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

    Es hatte kaum Sinn. Entweder reagierten die Kontrollen gar nicht oder er verschlimmerte seine Situation nur noch.

    „Ich habe selten etwas derartig heldenhaftes und gleichzeitig unfassbar dummes gesehen. Was haben Sie sich bloß gedacht?“, Eclipse wirkte tatsächlich besorgt.
    „Dass ich für einen elenden Feigling zu dicht auffliege“, raunte Wedge zurück.

    Er hatte Kopfschmerzen und ihm war schwindelig, aber er musste sein Schiff irgendwie zum Stillstand bringen. Falls R4 noch über ihm war, musste er ihm dabei helfen. Nachdem er fast zwei Dutzend Knöpfe ausprobiert hatte, pendelte sich sein Flug so langsam ein und er versuchte die Haupttriebwerke zu zünden.

    „Antilles, ausweichen, sofort!“, die Stimme von Black Leader wirkte schrill.
    „Ich kann nicht einmal geradeaus fliegen, was...“
    „Wedge!“

    Rogue Leader schaute zu seiner linken und zwischen den Funken sprühenden Fetzen seiner Tragfläche bemerkte er ein schmales schwarzes Objekt, welches sich ihm rasch näherte. Vier grüne Lichtbolzen lösten sich von diesem und noch bevor er jedwede Chance zur Reaktion hatte, bohrten sie sich in die Triebwerksblöcke hinter ihm. Wedges Jagdflieger bebte und seine Panzerung barst, sodass die Atmosphäre schlagartig aus dem Cockpit entwich. Doch noch bevor ihn das Vakuum zu sich holen konnte, wurde er von tödlichem Plasmafeuer verschlungen.

    to be continued...

  20. #20
    Systemlord Avatar von Toth
    Registriert seit
    29.05.2009
    Ort
    Ein Kaff nahe Berlin
    Beiträge
    262
    Blog-Einträge
    4

    Standard

    Kapitel 19 - Konfrontation


    Lichtschwerter surrten todbringend durch die Luft, als Luke und Vader sich ihren Weg durch das Innere der Eclipse bahnten. Loyalistische Sturmtruppen warfen sich ihnen und ihrem Enterkommando aus fast fünfzig Soldaten selbstmörderisch entgegen, doch sie waren kaum in der Lage, sie auch nur auszubremsen. Was nicht von dem Jedi und dem Sith niedergestreckt wurde, kam ins Schussfeld von Colonel Nome und seinen Sturmtruppen mit den schwarz umlackierten Helmen.

    „Sie haben Ihre Ausrüstung modifiziert?“, hatte Vader noch auf der Executor verwundert festgestellt, als er die Fähre bestieg, um Luke auf den Planeten zu folgen.
    „Zur visuellen Unterscheidung“, hatte Nome erwidert und der Sith spürte seine Belustigung über den Einfall. „Falls es drüben auf der Eclipse chaotisch wird.“

    Vader verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, auch wenn es tatsächlich hilfreich war bei der Geschwindigkeit, mit der sie durch die Gänge hasteten. Trotz der Ablenkungsmanöver durch andere Entertrupps schien der Imperator ihnen alles entgegen zu werfen, was er hatte, nachdem die feindlichen Sturmtruppen durchgegeben hatten, dass sowohl Vader als auch Luke diese Gruppe anführten. Und Palpatine war durchaus im Recht, wenn er tatsächlich besorgt darüber war, denn sie folgten seiner Präsenz und schnitten sich eine blutige Schneise quer durch sein Flaggschiff und hielten direkt auf den Thronsaal zu. Dass sie auf dem richtigen Weg waren, erkannten sie, als ihnen nach einer Biegung zahlreiche in roten Roben gekleidete imperiale Gardisten entgegen traten. Sie hatten Vibroklingen im Anschlag und marschierten zumeist lautlos voran. Nicht so ihr Anführer, der drohend den Finger gegen Vader erhob.

    „Nieder mit dem Verräter! Für den Impe... Urgh“, begann er, wurde aber noch während seines Kampfschreis von einem Blasterschuss in die Brust getroffen und krachte leblos zu Boden.

    Luke schaute zur Seite und fand die Herkunft des Schusses in Colonel Nome, der mit rauchender Blastermündung neben ihm stand. Der Jedi hob die Augenbrauen, doch der Sturmtruppler reagierte nur mit einem gleichgültigen Schulterzucken.

    „Feuer frei!“, befahl er seinen Männern.

    Begleitet vom Blasterfeuer der Sturmtruppen rückten Vader und Luke weiter voran und konfrontierten die Gardisten im Nahkampf. Die Vibroklingen waren Cortosis-beschichtet, was ihnen Widerstand gegen die Lichtschwertklingen gab, doch aufgrund ihres Mangels an Machtpräkognition waren sie den beiden hoffnungslos unterlegen. Ihr Widerstand war ohne Frage furchtlos und sie wichen keinen Zentimeter zurück, doch ihre Zahl verringerte sich mit jedem Streich des Sith und des Jedi. Während sie durch die Reihen fegten, musste Vader zufrieden feststellen, dass ihr gemeinsamer Marsch durch die Eclipse sich genauso anfühlte, wie er sich das schon auf Bespin vorgestellt hatte. Die mächtigsten Machtnutzer der Galaxis, Vater und Sohn, gemeinsam vereint im Hass auf den Imperator. Der einzige Fehler im Bild war Lukes weiterhin verzweifelte Klammerung an die Nutzung der hellen Seite. Doch damit hatte Vader bereits gerechnet. Er konnte ihn nicht ohne weiteres von seinen Irrwegen abbringen, dazu brauchte es schon enormen emotionalen Stress und einen Grund, seiner Wut nachzugeben. Einen Grund, Palpatine den Hals umdrehen zu wollen. Einen Grund, den er nach dem Tod seines Schülers hatte.

    „Für den Imperator!“, brüllten die entgegen kommenden Sturmtruppen.
    „Für Vader! Für das Imperium!“, brüllten die Schwarzhelme der 501sten zurück und verhalfen ihren Worten mit einem Schwall Blastergeschosse Nachdruck.

    Vader spürte, wie Lukes Schmerz mit jedem neuen Opfer, welches seine grüne Klinge forderte, weiter anstieg. Nach dem Tod von Anakin Skywalkers Klon hatte er kaum noch ein Wort gesprochen und auch ihren Flug zum Flaggschiff des Imperators schweigend vor sich hinbrütend verbracht. Wenn es dann so weit war, dem Imperator entgegen zu treten und Luke ihn aus Hass niederstreckt, dann hatte Vader alles erreicht, was er wollte. Er könnte das Imperium neu ordnen und ihm endlich Frieden geben. Mit seinem Sohn an seiner Seite. Niemand wäre mehr in der Lage, sich ihnen ernsthaft entgegen zu stellen. Jeder der es trotzdem versuchen würde, würde genauso rasch vernichtet werden, wie die Loyalisten des Imperators, durch deren Reihen sie gerade fegten.

    Schließlich erreichten sie das Ziel ihres Gefechts. Die Tür zum Thronsaal der Eclipse. Colonel Nome und seine überlebenden Sturmtruppen hatten Vader alle Ehre gemacht. Doch dort hinein konnten sie ihnen nicht folgen.

    „Sichern Sie diese Position!“, befahl Vader schroff. „Verschaffen Sie uns genug Zeit, wie wir brauchen, um den Imperator zu eliminieren.“
    „Kein Problem, Sir. Wenn wir uns eingegraben haben, wird nicht einmal eine Ameise lebend hier durchkommen“, erwiderte der Colonel und wandte sich an seine Soldaten. „Gelsäcke an den Flanken und eine E-Web-Kanone im Zentrum. Marsch! Marsch!“

    Sie holten das notwendige Equipment aus den schwarzen Feldrucksäcken, die jede Sturmtruppe mit auf die Entermission genommen hatte. Darunter waren kleine Kissen, die ein Gel enthielten, welches durch eine chemische Reaktion auf ein Vielfaches seiner Größe anschwellte und danach Blasterfeuer so zuverlässig abwehrte wie meterdicker Stahlbeton. Damit bauten sich die Sturmtruppen rasch Deckungen, hinter der sie Stellungen bezogen und die heraneilenden Loyalisten unter Feuer nehmen konnten. Zusätzlich stellten sie eine stationäre Repetierblasterkanone auf, die die Truppen des Imperators eine Weile beschäftigen sollte.

    „Passen Sie auf sich auf“, wandte sich Luke schließlich ebenfalls an Vaders Gefolgsmann. „Wenn wir fertig sind, wird dieses Blutvergießen hoffentlich enden.“

    Sekunden später traten der Jedi und der Sith in die dunkle Halle des Thronsaals ein. Der Imperator hatte nicht einmal das Tor abgeschlossen, als hätte er ihre Ankunft erwartet. Ungeduldig schritten Luke und Vader die lange Passage bis hin zum erhöhten Thron Palpatines ab, die für gewöhnlich von waffenstarrenden Sturmtruppen und Gardisten gesäumt war, um jedem, der zu einer Audienz kam, die eigene Kümmerlichkeit einzubläuen. Stattdessen war der Saal aber gespenstisch leer. Einzig die Gestalt in der schwarzen Kutte wartete Geduldig ihre Ankunft ab und beäugte sie genüsslich, während sie sich mit aktivierten Lichtschwertern vorantasteten.

    „Ah, Vader“, sagte er schließlich, als sie in Hörreichweite ankamen. „Ich hätte Euch schon viel früher erwartet. In Euren jüngeren Jahren wärt Ihr wesentlich schneller mit den paar Wachen fertig geworden... und hättet nicht die Hilfe von jemand anderem dazu gebraucht.“

    Er wandte sich an Luke, während Vader rätselte, ob Palpatines kindische Amüsierung über seine Rebellion nicht die verzweifelte Fassade für sein eigentliches Unbehagen über die eigene Situation sein könnte. Zu seiner Enttäuschung spürte er keinen Hinweis darauf, allerdings konnte man bei ihm nie wissen. Sein Lächeln schien das ehrlichste in der Welt zu sein, während seine Augen absolut emotionslos blieben.

    „Und wie ich sehe, wollt Ihr mir aus dem jungen Skywalker ein Versöhnungsgeschenk machen. Eine reizende Geste, mein Schüler.“
    „Wir sind nicht gekommen, um Eurer Unterhaltung zu dienen, Kanzler Palpatine“, grollte Vader mit Hinblick auf die Bezeichnung, die er auf Nar Shaddaa aufgeschnappt hatte.

    Tatsächlich flackerte das Lächeln seines Meisters ein wenig und blanker Hass quoll hervor. Dennoch schien er die Bemerkung ignorieren zu wollen:

    „Ich fürchte, egal was Ihr tut, es wird mich sehr unterhalten“, gackerte Palpatine. „Ihr habt den Klon vernichtet. Vader, Skywalker, Gratulation. Ein vakanter Platz an meiner Seite und zwei, die ihn ausfüllen könnten. Uh, eine schwierige Entscheidung. Den alt gedienten, aber verräterischen Vater? Oder den jungen, aufstrebenden Sohn? Eine schwere Wahl, eine so schwere Wahl...“
    „Niemand hat vor, Euer Schüler zu werden“, sprach Luke bitter. „Selbst Euer maßgeschneiderter Diener hat Euch niemals gehorcht. Er starb frei. Ohne die Ketten, die Ihr ihm anlegen wolltet.“
    „Er starb nichtsdestotrotz“, erwiderte der Imperator säuerlich. „Sag mir: Was soll ich mit einem Schüler, der sich von einem Krüppel und einem unerfahrenen Jungen besiegen lässt?“
    „Das tut nichts zur Sache. Ihr habt unsägliches Leid über diese Galaxis gebracht. Am heutigen Tag endet es“, erklärte Luke ungewöhnlich feindselig.
    „Und wir beenden es gemeinsam“, fügte Vader entschlossen hinzu.
    „Ihr könnt es gerne versuchen. Der letzte, der steht, darf gerne um sein Leben betteln.“

    Er erhob sich aus seinem Thron und noch im gleichen Augenblick entließ er eine tödliche Ladung Machtblitze. Vader musste sich nicht darum kümmern. Luke hatte seine Lektion gut verinnerlicht und parierte auch diesen feigen Angriff für ihn. Das gab Vader die Möglichkeit, zur Seite zu treten und seinem Meister einen Machtstoß zu verpassen. Palpatine gab seine Blitzattacke auf und zerschlug die Druckwelle noch bevor sie ihn auch nur berührte. Luke hingegen stürmte voran, verbissen seine grüne Klinge schwingend versuchte er den tödlichen Schlag zu landen, nur damit der Imperator ihn mit dem in letzter Sekunde gezogenen eigenen Schwert in Empfang nahm. Vader setzte sich mit weiten Schritten in Bewegung, um seinem Sohn schnell zu Hilfe zu eilen. Er wusste nur zu gut, dass sein Meister trotz seines missgestalteten Äußeren ein wahnsinnig agiler Kämpfer sein konnte. Bis er endlich an Luke Seite war, hatte Palpatine den Jedi schon in die Defensive gezwungen und mit einer Unzahl an Streichen bearbeitet, die er nur mit größter Mühe abwehren konnte. Ärgerlich stellte der Sith fest, dass Luke nicht in diese Not kommen würde, hätte er von Anfang an auf die dunkle Seite vertraut. Aber das tat nichts zur Sache. Sie würden es auch so schaffen können.

    Nun war Vader an der Reihe, den Imperator zurückzudrängen. Die Lichtschwerter knirschten und blitzten auf, als sie aufeinander prallten. Vader legte seinen ganzen Frust, seinen ganzen Hass in jeden einzelnen Schlag. Die dunkle Seite feuerte ihn noch weiter an und ließ ihn die Limitationen seines mechanischen Sargs überkommen. Dies war der Augenblick der Rache. Er würde Palpatine büßen lassen. Für sein Schicksal. Für Padmés. Ja sogar ein wenig für das der Jedi, die er für ihn verraten hatte. Er würde den Imperator dieses Duell nicht dominieren lassen. Er würde ihn vor sich her treiben und erniedrigen. Und das tat er auch. Abwechselnd versuchten er und Luke Palpatine in die Flanke zu fallen, doch dieser wich immer nur zurück oder versuchte den Jedi in Bedrängnis zu bringen, sodass Vader vom tödlichen Schlag absehen und ihm aushelfen musste. Allerdings konnte er mit Zufriedenheit feststellen, dass die wuchtigen Hiebe des Sith-Lords ihm zusetzten. Er hätte sie mit der Macht auf Abstand halten können, aber dazu kam er nicht, so sehr verlangte das Abwehren ihrer Lichtschwerter seine volle Konzentration. Schließ gestand ihm Luke erneut eine Lücke ein, die der Imperator nutzen konnte, um ihn ins Straucheln zu bringen. Doch Vaders Lichtschwert fixierte das seine weit von sich gestreckt, sodass sich eine Öffnung in dessen Deckung ergab. Vader nutzte sie ohne zu zögern und verpasste seinem Meister einen Fußtritt, der er ihn quer durch den Raum schleuderte. Noch bevor er Palpatine die Gelegenheit gab, sich aufzurichten, stürzte Vader ihm nach und ließ seine Klinge surrend auf ihn herab. Dieser konnte sein eigenes Schwert dazwischen bringen, doch nur damit sein Schüler sein Schwert über die ganze Länge der gegnerischen Plasmaschneide entlang streifen konnte und schließlich den Griff erreichte. Mit einem Knall erlosch die Waffe des Imperators, als Vader dessen Fokuslinse durchschnitt.

    Vader stand über ihm. Er hätte nur noch zuschlagen müssen und seine Zeit als Sklave wäre für immer vorbei gewesen. Nun zögerte er. Denn er war es nicht, der den tödlichen Streich schwingen sollte. Er musste Luke die Chance geben, den Kampf zu beenden. Im nächsten Moment schon wurde er ächzend vom aus der Verankerung gerissenen Thron getroffen, den der Imperator auf ihn schleuderte und unter diesem begraben. Seine Rüstung hatte den Großteil der Wucht abgefangen, aber der Sith blieb trotzdem von der Wucht des Treffers benommen zurück. Er hoffte, dass sein provozierter Patzer ausreichen würde, damit Luke den Kampf beenden würde. Und tatsächlich, während er damit beschäftigt war, sich unter dem massiven Stück Mobiliar aufzurichten, eilte Luke mit erhobener Lichtklinge auf den Imperator zu. Dieser antwortete mit züngelnden Machtblitzen, doch der Jedi näherte sich ihm unbeeindruckt weiter, den andauernden Angriff mit seinem Lichtschwert parierend. Palpatine wich fluchend zurück, Luke kam ihm weiter entgegen. Schon bald stand der Sith mit dem Rücken zur Wand und sein amüsiertes Lächeln wich unverhohlener Besorgnis über seine Situation. Schließlich sendete der Jedi ihn mit einer Schockwelle aus seinen eigenen Kräften in die Knie. Er hatte ihn besiegt.

    „Beende es! Strecke ihn nieder!“, forderte Vader und biss sich auf die Zunge, damit er nicht ‚mit deinem ganzen Hass’ hinzufügte. „Tu es für deinen Schüler!“

    Luke schaute zur Seite und lächelte ihn an. Es war die sorgloseste Geste, die sich der Sith in diesem Moment vorstellen konnte

    „Nein, Vater“, sagte er sanft.
    „Was?“, presste Vader aus seiner sich schlagartig zusammenpressenden Kehle hervor.

    Sein Imperium, seine Rache am Imperator und das Bündnis mit seinem Sohn zerbröselte vor seinem inneren Auge. Luke trat vom vor ihm auf dem Boden kauernden Imperator zurück und deaktivierte sein Lichtschwert.

    „Nick ist nicht dafür gestorben, dass ich den Imperator für dich stürze“, erklärte Luke bestimmt. „Sein Tod sollte mir helfen, eine Entscheidung zu treffen. Und ich habe mich dafür entschieden, dass du es wert bist, gerettet zu werden.“

    Vader stand da wie angewurzelt. Er hatte sich längst von dem Treffer Palpatines erholt und den zerstörten Thron hinter sich gelassen. Dennoch konnte er sich nicht bewegen, nicht einschreiten. Nichts entgegen setzen. Denn die Worte Lukes trafen ihn heftiger als er zuzugeben bereit war. Vader wollte ihn ausnutzen, seinen eigenen Sohn als Werkzeug missbrauchen. Seit dem Augenblick, als er die Redemption angegriffen hatte und erstmals Lukes Anwesenheit an Bord spürte, hatte er kaum eine andere Motivation gehabt, ihn gegen den Imperator zu benutzen. Und trotzdem, obwohl Luke ihn durchschaut hatte, spürte er keinen Groll in dem Jedi, keinen Zorn. Stattdessen war der Narr immer noch der festen Überzeugung, dass Vader gerettet werden konnte. Der Sith schüttelte vom Selbsthass zerfressen den Kopf. Warum war Luke nur so blind? Es gab doch nichts zu retten! Oder... sah er vielleicht doch etwas, was Vader entgangen war? Das konnte nicht sein...

    „Heh“, prustete Palpatine. „Das ist wirklich großartig. Ihr seid ja doch zu meiner Unterhaltung gekommen. So etwas rührendes... Als ob du deinen Vater tatsächlich retten könntest... Sieh zu, Vader. Das ist die Strafe für dein Vertrauen in diesen törichten Jedi!“

    Luke wirbelte herum um dem Imperator wieder entgegen zu blicken. Doch war zu spät. Der Jedi wurde mit voller Wucht von gleißenden Energieblitzen getroffen und ging schreiend zu Boden. Dies war keine gemäßigte Ladung, die Darth Sidious zur Folter verwendete. Er wendete alles gegen Luke auf, was er hatte.

    „Nein!“, brüllte Vader fassungslos.

    Er musste einschreiten. Er trat vor und doch zögerte er. Wenn er in den Strahl treten würde, dann wäre das ein sinnloses Opfer. Vader hätte sein Leben verwirkt und Palpatine stünde es frei, mit Luke zu machen, was er wollte. Er schloss die Augen und suchte panisch nach einer Lösung. Er musste Luke retten! Er durfte ihn nicht sterben lassen, nach all dem, was er ihm angetan hatte. Es durfte so nicht enden.

    Es...

    ... war doch eigentlich so einfach.

    Palpatines triumphierende Miene verfinsterte sich schlagartig, als seine Machtblitze vom regungslosen Luke abließen und etwa einen Meter über dem Boden von einer leuchtenden blauen Kugel absorbiert wurden. Er schaute zur Seite und sah, wie der bedrohliche Hüne in der schwarzen Rüstung Darth Vaders diese Kugel hochkonzentriert mit seinen Händen dirigierte. Der Imperator bebte, als er sprach:

    „D... das... das ist keine Technik der Sith!“
    „Nein, ist es nicht“, antwortete Anakin Skywalker.

    Mit einer einzigen Handbewegung entließ er die aufgestaute Energie und schleuderte Darth Sidious damit in hohem Bogen durch den Raum. Die kümmerliche Gestalt des alten Mannes machte kaum ein Geräusch, als er auf dem Boden seines Thronsaals aufschlug. Anakin näherte sich ihm wortlos, einen Fuß vor den anderen setzend. Palpatine richtete sich panisch auf und schleuderte vereinzelte Lichtblitze auf seinen ehemaligen Schüler, die dieser aber mühelos zur Seite ablenkte.

    „Es... es ist vorbei, Vader!“, sagte er in flehendem Tonfall. „Ohne Luke habt Ihr keinen Grund mehr zu kämpfen.“

    Er richtete sich auf und wich rückwärts zurück, blanker Horror breitete sich auf seinem Gesicht aus.

    „Ihr müsst das nicht tun. Ihr dürft nicht alles zerstören, wofür Ihr so hart gearbeitet habt! Wir haben gemeinsam über diese Galaxis geherrscht, wir können es wieder tun!“

    Anakin sprach kein Wort, als er an ihn herantrat und die rote Lichtklinge des Sith aktivierte, der er einst war.

    „Nach allem, was ich für Euch getan habe...“, winselte der Imperator verzweifelt.

    Stumm rammte Anakin das Schwert in den Bauch des Imperators und zog es hoch, bis die Klinge das Herz seines ehemaligen Meisters durchschnitt. Entsetzen und Unverständnis zeigten sich in den Augen Darth Sidous’, als er ihn mit offenem Mund anstarrte. Doch Anakin wartete nicht, bis er starb. Er warf die wertlose Waffe zur Seite und wandte sich ab. Als Vader hatte er sich tausende Male diesen Moment des Triumphes ausgemalt. Als Vader dachte er, dies wäre ein Augenblick der Genugtuung, des Sieges, der Vergeltung. Nur Anakin empfand nichts über die Tat. Er fühlte sich kalt. Und einsam. Für Palpatine empfand er nichts als Gleichgültigkeit. Er war nur ein verabscheuungswürdiger alter Narr und verdiente seine Emotionen nicht. Die Welt Anakins drehte sich nur noch um eines.

    „Luke!“, er setzte sich zu dem leblosen Körper herab und drehte ihn auf den Rücken.

    Die Haut seines Sohnes war von dampfenden Verbrennungen übersät als er regungslos vor ihm lag. Die Augen geschlossen und ein kaum wahrnehmbares Lächeln auf den Lippen.

    „Wach auf, verdammt! Du hast gewonnen, du hattest Recht. Du hattest die ganze Zeit über Recht! Lass es nur nicht so enden...“, flehte er.

    Es herrschte Stille an Bord der Eclipse. Die Macht war im Gleichgewicht. Der Sturm der dunklen Seite, der durch Vaders und Palpatines Anwesenheit erzeugt wurde, war gebrochen. Die helle Seite war zurückgekehrt und durchflutete den Raum. Anakin spürte, wie die Macht auch ihn berührte, als sie Luke zu sich rief. Er verfluchte Luke weiterhin für seine Tat, als sich dessen physischer Leib langsam auflöste. Und irgendwo in seinem Kopf flüsterte eine Stimme, dass er es akzeptieren musste.




    Epilog


    Als sich der Hauptzugang zur Brücke der Eclipse öffnete, realisierten nur die wenigsten sofort, wer sie eigentlich betrat. Erst als einige Sturmtruppler panisch ihre Waffen erhoben und dafür von Colonel Nome und seinen kampfbereiten Schwarzhelmen niedergeschossen wurden, wandte sich das Personal zu den Kampfgeräuschen. Der, den sie Darth Vader nannten, war eingetreten. Und an seiner Seite waren nicht nur die überlebenden Soldaten aus seinem Entertrupp, sondern auch einige der Loyalisten, die die Zwecklosigkeit weiteren Widerstands bereits eingesehen hatten. Denn das schwarze Ungetüm trug vor sich den leblosen Leib Palpatines her, den er wie eine zerbrochene Puppe präsentierte. So marschierte Anakin stumm am Brückengraben vorbei hin zum Admiral der feindlichen Flotte, der das Schlachtfeld von den Frontfenstern aus beobachtete. Demonstrativ warf der Sieger der Schlacht ihm den Leichnam seines Imperators vor die Füße.

    „Der Kampf ist beendet“, grollte Anakin durch den Helm Vaders. „Sorgen Sie dafür, dass Ihre Männer davon erfahren.“

    Immer noch perplex nickte er seinen Männern zu und ließ hektische Funksprüche sowohl innerhalb des Flaggschiffs, als auch an alle Schiffe und Geschwader des Imperators durchgeben. Sie ergaben sich. Zwar verschwanden ein paar wenige Schiffe in den Hyperraum, doch diese waren klar in der Unterzahl. Anakin trat an einen der zweidimensionalen Bildschirme heran und ließ sich zur Executor durchstellen. Im Hintergrund sah er die Brückencrew seines Schiffes jubeln und feiern, während selbst Piett sich ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen konnte, als er demjenigen gegenüber trat, den er für seinen neuen Imperator hielt.

    „Es tut gut, Euch in einem Stück zu sehen, Lord Vader.“

    Anakin seufzte aus zweierlei Gründen. Doch er durfte seine Fassade nicht fallen lassen. Der Sieg musste genutzt werden. Auf die eine oder andere Weise.

    „Alle noch flugtauglichen Schiffe sollen sich sammeln und einen Kurs auf Coruscant setzen. Der imperiale Palast ist unser nächstes Ziel.“

    Das Lächeln Pietts flackerte.

    „Ich fürchte, wir haben während des Gefechts schwere strukturelle Schäden erlitten. Ich würde einen Hyperraumsprung mit der Executor nicht riskieren wollen, Mylord.“
    „Dann nehmen Sie eine Fähre mit Ihren besten Offizieren. Ich übergebe Ihnen hiermit das Kommando über die Eclipse und erkläre diese zum neuen Flaggschiff der Flotte. Die Executor kann sich uns anschließen, sobald die notwenigsten Reparaturen abgeschlossen sind.“

    Der bisherige Admiral dieses Monstrums wollte zum Sprechen ansetzen, doch besann er sich eines besseren, als Anakin ihm einen finsteren Blick zuwarf.

    „Ich bin schon unterwegs, mein... mein Imperator!“

    Nachdem sich der Kanal geschlossen hatte, suchte sich Anakin einen ruhigen Platz an der Fensterfront und beobachtete, wie die Flieger beider Seiten wieder zu ihren Mutterschiffen zurückkehrten.

    „Es hätte einen anderen Weg geben müssen“, murmelte er kaum hörbar.
    „Glaub mir, ich hätte mir das auch gewünscht“, antwortete die Stimme Lukes.
    „Die Zukunft sollte einem jungen Menschen wie dir gehören, nicht einem verkrüppelten Mistkerl, der alles verraten hat, an das er einst glaubte“, flüsterte Anakin zornig.
    „Und doch bist du die beste Chance, die diese Welt je hatte. Bringe ihr Frieden! Reformiere das Imperium von innen! Und gib die Galaxis ihren Bewohnern zurück! Lass das mein Vermächtnis sein.“
    „Ich werde es nicht schaffen...“, Anakin schüttelte den Kopf. „Es gibt zu viele, die sich mir entgegen stellen werden. Leute, die vom Imperium profitiert haben. Leute, die sich ihre eigenen kleinen Imperien herausschneiden wollen. Leute, die mich schlicht nicht als Reformator akzeptieren können. Und Politiker! Hast du schon einmal mit Politikern verhandeln müssen? Es wird keine zwei Tage dauern, bis ich die ganze versammelte Bande erdrosselt haben werde.“
    „Immerhin hast du deinen Humor wieder“, erwiderte Luke amüsiert.

    Anakin warf dem Machtgeist neben sich einen zerknirschten Blick zu.

    „Ich meine das ernst. Ich fürchte, dass ich mich nicht lange auf der hellen Seite halten kann. Die Vergangenheit lässt sich nicht einfach auslöschen.“
    „Dann lass mich dein Anker sein. Du bist nie alleine, vergiss das nicht. Und ich zähle darauf, dass du deine Willenskraft nie wieder unterschätzt.“

    Anakin wandte sich wieder den Sternen zu.

    „Ich hoffe, dass du recht hast. Diese Galaxis braucht ihren Frieden. Frieden mehr als alles andere.“


    Ende


    __________________________________________________ ____________________
    Jep, das war's, Leute. Mein bislang aufwendigstes Projekt. Ich hoffe es hat denjenigen gefallen, die es schweigend verfolgt haben. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht geglaubt habe, die neunzehn Kapitel auf eine Forenseite pressen zu können...

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •