Titel: Wehe wenn sie losgelassen …
Fandom: Teenage Mutant Ninja Turtles (2012er Serie)
Staffel: 1
Rating: G
Wörter: ca. 1300
Anmerkung: Mein Beitrag zur Allerlei-Challenge von Tamara. Die Aufgabe lautete wie folgt:
Spoiler
Anmerkung 2: Ich habe keine Ahnung was mit „nicht zu speziell geschrieben“ gemeint ist und hoffe jetzt einfach mal, dass ich es nicht versehentlich gemacht habe. Außerdem habe ich jetzt ganz gemeiner Weise das Thema als Titel zweckentfremdet. Mir ist einfach keiner eingefallen, der besser zur Geschichte gepasst hätte ^^
Wehe wenn sie losgelassen …
Splinter hob den Kopf, atmete tief aus und öffnete langsam die Augen, als er seine Meditation beendete und ins normale Leben zurückkehrte. Er sah auf die Uhr. Sieben Stunden. Sieben Stunden hatte er meditiert – ohne Unterbrechung. Tiefenentspannt und zufrieden stand er auf. Lange Zeit war das ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Die letzten eineinhalb Jahrzehnte hatte Splinter damit zugebracht, vier mutierte Schildkröten groß zu ziehen und sie zu Ninjas auszubilden. Er hatte sie damals als Babyschildkröten in einer Zoohandlung gekauft, als er selber noch ein Mensch – Hamato Yoshi – und sie ganz normale Schildkröten gewesen waren. Aber dieses Leben lag schon lange hinter ihm. Eine Substanz namens Mutagen hatte ihn vom Aussehen her in eine menschliche Ratte verwandelt, was ihn dazu gezwungen hatte in den Untergrund, die Kanalisation von New York, zu flüchten und sich dort ein neues Leben aufzubauen.
Aber dieses neue Leben hatte nicht nur Schattenseiten, hatte es ihm doch auch seine vier Ziehsöhne geschenkt: Seine vier Babyschildkröten, waren durch dasselbe Mutagen zu menschenähnlichen Schildkrötenmutanten verwandelt worden.
Lange Jahre hatten sie zusammen auf engstem Raum gelebt, aber Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo hatten irgendwann mehr sehen wollen, als die immer gleichen Abwasserkanäle und als sie schließlich Teenager geworden waren, konnte er sie nicht länger vor der Welt da draußen beschützen. Er hatte sein bestes getan, sie zu Ninjas ausgebildet. Und so schwer es Splinter auch fiel, er musste lernen loszulassen und sie ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.
Ein gutes hatten ihre Streifzüge an der Oberfläche, die immer häufiger vorkamen, allerdings. Endlich konnte er wieder ohne Störungen seinen Meditationen nachgehen. Ohne das Michelangelo in einer Lautstärke Heavy Metal hörte, welche sämtliche Abwasserkanäle im näheren Umkreis zur Musik vibrieren ließ, Donatello mit einem Experiment irgend etwas in die Luft sprengte oder sich Leonardo und Raphael gegenseitig die Köpfe einschlugen. Splinter atmete tief ein und langsam aus und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ja diese Ruhe war einfach himmlisch.
Er erhob sich aus dem Schneidersitz und machte sich auf den Weg in Richtung Küche, wurde aber von einem Geräusch unterbrochen, als er gerade das Wohnzimmer durchqueren wollte. Er spitzte seine Ohren und ortete das Geräusch schließlich unter der Couch. Er ließ sich auf die Knie nieder sinken, schob seine Hand vorsichtig unter das Sofa und griff in etwas ziemlich matschiges. Angeekelt zog Splinter seinen Fund hervor: Eine halbe Marschmello-Schokoladensirup-Pizza. Eindeutig Michelangelos Werk. Am anderen Ende der Pizza hing der Geräuscheverursacher und knabberte an seiner Entdeckung: Spike. Spike war eine gewöhnliche Schildkröte, ohne Mutation und das Haustier von Raphael. „Na kleiner Freund?“ Splinter setzte sich Spike auf die Schulter und setzte seinen Weg Richtung Küche fort. „Hast du vielleicht auch Hunger?“
Als Splinter die Küche erreichte, setzte er Spike auf dem Tisch ab, um beide Hände frei zu haben. Wenn ihn nicht alles täuschte, müssten noch Sushi für ihn und Salat für Spike im Kühlschrank sein. Seine Ziehsöhne machten um beides einen weiten Bogen, besonders seit sie die italienische Küche für sich entdeckt hatten. Er öffnete die Kühlschranktür – und wurde unvermittelt von einer sonnenscheingelben Masse überschwemmt, die wie wild aus dem Kühlschrank quoll. Spuckend kämpfte sich Splinter wieder an die Oberfläche und versuchte das Zeug, so gut es ging, von seinem Körper abzuwischen. „Donatello!“ Wütend machte er sich auf den Weg sein T-Phone zu suchen um Donatello zu kontaktieren. Wie oft hatte er schon gesagt keine Experimente im Kühlschrank!
Spike beobachtete stoisch von seinem erhöhten Aussichtspunkt das Geschehen. Als er zu dem Schluss kam, dass heute wohl kein Fressen aus dem großen eckigen Kasten kommen würde – jedenfalls keines, welches er fressen wollte – wandte er sich einem Stück Marzipan-Kartoffelchip-Pizza zu, welches auf einem Teller neben ihm lag und schon etwas verwelkt aussah. Er hätte lieber eine konventionelle Pizza vorgezogen, wie sie Leonardo, Donatello und Raphael aßen. Am liebsten eine mit Gemüse oder Spinat, dass wäre ein Highlight für ihn gewesen, aber in der Not hatte Spike auch keine Probleme damit Michelangelos Essensreste zu fressen.
Nach dem fünften Klingeln hob Donatello endlich ab. Splinter konnte über die Bildübertragung nicht genau erkennen, wo sich die Turtles gerade befanden, allerdings war unschwer zu sehen, dass sie gerade in einen Kampf verwickelt waren. Mal wieder …
„Hi Sensei, was gibt es?“, fragte Donatello, während im Hintergrund eines von Leonardos Katanas gerade den Kopf eines Krangroboters abschlug.
„Donatello, was habe ich über Experimente im Kühlschrank gesagt?“
„Tut mir Leid Sensei, aber das ist wirklich ein wichtiges Experiment.“ Zwei Mitglieder des Footclans flogen hinter Donatello vorbei, gefolgt von einem von Raphaels Sais. „Ich habe doch auch extra einen Zettel an die Kühlschranktür geklebt.“
Splinter runzelte die Stirn. Er hatte keinen Zettel gesehen. Er blickte sich im Wohnbereich um und entdeckte ein Blatt Papier auf dem Wohnzimmertisch. Er hob es hoch, während immer noch Kampfgeräusche aus dem T-Phone kamen.
Liebes Doktor-Sommer-Team,
hi, mein Name ist Raphael und ich
bin wirklich richtig echt verzweifelt.
Ich fühle mich oft alleine, vernachlässigt
und bin schrecklich manisch-aggressiv.
Ich neige zu Wutanfällen, bin grün und
stinke oft aus dem Mund. Ich habe drei
Brüder, die alle viel toller sind als ich.
Donatello ist viel schlauer, Leonardo der
viel bessere Anführer und Michelangelo ist
sowieso in allem viel viel besser, gutaus-
sehender, lustiger, kreativer und hat in
Musik- und Essensfragen und überhaupt in
allem den viel besseren Geschmack als ich.
Ich wende mich oft an ihn und wüsste nicht,
was ich ohne ihn machen würde. Außerdem
habe ich Warzen, Fußpilz und ganz ganz
schlimme Akne.
Könnt ihr mir helfen?
Herzlichst,
euer Raphael.
Splinter zog eine Augenbraue nach oben. Das war eindeutig Michelangelos Handschrift. Er drehte den Zettel um.
WICHTIGES EXPERIMENT!
NICHT ÖFFNEN!
NEIN MIKEY, DU AUCH NICHT!!!
Splinter nahm das T-Phone wieder zur Hand und sah, dass das von Donatello inzwischen scheinbar auf dem Boden lag, dafür sah er die Spitze von Donatellos Bo durchs Bild zischen.
„Ist das der Sensei Donnie?“, hörte er Raphaels Stimme, dann wurde das T-Phone nach oben gehoben und Raphaels Gesicht erschien. „Hey Sensei … ähm … Sie haben nicht zufällig einen guten Trick gegen Elefanten drauf?“
„Mufanten!“ Das war Michelangelos Stimme. „Hört ihr mir denn nie zu? Ich habe ihn Mufant genannt! Die Abkürzung von Mutanten-Elefant, dass passt perfekt!“
„Klappe Mikey!“
„Und außerdem, warum sollte der Sensei so etwas wissen? Das ist der erste Mufant auf den wir jemals getroffen sind!“
„Mutierter Elefant! Und der Seinsei ist eine mutierte Ratte! Elefanten haben Angst vor Mäusen und Ratten! Hallo, da wird man ja wohl noch mal nachfragen dürfen!“
Das T-Phone fiel wieder zu Boden, als sich Raphael und Michelangelo aufeinander stürzten und mit einer Rangelei anfingen.
Aber bereits wenige Sekunden später wurde es wieder aufgehoben und Leonardos Kopf kam ins Bild. „Ah, Seinsei, Ihr erinnert euch doch daran, wie ihr einmal sagtet, wir sollten uns immer unauffällig im Schatten halten und keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen, so wie es gute Ninjas ausmacht?“
Splinter kniff die Augen zusammen. „Ja, Leonardo, ich erinnere mich. Sehr gut sogar.“
„Nun, ahm, Ihr solltet vielleicht heute keine Nachrichten schauen. Und in den nächsten Tagen vielleicht auch nicht …“
„Leonardo, in was seid ihr da schon wieder hinein geraten?“
„Nun, wir wollten nur einen kleinen Abstecher in einen Supermarkt machen, weil Mikey Briefmarken besorgen …“
„Leo! Der Mufant haut ab!“
Leonardo sah zu einem Punkt oberhalb des T-Phone-Displays auf, dann wandte er sich noch einmal kurz an Splinter: „Seinsei, ich muss Schluss machen. Man sieht sich.“ Dann brach die Verbindung ab.
Splinter verdrehte die Augen und seufzte schwer. Wie hatte er sich nur jemals Sorgen darüber machen können, ob seine Ziehsöhne bereit für die Gefahren New Yorks waren? Viel mehr sollte er sich fragen ob New York bereit für die Turtles war.
Kopfschüttelnd legte er Zettel und T-Phone zur Seite und griff stattdessen nach der Fernbedienung. Er wollte sich noch ein wenig entspannen, solange es diese himmlische Ruhe noch hergab, setzte sich auf die Couch … und sprang sofort wieder auf, als er statt auf dem erwartetem Polster auf etwas matschigem zum sitzen kam. Er drehte sich um, um zu sehen, auf was sein Hintern da gerade gelandet war.
Er hatte gerade die zweite Hälfte von Michelangelos Marschmello-Schokoladensirup-Pizza gefunden …
© Redlum49, August 2014