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Thema: Who heals the wounds, who heals the Scars?

  1. #1
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Standard Who heals the wounds, who heals the Scars?

    Titel: Who heals the wounds, who heals the Scars?
    Kapitel: n/a - steht noch nicht fest
    Rating: 14
    Kategorie: Psycho, Drama
    Charaktere: Kim & John
    Spoiler: 3. Staffel, spielt unmittelbar nach Common Ground
    Short Cut: Kim kämpft gegen das Erlebte, sich selbst und John.
    Perspektive: Hier experimentiere ich mit etwas, was es eigentlich nicht gibt: Der allwissende Ich-Erzähler
    Feedback: wäre schön!

    Author’s Note: Basierend auf den Geschehnissen von Sold down the River und Common Ground, beschäftigt sich diese Geschichte nun mit dem, was „danach“ kommt. In der Serie werden schlimme Erlebnisse der Charaktere viel zu schnell „abgetan“, bspw., was John in Common Ground erlebt hat. Soldat hin oder her, ein Trauma wurde nie dargestellt, auch nicht im Ansatz. Da mein erfundener Charakter auch nur ein Mensch mit einigen Schwächen ist, kann ich es mir leisten, nachzubohren: Wie geht Kim mit den Erlebnissen während ihrer Gefangenschaft um und schafft sie es zurück ins normale Leben?

    Disclaimer: Stargate Atlantis und alles was damit zu tun hat, gehört MGM und nicht mir. Ich verdiene damit auch kein Geld und das Ganze dient nur der Unterhaltung von Fan zu Fan und so weiter bla bla bla , wohl dennoch gehört mir die Storyline! *g*

    Wer Interesse hat, zu erfahren, wie Kim nach Atlantis geraten ist, bitte hier entlang: In a Galaxy far far away




    Who heals the Wounds, who heals the Scars?



    Teil I – zurück in Atlantis


    ~ Irgendwas hatte mich immer wieder zu dieser Höhle gezogen. Diese Höhle, vor der ich so sehr Angst hatte. Die Höhle von der ich wusste, dass sie meinen Tod barg. Ein eisiger Wind umklammerte mich als ich vor dem Eingang stehen blieb. Und dann war es soweit. Das große schwarze Ungetüm entwich der Höhle und baute sie thronend über mir auf. Ich sah nach oben und wusste, dass dies mein Ende war… ~


    Ich wachte in der Krankenstation von Atlantis auf. Verschwommen waren zunächst die Erinnerungen über die letzten Tage. Ich sah mich um und stellte fest, dass ich alleine war. Als ich mich aufsetzen wollte, zuckte ich zusammen: mein Rücken schmerzte. Dann spürte ich die Schusswunde und dann die Feeding Marks der Wraiths. Der Morgenstern bohrte sich ein weiteres Mal durch meinen Kopf und brachte schlagartig meine Erinnerung zurück.

    Eine schmerzliche Erinnerung, die ich gerne vergessen hätte, vor allem Kolyas Trick mit dem Alien. Wenn ich daran dachte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Was ich vergessen hatte, war, wie ich nach Atlantis zurückgekommen war. John hatte mich im Wald gefunden und versucht mich zum Tor zu bringen, mehr wusste ich nicht.

    Ich lehnte mich in meinem Bett zurück und zog mir die Decke bis zum Hals. Ich fühlte mich verloren und wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Ich dachte zurück an die furchtbaren Qualen, die mir Fürst Iblis damals auf der Galactica zugeführt hatte und versuchte mich daran zu erinnern, wie Adama mir damals half, das durchzustehen.

    Ich hatte hier in Atlantis niemanden, der mental so stark war, dass er mir eine Stütze sein könnte. Ich konnte noch nicht erahnen, welche psychischen Ausmaße das Ganze haben würde, ich fühlte mich nur elend und am Boden zerstört. Und allein! Das war beinahe das Schlimmste, ich fühlte mich so allein! Es war lange her, dass ich mich das letzte Mal so alleine gefühlt hatte. Es war schlimm.

    Ich starrte Löcher in die Luft, so dass ich gar nicht merkte, dass Carson zu mir gekommen war. Er lächelte mich sanft an und setzte sich neben mich, um mit mir auf einer Höhe zu sein.

    „Kim!“

    „Hallo Carson!“

    „Wie fühlst du dich?“

    „Ich weiß nicht, ganz gut glaube ich, aber…!“ Mir blieben die Worte im Hals stecken, ich war einfach fertig.

    „Äußerlich wird schnell alles abheilen! War es schlimm?“

    Ich nickte. „Ja, das war es! Aber ich kann jetzt nicht darüber sprechen, Carson!“

    „Das musst du auch nicht! Wenn dir danach ist, bin ich da! Kein unnötiger Druck!“

    „Ja! Kein unnötiger Druck! Danke!“ Ich konnte mir nicht mal ein Lächeln abringen. „Carson, wo ist John?“

    „Ich habe ihm Bescheid gesagt, dass du wach bist, er ist unterwegs! Hör mal, ich weiß nicht, was zwischen euch passiert ist, aber er war die ganze Zeit hier an deiner Seite!“

    Ich nickte erneut. „Danke Carson!“

    „Nichts zu danken!“

    * * *


    Wenig später kam John in der Krankenstation an. „Wie geht es ihr?“, hörte ich ihn unseren schottischen Arzt fragen, der ihm seine medizinische Einschätzung gab. Danach tauchte er schließlich bei mir auf und schob den Vorhang zur Seite.

    „Hi!“

    Ich lächelte auch jetzt nicht, obwohl ich froh war, ihn zu sehen. „Hallo John!“

    Er setzte sich zu mir und nahm automatisch meine Hand. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, meine Gefühle waren vollends durcheinander.

    „Wie geht es dir?“

    Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht! Es ist alles so verworren. Kolya? Ist er...?“

    „Er konnte entkommen!“

    „Wie konnte ich fliehen?“

    „Ich weiß nicht Kim, ich habe dich im Wald aufgelesen! Was hat er nur mit dir gemacht?“

    Ich sah unter mich. Alles, was in der letzten Woche passiert war, flimmerte an meinem geistigen Auge vorbei, aber nichts davon kam über meine Lippen. Ich hielt meinen Kopf fest, da ich glaubte, zerspringen zu müssen.

    „Ich habe einen großen Fehler begangen John, ich habe meine persönlichen Gefühle zwischen mich und meine Mission kommen lassen und dafür musste ich bezahlen. Das wird nie wieder passieren!“

    „Das macht mir gerade sehr viel Angst, was du da sagst!“

    Ich sah hoch und ihm in die Augen. Ich war misstrauisch geworden und fühlte mich wie ein geläuterter Hund. „Ich mag jetzt nicht darüber reden!“

    John nickte und merkte, dass es im Moment keinen Zweck hätte, mit mir darüber zu sprechen! „Ruh dich aus, ich komme bald wieder!“ Er küsste sanft meine Stirn, was ich widerstandslos geschehen ließ und sah ihm hinterher, als er ging. Das war der Zeitpunkt, an dem ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und anfing hemmungslos zu weinen.

    Carson hörte das und er wusste, dass er jetzt nicht zum Trostspenden gehen durfte, das wäre mir nicht recht gewesen. Ich verbrachte einige Tage auf der Krankenstation, nur um gründlich durchgecheckt zu werden. Physisch würde ich laut Aussage des Arztes schnell wieder auf die Beine kommen, aber er wagte es noch nicht, mit mir über meinen psychischen Zustand zu sprechen. Ich war sehr ruhig, was ihn wiederum beunruhigte, kannte er mich doch als ständig aufgescheuchtes Huhn, was Hans Dampf in allen Gassen wirkliche Konkurrenz machte. Doch war ich zurzeit nicht dieser Mensch und er hatte Angst, dass ich das auch nicht mehr werden würde.

    * * *

    John kam jeden Tag, was mich freute, ich aber unfähig war, ihm das auch zu sagen. Als er wieder einmal da war, bat ich ihn mit mir an die frische Luft zu gehen, ich musste einfach mal was anderes sehen als Betten und medizinische Geräte. Auf einem der Stadtbalkone, nahe der Krankenstation versuchten wir einmal mehr uns zu unterhalten, wobei ich feststellen musste, dass ich diese Rolle ganz schlecht nur spielte. Ich wollte ihm keine Vorwürfe machen, aber irgendwie kamen sie einfach so aus meinem Mund heraus: „Wie geht es Chaya?“

    „Oh ganz vorzüglich, wir haben sie um Hilfe gebeten. Wir dachten, sie könnte uns Informationen über die Asuraner geben!“

    „Ach was? Und dazu dieser Aufstand? Leider ging es mir in der Zwischenzeit nicht so gut, John!“

    „Kim – ich wollte Chaya nicht besuchen, um dir weh zu tun, ich liebe sie nicht! Und das weißt du, verdammt noch mal! Ich gebe zu, ich habe einen Fehler gemacht. Den werde ich mir sicher nie verzeihen und ich würde auch verstehen, wenn du mir das nie verzeihst, aber ich schwöre dir, ich werde das jetzt nicht einfach so alles hinschmeißen!“

    „John! Wenn du sie nicht liebst, warum hast du es mir nicht von vorneherein gesagt!? Ich hätte es verstanden!“

    „Weil ich ein Idiot bin okay? Ich hatte einfach Angst! Hör mal, ich kenne dich und ich weiß, dass du dir in all der Zeit überlegt hast, wie oder ob unsere Beziehung weiter gehen soll, aber bevor du irgendeine Entscheidung triffst, solltest du wissen, dass du das Beste bist, was mir jemals passiert ist! Und ich weiß, dass ich mich völlig daneben benommen habe! Aber ich liebe dich Kim! Du bist der erste Mensch, die erste Frau, mit der ich mir vorstellen könnte Kinder zu kriegen und alt zu werden, Herrgott. Und wenn du das hier nicht durchstehst, dann ist es, als hätte ich dich umgebracht!“

    Ich seufzte, da ich wusste, dass er von Grund auf ehrlich war und das war wohl gerade die perfekte Liebeserklärung, doch konnte ich einfach nicht so reagieren, wie ich es gerne getan hätte. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen.

    „Ich brauche jetzt Zeit John!“

    „Ich weiß!“

    „Was ist mit dir? Du hast mir gesagt, Kolya hatte auch dich geschnappt?“

    „Er hat Atlantis erpresst!“

    „Wie?“

    „Ich weiß nicht, wo er ihn herhatte, aber da war dieser Wraith! Und Kolya hat ihn sich an mir nähren lassen!“

    „Was?“ Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte und im gleichen Moment bereute ich all das, was ich vorher gesagt hatte. Ich sah ihn entsetzt an. „Wie?“

    „Ich war fast tot Kim!“ Er schwieg kurz. „Wir sind gemeinsam abgehauen, der Wraith und ich und er hat mir mein Leben wieder gegeben!“

    „Was? Wie?“

    „Ich weiß es nicht, scheinbar können sie den Prozess umkehren!“

    „Oh mein Gott!“

    „Nein, nein, wehe du entschuldigst dich jetzt! Du musstest das sagen, was du gesagt hast. Kein Mitleid! Ich komm damit klar! Womit ich nicht klar komme, sind deine Zweifel! Ich hoffe, ich kann mir dein Vertrauen wieder erarbeiten!“

    Er stand auf, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er schien das zu verstehen. „Ich komme bald wieder!“, sagte er, gab mir einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich, nachdem er sich aber noch versichert hatte, ob er mich zurückbegleiten sollte, was ich verneinte. Es war ein komisches Gefühl und ich war hin und her gerissen und kehrte dementsprechend mutlos in die Krankenstation zurück.

    -FF-




  2. #2
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ich finde auch, daß die erlittenen Traumata in der Serie viel zu kurz gekommen sind. Allerdings wäre es auf Dauer langweilig geworden, wenn z.B. nach Common Ground eine Folge gezeigt worden wäre, wie John mit dem Erlebten umgeht... und gerade er hat ja so einiges erlebt.

    So bin ich jetzt neugierig, wie du die "Lost Scenes" in dieser Beziehung auslotest und beschreibst. Und Kim hat bei dir ja noch viel mehr gelitten als John es sich vorstellen kann. Da kommt noch einige Arbeit auf ihn und ihr zu.

  3. Danke sagten:


  4. #3
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Da braucht aber jemand noch ein paar Streicheleinheiten mehr als gewöhnlich, bevor sie dann wieder auf die Beine kommt...
    Zudem ist es mehr als echt ärgerlich, wie Kolya immer wieder entkommt, wobei er doch eindeutig in der Unterzahl ist...
    Bis dann.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


    Meine aktuellen Fanfiction:


    TGE Combined Season 1 Fire of War:

    http://www.stargate-project.de/starg...ad.php?t=11836




  5. Danke sagten:


  6. #4
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    In der Serie ging mir das auch zu schnell, in einer Folge leidet er und in der nächsten ist dann alles wieder bestens...

    Kim tut mir leid, glaube aber auch nicht, das es ihr leichter fallen würde, mit Teyla oder so darüber zu sprechen. Wer möchte schon anderen von seiner Folterungen berichten.

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  7. Danke sagten:


  8. #5
    FaGöttin Avatar von Spica
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    Hallo Scout!!

    Habe gerade (naja, über die letzten Tage) wieder aufgeholt

    "Sold down the river" fand ich ja echt ziemlich gruselig, vor allem den Teil mit dem Alien. Es hat mir sehr gut gefallen, wie du das dann mit "Common Ground" verbunden hast. Als hätten sie das in der Serie nur vergessen, auch zu zeigen.

    Ich finde auch, dass in den meisten Serien solche Folgen fehlen, die sich damit auseinandersetzen, wie die Figuren mit den Ereignissen klarkommen. Meistens kommt ja nicht mal ein Kommentar dazu in der nächsten Folge.

    Vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn John Kim ein paar Tage in Ruhe lässt, damit sie ein bisschen nachdenken kann. Ich glaube nicht, dass es angenehm ist, sich so hin- und hergerissen zu fühlen.

    Liebe Grüße,
    Spica
    "It's your life and you can't deny yourself in it." ~Storm Reed



  9. Danke sagten:


  10. #6
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Standard

    Vielen Dank euch allen! Ich hatte einen Computercrash (schon wieder ) und kann daher zurzeit nicht an meine Daten. Ich melde mich mit dem nächsten Teil zurück, sobald die neue Maschine läuft! Freut mich, dass ihr dabei seid und welcome back Spica. Freut mich riesig, dass du wieder da bist



  11. Danke sagten:


  12. #7
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Standard 88. Who heals the Wounds, who heals the Scars? - 02. Katze aus dem Sack!

    Guten Morgen,

    sorry für meine lange Abwesenheit. Mein Computer hat sich mal wieder verabschiedet und es hat eine Weile gedauert, um alles wieder zu haben, wie es war

    Auf jeden Fall schon mal herzlichen Dank an alle Mitleser und vor allem auch an die fleißigen Kommentare-Schreiber.

    Jolinar: Du hast völlig Recht, immer Probleme wälzen hätte der Serie nicht gut getan, aber dass sie immer alle so cool sind, stört mich schon ein wenig. Es wird ja manches angedeutet, aber bisschen mehr hätte es schon sein können. Daher haue ich dieses Mal voll rein *g*

    Colonel: Kolya ist halt ein Fuchs

    Kathi: Stimmt, sie ist ja etwas stur, wobei Teyla auch nicht der richtige Ansprechpartner ist, die beiden sind ja nicht so „dicke“. Kim landet früher oder später bei Kate und Carson.

    Spica: Willkommen zurück! Ob ein paar Tage reichen, die John Kim in Ruhe lassen sollte; ich befürchte nicht….




    Teil II – Katze aus dem Sack!


    Abschalten konnte ich nicht. Mir ging John nicht aus dem Kopf. Die Sache mit Chaya, die Sache mit dem Wraith, meine Gefühle zu ihm und was ich mir aus all dem in der Zukunft stricken sollte. Ich verlor den Fokus. Was wollte ich überhaupt? Dass ich John wollte stand außer Frage, aber ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, mein Misstrauen zu überwinden.

    Nach all dem, was in der letzten Woche vorgefallen war, konnte ich nicht einfach da weiter machen, wo wir vor Proculis aufgehört hatten, Fakt war aber, dass John mir indirekt mein Leben gerettet hatte und das hatte er getan, ohne jegliche Aussicht auf Erfolg. Aber so war er nun mal! Er ließ niemandem im Stich und er würde lieber sterben, als auch nur einen von uns aufzugeben. Aber was war nun mit Chaya? Wahrscheinlich nichts, so wie er es sagte. Aber die Tatsache, dass dieses Gefühl des Hintergangenwerdens mich in Kolyas Falle brachte, machte die Sache nicht einfacher.

    Ich rekapitulierte den Schmerz, den der Genii – Kommandant mir zugefügt hatte. Ich musste mir schlussendlich darüber klar werden, dass mich nur eine Sache am Leben gehalten hatte: Die Hoffnung, die ich hatte, dass John und ich einfach zusammengehörten. Diese Hoffnung hatte mich so stark gemacht, also wusste ich auch, welchen Weg ich gehen müsste, nur wie ich ihn gehen würde, dessen war ich mir nicht bewusst.

    Ich bemerkte gar nicht, dass mir Tränen die Wange runterliefen. Ich war so ein Schatten meiner selbst geworden und ich hoffte, dass mich niemand besuchen würde, ich wollte nicht, dass die anderen mich so sahen. Tatsache war, dass Carson es den anderen nicht erlaubt hatte. Er wusste, wie angegriffen ich war, er wusste auch, wie stolz ich war und daher schottete er mich vom Rest der Welt ab. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass ich nicht gemerkt hatte, dass er zu mir gekommen war. Er hatte mich wohl wieder weinen gehört und diesmal nicht abgewartet. Wortlos nahm er mich in den Arm.

    Komisch, dass es ausgerechnet Carson war, der in dieser schweren Stunde an meiner Seite war, aber für John und mich war es so das Beste. „Was hat er [Kolya] bloß mit dir gemacht, dass du so verzweifelt bist!“, fragte er eigentlich mehr sich selbst, aber auch wenn er niemals nach einer Antwort verlangen würde, so fühlte ich, dass ich ihm davon erzählen konnte. Ich schilderte ihm die Folter und die Qual unter Tränen und war einfach nur froh, dass ich mich ausheulen konnte.

    Carson wusste nicht, was er sagen sollte, so schockiert war er von meinem Bericht. Aber das machte mir nichts, ich war einfach nur froh, dass er mir zuhörte. Nach einer Weile sahen wir uns an.

    „Ich weiß nicht, was ich machen soll Carson!“

    „Deine erste Priorität bist du selbst! Du musst wieder zu Kräften kommen und mit der physischen Kraft kommt auch die mentale Kraft wieder, verlier jetzt nicht den Glauben an dich!“

    „Wie viel kann ich noch einstecken Carson, ohne dass ich vollkommen durchdrehe?“

    „Die Frage kann ich dir nicht beantworten. Denk nicht an das, was sein könnte, sondern verarbeite das, was war, denn sonst kannst du nicht im Hier und Jetzt leben!“

    Wow, weise Worte, die ich nicht besser hätte formulieren können und sie waren so wahr. Ich nickte.

    „Hier, das sind Tabletten, die dich ein bisschen runterholen. Ich weiß, du magst die Dinger nicht! Aber vielleicht solltest du hin und wieder eine nehmen, damit du ein bisschen zur Ruhe kommst. Du machst dich auf Dauer kaputt, wenn du zu viel nachdenkst! Versuch etwas zu schlafen, okay?“

    Ich nickte abermals. „Danke Carson!“

    „Du weißt, wo du mich findest!“

    * * *

    Wenig später fiel ich in einen unsanften Schlaf, ein Schlaf, von dem ich so schnell nicht aufwachen wollte. Unterdessen bekam Carson Besuch von John. „Carson?“

    „Colonel! Danke, dass Sie gekommen sind! Bitte – !“, Dr. Beckett zeigte auf den freien Stuhl gegenüber seines Schreibtischs, „setzen Sie sich!“

    John kam dem erwartungsvoll nach. Er war gespannt, warum Carson ihn zu sich bestellt hatte. „Ich weiß, wenn Kim von diesem Gespräch erfahren würde, würde sie mich teeren und federn, aber ich muss mit Ihnen reden, um Ihretbeider Willen!“

    „Sie machen mir Angst, Doc!“

    Carson schüttelte den Kopf. „Kim will sich nicht helfen lassen!“

    „Ich weiß, sie sagt, die müsste alleine damit fertig werden und will uns nicht mit hineinziehen. Ich würde ihr so gerne helfen!“

    „Ich glaube auch, dass sie diese Hilfe gerne annehmen würde, nur ist sie zu stolz, das zuzugeben!“

    „Will sie doch sonst nie den Helden spielen!“

    „Aber genau das ist sie in den Augen vieler hier in Atlantis! Und genau aus diesem Grund glaubt sie, immer die Starke spielen zu müssen, aber sie muss das Gegenteil tun – sie muss das nun loslassen. Wenn sie nicht loslässt, dann findet sie nie zu sich selbst zurück und dann erst recht nicht mehr zu Ihnen! Und Sie müssen ihr dabei helfen!“

    „Wie? Wie soll ich ihr helfen, Carson? Sie wissen, ich habe gerade keinen guten Stand bei ihr!“

    „Gewinnen Sie ihr Vertrauen zurück! Öffnen Sie sich! Machen Sie es ihr vor! Sie liebt sie John, aber Sie müssen das Feuer wieder entzünden und Sie wissen, dass nur Sie den Zugang haben!“

    John schaute nachdenklich in Carsons Richtung. Noch nie hatten die beiden so privat miteinander gesprochen. Seltsam, dass es der Arzt und nicht der Psychologe war, der hiermit gerade zwei Menschen wieder zusammenbringen wollte. Wieder einmal zeigte uns das, wie wichtig echte Freunde waren und Carson war ein solcher echter Freund.

    „Ich hoffe, Sie haben Recht, Doc!“

    „Ich weiß, dass ich Recht habe!“

    „Hat sie es Ihnen erzählt?“

    Damit meinte John wohl die Gefangennahme. Nun war es Carson, der nachdenklich nickte.

    „Fragen Sie sie!“

    „Okay!“

    „Und lassen Sie nicht locker!“

    „Das werde ich nicht!“

    „Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Colonel!“

    „Nein, ich danke Ihnen!“ John klopfte Carson auf die Schulter bevor er ging. Da kam viel Arbeit auf ihn zu.

    ~ Der Wald vor mir wurde immer dunkler, immer kälter und die Angst saß mir im Nacken. Ich rannte um mein Leben, weg von dem schwarzen Ungeheuer, weg von dem eisigen Wind und doch hatte ich das Gefühl, nicht vorwärts zu kommen. Ich wusste nicht wo ich war oder wo ich hinsollte, blind vor Angst lief ich einfach ohne Unterlass, einfach nur weg, weg! Bis ich das Ende des Waldes plötzlich erkennen konnte. Ich atmete auf und erhöhte ein letztes Mal mein Tempo. Als ich aus dem Wald heraus brach, blieb ich schockiert und wie angewurzelt stehen. Ich stand wieder vor der Höhle! Und der eisige Wind blies stärker als zuvor. Das schwarze Ungetüm – unfähig mich zu bewegen, musste ich mit ansehen, wie es langsam aus der Höhle gekrochen und auf mich zukam. ~

    „Nein!“, schrie ich so laut, dass sicher alle anderen auf der Krankenstation aufwachten. Keuchend fand Carson mich im Bett sitzen.

    „Kim, ist alles in Ordnung?“

    „Ja, ja! Nur ein Traum! Es war nur ein Traum!“

    Fix und fertig und den Tränen nahe ließ ich mich wieder ins Kissen sinken. „Ich werde wahnsinnig Carson, einfach wahnsinnig!“

    „Hier, trink das!“

    „Was ist das? Du hast mir doch keine Drogen untergejubelt oder?“

    „Das ist ein Beruhigungstee, da ist nichts Chemisches drin. Glaub mir!“

    „Gut, ich krieg das auch ohne hin!“ Ich seufzte: „Carson, wann kann ich endlich hier raus?“

    „Noch zwei, drei Tage, bis du wieder klarer denken kannst!“

    „Ich halt das nicht aus!“

    „Hast du was auf dem Herzen?“

    „Ich fühle mich völlig hilflos! Ich meine, ich weiß, wie ich mich verhalten möchte, aber ich kann es nicht! Ich bin unfähig, es aus mir rauszulassen, was auch immer es ist, das da raus muss!“

    „Kim!“

    „Ich habe so eine Wut auf Kolya!“

    „Das kann ich verstehen, aber bringt sie dich weiter?“

    „Nein, eben nicht! Aber ich kann es nicht abstellen. Ich war selten so voller Hass. Und das was er John angetan hat!“

    „Hat er dir davon erzählt?“

    „Ja, und als ich das erfuhr, wäre ich am liebsten im Boden versunken, weil ich ihn vorher mit Vorwürfen über Vorwürfen bombardiert hatte! Ich liebe ihn so sehr und ich bin unfähig, ihm das zu sagen!“

    „Glaubst du nicht, dass er das weiß!“

    „Ich weiß nicht, ob er es weiß! Ich weiß nicht, was ich glauben soll! Ich weiß gar nichts, ich stehe völlig neben mir und es macht mich wütend, es macht mich wütend, dass jemand es geschafft hat, mich so aus der Bahn zu werfen und dafür werde ich Kolya durch die ganze Galaxie jagen!“

    „Willst du es nicht erst mal schlafen versuchen?“

    „Nein!“

    „Gut, warte!“ Carson sprang von meinem Bett auf, auf dem er gesessen hatte und verschwand kurz um die Ecke. Ich war etwas verwirrt, da ich nicht wusste, was er vorhatte. Doch als er dann mit einem Stuhl um die Ecke kam, musste ich grinsen. Er war wirklich niedlich. „Du willst reden? Gut, reden wir und wenn es die ganze Nacht dauert! Mir egal!“

    „Danke!“

    „Ich wünschte nur, du könntest das auch mit John besprechen.“

    „Ich brauch ein bisschen Zeit, um mich zu sortieren, ich habe nen Knacks weißt du?“

    „Ich weiß!“

    „Er wollte weder Chaya noch mich verletzen, als er nach Proculis ging, das verstehe ich ja, aber ich kann dieses Misstrauen einfach nicht abschalten, ich kann es nicht und das macht mich schier wahnsinnig!“

    „Auch das weiß ich!“

    „Gibt es auch was, was du nicht weißt?“

    Carson dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf: „Nein, ich glaube, ich weiß alles!“ Damit entlockte er mir sogar ein Lächeln. „Aber sag mal“, fuhr er fort, „du verstehst dich doch gut mit Kate. Warum sprichst du nicht mal mit ihr? Ich wette, sie kennt ne Menge Tipps und Tricks, wie wir dich wieder hinkriegen können! Das hat dir beim letzten Mal doch sehr gut geholfen“

    „Ich fürchte, ich muss mich selbst wieder hinkriegen!“

    „Du bist so stur!“

    „Ich weiß, aber genau das hat mir ganz oft mein Leben gerettet!“

    Wir sahen uns an. „Ich will wieder normal sein Carson!“

    „Du hast selbst gesagt, dass du Zeit brauchst! Ich wette, John Sheppard gibt dir alle Zeit der Welt, aber du musst dir selbst diese Zeit auch geben!“

    Ich seufzte und nickte langsam. So verging die Nacht und wir redeten und redeten. Kurz vor der Morgendämmerung fiel ich dann in einen unruhigen Schlaf, der immer tiefer und fester wurde und Carson ließ niemanden zu mir, weil er wusste, dass es wichtig war, dass ich ausschlief. Die nächsten Tage hatte ich das Gefühl einfach so vor mich hin zu vegetieren, ich konnte kaum Mut fassen und mich zu irgendetwas aufraffen.

    -FF-




  13. #8
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Einerseits verständlicherweise total wütend und gleichzeitig auch noch eifersüchtig... das ist keine gute Kombi, wenn man sich auf was vorbereitet.
    Denn wenn sie mit der Laune auf Kolya losgeht, dann wird er sie sich wieder schnappen und sie kann sich wieder auf was gefasst machen.
    Da soll sie erst mal runterkommen und sich danach auf die Jagd machen...
    Bis dann.
    Das Leben ist ein Schwanz und wir die Eier, die mitgeschleift werden.


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  14. Danke sagten:


  15. #9
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Standard

    Kim hat wirklich zu knabbern: an Kolya und Chaya.
    Die Wut auf Kolya sollte sie pflegen, das könnte bei der nächsten Begegnung mit ihm helfen, falls sie wie ein Kaninchen erstarrt vor ihm stehen sollte.
    Die Sache mit Chaya und John muß sie mit John besprechen... aber erst muß sie sich selber vergeben, daß sie immer die Starke sein möchte und ihren Gefühlen auch mal nachgeben und Hilfe suchen. Einen ersten Schritt in Richtung Carson hat sie ja schon getan und ihr Herz ausgeschüttet. Vielleicht kann sie dann auf John zugehen, nachdem sie auch mit Kate gesprochen hat.
    Allerdings befürchte ich, daß Johns Geduld auf eine harte Probe gestellt wird...

  16. Danke sagten:


  17. #10
    FaGöttin Avatar von Spica
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    Hi Scout,

    hoffentlich wird Kim jetzt nicht noch richtig depressiv. Erwarte gespannt den nächsten Teil!

    Sorry, das wird heute kein richtiges Feedback mehr, habe grad den Kopf nur voll mit Arbeit.

    Liebe Grüße,
    Spica
    "It's your life and you can't deny yourself in it." ~Storm Reed



  18. Danke sagten:


  19. #11
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    *bin da* Vor lauter WM kommt man ja zu nix mehr. Ich schließe mich meinen Vorpostern an und ich hoffe dein Computer bleibt heile

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

    Meine Lily-Reihe

  20. Danke sagten:


  21. #12
    Brigadier General Avatar von Teleia
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    Huhu!

    So, da bin ich auch mal wieder Hab einfach viel zu wenig Zeit für zu viele Sachen im Moment.
    Ich finde es eine gute Idee, dass du Kims Erlebnisse aufarbeitest und nicht, wie es in vielen Serien ist, zack, abgehackt und weiter geht´s. Wäre im echten Leben auch nicht so.

    Kim hat ja zum Glück Carson, mit dem sie reden kann und irgendwann sicher auch wieder mit John. Hoffentlich geht sie daran nicht kaputt...

    Ich bin auf jeden Fall dabei, auch wenns mit dem FB immer mal wieder ein bisschen dauert
    LG
    Um die Welt in einem Sandkorn zu sehen und den Himmel in einer wilden Blume,
    halte die Unendlichkeit auf deiner flachen Hand und die Stunde rückt in die Ewigkeit.
    -William Blake-

    Meine neue FF:
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    Kleine Geschichten aus dem Stargate Universum:
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    Ich bin nicht verrückt, nur nicht normal. Normalsein ist langweilig!

  22. Danke sagten:


  23. #13
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Standard 88. Who heals the Wounds, who heals the Scars? - 03. Therapie

    Guten Abend,

    So, ich glaube, ich war lange genug abwesend. Erst Arbeit, dann Klassenfahrt, dann wieder Arbeit, dann Urlaub – so und jetzt mal wieder runterfahren und mich um die Geschichte kümmern

    Auf jeden Fall wieder mal herzlichen Dank an alle Mitleser und vor allem auch an die fleißigen Kommentare-Schreiber.

    Colonel: Keine Sorge, so schnell geht sie nicht wieder an die Arbeit, sie muss erst mal wieder „normal“ werden *g*.

    Jolinar: Ja, das wird noch eine harte Nuss. Ich wollte unbedingt einmal so eine Geschichte schreiben, danach ist dann aber auch wieder gut

    Spica: Egal, freue mich einfach, dass du wieder an Bord bist

    Kathi: Thanks

    Teleia: An dieser Stelle noch mal herzlichen Glückwunsch! Gibt’s Fotos? Wollen wir mal hoffen, dass Kim bald auch wieder John gegenüber offen sein kann. Jetzt geht’s erst mal zu Kate.



    Teil III - Therapie



    Das dunkle Grollen kam näher. Der Blick nach vorne verlor sich in der Tiefe: Ich stand an einer Klippe, sah keinen Ausweg. Ich traute mich kaum umzudrehen, weil ich wusste, dass es kam. Eine tiefe schwarze, immer größer werdende Wolke näherte sich mir und ich hatte nur zwei Möglichkeiten: Den Sprung in die Tiefe oder die Aufnahme des Kampfes. Ich hatte zu große Angst, um den Kampf gegen das Unbekannte aufzunehmen. Als es plötzlich vor mir thronte, ging ich einen Schritt! Dabei war es egal, in welche Richtung ich diesen Schritt ging, denn jede Richtung war die falsche! Ich fiel…


    … und wachte schweißgebadet von diesem Traum auf. Nicht schon wieder! Nächte lang schlug ich mich nun schon mit diesem Traum herum und er wollte einfach nicht enden. Es kam sogar dazu, dass Carson mir erneut Tabletten gab, die ich nehmen sollte.

    „Was bewirken die genau?“, hatte ich ihn gefragt.

    Er lächelte ein wenig: „Die legen ein Pferd schlafen!“

    „Das schützt nicht vor diesen Träumen!“

    „Doch, die hier machen dich so platt, da träumst du nicht mehr! Ich weiß, du willst kein BASF, wie du es immer nennst! Aber du läuft mir hier Gefahr, dich nicht mehr zu regenerieren und du musst jetzt mal ein bisschen schlafen! Dein Körper braucht das!“

    Ich nahm ihm die Tabletten ab und sah mir das Döschen an.

    „Nur eine, wenn es gar nicht anders geht!“

    Ich nickte gedankenverloren. War ich wirklich schon so weit gesunken? Ewig lange starrte ich auf die Pillen, drehte die Dose hin und her, verlor mich völlig in Gedanken, bis ich sie letztendlich wegstellte und wieder einmal ohne Chemie versuchte zu schlafen. Ich war so müde. Aber schlafen konnte ich auch nicht.

    * * *

    Am Abend schlich ich mich aus der Krankenstation und wanderte an der Südpier entlang. Die Möwe war jetzt nicht da, vielleicht würde ich am nächsten Morgen mal hier her kommen. Ich freute immer, wenn ich meinen gefiederten Freund sah. Irgendwie beruhigte ihre Anwesenheit mich.

    Schließlich blieb ich am Kay stehen und schaute auf die See hinaus, bevor ich ausholte und das Döschen mit den Pillen auf das Wasser hinausschleuderte. Weiter weg, oben im Turm beobachteten John und Carson die Szenerie. Carson hatte natürlich gemerkt, dass ich stiften gegangen war, doch wollte er mich nicht stoppen, sondern nur beobachten. Also hatte er sich mit John Verstärkung geholt; sein Ziel war es, auf Dauer wieder eine Basis für uns beide zu schaffen.

    „Das habe ich geahnt!“, sagte Beckett nun mit vor der Brust verschränkten Armen. „Sie ist so ein Sturkopf!“

    „Was waren das für Tabletten?“, wollte John wissen.

    „Das? Das waren Placebos! Ich dachte mir schon, dass sie sie entsorgen wird.“

    „Gut mitgedacht!“

    „Aye! Aber Colonel, so geht es nicht weiter. Sie sollte sich erholen, zumindest körperlich, aber ihr mentaler Zustand lässt dies einfach nicht zu. Ich habe ihr schon geraten, Kate Heightmeyer zu besuchen!“

    „Wie hat sie reagiert?“

    „Nicht negativ, die beiden sind ja befreundet!“

    „Es ist unerträglich, sie so zu sehen!“

    „Haben Sie noch einmal mit ihr gesprochen?“

    „Ehrlich gesagt, Carson, traue ich mich nicht, sie darauf anzusprechen, ich habe das Gefühl, dass alles, was ich sage, falsch ist.“

    „Ich weiß, was Sie meinen!“, entgegnete Carson und fokussierte seinen Blick wieder auf mich.

    Ich stand nach wie vor da, hatte meinen Oberkörper auf dem Geländer abgestützt und die Hände zusammengefaltet, als ich einfach nur dem Rauschen der Wellen lauschte. Ich wollte nicht schlafen, zu sehr hatte ich Angst, vor dem, was mich da erwartete. Aber ich konnte auch nicht ewig wach bleiben, da half auch der Kaffee nichts, den ich, ohne Carson davon etwas zu sagen, in rauen Mengen konsumierte. Und doch schlief ich an diesem Abend vor lauter Erschöpfung ein.


    Ich stand inmitten eines großen Raumes. Dieser Raum war an allen vier Seiten mit Spiegeln ausgekleidet, so dass sich alles wieder und wieder spiegelte. Egal, wohin ich mich drehte, überall waren nur Spiegelbilder zu sehen, die ins Unendliche gingen. Und ganz weit da hinten in der Unendlichkeit war ein schwarzes Nichts und dieses schwarze Nichts wurde größer, erst langsam, dann immer schneller. Das mit schon gut bekannte dunkle Grollen war zu vernehmen und wie schwarzer Nebel baute sich die Dunkelheit aus, auf allen Seiten, aus allen Richtungen und ich konnte nicht fliehen. Das Licht wurde einfach verschluckt und die Situation wurde immer bedrohlicher. Ich spürte, wie die Angst meine Kehle zuschnürte, bis die schwarze Wand mich erreicht hatte und dann…


    …wachte ich auf, so wie immer, wenn das schwarze Ungetüm, von dem ich nicht wusste, was es war, mich erreicht hatte. Kate hatte mir gesagt, dass das typisch wäre für diese Art von Albtraum. Im realen Leben wusste ich nicht richtig, was es eigentlich war, was mich so zermürbte, in der Traumwelt – in meinem Unterbewusstsein – wurde es als großes schwarzes, monströses Nichts dargestellt und alleine der Anblick ließ den Schrei im Keim ersticken.

    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Als Kind hatte mir meine Mama bei Albträumen immer gesagt, ich sollte ganz fest daran glauben, dass sie nicht wiederkommen und sie kamen dann auch tatsächlich nicht wieder. Heute war das anders, ich konnte sie einfach nicht abschalten.

    * * *

    Am nächsten Morgen besuchte mich John und brachte Frühstück mit, was mir ein Lächeln entlockte. Er war so lieb, so aufmerksam und ich war unfähig, ihm einfach nur danke zu sagen. An seiner Stelle wäre ich wohl maßlos enttäuscht gewesen, aber nichts dergleichen. Er kämpfte! Er kämpfte wie ein Löwe! Und je grimmiger ich drein schaute, desto mehr kämpfte er.

    Ich fühlte mich dabei zwiegespalten, als ob ich aus zwei Personen bestünde. Die eine, die wusste, dass er genau auf diese Weise mein Herz zurückerobern würde und dann die andere, die immer wieder dagegen ging und nicht wollte, dass ich dies zuließ. War ich nun schizophren? Vielleicht würde Kate mir dabei helfen können, denn Fakt war, so, wie mein Zustand jetzt im Moment war, würde ich auf Dauer verrückt werden. So konnte es einfach nicht bleiben. In dieser Nach irrte ich erneut durch Wälder, verfolgt von diesem schwarzen Nichts, dem ich, egal wohin ich rannte, einfach nicht entkommen konnte. Es half alles nichts, wenn ich morgen nicht vor Erschöpfung schlafen würde, würde ich eine ausgedehnte Sitzung bei Kate einplanen! Und so sollte es dann auch sein.


    * * *

    „Und du weißt immer noch nicht, was es ist, was dich da verfolgt?“ „Nein, es ist einfach ein schwarzes Nichts und ich kann ihm nicht entkommen, ich habe alles, was du mir geraten hast, ausprobiert und nichts, was ich tue macht einen Unterschied. Ich meine, ich habe das Gefühl, dass ich vorwärts komme – mit der Therapie, mit den Gesprächen, aber dieser Traum ändert sich einfach nicht!“

    „Was ist mit Kolya, wie kommst du damit zurecht?“

    „Es ist nicht Kolya, der Sender in meinem Kopf oder der Wraith, es sind auch nicht die quälenden Schmerzen. Es ist einfach, als käme alles zusammen: Die Mutation, die Verwandlung von John, der Alien, Kolya, die Ori, die ungewisse Zeit auf Niamh und das Gefühl, dies alles noch mal durchmachen zu müssen, weil ich aus einer Gefühlsduselei heraus einen fatalen Fehler begangen habe!“

    Fürst Iblis erwähnte ich erst gar nicht, ich zwang mich dazu, nicht daran zu denken.

    „Kim, du wirst von deiner Intuition geleitet, mehr als durch rationales Denken und wenn Emotionen im Spiel sind, werden automatisch Fehler gemacht. Es macht uns zu dem, was wir sind und wir sind Menschen, vergiss das nicht!“

    „Ich möchte so gerne mit John sprechen!“

    „Dann tu es! Ihr beide geht gerade durch schwere Zeiten, aber ihr gehört doch zusammen!“

    „Ich fürchte, der Schaden ist bereits angerichtet!“

    „Es ist nicht zu spät. Wenn du das denkst, dann schätzt du ihn falsch ein. Er will es wieder gut machen!“

    „Das will ich auch!“

    „Das ist doch eine Basis! Du wirst sehen, hinterher wird es dir und auch ihm besser gehen! Und vergiss doch mal Chaya.“

    „Chaya? Ach ja! Um Chaya ging es nie! Es ging nur um die Umstände!“

    * * *

    Gedankenverloren ging ich in die Krankenstation zurück. Was in mir blockte alle Versuche von John, sich mir wieder anzunähern, ab? Ich konnte es einfach nicht begreifen und ich wollte das auch eigentlich gar nicht. Eigentlich – hm, das ist immer eine Einschränkung, also was zum Teufel war los mit mir? Ein Gespräch mit Carson sollte da vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen! Auf der anderen Seite hatte ich noch nie so viel über mein Innenleben berichtet wie in den letzten Tagen und das Frustrierende dabei war, dass ich scheinbar keinen Schritt weiter kam.

    Als ich mich wieder auf meinem Bett breit gemacht hatte und noch mal alles Revue passieren ließ, warum ich John gegenüber so verschlossen war und automatisch an den Vertrauensmissbrauch und meinen daraus resultierenden fatalen Fehler dachte, kam Carson vorbei, um nach mir zu sehen. Er setzte sich zu mir, als ich ihn ansah: „Warum hat er das gemacht, warum hat er mir nicht Bescheid gesagt, dass er nach Proculis will?“

    „Liebst du ihn noch?“

    „Was?“ Ich sah Carson an und wusste nicht so recht, was ich mit dieser Frage anfangen sollte: „Hat er dich geschickt, um das herauszufinden?“

    „Nein, das hat er nicht! Ich will es wissen!“

    „Tut mir leid, ich bin extrem paranoid die letzten Tage. Und ja, natürlich liebe ich ihn noch, aber ich weiß nicht, wie ich mit all dem umgehen soll Ich brauche Zeit für mich alleine!“

    „Wir wollen dir doch nur helfen!“

    „Helfen? Wie wollt ihr mir helfen? Erst verliere ich John, der mich plötzlich nicht mehr mit auf Mission nehmen will, dann werde ich durch einen hirnrissigen Fehler von einem Psychopaten gefangen genommen und gefoltert. Über eine Woche war ich in seiner Gewalt! Er hat mich geschlagen, erniedrigt, mental wie physisch gefoltert und mich fast elendig verrecken lassen. Paradox, das einzige, was er nicht getan hat, war mich zu vergewaltigen. Dann erfahre ich, dass John von einem Wraith ausgesaugt wurde und beinahe daran gestorben wäre, dann komme ich hierhin zurück, soll das alles verarbeiten, wegstecken, meine Beziehung kitten und womöglich auch meine Arbeit noch gut machen!“

    „Das verlangt niemand von dir und das weißt du!“

    „Ich bin am Ende, Carson! Ich kann nicht mehr!“

    „Willst du allein sein?“

    Ich nickte wortlos! Er legte seine Hand auf meine Schulter. Bevor er ging, drehte er sich noch einmal zu mir um: „Vielleicht solltest du nicht länger hier bleiben! Die weißen Wände sind Gift für dich! Vielleicht geht es dir in deiner privaten Umgebung etwas besser! Tu etwas für dich, flieg zum Festland und geh mit Orion auf Tour oder sonst irgendetwas, aber tu etwas, was dich ablenkt! Hier liegen und grübeln ist Gift für dich! Und denk dran, niemand verlangt von dir, einfach weiterzumachen!“

    Ich nickte: „Danke Carson!“ Ich folgte seinem Ratschlag und schaffte es tatsächlich, mich für einige Stunden abzulenken. Doch irgendwie war ich nicht zufrieden damit; es musste doch noch was anderes geben, um wieder „die alte“ zu werden. Ich wollte so gerne aus diesem ungewissen Zustand heraus, doch wie ich mich drehte und wendete, ich kam einfach nicht vorwärts und das frustrierte mich.


    -FF-



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  25. #14
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Kim trägt wirklich schwar an ihrem Schicksal. Und ist der - ihrer Meinung nach - Vertrauensbruch von John wirklich die Hauptursache, warum sie nicht mit ihm reden will? Auch er war in der Gewalt von Kolya und wurde gefoltert... da hätten doch die beiden eine gemeinsame Basis, um ein Gespräch anzufangen.
    Wenn sie sich noch länger verschließt, wird John es allmählich bestimmt leid, sich um sie zu bemühen und hofft, daß Kim auf ihn zugeht - nur, daß das wohl nicht so schnell passieren wird.

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  27. #15
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Da kenne ich noch jemanden, der aufs verrecken keine Pillen schlucken will, egal wie mies es ihr geht und selbst wenn sie kurz vorm Wahnsinn ist...
    Man kann eben nicht alles mit Pflanzlichem Zeug oder ner Runde beim Psychologen heilen, manchmal hilft eben nur eine was richtig starkes...
    Bis dann.
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  29. #16
    Auf der Suche Avatar von Kathi90
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    Ach du meine Güte, der Link hier her war schon ganz eingestaubt. Hatte leider viel um die Ohren in letzter Zeit, aber jetzt gehts erst mal in den Urlaub :-)

    Ich hoffe Kim verfällt nicht in Depressionen. Wie das alles ausgehen kann, bekommt man in den letzten Jahren ja leider häufiger mit z.B. Enke oder nun Robin Williams

    ~. .~. .~. .~. .~. .~

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  31. #17
    kolonialer Spion Avatar von Scout
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    Standard 88. Who heals the Wounds, who heals the Scars? - 04. Zu Hause

    Moin

    Jolinar: Ich glaube, im Moment hat Kim viel mehr Stress mit ihrem eigenen Ego als mit irgendwem sonst. Und dieses Ego verhindert auch irgendwie das „Gespräch suchen“. Aber irgendwie muss es ja weiter gehen, oder?

    Colonel: Yep, manchmal nutzt es ja doch nix…

    Kathi: Ja, Depressionen sind nicht von der Hand zu weisen. Gut, dass das hier nur eine Geschichte ist und wenn alles glatt läuft, dann wird Kim sich auch wieder fangen, aber einmal aufarbeiten ist wichtig und dann kann man vielleicht da weiter machen, ob man irgendwann mal aufgehört hatte!

    Und danke fürs Lesen an alle!



    Teil IV – Zu Hause


    Unser gemeinsames Quartier wirkte leer, als ich es das erste Mal seit langer Zeit wieder betrat. Es kam mir ein wenig fremd vor: So lange wohnten John und ich noch nicht zusammen, aber aller Zweifel zum Trotz hatten wir uns gut daran gewöhnt. Ich hatte immer etwas Angst, denn es war ja schon ein Schritt in eine gemeinsame Zukunft, so eine gemeinsame Wohnung. Hatten wir denn noch eine gemeinsame Zukunft?

    Ich sah auf den Schreibtisch, dort stand ein gerahmtes Bild von uns beiden; eines der wenigen, die es von uns gab. Wir wirkten darauf so glücklich! Mir war klar, dass es nur meine Schuld war, dass wir es im Moment nicht waren. Denn an John lag es nicht. Nicht mal an Chaya, es lag einzig und alleine an meiner eigenen Unfähigkeit. Ich wollte so gerne an diesen Ausgangszustand zurück.

    Ich warf mich aufs Bett und nahm seinen Geruch wahr, ein beruhigendes Gefühl stieg in mir auf; ich war doch irgendwie hier zu Hause! Ich klammerte mir ein Kissen zwischen die Arme und versuchte mit allen Sinnen alles von John aufzunehmen, was in diesem Quartier von ihm hier war; ja, es war wirklich ein beruhigendes Gefühl, nicht kalt, nicht mehr so leer wie noch vor fünf Minuten, aber trotzdem noch weit entfernt von dem wohligen Gefühl der Geborgenheit, was ich kannte.

    Als ich später im Bad in den Spiegel in sah, kamen Zweifel in mir hoch. Würde ich dem Druck standhalten können? Druck, den vor allem ich mir selbst machte? Ich stützte mich auf das Waschbecken auf. Diese Schmerzen und diese Bilder – da waren sie wieder – gingen mir nicht aus dem Kopf, als ich letztendlich, weinend in mich zusammensackte und mich auf dem Boden zusammenkauerte. Ausgerechnet in diesem Moment war John in unser Quartier gekommen.

    „Kim? Carson sagte, er hätte dich entlassen! Wo steckst du?“

    Ich war wie gelähmt und konnte ihm keine Antwort geben.

    Er kam zum Bad rüber. „Kim, bist du da drin?“

    „Ja!“

    „Alles in Ordnung?“

    „Nein!“

    „Kann ich reinkommen?“

    „Nein!“

    Er tat es dennoch und erschrak, als er mich sah. „Was ist passiert?“

    „Nichts ist passiert! Nichts! Nur dass ich dieses gehässige Lachen nicht aus meinem Kopf kriege. Es ist Kolya, ich kann nicht aufhören an die letzten beiden Wochen zu denken, John! Ich kann nicht mehr und ich gefährde uns mit jeder Minute mehr! Und von Minute zu Minute werde ich mehr zu einem Schatten meiner selbst! Ich kann dir nicht mal mehr in die Augen sehen, ohne mir Vorwürfe zu machen!“

    Er nahm mich in den Arm und hielt mich eine Weile, bevor er mich ansah: „Hör mal, du musst nicht den ultimativen Helden von Atlantis spielen! Du musst mir rein gar nichts beweisen, Kim. Das was da passiert ist, ändert nichts an meiner Einstellung und an meinen Gefühlen. Ein Mensch kann nicht immer an vorderster Front kämpfen, so wie du es schon jahrelang tust. Gesteh dir ein, dass du eine Pause brauchst, dass du zu dir finden musst und das bedeutet auch, dass du auch schwach sein darfst und es sogar sein musst. Denn nur, wenn du die Talsohle erreicht hast, kann es auch wieder bergauf gehen!“

    Ich senkte erneut den Kopf.

    „Sieh mich an!“ Ich reagierte nicht. „Sieh mich an, Kim! Lass dich nicht durch deinen unbändigen Stolz kaputt machen. Du hast ein traumatisches Erlebnis hinter dir. Sieh es ein und arbeite daran. Wenn du es verdrängst, gehst du daran kaputt!“

    Er schloss mich abermals in die Arme. „Du hast Iblis verarbeitet, du wirst auch Kolya verarbeiten, aber du musst diesen schmerzhaften Weg nun auch gehen! Und du gehst ihn nicht allein! Ich bin hier, immer und ich weiß, ich war nicht immer da, vor allem war ich nicht da, als du mich am meisten gebraucht hast, aber ich verspreche dir, dass ich diesen Weg mit dir zusammengehen werde. Du musst es nur zulassen!“

    Ich nickte, da ich wusste, dass er Recht hatte, obwohl ich es auf den Lippen hatte, zu sagen, dass ausgerechnet er mir diese Tipps gibt, wo er doch selbst sie nie befolgen würde.

    Ich hatte sämtliche Steuerungskontrollen über die Scout verloren. Die Anzeigen waren tot, sie waren alle auf Null, die Geschwindigkeit ließ sich nicht mehr kontrollieren und der Radar war tot. Vor mir, immer größer werdend, die große schwarze Wolke. Ein Feld im All, in dem es keine Sterne gab, ein Nichts und dennoch glich es einem Nebel, der alles Licht verschluckte. Und mein kleiner Jäger wurde magisch von diesem Nichts angezogen. Dann setzte die Lebenserhaltung aus und es wurde schlagartig eisigkalt im Cockpit, so dass ich nur noch meinen schützenden Helm und meine thermoisolierte Uniform hatte, die mich vor dem Erfrieren rettete und dennoch war mein Todesurteil gesprochen; hier würde ich lebend nicht wieder herauskommen.

    Ich wachte auf, als ich von der schwarzen Wolke gänzlich verschluckt wurde. Ich setzte mich auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Wie lange würde das noch so weitergehen? Ich sah zu meinem Nachttisch herüber, auf dem Carsons Beruhigungstabletten standen. Dann ließ ich mich zurück in die Kissen fallen; nein, die würde ich nicht nehmen!


    * * *
    Während des nächsten Tages, den ich vorrangig an der frischen Luft verbrachte, machte der Colonel einen Abstecher zur Krankenstation. Er konnte einfach nicht aufhören, sich Gedanken zu machen. Carson war gerade aus dem Labor gekommen, als John die Station betrat: „Doc!“

    „Colonel, schön Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?“

    „Ich weiß nicht so recht, es geht! Ich bin auch nicht meinetwegen hier, sondern wegen Kim!“

    „Das dachte ich mir!“

    „Hören Sie, sie kämpft tapfer gegen alles an, was sie irgendwie schwächt, aber sie überfordert sich total! Schläft nicht, hat Albträume, isst wenig, und ist teilweise völlig lethargisch!“

    „Das ist einer ihrer sehr tief ausgeprägten Charakterzüge, Colonel, ob Sie’s wollen oder nicht, Sie beide sind sich ähnlicher als Sie vielleicht glauben!“

    „Ich kann es nachvollziehen, wenn Sie das meinen! Aber das reicht mir nicht. Wir müssen etwas tun!“

    „Und was schlagen Sie vor?“

    „Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie etwas für ihre Nerven bekäme!“

    „Sie wollen die Placebos gegen Originale austauschen!“

    „Wenigstens, dass sie etwas schlafen und zur Ruhe kommen kann. Ich habe das beobachtet, sie wandert häufig nachts die Gänge auf und ab, egal ob sie in der Krankenstation oder in unserem Quartier ist!“

    „Ist mir auch schon aufgefallen! Ich frage mich nur, was es bringen soll. Wenn sie die Placebos schon nicht nimmt, wieso sollte sie denn dann die nehmen, wo wirklich was drin ist!“

    „Überlassen Sie das mir!“ Carson seufzte, weil er mich kannte, aber das tat John auch, vielleicht ein Stück besser sogar und beide wollten mich wieder hinkriegen. Aber um mich wieder hinzukriegen, mussten sie mich erst einmal umhauen, also gab Carson John die richtigen Beruhigungstabletten mit.

    * * *

    In der gleichen Zeit sonnte ich mich ein wenig in der Landebucht der Scout, als sich Schritte näherten.

    „Bist du öfter hier?“

    Ich sah auf, als ich die dunkle, raubeinige Stimme Ronons hörte. Er stand genau vor der Sonne, so dass ich nicht einmal blinzeln musste.

    „Ja, sehr oft sogar! Das ist mein Lieblingsplatz in Atlantis, hier bin ich immer, wenn ich mal etwas Abstand brauche, aber hier hatten John und ich auch unser erstes richtiges Rendezvous.“

    „Oh! Aha! Darf ich?“

    „Klar!“

    Er setzte sich neben mich, was mich dazu bewog mich auch aufzusetzen. Vorher hatte ich einfach nur da gelegen und in den leicht wolkenverhangenen Himmel gestarrt.

    „Ist ein schönes Plätzchen hier!“ Ronon besah sich die Scout. „Wann bist du das letzte Mal geflogen?“

    „Ist lange her!“ Wir schwiegen eine Minute, bis ich dann wieder zu ihm rüber sah: „Kann ich dich was fragen?“

    „Klar!“

    „Wie ist das, wenn du an Sateda denkst? Ich meine, du hast alles verloren – Menschen, die dir viel bedeutet haben, deine Heimat, ich meine, du bist doch da aufgewachsen oder? Wie ist das, wenn alles, was man kannte plötzlich zerstört ist?“

    Diese Frage hatte Ronon sofort durchschaut und beantwortete sie daher gar nicht erst: „Du willst nach Hause?“


    Ich drehte meinen Kopf von ihm weg. „Ja, ein Teil von mir will nach Hause! Aber ich weiß nicht, wie diese Welt ist, ist sie noch genauso, wie sie in meinen Erinnerungen lebt oder ist sie anders geworden?“

    Ronon seufzte: „Ich wollte Sateda nicht verlassen, als der Untergang kam! Aber du stellst dir nur eine einzige Frage, und zwar die, ob du überleben willst! Und die meisten Menschen wollen überleben und mit dem Preis, den du dafür bezahlen musst, musst du lernen zu leben!“

    „Ich kann mir das nicht vorstellen, wie es ist, wenn man alles verliert!“

    „Oh doch, das kannst du! Du hast schon alles verloren! Und hast du jemals aufgegeben?“

    Ich neigte den Kopf, daran hatte ich die ganze Zeit nie gedacht, die ganze Zeit überlegte wie ich mit einer fiktiven Situation umgehen würde, ohne daran zu denken, dass ich Ähnliches schon längst erlebt hatte.

    „Ich habe das Gefühl, ich habe keine Kraft mehr um zu lernen, mit den gegebenen Situationen umzugehen, Ronon! So wie ich mich benehme, kenne ich mich nicht und das macht mir Angst! Ich will das nicht, ich will nicht mit der Erkenntnis leben, dass jemand es geschafft hat, die Kontrolle über mich zu haben!“

    „Du bist auch nur ein Mensch! Wir sind uns da wohl ähnlich. Glaubst du, mir wollte es in den Kopf gehen, dass die Wraiths mich kontrollieren?“

    „Wie hast du es überwunden?“

    „Gar nicht, ich habe daraus gelernt!“

    „Ich wünschte, ich könnte das!“

    „Das kannst du auch, aber das dauert! Und nach Hause gehen, ist keine Lösung, sondern ein Davonlaufen, außerdem hast du eine Verpflichtung Sheppard gegenüber.“

    „Habe ich die?“

    „Wenn du die nicht hast, dann gehörst du nicht zu ihm!“

    Kawoosh – das hatte gesessen. Ich fühlte mich, als hätte mich der Event Horizon eines sich aktivierenden Stargates erwischt, aber Ronon hatte Recht. Ich durfte nicht egoistisch sein, diese Zeiten waren seit Beginn der Beziehung mit John einfach vorbei und ja, wenn ich das nicht fühlte, dann gehörte ich nicht zu ihm, aber ich wollte doch zu ihm gehören!

    „Danke, das war mal nötig!“

    Nun fing der Sateder an zu grinsen: „Jederzeit!“


    -FF-



  32. Danke sagten:


  33. #18
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
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    Ein Mensch kann nicht immer an vorderster Front kämpfen, so wie du es schon jahrelang tust. Gesteh dir ein, dass du eine Pause brauchst, dass du zu dir finden musst und das bedeutet auch, dass du auch schwach sein darfst und es sogar sein musst.
    Das sagt ausgerechnet er... der auch immer den Starken spielt, egal, was ihm passiert.

    Ich nickte, da ich wusste, dass er Recht hatte, obwohl ich es auf den Lippen hatte, zu sagen, dass ausgerechnet er mir diese Tipps gibt, wo er doch selbst sie nie befolgen würde.
    Yepp, so ist es.

    Aber trotzdem sollte sie seinen Rat annehmen und befolgen und nicht weiter alles in sich hineinfressen - außer den Tabletten, die John ihr jetzt unterjubeln will.
    Ein Besuch bei Heytmeier wäre wirklich notwendig!

    „Wenn du die nicht hast, dann gehörst du nicht zu ihm!“

    Kawoosh – das hatte gesessen.
    Hey, Ronon kann ja mal einfühlsam sein... wenn auch etwas mit dem Holzhammer

  34. Danke sagten:


  35. #19
    Gehasst, Verdammt, Vergöttert Avatar von Colonel Maybourne
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    Sie sollte anfangen, mal wieder so richtig an ihrer Scout herumzuschrauben, dass wird sie auch wieder auf andere Gedanken bringen...
    Oder sich schön mit McKay anlegen, dass kann auch sehr erheiternd sein und ihr helfen, mit Humor das vergangene zu verarbeiten.
    bis dann.
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  36. Danke sagten:


  37. #20
    FaGöttin Avatar von Spica
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    Standard

    Hi Scout!

    Da postest du einfach den nächsten Teil gerade, wenn ich aufhöre, täglich nach ihm zu suchen ... ich hoffe, du hattest einen erholsamen Urlaub!

    Kims Albträume sind ja gruselig!! Bis zu dem letzten hätte ich ja gesagt, sie sollte vielleicht einfach mal eine Runde mit der Scout drehen, aber davon würde ich jetzt absehen.

    Deine Beschreibung, wie Kim in ihr gemeinsames Quartier zurückkommt, hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe, sie bleibt da (notfalls muss John eben für ein paar Tage ausziehen). Mir war bis dahin gar nicht richtig klar gewesen, dass sie die ganze Zeit auf der Krankenstation gewesen war. Ich würde, glaube ich, im Zweifelsfall lieber in der vertrauteren Umgebung schlafen. Oder versuchen, zu schlafen.

    Das Kim keine Tabletten nehmen mag, kann ich auch gut verstehen - ich nehm nur, was sich absolut nicht vermeiden lässt.

    Freue mich auf baldige Fortsetzung!

    Liebe Grüße,
    Spica
    "It's your life and you can't deny yourself in it." ~Storm Reed



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