Titel: An deiner Seite – für immer
Autor: John´s Chaya
Genre: Drama, Het, Hoffnung
Rating: PG13
Serie: Saving Hope
Charaktere: Dr. Charlie Harris/ Dr. Alex Reid, Dr. Joel Goran
Wörter: ca. 2235
Beta: Antares, vielen lieben Dank!
Anmerkung: Dieses Fandom ist komplettes Neuland für mich. Aber ich hoffe, ich kann euch die 'Saving Hope Welt' ein wenig nahe bringen. Ich wollte in der Story nicht auf Details über irgendwelche Krankheiten oder Operationen eingehen, dass solche Dinge im Krankenhaus passieren, ist ja wohl jedem klar.
Ich mochte Krankenhausserien nicht mehr, aber Michael Shanks und Erica Durance, aber auch Daniel Gillies, haben mich eines Besseren belehrt. Sie spielen ihre Rollen mit ganzem Herzen.
Diese FF wurde für Antares Allerlei-Challenge-Thema geschrieben.
Disclaimer: An dieser FF gehört mir nichts, außer der Idee dazu.
Inhalt: Dies ist die Geschichte der großen Liebe zwischen Dr. Charlie Harries und Dr. Alex Reid, die beide im Hope-Zion Hospital arbeiten. Und die Geschichte einer noch nicht erloschenen alten Liebe – die von Dr. Joel Goran.
Zersplitterndes Glas, laute Schreie, flackernde/blinkende Lichter … All das nahm Dr. Alex Reid nicht richtig war. Sie hatte nur Augen und Ohren für Charlie. Auf dem Weg zu ihrer Hochzeit war ein Auto in die Seite des Taxis gekracht, in dem sie und Charlie auf den Weg zum Standesamt gewesen waren. Sie war mit ein paar Kratzern davon gekommen, aber Charlie lag auf dem kalten Straßenasphalt mit dem Kopf in ihren Schoß und war bewusstlos. Überall war Blut, er atmete kaum, aber noch war Leben in ihm.
„Charlie! ... Verlass mich nicht!“ Schreiend wachte Alex auf. Im ersten Moment wusste sie nicht wo sie war, aber dann kam die Erinnerung mit voller Wucht zurück.
Sie lag im Hope-Zion Ärztezimmer auf der Couch. Und es war kein Traum, es war pure Realität.
Charlie lag hier im Krankenhaus im Koma – ihr Charlie, mit dem sie doch noch vor wenigen Tagen so glücklich auf dem Weg zu ihrer Hochzeit gewesen war. „Nein“, verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. Es durfte einfach nicht war sein, aber die Realität holte sie ein.
„Dr. Reid in den OP bitte, Dr. Reid in den OP bitte!“, kam es über den Krankenhaus-Lautsprecher.
Mechanisch erhob sie sich und tat das, was sie immer in solch einer Situation tat, sie machte ihre Arbeit. Sie begab sich in den OP, wo ihr Kollege und Ex-Freund Dr. Joel Goran schon auf sie wartete. Da sie die leitende Chirurgin war, wurde sie oft dazu gerufen, wenn schwierige Operationen anstanden und mehr als ein Chirurg benötigt - oder ihre Brillanz auf diesem Gebiet gebraucht wurde. Nicht umsonst war sie von Charlie zur leitenden Chirurgin ernannt worden. Sie war eine Koryphäe auf ihrem Gebiet.
Dr. Charlie Harries war Chefarzt der Chirurgie am Hope-Zion, dem Krankenhaus, in dem er nun als Koma-Patient lag.
Mechanisch tat sie sie ihre Pflicht, voll konzentriert auf das was sie tat, denn es hing ein Menschenleben davon ab. Sie funktionierte, was ihren Beruf – ihre Berufung anging. Aber kaum hatte sie den OP verlassen, holte sie ihr ganzes Leid wieder ein. Ihr Charlie, der Mann, den sie über alles liebte und den sie heiraten wollte - lag hier im Koma und sie konnte nichts tun. Sie war machtlos, kein chirurgischer Eingriff konnte ihn ins Leben zurückholen, sondern einfach nur die Zeit und viel Geduld.
Es kam ziemlich oft vor, dass Menschen ins Koma fielen, fast genauso oft kam es vor, dass sie nach geraumer Zeit wieder erwachten. Aber es kam auch vor – dass sie nie mehr erwachten. Alex tat alles ihr Mögliche und auch Unmögliche, um Charlie zurück ins Leben zu holen. Ließ ihn spüren, dass sie immer für ihn da war. Sie las ihm vor, spielte seine Lieblingsmusik, stimulierte seine Sinne auf jede erdenklich Art und Weise. Sie hoffte, er würde sie hören, sie fühlen.
„Charlie, ich liebe dich so sehr. Komm zurück zu mir!“, flehte Alex immer wieder. Jede freie Minute verbrachte sie an seinem Krankenbett. Sie hatte das Krankenhaus seit einer Ewigkeit nicht mehr verlassen, war lange nicht mehr in ihrer gemeinsamen Wohnung gewesen. Von ausreichendem Schlaf oder auch von regelmäßigen Mahlzeiten ganz zu schweigen. Schokolade war oft ihr kleiner Lebensretter, wenn sie vor Hunger umkam. Ihr Zuhause war jetzt im Hope-Zion, bei Charlie.
Was sie nicht wusste, sondern nur ahnen konnte, auf Grund einiger Erfahrungsberichte ehemaliger Koma-Patienten – Charlie bekam alles mit. Jedes Wort, alles was um ihn herum geschah. Denn er befand sich auf der Ebene zwischen Leben und Tod und wandelte als "Geist" durch das Krankenhaus.
„Alex, ich bin noch hier, bin bei dir – ich liebe dich!“ Immer wieder flüstere er ihr das zu, doch sie konnte ihn nicht hören. Aber es hatte den Anschein, als ob sie seine Nähe spürte.
„Charlie, bitte komm zurück, bitte – lass mich nicht allein zurück!“, bat Alex verzweifelt in solchen Momenten.
Charlie legte ihr die Hand auf die Schulter, zumindest tat er so, denn als "Geist" konnte er nichts anfassen. Er versuchte so ihr Trost zu spenden – ihr seine Nähe zu zeigen. „Das hatte ich mir jetzt anders vorgestellt. Ich dachte, es wäre so wie in ‚Ghost’. Aber ich bin ja auch nicht Patrick Swayze“, seufzte er enttäuschst.
Da Geister keinen Schlaf brauchten, wandelte er durch das Krankenhaus. Dabei traf er unzählige andere hilflose Geister, die noch nicht bereit waren, ihr irdisches Leben zu verlassen. Aber über kurz oder lang, blieb ihnen nichts anderes übrig. Nur Charlie hing schon tagelang im Hope-Zion fest. Er wollte kämpfen, wollte wieder zurück in seinen Körper – wollte zu Alex zurück.
Sein Leben zog an ihm vorbei. Seine Eltern, Kindheit, Schule, erste Freundinnen, sein Studium …, all das, aber am meisten dachte er an die Zeit, in der er Alex kennen – und lieben gelernt hatte. Sie war die Frau/Liebe seines Lebens. Mit ihr wollte er alt werden, Kinder bekommen – ja, er wollte eine richtige Familie gründen. Sie war die Richtige für ihn. Und jetzt jetzt lag er hier im Koma und es war ungewiss, ob er jemals wieder aufwachen würde. „Verdammt, ich will wieder aufwachen!“, fluchte er zum wiederholten Male.
Er fühlte sich machtlos, hilflos, verzweifelt – einsam. Er wollte so gerne an Alex' Seite sein, neben ihr einschlafen, aufwachen, arbeiten, essen - sie lieben. All das wollte er wieder mit Alex gemeinsam tun. Den Kampf zurück ins Leben würde er niemals aufgeben, das versprach er Alex immer wieder, auch wenn sie es nicht hören konnte.
Es gab aber etwas, das ihm Sorgen machte – Dr. Joel Goran, Alex Ex-Freund und neuer Arbeitskollege. Nicht, dass er seiner Verlobten nicht trauen würde, ihr schon – aber Joel nicht. Denn er spürte, dass dieser immer noch große Gefühle für Alex hegte. Und nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete, um sie ihr zu gestehen. Dieser Zeitpunkt durfte niemals kommen, das schwor Charlie sich, das würde er nicht zulassen - auf keinen Fall. Aber als Geist, zwischen zwei Ebenen gefangen, konnte er nicht viel ausrichten. Er musste also wieder aufwachen …
***
Wenn Alex mal wieder vor Erschöpfung im Ärztezimmer eingeschlafen war, kam es nicht selten vor, dass Dr. Joel Goran nachdenklich auf die Schlafende herunterblickte. Er liebte sie immer noch, auch wenn er hier und da ein Techtelmechtel mit einer der Krankenschwestern oder Assistenzärztinnen hatte. Aber er investierte niemals Gefühle, sondern nahm, was ihm freiwillig angeboten wurde.
Sein Herz gehörte Alex. Sein Kontrahent lag zwar im Koma, aber für Alex war er im Moment der Mittelpunkt ihres Lebens. Joel wünschte, Charlie würde endlich aufwachen, denn so konnte er nicht um Alex kämpfen. Er wollte mit einem gleichberechtigten Gegner um Alex Gunst kämpfen, nicht mit einem, der sich nicht wehren konnte. Das wäre nicht nicht fair, das konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Einem Mann, der sich nicht wehren konnte, die Frau wegnehmen – nein, so etwas tat er nicht.
So stürzte er sich ebenfalls in die Arbeit und wartete auf seine erneute Chance bei Alex. Über kurz oder lang musste etwas passieren, denn bei Dreien - war Einer zu viel.
Hoffentlich war er nicht derjenige, der das zuviel war ...
Charlie sah Dr. Joel Goran frustriert an. Gott, was würde er dafür geben, jetzt an seiner Stelle zu sein. Er würde sich zu Alex legen, sie ganz fest in seine Arme nehmen und niemals mehr loslassen. Es brach ihm das Herz, sie so traurig und leidend zu sehen. Sogar im Schlaf liefen ihr die Tränen die Wangen herunter. Er versuchte sie wegzuwischen …, vergebens. Ein Seufzen kam über seine Lippen und er verließ mit hängendem Kopf den Raum.
Es musste doch verflucht noch mal einen Weg zurück in seinen Körper geben – es musste sein!
Im Morgengrauen erwachte Alex und sah Joel schlafend im Sessel sitzen. Wie lange er wohl schon dort saß? Müde rieb sie sich die Augen. Könnte sie doch auch nur so ihren Schmerz beiseite wischen. Aber es gelang natürlich nicht. Das wäre wohl zu einfach. Sie ging ins angrenzende Bad, um sich ein wenig frisch zu machen, als sie ein lautes 'Aua' hörte. Ein Blick ins Zimmer reichte, um zu sehen, dass Joel dabei war, seine müden Knochen zu strecken und zu dehnen. Dabei hatte er sich das Knie an der Tischkante gestoßen. Fluchend bückte er sich, um seine Schuhe anzuziehen.
Erst einmal brauchte er dringend einen Kaffee. „Alex, möchtest du auch einen Kaffee? Ich mach mal eben schnell einen frischen. Das Gebräu von gestern kann man ja nicht mehr genießen“, grinste er.
„Ja, bitte, schön stark“, antwortete sie. Schnell frischte sie ihre Frisur ein wenig auf und betrat dann wieder das Zimmer. Frischer Kaffeeduft zog durch den Raum und weckte ein wenig ihre Lebensgeister. Sie würde sich noch fünf Minuten bei einem frischen Kaffee entspannen, bevor sie sich wieder auf den Weg zu Charlie machte. Ein trauriges Seufzen verließ ihr Lippen.
Joel warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Du denkst an Charlie oder? Er wird bestimmt wieder aufwachen, bei all der Fürsorge, die du ihm angedeihen lässt.“ Das klang ein wenig deprimiert.
„Was soll dieser Unterton, findest du das ich übertreibe?“, fragte sie überrascht. „Mist, er hegt anscheinend immer noch Gefühle für mich“, dachte sie erschrocken. Laut sagte sie: „Man kann gar nicht genug tun, um ihn wieder ins Leben zurückzuholen. Ich werde es schaffen, Charlie und ich werden es gemeinsam schaffen und dann werden wir heiraten und über all die schlimme Zeit lachen!“ Dabei hatte sie Tränen in den Augen.
„Alex, bitte nicht weinen. Natürlich wird Charlie wieder aufwachen. Man hört das doch immer wieder, selbst noch nach längerer Zeit, als es jetzt schon bei ihm dauert“, versuchte er seinen Fauxpas von vorher wieder gut zu machen, dabei nahm er sie in den Arm. Wie gut sie sich anfühlte, viel zu gut. Fast hätte er sie geküsst, sie duftete so gut … Aber in letzter Sekunde hatte er sich wieder im Griff. Das wäre jetzt der total falsche Zeitpunkt, damit würde er für immer alles verderben. Lieber als ein guter Freund weiter an ihrer Seite sein - als gar nicht.
***
Charlie wandelte währenddessen wieder durch das Krankenhaus, auf der Suche nach einer Lösung seines Problems. Er hatte vor einigen Tagen einen "Geist" kennengelernt, der schon viel länger sein Dasein als Geist im Krankenhaus fristete als er. Ihn wollte er noch mal ausfragen, er hatte nämlich bemerkt, dass dieser Dinge bewegen konnte. Er fand ihn vor dem Zimmer, in dem dessen Körper lag. Dort lag er schon sehr viele Jahre und bekam nur noch sehr selten Besuch von seiner Ehefrau.
„Bitte, sag mir wie ich Dinge bewegen kann, wie ich mich bemerkbar machen kann“, flehte er den Mann an.
„Du kannst nicht loslassen, das ist dein Problem. Du hängst noch zu sehr an deinem irdischen Dasein. Deswegen klappt es nicht. Lass los!“
„Ich kann nicht loslassen. Ich will zurück in meinen Körper, mein Leben!“, sagte Charlie.
„Dann kann ich dir nicht helfen. Das ist die Grundvoraussetzung. Lass los, dann helfe ich dir. Ansonsten verschwende nicht weiter meine Zeit. Und jetzt verschwinde, denn meine Frau ist zu Besuch." Der Mann drehte sich genervt weg und ging.
„Loslassen? Verdammt ich will nicht loslassen!“, schrie Charlie ihm wütend hinterher. Sauer auf sich selbst, machte er sich wieder auf den Weg zu seinem Körper, in der Hoffnung, dort Alex anzutreffen.
Sie saß, wie er erwartete hatte, dort auf seinem Bett – Moment. "Auf" seinem Bett? Er sah wie Alex die Waffen einer Frau zog und nur noch einen ihrer wunderschönen Spitzen-BH trug. Sie wollte wohl wirklich in die untersten Schichten seines Bewußtseins vordringen, dort, wo die Gefühle lagen, um ihn so ins Leben zurückzurufen. Ein interessanter Ansatz.
Sie nahm seine Hände und legte sie an Orte, wo er sie immer gerne hingelegt hatte. Ein seliges Seufzen entglitt seinen Lippen. Moment - was war das? Konnte es sein, dass ihr Plan funktionierte? Er fühlte tatsächlich warme Haut unter seinen Händen. Das … das ... wäre ja fantastisch, denn das hieße … Überrascht schaute er auf seinen Körper, aber dieser regte sich nicht.
„Verdammt noch mal, wach auf, wach verdammt noch mal auf!“, schrie Charlie voller Verzweiflung seinen Körper an. Es konnte doch nicht sein, dass alle seine Hoffnungen umsonst waren. Es sollte doch … Ja! Ein Zucken seiner rechten Hand war die Folge.
„Charlie? Charlie…! Schnell, er wacht auf, er hat seine Hand bewegt, schnell …“, rief Alex.
Der Neurologe war sofort zur Stelle und überprüfte Charlies Werte. „Alles beim alten, keine Veränderungen. Sie wissen doch, Muskelzuckungen können mal vorkommen, das heißt leider nicht, dass er bald aufwacht.“
„Doch, das heißt es“, rief Alex. „Charlie, wach auf …“, sie warf sich fast auf seine Brust. Legte ihr Ohr auf sein Herz. „Charlie, bitte wach auf. Ich brauche dich doch so sehr, vermiss dich so sehr.“ Aber nichts geschah.
Der Neurologe tröstete sie mit den Worten, dass Dr. Charlie Harries eine Kämpfernatur war und auch diese vorübergehende Niederlage in einem Sieg umwandeln würde. Er würde sich zurück ins Leben kämpfen. Es war nicht auszuschließen, dass er eines Tages einfach wieder die Augen aufschlug und ganz der Alte war. Er als Neurologe, sah keinen Grund nicht daran zu glauben.
Alex hörte diese Einschätzung nur zu gerne, denn sie wollte auf gar keinen Fall das Gegenteil in Erwägung ziehen. Sie würde niemals aufgeben, an eine gemeinsame Zukunft mit Charlie zu glauben. Er war und ist die Liebe ihres Lebens.
Und das würde sie auch Dr. Joel Goran begreiflich machen – machen müssen!
***
Vorläufiges Ende, denn im Hope-Zion gibt niemals jemand die Hoffnung auf!
Februar 2014, John´s Chaya