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Thema: SGA: Lost in Paradise

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    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
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    Standard SGA: Lost in Paradise

    Und schon geht es weiter mit John und Alexa!

    Hier mal ein Cover einer ganze Reihe verschiedener Versionen. Die anderen sind hier zu finden! Welches gefällt euch besser?


    Lost in Paradise

    Author: Shahar
    Serie: Stargate Atlantis
    Genre: Action, Drama, Friendship, Romance, Hurt/Comfort
    Rating: R-16
    Charaktere: Multi-Charakter, OC
    Spoiler: nach 5. Staffel, virtuelle Episode, spielt nach Ghosts of the Past

    Kurzinhalt: In Atlantis brodelt es. Tristanius ist mit wichtigen Gedanken und Entscheidungen beschäftigt, während Alexa noch immer in ihrem Gefühlschaos gefangen ist und dies nur allzu deutlich zeigt. Sehr zu Johns Leidwesen, denn er scheint im Mittelpunkt ihres Unmuts zu stehen. Doch dann verschlägt es beide durch einen Unfall auf einen einsamen, verlassen Planeten. Um zu überleben, müssen sie sich zusammenraufen.

    Die Alexa-Reihe: Awakening (1), Traces of Truth (2), Surviving (3), Expectations (4), Family Ties (5), Convergence (6), Healing Memories (7), Negotiations (8), Weihnachtspost oder warum Daniel Jackson in Damen-Unterwäsche wühlte (9) A Star under the mistltoe or `I give you my star´ (10), Crystal Heart (11), Ghosts of the Past (12), Fallen (13) Zu finden hier

    Disclaimer: Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Stargate Atlantis und alle vorkommenden (bekannten) Charaktere sind nicht mein Eigentum. Lediglich der Charakter der Alexa und einige andere (OC) sind Eigentum des Autors

    Feedback: ist sehr gerne gesehen.

    ~~~///~~~


    „Du musst ihr einfach Zeit lassen, John.“

    „Das höre ich in letzter Zeit andauernd …“, entgegnete John seinem Vater.

    Schon seit fast einer Stunde werkelten John und Patrick an dem alten Black Hawk und unterhielten sich über die verschiedensten Dinge. Patrick hatte geplant, den ziemlich demolierten Helikopter, den er John zu Weihnachten schenkte, als Mittel zum Zweck einzusetzen. Eine Möglichkeit, Zeit mit ihm zu verbringen, Gespräche zu führen und sich wieder näherzukommen.

    Zugegeben, es waren nicht die Gespräche, die Patrick eigentlich im Sinn hatte. Gespräche, die für eine verkorkste Vater-Sohn Beziehung nützlich wären. Und es war auch nicht so, dass er solche Gespräche über Vergangenheit, Verfehlungen, Fehler, Vorwürfe und anderes, das für den Bruch zwischen Vater und Sohn verantwortlich war, besonders mochte. Aber manchmal musste man eben die Zähne zusammenbeißen und nehmen, was man kriegen konnte. Die Hauptsache war, dass sie überhaupt wieder miteinander sprachen und sich dabei nicht gegenseitig zermürbten. Doch dieses Gesprächsthema handelte, wie so oft in letzter Zeit mal wieder von den Antikern. Um genauer zu sein: Alexa.

    Es hatte Patrick an Weihnachten eine Menge, Kraft, Ruhe und auch Nerven gekostet, seinem ältestem Sohn ein Geständnis zu entlocken und dabei musste er staunen, welch eine Wirkung sein Geschenk doch erzielte. Carol verstand den Hubschrauber als eine Art Bindeglied zwischen Vater und Sohn und Patrick musste gestehen, dass er es fast genau so sah, denn es hatte tatsächlich wirklich gut funktioniert, John dazu zu bringen, seine Liebe zu Alexa zu gestehen.

    Doch John schien es mittlerweile anders zu sehen, denn er war in letzter Zeit erstaunlich oft hier zu finden und Patrick bekam das Gefühl nicht los, dass er sich regelrecht hier her flüchtete. Und zwar vor Alexa.

    „… und wenn sie so weiter macht, wird sie bald mehr Zeit haben, als ihr lieb ist. Dann stecke ich sie nämlich wieder eine Zeit lang in die Kapsel. Da kann sie so mies gelaunt sein, wie sie will … oder ich verabreiche ihr noch ´ne kalte Dusche.“

    „John, jetzt mach mal halblang. So schlimm wird es schon nicht sein“, entgegnete Patrick teils geschockt, teils amüsiert.

    „Glaubst du?“, gab John spottend zurück. „Ich dachte, sie hätte sich nach der letzten nächtlichen Trinkaktion zumindest ein bisschen eingekriegt. Stattdessen werde ich den Eindruck nicht los, dass es immer schlimmer wird … sie ist mittlerweile eine Zicke, wie es im Buche steht. Ich erkenne sie fast nicht wieder! Egal was ich sage oder tue … ich bin der Böse, ich bin schuld an allem, ich mache ihr das Leben schwer, ich bin das Übel schlechthin. Sie weist mich ab, sie mault mich an, sie glaubt, mich belehren zu müssen, sie nimmt mich teilweise gar nicht ernst oder aber überhaupt nicht wahr.“

    „Kann es vielleicht sein, dass du ein wenig übertreibst?“

    „Willst du Beispiele? Na schön. Neulich gab es eine Unterhaltung über ihren Fighter und sie wollte McKay davon überzeugen, die Finger von ihrem Projekt zu lassen, bis er fertig ist und die endgültige Abnahme durch sei. Ich habe versucht, sie dabei zu unterstützen und mir Rodney ebenfalls zur Brust genommen. Ich habe mich dabei auch immer wieder an sie gewandt, aber sie tat so, als sei ich nicht da. Der eigentliche Knaller kam dann zum Schluss. Kaum dass McKay und die anderen weg waren und Alexa und ich alleine waren, drehte sie sich zu mir um und fauchte mich an, was mir denn einfiele, das Wort für sie zu ergreifen und sie wie ein kleines hilfloses Kind darzustellen. Sie sei nicht unfähig und bräuchte auch keine Hilfe und -jetzt kommt´s- schon gar nicht von mir.“

    „Vielleicht hatte sie nur einen schlechten Tag.“

    „Einen von vielen, wenn du mich fragst. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche.“

    Gerade als Patrick weiter sprechen wollte, betrat Alexa die Jumperbucht. Nur kurz schien sie überrascht, nicht alleine zu sein, warf John einen kaum zu deutenden Blick zu, nickte jedoch grüßend in Patricks Richtung und begab sich nach einer kurzen Codeeingabe an dem Terminal zu ihrer Werkstatt zu ihrem Fighter.

    „Würde mich nicht wundern, wenn gleich wieder etwas käme“, murmelte John, sah auf seine Uhr und lehnte sich lässig abwartend gegen den Black Hawk.

    „Man könnte meinen, du sehnst es dir herbei.“

    „Warte ab.“

    Tatsächlich dauerte es auch nicht lange, bis Alexa mit schnellen Schritten aus ihrer Werkstatt trat und eilig zu John ging.

    „Colonel, waren Sie kürzlich in meiner Werkstatt?“

    „Nein, war ich nicht.“

    „Eines meiner Werkzeuge ist aber verschwunden.“

    „Und schon geht es los. Das ist neuer Rekord“, meinte John, sah zu seiner Uhr, dann zu seinem Vater und dann wieder zu Alexa. „Vielleicht haben Sie es verlegt.“

    „Nein, habe ich nicht“, gab Alexa zurück.

    „Dann hat es jemand anderes genommen“, spekulierte John weiter.

    „Es haben nur zwei Personen Zugang zu meiner Werkstatt. Ich und Sie, nachdem ich Ihnen den Zugangscode mitgeteilt hatte.“

    „Ich war aber nicht in Ihrer Werkstatt, okay? Und Ihr Werkzeug habe ich auch nicht.“

    „Jemand anderes kann es sich aber nicht geholt haben, weil eben nur wir beide Zugang haben. Und ein Werkzeug ist wohl kaum in der Lage von selbst hier raus zu marschieren.“

    „Geben Sie den Dingen noch ein bisschen Zeit, dann dürfte so ziemlich alles in Ihrer Nähe Reißaus nehmen“, gab John gereizt zurück.

    „Wie bitte?! Was soll das heißen?“

    „Das heißt-„

    „Verkneif´s dir, Junge“, meinte Patrick und ging zwischen die beginnende Keiferei, bevor er sich wieder zu Alexa wandte. „Sind Sie sicher, dass wirklich niemand anderer in die Werkstatt hätte kommen können?“

    „Ja.“

    „Nein! Als ich gestern hier rauf kam, stand die Werkstatt sperrangelweit offen und weit und breit war niemand zu sehen. Ich habe die Tür wieder verschlossen, aber wer weiß, wie lange sie zuvor schon für jedermann zugänglich war. Jeder hätte da rein und Ihnen Ihr Werkzeug stehlen können“, erklärte John und spürte allmählich Verärgerung aufkommen.

    „Und was soll jedermann damit?! Es ist Spezial-Werkzeug, dass nicht für alles und jedes gebraucht werden kann.“

    „Da haben wir es ja! Also kann ich Ihr verdammtes Werkzeug gar nicht haben, denn wir arbeiten hier seit Tagen schon mit Schweißgerät und Lötkolben und können es gar nicht gebrauchen“, verteidigte sich John aufgebracht.

    „Und wie Sie das können! Mit meinem Werkzeug kann man ähnliche Arbeiten verrichten. Sie könnten besser und schneller damit arbeiten und das wissen Sie!“, meinte Alexa mit lauter Stimme.

    „Ich habe Ihr verdammtes Werkzeug aber nicht!“, schrie John ein letztes Mal.

    „Werden wir noch sehen!“, entgegnete Alexa drohend und stapfte wütend davon.

    John schüttelte fassungslos mit dem Kopf, drehte sich mit ausgebreiteten und herausfordernden Armen zu seinem Vater, der mit vor Schock geweiteten Augen starrend vor ihm stand.

    „Brauchst du noch weitere Beweise oder können wir die Beweisführung abschließen?“

    Patrick versuchte alles, um John wieder zu beruhigen. Doch es war schwer. Vor allem da John seit seiner Erkenntnis über seine Liebe zu Alexa eine ganz andere Sicht auf sie hatte. Die nun allerdings schwer getrübt wurde. Er konnte sehen, wie sehr ihm die kürzliche Auseinandersetzung zusetzte und auch die vergangenen Kabbeleien der letzten Tage zwischen den beiden beschäftigten ihn mehr, als er es zunächst zugeben wollte.

    „Vielleicht ist es besser, wenn du dich eine Zeit lang von ihr fernhältst. Am besten so fern wie möglich.“

    „Ich kann nicht“, erwiderte John gedrückt. „Der Befehl von O´Neill und Landry steht immer noch. Ich habe auf sie aufzupassen. Und ihrem Vater habe ich auch einen Schwur geleistet. Abgesehen davon, wer weiß, auf welche Wahnsinnsideen sie noch kommt. Die nächtliche Saufaktion war vielleicht nur der Anfang und-“

    „Colonel Sheppard, bitte melden Sie sich unverzüglich in der Kommandozentrale“, ertönte ein Funkspruch über die stadtweite Kommunikationsanlage und unterbrach John bei seinen Ausführungen.

    „Das glaube ich jetzt nicht“, meinte John.

    Er ahnte schon, dass Alexa sich über das fehlen oder besser gesagt den angeblichen Diebstahl eines ihrer Werkzeuge beschweren würde, doch dass sie ihn nun offenbar ganz bewusst bei Woolsey des Diebstahls bezichtigte, konnte er wirklich nicht fassen.

    „Sie ist wirklich in Fahrt“, meinte Patrick, als er sah, wie John wütend einen alten ölverschmierten Lappen in die nächste Ecke warf und davon stapfte.

    John war noch nicht einmal die Treppe zum Kontrollraum ganz hinabgestiegen, da hatte er schon eine angeregte Diskussion im Büro hören können und zu seiner Überraschung hatte er kurz darauf auch Alexas Vater ausmachen können. Doch es war Richard, der ihn eilig zu sich winkte.

    John betrat das Büro, verschränkte schon gleich abwehrend die Arme, kam vor dem Schreibtisch neben Alexa zum stehen und warf ihr einen beinahe vernichtenden Blick zu.

    Währenddessen setzte sich Patrick aufstöhnend in einen Sessel und sah unsicher, aber auch prüfend zwischen John und Alexa hin und her.

    „Sie wissen wohl wirklich nicht, wann es zu weit geht, was? Was kommt den als Nächstes? Wird man in Handschellen vorgeführt? Oder starten Sie eine Inquisition, wenn Ihr Werkzeug nicht sofort wieder auftaucht?“, gab John zynisch zurück.

    Doch Alexa schnaubte nur, verdrehte kopfschüttelnd die Augen und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

    „Oh wie schön, Sie wissen bereits, worum es geht. Also Colonel, wie lautet Ihr Standpunkt?“, verlangte Richard zu wissen.

    „Ich habe es nicht.“

    „Sie haben es nicht“, bestätigte Richard und fuhr fort. „Commander Thalis machte deutlich, dass sie dieses Werkzeug auch nicht verlegt haben könnte. Bleibt immer noch die Frage: Wo ist es?“

    „Woher soll ich das wissen? Irgendjemand hat es sich genommen. Ich allerdings nicht.“

    „Nnngaarrr! Wer denn dann bitte schön?! Nur Sie und ich haben Zugang zu meiner Werkstatt.“

    „Es sei denn, Tür und Tor stehen weit offen und Sie haben vergessen, sie zu verschließen! So wie gestern!“, erwiderte John und erhob, genau wie Alexa die Stimme. „Da hätte jeder rein können.“

    „Ich lasse doch nicht einfach so meine Werkstatt offen. Der Fighter ist mein Projekt! Es galt einst als ein sehr sensibles und geheimes Projekt und für mich hat sich diesbezüglich nicht viel geändert. Für wie dumm halten Sie mich eigentlich?!“

    „Wollen Sie eine ehrliche oder diplomatische Antwort darauf?“, platzte es auch John und Patrick räusperte sich, wie es einst mit John abgesprochen war, sollte er sich wieder einmal bei Alexa um Kopf und Kragen reden. Doch er wurde nicht gehört. Eigentlich wurde er eher ignoriert.

    „Oh, Sie … Sie … Ich will mein Werkzeug zurück.“

    „Was glauben Sie, was ich will?“, fragte John verärgert und trat dicht vor sie. Die Arme immer noch vor der Brust verschränkt, sah er ihr herausfordernd in die Augen. „Manchmal bekommt man eben nicht das, was man will. Aber wem sage ich das?“

    Patrick räusperte sich erneut und diesmal auch lauter, sodass es sogar Richard und Tristanius bemerkten. Doch die Ablenkung hielt nicht lange an und wirkte erst recht nicht bei John. Dafür schien die Provokation bei Alexa einzuschlagen, wie eine Bombe. Ihre Hände zu Fäusten geballt, das Kinn nach vorne gereckt, die mahlenden Kiefer –all das waren die ersten Anzeichen, die Tristanius verrieten, wie nahe sie davor stand, einem gewissen Colonel enorme Schmerzen zuzufügen. Ganz zu schweigen, dass ihm diese Szenerie derart surreal erschien. Surreal und doch merkwürdig vertraut.

    „Wissen Sie was?“, fuhr John fort und breitete die Arme aus. „Durchsuchen Sie mich, wenn Sie wollen. Ich werde auch nicht lachen, wenn Sie mich kitzeln aber ich verspreche Ihnen, dass Sie ihr Werkzeug bei mir nicht finden werden … Ich werde nicht derjenige sein, der nach Ihrer Pfeife tanzen wird.“

    Patricks Räuspern war sogar bis in den Kontrollraum zu hören und unmissverständlich. Mit einem mehr als empörten Gesichtsausdruck war es so laut und kräftig, dass Sheppard Senior sich fast daran verschluckte und husten musste. Doch die Reaktionen in Form von rätselnden Blicken und stummen Fragen kamen wieder nur durch Richard und Tristanius.

    „Und ich werde dann auch nicht mehr auf die Knie fallen und um Verzeihung bitten … Das ist es doch, was Sie wollen, nicht wahr?“, fuhr John leise fort, als er den Abstand zu ihr noch weiter verringerte. Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander und John glaubte, ein Feuer in ihren Augen zu erkennen. Ein Feuer, das durch Wut, Verbitterung und Schmerz geschürt wurde.

    „Sie sind ein wirklich mieses und verkommenes-„

    „Schluss damit!“, entfuhr es Tristanius laut, als ein Knall das Büro durchzog. Die Anwesenden zuckten vor Schreck zusammen und die leichteren Gegenstände auf dem gläsernen Schreibtisch hüpften auf und fielen teilweise um. „Muss ich Sie beide wirklich um mehr Selbstbeherrschung bitten? Das alles nur wegen eines Werkzeuges? Das ist doch lächerlich!“

    John löste seinen Blick nicht von Alexa, aber er trat einen Schritt zurück, während Richard mit zitternden Händen wieder Ordnung auf dem Tisch schaffte und dann den Knacks auf der Oberfläche entdeckte. Schuldbewusst erwiderte Tristanius den Blick des bestürzten Expeditionsleiters. Patrick hingegen hustete ein letztes Mal, was die Aufmerksamkeit wieder auf ihn zog. Doch er bedachte nur John mit einem mehr als entrüsteten Gesichtsausdruck, bevor er das Wort ergriff.

    „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, um diesen unangenehmen Disput zu einem möglichen Happy End zu verwandeln?“

    Erwartungsvolle Blicke ruhten auf Patrick, als er zu Alexa sah. „Sehen Sie sich die Überwachungsbänder an. Es wäre doch möglich, dass Sie die Werkstatt wirklich vergessen haben zu verschließen.“

    Wieder lief ihm dieser kalte Schauer über den Rücken, als sich der abwartende Blick der jungen Frau in Empörung zu verwandeln schien.

    „Vielleicht waren Sie in Gedanken oder wurden abgelenkt oder sonst etwas. So etwas kann passieren. Immerhin sind wir doch alle nur Menschen, nicht wahr?“, sprach Sheppard Senior schnell weiter. „Wenn das der Fall war, ist auf den Aufzeichnungen bestimmt zu erkennen, ob und wer sich in der Werkstatt herumgetrieben hat.“

    „Die Werkstatt wird nicht videoüberwacht. Wie ich gerade eben schon sagte, ist es ein geheimes Projekt. Welchen Sinn hätten dann Kameras?“, knurrte Alexa zwischen den Zähnen hervor.

    „Aber die Jumperbucht wird doch sicher überwacht … Wenn die Einstellungen und der Winkel stimmen, dürfte es doch kein Problem sein, den Übeltäter auszumachen.“

    „Colonel, wann ist Ihnen die offene Werkstatt aufgefallen?“, fragte Richard weiter nach.

    „Irgendwann gestern Nachmittag zwischen 14:30 und 15: 00 Uhr. Ich habe mich noch darin umgesehen, ob sich vielleicht jemand da aufhalten würde, aber als ich niemanden sah, ging ich wieder raus und verschloss die Tür mit dem Code, den mir der Commander gab. Ohne Werkzeug.“

    Gleichzeitig riefen die beiden älteren Kommandanten nach ihren Assistenten, die auch nur wenige Augenblicke später im Büro erschienen.

    „Wir brauchen die Aufzeichnungen der Überwachungskameras der Jumperbucht, und zwar alle, die gestern Nachmittag zwischen 14 und 15 Uhr aufgezeichnet wurden. Und bitte schnell“, informierte Tristanius die beiden jungen Mitarbeiter, die sich auch sofort ans Werk machten. Sekunden später piepte es, als die Aufzeichnungen ins Büro geschickt und auf einen der größeren Bildschirme transferiert wurden.

    Richard bemächtige sich der Fernbedienung, suchte nach der Aufzeichnung mit dem besten Blick in Richtung Werkstatteingang und ließ die Aufzeichnung schneller laufen, bis zu erkennen war, wie Alexa die Werkstatt verließ. Offenbar hatte sie es wohl eilig und war zudem noch in Gedanken versunken, denn sie hatte die Räumlichkeiten tatsächlich nicht wieder verschlossen.

    Innerlich fluchend schloss Alexa die Augen. Wie konnte das nur passieren? Wie hatte sie nur vergessen können, diesen verdammten Raum zu verschließen? Wieso musste ausgerechnet jetzt so etwas passieren? Und dann auch noch diese Blicke, die ihr Vater und Sheppard ihr nun zuwarfen, als sie die Augen wieder öffnete. Am liebsten würde sie schreien … oder noch besser: sich in Luft auflösen. Aber das alles war noch nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen sollte.

    Richard ließ die Aufzeichnung wieder weiter vorlaufen und schon sah man, wie etwa eine halbe Stunde nach Alexas Verlassen, jemand die Jumperbucht durchquerte und zunächst zögerlich vor der Werkstatt zum stehen kam. Da nicht wirklich zu erkennen war, wer dieser Jemand war, hatte Richard eine andere Aufzeichnung suchen müssen, die mit dem Zeitindex übereinstimmte.

    Dieser Jemand betrat die Werkstatt, blieb einige Minuten darin verschwunden und verließ dann im Eilschritt und mit dem gesuchten Werkzeug wieder die Räumlichkeiten. Der Expeditionsleiter stoppte die Aufzeichnung just in dem Moment, als das Gesicht des Diebes klar und deutlich erkannt werden konnte.

    Würde man sie nun bitten, zu beschreiben, wie sie sich fühlte, so würde Alexa wohl kaum die passenden Worte finden. Sie würde eher augenblicklich explodieren. Oder in einen Weinkrampf fallen, oder noch besser -im Erdboden versinken. Vielleicht würde sie auch schreien oder auf etwas einschlagen. Sie würde alles tun. Ganz egal was. Nur hier, jetzt in diesem Raum wollte sie nicht mehr sein. Und schon gar nicht in der Gegenwart von John Sheppard. Sie musste nicht zu ihm sehen, um zu wissen, mit welchem Blick sie nun von diesem bedacht wurde. Und sie bräuchte auch keinen Spiegel, um sich selbst zu bestätigen, wie rot sie gerade anlief. Und es war nicht die Wut über den Diebstahl und den Verrat, der dies bewirkte. Sondern vielmehr die Scham, einen Unschuldigen beschuldigt und sich derart der Lächerlichkeit preis gegeben zu haben. Schon wieder.

    „Dorian, melde dich bitte in meinem … unserem Büro. Aber protinus!“, meinte Tristanius, als er seinen Sohn über Funk rief, aber den Blick nicht von seiner Tochter ließ. „Du lässt also nicht einfach so deine Werkstatt offen, hm?“

    Der mehr als mahnende Blick ihres Vaters traf sie bis ins Mark, kaum dass sie sprechen wollte. Ja, es wäre vielleicht wirklich besser zu schweigen, zumal sie ohnehin nicht wusste, was sie sagen sollte. Ebenso war sie auch unendlich froh, dass es seitens des Colonels und seinem Vater ebenfalls nur bei stummen Blicken blieb. Die alleine waren schon schwer genug zu ertragen. Weitere Gemeinheiten dieses miesen und gemeinen Schuftes … nein, das wäre wirklich zu viel. Wo war nur das Loch im Boden, wenn man mal eines brauchte?

    Einige Augenblicke später erschien ein gut gelaunter junger lantianischer Wissenschaftler im Büro.

    „Hey Leute! Was gibt´s neu- Ohhh Merdas!“, entfuhr es ihm, als er sich auf dem großen Bildschirm an der Seitenwand erkannte. Die gute Laune war auf einen Schlag verschwunden.

    „Und das ist noch milde ausgedrückt, du … du … du bist doch wirklich die größte und bekloppteste und hohlste Nuss, die-“

    „Ich dachte, mein Blick sei deutlich gewesen, Commander!“

    „Hey, nicht gleich persönlich werden, Krümel!“

    „Das gilt auch für dich, Dorian!“, entfuhr es Tristanius wieder etwas lauter. Er merkte, wie sehr diese Situation an seinen Nerven und seiner Geduld zehrte.

    „Ja, schön! Aber woher soll ich wissen, welchen Blick du gemeint –oh, diesen Blick.“

    Dorian schwieg sofort, Tristanius atmete tief durch und John schlenderte zum Fenster hinter den Sesseln und warf einen Blick in den Gateraum. Patrick hingegen schien die Ruhe und Geduld gepachtet zu haben, während Richard kaum den Blick von dem Knacks in der Glasplatte seines Schreibtisches lassen konnte.

    „Durch deine altklugen Kommentare gehe ich mal davon aus, dass du weißt, worum es geht. Deine Schwester kam vorhin zu uns ins Büro und meldete das Verschwinden eines ihrer Werkzeuge. Sie war davon überzeugt, dass man es gestohlen haben musste.“

    „Eigentlich habe ich es mir nur ausleihen –ich soll immer noch den Mund halten? … Natürlich, du hast ja auch immer noch diesen Blick … okay.“

    Es war höchst selten, dass Tristanius von Kopfschmerzen geplagt wurde. Aber nun spürte er dieses bohrende, pochende und qualvolle Hämmern hinter seinen Schläfen, das sich wohl zu einem dieser von den Menschen verhassten Migräne-Anfälle entwickeln würde. Wunderbar! Das hatte gerade noch gefehlt.

    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass eure Mutter und ich euch den Unterschied zwischen richtig und falsch, gut und böse und dem was sich gehört und was nicht, beigebracht haben. Was ihr nicht bei Zeiten durch uns gelernt habt, haben euch eure Lehrer, Mentoren und Ausbilder gelehrt. Daher frage ich mich nun, ob und wenn ja, was schief gelaufen sein musste … Ich habe mir allerdings im Traum nicht ausmalen können, dass eines meiner Sprösslinge ein solches Verhalten an den Tag legen würde!“

    „Weißt du, Pa, eigentlich-„

    „Ernsthaft?!“, unterbrach Tristanius seinen Sohn herausfordernd, der an diesem Tage offenbar schwer von Begriff sein musste oder den mahnenden Blick nicht ganz ernst nahm. „Habe ich mich vorhin nicht deutlich genug ausgedrückt? Ich will nichts hören, bis ich euch etwas frage und dann will ich nur die Wahrheit … und das möglichst kurz, sonst werdet ihr eurer Mutter erklären, warum ich mit mörderischen Kopfschmerzen und Mordgelüsten auf die Krankenstation eingeliefert wurde.“

    Tristanius war rasend vor Wut und Enttäuschung und diese peinliche Situation wirkte sich auch nicht gerade günstig auf sein Wohlgefühl aus. So schloss er für eine kurze Weile die Augen und atmete einige Male tief durch, bevor er seine Befragung startete.

    „Dorian, hast du das Werkzeug deiner Schwester genommen?“

    „Ja.“

    „Warum?“

    „Ich hatte es gebraucht. Ich wollte-“

    „Ich gebe dir gleich was, du brauchst, du Idiot!“, meinte Alexa.

    „Ruhe! Spreche ich in einer fremden Sprache oder wollt ihr mich wirklich herausfordern?!“

    Die plötzliche Stille und die Blicke der beiden Assistenten und der Techniker im Kontrollraum waren wirklich nicht mehr verwunderlich. Der General musste so laut gebrüllt haben, dass man nun sogar auf der Krankenstation oder der Kantine Bescheid wusste, was los war. Das war also das berüchtigte Beben der Wände.

    „Hattest du die Erlaubnis dazu?“

    „Nein.“

    „In deinem eigenen Interesse, Dorian, hoffe ich, dass du nicht wirklich den Vorsatz hattest, das Werkzeug deiner Schwester zu stehlen.“

    „Nein, natürlich nicht. Ich wollte es mir nur ausleihen.“

    „Warum hast du deine Schwester nicht darüber informiert?“

    „Das wollte ich, sie war erst nicht da und dann habe ich sie einfach nicht erreicht. Ich habe sie überall gesucht, und als ich sicher war, dass sie in ihrem Quartier sein musste, da hat sie einfach nicht aufgemacht. Ich dachte, sie schläft schon oder wollte alleine sein. Also habe ich ihr eine dieser E-Mails geschickt.“

    „Ich habe keine E-Mail erhalten“, gab Alexa zurück.

    „Ich glaube eher, du hast noch nicht nachgesehen. Du bist in letzter Zeit so-“, antwortete Dorian, wurde aber gleich wieder von seinem Vater unterbrochen.

    Tristanius sah keinen Sinn mehr darin, seine Brut zu ermahnen und wegen der ständigen Verstöße gegen seine Anordnungen zu maßregeln. Er wollte nur noch dieses Problem aus der Welt schaffen. Er wollte Ruhe und Frieden. Und eine Kopfschmerztablette, gefolgt von einer liebevollen Massage seiner Frau und reichlich Schlaf.

    „Wo ist das Werkzeug jetzt?“

    „Es ist noch in meinem Labor.“

    „Zu deinen Gunsten gehe ich mal davon aus, dass du dir das Werkzeug wirklich nur borgen wolltest und dass du alles versucht hast, deiner Schwester Bescheid zu geben. Es ist nur ein kleiner Trost im Gegensatz dazu, dass mein Sohn sonst ein miserabler Dieb wäre“, erklärte Tristanius und wies mit seinem Daumen auf das Corpus Delicti in Form der Überwachungsaufzeichnung. „Aber sei es nun, wie es wolle, im Grunde ist es kein akzeptables Verhalten, Dorian. Ich bin sehr enttäuscht … Du hättest vorher fragen sollen. Dank dir und dem hitzigen Temperament deiner Schwester … keine Ahnung, wie ich es sonst nennen soll, war sie davon überzeugt, dass Colonel Sheppard das Werkzeug entwendet hat. Das heißt, du bist auch für den ganzen Disput der letzten Minuten mitverantwortlich. Du gibst das Werkzeug deiner Schwester sofort zurück … selbstverständlich mit einer angemessenen Entschuldigung bei den Anwesenden. Ist das klar?“

    „Ja. Völlig klar. Das eine kann ich gleich erledigen.“

    „Du wirst beides gleich erledigen, Dorian. Ich will dieses Problem vom Tisch haben. Und zwar heute noch.“
    Dorian nickte und wandte sich geknickt an John.

    „Es tut mir leid. Ich entschuldige mich, dass durch … mein Fehlverhalten eine solche Missstimmung entstanden ist und John … es tut mir leid, dass du da mit hineingezogen und beschuldigt wurdest. Das war so nicht beabsichtigt und ich wollte dir auch bestimmt keine Probleme bereiten.“

    „Danke Dorian. Ich weiß, du hast es nicht böse gemeint.“

    Alexa glaubte, aus allen Wolken zu fallen. Jetzt waren die beiden schon per du? Schon schlimm genug, dass ihr Bruder sich einfach so an ihren Sachen bediente, ohne irgendeinen Ton von sich zu geben und nun fiel er ihr auch noch derart in den Rücken und verbrüderte sich mit diesem … das konnte doch nicht wahr sein!

    „Dann werde ich mal das Werkzeug holen.“

    „Du schuldest deiner Schwester noch eine Entschuldigung“, erinnerte Tristanius seinen Sohn, als er am Schreibtisch Platz nahm.

    „Ich weiß, ich … hole nur das Ding und auf dem Weg lasse ich mir was Gutes einfallen.“

    „Oh, bitte nicht“, stöhnte Alexa, als Dorian aus dem Büro eilte.

    Dorian und Alexa hatten meist vollkommen unterschiedliche Vorstellung über die Definition von `was Gutes einfallen lassen´. Erfahrungsgemäß war es oft Alexa, die dann mit den Konsequenzen und den Nebenwirkungen konfrontiert wurde.

    Wenn es nach ihr ginge, wäre der Fall erledigt und sie könnte sich wieder ihrer Arbeit widmen, oder noch besser, ins Bett oder in die Kapsel verkriechen und erst im nächsten Jahr, vielleicht auch im nächsten Jahrtausend wieder herauskommen. Sie hatte dreizehntausend Jahre geschlafen, was machte da eines mehr oder weniger aus? Hauptsache sie musste sich nicht mit diesem Colonel `Wünsch-dir-was´ abgeben. Aber es ging nicht nach ihr, als ihr Vater sie zurückrief, kaum, dass sie sich umdrehte und davon eilen wollte.

    „Alexa … wo hin denn so eilig? Auch wenn geklärt wurde, wer dein Werkzeug letztendlich genommen hat, so besteht immer noch Gesprächsbedarf ... Zurück ins Büro, aber schnell. Dorian ist nicht der einzige, der sich bei einigen Personen zu entschuldigen hat. Findest du nicht?“

    Verdammt, wie sie diese ruhige aber eindringliche und maßregelnde Tonart an ihrem Vater hasste! Noch mehr, wenn er es vor versammelter Mannschaft tat. Der Drang, einfach alles Stehen und Liegen zu lassen und zu verschwinden wurde immer größer, aber das würde sie auch nicht weiter bringen. Und ein Loch im Boden war auch noch nicht in Sichtweite. Verdammt!

    „Wir warten“, sprach Tristanius weiter, als Alexa zwar wieder ins Büro zurückkehrte, aber wie ein trotziges Kind mit verschränkten Armen vor dem Schreibtisch stand und ihren ausweichenden Blick schweifen ließ. „Mach nicht den Fehler, mich heute noch derart herausfordern zu wollen, Alexa. Mein Vorrat an Geduld und Verständnis ist stark erschöpft.“

    Tief durchatmend und mit vor Ärger knirschenden Zähnen und einem Widerstreben, das sie noch nie in ihrem ganzen Leben gespürt hatte, drehte sie sich zu John und versuchte sich nicht an dem arrogant abwartenden Gesichtsausdruck des Colonels zu stören.

    „Tut mir leid, dass ich Sie fälschlicherweise beschuldigt habe.“

    Nur einige Sekunden wartete John. Sekunden, in denen er nichts dachte und nichts fühlte und nichts sagte. Aber dann strömten die Gedanken und Gefühle wieder durch seinen Kopf und seine Eingeweide und das so schnell, dass er sich kaum auf etwas Einzelnes konzentrieren konnte. Einzig und allein ein kleines unscheinbares Nicken brachte er zustande, dass Alexa offenbar falsch interpretieren musste, denn er glaubte, wieder dieses Feuer von Wut und Schmerz in ihren Augen zu erkennen. Was hatte er denn jetzt schon wieder falsch gemacht?

    „Gut, nun zu Ihnen beiden. Unabhängig davon, dass es tatsächlich einen Diebstahl gab- und das ausgerechnet von Dorian- bin ich wirklich mehr als enttäuscht und schockiert über das Verhaltenen während des gesamten Vorfalls. Oder sollte ich es eher ein Theater nennen, dessen Zeuge Mister Woolsey, Mister Sheppard und ich, sowie der ganze Kontrollraum gerade wurden? Ich kann einfach nicht glauben, dass erwachsene, vernunftbegabte und gebildete Personen wie Sie beide wegen einer solchen Lappalie derart die Haltung verlieren und ein solches Benehmen zeigen. Und wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir auf, dass die Stimmung schon seit mehreren Tagen, um nicht zu sagen Wochen so … angespannt und geladen zwischen Ihnen beiden ist. Um es mal so zu nennen“, meinte Tristanius und sah zwischen seiner Tochter und John hin und her.

    „Ich will mich nicht lange mit diesem Thema auseinandersetzen. Weder will ich das Wie, das Was oder das Warum und Weshalb oder Wieso erfahren. Das wäre nur Verschwendung von Zeit und Ressourcen. Abgesehen davon habe ich bereits Kopfschmerzen, deren Erklärung meiner Frau wohl eher unglaubwürdig erscheinen wird. Aber ich rate Ihnen beiden, was immer es ist, schaffen Sie es aus der Welt. Und möglichst ohne Kollateralschäden. Ich will nicht noch einmal erleben oder darüber informiert werden, dass ein solcher Irrsinn die ganze Stadt und ihre Bewohner belästigt. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

    „Ja.“

    „Ja Sir.“

    „Gut. Jetzt entschuldigen Sie mich. Ich brauche frische Luft, Kopfschmerztabletten, meine Frau und Ruhe“, meinte Tristanius knurrend, als er sich an Richard vorbeischob, seinem Blick folgte und wieder den Sprung in der gläsernen Platte erblickte. “Ich werde natürlich für den Schaden aufkommen.“

    „Mh“, war alles, was der Expeditionsleiter seit Beginn der Streitschlichtung vorzubringen hatte.

    Richard wusste nicht, worüber er mehr schockiert sein sollte. Über die Tatsache, dass sein geliebter schwerer mit Glas bedeckter Schreibtisch nun einen Knacks hatte, oder dass der General in der Lage war, diesen massiven Tisch mit einem einzigen Handschlag zu entzweien. Oder doch eher, dass es mindestens zwei Personen gab, die den sonst so geduldigen und besonnenen Mann bis aufs Blut reizen konnten?

    Und der nächste Ärger schien nicht lange auf sich warten zu lassen, als John und Alexa das Büro verlassen wollten. Der Ein- beziehungsweise Ausgang des Büros war für die zwei streitenden Soldaten offenbar nicht groß genug. Während Richard mit angehaltenem Atem der Szenerie folgte und hoffte, nicht erneut Zeuge eines weiteren Streits zu werden, verbarg Patrick leise stöhnend das Gesicht in seinen Händen.

    Es war John, der entweder klugerweise nachgab oder seinen Gentlemen-Charme spielen ließ, als er dem Commander den Vortritt ließ. Mit einem weiteren verächtlichen Schnauben verabschiedete sich Alexa und rauschte in erschreckendem Tempo davon. Kopfschüttelnd folgte John ihr ein Stück.

    „Ich kann irgendwie nicht verstehen, warum der gute Mann Kopfschmerzen hat. Er hat doch Erfahrungen damit. Laut seinen Erzählungen musste es früher zwischen dem Commander und Darius andauernd irgendwelche Reibereien gegeben haben, bevor sie ein Paar wurden“, sprach Richard, der im Sessel gegenüber Patrick Platz nahm. Doch das kleine stumme Lächeln seines Gegenübers kam ihm irgendwie merkwürdig vor. „Was ist zwischen Ihrem Sohn und dem Commander?“

    Patrick atmete tief und seufzend durch, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und konzentrierte sich dann darauf, die Tür zum Büro zu verschließen, was Richard verwundert eine Augenbraue heben ließ. Noch einmal dachte Patrick darüber nach, ob der dem Expeditionsleiter wirklich reinen Wein einschenken sollte.

    „Er liebt sie.“

    „Er … nun, das sah gerade allerdings nicht nach verliebt sein aus“, entgegnete Richard. Doch das Amüsement fehlte sowohl in seinem Ton, als auch in seiner Mimik.

    „Nein, nein. Über das verliebt sein ist er schon weit hinaus … er liebt sie … er liebt sie mehr, als alles andere.“

    ~~~///~~~

    Rastlos tigerte Alexa vor dem Fenster ihres Quartiers hin und her und war so gar nicht in der Lage ihre Gedanken zu ordnen. Von ihrem Gefühlschaos ganz zu schwiegen. Sie wusste einfach nicht, auf wen sie wütender sein sollte. Auf Pa, der sie vor versammelter Mannschaft zurechtgewiesen hatte? Wenn auch mit Recht. Oder eher auf Dorian, der sich einfach so an ihren Gerätschaften bediente und sich mittlerweile mit ganz Atlantis mehr als bestens verstand oder vielleicht auf Sheppard, der sie mit seiner ganzen Art irgendwie … Oder sollte sie doch eher sich selbst schelten? Weil sie sich wieder einmal wie eine hysterische Närrin aufgeführt hatte und das auch noch vor aller Augen!

    Warum nur musste jede Begegnung mit Sheppard sie derart aus dem Konzept bringen? Warum konnte er seine Gefühle nicht einfach sich behalten? Warum konnte sie sich nicht gegen seine Emotionen wehren?

    Der Türsummer ertönte, aber Alexa war nicht nach Besuch zumute. Doch dann fiel ihr ein, dass es womöglich ihr Bruder sein könnte, der ihr das gestohlene Werkzeug zurückbringen würde.

    Na warte! Der konnte was erleben.

    Hätte Dorian nicht bereits ein mehr als schlechtes Gewissen – Alexas Gesichtsausdruck würde ihm sonst schnellsten dazu verhelfen. Dennoch bemühte er sich um Entspannung und Entschärfung der Situation, als er mit schuldbewusstem Blick zuerst das Werkzeug hervorholte und gleich darauf eine kleine Schachtel Pralinen folgen ließ.

    Alexa wollte etwas sagen, wollte schimpfen, ihrem Unmut Luft machen, aber sie schloss den Mund wieder, verdrehte nur die Augen und ging zum Fenster zurück.

    Dorian atmete tief durch und folgte seiner Schwester. Als er sicher war, dass sie ihn zumindest aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, legte er Werkzeug und Pralinen auf ihre Kommode.

    „Hey … tut mir leid, dass ich mir einfach so dein Werkzeug geholt habe.“

    „Du bist auch einfach so in meine Werkstatt spaziert, Dorian.“

    „Ja … zu meiner Verteidigung sei aber gesagt, dass du deine Werkstatt auch einfach so offen hast stehen lassen. Das ist praktisch so etwas wie eine Einladung.“

    „Du wusstest, dass es einst ein Geheim-Projekt war.“

    „Ja. Aber wie schon gesagt, du hast sie einfach so offen stehen lassen. Wie geheim ist sie dann wohl noch?“

    „Ach Dorian-„

    „Hey! … Al, es tut mir leid. Es tut mir wirklich, wirklich leid. Okay?“

    Alexa antwortete nicht, doch Dorian konnte eine gewisse Resignation erkennen. Natürlich machte er sich neben den Selbstvorwürfen auch Gedanken. Dass man ihn früher oder später wohl seines Fehlschrittes überführt hätte, war ihm klar, aber dass Alexa sich abermals auf John als den Übeltäter eingeschossen hatte …

    Offenbar schienen die von ihm erteilte Lektion und das Gespräch nach ihrer kürzlich stattgefundenen nächtlichen Alkoholeskapade keine Früchte zu tragen.

    „Du hast dich wieder mit Sheppard angelegt, oder?“, fragte Dorian leise und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen die Wand neben dem Fenster. Alexa antwortete noch immer nicht. „Hast du geglaubt, er hätte das Werkzeug genommen? … Wieso?“

    „Es lag nahe.“

    „Mm. Weil er zufällig in der Jumperbucht war? Oder, weil er schon eine geraume Weile den Zugangscode zu deiner Werkstatt hat, den du ihm einst höchstpersönlich gegeben hast, er sie aber dennoch nie ohne dich betritt?“

    „Worauf willst du hinaus, Momo?“

    „Darauf, dass du immer noch dieses vollkommen unbedachte Verhalten zeigst. Ich dachte, du hättest dich mittlerweile mit ihm ausgesprochen.“

    „Worüber soll ich denn mit ihm sprechen?“

    „Der Mann hat Gefühle für dich! … Und du trampelst darauf herum!“

    Alexa schnaubte nur, während Dorian selbst nur fassungslos mit dem Kopf schütteln konnte. „Ich habe es dir schon einmal gesagt, aber wahrscheinlich warst du zu diesem Zeitpunkt noch zu betrunken, als das es da oben hätte hängen bleiben können“, begann Dorian und tippte seiner Schwester gegen die Schläfe, die seine Hand daraufhin nur unwirsch abschüttelte. „Dann sag ich es dir eben noch einmal.“

    „Oh Dorian!“, ächzte Alexa genervt, doch den Bruder störte es nicht weiter, als er fortfuhr.

    „Du kannst ihm keinen Vorwurf machen, sich in dich verliebt zu haben. Du kennst deine Wirkung auf Männer selbst am besten und du weißt auch, was du einem Mann zu bieten hast. Aber wenn es dir zu schnell geht, sag es ihm. Wenn du seine Gefühle nicht erwidern kannst oder willst, aus welchem Grund auch immer, solltest du es ihm ebenfalls sagen. In einem ruhigen und normalen Gespräch. Ohne Aggressionen, ohne Wut oder Zorn oder was immer dich packt, wenn du sonst mit ihm zu tun hast … Allerdings rate ich dir lieber mal darüber nachzudenken, warum du seine Gefühle nicht erwidern kannst oder willst. Du kennst ihn vielleicht länger als ich und vor allem hast du mit deinen empathischen Fähigkeiten mir gegenüber auch einen Vorteil. Aber ich werde den Eindruck nicht los, dass seine Gefühle aufrichtig sind … und ein netter Kerl scheint er mir auch zu sein … und wenn du mich fragst … wünsche ich mir nichts sehnlicher, als meine kleine Schwester wieder glücklich zu sehen.“

    Und damit war Dorian aus ihrem Quartier verschwunden, während Alexa noch eine ganze Weile brütend auf den Ozean hinausblickte.

    Die Entschuldigung ihres Bruders mag zwar angekommen sein und verziehen hatte sie ihm spätestens, als sie die Schokoladenpralinen erblickt hatte - Dorian kannte sie einfach zu gut. Doch sonst schien immer noch nur Chaos zu herrschen. Chaos in ihrem Kopf und in ihrem Herzen.

    Jedes Mal wenn sie die Augen schloss, sah sie die beiden Männer vor sich. Darius und John. Ein Mann, den sie wollte, der sie aber verlassen hatte und ein Mann, der sie wollte, sie aber … ja was eigentlich? Lehnte sie ihn wirklich ab? Verschmähte sie ihn? Kränkte sie ihn wirklich mit ihrem Verhalten? Verstand er denn nicht, dass … oder war es vielmehr so, dass sie ihn nicht verstand? Verstand sie seine Gefühle vielleicht falsch? … Sie wusste es selbst nicht. Alles, was sie wusste, war, dass sie dringend Entspannung brauchte.

    Alexa trat ins Badezimmer, ließ heißes Wasser in die Wanne laufen und gab noch einen nach Vanille duftenden Zusatz hinzu. Schnell genehmigte sie sich noch die eine oder andere Praline, bevor sie sich ihrer Kleidung entledigte und ins entspannende Nass mit dem vielen Schaum glitt. Minuten später döste sie leicht vor sich hin.


    tbc ...
    Online:
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    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


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