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Thema: [HP] Epilog

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  1. #1
    Senior Airman Avatar von Mix
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    Standard [HP] Epilog

    Titel: Epilog
    Autor: Mix
    Fandom: Harry Potter
    Genre: Verschieden
    Rating/Warnings: Ab 12
    Staffel/Spoiler: Harry Potter Band 1-7
    Anmerkung des Autors: Nachdem ich den Epilog des siebten Bandes immer noch nicht mag, hab ich mich nochmal an einer Alternative versucht. Ich hab schon einmal solch einen Epilog geschrieben (auch hier im Forum zu finden), aber der war eher ein Gedankenspiel denn ernsthafte Alternative. Diesmal habe ich versucht, einen würdigen Abschluss für die Harry Potter Reihe zu finden. Zur Erklärung: Der Epilog wird in sieben Kapitel unterteilt sein, jedes aus der Sicht eines anderen Charakters, der mir wichtig erscheint. Dabei geht es nicht strikt chronologisch vor, sondern es wird quer durch die Zeit gesprungen. Da können schonmal mehrere Jahre zwischen zwei Kapiteln liegen, nur um danach wieder in der Zeit zurückzugehen.
    Kurzinhalt: Ein alternativer Epilog, der sich darauf konzentriert, sich von den Charakteren zu verabschieden, und versucht, die HP Reihe würdevoll zu beenden.



    Ron

    Ron schlug die Augen auf und starrte an die Decke. Es war dunkel. Durch das fahle Mondlicht, das sich seinen Weg durch die Fenstergardinen bahnte, konnte er noch schemenhaft den Kronleuchter erkennen. Vor seinem geistigen Auge jedoch sah er etwas anderes, ein verworrenes Bild, das er nicht genau zu beschreiben vermochte, wie eine blasse Erinnerung aus ferner Vergangenheit. Er konnte mit diesem Bild nichts anfangen, war ratlos darüber, woher es kam. Er wusste nur, was er bei seinem Anblick fühlte: Schmerz, so allumfassend, dass er fürchtete, seine Seele würde zerreißen. Er blinzelte einige Male, in der Hoffnung, er könne das Bild dadurch abschütteln, doch es gelang nicht. Stattdessen erreichte er das Gegenteil.

    Die Konturen wurden schärfer, die Dunkelheit, die ihn umgab, entwickelte sich zu einer schaurigen Leinwand, auf der sich Schreckliches ereignete. Da war ein Lächeln, ein letztes, ein ewiges. Ron kannte dieses Lächeln. Er war damit aufgewachsen, hatte es, während er zu Hause gewesen war, jeden Tag gesehen, in doppelter Ausführung. Das letzte Mal, dass es ihm begegnet war, war nun jedoch schon zwei Wochen her. Und das war das Schmerzhafte; er sah etwas, das nicht mehr existierte.

    Freds letztes Lächeln mochte für die Ewigkeit festgehalten worden sein, doch es war nur ein schwacher Nachhall dessen, was Rons Bruder zu solch einem besonderen Menschen gemacht hatte. Und George war seither nicht mehr er selbst, sein Lächeln verschwunden, getilgt aus der Welt wie eine überflüssige Variable.

    Nun, da Ron das Bild endlich erkannt hatte, da er begriffen hatte, dass ihm sein Verstand im Schlaf dieses Bild vorgehalten hatte wie einen Spiegel, der nur Emotionen reflektierte, merkte er, wie seine Augen feucht wurden. Es war das erste Mal, dass er einen derartigen Traum gehabt hatte. Das Einzige, was ihn daran wunderte, war, dass es nicht schon früher passiert war.

    Voldemort war vernichtet, aber das machte die Welt noch nicht zu einem märchenhaften Ort, an dem jegliche Sorgen hinfortgeweht und vom Himmel entgegen genommen wurden. Die letzten drei Jahre waren entbehrlich für jeden Zauberer gewesen, und auch für einige Muggel. Dass ihrer aller Nemesis nun besiegt war, bedeutete noch lange nicht, dass sämtliche Schäden, ob physicher oder psychischer Natur, repariert waren.

    Der junge Weasley wischte sich die Augen trocken und unternahm erneut einen Versuch, das Bild zu verdrängen. Doch es war hartnäckig, wehrte sich dagegen, einfach weggeschoben und ersetzt zu werden. In einem stummen Schrei nach Hilfe neigte Ron seinen Kopf zur Seite. Und tatsächlich wurde er dadurch fündig. Denn er lag nicht alleine in seinem Bett im Fuchsbau. Hermine war bei ihm. Sie schlief, doch allein der Anblick ihres schönen Gesichts reichte schon aus, um seinen Schmerz ein wenig zu lindern.

    Halb wünschte er sich, dass sie aufwachte, damit er ihr erzählen konnte, was ihn plagte. Sie würde ihm zuhören, sie würde ihn verstehen, sie würde ihm helfen. Doch auf der anderen Seite war er froh, dass sie endlich einmal schlief, und er war weit entfernt davon, sie aufzuwecken. Die letzten zwei Wochen waren auch für sie nicht einfach gewesen.

    Zwar hatten sie endlich einander gefunden, doch hatten sie beide so sehr mit den Nachwirkungen des Siegs über Voldemort zu kämpfen, dass ihre Beziehung nicht so glücklich war, wie Ron es sich immer vorgestellt hatte. Gleichzeitig war es die größte und wirkungsvollste Quelle des Trostes, auf die er zu jener Zeit zugreifen konnte. Niemand spendete ihm so viel Wärme und Zuneigung wie es Hermine tat, und er bemühte sich nach Kräften, diesen Gefallen zu erwidern. Er wollte die junge Zauberin nie wieder an seiner Seite missen.

    Manchmal kam ihm ihre gegenseitige Bindung aneinander vor wie ein Traum, aus dem er jeden Moment erwachen könne. Er fürchtete dann, er würde sich in diesem verdammten Zelt wiederfinden, auf der Suche nach Gegenständen, von denen keiner genau wusste, wo sie versteckt waren, gefangen in einer Mission, die aussichtslos erschien, und Hermine nur eine Freundin, die beseelt war von dem Wunsch, einem Freund zu helfen, Rons Zuneigung nicht erwiderte.

    Auch jetzt, wo er in ihr Antlitz blickte und ihr beim gleichmäßigen Atmen zuhörte, kam ihm der Gedanke, dass dies unmöglich real sein könne. Nach all den Strapazen, die er durchgemacht hatte, bei all dem Leid, durch das sich viele noch immer kämpfen mussten, er selbst eingeschlossen, wie konnte er da gleichzeitig solches Glück erfahren?

    Aber dann erinnerte er sich daran, dass er gerade erst aus einem Traum erwacht war. Das Bild drang wieder in seinen Geist und er seufzte. Nein, er würde jetzt keinen Schlaf mehr finden, und er war sich auch gar nicht sicher, ob er das wollte. Also stand er auf und ließ Hermine für eine Weile allein.

    Er trat vor die Tür und ging über die Treppe nach unten. Zielstrebig führten ihn seine Beine in die Küche, wo er ein Glas Milch trinken wollte. Als er dort angekommen war und mit einem Schnipsen den Kronleuchter entfacht hatte, huschten seine Augen über die Uhr an der Wand. Zuvor hatte er gar nicht daran gedacht, die Uhrzeit zu prüfen, nun musste er feststellen, dass es viertel vor vier am Morgen war. Schon bald würde es hell werden.

    Wenige Augenblicke später hatte er sich etwas Milch in ein Glas gegossen, und nun saß er mit seinem Getränk am Küchentisch. Er genehmigte sich einen Schluck, seufzte und trank noch einmal. Das Lächeln suchte ihn noch immer heim. In der Hoffnung, etwas Ablenkung zu finden, griff er sich die oberste Zeitung eines ganzen Stapels, der auf einem der Küchenstühle lag. Was er nun in der Hand hielt, war eine Ausgabe des Tagespropheten. Sie war datiert auf den Vortag, den sechzehnten Mai.

    Auch zwei Wochen nach der Niederlage des Dunklen Lords beherrschte dieses Thema noch immer die Nachrichten. Täglich wurde über neue Verurteilungen von Todessern berichtet. So auch in dieser Ausgabe. In der linken unteren Ecke der Frontseite hieß es:

    Lucius Malfoy zu lebenslanger Haft verurteilt

    Ron überflog den Artikel. Darin wurde erklärt, dass Mr. Malfoy für die Unterstützung des Schwarzen Lords, mehrfache Beihilfe zum Mord, sowie das Einsetzen der Unverzeihlichen Flüche in zahlreichen Fällen für schuldig befunden worden war. Noch am selben Tag war er nach Askaban transportiert worden.

    Ron nahm diese Nachricht mit gemischten Gefühlen auf. Gewiss, er hatte stets eine intensive Abneigung gegen die Malfoys verspürt, aber er hatte sie auch am Tag des Triumphs gesehen. Wie sie zusammen in der Großen Halle von Hogwarts gesessen hatten, hatte auf Ron einen versöhnlichen Eindruck gemacht. Anscheinend waren ihnen am Ende andere Dinge wichtiger gewesen als Voldemort im Kampf beizustehen. Und dennoch, an den Vorwürfen gegen Lucius gab es nichts zu rütteln. Beihilfe zum Mord, das Einsetzen der Unverzeihlichen Flüche, all das ging einher mit der Mitgliedschaft bei den Todessern, und diese Taten gerieten nicht einfach ungeschehen, indem man sich am Ende mehr um seinen Sohn sorgte als um den Dunklen Lord.

    Ron wusste, dass auch Draco sich mit juristischen Angelegenheiten rumplagen musste. Darüber hatte der Tagesprophet bislang nicht berichtet, aber sein Vater hatte ihm davon erzählt. Der junge Malfoy sah sich jedoch nicht solch schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt wie Lucius. Und natürlich gab es noch den ein oder anderen, der sich für ihn einsetzte...

    Ron ließ seine Augen weiter über die Titelseite schweifen. Dort wurde auch ein Interview mit Harry Potter, „dem Jungen, der lebt“, auf den Seiten vier und fünf angepriesen. Die Lippen des Rotschopfs kräuselten sich zu einem verhaltenen Grinsen. Interviews mit Harry hatte es in den vergangenen zwei Wochen viele gegeben. Sein bester Freund hatte ihm anvertraut, dass ihm diese Interviews zuwider waren. Aber er gab sie trotzdem, da er das Gefühl hatte, dass die Menschen eine Erklärung für die Ereignisse brauchten, und wer hätte den Sieg über Voldemort besser erklären können als dessen Bezwinger persönlich?

    Alles in allem stand wieder einmal vor allem Harry im Fokus der Medien. Seine Mitstreiter waren - wenn überhaupt - nur ein Randthema. Lediglich den während der Schlacht von Hogwarts Gefallenen war etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden.

    Es hatte Zeiten gegeben, da wäre Ron über diese Art der Berichterstattung sauer gewesen, da wäre er eifersüchtig geworden, weil nicht auch er im Rampenlicht stand. Heute hatte er dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Er war sich sicher, dass sich kein einziger der Teilnehmer der Schlacht von Hogwarts Voldemort widersetzt hatte, um anschließend von der Öffentlichkeit als Held gefeiert zu werden. Es war um so viel mehr gegangen, so viel mehr hatte auf dem Spiel gestanden als ein Interview mit dem Tagespropheten. Sie alle hatten für eine Zukunft ohne Unterdrückung gekämpft, und sie alle hatten Opfer gebracht. Wer konnte diese einfache Wahrheit im Angesicht solch schmerzlicher Verluste, wie so viele von ihnen sie hatten erleiden müssen, leugnen? Ron interessierte sich nicht länger für Ruhm und Ehre. Er wusste, was er geleistet hatte, und er war sich auch über seine Beweggründe im Klaren.

    „Hätte nicht gedacht, dass ich mich um diese Zeit mit jemandem um die Milch streiten muss“, sprach plötzlich jemand.

    Ron sah auf und erkannte George, der im Türrahmen stand. Nach dieser Bemerkung war ihm nach lächeln zumute, doch sein Bruder zeigte keine Regung. „Wir müssen uns nicht darum streiten“, entgegnete er. „Hier, ich geb dir sogar ein Glas.“ Rasch stand er auf, ging zum Schrank, holte ein Glas heraus und stellte es anschließend auf den Tisch, direkt neben die Milchflasche, die er dort gelassen hatte. „Eingießen kannst du dir selbst, oder?“

    George trat in die Küche und setzte sich auf einen Platz gegenüber seines Bruders. Nachdem er sich eingeschüttet hatte, schwiegen sie sich für eine Weile an, die Stille einzig immer wieder unterbrochen vom Geräusch der Gläser, die zurück auf den Tisch gestellt wurden, nachdem aus ihnen getrunken worden war. Schließlich fragte der Ältere der beiden: „Wieso kannst du nicht schlafen?“

    „Oh, ich hatte da so einen Traum“, antwortete Ron betont unbeschwert, „hat mich nicht so recht losgelassen. Da dachte ich, ein Glas Milch könnte vielleicht helfen.“

    George sah auf sein eigenes Glas hinab und nickte langsam. Ron hatte nicht den Eindruck, dass es ihm in jenem Moment eine große Hilfe war. „Ich träume auch“, sagte George leise, „Es ist immer der gleiche Traum, und es spielt keine Rolle ob ich schlafe oder nicht. Denn auch wenn ich wach bin, suchen mich die Bilder heim. Kein Getränk dieser Welt kann daran etwas ändern.“

    Ron sah in das Gesicht seines Bruders, das von purer Verletzlichkeit zeugte, von Trauer, von Verzweiflung, von Schmerz. „Wovon träumst du?“, wollte er wissen.

    Da sah George auf, doch nicht zu Ron, sondern aus dem Fenster, als hoffe er, dass ihn von dort eine Erleuchtung oder gar Erlösung ereilen würde. „Fred ist da. Er steht einfach da, und ich bin bei ihm. Ich sage ihm, dass ich ihn liebe, und er lächelt. Ich will ihn umarmen, aber er blockt ab. Er sagt, ich könne ihn nicht umarmen, weil er gar nicht wirklich da sei. Ich fange an zu weinen, und er sieht mir traurig zu. Dann wache ich auf.“ Er atmete tief durch. „Egal, was ich tue, ich kann diese Bilder nicht verdrängen, kann sie nicht vergessen. Sie sind immer bei mir und erinnern mich an... an meinen Verlust.“

    „Es ist unser aller Verlust“, erwiderte Ron und konnte dabei nicht vermeiden, dass der Hauch eines Vorwurfs in seiner Stimme mitschwang.

    George entging dies nicht. „Tut mir Leid“, sagte er rasch, „es ist nur...“ Er seufzte. „Er war mein Zwillingsbruder, mein Partner, mein bester Freund. Wir haben alles zusammen gemacht. Und jetzt bin ich allein. Es ist, als hätte ich... als hätte ich einen Teil von mir selbst verloren.“

    Rons Augen huschten über jene Stelle, an der sich einst Georges zweites Ohr befunden hatte, doch er verkniff sich einen Kommentar. Stattdessen sagte er: „Du bist nicht allein. Wir vermissen ihn alle. Mum, Dad, Ginny, Bill, Charlie, Percy, ... ich. Auch Hermine und Harry, und alle, die irgendwann auf irgendeine Art und Weise von Fred berührt worden sind. Wir trauern alle um ihn, und wir teilen deinen Schmerz.“

    „Ich weiß“, sagte George leise und sah Ron nun erstmals direkt in die Augen, „ich weiß... Es tut mir Leid“, wiederholte er.

    „Muss es nicht“, entgegnete Ron sofort. „Du-weißt-schon-wer ist besiegt, aber das bedeutet nicht, dass sich sämtliche Probleme einfach in Luft auflösen. Es ist eine schwierige Zeit, nicht nur für unsere Familie. Aber ich bin sicher, dass wir die Sache durchstehen können.“ Er dachte wieder an seinen Traum, an dieses Lächeln, das er so sehr vermisste, und der Schmerz in ihm schwoll erneut an. Doch er wollte sich davon nicht unterdrücken lassen, wollte seine Existenz nicht von etwas so Verstörendem definieren lassen. Und er wollte nicht zulassen, dass seine Liebsten die Sache anders handhabten. Also entschied er sich, seinem Traum eine neue Deutung zu verleihen. Nicht die Vergangenheit, nicht etwas Erloschenes wollte er dort gesehen haben, sondern die Zukunft, etwas Verheißungsvolles.

    Er schenkte seinem Bruder einen warmen Blick. „Glaub mir, George“, versprach er, „du wirst wieder lächeln.“
    Geändert von Mix (25.01.2014 um 11:56 Uhr)
    Meine Stargate Fan Fiction:


    °

    To be or not to be, that is a serious question.

  2. Danke sagten:


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