Seite 4 von 8 ErsteErste ... 23456 ... LetzteLetzte
Ergebnis 61 bis 80 von 147

Thema: [SGA-SG1] Stargate Legacy - Das Vermächtnis der Antiker

  1. #61
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Sieht so aus, als ob sich Maggie langsam mit den Gedanken, daß Sheppard ihr Vater ist, anfreundet.
    Nur mit Torren hat sie noch Probleme... ansonsten versteht sie sich mit dem "Jungvolk" auf Atlantis ja ganz gut - jedenfalls bis jetzt.
    Es wird bestimmt eine Weile dauern, bis sie ihre Fähigkeiten unter Kontrolle hat. Und es weiß ja niemand, was sie eventuell noch alles kann.

  2. Danke sagten:


  3. #62
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    Huhu ^^

    Da bin ich wieder und ich hab wieder ein neues Kapitelchen für euch.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~

    Kapitel 22 - Kelno'reem


    „Müssen diese ganzen Kerzen wirklich sein?“ Ich fühlte mich wie ein Elefant im Porzellanladen, und das in meinem eigenen Quartier. Ich hatte gewusst, das nach dem Abendessen noch ein spezielles Training auf mich wartete, aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Praktisch überall in meinem Quartier standen kleine oder große Kerzen, manche von ihnen sahen so aus, als seien sie schon ziemlich oft benutzt worden.

    „Sie werden dir bei der Erfüllung deiner Aufgabe helfen“, sagte die stoische Stimme hinter mir. Ich verdrehte nur die Augen. Dieser Kerl war wirklich nicht gut, was soziale Kontakte anging, zumindest nicht mit Menschen.

    „Aufgabe?“

    „Ich werde dir beibringen, dich in den Zustand von Kelno’reem zu versetzen“, erklärte er und sein Tonfall änderte sich immer noch nicht. Er hatte immer den selben Bass-Tonfall, nie wich er auch nur einen Halbton davon ab und das machte mich schier wahnsinnig.

    „Was ist Kelno’reem?“

    „Für einen Jaffa ist Kelno’reem lebenswichtig. Durch ihn erlangt der Symbiont in seinem Inneren die Möglichkeit, seinen Wirt von allen Krankheiten zu heilen, die ihn befallen. Wie mir gesagt wurde, ist es der Meditation auf eurem Planeten ähnlich, jedoch geht Kelno’reem viel tiefer. Wenn er darin geübt ist, ist es einem Jaffa möglich, sein Herz beinahe zum Stillstand zu bringen, wobei diese Technik verboten ist.“

    „Weil ihr sterben würdet?“, unterbrach ich ihn. Diese ganze Sache mit den Außerirdischen war wirklich ziemlich seltsam für mich und dennoch merkte ich, wie ich äußerst neugierig war. Ich wollte wissen, wie sehr sie sich von uns unterschieden, denn so wie ich den Eindruck gewonnen hatte, schienen sie, bis auf die Tätowierungen auf ihrer Stirn, ganz normale Menschen zu sein. Klar, Teal’c war ziemlich komisch, aber das konnte auch bei Menschen vorkommen.

    „Nicht ausschließlich, MagretLindbruch. Es ist verboten, weil es eine sehr primitive Form der Kommunikation mit unseren Symbionten ermöglicht und da diese von vielen Jaffa als Götter angesehen werden und die Goa’uld nicht wollen, dass wir ihre Jungen beeinflussen, ist es streng verboten.“

    „Du hast es schon einmal getan?“ Es war eher eine Feststellung als eine Tatsache, denn wenn es verboten war, warum wusste er dann so genau was passierte. Er nickte stumm und schien nicht wirklich weiter auf dieses Thema eingehen zu wollen. Vielleicht hatte er schlechte Erfahrungen damit gemacht und er hatte erkannt, warum es verboten war. Ich setzte mich also in den offenen, kerzenlosen Kreis direkt vor meinem Bett.

    In alten Filmen oder auf Bildern von buddhistischen Mönchen hatte ich gesehen, wie sie sich hinsetzten, um sich in eine meditative Phase zu bringen. Ich setzte mich also in diesen seltsamen Schneidersitz und war erstaunt, dass es doch schwerer war als gedacht, beide Füße auf meine Beine zu legen. Immer wieder rutschte einer meiner Füße hinunter. So konnte ich sicher nicht in einen Zustand völliger Entspannung kommen. Ich musste mich sogar zusammenreißen, nicht zu lachen, während ich bemerkte, wie sehr ich doch in diesem Moment ein Klischee bediente.

    „Muss ich wirklich so dasitzen?“, sagte ich beinahe verzweifelt, als ich es nach einer guten Viertelstunde immer noch nicht geschafft hatte, meine Beine zu sortieren. Ich war ziemlich frustriert. Wenn ich das schon nicht hinbekam, wie sollte ich dann in diesen Kelno’reem-Zustand kommen? Wie sollte ich einen Zustand völliger Entspannung erreichen, wenn ich mich buchstäblich selbst verknoten musste? Als Teal’c mir keine Antwort auf meine Frage gab und ich ihn auch nicht hatte nicken sehen, entschied ich mich einfach, dass es nicht so wichtig war, ob ich diesen speziellen Sitz einnahm oder auf einen normalen Schneidersitz umstieg. Den konnte ich weitaus besser.

    „Ausgezeichnet, MagretLindbruch“, hörte ich dann nach einiger Zeit seine monotone Stimme. Es fühlte sich so an, als hätte ich schon eine Ewigkeit versucht, ruhig zu sitzen, nicht herumzuzappeln und ruhig zu sein, aber es fühlte sich nicht wirklich an wie meditieren. Mir war langweilig und immer wieder ging mir genau das durch den Kopf.

    „Ach ja? Findest du?“, fragte ich den Jaffa skeptisch und sah ihn mit halb zusammen gekniffenen Augen an. In meinem Kopf war es nicht wirklich ruhiger geworden und ich kämpfte immer noch mit den Geschehnissen des Tages. „Ich fühle mich nicht besser.“

    „Du befindest dich auch noch nicht im Zustand des Kelno’reem“, bemerkte er und am liebsten hätte ich meine Verzweiflung zum Ausdruck gebracht. Allerdings dachte ich mir, dass Teal’c sicherlich nicht begeistert davon sein würde, wenn ich hier einen kleinen Wut-Tanz aufführen würde.

    „Und wie komme ich dahin?“ Ich war wirklich nicht in der Stimmung für Spielchen und auch nicht für irgendwelche Lektionen des Lebens. Ich wollte die Sache, dieses Magnetfeld oder was auch immer es war, in den Griff bekommen. Sicherlich wollte ich nicht noch einmal so eine Drohne auslösen. Vielleicht würden mein Vater und dieser ziemlich nervige Wissenschaftler das nächste Mal nicht hier sein, um Schlimmeres zu verhindern.

    „Du musst dir das Innere deines Verstandes vorstellen. Konzentriere dich darauf“, sagte er und schien darauf zu warten, dass ich tat, was er sagte, aber wie sollte ich mir das Innere meines Verstandes vorstellen, wenn ich nicht wusste, wie es auszusehen hatte? War es ein Raum mit vielen offenen Türen, durch die ein stetiger Wind von Gedanken wehte, oder war es vielleicht einfach nur ein kleiner Ball mitten in meinem Gehirn? Und vor allem, wie sollte ich mich entspannen, wenn ich immer seine monotone Stimme im Kopf hatte? Das konnte wirklich nicht funktionieren, nicht so.

    „Es funktioniert nicht“, sagte ich resignierend und stand auf, doch Teal‘c machte keine Anstalten, ebenfalls aufzustehen. Er blieb einfach auf meinem Stuhl sitzen und sah mich weiter an. Ich fragte mich, was er damit bezwecken wollte. Ich hatte wirklich keine Lust mehr, dieses Kelno’reem zu erreichen. Wenn wir jetzt aufhörten, würden wir ihm und mir sicherlich eine Menge Ärger und Enttäuschung ersparen. Aber anscheinend wollte er nicht aufstehen, oder vielleicht war er auch in diesen Kelno’reem-Zustand verfallen, wer konnte das schon wissen?

    Als er jedoch eine seiner Augenbrauen hochzog, merkte ich, dass er nicht in Trance oder Meditation war. Mit einem tiefen Seufzen setzte ich mich also wieder hin, anscheinend war das Thema für ihn noch nicht beendet. Ich atmete tief ein und aus, doch ich merkte, dass ich mich nicht wirklich auf diese Sache einlassen konnte. Immer wieder musste ich ein Lachen zurückhalten, weil ich an diese wirklich urkomischen Sachen im Fernsehen denken musste. Erwachsene, die sich beim Yoga total verbogen und der Meinung waren, dass das die pure Entspannung sei, vollkommen asketische Mönche, wie sie in ihrem besonderen Meditationssitz auf dem Boden saßen und mit dem Mund ein leises, durch die Vereinigung ihrer Stimmen aber mehr als gut hörbares, ‚Ommmmm‘ herausbrachten. Das war so klischeehaft, so sehr das, was man von einer Meditation erwartete. Ich dachte einen Moment darüber nach, wie ich wohl aussehen würde in so einem Mönchskostüm, wenn ich versuchte zu meditieren, aber ich ließ es schnell wieder, denn dieser Gedanke brachte mich noch mehr zum Schmunzeln. Sicherlich wäre Teal’c nicht sehr begeistert, wenn ihm klar würde, dass ich einen Brauch seines Volkes für totalen Schwachsinn hielt.

    „Kontrolliere deinen Atem, konzentriere dich nur auf deinen Verstand“, wiederholte er seine Worte von vorher. Ich holte tief Luft, reckte meinen Nacken noch mal und versuchte es dann noch einmal. Wahrscheinlich war mein Problem, dass ich nicht daran glaubte, dass ich mich nicht darauf einließ. So war es doch bei den meisten Sachen. Wenn man sich nicht darauf einließ, dann klappte es auch nicht.

    Ich schloss also meine Augen und erinnerte mich an das autogene Training, das einer unserer Lehrer in der Schule ab und zu mit uns gemacht hatte, bevor er mit seinem Unterricht angefangen hatte. Er hatte uns immer gebeten, uns genau darauf zu konzentrieren, wie jeder Atemzug in unsere Lungen strömte, ihn zu kontrollieren, indem wir gleichmäßige, tiefe Atemzüge machten. Danach hatte er angefangen, uns von einem Strand, einem Wald oder sonst einem ruhigen Ort zu erzählen, an dem wir uns befanden.

    Einmal war ich dabei sogar eingeschlafen, was natürlich den Spott meiner Klassenkameraden auf mich gezogen hatte, denn wie zu erwarten, war ich erwischt worden. Aber ich war an diesem Tag wirklich müde gewesen und meine Ausrede für den Lehrer war gewesen, dass ich so entspannt gewesen war, dass ich gar nicht gemerkt hatte, wie ich eingeschlafen war. Ich hatte sogar von dem Wald geträumt, von dem er damals geredet hatte.

    Vielleicht war ich ja gar nicht wirklich eingeschlafen, vielleicht war das ja dieses Kelno’reem gewesen, immerhin hatte Teal’c eben irgendetwas von einem Wachtraum gesprochen. Vielleicht musste ich mich nur daran erinnern, wie ich es damals geschafft hatte, aber wie sollte ich das tun? Wie sollte man sich an Details eines Vorganges erinnern, wenn man noch nicht einmal wusste, dass er passiert war?

    Wer konnte schon wirklich hundertprozentig sagen, wann genau er einschlief. Man konnte nur ungefähr sagen wann, aber sich wirklich daran erinnern, dass oder wie man eingeschlafen war, kann man nur selten bis gar nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch schon oft versucht, diese Frage zu beantworten oder zumindest die, ob ich mich im Schlaf viel bewegte. Ich hatte versucht, mich jeden Morgen daran zu erinnern, in welcher Lage ich eingeschlafen war, aber wirklich sicher konnte ich mir nie sein, weil ich den genauen Zeitpunkt nie festhalten konnte.

    Wie sollte ich also genau sagen, wie ich damals in diese Trance gefallen war? Wie sollte ich es wieder hervorrufen? Wahrscheinlich war es ein hoffnungsloses Unterfangen. Aber was ich wusste war, dass ich damals auf meine Atmung geachtet hatte, das ich genau gespürt hatte, wie die Luft meine Lungen durchflutete. Wenn ich an diesen Punkt kam, dann war es vielleicht schon ein Fortschritt.

    Ich richtete mich also wieder etwas auf, und begann langsam und gleichmäßig zu atmen. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, versuchte, es so natürlich wie möglich kommen zu lassen und ich war erstaunt, dass ich, zumindest für mein Verständnis, gleichmäßig atmete. Aber ich fand nicht in diesen von Teal’c so gewollten Zustand des Kelno’reem.

    „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du zu Bett gehst, MagretLindbruch. Wir werden übermorgen mit dieser Übung fortfahren. Wenn dein Körper erschöpft ist, findet dein Geist vielleicht eher die Möglichkeit zur Entspannung“, sagte er in seinem stoischen Ton, aber irgendwie ließ es mich ein schlechtes Gewissen haben. Für ihn war diese Sache wirklich wichtig, das sah man ihm trotz seiner seltsamen Art an. Wenn es ihm nicht wichtig gewesen wäre, hätte er sich wahrscheinlich auch nicht die Mühe mit den ganzen Kerzen gemacht, welche er jetzt vorsichtig auspustete und einsammelte.

    „Es tut mir leid Teal’c, aber nach allem, was heute passiert ist … ist es einfach schwer, sich auf irgendetwas lange zu konzentrieren.“

    „Keine Angst, MagretLindbruch. Mit der Zeit wirst du lernen, Kelno’reem zu schätzen“, entgegnete er, verbeugte sich leicht und verließ dann mein Quartier.

    Obwohl wir alles andere als laut gewesen waren, kam mir mein Quartier auf einmal fürchterlich still vor, so leer und kalt. Vielleicht hatte ich es doch in mir, die Möglichkeit dieses Kelno’reem zu machen. Aber wie alles würde es sicherlich Zeit brauchen, immerhin lernte man eine Kampfsportart auch nicht in der ersten Stunde.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  4. #63
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Geduld ist nicht Maggies Stärke... Teal'cs dafür um so mehr Nur mit starrem Blick schafft er es, daß sich Maggie wieder hinsetzt.
    Das mit der Wahrnehmnung auf das Ein- und Ausatmen ist doch schon ein Anfang... da kann sie bestimmt mit arbeiten.

  5. Danke sagten:


  6. #64
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    @Jolinar: Ja, unsere Maggie hat es nicht so mit der Gedult, das Stimmt wohl.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Kapitel 23 - Einsicht ist der erste Weg zur Besserung



    Als mich die Computerstimme dann schon um 0700 aus dem Schlaf riss, fühlte ich mich mehr als müde. Ich wusste nicht, wann ich in der Nacht endlich eingeschlafen war, aber ich wusste, dass es ein Kampf gewesen war. Immer und immer wieder hatte ich darüber nachgedacht was ich in den letzten Wochen erlebt hatte und es war beinahe unglaublich.

    Nach dem Tod meiner Mutter und den schrecklichen Ereignissen, die darauf gefolgt waren, hatte ich eigentlich gedacht, die Welt um mich herum müsste einfach aufhören, sich zu drehen. Alles war mir so unrealistisch vorgekommen wie in einem einzigen Traum.

    Und dennoch war ich tatsächlich hier. In einer riesigen Stadt mitten auf einem schier endlosen Ozean. Doch das war noch nicht alles, dieser Ozean befand sich viel weiter weg von zu Hause als ein normaler Mensch vielleicht dachte, wenn er einfach hier aufwachte. Wir befanden uns mehrere Millionen Lichtjahre von unserer alten Heimat entfernt.

    Ich fuhr mit meiner Hand kurz über die Lampe neben meinem Bett und sie erwachte zum Leben. Es war noch recht früh und draußen war die Sonne noch nicht aufgegangen. Ich rieb mir die letzten Überreste der schweren Nacht aus den Augen und stand langsam auf, um mich in mein Badezimmer zu begeben.

    Es dauerte eine ganze halbe Stunde, bis ich wieder einigermaßen vorzeigbar aussah, auch wenn ich eigentlich nicht wirklich viel Wert darauf legte, wie ich aussah. Ich war noch nie eines von den Mädchen gewesen, die Stunden im Bad verbrachten, um dann später mit einer dicken Schicht Make-Up aus dem Haus zu gehen.

    Andererseits hätte meine Mutter wahrscheinlich auch nicht zugelassen, dass ich so aus dem Haus gegangen wäre. Auch sie war eher schlicht und einfach und das obwohl sie, zumindest in meinen Augen, wunderhübsch gewesen war.

    Ich hatte mich gerade vollständig angezogen und müde auf meinen Schreibtischstuhl gesetzt, als es plötzlich an meiner Tür klingelte. Wer um alles in der Welt störte mich schon so früh am Morgen? Ich war nicht gerade das, was man einen Morgen-Menschen nannte und ich konnte ziemlich ungenießbar werden, wenn ich müde war.

    „Guten Morgen Magret, bereit für deinen ersten … Schultag?“ Mein Kopf sank augenblicklich nach unten. Wie konnte man nur um halb acht morgens schon so wach und fröhlich sein? Ich verstand es wirklich nicht, aber anscheinend hatte ich meine miese Laune morgens nicht von meinem Vater geerbt. Wahrscheinlich war meine Mutter der Morgenmuffel gewesen.

    „Du hast ihn vielleicht nicht mitbekommen, aber mein erster Schultag war vor 10 Jahren …“, sagte ich missmutig und merkte auf Grund meiner schlechten Laune gar nicht, wie sich das Gesicht meines Vaters einen kurzen Moment verdüsterte.

    Wir gingen also schweigend zur Kantine, um noch vernünftig zu frühstücken, bevor der ‚Schultag‘, wie die Erwachsenen unser besonderes Training nennen wollten, begann. Als ich mich an den Tisch zu Maddison, Sa’rayn und Joey setzte, sah ich in drei genauso müde Gesichter wie mein eigenes. Keiner von uns schien wirklich glücklich mit dem Gedanken zu sein, so früh aufzustehen und dann etwas ‚lernen‘ zu müssen. Selbst Sa’rayn, die laut Joey eigentlich einfacher mit der ganzen Sache umgehen sollte, war mehr als schlecht gelaunt und blaffte Torren regelrecht an, als der mit einem ziemlich blöden Kommentar über unsere Motivationslosigkeit an uns vorbei zum Tisch der Jungs ging.

    Ich konnte nicht verhehlen, dass das meine eigene Laune etwas aufgebessert hatte, denn der dämliche Blick, als Sa’rayn ihn angeschrien hatte, den würde ich wahrscheinlich nie mehr vergessen. Vielleicht konnte sie mir beibringen, so einschüchternd zu sein, dass er mich auch in Ruhe lassen würde.

    „Hey Peaches, pass auf, dass du den Jumper nachher nicht in die Luft sprengst“, rief er mir dann entgegen, als wir uns gerade alle fertig machten, um zu unseren ersten Trainingseinheiten zu gehen. Ich konnte nicht anders, als ihm einfach einen vernichtenden Blick entgegen zu werfen. Ich war nicht so schlagfertig wie Maddison oder so angriffslustig wie Sa’rayn.

    „Lass dich von dem Idioten nicht provozieren, Maggie, du wirst das schon hinbekommen“, ermutigte mich Joey und ich war erstaunt, wie erwachsen sie doch klang. Aber wahrscheinlich hatte das auch etwas damit zu tun, dass sie hier auf Atlantis nur unter Erwachsenen aufgewachsen war. Sicherlich hatte das für sie eine vollkommen andere Entwicklung bedeutet als für uns ‚normale‘ Kinder, die einen Kindergarten und eine Schule besucht hatten.

    „Von dem? Sicher nicht“, versicherte ich ihr und stellte mein Tablett auf einem der Reinigungswagen ab. Dann kam auch schon Kevin auf mich zu. Ich wusste, dass wir beide gleich zusammen bei meinem Vater lernen würden, wie man die Antikertechnologie wirklich nutzte, aber nachdem, was gestern passiert war, war ich nicht wirklich erpicht darauf, es zu lernen, vor allem nicht, wenn mein bester Freund dabei war und ich ihn vielleicht unabsichtlich verletzten könnte.

    Aber als ich dieses Argument gestern Abend in der Kelno’reem-Session mit Teal’c gebracht hatte, hatte dieser mir versichert, dass nichts passieren würde, solange ich nur ruhig blieb und mich nicht zu sehr aufregte. Ich war ein Teenager! Jeder Teenager neigte dazu, sich leicht aufzuregen, das nannte man Pubertät, aber wahrscheinlich hatten die Jaffa davon noch nie etwas gehört, zumindest nahm ich das an.

    Dann kam Kevin auch schon zu mir. Wir würden zusammen die Flugstunden mit meinem Vater absolvieren und es war besser, als es alleine zu tun. Es würde diese unangenehme Stille vielleicht etwas unterbrechen, die manchmal zwischen mir und meinem Vater herrschte. Anscheinend hatte ich meinen Mangel an Kommunikationsfreude von ihm geerbt. Das war zumindest schon einmal ein Beweis, dass bestimmte Verhaltensweisen wahrscheinlich genauso vererbbar waren wie die äußerlichen Merkmale.

    „Und bist du bereit?“, fragte er etwas vorsichtig. Anscheinend hatte er mitbekommen, was hier gerade zwischen Torren und Sa’rayn passiert war und er war etwas verunsichert, wie er uns gegenübertreten sollte. Ihm würde Sa’rayn jedoch nichts tun, dessen war ich mir sicher. Ich hatte ihr erzählt, dass ich Kevin schon sehr lange kannte, dass wir eigentlich zusammen aufgewachsen waren.

    „Na ja … ich hoffe es“, murmelte ich. Ich wusste, mein Vater war der beste Lehrer, den man sich in Bezug auf die Anwendung der Antikertechnologie wünschen konnte, aber dennoch überlegte ich immer noch, nach einem anderen Lehrer zu fragen. War es in Schulen nicht normalerweise auch verboten, die Eltern als Lehrer zu haben, aus Angst man könnte dann bevorzugt oder benachteiligt werden?

    Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig. Meine Einstellung zu meinem Vater hatte sich in den letzten Tagen sehr geändert, woran Kevin nicht ganz unschuldig war. Die Freude darüber, dass er noch am Leben, dass er hier auf Atlantis war, hatte mir den Einstieg in diese neue Leben hier erleichtert, hatte mir eine Möglichkeit gegeben, neu anzufangen und dennoch meine Vergangenheit auf der Erde nicht zu vergessen.

    Was mir jedoch am meisten geholfen hatte, war eine kleine Unterhaltung mit seiner Mutter, die mir die ganze Geschichte erzählt hatte, während wir in meinem Quartier gewesen waren. Sie hatte mir erzählt, dass mein Vater und sein Team, als sie vor vielen Jahren Atlantis das erste Mal betreten hatten, auf der Suche nach einer Energiequelle für Atlantis auf Athos, dem Planeten, von dem Teyla stammte, auf die Wraith getroffen waren. Die Wächter der Wraith hatten in der Nacht angegriffen und viele Athosianer entführt. Damals hatten die meisten Wraith noch geschlafen. Auch Teyla und einige seiner Männer waren gefangen worden.

    Sein Vorgesetzter, Colonel Sumner wurde zu einer der Königinnen gebracht, weil sie die Menschen von der Erde nicht kannte und sie bei der Verteidigung der Athosianer einige Schiffe der Wraith hatten zerstören können. Für sie war Sumner etwas Neues und sie wollte ihn in gewisser Weise studieren. Sie saugte ihn langsam aus und er dachte an die Erde.

    Mein Vater, der versucht hatte, Sumner zu befreien, war dann in ihre Fänge geraten und er hatte die Königin getötet, damit sie nicht noch mehr über die Erde herausfinden konnte. Leider hatte dies wohl zur Folge gehabt, dass die restlichen Wraith, die bis dahin noch in einer Art Winterschlaf gewesen waren, alle langsam aufwachten. Hunderte, Tausende erwachten in der ganzen Pegasus-Galaxie langsam und hatten schrecklichen Hunger.

    Damit begann das Ausdünnen und viele Planeten erlebten die nächste Ernte, bevor sie sich erholt hatten. Jedoch hatte mir die Geschichte, die mir Kevins Mutter erzählt hatte, aufgezeigt, dass mein Vater wirklich alles andere als Schuld an dem ganzen Fiasko hatte. Er hatte versucht, die Sache aufzuhalten, hatte verhindern wollen, dass die Erde in die Fänge der Wraith gelangte und hatte seitdem jeden einzelnen Tag gegen diese Biester gekämpft, egal welche Folgen es vielleicht für ihn gehabt hatte.

    Auf diesem Weg hatte er in den letzten Jahren viele Freunde verloren, Freunde, die für ihn zu einer Art Familie geworden waren, und er hatte seine eigene Familie in gewisser Weise verloren, weil meiner Mutter die Situation auf Atlantis, die Nähe zu den Wraith einfach zu gefährlich war, um dort ein Kind aufzuziehen, ein Kind, das wohlmöglich ganz anders war als alle anderen, zumindest innerlich.

    Sie hatte laut Kevins Mutter noch während der Schwangerschaft, welche sie zur Sicherheit im SGC verbracht hatte, viel mir ihr darüber geredet, mit ihr jedes Untersuchungsergebnis bewertet und sprichwörtlich auf den Kopf gestellt. Meine Mutter hatte Angst gehabt, Angst, dass ich kein normales Kind sein würde, Angst, dass die kombinierten Gene meiner Eltern irgendetwas mit mir anstellen würden, das niemand vorhersehen konnte.

    Erst als sie in den letzten Monaten der Schwangerschaft gewesen war, und alles so aussah, als würde ich ein ganz normales, gesundes Mädchen werden, hatte sie die Ruhe gefunden, die sie gebraucht hatte. Einen Monat vor der Geburt waren meine Mutter und Kevins Familie dann nach Deutschland ausgewandert und ich war dort geboren worden.

    Meine Mutter hatte meinen Vater danach nicht kontaktiert, jedoch nicht, weil sie Angst hatte, dass er mir schaden würde, sondern aus Angst, er würde seine Aufgabe vernachlässigen, wenn er wüsste, dass auf der Erde Frau und Kind auf ihn warteten. Sie hatte gewusst, dass er einer der wenigen war, der vielleicht die Chance hatte, diesen ganzen Kampf gut enden zu lassen und sie stellte ihr und mein Wohl hinter das vieler.

    Eigentlich war es ein guter Weg, so über sie zu denken, sie war selbstlos gewesen. Andererseits, als eine der Geschädigten, konnte ich einfach nicht verstehen, wie sie mir meinen Vater hatte vorenthalten können. Und dennoch, wenn ich an sie dachte, vermisste ich sie. Ich konnte nicht richtig beschreiben, wie es sich anfühlte, wie ein Loch, ein Loch, das sie gerissen hatte, als sie vor einigen Wochen, es kam mir beinahe wie eine Ewigkeit vor, in ihr Grab hinabgelassen worden war.

    Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, dieses Loch zumindest zu verkleinern. Die Hoffnungslosigkeit, nun alleine auf der Welt zu sein, war unbegründet gewesen und als ich meine Mutter verloren hatte, hatte ich meinen Vater gefunden. Natürlich hätte ich sie lieber beide zusammen bei mir gehabt, aber das war anscheinend nicht der Weg gewesen, den man für mich vorgesehen hatte.

    Und in dieser neuen Welt, in der alles so anders war als in der alten, musste man sich Konstanten aufbauen, Bezugspersonen, auf die man sich immer verlassen konnte. Nach allem, was ich gehört hatte, war mein Vater genau eine solche Person, und im Gegenzug zu allen anderen hatte ich einen großen Vorteil, der mich trotz meiner anfänglich abweisenden Art für ihn einnehmen würde: Ich war seine Tochter, ein Teil von ihm und der Frau, die er vor vielen Jahren einmal so sehr geliebt hatte, dass er alles für sie aufgegeben hätte, wenn sie ihn nur gelassen hätte.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  7. #65
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Kassandra hat also endlich Maggie aufgeklärt, was am Anfang auf Atlantis passiert ist. Hat ja auch eine Weile gedauert, bis sich endlich jemand erbarmt hat. Ansonsten hat sie ja alles mit der Keule erfahren... kein Wunder, daß sie geschockt war.

    Flugstunden hört sich in meinen Ohren cool an. Wenn Maggie den Jumper unter Kontrolle hat, wird es ihr bestimmt gefallen. Immerhin ist sie ja doch die Tochter ihres Vaters

  8. Danke sagten:


  9. #66
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    So,

    Ich hoffe ihr hattet ein schönes Verlängertes Wochenende und dachte mit, ihr würdet euch, über einen neues Kapitelchen freuen ^^

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Kapitel 24 - Flugstunde



    Es war schon komisch, wie Kevin und ich zusammen durch die Gänge von Atlantis gingen. Keiner von uns wusste so richtig, wo wir hinmussten und immer wieder versicherten wir uns auf unseren Tablets, dass wir auch noch richtig waren. In meinen Augen sah jeder Gang in dieser Stadt immer noch gleich aus wie jeder andere und ich wunderte mich, wie irgendjemand es schaffte, sich hier zurechtzufinden.

    „Meinst du, wir bekommen das hin?“, fragte Kevin nachdenklich und ich merkte, dass ihm die ganze Sache mit diesem Antikergen noch ziemlich unheimlich war, obwohl seine Mutter ihm sicherlich alles genau erklärt hatte. Es war seltsam. Auf der Erde war er immer der coole und sichere gewesen, hier aber schien er beinahe etwas verloren zu sein. Aber das war mehr als verständlich. Zusammen mit mir war er der einzige, der, bevor er hierher gekommen war, noch nie etwas von Stargates, Antikern und dem ganzen Kram gehört hatte. Alle anderen waren sozusagen in diese Rolle hineingeboren worden. Philipp und John waren praktisch im SGC groß geworden, Joey, Simon und Torren waren hier geboren worden und kannten gar nichts anderes. Sa’rayn war, wenn man sie so bezeichnen wollte, ein Alien und Maddison … ja vielleicht gehörte sie auch noch zu denen, die nichts gewusst hatten, aber sie war schon älter, sie kam vielleicht besser mit all dem zurecht.

    „Ich weiß es nicht Kevin, aber wir müssen“, antwortete ich ihm, als ich meine Überlegungen abgeschlossen hatte. Wenn mir eines klar war, dann die Tatsache, dass wir lernen mussten, mit allem hier umzugehen. Es war wichtig, dass wir wussten, wie hier alles funktionierte und dass wir im Notfall handeln konnten. „Du hast gesehen, was die Wraith mit der Erde gemacht haben. Ich glaube nicht, dass sie aufhören werden.“ Er nickte nur bedrückt und sah zu Boden. Es war mir genauso unangenehm wie ihm, dieses Thema anzusprechen, klang es doch immer noch so surreal, dass die Erde beinahe zerstört worden wäre.

    Als wir dann um die nächste Ecke bogen, zeigte das Tablet auch schon den Punkt an, der für meinen Vater stand und wir waren beide erleichtert, dass wir anscheinend den richtigen Weg gegangen waren. „Kommst du damit klar?“, fragte Kevin mich, bevor mein Vater in Sichtweite kam. Ich blieb kurz stehen. Nicht, weil ich wieder umkehren wollte, sondern weil ich mich erst vorbereiten musste. Ich hatte mir zwar vorgenommen, mich meinem Vater gegenüber anders zu verhalten, aber es war immer noch ein komisches Gefühl. Ich kannte diesen Mann ja eigentlich gar nicht. Ich erklärte Kevin die Situation, in der ich mich befand und ich war froh, endlich jemanden um mich zu haben, der verstand was ich empfand. Ich war ziemlich überrascht, als er mich auf einmal umarmte.

    „Ich bin immer für dich da Mag, daran wird sich auch nichts ändern“, fing er an und ich sah, dass es ihm wirklich wichtig war, mir das zu sagen. „Du warst schon immer so was wie eine Schwester für mich und ich bin froh darüber. Vielleicht solltest du das hier einfach als eine Chance sehen, deinen Vater kennenzulernen. Fang doch einfach damit an, ihn ‚Dad‘ zu nennen anstatt ihn mit seinem Namen anzusprechen. Vielleicht bringt euch das alleine schon wieder ein Stückchen näher. Außerdem bin ich mir sicher, dass deine Mutter gewollt hätte, dass du dich gut mit ihm verstehst.“
    Kopfschüttelnd, aber dennoch leicht schmunzelnd sah ich ihn an. Manchmal konnte man nicht glauben, dass Kevin wirklich nur ein sehr guter Freund von mir war. Dann legte er eine Hand auf meine Schulter und sah mich fragend an. Ich wusste, was er hören wollte, doch anstatt zu sprechen nickte ich ihm einfach zu. Er hatte ja recht.

    „Ah, da seid ihr ja. Habt ihr gut her gefunden?“ Ich war erstaunt, wie gut gelaunt mein Vater war. Er hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht und er sah sehr frisch aus. Wir erklärten ihm, dass wir uns hier in Atlantis noch etwas schwer taten und er versprach uns, uns nach dem Training einen kleinen Trick zu verraten, mit dem er sich immer wieder zurechtfinden konnte. Dann führte er uns in das Shuttlehangar. Ich war erstaunt über die kleinen, eher Sardinenbüchsen ähnelnden, Shuttle, die hier geparkt waren. Beim besten Willen hätte ich nicht erwartet, dass diese Dinger fliegen konnten, nicht, wenn ich nicht wenige Minuten danach in eines von diesen Dingern gestiegen wäre und mein Vater es gestartet hätte.

    „Wir werden jetzt aufs Festland fliegen und uns dort ein ruhiges Fleckchen suchen, und dann werde ich euch die ersten Grundlagen beibringen. Bis wir dort ankommen, möchte ich, dass ihr euch das Datenblatt durchlest, dass McKay für euch angefordert hat“, erklärte mein Vater und zeigte auf unsere Tablets. Darauf erschien sofort ein Datenblatt und ich war verwundert, wie fortschrittlich hier anscheinend die Technologie war.

    Als erstes sahen wir eine Skizze des Shuttles. „Gateschiff?“ Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, hörte sich dieser Begriff doch sehr seltsam an. Mein Vater sah mich direkt lachend an, während Kevin nur mit den Schultern zuckte.

    „Bescheuert, oder? Das war McKays Idee. Wir nennen sie immer Puddle Jumper oder kurz Jumper“, erklärte er, aber ich fand auch diese Bezeichnung, ins Deutsche übersetzt ‚Pfützenspringer‘, nicht gerade normal, aber was war hier schon normal. „Ach übrigens, wenn ich von McKay rede, meine ich Rodney McKay, nicht Jennifer“ sagte er und sah wieder geradeaus. Wir flogen minutenlang nur über Wasser und ich fragte mich schon, wann endlich das Festland zu sehen sein würde, von dem mein Vater sprach, aber es war weit und breit nichts zu sehen, selbst als Atlantis bereits vom Horizont verschwunden war.

    „Und du bist dir sicher, dass es hier ein Festland gibt, Dad?“, fragte ich und versuchte das letzte Wort so natürlich rüberkommen zu lassen wie es ging. Dennoch ließ es meinen Vater kurz stocken und er sah mich mit großen Augen an. Ich sah ihm an, dass er etwas sagen wollte, dass er mir sagen wollte, dass er sich freute, dass ich ihn so nannte, aber ich schüttelte nur den Kopf, um ihm klar zu machen, dass er daraus keine große Sache machen sollte. Ohne mir dann wirklich zu antworten blickte er wieder auf das Wasser und auf einmal schoss der Jumper senkrecht in die Höhe. Ich sah an dem schiefen Grinsen meines Vaters, dass er das geplant hatte; was mich jedoch noch mehr wunderte war, dass wir nichts davon spürten.

    „Das müssen die Trägheitsdämpfer sein, die liegen hinten, unter der Energiequelle“, sagte Kevin, während er die Skizze weiter untersuchte, die auf unseren Tablets angezeigt wurde. Auch ich warf einen Blick darauf und berührte den Bildschirm dort, wo die Trägheitsdämpfer eingezeichnet waren. Ich bekam sofort eine detaillierte Beschreibung auf mein Tablet projiziert.

    „Ohne diese Dämpfer sähen wir wohl nicht mehr so toll aus, was?“, fragte ich an meinen Vater gewandt und er musste leicht schmunzeln.

    „Nein, sicherlich nicht. Bei so vielen Gs da …“, er hielt kurz inne und ich sah, dass er versuchte, das, was er hatte sagen wollen, etwas … harmloser auszudrücken, obwohl ich mir sicher war, dass Kevin und ich auch das ‚Nicht-harmlose‘ verkraftet hätten. Ich hatte bereits eine ziemlich gute Vorstellung davon, was passieren würde … „sagen wir, wir wären nicht mehr sehr ansehnlich.“ Ich schnaubte leicht sarkastisch und mein Vater sah mich einen Moment wieder an.

    „Nicht mehr ansehnlich? Ohne interne Dämmung würden uns bei so vielen Gs die Augen platzen, die Haut würde uns regelrecht abgezogen werden und unser Gehirn und unsere Organe würden über die Sitze verteilt werden“, sagte ich dann und der Blick meines Vater war schockiert, aber dennoch leicht amüsiert.

    „Mein Reden“, war sein Kommentar dazu nur, auch wenn ich es nicht ganz verstand. Dann ließ er den Jumper wieder gerade fliegen und ich merkte auf einmal, dass er ziemlich hoch geflogen war. Von hier oben konnte ich sogar Atlantis wieder sehen und das machte mir beinahe Angst. Wenn jetzt irgendetwas passierte, dann hatten wir ein ziemliches Problem. Ich hatte nie eine sonderlich ausgeprägte Höhenangst gehabt, aber das war eindeutig zu viel des Guten.

    „Da ist das Festland!“, rief Kevin dann erfreut aus und zeigte aus dem Fenster. Auch ich blickte nach draußen und sah die riesige Landmasse, die sich plötzlich weit vor uns auftat. Aus der Höhe, in der wir uns befanden, konnten wir gut die Krümmung der Planeten erkennen, aber ich merkte auch, dass wir sehr hoch waren und die Krümmung dennoch ziemlich gering war. Auf der Erde wären wir sicherlich bereits außerhalb der Atmosphäre gewesen, hier waren wir jedoch noch mittendrin. Anscheinend war dieser Planet um vieles größer als die Erde. Wir flogen noch einige Zeit in dieser Höhe weiter und ich versuchte, mich krampfhaft auf mein Tablet zu konzentrieren, doch es funktionierte nicht.

    „Beruhig dich Magret, alles ist in Ordnung“, sagte mein Vater ruhig. Anscheinend hatte er meine Unruhe gemerkt, dann hörten wir ein leichtes Brummen und Kevin und ich sahen uns erschrocken an. „Keine Angst, du hast gerade nur die Tarnung aktiviert. Es wird dir nichts passieren“, sagte er und klang dabei so sehr wie ein Vater, dass ich mich tatsächlich etwas beruhigte. Dann schloss ich meine Augen, wenn ich mich wirklich beruhigen wollte, durfte ich nicht mehr nach draußen blicken und vielleicht konnte ich versuchen, zu meditieren.

    „Ey, nicht einschlafen“, zischte Kevin mir zu und knuffte mich leicht in die Seite. Ich öffnete nur meine Augen und sah ihn kurz mit einem giftigen Blick an. „Ich mache gerade Kelno’reem, wenn es dir nichts ausmacht. Ich will nicht für unseren Absturz verantwortlich sein“, zischte ich zurück und Kevin wurde augenblicklich still. Meinen Vater hörte ich nur leicht glucksen, während ich meine Augen wieder schloss.

    „Und Kevin, wie kommst du zurecht?“, fragte mein Vater dann, wahrscheinlich, um mich tatsächlich etwas abzulenken.

    „Es … es ist schwer, Sir“, antwortete Kevin und ich hörte an seiner Stimme, dass es tatsächlich so war. „Meine Eltern haben mir nie etwas von alledem erzählt, obwohl sie anscheinend ziemlich tief drin gesteckt haben. Und dann werden wir auf einmal einfach auf dieses Schiff gebeamt.“

    Dann waren wir alle eine lange Zeit still und keiner sagte mehr ein Wort. Kevin war wahrscheinlich mit den Erlebnissen beschäftigt, die ihn hier her gebracht hatten, ich versuchte immer noch, meine Angst in den Griff zu bekommen und mein Vater konzentrierte sich wahrscheinlich darauf, das Schiff unter Kontrolle zu behalten, während ich ungewollt Chaos in den Systemen verursachte. Immer wieder öffnete ich meine Augen einen Spalt, ich hatte zwar Angst, aber dennoch war ich neugierig und wollte wissen, wann wir endlich landeten. Als das Festland dann beinahe unter uns zu sein schien, setzte mein Vater langsam zur Landung an und flog in einem sehr flachen Winkel wieder nach unten.

    „So ihr beiden, wir werden gleich landen, bitte haltet euch gut fest, es könnte etwas holprig werden.“ Und damit hatte mein Vater Recht. Wir wurden kräftig durchgeschüttelt, während mein Vater die Bremsen anschmiss und langsam landete. Ich sah auch Kevin an, dass er das Ganze alles andere als angenehm fand, aber wir würden uns wohl oder übel daran gewöhnen müssen. Dann öffnete mein Vater die Ladeluke und frische Luft strömte zu uns hinein. Sie tat gut, im Gegensatz zu der künstlich erzeugten Luft innerhalb des Jumpers, aber sie war dennoch anders als auf der Erde.

    Ich wollte den Jumper schon verlassen, um mich umzusehen, aber mein Vater hielt mich auf. Wir waren nicht hier, um die Landschaft zu erkunden, wir waren hier, um zu lernen, wie man diese Dinger flog. Also setzte mein Vater Kevin direkt vor die Steuerkonsole. Ich ahnte, dass mein Vater ihn als erstes fliegen ließ, damit Kevin nicht das Gefühl hatte, ich würde bevorzugt werden und zweitens, damit ich mich noch mehr sammeln konnte, bevor ich selbst die volle Kontrolle über das Schiff übernahm.

    „Dieses Schiff reagiert intuitiv“ erklärte er Kevin und setzte sich neben ihn auf den Sitz. „Als erstes müssen wir die Tarnung aufheben. Konzentriere dich darauf, dass das Schiff wieder sichtbar sein soll. Magret, du gehst am besten mal einen Schritt nach draußen und sagst Kevin, wann du das Schiff wieder sehen kannst“, wies mich mein Vater an und ich stand nickend auf. Warum hatte er mich dann eben noch aufgehalten, rauszugehen? Aber wahrscheinlich war das so ein Lehrerding, von dem er meinte, es machen zu müssen. Ich ging also einige Schritte nach draußen und während ich darauf wartete, die Außenhülle des Schiffes wieder sehen zu können, wunderte ich mich über die Geräusche der Natur. Viele hatte ich noch nie gehört und ich musste zugeben, dass es beinahe unheimlich war. Woher sollte ich wissen, dass hier in der Nähe keine Raubtiere waren, die nur darauf warteten ihre Beute zu finden.

    Dann kam mein Vater auf einmal nach draußen und stellte sich neben mich. Ich wusste nicht wieso, aber ich fühlte mich direkt etwas sicherer. Er schien ganz entspannt zu sein, egal welche Geräusche gerade hinter uns ertönten. „Das sind nur die Vögel. Manche von ihnen sind ziemlich nervig“, erklärte er, als wieder ein unheimliches Kreischen durch die Luft zog und ich leicht zusammen zuckte. Ich sah ihn an und wieder schmunzelte er.

    „Machst du dich über mich lustig?“, fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich merkte direkt, wie ähnlich ich auf einmal meiner Mutter war.

    „Das würde ich nie wagen“, antwortete mein Vater, aber ich merkte, dass auch er meine Ähnlichkeit zu meiner Mutter gesehen hatte. Er sah etwas wehmütig aus. Aber konnte ich ihm deswegen böse sein? Konnte ich wütend auf ihn sein, weil er meine Mutter genauso vermisste wie ich? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, erschien auf einmal die Außenhülle vor uns. Kevin hatte es tatsächlich geschafft, eine Verbindung mit dem Schiff herzustellen.

    „Ich hab ihn durch meine Angst blockiert oder?“, fragte ich meinen Vater leise flüsternd und er beugte sich ein wenig zu mir runter.

    „Ich werde ihm nichts verraten, wenn du es nicht tust“, flüsterte er leise zurück und schob mich sanft wieder ins Innere des Jumpers. Ich lächelte leicht, vielleicht war mein Vater wirklich ein netterer Kerl, als ich anfangs glauben wollte. „So Kevin, dann wollen wir doch mal sehen, wie weit du kommst.“ Mit diesen Worten forderte mein Vater Kevin auf, nun den Kofferraum wieder zu schließen und dann den Motor anspringen zu lassen. Ich fand es komisch, wie er über diesen Jumper redete wie über ein normales Auto, aber wahrscheinlich tat er das, weil es für ihn schon normal war, diese Dinger zu fliegen.

    Als Kevin es dann endlich geschafft hatte, den Jumper wirklich ‚anspringen‘ zu lassen, war es eigentlich schon zu spät, um mich auch üben zu lassen, aber anscheinend hatte mein Vater so viel Vertrauen in mich, dass er einfach entschied, dass ich würde versuchen müssen zurückzufliegen.

    Ich konnte sein Vertrauen in mich leider nicht teilen und ich sah in Kevins Gesicht, dass er es auch nicht richtig konnte. Dennoch setzte mein Vater mich auf den Stuhl vor der Steuerkonsole und wies mich an, mich ganz auf den Jumper zu konzentrieren. Er versicherte mir jedoch, dass er jederzeit würde eingreifen können, falls etwas schief lief. Ich fragte mich jedoch, wie er das anstellen wollte, wenn ich einmal die Kontrolle über das Shuttle hatte, immerhin hatte ich schon ohne die volle Kontrolle die Tarnung aktiviert, wie wollte er dann etwas aufhalten, was ich vielleicht jetzt falsch machte.

    „Bleib ruhig und konzentriere dich einfach darauf, dass du starten willst“, sagte er wieder mit seiner ruhigen Lehrerstimme und ich atmete einmal tief durch. Es war schwer, sich auf diese eine Sache zu konzentrieren, wenn man sich selbst unsicher war, ob man das überhaupt wollte und anstatt den Jumper zu starten, öffnete sich auf einmal wieder die Laderampe. Kevin kicherte leicht, wahrscheinlich erleichtert, dass ich es auch nicht auf Anhieb hinbekam. „Wir wollen nicht aussteigen, Magret, wir wollen wieder nach Atlantis“, sagte mein Vater und legte mir seine Hand auf meine Schulter.

    Es war das erste Mal, dass mein Vater mich wirklich berührte und es war ein komisches Gefühl. Nicht unangenehm und auch nicht so, wie es sich angefühlt hätte, wenn es irgendjemand anders gewesen wäre. Ich merkte, wie direkt eine Welle der Ruhe auf mich überging. Ich sah ihn einen Moment an und er nickte mir ermutigend zu. Ich dachte an Atlantis, ich wollte wieder nach Hause, ich wollte meinem Vater zeigen, dass er nicht Unrecht hatte mit seinem Vertrauen in meine Fähigkeiten.

    Und tatsächlich, der Motor des Jumpers schien aktiviert zu werden und wir hoben langsam ab, das einzige Problem, auf das Kevin mich auch sehr dezent - Achtung Ironie – hinwies, war, dass die Ladeluke noch immer geöffnet war. Mit erneuter Unterstützung von meinem Vater schaffte ich es allerdings, auch dieses Problem zu meistern.

    „Okay, du hast jetzt den Autopiloten aktiviert, den möchten wir aber nicht haben, meinst du, du kannst ihn ausschalten?“, fragte mein Vater dann nachdem wir einige Zeit ruhig über das Festland geflogen waren. Ich sah ihn schockiert an. Wenn ich jetzt versuchte, irgendetwas abzuschalten, schaltete ich vielleicht den ganzen Motor ab.

    „Oh Shit …“ Ich zog erschrocken die Luft ein, als ich merkte, wie auf einmal das Summen der Energiequelle immer leiser wurde. Hilfesuchend sah ich meinen Vater an.

    „Keine Panik, wir haben noch die Hilfstriebwerke, ich werde sie aktivieren“, sagte er schnell und setzte sich auf den Sitz neben mir. Hatte dieser kleine Gedanke schon gereicht? Hatte ich damit tatsächlich während des Fluges den Motor abgestellt? Ich seufzte einen Moment. Warum musste alles hier so feinfühlig sein? Warum konnte dieses blöde Ding nicht einfach weiter fliegen?

    Und dann drehte die Energiequelle wieder hoch. Ich sah meinem Vater an, dass er das nicht gewesen war und ich zuckte nur mit den Schultern. Okay, wenn es so war, musste ich jetzt wohl aufpassen, was ich dachte, ansonsten …

    „Maggie, pass auf!“, schrie Kevin erschrocken auf, als ich auf einmal direkt auf das Wasser zuhielt. Mein Vater neben mir sah mich einen Moment geschockt, dann jedoch grinsend an. Er schien zu erkennen, dass dieses Manöver geplanter war, als es vielleicht den Anschein hatte. Ich merkte schnell, dass ich wirklich nur an das denken musste, was ich von dem Schiff wollte, und es reagierte.

    Es kam mir beinahe so vor wie in den Harry Potter Büchern. Es war, als würde ich einen dieser Rennbesen fliegen, die meine Gedanken voraussahen und das taten was ich von ihnen wollte, ohne dass ich etwas machen musste. Auf einmal fing ich an Gefallen an der ganzen Sache zu finden, sehr zum Leid von Kevin, der nicht gerade erfreut über die Manöver war, die ich versuchte. Um ehrlich zu sein, erinnerte ich mich an die Passagen aus Harry Potter, in denen der junge Zauberlehrling Quidditch gespielt hatte und versuchte, genau solche Flüge zu machen wie er.

    „Okay, genug Spaß für heute Magret“, sagte mein Vater dann nach einiger Zeit lachend, als er auf das mittlerweile sehr grüne Gesicht meines besten Freundes sah. Ich seufzte leicht enttäuscht und stellte den Autopiloten wieder ein.

    „Tut mir leid, Kev“, entschuldigte ich mich vorsichtig bei ihm, als wir auf Atlantis den Jumper wieder verließen. Er schubste mich nur gespielt beleidigt von der Laderampe. Dann kamen uns auch schon Torren und Sa’rayn entgegen und die Stimmung zwischen den beiden war ziemlich eisig.

    „Na Lerner, du bist ziemlich grün um die Ohren, hat Peaches euch zum Absturz gebracht?“, fragte Torren provozierend, als wir an ihnen vorbeigingen. Ich ignorierte ihn, während Kevin ihm irgendetwas zu murmelte, was ich nicht ganz verstehen konnte. Sa’rayn blickte mich nur an und verdrehte ihre Augen. Wahrscheinlich hatte sie keine Lust, mit Torren zusammen dieses Training zu absolvieren und ich konnte sie verstehen.

    „Magret?“, rief mein Vater mir noch hinterher, bevor wir endgültig aus dem Hangar verschwunden wären. Ich blieb einen Moment stehen, während Kevin schon weiter ging. „Was hältst du davon, wenn wir heute Abend zusammen essen? Mit Cassie und Kevin?“, fragte er und ich sah, dass er wirklich froh war, dass unsere erste Trainingsstunde zusammen so gut ausgegangen war.

    „Ähm …“, ich musste kurz überlegen, aber ich fand nichts, was dagegen sprach, außerdem hatte ich mir ja vorgenommen, meinem Vater etwas näher zu kommen und da war es mehr als taktvoll von ihm, nicht direkt alleine mit mir sein zu wollen. Ich fragte mich, ob er die beiden ausgesucht hatte, weil er wusste, dass sie nun, da ich hier auf Atlantis war, der einzige Bezug zu meinem alten Leben waren. Vielleicht machte er sich mehr Gedanken um mich, als ich gedacht hatte. „Ja, klar. Ich sag Cassandra gleich Bescheid, wenn ich sie sehe.“ Und damit ging ich los zu meiner ersten Stunde in Medizin und ließ meinen leicht lächelnden Vater zurück.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  10. #67
    Staff Sergeant Avatar von Ennasus
    Registriert seit
    13.02.2014
    Ort
    Westfalen
    Beiträge
    67

    Standard

    Ich habe jetzt das erste Kapitel gelesen, deine Geschichte geht ja schon mal spannend los und ich bin nun gespannt, was mit ihrer Mutter passiert ist und ob Jack tatsächlich ihr Vater ist. Dann bestimmt aus der Zeit, wo er Sam noch nicht kannte. Ich bin neugierig wie es weiter geht. Die arme Magret, ohne Mutter und ohne Geschwister, das ist keine leichte Zeit für sie.

  11. Danke sagten:


  12. #68
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Ein gutes Kapitel... und Maggie lernt schnell, den Pfützenspringer zu fliegen - sehr zum Leidwesen von Kevin, der bei der nächsten Flugstunde bestimmt Kotztüten mitbringen wird Aber wie ich schon sagte: wie der Vater, so die Tochter. Das Fliegen wird bestimmt ihre Leidenschaft.

    Zudem hilft es ihr auch, sich ihrem Vater zu nähern. Jetzt bin ich auf das gemeinsame Abendessen neugierig.

  13. Danke sagten:


  14. #69
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    So, liebe Jolinar, hier kommt das Abendessen auf das du so gespannt bist ^^ Danke auch nochmal an die liebe Tamara fürs Betan ^^

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

    Kapitel 25 - Abendessen


    Eine sanfte, nach Salz riechende Brise zog mir durch die Haare, als ich am Abend auf dem Balkon vor dem Esszimmer stand und hinaus sah. Im Moment war ich noch alleine hier und blickte einfach in die Ferne. Da draußen lag irgendwo das Festland, auf dem bereits fieberhaft daran gearbeitet wurde, weitere Flüchtlinge von der Erde aufzunehmen.

    Jennifer hatte mir erzählt, dass ihr Mann sich mit denen, die sich für seinen Kurs entschieden hatten, dort befand, um sicher zu gehen, dass die Pioniere beim Aufbau der neuen Stadt nicht aus Versehen Technologien der alten zerstörten. Vor hunderten oder tausenden von Jahren hatten nämlich auf dem Festland einmal Antiker gelebt und die Ruinen ihrer Stadt waren immer noch vorhanden.

    „Es wird nicht so modern und gemütlich sein wie hier, aber es ist zumindest etwas“, hatte Jennifer dann mit einem etwas schwermütigen Gesicht gesagt. Dann hatte sie mir und Joey, die sich natürlich für den Kurs ihrer Mutter entschieden hatte, gezeigt, wie wir bei den Flüchtlingen, die bald hier ankommen würden, Blutproben und ähnliches nehmen konnten, um festzustellen, was sie vom Angriff der Wraith davon getragen hatten und wie hoch ihr Strahlungsfaktor durch die Atombomben war.

    „Wann werden die Flüchtlinge hier ankommen?“, fragte Joey und sie klang etwas zu erfreut. Aber wer konnte es ihr schon übel nehmen? Sie war hier auf Atlantis aufgewachsen und hatte die Erde wahrscheinlich noch nie gesehen. Sie war einfach gespannt darauf, Menschen zu treffen, die von dem Heimatplaneten ihrer Eltern kamen. Jennifer erklärte uns dann, dass es wahrscheinlich noch 4 Wochen dauern würde, dass wir bis dahin aber bestens vorbereitet sein würden, um die ersten Aufgaben selbst zu übernehmen.

    „Du hast ja schon den Tisch gedeckt“, riss mich dann mein Vater wieder aus meinen Gedanken. Er stand in der Tür zum Balkon. Er hatte sich mittlerweile umgezogen und trug anstatt seiner gewöhnlichen Atlantis-Uniform eine Jeans und ein T-Shirt. Es war seltsam, ihn so … locker zu sehen. Ich sah seinen wehmütigen Blick, als er bemerkte, dass ich mir etwas aus Moms Kiste angezogen hatte. Es war das einzige Outfit gewesen, das nicht zur Uniform von Atlantis gehört hatte, abgesehen von zwei ziemlich aufwendigen Kleidern.

    „Kannst du mir etwas beim Kochen helfen?“, fragte er dann als er anscheinend seine Sprache wieder gefunden hatte. Ich nickte nur und folgte ihm in die kleine Küche, die unsere beiden Quartiere von einander trennte. Er hatte bereits alles auf die Arbeitsplatte gestellt, was wir brauchen würden und ich war gespannt, was er vorhatte. Dann gab er mir drei Rezepte und bat mich, diese vorzubereiten. Ich sah ihn allerdings nur mit großen Augen an.

    „Ich fürchte, Mom hatte sogar davor Angst, dass ich mich mit einem Messer schneiden könnte“, gestand ich ihm und er lachte etwas.

    „Da hatte sie wohl Angst, du würdest zu sehr nach ihr schlagen“, kommentierte mein Vater nur und erzählte mir, wie er sie einmal, während sie zusammen gekocht hatten, zu Jennifer hatte bringen müssen, weil sie sich beinahe den halben Finger abgeschnitten hatte.

    „Das ist doch noch gar nichts. Letztes Weihnachten, da hat sie sich die ganze Handfläche aufgeschnitten, weil sie ein Messer im Fall hatte auffangen wollen. Cassie hat sie dann ins Krankenhaus gefahren.“ Wir lachten einen Moment zusammen, einfach nur, weil wir uns an Mom erinnerten und es war seltsam, wie gut es sich anfühlte, es mit jemandem zu teilen, der sie genauso sehr geliebt hatte wie ich. Doch auf einmal schlug meine Stimmung um. Ich merkte, wie gerne ich sie doch hier dabei gehabt hätte. Wie gerne hätte ich nun mit meinem Vater und ihr hier gestanden und das Essen vorbereitet, dass sie mit uns über diese Geschichten lachen konnte.

    „Ich vermisse sie, Dad“, sagte ich daher nur und mein Vater wandte sich kurz von den Paprika ab, die er gerade klein schnitt. Er ging wieder leicht in die Knie, um mit mir auf einer Augenhöhe zu sein und sah mich genau an, während er seine Hand auf meine Schulter legte.

    „Ich vermisse sie auch, Maggie. Aber wenn ich dich ansehe, dann weiß ich, dass ein Teil von ihr immer bei mir ist“, sagte er und ein Kloß bildete sich auf einmal in meinem Hals und ich merkte, wie meine Augen fürchterlich zu brennen begannen, während ich versuchte meine Tränen zurück zu halten. Und auf einmal war ich es, die ihn umarmte und für einen Moment war er stocksteif und schien nicht zu wissen, was er tun sollte, dann aber legte er seine Arme um meinen Rücken und drückte mich an sich.

    Wir verharrten einige Augenblicke in dieser Position, bis ich mich langsam von ihm löste. Ich sah an seinem roten Kopf und an seinen ziemlich feuchten Augen, dass er anscheinend auch seine Tränen zurück gehalten hatte, dass er versuchte, nicht zu zeigen, dass er schwach war.
    „Versuchs einfach, und wenn du Probleme hast, helfe ich dir“, sagte er dann und blickte wieder auf die Arbeitsplatte, auf der ich immer noch nicht wirklich viel geschafft hatte. Wieder war ich über sein Vertrauen in mich verwundert. Meine Mutter hatte mich selten etwas einfach versuchen lassen, zumindest nicht, wenn es Verletzungen beinhalten konnte.

    Dann begab ich mich daran die einzelnen Gemüse, die ich für meine Rezepte brauchte, klein zu schneiden und ich war ziemlich vorsichtig und brauchte daher auch die doppelte Zeit, die mein Vater für seine brauchte, aber es war okay. Manchmal bemerkte ich, wie er mich beobachtete, aber selbst wenn ich es wahrscheinlich falsch und nicht effizient machte, ließ er mich in Ruhe und verbesserte mich nicht.

    Ein Teil von mir fragte sich, wie es wohl gewesen wäre aufzuwachsen, wenn er und Mom beide für mich da gewesen wären. Wahrscheinlich hätten sich die beiden öfters gestritten, was ich dürfte und was nicht, oder Mom wäre etwas weniger hysterisch gewesen, wenn ich etwas Gefährliches tat, weil Dad sie mit seinem Vertrauen in mich hätte beruhigen können. Aber wer konnte das schon genau sagen?

    „Wenn du fertig mit den Dips bist, kannst du dann noch das Brot schneiden?“, fragte mein Vater mich, als ich gerade dabei war, die letzte Creme zu rühren. Ich nickte nur, auch wenn ich etwas erschrocken über die Größe des Messers war, das da vor den drei langen Baguettebroten lag. Wahrscheinlich hätte man damit ein Tier vollkommen aufspießen können, zumindest kam es mir in Relation zu den Messern, die ich gewohnt war, so vor. Deswegen war das „Klar“, das aus meinem Mund kam, auch etwas zögerlich und unsicher. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie mein Vater schmunzelte. Anscheinend fand er es urkomisch, dass ich so unsicher in der Bedienung von einfachem Küchenwerkzeug war.

    Als wir dann endlich mit dem Kochen fertig waren und die Lasagne, die mein Vater zubereitet hatte, während ich mich mit den Dips herumgeschlagen hatte, im Ofen war, ertönte auch schon der Türalarm meines Vaters. Natürlich waren es Kevin und seine Mutter, immerhin hatten wir ja auf niemanden sonst gewartet.

    „Danke für die Einladung, Colonel“, bedankte sich Cassie bei meinem Vater und ich merkte erst jetzt, dass die beiden sich anscheinend noch nie begegnet waren.

    „Nicht der Rede wert, aber ich bin nicht Colonel, ich bin John.“ So einigten sich die beiden Erwachsenen dann darauf, sich beim Vornamen zu nennen und ich war mir sicher, es würde die ganze Atmosphäre etwas entspannter machen, als wenn die beiden sich nur mit ihren Rängen angesprochen hätten.

    Eine Weile wurde nur belangloser Small Talk gehalten, wie man sich auf Atlantis einlebte, wie die Arbeit voranging oder was man für die nächsten freien Tage geplant hatte, immerhin stand Weihnachten kurz bevor, doch irgendwie nervte es mich, dass die Erwachsenen so über alles hinweg zu reden schienen, was eigentlich der Grund war für unser gemeinsames Essen. Mein Vater hatte zwar nicht über einen Grund mit mir geredet, aber ich wusste, ihm ging es um meine Mutter, um unser Leben auf der Erde.

    „Dad wollte sich bei dir bedanken, dass du dich um mich gekümmert hast, als er es nicht konnte“, platzte ich also einfach heraus und alle sahen mich erstaunt an, mein Vater am allermeisten. Doch dann nickte er und lächelte Cassandra kurz an. Sie schien peinlich berührt zu sein und auch etwas erschrocken, dass nun eines der beiden Kinder dieses heikle Thema angeschnitten hatte.

    „Das war keine Frage. Schon im SGC hatte ich mich mit Izzy angefreundet und die Entscheidung mit ihr nach Deutschlang zu ziehen war keine schwere“, antwortete Cassie wahrheitsgemäß und ich merkte, dass es anscheinend alle hier brennend interessierte, was damals passiert war, selbst Kevin. „Izzy hatte furchtbare Angst, jemand vom NID oder gar der Trust könne von Maggie erfahren und da auch Jack und Sam ihre Sorge teilten, veränderten sie Izzys Akte vollkommen. Sie hatte nie für das SGC gearbeitet und lebte immer noch in Deutschland. Jack und Sam kamen dann auf mich und Thomas zu, der ja eigentlich aus Deutschland kam und baten uns, Izzy zu begleiten und sicher zu stellen, dass weder das NID noch der Trust auch nur in die Reichweite der beiden kamen.“

    Ich sah wie mein Vater gespannt zu hörte, wahrscheinlich fragte er sich gerade, wieso alle etwas von dem Versteckspiel meiner Mutter gewusst hatten, außer ihm, warum sie kein Vertrauen zu ihm gehabt hatte. Doch Cassie nahm es ihm dann ab, diese Frage zu stellen, wahrscheinlich hatte auch sie diese Frage in seinem Gesicht gesehen. Sie erklärte ihm, und damit war das auch endlich für mich klar, dass meine Mutter ihm immer vertraut hatte, dass sie ihre Entscheidung immer hinterfragt hatte. Sie hatte die Entscheidung getroffen, weil sie wusste, wie wichtig die Aufgabe meines Vaters hier gewesen war, weil sie nicht wollte, dass er sie aufgab, nur um sie und mich zu beschützen. Außerdem hätte es mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wenn John Sheppard auf einmal spurlos verschwand, als wenn Izzy Lindbruch, die sowieso eine eher kleine Rolle gespielt hatte, verschwand.

    „Der Schatten“, murmelte mein Vater gedankenverloren, als Cassie fertig war. „Sie hatte sich immer selbst den Schatten genannt, weil kaum einer sie zu bemerken schien. Sie war kein Mitglied unseres Teams und verbrachte die meiste Zeit auf irgendwelchen Planeten mit ihrem eigenen Expeditionsteam, aber da geschah nie etwas Interessantes. Ich glaube selbst Teyla nahm sie erst richtig wahr, als Izzy schon einige Wochen mit mir zusammen in der Kantine saß.“

    „Das war ihr Markenzeichen“, lachte Cassie und anscheinend war es gar nicht so traurig, wie es sich für mich anhörte. Ich bildete mir ein, dass es schrecklich war, nicht bemerkt zu werden, aber anscheinend schien es meiner Mutter nichts ausgemacht zu haben, anscheinend hatte sie es sogar zu ihrem Vorteil genutzt.

    „Was ist mit der Erde?“, fragte dann Kevin, um von dem Thema wieder abzulenken. Ich sah ihn an, und fühlte mich direkt schlecht. Bei allem, was mir selbst in den letzten Tagen passiert war, hatte ich - um ehrlich zu sein - nicht weiter über das Schicksal der Erde nachgedacht, ich hatte gar keine Zeit dazu gehabt, weiter darüber nachzudenken.

    „Wir wissen nicht viel. Die Schiffe kommen erst nächste Woche dort an und bis dahin wissen wir nicht mehr, als bei unserem Abflug. Ein Großteil der Atmosphäre ist verstrahlt, die Großstädte und Militärbasen sind zerstört. Aber es gibt noch Hoffnung, Überlebende zu finden, die nicht völlig verstrahlt wurden. Die werden dann mit der Daedalus und den anderen Schiffen hierher gebracht und werden auf dem Festland leben“, erklärte mein Vater und er sah alles andere als glücklich darüber aus, dass es noch keine neuen Informationen gab. Ich konnte ihn verstehen, auch wenn ich die letzten Tage keine Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, jetzt wo ich es tat, wollte auch ich wissen, was passiert war, wie viele es tatsächlich geschafft hatten.

    „Sind eigentlich alle Wraith-Schiffe zerstört worden?“, fragte ich dann, als mir der Gedanke an weitere angreifende Schiffe in den Kopf kam. Mein Vater schien nicht genau zu wissen, was er sagen sollte, bis er dann schließlich erzählte, dass zwar die Schiffe, die die Erde angegriffen hatten, zerstört seien, aber dass die Koordinaten der Erde und der Milchstraße nun in den Händen der Wraith wären, und dass sie wahrscheinlich die Milchstraße als ihren neuen Weidegrund ansähen. Kein Planet dort würde nun vor dem Ausdünnen mehr sicher sein.

    Die Gänsehaut und die drückende Stimmung, die nun über unserem kleinen Abendessen lag, zeigte mir, warum man bei solchen Anlässen lieber Small Talk hielt als über die wichtigen Themen zu reden, es machte sie Stimmung kaputt und es tat mir fast leid, dass ich mit meiner ersten Frage den Small Talk beendet und zu den ernsteren Themen gewechselt war. Eigentlich hatte ich nicht gewollt, dass düstere Stimmung aufkam.

    Und dann, ich weiß nicht, ob es aus schlechtem Gewissen war, oder aus einem anderen Grund, verschwand ich für einen Moment in meinem Zimmer und holte von dort das Bild von meinen Eltern, das Bild, auf dem sie sich unter einem Zweig küssten. Es erheiterte die Stimmung wieder etwas, da alle über das erstaunte Gesicht meiner Mutter lachen mussten. Anscheinend, und so gab es auch die Geschichte, die mein Vater dazu erzählte, wieder, hatte meine Mutter nicht damit gerechnet, dass mein Vater sie tatsächlich küssen würde, nur weil Jennifer einen Zweig über ihre Köpfe hielt, aber er hatte es getan.

    „Es war unser erster Kuss in der Öffentlichkeit, eigentlich hatte noch keiner gewusst, dass wir ein Paar waren und wir waren uns einig gewesen, dass es besser so war. Jennifer war da allerdings anderer Meinung gewesen. Sie hatte schon etwas länger geahnt, dass mehr hinter Izzys Anwesenheit an unserem Tisch lag als bloße Freundschaft“, erklärte mein Vater und es tat gut, einmal so eine Geschichte über meine Mutter zu hören.

    „Sie hat immer gesagt, du hättest Jennifer gebeten, dass zu tun“, kicherte Cassandra, immer noch auf das Bild meiner Mutter sehend. „Sie war fest davon überzeugt, dass du Jennifer mit irgendetwas bestochen hast, um das zu tun.“

    „Nein, das habe ich nicht. Ich war zuerst selbst etwas überrascht, aber ich habe die Gelegenheit genutzt als sie kam. Und wer hätte das nicht?“, fragte er und auf einmal kam mir mein Vater viele Jahre jünger vor, vielleicht so wie er damals gewesen war. Sein Lächeln war breit und warm und in seinen Augen funkelte etwas, dass wir in Deutschland wahrscheinlich als ‚Schelm‘ bezeichnet hätten. Wenn er nun noch seinen Bart wieder rasiert hätte, dann hätte ich meine Mutter gut verstehen können, warum sie sich damals für ihn entschieden hatte. Es war komisch, solche Geschichten über seine Eltern zu hören und doch war es schön, zu sehen, dass die beiden sich geliebt hatten.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  15. #70
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Die Überlebenden der Erde werden nicht schlecht staunen, wenn sie von den Raumschiffen eingesammelt und nach Atlantis bzw. aufs Festland transportiert werden. Da steckt potentieller Sprengstoff drin und es wird nicht so einfach werden, eine neue Zivilisation aufzubauen.

    Maggie nähert sich ihrem Vater wirklich immer näher an. Die Umarmung kam wohl ganz spontan und war für sie genauso überraschend wie für John auch.
    Und beim Abendessen wurden wieder einige Fragen geklärt... immer weiter so.

  16. Danke sagten:


  17. #71
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    @ Jolinar: Ja, ich glaube auch dass diese Umsiedelung nicht gerade einfach werden wird, und vor allem wird sie lange dauern, insgesamt meine ich.

    So,

    jetzt ist mein Vorlauf entgültig aufgebraucht und es wir etwas mehr Zeit in anspruch nehmen, bis ich ein neues Kapitel veröffentliche, aber keine Angst, es geht weiter. Um ehrlich zu sein hatte ich eigentlich geplant, dass diese Story eine Kurzgeschichte von höchstens 10 Kapiteln wird ... tja ... hat ja ganz gut hingehauen ne ;-)

    Die Leute die meine anderen Geschichten kennen, werden wahrscheinlich wissen, dass ich mit dem Begriff "Kurz" so meine Problemchen habe ...

    Aber langer rede, kurzer Sinn, viel Spaß beim nächsten Kapitel!

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Kapitel 26 - Vater und Tochter



    „Deine Mutter hat diesen Ausblick geliebt.“

    Ich zuckte leicht zusammen als ich die ruhige Stimme meines Vaters hinter mir hörte. Es war noch ziemlich früh am Morgen und ich hatte - ehrlich gesagt - nicht mit ihm gerechnet. Ich war mal wieder von Alpträumen geplagt worden und hatte danach nicht mehr einschlafen können, also hatte ich mir die Wolldecke, die als Zusatz über meinem Bett lag, über meine Schultern gelegt und war nach draußen auf den Balkon gegangen. Ich stand nun schon beinahe eine Stunde hier draußen und langsam begann die Sonne hinter dem Horizont hervorzukriechen. Wenn ich ausblendete, dass ich gerade mitten im Meer in einer uralten Alienstadt stand, dann fühlte ich mich beinahe wie auf der Erde.

    Ich drehte mich zu meinem Vater um und sah, dass er mir bereits einen Schritt entgegengekommen war und mir eine Tasse entgegen streckte. Es war Kakao. Ich musterte den Kakao etwas skeptisch. Schon zu Hause in Deutschland hatte ich Kakao gehasst, der aus dem Automaten kam, den, der mit Wasser anstatt mit Milch gemacht wurde.

    „Heiße Milch mit Nougatcreme“, erklärte mein Vater dann mit einem leichten Grinsen und ich musste zurücklächeln. Ja, ich war meiner Mutter eindeutig sehr ähnlich, und anscheinend hatte er nicht vergessen, dass sie genauso über Kakao dachte wie ich. Als ich die Tasse auf dem Geländer abstellte und wieder den Sonnenaufgang beobachtete, sah ich aus dem Augenwinkel, wie mein Vater sich neben mich stellte.

    „Hat sie oft hier gestanden?“, fragte ich ihn dann nach einigen Augenblicken, in denen wir nur zusahen, wie die Sonne langsam die Wasserlinie überquerte und nun vollkommen zu sehen war. Im ersten Moment nickte mein Vater nur und ich konnte an seinem Gesicht sehen, dass ihn der Gedanke an meine Mutter schmerzte, wahrscheinlich begriff er immer noch nicht, warum sie ihn einfach verlassen hatte, warum sie ihm nie von mir erzählt hatte. Aber durch die Tatsache, dass ich ihn immer noch ansah, schien er zu bemerken, dass ein einfaches Nicken mir als Antwort nicht reichen würde. Ich wollte mehr über meine Mutter erfahren, wollte wissen, was sie für ein Mensch gewesen war, bevor sie wegen mir alles aufgegeben hatte.

    „Sie ist jeden Morgen extra eine Stunde früher aufgestanden, wenn sie nicht auf Außeneinsatz war, nur um sich diesen Sonnenaufgang anzusehen“, erklärte er dann und sah mich an. „Es erinnerte sie an Zuhause.“

    „Mich auch“, gab ich zu und sah wieder in die Ferne.

    „Sie war glücklich hier in Atlantis, es war für sie ein Neuanfang gewesen, aber dennoch vermisste sie die Erde, wie wir alle“, erklärte er weiter und ich war überrascht, dass er weiter redete, obwohl ich ihn nicht mehr ansah. „Bevor deine Mutter herkam, hat sie viel verloren, weißt du. Ihr Mann Ralf starb bei einem Autounfall.“

    Jetzt musste ich meinen Blick doch wieder vom Sonnenaufgang abwenden. Mein Vater musste mein entsetztes Gesicht gesehen haben, denn er deutete mit einem Wink zum Tisch an, dass wir uns besser setzen sollten.

    „Deine Mutter hat nie viel darüber gesprochen. Sie hatte die Chance nach Atlantis zu kommen wahrgenommen, um ein neues Leben zu beginnen, um das alles zu vergessen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass außer mir und vielleicht zwei drei anderen niemals jemand etwas davon erfahren hat.“

    Eine Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus und ich spürte förmlich, wie meine Augenbrauen sich traurig zusammenzogen und meine Stirn sich in Falten legte, die eigentlich in meinem Alter nicht hätten dort sein sollen. Meine Mutter hatte sich niemals etwas davon anmerken lassen, und auch meine Großeltern hatten nie darüber geredet, hatten Ralf Lindbruch nie erwähnt. Ich dachte an die ganzen Geschichten, die man schon mal hörte oder las, dass jemand seine Vergangenheit so sehr verdrängte, dass es sie nicht mehr gab und anscheinend war meine Mutter ziemlich gut darin gewesen, Sachen zu verdrängen, die ihr unangenehm waren.

    „Sie hat nie wirklich über ihn gesprochen, ich glaube, es gab nur ein einziges Mal, wo sie mir von ihm erzählt hat, und da stand sie unter dem Einfluss einer seltsamen Substanz, die sie in irgendwelchen Pilzen gefunden hatte.“ Laut meinem Vater musste Ralf Lindbruch ein anständiger Mann gewesen sein, ein Lehrer, den meine Mutter während ihres Studiums kennen gelernt und ziemlich schnell nach dem Studium geheiratet hatte. Wenige Monate später war er dann auf dem Weg zur Schule in einen Stau geraten und der LKW-Fahrer hinter ihm hatte das Stauende und damit den Mann meiner Mutter nicht gesehen und hatte ihn buchstäblich in den Kofferraum seines Vordermannes geschoben.

    „Er starb noch auf der Autobahn“, schloss mein Vater die Erzählung und ich musste schlucken. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie das für meine Mutter gewesen sein musste.

    „Wie geht es mit deinem Kelno’reem voran?“, fragte mein Vater dann, wahrscheinlich um von dem doch sehr bedrückenden Thema abzulenken, das wir eingeschlagen hatten. Ich machte nur eine verzweifelte, abfällige Handbewegung. Ich war immer noch nicht wirklich in der Lage zu meditieren, auch wenn ich es mittlerweile schaffte, mich auf meinen Atem zu konzentrieren und einmal sogar nicht mitbekommen hatte, wie Teal’c mich etwas gefragt hatte, und das ohne dass ich geschlafen hatte. Ich war einfach viel zu konzentriert gewesen, als dass ich etwas anderes als meinen Atem wahrgenommen hatte, leider hatte das nicht lange angehalten und war auch nur ein einziges Mal vorgekommen.

    „Meinst du, Kevin wird es heute besser hinbekommen?“, stellte ich nun eine Frage und ich brauchte sie nicht präziser zu stellen, damit mein Vater wusste, wovon ich sprach.

    „Wahrscheinlich, zumindest wenn du nicht wieder Angst vor Spatzen bekommst“, bemerkte mein Vater und trank grinsend einen Schluck seines Kaffees. Leider hatte er damit Recht. Bei unserer letzten Einheit hatte ich etwas Angst gehabt und meinen Freund so in seiner Aufgabe blockiert, dass mein Vater mich erst hatte ablenken müssen, bevor Kevin es geschafft hatte, die Tarnung auszuschalten.

    „Nein, ich denke, ich werde mich heute etwas … besser konzentrieren können“, versprach ich ihm und er nickte mir zu. Ich wollte Kevin ja auch nicht behindern, immerhin war er mein bester Freund, er war einer der wenigen gewesen, die mir nach dem Tod meiner Mutter Halt gegeben hatten.

    Und dann fiel mir auf einmal die Frage ein, die ich eigentlich schon hatte wissen wollen, als ich noch auf dem Weg hierher nach Atlantis gewesen war. „Hat Mama Kinder gewollt?“, fragte ich daher meinen Vater und er sah mich einen Moment abschätzend an. Dann nahm er noch einen Schluck seines Kaffees und lehnte sich hinten an seiner Stuhllehne an.

    „Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass du geplant warst, ich wünschte es wirklich. Denn dann hätte ich vielleicht geahnt, warum deine Mutter weggelaufen ist, aber es war nicht so“, fing mein Vater an und ich sah in seine Augen, dass das, was er sagte, wahr war. Natürlich hatte ich schon länger geahnt, dass ich ungeplant gewesen war, aber es nun wirklich zu hören, war doch noch einmal etwas anderes. Aber da ich es erwartet hatte, traf es nicht so hart. „Deine Mutter hat öfters davon gesprochen, dass sie einmal Kinder haben wollte, dass ihr die Situation mit den Wraith jedoch zu gefährlich war. Mir ging es nicht anders. Wir waren beide im richtigen Alter und die biologische Uhr sagte uns, dass es Zeit war, während die Vernunft uns davon abriet. Aber letztendlich bin ich glücklich, dass die biologische Uhr gewonnen hat.“ Er nahm meine Hand, die fest um die wärmende Kakaotasse geschlossen war, in seine und drückte sie leicht.

    „Ich war geschockt, als wir eine Nachricht von General O’Neill erhielten, dass Izzy ermordet worden war und dass ihre Tochter, meine Tochter, nach Atlantis kommen würde. Ich dachte wirklich, jemand wolle sich einen Scherz mit mir erlauben, immerhin hatte ich seit 16 Jahren nichts mehr von Izzy gehört.“ Ich merkte, dass es ihm schwer fiel, das zu sagen, was er sagte und irgendwie hatte ich Mitleid mit ihm, also legte ich meine noch freie Hand auf seine andere und es fühlte sich seltsam vertraut an.

    „Es tut mir leid, dass ich so … scheußlich zu dir war, Dad“, sagte ich dann und ich merkte, wie nun doch langsam Tränen in mir aufstiegen. Es war gut, endlich das auszusprechen, was sich in den letzten drei Wochen, die ich nun auf Atlantis war, in mir aufgebaut hatte. Es tat mir wirklich leid, wie ich ihn behandelt hatte und je mehr ich über die Umstände erfahren hatte, desto mehr hatte ich gelernt, eher Mitleid für meinen Vater zu empfinden als Wut. Er war wahrscheinlich neben mir einer der einzigen, die wirklich nicht an unserer Situation Schuld trugen. Mein Vater zog dann vorsichtig meine Arme über den Tisch, dass ich aufstehen musste und führte mich dann zu ihm. Es war seltsam, immerhin war ich schon 16, aber er zog mich auf seinen Schoß und hielt mich fest, als wäre ich gerade einmal 6. Doch es tat gut und es war ein so grundlegend anderes Gefühl als damals, als meine Mutter mich so zu beruhigen versucht hatte.

    „Es war schwer für uns beide, Maggie, aber ich bin froh, dass es sich eingerenkt hat“, sagte er dann und zum ersten Mal küsste ich ihn leicht auf die Wange. Dann stand ich wieder von seinem Schoß auf und nahm die Tasse Kakao auf.

    „Ich denke, wir sollten uns langsam auf den Weg in die Kantine machen, der Tag beginnt“, sagte ich und zeigte auf meine kleine Armbanduhr. Mein Vater nickte nur, und schnappte sich ebenfalls seine Tasse. Dann verschwanden wir beide in unseren Quartieren. Während ich mich langsam für den nächsten „Schultag“ fertig machte, schlürfte ich noch an den letzten Resten Kakao und musste leicht grinsen, als ich am unteren Rand der Tasse eine dicke Schicht Nougatcreme sah. Diese Schicht war immer das Beste am ganzen Kakao gewesen.

    Auch meine Mutter hatte sie immer am liebsten gemocht und hatte daher immer extra viel Creme in unsere Tassen getan, damit auch ja genug am Boden blieb. Dann hatten wir uns im Winter immer vor der Schule zusammen auf das Sofa gesetzt und uns gegenseitig die Nougatlöffel geklaut, wobei ich immer genau gewusst hatte, das sie mir den Vortritt gelassen hatte. Wahrscheinlich war das so normal bei Müttern, sie ließen ihren Kindern immer den Vortritt.

    Es war schon komisch, wie eine solche Kleinigkeit wie ein Kakao Erinnerungen in einem frei setzte, aber es war das erste Mal, dass nicht Tränen in meinem Gesicht standen, während ich an sie dachte, sondern ein Lächeln. Es tat immer noch weh und ich vermisste sie immer noch unheimlich und auch der Alptraum, der mich so früh geweckt hatte, zeigte, dass ich die Sache immer noch nicht verarbeitet hatte, aber es schien, als ginge es langsam wieder bergauf.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  18. #72
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Es ist schön zu erleben, wie sich Maggie und ihr Vater langsam aber sicher annähern - bitte mehr davon.
    Und es sind wirklich erst drei Wochen, seit Maggie auf Atlantis ist? Irgendwie kommt mir die Zeit viel länger vor.

  19. #73
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    Hi Leute!

    Sorry, dass ich jetzt doch eine Weile nichts mehr gepostet habe, aber neben dem Ende meines Vorlaufes, hatte ich auch noch Urlaub und da lag ich eher in der prallen Sonne als am PC zu sitzen ^^

    Aber jetzt habe ich wieder ein neues Kapitel für euch ^^ und das nächste ist auch schon geschrieben und gebetat ^^ Aber das werde ich dann erst Ende der Woche posten, denke ich.

    @Jolinar: Ja es ist erst 3 Wochen her ^^ Mir kommt es auch schon viel länger vor, aber ich habe nachgesehen ;-)

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Kapitel 27 - Information und Diskussion


    Wie gebannt starrte ich auf den Anzeigebildschirm in der Ankunftshalle. In der Kantine hatte sich schnell herumgesprochen, dort die Namen derjenigen zu finden, die von unseren Schiffen von der Erde gerettet worden waren. Es war die erste wirkliche Nachricht, die wir von der Erde erhielten und es tat gut zu wissen, dass es noch Menschen gab, die gerettet werden konnten.

    Mittlerweile stand ich inmitten einer unbeschreiblichen Menge von Leuten, die alle nach Namen suchten, die sie kannten, doch die meisten Geretteten, und das wunderte mich nicht, kamen aus den sogenannten „Dritte-Welt-Ländern“. Wahrscheinlich hatten die Wraith in diesen Ländern keine Bedrohung gesehen und hatten dort weniger zerstört, in der Hoffnung, die Überlebenden dort irgendwann ernten zu können.

    Wenn jemand doch einmal einen Namen auf dem Bildschirm entdeckte, den er kannte, dann freuten wir uns alle mit ihm. Immerhin saßen wir alle in diesem Boot, doch den meisten von uns blieb diese Freude verwehrt. Es war schwer, sich selbst einzugestehen, dass man wahrscheinlich niemanden von zu Hause je wieder sehen würde. Es war für mich selbst schon beinahe ein Wunder, dass ich Kevin und seine Mutter hier bei mir hatte, wenigstens ein kleiner Anker in dieser vollkommen neuen Welt.

    „Wie ich sehe, haben Sie alle schon unsere Tafel entdeckt“, ertönte nun die Stimme von Richard Woolsey von der oberen Balustrade. Natürlich drehten sich alle direkt zu ihm um, und er stand nicht alleine da. Auch die O’Neills standen dort und schienen alle etwas sagen zu wollen.

    „Dies war die erste Nachricht, die wir von der Daedalus erhalten konnten, als sie in Reichweite unserer Kommunikationsgeräte kam.“ Er informierte uns, dass die Lage auf der Erde immer noch chaotisch sei und vieles nicht endgültig gesagt werden konnte, aber anscheinend hatten doch mehr Menschen überlebt als zuvor gedacht. Die Strahlungswolken der Bomben waren mittlerweile alle auf den Boden gesunken und die meisten Feuer hatten gelöscht werden können, wodurch man eine bessere Sicht auf den Planeten haben konnte.

    „Nordamerika und ein Großteil von Europa sind massiv verstrahlt worden. Auch China und Russland haben einiges abbekommen. Die Zahlen können immer noch nicht mit Sicherheit bestätigt werden, aber mittlerweile ist die Zahl der Überlebenden auf ungefähr 2,5 Milliarden angestiegen.“ Es waren immer noch weitaus weniger, als es noch vor einigen Wochen auf der Erde gegeben hatte, aber dennoch klatschten und jubelten alle. Es war eine gute Nachricht, hatte man doch direkt nach dem Kampf davon ausgehen müssen, dass es nur noch gut 1 Milliarde Menschen auf der Welt gab.

    „Was ist mit den Wraith?“, rief plötzlich einer aus der mittlerweile noch größer gewordenen Menge nach oben. Die Blicke, die dort ausgetauscht wurden, waren weniger erfreut und ich ahnte, dass es nichts Gutes bedeuten würde.

    „Leider können wir dort keine guten Nachrichten verzeichnen. Als die Daedalus und die anderen Schiffe die Milchstraße erreicht hatten, empfingen sie Unmengen von Notrufen aus allen Teilen der Galaxie. Die Wraith haben einen neuen Weidegrund gefunden und sie werden ihn sicherlich nicht so einfach wieder aufgeben.“ Die Stimme von General O’Neill klang ziemlich grimmig, aber in seinen Augen sah ich, dass er nicht zulassen würde, dass die Wraith am Ende gewannen.

    „Ich verspreche Ihnen, die Wraith werden für das büßen, was sie der Erde angetan haben“, schloss Richard Woolsey und wurde mit einem tosenden Applaus gefeiert. Ich war mir allerdings nicht so sicher, ob er sein Versprechen auch würde halten können. Mittlerweile hatten wir so viel über die Geschichte der Antiker oder Alteraner gelernt, dass wir wussten, dass selbst diese fortschrittliche Rasse sich nur mit viel Mühe und Not gegen die Wraith hatten behaupten können. Wie sollten dann wir das schaffen? Wir waren noch nicht mal halb so fortschrittlich, auch wenn es für Außenstehende vielleicht so aussah. Wir hatten die Technologie, die wir benutzten, nicht selbst erfunden, wir benutzten sie eben nur.

    „Meinst du, wir werden sie je wieder sehen?“, fragte mich Kevin, der die ganze Zeit neben mir gestanden hatte. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich wusste nicht, ob wir jemals wieder zur Erde würden zurückkehren können, und ob wir das wirklich sehen wollten, was uns dort erwarten würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass nichts dort mehr so war, wie wir es kannten.

    „Komm, lass uns schon mal vorgehen“, sagte Kevin und zeigte nach oben, wo Daniel gerade in den Konferenzsaal ging, in dem wir mittlerweile unsere Gemeinschaftsstunden hatten. Keiner von uns war besonders begeistert von diesen Gemeinschaftsstunden, was weniger an der Gemeinschaft als an dem Stoff lag. Mathematik, Geschichte und, auch wenn es etwas anders war, Latein. Daniel und auch Madisons Mutter gaben sich unheimliche Mühe, aber sie waren nun einmal keine Lehrer. Sie standen einfach vor uns und redeten vor sich hin. In normalen Schulen hätte es Aufgaben gegeben, mit denen wir das gerade Gelernte selbst erarbeiten konnten, doch das war hier nicht der Fall, es gab ja noch nicht einmal Bücher, in denen man etwas nachlesen konnte, was man nicht verstand. Es gab einfach nur die beiden Redner vorne. Da waren die anderen Stunden eindeutig besser. Dort konnte man selbst etwas machen und wurde nur kurz eingewiesen oder dabei beobachtet.

    Gerade gestern erst hatte ich das erste Mal einem Patienten auf der Krankenstation selbst Blut abgenommen. Normalerweise wäre ich dabei wahrscheinlich schon umgekippt, denn Nadeln waren nicht gerade meine besten Freunde, aber hier in Atlantis wurde das Blut nicht mit Nadeln abgenommen. Hier gab es kleine technische Geräte, die einige Blutpartikel in einen sterilen Behälter transportierten, ähnlich wie bei Star Trek.

    „Wer von euch hat denn schon einmal von der Destiny gehört?“, fragte Daniel dann auf einmal und lenkte wieder unsere Aufmerksamkeit auf ihn. Natürlich merkte er, das keiner von uns ihm so richtig zugehört hatte und er ermahnte uns auch, dass das, was er erzählte, wichtig war, damit wir andere Sachen besser verstanden, aber sicherlich wusste auch er, dass seine Mühe fast vergeblich war.

    „Phil, John, ihr wisst doch, was die Destiny ist, oder?“, fragte Daniel voller Hoffnung und die beiden Jungs nickte zögerlich.

    „Die Destiny ist ein Schiff der Antiker“, antwortete Philipp und sah Daniel an. Dieser nickte nur dankbar und wartete, ob dem jemand noch etwas hinzufügen wollte. Als jedoch niemand von uns mehr etwas sagte, fing er nur leicht seufzend wieder mit seinem Monolog an. Er berichtete uns, wie die Antiker vor Millionen von Jahren dieses Schiff ausgeschickt hatten, um das Universum zu erkunden und um ein Signal zusammenzusetzen, das sich durch die Expansion des Universums in viele Teile zerstreut hatte.

    „Warum suchen wir nicht mit der Destiny nach einer Galaxie, die nicht von den Wraith bewohnt ist und bauen dort eine neue Erde auf?“, fragte auf einmal Joey und selbst Daniel sah sie erstaunt an. Anscheinend hatte er keine Antwort auf diese Frage.

    „Weil die Wraith vernichtet werden müssen!“, sagte Philipp und schien dabei entschlossener denn je. „Wir können doch nicht einfach davon laufen und hoffen, dass sie uns nie finden werden.“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Daniel leicht mit dem Kopf schüttelte. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, dass es eine ähnliche Diskussion auch bei den Erwachsenen gegeben hatte.

    „Die Antiker haben Atlantis letzten Endes versenkt, um sich vor den Wraith zu schützen! Wenn sie es nicht geschafft haben, dann werden wir das auch nicht“, gab nun auch Madison ihre Meinung zum Besten und um ehrlich zu sein war es auch meine. Ich wollte auch lieber fliehen als kämpfen, ich war einfach nicht mutig genug. In der Hinsicht hatte ich wohl nichts von meinem Vater geerbt.

    „Es gibt noch ein anderes Problem“, schaltete sich nun Daniel wieder in die Diskussion ein. „Die Energie der Destiny ist so niedrig, dass sie aus eigenen Stücken nicht wieder in unsere Galaxie wählen kann. Das Team, das also zu ihr geschickt würde, hätte keine Möglichkeit mehr, nach Hause zu gelangen, und wir wissen nicht, wie man eine passende Energiequelle baut, um sie mitzunehmen.“

    Doch irgendwie nützte das nichts, um unsere Diskussion aufzuhalten, sie war schon lange nicht mehr bei der Destiny, sondern zu einer Grundsatzdiskussion, ob man nun fliehen oder kämpfen sollte, geworden. Bis auf Sara waren alle Mädchen dafür, lieber zu fliehen und sich in einer neuen, sicheren Galaxie ein neues Leben aufzubauen, die Jungs und Sara waren dafür zu kämpfen.

    Ich selbst wollte zwar lieber fliehen, wusste aber, dass manche Argumente der anderen auch Hand und Fuß hatten. Wir konnten nicht zulassen, dass die Wraith nun die gesamte Milchstraße verwüsteten und außerdem gab es immer noch Menschen auf der Erde, die nicht fliehen konnten, wollten wir die einfach zurück lassen?

    „Wir werden gegen die Wraith kämpfen müssen, doch erst sollten wir alle, die nicht kämpfen können, in Sicherheit bringen“, sagte ich also und Daniel sah mich mit einem leichten Lächeln an. Er konnte ja nicht wissen, dass ich mich insgeheim erst einmal zu denen zählte, die nicht kämpfen konnten.

    Als die Stunde dann zu Ende war, stoppten die Diskussionen noch immer nicht, während wir uns alle zusammen auf den Weg zum Mittagessen machten. Ich merkte die verwunderten Blicke der Erwachsenen, als sie beobachteten, wie wir Kinder diskutierend zur Schlange an der Essensausgabe gingen und einige von uns gar nicht mehr aufhören wollten zu sprechen. Am lautstärksten diskutierten Sara, Madison und Torren, wobei Sara sich nicht so recht entscheiden konnte, ob sie nun Madison unterstützte, einfach weil die Jungs zu zweit waren, oder ihre eigene Meinung vertrat.

    Doch wir alle waren auf einmal still, als wir sahen, wie sowohl mein Vater als auch Teyla, Ronon und die anderen auf einmal ihre Hände an ihre Funkgeräte drückten und jemandem zuzuhören schienen, während sie ihr Essen stehen und liegen ließen und aus der Kantine verschwanden.

    „Was war das?“, fragte Philipp mit einem Stirnrunzeln, doch keiner von uns wusste etwas, wir sahen nur, dass die anderen in der Kantine genauso verwundert aussahen wie wir. Tatsächlich sahen manche von ihnen sogar etwas besorgt aus.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  20. #74
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Endlich geht es wieder weiter.

    Frontalunterricht ist ja auch so was von langweilig, ich kann es Maggie nachfühlen. doch mangels Unterrichtsmaterialien müssen sie eben von den Monologen der Lehrer lernen - was ja anscheinend manchmal zu lebhaften Diskussionen führt.

    So, und was ist jetzt schon wieder los, daß einige mit sorgenvollen Gesichtern durch die Gegend laufen?

  21. Danke sagten:


  22. #75
    Senior Airman Avatar von Ehre_Sei_den_Ori
    Registriert seit
    03.09.2011
    Ort
    Tübingen
    Beiträge
    38

    Standard

    möglicherweise ein paar Wraithschiffe die auf Atlantis zusteuern?

    ein sehr fieser Cliffhanger

  23. Danke sagten:


  24. #76
    First Lieutenant Avatar von Angelika
    Registriert seit
    28.02.2013
    Ort
    Wien
    Beiträge
    250

    Standard

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die uns zeigen wird, was da tatsächlich los ist.

  25. Danke sagten:


  26. #77
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    So da bin ich wieder,

    sorry, dass es etwas länger gedauert hat.
    Aber dafür kann ich euch sagen, dass ich mittlerweile wieder einen kleinen Vorlauf angehäuft habe, im Moment arbeite ich nämlich schon an Kapitel 35, d.h. wenn die Kapitel gebetat wurden, bekommt ihr neuen Lesestoff ;-)

    In diesem Zuge möchte ich mich auch noch mal bei Tamara für's betan bedanken!

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Kapitel 28 - Flucht

    „Wo ist mein Vater?!“ Meine Stimme hatte sich mittlerweile beinahe in unhörbare Frequenzen hochgeschraubt, immerhin stand ich hier nun schon seit einer geschlagenen halben Stunde, ohne das mir auch nur ein einziger eine Auskunft geben wollte. Woolsey hatte sich schon vor einiger Zeit lieber in sein Büro zurückgezogen als sich mit mir auseinanderzusetzen und auch die anderen Mitarbeiter der Kommandozentrale schienen sich nicht mit einem Teenager herumschlagen zu wollen, sie ignorierten mich einfach.

    Wahrscheinlich hofften sie, dass ich irgendwann müde werden würde und einfach abzog, aber das würde nicht passieren. Mein Vater war nun schon seit mehr als 24 Stunden verschwunden und ich hatte schon Geflüster gehört, dass sie auf einen Planeten geschickt worden waren, um gegen einige Wraith zu kämpfen. Nicht nur mein Vater war unterwegs, auch die O’Neills und Ronon waren seitdem verschwunden, und selbst wenn sie nicht in der Kantine gewesen war, war ich mir sicher, dass es kein Zufall war, dass ich auch noch nichts von Teyla gesehen hatte.

    Letzte Nacht hatte Cassandra noch versucht, mich damit zu beruhigen, dass mein Vater auf einer Routinemission war und sicherlich am Morgen bereits wieder zurück sein würde, mittlerweile war es jedoch schon Mittag und er war immer noch nicht da! Was fiel ihm eigentlich ein, mich einfach so mir nichts dir nichts alleine zu lassen? Hatte er nicht gesagt, er würde mich nicht mehr alleine lassen? Hatte er nicht versprochen, dass er die Zeit, die wir verloren hatten, wieder aufholen würde? Er war ein Lügner!

    Ich merkte gar nicht, wie die Lampe über mir explodierte, ich sah nur, wie die Funken nach unten sprühten und mich einer der Techniker mit auf den Boden riss. Doch ich wurde nur noch wütender. Mein Vater war nicht hier. Er ließ mich wieder alleine, obwohl ich gerade wirklich eine Schulter gebraucht hätte zum Anlehnen, einfach nur, weil ich mir solche Sorgen um ihn machte.

    „Was ist hier los?“

    Ich bemerkte die Stimme von Joeys Vater kaum, sonst hätte ich mich sicherlich gewundert, dass er nicht auch mit meinem Vater und den anderen unterwegs war, aber so fiel es mir nicht sonderlich auf. Ich starrte einfach nur auf den Bildschirm vor mir, auf dem wild Buchstaben und Zahlen in antikisch vor sich hin schwebten. Rodney musste mich nur ansehen, um zu verstehen, was los war und er packte mich an der Hand und zog mich hinter sich her.

    „Kannst du das lassen?“, fragte er ziemlich gereizt und mit einem schmerzverzerrten Gesicht. Ich wusste wirklich nicht, was er meinte. „Diese Stromschläge. Ist nicht gerade angenehm.“

    „Du könntest mich auch einfach loslassen, dann passiert es nicht“, entgegnete ich ihm trotzig, während er mich immer noch durch die Gänge zog, weg von der Kontrollzentrale. Dann blieb er stehen, warnte mich davor, abzuhauen und ließ mich tatsächlich los. Doch dann ging das große Donnerwetter los, und es war sicherlich nicht der beste Versuch, mich zu beruhigen.

    „Weißt du eigentlich, was hätte passieren können, wenn du mit den Systemen von Atlantis rumspielst?“, blaffte er mich an und ich verschränkte trotzig meine Arme vor dem Körper. „Du hättest die Stadt versenken können, ohne Schilde! Oder – oder du hättest ‚aus Versehen‘ ein Signal an die Wraith schicken können, das sagt ‚Huhu hier sind wir!‘ Oder du hättest …“

    Und dann musste er selbst spüren, wie schlecht mich seine Tirade beruhigte, denn genau über ihm explodierte wieder eine der Lampen und einige Splitter fielen auf ihn und verletzten ihn leicht. Er zeigte nur wütend auf mich und ging in Richtung Krankenstation. Ich lief ihm hinterher. Ich wollte ihn ja nicht absichtlich verletzen, aber ich war einfach so wütend. Eigentlich hatte ich meine Gefühle und damit auch einige meiner ‚Fähigkeiten‘ ziemlich gut unter Kontrolle, zumindest in normalen Situationen. Dies war jedoch keine normale Situation und deswegen war ich auch etwas ungehalten. Natürlich kamen sofort Jennifer und Cassandra zu mir gelaufen, als Rodney die Krankenstation erreicht und ihnen erzählt hatte, was passiert war. Sie nahmen mich erst einmal mit und brachten mich in einen abgeschotteten, technikfreien Raum, in dem ich nichts in die Luft jagen oder mich selbst verletzen konnte.

    Sie ließen mich erst einmal einige Zeit alleine in dem Raum, wahrscheinlich damit ich mich abregen konnte. Ich nahm an, dass sie genauso wenig mit meiner … elektrisierenden Wut gerechnet hatten wie ich. Das hatte ich auch in Rodneys Augen gesehen, als ich ihm den ersten unabsichtlichen Stromschlag verpasst hatte.

    Konnten sie mich denn nicht verstehen? Begriffen sie nicht, dass ich mir Sorgen um meinen Vater machte? Er war mir nichts, dir nichts einfach verschwunden. Er war verschwunden und hatte mir nicht gesagt, wann er wiederkommen würde. War es nicht genug, dass ich vor einigen Wochen meine Mutter verloren hatte? Hatte ich nun meinen Vater kennengelernt, hatte mich ihm geöffnet, nur um wieder verlassen zu werden?

    Was sollte ich tun, wenn er tatsächlich nicht mehr wiederkam? Was sollte ich dann noch hier auf Atlantis? Ich merkte, wie sich die Tränen ihren Weg nach draußen bahnten. Wenn meinem Vater irgendetwas zugestoßen war, dann war ich eine Waise.

    Warum sagte man mir nicht, was los war?

    Nach einiger Zeit, mittlerweile war meine Wut verraucht und ich weinte auch nicht mehr, öffnete sich die Tür wieder und Cassandra kam herein. Sie setzte sich neben mich und wir sagten eine Zeit lang erst einmal gar nichts. Sie wartete einfach darauf, dass ich redete.

    „Ich hab Mom verloren. Ich kann nicht auch noch ihn verlieren“, sagte ich beinahe im Flüsterton und Cassandra legte einen Arm um meine Schulter. Es fühlte sich beinahe so an wie damals, als Mom mich in den Arm genommen hatte, aber sie war es nicht. Cassandra roch anders als Mom. „Was ist mit ihm? Warum ist er noch nicht zu Hause?“ fragte ich. Cassandra wollte schon mit der Floskel anfangen, dass er sicherlich bald wieder kommen würde, das wollte ich jedoch nicht mehr hören, ich konnte es nicht mehr hören.

    „Das hast du gestern Abend schon gesagt!“ Ich merkte, wie meine Wut langsam wieder anstieg, aber ich war zu erschöpft, um wirklich die Kontrolle zu verlieren.

    „Maggie, es tut mir wirklich leid.“

    „Sei ehrlich. Ist er … ist er tot?“, fragte ich und in dem Moment war es mir egal, ob ich mich anhörte wie ein kleines Kind. Ich musste es einfach wissen. Cassandra legte mir eine Hand auf die Schulter und ich sah ihr an, dass sie am liebsten nicht ehrlich mit mir sein wollte.

    „Wir wissen es nicht. Wir haben die Verbindung zu ihnen verloren.“

    Ich starrte sie an. Sie sagte die Wahrheit, das war sicher, aber ich konnte es dennoch nicht glauben. Wie konnten sie die Verbindung zu einem Team verlieren? Und wieso taten sie nichts, um das zu beheben?

    „Wieso mussten sie überhaupt gehen?“

    „Die Wraith haben einen Planeten angegriffen, mit dem wir ein Bündnis abgeschlossen haben. Dein Vater und sein Team kennen diese Leute“, versuchte Cassandra, mir die Situation zu schildern und ich merkte, wie die Angst um das Leben meines Vaters sich immer mehr in mir ausbreitete. Er war also ausgezogen, um gegen die Wraith zu kämpfen. Was ich bisher von diesen Monstern mitbekommen hatte, war die Chance, dass ich meinen Vater heil wiedersehen würde beinahe gleich null.

    „Komm, ich bringe dich in dein Quartier zurück, du solltest etwas schlafen.“

    Ich wollte protestieren, doch Cassandra zog mich einfach auf die Beine und schob mich aus dem Raum heraus. In meinem Quartier angekommen, rief sie Kevin über den Kommunikator und bat ihn, ebenfalls in mein Quartier zu kommen. Doch als er gerade in mein Quartier kommen wollte, ging plötzlich der Alarm los, anscheinend versuchte jemand, ungeplant Atlantis anzuwählen.

    Die Hoffnung, dass es mein Vater sein könnte, fuhr wie ein Blitz in mich und ließ mich von dem Sofa hochschießen. Weder Cassandra noch Kevin hatten schnell genug reagieren können, um mich aufzuhalten, da war ich schon aus meinem Quartier in Richtung Ankunftssaal gestürmt. Es musste einfach mein Vater sein, er würde mich hier nicht alleine lassen, sicherlich nicht.

    Ich vernahm nur nebenbei, wie Cassandra und auch Kevin mir hinterher riefen, während sie versuchten, mich einzuholen. Ich war vielleicht nicht so groß wie andere, dafür aber schneller und wendiger. Ich konnte ganz einfach zwischen einigen Soldaten hindurch huschen, die auch zur Ankunftshalle, oder Torraum, wie sie es nannten, rannten.

    Dort angekommen, war ich schockiert. Das Gate war bereits geöffnet und gerade war General O’Neill in einem hohen Bogen durch das Stargate geflogen. Im ersten Moment bewegte sie sich nicht und mir fiel direkt auf, dass ihre sonst langen blonden Haare ziemlich verrußt waren. Als sie sich dann doch mit Hilfe eines Airman umdrehte, sah ich die lange Platzwunde in ihrem Gesicht und einige ältere Wunden.

    „Schließen Sie das Tor!“, rief sie angespannt nach oben und natürlich befolgte man ihren Befehl direkt. Leider bekam ich nicht mehr mit, denn dann hatten auch Cassandra und Kevin uns erreicht.

    „Bringen Sie die beiden in mein Quartier. Stellen Sie sicher, dass sie es nicht wieder verlassen, bis ich komme.“

    Jeder konnte hören, dass es bei diesem Befehl keinen Spielraum für Diskussionen gab, selbst ich. Nachdem Cassandra den Befehl gegeben hatte, verschaffte sie sich Durchgang durch die Reihen von Schaulustigen und half ihrer Patentante direkt, während Kevin und ich ohne viel Widerstand weggebracht wurden.

    „Was meinst du, ist passiert?“, fragte Kevin mich, als wir bereits einige Zeit in seinem Zimmer gesessen hatten. Natürlich hatten wir einmal versucht, nach draußen zu kommen, aber leider ohne Erfolg, der Wachmann, der uns her gebracht hatte, hatte direkt vor der Tür Stellung bezogen und dachte gar nicht daran, den Befehl von Kevins Mutter zu missachten.

    „Ich habe keine Ahnung, gut kann es aber nicht sein.“

    „Das denke ich auch.“ Kevin legte vorsichtig einen Arm um mich. Hätten wir nicht schon vor einigen Wochen geklärt, dass zwischen uns nur Freundschaft war, dann hätte ich es spätestens jetzt gemerkt. Bei einem Jungen, für den ich etwas empfand, hätte ich sicherlich Schmetterlinge im Bauch gehabt, wenn er mich umarmt hätte, bei Kevin war es aber beinahe so, als würde mich meine Mutter oder mein Vater umarmen. Es war vertraut.

    Dann knirschte es plötzlich in unseren Ohren, oder zumindest vermutete ich an Kevins Gesichtsausdruck und seinem Griff zu seinem Ohr, dass auch sein Kommunikator aktiviert wurde. Erst nachdem wir ihn etwas lauter gestellt hatten, hörten wir eine leise Unterhaltung zwischen Sara, John und Torren. Auch sie wussten nicht, was los war, bis sich auf einmal Philipp einschaltete. Sicherlich war er gerade zu seiner Mutter gebracht worden.

    „Phil, gibt es etwas Neues?“, fragte John und ich fragte mich, wo er war, dass er so leise flüstern musste.

    „Na ja, es sind keine guten Nachrichten. Es war eine Falle. Dad und die anderen wurden gefangengenommen, Kasterly ist gefallen.“

    Ich hielt einen Moment die Luft an. Ich kannte Kasterly nicht, doch die Tatsache, dass mein Vater an einem Ort gefangen war, wo jemand von ihnen umgebracht worden war, war genug, um zu wissen, dass es äußerst ernst war. „Mom konnte fliehen und Dad hat ihr über Funk befohlen, Verstärkung zu holen“, erklärte Philipp weiter und ich konnte beinahe sehen, wie alle angespannt zuhörten.

    „Wer sind diese Verräter?“, fragte Torren, seine Stimme klang wütend. Seine Mutter war immerhin auch unter den Gefangenen.

    „Ich habe keine Ahnung. Ich habe gehört, wie Mom etwas zu Jennifer gesagt hat, aber ich habs nicht richtig verstehen können. Aber sie ist sehr besorgt.“

    „Am besten, wir treffen uns alle in der Kantine und reden da“, schlug Sara vor. Sie hasste diesen Knopf im Ohr, das wusste ich.

    „Das geht nicht. Wir werden hier bewacht und können nicht raus“, sagte nun Kevin.

    „Aber wir können rein“, war die letzte Antwort, die noch kam, bevor die Verbindung abbrach.

    Noch nicht einmal fünf Minuten später hörten wir draußen Stimmen, die diskutierten. Eine davon war unverkennbar der junge Wachmann, der immer noch direkt vor unserer Tür stand. Als wir dann die Tür öffneten, standen Philipp, John, Madison, Sara und Torren vor unserer Tür und wurden anscheinend nicht zu uns gelassen.

    „Meine Mutter sagte, wir dürfen nicht raus. Davon, dass keiner rein darf, hat sie nichts gesagt“, sagte Kevin in gelassenem Ton zu dem Wachmann und winkte die anderen durch.

    „Wehe, ihr macht irgendeinen Unsinn!“, rief er uns hinterher und ich war sicher, dass er noch „Ich kann Kinder nicht ausstehen“ hinterher geflüstert hatte.

    Als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, setzten wir uns alle hin und Philipp begann noch einmal genau zu erzählen, was passiert war. Gestern Mittag war von einem Planeten ein Notruf ausgegangen. Die Ulari waren vor den Wraith auf diesen Planeten geflüchtet und brauchten nun Unterstützung.

    „Und dann wurden sie überwältigt und gefangen genommen, zumindest hat Mom das so Jennifer und den anderen erklärt.“

    „Wir werden sie retten!“, entschied Torren entschlossen und bevor irgendjemand etwas dagegen sagen, vielleicht einen Moment über eine andere Lösung nachdenken konnte, hatten auch schon Torren und Philipp zugestimmt. Selbst wenn noch keiner eine Ahnung hatte, wie sie auf diesen Planeten gelangen wollten, beschlossen die drei schon, was sie mitnehmen mussten und wer das Sagen haben würde. Nach einigen Minuten, in denen sich Torren und Sara anscheinend am liebsten gegenseitig den Kopf abgerissen hätten, wurde klar, dass sie zwar viele Ideen hatten zu kämpfen, aber keine wirklich sichere Lösung für einige Probleme parat hatten.

    „Ich komme auch mit!“, warf ich dann ein und auf einmal waren alle still. Wahrscheinlich hatte keiner von ihnen damit gerechnet, immerhin hatte ich nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich lieber in Sicherheit war, als mich in Gefahr zu begeben.

    „Ihr habt ja noch nicht mal einen Plan, hier raus zu kommen!“, fauchte ich Torren an, als er vorschlug, ich solle lieber meinen hübschen Hintern auf Atlantis lassen. „Mein Vater ist genauso in Schwierigkeiten wie deine Mutter, und ich werde nicht zulassen, dass ihr irgendetwas macht, was ihn gefährden könnte!“

    „Und wie willst du hier rauskommen? Die Wache wird dich nicht einfach hier rausspazieren lassen!“, bemerkte John und verschränkte die Arme vor der Brust. Aber ich hatte schon eine Idee. Während die anderen sich gestritten hatten, hatte ich nämlich über genau dieses Problem nachgedacht. Und immer wenn ich nachdachte, ließ ich meinen Blick schweifen. Der war dann auf das Belüftungssystem gefallen und da ich doch ziemlich schlank war, nahm ich an, dass dies ein wunderbarer Weg war, um aus dem Quartier zu entkommen.

    Madison bot sofort an, sich als schlafende Maggie auszugeben, auch wenn sie von unserer Idee nicht gerade begeistert war. Kaum war der Entschluss gefasst, und alle Beteiligten merkten, dass ich keine Widerrede duldete, was meine Beteiligung anging, half mir John auch schon mithilfe einer Räuberleiter nach oben. Ich nahm die Abdeckung der Lüftung ab und quetschte mich hindurch. So schlank ich war, es war dennoch ziemlich eng da drin.

    Ich hörte noch durch den Schacht, wie Torren, Sara und John das Quartier verließen und Madison flüsternd ihren Cousin kontaktierte. Simon war zwar noch ziemlich jung, aber anscheinend hatte er die Intelligenz von seinen Eltern geerbt. Nicht ohne Grund hatten wir ihm mittlerweile den Spitznamen Einstein gegeben. Er sollte uns dabei helfen, unsere Lebenszeichen zu maskieren, damit die, die danach suchten, sie nicht finden würden, zumindest nicht, solange wir noch auf Atlantis waren.

    „Du musst mir den Weg zum Hangar sagen“, bat ich ihn, doch er war anscheinend noch mit der Maskierung beschäftigt. Ich hatte mir mittlerweile jedoch einen Weg einfallen lassen, um von hier weg zu kommen. Von einem Gespräch zwischen Beckett und Jennifer wusste ich, dass es nicht all zu weit von diesem Planeten entfernt einen weiteren gab, in dessen Orbit sich ein Stargate befand. Von dort aus konnten wir ohne Behinderung entkommen. Sicher, man würde versuchen, uns zu verfolgen, doch wenn sie bemerkten, was wir vorhatten, würde es schon zu spät sein und mit Simons Hilfe würden auch die Sicherheitskontrollen für uns arbeiten anstatt gegen uns.
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  27. #78
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Ich verstehe nicht, daß man nicht allen sagt, was auf Atlantis los ist bzw. wenn eine Mission aus dem Ruder läuft, wobei ich damit die Angehörigen der Vermißten meine. Atlantis ist zwar groß, doch die Besorgnis des Stabes sehen alle anderen auch... und dann passiert eben, daß man wieder einige Lampen in Atlantis austauschen muß...

    Allerdings ist der Plan der Kinder so was von bescheuert und gefährlich. Auch, wenn sie Unterricht im Kampfkunst hatten, was sollen sie schon bewirken? Und wie wollen sie auf den Planeten kommen? Von Atlantis könnten sie mit einem Jumper verschwinden (kann Einstein diese Signatur auch verschwinden lassen?), aber was dann?

    Wie schon gesagt: eine ganz blöde Idee. Ich hoffe, daß ihr "Plan" vereitelt wird.

  28. Danke sagten:


  29. #79
    Bürostuhlakrobatin Avatar von Nefertari
    Registriert seit
    12.06.2012
    Ort
    Pi-Ramesse
    Beiträge
    381
    Blog-Einträge
    7

    Standard

    @ Jolinar: Der Plan ist ziemlich bescheuert, das stimmt wohl, aber deswegen sind es ja noch Kinder.

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~


    Kapitel 29 - Torren's Geheimnis, Teil 1



    Mein Atem ging so schnell, dass ich Angst hatte, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Ich wusste, zu hyperventilieren war nicht gerade das Allerbeste für den Kreislauf, aber es war wirklich knapp gewesen. John und Torren jubelten wild vor sich hin und klopften mir auf die Schulter, Sara war ganz still.

    Sicherlich hatte sie genauso viel Angst bekommen wie ich, als sich die Schleuse des Hangars langsam wieder schloss, ich das Schiff aber nicht mehr zum Halten bekam. Anscheinend hatte mein Unterbewusstsein einfach nicht anhalten wollen und damit auch das Schiff nicht. Das Kommunikationssystem hatte ich bereits ausgeschaltet, als das erste Mal die ziemlich ungehaltene Stimme von General O’Neill durchgekommen war, nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte.

    Jetzt hatten wir Atlantis allerdings verlassen und ich hatte die Tarnung aktiviert. Mein System hatte mir angezeigt, dass weitere Gleiter in Atlantis gestartet wurden und uns auf den Fersen waren.

    „Mit dir kann man ja doch arbeiten, Peaches!“, flötete Torren amüsiert und ich funkelte ihn nur böse aus den Augenwinkeln an. Wenn er heil auf dem anderen Planeten ankommen wollte, dann würde er nun besser den Mund halten, den ganzen Flug über. Doch natürlich war das wieder einmal zu viel verlangt. Er, John und Philipp gingen die einzelnen Kisten durch, die sie in der Eile in das Schiff hatten mitnehmen können. In einer befanden sich Zats, kleine Alien-Waffen, mit denen man jemanden betäuben, töten und auch verschwinden lassen könnte. In einer anderen befanden sich kleine, schmale Metallzylinder, die sich aber durch einen einzigen Knopfdruck in lange Kampfstäbe ausfahren ließen und in der dritten, und darüber war ich heilfroh, befanden sich Verbandsmaterial und die wichtigsten medizinischen Dinge für eine gute Erstversorgung.

    Jetzt war es jedoch erst einmal wichtig, zu dem anderen Stargate zu kommen, immerhin wurden wir verfolgt. Glücklicherweise hatte mein Vater in seiner letzten Flugstunde recht behalten, ich war mittlerweile so weit, dass ich ein Schiff alleine fliegen konnte, ohne das Leben aller Anwesenden aufs Spiel zu setzten, auch wenn es vor einigen Minuten noch anders ausgesehen hatte.

    "Atlantis an Jumper 1. Wenn ihr nicht sofort umdreht …" und dann hatte Philipp auch schon die Stimme seiner Mutter unterbrochen, in dem er einfach die Kommunikationsgeräte lahm legte. Es war schon ein komisches Gefühl, hier in diesem Schiff zu sein. Jetzt, wo wir es tatsächlich geschafft hatten, aus Atlantis zu entkommen und ich Zeit hatte, über die ganze Geschichte nachzudenken, war es doch ziemlich waghalsig gewesen, einfach abzuhauen. Doch anscheinend war ich die einzige, die so dachte.

    Die anderen schienen geradezu begeistert von der Idee zu sein, bald ähnliche Abenteuer zu erleben, wie sie sie schon öfters von ihren Eltern gehört hatten. Wahrscheinlich wollten sie sich beweisen, wollten zeigen, dass sie zu genauso viel im Stande waren wie ihre Eltern, doch ich fühlte mich nicht so. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht schon mit den Heldentaten meiner Eltern aufgewachsen war.

    "Die werden Augen machen, wenn wir sie befreien!", sagte Torren mit soviel Selbstvertrauen, dass man ihm beinahe glauben mochte.

    "Die werden ausrasten, wenn wir in ihre Zelle gebracht werden", gab ich nur zurück und um die Blicke der anderen zu ignorieren, die anscheinend nicht gerade die realistische Sicht der Dinge hören wollten, blickte ich stur nach draußen.

    "Oh Scheiße!", rief ich aus, als ich das Piepsen hörte und draußen ein kurzes Aufleuchten sah. Ohne lange zu erklären, was los war, drehte ich von unserem eigentlichen Kurs ab. Natürlich unter dem Protest der anderen, aber ich hatte gerade keine Zeit zu reden. Das helle Leuchten war ein eindeutig aktiviertes Stargate gewesen und das Piepsen war die Information, dass gerade ein Schiff durch das Stargate gekommen war. Ich tippte darauf, dass es ein Jumper aus Atlantis war. Sie versuchten, uns aufzuhalten.

    "Was zur Hölle machst du da?", schrie mich diesmal Sara an. Ihr Blick war voller Unverständnis.

    "Ich verhindere, dass wir geschnappt werden!", fauchte ich zurück "Sie haben das Stargate angewählt, durch das ich fliegen wollte.“ Ich ließ eine Anzeige erscheinen, die Sara und den anderen eindeutig zeigte, dass ich Recht hatte. Um das Stargate herum wurden einige kleine Punkte angezeigt, die andere Jumper von Atlantis darstellen sollten, während das Stargate selbst blinkte, es war also aktiviert.

    „Und jetzt?“, fragte Philipp etwas verunsichert. Er hatte eindeutig Angst und ich konnte ihn verstehen. Wenn seine Mutter ihn jetzt in die Finger bekam, war er sicher in großen Schwierigkeiten, wie wir alle. Aber ich hatte bereits alles im Griff. Nach der kurzen Schrecksekunde hatte ich umgedreht und die Stargate Adresse des Planeten, auf dem sich mein Vater und die anderen befanden in den Bordcomputer eingegeben. Damit dürfte es für ihn kein Problem sein, eine alternative Route auszuwerfen, die uns an unser Ziel brachte, ohne vorher abgefangen zu werden. Ebenso hatte ich als Ablenkung eine getarnte Signalbarke ausgelassen. Diese Signalbarke war eine relativ neue Entdeckung gewesen. Anscheinend hatten bereits die Antiker versucht, andere Schiffe in die Irre zu führen, in dem sie eine dieser Barken ausließen und diese dann in die genau entgegengesetzte Richtung des Jumpers flogen. Andere Schiffe sahen danach nur noch das stärkere Signal der Barke und flogen dieser anstelle des Jumpers hinterher, während letzterer sich in Sicherheit bringen konnte.

    „Du bist clever, Peaches!“, lobte mich Torren und klopfte mir mit seinem schiefen Grinsen auf die Schulte, als wir anstatt zwei Jumpern nur noch einen hinter uns hatten.

    „Wenn du mich noch einmal so nennst, dann bist du unsere nächste Signalbarke“, knurrte ich ihn an, doch alle anderen lachten nur darüber. Torren erhob nur scherzend die Hände, als hätte er nichts getan. Doch leider war die Verfolgungsjagd noch immer nicht vorbei. Ein Jumper folgte uns immer noch und auf dem Display sah ich genau, dass man immer noch versuchte, uns zu kontaktieren.

    „Da vorne!“, rief Sara und zeigte auf das Asteroidenfeld, das gerade in Sicht gekommen war. Ich sah sie einen Moment schief an. War sie vollkommen verrückt geworden? So gut konnte ich nun wirklich nicht fliegen, dass ich uns sicher durch diese Wolke von Steinen steuern konnte. Wahrscheinlich hätte ich uns eher umgebracht als alles andere. Doch je näher ich kam, desto deutlicher merkte ich, dass unser Schiff mit starken Interferenzen zu kämpfen hatte und das Signal des Schiffes verlor, dass uns verfolgte. Sicherlich würde es den Erwachsenen ähnlich gehen. Wenn ich also nur nah genug an das Feld heranfliegen konnte, eine weitere Barke startete und den Jumper auf einem der größeren Asteroiden am Rand landete, könnten wir vielleicht eine Chance haben, sie abzuhängen.

    „Haltet euch gut fest, es könnte gefährlich werden“, warnte ich alle vor, als ich mir einen der größeren Asteroiden ausgesucht hatte, auf dem ich landen wollte. Die Landung selbst verlief wie angekündigt etwas holprig, doch es klappte. Nicht ganz, denn der andere Jumper verschwand nicht. Er blieb in Reichweite des Asteroidenfeldes.

    „Was jetzt?“, fragte ich etwas ratlos.

    „Einen Moment, lasst mich etwas versuchen.“ Philipp war schon von seinem Stuhl aufgesprungen. Auf die Frage, was er da tat, gab er keine Antwort, sondern öffnete einfach die Abdeckung der Steuerkonsole und fingerte darin herum. Das ein oder andere Mal bekam er einen kleinen Stromschlag, aber es war nichts Lebensbedrohliches, also machte er weiter.

    „Du kannst jetzt starten, Maggie“, sagte er dann nach einer geschlagenen Stunde, in denen er auf keine unserer Fragen mit mehr als einer Handbewegung reagiert hatte.

    „Was hast du da gemacht?“

    „Ich habe die Systeme so manipuliert, dass die Signale, die ausgeworfen werden, auf einer anderen Frequenz laufen als die Systeme der anderen Jumper. Es wird sie nicht ewig von uns abhalten, aber zumindest so lange, bis meine Mutter oder McKay herausgefunden haben, was ich verändert habe. Los, starte das Schiff.“

    Natürlich tat ich direkt, was er sagte, denn auch wenn er erst 13 Jahre alt war, hörte er sich in diesem Moment so sehr nach einer Mischung aus seinen beiden Eltern an, dass man einfach das tat was er sagte, ohne es zu hinterfragen. Und tatsächlich: als wir getarnt wieder aus dem Nebel austraten, schien uns der Jumper der anderen nicht zu folgen, zumindest vorerst nicht.

    Dann waren alle einige Zeit still und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Die Stille half mir, mich komplett aufs Fliegen zu konzentrieren, denn auch wenn sich dieses Schiff intuitiv fliegen ließ, war es nicht sonderlich einfach, vor allem, wenn man zum ersten Mal ohne die Aussicht auf Hilfe flog. Keiner der anderen konnte besser fliegen als ich, was alle einfach damit begründeten, dass mein Vater schon ein begnadeter Flieger sei, und dass es mir einfach im Blut lag.

    Mittlerweile musste ich eingestehen, dass sie vielleicht Recht hatten. Vielleicht hatte ich doch mehr von meinem Vater als ich zu Beginn gedacht hatte. Die Idee, bei dieser waghalsigen Sache mitzumachen, musste auch eher aus dem Teil von mir stammen, den mein Vater mir vererbt hatte, denn ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass meine Mutter so etwas gemacht hätte.

    Die Berechnungen wurden abgeschlossen stand dann auf einmal auf dem Display direkt vor mir und das Schiff fragte mich, ob es den Autopiloten anschalten oder ob es nur die Karte anzeigen solle. Ich sah momentan kein Problem darin, den Autopiloten zu aktivieren, immerhin hatten wir die Jumper von Atlantis schon einige Zeit nicht mehr gesehen und ich sah keine Notwendigkeit, schnell in den Flug eingreifen zu müssen. „Laut Computer brauchen wir ungefähr 8 Stunden bis zum nächsten Stargate“, setzte ich die anderen in Kenntnis und zumindest Sara, Phil und John sahen mich überrascht an. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Nachricht des Computers in der alten Sprache der Antiker geschrieben war und sie es nicht lesen konnten. Was mich allerdings wunderte, war, dass Torren so aussah, als hätte er es selbst gelesen und es bereits wusste.

    „Wo hast du so gut Antikisch gelernt?“, fragte mich dann Philipp geradeheraus und ich errötete leicht. Ich mochte es nicht, auf meine ‚Besonderheit‘ hingewiesen zu werden, vor allem, weil die anderen nicht unbedingt etwas davon wussten.

    „Ich hatte Latein in der Schule, das ist ziemlich ähnlich“, versuchte ich auszuweichen.

    „Aber Latein ist nicht in dieser komischen Schrift, wie kannst du es entziffern?“, hakte John leider nach und ich konnte einfach nicht anders, als ihm eine Antwort zu geben. Wahrscheinlich konnte ich ihm nichts abschlagen, wenn er mich mit seinen blauen Augen ansah und es schien, als sähe er direkt in mich hinein.

    „Ich weiß es nicht. Ich konnte es, seit ich hier angekommen bin. Ich konnte es einfach.“

    „So, wie sie Lampen explodieren lassen kann“, kommentierte Torren und saß eher unbeeindruckt in einer Ecke. Irgendwie war es klar, dass er davon wusste, auch wenn er es eigentlich nicht sollte, nur dass er es jetzt auch vor den anderen gesagt hatte, das war nicht in Ordnung. Doch ich war erstaunt, als die anderen ihn ansahen, als hätte er gerade etwas gesagt, was sie auch bereits wussten, bei dem sich jedoch alle darauf geeinigt hatten, dass sie es nicht ansprechen würden.

    „Ihr wusstet es? Alle?“, fragte ich und Sara war die einzige, die zu bemerken schien, dass das wirklich nicht der beste Ort war, um mit mir darüber zu reden, dass ich manchmal leicht die Kontrolle verlor und einige Systeme damit durcheinander bringen konnte. Sie sah mich als einzige etwas entschuldigend an.

    „Natürlich wussten wir es. Hör mal, Simon konnte Sicherheitsprotokolle umgehen, meinst du, er konnte nicht herausfinden … seine Mutter untersucht dich deswegen ständig“, sagte Phil nur schulterzuckend und ich wusste genau, dass Simon nicht alleine hatte rausfinden wollen, was los war.

    „Wir haben schon bei der Abschottung geahnt, dass es etwas mit dir zu tun hatte. Die Art, wie vorsichtig auf einmal alle mit dir umgegangen sind und die Stunden mit Großvater danach. Kelno’reem macht ein Mensch nicht einfach nur so … es hat meistens einen Grund“, erklärte Sara nun etwas schuldbewusster als die Jungs. „Wir haben bisher nichts gesagt, weil wir gehofft haben, du würdest uns von selbst davon erzählen, immerhin sind wir doch alle Freunde.“

    Ich fand es mehr als unfair, dass sie nun versuchte, mir ein schlechtes Gewissen für das alles zu machen und ich war teilweise froh, dass ich die Kontrolle an den Autopiloten übergeben hatte, so standen die Chancen, etwas durcheinander zu bringen, geringer.

    „Natürlich sind wir Freunde. Aber die haben mir ziemlich deutlich gesagt, dass ich es niemandem sagen soll.“

    „Hast du ja auch nicht“, antwortete Philipp mit einem breiten Grinsen auf den Lippen.

    „Tja, Peaches, ich wusste schon direkt, dass du was Besonderes bist“, sagte Torren und es klang ziemlich nach Ironie und hätte ich nicht die eher pazifistische Einstellung meiner Mutter geerbt, ich hätte ihn wahrscheinlich genau in diesem Moment aus der Luke geschleudert.

    Was mir jedoch auffiel war, dass alle lachten, außer Philipp. Es sah beinahe so aus, als müsse er sich etwas verkneifen, was diesmal wirklich niemand wissen durfte, absolut niemand. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, schüttelte er nur mit einem flehenden Blick den Kopf und auch wenn er mein Geheimnis verraten hatte, ließ ich ihm das, was er jetzt so gut zu hüten versuchte.

    „Okay, wie machen wir weiter, wenn wir durch das Stargate sind?“, fragte John, als wir uns alle beruhigt hatten. Dann wurden die verschiedensten Vorgehensweisen diskutiert, von inkognito durch die Reihen der Feinde schleichen bis sie mit den Drohnen zu beschießen, war eigentlich alles dabei, doch Saras Idee schien noch die vernünftigste zu sein.

    „Wir sollten irgendwo landen, wo man uns nicht direkt sehen kann. In einem Wald oder so. Von da aus sollten wir dann erst einmal alles beobachten. Wir müssen sichergehen, dass sowohl der Weg rein als auch der wieder hinaus ungefährlich sind. Das könnte zwar einige Zeit dauern, aber sicherlich nicht länger, als die Erwachsenen brauchen würden. Dann schleichen wir uns zu dem Ort, an dem sie alle gefangen werden und befreien sie.“

    Ihr Plan war sehr vage, da wir ja keine exakte Vorstellung hatten, womit wir es überhaupt zu tun bekämen, aber immerhin schien sie vernünftiger zu sein als die Jungs, die anscheinen zu viele Kriegsgeschichten gehört oder gesehen hatten. So klang Johns Angriffsplan eher nach dem Film Black Hawk Down, den ich mir einmal zusammen mit Kevin für den Geschichtsunterricht angesehen hatte und Philipp schien Gefallen an der Methode der Japaner bei Pearl Harbour zu finden.

    „Da ihr drei euch nicht einig werden könnt und Sara und ich definitiv für ihre Version sind … seid ihr überstimmt, würde ich sagen. Außerdem bin ich noch nicht gut genug, was Medizin angeht, dass ich euch nach euren waghalsigen Unternehmen wieder zusammenflicken könnte“, entschied ich dann, als das Schiff mich informierte, dass wir bald das andere Stargate erreichten. Philipp setzte sich direkt neben mich, er war neben mir der beste Flieger und für das Eintreten in das Stargate war es besser, zwei Piloten zu haben, zumindest wenn es für beide das erste Mal war.

    „Okay, wir müssen uns beeilen, denn wahrscheinlich haben sie mittlerweile gemerkt, dass wir nicht mehr in der Nähe sind und wenn sie dann mitbekommen, dass ein anderes Stargate aktiviert wurde … ihr könnt es euch denken“, sagte Philipp und jeder wusste, was er meinte. Dann wählte er das Gate an und wir alle warteten gespannt darauf, dass sich der Ereignishorizont öffnete.

    Beinahe paranoid checkte ich jede Sekunde, ob irgendwo Schiffe auftauchten, mit denen wir nicht rechneten, aber nichts war zu sehen. Als der Vortex dann endlich erschien und Philipp und ich langsam und bedacht das Schiff durch das Gate lenkten waren wir alle mehr als gespannt, was uns auf der anderen Seite erwarten würde.

    Doch wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn wir tatsächlich auf Atlantis geblieben wären …

    „Oh Shit!“
    Alle meine FF's und Infos dazu findet ihr auf meiner neuen

    Homepage


  30. #80
    Chief Master Sergeant Avatar von Jolinar
    Registriert seit
    17.12.2004
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.450

    Standard

    Hm, von Torrens Geheimnis war ja noch nichts zu erfahren, nur das von Maggie, welches in dieser illustren Runde auch nicht geheim war.

    Sie machen sich anscheinend auch keine Sorgen, daß ihre hochtrabenen Pläne nicht aufgehen könnten. "Wir spazieren da rein, holen unsere Leute raus und verschwinden wieder." Wenn das SG-1 bzw. AR-1 sagen, dann kann man das sogar glauben (wobei ja auch meistens etwas schiefgegangen ist), doch bei den Kindern ahnt man, was kommen könnte.

    Doch wahrscheinlich wäre es besser gewesen, wenn wir tatsächlich auf Atlantis geblieben wären …
    Jetzt haben sie den Moment der Erkenntnis - zu spät.

    Und wieder so ein fieser Cliffi...!

  31. Danke sagten:


Seite 4 von 8 ErsteErste ... 23456 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •