Dies ist meine Story für den diesjährigen deutsch_bigbang auf LJ.
Titel: Alternative Erfahrungen (1/8)
Autorin: Antares
Künstlerin: mella68
Beta: callisto24 und Aisling - Vielen Dank euch beiden!
Fandom: SGA/SG-1 (Crossover)
Genre: Sci-Fi, Romanze,
Pairings: Jack/Daniel, Daniel/AU-Jack, AU-John/AU-Jack, AU-John/AU-Rodney
Wortanzahl: 37 813
Warnungen: Voyeurismus. Außerdem könnte man es als 'dubious consent' lesen, auch wenn Daniel freiwillig zustimmt (er fühlt sich aber verpflichtet dazu).
Rating: NC-17
Staffel: Mitte/Ende der 8. Staffel (Das Atlantis-Team ist sein ein paar Monaten in der Pegasus-Galaxie, Jack hat die Leitung des SGC)
Zusammenfassung: Die Transporterringe bringen Daniel leider nicht dahin, wo er hin wollte. Jetzt muss er versuchen, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, bis er wieder zurück kann. Aber selbst ein Anthropologe kann manchmal noch überrascht werden.
Disclaimer: Alle Stargate SG-1 Charaktere sind Eigentum von Stargate SG-1 Productions (II) Inc., MGM Worldwide Television Productions Inc., Double Secret Productions; Showtime Networks Inc. Und Gekko Film Corp.
Link zur Fanart von Mella68: http://archiveofourown.org/works/968985?view_adult=true
----------------------------------
„So, Sam. Alles klar, du kannst jetzt die Transportringe aktivieren“, rief Dr. Daniel Jackson und versuchte gleichzeitig seine Kamera, diverse Mappen und Bücher auf seinen Armen zu jonglieren. Mit einigen Verrenkungen gelang es ihm, alles vor dem Zug der Schwerkraft zu bewahren, bis sich der erste der Ringe um ihn herum materialisierte.
Seit mehreren Tagen hatte das SG-1 Team jetzt schon Probeflüge und Waffentests mit einem modifizierten Al-Kesh auf der Alpha-Basis III auf P4X-650 unternommen und die neuen F-302-Jäger ausprobiert. Da Daniels Anwesenheit bei diesen rein militärischen Operationen nicht unbedingt erforderlich war, hatte er die letzten beiden Tage dazu genutzt, einige Ruinen auf der anderen Seite des Planeten näher zu erforschen.
Jetzt waren Sam und Teal´c gekommen, um ihn einzusammeln. Brigadier General Jack O’Neill wartete in den Wohn- und Verwaltungsunterkünften auf der Alpha-Basis, wo er eine höchst offizielle Inspektion abhielt. Inoffiziell hatten ihn andere Gründe aus dem Stargate Center herausgeführt, das er jetzt seit über einem halben Jahr leitete. Wie er Daniel anvertraut hatte, hatte er festgestellt, wie sehr ihm das Gate Reisen fehlte, seit sie vor kurzem ‚König’ Harry Maybourne besucht hatten. Jack hatte also kurzerhand die Gelegenheit ergriffen, sein ehemaliges Team auf die Alpha-Basis zu begleiten und seinen Schreibtisch im SGC für ein paar Tage zu verlassen.
Wenn Daniel ganz ehrlich war, waren seine Funde auf dieser Welt weit weniger spektakulär gewesen als er erhofft hatte, so dass er sich leicht von seiner Arbeit losreißen konnte. Jetzt freute er sich auf eine üppige Mahlzeit, eine ausgiebige Dusche und ein weiches Bett.
Das waren aber erst Punkt zwei, drei und vier auf seiner Dringlichkeitsskala. Am meisten freute er sich darauf, Jack wieder zu sehen. Gut, zwei Tage waren *eigentlich* nicht lang. Ihre Beziehung bestand aber erst seit etwas mehr als einem Jahr – seit er sein aufgestiegenes Dasein wieder in ein irdisches verwandelt hatte, um genau zu sein – und so brannte er darauf, Zeit mit Jack zu verbringen – vor allem Nächte.
Auch der Teil mit dem heißen, überwältigenden Sex war erst gut ein Jahr alt, und deshalb wunderte Daniel sich nicht besonders über seine Ungeduld. Grinsend überlegte er sich, ob es seinem Freund wohl ebenso ging und ob er aus diesem Grund etwas Besonderes für heute Abend geplant hatte, wenn sie endlich wieder zurück in Colorado Springs und Jacks Haus waren, das die nötige Privatsphäre bot. Er konnte es kaum erwarten, das herauszufinden.
Das gleißende Licht des Ringtransporters erfasste ihn.
---------------------------------------
„Teal´c! Ich verliere ihn!“, schrie Colonel Samantha Carter in höchster Aufregung, als es ihr nicht gelang, die Molekülstruktur von Dr. Jackson zu stabilisieren. Teal´c sah ebenfalls das unregelmäßige Flackern und riss an seiner Konsole einen weiteren Hebel nach oben. Einen Moment lang war Daniels Umriss noch in der Schwebe, dann verdichtete er sich zu einem menschlichen Körper und mit mehr Krach als üblich, fielen die Transportringe in sich zusammen. Carter stürzte sofort zu der Ringplattform und kniete sich neben der reglosen Gestalt nieder.
„Daniel?“, fragte sie leise, als sie seine Augenlider flattern sah. Dann schauten sie die bekannten blauen Augen noch etwas glasig an, während Daniel gleichzeitig: „Was ist passiert?“ fragte.
„Ein paar Probleme mit den Transportringen. Aber ich bin gespannt auf deine Erklärung, warum du diese hüftlange, seidene Tunika mit der dunklen Hose trägst. Ich bin ja keine Expertin für deinen Kleiderschrank, aber gehst du wirklich manchmal mit so unpraktischen Kleidern auf Ausgrabungen?“ Sie half ihm, sich aufzusetzen und neckte ihn: „Ist das ein probates Mittel, mit der einheimischen Bevölkerung leichter in Kontakt treten zu können?“
Daniel schaute sie etwas perplex an und so fühlte sie seinen Puls. „Stark und kräftig“, verkündete sie. „Wie fühlst du dich?“
Daniel bewegte Arme und Beine durch, setzte sich auf und erwiderte: „So weit scheint alles in Ordnung zu sein. Doch … wo sind wir?“
************************************************** **************************
Als sich der letzte der Transportringe sich aufgebaute, empfand Daniel ein leichtes Unwohlsein und verspürte einen heftigen Schwindel. Seine Hand fuhr reflexartig zum Mund. Was war denn das? Normalerweise wurde ihm weder übel noch schwindelig, wenn ihn die Transportringe ablieferten, aber jetzt grollte sein Magen immer noch und das Gleichgewicht war auch noch nicht ganz zurück. Er sah sich um und blinzelte. Und wieso fand er sich in einer Ecke eines großen, ihm unbekannten Zimmers wieder, das nur ein Büro sein konnte? Sam wollte ihn doch auf die Alpha-Basis zurückholen.
Wenige Schritte von ihm entfernt stand ein Schreibtisch, an dem … Jack? ... saß. Ein Jack in einem dunklen, hochgeschlossenen Seidenhemd – ohne Krawatte, dafür aber mit einer Reihe von Rang- oder Ehrenabzeichen über der Brusttasche. Nicht sehr … irdisch.
O´Neills erste Worte waren: „Jackson, was ist passiert?“
„Wo sind wir hier?“ Suchend schaute Daniel sich in dem Raum um. Einem Zimmer, das keine eindeutigen Besonderheiten aufwies: ein großer Schreibtisch, zwei anthrazitfarbene Stühle, diverse helle Schränke, Computer, Bildschirme, Akten und Papiere. Dieses Büro hätte in jeder Behörde sein können. Nur zwei große, gerahmte Fotos mit Weltraumansichten gaben dem Raum eine persönliche Note.
„Ich bin dort, wo ich schon den ganzen Morgen gewesen bin – an meinem Schreibtisch. Aber warum haben Sie sich in mein Büro zurück transportieren lassen? Noch dazu in dieser Aufmachung?“ Daniels Gegenüber musterte ihn mit hochgezogenen Brauen von oben bis unten.
Daniel schaute an sich herunter und ihm wurde bewusst, wie staubig seine Kleidung war. Er machte zwei zögerliche Schritte auf den Schreibtisch zu, legte den Kopf leicht schief und schaute sich Jack jetzt auch noch mal genauer an. Kein Zweifel, rein äußerlich war das sein Jack. Aber offensichtlich nicht derselbe Jack, den er auf der Alphabasis zurückgelassen hatte.
„Sie sind nicht mein Sekretär, auch wenn Sie genauso aussehen“, meinte jetzt der, der aussah wie O´Neill und ihn ebenfalls gemustert hatte. Er erhob sich von seinem Platz und trat vor Daniel, der unbewusst einen winzigen Schritt nach hinten machte.
„Nein. Ich bin Dr. Daniel Jackson und war gerade auf dem Weg zu meinem … äh, “ stoppte er sich gerade noch rechtzeitig, denn wer wusste schon, wie die Leute hier auf Raumschiffe reagieren würden? „ …zu meinem Ziel, als ich hier … abgesetzt wurde. Wann und – vor allem - wo sind wir hier?“
„Wir sind hier auf Antika IV, 20. Januar 458 nach der neuen Zeitrechnung“, erwiderte der andere Mann prompt und schaute ihn abwartend an.
Okay, damit war Daniel genauso klug wie zuvor. Irgendetwas lief hier ganz schrecklich schief. Und er steckte mitten drin. Wieder mal. Das Positive war, er lebte noch, wurde nicht akut bedroht, hatte noch alle Kleider an und die Augen des anderen glühten – noch - nicht wenn er sprach. Also noch alles im grünen, na ja, halbgrünen Bereich.
„Das sagt mir jetzt gar nichts“, gestand Daniel ein. „ Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ Gut, dass sie im beruflichen Bereich immer noch so distanziert miteinander umgehen mussten, so fiel es ihm jetzt nicht ganz so schwer, wieder umzuschalten.
„Ich bin Minister Jack O´Neill, Mitglied des Antiker-Rats und Astronomie-Beauftragter“, erwiderte der Mann, der offensichtlich Jacks Vorliebe für Astronomie zum Beruf gemacht hatte.
„Antiker?“ Daniel begleitete die Frage mit einem breiten Grinsen. „Sie sind tatsächlich ein Antiker?“
„Nachfahre“, berichtigte der Minister knapp. „Aber ‚Antiker-Rat’ klingt griffiger als ‚Antiker-Nachfahren-Rat’“, erklärte er mit einen Schulterzucken.
„In der Tat“, zitierte Daniel seinen Freund Teal’c und nickte.
Shit, das sah ganz derbe nach einer Parallelwelt aus! Daniel holte einmal tief Luft. Nicht schon wieder! Und nicht schon wieder er!
Er musste dringend mehr über seine Situation in Erfahrung bringen. „Ich denke, ich gehöre nicht hierher“, begann Daniel vorsichtig seine Erklärungen. „Irgendwie muss mich dieser Transportring hierher gebracht haben. Und ich fürchte fast … das hier ist ein alternatives Universum.“ Vorsichtig abwartend schaute er den Astronomie-Beauftragten – was für ein netter Titel! – an.
Der schluckte diese Vermutung ohne sichtbare Regung und meinte:„Yep, zu der Schlussfolgerung bin ich auch schon gelangt. Jedoch erstaunt es mich, dass Sie es so ruhig hinnehmen.“
„Das ist nicht das erste Mal“, seufzte Daniel und dachte an die von Apophis bedrohte Welt, in der er zu Beginn seiner Tätigkeit im SGC mal gelandet war. Deshalb fragte er besorgt: „Wie sieht es bei Ihnen mit den Goa´uld aus?“
„Diese ekeligen Parasiten? Die sind schon seit Jahrhunderten kein Thema mehr.“ O’Neill schüttelte leicht den Kopf.
Dann waren die Goa’uld auf dieser Welt zur Abwechslung mal nur noch Teil des Geschichtsunterrichts. „Gut für Sie.“ Daniel überdachte das Gehörte einen Moment, dann fragte er zögerlich und von einer bösen Vorahnung erfüllt: „Warum nicht? Sie haben doch nicht Ihr Stargate vergraben, oder?“
„Doch, das haben wir. Und den gesamten Planeten mit einem Antiker-Schutzschild umgeben. Aber falls Sie wirklich aus einer Parallelwelt kommen, würde Ihnen das Stargate sowieso nichts nützen. Damit kann man nur in einer Dimension reisen. Was Sie brauchen, um zurückzukehren, ist ein erneuter Transporterstrahl. Vor Jahren gab es schon mal einen ähnlich gelagerten Fall. Wir sollten uns mit Minister McKay darüber unterhalten. Er ist zuständig für alles, was mit Transport und im weitesten Sinne auch mit Stargates zu tun hat. Er weiß am ehesten, was zu tun ist. Ideal wäre es auch, wenn wir seine frühere Sekretärin Dr. Carter erreichen könnten“
„Sam war mal Sekretärin?“ Daniel konnte nicht anders, aber das Bild einer tippenden Sam, die Kaffee servierte, brachte ihn unwillkürlich zum Grinsen. Dann fiel ihm wieder ein, dass er hier auch nur Sekretär war und sein Lächeln erlosch. „Okay, fragen wir die Doktoren McKay und Carter“, stimmte er zu.
O’Neill bot ihm noch an, sich kurz frisch zu machen und die staubige und verschmutzte Uniform gegen eine seidene Hose und Tunika zu tauschen, von denen Sekretär Jackson eine zweite Garnitur hier in der Behörde aufbewahrte. Daniel akzeptierte, denn in seiner Stargate-Uniform würde er allzu sehr auffallen.
Nachdem er sich umgezogen hatte, packte er seine eigenen Sachen in eine Tasche, die ihm der Minister gab, froh dass er seine Waffe mitnehmen konnte. Als alles verstaut war, folgte Daniel dem Minister aus dem Raum. Nach einer kurzen Aufzugfahrt stellten sie sich auf ein Förderband, das Daniel an heimische Flughäfen erinnerte, und ließen sich durch endlose Gänge, die nicht einmal einen Blick nach draußen erlaubten, tragen. Nachdem es an den einheitsbeigen Wänden nicht viel zu sehen gab, blickte er verstohlen auf Minister O´Neill. Bisher hatte er an ihm noch nicht viel von Jacks üblicher Schnodderigkeit bemerkt. Dieser Jack verhielt sich mehr so, wie sich General O´Neill verhielt, wenn er unangenehme politische Gespräche mit hochrangigen Persönlichkeiten zu führen hatte. Kühl, distanziert und mit einem eisernen Ring um seine Gefühle.
Um die Stille zu durchbrechen fragte Daniel nach einer Weile: „Jackson ist also Sekretär bei Ihnen?“ Es war merkwürdig, seinen eigenen Namen auf jemand anderes anzuwenden.
„Das sagte ich doch bereits.“
„Ja, natürlich.“ Daniel verdaute den Rüffel einen Moment schweigend, dann siegte seine Neugier und er wollte wissen: „Was sind seine Aufgaben?“
„Sie sind sehr vielfältiger Natur und umfassen viele Bereiche.“
Na, das war ja nicht sehr aussagekräftig, aber offensichtlich wollte der Minister zu diesem Zeitpunkt keine genaueren Erklärungen abgeben und so stellte Daniel die Frage, die ihn schon eine ganze Weile beschäftigte: „Und Carter? Für wen arbeitet sie jetzt?“
„Jetzt arbeitet sie mit Dr. Elizabeth Weir zusammen“, erklärte ihm der Minister. „Keine einfache Aufgabe, wenn keiner der beiden das Antiker-Gen hat.“ Auf Daniels fragenden Blick erläuterte er: „Unsere Gesellschaft wird von Menschen mit dem Antiker-Gen geleitet. Ein privates Unternehmen aufzubauen ohne das Gen zu haben, ist mutig. Aber die beiden sind sehr erfolgreich.“
„Kann ich mir vorstellen, dass sie besser mit Elizabeth als mit Rodney klar kommt.“ Daniel hatte noch ganz genau Sams Klagen in den Ohren, was für ein eingebildeter, arroganter Mistkerl dieser McKay sei, nachdem er von Kinsey angeschleppt worden war.
Zum ersten Mal ließ O´Neill jetzt eine Gemütsregung sehen, als er mit einem winzigen Lächeln fragte: „Funktioniert die Zusammenarbeit bei Ihnen daheim auch nicht so ganz problemlos?“
„Es funktioniert überhaupt nicht! Sie streiten nur wenn sie sich treffen! Glücklicherweise ist er jetzt auf Atlantis, das Problem hat sich also erledigt. Wieso ist nicht er Sekretär bei ihr gewesen?“ Das kam ihm irgendwie …frauenfeindlich vor.
„Carter hat nicht das Antiker-Gen, das zur Bedienung der Geräte nötig ist. McKay schon.“
„McKay hat es?“ Daniel erinnerte sich an einen Bericht von Dr. Beckett, der daran arbeitete, das Gen bei Leuten, bei denen es nicht aktiv war, aber in ihren Erbinformationen vorhanden, zum Vorschein zu bringen. Sah so aus, als hätte das bei McKay geklappt. „Und ich nicht?“
„Jackson hat nicht das Gen, das zur Bedienung der Technologie notwendig ist“, bestätigte O´Neill.
Bevor Daniel sich noch weiter darüber beklagen konnte, fügte er noch hinzu: „Wir sind da. Bitte folgen Sie mir.“
-------------------------------------------------------------------
Anderthalb Stunden später standen Dr. McKay, Dr. Carter, Dr. Weir und diverse Forschungsassistenten und –Assistentinnen ratlos um die Transportringe herum und diskutierten eifrig, warum der Austausch nicht geklappt hatte. Sie hatten mehrfach versucht einen Karton mit Unterlagen und einer kurzen Notiz von Daniel, in seine Welt zurück zu schicken, doch immer war er wieder im Labor materialisiert.
„ … die Phasenvarianz ist zu hoch …“
„ … sollten wir noch die nächste Pulsation abwarten …“
„ … das periodische Überlappen ist nicht regelmäßig …“
„ … muss für den nächsten Zeitpunkt neu berechnet werden …“
Daniel stand geduldig wartend daneben, denn das hier überstieg seine Kenntnisse bei weitem. Er war zwar beunruhigt, aber nicht zu sehr, denn die Anwesenden hatten ihm versichert, dass es das letzte Mal auch funktionierte hatte. Der unfreiwillige Besucher hatte wieder zurückreisen können.
Immerhin hätte er es als Alternatives Universum schlechter treffen können. Diese Leute waren technisch hoch entwickelt, hatten ihm seine Geschichte sofort abgekauft und bemühten sich um seine Rückkehr. Ein fast schon optimaler Service. Wenn es nur nicht alles von seiner freien Zeit abginge, die er eigentlich mit Jack verbringen wollte. Er warf einen interessierten Blick auf den Jack aus dieser Welt.
O´Neill hielt sich etwas abseits, mischte sich nur selten in die Diskussion ein und sein Gesichtsausdruck wurde von Minute zu Minute verschlossener.
Nach zwei Stunden gestanden sich die versammelten klugen Köpfe ein, dass die Lösung des Problems doch etwas schwieriger sei als sie zuerst gedacht hatten. Sie vertrösteten Daniel mit den größten Zeichen des Bedauerns auf den Abend. Es wurde beschlossen, eine Konferenz einzuberufen, um noch mehr Wissen für die Klärung dieser Frage einsetzen zu können.
Mangels einer Alternative nahm O´Neill Daniel mit zu dem Konferenzraum und bat ihn, vor der Tür zu warten. Gerade als sich Daniel etwas umgeschaut und entschieden hatte, auf welchen der Stühle er sich setzten wollte, schlug ihm jemand von hinten auf die Schulter. Erstaunt drehte er sich um und sah sich Paul Davis gegenüber. Oh je, welchen Titel hatte der wohl in dieser Realität? Um in kein Fettnäpfen zu treten, meinte Daniel ganz unverbindlich: „Hallo.“
„Hi, Daniel. Muss ja was Wichtiges passiert sein, wenn die jetzt alle zusammen kommen. Weißt du was Näheres?“
„Probleme mit den Transportringen“, erwiderte Daniel möglichst vage aber möglichst nah an der Wahrheit bleibend.
„Ach, nein? Wieder mal?” Dann ließ sich Paul kurz ablenken und drehte sich nach links. „Hallo, Janet!”, grüßte er die neu hinzutretende Frau.
„Hi, Paul! Hallo, Daniel! Krisensitzung?” Sie schüttelte beiden Männern die Hand.
„Transporterprobleme”, wiederholte Daniel und schaute fasziniert von Major Davis Pendant zu Dr. Janet Fraisers Doppel. Es war ganz schön verwirrend auf so viele Leute zu treffen, die man kannte – und doch nicht kannte.
„Daniel?“, meinte Janet fragend. „Alles okay?“ Sie warf ihm einen ihren berühmten forschenden Mir-entgeht-nichts Blicke zu, so dass Daniel sich zur Ordnung rief.
„Sicher, sicher“, beteuerte er hastig.
„Gut, dann sollten wir alle mit der Arbeit beginnen“, meinte Janet mit einem letzten Winken und verschwand in demselben Konferenzraum, den zuvor O’Neill betreten hatte.
Paul schlug Daniel vor, ihn zu einer Sitzgruppe am Fenster zu begleiten, wo man eine gute Sicht in einen weitläufigen Park hatte. Dieser Park war so durchschnittlich mit Rasenflächen und immergrünen Bäumen bepflanzt, dass er in jeder beliebigen Stadt hätte sein können. Daniel war enttäuscht, dass sein erster Blick nach draußen nicht mehr enthüllte.
Am Fenster angekommen, klappte Paul einen Tisch mit einem integrierten Computerterminal auf und Daniel tat es ihm gleich. Ebenso wie Paul setzte er dann einen Kopfhörer auf und eine melodische Stimme begrüßte ihn: „Willkommen, Sekretär Jackson. Die Daten werden jetzt eingelesen.“
Ha, der Computer hatte nicht erkannt, dass er nicht der richtige Sekretär war. So viel zur fast hundertprozentigen Sicherheit von Retinaerkennung, oder was immer die hier verwendeten. Na gut, wahrscheinlich hatte niemand den Besuch von Daniels aus anderen Universen vorausgesehen.
Die nächste Zeit gab sich Daniel den Anschein, fürchterlich arbeitsam auszusehen und das Erforschen der ihm unbekannten Technik als ganz normale Arbeit zu tarnen. Er untersuchte vorsichtig die Konsole und rief alle Dateien auf, die das Programm beinhaltete. Es gelang ihm sogar, Minister O´Neills Terminplan auf den Bildschirm zu bringen. Da er aber nicht wusste ob und was er damit tun sollte, setzte er seine Forschungsbemühungen fort und schon bald war er in Sekretär Jacksons privaten Aufzeichnungen gelandet.
Er musste seine interessanten Studien für eine halbe Stunde unterbrechen, da Dr. Fraiser ihn um eine kurze Untersuchung bat, um mögliche Infektionsrisiken auszuschließen, wie sie ihm erklärte. Da sie dabei aber ebenso sachlich vorging wie „seine“ Dr. Fraiser, hatte Daniel niemals den Eindruck ein Versuchsobjekt zu sein und kooperierte gelassen. Nachdem sie ihm Blut abgezapft, diverse Scans gemacht und ihn alles Mögliche gefragt hatte, durfte er wieder an seinen Computer zurückkehren.
Sofort stürzte er sich wieder auf die äußerst interessanten Dateien. Offensichtlich nutzte Jackson seine Stellung als Sekretär, um eigene archäologische Forschungen im Bereich der Astronomie durchzuführen. Das war alles höchst faszinierend. Er war so versunken in diese Tätigkeit, dass er kaum richtig mitbekam, dass Paul zwischendurch in den Sitzungssaal gerufen wurde. Noch weniger Aufmerksamkeit schenkte er der Ankunft von neuen Personen, die er nur mit einem raschen Kopfnicken beantwortete, obwohl ihm einige durchaus von der Erde bekannt waren. Das, was dieser Daniel Jackson an historisch relevanten astronomischen Aufzeichnungen in seinem Speicher hatte, war hundertmal spannender.
Als Davis und O´Neill nach einiger Zeit wieder aus dem Sitzungssaal kamen, warf Daniel einen Blick auf seine Uhr und stellte erstaunt fest, dass schon fast drei Stunden vergangen waren. Er erhob sich und trat auf O´Neill zu.
Doch ehe er etwas sagen konnte, meinte der Minister schon: „An Ihrem Problem wird mit Hochdruck gearbeitet. Ich habe noch zwei weitere Verabredungen in meinem Terminplan, dann werden wir heimfahren.“
Paul Davis warf Daniel, von dort wo er stand, einen sehr nachdenklichen Blick zu und so meinte Daniel leise zu O´Neill: „Paul weiß jetzt, dass ich nicht Ihr richtiger Sekretär bin, oder?“
„Das werden wir daheim besprechen“, antwortete O´Neill knapp und wandte sich zum Gehen.
„Wo wohne ich?“, wollte Daniel wissen und fiel neben Jack in einen Gleichschritt.
„Bei mir selbstverständlich.“
„Und wo wohnt ihr Sekretär normalerweise?”
„Der ebenfalls.“
„Oh.“ Nachdenklich betrat Daniel das Personen-Förderband, das sie zu ihrem ersten Treffen bringen sollte. Sein Magen rumorte und so fragte er: „Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber gibt es hier auch etwas zu essen?“
„Ja.“
Mensch, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, dachte Daniel seufzend und fragte weiter: „Wann und wo gibt es das nächste Mal etwas?“
„Schlecht gefrühstückt?“, fragte der andere Mann mit typischer O´Neill Betonung und Daniels Kopf fuhr zu ihm herum, sein Herz schlug schneller. Das war hundert Prozent Jack gewesen! Anschließend fuhr der Minister jedoch ganz geschäftlich wieder fort: „Das nächste Essen gibt es, wenn wir zu Hause sind.“
Daniel holte einmal tief Luft und verscheuchte das unwirkliche Gefühl.
Schon wenige Minuten später waren sie am vereinbarten Treffpunkt. O´Neill führte sein Gespräch, Daniel stand dekorativ herum. Bis O´Neill ihm einen kleinen Handheld-Computer gab und bat, diverse Zahlen zu notieren. Daniel wurstelte sich mehr schlecht als recht durch das Programm, aber im Endeffekt waren alle Zahlen und Anmerkungen im Speicher.
Die nächste Zusammenkunft war noch schneller erledigt. Glücklicherweise, wie Daniel sich eingestand, denn O´Neill sah gar nicht gut aus und wirkte zunehmend krank. Ein Taxi brachte sie heim und als Daniel im Wagen neben ihm saß, stellte er fest, dass auf O´Neills Stirn Schweißtröpfchen standen. Auch atmete er deutlich mühsamer als zuvor, hatte die Augen geschlossen und den Kopf schwer auf die Rückenlehne gestützt.
Mein Gott, Daniel wusste - rein intellektuell - dass das nicht Jack war und trotzdem überschwemmte ihn ein überwältigendes Bedürfnis, ihm zu helfen. Jack über die Stirn zu streichen, ihn in den Arm zu nehmen. Doch statt den Minister zu berühren, fragte er nur vorsichtig: „Geht es Ihnen nicht gut? Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“
„Das besprechen wir, wenn wir zu Hause sind“, war die ausweichende Standard-Antwort, zu der O´Neill noch nicht einmal die Augen öffnete.
-------------------------------------------------------------
Einige Minuten später betraten sie ein kleines Haus im Bungalowstil am Stadtrand. Er hatte nicht viel Zeit, sich umzusehen, nahm nur einen ganz allgemeinen Eindruck von strenger Eleganz wahr. Zu seiner großen Überraschung warteten im Wohnzimmer bereits Dr. Fraiser, General Hammond, Rodney McKay, John Sheppard, und vier weitere Leute, die ihm O’Neill als Minister Lorne, Minister Beckett und ihre Sekretärin und ihren Sekretär vorstellte. Alle waren in seidene Tuniken in unterschiedlichen, gedeckten Farben, gekleidet, die der von Minister O’Neill recht ähnlich sahen.
Doch Abendessen schien leider noch nicht auf dem Plan zu stehen, denn O´Neill fragte die Anwesenden: „Hat Euch General Hammond mit den Fakten vertraut gemacht?“
Alle nickten zustimmend
„Ist euch eine Lösung eingefallen?“
„Außer der offensichtlichen? Nein.“ Hammond schüttelte bedauernd den Kopf.
Dr. Fraiser reichte O’Neill einen Computerausdruck, den sie so hielt, dass Daniel darauf seinen Namen lesen konnte, mehr leider nicht. Wahrscheinlich die Ergebnisse der Untersuchung vom Nachmittag. O’Neill nickte, nachdem er die Auflistung überflogen hatte.
Jetzt wandte sich John Sheppard an McKay und bat: „Minister McKay, bitte gestatten Sie, dass ich Minister O´Neill aushelfe. So, dass wenigstens Zeit für eine ausführliche Diskussion bleibt.“
General Hammond schaute O´Neill fragend an. „O´Neill?“
„Ich bin Sekretär Sheppard für dieses Angebot sehr dankbar. Wenn Sie erlauben, Dr. McKay, nehme ich es an“, erwiderte O´Neill und wischte sich müde über die Augen.
Sekretär Sheppard? John war Sekretär bei Rodney? Daniel wusste, dass man sicher nicht alle Fakten eins zu eins auf ein Paralleluniversum übertragen konnte, aber bisher waren die Auffälligkeiten erstaunlich gewesen. Und jetzt war der stärkste Gen-Träger, den er kannte, ausgerechnet Sekretär bei McKay mit seinem Mäuse-Gen? Daniel hatte große Mühe, das Bild von Sheppard aus seinen Erinnerungen nicht auf diesen John Sheppard anzuwenden. Ihm fiel ein, wie der mühelos den Stuhl in der Antarktis aktiviert, wie er mit Leichtigkeit das Sonnensystem über ihren Köpfen aufgerufen hatte und wie er – den Berichten aus Atlantis nach zu urteilen – auch dort mit traumwandlerischer Mühelosigkeit die antiken Hinterlassenschaften bediente und zum Leuchten brachte.
Wo hatte die Geschichte dieser Welt eine solche Wendung vollzogen, dass jetzt McKay derjenige war, der Antiker-Technologie bedienen konnte? Daniel warf Sheppard einen genaueren Blick zu, aber dieser John hatte äußerlich alle Merkmale ihres Majors: hochgewachsen, dunkelhaarig, schlank, mit einer nachlässigen Eleganz, die aber im Moment sehr angespannt wirkte, da er sich ein Blickduell mit McKay lieferte.
Es war offensichtlich – McKay mochte Sheppards Vorschlag nicht. Ganz und gar nicht. Sein zusammengekniffener Mund mit den schmalen Lippen und sein anklagender Blick machten das nur zu deutlich. Er kämpfte mit seiner Antwort an O’Neill und Sheppard, die beide äußerlich recht geduldig warteten. Aber auch John hatte seine linke Hand zur Faust geballt und O’Neill strich sich schon zum zweiten Mal mit der Hand über die Stirn.
TBC.....