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Thema: [A MATTER OF TIME] Operation Southern Focus - Kyle O'Mara | Jason Haines

  1. #1

    Standard [A MATTER OF TIME] Operation Southern Focus - Kyle O'Mara | Jason Haines

    Dies ist eine Geschichte, die von den Spielern von Kyle O'Mara und Jason Haines gespielt wird und ist diesen vorbehalten. Neueinsteiger können hier nur auf Anfrage / Einladung einsteigen. Für weitere Informationen wendet ihr euch bitte an die Spielleitung.



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    Posts aus dem alten Forum
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    Jason Haines


    Irgendwo an der türkisch-irakischen Grenze, Oktober 2002

    „Full House, bi****s! Lasst rüberwachsen!“ Kopfschüttelnd blickte Jason von seinem Blatt auf und zu Hammer hinüber, dessen weiße, beim breiten Grinsen entblößte Zähne in starkem Kontrast zu seiner Hautfarbe standen. „Alter, wie machst du das bloß... Das ist jetzt das dritte in Folge...“
    „Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich ja sagen du bescheißt uns...“, mischte sich Hawkeye ein, ihr Aufklärungsspezialist, wofür er prompt einen von Hammers ‚fall sofort tot um‘ Blicke erntete.
    „Bleibt ruhig Jungs, sonst reiße erst ich euch den Arsch auf, dann der Boss.“ Kurz linste Jason zu Rattlesnake, der in Abwesenheit Ihres Platooncommanders das Sagen hatte und mit dem sich keiner gerne anlegte, was angesichts seines Körperbaus und seiner Erfahrung nicht weiter verwunderlich war.
    „Ihr habt’s gehört, also lasst endlich rüberwachsen.“ Hammer genoss es umso mehr, dass jegliche Diskussion im Keim erstickt wurde und er weitere 50 Dollar einstreichen konnte.
    „Wenn das so weitergeht, kannst’e bald in Rente gehen und das Alter genießen“, brummte Pain, der Scharfschütze ihres kleinen, illustren Teams und schaffte es, Hammer’s Grinsen noch zu verbreitern.
    „Was meinste, weshalb ich mir den Scheiß hier mit euch antu‘? Sobald ich genug Kohle hab, bin ich weg, Mann.“ „Hör auf so’n Scheiß zu labern, schwarzer Mann. Wir alle wissen doch, dass du dich ohne uns eh nur zu Tode langweilen würdest“, bemerkte Jason grinsend, die Karten einsammelnd und für die nächste Runde mischend. „Außerdem würde uns dann der Quotennigger fehlen“, warf Pain ein, einen Hieb gegen den Oberarm kassierend. „Pass auf was du sagst, sonst fress‘ ich dich zum Frühstück, du halbe Portion!“ „Nee, lass man. An dem verdirbst du dir doch bloß den Magen.“
    „Genau. Ich bin ungenießbar und zäh wie Leder.“ „Leider auch genauso klug.“ „Halt’s Maul...“
    „Boys, Schnauze halten! Der Boss kommt!“, warnte Rattlesnake sie und wie ein Mann erhob sich das Quintett von ihren Plätzen, Getränke, Karten oder was immer gerade in den Händen befindlich auf dem Tisch ablegend.
    Rein physisch war ihr Vorgesetzter, Lieutenant Jacob ‚Breaker‘ Crayven, nicht unbedingt imposant, zumindest verglichen mit Typen wie Hammer oder Rattlesnake, aber jeder kannte die Story, wie Crayven zu seinem Rufnamen – Neckbreaker – gekommen war. Und soetwas respektierte man.
    „Gentlemen“, trat der Offizier an sie heran und musterte jeden einzelnen, warf dann einen Blick auf den Tisch. Was er sah, schien ihn einigermaßen zufrieden zu stellen – Rattlesnake hatte darauf bestanden, keinen Alkohol zu trinken, alleine schon wegen der Temperaturen – und das machte sich nun wohl bezahlt.
    „Ich hoffe, sie genießen ihre freie Zeit. In drei Tagen gehen sie und der Rest ihres Teams rein. Der entsprechende Befehl hat uns soeben erreicht. Teilen sie das auch dem Rest des Platoons mit.“
    Er hatte sich bereits umgewandt und einige Schritte von ihnen entfernt, als er sich nochmals an sie wandte. „Sie werden übrigens für einen Teil der Operation Unterstützung von... ‚Außerhalb‘ bekommen.“
    Damit ließ er sie sprichwörtlich stehen, mehr als nur etwas irritiert.
    „Unterstützung...“ „... von Außerhalb?“ Hammer und Hawkeye sahen sich an und auch die anderen waren nicht gerade wenig verblüfft. „Was zur Hölle erwartet uns bitte, dass wir Hilfe brauchen?“



    Kyle O'Mara

    Im Luftraum irgendwo nahe der türkisch-irakischen Grenze, Oktober 2002

    Seit etwas über einer Stunde flog der Hubschrauber über das felsige Hochland östlich des Tigris. Die beiden MG-Schützen an Bord behielten die Landschaft unter ihnen wachsam im Auge, doch bisher war alles, was sich dort unten bewegte, ein paar Tiere gewesen. Durch die halb aufgeschobenen Türen war es in der Maschine extrem laut, was die drei Passagiere, die auf den einfachen Bänken Platz genommen hatten, nicht zu stören schien. Zwei von ihnen waren junge Soldaten, die mit reichlich Gepäck beladen eingestiegen. Beide Männer hatten bereits kurz nach dem Start ganz entspannt die Köpfe zurück gelehnt, die Augen geschlossen und sich seitdem nicht mehr gerührt.
    Ihnen gegenüber saß ein Mann mittleren Alters mit den Rangabzeichen eines Colonels ebenso entspannt, doch mit gesenktem Kopf. Auch er hatte sich seit dem Start nicht im Mindesten bewegt, doch hätte keiner der beiden MG-Schützen auch nach mehrmaligem Hinsehen eine Wette drauf abgeben mögen, ob er wach war oder schlief. Es hieß, „der Alte“ schlafe nie und er bekäme jederzeit alles mit, was um ihn herum vorging. Hinter vorgehaltener Hand berichteten die Soldaten, die in der Stützpunktverwaltung mit ihm zu tun hatten, davon, dass er es schaffte immer ganz genau dann unbemerkt hinter jemandem zu stehen, wenn dieser schlecht über ihn redete.

    In der Tat schlief Colonel Fisher keineswegs. Alle Sinne angespannt, so dass er die geringste Veränderung in seiner Umgebung wahrnehmen würde, saß er schweigend da und beobachtete die beiden jungen Männer gegenüber, die die Flugzeit für ein Nickerchen nutzten. Die beiden Sergeants Coleman und O’Mara waren erst seit knapp 5 Monaten im Nahen Osten und somit unter Fishers Kommando. Der Colonel hatte die beiden Neuen vom ersten Tag an aufmerksam im Auge behalten – so wie er es im Grunde mit jedem einzelnen seiner Soldaten hielt. Die Tatsache, dass die beiden hier so entspannt vor sich hin dösten, obwohl das einzig bekannte Detail des kommenden Einsatzes lautete, dass es – mal wieder - gefährlich werden würde, wertete er als positiv. Bei Coleman war es genau die Art von Abgebrühtheit, mit der er schon in der Ausbildung aufgefallen war. O’Maras Körpersprache hingegen zeigte Fisher eine Mischung aus Abgebrühtheit und jugendlicher Unbekümmertheit, die für sein Alter durchaus angemessen war. Die Resultate der Missionen der letzten Wochen bewiesen, dass es richtig war, trotz anfänglicher Bedenken diese beiden ein Team bilden zu lassen.

    Nach der Landung war der Colonel der erste, der ausstieg. Ohne abzuwarten dass sich der aufgewirbelte Staub legte, marschierte er mit forschen Schritten auf den wartenden Jeep zu, während die beiden jungen Sergeants eilig ihr Gepäck zusammen rafften und ihm nachsprinteten. Sie holten ihn nach etwa einem Drittel der Strecke ein. Ohne sich die geringste Regung anmerken zu lassen, ging Fisher weiter, bevor er sich leise räusperte.
    „Und ich dachte schon, Sie hätten sich das anders überlegt, Gentlemen.“
    „Nein Sir“, kam es von beiden unisono zurück. „Gut …“
    Coleman und O’Mara tauschten einen schnellen Blick, gefolgt von einem unauffälligen Kopfschütteln von Coleman. Schnauze halten und weitergehen !

    Der Jeep brachte sie zum Büro des Stützpunktkommandanten. Einige neugierige und auch abschätzende Blicke folgten ihnen unterwegs. Zwar hatten alle drei Männer außer Rangabzeichen und Namensschildern keinerlei Badges an ihrer Kleidung, die sie als Angehörige der Delta Force auswies, doch wer genau hinsah, erkannte Unterschiede an den Uniformen und dem Tarnfleckmuster.
    Sie waren offensichtlich erwartet worden, denn nach kurzer Anmeldung marschierte Fisher zügig hinein, gefolgt von seinen beiden Männern.



    Jason Haines

    Irgendwo an der türkisch-irakischen Grenze, Oktober 2002

    Die Ankunft des Black Hawks und der drei Männer darin blieb logischerweise nicht unbemerkt und erst recht nicht unbeachtet. Jason und seine Kameraden standen beisammen, sich das Schauspiel aus zusammengekniffenen Augen ansehend.
    „Unsere... ‚Verstärkung‘.“, durchbrach Hawkeye die Stille und die Art, wie er die Worte aussprach, machten aus der Frage eher eine Feststellung. „Sehen nicht gerade beeindruckend aus“, ergänzte Hammer mit verschränkten Armen. „Was sind das eigentlich für Jungs?“ Wieder trat schweigen ein. Der Black Hawk hatte keinerlei Kennzeichnung getragen und auf die Entfernung war es schwer, Einheitsabzeichen zu erkennen. Lediglich die Gesichter waren halbwegs erkennbar, wobei sie keinem etwas zu sagen schienen.
    „Tommys? Aussies?“ Pain kratzte sich am Hinterkopf, während er einige der Möglichkeiten aufzählte.
    „SAS? Wow. Wäre schweres Kaliber. Sind die überhaupt hier in der Gegend?“ Jason runzelte die Stirn. Sie hatten schon einige Male mit dem britischen und dem australischen SAS zusammengearbeitet und auch schon gemeinsame Übungen durchgezogen und die Einheiten respektierten sich trotz gewisser Rivalitäten in höchstem Maße, wie es stets der Fall war. Jeder betrachtete sich als die Elite und war bestrebt dies zu beweisen, bevorzugt in freundschaftlichen ‚Duellen‘, aber wenn es hart auf hart kam, half man sich und respektierte die Fähigkeiten und Erfahrungen der Anderen.
    „Ne. Meine die sind anderswo im Einsatz.“ Kollektives Kopfkratzen und Stirnrunzeln folgte, ehe Hammer die Stille wieder durchbrach. „Okay. Es werden Wetten angenommen.“
    Verständnislose Blicke trafen den schwarzen Hünen, der wieder sein breites Grinsen aufgesetzt hatte. „Wetten?“ „Ja Mann. Wetten. Wer das ist. Zu welchem Verein die gehören. Ich setze 50 Bucks und sage...“ Er zögerte kurz, die Stirn in Falten gelegt, als denke er angestrengt nach. „Gleich kommt Dampf aus seinen Ohren“, murmelte Pain halblaut, was ihm sofort einen Ellenbogenstoß von Hawkeye einbrachte. „... Delta Force“, beendete Hammer derweil seinen Gedankengang.
    „Okay. Ich bin dabei und nur um dich zu ärgern sage ich: Australischer SAS“, stieg Pain kurzerhand mit ein, gefolgt vom Rest der Gruppe. Mit jedem Einstieg verbeiterte sich Hammers – sehr siegesgewisse – Grinsen noch weiter.
    „Alter, wenn du so weitermachst, fallen dir die Zähne aus’m Maul“, beschwerte sich Pain, nur um mit einem weiteren Anwachsen des Grinsens konfrontiert zu werden. „Pass auf. Am Ende ist das so breit, dass er damit die Welt auffrisst“, warnte Jason, selber breit grinsend.
    „Okay, genug jetzt“, brummte Rattlesnake. „Wir werden früh genug erfahren, was Sache ist. Und dann sehen wir, wer was kassiert.“

    Jason saß in ‚seiner‘ Unterkunft, einem der vielen Zelte in denen sie untergebracht waren und beschäftigte sich mit der Wartung und Pflege seiner M4. Seit die drei Besucher angekommen und im Büro ihres Kommandanten verschwunden waren, hatte sich nicht mehr viel getan. Der Black Hawk stand immer noch wo er gelandet war und dessen Besatzung spielte ‚hard to get‘. Niemenad wusste so recht warum, aber die beiden hatten sich im Chopper quasi eingeschlossen und machten keinerlei Anstalten herauszukommen oder mit jemandem zu reden, so dass es sich auch als unmöglich erwiesen hatte, einen Blick auf ihre Einheitsabzeichen zu werfen, wobei manch einer spekulierte, ob es nicht ohnehin ‚nur‘ Air Force Heinis waren, die sich nicht raustrauten, weil sie die Hosen voll hatten.
    „Na? Mit deinem Spielzeug beschäftigt?“ Hammer stand im Eingang und warf einen Blick ins Innere, Ausnahmsweise ohne Grinsen, aber dennoch mit seinem üblichen Humor. „Im Gegensatz zu dir muss ich nichts damit kompensieren“, gab Inferno zurück, darauf anspielend, dass Hammer das M60 Maschinengewehr, oder wenigstens die M249 SAW zu bevorzugen pflegte.
    „Stimmt. Du brauchst dafür riesige Explosionen.“ Jetzt war es wieder da, das breite Grinsen, das prompt erwidert wurde. „Feuerwerk, mein Freund. Keine profanen Explosionen. Das macht ihr. Ich mache Feuerwerk“, erklärte Jason, darauf anspielend, dass jeder SEAL mit Sprengstoff hantieren konnte, er aber so etwas wie eine Kunst daraus machte.
    „Klar. Feuerwerk. Wie konnte ich das nur verwechseln?“ Er trat ein und ließ sich gegenüber von Jason am Plastiktisch nieder. Der Stuhl knarzte bedenklich unter seinem doch erheblichen Gewicht. Avery Gibs, genannt Hammer, war neben Rattlesnake der Größte und schwerste in ihrer kleinen, verschworenen Gemeinschaft. Eine echte Kindheit hatte er nicht gehabt. Seine Mutter war früh gestorben, sein Vater unbekannt und Avery war von Waisenheim zu Waisenheim gezogen, selten in einer Familie gelandet und schließlich sein Glück alleine, auf der Straße versucht, bis ihn die Cops aufsammelten und sich ihm die Möglichkeit bot, zum Militär zu gehen.
    Schließlich hatte es ihn zu den SEALs verschlagen, wo er sich rasch einen Namen gemacht hatte als der Mann, wenn es um schwere Waffen, das Überleben in feindlicher Umgebung oder allgemein Kraftakte ging. Außerdem hatte er sich rasch einen Ruf als Großmaul und leidenschaftlicher Spieler erworben – sehr zum Leidwesen jener, die sich auf Spiele mit ihm einließen, um ihm das Mundwerk zu stopfen, denn er schien einer jener Leute zu sein, die unnatürlich viel Glück dabei hatten.
    „Ja, wie konntest du nur, wo wir jetzt schon Jahre zusammenarbeiten?“, gab Jason gespielt vorwurfsvoll zurück und legte den Verschluss auf den Tisch, ehe er nach dem Gaskolben griff und mit dessen Reinigung begann.
    „Muss genau daran liegen. Um mit euch Irren zusammenzuarbeiten, muss ich ab und zu vergessen, wie irre ihr eigentlich seid.“ „Touché“, nickte Jason. „Dem kann ich nichts entgegnen.“
    „Wusst’s doch. Ich stecke euch doch alle in die Tasche.“ Avery lehnte sich zurück, was dem Plastikstuhl ein weiteres, bedenkliches Ächzen entlockte, ehe er seine M9 Pistole zog und ebenfalls damit begann, das Magazin zu entfernen und die Waffe nach einer routinierten Kontrolle zu zerlegen. Wortlos schob Jason sein eigenes Pistolenreinigungsset zu seinem Kameraden hinüber, der mit einem Nicken begann, seine Waffe ebenfalls zu reinigen.
    „Und? Irgendwelche Neuigkeiten bezüglich unserer Besucher?“ Avery schüttelte den Kopf. „Nichts, Alter. Werden wir erst erfahren, wenn sich jemand bequemt seinen Arsch hierher zu bewegen und uns aufzuklären. Und wann das passieren wird, weiß nur der Himmel.“
    „Nein. Nicht mal der. Nur der Boss und unsere Gäste. Nur die...“



    Kyle O'Mara


    Irgendwo an der türkisch-irakischen Grenze, Oktober 2002

    Irgendwie hatte sich O’Mara mehr unter dieser „Besprechung“ vorgestellt, doch nach kurzer Vorstellung waren Coleman und er wieder hinaus komplimentiert worden. Während sie nun bei ihrem Gepäck warteten, setzten die beiden Kommandeure das Gespräch fort – gemeinsam mit einem gewissen Ltn. Crayven, dessen stechender Blick sie die gesamte kurze Zeit ihrer Anwesenheit nicht aus den Augen gelassen hatte.
    Letztendlich waren die beiden Sergeants froh, hier draußen warten zu können. Die ganzen Formalsachen waren zwar notwendig, aber von beliebt konnte man dabei wirklich nicht sprechen.
    „Lieber den ganzen Tag bis zum Hals in der Scheiße stecken, als so was …“ sprach Coleman aus, was sie beide dachten.
    „Bis zum Hals … naja …“ grübelte O’Mara in gespielter Nachdenklichkeit, nahm mit der ausgestreckten Hand an seinem eigenen Hals Maß und führte die Hand dann hinüber zu Coleman, dabei die Bewegung leicht ansteigend ausführend, so dass er bei seinem Kamerad eine ganze Ecke über dessen Kopf herauskam - eine kleine Anspielung auf die 12 cm Größenunterschied zwischen ihnen beiden, die ein ständiger Anlass für Blödeleien waren.
    „Du Arsch“, knurrte Coleman leise. O’Mara grinste breit. „Besser ein Arsch als beim Golf den Abschlag über Kopf ausführen zu müssen.“
    „Erzähl mir nicht, du spielst Golf ?“ musterte ihn Coleman in gespieltem Entsetzen.
    „Ich nicht, aber Dad … hat mich anfangs einige Male mitgenommen, aber nachdem ich mich jedes Mal abgesetzt hatte, war er es leid.“ „Eigentlich müsste der Sport dir doch liegen … von wegen Zielen und so …“
    O’Mara schüttelte den Kopf. „Viel zu wenig Action. Die Tochter des einen Golflehrers dort „lag“ mir mehr – Fiona, rote Haare, grüne Augen, zwei Jahre älter als ich – unheimlich süsses Mädel, aber ihr Dad passte auf wie ein Schießhund. Ich schätze mal, er hat mich bei meinem alten Herrn verpetzt, jedenfalls wollte der mich irgendwann schlagartig nicht mehr zum Platz mitnehmen.“ „Und ?“ O’Mara zuckte die Achseln. „Was denn ? Nichts ‚und’. Mann, ich war 12 damals … was erwartest du denn ?“
    „Irgendwas mit mehr Action als ‚gar nichts’ jedenfalls.“ „Das habe ich ja jetzt.“ „Dein Dad wäre begeistert, wenn er das wüsste.“ „Das ist der Grund, warum er das nie erfahren wird.“
    Coleman musterte ihn mit einem Grinsen. „Du ziehst das echt knallhart durch, was ?“ „Im nächsten Urlaub stell ich dich meinen Leuten mal vor – danach verstehst du mich besser.“
    „Danke, ich verzichte. Spätestens wenn ich beim Essen den Hummer mit dem Ka-Bar aufsäge, ist die Stimmung im Eimer.“ O’Mara lachte leise. „Die ist garantiert schon nach 5 Minuten ruiniert, wenn du beim Begrüßungsschluck den Whiskey mit Coke verdünnst.“ „Wieso ? Macht man das nicht so bei euch Engländern ?“ grinste Coleman breit, nur um gleich darauf einen halben Schritt zurück zu weichen, als sich O’Mara gespielt drohend vor ihm aufbaute. „Was wird das jetzt ? Kuscheln ? Hier vor aller Augen, Sweetheart ?“
    Colemans lockere Worte erreichten ihr Ziel und O’Mara begann leise zu lachen.
    „Glück gehabt – ich schlage keine alten Leute.“ „Eine weise Entscheidung, Kleiner. Schlägst du mich, musst du nämlich mein Gepäck tragen.“
    O’Mara grinste übers ganze Gesicht und ließ sich absichtlich ein paar Sekunden Zeit mit der Antwort. „Ich trage sowieso schon die Hälfte deiner Ammo. Würdest du nicht so oft daneben schießen, hättest du nicht so viel zu schleppen, alter Mann.“ Die Bemerkung saß. Schweigend klappte Coleman den Mund auf und zu und funkelte seinen jüngeren Kameraden an, der die Situation sichtlich genoss. „Das war die Revanche für das Wort mit ‚E’ richtig ?“ „Aber nur, weil es nicht so gut kommt, dir hier in den Hintern zu treten, wenn jeden Moment der Alte durch die Tür kommen kann.“ „Ok, das ist einzusehen“, pflichtete Coleman bei und grinste nun ebenfalls wieder. „Was die Sache mit der Ammo angeht … wie wäre es mit einer kleinen Abmachung ? Für jeden Fehlschuss beim kommenden Einsatz wird eine Flasche gelöhnt !“ „Laß gut sein, alter Mann. Der erste Fehlschuss pro Tag reicht völlig aus. Will ja nicht dafür verantwortlich sein, dass deine Frau dich vor die Tür setzt, weil der Gehaltsscheck ausbleibt.“ „Pfff…“ machte Coleman und kräuselte die Nase. O’Mara schaute ihn völlig ernst an, nur ein Funkeln in seinen Augen zeigte, wie sehr er sich gerade innerlich amüsierte. Coleman seinerseits war ein viel zu guter Beobachter, um das nicht zu bemerken. Vorsichtshalber trat O’Mara wieder einen Schritt zurück und widmete sich der langläufigen Waffe, die – wohlverpackt in einer ledernen Gewehrtasche – hinter dem Gepäck an die Wand gelehnt war.
    Die Tac-50 war ihm erst vor zwei Monaten ausgehändigt worden. Üblicherweise wurde bei den Scharfschützen seiner Einheit die Barrett M107 verwendet, so wie die, die Coleman benutzte und die auch O’Mara vorher verwendet hatte. Nachdem er bei einem Einsatz Anfang März die Gelegenheit gehabt hatte, mit einer Tac-50 zu schießen, und dabei gute Resultate erzielt hatte, hatte er den Gedanken verfolgt, sich solch eine Waffe anzuschaffen. Nur wenige Wochen, nachdem er zu Fishers Einheit versetzt worden war, hatte man ihm ein Exemplar zugeteilt. Diese Art Sonderbeschaffungen mussten vom „Alten“ selbst unterschrieben werden, soviel war klar, doch wie der Colonel an die Info gelangt war, dass O’Mara genau diese Waffe hatte haben wollen, konnte (oder wollte) ihm niemand verraten. Nur die Tatsache, dass der „Alte“ sich die Ergebnisse der Schießtrainings geben ließ – nicht nur von O’Mara sondern von allen neuen Schützen der Einheit – hatte man unter der Hand erfahren können.

    Aus dem Nebenraum waren Schritte zu hören. Die Tür öffnete sich mit einem Ruck und die beiden Kommandeure sowie Crayven kamen heraus. Während Coleman und O’Mara kerzengerade dastanden ohne allerdings zu salutieren, blieb Fisher ein paar Schritte vor ihnen stehen und musterte sie mit regungsloser Miene. Als er schließlich sprach, war seine Stimme leise und trotzdem kristallklar.
    „Sollten Sie mich dazu nötigen, mein überaus gemütliches Büro zu verlassen, um Ihre verdammten Ärsche zu retten, dann ziehen Sie sich schon mal warm an, verstanden ?“
    „Ja Sir.“ Weitere Sekunden verstrichen, während derer man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Viel Erfolg, Gentlemen.“ „Danke Sir.“
    Fisher lächeln zu sehen war ungewohnt da selten. Es war auch kein Lächeln, bei dem man hätte mitlächeln wollen, sondern erinnerte eher an einen Wolf.
    „Viel Erfolg Ihnen allen“, nickte er den beiden Seals noch zu und machte sich dann auf den Rückweg zu seinem Helikopter.



    Jason Haines


    Irgendwo an der türkisch-irakischen Grenze, Oktober 2002

    Das Gespräch zwischen diesem Colonel Fisher und Colonel Edwards war, gelinde gesagt, interessant gewesen. Und Fisher hatte mehr als deutlich gemacht, wie wenig wünschenswert es wäre, sollte seinen beiden Leuten etwas ‚zustoßen‘. Crayven hatte sich ein dünnes Lächeln verkneifen müssen. In der Hinsicht waren sie sich nicht bloß einig, sondern sogar ähnlich. In jedem Fall war nun seine Neugier auf diese beiden Männer, Sergeants O’Mara und Coleman, geweckt. Mussten ja echte Wunderknaben sein, die beiden Delta Force Leute.
    Selbige standen auch nach wie vor vor Edwards Büro und waren ganz offensichtlich dabei gewesen sich die Zeit zu vertreiben. Wie, das bedurfte keinerlei Gehirnakrobatik, Crayven kannte seine eigenen Leute und wenn die beiden auch nur annähernd so ähnlich gestrickt waren, trotz ihrer Jugend...
    Jungspunde. Fast noch Welpen. Und angeblich verdammt gute Sniper. Na, das werden wir ja noch sehen. Delta Force hin, Delta Force her. Mal schauen, wie gut die zwei sich wirklich machen.
    Kurz gestattete der Lieutenant der SEALs ein dünnes Lächeln. Er war bei seinen Leuten ohnehin schon berüchtigt für sein Trainingsregime, das selbst nach ihren Maßstäben hart war. Dafür galten die Soldaten unter seinem Kommando auch als einige der besten und zähesten Hunde der Truppe.
    „Colonel“, erwiderte Edwards die Verabschiedung Fishers und auch Crayven gab dem Delta Force Colonel einen Salut mit.
    „Lieutenant, ich überlasse die Sergeants dann ihnen und ihrem Team“, meldete sich der Kommandant der SEALs schließlich, nachdem Fisher außer Hörweite war und der Helikopter den Rotor wieder angeworfen hatte, sich zuletzt O’Mara und Coleman zuwendend.
    „Ich wünsche ihnen beiden einen angenehmen Aufenthalt bei uns. Wir sehen uns bei der finalen Einsatzbesprechung.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und ließ die drei Männer alleine.
    „In Ordnung, meine Herren. Nehmen sie ihre Spielzeuge und folgen sie mir. Laufschritt, aber zügig.“
    Crayven gab den beiden Männern genau drei Sekunden, um seine Worte zu verdauen und ihnen nachzukommen, dann lief er auch schon los. Entweder sie waren schnell genug gewesen und kamen mit, oder sie mussten einen kleinen Sprint einlegen. Beides war ihm recht.

    „Achtung Jungs! Schleifer mit Gepäck im Anmarsch!“ Jason ‚Rattlesnake‘ Conrad hob seine Stimme nur gerade soweit, dass alle, die es anging, ihn hören konnten. Sekunden später hatte sich die Truppe vor ihren Zelten versammelt und erwartete die Ankunft ihres Leaders, der im Laufschritt auf sie zukam, die beiden Neuankömmlinge im ‚Gepäck‘.
    „Gentlemen“, nickte Crayven seinen Leuten zu, das Tempo verlangsamend und die restlichen Meter im Gehen zurücklegend, ehe er ganz anhielt. „Darf ich ihnen diese beiden Ladies hier vorstellen? Sergeants O’Mara und Coleman, Delta Force. Die angekündigte Unterstützung für den kommenden Einsatz.“
    Niemand ließ sich äußerlich etwas anmerken, aber jeder wusste, wie es im anderen – speziell bei Hammer – aussah: Fluchen, respektive ein breites Grinsen. 200 Dollar reicher ohne einen Finger zu krümmen. Nur durch gutes Raten oder sein übliches Glück. Breaker ließ seinen Blick umherschweifen und zuletzt auf dem Schwarzen ruhen und jedem schien es, als wüsste der Mann, was gerade vorgefallen war. Noch so eine Sache, für die er berüchtigt war: Die scheinbare Fähigkeit, die Gedanken seiner Leute lesen zu können.
    „Machen sie sich miteinander vertraut. Conrad, sie kümmern sich um alles. Nutzen sie die Zeit. Um Eins-Neunhundert, nach der Verpflegung, erwarte ich sie alle in voller Ausrüstung auf der Trainingsbahn. Fragen?“
    Er blickte sich um, eindeutig nur seine Leute ansprechend und nachdem keine etwas sagte, nickte er nur zufrieden. „Gut. Sie wissen Bescheid.“ Er wandte sich zu O’Mara und Coleman um. „Master Chief Conrad wird sie mit der Einheit vertraut machen und in alles einweisen. Viel Vergnügen. Und seien sie heute Abend pünktlich.“ Damit setzte er seinen Weg fort, über die Schulter noch kurz in Hammers‘ Richtung bemerkend: „Denken sie an meine 15%, Petty Officer Gibbs.“ Damit verschwand er und alle Blicke ruhten erst einmal auf Avery ‚Hammer‘ Gibbs, dem gerade der Kiefer nach unten geklappt war. „Schei... Scheiße... Woher zum Teufel weiß der Alte das wieder?“
    „Kennst ihn doch. Gedankenleser. Der weiß, welchen Scheiß du ausbrütest, ehe du es selber weißt“, stellte Haines grinsend fest, ehe sich die Aufmerksamkeit den beiden Gästen zuwandte.
    „In Ordnung Sergeants. Sie hatten ja nun schonmal das Vergnügen, unseren Leader, Lieutenant Crayven kennen zu lernen. Freuen sie sich auch schonmal auf Eins-Neunhundert. Tipp: Essen sie nicht zu reichlich davor, sonst kommt es oben wieder raus.“ Rattlesnake baute sich mit seinem vollen 193 Zentimetern und 128 Kilogramm Lebendgewicht vor den beiden auf. „Ich bin Master Chief Petty Officer Jason Conrad, Rufname Rattlesnake. Solange ihr euch benehmt, werdet ihr erst bei Feindkontakt rausfinden, warum man mich so nennt. Ansonsten eher. Das dort sind Chief Petty Officer John Triton, Rufname Hawkeye sowie die Petty Officers Ian McHaley, genannt Pain, Jason Haines, genannt Inferno und Avery Gibbs, genannt Hammer. Rangtechnisch sind sie beide mit den letzten dreien gleichauf, aber ich denke ich muss nicht extra betonen, dass sie bei den SEALs und somit ganz unten in der Hierarchie sind, oder?“
    Ein bohrender Blick traf die beiden Delta Force Leute, ehe Conrad zufrieden nickte. „Gut. Das dort drüben ist ihr Zelt“, fuhr er fort, auf ein leeres Zelt zu seiner Linken weisend. „Machen sie es sich dort erst einmal bequem, danach sehen wir weiter. Weggetreten.“



    Kyle O'Mara


    Die Verabschiedung von Fisher verlief kurz und knapp und während die beiden Seals dem Colonel noch nachschauten, verpasste Coleman O’Mara einen Stups mit dem Ellenbogen und machte eine unauffällige Kopfbewegung in Richtung ihres Gepäcks. O’Mara grinste – ganz kurz nur – dann begannen die beiden Männer zügig ihre Taschen zu schultern. Als Crayven sie schließlich aufforderte ihm zu folgen, lehnten nur noch ihre Gewehrtaschen an der Wand. Sie tauschten einen schnellen Blick, während sie dem Lieutenant folgten. Von seiner Art her war er Fisher nicht unähnlich – nur dass der Colonel kaum so freundlich gewesen wäre, sie zum Mitkommen aufzufordern. Er ging normalerweise einfach drauflos so wie nach der Landung des Hubschraubers und erwartete, dass man wusste, was er von einem wollte.

    Die Musterung der kleinen Gruppe, zu der Crayven sie brachte, ließen die beiden jungen Männer regungslos über sich ergehen – das übliche Vorgehen, nichts Unerwartetes. Auch das der Lieutenant noch am gleichen Abend die erste Trainingseinheit ansetzte, kam nicht überraschend. Neuen Leuten auf den Zahn zu fühlen, sie zu schinden, bis das Essen den Rückwärtsgang einlegte, und auszutesten, ob und wann sie aufgaben, war gängige Praxis bei allen Spezialeinheiten und auch in der Ausbildung der Delta nicht unüblich. Darüber hinaus musste sich Crayven natürlich ein Bild davon machen, was sie konnten. Dass die anderen Teammitglieder dabei vermutlich demonstrieren würden, was für tolle harte Burschen sie waren, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Die kurze Bemerkung, die Crayven an Hammer richtete, und der kleine Wortwechsel der Teammitglieder anschließend waren allerdings hochinteressant und ließen einen kleinen Einblick auf das „normale“ Miteinander innerhalb der Gruppe zu. das Coleman und O’Mara zu einem raschen unauffälligen Blickwechsel untereinander veranlasste.

    Als Crayven schließlich gegangen war, kam der ebenso obligatorische wie erwartete zweite Teil der kleinen Show verbunden mit der noch ausstehenden kleinen Vorstellung der Teammitglieder und dem überaus freundlichen Hinweis, dass sie beide ab sofort im Team die untersten Plätze in der Hackordnung einnehmen würden. Eine winzige Bewegung nur, eine leichte Gewichtsverlagerung auf den anderen Fuß zu seiner Rechten ließ Coleman rasch unauffällig zu seinem jungen Kameraden hinüber sehen. O’Maras Gesicht war zwar ebenso neutral wie das von Coleman, doch kannte dieser seinen Kameraden gut genug, um an dem leichten Blitzen in den Augen zu erkennen, dass die irischen Gene in O’Mara die Sache mit der Hackordnung wohl durchaus für diskutierbar einstuften, auch wenn er das glücklicherweise zu diesem Zeitpunkt noch für sich behielt.

    „Immerhin müssen wir uns mit den Affen nicht auch noch ein Zelt teilen“, brachte O’Mara seinen ersten Eindruck auf den Punkt, als sie etwas später am Auspacken ihrer Sachen waren. Coleman schmunzelte. „Fisher hat sie vermutlich vorgewarnt, dass du schnarchst wie ein Grizzlybär mit `nem Lungenödem …“ „Hey !“ kam es gespielt empört aus der anderen Ecke des Zelts zurück und Coleman grinste vergnügt wie ein kleiner Kobold zurück.
    „Spar dir deine Power für das Training nachher auf. Kannst davon ausgehen, dass die Jungs Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden, um uns den Arsch aufzureißen.“ „Ist ja nicht so, dass wir das aus der Ausbildung nicht schon kennen …“ „Du freust dich darauf, was ?“ „Freuen würde ich das nicht nennen, ich halte das mehr mit Master Sergeant da Silvas goldener Regel: Aufgeben ist keine Option.“ „Yeah, lass sie ruhig den Dicken markieren, solange es sie glücklich macht, aber egal wie gut sie sind – auch sie können nicht bergauf pissen !“ „Ok, ich hätte das etwas … anders ausgedrückt, aber ja !“
    Leise lachend schob O’Mara seinen fertig gepackten Rucksack für das bevorstehende Training neben eins der Betten. Er griff sich die Tasche mit der Tac-50 und begann, die Waffe langsam und behutsam auf dem einzigen Tisch der Unterkunft auszupacken und gründlich durchzusehen. Coleman warf ihm einen Blick zu, während er weiter packte.
    „Du hast die Knarre vor dem Abflug schon mindestens fünfmal durchgesehen und dreimal geputzt. Du wirst noch die Farbe runterschrubben.“ „Für so was gibt’s mattschwarzen Lack aus der Sprühdose …“ Resigniert rollte Coleman mit den Augen. „Warum nur tue ich mir das mit dir hier alles an ?“ O’Mara grinste breit. „Weil du zuhause Rasenmähen müsstest und das nervt dich noch mehr ab als das hier.“ „Fuck, erwischt !“ Lachend kramte Coleman zwei Munitionspakete Kaliber 50 aus seiner Tasche und legte sie neben seinem Kameraden auf den Tisch. „Kannst du die bei dir im Rucksack noch unterbringen ?“ O’Mara musterte ihn grinsend und nickte dann. „Alter Mann, du solltest beten, dass ich mit der ganzen Ammo unterwegs nie auf eine Sprengfalle trete. Gibt sicher ein schickes Feuerwerk – und du stehst dann da mit deinem mickrigen Rest von 3 oder 4 Magazinen und guckst beim nächsten Feuergefecht wie die Eule aus den Nudeln.“ „Darum geh ich ja vor … weil du kümmerliche Stadtpflanze keine IED von einem alten Kofferradio unterscheiden kannst.“ „Den einen Fehler bekomme ich jetzt bis ans Ende meines Lebens zu hören, was ?“ „Zumindest bis ans Ende MEINES Lebens …“ „Ok, dann hab ich das ja selbst in der Hand.“
    Sie beide grinsten sich an und widmeten sich wieder ihren vorherigen Beschäftigungen, um die Zeit bis zur Verpflegung zu überbrücken.



    Jason Haines


    „Und, was meinste?“ Fragen blickte Jason zu Avery hinüber, der leicht mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung, Mann. Ich mein, die zwei sind Deltas. Die müssen was auf’m Kasten haben, sonst wär’n se nich hier. Und was das Alter angeht: Du bist auch nicht unbedingt derÄlteste in unser’m Haufen.“ „Auch wieder wahr“, grinste Jason dünn. „Ne Ahnung, was Ian zu der Sache meint?“Gibbs machte eine abschätzende Geste, während er den Kopf hin und her wiegte. „Schwer zu sagen. Einerseits wird er sich in seiner Ehre etwas gekränkt fühlen, so wie ich ihn kenne. Ich meine, da kommen so zwei ‚Milchbubis’ von den Deltas und machen ihm seinen Job abspenstig. Andererseits…“ „… ist er ein Profi, so wie jeder von uns. Der Brass wird sich schon was dabei gedacht haben und wir werden jeden Mann unten brauchen, wenn wir reingehen. So gut Ian als Sniper auch ist, wird sicher nicht verkehrt sein, ihn bei uns und die beiden als Rückendeckung zu haben.“ „Yepp. Bin mal gespannt, wie gut die beiden sind. Schätze mal, Breaker wird sein übliches Startprogramm abspulen.“
    „Mhm.“ Jason nickte beipflichtend. „Wird sicher interessant zu sehen, wie gut die beiden sind. Vor allem der eine, dieser Coleman. Sah irgendwie indianisch aus, oder was meinst du?“
    „Jo, der hatte definitiv nen entsprechenden Einschlag. Fragt man sich, ob die Sachen, die man über das Volk so liest, hört und sieht wahr sind…“ „Werden wir früh genug erfahren. Obwohl…“ Jason warf einen Blick in die Gegend. Er und Avery standen noch draußen, wo sie eben erst die beiden ‚Neuen’ in Empfang genommen hatten, während der Rest sich zerstreut hatte. Pain war zweifellos dabei, etwas Dampf abzulassen, während Triton und Conrad sich ein wenig Nahkampftraining gönnten. „Was meinste? Gelegenheit nutzen und den beiden etwas auf den Zahl fühlen? Sie schon mal vorab etwas persönlicher willkommen heißen?“ „Die kleine Tour oder gleich die Große?“ „Erstmal nur die Kleine. Schätzemal, die Große wird entweder der Chief oder der LT höchst selbst machen. Vielleicht sogar beide zusammen. Kennst sie doch. Erstmal testen, sehen was die Neuzugänge taugen und wenn das Ergebnis gefällt, werden sie sogar halbwegs zutraulich.“ „Ja. So zutraulich eine Klapperschlage sein kann. Und von Breaker brauchen wir gar nicht erst reden. Damn,ich weiß immer noch nicht, wie oder woher er wusste…“ „Dass du eine Wette laufen und gewonnen hattest? Ach komm, Av. Jeder hier kennt dich und einen Ruf gut genug. Und Crayven ist nicht umsonst unser Boss. Und sei froh, dass er nur 15% will. Er hätte auch alles nehmen können. Oder noch schlimmer.“ „Noch schlimm… Oh shit. Ja. Bloß keine Wiederholung der Medellin Geschichte… Ich kriege heute noch Magenkrämpfe bei dem Gedanken…“ Tatsächlich schüttelte Gibbs sich und kurz hatte Haines den Eindruck, der hünenhafte Mann bekäme sogar für ein paar Sekunden eine Gänsehaut. Er grinste in sich hinein. Breaker konnte der größte Arschloch auf dieser Welt sein, wenn er es für notwendig erachtete, aber jeder von ihnen respektierte ihn.
    „Na komm, Großer.“ Freundschaftlich klopfte er seinem Kameraden mit dem Handrücken auf den Bauch. „Gehen wir mal rüber und sagen Hallo. Bin doch neugierig, wie die zwei so drauf sind.“ „Ja… Außerdem will ich mir mal deren Spielzeuge näher betrachten. Sahen recht gewaltig aus…“

    Mit einem leichten klopfen gegen die Zeltstangen machte Jason auf sich aufmerksam, während Avery an ihm vorbei hineinschaute und einen leisen Pfiff beim Anblick der TAC-50 von sich gab. „Yo. Schwere Artillerie. Bekomme ich etwa auch Konkurrenz jetzt?“, grinste er und bekam prompt einen Ellenbogen in die Seite geknufft.
    „Hoffe wir stören nicht, aber nachdem die ‚offizielle Begrüßung’ ja vorbei ist, dachten mein Kumpel und ich, man kann ja noch mal so Hallo sagen und sich etwas besser kennen lernen. Wenn es gerade passt.“ Er warf einen vielsagenden Blick auf das schwere Scharfschützengewehr, das O’Mara gerade sichtlich liebevoll, aber gründlich zu checken schien.


    Kyle O'Mara


    Ein leises Geräusch vom Zelteingang her ließ Coleman und O’Mara aufblicken. Zwei der Männer, denen sie gerade vorgestellt worden waren, steckten ihre Nasen herein und schauten sich auffällig unauffällig neugierig um. Ihre Blicke blieben auf der Waffe hängen, die O’Mara nach seiner Durchsicht gerade wieder im Begriff war zusammen zu setzen. Es hätte weder des Pfiffs noch der Bemerkung bedurft, um ihre Gedanken zu erraten, und O’Mara grinste leicht über die Reaktion, während Coleman das Wühlen in seinem Rucksack unterbrach und das Antworten übernahm wie so oft, wenn sie in fremder Gesellschaft waren.

    „Kommt ruhig rein. Ihr stört nicht. Perfektes Timing für den Fünf-Uhr-Tee. Sobald ich die Tischdecke gefunden habe, fliegt Junior mit seinem Lego-Bausatz vom Tisch …“ bei diesen Worten deutete sein Kinn auf O’Mara und die Waffe. „… und James kann servieren.“
    Das Grinsen des soeben als „Junior“ Bezeichneten wurde breiter. Die flapsig-lockere Einladung in deutlichem Südstaatendialekt war typisch für Coleman. Egal wie tief sie in der Scheiße steckten, sein Humor war einfach nicht unterzukriegen und hatte ihnen mehr als einmal bereits geholfen, aus schwierigen Situationen herauszukommen.

    „Ihr beiden seid …“ fuhr Coleman fort und stockte gleich wieder. „Gibbs und Haines“, half O’Mara aus, der sich die Namen besser gemerkt hatte und dafür von Coleman ein dankbares Nicken erntete, bevor dieser weitersprach. „Die Zuständigen für die schwere Artillerie ?“



    Jason Haines


    „Fünf-Uhr Tee, eh?“, wechselten die beiden SEALs einen kurzen, amüsierten blick miteinander. „Hätten wir dann Kekse und Kuchen mitbringen sollen?“, hakte Jason amüsiert nach, während Avery zu O’Mara blickte. „Und wenn das da ein Lego-Bausatz ist, dann will ich auch so einen haben.“
    „Dafür bist du noch zu jung, Av. Obwohl, Junior ist dann vermutlich nicht mal aus den Windeln raus, also lassen wir das lieber.“ Jason grinste dünn, ehe er mit dem Daumen auf Gibbs deutete.
    „Schwere Artillerie ist sein Metier. MG’s, Raketenwerfer und all diese Späßchen.“
    „Und der Wicht hier“, bekam Jason einen Hieb auf die Schulter, der ihn – Gespielt? Ernsthaft? – ein paar Zentimeter einsacken ließ, „ist für’s Feuerwerk zuständig. Werdet ihr dann sehen, wenn es soweit ist.“
    Jason brummte etwas, dabei leicht nickend. „Und ihr beide seid unsere Langstreckenunterstützung, hm? Welche Distanz schafft das Teil da denn?“


    Kyle O'Mara


    „Gute Idee“, entgegnete Coleman auf die Frage nach den Kuchen und den Keksen. „Hauptsache nahrhaft und viel. Junior hat gerade `nen Wachstumsschub.“
    O’Maras Grinsen zeigte bei Averys Bemerkung zu der Tac jetzt eindeutig ein bisschen Stolz. Die Witzeleien über sein Alter ließen ihn hingegen völlig kalt und er sah feixend zu Coleman hinüber, der die Windel-Vorlage mit Sicherheit nicht ungenutzt vorbei ziehen lassen würde.

    „Feuerwerk ist immer gut“, nickte Coleman auf die kleine Vorstellung der Seals hin. „Wir haben bisher noch keine Ahnung, worum es geht, aber Fisher meinte vor dem Abflug, wir sollten dafür sorgen, dass ihr irgendwo heil rein- und wieder rauskommt. Long distance gunner ist richtig. Den Scout Sniper mach ich euch auch noch, wenn’s gewünscht wird, und der kleine Hosenscheißer jagt mit seinem Legobausatz nicht einfach nur Gegner sondern mit besonderer Vorliebe gegnerische Scharfschützen. Für den Zweck ist die Knarre echt eine Offenbarung! Wenn der Schütze eine ruhige Hand hat, triffst du alles, was du siehst.“
    „Wir hatten vor sieben Monaten einen Einsatz. Da traf jemand mit so einer Tac eine einzelne Person auf 2430 Meter Distanz“, ergänzte O’Mara, der jetzt zum ersten Mal mehr als drei Worte am Stück von sich gab. Er sprach nicht laut und relativ bedächtig. Der deutliche Südstaatenakzent von Coleman fehlte bei ihm, dafür war ein anderer Dialekt zu vernehmen – ganz schwach nur, als bemühe er sich, nichts anklingen zu lassen, und aufgrund der wenigen Worte schwer zuordenbar. Sachte strich er über den Lauf der Waffe.
    „Hab sie erst seit zwei Monaten. Sie ist gerade eingeschossen. Viele Einsätze hatten wir noch nicht zusammen, aber 1700 Meter auf eine Personenscheibe an der Schießbahn war schon drin.“



    Jason Haines


    Jason und Avery tauschten ein Grinsen aus. In der Hinsicht waren sie wirklich alle gleich: Seitenhiebe, dumme Sprüche, sich gegenseitig ärgern – bis es ernst wurde, aber dann wusste man auch, dass man sich aufeinander verlassen konnte.

    „Wir wissen auch noch nicht übermäßig viel“, nickte Jason zu Coleman. „Nur, dass wir demnächst über die Grenze und ‘nen Radarposten oder so, äh... verschwinden lassen sollen. Die Details gibt es in Kürze bei einer Besprechung.“ Sein Blick wanderte zu der TAC-50, nachdem er die beiden Sniper zu Coleman’s Worten nochmals betrachtet hatte.
    „Counter-Sniper also. Nicht schlecht. Falls die Irakis selber welche in der Area haben, wäre das genau das Richtige für uns.“

    Avery nickte beipflichtend, ehe sie beide unisono Pfiffen, als O’Mara erwähnte, auf welche Distanz mit der Waffe bereits getroffen worden war. Dass er selbst ebenfalls auf 1,7 Kilometer geschossen und getroffen hatte, ließ die beiden SEALs einen erneuten Blick wechseln.
    „1-7. Nicht übel“, nickte Jason schließlich anerkennend, ehe Avery hinzufügte: „Pain hat, meines Wissens nach, irgendwas bei 1-1 oder 1-2 als Top Distanz. Ganz andere Liga.“ Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: „Vermutlich gar nicht so schlecht, dass ihr auf so eine Distanz schießt. Haben wir einen Mann mehr drinnen und ihr seid schön außer Sichtweite der Irakis...“



    Kyle O'Mara

    „’Nen Radarposten verschwinden lassen … hm … das klingt, als wäre das ein Job, bei dem du voll auf deine Kosten kommen wirst“, grinste Coleman in Haines’ Richtung, der ihm ja immerhin als Pyrotechniker vom Dienst vorgestellt worden war. Dann wieder ernsthaft hörte er sich die Überlegungen zu den Schussdistanzen und dem Sniper des Seal-Teams an und nickte den beiden Seals zu.
    „Taktisch gesehen macht das Sinn, wenn euer Mann bei euch bleibt und wir die Rückendeckung übernehmen. Unabhängig davon, auf welchen Distanzbereich er spezialisiert ist, ist es besser, ein eingespieltes Team bei so einer Sache zusammen zu lassen. Das würde ich nicht anders machen, wenn ich das planen sollte. Wie weit wir dann letztendlich weg bleiben, hängt eh vom Gelände vor Ort ab.“ Er grinste jetzt wieder. „Eigentlich müssen wir nur weit genug weg sein, dass es uns nicht juckt, falls euer Feuerwerk mal größer ausfällt als geplant.“

    O’Mara war inzwischen fertig mit der Durchsicht und dem Zusammenbau seiner Waffe und widmete sich den beiden Munitionspacks, die Coleman ihm hingelegt hatte. Er schien mit dem Inhalt zufrieden zu sein und verstaute sie in seinem Rucksack. Coleman betrachtete ihn dabei immer noch grinsend.
    „1-7 ist nicht übel … aber wie ich den „Kleinen“ kenne, geht da noch was, wenn er die Waffe erstmal ein bisschen besser kennt. Er kann da unglaublich stur sein …“


    Jason Haines


    „Aye. Funzt einfach besser, wenn man weiß wie der oder die anderen ticken“, stimmte Avery zu. Letztendlich galt das schließlich auch für sie selber. „Und was seine Feuerwerke angeht: Die fallen so groß aus, wie er es will. Frage mich manchmal echt, wie er das anstellt...“
    „Kunst kommt von Können und Können kommt von Kunst“, knuffte Jason seinen Kameraden in die Seite. „Beides Dinge, von denen du nicht viel verstehst, wie wir ja wissen.“
    „Muss ich auch nicht, dafür habe ich ja dich.“
    „Uh-huh. Brains’n’Brawns. Aber du hast ja auch die schwere Artillerie dabei...“
    „Und gib’s zu: Ihr seid glücklich darüber.“
    „Mhm. Solange du triffst...“

    Ein wenig neugierig blickten die beiden dann doch nochmal zu O’Mara hinüber, der wieder schwieg und ausschließlich mit seiner Ausrüstung beschäftigt schien.
    Bei Colemans Bemerkung blickten die beiden SEALs grinsend erst einander an, dann zu wieder O’Mara hinüber. „Stur, hm? Wie ein Maulesel? Oder ein Ire?“, bemerkte Jason schließlich.



    Kyle O'Mara


    „Künstler mit solch einer Einstellung sind mir sehr sympathisch“, schmunzelte Coleman und verfolgte den folgenden freundschaftlich-kollegialen Schlagabtausch zwischen den beiden Seals mit ehrlichem Interesse. Die kleine Kabbelei sagte einiges über die Chemie zwischen den beiden Männern aus, was wiederum Rückschlüsse auf das Team zuließ - ein untrüglicher Gradmesser für das, was in solch einem Team am wichtigsten war: Zusammenhalt und Vertrauen. Was er sah und hörte, gefiel ihm. Nicht dass es einen Unterschied gemacht hätte, ob sie nun mit den Leuten zusammen arbeiten würden oder nicht, aber einen positiven ersten Eindruck zu haben, war nicht der schlechteste Start in eine gefährliche Mission und auf seine Intuition hatte sich Coleman bisher immer verlassen können.

    Zumindest Haines schien über eine ähnliche Intuition zu verfügen, wie seine nächste Frage andeutete. „Was die Sturheit angeht, stehen sich Maulesel und Iren absolut in nichts nach, was zu einer gewagten These führen könnte, die …“ Coleman unterbrach sich mitten im Satz, als er einen halb-amüsierten halb-lauernden Blick von O’Mara auffing. „… ähm, ja also, die ich doch besser für mich behalte angesichts einiger weiterer typisch-irischer Eigenarten ...“
    Ein breites Grinsen von O’Mara war die Folge auf den kleinen Seitenhieb und auch Coleman grinste augenzwinkernd zurück als Zeichen, dass sich die beiden gegenseitig verstanden und respektierten.
    „Themenwechsel ! Wann und wo gibt’s hier Essen ?“



    Jason Haines


    Jason lachte leise angesichts der Richtung, die der Vergleich zwischen Eseln und Iren zu nehmen drohte, besonders wie Coleman schließlich nach einem Blick zu O’Mara abbrach. Es war offensichtlich, dass zwischen den beiden Scharfschützen eine ähnliche, womöglich sogar ausgeprägtere Chemie herrschte, als unter den SEALs, was Jason nicht im mindesten verwunderte.
    Scharfschützen waren ohnehin ein ganz besonderes Völkchen und so ein eingespieltes Team erst recht.
    Lässt schonmal tief blicken..., dachte er und ein kurzer Blickwechsel mit seinem farbigen Kameraden zeigte ihm, dass dieser ähnlich dachte.

    „Ja, die Iren und die Esel...“, meinte Avery schließlich mit einem wissenden Nicken, dabei möglichst unschuldig dreinblickend, ehe er und Jason zeitgleich auf ihre Uhren sahen.
    „Verpflegung ist für 18hundert angesetzt, sind also noch ein paar Stunden. Was das Wo angeht...“ Avery, der geantwortet hatte, streckte den Arm aus, um in eine Richtung zu zeigen. „Die Kantine ist vom Büro des Colonels aus gesehen auf 11 Uhr. Großes Zelt, nicht zu übersehen. Aber wir holen euch gerne ab und zeigen den Weg dorthin, wenn es soweit...“ Ein leichter Ellenbogenstoß von Jason ließ ihn kurz innehalten und die beiden tauschten erneut einen kurzen Blick, ehe Avery fortfuhr. „Alternativ können wir natürlich jetzt schon eine kleine Sightseeing-Tour durch’s Lager machen und euch die wichtigsten Orte zeigen.“
    „Zum Beispiel die, die man am besten meidet oder wo es besonders... ‚Spaßig‘ zugeht“, nickte Jason.



    Kyle O'Mara

    Avery Gibbs griff die Bemerkung mit den Eseln auf, was ihm umgehend einen eindringlichen Blick von O’Mara einbrachte – diesmal deutlich mehr lauernd als amüsiert verglichen mit dem Blick, den er Coleman zugeworfen hatte. Ganz offensichtlich war es dem jungen Soldaten nicht gleichgültig, wer ihn durch den Kakao ziehen durfte und wer besser nicht. Als Gibbs die Sache dann aber fallen ließ und zu seiner kleinen Ortsbeschreibung ansetzte, entspannte er sich recht schnell wieder. Auch Coleman, der die Sache aufmerksam - aber wesentlich lockerer - verfolgt hatte, nickte nur schweigend zu dem Wortwechsel der beiden Seals und schloss energisch seinen Rucksack.

    „Sightseeing klingt sehr gut. Für mich bitte Waffenkammer und Souvenirshop – für Junior lieber die Orte, wo es spaßig ist und die man besser meidet …“ zählte Coleman schließlich augenzwinkernd auf.
    „Solange du mich nicht im Kinderhort abgibst …“ konterte O’Mara, bevor er damit begann, sein Sniper-Gewehr zügig aber sorgfältig zu verpacken und unter einem der Feldbetten zu verstauen. Coleman beobachtete ihn dabei mit einem versonnenen Grinsen, während er die beiden M4 durchsah, die auf der anderen Lagerstatt abgelegt waren. Er reichte eins davon O’Mara und wandte sich wieder an die beiden Seals.
    „Kann losgehen von uns aus …“


    Jason Haines

    „Na denn“, nickten die beiden SEALs und traten aus dem Zelteingang zurück, um ihren Gästen Platz zu machen, während Jason weitersprach. „Fangen wir mit dem Nützlichen an: Waffenkammer und Munitionsversorgung...“ Zu viert machten sie sich auf, wobei Avery noch einen Umweg über Conrad machte, um sie abzumelden und Jason den Tour Führer machte.
    „Ihr hattet ja schon das Vergnügen, unser Zeltlager hier – oder Stützpunkt, wie manche es auch nennen – aus der Luft zu sehen, schätze ich mal. Insgesamt haben wir hier alles auf etwa einer Quadratmeile verteilt, dicht genug, dass man in wenigen Minuten von A nach B kommt, gleichzeitig genug auseinander, um vor unangenehmen Überraschungen gefeit zu sein. Nicht dass man hier ernsthaft mit so etwas rechnen müsste.“
    „Genau“, pflichtete Avery grinsend bei, der wieder dazu gestoßen war. „Wer, bitte, wäre blöd genug ein Lager anzugreifen, dass die härtesten Mofos der Welt beherbergt?“
    „Da dürfte es einige geben...“, hob Jason eine Augenbraue ehe er fortfuhr, den beiden Deltas das Lager zu zeigen, zwischendrin immer wieder durch Kommentare oder Ergänzungen Avery’s bereichert oder Fragen beantwortend.




    Kyle O'Mara

    Einige mehr oder weniger unauffällige, neugierige Blicke folgten ihnen, als sich Coleman und O’Mara in Gesellschaft der beiden SEALs auf ihren kleinen Rundgang begaben – die Hände locker auf den umgehängten M4 ruhend. Das Lager war nicht allzu klein, doch schien hier jeder jeden zu kennen, oder aber es hatte sich bereits herumgesprochen, dass „Außenstehende“ anwesend waren. Vielleicht traf auch beides gleichzeitig zu. Während das Gespräch fast ausschließlich von Coleman geführt wurde, beschränkte sich O’Mara aufs Beobachten, wobei sein Blick auch jenseits der Lagergrenzen über das umgebende Land wanderte. Coleman schien ihn nicht groß zu beachten und machte auch keinen Versuch, seinen Kameraden ins Gespräch mit einzubeziehen, nur ein, zwei Seitenblicke begleitet von einem feinen Lächeln bewiesen, dass er den jungen Iren absolut nicht vergessen hatte.

    „Ein massiver offener Frontalangriff wäre selten dämlich, das ist schon richtig“, pflichtete Coleman Avery bei. „Aber um die Führungsoffiziere mitten unter euch auszuknipsen, braucht man nur ein gutes Versteck und viel Geduld …“
    Er warf einen Blick zu O’Mara hinüber, der gerade konzentriert etwas im Nordosten außerhalb des Lagers beobachtete.
    „Zum Beispiel die Hügelkette dort drüben … aus der Distanz lässt sich was machen“, fuhr er mit einem spitzbübischen Grinsen fort.

  2. #2

    Standard

    Jason Haines

    Instinktiv blickten beide SEALs in die angegebene Richtung, den Blicken der beiden Deltas folgend.
    „Puh...“ Jason runzelte die Stirn und tauschte einen Blick mit seinem Kameraden. „Ganz schöne Distanz... Wohl etwas für Leute in eurer Spezialisierung, oder? Aber für so etwas gibt es ja auch Patrouillen, um rechtzeitig darauf zu stoßen. Mal ganz davon abgesehen...“ Kurz unterbrach er sich, als ihnen ein Offizier begegnete - den Rangabzeichen nach ein Lieutenant – und die Männer einen kurzen Salut austauschten. „Das war übrigens Lt. Brown, der Boss von Team Zwo. Die werden zeitgleich mit uns ihre eigene Show machen. Aber um zurück zum Thema damit zu kommen...“ Jason deutete in Richtung der Hügelkette. „Dazu müsste erst mal jemand wissen, dass wir hier sind. Und erfreulicherweise wissen das nur einige Leute der türkischen Regierung, die Soldaten der türkischen Basis hier in der Nähe und einige Leute bei uns. Immer noch zu viele, aber wenig genug. Und die Jungs sind gut und haben ein Auge offen für ungebetene Gäste.“



    Kyle O'Mara

    Ganz ohne Zweifel – die Diskussion begann den beiden Delta Force Soldaten Spaß zu machen. Mit einem Blick, der ein sehr schelmisches „ja ja, red du mal“ deutlich widerspiegelte, verfolgte Coleman Haines’ Erklärungen – im einen Moment noch vergnügt grinsend, einen Sekundenbruchteil später todernst den Lieutenant grüßend, der sie passierte.

    „Wenn niemand weiß, wo man sich befindet, ist das schon mal sehr gut. Andererseits gibt es Leute, die darauf spezialisiert sind, diejenigen zu finden, die nicht gefunden werden wollen“, entgegnete Coleman nun wieder schmunzelnd. „Was den Rest angeht … wenn die erstbeste Patrouille uns aufstöbern würde, würden wir unseren Job verflixt schlecht machen.“ Er wechselte einen Blick mit O’Mara, der seine Beobachtung von der Landschaft jetzt auf seinen Kameraden verlegt hatte. „Und wie du schon sagtest, Kunst kommt von Können. In diesem Job ist es ein gefährliches Stück Arbeit, sich einen Namen zu verdienen …“
    Erneuter Blickwechsel mit O’Mara – dieses Mal grinsten sie beide, als teilten sie ein Geheimnis, was nur bedingt stimmte, denn ein Geheimnis war es nicht, wie sie zu ihren Spitznamen gekommen waren. Es war mehr eine gemeinsame Erinnerung, die sie zusammen schweißte wie Pech und Schwefel. Vertrauen und das Wissen um die Fähigkeiten des anderen – unverzichtbar für ein Scharfschützenteam.


    Jason Haines


    „Auch wieder wahr“, brummte Avery und warf nochmals einen Blick zum Kamm hinauf. „Immerhin weiß jeder, was man mit euch macht, wenn ihr erwischt werdet... Da sollte man meinen, ihr versteht was vom ‚nicht entdeckt werden‘.“
    „Aye“, nickte Jason und warf den beiden Deltas einen Blick zu, als diese ebenfalls einen Blick wechselten. Colemans Worte, besonders die Wiederholung seiner eigenen Worte bezüglich Kunst und Können, gerade aber auch die Bemerkung über ‚einen Namen machen‘, machten ihn etwas stutzig und dabei fiel ihm auf, dass die beiden zwar die Callsigns der SEALs kannten, dies umgekehrt aber nicht galt.

    „Wo wir gerade bei Namen und dem Verdienen derselben sind...“, begann er dann auch. „Ihr habt ja schon mitbekommen, wie wir uns untereinander rufen. Was habt ihr denn für Rufzeichen? Kommt einfach besser, wenn man vermeiden will, dass jemand, der zufällig die Funkfrequenz abhört, die echten Namen mitbekommt. Sofern Coleman und O’Mara eure echten sind...“


    Kyle O'Mara

    „Wer weiß, wer weiß“, orakelte Coleman auf die letzte Bemerkung von Haines hin. Mehr gedachte er nicht zu sagen. Persönliche Details waren eindeutig nichts, was man freigebig offen legte, wenn man einer Spezialeinheit angehörte, und jeder von ihnen wusste das.
    „Aber in einem Punkt hast du recht“, nickte Coleman – diesmal an Gibbs gewandt. „Als Sniper weißt du, dass du auf der Gegenseite so ziemlich zum Unbeliebtesten gehörst, was es gibt. Das motiviert ungemein, sich nicht erwischen zu lassen …“ Er wechselte einen langen, schweigenden und ernsten Blick mit O’Mara. „… und wer das nicht beherrscht, endet für gewöhnlich in Juniors Fadenkreuz.“ Ein jovialer Klaps auf O’Maras Arm unterstrich Colemans Ausführungen, dann erinnerte er sich an Haines’ Frage, die noch im Raum stand.

    „Mit so schönen martialischen Callsigns können wir nicht dienen, aber in der Ausbildung haben uns die Jungs „the Ghost and the Darkness“ genannt. Das war damals nicht als Rufzeichen gedacht, ist dann aber kleben geblieben. Mal sehen, vielleicht können wir euch ja während des Einsatzes vorführen, wie wir uns die Namen verdient haben.“
    Er musterte die beiden Seals aufmerksam und auch in O’Maras Augen war ein leichtes Funkeln zu sehen. Trotz aller oberflächlicher Flachserei nahmen die beiden Sniper ihren Job absolut ernst. Sie waren ausgebildet zu töten und unbemerkt wieder zu verschwinden. Diese Unberechenbarkeit hatte – neben dem eigentlichen, direkten Erfolg – einen nicht unerheblichen psychologischen Effekt auf die Gegner. Es demoralisierte … verängstigte die Truppe. Der Vergleich mit den beiden Raubtieren, nach denen sie benannt worden waren, hätte nicht passender gewählt werden können.



    Jason Haines


    Ghost and the Darkness. Erneut wechselten die zwei SEALs bedeutungsvoll Blicke. So martialisch und direkt beeindruckend war das wirklich nicht, aber wenn man es auf psychologischer Ebene betrachtete...
    „Geist und Dunkelheit also.“ Jason blickte die zwei Abwechselnd an. „Wer ist der Geist, wer die Dunkelheit? Und habt ihr die Namen, weil ihr besonders gerne Nachts operiert oder...“ Er beendete den Satz nicht, alleine schon, weil es zu viele Möglichkeiten und Gründe für diese Namensgebung gab. Aber bezeichnend war es definitiv.
    „Unsichtbar wie ein Geist und unfassbar wie die Dunkelheit wahrscheinlich“, gab Avery seine Vermutung ab, ein schiefes Grinsen im Gesicht. „Zwei Dämonen die sich ihre Opfer holen und nicht zu fassen sind. 10er?“ Er blickte halb fragend, halb herausfordernd zu Jason, der abwehrend mit dem Kopf schüttelte.
    „Bloß nicht. Bei dem Glück, dass du immer hast und bisher mit den beiden bewiesen hast verzichte ich lieber, auch wenn es nur ein 10er is.“ Sie blickten beide wieder zu Coleman und O’Mara.
    „Also?“



    Kyle O'Mara

    „Nette Ideen soweit“, nickte Coleman mit einem Unterton, der seine ansonsten bierernste Miene Lügen strafte. „Aber so hoch würde ich das nicht aufhängen. Ich schätze eher, der gute Master Sarge Cunningham hatte einfach nur einen Hang zur Theatralik und eine Vorliebe für alte schnulzige Filme, als er uns die Namen verpasst hat.“
    „Yeah, und darum erging es ihm dann bei der Abschlußübung auch wie Michael Douglas …“ ergänzte O’Mara leise und mit jetzt recht deutlichem irischen Einschlag. Seine Worte brachten Coleman zum Grinsen, während er selbst ernst blieb.
    „Geniale Aktion.“ Coleman rieb sich vergnügt die Hände, „… nur schade, dass Cunningham so gar keinen Spaß verstand. Der Captain war da wesentlich lockerer.“ In O’Maras Gesicht zuckte es amüsiert. Er schien nicht der Redseligste zu sein, doch das machte sein Kamerad wieder wett.
    „Der Geist ist übrigens er, die Dunkelheit bin ich“, beantwortete Coleman die noch ausstehende Frage von Haines mit einem Kopfnicken in Richtung von O'Mara bei dem Wort "Geist".
    „Ist das eigentlich bei euch hier so üblich ? Dass auf jede Kleinigkeit gewettet wird ? Oder macht ihr das immer dann, wenn neue Leute eintrudeln ?“


    Jason Haines

    „Hah! Dicht genug dran, würde ich sagen“, grinste Avery und sah zu Jason, der ebenfalls grinste. „Ich sagte doch, ich wette nicht mit dir. Hast einfach zu viel Glück.“
    Damit wandte er sich wieder Coleman und O’Mara zu. „Klingt auf jeden Fall vielversprechend. Geist und Dunkelheit als Rufnamen bei zwei Scharfschützen... Das hat was.“ Er deutete mit dem Daumen zu seinem schwarzen Begleiter. „Und was das Wetten angeht: Eine Leidenschaft vom Großen hier. Er liebt es zu wetten und zu spielen. Und hat absolut unverschämtes Glück dabei.“
    Avery grinste noch breiter, obwohl man kaum glauben mochte, dass das möglich gewesen wäre.
    „Was kann ich sagen? Ich bin halt ein Glückspilz. In jeder Beziehung.“ Das Grinsen wurde tatsächlich noch eine Spur breiter und Jason konnte nicht widerstehen, seinem Kameraden den Ellenbogen in die Seite zu stoßen.
    „Ja. Wann immer Geld oder Frauen im Spiel sind, er gewinnt. In 99% der Fälle zumindest.“
    „Ja ja, der Neid. Übrigens, das große Zelt da drüben“, Avery deutete auf eines der größten Zelte im Lager, locker groß genug um mindestens 40 bis 50 Leute zu fassen. „Das ist unsere ‚Kantine‘. Da gibt es dreimal am Tag das Futter. 0600, 1200 und 1800 jeweils. Ist sogar erstaunlich gut.“
    „Könnte was damit zu tun haben, dass unsere Freunde uns beliefern“, warf Jason ein. „Die türkische Küche ist verdammt gut. Ah ja, wo wir von unseren Freunden sprechen: Stellt euch auf die eine oder andere Übung mit denen ein. Die stellen öfter mal das FK für uns. Sind zwar keine Spezialeinheiten wie wir, aber dennoch sau gut. Wenn die Irakis nur halb so gut sind wie die Türken wird das ein heißer Ritt da unten.“


    Kyle O'Mara

    „Gut zu wissen – aber da wir eh nicht um Geld spielen“, schmunzelte Coleman auf die Erklärung bezüglich Hammers Wettglücks hin. O’Mara nickte schweigend dazu. Sein Blick wanderte dann zu dem großen Zelt hinüber, das Gibbs erwähnte, und bekam bei der Erwähnung des guten Futters und der türkischen Küche einen deutlich interessierten Ausdruck, der Coleman wiederum zu einem recht vergnügten Grinsen veranlasste.

    „Auf die Übungen bin ich eh gespannt. Es ist keine schlechte Sache, einen realistischen Eindruck davon zu haben, was die Gegenseite so auf dem Kasten hat. Man sollte den Gegner weder über- noch unterschätzen und sich vor allem nicht raschelig machen lassen. Das ist gar nicht gut für’n Blutdruck“, meinte Coleman mit ruhiger Lockerheit. O’Mara drehte den Kopf zu ihm hinüber – langsam wie ein lauerndes Raubtier. „Seit wann hast du messbaren Blutdruck ?“
    Coleman betrachtete ihn eine Weile mit gespielter Entrüstung, dann schüttelte er grinsend den Kopf. „Kleiner, dein Mangel an Respekt gegenüber Erwachsenen ist wirklich betrüblich. Das wird noch mal ein schlimmes Ende nehmen.“ In O’Maras Gesicht zuckte es wieder amüsiert, aber er sagte nichts weiter und so kehrte Coleman zum vorherigen Thema zurück.
    „Ist denn vor dem Einsatz noch eine gemeinsame Übung mit denen angesetzt ?“ wandte er sich an Haines und Gibbs. Viel Zeit war ja nicht mehr, wenn er das recht in Erinnerung hatte, aber wer weiß, was so an Vorbereitung geplant war.



    Jason Haines


    „Wie gesagt, die Türken sind gut. Schöne Vorbereitung“, nickte Jason, ehe Avery auf das Geblödel der beiden Deltas einging. „Junior und Senior. Der Eine ohne Blutdruck, der andere mit Überschuss. Entzückend, Baby. Ich sehe schon, das wird noch’n Mordsspaß mit euch beiden.“
    „Iren halt. Die haben den hohen Blutdruck in den Genen. Der Alk macht’s sicher nicht besser“, lachte Jason leise, ehe er wieder ernster wurde, um auf Colemans Nachfrage zu antworten.
    „Erstmal wird der Boss uns alle nachher durch die Mangel drehen. Wobei ich schätze, dass man sich um euch da keine Sorgen wird machen müssen. Was die gemeinsame Übung angeht: Wahrscheinlich.
    Paar von uns haben bisschen abseits was erspäht. Sieht aus wie ein Nachbau der Basis, die wir auf’m Kieker haben. Denke mal, da wird nochmal ein ordentlicher Testlauf gemacht, mit allen Beteiligten dabei. Vermutlich so ein oder zwei Tage vorher. Bisschen knapp, aber ist alles dicht gedrängt zur Zeit. Nix Neues für unsereinen also.“
    Avery nickte bestätigend. „Yeah. Kann garnicht zählen, wie oft wir kurzfristig irgendwo rein sind, ohne vorher so ein schönes Spielgelände zu haben. Die Gelegenheiten, wo wir Zeit und ordentliche Aufklärung hatten lassen sich eher abzählen.“




    Kyle O'Mara

    „Er ist schon viel ruhiger geworden“, kommentierte Coleman Haines’ Bemerkung über den erhöhten irischen Blutdruck, nicht ohne dabei seinem Scharfschützen-Kameraden mit freundlichem Nicken beruhigend den Unterarm zu tätscheln. O’Mara beäugte das Ganze mit hochgezogener Augenbraue. Er wirkte nicht wirklich angespannt. Jedenfalls deutete nichts darauf hin, dass so eine Beruhigungsmaßnahme erforderlich wäre.
    „Und wenn er’n Schluck trinkt, wird er auch nicht unruhiger.“
    Auch die Andeutung zu der bevorstehenden Übung schien die beiden nicht nervös zu machen. Eher gelassen hörten sie sich Haines’ Überlegungen zu dem mutmaßlichen Übungsgelände an und Coleman pfiff schließlich anerkennend durch die Zähne.
    „Wow, ein Testlauf mit detailgetreuen Räumlichkeiten … was’n Luxus.“ Schweigendes Nicken von O’Mara unterstrich seine Worte. „Jetzt weiß ich auch, warum wir dabei sind ...“ Jetzt folgte ein fragender Blick des Iren. „… na, wir gehen vor und setzen ein paar Bojen aus …“ O’Maras Blick verwandelte sich in ein breites fieses Grinsen, als er den Satz von Coleman beendete. „… damit die Ladies von der Navy wissen, wo sie lang schwimmen müssen, hm ?“
    Auch Coleman grinste jetzt übers ganze Gesicht. „Genau !“ nickte er vergnügt, warf dann einen aufmerksamen Blick zu den beiden Seals hinüber und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. „Gosh, irgendwann kriegen wir noch mal eine aufs Maul dafür.“
    „Du meinst noch mehr, als wir wegen deiner Schnodderschnauze eh schon kassiert haben ?“



    Jason Haines


    „Wieviel Valium is‘ denn nötig, um ihn so ruhig zu halten?“, frotzelte Avery, fing dafür sich sofort einen leichten Ellenbogenstoß von Jason ein, was ihn vorerst wieder zum Schweigen brachte.
    Dafür redeten Coleman und O’Mara jetzt umso mehr in Bezug auf die Übung – und natürlich blieb der obligatorische Seitenhieb auf die Navy Zugehörigkeit nicht aus.
    Avery hatte schon den Mund aufgemacht, um eine – wie Jason ihn einschätzte äußerst obszöne – Antwort zu geben, aber wieder war der Mann aus Seattle schneller als sein größerer Kamerad aus L.A.
    „Da sieht man doch bloß, wie überlegen wir euch sind. Ihr könnt nicht mal schwimmen. Wir können nicht nur gehen und laufen, sondern sogar an Land schwimmen, wenn wir müssen. Macht uns doch eindeutig zur überlegenen Gattung hier, oder was meinst du, Av?“
    Ein grinsen war die Antwort, begleitet von einem sehr überzeugten Nicken.
    „Aber wenn ihr so gut zu Fuß seit wie mit dem Mundwerk, dürfte das mit den Bojen ja kein Problem sein. Wie viel wog so eine ordentliche Boje nochmal, Kumpel?“
    Scheinbar angestrengt nachdenken legte Hammer die Stirn in Falten.
    „Je nach Typ kann das schonmal an ‘nen Zentner herankommen, behaupte ich mal. Aber setzten wir’s mal niedrig an. Sagen wir 10 Kilo pro Boje. Dann ein Abstand von 15 bis 20 Metern auf einer Strecke von... Wieviel Kilometern doch gleich...?“
    Ernst zu den beiden Deltas hinüberblickend, meinte Jason in die neue ‚Denkpause‘ seines Kameraden hinein: „Da kommt sicherlich eine viertel Tonne Gewicht pro Kopf auf euch zu. Vielleicht auch mehr. Mal ganz davon abgesehen, dass das verdammt sperrig ist und man euch sicherlich kein Fahrzeug zur Verfügung stellen kann, weil das Ganze ja still und leise – also heimlich – passieren muss...“




    Kyle O'Mara

    Mit unterschwelligem Grinsen hatten die beiden Deltas den kleinen Vortrag nebst Rechenbeispiel der Seals verfolgt. Coleman begleitete das Ganze mit einer demonstrativen Handbewegung, als ob er auf einem imaginären Taschenrechner mit tippte, um das Resultat zu kontrollieren. „15 bis 20 Meter nur?“ meinte er schließlich mit einem leicht provokanten Unterton. „Jetzt wird mir schlagartig klar, wo die ganzen kurzsichtigen Bewerber bleiben, die von der Army abgelehnt werden. Und was die überlegene Gattung angeht … ihr wisst aber schon, dass ihr nur deshalb schwimmen lernen müsst, weil die Army der Navy noch immer nicht verraten hat, wie das mit dem ‚übers-Wasser-laufen‘ geht, hm ?“
    Locker und völlig ohne jegliche Vorwarnung holte O’Mara aus. In einer fließenden, geübt wirkenden Bewegung duckte sich Coleman unter der Hand des jungen Iren hinweg und der liebevolle Klaps auf den Hinterkopf, der ihm zugedacht war, ging ins Leere.
    „Gerade habe ich dich noch gelobt – von wegen ‚viel ruhiger geworden’. Ist doch nicht zu fassen …“ Mit vorwurfsvollem Blick kam Coleman aus der Hocke wieder hoch. „Dass du uns ständig mit deinen Bemerkungen in die Scheiße reitest, bin ich ja inzwischen gewöhnt, aber alles, was den alten Herrn da oben auch nur im Entferntesten angeht, lässt du aus dem Spiel, ok ? Darüber hinaus könntest du wirklich mit dem Mist bis nach dem Training warten. Nachtragendere Leute als ich könnten auf die Idee kommen, uns die Suppe bei der Übung wieder auslöffeln zu lassen“, ermahnte O’Mara seinen Kameraden ernst.
    Coleman zuckte die Achseln. „Schon klar. Nix für ungut, Jungs“, meinte er an die Seals gewandt, um dann übergangslos zu ihrem vorigen Thema zurückzukehren. „Der Colonel meinte, wir haben nur ein paar Tage für die Vorbereitung. Verflixt knapp, schätze das ist unsere Schuld. Wir sind gestern ziemlich spät erst vom Einsatz zurückgekommen, aber das werden wir schon irgendwie hinbekommen.“


    Jason Haines

    „Wozu auch?“ grinste Avery in Hinsicht auf das ‚übers Wasser laufen‘ zurück. „Dafür können wir ja auch notfalls fliegen. Ist eh viel schöner.“ „Und der geringe Abstand war auch eher, damit ihr den Weg zurück besser finden könnt“, ergänzte Jason, ehe beide Seals in Lachen ausbrachen bei dem sich daraufhin abspielenden Schauspiel zwischen O’Mara und Coleman.
    „Man merkt, ihr habt schon einige Male in der Kacke gesteckt. Und mal ehrlich: Ein paar Tage Vorbereitungszeit sind besser als gar keiner. Hatten wir alle doch auch schon.“
    „Was meint ihr? Kurzer Abstecher zum Schießstand, damit ihr den schon mal kennt und dann so langsam Richtung Essen fasse?“ Jason nickte Avery zu. „Gute Idee. Sofern von euch beiden keine Einwände kommen...?“ Er blickte zu den beiden Deltas hinüber.



    Kyle O'Mara

    Mit unschuldigem Blick zuckte Coleman mit den Achseln. „Na ja, kommt halt hin und wieder vor …“ meinte er lässig auf die Bemerkung zu den Schwierigkeiten, in denen sie gesteckt hatten. Der Blick, den O’Mara seinem Kameraden im gleichen Moment zuwarf, war hingegen wesentlich vielsagender. Das leise gemurmelte „Ach was !“ des jungen Iren ignorierte Coleman geflissentlich. „Fisher war nicht wirklich glücklich über die kurze Vorlaufzeit, aber wir kriegen das schon irgendwie hin“, nahm er das Thema wieder auf.
    Unisono hingegen war die Reaktion der beiden Soldaten bei der Frage nach dem weiteren Ablauf der kleinen Führung. Mit dem Vorschlag, den Schießstand aufzusuchen, hatten die beiden Seals jedenfalls unverkennbar ins Schwarze getroffen. Eigentlich erübrigte sich die Nachfrage, ob jemand etwas dagegen hätte, und Colemans eifriges Kopfschütteln auf die Frage war deutlich genug. „Warum in aller Welt sollten wir etwas dagegen haben ? Anderer Leute Spielplätze sind immer spannend“, grinste er breit und überließ es Gibbs und Haines, ihnen den Weg zu zeigen.



    Jason Haines


    „Nur zur Sicherheit“, grinste Jason zurück. „Hätte ja sein können, dass ihr noch etwas anderes vorher sehen oder tun wolltet. Also dann, folgen sie uns, Gentlemen.“
    „Aber bitte unauffällig und vor allem: Geruchlos“, ergänzte Avery mit einem breiten Grinsen, ehe die beiden SEALs ihre Kameraden zum Schießstand führten.
    Dafür, dass dieser eher improvisiert war, bot er reichlich Platz und Möglichkeiten zum ‚spielen‘, angefangen von Pistolenreichweiten bis hin zu Scharfschützengewehren mit 2,5 Meilen Distanz.
    Man hatte sogar daran gedacht, bewegliche Ziele unterschiedlicher Größe vorzubereiten, um die Schwierigkeit noch zu steigern und das zum Teil felsige Gelände bot viele Deckungsmöglichkeiten für ebenjene Ziele.
    Da die ‚Waffenkammer‘ in relativer Nähe lag und vor Ort, gut gesichert und bewacht, ebenfalls ein kleines Arsenal bereitlag, konnte man mit nahezu jeder Waffe auf jede Distanz und auf nahezu jede mögliche Variation von Zielen feuern, was angesichts der Umstände zu einer großen Anzahl an Trainingsmöglichkeiten führte, die die beiden SEALs nicht ohne Stolz vorführten.



    Kyle O'Mara


    „Hm, dass ich das noch erleben darf …“ Freudig schnalzte Coleman mit der Zunge – positiv überrascht von der Waffenauswahl und den zur Verfügung stehenden Übungsmöglichkeiten. Mit einem Gesichtsausdruck, der ein wenig an ein Kind in einem Spielzeugladen erinnerte, begutachtete er die Waffen und verfolgte die Schüsse, die die beiden Seals abgaben. O’Mara hingegen stand zwei Schießbahnen weiter und machte einen recht unbeteiligten Eindruck. Nur wer ihn genau ansah, konnte erkennen, dass er alles andere als uninteressiert war. Seinem aufmerksamen Blick schien nicht die geringste Kleinigkeit zu entgehen – fast als wäre er ein Ausbilder, der die Leistungen von Gibbs und Haines beurteilen sollte.
    Bei den Durchgängen mit Pistole und M4 hielt O’Mara sich heraus und überließ es Coleman, für sie beide anzutreten. Die vorherige Blödelei war wie weggewischt, als der Halbindianer an die Schießbahn trat und seine Schüsse konzentriert und ruhig in der Mitte der Scheiben platzierte. O’Mara beobachtete ihn dabei mit völlig regungsloser Miene. Als Coleman mit dem Schießen fertig war, drehte er sich zu seinem Kameraden herum und wie von einer Sekunde zur anderen war er wieder ganz der Alte – mit einem Funkeln in den Augen und blöde Bemerkungen reißend wie zuvor.
    „Na los, Kleiner, drücken gilt nicht. Sonst denken die Ladies noch, du kannst nichts !“ stichelte Coleman grinsend. Er trat einen Schritt zur Seite, um den Platz an der Schießbahn für O’Mara frei zu machen. Dieser musterte ihn mit amüsiertem Gesichtsausdruck und stellte sich schließlich an die frei gewordene Position. Schon auf den ersten Blick war klar, dass er offenbar eine Zielscheibe anvisierte, die etwa 200 m hinter der lag, auf die die übrigen drei geschossen hatten. Beim genaueren Hinsehen fiel auf, dass das M4 des jungen Iren mit einem Zielfernrohr bestückt war, das hochwertiger war als das, was man üblicherweise an dieser Waffe erwartete. Er konzentrierte sich einige Zeit länger als Coleman zuvor. Behutsam und ohne jede Hektik nahm er die Einstellungen am Zielfernrohr vor. Der erste Treffer lag etwa einen halben Fingerbreit neben der Mitte noch im schwarzen Bereich der Scheibe. Die beiden Folgetreffer saßen sauber genau im Zentrum. Immer noch ruhig und konzentriert sicherte und checkte er die Waffe wieder, bevor er sich zu Coleman herumdrehte.
    „Noch Fragen, alter Mann ?“ Coleman grinste übers ganze Gesicht. „Nur eine … warum ging der erste Schuss so weit daneben ?“ Ein tiefes Einatmen von O’Mara folgte der provokanten Bemerkung, während Coleman mit einem eleganten Sidestep hinter Gibbs in Deckung ging.
    „Wie wärs mit etwas größeren Distanzen ?“ lenkte Coleman sicherheitshalber ab. „Ich hab da passendes Spielzeug in der Waffenkammer gesehen. Seid ihr beiden Ladies auch mit dabei ?“ wandte er sich an die beiden Seals.

  3. #3
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    Gibbs und Jason hatten vorgelegt, waren aber nicht sonderlich überrascht, dass Coleman mithalten konnte. Frotzeleien, Blödeleien und Rivalitäten zum Trotz, die beiden SEALs wussten nur zu gut, dass man nicht so ohne weiteres bei der Delta Force landete und dass jeder Soldat, der Mitglied einer Spezialeinheit war, zu den Besten der Besten gehörte.
    O’Mara dagegen entlockte beiden Männern ein anerkennendes Pfeifen.
    „Okay. Ich gestehe, das war beeindruckend.“ Jason warf einen Blick auf das vom Iren beschossene Ziel durch sein eigenes ZF. „Sauber, sauber. Da möchte ich nicht gestanden haben...“ Er wechselte einen Blick mit Avery, der vielsagend die Augenbrauen hochzog.
    „Okay. Passendes Spielzeug. Lässt sich machen. Und wenn das da auch nur annähernd ein Indikator ist...“ fing Jason an, sich bereits in Richtung Waffenkammer und Waffenwart aufmachend, während Avery den Satz beendete. „... dann kann Pain einpacken. Und es ist klar, wartum man uns euch zwei abgestellt hat.“ Der Hüne grinste sein markantes weiß-in-schwarz-Grinsen. „Gut zu wissen, dass ihr auf unserer Seite seid.“
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  4. #4
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    Während O’Mara noch so aussah, als wäre er jetzt lieber ganz woanders, stand Coleman breit grinsend und mit fast schon väterlichem Stolz im Gesicht da. Die unvermeidliche Blödelei von ihm folgte auf dem Fuße. „Ja, gar nicht übel für so ein Maultier.“ O’Mara begnügte sich mit einem resignierten Kopfschütteln. Er hatte längst gelernt, dass diese Art zu Coleman dazu gehörte wie der Koyote zum Roadrunner. Jeglicher Versuch, das zu ändern, war zum Scheitern verurteilt und da er sich trotz aller Blödelei gerade in den schwierigsten Situationen immer auf seinen Kameraden verlassen konnte, hatte er beschlossen, es in Kauf zu nehmen und das Beste daraus zu machen.
    „Also, ich weiß ja nicht, was so’n Indikateur iss … bestimmt was Unanständiges … aber nach dem, was ich über Navy und Army so weiß, iss mir absolut klar, warum wir beide hier Unterstützung spielen sollen.“
    Nur allzu gern spielte Coleman den „dummen Jungen vom Lande“, betont noch durch seinen Südstaatenslang. Es war genau das richtige Vorgehen, um selbst unterschätzt zu werden, während man rumstichelte und die Leute provozierte. Völlig ungerührt davon folgte O’Mara den anderen zur Waffenkammer hinüber, dabei Gibbs letzten Satz noch einmal aufgreifend. „Ja, ist schon komisch, genau das sagt Fisher auch immer …“ meinte er absolut ernst und mit einer lässigen Ruhe, die an ein Raubtier erinnerte.
    Coleman brauchte etwas um sich für eine Waffe zu entscheiden. Während er noch eine Waffe nach der anderen in die Hand nahm und prüfend abwog, hatte O’Mara sich in knapp 5 Sekunden für eine Cheytac M200 entschieden und begann sie noch an Ort und Stelle unter den wachsamen Augen des Waffenwartes mit geradezu liebevoller Aufmerksamkeit durchzuchecken. Trotz aller Sorgfalt war er längst fertig mit dem Check, als Coleman schließlich mit genau der Barrett M107 zu ihm trat, die er als allererstes in der Hand gehabt hatte. Auffordernd sah er zu O’Mara hinüber, der ihn mit erhobener Augenbraue anlächelte, dann die Finger verschränkte und die Gelenke vernehmbar knacken ließ.
    „Fertig für Runde zwei, würde ich sagen“, grinste Coleman an die beiden Seals gewandt, um dann mit einem eindeutig provokanten Blick zu Gibbs hinüber fortzufahren. „Und ich wette hundert Mäuse, dass der Kleine in dieser Runde auch keine Probleme damit hat, eurem Sniper so richtig den Arsch aufzureißen. Warum ist der eigentlich nicht dabei ? Hat er etwa Angst, sich zu blamieren ?“

  5. #5
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    Das Geblödel der beiden erzeugte weiteres, breites Grinsen bei den zwei SEALs, nur die Bemerkung über Fisher ließ Jason und Avery einen kurzen, ernsthafteren Blick wechseln. Erfahrungsgemäß hatten solche Sätze von einem Vorgesetzten – oder gar einem Einheitskommandeur – meistens eine große Menge an Bedeutung und Gewicht. Beide machten sich eine entsprechende mentale Notiz, das an den Rest des Teams weiterzugeben. Würde mich aber nicht mal wundern, wenn der Boss uns da schon wieder voraus ist..., dachte Jason bei sich, während sie die Waffenkammer betraten, um sich für die größeren Distanzen zu rüsten.
    Während Coleman eine Weile brauchte, waren die SEALs ähnlich schnell in ihrer jeweiligen Entscheidung wie O’Mara: Während Gibbs sich eine Accuracy International Arctic Warfare Magnum griff, begnügte sich Jason mit dem SEAL-internen Recon Rifle, das deutlich kleiner und leichter ausfiel als das britische Gerät.
    „Na, wieder am Kompensieren, ‚Kleiner‘?“, stichelte er gegenüber seinem farbigen Kameraden, ehe sie beide ebenfalls einen kurzen, jedoch weniger ausgiebigen, Waffencheck vornahmen.
    „Verpiss dich zu deiner Momma, du Idiot. Bevor ich dir das Teil hier den Hintern hoch ramme!“
    Wohlweislich sah Jason zu, etwas Abstand zu Avery zu kriegen, der die Reaktion mit einem Grinsen quittierte, während Jason sich Coleman zuwandte.
    „Einfache Frage, ebenso einfache Antwort: Der weiß entweder nicht, dass wir hier sind oder er sitzt in seiner Unterkunft und bereitet sich mental auf nachher vor. Macht er manchmal. So’ne Art von Meditation.“
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  6. #6
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    „Mentale Vorbereitung … hm ja, sehr wichtig“, nickte Coleman mit nicht ganz hundertprozentigem Ernst. „Als ob ihm das was helfen würde …“ O’Mara beugte sich von hinten ein wenig über die Schulter seines Kameraden und meinte leise: „Nun ja, einige meditieren, andere rauchen komisches Kraut und reden mit den Geistern des Windes … und helfen tut es alles nicht.“ Ein vernichtender Blick des Halbindianers traf den jungen Iren, der das Ganze mit kaum verhohlenem Grinsen quittierte. Noch während Coleman schweigend vor sich hin schmollte, betrachtete O’Mara die Waffenauswahl der beiden Seals und nickte kaum merklich.

    Er ließ ihnen den Vortritt bei der Auswahl der Schießbahnen und machte dann seine Waffe schussbereit. Coleman hatte immer noch keinen Ton gesagt. Er war schon fast fünf Minuten still und das war wirklich ungewöhnlich für ihn, doch augenscheinlich schien er auch nicht mehr gekränkt zu sein. O’Mara wirkte äußerlich ernst, doch immer wenn er zu seinem Kameraden hinüber sah, leuchtete der Schalk buchstäblich aus seinen Augen.

    „So, Ladies, wer fängt an ?“ wandte sich Coleman schließlich an Haines und Gibbs.

  7. #7
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    Jason und Gibbs‘ wechselten einen kurzen Blick, nickten einander zu ehe Jason sich wieder Coleman und O’Mara zuwandte.
    „Wir legen vor, dann könnt ihr zwei Küken uns alten Männern mal zeigen, was ihr drauf habt.“
    Er grinste, während sie sich zurück zum Schießstand begaben, zu den Langweiten Bahnen.
    Avery machte sich als erster bereit und nahm sich reichlich Zeit um seine AWM zu justieren und das in 800 Yards gelegene Ziel anzuvisieren.
    Jason stand entspannt daneben und inspizierte in Ruhe noch einmal sein eigenes Gewehr, gelegentlich zu den beiden Deltas hinüberblickend und sie beobachtend. Weder er noch Avery gaben sich irgendwelchen Illusionen hin, eine ernsthafte Chance gegen die zwei zu haben. Zwar waren sie – wie jeder Special Forces Soldat – im Umgang mit jeder Waffe und jedem Ausrüstungsteil ausgebildet und fit, aber gegen jemanden der sich auf ein Gebiet spezialisiert hatte, sah man dann doch alt aus.
    So mochten die anderen drei zwar auch etwas von Demolitions verstehen, aber sein – Haines – Level würden sie nie erreichen können. Das war sein Terrain. Und ebenso würden weder er, noch die zwei Delta-Force Männer im Umgang mit schweren Waffen die Expertise haben wie sie Avery besaß.
    Jeder konnte alles, aber jeder konnte auch ein oder zwei Sachen besonders gut. Neben der Kameradschaft und Eingespieltheit als Team, als Einheit, war das einer der Gründe weshalb Special Forces so unheimlich gut waren.
    Gibbs‘ ließ sich insgesamt gute 11 Minuten, dann erfolgte sein Schuss – ein großes Loch erschien auf der Scheibe, links unterhalb des Zentrums auf dem 7er Ring. „Scheiße“, kommentierte Gibbs knurrend.
    „Zu niedrig und zu weit links gehalten“, nickte Jason und blickte zu den Deltas rüber. „Jeder ein Schuss, dann Wechsel, oder darf er gleich noch ein oder zwei nachlegen?“ Er grinste Coleman und O’Mara abwartend an. Einen Unterschied würde es ohnehin nicht machen letztlich, aber dennoch. Es sollte zumindest den Anschein von Spannung geben, fand er.
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  8. #8
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    „Schon recht. Alter vor Schönheit …“ murmelte Coleman feixend vor sich hin und verstummte dann, als Gibbs sich für den Schuß zu konzentrieren begann. O’Mara stand schweigend und völlig entspannt aber äußerlich breit grinsend im Hintergrund und beobachtete alles ganz genau. 800 Yards waren eine „nette“ Distanz. Nichts, was man auf die leichte Schulter nahm, aber auch nichts, was ihnen unruhige Augenblicke bereitete. Coleman hatte ein kleines aber sehr hochwertiges Fernglas aus seiner Tasche gekramt und behielt Zielscheibe und Schießbahn im Auge.

    Der Vergleich mit den beiden Seals war gleich in zweierlei Hinsicht interessant – einerseits war ein kleiner sportlicher Wettstreit immer spannend, und sowohl Coleman als auch O’Mara waren in dem Punkt ehrgeizig genug, um sich immer gern mal mit irgendjemandem messen zu wollen – am liebsten mit Leuten, die sie bisher noch nicht kannten.
    Andererseits war es gut zu sehen, was die beiden Seals so auf dem Kasten hatten, um einschätzen zu können, mit was für Leuten man in den Einsatz geschickt wurde.

    Gibbs ließ sich ziemlich viel Zeit für den Schuß, doch sowohl O’Mara als auch Coleman blieben völlig entspannt und ruhig dabei. Es wäre unfair gewesen, die Konzentration des Mannes zu stören und auch wenn sie sich untereinander durchaus auch mal während des Schießens im Training blödelnde Bemerkungen an den Kopf warfen, so ließen sie es jetzt sein. Untereinander kannten sie sich gut genug, um zu wissen, was ging, aber Gibbs war quasi eine unbekannte Variable, und mit Ärger in eine neue Mission zu starten, war nicht gerade ein gutes Vorzeichen.

    Schließlich erfolgte der Schuß und beide Deltas nickten anerkennend. Für einen „cold bore shot“ war das nicht übel über die Distanz. Haines’ kleine Bewertung wurde von einem weiteren nachdrücklichen Nicken der beiden begleitet. Coleman setzte das Fernglas ab und sah auf die Frage hin von einem zum anderen.
    „Jeder drei Schuss und dann Wechsel, würde ich sagen. Ist besser für das Feeling …“
    Er warf einen Blick die Schießbahn hinunter und wandte sich dann direkt an Gibbs.
    „Auf dem letzten Drittel der Bahn ist der Wind stärker als hier vorne … da ist das Geschoß vom Kurs abgekommen, sonst hätt’s besser gepasst. Versuch mal etwa ’nen halben Dot höher und knapp weniger als ’nen halben Dot weiter rechts.“

  9. #9
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    „Klingt gut. Drei Schuss, dann Wechsel“, bestätige Jason und warf einen Blick zu Avery, der den Kopf gewendet hatte, um zu dem Trio hinüber zu gucken und nun ebenfalls ein Nicken von sich gab, ehe er erneut durch die Zieloptik seines Gewehrs spähte.
    Auch wenn er keinen Kommentar von sich gegeben hatte, so waren die Tipps nicht an ihm vorbei gegangen und er justierte sein ZF entsprechend, um für den stärkeren Wind am Ende der Bahn zu kompensieren.
    Jason trat näher an Coleman und O’Mara heran und sprach mit unterdrückter Stimme, um seinen Kameraden nicht unnötig zu stören.
    „Normalerweise arbeitet er auf kürzere Distanzen und dann mit dem M249. Da trifft er auf 400 Yards alles, das sich bewegt und wenigstens Katzengröße hat. Als Sniper ok, aber als Supression und Fire Support möchte ich keinen anderen haben wollen“, erklärte er den beiden Männern.

    Der Betroffene hatte derweil seine Justierungen abgeschlossen und zielte erneut. Dieses Mal dauerte es deutlich weniger lange, ehe der Schuss fiel, aber dennoch kam ein enttäuschtes Knurren vom ‚Schwarzen Mann‘. „Nur die 9.“ „Nur?“ Jason lachte leise auf. „Junge, das ist doch schon verdammt gut. Nur um einen Ring verfehlt und tot wäre jeder Kerl damit eh. Und für Versuch Nummer Zwei ist das doch ohnehin astrein. Los. Einer noch. Das wird jetzt ein 10er und gut ist.“

    Avery blinzelte kurz zu Jason, dann grinste er, die zwei Reihen weißer Zähne entblößend, die in so scharfem Kontrast zu seiner Hautfarbe standen. „Aye, großer, weißer Mann. Eine 10, kommt sofort.“
    Erneut blickte er durch das Zielfernrohr des mächtigen britischen Gewehrs und justierte noch einmal leicht nach.
    Minuten später ertönte erneut der Knall der schweren Waffe und ein drittes Loch erschien auf der Scheibe: Eine saubere, nicht ganz faustgroße Öffnung auf der Linie zwischen der 9 und der 10, auf der 1-Uhr Position.
    „Shit.“ „Eh, nix shit, Mann. Der saß gut. Oder was meint ihr zwei?“
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  10. #10
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    Mit einem versonnenen Grinsen beobachtete Coleman, wie Gibbs seinen Vorschlag in die Tat umsetzte. Er schien sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein und ließ sich auch in der folgenden Beobachtung der nächsten beiden Schüsse nicht stören, auch wenn er durchaus mit einem Ohr auf Haines’ Erklärung lauschte.
    „Jeder kann irgendwas besonders gut … und die Teams werden nicht ohne Grund so zusammen gestellt, dass für alle Eventualitäten jemand dabei ist,“ gab Coleman schließlich ungewohnt ernst in derselben gedrosselten Lautstärke zurück wie auch Haines.

    Die nächsten beiden Schüsse waren deutlich besser, doch Gibbs schien immer noch unzufrieden trotz der ermunternden Worte von Haines.
    „Was auch immer da gestanden hat, nach dem Treffer lebt es nicht mehr – egal, ob du jetzt zwei Millimeter weiter links oder rechts triffst,“ schloß Coleman sich dem Lob an. O’Mara stand weiterhin schweigend und beobachtend im Hintergrund. Er nickte zu Haines’ Frage und irgendwie schien es fast so, als würde er sich ganz im Stillen köstlich amüsieren, wobei jedoch nicht ohne weiteres ersichtlich war, über wen oder was.
    Coleman warf ein paar skeptische Blicke zu ihm herüber, sagte jedoch nichts und trat zur Seite, als Gibbs den Platz an der Schießbahn räumte. Auffordernd sah er zu Haines hinüber.
    „So, jetzt zeigs uns …“ zwinkerte er dem Seal zu.
    Beide Deltas warteten in aller Ruhe, bis Haines seine Position eingenommen hatte und mit den Justierungen seines Gewehrs begann, dann beugte sich O’Mara zu seinem Kameraden hinüber.
    „Machst du jetzt mal vernünftige Windansagen, alter Mann, oder muss ich das übernehmen ?“ fragte er ihn leise und mit unüberhörbar knochentrockenem Sarkasmus. Langsam und ruhig drehte Coleman den Kopf zu ihm herum und sah ihm eine ganze Weile lang schweigend in die Augen. O’Mara hielt dem Blick stand, ohne auch nur zu zwinkern. Schließlich sah Coleman wieder zu Haines hinüber, reichte aber wortlos das Fernglas an seinen Kameraden weiter.

  11. #11
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    „Siehst du? Wenn die beiden das sagen, dann stimmt es auch“, grinste Jason and gab seinem Kameraden einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, nachdem dieser seine Waffe gesichert und entladen hatte, aufgestanden war und zu ihnen herüber kam.
    „Außerdem, denk dran: Du bist unser Schwerwaffen-Experte. Fire-Support. Nicht der Sniper. Oder willst du Ian arbeitslos machen?“
    Für einen kurzen Moment runzelte Avery die Stirn, dann lachte er los. „Shit. No way, Mann. Der darf seinen Job behalten, hast recht.“ Grinsend gab er den Klaps auf die Schulter zurück, was Jason direkt ein paar Inches schrumpfen zu lassen schien, wenigstens für den Augenblick. „So. Dann lass mal sehen, was du tun kannst, um die Ehre der Einheit aufrecht zu erhalten, Weißbrot.“
    „Das werde ich...“, ächzte Haines grinsend, die Schmerzen übertreibend. „Sofern ich das nach deinem Hieb noch kann.“
    Mit einem freundschaftlichen Boxhieb gegen die Rippen des deutlich größeren und schwereren Mannes machte sich Haines auf, um seine drei Schüsse abzugeben. Einen Vorteil hatte es, als zweiter dran zu sein: Er hatte bereits eine gute Idee davon bekommen, worauf er achten musste für seine eigenen Schüsse.

    „Wie lange seid ihr zwei jetzt eigentlich schon im Business?“, trat Gibbs an Coleman und O’Mara heran, das Gewehr mit der Mündung zum Boden zeigend prüfend, während sein Kamerad sich bereit machte und zu zielen begann.
    Kurz darauf hallte der erste Schuss über das Gebiet und ein Loch erschien auf der frisch aufgestellten Scheibe – eine 7.5 auf der Skala. „Damn. Hätte ihm vielleicht doch keinen solchen klaps geben sollen...“
    „Halt endlich den Mund, damit ich mich konzentrieren kann! Du machst mit deiner Fresse mehr Lärm als mit deiner SAW“, kam es prompt aus Jason’s Richtung, was vom schwarzen Hünen mit einem Grinsen kommentiert wurde. „Bis ja bloß neidisch, weil mein Teil größer ist als deins.“
    „Leck mich!“
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