Titel: Ein düsteres Vermächtnis
Autor: Kris
Fandom: Star Wars
Genre: Abenteuer, Drama, SF
Charakter(e)/Pairing(s): Anakin Skywalker, diverse OCs
Rating/Warnings: PG-13
Staffel/Spoiler: siehe Anmerkung
Kurzinhalt: Kayra Durron lebt wegen ihren Eltern auf einem abgelegenen Stützpunkt und fragt sich, ob ihr Leben sich jemals ändern wird, da sie in allem nur mittelmäßig ist und sie sich inzwischen jede Hoffnung auf eine Karriere abgeschminkt hat.
Neuer Schwung kommt in ihren Alltag, als sie sich um ein havariertes Raumschiff und seinen Insassen kümmert, den geheimnisvollen Anakin Skywalker, nicht ahnend, dass diesen ganz eigene Pläne an diesen Ort führen...
Anmerkung des Autors: Ich dachte mir es ist ganz witzig diese Star-Wars Geschichte auszugraben, auch wenn diese bereits Mitte der 90ger Jahre entstand, als die Prequels noch nicht herauf dämmerten, daher ist hier einiges anders, was die Klonkriege betrifft.
Die hier erwähnten Ereignisse nehmen ein wenig Bezug auf die ersten neuen Star Wars Comics "Dark Empire", in denen die Jedi Holochrone erstmals erwähnt werden.
Kayra Durron ist die fiktive Mutter des Helden Kyp Durron, der in den Romanen um den "Sonnenzerstörer" in den Minen von Kessel zum ersten Mal auftaucht und später in den Romanen um die "Jedi-Akademie" von Luke Skywalker auf Yavin 4 eine größere Rolle spielt und mit den Sith in Berührung kommt.
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Der Wind wehte kalt über die schneebedeckte Ebene und wirbelte feine Kristalle hoch. Die Tür einer baufällig aussehenden, grauen Kuppel klapperte, als die vermummte Gestalt sie aufstieß, schnell hinein huschte und sie fest hinter sich verriegelte.
Erst jetzt zog Kayra Durron ihre Atemmaske zurück und lockerte den Verschluß am Kragen ihres Schutzanzuges.
"Ich bin zurück", rief sie in den Kommunikator. "Draußen ist nicht viel los. Ich habe nur ein paar Eis-Selkries verscheucht, die von euren Energonen angelockt wurden."
Sie schälte sich aus dem Schutzanzug und schüttelte dann ihr kurzes, hellblondes Haar. Ihre Eltern gaben wie üblich keine Antwort. Vielleicht hatte sie ihr noch nicht einmal zugehört, was öfters geschah, wenn sie zu sehr in ihren Versuchen versunken waren. Sie wusste nur, dass es etwas mit Energie zu tun hatte - aber zum Leidwesen von Vater und Mutter hatte sie weder Interesse noch Begabung dafür, sich der Wissenschaft zu widmen.
Kayra seufzte und schleuderte den Anzug in eine Ecke. Was hielt sie eigentlich noch hier auf dieser langweiligen Station auf den Randwelten? Warum war sie nach Besuch der Akademie in dieses verlassene System am Ende der wilden Randes zurückgekehrt, anstatt in einem der bedeutenderen Systeme der Zentralwelten zu bleiben - Coruscant oder Alderaan?
Selbst für eine mittelmäßige Pilotin, wie sie eine war, gab es immer eine Anstellung mit guter Bezahlung ... Kayra verzog die Lippen. Vielleicht hätte sie sich auch in einer Cantina von Freihändlern anwerben lassen sollen.
Jetzt flog sie nur mit dem alten Frachter zwischen AQ-4, dieser öden Eiskugel, und dem Freihandelsplaneten DEROUTA hin und her, um alle paar Standardmonate die Lebensmittelvorräte der Station zu vervollständigen. Nur in diesen paar Tagen hatte sie die Möglichkeit, all das zu unternehmen, was ihr sonst verwehrt blieb: Sich mit Fremdweltlern zu unterhalten, exotischen Kram zu erwerben und - wenn ihr danach war - auch einmal ein kurzzeitiges erotisches Abenteuer einzugehen.
Es war ein elendes Leben. Und warum? Ihre Eltern hatten sie gebeten, ihr mit beschönigenden Worten befohlen, bei ihnen zu bleiben. Aber warum hatte sie überhaupt gehorcht? Nur weil die Tradition ihres Volkes gebot, dass Kinder ihre Eltern erst mit dreißig Standardjahren verließen?
Ihr Bruder hatte es da wesentlich besser getroffen, weil sich schon in seiner Kindheit gezeigt hatte, dass er ein ganz besonderer Mensch war ...
Sie verließ die Schleuse, nachdem sie den Anzug wieder aufgesammelt und an einen Haken gehängt hatte. Sie schlenderte durch die metallenen Gänge der Station und betrat dann ihr Zimmer. Zwar hatte sie erwogen, bei ihren Eltern vorbeizuschauen - aber so wie sie ihren Vater kannte, hätte er sie nur hinausgewiesen. Aber in drei Jahren war sie alt genug, um dem Trott und der Langeweile Lebewohl zu sagen ...
Kayra seufzte und sah sich um. Sie hatte die Wände mit Teppichen verhängt, um den kalten grauen Plastistahl nicht dauernd anstarren zu müssen. Der fensterlose Raum wurde von einem künstlichen Licht erhellt.
Wenigstens war er fast dreimal so groß wie ihr Zimmer auf der Akademie. Sie lächelte. Aber dafür arbeitete sie auch hier, wenn man das, was sie tat, Arbeit nennen konnte.
Ein Viertel des Raumes wurde von einer lichterfunkelnden Konsole eingenommen, an die sie sich nun setzte, nachdem sie etwas Krimskrams mit dem Fuß beiseitegeschoben hatte. Sie aktivierte einige Sensorfelder und legte ein paar Schalter um, ehe der Bildschirm in der Mitte aufflammte.
Über ihr bewegte sich knarrend die Richtantenne. Sie seufzte. Alles korrodierte hier durch die extremem Temperaturwechsel und die Feuchtigkeit sehr schnell. Alle vierzehn Jahre geriet AQ-4 in die Nähe der zweiten Sonne dieses Systems und die Umgebung verwandelte sich in einen phantasievollen Dschungel. Diese Pracht konnte sich nur gut zwei Jahre entfalten ehe sie wieder abstarb.
Sie blickte auf ein in Harz gegossenes Farnblatt, das aus dieser Periode stammte und grinste nachdenklich. Als Kind hatte sie zwischen den riesigen Wedeln gespielt. Ihr Sterben hatte sie nicht mehr miterlebt, weil sie wie ihr Bruder fortgegangen war.
Wo Jerrod jetzt wohl weilte?
Sie vertrieb sich die Zeit damit, Hyperkombotschaften aufzufangen und zu entschlüsseln, und somit zu wissen, was in der Galaxis vor sich ging. Senden konnte die Anlage allerdings nicht sonderlich weit.
Ob es an den Gerüchten über Krieg lag, der in einigen Sektoren toben sollte, dass ihre Eltern sie bei sich hielten? Dass sie nicht wollten, dass ihr zweites Kind zwischen die Fronten geriet? Jerrod hatte seine letzte Holonachricht aus einem der umkämpften Systeme geschickt.
Kayra nahm den flachen Chip, der auf einem, mit Mustern überzogenen Metallwürfel gelegen hatte, von dem Wandbord, aktivierte ihn und lauschte einem Teil der Botschaft: "... Schwester. Das Tarquad-System hat um unsere Hilfe gebeten. Mein Meister und ich werden morgen aufbrechen, und sehen, was wir tun können, aber er klang nicht sehr optimistisch. Das System wurde von imperialen Truppen annektiert, und es scheint, als würde das "sogenannte Imperium" nun ein ernstzunehmender Faktor in der galaktischen Politik.
Sie besitzen nicht nur die Unterstützung Senator Palpatines, sondern auch eine neue Waffen, oder sollte ich besser sagen - Soldaten. Es sind Klone - speziell herangezüchtete Kampfmaschinen - und den Bildern nach zu urteilen, sind sie perfektes Kriegsgerät! Gehorsam. Programmierbar. Und doch weniger anfällig als Androiden.
Mein Meister erklärte mir, dass sie nur alte Techniken reaktiviert und verbessert hätten und zeigte mir, bevor wir unseren Schlupfwinkel verließen eine uralte Aufzeichnung des Holocrons in seinem Besitz. Ich habe die bittere Ahnung, dass für die Galaxis schwere Zeiten anbrechen, denen selbst wir Jedi hilflos gegenüber stehen. Es gab große Erschütterungen in der Macht, wie sie seit dem Freedon-Nadd-Aufstand auf Onderon und dem darauf folgenden Erwachen und Erstarken der Sith nicht mehr gegeben hat, erklärte Meister Anyour ... Ich fühle Beklemmung und ich habe Angst ... Kleine Schwester, auch ihr werdet auf RQ-4 nicht immer sicher sein!"
Kayra deaktivierte den Chip und lehnte sich zurück. Nachdenklich starrte sie auf den rauschenden Bildschirm. Sie wusste nicht genau, worauf Jerron anspielte, aber er hatte ihr so viel von den Jedi und der Macht erzählt, dass sie ahnte, dass das nichts Gutes sein konnte. Sie teilte die Furcht ihres Bruders und wünschte sich jetzt bei ihm zu sein ... Ihre Augen musterten den Würfel, und sie verlor sich in den feinen, verwobenen Linien.
Das brachte Kayra wieder in die Wirklichkeit zurück. Mit einem ärgerlichen Schnauben wollte sie die Funkanlage wieder ausschalten, aber ehe sie den Hebel umlegen konnte, regte sich etwas auf dem Bildschirm: Schwach, in kurzen Intervallen erschienen und verschwanden Zeichen.
Die Frau ließ ihre Hände über die Kontrollen gleiten, aktivierte hier und dort einen Schaltkreis, der summend zu arbeiten begann und verzog das Gesicht, als die Nachricht weiterhin verstümmelt blieb. Den Code kannte Kayra nicht, aber er glich verteufelt denen die die Imperialen benutzten.
Jemand war in der Nähe des RQ-Systems in einen Energiesturm oder schlimmeres geraten und versuchte nun verzweifelt Daten zu übermitteln. Dann brachen sie plötzlich ab, knisternde Blitze zogen sich über den Bildschirm.
Kayra schlug mit der Faust auf die Stuhllehne. Selbst in den Speichern war kein Hauch der Nachricht zurückgeblieben, mit dem sie sich hätte beschäftigen können. Und genau das wäre ihr wichtig gewesen - denn so nahe bei RQ-4 hatte noch keiner gesendet.
Einen Augenblick überlegte sie, mit dem Frachter nachzusehen, was dort oben los war, aber dann verwarf sie den Gedanken. Das Raumschiff war nur unzureichend bewaffnet und sie konnte nicht voraussehen, ob dort oben jemand auf Beute lauerte. Sie war mit ihren Frachter schon einem Schmuggler unterlegen.
Kayra schreckte auf, als aus einem der Lautsprecher neben ihrem Kopf eine verzerrte Stimme erklang. Rasch modulierte sie den Empfang und lauschte atemlos dem zerstückelten Ruf. Im Weltraum tobte offenbar ein Energiesturm, wie sie an dem charakteristischen Pfeifen und Knirschen erkennen konnte. "Hilfe ... Antrieb defekt ... Lebenserhaltungssysteme fallen ... s ... schiff ...!"
Kayra überlegte nicht lange. Sie schaltete die Anlage wieder um, über ihr rumorte die Hyperantenne gefährlich, als sie sie neu ausrichtete.
"Fremdes Schiff! Hier spricht die Station RQ-4! Bitte geben Sie mir Ihre Koordinaten, damit ich Sie einweisen, oder Ihnen Hilfe schicken kann ...", rief sie in das Mikro und wartete angespannt bis die Antwort kam.
"... gürtel. Energonensturm ..." Eine Zahlenkolonne unterbrach die Stimme. Die junge Frau nickte. Ihre Eltern experimentierten wieder mit Richtstrahlen, und er war in einen davon geraten. Kayra wusste aus eigener Erfahrung wie tückisch diese waren und seufzte. Sie musste ihm so gut helfen, wie sie konnte.
Hoffentlich war er ein guter Pilot.
- tbc -