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Thema: [SW] Ein düsteres Vermächtnis

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    Standard [SW] Ein düsteres Vermächtnis

    Titel: Ein düsteres Vermächtnis
    Autor: Kris
    Fandom: Star Wars
    Genre: Abenteuer, Drama, SF
    Charakter(e)/Pairing(s): Anakin Skywalker, diverse OCs
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Spoiler: siehe Anmerkung

    Kurzinhalt: Kayra Durron lebt wegen ihren Eltern auf einem abgelegenen Stützpunkt und fragt sich, ob ihr Leben sich jemals ändern wird, da sie in allem nur mittelmäßig ist und sie sich inzwischen jede Hoffnung auf eine Karriere abgeschminkt hat.
    Neuer Schwung kommt in ihren Alltag, als sie sich um ein havariertes Raumschiff und seinen Insassen kümmert, den geheimnisvollen Anakin Skywalker, nicht ahnend, dass diesen ganz eigene Pläne an diesen Ort führen...

    Anmerkung des Autors: Ich dachte mir es ist ganz witzig diese Star-Wars Geschichte auszugraben, auch wenn diese bereits Mitte der 90ger Jahre entstand, als die Prequels noch nicht herauf dämmerten, daher ist hier einiges anders, was die Klonkriege betrifft.
    Die hier erwähnten Ereignisse nehmen ein wenig Bezug auf die ersten neuen Star Wars Comics "Dark Empire", in denen die Jedi Holochrone erstmals erwähnt werden.
    Kayra Durron ist die fiktive Mutter des Helden Kyp Durron, der in den Romanen um den "Sonnenzerstörer" in den Minen von Kessel zum ersten Mal auftaucht und später in den Romanen um die "Jedi-Akademie" von Luke Skywalker auf Yavin 4 eine größere Rolle spielt und mit den Sith in Berührung kommt.

    +o+o+o+o+o+o+o+




    Der Wind wehte kalt über die schneebedeckte Ebene und wirbelte feine Kristalle hoch. Die Tür einer baufällig aussehenden, grauen Kuppel klapperte, als die vermummte Gestalt sie aufstieß, schnell hinein huschte und sie fest hinter sich verriegelte.

    Erst jetzt zog Kayra Durron ihre Atemmaske zurück und lockerte den Verschluß am Kragen ihres Schutzanzuges.
    "Ich bin zurück", rief sie in den Kommunikator. "Draußen ist nicht viel los. Ich habe nur ein paar Eis-Selkries verscheucht, die von euren Energonen angelockt wurden."

    Sie schälte sich aus dem Schutzanzug und schüttelte dann ihr kurzes, hellblondes Haar. Ihre Eltern gaben wie üblich keine Antwort. Vielleicht hatte sie ihr noch nicht einmal zugehört, was öfters geschah, wenn sie zu sehr in ihren Versuchen versunken waren. Sie wusste nur, dass es etwas mit Energie zu tun hatte - aber zum Leidwesen von Vater und Mutter hatte sie weder Interesse noch Begabung dafür, sich der Wissenschaft zu widmen.

    Kayra seufzte und schleuderte den Anzug in eine Ecke. Was hielt sie eigentlich noch hier auf dieser langweiligen Station auf den Randwelten? Warum war sie nach Besuch der Akademie in dieses verlassene System am Ende der wilden Randes zurückgekehrt, anstatt in einem der bedeutenderen Systeme der Zentralwelten zu bleiben - Coruscant oder Alderaan?

    Selbst für eine mittelmäßige Pilotin, wie sie eine war, gab es immer eine Anstellung mit guter Bezahlung ... Kayra verzog die Lippen. Vielleicht hätte sie sich auch in einer Cantina von Freihändlern anwerben lassen sollen.

    Jetzt flog sie nur mit dem alten Frachter zwischen AQ-4, dieser öden Eiskugel, und dem Freihandelsplaneten DEROUTA hin und her, um alle paar Standardmonate die Lebensmittelvorräte der Station zu vervollständigen. Nur in diesen paar Tagen hatte sie die Möglichkeit, all das zu unternehmen, was ihr sonst verwehrt blieb: Sich mit Fremdweltlern zu unterhalten, exotischen Kram zu erwerben und - wenn ihr danach war - auch einmal ein kurzzeitiges erotisches Abenteuer einzugehen.

    Es war ein elendes Leben. Und warum? Ihre Eltern hatten sie gebeten, ihr mit beschönigenden Worten befohlen, bei ihnen zu bleiben. Aber warum hatte sie überhaupt gehorcht? Nur weil die Tradition ihres Volkes gebot, dass Kinder ihre Eltern erst mit dreißig Standardjahren verließen?

    Ihr Bruder hatte es da wesentlich besser getroffen, weil sich schon in seiner Kindheit gezeigt hatte, dass er ein ganz besonderer Mensch war ...

    Sie verließ die Schleuse, nachdem sie den Anzug wieder aufgesammelt und an einen Haken gehängt hatte. Sie schlenderte durch die metallenen Gänge der Station und betrat dann ihr Zimmer. Zwar hatte sie erwogen, bei ihren Eltern vorbeizuschauen - aber so wie sie ihren Vater kannte, hätte er sie nur hinausgewiesen. Aber in drei Jahren war sie alt genug, um dem Trott und der Langeweile Lebewohl zu sagen ...

    Kayra seufzte und sah sich um. Sie hatte die Wände mit Teppichen verhängt, um den kalten grauen Plastistahl nicht dauernd anstarren zu müssen. Der fensterlose Raum wurde von einem künstlichen Licht erhellt.
    Wenigstens war er fast dreimal so groß wie ihr Zimmer auf der Akademie. Sie lächelte. Aber dafür arbeitete sie auch hier, wenn man das, was sie tat, Arbeit nennen konnte.
    Ein Viertel des Raumes wurde von einer lichterfunkelnden Konsole eingenommen, an die sie sich nun setzte, nachdem sie etwas Krimskrams mit dem Fuß beiseitegeschoben hatte. Sie aktivierte einige Sensorfelder und legte ein paar Schalter um, ehe der Bildschirm in der Mitte aufflammte.

    Über ihr bewegte sich knarrend die Richtantenne. Sie seufzte. Alles korrodierte hier durch die extremem Temperaturwechsel und die Feuchtigkeit sehr schnell. Alle vierzehn Jahre geriet AQ-4 in die Nähe der zweiten Sonne dieses Systems und die Umgebung verwandelte sich in einen phantasievollen Dschungel. Diese Pracht konnte sich nur gut zwei Jahre entfalten ehe sie wieder abstarb.

    Sie blickte auf ein in Harz gegossenes Farnblatt, das aus dieser Periode stammte und grinste nachdenklich. Als Kind hatte sie zwischen den riesigen Wedeln gespielt. Ihr Sterben hatte sie nicht mehr miterlebt, weil sie wie ihr Bruder fortgegangen war.

    Wo Jerrod jetzt wohl weilte?

    Sie vertrieb sich die Zeit damit, Hyperkombotschaften aufzufangen und zu entschlüsseln, und somit zu wissen, was in der Galaxis vor sich ging. Senden konnte die Anlage allerdings nicht sonderlich weit.

    Ob es an den Gerüchten über Krieg lag, der in einigen Sektoren toben sollte, dass ihre Eltern sie bei sich hielten? Dass sie nicht wollten, dass ihr zweites Kind zwischen die Fronten geriet? Jerrod hatte seine letzte Holonachricht aus einem der umkämpften Systeme geschickt.

    Kayra nahm den flachen Chip, der auf einem, mit Mustern überzogenen Metallwürfel gelegen hatte, von dem Wandbord, aktivierte ihn und lauschte einem Teil der Botschaft: "... Schwester. Das Tarquad-System hat um unsere Hilfe gebeten. Mein Meister und ich werden morgen aufbrechen, und sehen, was wir tun können, aber er klang nicht sehr optimistisch. Das System wurde von imperialen Truppen annektiert, und es scheint, als würde das "sogenannte Imperium" nun ein ernstzunehmender Faktor in der galaktischen Politik.
    Sie besitzen nicht nur die Unterstützung Senator Palpatines, sondern auch eine neue Waffen, oder sollte ich besser sagen - Soldaten. Es sind Klone - speziell herangezüchtete Kampfmaschinen - und den Bildern nach zu urteilen, sind sie perfektes Kriegsgerät! Gehorsam. Programmierbar. Und doch weniger anfällig als Androiden.
    Mein Meister erklärte mir, dass sie nur alte Techniken reaktiviert und verbessert hätten und zeigte mir, bevor wir unseren Schlupfwinkel verließen eine uralte Aufzeichnung des Holocrons in seinem Besitz. Ich habe die bittere Ahnung, dass für die Galaxis schwere Zeiten anbrechen, denen selbst wir Jedi hilflos gegenüber stehen. Es gab große Erschütterungen in der Macht, wie sie seit dem Freedon-Nadd-Aufstand auf Onderon und dem darauf folgenden Erwachen und Erstarken der Sith nicht mehr gegeben hat, erklärte Meister Anyour ... Ich fühle Beklemmung und ich habe Angst ... Kleine Schwester, auch ihr werdet auf RQ-4 nicht immer sicher sein!"

    Kayra deaktivierte den Chip und lehnte sich zurück. Nachdenklich starrte sie auf den rauschenden Bildschirm. Sie wusste nicht genau, worauf Jerron anspielte, aber er hatte ihr so viel von den Jedi und der Macht erzählt, dass sie ahnte, dass das nichts Gutes sein konnte. Sie teilte die Furcht ihres Bruders und wünschte sich jetzt bei ihm zu sein ... Ihre Augen musterten den Würfel, und sie verlor sich in den feinen, verwobenen Linien.

    Das brachte Kayra wieder in die Wirklichkeit zurück. Mit einem ärgerlichen Schnauben wollte sie die Funkanlage wieder ausschalten, aber ehe sie den Hebel umlegen konnte, regte sich etwas auf dem Bildschirm: Schwach, in kurzen Intervallen erschienen und verschwanden Zeichen.

    Die Frau ließ ihre Hände über die Kontrollen gleiten, aktivierte hier und dort einen Schaltkreis, der summend zu arbeiten begann und verzog das Gesicht, als die Nachricht weiterhin verstümmelt blieb. Den Code kannte Kayra nicht, aber er glich verteufelt denen die die Imperialen benutzten.

    Jemand war in der Nähe des RQ-Systems in einen Energiesturm oder schlimmeres geraten und versuchte nun verzweifelt Daten zu übermitteln. Dann brachen sie plötzlich ab, knisternde Blitze zogen sich über den Bildschirm.

    Kayra schlug mit der Faust auf die Stuhllehne. Selbst in den Speichern war kein Hauch der Nachricht zurückgeblieben, mit dem sie sich hätte beschäftigen können. Und genau das wäre ihr wichtig gewesen - denn so nahe bei RQ-4 hatte noch keiner gesendet.

    Einen Augenblick überlegte sie, mit dem Frachter nachzusehen, was dort oben los war, aber dann verwarf sie den Gedanken. Das Raumschiff war nur unzureichend bewaffnet und sie konnte nicht voraussehen, ob dort oben jemand auf Beute lauerte. Sie war mit ihren Frachter schon einem Schmuggler unterlegen.

    Kayra schreckte auf, als aus einem der Lautsprecher neben ihrem Kopf eine verzerrte Stimme erklang. Rasch modulierte sie den Empfang und lauschte atemlos dem zerstückelten Ruf. Im Weltraum tobte offenbar ein Energiesturm, wie sie an dem charakteristischen Pfeifen und Knirschen erkennen konnte. "Hilfe ... Antrieb defekt ... Lebenserhaltungssysteme fallen ... s ... schiff ...!"

    Kayra überlegte nicht lange. Sie schaltete die Anlage wieder um, über ihr rumorte die Hyperantenne gefährlich, als sie sie neu ausrichtete.

    "Fremdes Schiff! Hier spricht die Station RQ-4! Bitte geben Sie mir Ihre Koordinaten, damit ich Sie einweisen, oder Ihnen Hilfe schicken kann ...", rief sie in das Mikro und wartete angespannt bis die Antwort kam.

    "... gürtel. Energonensturm ..." Eine Zahlenkolonne unterbrach die Stimme. Die junge Frau nickte. Ihre Eltern experimentierten wieder mit Richtstrahlen, und er war in einen davon geraten. Kayra wusste aus eigener Erfahrung wie tückisch diese waren und seufzte. Sie musste ihm so gut helfen, wie sie konnte.

    Hoffentlich war er ein guter Pilot.

    - tbc -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  2. #2
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    Kayra war durchgeschwitzt, als sie die Konsole ausschaltete und durch die Metallgänge zum Ausgang lief. Natürlich hatte sie ihre Eltern nicht dazu bewegen können, ihre Versuche zu unterbrechen, ihre einzige Reaktion war ein unwilliges Knurren ihres Vaters gewesen.

    Wenigstens beherrschte der Fremde sein Handwerk. Als ihm nichts anderes übrig blieb, hatte er einen Teil der Schirmgeneratoren abgesprengt. Selbst als die Manövrierdüsen versagten, geriet er nicht in Panik, sondern steuerte sein Schiff so ruhig es ging durch die Atmosphäre.

    Auf den Sensoren hatte Kayra mitverfolgen können, wie er, nur wenige Meilen von der Station entfernt, auf dem Gletscher niedergegangen war. Wie schwer das fremde Raumschiff beschädigt war, würde sie erst feststellen können, wenn sie an der Absturzstelle angelangt war.

    Kayra schlüpfte rasch in ihren Schutzanzug und schnappte sich noch ein Medi- und Ersatzpack. Sie eilte zu ihrem, in einer Höhle neben den Frachter verborgenen Snow-Speeder, schnallte das Pack fest und schwang sich auf den Sitz.

    Schnell hatte sie die Station hinter sich gelassen. Der Wind war schwächer geworden und schleuderte keine Eiskristalle mehr hoch, so dass sie schon nach einer halben Standardstunde die Absturzstelle erreichte. Das Schiff, ein QUAD-Raumjäger, der vielleicht zwei oder drei Leuten Platz bot, hatte sich mit dem Bug in die Eisdecke gebohrt Metallteile waren rings um ihn verteilt - Reste der Anbauten, die beim Aufprall abgerissen worden waren.

    Kayra verlangsamte die Geschwindigkeit ihres Speeders und umkreiste das Schiff einmal, eh sie vor der noch verschlossenen, hinteren Einstiegsluke anhielt und abstieg. Kurz zog sie die Atemmaske zurück. "Hallo!" rief sie, doch nur der Wind antwortete ihr.

    Vielleicht war der Pilot durch den Aufprall verletzt oder eingeklemmt worden. Sie stapfte über den Firn zum Schott und suchte nach einer Möglichkeit es zu öffnen, als es plötzlich mit einem Zischen aufschwang. Kayra griff unwillkürlich nach ihrer Waffe, ließ den Griff aber wieder los, als ihr warme Luft entgegenschlug. Sie vernahm eine schwache Stimme: "Hier vorne ... Ich stecke fest ..."

    * * *

    Kayra verließ den Duschraum und wickelte das Tuch fester um ihre feuchten Haare. Ihre verschwitzte Kombination lag noch immer neben dem Becken, aber sie hatte keine Lust, ihn in den Reiniger zu stopfen. Nachdenklich glättete sie den frischen Einteiler und verharrte unschlüssig in der Nähe einer anderen Tür. Aber sie beschloß ihren Gast noch nicht zu stören.

    Immerhin hatte sie ihn aus dem Gestänge, das über ihm zusammengebrochen war, herausschweißen müssen. Sie hatte zu ihrem Erstaunen festgestellt, dass der Fremde bis auf ein paar Kratzer unverletzt geblieben war.

    Der braunhaarige Mann konnte schon wieder ihr beim Versiegeln des Raumschiffes helfen. Dann hatte er in kurzen Worten berichtet, was geschehen war, und seinen Namen genannt: Anakin. Er war auf der Jagd nach einer imperialen Sonde gewesen, die er erst in diesem System aufgespürt hatte. Kurz nachdem er sie vernichten konnte, war sein Jäger in den Energonensturm und außer Kontrolle geraten. Wäre Kayra nicht gewesen ...

    Sie hatte abgewunken und ihn mit zur Station genommen, denn die Dämmerung brach an, und sie hatte in der Dunkelheit keinem Eis-Selkrie begegnen wollen. Anakin hatte ihr Angebot, sich erst einmal zu erholen dankbar angenommen. Vermutlich schlief er jetzt.

    Kayra grinste. Endlich hatte sie Abwechslung gegen den grauen Alltag auf der Station, auch wenn der Fremde nur so lange bleiben würde, bis er seinen Jäger repariert hatte. Vielleicht ergab sich ja mehr zwischen ihnen ...
    Sie verlor sich in ihren Gedanken und verglich ihn mit den anderen Männern, die sie kannte, doch am ehesten erinnerte Anakin sie an Jerron. Er besaß eine Aura, die der ihres Bruders nicht ganz unähnlich war. Er bewegte sich, handelte und sprach im Bewusstsein der Macht, zumindest fand sie keine bessere Erklärung dafür.

    Sie hob den Kopf und starrte auf den Holochip ihres Bruders. Plötzlich schoß sie halb aus dem Sitz, denn das Klopfen an der Tür kam völlig unerwartet.

    Mit pochendem Herzen ließ sie sich wieder sinken und verfluchte ihre Schreckhaftigkeit, ehe sie antwortete: "Ja! Treten Sie ein!"

    "Ich konnte nicht schlafen und wollte mich bei meiner Retterin bedanken!" sagte Anakin und schaute zur Tür herein. "Ich hoffe, ich störe Sie nicht."

    "Nein, oh nein! Kommen Sie herein und setzen Sie sich." Kayra zupfte das Tuch auf ihrem Kopf etwas zurecht und grinste verlegen. Sie betrachtete Anakin, der ebenfalls geduscht und seine Kleidung gewechselt zu haben schien. Jerrons Kombination spannte an seinen Schultern und war für die langen Glieder des hochgewachsenen Mannes zu kurz, aber er wirkte trotzdem nicht lächerlich darin. Die Erschöpfung war aus seinem Gesicht verschwunden. Er lächelte, als er sich auf einen Stuhl setzte, und sich kurz umblickte.

    "Sie leben hier alleine? Diese Station könnte sicherlich mehr als hundert Menschen aufnehmen."

    "Meine Eltern sind noch hier!" erläuterte Kayra. "Sie arbeiten lieber alleine, deshalb haben wir kein weiteres Personal hier. Mein Vater und meine Mutter sind etwas eigenbrödlerisch, und sie nehmen ihre wissenschaftliche Berufung sehr ernst. Ich kümmere mich um die restliche Arbeit, die hier anfällt."

    "Das muss ein einsames Leben sein." Anakins Augen schweiften noch immer durch den Raum, schienen dann aber auf einem Punkt hinter ihr einzufrieren. Kayra warf unauffällig einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass er den Schmuckwürfel aufmerksam musterte.

    "Das Leben ist einsam, das stimmt, aber ich habe Verantwortung für meine Eltern. Bei meinem Volk ist das alter Brauch. Eines Tages werde ich RQ-4 auch verlassen, spätestens, wenn die beiden ihre Arbeit so weit abgeschlossen haben. Dann werde ich vielleicht meinem Bruder helfen. Er ist ein Jedi wie Sie."

    Kayra hoffte, dass sie sich nicht irrte und damit blamierte. Aber ihre Ahnungen schienen richtig zu sein. Anakin zuckte zusammen und richtete seinen Blick auf sie. Kayra hielt den Atem an, als sie das Glühen in der Pupille sah.

    "Sie haben einen guten Blick für das Verborgene, Kayra, obgleich Sie nur ein geringes Potential haben", sagte er lächelnd. "Sie glauben an die Macht. Wie ist der Name Ihres Bruders, vielleicht kenne ich ihn."

    "Jerron."

    Anakin schien zu überlegen, dann schüttelte er den Kopf. "Leider kenne ich ihn nicht. Die Jedi sind heutzutage weit über die Galaxis verstreut, denn die dunkle Seite der Macht beginnt vielerorts wieder an Kraft zu gewinnen."

    "Ich habe das schon durch meinen Bruder gehört. Das sogenannte "Imperium" breitet sich immer weiter aus. Und die Vertreter seiner Macht errichten in jedem System, das sie erobert haben, eine Schreckensherrschaft. Selbst hier in den Randwelten."

    "Gerade in den Randwelten", widersprach ihr Anakin. "Gerade hier ist das Militär besonders präsent, und die abtrünnigen Regionalgouverneure haben es leicht, die weniger bedeutenden Welten zu erobern oder stärker unter ihre Kontrolle zu bringen. An Zentralwelten wie Alderaan beißen sie sich noch die Zähne aus ..." Er nickte nachdenklich. "Selbst solche Schmugglernester und rohstoffarmen Planeten wie Tatooine dienen ihnen als Basen. Nun, Kayra, Sie scheinen trotz ihres abgeschiedenen Lebens einiges über die politische Lage zu wissen."

    "Ich fange Botschaften ab", Kayra deutete auf die Anlage hinter sich. "Das ist meine einzige Verbindung zur Aussenwelt. Hm ... da fällt mir ein ... was ist mit der Sonde, die Sie vernichtet haben, Anakin? Wissen sie mehr darüber?"

    Er nickte. Dann erklärte er ihr in knappen Worten, welchem Typ die Sonde angehört und welche Aufgaben sie gehabt hatte. Offensichtlich hatten die Experimente ihrer Eltern das tückische Spionagegerät angelockt. "Über kurz oder lang wird hier ein Sternenzerstörer vorbeikommen, um nach dem Gerät zu sehen, falls dessen Nachricht sie erreichte. Dann sind Sie und Ihre Eltern hier auch nicht mehr sicher."

    Kayra zuckte mit den Schultern. "Das versuche ich meinen Eltern immer wieder zu sagen, aber sie hören nicht auf mich. Sie halten die 'Gerüchte' für Unsinn und glauben, dass die Macht der Republik noch immer ungebrochen ist."

    Anakin schüttelte den Kopf. "Das ist genau das Verhalten, dass ich schon bei anderen hochintelligenten Menschen beobachtet habe. Kayra, vielleicht könnte ich ..."

    "Nein. Meine Eltern würden Ihnen vielleicht zuhören, aber sich weigern, Ihrem Rat zu folgen, Anakin. Selbst Jerron konnte sie nicht dazu bewegen, über die Aufgabe der Station nachzudenken. Sie behaupten immer wieder, dass ihre Erfindungen nicht in falsche Hände geraten dürften", widersprach Kayra. "Und das wäre auf bevölkerten Planeten gegeben, meinen sie."

    "Eine einsame, unterbesetzte Station dagegen ist übermächtigen Angreifern hilflos ausgeliefert. Kayra, haben Sie schon einmal daran gedacht, dass ich nicht der einzige Pilot sein könnte, der sich in dieses System verirrt?"

    "Oft genug", gestand die junge Frau. "Ich weiß selber, dass wir uns gleich ergeben können, da die Station so gut wie unbewaffnet ist. Nur die Strahlen meiner Eltern scheinen eine gewisse Wirkung zu haben, die Sie am eigenen Leib erfuhren."

    "Ja!" Anakin nickte nachdenklich. "Sie brachten meine Computer durcheinander. Vielleicht würde ihnen das sogar bei einem Sternenzerstörer gelingen - aber ich bin mir dessen nicht so sicher. Wir müssen noch andere Möglichkeiten finden, Sie alle drei zu schützen. Ich denke, neben der Reparatur des Schiffes wird noch genug Zeit bleiben, sich damit zu beschäftigen."

    "Wird man sich nicht Sorgen um Sie machen, Anakin? Ihr Meister vermißt Sie sicher."

    "Ben ... Obi-Wan, weiß, dass ich noch lebe, und das wird ihm genügen. Kayra, Sie sind recht neugierig."

    "Ich weiß!" Kayra lächelte entschuldigend. "Ich frage einfach zuviel und vergesse darüber ganz, dass ich Ihnen als gute Gastgeberin etwas zu Essen und zu Trinken anbieten sollte. Begleiten sie mich doch in unsere Küche."

    Das ließ sich Anakin nicht zweimal sagen.

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    Einige Tage vergingen.

    Zunächst pendelten Kayra und Anakin immer wieder zwischen seinem abgestürzten Jäger und der Station hin und her. Sie beschlossen nach einigen Überlegungen, den Raumjäger mit Hilfe des Frachters zu heben und für die Reparatur neben der Kuppel abzusetzen und führten diesen Plan ohne Verzögerung aus.

    Kayras Eltern schienen den Gast nicht einmal richtig bemerkt zu haben. Sie wussten zwar, dass ihre Tochter einen Gast hatte - aber es kümmerte sie ebensowenig wie sonst. Die junge Frau empfand das Desinteresse in diesem Fall eher als angenehm, und so hatte sie auch das wissenschaftliche Ersatzteillager nach ihrem Gutdünken geplündert, ohne Rechenschaft darüber abzulegen.

    Nun standen sie vor dem, inzwischen von Neuschnee bedeckten, Wrack und betrachteten die Verankerungen, während hinter ihnen der Frachter wartebereit brummte, um noch einmal zu überprüfen, ob ihnen gelingen würde es mit Hilfe der Seile zu heben.

    "Ich glaube, es ist gut so!" rief Kayra Anakin durch die Sprechverbindung zu. Der Jedi nickte und deutete dann auf den Frachter. Rasch hatten die beiden ihre Positionen eingenommen - Kayra beobachtete die Vertäuungen vom offenen Eingangsschott aus und hatte Anakin freiwillig den Pilotensitz überlassen. Sie klammerte sich so gut es ging an einer Verstrebung fest und starrte auf das Wrack.

    In der Ferne heulte ein Eis-Selkrie, dem offensichtlich das Brummen des Impulsantriebes mißfiel. Anhand der Vibrationen konnte Kayra erahnen, was Anakin tat. Vorsichtig, fast gefühlvoll, ließ er den Frachter abheben, über seinem Jäger schweben, und aufsteigen, so dass sich die Seile spannten. Ein Knirschen übertönte das Geheul des Selkries, den sie am Kamm des Gletschers sehen konnte.

    Kayra hielt gespannt die Luft an. Sie sah, wie sich der Raumjäger unter ihnen bewegte, sich verschob, und ...

    "Halt!" schrie sie durch das Mikrophon. "Halt! Eine dieser verdammten Eisplatten bricht! Wenn sie ..."
    Ein Ruck ging durch den Frachter, als das Eis unter ihnen mit einem hässlichen Knacken brach, und die Seile glatt durchtrennte. Eine der durchsichtigen Platten glitt über den Jäger hinweg und drückte ihn in die Tiefe, ehe sie weiter den Hang hinunterrutschte.

    "Bei den heulenden Selkries!" staunte Kayra. "Das Eis hat dein Schiff zwar nicht zerlegt, Anakin, aber es in einem Spalt gedrückt. Es ist zu gefährlich, sich in ihn zu wagen..."

    "Ich sehe mir das selber an!" antwortete Anakin ungehalten. Kayra zuckte zusammen, aber sie konnte ihn verstehen. Sie würde sich genauso fühlen, wäre ihr Schiff davon betroffen. Und so wartete sie, bis Anakin den Frachter wieder an einer sicheren Stelle gelandet hatte.


    * * *


    Die beiden Menschen standen vor dem Spalt und blickten in die Tiefe. Es gab keinen Weg zu dem kleinen Raumschiff, der genug Sicherheit bot. Die hervorragenden Eisspitzen waren scharf und rutschig, überall brach lockerer Schnee ein. Kayra schüttelte den Kopf. "Den können wir vergessen!" murmelte sie dann und sah Anakin an, der die Fäuste geballt hatte. "Ich glaube ..."

    Der Jedi winkte unwirsch ab. "Banthadung! Ich hätte mehr Vertrauen zu mir selbst haben müssen!"

    Dann schloß er die Augen und streckte eine Hand aus. Kayra musterte ihn zunächst verwundert, dann verstand sie und wich einen Schritt zurück. Anakin verharrte steif vor dem Spalt, während Schweißperlen auf seiner Stirn gefroren. Er zitterte leicht, dann wurde Kayra von einem Knirschen abgelenkt, das aus dem Spalt kam.

    Sie wagte sich vorsichtig an den Abgrund und sah voller Staunen, wie sich das Raumschiff Zentimeter um Zentimeter bewegte und langsam hob.

    Die Macht! Kayra schluckte. Sie wandte sich wieder zu Anakin um, der sich immer noch mit verkrampften Gesicht konzentrierte und erst jetzt langsam zu entspannen schien.

    Der Raumjäger tauchte lautlos aus der Spalte auf und schwebte neben den Frachter, wo er sanft auf dem Eis aufsetzte.

    Anakin stieß ein Seufzen aus und öffnete die Augen. Er schwankte leicht, wehrte aber die stützende Hand Kayras ab, die neben ihn getreten war. "Da ist er!" sagte er leise, und mit einem triumphierenden Klang in der Stimme. "Ich hätte gleich daran denken müssen."

    Dann taumelte er zu seinem Jäger, während Kayra ihm langsam und nachdenklich folgte.


    * * *


    Anakin und Kayra schafften den Jäger mit Hilfe des Frachters zur Station und setzten ihn dort in der Höhle ab. Jetzt erst war es möglich festzustellen, wieviel an dem Raumschiff ausgebessert werden musste.

    Der Jedi inspizierte es mit fachmännischem Blick, während Kayra bereits nach Werkzeug und Ersatzteilen suchte, und diese bereitstellte. Sie beobachtete ihn immer wieder besorgt, denn er schien sie gar nicht mehr richtig wahrzunehmen, seit er das Schiff mittels der Macht gehoben hatte. Sie wusste nicht, ob sie sich darüber ärgern sollte.

    So war sie um so erstaunter, als Anakin sich nun umdrehte und sie direkt ansprach: "Entschuldige Kayra. Ich habe mich eben falsch verhalten. Ich weiß auch nicht, was ..."

    "Ist schon gut! Ich kann mir gut vorstellen, dass dir dein kleiner Zaubertrick einiges an Kraft geraubt hat."

    "Das nicht. Ich ..." Er verstummte plötzlich. Seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Kayra hatte das Gefühl, dass er etwas nicht preisgeben mochte, und so zuckte sie nur mit den Schultern.

    "Ich sagte doch schon, dass es gut ist!" erwiderte sie heftiger. "Oder soll ich böse werden? Außerdem war das ein anstrengender Tag, und mir tun alle Knochen weh ..." Sie stöhnte und rieb sich ihren Rücken. "Ich brauche eine warme Dusche."

    Anakin nickte. Sein Gesicht entspannte sich wieder. "Ich auch", stimmte er ihr zu.

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    In den folgenden Tagen ging Kayra dem Jedi bei den Reparaturen zur Hand, und während sie an dem Schiff arbeiteten unterhielten sie sich ausführlich, um einander besser kennenzulernen.

    Anakin Skywalker war ungefähr so alt wie Kayra, hatte aber wesentlich mehr erlebt als sie. Er erwähnte nur wenig über seinen Heimatplaneten und seine Familie, schien dieses Kapitel aus seinem Leben verdrängen zu wollen, als habe er damit schlechte Erfahrungen gemacht.

    Eine achtlos dahingeworfene Andeutung gab ihr recht: "Sie, vor allem mein Bruder, waren nur auf ihren persönlichen Frieden bedacht."

    Dafür erzählte der junge Mann um so mehr über seine Ausbildung auf der Raumakademie, seine Erlebnisse und Streiche dort, scherzte mit ihr über die Eigenarten der Ausbilder. Er konnte die Fakten in witzige Anekdoten kleiden, die Kayra immer wieder zum Lachen brachten. Anakin war ohnehin ein Mann starker Gefühle.
    Er konnte leicht in Zorn geraten, aber ebenso schnell verflog seine Wut auch wieder. Wenigstens schien er ehrlich zu sein und ihr nur weniges zu verheimlichen.
    Sie mochte seine ungezwungene Art.

    Auch seine Ausbildung zum Jedi-Ritter erwähnte Anakin. Sein Meister Ben Kenobi, von den Alderaanern Obi-Wan genannt, hatte ihn erst vor einigen Jahren entdeckt und unter seine Fittiche genommen. Anakin erzählte ihr von den Übergriffen des Imperiums, die er selber erlebt hatte und beantwortete auch geduldig ihre Fragen über die Macht.

    Zu diesem Zweck hatte Kayra Anakin auch die letzte Botschaft ihres Bruders gezeigt und über sich und Jerron erzählt. Der Jedi hatte den Worten seines Ordensbruders mit unbewegter Miene gelauscht, wenn seine Augen auch in einem seltsamen Licht blitzten. Manchmal war ihr dabei aufgefallen, dass er den verzierten Würfel auf ihrem Bord immer wieder betrachtete.

    Daran dachte sie, als sie das Artefakt nun in der Hand wog. Kayra hatte es einem alten Straßenhändler auf DEROUTA abgekauft, weil sie es trotz seiner Schlichtheit fasziniert hatte.

    Die Linien auf dem dunkelgrauen Stein, der in einer Goldfassung steckte, schienen sich manchmal zu bewegen. Sie waren fein und verwoben, luden immer wieder zum Berühren und Abtasten ein. Aber der Würfel einmal eine besondere Bedeutung gehabt hatte? Anakin jedenfalls schien in dem Ding mehr zu sehen, als nur Zierde. Ob sie ihm den Würfel nicht einfach schenken sollte - als Erinnerung an sie?

    Kayra seufzte. Sie konnte sich nicht dazu entscheiden. Aber sie wusste auch, dass Anakin bald mit der Reparatur seines Raumschiffes fertig war. Es würde ihn zumindest bis nach DEROUTA bringen.

    Plötzlich durchzuckte es die junge Frau siedendheiß - warum hatte Anakin sie eigentlich nicht einfach gebeten, ihn zu einem der Raumhäfen des Freihandelsplaneten zu bringen? So hätten sie sich viel Arbeit ersparen können ...

    Plötzlich erwärmte sich das Artefakt in ihren Händen. Kayra starrte verblüfft auf den Würfel, mit dem sie gedankenverloren gespielt hatte und bemerkte das sanfte Glühen über ihm, dass sich wie Nebel über dem Stein sammelte und zu einem Bild ausformte.

    Eine nichthumanoide, grauhäutige Kreatur mit Rüsselmaul und Stielaugen war nun zu erkennen und sie vermeinte das leise Murmeln einer Stimme zu hören. Kayra konzentrierte sich auf die geflüsterten Worte, die zunächst aus einer fremden Sprache zu stammen schienen. Doch es war nur ein alter antiquarer Dialekt, an den sie sich nach einiger Zeit gewöhnte.

    "... sein alter Frachter passierte Denari-Nova, eines der seltenen Doppelsternsysteme. Die Waffensysteme der Kriegschiffe waren auf ihn gerichtet, verhießen sichere Vernichtung für diesen Sith-Adepten und seine Verbündeten, aber die Magier der Sith spielten nach anderen Regeln ... Die kleinere Denarii-Sonne wurde von kosmischen Gasen genährt, die sie ihrem größeren Bruder stahl ... Der fliehende Sith kümmerte sich nicht um die kosmischen Naturgesetze, er glaubte, sie müßten sich seinem Willen beugen. Naga Sadow entschied sich, dass der Tod eines Sternensystems ein kleiner Preis für sein Überleben sei ... nach ihrem eigenen Holcron hieß es er sei ..."

    Kayra schrie leise auf. Sie umklammerte den Würfel fester. Dadurch verblasste das Bild, und ersetzte sich durch ein anderes Hologramm. Fast hätte sie das Artefakt fallengelassen, als sie von einer alten Frau angeblickt wurde, die dann traurig den Kopf schüttelte: "Kind, dies Artefakt ist nicht für dich bestimmt ... Dein Weg ist von Leid gezeichnet. Zwei, die du kennen und lieben wirst, werden eines Tages der dunklen Seite der Macht verfallen ..."

    Die junge Frau hatte genug. Sie schleuderte den Würfel von sich, sah ihn gegen eine Wand prallen und auf ihr Bett fallen. Gehetzt sah sie sich um, aber die Erscheinungen waren verschwunden. Sie schüttelte den Kopf.

    Bei allen Energiestürmen, was war das bloß für ein Ding? Sie schüttelte den Kopf und musterte es misstrauisch. Sie würde es Anakin überlassen ...

    Dann durchfuhr sie ein kalter Schauer. Was hatte die zweite Erscheinung behauptet? Zwei die sie kannte und liebte würden ...

    Sie hob erschreckt die Hand vor den Mund. Jerron? Anakin? Sie kannte nur diese beiden Jedi, und sie konnte nicht leugnen, dass sie den braunhaarigen Mann auf eine andere Art wie ihren Bruder mochte.
    Sie atmete tief ein.
    Dann durfte sie ihm das Ding nicht geben. Es hatte von den Sith gesprochen, und diese ... diese waren doch böse. Also musste sie es eher ...

    Da schreckte sie das Piepen des Kommunikators aus ihren Gedanken. Anakins Stimme klang verzerrt durch den alten Lautsprecher. "Willst du nicht kommen? Ich glaube, ich bin mit allem fertig."

    "Ich bin gleich da!" antwortete sie ihm. Sie brauchte dringend Ablenkung und so stürmte sie aus ihrem Raum.

    - tbc -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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    Anakin hatte nicht gelogen. Sein Raumjäger konnte wieder starten, und RQ-4 verlassen. Alle Checks hatte negative Meldungen ergeben, selbst der Impulsantrieb und die Schilde erbrachten wieder eine ausreichende, wenn auch nicht volle Leistungen.

    "Das alles habe ich dir und deiner Mithilfe zu verdanken, Kayra!" sagte Anakin zu ihr, als sie in der Höhle standen und das Schiff betrachteten. Er legte einen Arm um sie. "Willst du es dir nicht noch einmal überlegen und mit mir kommen, anstatt hier unten auf dieser Eiskugel zu versauern? Deine Eltern scheinen auch ganz gut ohne dich zurecht zu kommen."

    Kayra seufzte. Damit sprach er einen Punkt an, den sie schon in den letzten Tagen häufiger erörtert hatten, als sie nebenbei auch noch die Station sicherten. "Ich würde gerne, aber ich kann nicht! Du als Jedi musst mich doch verstehen können - würdest du vor einer Aufgabe davonlaufen?"

    Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich würde es nicht tun", antwortete er ernst. "Es macht mich nur traurig, weil zwischen uns mehr hätte sein können, Kayra. Ich mag dich sehr ..."

    Sie nickte. "Ich dich auch, Anakin", wisperte sie leise. "Vielleicht kannst du ja noch mal hier vorbeischauen - und in drei Jahren bin ich von meinen Versprechen frei ... Wann willst du RQ-4 verlassen?" lenkte sie ab.

    "Morgen schon", ging Anakin darauf ein. "Ich darf jetzt keine Zeit mehr verlieren, obgleich ich es gerne würde."

    "Ich verstehe. Dann sollten wir diesen Abend vor dem Abschied noch feiern!" erklärte Kayra mit schwankender Stimme. "Richtig feiern!"


    * * *


    Nach einem ausgiebigen Mahl und einigen Gläsern alkoholischen Destillates, betraten Kayra und Anakin angeheitert und lachend die Kabine der jungen Frau. Sie ließ sich gleich auf ihr Bett fallen und streckte sich seufzend.

    Dann stieß Kayra an einen harten, kühlen Gegenstand und erstarrte, als sie sich an den Würfel erinnerte. Ihre wohligen Gefühle, die lustvolle Stimmung und die Bereitschaft, den Jedi zum Abschied noch ein wenig intimer kennen zu lernen, schwanden sofort. Doch ehe sie den Würfel umklammern konnte, griff Anakin nach ihm.

    Während er das Artefakt in den Händen wog, wich auch aus seinem Gesicht die Entspanntheit. In seine Augen trat ein gieriges Funkeln. Einen Moment ließ er seine Finger über den zerfurchten Stein gleiten, dann stellte er den Würfel mit einer hastigen, abrupten Bewegung fort und gab ein gequältes Keuchen von sich.

    Kayra setzte sich auf. Bestimmt spürte er etwas: die unheilvolle Aura, die von diesem verfluchten Ding ausgehen musste! Sie zwang sich zu lächeln. "Das ist ein dummer Stein, nicht wahr? Gut, dass ich ihn entdeckt habe. Wir hätten uns an ihm stoßen können ..." scherzte sie.

    Anakin schüttelte den Kopf. "Dumm ist der Würfel nicht, nur uralt. Du weißt genau, dass es mir schon früher aufgefallen ist. Kayra, das ist eines der alten Jedi-Holocrone. Mein Meister erwähnte, dass es heute nur noch wenige von ihnen gibt, doch sie sind für meinesgleichen sehr kostbar. Würdest du es mir überlassen?"

    Kayra schüttelte den Kopf. Kalte Schauer rannen über ihren Rücken.

    "Ich weiß, dass du es erworben hast, aber es hat keinen Nutzen für dich. Bitte, du würdest den Jedi, auch deinem Bruder, einen großen Dienst erweisen. Meister Kenobi kann das Holocron sehr gut gebrauchen."

    "Nein, ich kann nicht!" Kayra spürte, wie sich ein Teil von ihr innerlich dagegen sträubte und sie warnte, nachzugeben.

    'Denk daran, was es dir verhieß!' ermahnte sie sich und rieb sich dann verwirrt eine Schläfe.
    "Bitte Kayra. Wenn, dann erkläre mir, warum du es mir nicht überlassen möchtest", drängte Anakin.

    Sie stieß ihren Atem laut aus. "Bitte laß mich darüber nachdenken, ja? Ich werde dir meine Entscheidung morgen mitteilen ..."

    Anakin lächelte verstehend und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Es tut mir leid", sagte er dann. "Ich habe uns die Stimmung verdorben ..."

    "Der Würfel war es!" Kayra schüttelte seine Hand ab und stand auf. Anakin wich zur Tür zurück. "Bis morgen früh dann!" entschuldigte er sich.

    Kayra aber setzte sich mit einem Stöhnen vor den Würfel und starrte ihn wütend an. "Warum gebe ich dich nicht einfach Anakin? Er hat recht - ich habe eigentlich keinen Grund - dich ihm zu verweigern. Du bist wohl wirklich ein Jedi-Holocron, auch wenn du etwas über die Sith erzähltest ... Aber warum wehre ich mich dagegen? Was ist an dir nur so unheilvoll?" fragte sie ihn. Sie erwartete keine Antwort.

    So blickte sie weiter auf den Stein und dachte an die funkelnden Augen Anakins, als er den Würfel in der Hand gehalten hatte. Das bohrende Gefühl des Misstrauens wuchs wieder in ihr und die Worte der alten Frau aus dem Würfel gingen ihr nicht aus dem Sinn ...


    * * *


    Irgendwann musste sie über ihren Grübeleien eingeschlafen sein. Kayra fuhr hoch, als sie von draußen das Dröhnen eines Antriebs hörte und fand sich auf ihrem Bett wieder. Sofort suchte sie nach dem Würfel - aber er war weder auf dem Bord, noch auf dem Tisch zu finden.

    Eine schreckliche Ahnung erwuchs in ihr. Kayra schnellte aus dem Bett und verließ den Raum, aber bei der Schleuse hielt sie in ihrem Lauf inne. Es hatte keinen Sinn, Anakin mit dem Frachter zu verfolgen, denn das alte Schiff war zu langsam.

    Anakin. Natürlich Anakin - wer sonst hätte das Artefakt an sich nehmen können und sollen? Sie eilte zu ihrem Raum zurück, nachdem sie einen Blick in den seinen geworfen, wie erwartet leer vorgefunden hatte, und warf die Funkanlage an.

    "Verdammt, Anakin! Warum hast du das getan?" brüllte sie wütend in das Mikrofon, sobald der Sender hochgefahren war. Zuerst erklang nur Knistern in den Lautsprechern, dann durchbrach eine Stimme die Störungen.

    "Es tut mir leid, Kayra! Ich hatte keine andere Wahl, denn du hättest dich gegen meine Bitte entschieden, auch wenn ich nicht verstehe, warum. Ich habe deine Verwirrung und Angst gespürt - doch nicht die Quelle deiner Zweifel. Vertraue mir - ich werde das Holocron sicher zu Meister Kenobi bringen, denn er weiß das Wissen, das es enthält, besser zu deuten ..."
    Einen Moment verstummte die Stimme.
    "Ich hätte es dir früher sagen sollen", klang Anakin nun schuldbewusst. "Aber mein eigentlicher Auftrag war nicht die Zerstörung der Sonde, sondern die Suche nach dem Holocron. Meister Kenobi und ich hatten seine Spur über DANTOOINE und MANVAL bis DEROUTA verfolgt, bis wir erfuhren, dass du es erworben hast. Weil mein Meister auf DEROUTA eine andere Aufgabe angenommen hatte, sollte ich mich alleine darum kümmern - aber der Zwischenfall mit der Sonde und den Experimenten deiner Eltern hat alles durcheinandergebracht. Aber Kayra, ich habe ..."

    "Du hast mir genug erzählt!" Kayra war noch wütender als zuvor. "Dann war wohl alles nur gespielt und erlogen, was sich zwischen uns entwickelte. Dann werd' doch mit dem Ding glücklich!"

    Sie deaktivierte mit einem Hieb den Sender und setzte sich in den Sessel, ignorierte das wilde Piepen, das anzeigte, dass Anakin mit ihr zu reden versuchte und starrte auf den Bildschirm, auf dem sich ihr Gesicht wiederspiegelte.

    Sie hob die Faust und schlug auf die Konsole, dann lachte sie plötzlich und sprang wieder auf.

    "Warum rege ich mich eigentlich so auf? Ich sollte froh sein, dass ich ihn los bin und den Würfel gleich mit ihm!" beruhigte sie sich selber und streckte das Kinn vor. "Ich gehe ein paar Eis-Selkries jagen, um mich abzureagieren!" gewann ihr Pragmatismus wieder die Oberhand.

    Bei allen Sternen, es war vielleicht das Beste, was ihr hatte passieren können, auch wenn ein bitterer Geschmack im Mund und Zweifel in ihren Gedanken blieben. Aber die würden schwinden und verblassen wie die Erinnerung an das wirre Zeug, das der Würfel preisgegeben hatte!

    Sie eilte diesmal gemächlicher in die Schleuse und summte dabei ein Lied.



    Epilog

    Fast drei Jahre später sah Kayra mit Entsetzen, wie ein mächtiges Raumschiff, ein STERNENZERSTÖRER, die schwache Sonne verdunkelte und kleinere Fähren weißgepanzerte Gestalten abluden, die wie Insekten ausschwärmten und die Station besetzten.

    Sie leistete im Gegensatz zu ihren Eltern keine Gegenwehr und ließ sich widerstandslos gefangennehmen, denn sie sah keinen Sinn darin, ihr Leben sinnlos zu vergeuden, nachdem sie erfahren hatte, wie Jerron gestorben war.

    Ein Schmuggler, eine ihrer Liebschaften, hatte den Tod ihres Bruders mitangesehen, der ihm durch sein Opfer ermöglicht hatte zu entkommen. Der Mörder war jene große, schwarzgekleidete Gestalt gewesen, die auch der Anführer dieser Imperialen war.

    Als sie vor den Mann geführt wurde, den ein Offizier respektvoll Lord Vader nannte, blickte sie hinter die schwarze Maske. Sie erinnerte sich plötzlich an die Prophezeiung des Geistes aus dem Würfel, und sie wusste, dass sich eine Hälfte der unheilvollen Weissagung erfüllt hatte ...
    Aber wen würde der andere Teil betreffen?

    Plötzlich hallte ein anderer Name durch ihren Geist - Kyp! - doch bevor sie ihn in ihrer Erinnerung halten konnte, zerstörte eine harte, befehlsgewohnte Stimme dieses zarte Gedankengebilde. "Bringt sie fort."

    Kayra wusste, dass ein langer Leidensweg für sie beginnen würde, aber sie wehrte sich nicht, als man sie abführte.

    Sie war noch immer wie betäubt und blickte noch einmal mit Tränen in den Augen auf den Mann zurück, dessen Seele nun so dunkel wie seine lebenserhaltende Rüstung war. Ihre Lippen formten einen Namen.

    "Anakin."


    (c) November 94 by Kris
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