Titel: Das Wiedersehen
Autor: Gwelwen
Fandom: Sherlock (BBC)
Genre: Familie/Freundschaft
Charakter(e)/Pairing(s): Sherlock, John, Harry
Rating/Warnings: P12
Staffel/Spoiler: spielt nach der 2. Staffel
Anmerkung des Autors:
Disclaimer: "Sherlock" und die darin vorkommenden Personen gehören Sir Arthur Conan Doyle, der BBC, den verantwortlichen Produzenten und Autoren sowie allen anderen Anspruchsinhabern. Jegliche Ähnlichkeiten zu lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Kurzinhalt:
Was macht man, wenn der beste Freund plötzlich und völlig unerwartet verstirbt? Wenn man dabei ist, wie er Selbstmord begeht? Wenn man es einfach nicht glauben kann, dass er tot ist? - Und wie kann dieser Freund ihm erklären, dass er seinen Tod inszeniert hat? Warum er sich monatelang nicht gemeldet hat, dann aber plötzlich sehr lebendig vor ihm steht? - Vor diesen Fragen stehen John und Sherlock. Und während sie sich diesen Fragen und noch vielen weiteren stellen, ist noch jemand anwesend: Harry, Johns Schwester.
Szene 1
Es war nicht gerade die beste Lage, in der das Taxi hielt. Und das Haus, vor dem es zum Stehen kam, hatte seine besseren Tage bereits vor 2 Jahrhunderten gesehen. Das sah er mit einem Blick. Noch größer wurde der Kontrast, wenn er das neu gebaute, strahlend weiße Apartmenthaus auf der anderen Straßenseite betrachtete, das hier wie so viele andere aus dem Boden gestampft wurde und damit das alte Aussehen der Docklands für immer veränderte.
Nachdem er dem Taxifahrer den Fahrpreis und ein großzügiges Trinkgeld gegeben hatte, stieg er aus und blickte an der Fassade hinauf. Früher einmal hatten die roten Backsteine im Sonnenlicht geleuchtet. Nun waren sie grau. Dunkel lag der Schmutz der Jahrzehnte auf ihnen. Von den Fensterrahmen blätterte der Putz und die Dachrinne über ihm hing schief in der losen Verankerung. Bei Regen tropfte das Wasser im freien Fall die fünf Etagen hinab auf den Bürgersteig. Der grüne, glitschige Algen- und Moosteppich auf den gebrochenen Platten zu seinen Füßen zeugte davon, dass die Dachrinne schon eine ganze Weile defekt war – was darauf schließen ließ, dass es dem Hauseigentümer egal war. Vermutlich stand er bereits mit ein paar Investoren in Kontakt, die auf dem Grundstück eine ebensolche Monströsität wie auf der anderen Straßenseite errichten wollten.
Er trat die wenigen Schritte zur Tür – eine alte, schwere Eichentür, die von der salzigen und feuchten Luft so verzogen war, dass sie nicht mehr richtig schloss. Zufrieden lächelnd drückte er die Tür auf. Er wollte nicht klingeln. Jedenfalls nicht von hier unten.
Das Treppenhaus lag im Dämmerlicht vor ihm und zeigte ähnliche Verfallserscheinungen wie die Fassade draußen. Die Farbe der Wände war wohl einmal weiß gewesen. Doch nun war sie gelblich-grau und hatte an einigen Stellen größere dunkle Flecken. Hie und da war sogar der Putz von der Wand geplatzt und gab den Blick auf die blanken Mauern frei. Die Treppe war aus dunklem Holz und wies überall Kratzer und Dellen auf. Nur der Handlauf war über die Jahre von den vielen Händen glatt poliert worden und glänzte im schwachen Licht. Selbst die schachbrettartig angeordneten hellen und dunklen Fliesen auf dem Boden, die von einem schmalen dunklen Rand eingefasst wurden, hatten ihren Glanz verloren und wurden von tiefen Kratzern geziert. Deutlich konnte er den Staub in der Luft tanzen sehen und dankte im stillen der spärlichen Beleuchtung, die den größten Teil des Schmutzes, der hier über allem lag, verbarg.
Aus den Türen rechts und links der Treppe drangen Stimmen. Irgendwo war ein Fernseher an. In einer anderen Wohnung wurde sich heftig gestritten. Dicker Zigarettenqualm hing in der Luft und vermischte sich mit anderen Gerüchen: Moder, Schweiß, Staub, Essensgerüche von mindestens drei Kontinenten.
Dies alles realisierte er innerhalb eines Atemzuges. Noch während die Haustür hinter ihm wieder den vergeblichen Versuch unternahm, ins Schloss zu fallen, schritt er zur Treppe und erklomm das erste Stockwerk. Immer schneller stieg er weiter hinauf, bis er schließlich in der 5. Etage angekommen war. Ein kurzer prüfender Blick reichte, um zu wissen, an welcher Tür er klingeln musste. H. Watson stand auf dem provisorisch angebrachten Klingelschild.