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Thema: [Sea Patrol] HMAS Hammersley - ein Schiff für besondere Fälle

  1. #41
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Happy 10th Anniversary, SG-P.

    Schon eine Sache, 10 Jahre Stargate-Project ...


    Aber nun zurück zum Thema: Vielen Dank an meine Knöpferl-Drücker Evaine und Galaxy. Und natürlich auch wieder an alle heimlichen und unheimlichen Mitleser.

    Ich will Euch auch nicht lange auf die Folter spannen und mache gleich weiter mit







    Kapitel 32: Abschluss



    HMAS Hammersley, 5:20 Uhr, Morgenwache, Torres-Straße


    EJ saß zusammengesunken an der Koje. Sie hatte, wie zuvor, ihre Arme auf der Decke und den Kopf darauf gebettet. Buffer schlief friedlich und sie döste vor sich hin. An richtigen Schlaf war in dieser Position nicht zu denken, aber sie hatte nach der ganzen Aufregung der Nacht auch noch nicht die Ruhe dazu. Die Krise war jedoch vorüber und dem Bootsmann ging es stündlich besser.

    „EJ“, wurde sie leise angesprochen. Sie richtete sich auf und rieb sich die Augen. Es war Swain, der auch nicht allzu munter aussah, aber wenigstens ein paar Stunden geschlafen hatte. Er hielt ihr einen Becher mit Kaffee hin.

    „Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich.

    „Er schläft. Sein Blutdruck ist wieder normal, das Fieber sinkt ständig weiter. Ich glaube, wir haben es geschafft. Danke übrigens für den Kaffee.“

    „Keine Ursache. Aber Du solltest Dich jetzt selbst ein wenig hinlegen. Ich bleibe jetzt bei ihm, bis er aufwacht.“

    „Das lohnt sich nicht, Swaino. Ich habe nachher Brückenwache.“

    „Oh nein, EJ, Du wirst in die Koje gehen. Medizinische Indikation. Deinen Dienst übernimmt ein anderer.“

    „Aber ...“, wollte sie protestieren.

    „Keine Widerrede“, unterbrach er sie streng. „Ich weiß, dass Du dazu neigst, Dich zu übernehmen. Das lass ich nicht zu.“

    Ergeben nickte sie und erhob sich. Sie fühlte sich wirklich wie zerschlagen.

    „Du weckst mich, wenn es ihm wieder schlechter gehen sollte?“, vergewisserte sie sich noch.

    Swain sah sie mit ernstem Blick an, als wollte er ihr eine Warnung zukommen lassen, aber die Entschlossenheit in ihren Augen hielt ihn zurück. Er erkannte, dass sie genau wusste, was sie tat und nickte ihr schließlich zu.

    „In Ordnung, versprochen. Aber jetzt ab in die Koje.“

    „Danke“, lächelte sie. „Für alles.“

    Mit einem letzten Blick auf Buffer verließ sie schließlich den Sanitätsraum. Sie brachte ihre Tasse zur Kombüse, wo Bomber sie mit großen Augen ansah. EJ wehrte ihre Fragen aber ab, indem sie versprach, ihr später Genaueres zu erzählen und ging dann hinunter in ihre Kabine, wo sie sich nur notdürftig wusch, bevor sie in die Koje kletterte und erschöpft in einen traumlosen Schlaf fiel.


    ***


    HMAS Hammersley, 13: 25 Uhr, Nachmittagswache, Korallenmeer


    EJ fühlte sich erfrischt, als sie nach langem Schlaf und einer Dusche den Sanitätsraum aufsuchte, um nach ihrem Patienten zu sehen. Sie traf ihn auf der Bank sitzend beim Essen an.

    „Dir scheint es ja wieder gut zu gehen“, meinte sie munter.

    „Ich bin noch ein wenig schwach auf den Beinen“, gab er grinsend zu, „aber sonst geht es mir bestens.“

    Sie lächelte ihn an, ließ sich jedoch von ihrer grenzenlosen Erleichterung nichts anmerken.

    „Lass mal Deinen Arm sehen“, verlangte sie und setzte sich neben ihn.

    „Schon wieder?“, murrte er, streckte ihn ihr aber hin. „Swain hat mich vorhin erst neu verbunden.“

    EJ nickte und tastete den Verband ab. Buffer verzog dabei keine Miene. Der Arm strahlte keine Hitze mehr aus, wie noch in der Nacht, und es schien alles in bester Ordnung zu sein.

    „Sieht gut aus“, murmelte sie.

    „Swaino war jedenfalls zufrieden“, erwiderte er und sah sie nachdenklich an. „Er sagte, Du warst die ganze Nacht hier?“

    „Allerdings“, nickte sie. „Du wolltest mich nicht gehen lassen.“

    „Davon weiß ich nichts mehr“, gab er zu. „Ich war wohl ziemlich weggetreten.“

    „So kann man es auch nennen“, grinste EJ.

    „Hab ich ... ich meine ... hab ich was gesagt, während ich so ... na ja, Du weißt schon ...“

    Sein Blick drückte eindeutige Besorgnis aus, während er sie weiter forschend ansah.

    „Oh ja, so Einiges. Und es hat mich zum Nachdenken gebracht.“ Sie sah ihn offen an und er erkannte etwas in ihren Augen, auf das er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. „Ich habe mich wohl in letzter Zeit ziemlich dumm benommen. Es tut mir leid, Pete. Jetzt weiß ich, wie falsch ich gelegen habe.“

    Langsam breitete sich ein Lächeln in seinem Gesicht aus. Er glaubte, zu verstehen, was sie meinte. Für eine gefühlte Ewigkeit blickten sie einander in die Augen, bis ein Geräusch auf dem Gang sie aufschreckte.

    „Ich glaube, ich hole mir auch was zu essen“, meinte EJ und erhob sich.

    „Was denn, hast Du etwa das Mittagessen verpasst?“, fragte er missbilligend.

    „Ich habe bis gerade eben geschlafen“, informierte sie ihn.

    „Und dann bist Du als Erstes zu mir gekommen“, erkannte er und sah sie liebevoll an. „Dann mal los, ab in die Kombüse. Wenn Du Glück hast, ist noch etwas übrig.“

    „So, wie ich Bomber kenne, hat sie mir etwas auf die Seite getan“, lachte EJ, ohne auf seine erste Bemerkung einzugehen. „Und Du schonst Dich noch ein wenig. Die Arbeit läuft Dir nicht davon ...“

    „Ach was, ich bin schon fast wieder fit“, antwortete er grinsend.

    „Das lass mal schön Swain entscheiden.“

    Mit diesen Worten verließ sie ihn und ging beschwingt zur Kombüse.

    „Na, Schlafmütze, wieder wach?“, wurde sie von Bomber begrüßt.

    „Ja, und mit einem Bärenhunger“, lächelte EJ und ließ sich die Umarmung der Köchin gefallen.

    „Ich hab gehört, was in der Nacht los war. Warum habt Ihr mich nicht geweckt?“, fragte diese vorwurfsvoll.

    „Es hat gereicht, dass Swain und ich nicht viel Schlaf bekamen. Wozu auch noch Dich wachhalten?“

    „Ich gehöre auch zum Sanitätsteam, schon vergessen?“

    „Du bist aber auch für die Verpflegung zuständig. Was glaubst Du, wie die Mannschaft rebelliert hätte, wenn es kein Frühstück gegeben hätte?“

    „Auch wieder wahr. Komm, hol Dir einen Kaffee. Ich hab Dir was vom Mittagessen zur Seite gestellt.“

    „Danke, das kann ich jetzt brauchen.“ Dankbar nahm EJ den Teller entgegen, den Bomber ihr hinhielt. „Das sieht lecker aus.“

    „Ich glaube, im Moment würdest Du so gut wie alles aufessen, oder? Jedenfalls sieht es so aus, nach dem zu urteilen, wie Du Dich gerade darüber her machst“, stellte Bomber trocken fest und beobachtete dabei, wie ihre Freundin das Essen in sich hineinschaufelte.

    EJ hielt für einen Augenblick inne, dann fing sie an zu lachen.

    „Entschuldige bitte“, japste sie, als sie wieder zu Atem kam. „Ich fühle mich wirklich ziemlich ausgehungert, aber das ist kein Grund, meine Manieren zu vergessen.“

    „Schon gut. Es freut mich ja, dass Du wieder Appetit hast. Gestern hast Du ja kaum was runtergebracht.“

    „Ja, mir scheint die Anwesenheit von Steve doch ein wenig auf den Magen geschlagen zu haben. Und dann noch die Sache mit Buffer ...“

    „Es geht ihm doch wieder gut, oder?“, erkundigte die Köchin sich besorgt.

    „Er sitzt am Tisch und lässt sich Dein Essen schmecken. Genügt Dir das als Antwort?“

    „Klar. Gut, das zu hören. Ach ja, Dein ... ich meine, der Gefangene bekommt übrigens nur trocken belegte Sandwiches und Wasser ...“

    „Auf wessen Veranlassung?“

    „Ähm ... wir haben kaum noch Vorräte ... Du verstehst?“

    „Weiß der CO das?“

    „Ich denke schon, er zieht es aber meiner Meinung nach vor, es zu ignorieren ...“

    Verständnisinnig grinsten die beiden Frauen einander an, dann schob EJ den leeren Teller zur Seite und trank ihren Kaffee aus.

    „Ich sollte mich mal besser wieder zum Dienst melden“, meinte sie und erhob sich. „Danke für das Essen. Es hat ebenso gut geschmeckt, wie es aussah.“

    „Für Dich immer, EJ“, erwiderte die Köchin und sah ihr mit einem Lächeln nach.


    ***


    HMAS Hammersley, 20:25 Uhr, Abendwache, Heimathafen Cairns


    Das Schiff hatte angelegt und die Übergabe des Gefangenen wurde vorbereitet. Auf dem Pier wartete bereits die Militärpolizei, um ihn zu übernehmen. Swain brachte Steve nach oben, wo einige Crewmitglieder standen, um seinen Abtransport zu beobachten. EJ hatte sich am Schott postiert, da sie ihn vor Zeugen zur Rede stellen wollte. Wie erwartet, blieb er vor ihr stehen, als er herausgeführt wurde.

    „So, Du kannst es also nicht erwarten, mich wieder im Knast zu sehen, was?“, höhnte er.

    „Du wirst für sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern, Steve“, erklärte sie ihm ruhig. „Dass Du unseren Bootsmann vergiften wolltest, wird Dir das Genick brechen.“

    „Vergiften? Wie willst Du das denn beweisen? Man wird kein Gift in seinem Blutkreislauf finden. Das kannst Du mir nicht anhängen.“

    „In seinem Blut vielleicht nicht, aber auf dem Messer, mit dem Du ihn verletzt hast. Ach ja, und ich muss Dir leider mitteilen, dass der Anschlag misslungen ist. Schon, weil es ihn, und nicht mich, getroffen hat.“

    Bei EJs Worten kam Buffer, der sich vorne aufgehalten hatte, nach achtern und stellte sich neben die junge Frau. Die Augen des Gefangenen weiteten sich und er wurde blass.

    „Ja, ich lebe“, meinte der Bootsmann lakonisch. „Pech für Sie, Mr. Kingston.“

    „Weißt Du, Steve, Dein Fehler war eigentlich schon immer, dass Du mich unterschätzt hast. Ich habe mich lange Zeit von Dir unterdrücken lassen, aber das ist vorbei. Ich bin wieder ich selbst, und ich habe ein sehr gutes Gedächtnis. Du hast mir selbst einmal verraten, worauf ich achten muss“, erklärte EJ ihrem Ex-Mann genüsslich. „Leb wohl. Ich hoffe, Du verträgst gesiebte Luft ...“

    Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ließ ihn stehen. Während sie zu ihren Kameraden ging, die ihr auf die Schulter klopften und beifällige Bemerkungen machten, führten Swain und Buffer Steve Kingston vom Schiff.

    „Ich hoffe, den sehen wir nie wieder“, meinte Charge.

    „Wie konntest Du Dich nur von so einem blenden lassen“, bemerkte 2Dads, was ihm einen vorwurfsvollen Blick von Bomber eintrug.

    „Jugendsünden“, grinste EJ nur. „Auf Dich fallen die Frauen ja auch rein ...“, womit sie die Lacher auf ihrer Seite hatte.

    „EJ, Du musst morgen früh Deine Aussage machen“, informierte Mike sie, als er zu ihnen trat. „Heute Abend ist es zu spät dafür. Und in Anbetracht des glimpflichen Ausgangs dieses Abenteuers würde ich sagen, dass wir uns alle einen freien Abend verdient haben, bis auf die Ankerwache natürlich. 2Dads ...“

    Der Angesprochene zog ein Gesicht, während alle anderen fröhlich planten, wo man das Ereignis begießen würde.

    „Ja, Sir?“, fragte er mürrisch.

    „Ihre Strafe ist aufgehoben. Sie haben mit den anderen zusammen Ausgang.“

    Mike lächelte, als sich das Gesicht des Leading Seaman schlagartig aufhellte.

    „Ich ... danke, Sir“, stammelte er und warf dann die Arme in die Luft. „Juhuuu!“

    Lachend einigte man sich darauf, den Abend in der üblichen Stammkneipe zu verbringen. Da es sich nicht um Urlaub handelte, warfen sich die einzelnen Mannschaftsmitglieder in ihre Ausgehuniformen und zogen bald darauf los. Es wurde ein fröhlicher Abend, an dem nicht so viel getrunken wurde wie sonst, bei dem man allerdings kräftig die gelungene Festnahme und Übergabe Steve Kingstons und natürlich Buffers Gesundheit feierte. Der Bootsmann ließ EJ an dem Abend nicht aus den Augen und sie war sich dessen die ganze Zeit über bewusst. Oft trafen sich ihre Blicke, dann trat ein besonderes Leuchten in ihre Augen und sie lächelten einander an. Es gab mehrere Mannschaftsmitglieder, denen das auffiel, aber diesmal machte niemand dumme Bemerkungen oder neckte die beiden damit. Es war eben doch etwas anderes, wenn es zwei Kameraden vom Schiff betraf und nicht Buffer und irgendeine andere Frau. Nicht einmal 2Dads sagte etwas darüber. Er hatte wohl inzwischen seine Lektion gelernt.


    ***


    HMAS Hammersley, 08:35 Uhr, Vormittagswache, Heimathafen


    „Sobald die Vorräte an Bord sind, haben wir Befehl, wieder auszulaufen“, verkündete Lieutenant Commander Flynn auf der Brücke. „EJ, das heißt für Dich, dass Du wieder einmal in Cairns bleiben musst.“

    „Schon wieder? Warum?“, murrte sie.

    „Deine Aussage ist wichtig und in zwei Tagen ist eine Anhörung angesetzt. Wie Du weißt, muss sich Steve Kingston sowohl vor dem zivilen, als auch vor einem Militärgericht verantworten.“

    „Ja, ich verstehe“, seufzte sie. „Ich würde aber viel lieber mit Euch rausfahren.“

    „Kann ich mir denken. Beim nächsten Mal dann wieder. Ich hoffe, wir sind bald zurück.“

    „Aye, Sir. Dann packe ich mal meine Sachen.“

    Ihre ganze Haltung drückte Frustration aus, als sie sich abwandte und die Brücke verließ.


    ***


    EJ blieb noch am Kai, bis die Hammersley den Liegeplatz verlassen hatte, dann machte sie sich langsam auf den Weg. Sie brachte ihre Tasche nach Hause und begab sich dann zu den Behörden, um ihre Aussage zu machen. Dabei vergaß sie nicht zu erwähnen, dass Steve Kingston ihr bereits während der Ehe angedroht hatte, dass er sie im Falle einer Scheidung umbringen würde. Vor dem Militär sagte sie auch aus, dass er mittels eines seltenen Gifts genau das versucht habe. Er hätte stattdessen jedoch beinahe den Bootsmann der Hammersley getötet und sie empfahl, das Beweisstück „Messer“ einer toxikologischen Prüfung zu unterziehen. Dann wies sie noch auf ihren Tauchunfall hin und äußerte die Vermutung, Steve Kingston könnte auch damit etwas zu tun haben, da speziell ihre Sauerstoffflaschen mit Kohlenmonoxid angereichert worden waren. Sie bat darum, den Fall noch einmal aufzurollen und seine Drohung dabei zu berücksichtigen.

    Anschließend gönnte sie sich ein Mittagessen in einem der Einkaufszentren. Eigentlich hatte sie danach einen Einkaufsbummel geplant, aber ein Anruf von NAVCOM kam ihr dazwischen. Sie wurde „gebeten“, sich um 13:30 Uhr dort einzufinden. Mit gemischten Gefühlen betrat sie das Gebäude, wo Commander Marshall sie bereits erwartete und in sein Büro führte.

    „So, Sie sind also Seaman Walker“, begann er das Gespräch. „Ich habe Sie doch schon einmal gesehen?“

    „Ja, Commander, aber nur sehr kurz“, lächelte sie ihn an.

    Unwillkürlich erwiderte der Commander das Lächeln.

    „Sie haben ganz schön viel Staub aufgewirbelt vorletzte Nacht“, stellte er fest. „Mike hat mir schon einiges davon berichtet, aber ich würde nun ganz gerne Ihre Version hören.“

    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bot ihr mit einer Geste Platz an und verschränkte dann die Arme. EJ setzte sich und sah ihn offen an.

    „Womit soll ich beginnen, Sir?“, fragte sie höflich.

    „Nun, zäumen wir das Pferd doch mal von hinten auf: Was hat Sie dazu bewogen, sich in eine geheime Datenbank einhacken zu wollen?“

    „Es ging mir nur darum, mehr über dieses Antitoxin zu erfahren, das ich im Medizinschrank gefunden hatte. Ich vermutete, dass es Buffer ... ich meine, Petty Officer Tomaszewski, helfen könnte.“

    „Hmm“, machte der Commander. „Ich glaube, Sie müssen doch von vorne beginnen. Ich verstehe nicht ganz. Was war mit Bootsmann Tomaszewski los? Wofür brauchte er ein Antitoxin?“

    EJ holte tief Luft und überlegte, womit sie anfangen sollte. Dann entschloss sie sich, wirklich von vorne zu beginnen.

    „Wie viel Zeit haben Sie, Commander?“, fragte sie. „Es ist nämlich eine lange Geschichte.“

    „Den ganzen Nachmittag, wenn es sein muss und kein Notfall dazwischen kommt. Legen Sie los.“

    Und so schilderte EJ ihm von Anfang an, wie es letzten Endes dazu gekommen war, dass sie versucht hatte, gewisse Informationen aus der geheimen Datenbank zu holen und ließ dabei nur die Details aus, die ihre Beziehung zu Buffer betrafen.

    „Wie Sie ja wissen, ist mir das gänzlich misslungen. Ich bin nun einmal kein Hacker und werde wohl auch nie einer werden, dazu kenne ich mich mit diesem Kram viel zu wenig aus“, schloss sie.

    „Ihr einziges Interesse war also das Wohlergehen des Bootsmannes, sehe ich das richtig?“, hakte Commander Marschall noch einmal nach.

    „Vollkommen, Sir. Es ging um Leben und Tod“, bestätigte sie.

    „Und Sie haben diese Entscheidung ganz allein getroffen?“

    „Ja, Sir. Es war ja niemand da ...“

    „Hätten Sie nicht Ihren Vorgesetzten fragen müssen, bevor Sie sich in unsere Datenbank einloggten?“

    „Einer meiner Vorgesetzten kämpfte um sein Leben, der andere brauchte dringend seinen Schlaf. Vielleicht hätte ich Petty Officer Blake tatsächlich wecken sollen, aber ich entschied mich dagegen, Sir“, erwiderte sie mit fester Stimme.

    „Mike Flynn teilte mir schon mit, dass ich eine solche Antwort erwarten dürfte. Er hat sich ganz schön für Sie ins Zeug gelegt, wussten Sie das?“

    „Nein, Sir, das war mir nicht bekannt. Aber, wenn Sie erlauben, Sir, ich brauche keinen Fürsprecher. Ich stehe zu dem, was ich getan habe, denn es geschah in bester Absicht.“

    Der Commander nickte lächelnd.

    „Auch diese Antwort hat er mir vorhergesagt. Er kennt Sie recht gut, scheint mir.“

    „Möglich, Sir. Als Kinder waren wir Nachbarn.“

    „Das hat er mir schon einmal erzählt“, meinte er lächelnd. „Er sorgt sich sehr um Sie und hält sich wohl für eine Art „älterer Bruder“ Ihnen gegenüber.“

    „Bitte, Sir, nicht, dass Sie denken, ich ziehe Vorteile aus seiner Bekanntschaft ...“, erwiderte sie erschrocken.

    „Oh nein, das denke ich gewiss nicht, dazu kenne ich Mike Flynn zu gut. Außerdem hätte ich Sie längst auf ein anderes Schiff versetzt, wenn ich so einen Verdacht hätte. Schließlich verdanken Sie mir ja auch Ihren Aufenthalt auf der Hammersley.“

    EJ sah prüfend in sein väterlich lächelndes Gesicht. Sie ließ sich durch diese Fassade nicht täuschen und wusste, dass sie einen erfahrenen Seebären vor sich hatte, dem man so leicht nichts vormachen konnte.

    „Aha“, schmunzelte sie. „Dann gehe ich davon aus, dass wir 2Dads, ähm, ich meine, Leading Seaman Kosov-Meyer, ebenfalls Ihnen zu verdanken haben?“

    „Sie gefallen mir, junge Frau“, nickte der Commander anerkennend. „Natürlich, Sie haben ganz recht, und ich mag es, dass Sie nicht auf den Mund gefallen sind. Ihr CO sieht das völlig richtig, sie haben das Zeug dazu.“

    „Das Zeug wozu?“, fragte sie misstrauisch.

    „Zum Kommando natürlich. Haben Sie nie darüber nachgedacht?“

    „Komisch, das hat Mike ... Lieutenant Commander Flynn mich auch gefragt. Wie kommen Sie nur alle darauf?“

    „Können Sie sich das nicht denken? Sie haben eindeutige Führungsqualitäten bewiesen. Sie treffen die richtigen Entscheidungen, wenn es die Situation erfordert. Sie entscheiden etwas, ohne nach Rückendeckung zu suchen. Sie ergreifen die Initiative und übernehmen das Kommando, wenn ihr Wissen in einer Situation das ihres Vorgesetzten übersteigt. Und das Wichtigste dabei ist, dass sie die Konsequenzen für Ihr Handeln zu tragen bereit sind. Soll ich fortfahren?“ Commander Marshall hatte sich vorgebeugt und die Unterarme auf den Schreibtisch gestützt. Mit ernster Miene sah er die junge Frau vor sich an. „Seaman Walker, wissen Sie eigentlich, dass sie ein Talent vergeuden?“

    Sie schüttelte den Kopf.

    „Das sehe ich nicht so, Sir. Meine eigentliche Berufung ist das Heilen. Ich möchte kein Schiff kommandieren. Ich bin zufrieden mit dem, was ich tue. Ich kann Menschen helfen ...“

    „Nun gut, das müssen Sie selbst wissen“, seufzte Marshall schließlich, nachdem er sie eine Weile forschend angesehen hatte. „Ich würde Ihnen aber trotzdem empfehlen, den nächsthöheren Dienstgrad anzustreben. Sie könnten es immerhin bis zum Petty Officer schaffen ...“

    „Ich werde es mir überlegen, Sir“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Was geschieht jetzt mit mir? Ich meine, in Bezug auf den Sicherheitsverstoß?“

    „Ich würde sagen, diese Sache hat sich erledigt. Unser Gespräch hier wurde vom Sicherheitsdienst mitgehört und ich denke, auch dort haben sie begriffen, dass dies ein einmaliger Fall war.“

    „Das war es ganz bestimmt“, antwortete sie erleichtert. „Vielen Dank, Sir.“

    „Sie brauchen mir nicht zu danken. Sie selbst haben bewiesen, dass Ihre Integrität über jeden Verdacht erhaben ist.“

    „Ich würde nie etwas tun, das der Navy oder unserem Land schadet, Sir“, bestätigte sie nochmals und erhob sich. „Es ging mir nur um die Gesundheit meines Vorgesetzten.“

    „Und die ist wieder hergestellt, nehme ich an?“, fragte Commander Marshall abschließend.

    „Er ist so munter wie eh und je“, nickte EJ lächelnd und verabschiedete sich dann.

    „Überlegen Sie sich das mit der Kommandolaufbahn noch einmal“, empfahl ihr der Commander und sah ihr wohlwollend nach, als sie sein Büro verließ.



    tbc.
    Geändert von Zeson (07.08.2013 um 20:30 Uhr)

  2. Danke sagten:


  3. #42
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    Mein Dank an Evaine für's Drücken des Buttons. Ja, ja, Urlaubszeit ... *grins*

    Und weiter geht's mit






    Kapitel 33: Verdacht


    HMAS Hammersley, 13:45 Uhr, Nachmittagswache, Timorsee


    „Bist Du wirklich okay?“, fragte EJ zum wiederholten Mal an diesem Tag.

    „Ja, wie oft soll ich es Dir denn noch sagen?“, verdrehte Bomber genervt die Augen, während sie das restliche Geschirr in die Schränke der Kombüse stellte. „Mir ist nichts passiert.“

    Skeptisch sah ihre Freundin sie an.

    „Ich kann mir eben nicht vorstellen, dass Du das einfach so wegstecken kannst. Immerhin hat diese Frau Dich komplett getäuscht ...“

    EJ bezog sich auf das jüngste Abenteuer, das Bomber zusammen mit RO durchgestanden hatte. Sie war von einer Schiffbrüchigen, der sie hilfsbereit ihre Wohnung zur Verfügung gestellt und die sich später als Kopf eines Drogenschmugglerrings herausgestellt hatte, während der Ankerwache festgehalten und bedroht worden. Zuerst hatte Bomber die Frau und ihren angeblichen Verlobten unter lebensgefährlichen Umständen aus einem sinkenden Wrack befreit. Kurze Zeit darauf war der „Verlobte“ auf mysteriöse Art und Weise an Bord der Hammersley gestorben, was die Schiffbrüchige aber anscheinend kaum zu berühren schien. Die Frau, sie nannte sich Jila, hatte keinerlei Papiere und kein Geld mehr gehabt und die Köchin hatte ihr gutmütig ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, während sie selbst zusammen mit Robert Ankerwache hatte. Spider war währenddessen von Swain ins Krankenhaus begleitet worden, da er sich einen tiefen Schnitt in der Hand zugezogen hatte, während die anderen den freien Abend begossen. Erst später hatte Bomber festgestellt, dass sie ihre Tasche mit Spiders verwechselt hatte, da beide gleich aussahen.
    In der Nacht schlich sich Jila mit zwei Komplizen auf das Schiff und wollte die Drogen, die sie aus dem Toten geholt und in der Tasche der Köchin versteckt hatte, an sich nehmen. Da sich aber Bombers Tasche im Krankenhaus bei Spider befand, wurde sie nicht fündig und nahm Robert und Bomber als Geiseln. Sie zwang Rebecca dazu, Spider anzurufen, aber diese erreichte nur die XO, die inzwischen Swain abgelöst hatte und bei dem jungen Seaman im Krankenhaus war. Auch die Bundespolizei hatte zwischenzeitlich bemerkt, was da ablief, nachdem der Tote obduziert werden sollte und man herausfand, dass er im Leichensack aufgeschnitten und regelrecht ausgeweidet worden war. Jila hatte jedoch einige wenige Drogenpäckchen übersehen, womit klar wurde, hinter was sie her war.

    In einer dramatischen Aktion, in die auch Buffer und 2Dads, die völlig betrunken aufs Schiff zurückgekehrt waren, verwickelt wurden, konnten RO und Bomber befreit und die Drogenschmuggler überwältigt werden. Zum Glück erlitt niemand einen Schaden, aber EJ, die erst nachträglich von diesem Abenteuer erfuhr, hatte noch immer lebhafte Visionen von Freunden, die verletzt in ihrem Blut lagen.

    „Jetzt mach Dir mal keine Sorgen mehr, EJ“, beruhigte Bomber sie. „Es ist alles gut ausgegangen. Das Einzige, was verletzt wurde, ist ROs Stolz ...“

    Der Radio Officer hatte bei der ganzen Sache keine allzu gute Figur gemacht, aber am Ende war es ihm noch gelungen, den Alarm auszulösen und die Verbrecher damit zu verwirren, was zu deren Überwältigung und Verhaftung maßgeblich beigetragen hatte.

    EJ grinste leicht.

    „Da magst Du recht haben, aber ich habe eben eine lebhafte Fantasie ...“

    Der ganze Vorfall lag nun bereits einige Tage zurück und die Hammersley befand sich auf Routinepatrouille. Vor allem sollte sie die Ölfelder im Auge behalten, denn von dort wurden immer wieder flüchtige Radarkontakte gemeldet, die sich nicht identifizieren ließen. Es war nicht sicher, wer sich dort herumtrieb, deshalb war das Patrouillenboot in das Gebiet des Red Reef abkommandiert worden.

    Die Hammersley kreuzte in Sichtweite einer der Ölplattformen, als Alarm ausgelöst wurde. Nav hatte ein im Wasser treibendes Floß entdeckt, auf dem eine Person lag. Die Entermannschaft kehrte bald darauf mit einer jungen Frau namens Belinda Lloyd zurück, die allerdings bei Swains Versuch, sie zu bergen, mit diesem ins Wasser gestürzt war. Sie war sonnenverbrannt und dehydriert, schien aber in einem erstaunlich guten Allgemeinzustand zu sein. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sie ziemlich verwirrt war. Als sie ein Bild an der Pinnwand sah, das ET und Swain beim Angeln zeigte, behauptete sie, dass Josh einer der Piraten gewesen sei, die sie und ihren Mann angegriffen und gekidnappt hätten. Seit ihrer gelungenen Flucht vor den Kidnappern hatte sie ihren Mann nicht mehr gesehen und war seitdem auf der Suche nach ihm. Sie behauptete, dass sie auf einer der Inseln einen Beweis versteckt habe, konnte aber nicht sagen, auf welcher.

    Anfangs war der CO noch geneigt gewesen, Mrs. Lloyd zu glauben, und hatte einen Suchradius befohlen, um den Vermissten ausfindig zu machen. Nachdem er jedoch von ihrer Behauptung über ET gehört hatte, beschloss er, die Suche der Küstenwache zu überlassen und die Frau nach Cairns zu bringen, wo sie in psychologische Behandlung gebracht würde. In der darauf folgenden Nacht verschwand die Frau jedoch vom Schiff. Sie hatte noch einige Utensilien, wie ein Seil, eine Plane und eine Rettungsweste entwendet, bevor sie ihr brüchiges Floß losband und damit auf See verschwand. Ihre Abwesenheit wurde erst am nächsten Morgen durch Nikki entdeckt, der auffiel, dass das Floß fehlte.

    Eine eilig eingeleitete Suche erbrachte nichts. Allerdings wurde auf Penfold Island, einer Insel, die in der Nähe lag, ein Lager entdeckt, das darauf hindeutete, dass die junge Frau offensichtlich zumindest teilweise die Wahrheit gesagt hatte. Bomber und XO fanden auch tatsächlich einen Beutel, der Papiere, Bargeld und die Eheringe des Paares enthielt. Es befand sich auch eine Speicherkarte darin, die vermutlich die „Beweise“ enthielt, von denen Belinda gesprochen hatte. Während die beiden Frauen die Gegenstände zurück zur Hammersley brachten, suchten Buffer, Spider, 2Dads und Swain weiter nach der vermissten Frau.

    Es stellte sich heraus, dass die Speicherkarte Fotos enthielt, von denen das letzte einen fröhlich in die Kamera lächelnden ET zeigte, der eine Hand mit dem Daumen nach oben hielt. Nav war geschockt, denn die Aufnahme datierte genau einen Tag vor ETs Tod.

    Währenddessen verschwand auf der Insel plötzlich Buffer und war auch nicht über Funk zu erreichen. Schnell stellte Spider fest, dass er einen instabilen Hang hinab gerutscht oder gestürzt sein musste, wie die Spuren zeigten. Die drei Männer vermuteten, dass der Bootsmann verschüttet worden war.

    EJ wollte sich der Bergungsmannschaft anschließen, die zusammengestellt wurde, um Buffer zu finden. Allerdings wurde sie von Mike zurückgehalten, der anordnete, dass sie die Brückenwache unterstützen solle. Charge, XO und Bomber setzten mit Bergungsgerät zur Insel über und schlossen sich den dort bereits auf sie wartenden Männern an. EJ blieb nur der Funkverkehr, den sie bang verfolgte.

    Es dauerte einige Zeit, in der die Mannschaft fieberhaft suchte, bis man ein Lebenszeichen von Buffer bekam. Es stellte sich heraus, dass er in einen unterirdischen Öltank gefallen war. Als man endlich die Luke gefunden und aufgestemmt hatte, war der Tank jedoch bis zum Rand mit Rohöl gefüllt.

    „Sir, wir haben ihn“, meldete Kate schließlich aufatmend, aber als der CO sich nach dem Zustand des Bootsmanns erkundigte, bekam er zunächst keine Antwort. EJ fing an zu zittern. Sie ahnte, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Es verging eine bange Minute des Wartens, bis sich XO wieder meldete.

    „Sir, wir haben Buffer zurück“, verkündete sie mit deutlicher Erleichterung und die gesamte Brückencrew atmete auf.

    Erst später erfuhr EJ, wie knapp es tatsächlich gewesen war. Buffer wäre fast im Rohöl ertrunken und hatte bereits keinen Puls mehr gehabt. Er konnte aber von Swain mit einigen kräftigen Schlägen auf den Brustkorb, die sein Herz wieder in Gang setzten, zurückgeholt werden. Bereits auf der Insel hatte er versucht, das Öl von seinem Körper zu bekommen, aber erst eine lange heiße Dusche befreite ihn von den Resten. Bei der anschließenden Untersuchung gestand er, dass er auf den Rücken gefallen war, als er im Öltank landete. Seine Weste hatte Schlimmeres verhindert, aber dennoch musste er sich in EJs Behandlung begeben.

    „Dass Du einfach nicht auf Deinen Rücken achtgeben kannst“, tadelte sie, als sie ihn vorsichtig untersuchte. „Du hattest unwahrscheinliches Glück.“

    „Ja, ohne das Team hätte ich das wohl nicht überlebt“, gab er zu. „Was ist, kriegst Du das wieder hin?“

    „Ein wenig Massage und Schonung, dann bist Du wieder so gut wie neu“, erklärte sie ihm. „Fangen wir am Besten gleich an.“

    „Sorry, das geht nicht, ich muss zu einer Besprechung. Später gerne.“

    „Also gut, aber Du kommst nicht drum herum, Buffer“, mahnte sie spielerisch.

    „Keine Sorge, ich drücke mich schon nicht davor. Ein wenig schmerzt der Rücken schon, das gebe sogar ich zu.“


    ***


    Auf der Insel waren neben einer alten Rohrleitung neue Rohre gefunden worden, die offenbar von der Pipeline der Ölgesellschaft zum Tank führten, der ein Relikt aus dem 2. Weltkrieg war. Damals wurde Penfold Island als geheimes Treibstoffdepot von Engländern und Australiern gleichermaßen genutzt. Eine Anfrage bei der Ölgesellschaft ergab allerdings, dass der Tank definitiv nicht von den Betreibern der Plattform benutzt wurde. NAVCOM kam ebenso wie Mike zu dem Schluss, dass hier unbefugt Öl abgepumpt wurde. Der Fall wurde jedoch an die Bundespolizei übergeben und die Hammersley bekam den Befehl, die Suche nach Belinda Lloyd fortzusetzen.

    Nav setzte nun ihre ganze Hoffnung darauf, die junge Frau zu finden, um sie nach den Umständen ihres Kidnappings zu befragen. Sie war der Überzeugung, dass dieselben Leute, die die beiden Kajakfahrer überfallen hatten, auch für den Tod von ET und den Öldiebstahl verantwortlich waren und hoffte, Licht in diesen Fall bringen zu können. Ihre Enttäuschung und ihr Schmerz waren groß, als man Belinda am Ende nur noch tot bergen konnte.


    ***


    Als Buffer am Abend nach dem Wachwechsel zu EJ kam, um sich seine Massage abzuholen, fuhr sie versonnen mit dem Finger sein Herz-Tattoo nach. Sie dachte daran, wie Bomber die Luft angehalten hatte, als sie zum ersten Mal die Tätowierung auf EJs Schulterblatt in voller Pracht gesehen hatte.

    „Oh, EJ, wie wunderschön!“, hatte sie ausgerufen, nachdem sie vorsichtig die Kompresse entfernt hatte. Dann hatte sie ihre Freundin in die Nasszelle geführt, sie vor den Spiegel gestellt und ihr einen Handspiegel hingehalten. „Hier, sieh selbst.“

    Durch die doppelte Spiegelung hatte EJ das Motiv richtig herum gesehen und es ungläubig angestarrt. Nun verstand sie, was Buffer damit gemeint hatte, als er sagte, es passe zu ihr. Auf ihrer Schulter erhob sich ein farbenprächtiger Phönix aus der Asche. Ein wahrlich passendes Motiv, wie auch Bomber fand.

    „Ich habe Dir noch gar nicht für das Tattoo gedankt“, meinte EJ nun, als sie nun das Massageöl in ihren Händen wärmte und dann anfing, seine verhärteten Muskeln zu lockern.

    Er erwiderte nichts darauf, sondern brummte nur wohlig. Schweigend arbeitete sie weiter, aber als sie fertig war und er sich aufsetzte, sah er sie ernst an.

    „Gefällt es Dir?“, fragte er vorsichtig.

    „Das kann man wohl sagen“, erwiderte sie strahlend. „Es ist wundervoll. Pauley ist wirklich ein Künstler.“

    „Allerdings, das ist er“, grinste er erleichtert. Nachdem sie das Tattoo nicht mehr erwähnt hatte, war seine Befürchtung, dass es ihr nicht zusagen würde, groß gewesen. Nun wusste er jedoch, dass er das richtige Motiv gewählt hatte. „Offenbar hab ich trotz meines Suffs Deinen Geschmack getroffen.“

    „Ja, das hast Du“, lachte sie. „Vermutlich hat Pauley Dir dabei geholfen.“

    „Soll ich ganz ehrlich sein? Ich weiß es nicht mehr ...“

    „Ach, Buffer, etwas weniger Alkohol würde Dir auch nicht schaden.“

    „Findest Du? Und stattdessen ...?“

    „Wer weiß?“

    Mit dieser kessen Bemerkung verließ sie den Raum und Buffer sah ihr schmunzelnd nach.


    ***


    HMAS Hammersley, 12:30 Uhr, Nachmittagswache, in der Nähe von Penfold Island


    Nachdem der Leichnam Belinda Lloyds den Behörden übergeben worden war, hatte die Hammersley den Befehl erhalten, die Küstenwache bei der Überwachung des Öltanks zu unterstützen. Der dort stationierte Posten meldete sich stündlich über Funk, aber bisher war der Pegelstand im Tank unverändert geblieben. Das Patrouillenboot blieb unterhalb des Horizonts, um die Leute, die das Öl abtransportieren würden, nicht vorzeitig zu warnen. Im Notfall würde man jedoch schnell genug vor Ort sein, um eingreifen zu können.

    Als sich der Wachposten nicht mehr zur festgelegten Zeit meldete, schickte der CO eines der Beiboote los, um nachzusehen. Die Crew fand den Mann erschlagen, ohne eine Spur des Täters. Als man die Insel jedoch durchforschte, traf man auf einen Fremden, der allerdings entkommen konnte. Die Crew wurde auf die Hammersley zurückbeordert, doch es stellte sich heraus, dass man die Nacht auf der Insel verbringen musste. Die einsetzende Ebbe hatte das Beiboot weit oberhalb der Wasserlinie auf Sand gesetzt und es gab keine Möglichkeit, es ins Wasser zurückzubringen.

    In der Nacht wurde Kate nach einem Ablenkungsmanöver, das die anderen vom Lager weglockte, überfallen. Der Angreifer war anscheinend nur auf einen Schlüsselbund aus, den der tote Wachposten zwischen seinen Sachen gehabt hatte, aber XO hatte in ihm Fulton Campbell erkannt, einen alten Bekannten, den die Crew der Hammersley in keiner guten Erinnerung hatte. Dieser konnte jedoch mit einem Jetski von der Insel fliehen und an eine Verfolgung war nicht zu denken.


    tbc.
    Geändert von Zeson (11.08.2013 um 21:26 Uhr)

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    Vielen Dank, Evaine und Galaxy, für Eure Treue und das "Danke".

    Ohne weitere Anmerkungen geht es jetzt weiter mit






    Kapitel 34: Monsterwellen


    HMAS Hammersley, 13:25 Uhr, Nachmittagswache, Arafura-See


    Die Hammersley befand sich auf Heimatkurs. Die Stimmung an Bord konnte fast ausgelassen genannt werden, nachdem die Öldiebe gefasst waren und dazu auch noch die mysteriösen Umstände von ETs Tod aufgeklärt werden konnten. Es hatte sich herausgestellt, dass dies alles miteinander in Zusammenhang stand.

    ETs ehemalige Arbeitgeber, die Robsens, hatten ihre kleine Firma, die exotische Fische und Korallen verkaufte und exportierte, als Tarnung dafür benutzt, um ungehindert das Öl aus der Hauptpipeline der Ölfirma zu leiten und profitabel zu verkaufen. Sie hatten Millionen damit gemacht, aber als Fulton Campbell in einem der Taucher, die nicht in dieses Geschäft eingeweiht waren, einen Marineangehörigen erkannte, befahlen sie ihm eiskalt, die gesamte Besatzung des Bootes zu töten. Er selbst war es gewesen, der die Luftmischung verändert und auf diese Weise die Taucher umgebracht hatte. Dieses Geständnis hatte Nav ihm entlockt und es war aufgezeichnet worden. Campbell hätte fast dasselbe Schicksal erlitten, da die Robsens auch in ihm letztendlich eine Gefahr gesehen hatten, aber die Besatzung der Hammersley hatte ihn in letzter Minute retten können.
    Durch die Aussage war man den Robsens, die EJ bei einer Überprüfung ihres Bootes sehr unsympathisch gefunden hatte, auf die Spur gekommen. Fulton hatte auch erklärt, wo das Öl an Land gepumpt wurde. So hatte man die Beiden schließlich auf frischer Tat ertappen können. Bei dieser Aktion fing das Öl jedoch Feuer und Simone Robsen kam darin um. Fast hätte es auch XO erwischt, aber Mike konnte sie gerade noch rechtzeitig aus den Flammen retten.

    Der Brückendienst verlief ruhig. Die ganze Mannschaft freute sich auf zwei Wochen Urlaub und man plante bereits, was man unternehmen wollte. Lediglich EJ und Buffer beteiligten sich nicht an den Diskussionen über die Vor- und Nachteile von Urlaubsorten und -arten.

    „Sir, ich empfange einen Notruf“, ließ sich RO plötzlich vernehmen. Er stellte auf Lautsprecher und man hörte eine leicht verzerrte männliche Stimme.

    „Mayday, Mayday, hier ist die Summerfly bei 10°40,12’ Süd, 138°48,36’ Ost. Mayday, Mayday ...“

    Summerfly, hier spricht die Hammersley von der australischen Kriegsmarine. Hören Sie mich?“, beantwortete RO den Notruf auf ein Nicken des CO hin.

    „Klar und deutlich, Hammersley. Gott sei Dank!“

    Summerfly, was ist der Grund für Ihren Notruf?“

    „Wir sind manövrierunfähig, Hammersley. Der Motor hat den Geist aufgegeben und wir können ihn nicht mehr in Gang bringen.“

    Summerfly, was tun Sie so weit hier draußen?“, mischte sich Mike nun ein.

    „Wir sind ein Fischerboot und haben gültige Lizenzen. Sie können das gerne nachprüfen, wenn Sie hier sind.“

    Mike wandte schmunzelnd den Kopf und sah Nav an.

    „Wie lange brauchen wir bis zu ihrer Position?“, fragte er.

    „Wir können in etwa 30 Minuten dort sein“, meinte sie mit einem Blick auf die Karte. „Sie liegt fast auf unserem Weg.“

    „In Ordnung, Summerfly, wir sind in ungefähr einer halben Stunde bei Ihnen“, wandte sich der CO wieder an das havarierte Boot.

    „Vielen Dank, Hammersley. Dann bis später“, antwortete die Stimme aus dem Äther.

    „Nav, setzen Sie Kurs auf das Fischerboot. Wollen wir doch mal sehen, was wir für sie tun können.“

    „Jawohl, Sir. Kurs 020, Maschinen 2 000“, ordnete sie an.

    „Kurs 020, Maschinen 2 000“, bestätigte EJ und gab die neuen Daten ein.

    „Enterteam bereit machen, Enterteam bereit machen“, gab XO an die Mannschaft durch.

    „Charge, Sie werden sich den Schaden mal ansehen“, meinte Mike.

    „Aye, Sir“, antwortete dieser und verließ die Brücke.

    „Nav, Sie leiten das Enterteam“, ordnete der CO an. „Sie waren schon länger nicht mehr dabei und es ist eine gute Übung“, kam er ihrem Protest zuvor. „Nehmen Sie 2Dads und Spider mit.“

    „Jawohl, Sir“, antwortete sie steif und ging ebenfalls nach unten. XO nahm ihren Platz an der Navigationskonsole ein.

    „Ich habe Radarkontakt, Sir“, vermeldete sie nach einer Weile. „Die Angaben stimmen fast genau, aber die Summerfly scheint bereits ein wenig abgetrieben zu sein.“

    „Gut zu wissen“, meinte Mike. „Es gibt also eine starke Strömung.“

    „Ja, Sir, sie ist auch vermerkt. Kein sonderlich angenehmes Gebiet, um manövrierunfähig zu werden.“

    Auf dem EOG war kurz darauf ein Boot australischen Typs zu erkennen, auf dessen Deck sich fünf Leute aufhielten und dem Patrouillenboot entgegen sahen.

    „Ahoi, Hammersley“, meldete sich der Skipper wieder über Funk. „Schön, Sie zu sehen.“

    „Das glaube ich Ihnen gerne“, antwortete Mike. „Wir schicken Ihnen ein Team hinüber. Unser Chefingenieur wird sich das ‘mal ansehen.“

    „Vielen Dank. Ich glaube aber nicht, dass er da viel machen kann. Ich habe selbst einen ganz brauchbaren Maschinisten an Bord.“

    „Nun, schaden kann es jedenfalls nicht. Hammersley over and out.“

    „Scheint was Ernstes zu sein“, wandte sich Mike stirnrunzelnd an Kate. „Vermutlich werden wir sie abschleppen müssen.“

    „Warten wir doch erst einmal Charges Urteil ab“, meinte sie.

    Dieses ließ allerdings nicht lange auf sich warten.

    Hammersley, hier Charge“, meldete er sich nach einer kurzen Untersuchung des Schadens. „Da ist nichts mehr zu machen. Die Maschine ist hinüber. Wir können sie nur noch in den nächsten Hafen schleppen.“

    „Verstanden, Charge. Bereiten Sie das Abschleppmanöver vor und kehren Sie dann auf die Hammersley zurück.“

    „Sir, ich schlage vor, die Fischer ebenfalls auf die Hammersley zu bringen“, gab Nikki durch. „Sie haben nicht mehr sehr viele Vorräte an Bord und auch mit dem Trinkwasser sieht es nicht sehr gut aus.“

    „Wie kommt das denn? Der Captain scheint doch eigentlich kompetent zu sein“, wunderte Mike sich.

    „Offensichtlich war der Fang nicht sehr ertragreich und sie sind deshalb weiter hinausgefahren, als sie ursprünglich vorhatten“, erklärte Nav.

    „Also gut, bringen Sie sie an Bord. Ich nehme an, sie hatten nicht mit einer Havarie gerechnet.“

    „Nein, Sir, mit Sicherheit nicht.“

    „Schön, beeilen wir uns ein wenig mit dem Manöver. Schließlich wollen wir nach Hause“, beendete der CO das Gespräch.

    Während Charge das Schlepptau vorbereitete, brachten Spider und 2Dads die Fischer auf das Patrouillenboot. Dann kamen sie zurück, um Charge und das Tau zur Hammersley zu bringen. Nav wollte die erste Steuerwache übernehmen und blieb zurück. Sie sah sich noch einmal unter Deck um, ob man auch nichts vergessen oder übersehen hatte.

    Auf der Hammersley löste das Radar plötzlich einen Alarm aus.

    „Was ...“ schreckte XO auf und schaltete um. „Sir, das ist das Wellenradar. Es zeigt eine besonders hohe Welle an, die auf uns zu kommt.“

    „Wie lange ...?“, fragte er alarmiert.

    „Nicht einmal mehr zwei Minuten bis zum Auftreffen“, informierte sie ihn und griff zum Mikrofon. „Thunder, hier Hammersley. Lassen Sie sofort das Schlepptau fahren und begeben Sie sich in Sicherheit. Ich wiederhole: Thunder, sofort das Tau fahren lassen und in Sicherheit begeben. Eine Monsterwelle kommt auf uns zu.“

    „Nav, hier Hammersley, hören Sie mich?“, rief Mike gleichzeitig Nikki über Funk.

    „Hier Nav, ich höre“, kam es mit leichten Störungen zurück.

    „Machen Sie sich sofort bereit, das Boot zu verlassen. Wir werden gleich von einer Monsterwelle getroffen. Machen Sie, dass Sie da rauskommen.“

    „Ich bin unter Deck, Sir. Ich weiß nicht, ob ich schnell genug nach oben komme ...“

    Thunder wird Sie abholen, Nav. Beeilen Sie sich.“

    „Ich versuche es, Sir.“

    Nikki befand sich im vorderen Laderaum, als sie die Warnung erhielt. Es befand sich kaum Fisch dort, dafür aber ein Durcheinander von Netzen und Schwimmkörpern. In ihrem Bestreben, so schnell wie möglich das Deck zu erreichen, verfing sich ihr Fuß in einem der Netze und es kostete sie wertvolle Zeit, bis sie sich wieder befreit hatte.

    Thunder, holen Sie Nav vom Boot“, befahl Flynn unterdessen, aber mit einem Mal erkannte er, dass die Zeit dazu nicht mehr reichen würde. Die Welle war inzwischen mit bloßem Auge erkennbar und türmte sich immer höher vor ihnen auf.

    „Verdammt“, fluchte er, „die ist mindestens 18 Meter hoch.“

    XO hatte eine Kursänderung bei voller Kraft befohlen, um nicht frontal, sondern in einem Winkel auf die Welle zu treffen, aber die Hammersley reagierte nur träge.

    „Festhalten, festhalten, festhalten“, warnte sie noch über Bordfunk, dann traf der Bug die Welle mit einem mörderischen Schlag. Das Schiff bäumte sich auf und der Rumpf ächzte unter der enormen Belastung. Für einen Moment ragte das Vorderteil der Hammersley über die Wellen empor, dann stürzte sie hinab und schlug auf dem Wasser auf. Alles, was nicht fest angeschraubt war, flog durch die Gegend. Auch einige Besatzungsmitglieder, für die die Warnung zu kurzfristig gekommen war, und vor allem die Fischer, die man an Bord genommen hatte, wurden herumgeschleudert.

    Auf der Brücke herrschte im ersten Moment nach dem Aufprall schockiertes Schweigen, dann brach hektische Betriebsamkeit aus.

    „Schadensbericht“, verlangte Mike.

    „Es wird kein Leck angezeigt“, war die erste Nachricht. „Allerdings stehen die Maschinen still.“

    „Der Funk ist teilweise ausgefallen“, vermeldete RO.

    „Das Radar funktioniert noch“, schloss Kate sich an.

    „EOG ist in Ordnung“, kam die nächste Meldung.

    „Ist jemand verletzt?“, fragte der CO besorgt. „EJ?“

    Die junge Frau schüttelte den Kopf. Ihr war klar, warum Mike ihr seine besondere Aufmerksamkeit widmete, aber außer ein paar Prellungen hatte sie nichts abbekommen und bestätigte ihm das auch.

    Buffer kam die Treppe heraufgeeilt.

    „Ist hier alles okay?“, fragte er besorgt.

    „Anscheinend hat die Hammersley den Kaventsmann glimpflich überstanden“, beruhigte ihn Mike.

    „Sir ... “, zögerte der Bootsmann. „Ich konnte weder von Thunder noch von der Summerfly etwas entdecken.“

    „Lassen Sie sofort das zweite Beiboot klarmachen und suchen Sie nach Thunder. Charge, Spider und 2Dads haben Schwimmwesten und damit eine Chance, das Ganze zu überleben“, befahl der CO. „RO, versuchen Sie, ob Sie die Summerfly erreichen.“

    Die beiden Angesprochenen nickten und Buffer eilte nach unten, um die Suche nach den vermissten Kameraden zu leiten. Robert fing sofort an, das Fischerboot zurufen, aber er bekam keine Antwort.

    „Nav, hier Hammersley, hören Sie mich?“, funkte Mike gleichzeitig die Navigatorin an. „Nav, bitte melden. Hören Sie mich?“

    Aber auch er bekam keine Antwort. Stattdessen meldete sich Buffer:

    „Bravo 82 an Charlie 82: Wir haben unsere Jungs gefunden. Es geht ihnen gut, aber Thunder treibt kieloben im Wasser.“

    „Hier Charlie 82. Setzen Sie eine Funkboje und kommen Sie zurück. Wir werden uns später um das Beiboot kümmern“, antwortete Mike und fuhr dann fort, Nikki anzufunken.

    Es dauerte nicht lange, bis Lightning wieder an Bord war. Charge ließ es sich nicht nehmen, zuerst nachzusehen, was für Schäden das Schiff erlitten hatte. Er nahm sich erst auf ausdrücklichen Befehl der X die Zeit, seine nasse Kleidung zu wechseln, und verschwand dann sofort im Maschinenraum. Seine Meldung von dort ließ alle aufatmen:

    „Sir, die Motoren haben auf den ersten Blick keine größeren Schäden erlitten. Allerdings kam die Notabschaltung zum Tragen. Ich werde aber trotzdem noch einmal alles gründlich überprüfen müssen.“

    „Tun Sie das, Charge, und bringen Sie sie wieder zum Laufen. Wir haben Nav und die Summerfly verloren und müssen so schnell wie möglich wieder manövrieren können.“

    „Ich tue mein Bestes, Sir“, antwortete der Chief.

    „Sir, soll ich eine Suchmannschaft zusammenstellen?“, fragte Buffer, der das inzwischen wieder ruhige Meer mit dem Fernglas nach Zeichen des Fischerbootes absuchte. „Ich meine, immerhin konnten wir bisher auch keine Trümmer finden ...“

    Mike und Kate wechselten einen besorgten Blick.

    „Ich glaube nicht, dass es viel Sinn hat, mit dem Beiboot zu suchen, solange wir nicht wissen, wie weit wir abgetrieben wurden“, meinte Mike.

    „Auf dem Radar ist nichts zusehen“, ergänzte XO tonlos. „Sie muss gesunken sein ...“

    „Sir, wenn Sie erlauben ...?“, mischte sich 2Dads ein, der soeben die Brücke betrat. Als der CO nickte und ihn zum Sprechen aufforderte, fuhr er zögernd fort: „Kurz bevor uns die Welle traf, sah ich, wie sie das Fischerboot erfasste und ... einfach umdrehte. Es schwamm für einen Moment kieloben, dann rollte die Welle darüber hinweg. Ja, und dann traf es uns ...“

    In der Stille, die seinen Worten folgte, erklang plötzlich eine undeutliche Stimme.

    „Nav an Hammersley, hören Sie mich? Hammersley ...?“

    „Hier Hammersley“, erwiderte der CO fassungslos. „Nav, wo sind Sie? Wir dachten, Sie wären ...“

    Hammersley, hier Nav. Ich bin in der Summerfly eingeschlossen. Und Sir ... ich glaube ... ich glaube, das Boot ist gesunken ...“


    tbc.
    Geändert von Zeson (14.08.2013 um 19:40 Uhr)

  6. Danke sagten:


  7. #44
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    An Evaine und Galaxy: Vielen Dank, meine Lieben, für's Knöpferldrücken (again ).

    Ich hoffe, meine Leserschaft ist in den Startlöchern, denn nun kommt die Auflösung, ob Nikki gerettet werden kann. Immerhin ist sie ja ab der vierten Staffel der Serie nicht mehr dabei ...

    Traut Ihr mir zu, dass ich sie dort unten sterben lasse? Das erfahrt Ihr jetzt in






    Kapitel 35: Rettung


    Fischerboot Summerfly, ca. 15:10 Uhr, Arafura-See


    Lieutenant Nikki Caetano setzte sich vorsichtig auf. Es war stockdunkel und sie tastete nach ihrer Stablampe. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie sich befand, aber dann fiel ihr alles wieder ein: das Fischerboot, die Warnung von der Hammersley, die Monsterwelle.

    Sie hatte es nicht mehr bis an Deck geschafft, zu schnell war der Kaventsmann heran gewesen. Er musste das Boot seitlich getroffen haben, denn plötzlich war sie herumgeschleudert worden und hatte sich gerade noch am Geländer des Niedergangs festhalten können. Die Luke nach oben hatte sich mit einem lauten Knall geschlossen und sie war von einem herumfliegenden Gegenstand am Kopf getroffen worden. Von da ab wusste sie nichts mehr, bis sie vor wenigen Augenblicken wieder aufgewacht war. Nun stellte sie im Licht der zum Glück funktionierenden Lampe fest, dass die Welt sich umgekehrt hatte. Sie saß an der Decke, also sozusagen auf der Unterseite des Decks, während sich über ihr der Boden befand. Das Boot bewegte sich nicht und die Geräusche, die von außen herein drangen, beunruhigten die junge Frau sehr. Sie saß im Feuchten, aber um sie herum war Luft.

    Als sie sich nun aufrichtete und ihre Situation zu prüfen begann, wurde ihr mit einem Mal bewusst, was sie geweckt hatte. Sie tastete nach dem Funkgerät.

    „Nav an Hammersley, hören Sie mich? Hammersley ...?“

    „Hier Hammersley“, bekam sie eine fassungslose Antwort des CO. „Nav, wo sind Sie? Wir dachten, Sie wären ...“

    "Hammersley, hier Nav. Ich bin in der Summerfly eingeschlossen. Und Sir ... ich glaube ... ich glaube, das Boot ist gesunken ...“

    Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. Erst in diesem Moment wurde ihr so richtig bewusst, dass sie sich vermutlich am Meeresboden befand, eingesperrt in ein Wrack, das nur durch einen Zufall eine Luftblase in sich eingeschlossen hatte.

    „Bitte, Sir, holen Sie mich hier raus“, flüsterte sie und sank entsetzt wieder zu Boden.


    ***


    HMAS Hammersley, 15:12 Uhr, Nachmittagswache, Arafura-See


    „Mein Gott“, murmelte Mike erschüttert. „Wir wissen noch nicht einmal genau, wo sich das Wrack befindet.“

    „Wir können nicht warten, bis wir Hilfe bekommen, Sir“, stellte XO fest. „Das könnte Stunden dauern. Wer weiß, wie lange der Luftvorrat reicht.“

    „Kann man nicht versuchen, es mit dem Echolot zu orten?“, fragte EJ. „Wir besitzen doch sogar ein Fächerecholot.“

    „Dazu müssen wir erst einmal wieder Maschinenkraft haben. Im Moment driften wir immer weiter ab.“

    „Soll ich nachsehen, ob ich Charge ...“

    „Nein, Seaman Walker, Sie gehen zu Swain und helfen ihm bei der Versorgung der Verletzten“, entschied der CO. „2Dads, übernehmen Sie das Ruder.“

    Mit einem knappen Nicken überließ sie ihren Platz dem Leading Seaman und ging hinunter in den Sanitätsraum, wo Bomber und Swain dabei waren, die Prellungen und Schnitte der Leute zu behandeln.

    „EJ, Du kommst gerade richtig“, wurde sie begrüßt. „Schau doch mal bitte nach Spiders Rücken.“

    „Der Aufprall auf dem Wasser ...“, erklärte Billy und verzog das Gesicht.

    Mit kundigen Griffen stellte EJ fest, dass die Wirbelsäule vermutlich nicht geschädigt worden war. Sie verordnete ihm Ruhe und empfahl ihm, zur Entlastung für eine Weile eine der gepanzerten Schutzwesten zu tragen.

    „Ich weiß, es hört sich blöd an, aber es ist das Einzige, was wir an Bord haben. Zu Hause musst Du Dich noch einmal genau untersuchen lassen.“

    „Ich hasse Krankenhäuser“, erwiderte er und sie lachte.

    „Macht nichts“, grinste sie und schickte ihn in die Koje.

    Swain nieste und hustete erbärmlich, war aber nicht bereit, selbst kürzerzutreten.

    „Ist doch nur eine Erkältung“, wehrte er mit verstopfter Nase ab. Man konnte kaum verstehen, was er sagte. „Zuerst müssen alle versorgt sein, dann kann ich mich immer noch ausruhen.“

    Als EJ kurz berichtete, was sich zugetragen hatte, wurde seine Miene ernst.

    „Und Nikki ist am Leben, bist Du sicher?“, fragte er.

    „Ich habe sie selbst gehört. Allerdings läuft uns die Zeit davon. Wenn wir nicht bald wieder ...“

    Wie auf ein Stichwort spürten sie plötzlich ein leichtes Vibrieren durch den Schiffsrumpf gehen.

    „Sie läuft wieder“, meinte Bomber erleichtert.

    Gemeinsam verarzteten sie den letzten Patienten, dann fragte EJ ungeduldig, ob sie wieder zur Brücke könne.

    „Geh nur schon, ich komme auch gleich nach“, schniefte Swain.

    „Ich geh dann mal die Kombüse aufräumen“, verkündete Bomber und zog ab.


    ***


    Als EJ oben eintraf, stellte sie fest, dass die Suchaktion bereits in vollem Gang war. Die Hammersley war auf Kurs der Koordinaten gegangen, wo man das Wrack der Summerfly vermutete. Der Funkkontakt zu Nav war zeitweilig unterbrochen gewesen, aber nun war sie wieder deutlich zu hören.

    „Wir sind auf dem Weg und werden Sie bald gefunden haben“, meinte Mike gerade in beruhigendem Tonfall.

    „Das wäre schön“, antwortete die Navigatorin betont forsch. „Ganz allmählich wird die Luft hier drin etwas stickig.“

    Der CO wechselte einen beunruhigten Blick mit Buffer.

    „Sobald wir Ihre Position haben, schicken wir Taucher nach unten. Die holen sie da raus, keine Sorge.“

    „Ähm, Sir“, warf EJ ein.

    „Ja, EJ? Sollten Sie nicht Swain helfen?“

    „Wir hatten Glück und niemand kam ernsthaft zu Schaden, Sir. Alle Verletzten sind bereits versorgt. Aber es gibt da ein kleines Problem ...“

    Sie achtete darauf, dass der Funkkanal geschlossen war, bevor sie weitersprach. Mit gehobener Braue blickte Mike sie an. EJ brauchte aber gar nicht erst weit auszuholen, da in diesem Moment Swain die Treppe heraufkam.

    „Wir haben momentan nur einen einsatzfähigen Taucher.“

    Ein kräftiges Niesen bestätigte ihre Hiobsbotschaft.

    „Auch das noch“, murmelte Flynn. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Swain, Sie suchen sich aber auch den unpassendsten Augenblick aus für Ihre Erkältung.“

    „Wenn ich es mir aussuchen könnte ...“, erwiderte der Steuermann verdrießlich und nieste erneut.

    „Ich schaffe das auch allein“, meldete sich EJ mit fester Stimme.

    „Kommt nicht infrage“, antwortete Buffer wie aus der Pistole geschossen. „Das ist viel zu gefährlich.“

    „Und wie willst Du, bitte schön, Nav da herausholen? Das geht nicht ohne Taucher“, hielt sie ihm vor.

    „Dann komme ich eben mit hinunter“, beharrte er hartnäckig.

    „Du hast keine Tauchausbildung, Buff. Mag sein, dass Du schnorcheln kannst, aber das hier ist etwas völlig anderes“, erwiderte sie aufgebracht. „Ich kann mich nicht auch noch um einen unerfahrenen Taucher kümmern, wenn ich Nikki retten will. Sei nicht albern!“

    „EJ“, donnerte Mike dazwischen. „Reißen Sie sich zusammen. Buffer hat recht, es ist zu gefährlich.“

    „Nicht, wenn ich an der Tauchleine bleibe. ET hat das auch gemacht, oder nicht? Trauen Sie beide mir das etwa nur deshalb nicht zu, weil ich eine Frau bin?“

    Dieser Vorwurf traf die beiden Männer und sie sahen sich an. Ihnen war bewusst, dass der Grund für ihre Bedenken ihre Angst um sie war. Schließlich nickte Mike.

    „Also gut, Sie gehen runter und holen Nav da raus. Aber ich warne Sie: keine eigenmächtigen Eskapaden ...“

    EJ nickte und bat dann Swain, ihr zu helfen. Gemeinsam verließen sie die Brücke.

    „Sind Sie sicher, dass Sie ihr das erlauben wollen?“, fragte Buffer leise.

    „Wir haben keine andere Wahl. Sie hat recht, wenn wir Nikki da rechtzeitig rausholen wollen, brauchen wir einen Taucher.“

    „Ich werde persönlich an der Tauchleine sein, Sir“, meinte der Bootsmann grimmig.


    ***


    HMAS Hammersley, 16:40 Uhr, erste Hundewache, Arafura-See


    EJ stand an der Reling der Hammersley und ließ die Ermahnungen des Bootsmannes über sich ergehen. Er bläute ihr ein, nur ja an der Leine zu bleiben und beim geringsten Anzeichen von Gefahr wieder aufzutauchen. Am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, weil sie eigentlich versuchte, sich auf den Einsatz zu konzentrieren, aber sie unterließ es lieber. Zusammen mit Swain hatte sie die Ausrüstung dreimal geprüft. Er hatte seine Erkältung verflucht und sie mehrmals gefragt, ob sie dieses Risiko wirklich eingehen wolle, aber sie hatte ihn nur angesehen und er hatte geseufzt.

    „Natürlich bist Du sicher. Und außerdem bist Du Nikkis einzige Chance.“

    EJ hatte sich auf der Brücke noch über Funk von Nikki Informationen über das Fischerboot geben lassen. Sie hatte der Navigatorin gesagt, dass sie nicht erschrecken solle, wenn sie die Luke öffnen und Wasser hereinströmen würde. Sie erklärte ihr, dass sie ein weiteres Atemgerät mitbringen würde, und Nikki teilte ihr mit, dass ET ihr beigebracht habe, wie man es benutzte.

    Endlich war das Wrack mittels Echolot geortet worden. Es lag in einer Tiefe von 19 Metern kieloben im Sand. Die Strömung machte EJ Sorgen, aber sie versuchte, sie so gut wie möglich einzuberechnen. Schließlich war es so weit. Sie sprang mit den Füßen voran ins Wasser und wartete dann, bis das zweite Atemgerät zu ihr herabgelassen worden war. Noch einmal prüfte sie den Sitz der Taucherleine, dann verschwand sie in der Tiefe.

    Zunächst konnte sie das Wrack nicht sehen, aber dann entdeckte sie es weit voraus. Die Hammersley war bereits wieder ein gutes Stück abgetrieben worden und EJ musste sich durch die Strömung kämpfen. Langsam näherte sie sich der Summerfly und erreichte sie schließlich. Es hatte sie aber mehr Zeit gekostet, als sie sich vorgestellt hatte. Zudem merkte sie nun, dass die Tauchleine trotz ihrer Länge von 100 Metern nicht ausreichte, um bis zu Nav vorzudringen. Kurz entschlossen löste sie die Leine und befestigte sie an der unten liegenden Reling des Fischerbootes. Dann tauchte sie hinab und schwamm ins Ruderhaus, wo sich die Luke befand, die ins Innere führte. Dort traf sie auf unerwartete Schwierigkeiten. Die Tür hatte sich verzogen und klemmte. Verzweifelt sah sie sich nach etwas um, das sie als Hebel benutzen konnte.


    ***


    Auf der Hammersley verfolgte der Bootsmann, wie sich die kleinen Luftblasen, die EJs Position verrieten, immer weiter vom Schiff entfernten. Mehr und mehr von der Tauchleine wurde von der Rolle abgewickelt, bis schließlich nichts mehr übrig war. Die Leine spannte sich ein wenig und er befürchtete, dass sie zu kurz wäre. Nun bat er im Stillen darum, dass EJ nicht auf dumme Gedanken käme und fast schien es so, als würde seine Bitte erhört. Dann aber hing die Sicherungsleine plötzlich wieder durch. Er ruckte probeweise daran und stellte fest, dass sie irgendwo festgemacht sein musste. Er ahnte Schreckliches.

    „EJ!“, schrie er entsetzt auf.


    ***


    „Komm, gemeinsam schaffen wir es“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme in ihrem Kopf. Die schattenhafte Gestalt eines Tauchers machte sich an der verzogenen Tür zu schaffen. Eilig kam EJ ihr zu Hilfe und tatsächlich konnten sie die Luke öffnen. Luftblasen stiegen auf, aber es waren längst nicht so viele, wie sie befürchtet hatte. Sie tauchte hinein und fand sich mit einem Mal im Trockenen wieder.

    „EJ, sind Sie das?, wurde sie gefragt und fand sich gleich darauf in einer erleichterten Umarmung wieder.

    „Alles in Ordnung, Ma’am?“, fragte sie.

    „Jetzt schon“, antwortete Nikki. „Und lassen Sie das „Ma’am“, bitte.“

    „Wie haben Sie es nur so lange hier ausgehalten?“, fragte EJ und sah sich staunend um. „Ich glaube, ich wäre verrückt geworden.“

    „Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich es nicht bin“, erwiderte Nav ein wenig verlegen. „Wissen Sie, ich habe mir nämlich eingebildet, dass ET hier bei mir ist.“

    „Aber das ist er“, lächelte EJ. „Sie haben es also auch gespürt.“

    „Wie meinen Sie das?“, fragte Nikki verblüfft.

    „Ohne ihn hätte ich diese Luke nicht öffnen können. Sie hatte sich verzogen“, erklärte EJ ernsthaft. „Erinnern Sie sich, dass ich es Ihnen schon einmal erklärt habe?“

    „Ja, daran erinnere ich mich gut. Ich dachte damals, Sie wollten mich quälen“, gab die Navigatorin zu. „Aber es scheint, als habe ich mich da geirrt ...“

    „Ja, allerdings. Ich wollte Sie nie verletzen. ET wird immer in Ihrer Nähe sein und Sie schützen. Das tut er auch jetzt. Und nun kommen Sie, wir müssen hier raus.“

    Sie half Nikki, die Sauerstoffflaschen umzulegen und prüfte noch einmal die ordnungsgemäße Funktion des Atemgeräts. Dann tauchte sie ihr voraus aus dem Schiffsrumpf und wartete, bis die Navigatorin zu ihr aufschloss. Nachdem sie die Tauchleine wieder von der Reling gelöst hatte, schwamm sie mit Nikki einige Meter in Richtung der Hammersley, bis sie genügend Leine übrig hatte, um auch die Navigatorin damit zu sichern. Schließlich begannen sie, sich allmählich zur Oberfläche zu bewegen. EJ merkte dabei, wie die Tauchleine langsam eingeholt wurde. Sie wurden immer näher an die Hammersley herangezogen, wobei EJ darauf achtete, dass sie nicht zu schnell aufstiegen. In der Nähe machte sie immer wieder den Schattentaucher aus, der sie begleitete. Mit einem Mal bemerkte sie jedoch, dass ihr Luftvorrat knapp wurde.

    „EJ, Du musst aufsteigen und Dir neue Flaschen geben lassen“, raunte die Stimme in ihrem Kopf. „Anschließend kommst Du wieder herunter und beendest die Routinesequenz. So wird Dir nichts geschehen.“

    „Und was ist mit Nikki?“, fragte sie gedanklich.

    „Ich bleibe bei ihr und werde es ihr erklären. Und nun beeil Dich.“

    EJ sandte einen fragenden Blick zu der Navigatorin und bedeutete ihr, dass sie auf dieser Tiefe bleiben solle, während sie selbst auftauchte. Nikki schien einen Moment in sich hineinzuhören und gab dann bestätigend das Okay-Zeichen.

    EJ löste sich von der Sicherungsleine und tauchte auf. Sie fand sich nicht mehr weit von der Hammersley entfernt und machte sich bemerkbar. Schnell hatte sie sich verständlich gemacht und tauschte die verbrauchten Flaschen gegen neue aus, die ihr vom Schiff herabgelassen wurden. Dann tauchte sie wieder hinab zu Nav und sicherte sich erneut. Gemeinsam beendeten sie das langsame Auftauchmanöver. Kurz bevor sie die Wasseroberfläche durchbrachen, warf EJ noch einen letzten Blick auf die schattenhafte Gestalt, die nun in den Tiefen des Ozeans verschwand.

    „Das erzählen wir aber nicht den anderen“, meinte Nav ernst, nachdem sie das Mundstück ausgespuckt hatte. „Das bleibt unter uns.“

    „Es würde uns sowieso niemand glauben“, lächelte EJ.

    Sie ließen sich von ihren Kameraden ins Beiboot helfen, das schon auf ihr Auftauchen gewartet hatte. An Bord der Hammersley wurde Nikki sofort von Swain zur Untersuchung entführt, während EJ sich um ihre Ausrüstung kümmerte. Es war ein tolles Gefühl, zu wissen, dass sie der Navigatorin das Leben gerettet hatte. Auch, wenn dieser Verdienst nicht nur ihr allein zukam, aber das wusste ja sonst niemand.



    tbc.

  8. Danke sagten:


  9. #45
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    Meine beiden treuen "Bekenner" Evaine und Galaxy, ich danke Euch für Eurer Durchhaltevermögen. Auch an die "anonymen Alko ..." ähm, ich meine natürlich "... Leser", geht mein Dank. Es ist toll, zu sehen, wie viele doch an der Geschichte interessiert waren, auch ohne etwas dazu zu bemerken oder sich auch nur zu outen.

    Nun sind wir schon fast am Ende angelangt. Ich gebe es zu, dies ist bisher meine längste Story geworden, sie ist vom Umfang her eigentlich schon fast ein Buch. Umso mehr freut es mich, dass ich sie hier mit Euch teilen durfte.

    Weiter geht's also mit






    Kapitel 36: Zusammen


    HMAS Hammersley, 19:40 Uhr, zweite Hundewache, Arafura-See


    Lächelnd und vor sich hin pfeifend stellte EJ die Sauerstoffflaschen zur Neubefüllung bereit und fing an, sich aus dem Tauchanzug zu schälen, als ein Schatten auf sie fiel.

    „Seaman Walker“, donnerte die Stimme des Bootsmanns über das Deck.

    Sie drehte sich um und stand automatisch stramm. Buffer hatte sich mit in die Seiten gestemmten Fäusten vor ihr aufgebaut und funkelte sie aufgebracht an.

    „Sir“, sagte sie respektvoll. Sie wusste, was nun auf sie zukommen würde und wappnete sich dagegen.

    „Verdammt nochmal, was sollte das?“, brüllte Buffer sie da auch schon an. „Hatten Sie nicht ausdrückliche Anweisung, die Sicherungsleine auf keinen Fall zu lösen?“

    „Ja, Sir“, antwortete sie leise.

    „Und hatten Sie nicht Befehl, den Tauchgang bei der geringsten Schwierigkeit abzubrechen?“, tobte er weiter.

    „Ja, Sir, obwohl ...“

    „Was?“

    „Obwohl ich das eher als eine Empfehlung, und nicht als einen Befehl empfunden habe“, meinte sie mit einem leichten Lächeln in den Mundwinkeln.

    „Finden Sie das etwa komisch?“, schäumte er.

    „Nein, Sir“, erwiderte sie ernsthaft. Sie sah, wie sich ihre Kameraden im Hintergrund versammelten. Auch Mike gesellte sich dazu und seine Miene verhieß ebenfalls nichts Gutes.

    „Darf ich etwas zu meiner Verteidigung anbringen, Sir?“, fragte sie vorsichtig und sah den Bootsmann offen an. Als er nickte, fuhr sie fort: „Durch meine Missachtung eines Befehls wurde Lieutenant Caetano gerettet. Zählt das nichts?“

    Sie sah, wie er keuchend den Atem einsog. In seinen Augen stand plötzlich eine tiefe Verzweiflung. „Gott verdammt, Ihr hättet beide da unten sterben können“, stieß er hervor. „Wie hätte ich denn ...“
    Mit diesen Worten drehte er sich abrupt um und ließ sie stehen. Er eilte mit großen Schritten an seinen Kameraden vorbei, die ihm eilig Platz machten. Mike kam herüber zu EJ.

    „Er hat völlig recht, weißt Du“, teilte er ihr ernst mit. „Allerdings muss ich auch Dir zustimmen. Ohne Dich wäre Nikki jetzt vermutlich bereits tot.“

    „Ich konnte nicht anders, Sir. Die Zeit wurde knapp.“

    „Ich weiß, EJ. Und nun geh ihm schon nach ...“

    Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu und ging dann langsam dem Bootsmann hinterher. Sie beachtete kaum die Pfiffe und erstaunten Ausrufe, die ihr folgten. Sie galten ihrem Tattoo, das die anderen nun zum ersten Mal zu sehen bekamen. EJ hatte ganz vergessen, dass sie bereits aus dem oberen Teil des Tauchanzuges geschlüpft war und der Schwimmanzug die Tätowierung nicht verdeckte. Mike betrachtete den aufsteigenden Phönix und dachte bei sich, dass Buffer nichts Passenderes hätte aussuchen können.

    EJ fand Buffer auf dem Vorderdeck. Er hatte sich auf die Reling gestützt und versuchte offensichtlich, seine Fassung wieder zu erlangen. Als sie auf ihn zu trat und eine Hand auf seinen Arm legte, fuhr er herum. Einen Moment starrte er sie an, dann riss er sie in eine heftige Umarmung.

    „EJ“, stöhnte er auf. „Wenn ich Dich verloren hätte ...“ Er presste seinen Kopf in ihre Halsbeuge und sie spürte, wie ihm Tränen über das Gesicht liefen. „Als die Leine nicht mehr nachgab ... ich hatte solche Angst um Dich ...“

    „Ist ja gut, es ist nichts passiert“, murmelte sie beruhigend. „Mir wird nie etwas geschehen beim Tauchen ...“

    Langsam hob er den Kopf und sah sie forschend an.

    „Wie meinst Du das?“, fragte er erstaunt.

    „Sagen wir es einmal so: Ich habe wohl einen Schutzengel“, erklärte sie ihm.

    Nach einem langen Blick nickte er schließlich.

    „Ich glaube Dir“, meinte er ernst. „Aber bitte, mach so etwas nie wieder mit mir. Damit bringst Du mich frühzeitig ins Grab.“

    „Versprochen“, sagte sie lächelnd und schmiegte sich an ihn. Er hielt sie so fest in seinen Armen, als wolle er sie nie wieder loslassen, und es fühlte sich unglaublich gut an. So geborgen hatte sie sich seit ihrer Kindheit nicht mehr gefühlt.

    „Meine kleine Lillifee“, murmelte er. „Du darfst mich nie verlassen. Wenn Du das tust, verurteilst Du mich damit zum Tod.“

    Plötzlich schossen ihr die Tränen in die Augen und sie schluchzte auf.

    „Was denn?“, fragte er bestürzt. „Was habe ich denn Falsches gesagt? Ist es, weil ...“

    Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein ... nein, es ist nur ... So hat mich zuletzt mein Vater genannt ...“

    „Wie? Lillifee? Soll ich Dich lieber nicht ...?“

    „Doch ... doch, Du darfst mich gerne so nennen, wenn Dir das gefällt. Es hat mich nur an ihn erinnert. Es ist schon so lange her, aber ... ich habe eben noch gedacht, dass ich mich in Deinen Armen ebenso geborgen fühle wie damals in seinen ...“

    Sie legte den Kopf an seine Schulter und seufzte auf.

    „Heißt das, Du bleibst bei mir?“, fragte er leise.

    „Ich denke schon ...“, lächelte sie glücklich.

    Sie fühlte seine Lippen an ihrer Schläfe und hob den Kopf. Langsam neigten sie sich einander zu, bis ihre Lippen sich trafen. In diesem Moment waren die Vorschriften völlig vergessen. Keiner der beiden dachte daran, dass sie auf dem Vorderdeck für jedermann gut sichtbar waren.


    ***


    Auf der Brücke standen Mike und Kate nebeneinander und sahen hinab.

    „Na endlich“, murmelte der CO vor sich hin. „Wurde auch Zeit.“

    „Nanu, seit wann befürwortest Du einen solchen Verstoß gegen die Regeln?“, wunderte sich Kate leise.

    „Seit es keinen Unterschied mehr macht“, antwortete ihr Mike ebenso leise. „Buffers Versetzungsgesuch wurde von NAVCOM angenommen.“

    „Dann bekommen wir also nach dem Urlaub einen neuen Bootsmann“, nickte die XO.

    „So sieht es aus“, bestätigte Mike. „Und aus diesem Grund hat hier niemand etwas gesehen ...“

    „Ich verstehe“, lächelte Kate.


    ***


    Auf dem Vorderdeck lösten sich EJ und Buffer langsam wieder voneinander und sahen sich verträumt an.

    „Ich glaube, wir waren gerade ein wenig unvorsichtig“, stellte sie sanft fest. „Immerhin bist Du mein Vorgesetzter.“

    „Nicht mehr lange“, grinste er. „Ich lasse mich auf ein anderes Schiff versetzen.“

    „Ach, einfach so, ohne mich zu fragen?“, erwiderte sie trocken.

    „Aber ... aber ich dachte, das wäre in unserem Interesse ...“

    Sein erschrockenes Gesicht brachte sie zum Lachen.

    „Natürlich ist es das, aber es macht einfach Spaß, Dich ein wenig aufzuziehen.“

    „Mit Dir hab ich mir ja was eingefangen“, seufzte er gespielt verzweifelt. Dann aber lächelte er breit und umfasste ihre Hüften.

    „Komm, noch einen Kuss, dann müssen wir wieder zu den anderen gehen.“


    ***


    Auf der Brücke pfiff 2Dads zwischen den Zähnen.

    „Nun seht Euch mal die beiden an“, grinste er.

    „Wen denn, Seaman Kosov-Meyer?“, fragte der CO mit einem drohenden Unterton.

    „Na, Buffer und ...“ Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er einen Blick auf seinen Vorgesetzten warf. „Ähm, niemanden, Sir. Ich sehe niemanden ...“ stotterte er.

    „Das möchte ich Ihnen auch geraten haben“, erwiderte Mike und verkniff sich ein Schmunzeln.


    ***


    An Deck wandten sich Buffer und EJ nach achtern. Dabei gingen sie eng umschlungen, bis sie das Heck erreichten. Dort lösten sie sich voneinander und gingen zum Alltag über. Obwohl jeder zu wissen schien, was auf dem Vorderdeck geschehen war, ließ keiner ihrer Kameraden auch nur eine Andeutung fallen. Es schien fast so, als würden alle den beiden ihr Glück von Herzen gönnen.


    ***


    HMAS Hammersley, 15:35 Uhr, Nachmittagswache, Heimathafen Cairns


    Es war ein fröhlicher Abschied, obwohl allen bewusst war, dass einige Kameraden nach dem Urlaub nicht zurück auf die Hammersley kommen würden. Nikki hatte sich entschlossen, die Navy zu verlassen. Sie hatte ein Angebot einer Reederei von Kreuzfahrtschiffen angenommen und würde in Zukunft Luxusliner navigieren. Buffer wusste noch nicht, auf welches Schiff er versetzt würde, aber es war ihm im Moment auch völlig egal. Er hatte vor, den Urlaub mit EJ zu verbringen und die Zukunft zu planen. Nach ihren Plänen hatte er sie allerdings noch nicht gefragt. Spiders Versetzung führte ihn auf eine Fregatte. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte, und hatte ein wenig Angst davor, auf einem Schiff mit so vielen Leuten zu dienen. Andererseits eröffneten sich ihm dadurch viele Möglichkeiten.

    Man beschloss, sich noch einmal auf einen Lebewohl-Drink zu treffen, bevor man sich endgültig trennte. Selbst Mike und Kate, die sich sonst bei diesen Gelegenheiten ein wenig zurückhielten, waren dabei. Es wurde ein alkoholreicher und ausgelassener Abend. Buffer hielt sich erstaunlicherweise zurück, was das Trinken anbelangte. Als EJ ihn danach fragte, meinte er grinsend, er hoffe auf das „Wer weiß“.

    Nach einem bewegenden Abschied brachte Buffer EJ am Ende auf seinem Motorrad nach Hause. Als sie abstieg und in Richtung des Appartementhauses ging, während er abwartend sitzen blieb, drehte sie sich zu ihm um. „Kommst Du?“, fragte sie nur und sein unsicherer Blick erhellte sich.

    „Bist Du sicher?“

    „Ist der Papst katholisch?“, meinte sie nur ironisch, und leise lachend parkte er die Maschine und folgte ihr.


    ***


    Als EJ nach einer traumhaften Nacht erwachte, fand sie das Bett neben sich kalt und leer. Leise Enttäuschung wollte sich in ihr breitmachen, bis sie das Klicken ihrer Wohnungstür und leises Gemurmel vernahm. Lächelnd legte sie sich zurück und harrte der Dinge, die kommen würden. Nach einer Weile wurde die Tür des Schlafzimmers vorsichtig geöffnet und Buffer balancierte ein großes Tablett herein.

    „Guten Morgen, mein Schatz“, sagte er, als er bemerkte, dass EJ wach war.

    „Guten Morgen. Was für eine Überraschung“, lächelte sie ihn an. Auf dem Tablett befanden sich zwei Becher Kaffee, Teller und Besteck, frische Croissants, Butter, Marmelade und zwei Gläser mit Orangensaft. „Wo hast Du das denn alles aufgetrieben?“ Sie wusste sicher, dass sie außer Kaffee und Marmelade nichts im Haus gehabt hatte, da sie gestern noch nicht zum Einkaufen gekommen war.

    „Ich war eben mal kurz weg“, erklärte er und gab ihr einen Kuss. „Sag mal, meinst Du, Du könntest Deinen Wachhunden hier beibringen, dass ich jetzt zu Dir gehöre? Heute Morgen war jemand anderes da als gestern Abend und nur die Videoaufzeichnung, die gezeigt hat, dass ich mit Dir zusammen hergekommen bin, konnte ihn davon überzeugen, mich einzulassen.“

    EJ musste über sein leicht frustriertes Gesicht lachen. Bei seinen Worten hatte sie ein warmes Gefühl durchströmt. Ja, er gehörte zu ihr, dachte sie.

    „Was hältst Du davon, wenn wir uns eine andere Wohnung suchen? Die Wachhunde brauche ich jetzt nicht mehr.“

    Buffer lächelte sie glücklich an.

    „Tolle Idee“, strahlte er. „Hab ich Dir schon einmal gesagt, wie sehr mir die Worte „wir“ und „uns“ im Zusammenhang mit Dir gefallen?“

    „Und hab ich Dir eigentlich schon mal gesagt, wie sehr ich Dich liebe?“, erwiderte sie und zog ihn zu sich, bis sich ihre Lippen trafen.






    So, eigentlich ist meine Geschichte um Buffer und EJ hier zu Ende. Sie haben endlich zusammengefunden, und das ist es ja, was die meisten Leser so lieben: Es gibt ein Happy End.
    Allerdings interessiert es die Kenner der Serie bestimmt, wie es danach weiter geht ... Nun, eine weitere Geschichte mit den beiden ist nicht geplant, aber ich habe mir dennoch Gedanken um ihre Zukunft gemacht. Daher gibt es am Sonntag noch einen abschließenden Epilog. Ich hoffe, Ihr haltet bis dahin noch einmal durch ...

  10. Danke sagten:


  11. #46
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    Es bleibt wohl endgültig bei Euch beiden, Evaine und Galaxy. Ich kann Euch nur meinen allerherzlichsten Dank zukommen lassen dafür, dass Ihr mir so die Treue gehalten habt. Außerdem finde ich es sehr traurig, dass von den vielen Mitlesern sich niemand dazu durchringen konnte, wenigstens ein "Danke" zu hinterlassen. Nun ja, kann man nichts machen.

    Nun aber zu meinem allerletzten Kapitel dieser Geschichte, dem






    Kapitel 37: Epilog


    5 Jahre später, Cairns, Esplanade Lagoon


    EJ saß auf der Picknickdecke und sah verträumt hinüber zum Strand, wo Mike und Pete mit den Kindern eine Sandburg bauten. Dieses „Familientreffen“, an dem die ehemaligen Besatzungsmitglieder der HMAS Hammersley teilnahmen, sofern sie es einrichten konnten, fand nun bereits zum dritten Mal statt. Heute war es Dylan „Dutchy“ Mulholland gewesen, der absagen musste. Er war derzeit im Nahen Osten im Einsatz und hatte keinen Heimaturlaub bekommen. Dutchy hatte damals Buffer als Bootsmann der Hammersley abgelöst.

    In den letzten fünf Jahren war viel geschehen. EJ erinnerte sich daran, wie seltsam es gewesen war, als Buffer nicht mehr auf der Hammersley war. Auch Nikki und Spider hatten ihr gefehlt. Es war eine neue Rekrutin an Bord gekommen, und da nur zwei Kabinen für die weiblichen Besatzungsmitglieder zur Verfügung standen, hatte sich EJ bereit erklärt, in Kates Kabine umzuziehen, obwohl sie nicht zur Kommandoebene gehörte. Die Neue, Jessica Bird, zog zu Bomber. Damals hatte die Freundschaft zwischen Kate und EJ ihren Anfang genommen.
    Sie hatten sich zwar recht schnell an den neuen Bootsmann gewöhnt, aber der schien ein kleines Problem mit Frauen in den Diensten der Navy zu haben. Er verhielt sich ein wenig zu fürsorglich und schien so etwas wie einen Beschützerreflex zu haben. Das führte zu unübersehbaren Spannungen zwischen ihm und der XO, die darauf bestand, dass jeder an Bord, ob Mann oder Frau, zum Dienst auch an der Waffe befähigt war. Erst viel später entwickelte sich aus gegenseitigem Respekt so etwas wie Kameradschaft.

    Als Mike seiner Beförderung und der daraus resultierenden Stelle bei NAVCOM nicht mehr entgehen konnte, ergriff EJ die Gelegenheit und ersuchte ebenfalls um Versetzung an Land. Sie war es leid, dass Buffer und sie sich kaum einmal sahen. Meist war er auf See, wenn sie an Land war und umgekehrt. Selbst ein gemeinsamer Urlaub war kaum möglich. Zwar schrieben sie sich regelmäßig und telefonierten auch oft, aber sie hatte einfach Sehnsucht nach ihm.

    Commander Steve Marshall wurde von Commander Maxine White, einer alten Bekannten Mikes, abgelöst. Über 17 Jahre lang war Mike der Meinung gewesen, dass Maxines Sohn Ryan nur sein Patenkind wäre, aber dann stellte sich heraus, dass er in Wirklichkeit Ryans Vater war. Das war nicht nur für ihn, sondern auch für Kate ein Schock gewesen.

    Inzwischen waren Mike und Kate verheiratet, was von allen Freunden ausnahmslos mit einem „Na endlich!“ kommentiert worden war. Sie hatten die Feier in kleinem Rahmen abgehalten, ebenso wie Buffer und sie selbst. Sie erinnerte sich mit einem Schmunzeln daran, wie Mike eines Morgens an ihrem Schreibtisch vorbeigegangen und sie gegrüßt, dann aber gestutzt hatte und noch einmal zurückgekommen war. Er hatte mit einem Stirnrunzeln das nun deutlich längere neue Namensschild vom Tisch genommen und sie fragend angesehen.

    „Warum weiß ich nichts davon?“, hatte er sie sichtlich enttäuscht gefragt.

    „Weil ich Dich überraschen wollte. Zur Feier bist Du selbstverständlich eingeladen“, hatte sie verschmitzt geantwortet. „Aber Du weißt ja, wie das ist: Man kann schlecht planen, wenn der eine immer auf See ist ...“

    „Damit willst Du sagen, dass Ihr die Gelegenheit beim Schopf gepackt habt?“

    „Ja, Mike. Es bot sich an, weil Pete zwei Tage Landurlaub mitten in der Woche hatte. Das Aufgebot hatten wir schon vor Wochen bestellt ...“

    „Ich verstehe“, hatte er gemurmelt und das Schild, auf dem nun der Name „Leading Seaman E. J. Walker-Tomaszewski“ prangte, wieder zurückgestellt. „Ich gratuliere. Wurde aber auch Zeit“, hatte er noch mit einem Schmunzeln hinzugefügt.

    Zur Feier hatten sie nur einige Kameraden vom Schiff und Petes Familie eingeladen. Die zwei Wochen Urlaub, die der Hochzeitsfeier folgten, genossen beide sehr. Danach war jedoch schnell der Alltag wieder eingekehrt und EJ hatte beschlossen, ihre medizinische Ausbildung zu vervollständigen. Sie begann ein Studium, das sich nun allmählich dem Abschluss näherte. Sie hätte es bereits beenden können, aber dann war etwas dazwischen gekommen. Der Grund für die Verzögerung tobte soeben mit seinem Vater durch den Sand.

    EJ sah auf, als ein Schatten auf sie fiel.

    „Kate, komm, setz Dich zu mir“, meinte sie lächelnd.

    „So nachdenklich?“, fragte die Angesprochene und setzte sich neben EJ auf die Decke.

    „Ich musste an früher denken, wie alles angefangen hat“, seufzte EJ.

    „Ja, es war eine tolle Zeit auf der Hammersley damals“, lächelte Kate. „Wusstest Du, dass ich zuerst gar nicht auf ein Patrouillenboot wollte?“

    „Nein, das hast Du mir noch nie erzählt“, staunte EJ. „Was war der Grund?“

    „Nun ja, zum einen dachte ich, man könnte auf so einem kleinen Boot keine Karriere machen. Und außerdem war Mike der CO ...“

    „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht war für Dich.“

    „War es auch nicht. All die Jahre ... so nah und doch so fern.“

    „Obwohl die Vorschriften schon ihre Berechtigung haben“, meinte EJ und dachte mit Schaudern an Seaman Jones.

    „Haben sie. Das macht es aber nicht einfacher.“

    „Und als Mike dann wieder zurück auf die Hammersley kam, war es noch schlimmer, oder?“ EJ nickte verstehend. „Das muss echt frustrierend gewesen sein.“

    „Du kannst Dir nicht vorstellen, wie sehr. Ich habe ja sogar versucht, einen Schlussstrich zu ziehen ...“

    Für einen Moment schwiegen beide und dachten an den SAS Captain Jim Roth.

    „Ist es nicht schön, dass Sally Blake und Chloe auch dieses Jahr wieder hier sind?“, wechselte Kate dann das Thema.

    „Ja“, lächelte EJ. „Sie werden in uns immer eine Familie haben, nicht wahr?“

    Dann sah sie sich weiter um.

    „Eigentlich ist es fast wie früher, findest Du nicht? Die Männer bedienen den Grill, wir Frauen genießen es, uns um nichts kümmern zu müssen ...“

    “... gute Freunde und Kameraden um sich herum ... ja, das war wirklich eine tolle Idee von Dir.“

    „Ach, Du weißt doch selbst, dass dieses Treffen eigentlich ein Selbstläufer ist.“

    Tatsächlich hatte es sich einfach ergeben. Nach Kates und Mikes Hochzeit hatte es nicht lange gedauert, bis sich Nachwuchs ankündigte. Beide hatten so früh wie möglich ein Kind gewollt, auch wenn es Kates Karriere nicht sonderlich zuträglich gewesen war. Zu ungefähr der gleichen Zeit hatte EJ sich unwohl gefühlt und war zum Arzt gegangen. Dieser hatte ihr zu ihrer großen Überraschung mitgeteilt, dass sie ebenfalls schwanger war. Zuerst hatte sie es nicht glauben können, war ihr doch vor Jahren versichert worden, dass eine weitere Schwangerschaft so gut wie ausgeschlossen werden könne. Pete war ganz aus dem Häuschen gewesen und hätte sie am liebsten in Watte gepackt. Er hatte Mike dazu verdonnert, ganz besonders auf EJ zu achten, solange er selbst auf See war. Der arme Mike hatte sich also gleich um zwei Frauen kümmern müssen.

    Die beiden Jungen wurden in derselben Woche geboren. Es bot sich also an, die Taufe gemeinsam zu feiern. Dazu war dann nicht nur die Verwandtschaft, sondern die gesamte alte Crew eingeladen worden. Den Kameraden hatte dieses Zusammentreffen so gut gefallen, dass man es im nächsten Jahr wiederholte, und es sah so aus, als würde es sich zu einer Tradition entwickeln ...

    Lächelnd sahen die beiden Frauen Mike und Pete entgegen, die völlig erschöpft taten und sich neben ihre Frauen fallen ließen.

    „Wow, was haben die beiden für eine Energie“, seufzte Mike.

    „Ich glaube, wir werden alt“, fügte Pete grinsend hinzu.

    „Wo habt Ihr sie denn gelassen, die beiden Räuber?“, fragte Kate lachend.

    „Ihre Patentanten haben sich erbarmt“, erklärte Buffer und deutete hinüber zum Strand. Dort spielten Sally und Nikki mit Chloe und den beiden kleinen Jungen Ball.

    EJ musste lächelnd daran denken, wie ergriffen die beiden Frauen gewesen waren, als sie gebeten wurden, Patinnen zu sein. So wurde Sally Blake die Patin des kleinen Christopher Flynn und Nikki die von Joshua Tomaszewski. Mike war Joshs Pate und Pete der von Chris. Sie hatten gar nicht großartig darüber diskutieren müssen, es war allen selbstverständlich erschienen.

    „Chloe ist ganz vernarrt in Chris“, stellte Mike fest. „Er scheint für sie so etwas wie der kleine Bruder zu sein, den sie nie bekommen hat.“

    „Es ist zumindest ein Ausgleich“, bemerkte Kate versonnen. „Und wer weiß schon, ob uns beiden noch ein weiteres Kind vergönnt ist ...“

    Liebevoll sahen die beiden einander in die Augen.

    „Wir können es ja immerhin versuchen“, lächelte Mike.

    „Das tun wir auch“, meinte Pete grinsend.

    „Ich befürchte allerdings, dass es bei einem Wunder bleibt“, seufzte EJ. Sie war dem Schicksal immer noch dankbar, dass es den kleinen Josh gab, das „kleine Wunder“, mit dem niemand mehr gerechnet hatte. Er sah seinem Vater ähnlich, hatte aber die Augen seiner Mutter geerbt.

    „Seht mal da drüben“, bemerkte Mike plötzlich und deutete zum Grill, den Charge eifersüchtig bewachte. Rebecca und Leo waren zu ihm getreten und schienen mit ihm zu diskutieren. Erst nach einer Weile entdeckte EJ, was Mike gemeint hatte und pfiff durch die Zähne.

    „Bomber und 2Dads? Meinst Du, sie kommen wieder zusammen?“, kommentierte sie ungläubig die Szene. Die beiden hielten sich tatsächlich bei den Händen.

    „Warum nicht? So allmählich werden sie erwachsen“, grinste der ehemalige CO.

    „Hmmm ...“, war Kates einzige Bemerkung dazu.

    „Ich hab gehört, dass Charge auch wieder jemanden kennengelernt hat“, erzählte Pete. „Er sieht ziemlich glücklich aus.“

    „Na, aber hoffentlich nicht wieder im Internet“, lachte EJ.

    „Nein, diesmal richtig. Sie hat anscheinend eine Pension in der Bergbau-Siedlung, in der er jetzt lebt.“

    „Ich gönne es ihm. Und jetzt, wo er an Land arbeitet, hat so eine Beziehung auch eine Chance.“

    „Ja, nicht jeder Seemann hat so verständnisvolle Frauen wie wir“, bestätigte Mike grinsend.

    „Oder so verständnisvolle Ehemänner“, konterte Kate.

    Seit sie zum Lieutenant Commander befördert worden und nun CO auf der Hammersley war, litt ihr Privatleben ein wenig. Es störte sie, ihren Sohn nur so selten zu sehen. Allerdings wusste sie ihn in den treu sorgenden Händen ihres Mannes und ihrer Freundin gut aufgehoben. Sie wusste auch, dass sie nicht ewig auf See bleiben würde. Nur noch wenige Jahre, dann würde sie einen Posten bei NAVCOM annehmen und an Land bleiben.

    EJ hingegen wusste, dass sie Pete immer mit dem Meer würde teilen müssen. Sie konnte sich auch gar nicht vorstellen, ihn in einem zivilen Beruf zu sehen. Ihr Buffer und die See - das gehörte nun einmal zusammen. Daher war sie nun ziemlich erstaunt, als er sie ernst ansah.

    „EJ, ich weiß, wir haben nie darüber gesprochen ...“, fing er an.

    Aufmerksam und leicht beunruhigt blickte sie ihm in die Augen.

    „Was ist los, Pete? Du bist plötzlich so ... feierlich, könnte man fast sagen ...?“

    „Ich habe nachgedacht. Über uns, unsere Situation, unser Privatleben ...“

    „Und?“, hakte sie besorgt nach.

    „Weißt Du, ich finde es nicht gut, dass wir immer so lange getrennt sind. Ich bekomme kaum mit, wie Josh aufwächst ...“

    „Aber ... ich würde auch viel lieber öfter mit Dir zusammen sein, Pete. Ich verstehe nur nicht ...?“

    Ratlos sah sie ihn an. Er hob die Hand und strich ihr sanft über die Wange.

    „Was meinst Du, soll ich nicht lieber an Land bleiben?“

    „Ja, aber ... wie meinst Du das? Du ... Du liebst die See ...“

    „Aber Dich und Josh liebe ich noch viel mehr. EJ, ich habe das Angebot bekommen, Ausbilder zu werden. Verstehst Du? Das hieße, ich würde nur noch selten hinausfahren ...“

    Sprachlos starrte EJ ihren Mann an. Beide hatten nicht bemerkt, dass Mike und Kate sie allein gelassen und sich zu den anderen gesellt hatten.

    „Ausbilder? Du wirst ...?“

    „Ja. Ich werde zum Chief Petty Officer befördert und in Zukunft neue Rekruten ausbilden. Was sagst Du dazu?“

    Es dauerte noch einen Moment, bis EJ diese Nachricht verarbeitet hatte, dann fiel sie ihm um den Hals.

    „Was ich davon halte? Es ist großartig. Gerade noch hab ich darüber nachgedacht, dass ich Dich wohl für immer mit der See teilen muss, und nun das ...“

    Fest drückte Pete seine Frau an sich und schloss erleichtert die Augen.

    „Und ich hatte Angst, dass Du mich lieber auf See hättest ...“; murmelte er.

    „Spinnst Du?“, fuhr EJ auf. „Natürlich will ich Dich bei mir haben! Hätte ich Dich sonst geheiratet?“

    „Na ja, vielleicht wolltest Du ja nur einen Kerl in schicker Ausgehuniform ...“, scherzte er und fing sich einen Knuff auf den Oberarm ein.

    „Und Du wolltest nur jemanden, der Dich im Bedarfsfall massieren kann“, konterte sie.

    „Eigentlich wollte ich eine kompetente Ärztin, aber darauf muss ich ja noch ein wenig warten“, gab er lachend zurück.

    „Dachte ich es doch“, tat sie beleidigt, aber dann fiel sie in sein Lachen mit ein.

    Pete zog sie an sich und gab ihr einen zärtlichen Kuss.

    „Wer weiß“, meinte er leise, als er sich wieder von ihr löste, „vielleicht bringen wir noch ein zweites Wunder zustande, wenn ich mehr Zeit für Dich habe ...“

    „Wir können es ja versuchen“, wiederholte sie Mikes Worte schmunzelnd.


    ***


    Sehr viel später am Abend standen EJ und Nikki nebeneinander und sahen zu der Stelle, wo sich die Crew um das in einem Feuerkorb lodernde Lagerfeuer versammelt hatte. In der Nähe schliefen Chris und Josh auf einer Decke. Chloe saß neben ihnen und wachte über sie.

    „In Chloe haben die beiden wirklich eine große Schwester“, bemerkte Nikki lächelnd.

    „Ja, sie ist sehr besorgt um sie“, bestätigte EJ. „Ist es nicht schön, dass diesmal fast alle kommen konnten?“

    „Ja, das ist es. Und wenn man sich so umsieht, könnte man meinen, dass die Hammersley Paare zueinander bringt ...“

    „Wer weiß, wo Thor alles seine Finger drin hat“, witzelte EJ und grinste.

    Nikki hatte recht, viele der ehemaligen Kameraden schienen zueinandergefunden zu haben. Den Anfang hatten damals ja Nav und ET gemacht, auch wenn es hier kein Happy End gegeben hatte. Dann waren sie selbst mit Buffer und Mike mit Kate gefolgt. Nun sah es so aus, als würden auch Bomber und 2Dads wieder zusammenkommen. Ryan und Bird waren schon seit einiger Zeit ein Paar, was Maxine nicht sehr gefiel. Sie konnte aber nichts dagegen unternehmen, und trotz aller Unkenrufe und Warnungen betreffend Fernbeziehungen hielten die beiden nach wie vor zueinander. Selbst RO hatte schließlich jemanden gefunden, der zu ihm passte. Er hatte seine Freundin heute mitgebracht und sie war von allen freundlich aufgenommen worden. Andy hatte ein Bild seiner „Bekannten“, wie er sie nannte, herumgezeigt. Es war eine hübsche Frau mittleren Alters. Sie war verwitwet und führte die kleine Pension ganz allein, wie er stolz erzählte. Spider war einer der wenigen, die noch solo waren, aber er war ja auch noch jung und betonte immer wieder, dass er noch nicht bereit für eine feste Beziehung sei.

    „Der Einzige, der heute nicht dabei ist, ist Dutchy“, bemerkte Nikki leise.

    EJ wusste, was sie meinte. Auch sie hatte die Gegenwart der Geister gespürt.

    „Sie freuen sich mit uns“, erwiderte sie melancholisch. „Und sie werden für immer in uns weiterleben.“

    „Es ist tröstlich, zu wissen, dass Josh immer um mich ist, auch wenn ich ihn nur selten sehen kann“, seufzte Nikki.

    „Es stört Dich nicht, dass er auch mein Schutzengel beim Tauchen ist?“

    „Nein. Er hat Dich gemocht und es ist nur natürlich, dass er auch auf Dich achtgibt. Und ich denke, er wird dies auch bei dem kleinen Josh tun.“

    „So, wie Swain das bei seiner Tochter und dem kleinen Chris macht“, nickte EJ. Dann grinste sie plötzlich. „Chris hat gleich zwei Schutzengel ...“

    Fragend sah Nikki sie an.

    „Jim Roth ist ebenfalls hier. Und er achtet auf den Kleinen, als wäre es sein eigener Sohn“, erklärte EJ. „Kate hat mir einmal erzählt, dass er sie so sehr liebte, dass er sie heiraten wollte ...“

    „Aber dazu ist es nicht mehr gekommen.“

    „Nein, ist es nicht. Ich bin auch nicht sicher, ob es jemals dazu gekommen wäre, aber darüber hat Kate nicht mit mir gesprochen.“

    „Ich dachte, Ihr wärt Freundinnen?“, wunderte sich Nikki.

    „Manche Dinge gehen nicht einmal die Freundin etwas an“, meinte EJ entschieden.

    „Wenn wir gerade von Freundin sprechen ... wie geht es eigentlich Mikes Schwester?“, erkundigte sich Nikki.

    „Es geht ihr gut. Sie lebt derzeit mit ihrem Mann in Europa, aber sie hat Sehnsucht nach Australien.“

    „Ihr hattet Euch ja lange aus den Augen verloren, Mary-Jo und Du.“

    „Ja, viel zu lange. Ich bin froh, dass sie mir deswegen nicht böse war, als wir uns auf Mikes Hochzeit wiedergetroffen hatten.“

    „Wie sollte sie? Dir kann doch niemand für längere Zeit böse sein.“

    „Oh, da gab es schon jemanden ...“

    „Ja, aber der ist ja wohl für alle Zeiten weg vom Fenster ...“

    Nikki hatte die Anspielung auf EJs Ex-Mann sehr wohl verstanden.

    „Ach ja, das kannst Du ja noch nicht wissen: Er kann uns nie wieder belästigen.“

    „Klar, er ist doch ...“ Nikki unterbrach sich, als sie EJs ernsten Gesichtsausdruck wahrnahm. „Ist irgendwas geschehen?“

    „Er hat es wohl übertrieben im Gefängnis. Man konnte nicht nachvollziehen, was genau passiert ist, aber er wurde bei einem Tumult getötet. Es ist also endgültig vorbei.“

    Nikki biss sich auf die Lippen. Dann sah sie EJ offen an.

    „Ich kann nicht behaupten, dass es mir leidtut. Er hatte sich selbst zuzuschreiben, dass er überhaupt in den Knast gewandert ist. Er war ein Schwein ...“

    „Das streite ich nicht ab. Ganz ehrlich? Ich empfinde nur Erleichterung.“

    „Ja, das kann ich nachvollziehen.“

    Nachdenklich schwiegen die beiden und sahen in die Flammen. Nach einiger Zeit kam Buffer, der sich nach ihnen umgesehen hatte, herüber.

    „Was macht Ihr beide denn hier so einsam?“, erkundigte er sich lächelnd und legte den Arm um EJs Taille.

    „Wir beobachten Euch und unterhalten uns darüber, wie schön es ist, die ganze „Familie“ beieinanderzuhaben“, erwiderte EJ und schmiegte sich an ihn.

    Pete seufzte auf. Er war sich schmerzlich bewusst, wer außer seinem Nachfolger noch fehlte, aber er sagte nichts. Nikki warf EJ einen leicht amüsierten Blick zu, den diese zurückgab.

    „Ich geh dann mal ans Feuer“, kündigte sie an und ließ die beiden allein.

    „Ich glaube, sie hat es immer noch nicht ganz verkraftet“, murmelte Pete.

    „Und ich glaube, dass Du Dich täuschst“, erwiderte seine Frau. Dann deutete sie auf die Decke, wo sich Chloe inzwischen ebenfalls zusammengerollt hatte und eingeschlafen war. „Sieh mal.“

    Buffers Blick folgte ihrer Geste und er hielt mit einem Mal den Atem an. Eine rasche Prüfung zeigte EJ, dass sich seine Augen verblüfft geweitet hatten.

    „EJ, siehst Du das auch?“, hauchte er. „Dort drüben, bei den Kindern ...“

    Amüsiert nickte sie.

    „Natürlich sehe ich sie, aber Du hattest bis jetzt keinen Blick dafür.“

    „Willst Du damit sagen, dass ...“

    „Sie waren schon immer hier. Ich kann sie sehen und auch Nikki kann es. Ich glaube, jeder von uns, der dem Tod einmal knapp entronnen ist, könnte sie sehen. Ihr verschließt nur die Augen davor ...“

    Noch immer starrte er völlig fassungslos zur Picknickdecke, wo eine der schattenhaften Gestalten ihm nun freundlich zuwinkte.

    „Aber ... dann müssten wir sie alle sehen. Fast jeder von uns ist dem Tod schon einmal von der Schippe gesprungen. Warum ...?“

    „Das kann ich Dir auch nicht sagen. Vielleicht wolltet Ihr sie nicht sehen? Vielleicht habt Ihr alle schon einmal gespürt, dass sie nahe sind, aber Ihr habt es nicht als wirklich angesehen?“

    „Warum kann ich sie heute Abend sehen?“, fragte er bestürzt.

    „Ich weiß nicht. Möglich, dass Du endlich akzeptiert hast, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als man wissenschaftlich erklären kann? Ich könnte wetten, dass auch Mike sie inzwischen sehen kann ...“

    In diesem Moment wandte dieser sich um und warf einen Blick auf die Decke mit den Kindern. Er sah etwas nachdenklich aus, nickte dann lächelnd und drehte sich wieder zurück.

    „Ja, es sieht so aus“, bestätigte Buffer und ein warmes Gefühl durchfloss ihn. Plötzlich wusste er, was ihm in den langen Nächten einsamer Wache, wenn sein Herz schwer war vor Sehnsucht nach der geliebten Frau, Trost gespendet hatte. Es war die Anwesenheit eines verloren geglaubten Kameraden gewesen, die ihm das Gefühl gegeben hatte, zwar in diesem Moment allein, aber niemals einsam zu sein. Lächelnd hob er leicht die Hand zum Gruß und zog EJ dann nahe an sich.

    „Du hast recht, mein Schatz, es ist wirklich schön, die ganze Familie beisammen zu haben“, bestätigte er.





    The End
    Geändert von Zeson (25.08.2013 um 10:41 Uhr)

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  13. #47
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Das ist schon höchst interessant: Über 7.600 Zugriffe (bisher die meisten bei einer nicht-Stargate-story), aber niemand will einen Kommentar abgeben.
    Was soll ich nun davon halten?

    Vielleicht möchte sich ja doch noch ein Leser dazu äußern? Es würde mich sehr freuen ...
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    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

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  15. #48
    Denkende Leseratte mit Kampfkatze Avatar von Tamara
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    Ich muss gestehen, mir ist diese Geschichte bisher hier noch nicht aufgefallen, tut mir leid. Ich bin also keiner der schweigenden 7.600 Zugriffe. Ich habe jetzt das Schlusskapitel gelesen und es macht sehr viel Lust, die gesamte Geschichte von Anfang an zu lesen. Ich werde mir die Geschichte gleich in mein eBook runterladen und bei der nächsten längeren Zugfahrt in Angriff nehmen. Ich hoffe doch, man versteht sie auch, wenn man die Serie überhaupt nicht kennt.
    Nicht, was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns,
    in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich.
    (Arthur Schopenhauer)

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  17. #49
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Hey, Tamara, finde ich toll, dass Du sie Dir jetzt reinziehen willst. Ich habe bisher schon von mehreren Lesern (außerhalb des Forums) gehört, dass man die Serie nicht kennen muss, um die story zu verstehen. Ich wünsche Dir viel Spaß und hoffe, dass Du am Ende einen Kommentar dazu hinterlässt (darf auch gerne Kritik sein).
    Geändert von Zeson (18.02.2014 um 15:50 Uhr)
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

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