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Thema: [Sherlock] Das letzte Problem

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  1. #1
    First Lieutenant Avatar von sethos
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    Standard [Sherlock] Das letzte Problem

    Das letzte Problem
    sethos

    Sherlock - BBC

    Thriller
    Pairing: keine
    P -12

    Staffel 1 und 2 / besonders Skandal in Belgravia und Reichenbachfall
    Spoilerwarung für Nach-Reichenbachentwicklung

    Anmerkung: Diese FF ist meinem Beta Garfield gewidmet. Garfield, die mir in zahlreichen Mails und Telefonaten zur treuen Mitstreiterin und gleichzeitigem widersprechenden Mephisto wurde – eine unschätzbare Eigenschaft wenn man sich quält. Und diese FF war definitiv eine Qual. Garfield, die mich, wenn ich himmelhochjauchzend zu den Sternen aufstieg oder mutlos im Tal der Verzweiflung festsass, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Und mit der ich einen ganz besonderen, damals noch sehr naiven Moment teilte. Dank Internet und heutiger Telefontechnik vermochten wir beide – sie in einem Flugzeug in London festsitzend, ich auf einem Hundespaziergang im Wald - den an Sherlock ergangenen Befehl: Jump! zu teilen und zu folgen.
    Danke Garfield, dafür, dass Du mit mir gesprungen bist.


    Inhalt: Eine mögliche Version für eine Nachreichenbachentwicklung
    vieles wird mit Sicherheit anders verlaufen, einiges mag stimmen.
    Noch einmal sei intensiv vor Spoilern gewarnt und auch davor, dass einigen Figuren möglicherweise bitter Unrecht getan wird


    Disclaimer: sämtliche Rechte an den Jung's und anderen Charakteren gehören nicht mir.
    Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.






    Das letzte Problem











    Prolog







    „Ich muss etwas erledigen!“

    „Kann ich helfen?“, einem getreuen Labrador gleich schien John nur darauf zu lauern das Sherlock ihm den Apportierball zuwarf. Doch das hier war schon lange kein Spiel mehr.

    „Das mache ich alleine!“ Abrupt wandte er sich ab und ließ John orientierungslos zurück.
    Sherlock war sich absolut sicher, dass John ihm nicht folgen würde. John hatte gehorchen gelernt.

    Er eilte mit wehendem Mantel durch die nächtlichen Londoner Seitenstraßen. Sherlock wusste, dass die Polizei ihn suchte, aber auch, dass bestimmte Personen dafür sorgen würden, das sich der dafür benötige Enthusiasmus in Grenzen hielt. Wenn er sich nicht zu auffällig gab, schien er vorerst sicher. Doch er musste schnell handeln. Die Zeit lief.
    Er rannte nicht, aber seine Schritte stürmten dahin, seine Gedanken rasten und in seinem Inneren tobte ein bis dato unbekannter Hurrikan.
    Vertrauen?
    Wem ausser John hatte er je vertraut?
    Hatte ihm das Leben nicht mit jedem Atemzug bewiesen, dass Vertrauen Schwäche bedeutete. Schlimmer noch - Emotionen! Das Haar in der Suppe. Das Sandkorn auf der Linse. Nichts weiter als ein genetischer Defekt auf der Verliererseite.
    Wie sollte er nun, da er sich nichteinmal mehr Johns Loyalität absolut sicher war, bereit sein, sein Leben auf Emotionen zu setzen? Wie konnte er, ein Kopf der immer und ausschliesslich der Logik den Vorrang gab, ja sie zu seinem einzigen Gott erhoben hatte, jemandem vertrauen, den er doch so sehr für oberflächlich und wankelmütig befand. Vieles hatte sich verändert durch die Erlebnisse des letzten halben Jahres. Dennoch, noch vor knapp einer Stunde wäre ihm auch nur der kleinste Gedanke an sein jetziges Tun absurd erschienen.
    Schach!
    Moriarty`s Zug lag klar vor ihm. Er brauchte mehr Zeit um seine Antwort, um einen Gegenzug, zu überdenken. Voreiligkeit führte zur unvermeidbaren Niederlage. Doch die Zeit lief. Er musste sich entscheiden, auch wenn sich die Erkenntnis über die Höhe des Wagnisses schmerzlich in seine Eingeweide frass. Aber jedes weitere Zögern schwächte die wenige Kraft die ihm für den Kampf noch übrig blieb.
    Er wusste, dass sie auf sein Kommen wartete - notfalls die ganze Nacht warten würde. Der Tod schritt bereits an seiner Seite, pulste hämisch grinsend durch seine Adern und ließ seinen Widerstand immer kraftloser werden. Sein Leben, sein Körper, seine Seele brannten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann das Feuer ihn vernichten würde und alleine besass er nicht mehr die Kraft daran noch etwas zu ändern. Der Kreis um ihn zog sich immer enger. Zuviele, zu mächtige Hunde jagten das bereits erschöpfte Wild. Er war gefangen. Ein verzweifeltes Tier in der Falle. Wenn er leben wollte, würde er sich von etwas sehr wertvollem trennen müssen, um notfalls als Krüppel weiterzuhumpeln. Geschädigt, aber am Leben – nur das zählte. Kurz kämpfte er noch dagegen an, dann stand Sherlocks Entschluss fest. Lieber einen notwendigen Teil seines Selbst opfern, als völlig unterzugehen.

    Er hatte sich nicht geirrt. Sie erwartete ihn. Und er erkannte, dass sie wusste wie schwer es ihm gefallen war zu ihr zu kommen. Trotzdem war ihr kein Triumph anzumerken. Sie schenkte ihm die Gnade der Sachlichkeit. Doch jetzt, da er sich dazu durchgerungen hatte diesen Schritt zu tun, gestand er ihr auch das Recht seiner zutiefst empfundenen Hochachtung zu.
    „Ich habe dich unterschätzt.“
    Das einst selbst in der Nähe distanzierende Sie erschien nun nur noch ein Absurdum.

    Sie lächelte matt: „Was hast du unterschätzt? Dass ich bereit bin dir zu helfen oder dass ich die notwendigen Mittel dafür besitzen könnte?“

    „Beides!“

    „Verstehe. Aber die Vorbereitungen sind alle bereits getroffen. Ich benötige noch ein paar weitere Helfer, aber alles andere bekomme ich hin.“

    „Ich verschaffe dir mehr Leute.“

    „Gut. Wie soll es geschehen?“

    „So spektakulär und öffentlich wie irgend möglich.“

    Sie hob erstaunt den Kopf, ihre Augen suchten in seinem ausdruckslosen Gesicht nach Hinweisen.
    „Du willst Moriartys Spiel nach seinen Regeln zuende bringen?“

    „Nein, das ist nur ein netter Nebeneffekt. Wir lassen ihn in dem Glauben, dass er das ganze Programm bekommt. All die Öffentlichkeit die er sich wünscht. Zeitungen, Presserummel, weltweite Medien....“

    Sie nickte und in ihren Augen leuchtete bewundernder Respekt: „Ich verstehe. Du willst die Anderen schützen.“

    „Sie müssen wissen, dass ich tot bin. Ebenso wie alle anderen. Jeder muss es wissen. Es darf für niemanden Zweifel geben!“

    „Ich werde es wissen!“

    „Ja“, antwortete er schlich.

    Sie atmete schwer durch. Ihre Lippen bebten kaum merklich und zeugten davon, wie tief seine Antwort sie getroffen hatte. Sie schloss kurz die Augen und versuchte das Rasen in ihrem Inneren wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wer zwang hier eigentlich wen in die Knie? Er war bereit zu vertrauen, obwohl sie ihm nie Anlass dafür gegeben hatte. Scham erfüllte sie zutiefst.
    „Danke“, flüstert sie leise. „Das ist mehr als ich erwarten konnte...“
    Dann schluckte sie ihre Reue hinunter und kehrte zur Notwendigkeit zurück.
    „Öffentlichkeit....das macht die Sache schwieriger, sehr viel schwieriger. Aber ich denke, wir bekommen das hin. Möglicherweise....“, sie stockte kurz.

    „Was?“

    „Möglicherweise könnten Unbeteiligte hineingeraten.“

    „Nein. Sorge dafür, dass das nicht geschieht!“

    „Wie? Ein Sicherheitsrisiko ist bei soviel erwünschter Öffentlichkeit nicht auszuschliessen...Ich weiss, dass du das nicht willst...aber ich denke, ich werde ein paar Vorsichtsmassnahmen treffen müssen...Es steht zuviel auf dem Spiel!“

    „Nur im äussersten Notfall! Du weisst, dass ich deine Art von Vorsichtsmassnahmen nicht besonders schätze. Versuch es anders abzusichern.“

    „Ich gebe mir Mühe.“

    „Und lass John raus.“

    „Wie du willst. Wo ist er jetzt?“

    „Das weiss ich nicht. So wie ich ihn kenne versucht er mir auf seine ganz individuelle Art zu helfen.... Und das bedeutet wohl....“ Sherlock schüttelte zynisch den Kopf, „dass er zu Mycroft gerannt ist.“

    „Oh!“ Ihr Lächeln bekam etwas Anzügliches. „Guter Junge! Das gibt uns die nötige Zeit. Ich denke“, ihre Stimme sank zu einem fast zärtlichen Flüstern, „dass ich zwar eine wichtige, aber nicht deine einzige Option bin. Wenn du also noch einen Plan B versuchen möchtest....“

    Sherlocks Augen hielten die ihren sekundenlang fest bevor er respektvoll antwortete. „Ich habe dich mit Sicherheit unterschätzt...und ich habe nie geglaubt, dass ich dir das irgendwann zugestehen würde.“

    „Ich weiss...“, doch besaß ihr Lächeln nun tiefe Wärme und keinerlei Anzeichen von berechtigter Häme.
    Sie trat eng an ihn heran. Er vermochte ihre sinnliche Körperlichkeit durch seinen Mantel hindurch zu spüren. Ihr Parfüm umschmeichelte seine Konzentration. Mehr als reine Chemie. Ihre unmittelbare Nähe beruhigte sein aufgewühltes Inneres auf eine merkwürdige Weise. Still begann das Leben wieder durch seine Adern zu pulsen, seine wildkreisenden Gedanken sich zu ordnen. Miteinmal erschien seine Entscheidung für sie von der Bitternis der Niederlage, um den Verlust der reinen Rationalität befreit, durchströmte tiefes Vertrauen für diese noch immer so merkwürdig erscheinende Emotionalität seine Seele. Dennoch, sollte er sich falsch entschieden haben, würde es keine Zeit der Reue mehr für ihn geben.
    Liebkosend hob sie ihre Hand und legte sie sanft auf seinen linken Arm. Er ließ es abwartend zu. Seine Augen folgten beobachtend dem zärtlichen Spiel ihrer langsam dahingleitenden Finger.
    „Ich brauche noch ein wenig persönliches Engagement vor dir“, flüsterten ihre Lippen an seinem Ohr.
    Sherlock nickte. Und als sie ihre Hand von seinem Arm nahm zog er schweigend den Mantel und das darunterliegende Jackett aus und setzte sich auf die an der Wand stehende Couch – dem einzigen bequemen Möbelstück in dem ansonsten fast steril wirkenden Arbeitsraum. Sie verschwand kurz im Nebenzimmer und als sie mit den notwendigen Dingen zurückkehrte hatte er das Hemd bereits geöffnet.
    Sie glitt an seine Seite und hielt ihm verführerisch neckend den langen schwarzen Schlauch entgegen. „Soll ich dich fesseln oder...?“
    Sherlock schniefte schwach ironisch. „Überschreite nicht deine Kompetenz...“ Er griff nach dem Schlauch. Routiniert zurrte er ihn um seinen linken Oberarm fest.
    „Nicht unbedingt genau einen halben Liter!“

    Sie lächelte frech. „Hältst du mich für so dumm? Keine Sorge ich werde mit deinem Leben sorgsamer umgehen.“ Ihre langen Fingernägel tasteten suchend nach der passenden Ader in der Ellenbeuge.
    Die Nadel war spitz, so dass er den Einstich kaum spürte. Fasziniert verfolgten sie beide wie sein dunkles Blut den Druckbehälter der Spritze füllte. Viermal wechselte sie ihn gegen leere Ampullen aus, bevor sie zuließ, dass er den Schlauch löste.
    „Genug“, flüsterte sie und ihre Augen suchten für einen kurzen besonderen Augenblick die Tiefe der seinen. Vorsichtig zog sie die Kanüle zurück während ihre Finger zärtlich über seinen Arm glitten und mit sanftem Druck die winzige Wunde verschlossen. Für den Bruchteil einer einzigen Sekunde schien alles vergessen - das Vorher und das Nachher - das was einst gewesen und das was sie nun planten. Nur das gemeinsame Jetzt schien von Bedeutung.
    Mit einem Ruck stand er auf, zog den Arm nach oben und drückte die eigenen Finger auf die Wunde. Das Jetzt zerriss jäh. Sein Blick wandte sich ab.
    Sie lächelte schmerzlich und ihre Augen verloren ihren Glanz. „Verzeih, ich wollte es dir nicht noch schwerer machen, als es schon ist. Es ist nur...es ist auch für mich nicht leicht...“

    „Ich weiss.“ Er stand mit dem Rücken zu ihr - dunkel, groß und obwohl seine tiefe Stimme einem sanften Hauch geglichen hatte, urplötzlich doch wieder hart wie eine uneinnehmbare Wand aus Stein. Trotzdem vermochte sie den Schmerz der in seinem Inneren tobte fast körperlich auf ihrer Haut zu spüren. Hart kämpfte sie gegen den Impuls an, zu ihm zu gehen und sich einfach nur schützend an ihn zu lehnen. Ihre Arme um ihn zu breiten, den Sturm in seinem Inneren zu stillen und ihm geduldig zu zeigen, dass soviel mehr möglich war, ohne dass er sich dabei verlor. Sie wusste nun, sie besass die Kraft ihn an dieses Leben zu fesseln, etwas das sie nicht tun durfte, wenn sie sein Leben retten wollte. Wenn es ihm nicht gelang einen anderen Ausweg zu finden würde er sterben müssen, konsequent und gnadenlos. Jetzt etwas in ihm zu wecken, dass seinen Verlust nur vergrößerte, käme einer wirklichen Hinrichtung gleich.
    Es ging sie hart an, aber sie blieb sitzen ohne noch einmal den Kontakt zu seinen Augen zu suchen.
    „Ich brauche auch den Rest von dir. Ist etwas unangenehm...“

    Er nickte. „Das ist nun mal nicht zu vermeiden. Gründlichkeit ist absolut erforderlich. Wo?“

    Sie wies zum Nebenzimmer „Ich hoffe, ich habe nichts übersehen...“

    „Ich prüfe es.“ Rationales Denken beherrschte nun wieder jeden seiner Atemzüge. Sherlock verschwand, um nur Minuten später komplett und doch völlig identisch umgezogen wieder zu erscheinen. Es war die Zeit die sie gebraucht hatte um sich ebenfalls zu fangen. Völlig ruhig streifte sie seine Erscheinung und nickte mit dem Ergebnis zufrieden. „Kein Unterschied zu erkennen. Denke daran...“
    Er unterbrach sie mit einer unwirschen Geste. „Es wird nichts zurückbleiben von mir.“

    Sie schluckte auch die letzten Gefühle hinunter und lächelte hart mit ihrem alten professionellen Selbstbewusstsein. Ihre schönen Gesichtzüge erschienen maskenhaft.
    „Gut. Ich werde bereit sein, wenn du es bist. Gib mir Bescheid, wenn du alles andere erledigt hast.“, sagte sie durch sein distanziertes Gebaren nun ebenfalls dazu fähig die emotionale Fessel zu lösen.

    „Natürlich. Und du kümmerst dich um John.“

    „Ja. Verlass dich auf mich.“

    Er griff nach dem Mantel, den sie für ihn bereit gelegt hatte und der dem seinen, den er auf der Couchlehne zurückgelassen hatte, bis ins allerletzte Detail glich. Ohne sich noch einmal umzudrehen ging er zur Tür.
    „Das tue ich. .... bis später.“



    ***
    Geändert von sethos (24.09.2012 um 17:24 Uhr)

  2. Danke sagten:


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