McKay griff in den Beutel, der mit Plätzchen gefüllt war und steckte sich eines in den Mund während er auf dem Weg in den Gateraum war, in welchem in einigen Stunden eine große Weihnachtsfeier beginnen sollte. Colonel Caldwell hatte vor ein paar Tagen einen extragroßen Weihnachtsbaum vor das Gate gebeamt und Soldaten und Zivilisten hatten ihn gleichermaßen begeistert geschmückt. Jetzt mussten nur noch die elektrischen Kerzen angeschlossen werden, wofür man natürlich wieder seine Hilfe brauchte.
Das Plätzchen schmeckte erstaunlich gut. McKay steckte sich, nachdem er das erste verzehrt hatte gleich zwei weitere in den Mund. Das war wirklich ein hervorragendes Geschenk, das er von Jennifer bekommen hatte. Die Ärztin wusste eben, mit was sie ihm eine Freude machen konnte.
McKay war gerade um eine weitere Ecke gebogen, als er Stimmen aus dem Torraum hörte. Die Vorbereitungen für die Feier liefen anscheinend auf Hochtouren. Das Krippenspiel das Zelenka organisiert und vor dem er sich erfolgreich gedrückt hatte, der Chor den Woolsey leitete, das Festessen – so vieles musste noch geprobt und an die richtigen Plätze gebracht werden.
McKay zog das nächste Plätzchen aus dem Beutel, als er merkte das etwas nicht stimmte. Und schließlich kam er auch dahinter was da nicht stimmte. Die Stimmen die ihm aus dem Torraum entgegen kamen waren aufgeregt. Nicht freudig aufgeregt, sondern entsetzt aufgeregt. McKay runzelte die Stirn. Hatte sich vielleicht eins von Zelenkas Schafen ein Bein gebrochen? Er fischte das letzte Plätzchen hervor und schob den leeren Beutel in seine Hosentasche während er den Torraum betrat.
Erstaunt sah er, dass sich ein großer Menschenauflauf unterhalb des Balkons versammelt hatte und aufgeregt über etwas redeten, was anscheinend in ihrer Mitte auf dem Boden lag. Also vielleicht wirklich eins von Zelenkas Schafen? Er hatte dem Tschechen hundert Mal gesagt, dass er es für eine schlechte Idee hielt, echte Schafe für das Krippenspiel einfliegen zu lassen. Aber hatte er auf ihn gehört? Natürlich nicht! Nicht mal die Tatsache dass er, Rodney McKay vielleicht auf Schafe allergisch war – zumindest hatte er es nicht hundertprozentig ausschließen können – hatte Zelenka von seinem Vorhaben abbringen können.
McKay wollte sich sofort in Richtung Baum begeben, um sich um die Beleuchtung zu kümmern, aber dann siegte doch seine Neugier und er änderte seinen eingeschlagenen Weg in Richtung der Leute.
„Was ist mit Keller?“, hörte er in diesem Moment Chucks aufgeregte Stimme aus der Mitte der Menge.
„Konnte ich nicht erreichen“, antwortete Amelia Banks. „Aber Beckett hat Dienst, er sagt wir sollen ihn sofort auf die Krankenstation bringen.“
Keller? Beckett? Seit wann kannten sich die beiden mit Schafen aus? Und warum klangen Chuck und Amelia so aufgeregt? Es sei denn … es sei denn, es ging gar nicht um ein Schaaf. McKay reckte den Hals um etwas sehen zu können, was jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. Kurz entschlossen drängelte er sich zur Mitte durch, doch als er schließlich einen Blick auf die Unglücksstelle werfen konnte, wünschte er sich er hätte es nicht gemacht.
Vor ihm lag ein Mann – roter Mantel, rote Hose, rote Mütze, weißer Bart, schwarze Stiefel – in einer unnatürlichen Körperhaltung auf dem Boden. Anscheinend war er vom Balkon mehrere Meter nach unten gefallen. Allem Anschein nach musste er sich mindestens einen Arm und beide Beine gebrochen haben. Chuck war über ihn gebeugt und machte Mund-zu-Mund-Beatmung.
Bei diesem Anblick versuchten sich die Plätzchen wieder einen Weg aus seinem Magen nach oben zu bahnen.
McKay wusste, dass es nur einen Schuldigen für dieses Unglück gab – ihn!
OK, es war Jennifers Idee gewesen, aber er hatte es schlussendlich gemacht.
Sie hatten es beide für einen Spaß gehalten, aber mit solchen Sachen sollte man nicht spaßen, dass wurde ihm in diesem Moment schlagartig klar, als er die reglose Person auf dem Boden liegen sah.
Er – Rodney McKay – war vermutlich dafür verantwortlich, dass der Weihnachtsmann sterben würde – oder bereits tot war!