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Thema: [BSG] Djeromni

  1. #1
    Major General Avatar von Kris
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    Standard [BSG] Djeromni

    Titel: Djeromni
    Autor: Kris
    Fandom: Battlestar Galactica Classic/1979
    Genre: Abenteuer, Drama, Mystery
    Charakter(e)/Pairing(s): Starbuck, Apollo, Adama, diverse OC’s
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Spoiler: Die klassische Battlestar-Galactica-Serie aus dem Jahr 1979

    Kurzinhalt: Apollo und Starbuck untersuchen die Vorgänge auf einem der eher baufälligen Schiffe und versuchen festzustellen, ob es aufgegeben werden muss. Dabei kommen sie einem überraschenden Geheimnis auf die Spur – und einem gerne verleugneten Volk.

    Anmerkung des Autors: Meine ersten Fanfictions, die auch veröffentlicht wurden, verfasste ich für die klassische Battlestar Galactica-Serie, bei uns besser bekannt als Kampfstern Galactica. Das ganze weitete sich in eine Saga von vier Geschichten aus, die eigentlich zu schade sind, um unterzugehen. Die erste Geschichte entstand 1989, daher ist sie etwas anders geschrieben, als ihr es von mir gewohnt seid.

    Daher biete ich euch an nun , in eine BSG-Welt einzutauchen, die nicht so düster ist, wie die heutige und sehr viel mehr mit Mystik und Glaube gearbeitet hat. Abenteuerlich und actionreich war sie trotzdem, auch wenn damals wie heute, die Menschen im Mittelpunkt standen.



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    Teil I
    Das Schiff der Verräter



    Aus Adamas Tagebüchern:

    " ... Seit die Kolonien zerstört wurden, habe ich mich oftmals gefragt, was uns auf der Flucht vor den Cylonen, die die entgültige Vernichtung der Menschheit wollen, wirklich vorantreibt.

    Ist es die Furcht vor ihnen, oder einfach nur das kreatürliche Verlangen zu überleben? Klammern wir uns auch an die Hoffnung, eines Tages die verlorene, dreizehnte Kolonie zu finden, die legendäre Erde?

    Ich habe mittlerweile festgestellt, dass jeder Mensch eine andere Quelle besitzt, aus der er seine Kraft schöpft.

    Doch bei den wenigsten ist es bewusste Treue. Treue, die auf Vertrauen und Liebe zu einer besonderen Lebensauffassung fußt, auch wenn diese oftmals erschüttert oder von allen anderen verachtet wird.

    Dies kann ein Volk tatsächlich überleben lassen ..."




    +o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+


    "Die XERDINA fällt immer weiter zurück, Colonel. Wenn das so weiter geht, wird sie für die Flotte nicht mehr tragbar sein!"

    "Ich weiß", erwiderte der Angesprochene. Colonel Sothis, ein hagerer und dunkelhaariger Mann, warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen. "Geben Sie der Galactia Nachricht, Leutnant Sibren. Beantragen Sie, die XERDINA an eines der Werkschiffe andocken und dort verschrotten zu lassen. Die Passagiere und Besatzung müssen ebenfalls auf andere Schiffe verteilt werden. Bedauerlich, aber nicht zu ändern."

    "Ja, Sir!" Ohne Widerspruch führte die silberhaarige Frau den Befehl aus, während sich der Commander vor den Sichtschirm stellte und die Sterne betrachtete.

    Die XERDINA war ein schmaler, länglicher Punkt unterhalb seines Schiffes. Sie gehörte zu den ältesten Frachtern der Flotte, ihre Herkunft war unbekannt. Angeblich war sie von Pisca gestartet, aber es gab keine Aufzeichnungen darüber.

    Er wunderte sich ohnehin, dass sie so lange durchgehalten hatte. Nicht nur das Schiff, auch die Besatzung hatte einen schlechten Ruf. Die bunt zusammengewürfelten Männer und Frauen schienen den Kloaken einer der großen Städte entstiegen zu sein, und er bezweifelte ihre Befähigung ein Schiff zu bedienen, seit Commander Adama ihm die XERDINA und drei andere Schiffe zugeteilt hatte.

    "Colonel?" Sibren schreckte ihn auf.
    "Was ist?"
    "Die Verantwortlichen versprachen, sich des Falles anzunehmen. Sie werden eine Patrouille und Techniker senden, die den Zustand des Schiffes überprüfen und dann entscheiden werden, ob die XERDINA abgewrackt werden soll."

    Sothis nickte und presste dann die Lippen aufeinander. Das war immerhin schon ein Fortschritt. Frühere Versuche, dies zu erwirken hatte man auf der GALACTICA bereits während der Anfrage abgeblockt.

    +o+o+o+o+

    Die jungen Männer drängten sich um einen der kleinen Tische in den Mannschaftsquartieren und beobachteten gespannt die Kartenspieler.

    "Na, was ist, Starbuck? Hat dich dein Glück verlassen?"

    Der Blonde mit der leicht zerzausten Haarmähne grinste breit und musterte den Sprecher mit seinen blauen Augen und dem jungenhaft kecken Gesicht. Dann ordnete er seelenruhig seine Karten und schob ein paar Plastikmünzen in die Mitte des Tisches. "Ich erhöhe um hundert Cubits." Ein Raunen ging durch die Menge.

    "Ich gehe mit und erhöhe um weitere achtzig!" sagte ein schwarzhaariger Mann ruhig, der dem Blonden gegenübersaß. Er hieß Rhonen und war erst vor kurzer Zeit zu der Blauen Staffel der Vipers versetzt worden.

    Er schien die legendären Glücksspielkünste Starbucks nicht zu fürchten, der nun wieder ein undeutbares Lächeln aufsetzte und die Erhöhung der Summe akzeptierte. Die anderen Männer waren mittlerweile still und sahen fasziniert zu.

    Rhonen nickte und legte seine Karten auf den Tisch. "Eine Pyramide", sagte er ruhig, nachdem er das atemlose Staunen der anderen genossen hatte. Starbucks Lächeln wich. Mit einer lässigen Bewegung legte er seine Karten ebenfalls nieder.

    Er hatte ebenfalls eine Pyramide - aber sie bestand aus einer schwächeren Farbe. "Ich fordere Revance, das ist doch klar", sagte er dann, ohne zu verraten, ob er sich nun über die Niederlage ärgerte, oder sie wie ein Mann hinnahm.

    "Aber nicht jetzt!" lenkte eine energische Stimme die Aufmerksamkeit auf sich. Die Viper-Piloten nahmen Haltung an, als sie in dem Sprecher ihren Anführer, Captain Apollo, erkannten. "Wir haben einen Auftrag. Sie Starbuck, und sie Rhonen werden mich begleiten. Wir sollen die XERDINA durchchecken."

    "XERDINA?" murmelte Rhonen. "Ich habe von dem Schiff schon gehört. Es ist ein halbes Wrack!"
    "Richtig! Und wir sollen entscheiden, ob es ausgemustert werden soll", fügte Apollo hinzu.

    +o+o+o+o+

    Die XERDINA wirkte wie ein aus verschiedenen Wrackteilen zusammengebautes Schiff. Es besaß keine einheitliche, vor allem keine symmetrische Form, und der Antrieb flackerte so heftig, als sei er kurz vor dem Erlöschen.

    "Bei den rotäugigen Blecheimern? Und das fliegt?" fragte Starbuck zweifelnd und mit einem Hauch Belustigung. Er blickte noch einmal aus dem Sichtschirm des Shuttles und schüttelte den Kopf.

    "Sie hat lange durchgehalten", bemerkte Apollo kurz, der neben ihm an den Kontrollen saß. Dann beugte er sich vor und aktivierte den Sprechfunk. "Captain Apollo an XERDINA. Die Abordnung von der GALACTICA erbittet Landeerlaubnis."

    "GALACTICA-Shuttle. Landedock Zwei steht für sie zur Verfügung!" erwiderte eine weibliche Stimme schroff. "Colonel Sothis erwartet sie bereits."

    Die Fähre umkreiste noch einmal den wrackähnlichen Raumer, dann setzten sie zum Landeanflug an. Dabei stellten die Piloten noch einmal fest, wie verrottet die XERDINA auch von innen war.

    Nur Leutnant Rhonen starrte mit einem grübelnden Gesichtsausdruck auf die zusammengestückelte Landebucht, die schwer zerschossen schien. Apollo beobachtete ihn eine Weile. Er erinnerte sich in dem Dossier über den jungen Mann gelesen zu haben, dass Rhonen, ein Capricaner wie er, durch seinen Vater mehr Kenntnisse über Frachter besaß, als er selber.

    Denn Rhonens Erzeuger hatte selbst eine Handelslinie betrieben, und auch zwielichtige Geschäfte geführt - wenn auch nicht in der Art eines gewissen Handelsfürsten - Lord Baltar, der sie alle an die Cylonen, jene Rasse mechanischer Wesen, verraten hatte.

    +o+o+o+o+

    Colonel Sothis fühlte sich nur in der Nähe seiner Sicherheitskräfte wohl. Die Mannschaft des Frachters hielt zwar eine erzwungene Diziplin ein, aber die finsteren Blicke, die ihm das Brückenpersonal zuwarf, sprach Bände. Jeder von den Männern und Frauen wusste, dass die XERDINA ihren Dienst aufgeben sollte, und für die meisten bedeutete das den Abstieg in eine niedrigere Position. Kaum einer konnte Identifikationen vorweisen - die wenigsten wollten es wohl auch.

    Sothis blickte auf die verrotteten Konsolen. Verschiedene Deckplatten hielten nur noch locker in ihren Verankerungen, Drähte lagen frei, Instrumente fielen teilweise oder ganz aus, und der Navigationscomputer schien nur mehr eine archaische Dekoration zu sein. Er fragte sich, wie die XERDINA bisher auf Kurs geblieben war. Auf dem Boden häufte sich Schmutz und Unrat, Öl verschmierte Hebel und Schalter.

    Die Uniformen der Besatzung, wenn man überhaupt von solchen sprechen konnte, waren in einem ebenso jämmerlichen Zustand.

    Sothis berührte nichts. Einmal hatte er aus einem Gerät Funken sprühen sehen.

    'Das ganze gleicht der Brücke eines Kampfsternes kurz vor der Zerstörung', dachte er sarkastisch, als ihn Nitokris, die gerade Dienst am Funk tat, aufschreckte: "Die Beauftragten der GALACTICA sind da!"

    Die Frau, über deren Stellung auf dem Schiff er sich nicht ganz klar wurde, drehte sich um und musterte ihn. Sie hatte ihre Befugnisse überschritten und das Landedock einfach freigegeben, ohne auf seinen Befehl zu warten. Sothis zog eine Augenbraue hoch. Er musterte die hochgewachsene, mollige Frau mittleren Alters scharf und beschloss, ein Disziplinarverfahren gegen sie einzuleiten, denn sie hatte nicht zum ersten Mal so eigenmächtig gehandelt. Er gab seinen Männern ein Zeichen.

    Nitokris folgte ihnen wie selbstverständlich. Wieder fiel ihr drahtiges, schmutzigbraunes Haar über das Gesicht, das keine auffälligen Rassemerkmale aufwies.

    +o+o+o+o+

    "Ich bin Captain Apollo von der GALACTICA. Leutnant Starbuck, Leutnant Rhonen!" stellte sich der braunhaarige Mann vor und betrachtete Colonel Sothis aufmerksam, der sich bei der Musterung sichtlich unwohl fühlte. Er erinnerte sich, den Mann mehrere Male bei Ratssitzungen oder im Spielcasino der Rising Star gesehen zu haben.

    Die drei Blaugekleideten hinter dem Colonel schienen wohl seine Wächter zu sein. Nahe der Wand bemerkte er schließlich noch eine Frau, die offensichtlich zur Besatzung gehörte, weil sie in ihrem schmuddeligen Aufzug der Wartungsmannschaft gleich, die das Shuttle übernommen hatten. "Nitokris", stellte sie sich bescheiden vor.

    Apollo tauschte mit Sothis die üblichen Begrüßungsfloskeln aus, während er mit seinen Begleitern Blicke wechselte, und bemerkte, dass Rhonen über etwas zu grübeln schien. Der junge Leutnant sah sich immer wieder um und kniff angestrengt die Augen zusammen.

    "Ich möchte ihnen nun die Brücke zeigen,", sagte Sothis schließlich mit einem angewiderten Unterton, "damit sie sich ein Bild über den Zustand des Schiffes machen. Meiner Meinung nach, ist es nicht mehr lange flugtauglich und wird zu einer Bedrohung der Flotte."

    "Ich weiß nicht. Wenn wir die XERDINA noch retten können, werden wir das tun. Jedes Raumschiff der Flotte ist kostbarer Raum, den wir nicht aufgeben können", antwortete Apollo und deutete auf Rhonen. "Ich werde mich bei meinem Urteil auf die Meinung des Leutnants verlassen, da er ein Spezialist für solche Frachter ist."

    Sothis nickte unwillig und wandte sich an den Dunkelhaarigen. "Dann sagen Sie mir, was haben Sie einen Eindruck von diesem Schiff?"

    Der Aufzug, in den sie nun traten, ruckte heftig an und versagte, als Rhonen das Wort ergreifen wollte. Ein Hieb Nitokris' gegen die Schalter beendete die Störung. Sie zuckte nur mit den Schultern, als die anderen sie fragend anblickten. Ein Lächeln war auf ihren herben, wenn auch nicht unattraktiven Zügen zu erkennen.

    "Manchmal ist das wohl nötig!" bemerkte Starbuck grinsend.

    "Bitte beantworten sie meine Frage", knurrte Sothis mit einem finsteren Blick.
    "Ich werde dieses Raumschiff einer genauen Inspektion unterziehen", antwortete Rhonen knapp, ohne sich festzulegen. "Lassen sie noch ein paar Techniker von der GALACTICA kommen."

    "Ich bedauere sehr, dass dies nicht geht, aber die Langstrecken-Kommunikation ist schon vor längerer Zeit ausgefallen", mischte sich Nitokris plötzlich ein. "Uns fehlen die Ersatzteile, um es zu reparieren."

    Rhonen schüttelte den Kopf, doch bevor er etwas bemerken konnte, hielt der Aufzug an. Nitokris führte sie auf die Brücke. Ein Techniker der XERDINA hatte die Konsole der Langstreckenkommunikation geöffnet und war nun dabei, einen Wust von Drähten und Speicherkarten zu ordnen. Zweifelnd betrachtete Apollo den Mann, der ihm für diese Aufgabe kaum geeignet schien, zitterten die Hände des alten Technikers doch so stark, dass er mehrmals innehalten mußte. Er schien seltsam unsystematisch an den Schaltungen zu arbeiten.

    Nitokris kauerte sich neben den Mann nieder und wisperte ihm einige Worte zu, die keiner von ihnen verstehen konnte, zumal nun auch noch ein lautes Brummen zu hören war.

    "Was ist das? Ein Alarm?" riet Starbuck, der freundliche Blicke mit einer recht hübschen jungen Frau auf der anderen Seite gewechselt hatte. Colonel Sothis zuckte zusammen, während Rhonen bereits nach der Ursache des Brummens suchte und sich schließlich an Nitokris wandte. "Kümmern sie sich darum. Es kommt von da vorne!"

    Die mollige Frau erhob sich und eilte an den Männern vorbei, setzte sich auf die metallene Bank vor einer Konsole und ließ ihre schlanken Hände über die Tastatur huschen, die sie energisch hervorzog.

    "Das Fernstreckenradar", erkannte Rhonen plötzlich. "Ich habe mich schon die ganze Zeit über die Anordnung der Geräte auf dieser Brücke gewundert. Jetzt weiß ich, was wir hier vor uns haben. Die XERDINA ist ein Djeromni-Schiff."

    - Fortsetzung folgt -
    Geändert von Kris (25.02.2013 um 09:54 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles

  2. #2
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    Einen Moment herrschte Schweigen.
    "Djeromni? Sie meinen doch nicht ..."

    Weitere Überlegungen wurden von Nitokris Stimme unterbrochen: "Cylonen. Sie nähern sich aus dem vierten Quadranten, sind aber noch weit genug entfernt, um Vorbereitungen zu treffen."

    "Weit genug?" Colonel Sothis war an das Pult herangetreten und starrte auf den matten Bildschirm. "Die XERDINA ist zurückgefallen und treibt hinter der Flotte her. Nicht einmal das Shuttle der GALACTICA kann ..."

    "Lassen sie mich sehen!" Die Frage nach der Bedeutung des Wortes Djeromni war vergessen, als Apollo an die Seite des Älteren trat, und auf die Anzeigen starrte. "Bei den Lords von Kobol! Die GALACTICA ..."

    "Sie wird diese Daten noch nicht empfangen haben. Ihr Radar reicht nicht so weit, und wir liegen in einer günstigeren Position", antwortete Nitokris und blickte auf. Jetzt erst sah der Captain, dass ihre Augen im Gegensatz zu Haaren und Haut sehr hell waren.

    "Wir müssen zurück zur GALACTICA und sie warnen! Jede Micron ist kostbar. Starbuck, sie kümmern sich darum. Rhonen, bringen Sie Colonel Sothis ..." Apollo verstummte, als er ein Klicken hörte. Auch die anderen sahen plötzlich von den Mündungen altertümlicher, aber sicherlich noch voll funktionsfähiger Waffen auf sich gerichtet.

    "Ich bedaure." Nitokris wandte sich Apollo zu und machte ein paar Zeichen mit der linken Hand. "Bringt die Männer bis auf Colonel Sothis, Captain Apollo und Leutnant Rhonen weg!" befahl sie mit harter Stimme.

    "Was ist das? Eine Meuterei?" brauste Sothis auf und schüttelte eine Faust in Richtung der Frau. "Ich werde dafür sorgen, dass du vor Gericht ..."

    "Schweigen Sie. Ich weiß genau, was ich tue", entgegnete Nitokris langsam und drohend. "Sie wollten die XERDINA schon immer los sein und das hier wäre der beste Grund, den Frachter zu verlieren, mit ihm, uns und unseren Passagiere. Deshalb sperrten Sie uns die Ersatzteillieferungen und taten auch sonst alles, um das Schiff verrotten zu lassen."

    "Ist das wahr?" horchte Captain Apollo auf.

    "Nein, natürlich nicht ... nicht so, wie diese Meuterer es darstellen. Ja, ich habe Anfragen abgelehnt. Was hätte es für einen Sinn, ein Wrack wie dieses Schiff zu erhalten?", verteidigte sich Sothis nervös.

    "Aber doch besitzen sie ein besonders leistungsfähiges Langstreckenradar", sagte Apollo.

    Rhonen gab ihm die Antwort, als die Meuterer schwiegen. "Das Schiff gehörte einst den Djeromni, oder gehört ihnen noch. Ich war mir zunächst nicht sicher, weil die Bauweise etwas anders ist, aber die Art, in der hier die Geräte gehandhabt werden - Geräte, die auf keinem anderen Schiff mehr in Gebrauch wären - beweist mir, dass ich recht habe. Vor zwanzig Yahrens wurden die Djeromni laut Dekret des Rates der Zwölf aus dem Raum der Kolonien verbannt, aber offensichtlich haben sich einige nicht daran gehalten."

    "Die Djeromni?" murmelte Apollo und musterte Nitokris interessiert. "Ich habe nicht viel über sie gehört."

    "Es sind Verräter und Piraten", knurrte Sothis. "Sie machten mit den Cylonen ..."

    Rhonen schüttelte den Kopf. "Piraten und Schmuggler waren die Djeromni, das ist sicher, aber vor allem waren sie unruhige Wanderer, Menschen wie wir, die sich jedoch dem Weltraum mehr verbunden fühlten, als einem Planeten. Die Djeromni lebten in großen Sippen zusammen und verdienten ihren Lebensunterhalt mit illegalen, manchmal auch halboffiziellen Geschäften. Vielleicht hatten sie auch mit Baltar zu tun ..."

    Nitokris nickte und sah Rhonen mit einem merkwürdigen Blick an, dann richtete sie ihren Blick wieder auf alle drei Männer.

    "Es stimmt fast alles, was er sagt. Wir haben jedoch nie mit den Cylonen paktiert, weil wir sie als erste durchschauten und uns ihre Schiffe bereits jagten, als mit den Kolonien noch Frieden herrschte. Als einige meiner Sippe den Rat der Zwölf warnen wollten, verkannte man ihre Absicht und klagte sie anderer Verbrechen an. Die RYOMNE, unser Schiff wurde konfisziert, die Erwachsenen in Arbeitslager verbracht, die Kinder in Erziehungszentren. Doch als die Cylonen die Kolonien angriffen fanden wir wieder zu unserem Schiff - die RYOMNE, die ihr XERDINA nennt. Wir sind nicht gewillt, es wieder aufzugeben oder gar zu verlieren."

    "Und was haben sie jetzt vor?"

    "Wir werden Ihnen nichts tun. Sie werden sehen, dass die RYOMNE mehr kann, als Sie vermuten."

    "Warum aber das falsche Spiel?" fragte Apollo.

    "Colonel Sothis kann Ihnen darauf antworten. Hätte die RYOMNE aufgeschlossen, hätte man uns des Diebstahls von Ersatzteilen beschuldigt, und mehr. Aber ich versichere ihnen, dass sie auch so dazu fähig ist."

    "Was ist dann mit den angeblich fehlenden Ersatzteilen?"

    "Wir fertigen sie selber, verwenden dabei Material aus dem Schiff. Wir waren schon immer geübt darin, aus Schrott Geräte, selbst Computerbänke zusammenzubauen. Diese sehen vielleicht nicht gut aus, aber sie erfüllen ihren Zweck ..." Die Frau wanderte langsam zu einem anderen Pult und setzte sich davor. Ihre Männer senkten die Waffen und sicherten sie wieder.

    "Was geschieht mit unseren Freunden?"

    "Sie werden in einigen unserer Quartieren festgehalten, bis alles vorüber ist. Wir krümmen ihnen kein Haar, aber hier oben waren sie uns im Weg", antwortete einer der Männer für die Frau. „Warum, das werden sie gleich sehen.

    +o+o+o+o+


    Commander Adama, die XERDINA ist weit zurückgefallen. Jeder Versuch, sich mit ihr in Verbindung zu setzen ist fehlgeschlagen."

    "Und Captain Apollo?"

    "Ebenfalls keine Nachricht von ihm, Sir! Einen Moment. Auf der XERDINA sind Explosionen wahrzunehmen!" meldete Adamas Stellvertreter, der einen Bildschirm musterte. "Dafür tauchen jetzt andere Signale in unserer Sensorreichweite auf- Cylonen!"

    +o+o+o+o+


    Starbuck verfluchte die Männer, die auf keines seiner Worte reagierten, als er sie aufforderte, den "Unsinn sein zu lassen und zur Vernunft zu kommen, da er dann alles vorgefallene vergessen würde".

    Die Bewaffneten taten so, als verstünden ihn nicht und drängten ihn schließlich in eine kleine Kabine.

    "He! Wenn ihr nicht endlich einseht daß ich Recht habe, werdet ihr großen Ärger bekommen!"

    "Das werden wir sehen!" war die kurze und wenig beeindruckte Antwort dazu, aber Starbuck gab nicht auf.

    Er nutzte den Moment der Unachtsamkeit, als eine Explosion das Schiff erschütterte, und schlug einem der Bewaffneten gegen das Kinn, riss dem anderen Mann die Waffe aus der Hand und schleuderte ihm mit einem Tritt gegen die Wand. Dann rannte er, so schnell ihn seine Füße trugen in die Richtung, aus der sie gekommen waren.

    Zurück zur Brücke! war sein einziger Gedanke.

    Ohne Apollo, der mehr ein Freund, als ein Vorgesetzer war, und Colonel Sothis war keine Flucht möglich.

    Starbuck bog in einen dunklen Seitentunnel ein, presste sich in eine Nische, als seine Verfolger an ihm vorbeihetzten und hielt den Atem an. Die war er hoffentlich für eine Weile los.

    Der Weg zur Brücke erwies sich als schwieriger, als die Männer die ihn suchten, abzuhängen. Mehrmals musste Starbuck auf den belebteren Gängen in leere Räume oder Nischen ausweichen und andere Tunnel benutzen, oder durch Schächte nach oben steigen.

    "Na endlich!" zischte er entschlossen, als er vor dem Schott stand, das ihn von Apollo, Rhonen und Sothis trennte. "Wir werden sehen, wir zuletzt lacht!"

    Er hieb auf den Öffnungsschalter und stellte sich breitbeinig in den Eingang, die Waffe im Anschlag. "Lasst eure Waffen fallen und ergebt euch, oder ich zerschieße den Hauptcomputer!"

    +o+o+o+o+


    "Was geschieht jetzt?" Nitokris beugte sich angestrengt über die Hauptkonsole und ließ ihre Finger über die Tastaturen und Sensoren gleiten, als spiele sie ein Instrument. Apollo spürte in jeder ihrer Bewegungen das große Vertrauen, das sie in das Schiff setzte. Es schien ihrem Willen zu gehorchen, wenn auch einmal eine Explosion die Wände zum Vibrieren brachte.

    "Wir haben nur den falschen Namen abgesprengt!" erklärte einer der Techniker.

    "Damit macht ihr die Cylonen auf euch aufmerksam", stellte Rhonen fest.

    "Ja, das stimmt", erwiderte Nitokris, die doch nicht so versunken in ihre Arbeit schien. "Wir ziehen ihre Aufmerksamkeit auf uns, denn wir sind eine leichte Beute. Sie glauben, uns ohne Verluste abschießen zu können. Inzwischen dürfte auch die GALACTICA die Verbände geortet haben und ihre Vipers ausgesandt haben, um ..."

    In diesem Moment öffnete sich unerwartet das Schott und eine bekannte Stimme gellte durch den Raum.

    "Starbuck!" Apollo reagierte sofort und hob die Hand. "Es ist alles gut! Wir sind keine Gefangenen!"

    "Cylonen nähern sich auf zwei Microns!" rief ein Mädchen dazwischen und machte das Durcheinander perfekt.

    "Nehmt eure Plätze ein!" befahl Nitokris kurzangebunden, während Starbuck seine Waffe sicherte und mit verwirrtem Gesicht auf seinen Captain zukam.

    "Was ist hier los? Welches seltsame Spiel treiben die hier?"
    "Das erkläre ich dir später!" wehrte Apollo ab. "Beobachte lieber, was geschieht."

    "Mit ist nicht ganz wohl in meiner Haut!" murmelte Starbuck. "Die Blechköpfe schießen uns doch so einfach wie Vögel vom Himmel. Verdammt, ich wünschte, ich säße jetzt in meiner Viper..."

    Er warf einen Blick zu Colonel Sothis, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, und von der beispielhaften Disziplin der Mannschaft überrascht wurde. Das hätte er den verlotterten Männern und Frauen nicht im Traum zugetraut. Aber die zehn Menschen arbeiteten nun wie eine perfekte Einheit zusammen.

    "Der Beschuss beginnt!"

    "Unsere schwachen Schilde werden die Schüsse nicht lange abhalten können. Aber das brauchen sie auch gar nicht!“ Sie holte tief Luft. „Leitet auf mein Kommando alle Energie auf die Triebwerke! Jetzt!"

    Ein heftiger Ruck ging durch die RYOMNE. Rhonen und Apolo mussten sich an Wänden abstützen, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren, Sothis stolperte gegen einen der Sessel und wurde von einem hünenhaften Djeromni aufgefangen.
    Starbuck taumelte einige Schritte zur Seite und fing sich dann neben dem Sitz einer jungen Frau ab, die ihn schief angrinste. Er zwinkerte spontan zurück.

    Nitokris und die anderen beobachteten wachsam die Instrumente, während die Sterne auf dem Sichtschirm immer schneller vorbeizurasen schienen, und schließlich an einer Staffel Viper vorbeischoss.

    Das Schiff holte die Flotte innerhalb kürzester Zeit ein. In diesen Mikrons kontrollierte die Besatzung konzentriert die Maschinen und Anzeigen, griff immer dann ein, wenn es nötig war – so als schienen sie einen sechsten Sinn dafür zu besitzen.

    Erst als die Gefahr gebannt war, drehte sich Nitokris wieder zu ihren Gästen um und lächelte sie triumphierend an.

    Commander Sothis wandte den Blick ab, als könne und wolle er sich die Niederlage und das Unrecht seiner Vorurteile nicht eingestehen. Rhonen aber nickte ihr anerkennend zu.

    Dann jedoch wurden sie durch erste Anfragen über den plötzlich wieder funktionierenden Langstreckenkommunikator aus dem Zauber des Augenblicks gerissen.

    +o+o+o+o+

    "Es ist unglaublich. Wie kann ein solches Wrack wie die XERDINA diese Geschwindigkeiten erreichen?" Colonel Tigh blickte von dem Bildschirm auf und hinüber zu Commander Adama.

    "Ich denke, wir werden das erfahren, Tigh", antwortete dieser mit einem nachdenklichen Blick. "Doch ich denke, die Antwort auf unsere Fragen wird nicht so überraschend sein, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte..."

    +o+o+o+o+


    Einige Tage später.



    Apollo und Starbuck waren nachdem die Cylonen vertrieben worden waren wieder auf die GALACTICA zurückgekehrt und hatten dort ordnungsgemäß Bericht erstattet.

    Commander Sothis hatte sich schweigend auf sein Schiff zurückbringen lassen, während Rhonen auf eigene Bitten hin auf der RYOMNE geblieben war, um dort die wichtigsten Probleme zu klären und sich die Forderungen der Besatzung anzuhören, damit diese später an Bord der GALACTICA im Rat erörtert werden konnten.

    Die Techniker und Ingeneure des Schiffes, die man so lange übersehen hatten, nutzten das auch, um ihm lange Listen zu übergeben, auf denen die Ersatzteile genannt wurden, die auch sie nicht mehr mit ihrem Geschick herstellen konnten

    Doch nun kam Nitokris an Bord der GALACTICA. Sie hatte sich offiziell als die Matriarchin der Überlebenden der Djeromni zu erkennen gegeben. Offen und Stolz trug sie nun wieder die Gewänder ihres Volkes - bunte Tuche, die sich vorteilhaft um ihren Körper schmiegten und ihre Kurven betonten, aber genug Bewegungsspielraum ließen.

    Ihre Haare hingen nicht länger im Gesicht. Sie waren nun mit bunten Steinen und Kettchen verflochten, am Ende der Zöpfe hingen Münzen und Glöckchen, die bei Bewegung leise klirrten. Doch anders als bei einer Soziolatrice wirkte dieser Aufputz nicht erotisch, sondern erstaunlich würdevoll.

    Ohne zu zögern trat sie, nach Verlassen des Shuttles auf Adama zu und blickte ihm tief in die Augen.

    "Siress Nitokris, es ist mir eine Ehre, Euch an Bord der GALACTICA begrüßen zu können. Es geschieht nicht oft, ein Volk in unserer Mitte willkommen zu heißen, das wir längst verloren glaubten."

    "Ich danke Euch für Eure Worte, Commander Adama", erwiderte Nitokris darauf.

    "Die Djeromni waren nie verloren, sie hielten sich nur gewissen Gründen verborgen, um abzuwarten, bis die Zeiten wieder besser würden. Doch wir blieben auch immer unserer Kultur und unseren Träumen treu.“ Sie lächelte. „Ich hoffe nun, da wir in gewissem Sinn alle Djeromni ... Sternenwanderer sind, wird man uns endlich als die akzeptieren, die wir sind. Gleichwertige Brüder und Schwestern der Kinder der Kolonien." Ihr Blick wanderte mit diesen Worten zum Rat der Zwölf, der ebenfalls gekommen war, um sie zu begrüßen.

    Und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie diesem Wunsch Nachdruck verleihen würde.

    - FORTSETZUNG FOLGT -
    Geändert von Kris (23.08.2012 um 09:53 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  3. Danke sagten:

    , Galaxy

  4. #3
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    Vielen Dank für dein Danke Galaxy und auch ein Hallo an alle stillen Mitleser. Der Auftakt hier war ja noch sehr ruhig, aber ich kann versprechen, dass die nächsten - vor allem die nächste Geschichte "Anukhet" um einiges dramatischer wird. Ich muss sie nur noch aufbereiten, aber ich denke im Laufe der nächsten Woche geht es weiter. Bis dahin!
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    Ich danke auch M-Force Maverick, der ein "Danke" hinterlassen hat (nein, ich habe dich nicht vergessen) und will nun ohne viel Worte den nächsten Teil, sprich den ersten Teil der zweiten Geschichte einstellen




    Titel:
    Anukhet (Djeromni2)
    Autor: Kris
    Fandom: Battlestar Galactica Classic/1979
    Genre: Abenteuer, Drama, SF
    Charakter(e)/Pairing(s): Starbuck, Apollo, Adama, diverse OC’s
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Spoiler: Die klassische Battlestar-Galactica-Serie aus dem Jahr 1979

    Kurzinhalt: Die Djeromni sind nun ein Teil der Flotte und sollten anerkannt sein. Aber Vorurteile und Hass sind immer noch existent und sorgen für Distanz zwischen den Völkern. Und dann gibt es einige, die nicht vergessen können. Die Technikern Anuket soll dies als erste am eigenen Leib zu spüren bekommen...

    Anmerkung des Autors: "Anukhet" ist die zweite von vier Djeromni-Geschichten, die ich zwischen 1989 und 1992 für die klassische Battlestar Galactica-Serie, bei uns besser bekannt als Kampfstern Galactica, schrieb.
    Tatsächlich handelt es sich um meine Lieblingsgeschichte aus der Saga. Vielleicht weil sie mehr als alle anderen ein ernstes Thema aufgreift.


    +o+o+o+o+o+o+o+


    Teil 3
    Das ungeliebte Abkommen



    Aus Adamas Tagebüchern:

    "Was ist der Mensch nur für ein Wesen? Warum wehrt er sich gegen das Unbekannte und hasst manchmal so sehr, dass er fähig ist, es ohne Gewissensbisse zu töten?
    Die Cylonen haben keine Gefühle, und das macht sie grausam und unerbittlich, um so mehr sollte der Mensch sich von ihnen abheben und Verstand wie Gefühl bewusst und im Einklang einsetzen und sich nicht nur von einem alleine leiten lassen.“



    +o+o+o+

    "Wie macht sich die RYOMNE, Captain Apollo?" fragte Commander Adama und blickte mit zu seinem Sohn, der sogleich zu berichten begann.

    "Es ist unglaublich, Commander. Die Djeromni besitzen die geschicktesten Finger, die ich je gesehen habe, und sie verstehen es, aus untauglichem Schrott, den wir eigentlich ins All abstoßen wollten, doch noch brauchbare Maschinen zu entwickeln.“ Er hielt einen Moment inne. „Aber ich denke Leutnant Ronen, kann Ihnen noch viel mehr und ausführlichere Auskünfte geben. Aber eines kann ich sagen – sie sind ein Gewinn für die Flotte.“

    Adama nickte. „Ich werde später sicherlich auf diesen Rat zurückkommen. Was mich aber mehr interessiert: Ist die Matria Nitokris auf meinen Vorschlag eingegangen?"

    "Ja. Sie sagte mir, dass sie bereits eine solche Anfrage erwartet hat. Sie ist durchaus bereit – nun da sich ihr Volk wieder zeigt- auf die Bitte einzugehen, denn sie denkt dass es nun wichtig ist, dem Misstrauen der Kolonisten die Hilfe der Djeromni entgegenzusetzen, auch wenn sie weiß, dass dies zu Konflikten führen kann."

    "Dann schickt sie uns also einige ihrer Techniker?"

    "Ja, sagte sie, sobald die Arbeiten an der RYOMNE abgeschlossen seien und sie damit einige ihrer Leute entbehren kann.“ Apollo runzelte die Stirn und fügte dann hinzu. „In Anbetracht der Ablehnung, die ich selbst beobachten konnte, rate ich, diese Männer und Frauen unter den Schutz von kolonialen Kriegern zu stellen. Wir wissen nicht, was auf anderen Schiffen passieren kann.“

    "Nein. Das würde die Kluft zwischen den Djeromni und den Kolonisten nicht geringer machen. Wir sollten es erst einmal so versuchen um die zu besänftigen, die den Sternenwanderern noch misstrauen. Wir müssen andere Wege finden, den Djeromni-Technikern Schutz zu geben. Es gäbe die Möglichkeit..."


    +o+o+o+


    Die TILLIAN gehörte zur Klasse der Luxus-Liner, auch wenn sie ein weit älteres Modell als sie RISING STAR war. Beeindruckend schimmerte sie in der samtigen Schwärze des Alles und bot noch immer einen atemberaubenden Eindruck.

    Stolz musterte Artemisia das Schiff und warf dann einen Blick nach hinten zu den Passagieren ihres Shuttles.

    Ihr Lächeln verschwand.

    Sie kam von der GALACTICA und hatte neben einige Pendlern noch eine Technikerin an Bord, die der TILLIAN zugeteilt war. Sie sollte geschickt wie kein anderer sein und vielleicht den Defekt im Antrieb beheben können, der den Mechanikern des Liners immer wieder Schwierigkeiten verursachte.

    Aber die Frau war auch eine Djeromni! Die Sternenwanderer waren doch Diebe, Räuber, Mörder, Verräter an der Menschheit!

    Dreckige Schmuggler und hinterhältige Händler - so hatte Artemisia es gelernt, obgleich heute das erste Mal war, dass sie eine dieses Volkes zu Gesicht bekam.

    Die Djeromni hieß Anukhet. Sie wirkte sauberer, als Artemisia sie sich vorgestellt hatte, einzig ein regenbogenfarbenes Band um die Stirn, an dem leise klingelnde Glöckchen befestigt waren, deutete auf ihre Abstammung hin. Unter der Mähne krausen Haares leuchteten die braunsten Augen hervor, die Artemisia je gesehen hatte.

    Die Shuttle-Pilotin drehte ihren Kopf wieder weg, als die junge, vielleicht zwanzig Yahrens zählende Frau ihren neugierigen Blick bemerkte und den Blick ruhig erwiderte. Sie seufzte und strich ihre blonden Haare zurück, ehe sie sich auf den Landeanflug konzentrierte.


    +o+o+o+


    'Sie beobachten mich', dachte Anukhet und ließ ihren Blick schweifen. 'Und sie wenden den Blick ab, wenn sie glauben, dass ich ihn bemerke. Warum sind sie voller Argwohn?'
    Die junge Frau fühlte sich unwohl und wünschte sich auf die RYOMNE zurück. Gleichzeitig hoffte siehoffte, ihre Arbeit so schnell wie möglich erledigen zu können, um wieder in die Gemeinschaft zurückkehren zu können, denn sie hatte bisher nur wenig Kontakt mit Planetenbewohnern gehabt. Zudem waren ihre Eltern und Geschwister durch die Hand von Kolonisten umgekommen.

    'Warum hast du gerade mich ausgewählt, Matria?' fragte sie sich stumm. Sie hatte unter Ihresgleichen nicht einmal den Erwachsenenstatus erreicht.

    Traurig faltete sie die Hände und sah zu Boden. Sie hatte Angst. Ein Gespür, das ihr angeboren war, verriet ihr, dass sie vorsichtig sein musste.


    +o+o+o+


    "Die neue Technikerin, die mir unterstellt ist, ist eine Djeromni?"
    Der rothaarige Capricaner schnappte nach Luft. "Eine Djeromni? Was versteht die von den komplizierten Anlagen der TILLIAN! Bei den Herren von Kobol! Da mache ich nicht mit! Ich protestiere, Sire Darmithon!"

    Er ballte die Fäuste und wanderte unruhig in der nüchtern ausgestatteten Kabine auf und ab. Der weißhaarige Mann betrachtete ihn. "Die GALACTICA versicherte mir, daß sie eine Spezialistin in dem, uns betreffenden Gebiet sei, von der Matria selbst ausgebildet. Sie wissen doch, Krydos, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, wenn wir die TILLIAN nicht ganz verlieren wollen. Auf Ihre ablehnende Haltung kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich weiß zwar, dass Djeromni ihren Vater ...."

    "Genug!" zischte der Rothaarige. "Ich beuge mich Ihren Befehlen, weil mir nichts anderes übrig bleibt, aber ich versichere Ihnen, ich werde diese sogenannte Technikerin genau beobachten. Ein falscher Handgriff, und ..."

    Krydos machte eine kurze Ehrenbezeugung und verschwand, während der Weißhaarige nachdenklich auf das kleine Sichtfenster starrte. Er hatte den Verantwortlichen auf der GALACTICA zu vermitteln versucht, dass trotz der Not eine Djeromni hier fehl am Platz war.

    Sein Cheftechniker Krydos hasste die Sternenwanderer aus verschiedenen Gründen. Der schwerwiegendste war der Tod seines Vaters, der bei einem Einsatz seiner Sicherheitskräfte von einer Djeromni erschossen worden war.

    Sire Darmithon erinnerte sich an die geheimen Unterlagen, die er einmal eingesehen hatte, und die bestätigten, dass die ohnehin schwerverletzte Frau nur ihre Kinder hatte schützen wollen. Das allerdings wurde erst später entdeckt, als man die Körper der erstickten Kleinen in einer Frachtkiste hinter ihrer Leiche gefunden hatte. Nur ein Säugling hatte überlebt, der nicht mehr dort hinein gepasst hatte... Aber für den Sohn war es nun einmal ein Mord an seinem Vater, den er nicht vergessen hatte.

    Das Ratsmitglied seufzte. Er befürchtete das Schlimmste. Aber er musste der ganzen Sache nun eine Chance geben, so viele Schwierigkeiten er nun auch kommen sah...

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  6. Danke sagten:


  7. #5
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    Vielen Dank für eure Danke Evaine und M-Force Maverick! Dann will ich doch gleich weitermachen mit der Geschichte und wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen.




    Teil 4
    Dornenpfad



    Artemisia überließ den Bodentechnikern und Sicherheitskräften ihr Shuttle und verließ mit eiligen Schritten die Brücke. wie sie gehofft hatte, kam ihr auch schon Krydos entgegen, doch er schien schlechte Laune zu haben.

    Seine Mundwinkel waren zusammengekniffen, seine Augenbrauen gesenkt. Das fing ja gut an! Wollte er ihnen durch seine Stimmung die wenige gemeinsame Zeit vermiesen?

    Sie zwinkerte Krydos zu und umarmte ihn. "Was ist mir dir los, Liebling? Wieder Ärger im Maschinenraum?"

    Er antwortete nicht. Sein Kuss war geistesabwesend und fahrig, so dass sie ihn leicht gegen das Schienbein trat. "Was hat dich gestochen?" fragte sie gereizt. "Nun sag doch schon! Schließlich wollen wir auch noch einige angenehme Tage auf der RISING STAR verbringen. Ich habe mich schon so sehr darauf gefreut!"

    "Daraus wird wohl nichts!" brummte Krydon ärgerlich. "Ich muss einen neuen Techniker überwachen."

    Artemisia hob die Hand vor den Mund. "Krydos, du meinst doch nicht etwa ..."

    Sie sprach nicht weiter, denn in diesem Augenblick versteinerten Krydos' Gesichtszüge. Die Augen drückten einen Augenblick Entsetzen, dann Hass aus. Ohne sich umzudrehen, ahnte Artemisia instinktiv, was er sah: Die Djeromni!

    Sie wusste, dass er dieses Volk hasste und so legte sie hastig eine Hand auf seine rechte Schulter. "Komm, lass dir durch so eine wie die nicht deinen freien Abend verderben, sondern ihn einfach genießen!"

    Krydos wandte sich ihr zu. Er schob die Hand von einer Schulter und sah Artemisia ernst an.

    "Entschuldige, ich erkläre es dir später", sagte er und wollte gehen, aber die Shuttlepilotin hielt ihn an der Hand fest. "Verdammt noch mal!" fauchte sie ärgerlich. "So einfach lasse ich mich nicht abweisen, mein Guter. Ich bin kein hirnloser Cylone, und will jetzt genau wissen, was dich an diesen dreckigen Djeromni so aufregt? Klar!"

    Krydos presste die Lippen aufeinander. "Entschuldige Artemisia. Das ist eine Angelegenheit, die nur meine Familie und mich etwas angeht!" stieß er wütend hervor. "Lass mich jetzt bitte in Ruhe..."

    Er löste sich energisch aus ihrem Griff und eilte davon. Artemisia stampfte mit dem Fuß auf und folgte ihm. So einfach ließ sie sich nicht abwimmeln - auch wenn Krydos wieder vor Wut kochte.


    +o+o+o+


    Anukhet legte ihre Habseligkeiten auf die Pritsche des karg ausgestatteten Raumes und blickte sich stumm um.

    Dann erst ließ sie sich auf einer Sitzgelegenheit nieder und stützte den Kopf in duie Hände. Immer wieder dieser Blicke ... als wäre sie eine Aussätzige.

    Sie ertrug es nicht länger!

    Sie blieb eine Weile so sitzen und stieß schließlich einen gequälten Schrei aus, denn die Stille des Raumes war erdrückend.

    Fahrig wühlte die junge Djeromni dann in einer ihrer Taschen herum. Auch wenn sie sich den Raum wohnlicher gestaltete, so würde es doch nicht wie auf der RYOMNE sein, wo immer etwas brummte oder klapperte, und sie alle eng beieinander lebten.

    Sie ertrug das Alleinsein nicht länger!

    Und so schlüpfte sie kurze Zeit später in ein Gewand ihres Volkes, das sie sonst nur zu feierlichen Anlässen trug. Aber sie fühlte sich darin besser. Der Stoff war mit farbenfrohen Mustern bedruckt, die einem, der sie zu lesen verstand, die Bedeutung ihrer Sippe verriet.

    Das Band ließ sie im Haar, steckte sich aber noch breite, klirrende Ohrringe an und benutzte ein wenig des kostbaren Duftöls, das man nicht künstlich herstellen konnte.

    So verließ sie schüchtern ihre Kabine.

    Anukhet fröstelte, denn ihre Schultern waren nackt, und der weitschwingende Wickelrock entblößte bei allzu heftigen Bewegungen ihre Beine. Ein Zittern durchfuhr die junge Frau , als sie die ersten Schritte machte, dann aber straffte sie ihren Rücken und schritt tapfer aus.

    Der Mann, der sie zu ihrer Kabine gebracht hatte, hatte ihr auch im Vorübergehen die Mannschaftsmesse gezeigt, und da sie sich Wege gut einprägen konnte, stand sie schließlich vor der Tür.

    Mit einer zaghaften Geste drückte sie den Schalter. Zischend öffnete sich der Eingang zur Messe, Sie war mehr als zur Hälfte mit Technikern, sonstiger Besatzung, aber auch einigen Kriegern gefüllt, die hier ihre Freizeit bei Getränken, Spielen und Gesprächen zu genießen schienen. Musik dröhnte aus versteckten Lautsprechern.

    Anukhet trat hastig ein, dich die Nächstsitzenden hatten sie schon gesehen und steckten nach dem Augenblick der Überraschung tuschelnd die Köpfe zusammen, Anukhet überlegte sich, ob sie wieder verschwinden sollte, aber dann suchte sie sich einen versteckten und noch freien Platz, nachdem sie ein Getränk geholt hatte. Wenigstens war sie hier nicht allein ... und dennoch einsamer als in ihrer Kabine.

    'Djeromni!' hallte es in ihrem Kopf. 'Sie haben mit Baltar zusammengearbeitet. Sie sind auch noch heute Spione der Cylonen. Man darf keinem von ihnen trauen ... So war es, und so wird es bleiben ...'

    Sie versank in düsteres Brüten und zuckte heftig zusammen, als sich jemand neben sie setzte. Der Mann grinste sie breit an. "Ich sah, dass Sie alleine waren. Neu hier?" fragte er und stellte seinen Becher auf den Tisch. Vertraulich beugte er sich zu Anukhet. "Ich heiße Lanthos!"


    +o+o+o+


    Krydos hatte heftige Worte benutzt, als Artemisia zu aufdringlich geworden war, und sie aus seinem Raum geworfen. Doch er wollte alleine sein. Er hatte die Djeromni gesehen und schneller als erwartet, waren die alten Hassgefühle in ihm aufgestiegen. Er kramte hastig ein altes Bild hervor, das er nur mit viel Bestechungsgeld erhalten hatte und stieß einen grollenden Ton aus.

    Das Foto war nur undeutlich und verschwommen, aber es zeigte die Leiche der Frau, die seinen Vater erschossen hatte. Und dieses Weib hatte Ähnlichkeit damit - doch sahen die Djeromni nicht alle gleich aus? Wut kam in ihm hoch, und er stopfte das Bild wieder zurück in die Tasche, während er zu einem anderen Bild blickte, dass seine Eltern in glücklicheren Tagen auf Caprica zeigte.

    Dann schnaubte er.

    Jetzt brauchte er einen starken Drink, um das alles wieder zu vergessen! So begab er sich, äußerlich wieder ruhig wirkend auf den Gang. Er hörte Stimmen und wich zurück, als er die beiden Menschen sah, die ihm entgegenkamen. Da war dieses schamlose Weibsbild schon wieder - und es hatte sich in ein aufreizendes Gewand gekleidet.

    Lanthos, der Herzensbrecher der TILLIAN hatte sich an sie heranzumachen, und es gefiel dieser Frau offensichtlich auch noch. Sie war nicht besser als eine Sozialatrice, eine der Frauen, die ihre Gesellschaft und ihre Gunst verkauften ...

    Er wollte sich schon abwenden, da hörte er ein hässliches Klatschen und zog erstaunt die Augenbrauen hoch, denn die Djeromni hatte den Mann geschlagen und rannte nun fort. Krydos konnte sich ein spöttisches Lachen nicht verkneifen!

    +o+o+o+


    Anukhet atmete erst auf, als sich die Tür hinter ihr schloss, warf sich dann auf die Pritsche und machte ihrer Anspannung durch einen Schrei Luft.

    Wie konnte dieser Kerl nur! Warum glaubte dieser Kerl, sie sei eine ehrlose Frau, ein leicht zu habendes Mädchen? Oh ja, Nitokris hatte sie gewarnt, hatte ihr die Vorurteile der Planetenbewohner bewusst gemacht und eingeprägt, aber erst jetzt wußte sie, was diese für eine Bedeutung hatten.

    "Auch wir Djeromni haben einen Ehrenkodex und Stolz!" schluchzte sie. "Warum versteht ihr das denn nicht? Warum blickt ihr nicht über das hinweg, dass ihr zu glauben wisst?" Über diese Gedanken schlief sie ein, wenngleich auch das mulmige Gefühl blieb.

    - Fortsetzung folgt -
    Geändert von Kris (25.09.2012 um 08:54 Uhr)
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  8. Danke sagten:


  9. #6
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    Vielen Dank für eure Danke, Evaine, Galaxy und In4no. Schön, dass ihr noch mit dabei seid. Hier folgt nun der dritte und letzte Teil der zweiten Geschichte:



    Teil 5
    Die Früchte des Hasses



    Der Cheftechniker war ein rothaariger, jedoch finster dreinblickender Mann. Anukheit spürte, dass er sie nicht nur ablehnte, sondern abgrundtief hasste. Sie war feinfühlig genug, um die Kälte aus seiner Stimme und seinen Gesten zu erspüren.

    Mit mitleidloser Sachlichkeit erklärte er ihr die Maschinen und das Problem, aber nicht mehr. Und jetzt bohrten sich seine Blicke wie Speere in ihren Rücken. Er beobachtete sie. Jeden ihrer Handgriffe, jede Bewegung. Die junge Djeromni bemühte sich, dies zu ignorieren, aber sie vermochte nicht, sich richtig auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

    Immerhin war sie jetzt schon drei Tage an Bord der TILLIAN. Der junge Mann, der sie belästigt hatte, schien ihr das nicht übel zu nehmen, im Gegenteil, er war der einzige, der in der Messe mit ihr sprach, und das Eis zwischen ihr und den anderen langsam taute. Er hatte auch von Krydos, dem Cheftechniker und seinem Haaa auf die Djeromni erzählt.

    Sie selber empfand solche Gefühle für die Planetenbewohner, die ihre Familie umgebracht hatten, nicht. Djeromni lebten mit dieser Gefahr, und das Leben war zu kurz, um es durch Hass zu vergeuden.

    Schließlich gelang es ihr, die angstvollen Gedanken zu vertreiben, die Tränen aus den Augen zu wischen und vorsichtig an den Schaltungen weiterzuarbeiten. Diese zeigten wie die Relays und Mikrochips keinen Fehler. Als sie schon fast aufgeben wollte, fiel ihr eine ungewöhnliche Energiespirale auf.

    Doch bevor sie sich mit dieser beschäftigen konnte, legte sich eine Hand auf ihre Schulter und die kalte Stimme des Cheftechnikers erklang. "Dein Dienst ist beendet. Geh und ruhe dich aus." Er duldete keinen Widerspruch. Anukhet spürte, dass er sie loswerden wollte.


    +o+o+o+


    "Ein Routinebesuch von Abgesandten der GALACTICA ist doch nichts ungewöhnliches. Die Besatzung der TILLIAN kennt das schon, und sie haben keinen Kontakt zu den Schiffen, auf denen die anderen Djeromni arbeiten", meinte Starbuck. Er saß mit Apollo in der Offiziersmesse und genoss die freie Zeit vor dem nächsten Einsatz.

    "Auf der TILLIAN scheint alles so zu laufen, wie es soll. die Mannschaft macht keinen Ärger, doch der Cheftechniker Krydos hasst Djeromni so sehr, dass nur ein Fehler der jungen Frau ihn reizen könnte, sie zu töten."

    "Woher weißt du das?" horchte Apollo auf.

    "Nun ..." Starbuck setzte sich in Positur. "Wenn du ein wenig mehr auf gebrochene Herzen achten würdest, dann könntest du mehr erfahren. Gestern tröstete ich eine einsame Shuttle-Pilotin auf der RISING STAR, die mir davon erzählte. Na, ja, der Kerl muss einen ziemlichen Hass auf die Djeromni haben, zumindest drückte sie sich so aus. Vielleicht findest du meinen Vorschlag jetzt gut?"
    "Uns nicht nur eine Routinepatrouille zu ersparen, sondern auch etwas zu verhindern, was gar nicht eintritt, wie?"
    "Ja!"


    +o+o+o+


    Die Energiespirale verpuffte ins Nichts - oder in etwas, das Anukhet noch nicht gefunden hatte. Sie spürte inzwischen längst nicht mehr die Blicke des Cheftechnikers, sondern arbeitete verbissen weiter. Sie war ein Grund für die Energieschwankungen, die dem Antrieb schadeten und ihn immer wieder stocken ließ.

    Sie testete mittlerweile einen unscheinbaren Draht, als der Krydos plötzlich sagte: "Ich glaube, hier kommen Sie nicht weiter. Sie sollten besser an einer anderen Stelle weitermachen."

    Anukhet blickte über die Schulter, musterte ihn scharf, dann aber drehte sie sich wieder zu ihrer Arbeit und zuckte zusammen, als sie fand, wonach sie in den vergangenen Tagen gesucht hatte - die Verbindung zu einem anderen Energiekreis, der tiefer lag.

    "He! Ich sagte ..." Krydos packte Anukhet an der Schulter und riss sie herum. Er erlaubte sich dies, weil sie in der Energiezentrale allein waren. "Hörst du Djeromnischlampe nicht, was ich sagte? Du bist nicht nur eine Verräterin sondern auch noch taub!"

    Hass sprühte aus seinen Augen, angeekelt ließ er sie wieder los. Anukhet spürte, wie die angestauten Aggressionen aus ihm herausbrachen. Mit beherrschter Stimme - um keines ihrer widersprüchlichen Gefühle zu zeigen, sagte sie: "Ich habe den Fehler gefunden. Bitte lassen sie mich weiterarbeiten. Sie könnten mir sehr damit helfen!"

    "Helfen? Einer Djeromni?" keuchte er und deutete dann spöttisch auf die geöffnete Konsole. "Da ist nichts. Soll ich es dir beweisen?" Mit seiner Faust hieb er auf das Metall und drückte den Draht gegen eine magnetisierte Spule.

    Nur die Djeromni sah die kleine Entladung, die auf den Draht übersprang und schrie auf. Im nächsten Moment brach die Hölle los ...


    +o+o+o+


    Die beiden Viper bewegten sich mit gedrosselter Geschwindigkeit durch den Flottenverband. Apollo und Starbuck hatten auf begrenzte Kommunikation geschaltet, um ungestörter reden zu können, und nicht abgehört zu werden. Das Problem unliebsamer Lauscher kannten sie nur allzu gut, und bald würden einige Djeromni-Techniker das Gerät herausrücken müssen, das sie dafür und dagegen entwickelt hatten.
    Endlich sahen sie die TILLIAN vor sich.
    "Siehst du das auch?"

    "Die Lichter? Flackern! Totaler Energieausfall auf dem Schiff. Verdammt, was ist da los? Die Notenergie setzt wenigstens ein, aber das Schiff fällt zurück! Gib eine Meldung an die Schiffe hinter der TILLIAN: Sie sollen ausweichen, Starbuck!"

    Apollo selber empfing eine Nachricht des Schiffes: "Erbitten Hilfe ... Systeme können nicht lange erhalten werden ... Störung in der Antriebsleitung ... Energiezentrale ..."


    +o+o+o+


    Die Entladung griff auf die Konsole über, und noch ehe einer von ihnen reagieren konnte, explodierte sie. Die Schreie des Cheftechnikers und Anukhets vermischten sich mit der Detonation.

    Noch während sie durch den Druck mitten in den Raum geschleudert wurden, hörte die Djeromni, wie sich die Schotte schlossen. Einen Augenblick wurde es dunkel um sie.

    Als sie wieder zu sich kam, lag sie zwischen Metalltrümmern. Es roch nach verschmorten Leitungen und der Notenernergie-Generator hatte auf rotes Licht geschaltet.

    Stöhnend bewegte sich Anukhet, stellte aber dann fest, dass sie nur Schnitt- und Schürfwunden neben leichten Verbrennungen erlitten hatte. Krydos hatte das meiste abgefangen, weil er vor ihr gestanden hatte.

    Metallsplitter hatten sich in seine Haut gebohrt und Blut floss langsam über seine schwarzen Verbrennungen. Sie wusste nicht, ob er noch lebte, und sie kam nicht mehr dazu, das nachzuprüfen.

    Eine andere - nicht erwartete - Tatsache nahm ihre Aufmerksamkeit gefangen. Die Explosion der Konsole hatte ein anderes Gerät freigelegt, und der Djeromni wurde heiß und kalt bei der Entdeckung: Selbst ihr Volk, die für ihre Schiffe Wracks ausschlachteten, hielten sich von diesen Konvertern fern. Sie waren seit mehr als hundert Yarens verboten, weil sie mehr Energie produzierten, diese aber nicht gleichmäßig abstrahlen konnten. Sie neigten schon bei einer geringen Überlastung dazu, zu explodieren. Irgendjemand hatte bei der Umrüstung den Energiekonverter an seinem Platz belassen, und mit voller Absicht nicht vom Energiesystem ausgeschlossen. Anukhet sah, wie sich das Gerät mit rhythmischem Summen voller Energie pumpte.

    Sie durfte nicht länger nachdenken, sondern musste handeln und die Energiezufuhr unterbrechen, ehe das Ding zu einer Bombe wurde, und die TILLIAN zerfetzte. Die Folgen für die Flotte waren nicht absehbar!

    Die Djeromni taumelte an dem, noch immer reglosen, Mann auf das Gerät zu und ließ sich auf die Knie sinken. Heftig atmend studierte sie die verschiedenen Verbindungen und rief sich all das in ihr Gedächtnis, was sie über die Konverter gehört hatte.
    Wie gut, dass sie nur wenig vergaß.
    Dann begannen ihre Finger zu tasten. Sie achtete nicht auf die heißen Metalldrähte, die die Haut ihres Armes versengten. Der Schmerz war unangenehm, aber zu ertragen.


    +o+o+o+


    Kaum da sie gelandet waren, hetzten Apollo und Starbuck, geführt von Sire Darmithon und einigen anderen hochrangigen Offizieren zur Energieleitzentrale, die noch immer durch dichte Schotte verschlossen waren. Techniker arbeiteten hastig daran, sie zu öffnen, während ein junger Sicherheitsmann Bericht erstattete: "Cheftechniker Krydos und die Djeromni befinden sich dort drinnen. Wir wissen nicht ..."

    Bevor er weiterreden konnte, flammte das Licht wieder auf. Im gleichen Moment öffneten sich die Schotte mit einem lauten und vernehmlichen Zischen und gaben den Blick in den verwüsteten Raum frei. Doch sie waren nicht so schlimm, als dass die Schäden nicht innerhalb weniger Stunden behoben werden konnten. Nur eine Konsole war völlig zerstört, aber glücklicherweise schien die Notschaltung zu funktionieren.
    Dies alles sahen Apollo und Starbuck nicht, sondern etwas anderes...

    Die junge Djeromni, zerschrammt, blutbedeckt und erschöpft, mit Brandwunden an beiden Armen richtete sich in dem Moment auf, in dem sich der Cheftechniker aufstützte und einen länglichen Gegenstand mit letzter Kraft aus seiner Uniform zog ... und schoss.

    Die Djeromni schrie qualvoll auf und fiel zur Seite. Der Mann aber rollte sich auf den Rücken und röchelte mit letzter Kraft: "Und dies den Mördern und Verrätern, den Djeromni..."

    Er war schon tot, als sich Apollo neben ihn kniete und die Waffe aus den Händen nahm.


    +o+o+o+


    Anukhet fand schließlich die Verbindungen und löste sie, auch wenn der Schlag, den sie nun erhielt ihren Körper in Brand setzte. Aber das wiederkehrende Licht und die, ihre Arbeit wieder aufnehmenden, Geräte verrieten ihr, dass sie Erfolg hatte. auch das Schott trat wieder in Funktion und öffnete sich. Müde blickte sie auf den teuflischen Konverter hinab. Andere würden ihn ausbauen. Sie hatte ihre Arbeit erledigt und konnte heimkehren.

    Sie lächelte den kolonialen Krieger an, der gerade eintrat, doch im nächsten Moment brannte sich Feuer in ihren Rücken. Der Schmerz betäubte sie.


    +o+o+o+


    "Er konnte den Tod seines Vaters nicht verwinden. Dieser und seine Männer hatten Schmuggler, Djeromni aufgebracht, die sich wehrten, als sie sich eigentlich schon ergeben hatten. Die genauen Gründe wurden niemals herausgefunden, man weiß nur noch, dass Krydos Vater eine Frau in einem abgelegenen Raum aufspürte. Er musste die Frau niederschießen, die ihn nicht in den Raum lassen wollte - doch das gelang ihm erst, als sie ihm mit einem Stilett schon eine tödliche Wunde zugefügt hatte. Andere Sicherheitsleute fanden später in einer Kiste die Leichen dreier Kinder und eines nur noch schwach atmenden Säuglings. Wenigstens dieses Kind, ein Mädchen konnte gerettet werden. Es hieß Anukhet ..."

    Sire Darmithon senkte den Blick, als er Adama dies mitgeteilt hatte. "Ich hätte das Angebot, eine Djeromni als Technikerin aufzunehmen, ablehnen müssen. Krydos hat sich letztendlich selber durch seinen Hass getötet, nun hoffe ich, dass wenigstens das Mädchen überlebt."
    "Sie wird hier, auf der GALACTICA jede erdenkliche Hilfe bekommen. Das sind wir ihr schuldig, weil sie durch ihr Eingreifen nicht nur die TILLIAN, sondern auch die Flotte gerettet hat", fügte Apollo hinzu. Aber die Männer fühlten sich nach diesen Worten noch immer unwohl.


    +o+o+o+


    Aus Adamas Tagebüchern:

    Doch der Hass hatte noch ein weiteres Opfer zu beklagen; Anukhet starb an ihren lebensgefährlichen, inneren Verbrennungen, die nicht mehr regeneriert werden konnten.

    Nun erwartete ich Haß und Rache auf Seiten der Djeromni, doch es geschah nichts. Die Matria Nitokris, die auf die GALACTICA kam, um Anukhet in eine andere Welt zu geleiten, sagte mir nur, daaa dies eine Eigenart ihres Volkes sei. Rache gäbe es nur unter ihresgleichen. Aber ich kann es ihr nicht richtig glauben.

    Die Zeit wird nun erweisen, ob sich die Wunde wieder schließen wird. Mögen der Djeromni Anukhet niemals andere folgen. Ich trage diese Hoffnung in mir, und ich weiß es auch von der Matria. Wir sind nicht länger unzählige Völker, sondern nur noch eines, auch wenn es für die verschiedenen Kulturen schwer zu begreifen ist. Die Djeromni können uns diese Einheit lehren..."


    - Fortsetzung folgt -
    Geändert von Kris (28.09.2012 um 07:48 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

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  10. Danke sagten:


  11. #7
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    Erstmal vielen Dank für eure Danke ihr vier. Nach einer etwas längeren Pause will ich jetzt mit dem nächsten Teil der Geschichte weiter machen. Ich hoffe ihr habt auch weiter Spaß daran:



    Titel: Der Weg zur Achtung (Djeromni 3)
    Autor: Kris
    Fandom:
    Battlestar Galactica Classic/1979
    Genre: Abenteuer, Drama, SF
    Charakter(e)/Pairing(s): Starbuck, Apollo, Adama, diverse OC’s
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Spoiler: Die klassische Battlestar-Galactica-Serie aus dem Jahr 1979

    Kurzinhalt:
    Der Tod der jungen Djeromni Anukhet hat zumindest einige Menschen in der Flotte aufgerüttelt. Sie beginnen die Sternenwanderer mit anderen Augen zu sehen und entdecken deren Vorzüge. Während Diana, die Shuttlepilotin lernt, ihre Vorurteile zu überwinden und überraschende Erfahrungen macht, erwartet das Geschwisterpaar Cheprin und Neferti eine gefährliche Prüfung, denn noch immer gibt es die Ewiggestrigen...

    Anmerkung des Autors: Der Weg zur Achtung ist die dritte von vier Djeromni-Geschichten, die ich zwischen 1989 und 1992 für die klassische Battlestar Galactica-Serie, bei uns besser bekannt als Kampfstern Galactica, schrieb.
    Sie mag zwar anfangs wie eine Romanze klingen, hat ist aber eigentlich keine und stilistisch ausgereifter. Zwischen ihr und "Anukhet" liegen zwei Jahre Pause und ein massiver Schub in meiner Schreibbegabung.



    Teil 6
    Der Weg zur Achtung



    Aus den Tagebüchern Adamas:

    Auch nach dem Tode der Djeromni Anukhet, die das Leben vieler Menschen rettete, als sie einen alten Generator ausschaltete, obwohl sie zur gleichen Zeit in die Mündung einer Waffe sah und ahnte, dass sie bei jeder falschen Bewegung sterben würde, schwindet das Mißtrauen gegen die Sternenwanderer nicht.

    In vielen Hunderten von Yahren aufgebaute Vorurteile, verzweifelter Haß und vielleicht auch Furcht vor Verrat ist schwer auszumerzen und richtet sich noch heute gegen sie.

    Nur wenige, auch im Rat der Zwölf, erkennen die Matria Nitokris als vollwertiges Mitglied der Regierung an. Ihre Ernennung, die mit knapper Mehrheit durchgesetzt werden konnte, bricht mit den Traditionen von Tausenden von Yahren. Solche, die die Djeromni ausschlossen und für unwürdig hielten, im Rat über das Schicksal der Menschheit mitzubestimmen, weil sie auf keinem Planeten beheimatet waren.

    Aber haben sich die Zeiten nicht geändert? Sind wir nun nicht die Unwürdigen? Sollten wir den Sternenwanderern und ihrem Rat nicht besser folgen?

    Nitokris weiß, wie es um die Achtung ihres Volkes steht, aber was auch immer sie spürt, sie weiß es gut zu verbergen und versucht vor allem Anerkennung zu gewinnen, und Vertrauen bei denen, die bereit waren, eine Hand zur Freundschaft auszustrecken.

    Ich unterstütze sie, denn wir sind in diesen Tagen wie die Djeromni, Sternenwanderer. Das jedoch scheinen viele Menschen zu vergessen.



    * * *


    Die RISING STAR zeigte sich in ihrer vollen Pracht vor den Sichtfenstern der Fähre. Trotz der überstandenen Gefahren, war das Raumschiff bisher von direkten Angriffen verschont geblieben und strahlte wie ein Licht der Hoffnung in der Dunkelheit der samtenen Schwärze des Alls und versprach erlesene Unterhaltung.

    Diana, die Shuttle-Pilotin betrachtete aufmerksam die Kontrollen, um auf jede Veränderung zu reagieren und wartete auf die Erteilung der Landeerlaubnis. Vermutlich hatte sogar sie diesmal die Zeit, sich dort zu vergnügen.

    Kurz warf sie einen Blick auf die Passagiere hinter sich und dachte seufzend:. 'Oh ihr Herren von Kobol, da gibt es auch keine Abwechslung: Alleinstehende Viper-Piloten und Leute vom Bodenpersonal, die ihren Sold durchbringen wollen und ein paar nette Stunden erleben wollte, wohlhabende Passagiere - und Djeromni.' Sie stutzte. 'Djeromni?'

    Neugierig blickte sie wieder nach hinten und musterte den Mann und die Frau genauer, die in einer Ecke des Raumes saßen und sich leise unterhielten. Ihre Gewänder waren verspielter und farbenprächtiger als die von den Kolonisten.

    Diana erkannte mit dem geübten Blick als Tochter einer Völkerkundlerin, daß die beiden diese Reise als etwas besonderes ansahen. Sie bewunderte den Schnitt und die Pracht der Kleidung, die die beiden wie Figuren aus Legenden wirken ließ, den der Schmuck der an Gliedern und Stoff glitzerte, war echt. Diana fragte sich, wie sie an all die Edelsteine ...

    Doch die rauhe Stimme des Kommunikationsoffizers von der RISING STAR riß sie unsanft aus ihren Gedanken. "Ladeerlaubnis ist hiermit erteilt, GALACTICA-Fähre. Landedeck 2 wartet auf euch."

    Gerade jetzt! Seufzend wandte sich Diana wieder ihrer Arbeit zu. Wenigstens schloß sich der Rückflug ihrer Fähre nicht unmittelbar an diesen an. Als Pilotin von der GALACTICA standen ihr alle Ebenen der RISING STAR offen. Das war nicht bei allen so. Mit einem kurzen Blick fragte sie sich, wie die Wachen an den Aufzügen auf die Djeromni reagieren würden.

    Den Nomen, die ebenso fast ebensosehr verpönt waren, begegneten die Männer immerhin mit Respekt. Kein Wunder, waren die barbarischen Wüstenbewohner doch, wenn sie glaubten, beleidigt worden zu sein, schnell mit einer Waffe bei der Hand. Ein Leben zählte nicht viel für die Nomen, die noch immer nach archaischen Regeln lebten und sich nicht um die Gesetze der Flotte scherten. Das hatte einige von ihnen auf das Gefängnisschiff gebracht.

    Diana schreckte auf, als ein kurzer Alarmton erklang und sie ermahnte, den weiteren Anweisungen der Techniker von der RISING STAR zu folgen. Dann verscheuchte sie alle abwegigen Gedanken aus ihrem Kopf.


    * * *


    Neferti und Cheprin beobachteten die Anwesenden schweigend und teilten ihre Beobachtungen einander durch leichte Berührungen der Fingerspitzen und Gesten mit. So übten sie sich unentwegt in der Zeichensprache ihres Volkes.

    Bruder und Schwester waren aufgeregt, hatten sie von der Matria doch die Erlaubnis erwirken können, die RISING STAR zu besuchen, von der ihre Technikerfreunde von der Galactica schon so viel berichtet hatten.

    Zwar hatten drei der Kollegen sie begleiten wollen, aber eine plötzliche Änderung des Dienstplanes hatte die gemeinsamen Überlegungen kurz vor dem Flug scheitern lassen. Die Djeromni aber hatten ihre Passagen nicht verfallen lassen wollen, und freuten sich nun allein auf das Kommende.

    Die Geschwister hatten "Kepra" und "Sabet" angelegt, Festtagsgewänder, wie sie ihr Volk nur zu besonderen Anlässen trugen, und von ihren Ohren baumelte uralter Schmuck, den schon ihre Urahnen getragen hatten.

    "Sie beobachten uns, aber sie trauen sich nicht heran", stellte der junge Sternenwanderer fest, der mit seiner dunklen und krausen Haarmähne kaum von seiner Schwester zu unterscheiden war. Nur reichte ihres, wenn sie es nicht flocht weit über den Rücken herunter, seines aber nur bis zu den Schultern.

    "Sie haben eben noch Angst vor uns." Neferti seufzte und betrachtete die jungen Krieger genauer.

    "Nicht!" warnte Cheprin sie. "Die Matria hat uns das djisa verboten. Sie weiß nicht, wie die Oberflächenbewohner darauf reagieren!"

    Seine Schwester sah ihn verärgert und traurig an. "djisa", die freie Wahl eines Partners für eine Nacht war eine Sitte, die die jungen Djeromni untereinander praktizierten, solange sie auf keine Blutsverwandschaft achten mußten. Doch seit sie sich wieder zu erkennen gegeben hatten, erbat sich die Matria Zurückhaltung.
    Den Grund kannten alle - die Vorurteile der Planetenbewohner sollten nicht wieder geweckt werden, und vor allem die sittenstrengen Völker wie die Geminesen nicht in ihren Meinungen bestärkt.
    Deshalb trug Neferti auch ein Tuch über ihrem freizügigen Gewand, um den gewagten Ausschnitt zu verbergen. "Und was ist mit den Frauen, die sie Sozialatricen nennen?

    Cheprin lachte leise auf. "Sie sind von ihrer Art und keine Djeromni. Bitte sei vorsichtig und vergiss nicht, daß die Planetenbewohner mit zweierlei Maß messen. Ich weiß, dass das Feuer der Sterne in dir brennt, wie auch in mir. Aber wir dürfen nicht unvorsichtig werden. Vielleicht können wir für ein paar Tage auf die RYOMNE zurück."

    Der junge Mann berührte seine Schwester am Arm. Fast ein Yahren hatten sie fern von der RYOMNE auf verschiedenen Schiffen der Flotte gelebt. Sie hatten die unterschiedlichsten Erfahrungen machen können, aber allmählich vermissten sie ihr Volk und ihr altes Leben. Hier, unter den Planetenbewohnern mußten sie sich deren Sitten unterordnen. So sehr sie sich auch bemühten, sich anzupassen - sie konnten nicht verleugnen, daß sie Djeromni waren und eine eigene Lebensart besaßen.

    Stumm beobachteten die Geschwister die Landung der Fähre und warteten, bis sich die Schotten öffneten. Erst nachdem die jungen Piloten die Fähre verlassen hatten, erhoben sie sich.

    Die kleinen Glöckchen an ihren Gewändern klingelten und verlockten die Pilotin, sich umzudrehen. Neugier und eine Art von Freundlichkeit, die Cheprin nicht einzuschätzen wußte, lag in ihrem Blick. Die junge, hellhaarige Frau lächelte und hob eine Hand zum Gruß. Instinktiv erwiderte Cheprin dieses Verhalten und nickte, dann folgte er Neferti, die ihn am Ärmel zog.

    - Fortsetzung folgt -
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  12. Danke sagten:


  13. #8
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    Teil 7
    Vorurteile und Wissen



    "Oh, ihr Herren von Kobol, er ist wirklich hübsch!" murmelte Diana selbstvergessen und deaktivierte die Kontrollen und erhob sich, um die Fähre dem Bodenpersonal zur Überprüfung zu überlassen.

    Verdammt, so nachlässig war sie ja noch nie gewesen! Hatte der junge Djeromni sie so verwirrt? Sie musste ehrlich zu sich sein. Er war hübsch, vereinte die Vorzüge mehrerer Rassen in sich - und war der erste Djeromni, den sie jemals lebendig vor sich gesehen hatte.

    Ihr Wissen über die Sternenwanderer stammte nur von den Bändern und aus den Aufzeichnungen ihrer Mutter, die diese mühsam zusammengesucht hatte. Die Bilder, die sie betrachtet hatte, waren selten scharf gewesen - oder sie zeigten Gefangene, die schmutzig und verdreckt abgeführt wurden.

    Aber Diana wusste, dass die Djeromni die Reinlichkeit schätzten, wenn sie diese für angebracht hielten. Beide hatten nach taurischer Vanille gerochen, ein angenehmer, betörender Duft. Wer wohl die weibliche Djeromni gewesen war? Seine Geliebte? Oder gar Gefährtin?

    Diana zuckte zusammen, als ihr jemand auf die Schulter schlug. "Du kannst dich heute wohl gar nicht von deiner Fähre trennen, Diana?"

    Es war Marus, einer der Techniker, den sie gut kannte, weil sie öfters diese Route flog. "Kann sein!" lächelte sie verlegen. "Du hast mich ertappt. Aber ich verschwinde schon damit ihr hier in Ruhe arbeiten könnt. Ich muß erst in einigen ... " , sie blickte auf ihren Zeitmesser und nannte ihm die Spanne, "wieder weg!"

    "Dann amüsier dich gut!", grinste er.

    * * *

    Cheprin und Neferti wanderten durch eine der unteren Hallen. Sie spürten, daß sie bei den Männern und Frauen, die auf den Abflug ihrer Fähre warteten, Aufsehen erregten, spürten die Blicke, die sie verfolgten.

    Die beiden Djeromni beachteten das einsetzende Gewisper nicht. Sie wußten ohnehin was die Menschen tuschelten und beschlossen, sich die Zeit auf diesem Schiff nicht verderben zu lassen. Dafür bewunderten sie die Einrichtung, die viel prächtiger war als jede andere, die sie bisher gesehen hatten.

    Dann erreichten sie den Aufzug, der von den Landedecks in das Innere des Schiffes führte. Geduldig warteten die Djeromni, bis sich die Unruhe dort ein wenig gelegt hatten und traten näher.

    "Halt!" erklang eine dunkle Stimme. Ein uniformierter Mann, der eine Wache zu sein schien, trat ihnen in den Weg. "Es gibt keinen Durchgang für solche wie euch!"

    "Wir sind Personal der GALACTICA!" entgegnete Cheprin ruhig.
    "Wollen sie unsere Identitätsmarken sehen?" fügte Neferti hinzu.

    "Das ist mir egal! Dreckige Djeromni jedenfalls betreten die oberen Ebenen des Schiff nicht. Fliegt mit der nächsten Fähre wieder zurück an den Ort, von dem ihr kamt!"

    Cheprin und Neferti sahen sich an. Der junge Djeromni ballte die Fäuste ob dieser Beleidigung, und setzte zu einer wütenden Antwort an, doch Neferti sprach, ehe er den Mund öffnen konnte: "Wir sind Djeromni, das ist wahr! Und wir sind stolz darauf, es zu sein. Aber vergessen sie bitte nicht ... Korporal ... die Djeromni sind anerkannte Mitglieder des Bundes der Überlebenden der Kolonien und sie beleidigen mit dieser Handlungsweise auch den Rat der Zwölf!"

    "Das glaube ich nicht!" zischte die Wache und blickte einen seiner Kameraden an, der zu ihnen getreten war, um Bestätigung zu suchen. Um sie herum erklang zustimmendes Gebrummel.

    Cheprin drehte sich um und musterte die Menge, die sich um sie gescharrt hatte, kalt. Viele wichen seinem kalten, prüfenden Blick aus, auf den Gesichtern einiger zeigten sich aber auch Zornesfalten.

    "Ihr habt es gehört. Also Djeromni, nimm dein Püppchen und verschwinde von der RISING STAR. Wir wollen hier keine Lügner und Betrüger!"

    Die Zuschauer lachten und nun schossen Neferti die Tränen vor Wut in die Augen. In alten Zeiten wäre dies ein Grund gewesen zu kämpfen, das "cabin", das gebogene hohle Messer zu ziehen und ein Duell um die Ehre zu fordern. Aber die Zeiten hatten sich geändert und Cheprin verhielt sich bewundernswert beherrscht.

    Er setzte nun eine ausdruckslose Miene auf. "Ich werde mich ..."

    "Wartet, was ist hier los?" Der Aufzug hatte sich unbemerkt geöffnet und einige Kolonialkrieger waren hinausgetreten, die den letzten Teil des Geschehens mitbekommen hatten. Die Wachen drehten sich um, und es schien dem jungen Djeromni so, als zöge einer von ihnen den Kopf ein wenig ein.

    "Ich würde gerne wissen, was hier los ist!" Der Sprecher war Rhonen, Sonderbeauftragter der GALACTICA und "shebrin" der Matria.

    Neferti lächelte ihn erleichtert an, während Cheprin nur nickte. In seiner Begleitung war der blonde Viper-Pilot vom Kampfstern, den Neferti schon immer so bewundert hatte. Auch jetzt zwinkerte sie ihm wieder zu, und Starbuck, grinste frech zurück.

    Die Wachen zuckten mit den Schultern und versuchte sich zu verteidigen. "Diese dreckigen Djeromni wollten Ärger machen."

    "Mäßigen sie ihren Umgangston! Das Sternenvolk ist anerkannt und sie stehen unter dem besonderen Schutz Commander Adamas und des Rates der Zwölf! Soll ich den Vorfall ihrem Vorgesetzten melden, Korporal?"

    Der Mann schüttelte den Kopf und trat zur Seite, machte, wenn auch etwas unwillig, eine einladende Geste. Rhonen beugte sich zu Starbuck und flüsterte ihm etwas zu, so daß dieser zu ihnen in den Aufzug stieg. "Ich fliege erst später zurück!" erklärte er, als sich die Türen schlossen. "Aber nicht, das ihr denkt, ich sei zu eurem Schutz abgestellt, nein, da gab es noch ... äh, ja ..."

    Er musterte Neferti interessiert, die keinen Hehl daraus machte, daß sie seine Bewunderung genoss. Schon verrutschte das Schultertuch ein wenig. Starbuck warf einen fragenden Blick auf Cheprin, der sich langsam wieder entspannte und seine Schwester tadelnd anblickte. "Ich bin Cheprin aus der Sippe der M'talina, und dies ist meine Blutsschwester Neferti", meinte dieser dann erklärend.

    "Aber er ist ein Freund!" übermittelte Neferti energisch mit Gesten. 'Ein Freund der Djeromni!'

    Starbuck musterte die beiden. Seinen scharfen Augen war die stumme Unterhaltung der Geschwister nicht entgangen. Er zuckte mit den Schultern und dachte sich seinen Teil. Wie gerne hätte er jetzt gewußt, was sie sich übermittelten. Also lenkte er sie ab: "Rhonen sagte mir, daß die Djeromni geschickte Finger und scharfe Augen haben, und diese Fähigkeit auch im Spiel nutzen. Deshalb würden sie oft des Falschspieles angeklagt. Stimmt das?"

    Cheprin hob seine Hände und betrachtete sie. "Das ist durchaus richtig", stellte er ruhig fest. "Wir nutzen nur die uns gegebenen Fähigkeiten. Aber die Planetenbewohner glauben, daß wir betrügen, weil sie nicht einsehen wollen, wie schnell sie sind. Dabei sind sie es, die ihr Geschick..."
    Er verstummte betreten.
    "Verzeihen sie. Auch wir Djeromni haben unsere Vorurteile über die Planetenbewohner, eine weitere Tatsache, die sich nicht leugnen läßt."

    "Ich verstehe das!" meinte Starbuck. Er schien noch etwas sagen zu wollen, aber dann öffnete sich schon die Tür des Fahrstuhles.

    * * *

    Diana lauschte den Gesprächen um sie herum nur mit halbem Ohr. Sie nippte zerstreut an ihrem Drink, während sie ihre Augen nicht von den Benutzern eines anderen Tisches ließ. Die Djeromni unterhielten sich mit Starbuck, einem der bekannten und berüchtigten Piloten von der GALACTICA, dem sie schon öfters in der Mannschaftsmesse begegnet war.

    Sie hatte auch von dem Zwischenfall am Fahrstuhl gehört. Vermutlich war er zur Sicherheit wieder mitgekommen.

    'Natürlich hält seine Gegenwart die, die die Djeromni beleidigen wollen, davon ab, ihre Absichten auszuführen.' Sie hatte auch die anderen Beobachter bemerkt, die gleich einer lauernden Meute darauf warteten, gegen die beiden dunkelhäutigen und buntgekleideten Gäste vorzugehen. Glücklicherweise hatten die Djeromni bisher darauf verzichtet, sich an einen der zahlreichen Spieltische zu begeben.

    Diana erinnerte sich an die Aufzeichnungen ihrer Mutter. "Man hält die Sternenwanderer auf vielen Planeten für Betrüger. Ob dies wahr ist, kann ich nicht sagen, aber allein die Tatsache, ihres Fingergeschicks zeigt, dass sie diese Fähigkeit auch im Glücksspiel nutzen. Ich habe von professionellen Spielern gehört, die Yahrens geübt haben, um sich bestimmte Tricks zum Werfen von Münzen und Mischen der Karten anzueignen. Und ich glaube, daß die Djeromni dies nur schneller beherrschen als andere ...", hatte sie in einem der Bänder gelesen.

    Sie blickte auf ihren Zeitmesser. Noch lange genug. Sie war nicht müde, um sich in einer der Kabinen auszuruhen. Die Pilotin erhob sich langsam und wanderte zu einem der Tische herüber.

    'Herren von Kobol, ist es hier warm', stellte sie fest und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ich hätte meine Jacke in der Fähre lassen sollen."

    Sie setzte sich an einen der freigewordenen Tische und nestelte ihre wenigen Cubits hervor, die sie für solche Gelegenheiten aufbewahrte. Vielleicht gewann sie einige dazu. Wenn nicht vertrieb sie sich die Zeit (und hatte nicht ständig den Blick auf den Djeromni).
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  15. #9
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    Teil 8
    Liebe zu den Sternen


    Cheprin bemerkte, dass er in diesem Gespräch nur ein geduldeter Zuhörer war. Neferti schien ein geeignetes Opfer für ihre Erzählkunst gefunden zu haben, und Starbuck war ein angenehmer Zuhörer. Wenigstens sprach seine Schwester leise genug, damit nicht noch mehr Nebensitzer zuhören konnten, wie sie ihm verschiedene Sitten der Djeromni erklärte.

    Cheprin sah sich um, während er sich auf seinem Sitz drehte. Sein Blick blieb an einem der Spieltische hängen. Und nicht nur weil der Mann, der die Karten verteilte, geschickte Finger hatte - auch weil er den hellen Haarschopf der Pilotin erspäht hatte.

    Cheprin erhob sich und trat an den Tisch heran, aber so leise, dass sie ihn nicht bemerkte. Er beobachtete eine Weile das Spiel, merkte sich den Fall der Karten und die Handbewegungen des Austeilenden. Obgleich er nur selten dazu gekommen war zu spielen,. Kannte Cheprin doch die Regeln, die ihm sein Vater - einer der wenigen professionellen Spieler unter den Djeromni, vermittelt hatte.

    Die Pilotin aber schien keine rechte Ahnung zu haben. Sie verlor Cubit um Cubit, weil sie immer auf die falschen Karten setzte, bis er das nicht mehr mit ansehen konnte.


    * * *


    Diana schreckte zusammen, als ihr plötzlich eine dunkle Hand die Cubits fortnahm und auf eine Karte legte, die sie gar nicht in Betracht gezogen hatte. Sie drehte sich halb und starrte den Störenfried mit offenem Mund an. Es war, wie sie gespürt hatte, der Djeromni.

    Ernst blickte er auf den Croupier, der mit einem säuerlichen Gesicht die Karten umdrehte und Diana dann die gewonnenen Krediteinheiten zuschob. Mit offenem Mund starrte die Pilotin auf den Gewinn, der ihr immerhin das Doppelte ihres gesamten Einsatzes eingebracht hatte. "Danke!" stotterte sie, während einige andere Spieler neugierig murmelten.

    "Ihre Einsätze!" grummelte der Mann mit den Karten unterdessen.

    Schon mischten seine Finger wieder die Karten, und der Djeroni beobachtete sie genau. Auch als dieser sie niederlegte. "Einmal will ich es noch versuchen!" murmelte Diana aufgeregt und hob die Hand mit einigen Plastikscheiben. Der Djeromni lenkte sie stumm zu einer bestimmten Karte, wo sie die Cubits entschlossen niederlegte und lächelte. Die Miene des Croupiers wurde noch finsterer, denn das gleiche Spiel wiederholte sich.

    "Ich bitte sie, das zu unterlassen, sonst muss ich meinen Chef rufen!" sagte er bissig und machte eine drohende Geste. "Bitte entfernen sie sich vom Tisch, mein Herr, und stören sie nicht weiter den Spielverlauf."

    "Wenn sie es wünschen!, dann folge ich dem!" erklärte der Djeromni spöttisch und wandte sich zum Gehen. Diana raffte rasch ihre Cubits zusammen und verstaute sie in einer Jackentasche. Dann stand sie auf und folgte ihm.

    Auf halbem Wege errichte sie ihn und stellte erst jetzt fest, dass er nicht viel größer als sie war. Verlegen über ihre Aufdringlichkeit, senkte sie den Kopf. "Sie haben mir zu dem Gewinn verholfen, und deshalb ist es nur recht, wenn ich den Gewinn mit ihnen teile!" erklärte sie.
    "Das Geld gehört ihnen allein!" sagte er sanft und drehte sich zu ihr hin. "ich habe ihnen gerne geholfen!" Sie sah, dass er lächelte.
    "Wenn dem schon so ist, dann möchte ich sie zumindest zu einem Drink einladen", ließ sie sich nicht abwimmeln.

    Der Djeromni zögerte. Kurz blickte er zu dem Tisch, an dem er gesessen hatte, und fand ihn leer. Leise fluchend eilte er dorthin und musterte einen kleinen Zettel, den seine Begleiterin wohl für ihn zurückgelassen hatte.

    Diana folgte ihm vorsichtig. "Schlechte Nachrichten?" fragte sie zaghaft.
    "Meine Schwester scheint schon mit Leutnant Starbuck zurückzufliegen", murmelte er säuerlich. "Diese nethi!"
    Diana war erleichtert, ein Stein fiel von ihrem Herzen. "Was bedeutet dieses Wort?" fragte sie neugierig.
    "Was? Oh .. nethi ... In unserer Sprache bedeutet es "ein Narr zu sein, der sich offen ins Unglück stürzt", und zu dem mache ich mich auch, wenn ich ihr nachlaufe. Sie ist verrückt, das Gebot ... " Er schien zu viel erzählt zu haben und verstummte.
    "Setzen wir uns am besten hier hin.


    * * *



    Cheprin war wütend auf seine Schwester. Er hätte es wissen müssen! Das djisa hatte schon auf dem Flug in ihr gepulst, und Neferti war durchaus so leichtfertig, es auszuleben. Aber dann würde sie den Ärger haben, nicht er!

    Cheprin betrachtete die Pilotin. Sie verhielt sich anders als die, die er bisher kennengelernt hatte. Ihre Neugier war ehrlich und sie schien einiges über sein Volk zu wissen, denn sie verhielt sich zurückhaltend und achtungsvoll. Sie hatte seine Hilfe nicht ausgenutzt und später alle Schuld auf ihn geschoben. Er betrachtete sie.

    Schon vorher war ihm die Pilotin des Shuttles aufgefallen. Sie hatte die Kontrollen mit der Eleganz einer Djeromni bedient, obgleich sie eine reinrassige Capricanerin sein musste. Ihr hellblondes Haar harmonierte mit dem fein geschnittenen Gesicht und den leuchtenden blauen Augen.

    Kein Djeromni hatte blaue Augen, und so war er von der klaren, kühlen Farbe so fasziniert, dass er sie für einige Augenblicke anstarrte. "Lassen sie uns einander vorstellen. Ich bin Diana, Shuttlepilotin von der GLACTICA."
    "Cheprin aus der Sippe der M'talina."
    "Oh", hauchte sie, "dann gehört ihr zu der Sippe der Matria!"

    Cheprin zuckte zusammen. Nur wenige kannten den Sippennamen Nitokris. Woher war er ihr bekannt? Sie schien wohl bemerkt zu haben, dass er misstrauisch geworden war, denn entschuldigend hob sie das Glas und antwortete: "Ich weiß so viel über die Djeromni, weil meine Mutter eine Geno-Ethno-Soziologin war, eine Völkerforscherin. Ihr Fachgebiet waren die Djeromni. Und sie glaubte niemals daran, dass die Sternenwanderer die Kolonien verraten hatten. Ich teile ihre Meinung."
    "Das ist selten unter den Planetenbewohnern." Cheprin prostete ihr zu und nippte an dem Getränk.

    Sie unterhielten sich eine ganze Weile und Diana spürte, wie in ihr eine seltsame Anspannung wuchs. Schon als sie den Djeromni das erste Mal gesehen hatte, war ein Kribbeln durch ihren Körper gegangen. Sie fragte sich, warum dem so war. Hatte sie sich etwa Hals über Kopf verliebt? In einen Djeromni, den sie bisher nicht einmal gekannt hatte? Oder sehnte sie sich einfach nur nach männlicher Gesellschaft?

    Natürlich war sie kein Kind der Traurigkeit gewesen. Sie hatte mehrere Geliebte unter den Viper-Piloten gehabt, aber irgendwie waren diese Freundschaften immer auseinandergebrochen. Sie hatte sie gelöst, weil ihr die Partner zu langweilig geworden waren. 'Langweilig? Nein, das ist falsch.'

    Sie waren nicht die Richtigen gewesen und wenn sie sich dafür entschieden hätte, einen Ehevertrag einzugehen, hätte sie über kurz oder lang ihren Dienst quittieren müssen. So schrieben es die Regelungen der Flotte vor.

    Aber sie war nicht bereit, jetzt schon aufzugeben. Sie liebte ihren Beruf, mochte es zwischen den Sternen dahinzuschweben. Lächelnd dachte sie: 'Vielleicht habe ich doch einen Tropfen Djeromni-Blutes in meinen Adern und Mutter hat geschwindelt!'

    Dann musterte sie wieder den Djeromni. Die dunkle Haut passte gut zu dem krausen Haarschopf und den hellbraun leuchtenden Augen.
    Sie lächelte, als sie etwas bemerkte: Er musterte sie immer wieder verstohlen. So plauderte sie weiter. "Ich liebe die Sterne. Schon als Kind wollte ich immer Pilotin werden, aber die Zulassungsbestimmungen auf der Akademie waren besonders für uns Frauen verschärft. Ich habe es nur zur Shuttlepilotin gebracht. Aber das genügt mir, solange ich wenigstens unter den Sternen leben kann."

    "Mir geht es genauso." Cheprin streckte seine Hände aus. "Ich wurde unter den Sternen geboren und werde unter ihnen sterben. So ist es mir bestimmt. Die Erde eines Planeten ist mir fremd."

    Diana sah ihn an. Unwillkürlich streckte sie die Arme aus, als wolle sie sich rekeln, und berührte seine Hand mit den Fingern. Cheprin zuckte zusammen, als habe ihn ein Energieschalg getroffen, zog seine aber nicht weg. Seine Lippen bewegten sich fragend, wenn er auch keine lauten Worte sagte. Diana seuzte leise. Also spürte auch er die innere Anspannung, die sie durchpulste. Dann fragte sie: "Wollen wir uns die RISING STAR noch ein wenig ansehen? Sie haben hier ein wunderschönes Aussichtsdeck..."


    * * *


    Cheprin versuchte sich zu beherrschen, auch wenn das Blut in ihm kochte. Die Folgen seines Verhaltens waren gegen das Gebot. Doch wenn die Pilotin - Diana verbesserte er sich - zu einem Abenteuer bereit war, konnte es dann ein Fehler sein?

    Er spürte, dass sie es ehrlich mit ihm meinte. Dennoch war ihm unwohl, als sie sich bei ihm einhängte, als sie den Spielsalon verließen und ein anderes Deck aufsuchten. Ihm waren die Blicke nicht entgegangen, die Streitlustige auf ihn warfen.

    Diana schien es nicht zu bemerken - oder es einfach nicht merken zu wollen. Vielleicht hatte sie damit recht und so verdrängte er das Mißtrauen, als sie das Aussichtsdeck erreichten. Sie hatte nicht geschwindelt. Selbst für einen Djeromni bot sich ein atemberaubendes Panorama auf die Flotte und das dahinterliegende, schweigende Sternenmeer ...
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

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  17. #10
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    Damit die Geschichte nicht ohne Abschluss dasteht, hier das letzte Kapitel von Story Nr. 3. Ein bisschen habe ich mich getäuscht, ganz so actionreich ist die Story nicht, dafür aber die Nr. 4. Also auch ich kann hin und wieder auch schon mal Romance schreiben.

    Viel Spaß beim Lesen!




    Teil 9
    Dianas Entscheidung



    Diana bereute nicht, was sie tat. Sie hatte eine der Kabinen in Beschlag genommen, in denen sich die Piloten ausruhen konnten und ließ nun die Kombination von ihrem Körper gleiten, ehe sie die Naßzelle betrat.

    Draußen wartete Cheprin, bis sie sich den Gestank des Schiffes vom Körper gewaschen hatte. Ihre Uniform wurde ebenfalls gereinigt, doch sie griff nicht nach ihr, als sie die Naßzelle verließ, sondern hüllte sich in einen weichen Mantel. Dann trat sie auf Cheprin zu, der die einfache Ausstattung des Raumes betrachtete und umarmte ihn. Der junge Mann wehrte sich nur einen Moment und drehte sich dann zu ihr hin. "Nicht!", bat er leise.

    "Warum nicht?" wisperte Diana. "Dürft ihr euch nicht mit Planetenbewohnern zusammentun, nicht mit ihnen zusammensein?"
    "Nein ... doch", erklärte er zögernd, aber sie spürte, wie er vor Leidenschaft erzitterte. "Die Matria hält es für besser, Zurückhaltung zu üben, solange unser Volk nicht akzeptiert ist. Es könnte böses Blut hervorrufen, es darf nicht sein!"
    Diana schüttelte den Kopf. "Wir leben nicht mehr in archaischen Zeiten, als die Ehre einer Frau ihr Leben bedeutete. Ich bin niemandem verpflichtet, und wenn etwas geschieht, dann will ich genauso dafür eintreten wie du Cheprin. Es würde mich ehren, das Lager mit dir zu teilen."

    "Wir Djeromni nennen das djisa - das Versprechen einer Nacht -und es ist keine Schande es zu tun."
    "Dann tu es mit mir. Ich mag dich ... du bist schön, nicht nur in deinem Aussehen, sondern auch in deinem Wesen." Diana küßte ihn. Sie wollte diesen Mann und da war keine Scheu, mädchenhafte Zurückhaltung mehr. Sie vergrub ihr Gesicht in seinen nach Vanille duftenden Haaren und umklammerte ihn noch fester.
    Er küßte ihre Halsbeuge und schob sie dann sanft zurück."Ja", raunte er heiser und nickte. "djisa So soll es sein."

    Diana setzte sich unterdessen auf ein Schwebekissen und beobachtete, wie er seine Gewänder ablegte. Nicht nur, dass die Haken schwer zu lösen waren, die seine Gewänder hielten, er tat es auch mit langsamen, erotischen Bewegungen, die ihr gefielen. Schließlich streckte sie die Arme aus, streifte den Mantel ab und glitt in seine Arme.

    * * *

    Diana hastete an den grinsenden Technikern vorbei zum Shuttle. Noch immer kribbelte und glühte ihr Körper von dem Liebesspiel, das sie mit Cheprin ausgiebig genossen hatte. Auch wenn sie nicht geschlafen hatte, so fühlte sie sich doch ausgeruht und entspannt. Seine Finger hatten jede Verspannung wegmassiert.

    Die Störung ihres Zeitmessers hatte sie aus ihren süßen Träumen gerissen und schmerzhaft daran erinnert, dass sie noch einiges auf dem Shuttle zu tun hatte, ehe die Passagiere an Bord kamen.

    Keuchend von dem schnellen Lauf ließ sie sich schließlich auf ihren Sitz sinken und aktivierte die Kontrollen. "Ich bin bereit für die Checks!" erklärte sie hastig.
    "Das wurde auch Zeit!" spottete Marus "Wo ist deine Pünktlichkeit geblieben? Oder hielt dich jemand auf? Deine Haare waren reichlich wirr."

    "Rede nicht, sondern gib mir die Prüfwerte durch!" zischte Diana ihn an, während sie sich verlegen mit den Fingern durchs Haar fuhr um es wenigstens ein bißchen zu ordnen. Dann schloß sie noch den obersten Knopf ihrer Uniform und setzte ihr Dienstgesicht auf. Trotzdem dachte sie an Cheprin, Er musste wie der Rest der Passagiere durch einen anderen Teil der RISING STAR. "Lords von Kobol!" murmelte sie. Denn ein unbestimmtes Gefühl machte ihr Angst. Genug Leute hatten sie in der Pilotenkabine verschwinden sehen. "Laß ihm nichts geschehen."

    "Wem?" störte Marus ihre Gedanken. "Niemand der mich interessieren sollte, richtig?"
    "Du hast verstanden. Und jetzt laß uns endlich beginnen!"

    * * *

    Cheprin hatte mehr Zeit, sich frisch zu machen und die Gewänder ordentlich anzulegen. Auch er hatte die Vereinigung genossen. 'Planetenbewohnerinnen sollen nicht erfahren sein? Oh, ihr Sterne, fort mit den Vorurteilen!' dachte er nun, als er sich zu den Warteräumen begab und dort mit dem Rücken gegen die Wand lehnte.

    Er blickte auf seinen Zeitmesser und versuchte möglichst unauffällig zu sein, aber als sei es eine Strafe, wollte es ihm nicht gelingen. Vier Männer kamen langsam auf ihn zu. Zwei rochen schon von weitem nach Alkohol.

    "Na, du dreckiger Djeromni?" lallte einer von ihnen und streckte die Hand aus, um ihn zu berühren. Blitzschnell wich Cheprin aus, geriet dabei aber in die Reichweite eines anderen Raufboldes. Dieser packte ihn am Arm. "Du solltest es nicht noch mal wagen, unsere Frauen anzurühren. Dreckiger Sternenwanderer. Stinkender Verräter! Dafür sollte man dich in den Raum schießen!" pöbelte er.
    "Lassen sie mich los!" zischte Cheprin kalt und beherrscht. "Ich weiß nicht, wovon sie reden!"
    "Oh doch, bei den Herren von Kobol, das weißt du wohl! Wir haben dich gesehen, als du mit dem capricanischen Püppchen im Manschaftsbereich verschwunden bist. Mit was hast du sie beeinflußt? Nun rede schon, du dreckiger..."

    Der eine holte aus, um ihn zu schlagen. Cheprin duckte sich so, dass die Faust gegen die Wand donnerte und sein Gegner schmerzerfüllt aufschrie. Dies aber verlockte die anderen dazu, sich gemeinsam auf ihn zu stürzen.

    Cheprin fluchte. Er trug keine Waffe bei sich. Sein Messer hatte er an Bord der GALACTICA zurückgelassen. Mit dem hätte er sich wenigstens etwas Respekt verschafft - aber auch genug Ärger eingehandelt. Doch er war nicht unbedingt wehrlos.
    Er schlängelte sich durch die hungrige Meute und verteilte dabei Schläge, die sie zurückwarfen, was aber auch ihre Wut erhöhte. Sie gingen zu dritt auf ihn los, während der vierte versuchte, ihn zu umkreisen und von hinten zu packen.
    Der Stoff seines Gewandes riß und ein Teil des Umhanges fiel zu Boden, als er diesen zurückstieß. Die anderen brüllten vor Lachen, als auch das Hemd in Fetzen ging.

    Natürlich griff keiner der Umstehenden, die warteten, ein. Wenigstens stellte sich auch keiner auf die Seite der Angreifer. die Meisten sahen einfach auffällig weg. Cheprin erwartete auch nichts anderes, war aber auch nicht gewillt, sich alles gefallen zu lassen. Dann sah er in den Augenwinkeln, das einer seinen Blaster zog...

    * * *


    Diana blickte sich immer wieder beunruhigt um. Ihre Passagiere hatten sich bereits versammelt und auf ihre Plätze begeben - Krieger und Bordpersonal der GALACTICA.
    "Du kannst starten, wenn du willst" gab Marus durch. "Gib mir ein Signal, wenn du so weit bist!"

    "Ja!" Diana bewegte sich unruhig auf ihrem Sitz hin und her und biss sich so fest auf die Lippen, dass sie Blut schmeckte. Warum kam er nicht? Hatten irgendwelche Feinde seines Volkes ihn verletzt oder gar getötet? Wie wenig das Leben eines Djeromni galt, hatten sie doch alle durch den Tod der Technikerin Anukhet erfahren. Sie machte sich nun ernsthafte Sorgen, denn das alles geschah zum größten Teil wegen ihr...

    Von draußen vernahm sie plötzlich Lärm. Es klang nach Geschrei, und zwei der jungen Piloten verließen ihre Sitze um nachzusehen. Sie kehrten ziemlich rasch zurück, eine zusammengesunkene Gestalt stützend. "Starten sie, Diana!" rief einer, und die Pilotin gehorchte instinktiv, schloß die Schotten und gab Marus durch, dass sie zu starten wünsche, in der Hoffnung, dass er die Freigabe nicht zurückzöge. Offensichtlich hatte er von dem Alarm noch nichts mitbekommen, denn erst als die Fähre aus der RISING STAR schoß, kam seine verwirrte Anfrage.

    Diana unterbrach die Kommunikation mit dem Lusxusliner und brachte die Fähre hastig auf Kurs, so dass sie auf die Automatik schalten konnte. Erst jetzt erhob sie sich und hastete zu Cheprin, der auf einem der Sitze festgeschnallt war. Seine Gewänder sahen zwar recht mitgenommen aus, aber er war weniger schlimm verletzt als sie fürchtete.

    "Ich habe nur einen Streifschuß abbekommen und ein paar Prellungen, aber ansonsten geht es mit ganz gut. Ein paar streitlustige Planetenbewohner haben mir aufgelauert, aber ich habe ihnen bewiesen, dass ich nicht so wehrlos bin wie sie glaubten..."
    "Warum?"

    "Ach Diana!" Ohne sich vor den anderen zu schämen umarmte die Shuttle-Pilotin den Djeromni und ließ ihn erst einmal nicht weitersprechen. Erst nach einem Kuß der von den Anwesenden erstaunt beobachtet wurde, sprach er weiter: "Warum hassen die Planetenbewohner die Djeromni? Es war nichts weiter als der übliche Ärger. Ich hätte wohl damit rechnen müssen, aber ich werde mich auf der GALACTICA den Verantwortlichen stellen und Rechenschaft ablegen."

    "Nicht allein Cheprin ... Ich habe mindestens genauso viel Schuld wie du", flüsterte Diana ihm zu. "Und ich habe etwas versprochen..."

    * * *


    Aus den Tagebüchern Adamas:
    ---------------------------------------


    Ein weiterer Zwischenfall endete glücklicherweise positiv.

    Der junge Djeromni bewies Mut und Ehre, die eines Kolonialkriegers würdig war, als er sich freiwillig stellte und offen aussagte, was geschehen war. Das Wunder geschah, als sich die Shuttle-Pilotin Diana auf seine Seite stellte und Aufnahmen der Überwachungskameras bewiesen, dass der Djeromni das Opfer, nicht der Täter gewesen war.

    Cheprin von den Sternenwanderern wurde freigesprochen und nahm eine offizielle Entschuldigung von oberster Seite an. Er bat auf der GALACTICA bleiben zu dürfen und dort weiter seinen Dienst zu tun. Ich glaube, dass dies nicht nur auf Wunsch der Matria Nitocris geschah.

    Sie betrachtet wie ich wohlwollend den anderen Grund. Und ich frage mich nun, werden auch andere solch einen Schritt aufeinander tun, wie die junge Pilotin Diana und der Techniker Cheprin? Werden auch andere erkennen, dass wir von einer Art sind?
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  19. #11
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    Titel: Sternenkind (Djeromni 4)
    Autor: Kris
    Fandom: Battlestar Galactica Classic/1979
    Genre: Abenteuer, Drama, SF
    Charakter(e)/Pairing(s): Starbuck, Apollo, Adama, Baltar, diverse OC’s
    Rating/Warnings: PG-13
    Staffel/Spoiler: Die klassische Battlestar-Galactica-Serie aus dem Jahr 1979

    Kurzinhalt: Diana und Cheprin haben die Grenzen überschritten und sind ein Paar geworden. Nun, drei Yahrens später, ist ihre Liebe unverändert stark und sie sehen noch größeren Freuden entgegen. Diese aber werden durch eine dunkle Prophezeiung überschattet, die nicht nur die alten Feinde auf den Plan ruft, sondern auch neue aus ihren dunklen Ecken lockt, könnte sie doch ein für alle Mal ein Ende des Hasses bedeuten. Und das ist für einige ein unerträglicher Gedanke...
    Schneller als gedacht muss das junge Paar um alles kämpfen, was ihm etwas bedeutet.

    Anmerkung des Autors: „Sternenkind“ ist die letzte der vier Djeromni-Geschichten, die ich zwischen 1989 und 1992 für die klassische Battlestar Galactica-Serie, bei uns besser bekannt als Kampfstern Galactica, schrieb. Das besondere hieran ist, dass ich mir hier die Herkunft für eine Figur aus „Galactica 1980“ ausgedacht habe. Damals kannte ich die letzte Folge der Nachfolgeserie nämlich noch nicht. Diesmal gibt es auch noch ein Wiedersehen mit einer anderen Figur. Und diesmal gibt es auch die versprochene Action!



    Teil 10
    Die Prophezeiung



    Aus den Tagebüchern Adamas:
    -------------------------------------


    In all den Yahrens, da die Djeromni wieder offen unter uns leben ist das Mißtrauen gegen die Sternenwanderer nur wenig gewichen, und Beispiele wie der Tod der jungen Technikerin Anukhet haben uns gezeigt, wozu dieser Hass führen kann.

    Aber es gibt einige junge Menschen, die trotz aller Widerstände zueinander gefunden haben und schließlich auch eine Ehegemeinschaft eingingen - im vollen Wissen der Gefahren, die sie von nun an zu meistern haben, vor allem wenn ein dunkler Schatten über ihrer Verbindung liegt.



    +o+o+o+o+o+o+o+o+o+o+


    Diana seufzte wohlig und streckte die Hand aus, um den warmen Körper neben sich zu berühren. Drei Yahrens lebten sie nun schon miteinander als Mann und Frau und niemals war ihr Cheprin in all der Zeit langweilig geworden. Oh, wie sehr sie ihn liebte, und wie stolz sie darauf war ...
    Sie schreckte jedoch auf, als sie nur das kühle Laken spürte und sah sich erstaunt um.

    "Cheprin?" rief sie durch die Kabine, aber ihr Mann antwortete ihr nicht, als hielte er sich nicht in der kleinen Zimmerflucht auf, die ihnen als verheiratetes Paar auf der GALACTICA zustand.

    Sie lehnte sich zurück und seufzte. Dunkel erinnerte sie sich an das Piepsen des Kommunikators, der sie einmal aus dem Schlaf gerissen hatte. Cheprin mußte das Gespräch wohl angenommen haben. Vielleicht war er vorzeitig in den Dienst gerufen worden.

    Diana blickte auf den Zeitmesser. Noch war genügend Zeit, um sich ein wenig zu räkeln, zu duschen und dann ihren eigenen Dienst anzutreten. Sie legte die Hand auf ihren Bauch und seufzte. Bald würde sie das Shuttle-Fliegen aufgeben müssen.

    Glücklicherweise war ihre Freundin Euboea eine medizinische Assistentin und hatte ihren Verdacht bestätigen können, ohne daß sich Diana an einen der Doktoren wenden mußte, die ihre Schwangerschaft sicher in ihrem Dossier vermerkt hätten, und dann wäre sie einmal Shuttle-Pilotin gewesen, denn für so etwas galten besondere Vorschriften.

    +o+o+o+o+


    "Matria", sagte Cheprin und verneigte sich vor der, in bunte Gewänder gehüllte, Frau. Sie berührte ihn an der Schulter. "Erhebe dich Cheprin. Ich mußte unbedingt mit dir reden "nemio". Daher habe ich dich zu dieser ungewohnten Stunde rufen lassen."

    Er sah sie an. Die noch immer jung wirkende Nitocris, die einst Technikerin und geheime Anführerin der Djeromni auf ihrem Schiff gewesen war, und nun viel Zeit auf der GALACTICA verbrachte, musterte ihn ernst und würdig, wie sie es immer tat.

    Er blickte sich verlegen um. Ihr Gastquartier war mit vielen bunten Stoffen und Kissen verschönert, und die Matria ließ sich nun auf einem Schemel nieder, der mit Schnitzwerk überzogen war. Er setzte sich auf ein Kissen zu ihren Füßen. "Es muß von großer Bedeutung sein", meinte er vorsichtig.

    Nitocris blickte ernst. "Ja, das ist es, und ich habe Sorge um dich und deine Frau, die durch den Blutschwur auch meine Tochter geworden ist." Nitocris seufzte leise. "Hat sie schon mit dir gesprochen?"

    Cheprin schüttelte zögernd den Kopf, dann lächelte er. "Nur über die üblichen kleinen Dinge, die Eheleute miteinander teilen. Aber was sollte sie mir sagen?"
    "Ist dir nichts an ihr aufgefallen?"

    "Nein! Was sollte da sein?"

    Nitocris blickte ernst drein. "Es gibt Dinge, die sind uns Frauen ersichtlicher als den Männern: Du wirst bald Vater sein."

    In Cheprins Geist raste es. "Vater? Warum hat sie mir noch nichts gesagt?"

    "Sie wollte es an einem der nächsten Tage. Zumindest versprach sie es mir. Aber ich glaube, sie fürchtet, daß du ihr verbieten würdest, weiterzuarbeiten - sie an die höheren Offiziere verraten würdest, um sie und das Ungeborene zu schonen..."

    "Du weißt, daß ich das niemals tun würde!" empörte sich Cheprin. "Warum sollte ich ihr verbieten, was unsere Frauen tun? Nein, ich hätte ihr die Entscheidung überlassen."

    "Das weiß ich. Und ich weiß auch, daß sie vernünftig ist. Aber das Kind ist dennoch in Gefahr!"

    Cheprin wurde bleich. "Wie kommt das? Matria, was wißt ihr?"

    Nitocris legte ihre Hände auf die Schultern des jungen Mannes, und es war mehr ihre Geiststimme, die er hörte, als die Laute aus ihrem Mund. "Ja. Cheprin M'Talina, euer Kind ist in Gefahr und du als sein Vater musst es schützen, denn einige sind gewahr geworden, daß Diana neues Leben in sich trägt."

    Der junge Mann holte tief Luft, während die Matria weitersprach.

    "Eine alte Prophezeihung lässt sie in Furcht vor dem leben, was aus einer solchen Verbindung wie der euren entstehen könnte, und drei Jahre haben sie verhindern können, was sie so sehr fürchten - das Sternenkind - das die Völker vereint - ein Nachfahre, der die Djeromni erschüttern und in den Wandel führen wird, sollte dieser jemals erwachsen werden.
    Dieses Kind wird alle Traditionen zerstören und den Wanderern einen neuen Pfad zeigen - den des dreizehnten Stammes. Die Djeromni werden nicht länger nach den Sternen greifen und in ihnen leben wollen – so heißt es jedenfalls in der alten Überlieferung.
    Diana und du, ihr seid die beiden ersten seit vielen Hunderten von Yahrens, die uns, die Ausgestoßenen, und einen der seßhaften Stämme in einer Blutlinie vereinen, deshalb erfüllt ihr zweifellos die Voraussetzungen der Weissagung. So wollen einige Djeromni, die die Veränderungen fürchten, den Tod des Kindes!"

    "Was soll ich dann tun? Wer sind sie?"

    "Auch ich weiß es nicht genau. Sie sind in unserer Nähe, aber selbst in meinen Visionen sah ich sie nur als gesichtslose Schemen. Sie sind stark und mächtig in unserem Volk, aber wer sich hinter den Schatten verbirgt - ich erkannte nur einen Mann und eine Frau."

    "Ich werde Diana warnen. Sie muß sich in den ...."

    "Nein! Auch wenn deine Frau klug und besonnen ist, so würde sie ihr Wissen doch durch ihr Verhalten verraten, und die beiden Verräter würden sich zurückziehen. Sie haben Zeit, auch wenn euer Kind erst einmal geboren ist - geduldig würden sie auf einen geeigneten Zeitpunkt warten, um ihr Werk zu vollenden. Nein, es ist an dir, deine Augen aufzuhalten und jedes verdächtige Zeichen zu verfolgen..."

    Cheprin nickte. "Ja, Matria. Mein Leben und meine Seele würde ich für beide geben. Ich werde das tun, was du mir rätst."

    Nitocris strich ihm über die Wange. "Es wird besonders sein und die Gaben des 'lrit kan' besitzen, das konnte ich bereits jetzt spüren. Und das muß unser Geheimnis bleiben, auch gegenüber unseren Freunden unter den Planetenbewohnern und besonders Diana!"
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  21. #12
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    Und weiter geht's. Vielen Dank für dein Danke M-Force Maverick! Ich wünsche auch meinem stillen Mitlesern viel Spaß bei der Lektüre!



    Teil 11
    Ein Routineflug?



    Diana begrüßte Anit, ihre Co-Pilotin mit einer herzlichen Umarmung.

    Die junge Djeromni war ihr wie eine Schwester und Diana unterrichtete sie zudem im Fliegen. 'Eines Tages wird Anit meinem Platz einnehmen', dachte sie, als sie die Freundin betrachtete, die trotz der schlichten Uniform ihre Herkunft nicht verleugnen konnte. Dunkles Haar hing wirr um das dunkle Gesicht mit den großen Augen.

    Flüchtig berührte Anit Dianas Bauch, ohne dass jemand das sah, und lächelte stolz. "Unsere Passagiere warten schon. Du kommst aber heute spät, Schwester!"

    "Oh, ich habe verschlafen, aber das kommt bestimmt nicht mehr vor", entschuldigte sich Diana und legte einen Arm um die Schultern der jüngeren Frau.

    Gemeinsam betraten sie das Shuttle und nahmen rasch ihre Plätze ein. Während Anit Nachricht gab, überprüfte Diana die Kontrollen und beobachtete die Passagiere, die den Hangar betraten.

    Neben den üblichen waren es auch zwei Viper-Piloten. Diana zog die Augenbrauen hoch. Es kam nicht oft vor, daß die Kolonialkrieger ein Shuttle benutzen, aber als sie den Mann zwischen ihnen sah, verstand sie. Auf ihrer heutigen Route war auch ein kurzer Halt auf dem Gefängnisschiff eingeplant, und es schien wegen ihnen und dem Gefangenen zu sein. Die Pilotin schluckte - Baltar!

    Hielten sie ihn inzwischen für so ungefährlich, dass sie ihn nicht in einem eigenen Schiff auf den Gefängnisraumer zurückbrachten? Nun, darüber hatte sie sich keine Gedanken zu machen, was die Kolonialkrieger entschieden war manchmal ohnehin seltsam.

    Sie musterte die anderen Reisenden. Das übliche Personal, das entweder Verwandte auf den anderen Schiffen besuchen wollte - oder zu dortigen Aufgaben flog. Auch einige Techniker der Djeromni waren darunter.

    Diana lächelte, als sie Neferti erkannte, die Schwester Cheprins - ihre Schwägerin, und Anmur, deren Gefährte. Wenn Zeit war, konnten sie sich vielleicht miteinander unterhalten. Anit konnte mit den Kontrollen schon gut genug alleine umgehen.

    Die junge Djeromni stieß sie an. "Wir haben unsere Starterlaubnis!" sagte sie. "Willst du sie nicht bestätigen?"

    Diana sah Anit entschuldigend an. Während sie Meldung machte, glitten ihre Hände mechanisch über das Pult und aktivierten die Schließmechanismen und den Antrieb.

    Einen Augenblick glaubte sie eine Störung zu erkennen, aber der konnte sie nicht mehr nachgehen, nun, nachdem der Countdown angelaufen war.

    * * *

    "Es scheint ihm zu gefallen, dass wir wieder einmal seine Eskorte spielen!" murmelte Starbuck mit einem Seitenblick auf Baltar, der schmunzelt auf seinem Sitz verharrte und die anderen Passagiere beobachtete. Sie hatten sich in eine kleine, abgeteilte Nische zurückgezogen, in der nur noch zwei ältere Frauen saßen - betont weit von ihnen abgerückt.

    Apollo schüttelte den Kopf. "Nachdem wir erfahren haben, dass ihn wieder jemand zu befreien versucht, war es das Sinnvollste, was wir tun konnten", erklärte er. "Diese Täuschung bringt uns sicher auf das Gefängnisschiff, ohne daß wir mit einem Befreiungsversuch rechnen müssen!"

    "Hm, oder auch nicht", murmelte Starbuck unzufrieden und beäugte Baltar. " Es ist doch immer so: Weil wir ihn am besten kennen, sind wir auch seine Eskorte..."

    "Richtig. Aber nicht unbedingt die einzigen", ergänzte Apollo. Starbuck sah sich interessiert um, ebenso wie der Gefangene, dessen Augen einen kurzen Moment aufgeblitzt waren.

    "Fein, du vertraust mir also nicht. Dann brauchst du meine Hilfe ja auch nicht, und kannst eine Weile auf mich verzichten, Captain!"

    Er zwinkerte und drehte seinen Kopf in eine ganz bestimmte Richtung. Apollo nickte. "Gut, aber sei auf dem Posten, wenn ich dich brauche. Sind das alte Bekannte von dir?"

    Starbuck grinste. "Das ist mein Geheimnis!" stellte er grinsend fest und stand auf. Sein Freund sah ihm nach und erinnerte sich dunkel daran, daß Starbuck vor drei Yahren einmal eine Beziehung zu einer Djeromni gepflegt hatte, die kurz aber leidenschaftlich gewesen sein mußte.

    Apollo warf einen Seitenblick auf Baltar. Der Verräter an der Menschheit war außergewöhnlich still und ruhig. Tatsächlich hatte er in den letzten Verhören mit dem Rat kooperiert, aber das konnte auch noch durch den hypnotischen Bann des Grafen Iblis begründet sein.

    Apollo erinnerte sich mit Schaudern an die damaligen Erlebnisse und verdrängte sie rasch wieder. Zu viele unangenehme Dinge hingen daran, an die er sich nicht erinnern wollte.

    Auch schienen die Cylonen sich im Moment zurückgezogen zu haben, aber das konnte sehr leicht täuschen. Vielleicht war das nur die Ruhe vor dem Sturm. Baltar jedenfalls schien sich hier und jetzt besonders für die Djeromni zu interessieren. Ob an den Gerüchten, dass die Sternenwanderer mit ihm paktiert hatten, doch etwas wahres gewesen war?

    * * *

    "Kommst du damit zurecht?" Diana lächelte Anit an und lehnte sich zurück. "Ich hätte heute morgen nichts essen sollen. Mir ist verdammt schlecht", stöhnte sie. "Ich brauche dringend Bewegung!"

    "Hm, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das ist immer so, wenn du ein Kleines trägst. Meine Mutter jammerte auch immer darüber..."

    "Oh, wie oft hat sie das denn durchgemacht?"

    "Zehnmal!" meinte Anit trocken. "Aber nur noch vier meiner Geschwister leben. Aber steh' ruhig auf, ich komme schon alleine zurecht!"
    Anit beugte sich plötzlich vor und stutzte. Sie deutete auf eine der Anzeigen. "Die Lebenszeichen stimmen nicht!" stellte sie überrascht fest. "Da ist noch jemand an Bord, der nicht gemeldet ist!"

    "Vielleicht ein blinder Passagier." Diana wurde plötzlich heiß und kalt. Die Übelkeit war vergessen. sie legte ihrer Co-Pilotin die Hand auf den Arm und sah sie an. "Du hast doch wie ich den Gefangenen gesehen?"
    Anit bejahte.
    "Dann muß es jemand sein, der ihn befreien will! Wir müssen die Krieger warnten, damit sie ihn unauffällig suchen und ausschalten, denn er kann Helfer unter den Passagieren haben."
    "Und was schlägst du vor?"

    "Siehst du den blonden Viper-Piloten da, der sich mit Neferti unterhält? Versuch ihn mit allen Mitteln zu dir zu locken und einzuweihen. Sei dabei so unverdächtig, wie es eben nur geht. Ich versuche zu lokalisieren, in welchem Stauraum sich der Fremde aufhält!" Anit machte ein Zeichen, daß sie verstanden hatte, während Diana den Kurs prüfte, um sich dann einem anderen Teil des Pultes zuzuwenden.
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    Vielen Dank für eure Danke Galaxy und M-Force Maverick und auch ein lieber Gruß an alle stillen Mitleser. Hier nun wieder ein neuer Teil der Geschichte.



    Teil 12
    Eine unangenehme Überraschung


    Starbuck plauderte gerade angenehm mit Neferti, denn anders konnte man diesen Schlagabtausch von Worten nicht nennen, als ihn jemand von hinten berührte.

    Er drehte den Kopf, weil die Hand nur sanft über seinen Rücken geglittten war und sah eine junge, bildhübsche Djeromni hinter sich, die mehr als eines flüchtigen Blickes wert war. Ihre dunklen Augen leuchteten im Dämmerlicht und ihr Mund hatte sich zu einem bitteren Lächeln verzogen.

    "Mechno tiget Anit!" herrschte Neferti sie an. Sie schien nicht sehr erfreut über die Störung zu sein.

    "Ja?" fragte Starbuck, amüsiert über das Verhalten der beiden Frauen. Er fühlte sich wohl, so bewundert zu werden.

    Das Mädchen erwiderte etwas in ihrer Sprache, das Neferti die Fäuste ballen und erbleichen ließ. "So ist es nicht! Was wagst du es eigentlich, dich in unser Gespräch einzumischen?" zischte sie.

    "Ich habe mir nur das Recht genommen, ihn anzusprechen, M'Talina-neru! Du hast ihn für den Rest des Fluges, aber ich kann nur für Mikrons meinen Platz verlassen. Ich nehme ihn dir sicher nicht fort, wenn es dir nur darum geht. - Ich möchte Sie besser kennenlernen, Sie sind doch der große koloniale Krieger Starbuck?" fragte die junge Pilotin dann zu ihm gewandt und beachtete die zornbebende Ältere nicht mehr.

    "Natürlich. Ich dachte man kennt mich überall?" scherzte der Viper-Pilot.

    "Oh, Diana erwähnte Sie", gab die Kleine als Antwort. Starbuck überlegte kurz.

    Neferti brauste zwar immer recht heftig auf, wenn sie etwas nicht bekam, was sie haben wollte, aber ihre Wut war recht schnell verflogen. Und die Kleine schien nicht unbedingt auf ein Abenteuer aus zu sein. Die Djeromni waren da anders, unkomplizierter als Cassie oder Athena.. - oder vielleicht auch nicht. Das musste er wohl selber herausfinden.

    "Du entschuldigst doch einen Moment?" wandte er sich an Neferti.

    Überraschenderweise nickte diese. Einen Augenblick meinte er ein zufriedenes Aufblitzen in ihren Augen zu sehen, das nichts mit Zorn zu tun hatte. Seltsam - aber seine Beobachtungen stimmten. Starbuck grinste die Pilotin an und zog sie von der anderen Djeromni weg. "Nun, was wollen Sie von mir, und wie ... ist dein Name?"

    "Anit!" Sie lächelte scheu, dann sah sie sich um und lachte hell auf. "Ich habe schon viel von Ihren Heldentaten gehört. Sie..." Anit bewegte die Hände heftig und wisperte: "Da ist noch jemand an Bord des Schiffen, der nicht registriert ist!", und wieder lauter: "Sie müssen mir unbedingt von ihnen erzählen!"

    Starbuck wurde ernst, aber ihre Finger gemahnten ihn, dies möglichst nicht zu zeigen, als sie gegen seine Jacke klopfte. "Oh", lachte er laut. "Dafür würden wir mehr als diesen Flug brauchen! Bestimmt!" Er zwinkerte. "Sollen wir das nicht einmal auf der GALACTICA oder der RISING STAR nachholen?"

    "Hm, gerne!" Die junge Pilotin nickte eifrig.


    * * *


    Diana hatte den blinden Passagier lokalisiert. Als sie eine Bewegung neben sich spürte, blickte sie auf und schaltete den Monitor ab. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß diesen aber wieder, als sie erkannte, wer sich auf Anits Platz niedergelassen hatte. "Neferti?"

    "Oh, störe ich dich?" entschuldigte sich Cheprins Schwester. Sie wollte sich wieder erheben, aber Diana schüttelte den Kopf. "Nein, ganz und gar nicht. Das Shuttle ist auf Kurs und ich muss nicht viel machen. Ich freue mich, dich endlich wieder zu sehen. Du hast dich rar gemacht in der letzten Zeit ..."

    "Ich war längere Zeit auf der RYOMNE, um mein Wissen zu vervollständigen. Die Matria hatte es so angeordnet", erklärte Neferti. "Und jetzt muss ich zur VINDICATOR. Ich wollte euch eigentlich besuchen, aber der Befehl kam zu überraschend. Ich freue mich, dich so gesund zu sehen. Deine Augen leuchten. Weiß Cheprin schon, dass du ..."

    Diana war baff vor Erstaunen. "Was?" fragte sie verwirrt.

    Neferti setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf. "Oh, bei uns Djeromni gibt es ein Sprichwort: Nur die Augen einer Mutter leuchten so hell wie die Leitsterne, wenn sie von ihrem Glück weiß. Man sieht es dir einfach an."

    "Pscht!" Diana legte verschwörerisch einen Finger auf die Lippen. "Ihr scheint es wirklich alle zu sehen... ist es wirklich schon so deutlich?"

    Neferti schüttelte beruhigend den Kopf. "Nicht für jemanden, der blind wie die Planetenbewohner ist", beruhigte sie Diana. "Das bleibt unser Geheimnis, Schwester, denn auch ich..."
    "Du bist ebenfalls..."

    Die Djeromni nickte. "Anmur und ich haben auf der RYOMNE den Bund geschlossen." Sie überkreuzte die Hände und zeigte Diana die Male, die auch die Pilotin trug. "Es ist vorher geschehen!"

    "Ich werde meinen Mund halten!" Diana drehte sich zu Neferti hin. sie warf einen kurzen Blick auf die Passagiere. Anit schien sich angeregt mit Starbuck zu unterhalten, während die anderen Passagiere auf ihren Plätzen saßen miteinander redeten, oder sich anderweitig beschäftigten.

    Plötzlich beugte sich Neferti vor. In ihrer Hand tauchte plötzlich eine kleine Waffe auf, die sie gegen die Pilotin richtete. Dianas Augen weiteten sich vor Entsetzen. Wie gebannt starrte sie auf die Djeromni, die ihr Gesicht verzog. "Keinen Laut Schwester. Oder ich muss dich töten."


    * * *


    Starbuck sah gedankenverloren an Anit vorbei. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich von der Pilotenanwärterin zu verabschieden, aber als er an ihr vorbeisah, zuckte er zusammen.

    Im nächsten Augenblick packte er sein Gegenüber und warf sich mit ihr in Deckung, denn in der Kabine brach das Chaos los.

    Einer der Djeromni - der Begleiter Nefertis, hatte eine Waffe aus seinen lockeren Gewändern gezogen und richtete sie nun auf die Passagiere. Drei andere taten es ihm gleich. "Bewegt euch nicht! Versucht nur einer mich anzugreifen, töte ich einen von euch - und die Pilotin kommt ums Leben!"

    Starbuck fluchte leise. Verdammt, warum mussten sie auch immer und überall in solche Situationen geraten.

    Schon einmal hatten sie so etwas durchgemacht und waren nur mit knapper Not entkommen. Diesmal aber standen sie schwer einschätzbaren Djeromni gegenüber. Und dann fragte er sich siedendheiß, was sie planten. Wollten sie Baltar befreien?

    Anit in seinen Armen schluchzte, als die Befehle des Anführers durch die Kabine hallten. "Diese verdammten Narren. Oh, warum machen sie all das Vertrauen zunichte, das wir gewonnen haben!"
    "Was haben sie denn vor?" raunte der Viper-Pilot.
    "Ich weiß nicht genau, aber...

    "Ruhe da auf dem Boden. Ihr beide steht jetzt ganz langsam auf!" Einer der Djeromni musterte Anit. "Du wirst das Schiff fliegen!"

    "Und wenn ich mich weigere? Ich mache bei eurem schmutzigen Spielchen nicht mit! So viel Ehre habe ich im Leibe!" zischte die Djeromni. "Dadak nemat timor surass!"

    Was auch immer sie da ausgestoßen hatte - es war ein Fehler gewesen, denn der Mann drückte ab und die junge Frau wurde von einem Lichtblitz in der Brust getroffen.

    Mit einem Stöhnen brach sie zusammen, fiel dicht neben dem fassungslosen Starbuck zu Boden. Einen Augenblick überlegte er, den Mörder anzugreifen und seine Unaufmerksamkeit zu nutzen, doch schon wurde die Pilotin Diana in den Raum gestoßen.

    Hinter der bleichen und weinenden Frau stand Neferti. "Jetzt habt ihr alle gesehen, zu was wir fähig sind!" sagte die Djeromni kalt. "Laßt euch das eine Lehre sein. Wir machen das mit jedem, der sich uns in den Weg stellt."

    "Und was erwartet ihr?" erklang die klare Stimme Apollos aus dem Hintergrund. "Das hier ist nur ein Shuttle mit geringer Reichweite, und ihr seid inmitten der Flotte."

    "Sie haben ein paar sehr wichtige Geiseln", meldete sich da Baltar zu Wort, "um die sie verhandeln können!" Der Verräter erhob sich und musterte die Djeromni zufrieden. "Wenn sich einer wehrt, dann tötet die Pilotin", meinte er kalt, während er sich umsah. "Sethro und Inabis, wie ich sehe, habt ihr den Gefallen, den ich euch einst getan habe, nicht vergessen. Aber es war sehr unvorsichtig von euch, andere von Euch den Plan einzuweihen. Seid ihr Euch ganz sicher, dass sie auf unserer Seite stehen?"

    Starbuck schnaubte. Er sah, wie Neferti Diana mit unnötiger Härte in einen Sitz stieß, so dass sie sich vor Schmerzen krümmte, und ihr dazu noch einen Hieb mit der Waffe versetzte.

    Wo aber versteckte sich der blinde Passagier?
    Waum tauchte er nicht auf?
    Auf welcher Seite stand er?
    Geändert von Kris (25.02.2013 um 09:53 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
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  24. Danke sagten:

    , Galaxy

  25. #14
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    Wieder einmal vielen Dank an Galaxy und M-Force Maverick meine beiden treuen Danke-Drücker. Ich hoffe ihr - und natürlich auch die stillen Mitleser - hattet euren Spaß an der Geschichte und dem Zyklus, der passend mit dem dreizehnten Kapitel endet.



    Teil 13
    Die Entscheidung des Sternenkinds



    Diese Frage stellte sich Cheprin nicht. Nach dem Gespräch mit der Matria war er nicht mehr seiner Arbeit nachgegangen, sondern war einer Ahnung gefolgt und hatte sich auf Dianas Shuttle verborgen. Dank seiner Kenntnisse wusste er wo er sich am besten verstecken konnte, und hatte das auch ausgenutzt.

    Ein seltsames Gefühl hatte ihn erfaßt, als die Djeromni an Bord gekommen waren - unter der Fassade geduldiger Gelassenheit verbarg sich Nervosität - und zwei, Sethro und Inabis waren besonders unruhig gewesen.
    Die beiden Männer hatten unter den Djeromni seit längerer Zeit einen schlechten Ruf, und nur ihre Familien standen zu ihnen und bürgten für sie. Diese Ratten galten als feige und hinterhältig, was sich nun bestätigte.

    Doch was hatten seine Schwester und deren Gefährte mit der Sache zu tun? Waren sie etwa die Schatten, die das Leben seiner geliebten Diana bedrohten?

    Denn einen wirklichen Verrat an der Menschheit traute er beiden nicht zu. Sie hatten sich nur mit den anderen zusammengetan, um ihr Ziel zu erreichen.

    Wie ernst es ihnen war, bewiesen sie, als sie Anit erschossen. Anmur zeigte eine Skrupellosigkeit, die Cheprin schaudern ließ. Welchen Weg gab es nun noch, um das Leben der Menschen an Bord, und vor allem das Dianas zu retten?

    Cheprin kam eine gewagte Idee. In seiner Verzweiflung wusste er keinen anderen Ausweg...


    * * *


    "Und was nun?" fragte Starbuck und zuckte die Schultern. Er versuchte betont leichtsinnig zu sein, um seine wahren Gedanken zu verbergen. "Reden wir noch länger, oder lassen wir die Bombe jetzt platzen?"

    "Halte deinen Mund!" fuhr ihn einer der Djeromni an.

    "Ist ja schon gut!" sagte Starbuck und zuckte mit den Schultern. "Man wird ja mal fragen dürfen!" Er suchte Blickkontakt zu Apollo, der auch darüber nachzusinnen schien, was sie tun konnten.
    Er wurde aus seiner Betrachtung gerissen, als die Djeromni plötzlich die Köpfe hoben und in ihrer Sprache miteinander tuschelten "Sethro Mnakaria, shan weo geffin naremet ustor!" sagte jemand ruhig von Eingang her, als die Anspannung am unerträglichsten wurde.

    Es war der junge Mann, den er als Cheprin kannte. Starbuck zog die Augenbrauen hoch. Bei den Herren von Kobol - war er der blinde Passagier? Die Pilotin, Diana, gab einen Schrei von sich. Sie wollte aufspringen, doch Neferti drückte sie nieder.

    "Du forderst mich, Sprößling der M'talina?" antwortete der Mann, der Anit getötet hatte, hohnlächelnd. "Wer bist du, dass du es wagst, mich unwürdig zu nennen?"

    "Cheprin M'talina nes Bastre! Du hast geantwortet, Amur M'Patur nes Tabur, und du musst dich mir stellen, wenn du deine Ehre bewahren willst!"

    "Du sprichst von Ehre, du, der du eine Fremde zur Frau genommen hast?" Sethro spuckte auf den Boden.

    Starbuck beobachtete die Djeromni fasziniert. In diesem Augenblick erinnerten sie ihn an das konservative Nomadenvolk der Nomen, dass neben seine ehernen Traditionen vor allem die Bewahrung der Ehre setzte. Und die konnte leicht verletzt werden. Wie oft waren Nomen schon mit anderen Volksgruppen aneinandergeraten, die sie unwissentlich beleidigt hatten.

    Drei von ihnen waren nach einem Angriff auf den Spieler Chameleon, den er irrtümlich für seinen Vater gehalten hatte, schließlich auf das Gefängnisschiff geraten.

    Baltar, der merkte, dass ihm die Situation durch das Auftauchen des Djeromni zu entgleiten drohte, versuchte einzugreifen. "Sethro, Inabis, schießt ihn nieder!" befahl er.

    Doch die Verräter zögerten auf eine Geste Anmurs hin. Baltar hob den Blaster, den er Apollo abgenommen hatte, und richtete ihn auf Cheprin. Doch einer der Sternenwanderer sprang herbei und drückte die Waffe nieder.

    "Nein Baltar! Die Worte sind ausgesprochen - und das ist jetzt unsere Sache. Wir haben noch nicht unsere ganze Ehre verloren - und können sie gänzlich zurückgewinnen, wenn alles so läuft, wie es die Regeln bestimmen."

    "Ihr verdammten Narren!" wütete Baltar. "Dann werde ich ihnen Dinge erzählen, die bisher noch keiner weiß. Wie war das..."

    "Ruhe!" schnauzte Setro ihn an und deutete dann auf Cheprin. "M'talina, wo ist dein Khryz?"

    Cheprin zog eine etwa handlange, gebogene Klinge unter seinem Hemd hervor. Sie bestand nicht aus Metall, das geortet hätte werden können, sondern Horn. "Hier!"

    "Du bist keine Herausforderung für mich, Gesteinssplitter!" lachte Anmur und warf Inabis seine Waffe zu, bevor er auch seinen Khryz zog. "Natagot rhu?"

    "Methwa! Ich fordere, der Anführer der Männer zu sein, und diese Frau da!" Cheprin deutete auf Diana, die ihn hilflos und flehend ansah, aber keinen Ton sagte.

    "Dann ist sie dein Pfand!" entgegnete Anmur. "Wenn du ehrlos kämpfst, schneidet Sethro ihr die Kehle durch. Ich wähle Neferti!"

    "Nein!" wehrte sich die Djeromni, aber ihr Gefährte schnitt ihr mit einer schroffen Handbewegung das Wort ab. "So soll es sein", sagte er dann ernst. "Wehre dich nicht!" Er nahm Neferti die Waffe ab.

    Baltar ballte die Fäuste in hilfloser Wut. Seine Lippen zitterten, aber er sprach die Flüche nicht aus, die sich in seinen Gesicht wiederspiegelten. "Diese Narren!" zischte er schließlich nur.
    "Hatten Sie geglaubt, mit denen da entkommen zu können?" meinte Starbuck gelassen.

    "Man muss jede Chance nutzen, und Sie sehen, die Djeromni waren doch Verräter!" Baltar verlor sein Gesicht nicht. "So habe ich Ihnen die Beweise geliefert!" Sein Lachen klang zynisch.

    Die Djeromni bereiteten sich vor. Einer hielt die Passagiere in Schach, während Sethro und Inabis die beiden Frauen im Auge behielten. Währendessen legten die Kontrahenten ihre weiten Hemden ab und standen schließlich nur mit Hose und Stiefeln gegenüber. Dann verknoteten sie einen Streifen Stoff an ihren Handgelenken, waren durch das Tuch miteinander verbunden.

    Als sie sich gegenüberstellten, zogen Inabis und Sethro ihre Messer und setzten sie an die Kehlen der Frauen. Die Hand des letzteren zitterte und Neferti sah ihn verächtlich an.


    * * *


    "Und ist es auch die Stunde meines Todes, so habe ich ehrenvoll gekämpft und den Versuch gewagt", murmelte Cheprin eine Abwandlung der alten Duellforme. Anmur war stark, das hatte er ihm gezeigt, als er an dem Stoff zog. Nur ein Wunder konnte ihn jetzt noch retten.

    "Aree!" rief Inabis. "Beginnt!"

    Cheprin wappnete sich gegen den ersten Angriff seines Gegners und spannte die Muskeln an, die Augen auf das Gesicht des anderen Mannes gerichtet. Schon fühlte er sich nach vorne gerissen, stemmte sich dagegen und wich im letzten Augenblick der Messerklinge aus, die auf ihn zuraste.

    Sein Schwung riß sie beide zu Boden, aber das nutzte Anmur aus. Ehe es Cheprin verhindern konnte, biß der Dolch in sein Fleisch. Der Djeromni versuchte nun seinerseits einen Angriff und drehte sich von dem Älteren weg, um herumzuschnellen und wieder auf die Beine zu kommen. Das Band hinderte ihn daran. Ein zweites Mal biß der Dolch zu.

    Cheprin stöhnte. Er sah das Blut, das an seinem Körper herunterließ und spürte wie der schnelle Blutverlust ihn schwächte. 'Diana!" dachte er und versuchte seine Frau mit der Seele zu spüren.


    * * *


    Diana konnte ihren Blick nicht abwenden, so sehr sie es auch wollte. Sie bebte und zitterte, nicht an die Klinge denkend, die ihre Kehle berührte. Cheprin war dem anderen eindeutig unterlegen. Schon wieder stieß Anmur zu und verletzte Cheprin im Unterkörper. Die Khryz waren zwar nicht lang genug, um das Herz zu erreichen, aber richtig eingesetzt waren sie grausame Mordinstrumente.

    Sie sah hilflos mit an, wie Cheprin zwar einige Male die Deckung durchbrach und den anderen verletzte, aber das war längst nicht so tief und so schwer wie seine Wunden. Die Tränen liefen über ihre Wangen, als sie ihn taumeln sah, aber sie schluchzte nicht einmal. Neferti musterte sie gehässig.

    In diesem Augenblick spürte Diana eine fremde Kraft, die auf ihre Verzweiflung reagierte. Etwas in ihr griff nach außen und benutzte ihre Augen, um die Energien, die es lenkte, freizusetzen.

    Cheprin schien plötzlich an Kraft zu gewinnen. Er wich Anmurs Hieb aus und kam wieder auf die Beine. Diesmal zog er den anderen mit Schwung an sich heran.

    Das war unmöglich - Cheprin hätte sich nicht einmal mehr richtig bewegen können - aber jetzt hob er in einer fließenden Bewegung die Hand und zog den Dolch über die Kehle des anderen. Dessen Schrei endete in einem Gurgeln, dann brach er zusammen.

    Cheprin aber drehte sich zu den Männern um. "Ich habe das Duell gewonnen!" keuchte er. "Ich bin nun euer Anführer und befehle euch, die Waffen abzulegen und euch zu ergeben! Se torre sor!"

    Anmur verkrampfte sich. Diana spürte plötzlich schreckliche Angst in sich aufsteigen, als der Druck der Klinge fester wurde. Doch da umfaßten Hände seinen Arm und bogen ihn weg, ein Mann riß den Djeromni zurück und streckte ihn mit einem gezielten Faustschlag nieder.

    Als Neferti dies sah, warf sie sich nach vorne, so dass die Klinge ihre Kehle durchschnitt. Inabis ließ sich von Starbuck widerstandslos entwaffnen, als die Frau röchelnd vornüber sackte...

    Diana sprang auf und stürzte zu Cheprin, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, fing ihn ab und hielt ihn so gut es ging fest. Er murmelte nur noch ein paar Worte, dann verlor er das Bewusstsein und lastete mit dem ganzen Gewicht auf ihr.

    Nur Baltar drehte sich weg, von einem Techniker mit dem Blaster bedroht und zuckte mit den Schultern. "Dann eben nicht!" meinte er und setzte sich in einen der Sessel. Drei Männer des Bodenpersonals enttarnten sich als Sicherheitskräfte, und nahmen die verräterischen Djeromni gefangen, während Captain Apollo sich auf den Pilotensitz begab und über Funk die GALACTICA rief.


    * * *


    Aus den Tagebüchern Adamas:

    Zwar hat sich ein Vorurteil bewiesen, aber es zeigte auch, dass nur wenige Djeromni Verräter an der Menschheit waren, genauso wie es unter den Planetenbewohnern Menschen wie Baltar gab, und wir den Großteil zu Unrecht verurteilten.

    Die Männer wären vermutlich mit Baltar entkommen. Aber das beherzte - und vielleicht ein wenig leichtsinnige Eingreifen Cheprins von den M'talina hat eine Katastrophe verhindert. Dabei war er nur, wie wir später erfuhren, an Bord gekommen, um seine Frau Diana und ihr ungeborenes Kind zu schützen.

    Die Djeromni Neferti und ihr Gefährte Anmur hatten sich den Verschwörern aus anderen Gründen angeschlossen, doch bisher schweigen die Beteiligten über die Gründe.

    Wichtiger erscheint es der Matria, sich um den Zustand Cheprins zu kümmern. Sollten wir bald wieder einen mutigen Kämpfer für den Frieden verlieren?


    * * *


    "Nitocris!" klagte Diana und klammerte sich an die ältere Djeromni. "Er darf nicht sterben!" Die Matria blickte den Arzt fragend an, doch dieser schüttelte nur den Kopf, als er das Untersuchungsgerät zurückzog. "Er hat zu schwere innere Blutungen, die ich bei bestem Willen nicht mehr rückgängig machen kann, so sehr ich es auch versucht habe."

    Diana begann herzzerreißend zu weinen. Sie fühlte sich schuldig. Sie hatte Cheprin in den Tod getrieben, und das Kind, es würde ohne seinen Vater aufwachsen müssen. Sie wollte ihn nicht verlieren. Cheprin war noch so jung, und ihr gemeinsames Leben hatte erst begonnen!
    Nein!
    Nein!

    Da regte sich wieder etwas in ihr, geweckt von der Verzweiflung und Trauer. Diana rang heftig nach Luft, als sich um ihre Hände plötzlich ein schwaches blaues Funkeln bildete.

    Sie spürte, wie Nitrokris erstarrte und sie plötzlich nach vorne drückte, die Hände auf die nackte Prist Cheprins preßte, die sich kaum noch hob und senkte. Diana wollte sich wehren, doch die Matria hielt sie fest, sorgte dafür, dass die Verbindung nicht unterbrach, bis das Funkeln erlosch. Erst dann gab sie Diana frei.

    Die Pilotin starrte sie mit großen Augen an, während sich Nitocris versicherte, dass der Arzt abgelenkt gewesen war. Dann faßte sie Diana unter das Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie Cheprin anblickte.

    Der junge Mann atmete wieder tief und ruhig, seine Werte auf der Anzeigetafel waren so normal, als schliefe er nur. Diana öffnete verblüfft den Mund und blickte auf ihre Hände, während sie Nitocris sanft berührte und ihr zuwisperte: "Es war dein Kind. Beschütze es gut, denn es ist etwas besonderes - das Sternenkind. Du und Cheprin, ihr..."
    "Aber..."
    "Ich erkläre es dir später, wenn sich die Aufregung gelegt hat und Cheprin erwachen wird. Habe keine Furcht." Diana sah die Matria an. In deren Blick lag soviel Wärme. dass sie ihre Verwirrung und Furcht vergaß und nickte. Und Cheprin begann sich in diesem Moment zu regen, gerade als der Doktor das Wunder bemerkte...


    * * *


    Aus den Tagebüchern Adamas:

    Wie durch ein Wunder, als hätten die Seraphen oder die Herren von Kobol selber eingegriffen, wurde Cheprin von seinen tötlichen Wunden geheilt. Nur seine Gemahlin Diana und die Matria waren zu diesem Zeitpunkt an seinem Bett.

    Siress Nitocris erzählte mir später, als ich sie fragte, was geschehen sei mit einem Lächeln ein altes Märchen ihres Volkes, dass einen wahren Kern zu haben scheint. Sie berichtete mir von dem Sternenkind, dass aus der ersten Verbindung zweier gegensätzlicher Völker entstehen würde. Dieses Kind sollte die besonderen Gaben der Heilung und Vereinigung besitzen, und es wäre dazu bestimmt, den Sternenwanderern einen neuen Weg zu zeigen.

    Ja, ich verstand das Märchen schließlich, und auf gewisse Weise erfüllt mich Freude. Ihr Herren von Kobol, ist dies ein Zeichen? Wird das Kind der beiden, Diana und Cheprin, eines Tages ein mächtiger Helfer auf unserer Suche werden - nach der verlorenen dreizehnten Kolonie ... der Erde?


    E N D E ?
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  26. Danke sagten:


  27. #15
    Major General Avatar von Kris
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    Abschließend wollte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die hier mitgelesen haben, egal ob sie nun "Danke" gedrückt haben oder nicht. Ich hoffe, ihr hattet euren Spaß, bei diesem Blick in die ferne Vergangenheit, zwanzig Jahre sind immerhin kein Pappenstil.

    Zurückblickend war das damals eine seltsame Zeit. Ich schrieb die Geschichte unter dem Eindruck dessen, was ich in den frühen 1980er Jahren im Kino und später auf meinem kleinen Schwarz-Weß-Fernseher durch dem Empfang des holländischen Fernsehens gesehen habe. Und damals war mein Englisch noch nicht so gut wie heute und ungewohnt, Serien im Original zu schauen.

    Aber es hat Spaß gemacht, sich die Geschichte auszudenken und ein neues Volk auszudenken. Damals kannte ich übrigens die Abschlussfolge von "Galactica 1980" noch nicht, so dass ich mir meine eigene Ursprungsgeschichte zu "Dr. Zee" ausdachte.

    Meine Lieblingsgeschichte aus diesem Zyklus wird aber wohl immer "Anukhet" bleiben.
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  28. Danke sagten:

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