Titel: Djeromni
Autor: Kris
Fandom: Battlestar Galactica Classic/1979
Genre: Abenteuer, Drama, Mystery
Charakter(e)/Pairing(s): Starbuck, Apollo, Adama, diverse OC’s
Rating/Warnings: PG-13
Staffel/Spoiler: Die klassische Battlestar-Galactica-Serie aus dem Jahr 1979
Kurzinhalt: Apollo und Starbuck untersuchen die Vorgänge auf einem der eher baufälligen Schiffe und versuchen festzustellen, ob es aufgegeben werden muss. Dabei kommen sie einem überraschenden Geheimnis auf die Spur – und einem gerne verleugneten Volk.
Anmerkung des Autors: Meine ersten Fanfictions, die auch veröffentlicht wurden, verfasste ich für die klassische Battlestar Galactica-Serie, bei uns besser bekannt als Kampfstern Galactica. Das ganze weitete sich in eine Saga von vier Geschichten aus, die eigentlich zu schade sind, um unterzugehen. Die erste Geschichte entstand 1989, daher ist sie etwas anders geschrieben, als ihr es von mir gewohnt seid.
Daher biete ich euch an nun , in eine BSG-Welt einzutauchen, die nicht so düster ist, wie die heutige und sehr viel mehr mit Mystik und Glaube gearbeitet hat. Abenteuerlich und actionreich war sie trotzdem, auch wenn damals wie heute, die Menschen im Mittelpunkt standen.
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Teil I
Das Schiff der Verräter
Aus Adamas Tagebüchern:
" ... Seit die Kolonien zerstört wurden, habe ich mich oftmals gefragt, was uns auf der Flucht vor den Cylonen, die die entgültige Vernichtung der Menschheit wollen, wirklich vorantreibt.
Ist es die Furcht vor ihnen, oder einfach nur das kreatürliche Verlangen zu überleben? Klammern wir uns auch an die Hoffnung, eines Tages die verlorene, dreizehnte Kolonie zu finden, die legendäre Erde?
Ich habe mittlerweile festgestellt, dass jeder Mensch eine andere Quelle besitzt, aus der er seine Kraft schöpft.
Doch bei den wenigsten ist es bewusste Treue. Treue, die auf Vertrauen und Liebe zu einer besonderen Lebensauffassung fußt, auch wenn diese oftmals erschüttert oder von allen anderen verachtet wird.
Dies kann ein Volk tatsächlich überleben lassen ..."
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"Die XERDINA fällt immer weiter zurück, Colonel. Wenn das so weiter geht, wird sie für die Flotte nicht mehr tragbar sein!"
"Ich weiß", erwiderte der Angesprochene. Colonel Sothis, ein hagerer und dunkelhaariger Mann, warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen. "Geben Sie der Galactia Nachricht, Leutnant Sibren. Beantragen Sie, die XERDINA an eines der Werkschiffe andocken und dort verschrotten zu lassen. Die Passagiere und Besatzung müssen ebenfalls auf andere Schiffe verteilt werden. Bedauerlich, aber nicht zu ändern."
"Ja, Sir!" Ohne Widerspruch führte die silberhaarige Frau den Befehl aus, während sich der Commander vor den Sichtschirm stellte und die Sterne betrachtete.
Die XERDINA war ein schmaler, länglicher Punkt unterhalb seines Schiffes. Sie gehörte zu den ältesten Frachtern der Flotte, ihre Herkunft war unbekannt. Angeblich war sie von Pisca gestartet, aber es gab keine Aufzeichnungen darüber.
Er wunderte sich ohnehin, dass sie so lange durchgehalten hatte. Nicht nur das Schiff, auch die Besatzung hatte einen schlechten Ruf. Die bunt zusammengewürfelten Männer und Frauen schienen den Kloaken einer der großen Städte entstiegen zu sein, und er bezweifelte ihre Befähigung ein Schiff zu bedienen, seit Commander Adama ihm die XERDINA und drei andere Schiffe zugeteilt hatte.
"Colonel?" Sibren schreckte ihn auf.
"Was ist?"
"Die Verantwortlichen versprachen, sich des Falles anzunehmen. Sie werden eine Patrouille und Techniker senden, die den Zustand des Schiffes überprüfen und dann entscheiden werden, ob die XERDINA abgewrackt werden soll."
Sothis nickte und presste dann die Lippen aufeinander. Das war immerhin schon ein Fortschritt. Frühere Versuche, dies zu erwirken hatte man auf der GALACTICA bereits während der Anfrage abgeblockt.
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Die jungen Männer drängten sich um einen der kleinen Tische in den Mannschaftsquartieren und beobachteten gespannt die Kartenspieler.
"Na, was ist, Starbuck? Hat dich dein Glück verlassen?"
Der Blonde mit der leicht zerzausten Haarmähne grinste breit und musterte den Sprecher mit seinen blauen Augen und dem jungenhaft kecken Gesicht. Dann ordnete er seelenruhig seine Karten und schob ein paar Plastikmünzen in die Mitte des Tisches. "Ich erhöhe um hundert Cubits." Ein Raunen ging durch die Menge.
"Ich gehe mit und erhöhe um weitere achtzig!" sagte ein schwarzhaariger Mann ruhig, der dem Blonden gegenübersaß. Er hieß Rhonen und war erst vor kurzer Zeit zu der Blauen Staffel der Vipers versetzt worden.
Er schien die legendären Glücksspielkünste Starbucks nicht zu fürchten, der nun wieder ein undeutbares Lächeln aufsetzte und die Erhöhung der Summe akzeptierte. Die anderen Männer waren mittlerweile still und sahen fasziniert zu.
Rhonen nickte und legte seine Karten auf den Tisch. "Eine Pyramide", sagte er ruhig, nachdem er das atemlose Staunen der anderen genossen hatte. Starbucks Lächeln wich. Mit einer lässigen Bewegung legte er seine Karten ebenfalls nieder.
Er hatte ebenfalls eine Pyramide - aber sie bestand aus einer schwächeren Farbe. "Ich fordere Revance, das ist doch klar", sagte er dann, ohne zu verraten, ob er sich nun über die Niederlage ärgerte, oder sie wie ein Mann hinnahm.
"Aber nicht jetzt!" lenkte eine energische Stimme die Aufmerksamkeit auf sich. Die Viper-Piloten nahmen Haltung an, als sie in dem Sprecher ihren Anführer, Captain Apollo, erkannten. "Wir haben einen Auftrag. Sie Starbuck, und sie Rhonen werden mich begleiten. Wir sollen die XERDINA durchchecken."
"XERDINA?" murmelte Rhonen. "Ich habe von dem Schiff schon gehört. Es ist ein halbes Wrack!"
"Richtig! Und wir sollen entscheiden, ob es ausgemustert werden soll", fügte Apollo hinzu.
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Die XERDINA wirkte wie ein aus verschiedenen Wrackteilen zusammengebautes Schiff. Es besaß keine einheitliche, vor allem keine symmetrische Form, und der Antrieb flackerte so heftig, als sei er kurz vor dem Erlöschen.
"Bei den rotäugigen Blecheimern? Und das fliegt?" fragte Starbuck zweifelnd und mit einem Hauch Belustigung. Er blickte noch einmal aus dem Sichtschirm des Shuttles und schüttelte den Kopf.
"Sie hat lange durchgehalten", bemerkte Apollo kurz, der neben ihm an den Kontrollen saß. Dann beugte er sich vor und aktivierte den Sprechfunk. "Captain Apollo an XERDINA. Die Abordnung von der GALACTICA erbittet Landeerlaubnis."
"GALACTICA-Shuttle. Landedock Zwei steht für sie zur Verfügung!" erwiderte eine weibliche Stimme schroff. "Colonel Sothis erwartet sie bereits."
Die Fähre umkreiste noch einmal den wrackähnlichen Raumer, dann setzten sie zum Landeanflug an. Dabei stellten die Piloten noch einmal fest, wie verrottet die XERDINA auch von innen war.
Nur Leutnant Rhonen starrte mit einem grübelnden Gesichtsausdruck auf die zusammengestückelte Landebucht, die schwer zerschossen schien. Apollo beobachtete ihn eine Weile. Er erinnerte sich in dem Dossier über den jungen Mann gelesen zu haben, dass Rhonen, ein Capricaner wie er, durch seinen Vater mehr Kenntnisse über Frachter besaß, als er selber.
Denn Rhonens Erzeuger hatte selbst eine Handelslinie betrieben, und auch zwielichtige Geschäfte geführt - wenn auch nicht in der Art eines gewissen Handelsfürsten - Lord Baltar, der sie alle an die Cylonen, jene Rasse mechanischer Wesen, verraten hatte.
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Colonel Sothis fühlte sich nur in der Nähe seiner Sicherheitskräfte wohl. Die Mannschaft des Frachters hielt zwar eine erzwungene Diziplin ein, aber die finsteren Blicke, die ihm das Brückenpersonal zuwarf, sprach Bände. Jeder von den Männern und Frauen wusste, dass die XERDINA ihren Dienst aufgeben sollte, und für die meisten bedeutete das den Abstieg in eine niedrigere Position. Kaum einer konnte Identifikationen vorweisen - die wenigsten wollten es wohl auch.
Sothis blickte auf die verrotteten Konsolen. Verschiedene Deckplatten hielten nur noch locker in ihren Verankerungen, Drähte lagen frei, Instrumente fielen teilweise oder ganz aus, und der Navigationscomputer schien nur mehr eine archaische Dekoration zu sein. Er fragte sich, wie die XERDINA bisher auf Kurs geblieben war. Auf dem Boden häufte sich Schmutz und Unrat, Öl verschmierte Hebel und Schalter.
Die Uniformen der Besatzung, wenn man überhaupt von solchen sprechen konnte, waren in einem ebenso jämmerlichen Zustand.
Sothis berührte nichts. Einmal hatte er aus einem Gerät Funken sprühen sehen.
'Das ganze gleicht der Brücke eines Kampfsternes kurz vor der Zerstörung', dachte er sarkastisch, als ihn Nitokris, die gerade Dienst am Funk tat, aufschreckte: "Die Beauftragten der GALACTICA sind da!"
Die Frau, über deren Stellung auf dem Schiff er sich nicht ganz klar wurde, drehte sich um und musterte ihn. Sie hatte ihre Befugnisse überschritten und das Landedock einfach freigegeben, ohne auf seinen Befehl zu warten. Sothis zog eine Augenbraue hoch. Er musterte die hochgewachsene, mollige Frau mittleren Alters scharf und beschloss, ein Disziplinarverfahren gegen sie einzuleiten, denn sie hatte nicht zum ersten Mal so eigenmächtig gehandelt. Er gab seinen Männern ein Zeichen.
Nitokris folgte ihnen wie selbstverständlich. Wieder fiel ihr drahtiges, schmutzigbraunes Haar über das Gesicht, das keine auffälligen Rassemerkmale aufwies.
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"Ich bin Captain Apollo von der GALACTICA. Leutnant Starbuck, Leutnant Rhonen!" stellte sich der braunhaarige Mann vor und betrachtete Colonel Sothis aufmerksam, der sich bei der Musterung sichtlich unwohl fühlte. Er erinnerte sich, den Mann mehrere Male bei Ratssitzungen oder im Spielcasino der Rising Star gesehen zu haben.
Die drei Blaugekleideten hinter dem Colonel schienen wohl seine Wächter zu sein. Nahe der Wand bemerkte er schließlich noch eine Frau, die offensichtlich zur Besatzung gehörte, weil sie in ihrem schmuddeligen Aufzug der Wartungsmannschaft gleich, die das Shuttle übernommen hatten. "Nitokris", stellte sie sich bescheiden vor.
Apollo tauschte mit Sothis die üblichen Begrüßungsfloskeln aus, während er mit seinen Begleitern Blicke wechselte, und bemerkte, dass Rhonen über etwas zu grübeln schien. Der junge Leutnant sah sich immer wieder um und kniff angestrengt die Augen zusammen.
"Ich möchte ihnen nun die Brücke zeigen,", sagte Sothis schließlich mit einem angewiderten Unterton, "damit sie sich ein Bild über den Zustand des Schiffes machen. Meiner Meinung nach, ist es nicht mehr lange flugtauglich und wird zu einer Bedrohung der Flotte."
"Ich weiß nicht. Wenn wir die XERDINA noch retten können, werden wir das tun. Jedes Raumschiff der Flotte ist kostbarer Raum, den wir nicht aufgeben können", antwortete Apollo und deutete auf Rhonen. "Ich werde mich bei meinem Urteil auf die Meinung des Leutnants verlassen, da er ein Spezialist für solche Frachter ist."
Sothis nickte unwillig und wandte sich an den Dunkelhaarigen. "Dann sagen Sie mir, was haben Sie einen Eindruck von diesem Schiff?"
Der Aufzug, in den sie nun traten, ruckte heftig an und versagte, als Rhonen das Wort ergreifen wollte. Ein Hieb Nitokris' gegen die Schalter beendete die Störung. Sie zuckte nur mit den Schultern, als die anderen sie fragend anblickten. Ein Lächeln war auf ihren herben, wenn auch nicht unattraktiven Zügen zu erkennen.
"Manchmal ist das wohl nötig!" bemerkte Starbuck grinsend.
"Bitte beantworten sie meine Frage", knurrte Sothis mit einem finsteren Blick.
"Ich werde dieses Raumschiff einer genauen Inspektion unterziehen", antwortete Rhonen knapp, ohne sich festzulegen. "Lassen sie noch ein paar Techniker von der GALACTICA kommen."
"Ich bedauere sehr, dass dies nicht geht, aber die Langstrecken-Kommunikation ist schon vor längerer Zeit ausgefallen", mischte sich Nitokris plötzlich ein. "Uns fehlen die Ersatzteile, um es zu reparieren."
Rhonen schüttelte den Kopf, doch bevor er etwas bemerken konnte, hielt der Aufzug an. Nitokris führte sie auf die Brücke. Ein Techniker der XERDINA hatte die Konsole der Langstreckenkommunikation geöffnet und war nun dabei, einen Wust von Drähten und Speicherkarten zu ordnen. Zweifelnd betrachtete Apollo den Mann, der ihm für diese Aufgabe kaum geeignet schien, zitterten die Hände des alten Technikers doch so stark, dass er mehrmals innehalten mußte. Er schien seltsam unsystematisch an den Schaltungen zu arbeiten.
Nitokris kauerte sich neben den Mann nieder und wisperte ihm einige Worte zu, die keiner von ihnen verstehen konnte, zumal nun auch noch ein lautes Brummen zu hören war.
"Was ist das? Ein Alarm?" riet Starbuck, der freundliche Blicke mit einer recht hübschen jungen Frau auf der anderen Seite gewechselt hatte. Colonel Sothis zuckte zusammen, während Rhonen bereits nach der Ursache des Brummens suchte und sich schließlich an Nitokris wandte. "Kümmern sie sich darum. Es kommt von da vorne!"
Die mollige Frau erhob sich und eilte an den Männern vorbei, setzte sich auf die metallene Bank vor einer Konsole und ließ ihre schlanken Hände über die Tastatur huschen, die sie energisch hervorzog.
"Das Fernstreckenradar", erkannte Rhonen plötzlich. "Ich habe mich schon die ganze Zeit über die Anordnung der Geräte auf dieser Brücke gewundert. Jetzt weiß ich, was wir hier vor uns haben. Die XERDINA ist ein Djeromni-Schiff."
- Fortsetzung folgt -