Titel: Gefangen auf Vulkan
Serie(n): SG 1
Rating: P12
Genre: Allgemein, einiges an Action, gewürzt mit ein wenig Drama, Fantasie und einem Schuss Humor!
Charaktere: SG 1, Kurzauftritte von SG 6 und General Hammond
Pairing(s): keine
Warnungen: eigentlich keine
Anmerkungen: Mein Reallife hat mich ganz schön Nerven gekostet, um diese Geschichte zur Deadline fertig zu stellen und ich bin dementsprechend aufgeregt. Sie wird in voraussichtlich 5 Kapiteln eingestellt. Ich hoffe, sie ist halbwegs verständlich und vor allem unterhaltsam! Freu mich auf eure Meinungen!
Danke auch an Khamonai fürs erste Betalesen.
Kurzinhalt: SG 1 soll nach der Evakuierung eines Planeten noch Messungen vornehmen. Dabei wird das Team getrennt und findet sich erst wieder, als der Ausbruch des Vulkans kurz bevor steht. Ohne Möglichkeit, dem Unvermeidlichen zu entrinnen, müssen sie sich auf die Aussagen von Carter verlassen, die aber wegen einer Kopfverletzung an partieller Amnesie leidet ...
Fanart von: TinaS, die wirklich ein wunderschönes, inspirierendes Cover gezaubert hat (und vielleicht noch welche zaubern wird !)! Herzlichen Dank!
Und jetzt: Viel Spass!
Kapitel 1:
SG 6 winkte zum Abschied und trat dann durch den Ereignishorizont. „Endlich sind alle in Sicherheit“, stöhnte Daniel und ließ sich auf einen großen Felsblock sinken, während Jack sich den Schweiß von der Stirn wischte und zum DHD hinübersah, dessen leuchtende Symbole gerade erloschen. Es war nicht einfach gewesen, die gesamten Bewohner dieses Planeten zu evakuieren, auch wenn es insgesamt nicht besonders viele Leute gewesen waren. Aber dieser Planet, P4S-823, war nicht besonders fruchtbar, und so waren die Hütten weit über die Tiefebene verstreut gebaut worden. Der Boden und die Luft waren meist trocken, es regnete nur selten hier. Die Ebene selbst barg nur ein paar Sträucher und hier und da verdorrtes Gras, und nur an drei Stellen auf der gesamten Planetenoberfläche gab es genug Wasser, dass dort Bäume wachsen konnten, einschließlich des Kratersees.
Die zwei Männer atmeten die heiße Luft ein, husteten kurz, weil die feine Asche, die bereits seit Stunden in der Luft tanzte, zunehmend ihre Kehlen reizte, und traten dann an die Kante des Felsvorsprunges, von dem aus sie die riesige Ebene unter sich übersehen konnten, die beinahe ein Drittel der Oberfläche ausmachte. In der Mitte befand sich ein mehrere Kilometer breites, dampfendes Loch – der Hauptkrater des Vulkans. Rings um ihn herum hatten sich immer mehr Schlote gebildet, die gefährlich fauchten und übelriechende Gase ausstießen.
„Viel Zeit bleibt uns nicht mehr, Jack“, meinte Daniel und deutete nach rechts den Berg hinauf. Die beiden Menschen sahen die gewaltige Säule aus Wasserdampf, die in den Himmel aufstieg. Ja, es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre der ganze See innerhalb des Kraters restlos verdampft, und dann würde die sprichwörtliche Hölle losbrechen. Denn die Magmakammern im Inneren des Berges standen kurz vor der Explosion.
„Sind Carter und Teal’c noch nicht hier?“ Die Anstrengung der vergangenen Stunden sowie die wachsende Ungeduld waren dem Colonel deutlich anzuhören. Daniel trat unruhig von einem Bein auf das andere und meinte: „Sam wollte bestimmt noch irgendeine letzte Messung vornehmen.“ „Aber dann wären sie schon längst wieder zurück.“ Jack richtete sich auf, trat wieder an die Geländekante und begann mit seinem Fernglas die Ebene unter ihnen abzusuchen. So wie er Carter kannte, konnte sie sich bestimmt nicht von all den faszinierenden Daten losreißen, die ihr die neuen Geräte aus dem SGC lieferten, obwohl Teal’c bestimmt zum Aufbruch drängte und beim Zusammenpacken half. Daniel benutzte die Zoomfunktion seiner Filmkamera, um seine Freunde zu entdecken und atmete erleichtert auf, als er nach zwei Minuten Suche Bewegung in der Ebene ausmachte.
„Jack! Ich habe sie gefunden. Sie ist etwa zwanzig Grad westlich von unserer Position ungefähr auf Höhe der schwarzen Felsnadel.“ Jack schwenkte hinüber und suchte nach seinem Second-In-Command und dem Jaffa, während Daniel versuchte, ein schärferes Bild von den beiden zu erhalten. Fast hätte er die dunkelgrüne Uniform übersehen, die sich von der beinahe schwarzen Erde kaum abhob, aber dann erkannte er das blonde Haar, das jetzt staubbedeckt und wesentlich dunkler war.
Jack wollte gerade erleichtert antworten, als er etwas entdeckte, das wie ein Schlag in die Magengrube war. „Sie ist allein!“ Und nicht nur das, stellte Daniel erschocken fest, und ließ die Kamera sinken. „Oh mein Gott!“
Jack war bereits ein paar Schritte den Weg hinunter auf die Ebene gerannt, während er sein Fernglas zurück in die Jacke steckte. Die Funkgeräte waren in dem magnetischen Chaos, das derzeit auf dem Planeten herrschte, sinnlos. Auch Daniel lief hinterher und versuchte auf dem mit Geröll übersäten Weg nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie wollten so schnell wie möglich Ihrer Kameradin zu Hilfe eilen, aber sie brauchten mindestens noch eine halbe Stunde, bis sie unten in der Ebene ankamen und dann weitere 15 Minuten, bis sie die Stelle erreichten, an der sich Sam jetzt befand. Ob sie ihnen sehr weit entgegenkommen konnte, war fraglich, denn sie hatten aus der Ferne gesehen, wie die tapfere Soldatin auf allen vieren langsam voran kroch, und dabei noch irgendetwas hinter sich herzog. Sie konnten auf die Entfernung nicht sagen, was passiert war, aber so viel stand fest: Major Samantha Carter war sehr schwer verletzt – und Teal’c war nicht bei ihr.
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Mehrere Stunden zuvor:
Colonel Jack O’Neill, Major Samantha Carter, Dr. Daniel Jackson und der Jaffa Teal’c standen im Torraum des Cheyenne Mountain und warteten darauf, dass das Stargate den Planeten P4S-823 anwählen konnte, der seit seiner Entdeckung vor knapp 20 Stunden unter dem inoffiziellen Namen „Vulkan“ lief, da sich ein riesiger, bald ausbrechender Vulkan darauf befand, allerdings war sich Sam nicht ganz sicher, ob nicht vielleicht Jack bei der Namensgebung seine Finger mit im Spiel gehabt hatte.
Mittlerweile mussten zwei Drittel der Bevölkerung vorübergehend auf einen Ausweichplaneten evakuiert worden sein, und SG 6 hatte den Auftrag bekommen, nach zwei Mal 38 Minuten ein Zeitfenster von 10 Minuten einzusetzen, um dem SGC die Möglichkeit zu geben, SG 1 auf den Planeten zu schicken.
General Hammond sah Sergeant Harriman über die Schulter, als dieser begann, die Koordinaten einzugeben und betrachtete dann sein Vorzeigeteam, das wieder einmal auf den Weg ins Universum war. Er unterdrückte ein sorgenvolles Stirnrunzeln und fragte sich, ob er tatsächlich auf die Bitte von Major Carter hätte eingehen sollen. Aber es bot sich eben höchst selten die Gelegenheit, einen außerirdischen Vulkan kurz vor dem Ausbruch genauer zu untersuchen und haufenweise Daten zu sammeln. Während sich das Stargate zu drehen begann und die Chevrons einrasteten, begann Jack nochmals über das zu reden, was Teal’c bei der Missionsbesprechung an diesem Morgen erzählt hatte.
„Und es ist wirklich Vulkan?“ Jack war sich nicht ganz sicher, was er von der Geschichte halten sollte.
„Wie ich schon zuvor gesagt habe, O’Neill, die Legende handelt von einem Planeten dieses Sonnensystems. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Ereignisse genau auf P4S-823 zugetragen haben.“ Teal’c antwortete wie immer ruhig und gelassen, auch wenn er die Frage von Jack heute schon zwei Mal beantwortet hatte.
„Jack, wir werden überhaupt keine Zeit haben, dem Ganzen nachzugehen, da wir dort nur ein paar Stunden sein werden, damit Sam ihre Messungen machen kann. Vielleicht finden wir etwas in den alten Schriften, die mir der Bibliothekar versprochen hat, aber heute wäre es mir lieber, wenn ich die Sachen einpacken und hierher mitnehmen könnte.“ Daniel rückte seine Brille zurecht und strahlte so etwas wie Nervosität aus, als er zurück zu Sam blickte, die hinter ihm mit einer Fernsteuerung in der Hand neben einem schwerbeladenen FRED Aufstellung genommen hatte.
„Keine Sorge, Daniel. Wir werden die Messgeräte aufstellen, die Daten ein paar Stunden lang aufzeichnen, wieder einpacken und zurückkehren, noch bevor der Vulkan ausbricht.“ Aufgeregt und erwartungsvoll trat die blonde Soldatin von einem Bein auf das andere und testete ein letztes Mal die Gurte, die die verschiedenen Seismographen und das dazugehörige Equipment auf dem FRED festhielten.
Jack hatte das Gespräch mitangehört und drehte sich um. „Carter, wir wissen alle, dass sie solche Phänomene höchst interessant finden, aber sobald sie herausgefunden haben, wie lange es noch bis zum Ausbruch dauert, halbieren wir diese Zeit und sind weg, bevor die Deadline verstrichen ist. Jetzt noch einmal zu der Legende …“ Er wandte sich erneut dem Jaffa zu.
Daniel erlaubte sich ein Augenrollen, während Sam sich grinsend ihren Messgeräten zuwandte. „Die Armee verschwand tatsächlich auf einem Planeten in diesem Sonnensystem? Zusammen mit dem Schlangenkopf Ti’hs, der sie anführte?“ Der Jaffa nickte bestätigend. „Er hatte keine besonders hohe Stellung, deshalb war seine Armee zahlenmäßig gering. Aber dass er und alle seine Jaffa plötzlich ohne eine Spur verschwanden, war kein gutes Omen. Deswegen ist dieser Teil des Herrschaftsgebietes nicht sehr beliebt bei den Systemlords. Es heißt, dass Ti’hs jedem Unglück bringt, der sein ehemaliges Gebiet übernehmen will. Außerdem ist es verboten, diese Legende zu erzählen, wenn man sich in diesem Gebiet aufhält.“
„Chevron sieben – Aktiviert!“ rief Harriman über den Lautsprecher, und mit einem großen Kawoosh verband sich die Erde mit P4S-823. „Nun ja, du hast uns die Geschichte ja hier erzählt, also wird uns nichts passieren, oder, Teal’c?“ Mit einem schelmischen Zwinkern setzte Jack seinen Fuß auf die Rampe, und seine Kameraden sowie das hochbepackte FRED folgten ihm in den Ereignishorizont.
Auf der anderen Seite erwarteten sie hustende Menschen, die mit vielen Bündeln, Taschen und Körben auf dem Rücken und in den Händen in der Nähe des Stargates warteten.
„Wie geht’s voran?“ wollte Jack wissen, als sich mit einem leisen Zischen der Ereignishorizont auflöste und er sah, dass ein Mitglied von SG 6 sofort wieder begann, den Ausweichplaneten anzuwählen, um mit der Evakuierung fortzufahren.
„Soweit ganz gut, Colonel, wir haben alles gut im Griff. Aber der Vulkan gefällt mir nicht.“ Sie traten aus der kleinen Höhle auf die Geländekante und sahen sich den rauchenden Berg genauer an.
Sam trat an ihre Seite. „Sir, mit Ihrer Erlaubnis …“
„Ja, aber machen Sie schnell, Carter. Ich will nicht, dass uns der Berg um die Ohren fliegt. Sobald Sie alles haben, kehren Sie zurück, verstanden?“ Die Soldatin nickte lächelnd und steuerte das FRED auf den Weg, der in die Ebene hinunterführte. „Teal’c, du begleitest sie. Funkkontakt alle dreißig Minuten.“ Auch der Jaffa neigte bestätigend den Kopf und folgte seiner Kameradin. Jack sah ihnen noch einen Augenblick nach, dann ging er zurück zum Sternentor und griff nach einem Bündel Kleider, um SG 3 bei der Evakuierung zu helfen, während Daniel bereits stapelweise Bücher aufsammelte, die aus der Bibliothek hierher in Sicherheit getragen worden waren, und vorsichtig durch das Tor schickte.
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Die blonde Frau verharrte in ihrer Vorwärtsbewegung und hustete mit schmerzverzerrtem Gesicht. Mühsam zog sie den Scanner an der Schnur zu sich heran, um einen Blick darauf zu werfen. Das Display verschwamm vor ihren Augen, als ihr ein weiterer heftiger Hustenanfall die Tränen auf die Wangen trieb und sie mit jeder kleinen Bewegung an den Körperteil, der ihr furchtbare Schmerzen bereitete, erinnerte. Schließlich ließ sie sich auf die Ellenbogen fallen, sie war sich nicht sicher, ob sie genug Kraft hatte, um das Gerät vom Boden aufzuheben. Aus der Nähe betrachtet machten diese Angaben mehr Sinn. OK. Nur noch ein kleines bisschen weiter vor und nach rechts, dann wäre sie in Sicherheit. Nach einigen qualvollen Minuten elender Kriecherei bestätigte ihr ein erneuter Blick auf das Display, dass sie es geschafft hatte.
Mit Entsetzten sahen Jack und Daniel, wie Sam in der Ferne einfach zu Boden fiel, als sie noch etwa 500 Meter entfernt waren.
Jack drehte Sam auf den Rücken, während Daniel die Wasserflasche aufschraubte, sein Tuch befeuchtete und ihr damit übers Gesicht wischte. Vorsichtig drehte er ihren Kopf, um die Platzwunde am Hinterkopf anzusehen. Die leichten Abschürfungen auf ihrem linken Arm benötigten keinen speziellen Verband, das konnte Dr. Fraiser versorgen, aber der gebrochene Knöchel gab Anlass zur Sorge. Je eher sie auf der Krankenstation im SGC landete, desto besser war es.
„Wir müssen hier weg. Carter! Carter, wachen Sie auf! Wo ist Teal’c?“ Doch auch die leichten Schläge auf ihre Wangen vermochten sie nicht aus ihrer Ohnmacht zu holen. Daniel löste die Schnur des Scanners aus ihren verkrampften Fingern, während Jack die bewusstlose Frau aufhob. Sie waren schon gut eine Minute Richtung Stargate unterwegs, als Sam plötzlich schwach den Kopf von einer Seite auf die andere rollte und plötzlich tief die Luft einzog. Jack wurde langsamer.
„Carter! Was ist mit Teal’c?!“ Sam leckte sich über die trockenen Lippen und versuchte ihre Augen zu öffnen. Hustend keuchte sie: „Sir! Bleiben Sie stehen. Sofort!“ Jack und Daniel verlangsamten weiter ihr Tempo. Fragend sahen sie sich an. „Wir müssen zurück. Zurück …“ Ihr Kopf fiel nach vorne, sie war wieder bewusstlos. Die beiden Männer ließen ihre Kameradin auf die Erde sinken. „Carter!!! Wohin zurück?“ Jack schlug ihr etwas stärker als beabsichtigt auf die Wange, und sie schnappte erneut nach Luft.
„Wohin zurück? Zurück zu Teal’c? Wo ist er?“ Daniel setzte ihr die Wasserflasche an die Lippen, während der Colonel seinem Major half, sich etwas aufrechter hinzusetzen.
„Teal’c? Wer ist …? Ich weiß es nicht.“ Sie hob den Kopf, und Jack konnte erstmals in ihre Augen sehen. Sie war komplett benommen. Ihr Blick irrte hin und her, versuchte sich krampfhaft auf sein Gesicht einzustellen.
„Zurück zu dem Ort, wo sie mich gefunden haben, Sir. Dort sind wir in Sicherheit.“ Jack warf einen zweifelnden Blick zu Daniel.
„Das war mitten in der Ebene, Carter. Wieso sollen wir dort in Sicherheit sein?“ Sam sah mit großen Augen auf die kilometerhohe Säule aus Wasserdampf, die sich bedrohlich über ihre Köpfe zog und leise flüsterte: „Ich weiß es nicht. Dort ist es sicher. Ganz bestimmt. Wir haben keine andere Wahl. Wir werden sterben, wenn wir weitergehen. Wir müssen zurück. Der Scanner … dort sind magische Felder …“
Sie war bei den letzten Worten immer leiser geworden, dann fiel sie zurück in die geistige Dunkelheit. „Glaubst du, sie weiß wovon sie redet?“ Jack zweifelte daran, Daniel zuckte mit den Schultern. „Vielleicht meinte sie ,magnetische Felder‘“. „Ich weiß es nicht, aber ich bin sicher, dass ihre Warnung ernst gemeint war. Ich glaube, das war das einzige, das sie in Bewegung gehalten hat.“ Jack war hin und her gerissen. Langsam lief ihnen die Zeit davon. Ein Teammitglied war verletzt, ein zweites verschollen, und der Vulkan stand kurz vor dem Ausbruch, während sie noch mindestens eine halbe Stunde von der rettenden Sicherheit des Stargates entfernt waren.
„Ich hoffe, sie weiß, was sie gemeint hat“, murmelte Jack, während er und Daniel die blonde Soldatin wieder in die Mitte nahmen. Schließlich warf er noch einen letzten Blick auf die Felswand in der Ferne mit dem sich bergauf schlängelnden Pfad und der Höhle, in der sich das Sternentor befand, dann seufzte er und drehte sich um, um mit Daniel wieder zum Ort ihres Zusammentreffens zurückzukehren.
Wenig später erreichten sie wieder die Stelle, Jack und Daniel erkannten sie an der aufgewühlten Erde und der Schutzhülle eines Verbandpäckchens, das halb unter der Asche verborgen auf dem Boden lag. Sie legten Carter auf die Erde, drehten sie in die stabile Seitenlage und tranken anschließend einen Schluck Wasser, das aufgrund der andauernden Hitze mittlerweile lauwarm geworden war.
Daniel wischte der bewusstlosen Frau über die Stirn, während Jack aufstand und sich nach allen Seiten angestrengt umsah. „Jack, ich weiß, was du tun willst. Geh, solange noch Zeit ist. Wir können Carter hier nicht allein lassen, ich passe schon auf. Such du Teal’c.“ Jack warf einen langen Blick auf seinen Freund, der sein Hin- und Herhasten durchaus richtig interpretiert hatte und ihm nun aufmunternd zunickte. Ja, er musste wissen, was mit seinem außerirdischen Freund geschehen war. Carter konnte er durchaus in Daniels Obhut zurücklassen. Und so deutete er einen kurzen Salut an und wandte sich in die Richtung von Carters Spuren.
Jack rannte, so schnell er konnte. Trotz des feuchten Tuches vor seiner Nase hatte er das Gefühl, immer mehr Staub einzuatmen, und er hustete öfter als noch vor zehn Minuten. Endlich hatte er den Felsen erreicht, in dem Carter ihre Messgeräte aufgebaut hatte, ihre Kriechspuren, die ihn hierher geführt hatten, hatten manchmal in erstaunlichen Schleifen riesige Umwege gemacht. Er stürmte durch den schmalen Eingang, zerriss sich die Jacke an ein paar scharfkantigen Felsen und blieb erschüttert in der Mitte des kleinen Platzes stehen, der rundherum von einem Gebirge im Miniaturformat eingesäumt wurde. Es war ein einziges Schlachtfeld. Aus einer schmalen Spalte im Gestein links vor ihm stieg heißer Dampf auf, und erschrocken sprang er einen Schritt zurück, als plötzlich ein paar kleine Steine mit großem Druck in die Luft geschossen wurden. Sie saßen tatsächlich in der Mitte eines einzigen riesigen Vulkanfeldes.
„Teal’c?! Teal’c!“ Schnell begann er die kleine Enklave nach Hinweisen abzusuchen, wo sein Freund geblieben sein mochte. Hinter ein paar kleinen Sträuchern konnte er die Überreste von Carters Messstation erkennen. Einige rote und blaue Drähte führten in eine kleine Felsspalte, die mit kleinen Steinen zugeschüttet war. Die Geräte lagen zerbeult und in einige Teile zerbrochen auf dem Boden, einer der Kästen hatte sogar ein großes Loch auf der Rückseite, wo ein Steinbrocken so groß wie sein Kopf eingeschlagen sein könnte. Also waren sie noch gar nicht zum Einpacken gekommen, als hier irgendetwas passiert war. Er suchte weiter, fand aber keine Spur von dem Jaffa.
Langsam verstärkte sich sein ungutes Gefühl. „Teal’c! So steckst du?“ Da flogen hinter ihm wieder ein paar Felsbrocken mit einem lauten Zischen in die Luft, und instinktiv warf er sich hinter einem Steinhaufen in Deckung, während die Geschosse auf ihn niederprasselten. Noch auf dem Boden liegend brüllte er wieder nach seinem Freund. Die Luft war erneut schlechter geworden und ein heftiger Husten zwang ihn, sich etwas aufzurichten, um seinem Brustkorb mehr Raum zu geben. Dadurch sah er am anderen Ende des Steinhaufens einen Ast in die Luft ragen. Ein Ast, auf dem der SG 1-Aufnäher einer Uniformjacke aufgespießt war.
Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihm auf, als er aufsprang und hinüberstürzte, um die Felsbrocken genauer anzusehen. „Teal’c!!“ Er brüllte so laut er konnte, als er neben dem Abzeichen auf die Knie stürzte und mit bloßen Händen begann, die Gesteinsbrocken fortzuschleudern. Schon nach den ersten kleinen Felsen sah er olivgrünen Stoff, der sich als Sams Jacke entpuppte. Die dunklen Flecken darauf schienen von Blut zu stammen. Schnell grub er weiter. Einige Sekunden später konnte er darunter den Abdruck von Teal’cs Gesicht erkennen. Erstarrt ließ er die Hände sinken. Carter hatte Teal’c begraben. Der Schock musste so groß gewesen sein, dass sie sich an seinen Tod nicht erinnern hatte können.
„Teal’c.“ Das konnte nicht sein. In seiner Stimme lag Trauer und Unglauben, und sein Herz wurde schwer. Er hätte niemals erlauben dürfen, dass seine Freunde in diesen Hexenkessel zurückkehrten. Es war seine Schuld. Ein Kamerad tot, ein zweiter schwer verletzt. Regungslos starrte er auf die Jacke, die wie ein Leichentuch über dem Jaffa lag, die Blutflecken taten ihr Übriges, um es wie eine Bestattung wirken zu lassen. Es fühlte sich an wie ein Albtraum, aus dem er nicht aufwachen konnte. Plötzlich explodierte knapp hinter ihm die Erde, und er warf sich nach vorne über seinen Freund, um den Geschossen zu entkommen. Als sich nach einigen Sekunden die Erde beruhigt zu haben schien, stemmte er sich ein wenig in die Höhe. Plötzlich gab der Brustkorb mit einem Keuchen unter ihm nach. „O’Neill!“
„Teal’c!!!“ Wieder brüllte er, dieses Mal vor Erleichterung. Er riss die Jacke weg und sah darunter ein bekanntes, etwas angekratztes, blutverschmiertes, aber lebendiges Gesicht. Der Jaffa schnappte nach Luft.
„Ich dachte, du wärst tot!“ Der Colonel grinste übers ganze Gesicht.
„Major Carter hat mir geholfen.“
Jacks verständnislose Miene ließ Teal’cs Augenbraue nach oben wandern. Gerade wollte er zu einer Erklärung ansetzen, als erneut Steinsplitter durch die Luft schossen und Jack die Wange aufrissen, während Teal’c in seinem Steingrab relativ gut geschützt war. „Erst einmal raus hier!“ Schnell begann Jack, den Jaffa weiter auszugraben, während dieser versuchte, die Steine nach außen zu drücken. Als sie es geschafft hatten, ihn bis zur Hüfte zu befreien, setzte sich Teal’c auf und Jack zog ihn an den Armen heraus. Kurz bevor die Steinwälle rund um sein nun leeres „Grab“ zusammenbrachen und es wieder auffüllten, griff Jack nach der Stabwaffe, die ebenfalls dort drin gelegen hatte, und sah einige abgebrochene Äste im Boden stecken. Er erkannte, was der Außerirdische mit der Hilfe von Sam gemeint hatte. Sie hatte offenbar mit dem Holz und der Jacke eine Art Wall um ihn gebaut, um ihn vor herunterfallenden und umherfliegenden Steinen bestmöglich zu schützen. Aber er wusste immer noch nicht, warum sie ihn begraben hatte. Auf die Erklärung war er gespannt, dennoch hatten jetzt andere Dinge erste Priorität.
Sie liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren und versuchten dabei, Jacks Spuren in der feinen Asche auf dem Boden nicht aus den Augen zu verlieren. Mittlerweile war es immer dunkler geworden, nicht, weil sich der Tag dem Ende zuneigte, nein, der Himmel wurde nach und nach von der dichten grauen Wolke erfüllt, die der Vulkan in die Höhe spie. Schließlich holten sie die Taschenlampe von Jack heraus, da Teal’c keinerlei Ausrüstung mehr besaß – seine Taschen und die Taktikweste mussten unter dem ganzen Schutt in der Felsspalte liegen und es war keine Zeit gewesen, sie auszugraben – und rannten weiter. Jack hustete ununterbrochen, obwohl er sich bemühte, durch die Nase zu atmen, denn der feine Staub drang auch durch das Tuch vor seinem Mund; und auch Teal’c hatte immer mehr Schwierigkeiten beim Luftholen und schon längst ein schützendes Stück Stoff vor sein Gesicht gepresst.
Plötzlich riss Jack seine Faust nach oben und signalisierte dem Jaffa stehen zu bleiben. Dieser trat an seine Seite und hob fragend die Augenbraue. Jack beugte sich nach vorn um zu husten und versuchte seinen Hals frei zu bekommen. Dann hatte er den Hustenreiz wieder einigermaßen zurückgedrängt. „Ich habe Angst, dass wir mittlerweile an ihnen vorbeigelaufen sind, T. Der Hinweg kam mir viel kürzer vor.“ Teal’c richtete sich auf und sah sich prüfend um. „Wir sind immer noch auf deiner Fährte, O’Neill. Sie können nicht mehr weit entfernt sein.“ Jack nickte und griff nach seiner Feldflasche. „Ja, aber bei diesen Lichtverhältnissen kann es sein, dass wir nur wenige Meter neben ihnen vorbeilaufen.“
Endlich sahen sie Daniel, der über der am Boden liegenden Sam kniete und mit seiner Jacke ihr Gesicht schützte. Die restlichen Meter legten sie im Sprint zurück und pressten sich den Stoff aufs Gesicht, während sie hustend und keuchend um Atem rangen. Wieder mussten sie ein paar Tropfen kostbares Nass opfern, um dieses schrecklich kratzige Gefühl im Hals ein wenig abzuschwächen.
Daniel hatte nur den Kopf geschüttelt, als Jack fragend auf Carter deutete. Sie war noch immer bewusstlos. Der Colonel musste eine Entscheidung fällen. Beide Optionen waren gleichermaßen wahnsinnig und gefährdeten sein Team. Wenn er hierblieb, würden sie wahrscheinlich an den giftigen Gasen ersticken, bevor sie die Lavaströme, mit denen bei einer heftigen Eruption bestimmt zu rechnen war, erreicht hatten. Den bewusstlosen Major huckepack zu nehmen und versuchen das Sternentor zu erreichen war ebenfalls ein Glücksspiel, denn den schmalen Trampelpfad am Rande der Felswand konnten sie in dieser Dämmerung ziemlich leicht übersehen. Außerdem würden sie mit Sicherheit über dreißig Minuten unterwegs sein. Sein Blick glitt von Teal’cs zerkratztem Gesicht über Daniels zerfetzte Jacke zu der ohnmächtigen Frau mit dem gebrochenen Bein in dessen Armen. Wie sollte er entscheiden?
Da begann sich die Erde zu schütteln, immer stärker bebte der Boden unter ihren Füßen. „Was zum …?“ Jacks Hinterteil machte unerwartet schmerzhafte Bekanntschaft mit der Erdkruste, als ihm ein besonders kräftiger Ruck seinen festen Stand raubte und ihm die Taschenlampe aus der Hand und viele Meter weit weg schleuderte. Daniel saß noch, und Teal’c begab sich auf ein Knie, um sein Gleichgewicht zu bewahren.
„Jack, ich glaube, es ist soweit.“ Daniels Stimme klang so endgültig, dass sich der Colonel zu ihm umdrehte. Der Archäologe sah ihn jedoch nicht an, sondern starrte auf den Vulkanschlot, der sich drohend in der Ferne erhob, aber mittlerweile so schien, als fülle er den ganzen Horizont aus. Jacks Blick folgte dem seinen, und was er an den Hängen des Berges sah, ließ ihn einen Moment sprachlos werden.
Sie würden die einzigen Menschen sein, die das hier zu sehen bekämen. Und alle dabei draufgehen. Er hatte schon davon gehört, im Geographieunterricht damals in der Schule und bei der Missionsbesprechung heute Morgen, aber es selbst mit eigenen Augen zu sehen war einfach – unbeschreiblich. Wie konnte etwas so gewaltiges, so großes und mit unglaublicher Zerstörungskraft ausgestattetes Etwas überhaupt existieren? Dann fiel ihm das Wort wieder ein, das Carter gebraucht hatte, und das, wenn jetzt kein Wunder geschah, seinem gesamten Team und ihm selbst den Tod bringen würde. Ein pyroklastischer Strom walzte sich mit unvorstellbarer Zerstörungskraft auf sie zu.
„Daniel, Teal’c, rückt zusammen. Wir müssen versuchen, Carter zu schützen.“ Die beiden Angesprochenen bewegten sich, um sich vor die bewusstlose Frau zu knien, aber Daniel wandte sich zu ihm um.
„Und wovor, Jack?“ Er sah ihm direkt ins Gesicht.
„Diese Lawine aus Asche, Staub und heißen Gasen ist vielleicht 1000 km/h schnell und 800°C heiß, und alles, was wir zur Verfügung haben, sind die Sachen, die wir am Leib tragen. Wie sollen wir so etwas Mächtiges aufhalten?“ Teal’c legte seine Hand auf Daniels Oberarm, um seinem Kameraden ein wenig Trost und Unterstützung zu spenden. Es wurde immer lauter um sie herum, die Luft schien erfüllt von Brausen und Toben, der heiße Wind wurde immer stärker.
Jack hingegen wollte die Verzweiflung in diesen Worten nicht hören. Er brüllte, damit sein Team ihn trotz des zunehmenden Lärms hören konnte: „Wenn Carter gesagt hat, hier sind wir sicher, dann sind wir hier es auch. Aber was immer uns auch schützen soll, wir brauchen es jetzt. Carter! Carter!!! Wachen Sie auf!“
Er hatte die Position am Kopf der Verletzten bezogen, dann kam Daniel, und zu ihren Füßen kauerte Teal’c und hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Der Colonel klopfte der Bewusstlosen erneut auf die Wangen, aber sie rührte sich nicht. Die Luft um sie herum wurde von einer Sekunde zur nächsten sprunghaft heißer. Mehr noch, sie knisterte und summte, als würden hundert unsichtbare Bienenvölker sie umkreisen.
„Carter! Wir werden in zehn Sekunden tot sein, wenn nicht gleich …“ Ein ohrenbetäubender Knall zerriss ihnen fast das Trommelfell, und Sams Oberkörper schoss in die Höhe. Gleich neben ihrem Ohr brüllte jemand aus vollem Hals: „In Deckung!“, in der gleichen Sekunde wurde sie wieder zu Boden gerissen und festgehalten. Ihr Haupt lag unter jemandes Bauch, und so drehte sie mit aller Kraft den Kopf, um vielleicht einen Blick zur Seite zu erhaschen. Unfähig sich zu bewegen, starrte sie mit geweiteten Augen auf das unglaubliche Schauspiel: Eine Lawine aus glühendem Staub, Asche und giftigen Gasen, die so breit wie die gesamte Ebene war, rollte mit unfassbarer Geschwindigkeit auf sie zu. Die Vibrationen der Planetenoberfläche unter ihr zeugten von einer unaufhaltsamen Kraft. In fünf Sekunden würde sie hier sein. Drei Sekunden noch … zwei … eine …
Da atmete Sam tief ein und schloss die Augen.
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