Leute, ich werde jetzt mal was machen, was ich sonst nie tue: Ich stelle eine story ein, die noch nicht ganz fertig ist. Entsprechend werden die Intervalle zwischen den Kapiteln auch länger sein als von mir gewohnt. Da ich mich aber dem Ende nähere und nur noch so ca. 3 - 4 Kapitel zu schreiben habe, werd ich die story nun anfangen zu posten. Zum Teil auch, weil sie etwas mit meinem ReverseBang-Beitrag zu tun hat, was aber erst in späteren Kapiteln heraus kommen wird.
Ich hoffe, sie macht Euch Spaß und geht in den vielen neuen Beiträgen, die gerade gepostet werden (RB ) nicht ganz unter ...
Titel: Runner
Autor: Zeson
Serie: SGA
Rating: PG 13 (FSK 12)
Charaktere: Major Evan Lorne, Col. John Sheppard, Dr. Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan, Dr. Jennifer Keller, Dr. Carson Beckett, Mr. Woolsey, div. Nebencharaktere aus SGA, ein OC
Pairing: ja, wird aber nicht verraten – kein Slash
Genre: Abenteuer/Romantik
zeitliche Einordnung: nach Staffel 5, Atlantis ist zurück in der Pegasusgalaxie
Anmerkung: Eine story, die mir eingefallen ist, als ich mir Gedanken darüber machte, was nach der 5. Staffel passieren könnte. Sie hat mal nicht nur die üblichen Charaktere als Hauptfiguren.
Kurzinhalt: Was machen die Bewohner von Atlantis, nachdem sie wieder in die Pegasusgalaxie zurückgekehrt sind?
Beta: Evaine. Vielen Dank für Deine Hilfe und Deine Geduld
Kommentare: Jederzeit willkommen, her damit.
Disclaimer: Stargate und alles, was damit zusammenhängt, gehört (noch) MGM etc. Ich schreibe nur zu meinem Vergnügen und verdiene (leider) kein Geld damit.
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Kapitel 1: Der Patient
Major Evan Lorne stand am Beobachtungsfenster und sah hinab in den Isolationsraum der Krankenstation. Ein einsames Bett stand dort, umringt von medizinischem Gerät. Der Patient, der dort lag, schien ruhig zu schlafen, aber Lorne wusste, dass sich das schlagartig ändern konnte. In den vergangenen Stunden hatte dieser Mensch schon mehrmals versucht, auszubrechen, wurde aber durch starke Ledergurte, die seine Arme an die Streben des Krankenbettes fesselten, daran gehindert. Niemand wusste, warum der Runner trotz seiner schweren Verletzungen immer wieder versuchte, mit roher Gewalt die Fesseln zu sprengen. Er hatte noch kein einziges Wort gesprochen, sich nur immer wieder in wachen Momenten gegen die Gurte gewehrt, bis die Schwäche ihn wieder in die Bewusstlosigkeit zwang.
Dr. Beckett, der neben dem Major stand, brach die bereits einige Minuten anhaltende Stille:
„Im Moment scheint unser Patient ja ganz ruhig zu sein.“
Er hatte kaum ausgesprochen, als die Gestalt im Bett unter ihnen die Augen aufschlug, einmal tief Luft holte und sich dann mit aller Kraft gegen die Fesseln stemmte. Es war deutlich zu erkennen, wie sich die Muskeln anspannten. Die Geräte im Raum fingen an, hektisch zu blinken, das Piepen war bis in den Beobachtungsraum zu hören. Fast meinten die beiden Männer, das Leder knirschen zu hören, doch am Ende musste auch dieser Versuch scheitern und der Patient sank mit einem Aufstöhnen zurück in die Kissen. Ein verzweifelter Blick traf Lorne, bevor der Verletzte die Augen wieder schloss.
„Ich muss nachsehen, ob die Wunde erneut aufgeplatzt ist“, seufzte Carson und wandte sich zur Tür.
„Einen Moment, Doktor, ich komme mit“, meinte der Major. „Sie sollten da nicht alleine reingehen. Und außerdem muss ich die Gurte prüfen, nicht dass unser Patient doch noch Erfolg hat.“
„Mit diesem Knie dürfte er eigentlich nicht weit kommen“, bemerkte Beckett, während sie die Treppe hinab gingen. „Allerdings hat er es ja, bevor wir ihn ans Bett gefesselt haben, tatsächlich bis in den Gateraum geschafft. Fragen Sie mich aber jetzt bitte nicht, wie und warum.“ Er schüttelte den Kopf. „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
„Vielleicht entstammt er einer Rasse, die kein Schmerzempfinden hat?“, mutmaßte Lorne.
„Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte der Doktor und betrat den Isolationsraum. „Es ist sehr deutlich zu erkennen, dass er Schmerzen hat. Ich denke, er hat eine harte Schule hinter sich und kann den Schmerz kompensieren, wenn es sein muss. Wenn ich nur wüsste, warum er so reagiert …?“
Vorsichtig schob er das fadenscheinige Shirt seines Patienten ein wenig in die Höhe und begutachtete den Verband um dessen Bauch, der sich an der rechten Seite langsam rot färbte.
„Dachte ich es mir doch“, murmelte Carson. „Die Anstrengung hat die Wunde wieder geöffnet. Nun kann ich schon wieder von vorne anfangen. Wenn das so weiter geht, wird sie sich noch entzünden.“
„Können Sie nicht einfach ein künstliches Koma herbeiführen? Wenigstens, bis sich die Schusswunde geschlossen hat?“, fragte der Major und prüfte unterdessen die Festigkeit der Gurte.
„Ehrlich gesagt, wäre es wahrscheinlich das Beste, aber ich weiß nicht, wie viel ich ihm zumuten kann. Ich bin mir nicht sicher, wie weit seine Körperchemie mit der unseren übereinstimmt.“
„Nun, die Fesseln halten jedenfalls noch. Müssen Sie die Wunde frisch vernähen? Dann würde ich es an Ihrer Stelle gleich tun, solange er noch weggetreten ist.“
„Aye, da haben Sie Recht, mein Junge. Ich hole nur schnell die nötige Ausrüstung.“
„In Ordnung, Doc. Ich bleibe solange hier.“
Major Lorne zog sich einen Stuhl heran und setzte sich in gebührendem Abstand ans Bett des Runners. Nachdenklich betrachtete er dessen Gesicht. Es hatte feine, fast feminin anmutende Züge, die ihm bereits bei der ersten Begegnung aufgefallen waren. Die Harmonie wurde nur durch eine wahrscheinlich nach einer Verletzung leicht schief zusammengewachsene Hakennase gestört, die diesem Gesicht etwas Verwegenes, Trotziges gab. Im Augenblick lag die Stirn glatt unter dem kurzen blonden Haarschopf, Lorne hatte sie jedoch auch schon vor Anstrengung gefurcht gesehen. Der Runner schien ziemlich jung zu ein, wenn man von seiner knabenhaften Figur und dem noch bartlosen Gesicht ausging.
Die feingliedrigen Hände und schmalen Gelenke hatten es notwendig gemacht, die Ledergurte eng um die Unterarme zu ziehen. Nun prüfte er sorgfältig nach, ob sie nicht trotzdem zu eng saßen. Er wollte nicht, dass der Patient sich noch mehr verletzte. Die Schussverletzung an seiner Seite und das zerschossene Knie waren übel genug. Und am Schlimmsten war, dass er, Evan Lorne, Major der U.S. Airforce, ganz allein dafür verantwortlich war.
***
Vier Wochen zuvor:
„Meine Herren, ähm, ich meine, Damen und Herren“, Richard Woolsey nickte verlegen in Richtung Teylas und der anwesenden weiblichen Teammitglieder, „nachdem wir nun seit einigen Wochen wieder in der Pegasus-Galaxie sind, hat sich herauskristallisiert, dass die Wraith ganz eindeutig dabei sind, die Menschen dieser Galaxie auszurotten oder zu versklaven. Im Augenblick sieht es so aus, als würden sie ganz gezielt Planeten für die Zucht ihrer Nahrung auswählen und Menschen von überall her dorthin zu bringen. Einige Informanten berichteten, dass die Leute dort wie Vieh in Käfigen oder Ausläufen gehalten werden. Irgendwie erinnerten mich diese Berichte an die Nutztierhaltung auf der Erde.“
Der zivile Leiter der Stadt machte eine wirkungsvolle Pause, in der die Teilnehmer der Besprechung das Gesagte verarbeiten konnten. Man konnte deutlich sehen, was für einen Schock diese Information bei den meisten Anwesenden auslöste. Lieutenant Colonel John Sheppard, der über die Lage bereits Bescheid wusste, ergriff als erster das Wort.
„Was können wir dagegen unternehmen?“, war seine Frage. „Können wir überhaupt etwas tun?“
„Um diese Frage zu erörtern habe ich Sie hergebeten. Ich weiß, dass es nicht dem Protokoll entspricht, alle Teams auf einmal zu einer Besprechung zusammen zu holen, aber mir erschien dieser Punkt so wichtig, dass ich möglichst viele Meinungen dazu hören möchte. Aus meiner Sicht stellt es sich nämlich so dar, dass Atlantis den Kampf gegen die Wraith nicht allein aufnehmen kann. Dr. McKay, was sagen Sie dazu? Kann Atlantis einer Flotte der Wraith standhalten?“
Der Angesprochene setzte sich auf, seine Überraschung über diese Frage verflog schnell. Anstatt jedoch, so wie früher, sofort ins Lamentieren zu verfallen, dachte er erst einmal nach. Seine Stirn legte sich in Falten, als er im Kopf überschlug, was die verbesserten Schilde aushalten konnten und wie lange man mit den neuen Energiequellen die Verteidigung aufrecht erhalten könnte, dann schüttelte er langsam den Kopf.
„Nein, Sir, ich glaube nicht, dass die Stadt das lange durchhalten könnte. Natürlich sind wir durch die Verbesserungen wie dem kombinierten Tarn- und Schutzschild in einer ganz anderen Ausgangsposition als vor unserer Reise zur Erde und zurück, aber einem geballten Angriff könnten wir nicht sehr lange standhalten.“
Sein Gesicht drückte Bedauern aus, als er in die Runde schaute. Er sah die Enttäuschung auf den Gesichtern und hätte am Liebsten aufbegehrt und ihnen versichert, dass sie zusammen jedem Angriff trotzen könnten, aber die Zeit auf der Erde und der Einfluss seiner Freundin, Dr. Jennifer Keller, hatten ihn verändert. Er war nicht mehr so schnell bereit, mehr zu versprechen, als er tatsächlich halten konnte. Er war vorsichtiger geworden, hatte seine Großspurigkeit ein wenig zurück geschraubt. Natürlich war er noch immer davon überzeugt, der beste Wissenschaftler in zwei Galaxien zu sein, aber er hatte auch gelernt, auf Vorschläge und Meinungen Anderer zu hören.
„Das ist bedauerlich, aber damit fällt die Option „offener Krieg gegen die Wraith“ wohl flach.“ Woolsey schien darüber allerdings nicht besonders traurig zu sein. „Irgendwelche Vorschläge, was wir stattdessen tun können?“
Interessiert blickte er von einem Teamleiter zum nächsten. Jeder schien angestrengt darüber nachzudenken, wie man den Feinden am Besten Einhalt gebieten konnte, ohne sie zu offenen Kriegshandlungen zu provozieren. Ein nahezu unmögliches Unterfangen, so wollte es scheinen.
„Was ist eigentlich mit den Runnern?“, fragte Ronon plötzlich.
„Was sollte sein? Wie meinen Sie das, Mr. Dex?“, hakte Woolsey verblüfft nach.
„Nun ja, setzen die Wraith immer noch Runner zu ihrem Vergnügen aus? Sagen Ihre Informanten darüber auch etwas?“
„Ähm, nein, über Runner habe ich nichts gehört“, gab Richard verlegen zu. Er hatte auch nicht gefragt, aber das wollte er dem Sateder nicht gerade auf die Nase binden. Er blickte noch einmal in die Runde, sah aber nur ratlose und nachdenkliche Gesichter.
„Nun, dann wird es wohl das Beste sein, noch mehr Informationen über die augenblickliche Situation in der Pegasus-Galaxie zu sammeln. Die Teams werden in den nächsten beiden Wochen auf die verschiedenen Planeten reisen und Bekannte und Verbündete besuchen. Versuchen Sie, jede auch noch so kleine Information zu bekommen. Und fragen Sie nach Runnern“, fügte er noch mit einem Blick auf Ronon hinzu. Etwas an dessen Frage ließ ihn vermuten, dass der große Krieger eine Idee ausbrütete.
***
Gegenwart
Nachdem der Arzt die Schusswunde wieder vernäht und verbunden hatte, beschloss Major Lorne, im Raum bei dem Patienten zu bleiben. Vielleicht konnte er, wenn dieser wieder erwachte, mit ihm reden und herausbekommen, warum er sich so abweisend verhielt und ständig zu fliehen versuchte. Da er von dieser Person so sehr fasziniert war, hatte er seinen Skizzenblock geholt und begonnen, den Runner nicht nur so zu zeichnen, wie er da vor ihm lag, sondern auch aus dem Gedächtnis, wie er ihm das erste Mal begegnet war. Seine Erscheinung und sein befremdliches Verhalten hatten einen bleibenden Eindruck in ihm hinterlassen. Nach einer Weile legt er Block und Stift beiseite, da ihn die Hand zu schmerzen begann. Verwundert stellte er fest, dass er bereits viele Seiten mit Skizzen gefüllt hatte.
Er merkte auf, als sich die Gestalt im Bett zu rühren begann. Der Kopf bewegte sich und drehte sich von einer Seite zur anderen. Langsam hoben sich die Lider und ein Blick aus tief grünen Augen traf den Major, zunächst wie aus weiter Ferne, doch dann glomm Erkennen in ihm auf, das schnell zu Entsetzen wurde. Wieder ruckte der Patient an den Fesseln, leicht zunächst, wie um zu prüfen, ob sie noch vorhanden wären. Dann verzerrte sich das Gesicht vor Anstrengung, als sich seine Muskeln plötzlich anspannten und die Ledergurte leicht nachgaben. Lorne sprang auf.
„Nein, bitte, tu das nicht. Du verletzt Dich nur noch mehr“, brach es aus ihm heraus. „Warum tust Du das? Warum versuchst Du zu fliehen?“
Kein Wort kam über die Lippen des Runners, aber sein Blick voller Verzweiflung traf Lorne mitten ins Herz. Die Anstrengungen wurden noch einmal verstärkt, aber die Gurte hielten felsenfest. Mit einem Laut der Enttäuschung und des Schmerzes fiel der Patient zurück, sein Atem ging keuchend.
„Verdammt, rede doch mit mir!“, stieß der Major hervor, aber der Runner schloss nur die Augen und wandte sich von ihm ab. Jetzt erst registrierte Lorne das alarmierende Piepsen der Geräte. Er blickte verzweifelt auf die Monitore und wünschte, er könnte interpretieren, was diese anzeigten. Gleich darauf kam Beckett hereingehastet.
„Hat er schon wieder …?“
Evan nickte müde. Er konnte nicht verstehen, warum dieser Mensch sich so vehement weigerte, mit ihnen zu reden. Er konnte erkennen, dass der Andere ihn verstand, aber er sprach nicht mit ihm. Mit niemandem, wenn man es genau nahm. Dr. Beckett untersuchte besorgt die frisch vernähte Wunde und atmete erleichtert auf.
„Diesmal hat die Naht gehalten“, seufzte er zufrieden.
„Vielleicht geht ihm auch allmählich die Kraft aus?“, vermutete Lorne.
„Ja, das kann natürlich auch sein. Ich wundere mich sowieso, dass unser Patient das so lange durchhält. Eigentlich dürfte er dazu gar nicht mehr fähig sein …“
Kopfschüttelnd wandte sich der Arzt an Lorne.
„Sie sollten sich besser ebenfalls ein wenig ausruhen. Sie halten nun schon lange genug Wache. Mit diesen Fesseln ist das doch gar nicht nötig.“
„Ich … fühle mich verantwortlich …“
„Das weiß ich, Sohn. Aber Sie können nichts tun, solange er sich weigert, mit uns zu reden. Und ich kann nur versuchen, ihn am Leben zu erhalten, bis er sich beruhigt oder uns erzählt, was eigentlich los ist.“
Nach einem weiteren Blick auf den Patienten und den Arzt nickte Evan schließlich, nahm seinen Skizzenblock auf und wandte sich zum Gehen.
„Sie haben mich überredet, Doc. Ich bin wirklich müde. Ich hoffe nur, dass ich auch schlafen kann.“
„Sollten Sie damit Probleme haben, kommen Sie ruhig zu mir. Ich gebe Ihnen dann etwas, was Sie traumlos durchschlafen lässt.“
„Ich denke nicht, dass das nötig ist“, erwiderte der Major, während er mit schweren Schritten den Raum verließ. Er wünschte sich nur, dass Sheppards Team bald wieder nach Atlantis zurück käme. Manchmal war ihm die Bürde des Kommandos einfach zu viel.
Dr. Beckett sah ihm besorgt nach und wandte sich dann nochmals zu seinem Patienten. Es bedrückte ihn, dass er den Anderen etwas vorflunkern musste, aber er hatte einen Eid geschworen, der es ihm unmöglich machte, die Bitte eines Patienten zu ignorieren. Es stimmte nämlich nicht ganz, dass der Runner mit keinem gesprochen hatte. Als dieser auf dem OP lag und er angefangen hatte, die Schusswunde an seiner rechten Seite zu versorgen, hatte er eine überraschende Entdeckung gemacht. Doch bevor er seiner Verblüffung hatte Ausdruck verleihen können, war er plötzlich von seinem bewusstlos geglaubten Patienten am Kittel gepackt und herabgezogen worden, bis dessen Mund an seinem Ohr war.
„Sag niemandem etwas!“, hatte der Runner geraunt, mehr ein Befehl als eine Bitte. Und dennoch hatte Carson die Dringlichkeit erkannt, die dahinter steckte und genickt.
„Aye, niemand wird es erfahren“, hatte er leise bestätigt, worauf sein Patient ihn losgelassen und erneut das Bewusstsein verloren hatte.
Nein, er würde das Geheimnis des Runners nicht verraten, solange dieser lebte. Und ihn am Leben zu halten war nun seine vordringlichste Aufgabe.