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Thema: [Reverse Bang] Daniels Passion

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    Major General Avatar von Kris
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    Standard [Reverse Bang] Daniels Passion

    Titel: Daniels Passion
    Serie: Stargate SG-1, Ende Staffel 5 bis Anfang Staffel 7
    Rating: PG-13
    Genre: Mystery, Abenteuer, Drama, Charakterstudie
    Charaktere: Daniel Jackson, Oma Desala, Jack O’Neill, Samantha Carter, Jonas Quinn, Anubis
    Pairing(s): nur Daniel/Jack friendship
    Warnungen: keine

    Kurzinhalt: Daniel macht nach dem Aufstieg in eine andere Daseinsform überraschende Entdeckungen und Erfahrungen, die ihn mehrfach an die Grenzen seiner Menschlichkeit führen und doch an das erinnert, was ihn vor allem auszeichnet: Sein Gewissen.

    Anmerkungen: Das Bild von Tina hat mich als erstes angesprochen und die Idee zur Geschichte entwickelte sich schnell. Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass die Umsetzung so umfangreich werden würde, und solche Schleifen laufen würde. Auch das Thema hat sich im Laufe des Schreibens etwas verändert, was ihr aber auch keinen Schaden zugefügt hat. Vielen Dank an Evaine für das Betalesen.

    Schwierigkeiten hat mir diesmal der Titel bereitet und ich habe lange herum überlegt, bis ich auf ein Wort gekommen bin, dass laut Google wohl 10 Bedeutungen und gut 180 Synonyme kennt.
    „Passion“ steht hier also
    1. für seinen dornigen Weg als Aufgestiegener
    2. für seine Leidenschaft, seine menschlichen Ideale zu verteidigen
    3. für seinen Eifer und seine Besessenheit beim Aufspüren und Ergründen von Geheimnissen.
    4. für seine Begeisterung sich Neuem zu öffnen.

    Die Geschichte umfasst überschaubare sechs Kapitel und den Epilog, den ich mit dem letzten Kapitel posten werde. Wie immer freue ich mich natürlich sehr über Feedback, gerade, weil ich mich diesmal auf Neuland begeben habe, was die Charaktere und die Serie angeht. Denn ich weiß einfach nicht, ob ich Daniel wirklich richtig getroffen habe.

    Nun wisst ihr also, was mich in den letzten Wochen bei "Solitary Man no more" aufgehalten hat.


    Fanart von: TinaS

    Disclaimer:
    Stargate Atlantis und SG-1 und alle Stargate Charaktere sind Eigentum von MGM/UA, Double Secret Productions, Gekko Productions und dem SciFi Channel. Diese Fanfiction wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen.






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    Erstes Kapitel
    Gefangen im Netz des Lichts
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    Ein Meer aus goldenen Flammen hüllte Daniel Jackson ein. In diesem Moment fühlte sich der Archäologe so hilflos und von Gott verdammt wie ein Ketzer auf dem Scheiterhaufen der Inquisition, denn er wusste: Wäre sein Leib noch dazu fähig gewesen, hätte er sich vermutlich in Agonie gewunden wie jemand, der in den Flammen eines Feuers starb.
    Sein Geist war den Schmerzen daher ganz alleine ausgeliefert. Auch wenn es ihn danach verlangte, den anderen Einhalt zu gebieten, so wenig vermochte er es nicht zu tun.
    Es gab keine Möglichkeit Dr. Fraiser oder den anderen zu signalisieren, dass sie den Schmerz nur noch vergrößerten anstatt ihn zu lindern, denn die radioaktive Strahlung hatte seine physische Hülle, seine Muskeln und Sinne, längst so weit zerfressen, dass eine willentliche körperliche Reaktion so gut wie unmöglich war.

    Obwohl längst nicht mehr Samantha Carter mit den Erinnerungsfetzen von Jolinar und dem Hauch Naquadah im Blut versuchte, mit dem Handgerät der Goa’uld den Zerfall der Zellen aufzuhalten, sondern ein erfahrener alter Tok’ra damit arbeitete, so war Daniel weit über den Punkt hinaus, bei dem es noch ein Wunder bewirken konnte.
    Ein Sarkophag war weder greifbar, noch wollte sich der Archäologe noch einmal dem verderblichen Einfluss seiner Strahlung aussetzen, nach dem er schon einmal süchtig geworden war und sich zum Schaden seiner Freunde verändert hatte. Niemals wieder wollte er sich dem stellen und so wie die Goa’uld werden - deshalb gab er sein Leben lieber freiwillig auf.

    Erneut umschlossen goldfarbene Zungen den astralen Leib seines Geistes und züngelten an ihm empor. Er verkrampfte sich unwillkürlich, spürte wie ein schmerzhaftes Aufbegehren durch das Abbild seines Körpers schoss. Selmak und Jacob Carter mochten zwar sehr behutsam bei der Heilung vorgeben, aber sie waren leider auch ziemlich hartnäckig und gaben nicht auf.

    Immer höher züngelten die Flammen und drohten ihn zu verschlingen. Daniel schlug nach ihnen, doch seine Hände fuhren ergebnislos durch das goldene Licht, erfüllten es nur noch mehr mit Gleißen und Schmerz. „So helft ihr mir nicht ... lasst mich doch endlich gehen!“, schrie er in seiner Qual hinaus.

    „Daniel.“ Kühl wie ein erfrischender Windhauch berührte ihn der Klang dieses Wortes und teilten die Flammen um ihn. Silberweißes Schimmern drängte die Flammen beiseite.

    Wie ein Cherubim im Fegefeuer trat ihm eine durchscheinende Gestalt entgegen. „Daniel, du kennst den Weg, um dich von dem Schmerz zu befreien.“ Oma Desala, die Lichtgestalt, die er auf dem Planeten Kheb kennengelernt hatte, sah ihn auffordernd an und streckte die Hand aus. „Du weißt schon lange, was ich dir anbiete.”

    Der Archäologe nickte und atmete befreit auf. “Seit damals auf deiner kleinen Welt und dem abgeschiedenen Tempel, als du meinen Geist das erste Mal berührt und dich mir offenbart hat.” Er erwiderte ihren Blick. “Damals hast du es mir zum ersten Mal angeboten, nur war ich noch nicht bereit dazu. Doch warum fragst du gerade mich?”
    “Weil du bereits den nächsten Schritt getan hast, anders als viele Angehörige deiner Rasse. Du öffnest dich dem Neuen bereitwillig und erkundest es, ohne es gleich zu verurteilen und vielleicht sogar zu verdammen oder nach deinen Wünschen formen zu wollen. Du folgst den Idealen, die mir und vielen anderen von uns dabei geholfen haben, sich von der irdischen Welt zu lösen.” Ihre geisterhafte Hand berührte seinen Arm. “Spürst du nicht, dass du schon längst dazu bereit bist? Gerade in diesem Moment?”

    Daniel schloss die Augen. Er spürte keinen Schmerz mehr, nur noch eine tiefe Ruhe und grenzenlose Freiheit. Bilder, die er mit seinem Verstand noch nicht zur Gänze erfassen konnte, huschten durch seinen Geist.
    Oma Desala gab ihm in diesem Moment den Hauch einer Ahnung von dem, was ihn erwarten würde, wenn er ihrem Angebot folgte. Sie zeigte ihm die Wunder, die er mit menschlichen Augen niemals sehen würde. Dann versiegte der Strom der Wahrnehmungen wieder, hinterließ aber dennoch eine leise Sehnsucht.

    „Vieles wirst du davon vermutlich selbst entdecken und erkunden wollen. Ich weiß, dass wird dir sehr gefallen.“ Sie lächelte ihn sanft an. „Denn eines solltest du wissen: Der Aufstieg verändert nicht unsere Persönlichkeit. Du warst in deiner irdischen Existenz ein Gelehrter und Erforscher von Geheimnissen - und genau das wirst du auch als einer von uns immer sein.“

    Daniel sah sie zweifelnd an. „So gut kennst du mich bereits? So oft haben wir uns noch nicht gesehen. Und vielleicht habe ich dich damals auch nur getäuscht.“

    „Nein, das wüsste ich. Denn deine Seele kann nicht lügen, nicht die deine. Selbst wenn du etwas vor mir zu verbergen versuchst, es wird die widerstreben, mir eines Tages nicht alles zu offenbaren.“
    Oma Desala wurde wieder ernst und ein nachdenklicher Schimmer glomm in ihren astralen Augen. „Außerdem hat Shifu dich auf meine Bitten hin einer wichtigen Prüfung unterzogen, ehe er mich ganz verließ.“

    Beschämt senkte Daniel den Kopf. Auch daran erinnerte er sich nur all zu gut. Mit einem Schaudern erinnerte er sich an das Geschenk, dass ihm der Harsesis – Sha’res Sohn – gemacht hatte. Die Vision stand wieder deutlich vor seinen Augen, der die bittere Selbsterkenntnis gefolgt war, dass auch er sich von der Macht korrumpieren lassen würde.
    Diese Begegnung mit seinem innersten Ich hatte ihm deutlich vor Augen geführt, dass auch er nur ein schwacher und fehlbarer Mensch war, selbst wenn er anfangs aus guten, aus moralischen und ethisch zu rechtfertigenden Gründen gehandelt hatte, um die Menschheit vor Gefahren von außen und vor den Abgründen in sich selbst zu beschützen. Er hatte immer nur das Beste gewollt, aber das Schlimmste getan, was er anderen zufügen konnte: Ihnen die Freiheit des Willens genommen und noch schlimmer...

    Daniel hielt plötzlich in seiner Selbstanklage inne, denn eine andere Erinnerung verdrängte die Schuldgefühle: Jack war in der Vision bis zuletzt sein Gegenpol gewesen, derjenige, der ihm immer wieder ins Gewissen geredet hatte, der Mahner, der nicht zu schweigen bereit war - nicht einmal im Angesicht des Todes.
    Natürlich war auch Jack nicht ohne Fehler und Unzulänglichkeiten, hatte seine Schwächen und Vorurteile. Wie oft hatten sie sich gestritten, wenn sie unterschiedlicher Meinung gewesen waren und ihren Dickkopf gegeneinander ausgespielt. Wie oft waren sie dabei nicht an ihre Grenzen geraten und hatten sich fast entzweit?
    Aber sie beide waren an ihren Konflikten gewachsen, hatten auch gelernt, dem Gespür des anderen zu vertrauen und dessen Rat nicht ganz in den Wind zu schlagen, sondern in den eigenen Überlegungen und Entscheidungen zu berücksichtigen. Genau so oft hatten sie ihr Leben in die Hand des anderen gelegt.

    Daniel lächelte. Deshalb wusste er jetzt, was er zu tun hatte ...

    Er wandte sich wieder an Oma Desala. „Ich muss mit einem von meinen Freunden reden. Sonst werden sie mich weiter hier festhalten wollen und vor allem nie damit aufhören.“ Er blickte auf die goldenen Flammen, die sich ihm wieder langsam näherten.

    „Ja, da gebe ich dir recht. Aber sie kämpfen um dich, weil sie dich lieben.“ Die Antikerin lächelte sanft, als habe sie seine Überlegungen mitbekommen. „Stelle dir deinen Auserwählten an einem euch beide sehr vertrauten Ort vor. Ich werde ihn holen. Dann sprecht miteinander. Auch wenn ich die Illusion um euren Geist aufrecht erhalte, werde ich euch dennoch nicht zuhören.“

    „Ich wähle Jack“, erwiderte Daniel entschlossen, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. „Der Torraum wäre der beste Ort für ein Treffen.“


    +++o+o+o+++o+o+o+++


    Daniel straffte seine Schultern, als Jacks Gestalt verblasste und er alleine in dem imaginären Gateraum zurückblieb. An den Wänden tanzten goldene Flammen und erinnerten ihn daran, dass noch nicht alles vorbei war.
    Dennoch fühlte er sich wie von einer schweren Last befreit, denn Jack hatte ihm die Gewissheit gegeben, dass jede Entscheidung, die er nun traf, richtig sein würde, weil es die seine war .
    Der Freund hatte zudem nicht nur versprochen Jacob Carter zu sagen, dass er die Heilung aufgeben solle, sondern auch deutlich gemacht, dass er ihn frei gab und sich um den Rest seiner Freunde kümmern würde, selbst wenn sie ihn alle schrecklich vermissen würden.

    Das half Daniel nun selbst von seinem früheren Leben und den Menschen, die er über alles liebte, Abschied zu nehmen. Es schien, als habe Oma Desala nur auf diesem Moment gewartet, denn als das goldene Licht an den Wänden verschwand, verstärkte sich dafür das Wabern des Tores.
    Sie selbst stand vor dem Ereignishorizont und streckte wiederum die Hand aus. „Bist du bereit mit mir zu kommen?“
    „Ja!“ Daniel lächelte. „Irgendwie erscheint mir das Gate passend, denn schon in vielen unserer alten Kulturen symbolisierte ein Tor den Übergang in einen neuen Abschnitt des Daseins und war der Zugang in eine andere Welt.“
    Oma Desala wirkte amüsiert. „Das ist nicht nur in den Kulturen deines Volkes so. Nun habe keine Furcht und komm mit mir. Der Schmerz wird ein Ende haben.“

    Daniel schritt ihr entgegen und gemeinsam mit ihr durch das Tor. Das erste Mal bekam er bewusst mit, wie sich sein Körper in reine Energie verwandelte, Zellen in Moleküle und Atome zerfielen und sich neu bildeten, auch wenn am anderen Ende des Wurmloches kein zweites Tor folgte, sondern nur die Unendlichkeit des Alls. Und Oma Desala hatte nicht gelogen. Es gab keinen Schmerz mehr. Nur noch tiefe Ruhe und Freude.

    Für einen Moment durchdrang ihn das Licht der Sterne. Es waren keine menschlichen Augen mehr, die das Universum in nie gekannter Pracht erblicken durften und unzählige Welten sahen, auf denen sich das Leben in all seiner Vielfalt tummelte; kein sterblicher Körper, der sich neu formte – und als er die Arme ausstreckte in der einen Hand das funkelnde vielfarbige Juwel der Erde hielt, in der anderen das unscheinbare kleine Staubkorn des Mondes.

    Sein Blick richtete sich auf ferne Sonnen und deren Planeten, auf denen die Sklaven in den Waffenschmieden der Goa’uld neue Raumschiffe erbauten und ausrüsteten, bewacht von grimmigen Jaffa, um die Fackel des Krieges weiter hinaus zwischen die Sterne zu tragen. Er spürte die Gier nach Macht, die ihm aus den Palästen der Systemlords entgegen schlug ... und dort lauerte nicht zuletzt ein dunkler Schatten, den er noch nicht richtig erfassen konnte, der ihm selbst in dieser neuen Gestalt einen Schauder über den Rücken rinnen ließ.

    Neue Kraft erfüllte ihn. Sie kam direkt von den Sternen und würde erst verlöschen, wenn auch das Universum starb. Er glaubte jetzt zu wissen, was es bedeutete, aufgestiegen zu sein. Es würde keine Grenzen mehr für ihn geben, keine Bande aus Raum und Zeit, die ihn halten würden. Er konnte verhindern, dass seine Freunde, nein, die ganze Menschheit, die Erde einer neuen Gefahr zum Opfer fallen würden ...

    Unwillkürlich dachte er an Jack, Sam und Teal’c, und fühlte sich in diesem Moment in das Stargate-Center zurückversetzt. Die Freunde standen an einem der Aufzüge. Sie wirkten nachdenklich, die Trauer sprach aus ihrem Gesicht und ihren Gesten - außer bei einem. Jack lächelte still in sich hinein, und für einen kurzen Moment hatte Daniel das Gefühl, dieser könne ihn spüren.

    War das nicht ein geeigneter Zeitpunkt, um deutlich zu machen, dass er immer noch da und mit seinem alten Team sein würde?

    Unwillkürlich streckte Daniel die Hand aus und wollte Jack berühren, wollte sich ihm offenbaren, und auch die anderen damit trösten. Doch bevor er dazu kam, wurde er den Freunden entrückt und fand sich erneut zwischen den Sternen wieder.

    „Nein, genau das wirst du nicht tun! Du bist keiner mehr von ihnen.“ holte ihn Oma Desalas ernste Stimme in sein Hier und Jetzt zurück. Sie forderte all seine Aufmerksamkeit, als sie nun eindringlich weiter sprach: „Und genau das ist die erste Regel, die ich dich lehren muss. Du musst all das loslassen, was du in deinem irdischen Leben geliebt hast. Sterbliche Belange sind für dich nun nicht mehr länger von Bedeutung Und die zweite ist, dass du dich von nun nicht mehr in diese einmischen darfst. Die Sterblichen müssen ihre Probleme alleine lösen. Du darfst ihnen nicht helfen.“

    Daniel erstarrte. Regeln? Davon hatte sie zuvor nicht gesprochen. Ebenso wenig wie von dem Preis, den er für seine weitere Existenz zahlen musste, und den er noch nicht bereit war zu zahlen. Denn welchen Sinn hatte es dann überhaupt aufgestiegen zu sein. Womit sollte er nun die Ewigkeit verbringen? Nur untätig herum zu sitzen lag ihm nicht.
    Er hielt in seinem Gedankengang inne, denn plötzlich hatte er das Gefühl, nicht mehr mit Oma Desala allein zu sein. Es war so als blickten Myriaden imaginärer Augen in diesem Moment auf sie beide.

    Die Lichtgestalt vor ihm nickte verhalten und bestätigte seinen Verdacht, dann sprach sie leise weiter: „Aufzusteigen bedeutet nicht nur seinen physischen Körper aufzugeben, sondern auch der stofflichen Welt zu entsagen. Nicht mehr länger soll es dich kümmern, was den sterblichen Völkern widerfährt, so sehr es dich auch schmerzen mag, wenn deine eigenen Freude und Gefährten darunter sind. Denn das ist der Preis für die Macht, über die du nun gebietest.“
    „Aber, was...“ Er wollte protestieren, doch sie gebot ihm mit einer harschen Geste, den Rest seines Widerspruchs nicht auszusprechen.

    „Daniel, du selbst hast erlebt, wie Macht auch die reinste Seele mit den besten Absichten korrumpieren kann. Denn wer sie zu oft in Anspruch nimmt, der wird bald selbst zu ihrem Sklaven. Erinnere dich an deine Prüfung ... und an andere Dinge, die dir widerfahren sind“, ermahnte sie ihn eindringlich.
    „Aus diesem Grunde haben wir uns und denen, die bereit sind, uns zu folgen, die Pflicht auferlegt nur zu beobachten und andere Wesen dann auf unseren Pfad zu geleiten, wenn sie es wirklich wollen - mit allen Konsequenzen und auch das ist schon ein schmaler Grat auf dem wir wandeln.“

    Daniel hob trotzig den Kopf. „Auf Kheb haben wir tote Jaffa gefunden, als wir ankamen. Später hast du uns sogar vor Apophis’ Armee beschützt und dabei auch vielen Männern das Leben genommen. Nennst du das etwa nicht Einmischung?“ stellte er sie zur Rede. „Du hast deine Macht eingesetzt, um sie zu töten.“
    „Das war etwas anderes“, entgegnete die Oma Desala. Ihr sonst so gütiges Gesicht nahm einen ganz anderen Ausdruck an. Für einen Moment wirkte sie seltsam entrückt, so als hielte sie stumme Zwiesprache mit den unsichtbaren Beobachtern.

    „Gilt das als Selbstverteidigung? Als Maßnahme, um denen, die sich unter deinen Schutz stellen, das Leben zu retten?“ fragte Daniel scharf. „Ich würde nicht mehr und nicht weniger als das Gleiche tun!“
    Seine Augen wurden schmal. auch diese Diskussionen hatte er oft genug mit Jack geführt. Denn auch wenn dieser sein Handeln moralisch rechtfertigen konnte ... so blieb es ethisch gesehen doch die Auslöschung eines anderen Wesens.
    Er schürzte die Lippen.
    Es war absurd - nun führte er die selbe Diskussion mit einem Lichtwesen, bei dem er gedacht hätte, es stünde in seiner Entwicklung so weit über den Menschen.

    Oma Desala wirkte ertappt. „Manchmal gibt es auch Ausnahmen von der Regel“, sagte sie nachdenklich. „Aber genau diese Fälle lasse ich selbst nur sehr ungern eintreten und bin mir der Gefahr bewusst. Das aber unterscheidet uns voneinander. Du musst erst noch lernen, deine Kräfte verantwortungsvoll einzusetzen.“
    „So? Glaubst du, das würde ich nicht tun?“
    „Ich bin mir sicher, du würdest dein Bestes versuchen. Doch in unseren Augen bist du ein Kind, das gerade erst zu Bewusstsein kommt. Deshalb machen diese strengen Regeln Sinn, helfen sie dir doch dabei, deine Grenzen zu erkennen. Denn du musst noch so vieles lernen, weil du noch zu sehr der materiellen Welt und ihrem Denken verhaftet bist.“ Sie seufzte. „Die Gefahr ist zu groß, dass du den selben Weg wie die Goa’uld gehst...“
    “... und mich zu einem falschen Gott aufschwinge“, ergänzte Daniel ernüchtert den Satz. Shifus Prüfung erinnerte ihn schmerzhaft daran, dass er damals selbst in diese Falle getappt war und er von Glück sagen konnte, dass nichts davon wirklich gewesen war.

    „Das ist dann wohl nicht der Sinn der Sache. Aber dennoch habe ich ....“, er widerte er und fröstelte im nächsten Moment. Plötzlich schlug ihm von überall her imaginäre Kälte entgegen, als wollten ihn die stummen Beobachter deutlich machen, dass Oma Desala die Warnung nicht ohne Grund aussprach.
    Der Forscher ihn ihm horchte auf. Unsterblichen und der physischen Welt schon so lange entrückten Wesen war es unangenehm, dass er - der gerade erst in ihre Mitte aufgestiegen war - Fragen über Moral und Ethik stellte? Konnte es sein, das sie doch nicht so erhaben über allem standen, wie er immer angenommen hatte.

    Zum ersten Mal bereute er seine Entscheidung, Oma Desalas Angebot angenommen zu haben. Aber ein anderer Teil in ihm war neugierig geworden - sehr neugierig...
    Diese Regung beschloss er jedoch erst einmal zu verbergen, sofern das möglich war. Sein Instinkt verriet ihm, dass es besser war, jetzt erst einmal artig einzulenken, denn noch wusste er zu wenig über seine jetzige Daseinsform und was ihn hier alles an Möglichkeiten, Erkenntnissen und Erfahrungen erwartete.

    Er würde dem Wunsch der Anderen gehorchen, aber das hieß nicht, dass er bereits aufgegeben hatte, sich gänzlich in sein Schicksal zu fügen. In der Hinsicht wollte er gerne ein trotziges Kind bleiben.
    Denn jetzt, wo er Oma Desala schon mit diesen wenigen Fragen in ein moralisches Dilemma getrieben hatte, jetzt wusste er, dass es auch in diesem neuen Leben die selben Schlupflöcher gab wie in seinem irdischen Dasein.

    „Ich glaube, ich verstehe dich jetzt besser. Ich werde diese Regel beherzigen und meine Macht nicht missbrauchen“, sagte er dann mit einem nachdenklichen Klang in der Stimme.

    „Ich freue mich über dein Einsehen.“ Für einen Moment zuckte ein hintergründiges Lächeln über das schimmernde Gesicht der Lichtgestalt. Daniel runzelte die Stirn. Hatte sie etwa auch ihn durchschaut?
    „Ansonsten steht es dir frei zu tun und zu lassen, was du willst. Erkunde die Wunder des Universums und der Zeit. Wenn du mich brauchst, dann rufe und ich werde bei dir sein, um dir Antworten zu geben...“, sagte sie noch und verblasste.

    Im nächsten Moment verschwand auch die Ahnung, beobachtet und sondiert zu werden. Zum ersten Mal, wer weiß, wie lange, war Daniel wieder völlig allein. Und diesmal tat es richtig gut.

    Er atmete auf und schloss die Augen. Dann widerstand er dem Impuls, zu seinen Freunden zurückzukehren und wenigstens im Geiste bei ihnen zu sein. Denn das war jetzt vermutlich der größte Fehler, den er begehen konnte, würde es ihn einerseits doch nur in Versuchung führen, seine Kräfte einzusetzen, und andererseits die Erwartungen und Vorurteile der Lichtwesen bestätigen.

    Stattdessen zwang er sich zur Ruhe und blickte in sich.

    Oma Desala hatte ganz recht: Der Aufstieg hatte seine Persönlichkeit nicht verändert. Er war noch immer ein Forscher, der nicht lange von Geheimnissen fern bleiben konnte. Und nun hatten sich vor ihm neue und viel größere Rätsel aufgetan, die er lösen wollte.

    Also begann er mit dem Ältesten, an das er sich erinnern konnte. Wie lange hatte er nicht davon geträumt, Antworten und Beweise für die Theorien zu finden, die er im Laufe der Jahre aufgestellt hatte. Wie oft gehofft mit eigenen Augen zu sehen, wie die Menschen gelebt hatten, die ...

    - to be continued -
    Geändert von Kris (27.08.2011 um 12:03 Uhr)
    Kolya, der Trust und ein irrer Serienkiller in:Im Grau der Schatten, Double Trouble & In den Händen des Schicksals. Ungekannte Abenteuerer von John Sheppard & Co in "Stargate Atlantis - Die verborgenen Szenen": Aufbruch in eine neue Welt und Das erste Jahr und Die Specials.

    John Sheppards Schicksal im Vegasverse :"Solitary Man" no more

    *Neu:* Kapitel 22 seit Okt 2016: Wenn der schlafende Tiger erwacht (Star Trek Into Darkness Prequel)
    * NEU* Doktor Who: Die Saat des Zorns * Der Schatten des Doktors * Drabbles


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