A/N:Mein erster Beitrag hier in diesem Forum und ich, zugegeben, etwas aufgeregt. Warum? Keine Ahnung, kann ich euch nicht sagen. Dabei weiß ich doch, dass hier niemand beißt oder sonstiges tut. Hoffentlich.
LG, Moni
Corpus Delicti oderDer verflixte Fall des John Sheppard
Titel:Corpus Delicti oder Der verflixte Fall des John Sheppard
Autor:Nyada
Serie:Hauptsächlich SGA, mit 'Gastauftritten' von Charakteren aus SG1 und SGU
Rating:R/ NC-17(unter den Spoilern; ich werde am Anfang des jeweiligen Kapitels noch einmal darauf hinweisen)
Genre:AU, Krimi, Spannung, Romance, Humor
Charaktere/Pairings:Lorne/Teyla, John/Teyla, Jack/Sam
Inhalt:Der Mord an einer Galeristin und das Verschwinden eines wertvollen Gemäldes erschüttern die New Yorker Kunstszene. Der Kreis derjenigen, denen die Tote zu Lebzeiten das Leben schwer machte, ist groß, doch ausgerechnet der pressewirksame Sohn eines Industriemoguls gerät in Verdacht. Dieser ist sich jedoch keiner Schuld bewusst und macht es den Ermittlern nicht gerade leicht.
Disclaimer:SGA, SG1 und SGU gehören (leider) nicht mir, sondern den verantwortlichen Produktionsfirmen. Die Handlung dieser FF stammt nur von mir und sie wurde aus Spaß geschrieben.
Prolog
*+* Bei Anruf... Mord! *+*
Friends tellin' me that maybe I need
Some psychiatric help
Yeah they're always so quick to tell you
Just how to get on with it
But I look into the mirror
And all I see is age, fear
And agony
Eels - Agony
Neue Galerie, Carnegie Hill (Manhattan, New York)
3. September, 17: 39 Uhr
Chloe Armstrong gab einen mürrischen, mit Unmut gepaarten, Laut von sich, als sie den Telefonhörer aufhängte und damit das sinnlose Gespräch beendete, dass sie geschlagene dreizehn Minuten gekostet hatte. Sie schnalzte mit der Zunge und starrte zur Uhr hinauf, die über der gläsernen Eingangstür hing und verkündete, dass es nur noch einundzwanzig Minuten bis zu ihrem Feierabend waren. Wohlverdiente einundzwanzig Minuten, ergänzte Chloe in ihrem Kopf und machte sich daran, ihren Schreibtisch aufzuräumen. Heute war ein besonders stressiger Tag gewesen, der nicht gerade dadurch einfacher geworden war, dass diese schrullige Sekretärin irgendeines reichen Typen immer wieder angerufen und darum gebeten hatte, man möge ihren anzugtragenden Geldgeber doch bitte zu Miss Wray durchstellen. Anzugtragender Geldgeber waren zwar nicht ganz die Worte der Dame am Telefon gewesen, aber in den dreieinhalb Jahren, in denen Chloe nun schon hier arbeitete, wusste sie die Kunden Miss Wray’s einzustufen. Die meisten von ihnen waren wohlhabend und hatten elegante Stadthäuser in der Nähe des Central Parks, trugen maßgeschneiderte Anzüge von Armani und Co.
Chloe konnte solche Frackträger nicht ausstehen, aber sie gehörten nun einmal zu ihrem täglichen Umfeld und sie hatte gelernt die Ich-bin-die-freundliche-Rezeptionistin-die-Ihnen-jeden-Wunsch-von-den-Lippen-abliest-Maske aufzusetzen.
Die Papiere in ihre Schreibtischschublade packend, sah Chloe wieder zur Uhr hoch und stellte freudig fest, dass, während sie sich gedanklich über die Bewohner der Upper East Side ausgelassen hatte, fast fünf Minuten vergangen waren. Fünf Minuten, die sie ihrem Feierabend näher brachten und damit ihrem Freund, Matt Scott, mit dem sie sich für heute Abend verabredet hatte. Matt, der eigentlich Matthew hieß, und sie waren seit nunmehr zweieinhalb Jahren zusammen und heute Abend wollte er sie ins MacLaren’s ausführen, einer urgemütlichen Bar im Norden Manhattans. Sie hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut, ihn endlich wiederzusehen, nachdem er die letzten beiden Monate im Kriegseinsatz in Afghanistan gewesen war. Matt war Soldat und die meiste Zeit des Jahres auf Reisen. Es war bei aller Liebe nicht leicht eine Beziehung mit ihm zu führen, aber sie hatten es bis jetzt ohne Probleme geschafft und Chloe war sich sicher, dass Matt der Richtige war. Sie liebte ihn über alles und sie wusste, dass er ebenso empfand. Matt’s Schwester hatte sie heute angerufen und ihr geraten, dass sie sich etwas Hübsches anziehen sollte, da ihr kleiner Bruder etwas ganz Besonderes mit ihr vorhatte.
Chloe konnte sich vorstellen, was es war, hatte sie Matt doch schließlich bei einem Telefonat belauscht, in dem er der Person am anderen Ende der Leitung ihre Ringgröße verraten hatte. Es war sonnenklar. Er wollte heute Abend um ihre Hand anhalten! Im MacLaren’s, dem Ort, wo sie beide sich vor zweieinhalb Jahren kennengelernt hatten!
Chloe war so in ihrer Vorstellung versunken, dass sie nicht merkte, dass sich jemand ihrem Schreibtisch genähert hatte und dass perfekt manikürte Fingernägel auf die glatte Tresenplatte trommelten.
„ Chloe?“, riss Camille Wray’s Stimme die brünette Rezeptionistin aus den Gedanken. „ Haben Sie nicht gehört, dass ich Sie gerufen habe?“
Chloe zuckte zusammen und blickte erschrocken zu ihrer Chefin auf, die sich vor ihrem Schreibtisch postiert und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Kalte braune Augen lagen auf ihr und Wray’s rotgeschminkter Mund war nur noch ein schmaler Strich, so sehr hatte sie die Lippen aufeinandergepresst.
„ Ich entsinne mich, dass ich Sie eingestellt habe, damit Sie kommen, wenn ich Sie rufe“, sinnierte Camille und mit einem Mal kam Leben in ihre braunen Augen; sie funkelten aufbrausend, fast schon jähzornig.
„ Es tut mir leid, Miss Wray“, suchte Chloe sich zu entschuldigen, doch noch ehe sie weiterreden konnte, brachte sie die erhobene Hand ihrer Chefin zum Schweigen.
„ Sparen Sie sich Ihre Ausreden, Chloe, und vergeuden Sie keinen wertvollen Sauerstoff.“ Camille machte eine Kunstpause, ließ ihren Blick über den Schreibtisch ihrer Rezeptionistin gleiten , rümpfte die spitze Nase und hob die schmale, perfekt geschwungene Augenbraue, als sie den kleinen Notizzettel neben dem Telefon entdeckte. „ Ich nehme an, Sie wollten mir den noch bringen“, zischelte sie, langte über den Tresen und nahm den Zettel an sich.
„ Natürlich, Miss Wray“, beeilte sich Chloe zu sagen. „ Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen.“
„ Sie waren gerade bei Ihrem Liebsten“, sagte Camille ärgerlich, „ und ich will nicht wissen, was Sie getrieben haben.“
„ Es tut mir leid“, entschuldigte sich Chloe nochmals.
„ Das will ich aber auch hoffen“, reagierte Camille zynisch, überflog dann die Zeilen, die Chloe niedergeschrieben hatte. „ Was ist das?“
„ Eine Telefonnummer“, antwortete Chloe.
„ Eine Telefonnummer?“, wiederholte Camille. „ Tzz, das sehe ich selber, Sie Dummchen. Sagen Sie mir lieber, wessen Nummer es ist.“ Sie hielt inne und kniff ihre Augen zusammen. „ Doch nicht etwa von diesem Kerl, der mich schon seit Wochen belästigt?“
Chloe nickte. „ Dieses Mal hat er es wieder über seine Sekretärin versucht“, berichtete sie kleinlaut und machte sich innerlich schon einmal auf das Donnerwetter gefasst, das gleich auf sie zu kommen würde.
„ Himmelherrgott nochmal!“, fluchte Camille dann tatsächlich, schleuderte den Notizzettel vor Chloe auf den Schreibtisch und warf erbost ihre langen, schwarzen Haare zurück. „ Dass dieser Kerl aber auch kein Nein versteht!“ Mit blitzenden Augen sah sie Chloe an. „ Sie haben dieser Sekretärin doch wohl klargemacht, dass sich meine Meinung nicht geändert hat, oder?“
„ Selbstverständlich“, erwiderte Chloe prompt. „ Sie meinte trotzdem, dass Sie sie noch einmal anrufen sollten.“
„ Dass ich Sie noch einmal anrufen soll?“, echote Camille. „ Verdammt, Chloe, ich habe diesem Kerl schon tausendmal gesagt, dass ich nicht verkaufe. So langsam müsste er das doch wohl kapiert haben!“
Chloe war in ihrem Stuhl zusammengesunken. „ Ich denke, wir sollten versuchen-“
„ Sie sollen nicht denken“, fuhr Camille sie an, wirbelte dann herum und brauste davon. Die dünnen Absätze ihrer High Heels donnerten auf den feinen Marmorboden ein und für einen kurzen Moment glaubte Chloe, ein Splittern gehört zu haben. „ Dieser widerwärtige, verwöhnte Schnösel!“, schimpfte Camille. Sie war schon fast um die Ecke in den Gang gebogen, in dem ihr Büro lag, als sie sich abermals umdrehte und Chloe anwies: „ Ich möchte, dass Sie heute Abend noch zu ihm fahren und ihm klarmachen, dass ich nicht verkaufen werde und dass er mich in Zukunft besser zufrieden lassen soll, sonst werde ich die Polizei rufen.“
„ Aber…“, platzte es aus Chloe hervor, als sie an ihr bevorstehendes Date mit Matt dachte. „ Ich… ich… kann nicht.“
Camilles Augenbraue hob sich erneut, dieses Mal so weit und hoch, dass sie fast im Haaransatz der Galeristin verschwand. „ Sie können nicht? Sagen Sie bloß, Sie haben heute Abend schon etwas anderes vor?“
„ E…eigentlich schon“, stotterte Chloe.
„ Ein Date mit Ihrem Soldaten?“, wollte Camille wissen, näherte sich wieder, mit langsamen Schritten dem Schreibtisch ihrer jungen Angestellten.
Chloe schluckte nervös. „ J…ja, er…er ist gestern zurück gekommen“, stammelte sie. „ Aus Afghanistan.“
„ Aus Afghanistan.“ Camille tat beeindruckt. „ Sie müssen ihn bestimmt schrecklich vermisst haben, nicht wahr? Wie lange bleibt er denn?“
„ Z…zwei Wochen“, antwortete Chloe.
„ Zwei Wochen“, sprach ihre Chefin. „ Und da denken Sie, Sie hätte nicht einen Abend Zeit, um mir einen Gefallen zu tun und mir diesen Mann vom Hals zu schaffen?“
Chloe kräuselte die Lippen. „ Ich…“
„ Ich sage Ihnen mal was, Chloe“, unterbrach Camille sie, die inzwischen wieder am Schreibtisch angekommen war und sich nun über ebendiesen beugte. „ Wenn Sie sich mit Ihrem Freund treffen wollen, dann ist das kein Problem. Sie sollten nur eins wissen: Da draußen warten hunderte von Frauen, die töten würden, um Ihren Job machen zu können. Ich könnte eine von ihnen sehr schnell glücklich machen. Gehen Sie ruhig mit Ihrem Freund essen. Ich werde Ihnen dann morgen eine Kiste bereitstellen lassen, in der sie Ihre Sachen nach Hause tragen können. Haben Sie mich verstanden?“
Eingeschüchtert nickte Chloe.
Camille lächelte hämisch. „ Sehr gut“, meinte sie. „ Und nun beeilen Sie sich, bevor dieser Schnösel sich noch schlafenlegt und es morgen noch einmal versucht. Ich will nicht, dass das passiert. Ist das klar?“
Wieder nickte Chloe. „ Ich werde nachher zu ihm fahren und ihm die Situation deutlich machen.“
„ Sie sind eine wirklich hervorragende Angestellte, Chloe“, lobte Camille, doch Chloe wusste, dass sie das nicht ernst meinte. „ Wir sehen uns dann morgen“, sagte sie und verabschiedete sich mit einem aufgesetzten Lächeln, ehe sie auf ihren hohen Schuhen davonstolzierte.
Ich hasse diese Frau, dachte Chloe, während sie ihrer Chefin nachsah, und schlug sich die Hände vors Gesicht, als sie außer Hör- und Sichtweite war. Sie konnte nicht glauben, dass sie ihr Date mit Matt wegen der Arbeit verschieben musste. Schon wieder! Matt würde kein Verständnis zeigen. Er hatte ihr doch schon so klar Bescheid gegeben, dass er es nicht gut fand, wenn sie so viel Zeit auf der Arbeit verbrachte. Und nun musste sie ihm auch noch absagen, weil Miss Wray verlangte, dass sie zu einem sturen Kunden fuhr, um diesem zu sagen, dass sie ihm das, was er haben wollte, nicht geben würden.
Manchmal war die Welt einfach nur ungerecht.
+++++++++++
Ecke Fifth Avenue/ 86th Street, Carnegie Hill (Manhattan, New York)
3. September, 18: 26 Uhr
„ Ich verstehe nicht, dass du mich wegen irgendeinem reichen Typen versetzt“, regte sich Matt am anderen Ende der Leitung auf. „ Und dass nur, weil deine Chefin gesagt hat, dass du’s machen sollst?“
„ Ich wünschte ich könnte es ändern, Matt“, beteuerte Chloe, eilte den Fußgängerweg entlang und winkte nach einem der vorbeifahrenden Taxis, die sie wegen der Dunkelheit und ihrem schwarzen Mantel anscheinend nicht sahen. „ Verdammt“, schimpfte sie leise, als wieder eines der quietschgelben Fahrzeuge an ihr vorbeifuhr.
„ Was? Was hast du gesagt?“
Chloe seufzte. „ Nicht du, Matt. Nicht du.“ Sie trat an den Bordstein heran und hielt nach dem nächsten Taxi Ausschau. „ Hör zu, ich werde mich beeilen und dann treffen wir uns in meinem Appartement.“
„ Ich hätte dich aber lieber schon viel früher gesehen“, schmollte Matt und man konnte seine Enttäuschung förmlich durch das Knistern des Telefons hören.
„ Ich dich ja auch.“ Chloe seufzte erleichtert, denn endlich schien eines der für New York typischen Fahrzeuge sie bemerkt zu haben; das gelbe Taxi setzte den Blinker und fuhr rechts ran, hielt direkt vor ihr. Chloe machte sich rasch daran, in das Fahrzeug zu steigen, verabschiedete sich bei Matt mit den Worten ‚ Ich seh dich dann nachher’, was sehr abgedroschen klang, beendete das Gespräch und wies den Fahrer dann an, er möge sie doch zur 82nd Straße bringen.
Der Fahrer, eindeutig asiatischer Herkunft, nickte nur, schaltete das Taxameter an und rückte seine Schiebermütze zurecht, ehe er den Blinker setzte und den Wagen nach links ausscheren ließ.
Während sich das Fahrzeug wieder in den dichten Feierabendverkehr einfädelte, blickte Chloe aus dem Fenster und ließ ihre Gedanken schweifen. Draußen war es bereits dunkel, was ungewöhnlich für diese Jahreszeit war, und es regnete. Man bekam also nicht viel von dem zu sehen, was auf den Fußgängerwegen los war.
Der Regen schlug gegen die Fensterscheibe und aus dem Radio, das der Fahrer genau in diesem Augenblick lauter drehte, drang eine Wettervorhersage, die keine Besserung prognostizierte, zumindest nicht in den nächsten beiden Tagen.
„ Verdammtes Regenwetter“, schimpfte der Fahrer- Chloe war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Inder handeln musste- und blickte in den Rückspiegel. Manchmal wunderte es Chloe, dass Taxifahrer so gute Seelenleser waren, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie tagtäglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hatten. Auch jetzt bestätigte sich ihre Theorie wieder, dass Taxifahrer erkennen konnte, wenn es ihren Kunden nicht gut ging.
Eine Ampel schaltete auf Rot und diese Pause nutzte der Fahrer, um sie anzusprechen. „ Geht’s Ihnen nicht gut, Miss?“
Chloe überlegte sich zuerst, ob sie darauf antworten sollte, dachte dann aber schließlich: Ach, was soll’s. „ Nein, mir geht es heute nicht so gut“, erwiderte sie.
„ Ein Mann, stimmt’s?“ Die braunen Augen des Mannes, der den Wagen fuhr, sahen mitfühlend drein. „ Glauben Sie mir, ich kenn das. Meine Tochter, die ist in Ihrem Alter, und hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Ranshid. Komischer Kerl, wenn Sie mich fragen, aber sie hat ihn geliebt. Naja, er hat ihr aber das Herz gebrochen mit irgendeiner Cheerleaderin von der High School. Meine arme kleine Tanisha.“
„ Das tut mir leid für Ihre Tochter“, sagte Chloe.
Der Taxifahrer winkte ab. „ Sie sollten sich darüber keinen Kopf machen, Miss. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich verstehe, wie Sie sich gerade fühlen.“
In diesem Moment schaltete die Ampel wieder auf Grün. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sich der Fahrer wieder dem Straßenverkehr zu und Chloe lehnte ihren pochenden Schädel gegen das kalte Fensterglas, schloss die Augen…
… die sie wenige Sekunden später aber wieder aufriss, als der Wagen so ruckartig abbremste, dass die Bremsen quietschten. Es gab einen lauten Knall und Chloe befürchtete schon, ein Reifen sei geplatzt. Doch dann hörte sie wie Glas zersplitterte und wie ihr Fahrer einen erstickten Schreckenslaut von sich gab.
„ Was ist denn-“ Die Frage blieb ihr im Halse stecken, als sie die vollkommen zersplitterte Windschutzscheibe bemerkte und den verkrümmten Körper, der sich quer über eben diese Scheibe legte.
„ Ach du Scheiße“, entkam es dem Taxifahrer und er begann panisch an seinem Gurt zu zerren, als warmes, dunkles Blut durch die Risse in der Scheibe auf seine helle Hose zu tropfen begann. Er schaffte es schließlich sich von dem Gurt zu befreien, stieß die Autotür auf und stolperte aus dem Wagen.
Weitere Autos waren stehengeblieben und von allen Seiten strömten Menschen, die wissen wollten, was passiert war und warum ein Taxi mitten auf der Straße angehalten hatte. Der Grund trieb allen einen Ausdruck des Ekels und des Entsetzens ins Gesicht.
Chloe saß wie gelähmt auf der Rückbank des Taxis, unfähig sich zu bewegen. Ihre Welt drehte sich auf einmal langsamer und sie nahm alles nur noch verzerrt wahr. Von irgendwoher hörte sie jemanden rufen ‚ Holt einen Arzt, holt einen Arzt, verdammt noch mal’. Doch allein der Blick in die toten, braunen Augen ihrer Chefin, Camille Wray, die die Windschutzscheibe des Taxis zerschlagen hatte und nun regungslos auf der quittengelben Motorhaube lag, reichte für Chloe aus, um zu verstehen, dass ein Arzt wohl überflüssig sein würde.
TBC