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Thema: [SGA] Corpus Delicti [NC-17]

  1. #1
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard [SGA] Corpus Delicti [NC-17]

    A/N:Mein erster Beitrag hier in diesem Forum und ich, zugegeben, etwas aufgeregt. Warum? Keine Ahnung, kann ich euch nicht sagen. Dabei weiß ich doch, dass hier niemand beißt oder sonstiges tut. Hoffentlich.

    LG, Moni

    Corpus Delicti oderDer verflixte Fall des John Sheppard

    Titel:Corpus Delicti oder Der verflixte Fall des John Sheppard
    Autor:Nyada
    Serie:Hauptsächlich SGA, mit 'Gastauftritten' von Charakteren aus SG1 und SGU
    Rating:R/ NC-17(unter den Spoilern; ich werde am Anfang des jeweiligen Kapitels noch einmal darauf hinweisen)
    Genre:AU, Krimi, Spannung, Romance, Humor
    Charaktere/Pairings:Lorne/Teyla, John/Teyla, Jack/Sam
    Inhalt:Der Mord an einer Galeristin und das Verschwinden eines wertvollen Gemäldes erschüttern die New Yorker Kunstszene. Der Kreis derjenigen, denen die Tote zu Lebzeiten das Leben schwer machte, ist groß, doch ausgerechnet der pressewirksame Sohn eines Industriemoguls gerät in Verdacht. Dieser ist sich jedoch keiner Schuld bewusst und macht es den Ermittlern nicht gerade leicht.
    Disclaimer:SGA, SG1 und SGU gehören (leider) nicht mir, sondern den verantwortlichen Produktionsfirmen. Die Handlung dieser FF stammt nur von mir und sie wurde aus Spaß geschrieben.




    Prolog
    *+* Bei Anruf... Mord! *+*


    Friends tellin' me that maybe I need
    Some psychiatric help
    Yeah they're always so quick to tell you
    Just how to get on with it
    But I look into the mirror
    And all I see is age, fear
    And agony
    Eels - Agony


    Neue Galerie, Carnegie Hill (Manhattan, New York)
    3. September, 17: 39 Uhr


    Chloe Armstrong gab einen mürrischen, mit Unmut gepaarten, Laut von sich, als sie den Telefonhörer aufhängte und damit das sinnlose Gespräch beendete, dass sie geschlagene dreizehn Minuten gekostet hatte. Sie schnalzte mit der Zunge und starrte zur Uhr hinauf, die über der gläsernen Eingangstür hing und verkündete, dass es nur noch einundzwanzig Minuten bis zu ihrem Feierabend waren. Wohlverdiente einundzwanzig Minuten, ergänzte Chloe in ihrem Kopf und machte sich daran, ihren Schreibtisch aufzuräumen. Heute war ein besonders stressiger Tag gewesen, der nicht gerade dadurch einfacher geworden war, dass diese schrullige Sekretärin irgendeines reichen Typen immer wieder angerufen und darum gebeten hatte, man möge ihren anzugtragenden Geldgeber doch bitte zu Miss Wray durchstellen. Anzugtragender Geldgeber waren zwar nicht ganz die Worte der Dame am Telefon gewesen, aber in den dreieinhalb Jahren, in denen Chloe nun schon hier arbeitete, wusste sie die Kunden Miss Wray’s einzustufen. Die meisten von ihnen waren wohlhabend und hatten elegante Stadthäuser in der Nähe des Central Parks, trugen maßgeschneiderte Anzüge von Armani und Co.
    Chloe konnte solche Frackträger nicht ausstehen, aber sie gehörten nun einmal zu ihrem täglichen Umfeld und sie hatte gelernt die Ich-bin-die-freundliche-Rezeptionistin-die-Ihnen-jeden-Wunsch-von-den-Lippen-abliest-Maske aufzusetzen.

    Die Papiere in ihre Schreibtischschublade packend, sah Chloe wieder zur Uhr hoch und stellte freudig fest, dass, während sie sich gedanklich über die Bewohner der Upper East Side ausgelassen hatte, fast fünf Minuten vergangen waren. Fünf Minuten, die sie ihrem Feierabend näher brachten und damit ihrem Freund, Matt Scott, mit dem sie sich für heute Abend verabredet hatte. Matt, der eigentlich Matthew hieß, und sie waren seit nunmehr zweieinhalb Jahren zusammen und heute Abend wollte er sie ins MacLaren’s ausführen, einer urgemütlichen Bar im Norden Manhattans. Sie hatte sich schon den ganzen Tag darauf gefreut, ihn endlich wiederzusehen, nachdem er die letzten beiden Monate im Kriegseinsatz in Afghanistan gewesen war. Matt war Soldat und die meiste Zeit des Jahres auf Reisen. Es war bei aller Liebe nicht leicht eine Beziehung mit ihm zu führen, aber sie hatten es bis jetzt ohne Probleme geschafft und Chloe war sich sicher, dass Matt der Richtige war. Sie liebte ihn über alles und sie wusste, dass er ebenso empfand. Matt’s Schwester hatte sie heute angerufen und ihr geraten, dass sie sich etwas Hübsches anziehen sollte, da ihr kleiner Bruder etwas ganz Besonderes mit ihr vorhatte.
    Chloe konnte sich vorstellen, was es war, hatte sie Matt doch schließlich bei einem Telefonat belauscht, in dem er der Person am anderen Ende der Leitung ihre Ringgröße verraten hatte. Es war sonnenklar. Er wollte heute Abend um ihre Hand anhalten! Im MacLaren’s, dem Ort, wo sie beide sich vor zweieinhalb Jahren kennengelernt hatten!

    Chloe war so in ihrer Vorstellung versunken, dass sie nicht merkte, dass sich jemand ihrem Schreibtisch genähert hatte und dass perfekt manikürte Fingernägel auf die glatte Tresenplatte trommelten.
    „ Chloe?“, riss Camille Wray’s Stimme die brünette Rezeptionistin aus den Gedanken. „ Haben Sie nicht gehört, dass ich Sie gerufen habe?“
    Chloe zuckte zusammen und blickte erschrocken zu ihrer Chefin auf, die sich vor ihrem Schreibtisch postiert und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Kalte braune Augen lagen auf ihr und Wray’s rotgeschminkter Mund war nur noch ein schmaler Strich, so sehr hatte sie die Lippen aufeinandergepresst.
    „ Ich entsinne mich, dass ich Sie eingestellt habe, damit Sie kommen, wenn ich Sie rufe“, sinnierte Camille und mit einem Mal kam Leben in ihre braunen Augen; sie funkelten aufbrausend, fast schon jähzornig.
    „ Es tut mir leid, Miss Wray“, suchte Chloe sich zu entschuldigen, doch noch ehe sie weiterreden konnte, brachte sie die erhobene Hand ihrer Chefin zum Schweigen.
    „ Sparen Sie sich Ihre Ausreden, Chloe, und vergeuden Sie keinen wertvollen Sauerstoff.“ Camille machte eine Kunstpause, ließ ihren Blick über den Schreibtisch ihrer Rezeptionistin gleiten , rümpfte die spitze Nase und hob die schmale, perfekt geschwungene Augenbraue, als sie den kleinen Notizzettel neben dem Telefon entdeckte. „ Ich nehme an, Sie wollten mir den noch bringen“, zischelte sie, langte über den Tresen und nahm den Zettel an sich.
    „ Natürlich, Miss Wray“, beeilte sich Chloe zu sagen. „ Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen.“
    „ Sie waren gerade bei Ihrem Liebsten“, sagte Camille ärgerlich, „ und ich will nicht wissen, was Sie getrieben haben.“
    „ Es tut mir leid“, entschuldigte sich Chloe nochmals.
    „ Das will ich aber auch hoffen“, reagierte Camille zynisch, überflog dann die Zeilen, die Chloe niedergeschrieben hatte. „ Was ist das?“
    „ Eine Telefonnummer“, antwortete Chloe.
    „ Eine Telefonnummer?“, wiederholte Camille. „ Tzz, das sehe ich selber, Sie Dummchen. Sagen Sie mir lieber, wessen Nummer es ist.“ Sie hielt inne und kniff ihre Augen zusammen. „ Doch nicht etwa von diesem Kerl, der mich schon seit Wochen belästigt?“
    Chloe nickte. „ Dieses Mal hat er es wieder über seine Sekretärin versucht“, berichtete sie kleinlaut und machte sich innerlich schon einmal auf das Donnerwetter gefasst, das gleich auf sie zu kommen würde.
    „ Himmelherrgott nochmal!“, fluchte Camille dann tatsächlich, schleuderte den Notizzettel vor Chloe auf den Schreibtisch und warf erbost ihre langen, schwarzen Haare zurück. „ Dass dieser Kerl aber auch kein Nein versteht!“ Mit blitzenden Augen sah sie Chloe an. „ Sie haben dieser Sekretärin doch wohl klargemacht, dass sich meine Meinung nicht geändert hat, oder?“
    „ Selbstverständlich“, erwiderte Chloe prompt. „ Sie meinte trotzdem, dass Sie sie noch einmal anrufen sollten.“
    „ Dass ich Sie noch einmal anrufen soll?“, echote Camille. „ Verdammt, Chloe, ich habe diesem Kerl schon tausendmal gesagt, dass ich nicht verkaufe. So langsam müsste er das doch wohl kapiert haben!“
    Chloe war in ihrem Stuhl zusammengesunken. „ Ich denke, wir sollten versuchen-“
    „ Sie sollen nicht denken“, fuhr Camille sie an, wirbelte dann herum und brauste davon. Die dünnen Absätze ihrer High Heels donnerten auf den feinen Marmorboden ein und für einen kurzen Moment glaubte Chloe, ein Splittern gehört zu haben. „ Dieser widerwärtige, verwöhnte Schnösel!“, schimpfte Camille. Sie war schon fast um die Ecke in den Gang gebogen, in dem ihr Büro lag, als sie sich abermals umdrehte und Chloe anwies: „ Ich möchte, dass Sie heute Abend noch zu ihm fahren und ihm klarmachen, dass ich nicht verkaufen werde und dass er mich in Zukunft besser zufrieden lassen soll, sonst werde ich die Polizei rufen.“
    „ Aber…“, platzte es aus Chloe hervor, als sie an ihr bevorstehendes Date mit Matt dachte. „ Ich… ich… kann nicht.“
    Camilles Augenbraue hob sich erneut, dieses Mal so weit und hoch, dass sie fast im Haaransatz der Galeristin verschwand. „ Sie können nicht? Sagen Sie bloß, Sie haben heute Abend schon etwas anderes vor?“
    „ E…eigentlich schon“, stotterte Chloe.
    „ Ein Date mit Ihrem Soldaten?“, wollte Camille wissen, näherte sich wieder, mit langsamen Schritten dem Schreibtisch ihrer jungen Angestellten.
    Chloe schluckte nervös. „ J…ja, er…er ist gestern zurück gekommen“, stammelte sie. „ Aus Afghanistan.“
    „ Aus Afghanistan.“ Camille tat beeindruckt. „ Sie müssen ihn bestimmt schrecklich vermisst haben, nicht wahr? Wie lange bleibt er denn?“
    „ Z…zwei Wochen“, antwortete Chloe.
    „ Zwei Wochen“, sprach ihre Chefin. „ Und da denken Sie, Sie hätte nicht einen Abend Zeit, um mir einen Gefallen zu tun und mir diesen Mann vom Hals zu schaffen?“
    Chloe kräuselte die Lippen. „ Ich…“
    „ Ich sage Ihnen mal was, Chloe“, unterbrach Camille sie, die inzwischen wieder am Schreibtisch angekommen war und sich nun über ebendiesen beugte. „ Wenn Sie sich mit Ihrem Freund treffen wollen, dann ist das kein Problem. Sie sollten nur eins wissen: Da draußen warten hunderte von Frauen, die töten würden, um Ihren Job machen zu können. Ich könnte eine von ihnen sehr schnell glücklich machen. Gehen Sie ruhig mit Ihrem Freund essen. Ich werde Ihnen dann morgen eine Kiste bereitstellen lassen, in der sie Ihre Sachen nach Hause tragen können. Haben Sie mich verstanden?“
    Eingeschüchtert nickte Chloe.
    Camille lächelte hämisch. „ Sehr gut“, meinte sie. „ Und nun beeilen Sie sich, bevor dieser Schnösel sich noch schlafenlegt und es morgen noch einmal versucht. Ich will nicht, dass das passiert. Ist das klar?“
    Wieder nickte Chloe. „ Ich werde nachher zu ihm fahren und ihm die Situation deutlich machen.“
    „ Sie sind eine wirklich hervorragende Angestellte, Chloe“, lobte Camille, doch Chloe wusste, dass sie das nicht ernst meinte. „ Wir sehen uns dann morgen“, sagte sie und verabschiedete sich mit einem aufgesetzten Lächeln, ehe sie auf ihren hohen Schuhen davonstolzierte.

    Ich hasse diese Frau, dachte Chloe, während sie ihrer Chefin nachsah, und schlug sich die Hände vors Gesicht, als sie außer Hör- und Sichtweite war. Sie konnte nicht glauben, dass sie ihr Date mit Matt wegen der Arbeit verschieben musste. Schon wieder! Matt würde kein Verständnis zeigen. Er hatte ihr doch schon so klar Bescheid gegeben, dass er es nicht gut fand, wenn sie so viel Zeit auf der Arbeit verbrachte. Und nun musste sie ihm auch noch absagen, weil Miss Wray verlangte, dass sie zu einem sturen Kunden fuhr, um diesem zu sagen, dass sie ihm das, was er haben wollte, nicht geben würden.
    Manchmal war die Welt einfach nur ungerecht.

    +++++++++++

    Ecke Fifth Avenue/ 86th Street, Carnegie Hill (Manhattan, New York)
    3. September, 18: 26 Uhr


    „ Ich verstehe nicht, dass du mich wegen irgendeinem reichen Typen versetzt“, regte sich Matt am anderen Ende der Leitung auf. „ Und dass nur, weil deine Chefin gesagt hat, dass du’s machen sollst?“
    „ Ich wünschte ich könnte es ändern, Matt“, beteuerte Chloe, eilte den Fußgängerweg entlang und winkte nach einem der vorbeifahrenden Taxis, die sie wegen der Dunkelheit und ihrem schwarzen Mantel anscheinend nicht sahen. „ Verdammt“, schimpfte sie leise, als wieder eines der quietschgelben Fahrzeuge an ihr vorbeifuhr.
    „ Was? Was hast du gesagt?“
    Chloe seufzte. „ Nicht du, Matt. Nicht du.“ Sie trat an den Bordstein heran und hielt nach dem nächsten Taxi Ausschau. „ Hör zu, ich werde mich beeilen und dann treffen wir uns in meinem Appartement.“
    „ Ich hätte dich aber lieber schon viel früher gesehen“, schmollte Matt und man konnte seine Enttäuschung förmlich durch das Knistern des Telefons hören.
    „ Ich dich ja auch.“ Chloe seufzte erleichtert, denn endlich schien eines der für New York typischen Fahrzeuge sie bemerkt zu haben; das gelbe Taxi setzte den Blinker und fuhr rechts ran, hielt direkt vor ihr. Chloe machte sich rasch daran, in das Fahrzeug zu steigen, verabschiedete sich bei Matt mit den Worten ‚ Ich seh dich dann nachher’, was sehr abgedroschen klang, beendete das Gespräch und wies den Fahrer dann an, er möge sie doch zur 82nd Straße bringen.
    Der Fahrer, eindeutig asiatischer Herkunft, nickte nur, schaltete das Taxameter an und rückte seine Schiebermütze zurecht, ehe er den Blinker setzte und den Wagen nach links ausscheren ließ.

    Während sich das Fahrzeug wieder in den dichten Feierabendverkehr einfädelte, blickte Chloe aus dem Fenster und ließ ihre Gedanken schweifen. Draußen war es bereits dunkel, was ungewöhnlich für diese Jahreszeit war, und es regnete. Man bekam also nicht viel von dem zu sehen, was auf den Fußgängerwegen los war.
    Der Regen schlug gegen die Fensterscheibe und aus dem Radio, das der Fahrer genau in diesem Augenblick lauter drehte, drang eine Wettervorhersage, die keine Besserung prognostizierte, zumindest nicht in den nächsten beiden Tagen.
    „ Verdammtes Regenwetter“, schimpfte der Fahrer- Chloe war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen Inder handeln musste- und blickte in den Rückspiegel. Manchmal wunderte es Chloe, dass Taxifahrer so gute Seelenleser waren, doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie tagtäglich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hatten. Auch jetzt bestätigte sich ihre Theorie wieder, dass Taxifahrer erkennen konnte, wenn es ihren Kunden nicht gut ging.
    Eine Ampel schaltete auf Rot und diese Pause nutzte der Fahrer, um sie anzusprechen. „ Geht’s Ihnen nicht gut, Miss?“
    Chloe überlegte sich zuerst, ob sie darauf antworten sollte, dachte dann aber schließlich: Ach, was soll’s. „ Nein, mir geht es heute nicht so gut“, erwiderte sie.
    „ Ein Mann, stimmt’s?“ Die braunen Augen des Mannes, der den Wagen fuhr, sahen mitfühlend drein. „ Glauben Sie mir, ich kenn das. Meine Tochter, die ist in Ihrem Alter, und hat sich gerade von ihrem Freund getrennt. Ranshid. Komischer Kerl, wenn Sie mich fragen, aber sie hat ihn geliebt. Naja, er hat ihr aber das Herz gebrochen mit irgendeiner Cheerleaderin von der High School. Meine arme kleine Tanisha.“
    „ Das tut mir leid für Ihre Tochter“, sagte Chloe.
    Der Taxifahrer winkte ab. „ Sie sollten sich darüber keinen Kopf machen, Miss. Ich möchte nur, dass Sie wissen, dass ich verstehe, wie Sie sich gerade fühlen.“

    In diesem Moment schaltete die Ampel wieder auf Grün. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wandte sich der Fahrer wieder dem Straßenverkehr zu und Chloe lehnte ihren pochenden Schädel gegen das kalte Fensterglas, schloss die Augen…
    … die sie wenige Sekunden später aber wieder aufriss, als der Wagen so ruckartig abbremste, dass die Bremsen quietschten. Es gab einen lauten Knall und Chloe befürchtete schon, ein Reifen sei geplatzt. Doch dann hörte sie wie Glas zersplitterte und wie ihr Fahrer einen erstickten Schreckenslaut von sich gab.
    „ Was ist denn-“ Die Frage blieb ihr im Halse stecken, als sie die vollkommen zersplitterte Windschutzscheibe bemerkte und den verkrümmten Körper, der sich quer über eben diese Scheibe legte.
    „ Ach du Scheiße“, entkam es dem Taxifahrer und er begann panisch an seinem Gurt zu zerren, als warmes, dunkles Blut durch die Risse in der Scheibe auf seine helle Hose zu tropfen begann. Er schaffte es schließlich sich von dem Gurt zu befreien, stieß die Autotür auf und stolperte aus dem Wagen.
    Weitere Autos waren stehengeblieben und von allen Seiten strömten Menschen, die wissen wollten, was passiert war und warum ein Taxi mitten auf der Straße angehalten hatte. Der Grund trieb allen einen Ausdruck des Ekels und des Entsetzens ins Gesicht.

    Chloe saß wie gelähmt auf der Rückbank des Taxis, unfähig sich zu bewegen. Ihre Welt drehte sich auf einmal langsamer und sie nahm alles nur noch verzerrt wahr. Von irgendwoher hörte sie jemanden rufen ‚ Holt einen Arzt, holt einen Arzt, verdammt noch mal’. Doch allein der Blick in die toten, braunen Augen ihrer Chefin, Camille Wray, die die Windschutzscheibe des Taxis zerschlagen hatte und nun regungslos auf der quittengelben Motorhaube lag, reichte für Chloe aus, um zu verstehen, dass ein Arzt wohl überflüssig sein würde.

    TBC


  2. #2
    Herrscher über Raum und Zeit Avatar von Timelord
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    Hui.. AU Crime... ^^ Gefällt mir.
    ***

    "Wir sind alle Menschen dieses Planeten, egal, welche Religion, Hautfarbe und Herkunft wir aufweisen!"
    Perry Rhodan, Neo Band 2

    ***

  3. Danke sagten:


  4. #3
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Toller FF - Start hier im Forum, tolle Geschichte, spannend geschrieben. Ich schätze mal es gibt eine Fortsetzung oder? Armer Matt, ich hoffe es klappt noch mit dem Date.
    Bin echt gespannt wie es weitergeht. Hoffe, ich bekomme es mit.

    Und herzlich Willkommen hier im Forum!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  5. Danke sagten:


  6. #4
    Lieutenant Colonel Avatar von Shahar
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    Also als erstes möchte ich dich hier im Forum Willkommen heißen.

    Als zweites möchte ich Dir sagen, dass mir Dein Cover sehr gefällt. Das hast Du toll hinbekommen, wirklich.

    Und nun zur Story: Auch diese gefällt mir sehr gut. AU ist zwar eigentlich nicht so meines, Krimi auch nicht, aber diese hier liest sich sehr gut. Fehler habe ich auch keine entdeckt. Es liest sich schön flüssig, die Ausdrucksweise ist auch sehr gut. Kurz um: Super gemacht.
    Auch die Eröffnungszene gefällt mir sehr und macht Lust auf mehr.

    Nur ein kleiner Tipp am Rande: Nach den Anführungsstrichen (") kommt kein Leerzeichen.

    Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf die Fortsetzung. Weiter so!
    Online:
    SGA: ALEXA: Freaky Fridays
    Lachen und Weinen liegen manchmal so dicht nebeneinander … vor allem Freitags


    Scarcrow and Dr. McKay: Wa(h)re Freundschaft
    Ein russischer Arzt nimmt an einem Ärztekongress in den Staaten teil, doch auf ihn wird ein Anschlag verübt. Will man hinter seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Medizin gelangen, oder hat er gar mehr zu bieten?

  7. Danke sagten:


  8. #5
    Major Avatar von claudi70
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    Hi,
    klasse Auftakt, gefällt mir bis hier sehr gut.
    Da hat sich die Fahr für Chloe wohl erübrigt, das sie aber auch ausgerechnet auf dieses Taxi fällt...Scheint auf jeden Fall spannend zu werden. Bin gespannt wie es weiter geht.
    LG

  9. Danke sagten:


  10. #6
    Senior Master Sergeant Avatar von Khamonai
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    Oh wow!

    Ich hab mir länger überlegt ob ich lesen soll oder nicht (Crime ist eigentlich nicht meines ^^') und dann hab ich doch reingelesen und konnt nicht mehr aufhören. Ich schließ mich mal meinen Vorschreibern an - der Auftakt war sehr gut geschrieben, spannend und zieht eindeutig Wunsch nach mehr mit sich ^^

    Ob das mit dem Date noch was wird und ob sie ihren letzten Auftrag noch ausführen muss/wird...? Ich bin gespannt und freu mich schon auf mehr! Danke fürs mit uns teilen!

    LG
    Khamonai

  11. Danke sagten:


  12. #7
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    Auch von mir erst einmal ein herzliches Willkommen im Forum.

    Ich habe aus reiner Neugierde einmal reingelesen und es ging mir wie Khamonai - ich konnte nicht mehr aufhören. Mir sind zwar, im Gegensatz zu TinaS, schon ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, aber nichts Weltbewegendes (ein oder zwei Formulierungen, die ich umgestellt hätte). Wirklich schön flüssig und auch spannend geschrieben, macht Lust auf mehr. Ich hoffe doch, Du lässt uns nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten ...
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Letzte Veröffentlichung: Eine Ergänzung für das Team [ARROW]

  13. Danke sagten:


  14. #8
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Antworten ;)

    Beim 'ersten Mal' gleich so viele postive Reaktionen. Wow, ich werde ja ganz rot.
    Wenn das so ist, dann werde ich natürlich weiterschreiben. Ich sage jetzt einfach mal, dass ich das nächste Kapitel, wenn alles gut läuft, morgen posten werde (Ja, es ist schon fertig; am gleichen Tag entstanden wie das vorherige. Ich hatte einen kleinen 'Kreativflow').

    Jetzt aber erst einmal zu euren wirklich seeeeeehr, sehr netten Kommentaren (über die ich mich natürlich riesig gefreut habe):

    Spoiler 
    @Timelord: Yep, AU Crime. Scheint für mich ne Art 'FF-Marktlücke' zu sein, also warum diese nicht füllen?
    Dankeschön für deinen Kommi.

    @John's Chaya: Aber selbstverständlich gibt es eine FS! Was denkst du denn? Ich habe nicht vor unseren Täter in NY frei rumlaufen zu lassen. Und schließlich muss unser lieber Matt ja auch noch sein Date kriegen, nicht wahr?
    Vielen Dank für deinen Kommentar.

    @TinaS: Dir gefällt das Cover? Wirklich? Ich sitze gerade etwas ungläubig vorm PC und schüttele mit dem Kopf. Ich bin gar nicht so zufrieden damit, aber wenns dir gefällt, dann bin ich ja erleichtert. War auch ne Menge Arbeit...
    Großer Gott, habe mich bemüht, deinen Tipp mit den Anführungszeichen zu berücksichtigen und musse merken, dass sich das schon so sehr bei mir festgesetzt hat, dass ich es immer wieder mache. Verspreche aber Besserung, aber es wäre nicht schlimm, wenn ich es das ein oder andere Mal noch vergessen sollte?

    Ich bedanke mich für deinen Kommi.

    @claudi70: Ich LIEBE es Chloe leiden zu lassen- egal auf welche Weise. Keine Ahnung, aber irgendwie kann ich mich einfach nicht mit ihrem Charakter anfreunden und da kann es schon mal vorkommen, dass ihr ne Leiche aufs Dach fällt. Mal schauen, wie ich sie weiter in die Story einbauen werde und ob sie ihr Date mit Matt noch bekommt.

    Auch dir ein großes, fettes 'Dankeschön'.

    @Khamonai: Na, das hört man als Autor doch gerne, dass man Leute dazu bringen kann, Sachen zu lesen, die sie eigentlich nicht so interessieren. Wenn ich das geschafft habe muss ich mir wohl selbst auf die Schulter klopfen.
    Okay, nicht überheblich werden, Moni. Nein, ohne Scherz, ich freu mich echt, dass der Prolog bei dir so gut angekommen ist und ich hoffe natürlich, dass ich dich dazu begeistern konnte, weiterzulesen. Oder?

    Liebe Grüße und ich bedanke mich für deinen Kommi.

    @Zeson: Mir ist schon selbst aufgefallen, dass ich manchmal etwas...gewöhnungsbedürftige Satzstellungen oder auch Formulierungen nehme, habe auch schon versucht das zu ändern, aber so bin ich nun einmal. Das ist meine Schreibweise, aber ich bin durchaus bereit, es zu ändern, wenn es dich oder einen de anderen Leser allzu sehr stört.

    Vielen Dank für deinen netten Kommi.


    So, meine Lieben, dann bis morgen. Ich wünsch euch jetzt noch eine gute Nacht, denn ich leg mich jetzt schlafen!
    LG, eure Moni

  15. #9
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Reich, charmant und grünäugig

    A/N:So, wie versprochen gibt's heute das neue Kapitel. Gewöhnt euch aber bloß nicht an so schnelle Updates, denn ich wundere mich selbst darüber, dass ich es hingekriegt habe, zwei Kapitel an einem Tag zu schreiben.
    Ich werde mir einfach mal ein, zweiTage aussuchen, an denen ich (wenn möglich) die neuen Kapitel posten werde.

    Fürs Erste wünsche ich euch jetzt aber einmal viel Spaß sein und lasst euch gesagt sein, dass euer Feedback immer mehr als willkommen ist.
    Liebe Grüße, eure Moni


    Kapitel Eins
    *+* Reich, charmant und grünäugig *+*


    If I were a rich man,
    Ya ha deedle deedle, bubba bubba deedle deedle dum.
    All day long I'd biddy biddy bum.
    If I were a wealthy man.
    I wouldn't have to work hard.
    Ya ha deedle deedle, bubba bubba deedle deedle dum.
    If I were a biddy biddy rich,
    Yidle-diddle-didle-didle man.
    Fiddler on the Roof Cast – If I Were A Rich Man


    Ecke Fifth Avenue/ 86th Street, Carnegie Hill (Manhattan, New York City)
    3. September, 18: 56 Uhr


    Sich mit einem kurzen Nicken bei dem jungen Polizisten bedankend, nahm Detective Evan Lorne den Kaffeebecher an, der ihm von eben diesem Polizisten herangeschafft worden war. Evan beließ es dabei, den dampfenden Kaffee fürs Erste einfach nur in den Händen zu halten, damit diese sich aufwärmten. Für Anfang September war es auffällig kalt in New York City, der Stadt der bunten Sommermoden und –trends, und es wehte ein eisiger Wind auf den Straßen, der Evans Unwohlsein nur noch verstärkte.
    Der Detective sah sich um und der Anblick der in warme Jacken gehüllten Gaffer versetzte ihn nicht, wie sonst, in Rage sondern ließ ihn frösteln. Wieder einmal musste er feststellen, dass er dieses raue, windige und sehr zu seinem Leidwesen auch noch nasse Klima der Ostküste nicht mehr gewohnt war, nachdem er nun fast ein Jahr lang im Süden, in Miami, gewesen war. O ja, wie er doch die feuchte Hitze Floridas vermisste, die endlosen, makellos weißen Sandstrände, das kristallklare, türkisfarbene Wasser, den wolkenlosen Himmel und die Sonne, die heiß auf seiner Haut gebrannt hatte. Er vermisste Miami.
    Er war zwar erst seit einem Monat wieder zurück in New York, einer der schillernsten Städte der USA, doch schon jetzt wünschte er sich zurück nach Miami und das nicht nur allein wegen des Wetters, was ihm, zugegeben, ziemlich auf die Nerven ging.

    Evan seufzte und rang sich endlich dazu durch, zu behaupten, seine Hände seien nun warm genug, und führte den wohlbekannten Pappbecher seines Lieblingscoffeeshops an seinen Mund. Als der herbe Geschmack der gerösteten Kaffeebohnen seine Lippen bedeckte, fühlte Evan, wie ein eiskalter Schauer ihn durchfuhr, gefolgt von dem wohlig warmen Gefühl, ausgelöst durch den Kaffee, der nunmehr seinen Magen erreicht hatte und diesen nun von ihnen wärmte. Mochte das Wetter hier noch so bescheiden sein, so schmeckte der Kaffee hier einfach göttlich!

    Leichter Nieselregen setzte ein, weswegen Evan diese Aussage zumindest teilweise widerrief; das Wetter war gelinde ausgedrückt beschissen, aber der Kaffee schmeckte trotzdem göttlich…und deshalb genehmigte sich Evan einen weiteren Schluck, bevor er zum Schutz gegen die Nässe und den eiskalten Wind den Mantelkragen hochschlug, seinen Kaffeebecher fest umklammerte und mit schnellen Schritten durch den kalten Regen eilte.
    Der Polizist am Absperrband war derselbe, der ihm den Kaffee gebracht hatte, und Evan musste nicht erst seine Dienstmarke vorzeigen, um durch gelassen zu werden. Galant beugte er sich unter dem knallgelben Absperrband hindurch und lokalisierte nach kurzem Suchen seine Kollegin, die eine Augenzeugin befragte.

    Chloe Armstrong, so hatte Evan in Erfahrung gebracht, saß auf dem Bordstein, eine Decke um ihren schmalen Schultern, die Arme um ihren zitternden Leib geschlungen. Evan schätzte sie nicht älter als fünfundzwanzig. Er musste sie sich nicht näher ansehen, um zu wissen, dass sich hinter ihrer angstverzerrten Grimasse ein wunderschönes Gesicht mit porzellanheller Haut verbarg. Sie hatte feine Gesichtzüge, eine lange, spitze Nase und geschwungene Wangenknochen, die von ihren langen, schwarzbraunen Haaren umspielt wurden. Inmitten dieses schönen Gesichts zwei eisblaue Augen, die sich ängstlich umsahen und direkten Blickkontakt zu Jedermann vermieden.
    „E…es ging alles so schnell“, hörte Evan die junge Frau mit Piepsstimme stottern, als er näher kam. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie schlug schluchzend die Hände vor dem Gesicht zusammen. „Ich…ich… O mein Gott, wäre ich doch nur dageblieben“, jammerte sie und sank in sich zusammen.
    „Okay, das reicht jetzt“, schritt ein Sanitäter ein, der das Ganze beobachtet hatte. Er half der jungen Frau, die völlig aufgelöst war, aufzustehen und geleitete sie zum wartenden Krankenwagen, übergab sie dort angekommen einem seiner Kollegen und kehrte noch einmal zurück. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht verantworten, dass Sie sie in Ihrem jetzigen Zustand weiter verhören.“
    Evans Kollegin, Detective Teyla Emmagan, die Chloe befragt hatte, nickte verständig. „Bringen Sie sie ins Krankenhaus, aber melden Sie sich, wenn sie soweit ist.“
    „Selbstverständlich, Ma’am“, entgegnete der Sanitäter nickend und rauschte von dannen. Sekunden später gellte die Sirene los und der Krankenwagen bahnte sich seinen Weg durch die immer größer werdende Menschenmasse.

    Evan warf den Gaffern einen wütenden Blick zu, in der stillen Hoffnung, dass dieser etwas bringen würde- vergebens. Der Detective schnaubte erbost. Es war doch einfach nur pervers, wie Menschen sich am Leid anderer ergötzten und sich fast die Hälse ausrenkten, nur um einen Blick auf den Ort des Geschehens zu werfen. Das war krank!

    „Die sollte man wegsperren“, knurrte er leise und kippte sich den Rest seines inzwischen erkalteten Kaffees in den Schlund.
    „Es würde nichts bringen, Evan“, meinte Teyla milde lächelnd. „Es würden andere kommen und irgendwann würde kein Platz mehr für die wirklichen Verbrecher bleiben.“ Sie steckte den fast leeren Notizblock weg und bedachte ihn dann mit diesem Blick, den er hasste. Es war ein Blick, der die Wut, die sich in ihm aufgestaut hatte, innerhalb einer Sekunde verpuffen ließ- ob er es nun wollte oder nicht. In Teyla’s Gegenwart konnte er einfach nicht wütend auf jemanden sein, weil seine Kollegin diese beruhigende Art hatte, die selbst den härtesten Kerlen den Wind aus den Segeln nahm.

    Evan grummelte. „Du tut’s schon wieder“, machte er seine Kollegin aufmerksam und wich ihrem Blick aus.
    Teyla behielt den Ausdruck in ihrem Gesicht noch einige Sekunden lang bei, ehe sie sich abwandte, mit den Schultern zuckte und lächelte. „Ich weiß“, sagte sie einfach nur, wechselte dann das Thema. „Also, das da gerade war Chloe Armstrong, 23 Jahre. Sie arbeitet seit dreieinhalb Jahren als Rezeptionistin für das Opfer.“
    „Mit wem haben wir es hier zu tun?“, erkundigte sich Evan und spähte zu dem Unfallwagen, einem für die Stadt typischen Yellow Cab, herüber, von dessen Windschutzscheibe man gerade im wahrsten Sinne des Wortes den Körper der Toten „herunterkratzte“.
    „Camille Wray“, antwortete Teyla, sprach dabei den Vornamen mit Bedacht aus. „32 Jahre, geboren hier in New York. Sie war Galeristin in der ‚Neuen Galerie’, einem Museum für deutsche und österreichische Kunst, hauptsächlich aus dem 20. Jahrhundert. Es liegt hier gleich um die Ecke.“
    „Eine Galeristin also“, sinnierte Evan, fragte dann: „Was ist noch über sie bekannt?“
    „Bedauerlicherweise nur, dass sie eine Lebensgefährtin namens Sharon hat…“ Teyla machte eine Kunstpause. „Und dass sie bei ihren Kollegen nicht gerade beliebt gewesen sein soll. Ich hatte bereits Gelegenheit den Hausmeister zu befragen, der sich während des Unfalls gegenüber in dem Bistro befand. Er meinte, dass man Camille oft als ‚tyrannische Zicke’ bezeichnete.“ Sie kräuselte die Nase. „Was auch immer das bedeuten soll.“
    „Mit Sicherheit nicht, dass sie von ihren Kollegen eine Weihnachtskarte erwarten konnte“, witzelte Evan, runzelte dann aber die Stirn und hob den Kopf. „Ich nehme an“, begann er und deutete auf ein zerstörtes Fenster im vierten Stockwerk des Hauses, vor dem der Unfall passiert war, „dass sie nicht freiwillig gesprungen ist.“
    „Ich schätze wirklich deine Beobachtungsgabe, Evan“, triezte Teyla ihn, wurde aber schnell wieder ernst. „McKay und Cam sind bereits oben und sehen sich mit ein paar Männern um.“
    „Gut.“ Evan nickte. „Und was machen wir solange?“
    „Ich weiß nicht, was du jetzt machst“, erwiderte Teyla, „aber ich werde jetzt zu dieser Wray’s ‚Partnerin’ fahren. Du kannst mit begleiten, wenn du willst.“
    „Du weißt, dass ich einer wundervollen Frau, wie dir, keinen Wunsch abschlagen kann“, flötete Evan und folgte seiner Kollegin, die in Richtung Wagen von dannen marschierte, grinsend.
    „Noch so eine Bemerkung und ich sehe mich gezwungen dir wehzutun“, feuerte Teyla über ihre Schulter zurück.
    „Gott bewahre“, lachte Evan und beeilte sich in den Wagen einzusteigen.

    +++++++++++

    Camille Wray’s Wohnung, East 73rd Street, Historic District (Manhattan, New York City)
    3. September, 19: 20 Uhr


    „O, Camille“, wehklagte Sharon Duquette, eine schlanke Blondine Anfang Dreißig, und ließ sich auf das geblümte Sofa sinken, das in dem elegant, nach viktorianischen Muster eingerichteten Wohnzimmer genauso fehlplaziert wirkte, wie das schluchzende Häufchen Elend namens Sharon.
    „Es tut mir so unendlich leid, Miss Duquette“, versuchte Teyla die aufgebrachte Frau zu beruhigen, bewirkte dadurch aber nur das Gegenteil, nämlich das Sharon sie mit großen Augen ansah und dann wieder zu weinen und zu schluchzen begann. Teyla warf ihrem Kollegen, Evan, der neben ihr auf einem der beiden ziemlich ungemütlichen Stühle saß, einen nach Hilfe suchenden Blick zu, doch Evan zuckte nur ratlos mit den Schultern.
    „Miss Duquette“, versuchte er es schließlich und reichte der Hauseigentümerin die Taschentuchbox. „Hatte Ihre… Partnerin irgendwelche…“ Er brach ab, als er merkte, dass es wohl nicht klug war, jetzt das Wort ‚Feinde’ in den Mund zu nehmen. „Gab es irgendjemanden, der Miss Wray schaden wollte?“, verbesserte er sich.
    Sharon schnäuzte in ein Taschentuch und blickte ihn mit verquollenen Augen an. „Sie wollen wissen, ob Camille Feinde hatte? Sie war Galeristin, was denken Sie denn?“ Ihre Stimme war vom Weinen heiser, klang aber dennoch aufgebracht. „Wenn Sie wissen wollen, ob Camille Feinde hatte, dann können Sie die ganze New Yorker Kunstszene einsperren lassen!“

    Einen Moment lang entstand ein Schweigen und das einzige, was man hörte, war das aufdringliche Ticken der großen Standuhr in der hinteren, rechten Zimmerecke, und das Schwingen des schweren Goldpendels jener Uhr.
    „Miss Duquette“, brach Teyla schließlich das Schweigen, „könnten Sie das etwas… genauer erklären.“
    Sharon seufzte tief und warf ihre langen, blonden Locken zurück. „Camille war Galeristin“, schniefte sie. „Kein besonders leichter Job, wenn Sie mich fragen. Sie verkaufte Kunstwerke, hauptsächlich Gemälde. Seit fünf Jahren arbeitete sie nun in der ‚Neuen Galerie’. Sie war schon immer so hingerissen von der deutschen Kunst gewesen und deshalb war dieser Job die Erfüllung ihres Traumes gewesen. Sie hatte zehn lange Jahre darauf hingearbeitet und ihr war es egal, dass sie manchmal mit richtigen Ekelpaketen zu tun hatte. Und glauben Sie mir, da waren wirklich manchmal fiese Gestalten dabei.“
    „Können Sie uns Namen nennen, Miss Duquette?“, hakte Evan nach.
    „Wissen Sie, ich habe Camille immer davor gewarnt, sie solle sich nicht allzu sehr mit Interessenten und potenziellen Käufern anlegen, doch Camille war schon immer schlagkräftiger Charakter gewesen.“ Sharon lächelte leicht. „Sie hat sich nicht so schnell unterkriegen lassen und schon gar nicht von irgendwelchen Typen, die glaubten, sie könnten sich mit Geld alles kaufen. Sie hatte vieler solcher reicher Kunden und sie hatte es nicht immer leicht mit ihnen, glauben Sie mir. In letzter Zeit hat ihr einer von ihnen besonders viel Kopfzerbrechen bereitet.“
    Die beiden Detectives wurden hellhörig. „Sie kennen nicht zufällig seinen Namen, oder?“, fragte Teyla.
    „Camille hat ihr Privatleben und ihren Job immer strikt getrennt und ich weiß davon auch nur, weil ich zufällig in ihr Büro gekommen bin, als sie gerade mit ihm telefonierte“, berichtete Sharon. „Sie klang nicht gerade freundlich gesinnt, hat ihn beschimpft und gemeint, er solle sie gefälligst in Ruhe lassen und sie wolle nicht verkaufen. Als sie mich bemerkt hat, hat sie das Gespräch beendet und so getan, als sei alles in Ordnung. Aber glauben Sie mir, das war es nicht. Wissen Sie, der Hausmeister und ich sind gute Bekannte und er hat mir gesagt, dass dieser Kerl es allein in der letzten Woche sooft versucht hat, dass Camille kurz davor gewesen war, die Polizei zu rufen.“
    „Es muss ihr wohl wirklich ernst gewesen sein“, schlussfolgerte Evan nachdenklich. „Hat Ihnen der Hausmeister den Namen des Störenfriedes genannt?“
    Sharon schien zu überlegen, denn eine tiefe Falte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen. „Er hat mir tatsächlich gesagt, wie der Typ hieß, aber ich erinnere mich nicht mehr so gut“, gestand sie. „Er meinte, dass es sich um irgendeinen Sohn eines reichen Industriemoguls handele, der vor Kurzem verstorben sei und sein Vermögen eben diesem Sohn vererbt hat. Irgendwas mit ‚S’. Ich glaube, der Name des Anrufers war ‚Sheppard’ oder so ähnlich.“
    „Wir werden das auf jeden Fall prüfen lassen“, versicherte Teyla ihr und erhob sich; Evan tat es ihr gleich.
    „Glauben Sie, er hat etwas mit Camilles Tod zu tun?“, fragte Sharon.
    „Das gilt es jetzt herauszufinden“, antwortete Evan. „Auf jeden Fall werden wir Sie auf dem Laufenden halten.“

    ++++++++++

    NYPD Police Station Precinct 19, Upper East Side (Manhattan, New York City)
    3. September, 19: 56 Uhr


    Den Teebeutel mit brühend heißem Wasser übergießend, wandte sich Teyla Emmagan an ihren Kollegen, der geradezu verzweifelt versuchte die Kaffeemaschine zu bedienen: „Soll ich dir helfen?“
    „Geht schon“, brummelte Detective Kanaan Ramirez, sah sie kurz an, nahm dann aber den Kampf gegen das in seinen Augen ‚schwarze Unding’ wieder auf, doch selbst seine geballte Faust, mit der er gegen das Gehäuse schlug, schien die Kaffeemaschine nicht umstimmen zu können; statt köstlichem Kaffee ergoss sich nur trübes Wasser in Kanaans Tasse.
    Teyla beobachtete ihn schmunzelnd, wusste aber durchaus, dass sie sich lieber zurückhalten sollte, auch wenn es ihr noch so sehr in den Finger kribbelte, ihrem Kollegen zu helfen. „Bist du sicher?“, versuchte ihn umzustimmen.
    Kanaan blähte die Wangen auf und entließ die Luft mit einem lauten, zischenden Ton der Verzweiflung. „Dieses Ding“, rief er entrüstet und tippte mit blitzenden Augen gehen das Metallgehäuse der Kaffeemaschine, „hasst mich!“
    „Das ist eine Maschine, Kanaan“, bemerkte Teyla sanft.
    „Na und?“, schnappte dieser zurück, zog seine Tasse unter den Düsen hervor und donnerte sie in die Spüle. „ ch bleib dabei, dieses Ding hasst mich!“
    „Wenn du meinst.“ Teyla verdrehte in dem Augenblick, in dem sich Kanaan erneut der streikenden Kaffeemaschine zuwandte, die Augen und schlenderte dann lächelnd zu ihrem Schreibtisch zurück. Sie stellte ihren Tee ab und begann in einigen Unterlagen zu wühlen, als sie bemerkte, dass Kanaan ihr gefolgt war und sich nunmehr auf die Kante ihres Schreibtisches setzte.
    „Wie sieht’s mit heute Abend aus? Hast du schon was vor?“, erkundigte er sich und warf wie beiläufig auch einen Blick auf die Akten, die sie in den Händen hielt.
    Teyla seufzte. „Kanaan, ich…“ Sie brach ab, als er sie mit seinen braunen Augen direkt ansah, und sie musste gestehen, dass er doch eigentlich ein ganz netter Kerl war. Er war erst vor Kurzem von Vegas hierher nach New York City versetzt worden und Elizabeth hatte sofort versucht, sie beide zu verkuppeln, bisher allerdings erfolglos. Es war nicht so, dass Teyla ihn nicht mochte. Kanaan hatte ein ähnlich wildes Wesen wie sie, war manchmal unnahbar, genau wie sie, und die Tätowierungen an seinen Oberarmen, die ihn als ein ehemaliges Bandenmitglied kennzeichneten, übten eine besondere Anziehung auf sie aus. Doch trotzdem war da immer noch etwas, das Teyla Abstand hielten ließ. Ihre letzte Beziehung war gelinde ausgedrückt ‚ein Reinfall’ gewesen und die Trennung von Michael lag nun schon fast anderthalb Jahre zurück. Sie weinte dem Kerl keine Träne nach. Im Nachhinein hatte er sich als ein selbstverliebtes, besserwisserisches Arschloch entpuppt und sie konnte gar nicht richtig glauben, dass sie diesen Kerl einmal geliebt hatte.
    Kanaan war anders und sie mochte diese andere Art, sie mochte ihn. Im Moment nur als netten Kollegen, aber zumindest Elizabeth schien sich sicher zu sein, dass sie beide das nächste Traumpaar des Reviers sein würden und das, obwohl Teyla geschworen hatte, niemals etwas mit einem Kollegen anzufangen. Obwohl Michael ja genau genommen auch einer gewesen war.

    Teyla sah Kanaan an und ihr Vorhaben fing an zu wackeln. Er war ein wirklich netter Kerl, sah gut aus, war witzig und wusste, wann er sich zurückzuhalten hatte, war aber zugleich ein interessanter, temperamentvoller Charakter, den sie tief in ihrem Innern besser kennenlernen wollte.
    Sie war schon mal mit ihm ausgegangen, doch da war es nur ein rein platonisches Treffen unter Kollegen gewesen. Er hatte sie mit ins Bowlingcenter genommen und dort hatte sich ihr bisher unentdecktes Bowlingtalent offenbart. Es war ein lustiger Abend gewesen und sie hatten viel Spaß zusammen gehabt.

    „Wir wär’s wenn ich dich heute um Acht abhole und wir beide irgendwo hin fahren?“, schlug Kanaan gerade vor. „Worauf hast du Luft? Kino? Essen? Wir könnten rüber nach Ellis Island fahren. Was hältst du davon?“
    Eine Menge, antwortete die kleine Stimme in ihrem Kopf, die für die Entscheidungen zuständig war. Sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal auf Ellis Island gewesen war.
    Bist du wahnsinnig?, meldete sich da die andere Stimme, ihr Verstand. Nichts mit Kollegen anfangen, schon vergessen?

    Teyla verdrehte die Augen, als die beiden Stimmen sich darüber zu streiten anfingen, was wohl das Beste wäre. Das Gerede in ihrem Kopf bereitete der Polizistin Kopfschmerzen und war nicht gerade wegweißend.
    „Und?“, mischte sich nun auch noch Kanaan ein und er sah sie erwartungsvoll an. „Teyla, was meinst du?“
    „Ich meine, dass sie jetzt ihre Sachen packt und mit mir mitkommt“, schallte Evans Stimme zu ihnen herüber und Teyla war schon fast erleichtert, dass er wieder einmal so unangemeldet in ihr Büro geplatzt kam. Er hielt die Autoschlüssel in den Händen und klimperte mit ihnen, was nur eines bedeuten konnte.
    Teyla konnte sich ein leises Seufzen nicht verkneifen. Sie schenkte Kanaan einen enttäuschten Blick. „Tut mir leid“, sagte sie, in ihrem Inneren tief erleichtert.
    Kanaan winkte ab. „Kein Problem. Wir machen es einfach irgendwann anders, okay?“
    „Okay.“ Teyla rang sich ein Nicken und ein Lächeln ab, bevor sie sich beeilte und hinter Evan hersetzte, der bereits auf halben Wege nach draußen war. „Danke“, flüsterte sie ihm zu, als sie beide aus der Tür hinaus auf die Straße traten.
    „Keine Ursache“, entgegnete Evan und öffnete den am Straßenrand parkenden Wagen per Fernbedienung. Als er einsteigen wollte, meinte er übers Autodach hinweg zu ihr: „Falls er aufdringlich werden sollte, dann lass es mich wissen, damit ich ihn wegsperren kann.“

    Evan war ein Witzbold und ein wahrer Traumpartner. Seit sechs Monaten arbeiteten sie nun schon zusammen und Teyla konnte sich keinen besseren Partner als ihn vorstellen, vor allem deshalb, da ihr vorheriger Partner auch gleichzeitig ihr damaliger Freund, Michael, gewesen war.
    Michael und Evan unterschieden sich grundlegend. Während Michael stets ernst gewesen war, war Evan witzig und zuvorkommend; er brachte sie und die anderen immer zum Lachen und inzwischen konnte man sich das Police Departement Precinct 19 nicht mehr ohne Evan Lorne vorstellen.
    Evan war es nach seiner Versetzung von Miami so ähnlich ergangen wie Kanaan jetzt, doch im Gegensatz zu dem hatte Evan schnell begriffen woher der Wind wehte und in den Koryphäen aus der Buchhaltung, Elizabeth Weir und Amelia Banks, ebenso schnell aus den Segeln genommen, indem er ihnen schon in seiner zweiten Arbeitswoche seine Verlobte, Laura Cadman, präsentierte.

    Während Evan den Wagen startete und ihn auf die Fahrbahn hinauslenkte, schaute Teyla aus dem Fenster, obwohl sie draußen nicht viel erkennen konnte; es war wieder einmal relativ früh dunkel geworden und es regnete. Dabei war es doch erst September, was für eigentlich noch Sommer bedeutete! Für New Yorker Verhältnisse hatten die kalten Tage dieses Jahr sehr früh eingesetzt und man erwartete schon jetzt einen kalten, harten Winter mit viel Schnee, der sicher wieder den Verkehr lahm legen würde, so wie letztes Jahr.
    Teyla seufzte bei diesem Gedanken und bei der Vorstellung des ihnen bevorstehenden Verkehrschaos.

    Evan setzte den Blinker und bog rechts ab. Erst als sie auf eine der vielbefahrenen Straßen abbogen, wurde Teyla bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wo es eigentlich hin ging; sie hatte das Revier überstürzt verlassen, um von Kanaan und der Entscheidung zu fliehen, ohne zu wissen, was Evan mit ihr vorhatte.
    „O’Neill will, dass wir uns diesen Sheppard mal näher ansehen“, meinte Evan genau in diesem Augenblick, fast so, als konnte er ihre wirren Gedanken lesen. „Er soll hier ganz in der Nähe sein Penthouse haben.“
    „Aha“, machte Teyla einfach nur, sich nichts anmerkend. Sie lehnte ihren Ellenbogen gegen die Fensteramatur und stützte den Kopf auf ihren Handballen, rief sich noch einmal das Bild des Mannes in den Sinn, den sie jetzt gleich aufsuchen würden. Der Technikexperte ihres Teams, Rodney McKay, hatte ihnen eine Schwarzweißaufnahme präsentiert, die einen attraktiven, dunkelhaarigen Mann Anfang bis Mitte Dreißig gezeigt hatte, einen von der Sorte, denen man am wenigsten zutraute. Schon gar nicht einen Mord.
    ‚Das ist Jonathan Alexander Sheppard’, hatte McKay den Mann auf dem Foto ihr, Evan und dem Rest des sechsköpfigen Teams vorgestellt. ‚ Er ist der Sohn des kürzlich verstorbenen Industriemoguls Patrick Sheppard und dessen Haupterbe. Mit seinen gerade einmal 33 Jahren gehört er zu den reichsten Männern der Ostküste, nennt geschätzte 55 Millionen sein Eigen. Er war bisher einmal verheiratet, mit der Tochter eines Ölproduzenten, Nancy Ferguson; die Ehe wurde vor zwei Jahren geschieden, war kinderlos. Er hat einen jüngeren Bruder, David Sheppard, der nach dem Tod des Vaters die restlichen 23 Millionen des Sheppard-Vermögens für sich in Anspruch nahm und zusammen mit seiner Frau Carrie nach L.A. zog. Womit wir wieder bei seinem älteren Bruder wären: Jonathan. Er ist ein anerkannter Kunstkenner, Sponsor einiger renommierten Kunstgalerien, darunter auch die ‚Neuen Galerie’ und sogar das ‚Metropolitan Museum of Art’. Er ist Kunstsammler und hat in seinem Penthouse an der Upper East Side schon mehreren bis dato unbekannten Künstlern zum Ruhm verholfen. Des Weiteren hat er insgesamt 1,5 Millionen Dollar an Kinderhilfsprojekte gespendet und ihm gehört ein Privatkrankenhaus in Manhattan. Und nicht zu vergessen: Unser wohltätiger Samariter spielt gern Indoorgolf.’

    Rodney hatte wahrlich nichts ausgelassen und nun glaubte Teyla sogar die Lieblingsbiersorte Sheppards zu kennen. Ein bisschen mulmig war ihr schon bei dem Gedanken, zu einem der reichsten Männer der Ostküste zu fahren und ihn hinsichtlich eines Mords zu befragen. Andererseits waren solche Kerle meist die Schlimmsten und nachdem, was sie von Camille Wray’s Lebensgefährtin erfahren hatten, täuschte das bubenhafte Lächeln Sheppards auf dem Foto.
    „Ich bin gespannt, was uns erwartet“, sinnierte sie und warf einen schnellen Seitenblick zu Evan, der angestrengt durch die regennassen Scheiben starrte und auf den Verkehr achtete, der zu dieser Tageszeit besonders schlimm zu sein schien.
    „Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl“, meinte Evan. „Hast du gehört? 55 Millionen. Kerle die so viel Geld haben, haben meistens Dreck am Stecken.“
    Teyla runzelte die Stirn. „Du glaubst, dass er etwas damit zu tun hat?“, wollte sie wissen, nahm dieselben Worte wie Sharon Durquette in den Mund.
    „Das kann man jetzt noch nicht sagen“, antwortete Evan und konzentrierte sich wieder vollends auf den New Yorker Feierabendverkehr.

    +++++++++++

    John Sheppards Penthouse, Upper East Side (Manhattan, New York City)
    3. September, 20: 15 Uhr


    An der Tür wurden sie von einer freundlich lächelnden Frau empfangen, die sich selbst als Katie Brown, John Sheppards Sekretärin, vorstellte, und die beiden Ermittler in einen großen, modern eingerichteten Raum führte.
    „Nehmen Sie doch bitte Platz“, sagte sie und deutete auf zwei sündhaft teuer aussehende Ledersessel, die vor einem nicht minder teurem Schreibtisch aus dunklem Mahagoniholz standen. „Wenn Sie sich einen kleinen Augenblick gedulden. Mr. Sheppard wird sich gleich um Sie kümmern.“
    Teyla und Evan nahmen Platz, wie man es ihnen geheißen hatten, doch kaum war die Tür hinter Miss Brown zurück ins Schloss gefallen, standen die beiden schon wieder auf den Beinen und liefen durch den Raum, der sich bei näherer Betrachtung als Büro entpuppte.
    „Eins muss man dem Mann lassen“, bemerkte Evan, als er seinen Blick über die Gemälde schweifen ließ, die die Wände des Büros zierten. „Er hat Geschmack.“
    „Nah, ich weiß nicht.“ Teyla rümpfte kritisch die Nase. „Auf mich wirkt das alles hier etwas protzig.“
    „Der Typ hat 55Millionen auf dem Konto“, erinnerte sie ihr Kollege leise, als ob er befürchtete, besagter ‚Typ’ belauschte sie bereits. „Was hast du erwartet?“
    Teyla zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht“, erwiderte sie. „Nicht das.“

    Das Büro, in das man sie geführt hatte, war groß, überraschend weitläufig und modern eingerichtet. Trat man durch die Tür, führten fünf Treppenstufen in den eigentlichen Raum hinab, der mit hellen Möbeln bestückt war, deren klare Linien das Bild des Büros bestimmten. Zwei der vier Wände waren vollends aus Glas und man konnte auf die gegenüberliegenden Häuser sehen und die Dächer der niedrigeren Bauten überblicken. Die beiden anderen Wände zierten Gemälde, wovon eines teurer als das andere aussah; wahrscheinlich hingen dort mehrere Millionen an der Wand.
    Vor der einen Fensterfront eine gemütlich aussehende Couchgarnitur aus feinstem grauen Stoff, mit den farblich dazu passenden Sesseln. Gegenüber an der feststehenden Wand die eigentliche Büroecke, mit dem besagten Mahagonischreibtisch und einer ebenfalls tropenhölzernen Schrank- und Bücherwand.

    Evans’ ‚Psst’ riss Teyla aus ihrer Betrachtung. Er stand vor etwas, das aussah wie eine lang gezogene Bettenfeder, die fast einen Meter in die Höhe ragte und in deren Mitte eine rote Glaskugel steckte. „ Und so etwas nennt sich Kunst“, wunderte sich Evan und legte den Kopf schief, um das ‚Kunstwerk’ auch aus dieser Position aus betrachten zu können.
    Teyla trat näher. „ Du sagtest es: Wer 55 Millionen auf dem Konto hat, der stellt sich auch schon mal so einen Kram ins Büro.“
    „ Dieser ‚Kram’, wie Sie es bezeichnen, hat mich immerhin genug Geld gekostet und da will ich, dass man ihn auch sieht“, erklang plötzlich eine Stimme, die die beiden Detectives zusammenzucken ließ.

    In natura war John Sheppard noch um einiges beeindruckender als auf der Fotografie, musste Teyla feststellen, als sie ihn am oberen Ende der Treppenstufen stehen sah. Er war groß, mindestens eins neunzig, und von schlanker Gestalt, trug helle Stoffhosen und ein marineblaues. Poloshirt. Das dunkle, fast schwarze Haar trug er eigenwillig frisiert, wenn man das überhaupt als Frisur bezeichnen konnte; der Pony war steil aus dem Gesicht gegelt und der Rest stand in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab. Anscheinend hatte Sheppard vorgehabt, einen verwegenen Eindruck zu erwecken und das war ihm mehr als gelungen.

    Teyla erwischte sich dabei, dass sie ihn anstarrte. Nicht, dass sie ihn von oben bis unten musterte, um abzuschätzen, mit wem sie es zu tun hatte. Nein, sie starrte. Dieser Mann war ein Widerspruch an sich- und das faszinierte sie auf eine ihr fast schon unheimliche Art und Weise.
    John Sheppard schien sich seiner Wirkung auf sie bewusst zu sein, denn er schenkte ihr ein leicht schiefes Lächeln, dass das Unwohlsein der Polizistin nur noch verstärkte und sie sich auf einmal klein, unbedeutend und vollkommen deplatziert fühlte. Auch Evan schien es nicht anders zu ergehen; er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, schien sich in der Gegenwart dieses Mannes nicht wohlzufühlen.

    Sheppard verharrte noch ein paar Sekunden auf der Empore, bevor er die Treppenstufen hinabzusteigen begann. Das markante Kinn selbstbewusst vorgereckt, trat er auf die Ermittler zu.
    „Katie hat mich schon vorgewarnt, dass zwei Leute von der Polizei mich sprechen wollen.“ Seine Stimme klang fest und bestimmt. „Evan Lorne, richtig?“ Er streckte Evan seine sonnengebräunte Hand entgegen.
    „Detective“, verbesserte Evan ihn. „Detective Evan Lorne, genauergesagt.“
    „Natürlich, wie unachtsam von mir.“ Sheppard setzte eine schuldbewusste Miene auf, zu der seine funkelnden, grünen Augen, die unter dichten, schwarzen Wimpern hervorlugten, nicht so recht passen wollten. Er ließ seinen Blick zu Teyla wandern, die unbewusst zusammenzuckte, als sie bemerkte, dass er sie von oben bis unten musterte. „Und Sie sind…“
    „Detective Teyla Emmagan“, stellte sie sich selbst vor und war überrascht, dass ihre Stimme leicht zitterte. „Mr. Sheppard, wir sind hier-“
    „Bitte“, fiel er ihr mit erhobenen Händen ins Wort, „nennen Sie mich John. Mr. Sheppard war mein Vater.“

    Der kecke Unterton in seiner Stimme ließ Teyla stutzen. Sie hob die Brauen und zum ersten Mal, seit sie hier waren, wagte sie es sich, seinem Blick direkt zu begegnen- bereute es aber sogleich wieder, als es ihr aus unerfindlichen Gründen eiskalt den Rücken herunterlief.
    „Nehmen Sie doch bitte Platz“, ergriff Sheppard die Initiative und deutete auf die beiden Ledersessel. Er selbst nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. „Kann ich Ihnen etwas anbieten? Wasser, einen Kaffee, Tee?“
    „Sehr freundlich, aber nein“, lehnte Evan dankend ab und verlor dann auch keine Zeit, um den eigentlichen Grund für ihr Kommen anzusprechen. „Ich nehme an, Sie wissen, warum wir hier sind.“

    Sheppard seufzte tief und lehnte sich zurück. „So sehr ich es bedaure, aber ja. Ich habe die furchtbare Nachricht eben erst erfahren. Camille war eine wirklich schillernde Persönlichkeit und es ist doch immer wieder tragisch, dass ausgerechnet solche Menschen wie sie sterben müssen.“
    „Klingt so, als wären Sie ehrlich überrascht“, bemerkte Evan.
    „Camille war eine anerkannte Kunstkennerin, so wie ich, aber das dürften Sie sicherlich schon wissen.“ Sheppard lupfte die Augenbraue. „Natürlich ist es schlimm, zu erfahren, dass eine gute Galeristin, wie sie eine war, stirbt.“
    „Es war kein Unfall“, warf Teyla nun ein. „Wir gehen davon aus, dass Sie ermordet wurde. Können Sie sich vorstellen, wer zu so etwas fähig gewesen wäre?“
    „Die Tatsache, dass Sie gerade hier bei mir sitzen, beweist doch wohl, dass Sie denken, ich wäre zu so etwas fähig, ist es nicht so?“, stellte Sheppard die Gegenfrage.
    „Sie wissen, dass man Ihr Verhältnis mit der Toten als schwierig und angespannt beschreibt?“, meinte Evan.
    Sheppard nickte. „Ich gebe zu, dass Camille und ich in letzter Zeit gewisse… Differenzen hatten, was den Verkauf eines Gemäldes aus der Galerie anging. Ich hatte ihr eine horrende Summe genannt, doch sie wollte trotzdem nicht verkaufen. Aber das wäre für mich kein Grund, sie umzubringen.“
    Teyla legte den Kopf zur Seite. „Was wäre denn für Sie ein Grund, sie umzubringen? Wo wir gerade so schön dabei sind.“
    Sheppards Mundwinkel hoben sich und er lächelte. „Sie haben aufgepasst“, sagte er, antwortete dann ernst: „Ich würde nie einem Menschen etwas zuleide tun, noch nicht einmal jemanden, der es verdient hätte.“
    „Hätte es Camille in Ihren Augen ‚verdient’?“, wiederholte Evan.
    „Camille und ich kannten uns von einigen Auktionen und haben in den letzten Monaten öfter Geschäfte miteinander abgeschlossen“, berichtete Sheppard. „Sie hat mir einige Kunstwerke zu einem billigeren Preis verkauft und ich, meinerseits, habe ihr einige unbekannte Künstler und Kunsthändler vorgestellt.“ Er hielt kurz inne, ließ den Blick aus dem Fenster, über die Dächer der anderen Bauten schweifen.

    „Aus sicheren Quellen haben wir erfahren“, nutzte Teyla die Pause, „ dass Sie heute eine Auseinandersetzung mit ihr am Telefon hatten. Man sagte uns, dass es um das von Ihnen genannte Gemälde ging, dass Miss Wray nicht verkaufen wollte.“
    „Es war keine ‚Auseinandersetzung’“, stellte Sheppard richtig. „Gut, ich bin vielleicht etwas lauter geworden, aber nur, weil ich einen anstrengenden Tag hinter mir habe. Ich hatte Katie gebeten, Camille noch einmal eine Nachricht zu hinterlassen, dass ich mich gerne mit ihr treffen würde, aber anscheinend hatte Camille auch einen schweren Tag. Sie rief mich vorhin an, ja, aber nur, um mich wüst zu beschimpfen und mir zu sagen ‚ich solle mir mein Geld dahin stecken, wo sie Sonne nie hinscheint’.“ Er hob die Hände. „Ihre Worte, nicht meine.“

    „Und da ist Ihnen nicht der Kragen geplatzt, da Sie ja einen anstrengenden Tag hinter sich haben, und Sie sind nicht kurz zu Miss Wray gefahren?“, wollte Evan wissen.
    Sheppard warf ihn jenen eiskalten Blick zu, der ihn als Mitglied der Oberen Zehntausend, der Upper Class, auswies. „Das hört sich für mich so an, als würden Sie mich tatsächlich verdächtigen, ich hätte sie umgebracht.“
    „Im Moment verdächtigen wir niemanden“, rettete Teyla Evan aus der Misere.
    „Gut.“ Sheppards Miene entspannte sich wieder. „Egal was die Leute behaupten, ich hätte des Weiteren auch keine Gelegenheit, denn ich war den ganzen Abend im Sportzentrum und habe mit einem alten Freund Golf gespielt. Sie können das gerne überprüfen.“
    Evan rümpfte die Nase. „Keine Sorge, dass werden wir.“

    Ein verhaltenes Schweigen entstand, das erst beendet wurde, als Sheppard sich erhob und verkündete: „Wenn das jetzt alles gewesen ist, dann müsste ich Sie jetzt leider bitten zu gehen, denn ich erwarte in einer halben Stunde einen Geschäftspartner zum Essen.“
    „Das wäre fürs Erste alles, ja“, entgegnete Evan, stand auf und reichte seinem Gegenüber die Hand. „Wir werden Ihre Angaben überprüfen lassen und falls sich noch etwas ergibt, auf sie zurückkommen.“
    „Sehr gut.“ Sheppard geleitete die beiden Ermittler zur Tür und hielt ihnen diese auf. „Es war mir eine Ehre Sie kennenzulernen.“ Er warf Teyla einen schmeichelhaften Blick zu, untermalte ihn zusätzlich mit einem weichen, bubenhaften Lächeln. „Sie sind in meinem Haus stets willkommen, Detective.“
    Teyla errötete leicht. „Gut zu wissen“, erwiderte sie so kühl wie es ihr nur eben möglich war, wenngleich es in ihren Inneren brodelte und sie fast schon hoffte, noch einen Blick auf diese traumhaften grünen Augen werfen zu können.
    Sich mit den Worten ‚Katie wird Sie hinausbegleiten’ verabschiedend, wandte sich John Sheppard allerdings, sehr zu ihrem Bedauern, ab und verschwand in einem der, an den Flur angrenzenden, Räume.

    TBC

  16. Danke sagten:


  17. #10
    Major Avatar von claudi70
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    Hi,
    schön das es weiter geht. und dann auch noch so ein schönes langes Kapitel.

    Mir gefällt, wie du die einzelnen Charakter untergebracht hast. John als reicher Snob, na mal sehen, ob er wirklich so arogant ist wie er im ersten Moment wirkt.
    Es erinnert mich ein wenig an die Warehousefolge "Elements", da spielte er ja auch so einen reichen New Yorker.

    Auf jeden Fall hat es wieder Spaß gemacht zu lesen, ein paar Rechtschreibfehler sind mir zwar dieses Mal aufgefallen, aber sie haben den Lesefluss nicht gestört. Aber mir gefällt deine Liebe zum Detail, wie du die Dinge so beschreibst.
    Freue mich schon auf den nächsten Teil.
    LG

  18. Danke sagten:


  19. #11
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    582

    Standard Kaffeepause a la carte

    A/N:So, nach längerer Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich endlich "meinen" Updatetag gefunden habe, nämlich den Freitag. Und da heute überraschenderweise Freitag ist, gibt's heute auch ein neues Kapitel.

    Natürlich freue ich mich über jedes Feedback und auch über konstruktive Kritik, da ich sozusagen ja noch ein Frischling auf dem Gebiet Fanfiction bin. Also, würde mich echt freuen, zu hören, wie euch das neue Kapitel gefallen hat.
    LG, eure Moni

    @claudi70: Meinen Kommentar zu deinem Feedback findest du am Ende des Kapitels.


    Kapitel Zwei
    *+* Kaffeepause a la carte *+*



    The coffee was steamin', and I, I was dreamin'
    You'd take me to boiling point.
    Your lips started kissin', my heart started missin'
    We damn nearly wrecked the joint.

    I like my men like I like my coffee,
    Hot, strong and sweet like toffee.
    Oh, so you know that I can't let you go.
    Supersister - Coffee


    Upper East Side (Manhattan, New York City)
    3. September, 22: 18 Uhr


    Evan lehnte, mit vor der Brust verschränkten Armen, an der Wand und beobachtete seine Kollegin dabei, wie sie ihre Sachen in ihrem Metallspind verstaute. Der Tag hatte seine Spuren hinterlassen und Teyla’s braunen Augen hatten ihren morgendlichen Glanz verloren. Sie schien erschöpft zu sein und nach einer zwölf Stunden Schicht brachte nicht einmal mehr der Kaffee etwas, außer dass ihre Finger wegen des Koffeins zitterten, das sich in ihrer Blutbahn befand.

    Nach zwölf Stunden stand nun der Schichtwechsel bevor und Evan freute sich nur noch auf eins, nämlich, endlich schlafen zu können.
    Polizist zu sein verlangte dem Körper viel ab. Man bekam wenig Schlaf, musste aber dennoch stets fit und ausgeruht sein. Anfangs war es schwer gewesen, doch im Laufe der Jahre gewöhnte man sich daran. Der Körper lernte, sich einzustellen. Er lernte, die Energie so einzuteilen, dass er die Anforderungen, die dieser Beruf mit sich brachte, bewältigen konnte. Der Mensch war ein Gewohnheitstier, hieß es immer so schön und Evan glaubte, dass die Verfasser dieses Sprichwortes bestimmt Polizisten gewesen waren.

    Teyla’s Seufzen holte ihn aus seiner gedanklichen Reise durch das Berufsfeld des New Yorker Polizisten zurück in die Realität, die sich als eine düstere, betonumfasste Umkleide entpuppte, in der sie sich gerade für den Schichtwechsel bereitmachten. Nach zwölf Stunden und unzähligen Tassen schwarzen Kaffees durften sie nun endlich für ein paar Stunden nach Hause gehen, um sich auszuruhen.
    Evan entdeckte in Teyla’s Augen Erschöpfung, als sie ihre Spindtür mit einer schwungvollen Bewegung zufliegen ließ, ihre Tasche schulterte und sich zu ihm umdrehte. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen und er fragte sich, wie sie es manchmal schaffte. Teyla war eine bemerkenswerte Frau, eine von wenigen, die dem Polizistenberuf wirklich gewachsen zu sein schien und in ihrem Beruf aufging.
    „Fertig?“, fragte sie.
    Evan stieß sich von der Wand weg, angelte nach seinem Rucksack, der auf dem kalten Betonboden lag. „Fertig“, erwiderte er und folgte Teyla, die bereits ein paar Schritte vorgelaufen war. Zusammen verließen sie die Umkleide und schlenderten langsam in Richtung Ausgang.

    Außerhalb der schützenden Wände des Police Departements war es kalt geworden. Es war kälter, als Evan es in Erinnerung hatte, und inzwischen war die Sonne vollends verschwunden und die Straßenlaternen hatten ihren Dienst aufgenommen, hüllten die Fußgängerwege in ein diffuses, flackerndes Licht.
    Teyla’s Wagen parkte auf der anderen Seite der Straße, die um diese Uhrzeit wenig befahren war, weshalb man sie, ohne zu gucken, rasch überqueren konnte.
    Teyla schloss ihren Wagen auf und sie stiegen ein.

    Es waren rund zehn Minuten bis zu ihrer Wohnung, nicht weiter schlimm, doch die Fahrt auf den stark befahrenen Straßen New Yorks war jedes Mal aufs Neue ein Abenteuer, auf das man sich wohl oder übel einlassen musste, ob man es nun wollte oder nicht. Manchmal glaubte Evan, die New Yorker konnten allesamt nicht Auto fahren. Wenn er so aus dem Fenster schaute und die anderen Fahrer beobachtete, fragte er sich oft, wie sich manche von ihnen wohl benehmen würden, wenn sie wüssten, dass neben, hinter oder vor ihnen ein Polizist fuhr. Die Fahrweise der New Yorker war eigenwillig und nicht selten geradezu aggressiv. Taxis waren die Unfallgefahr auf vier Rädern und Fahrradfahrern- besonders Kurieren- durfte man so gut wie gar nicht über den Weg trauen. Kurz gesagt: In dieser Millionenmetropole fuhr jeder wie es ihm passte und dass der ganz große Crash bisher ausgeblieben war, wunderte sicher nicht nur Evan.

    Aus der zehnminütigen Fahrt wurde eine halbe Stunde und als sie Teyla’s Appartement in Greenwich Village, dem berühmtberüchtigten Künstlerviertel New Yorks, endlich erreichten, war es fast viertel vor zehn. Teyla parkte ihren Wagen direkt vor dem Hauseingang und den Weg in ihre Wohnung brachten sie und Evan genauso schweigsam hinter sich wie die halbstündige Autofahrt.
    Kaum hatte Teyla die Wohnungstür aufgeschlossen und das Licht im Flur angeschaltet, hatte sich Evan bereits an ihr vorbeigeschlängelt und sich auf das Sofa plumpsen lassen, dass seit nunmehr zwei Wochen ‚seine Schlafresidenz’ war, seit Laura und er sich gestritten und sie ihn aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen hatte. Teyla hatte nur mit den Augen gerollt und ihn kommentarlos in ihre Wohnung gelassen, als er am Abend des gleichen Tages vor ihrer Tür gestanden hatte.
    Es war nicht so, dass Laura und er sich sehr oft stritten, doch in den letzten beiden Monaten war es vorgekommen, dass Evan mehr Zeit auf Teyla’s Sofa verbracht hatte, als neben seiner reizenden Verlobten im Bett. Dass das vielleicht der Grund für seine Streitigkeiten mit Laura war, hatte Evan von Anfang an ausschließen können. Laura wusste, dass Teyla es nie wagen würde, sich an ihn ranzumachen, und Teyla wusste, dass Laura ihr den Kopf abreißen würde, fall sie es auch nur versuchte.
    Das mit Teyla und ihm war eine reine Zweckslösung, die meistens nur ein, zwei Wochen andauerte. Teyla war seine Kollegin, nicht mehr, nicht weniger. Sie war eine gute Freundin, eine von der Sorte, mit der man an einem Sonntag ungestört Football schauen und Unmengen Popcorn in sich reinstopfen konnte. Er wusste, dass sie es hasste, wenn er sie so nannte, aber für Evan war Teyla eine Art ‚Kumpel’, in weiblicher Ausführung.

    „Willst du was trinken?“ Teyla’s Stimme schallte aus der offenen Küche zu ihm herüber und als er sich umwandte, sah er sie mit zwei Bierflaschen winken.
    „Immer her damit“, erwiderte er, rappelte sich auf und rutschte ein Stück beiseite, damit sie Platz neben ihm fand.
    Teyla ließ sich neben ihn auf das Polster sinken und drückte ihm die kalte Bierflasche in die Hand, stieß mit ihm an und trank einen großen Schluck des eiskalten ‚Gesöffs’, wie es Laura immer so liebevoll nannte.
    Evan tat es seiner Kollegin gleich und genehmigte sich erst einmal einen Schluck Bier, das nach so einem anstrengenden Tag fast genauso belebend war wie eine Tasse Kaffee, nur dass er Kaffee heute nicht mehr sehen konnte.
    „Irgendwie ist das alles komisch“, sagte Teyla in diesem Moment, lehnte sich zurück, ließ den Kopf in den Nacken fallen und betrachtete die Zimmerdecke.
    „Was ist komisch?“, fragte Evan.
    „Alles“, antwortete sie. „Einfach alles.“
    Evan schmunzelte. „Wirst du jetzt poetisch?“, triezte er.
    „Ach, halt die Klappe“, zischelte Teyla und verpasste ihn einen Klaps auf den Hinterkopf.
    „Hey“, empörte sich Evan, holte aus und boxte ihr mit dem Ellenbogen in die Seite, was wiederum zur Folge hatte, dass sie ihm ein Sofakissen ins Gesicht schleuderte. „Okay, okay, ich ergebe mich!“, rief er und hob beschwichtigend die Hände.
    Teyla schnaubte belustigt. „Kluge Entscheidung, Detective Lorne.“

    Die nächsten zwei Minuten verbrachten sie wieder schweigend, nippten abwechselnd an ihren Bierflaschen, starrten riesengroße Löcher in die Luft, genossen die Stille, lauschten dem New Yorker Straßenlärm, der stark gedämpft durch die Zimmerwände drang. Es war schließlich wieder Teyla, die das Schweigen brach.
    „Was meinst du?“, wollte sie wissen.
    „Sheppard?“
    Teyla nickte.
    „Ich weiß nicht.“ Evan legte einen Arm auf die Rückenlehne des Sofas. „Er ist mir nicht ganz geheuer. Er mag zwar zur Tatzeit nicht dort gewesen sein, aber da ist trotzdem was. Ich weiß nicht was, aber da ist etwas, das er uns verschweigt.“
    Teyla nickte stumm, trank einen Schluck Bier. „Du denkst, er hat trotzdem etwas mit der Sache zu tun?“
    Evan zuckte mit den Schultern. „Der Kerl hat 55 Millionen- dem traue ich irgendwie alles zu.“
    „Du solltest nicht gleich Vorurteile gegen ihn haben, nur weil er reich ist“, schalt Teyla ihn, doch ihr nachdenkliches Stirnrunzeln verriet Evan, dass sie genauso dachte wie er.
    „Ich hatte schon genug mit solchen wie ihm zu tun, Teyla. Ob in Miami oder hier- die sind alle gleich.“ Verachtend verzog er den Mund. „Denken, sie können sich mit ihrem Geld alles kaufen. Ich finde solche Kerle einfach nur widerlich.“
    „Und Sheppard ist einer von dieser Sorte?“, hakte Teyla nach.
    „Keine Ahnung“, antwortete Evan. „Ich kenne ihn nicht gut genug und wenn ich ehrlich sein soll, will ich das auch gar nicht. Er ist mir irgendwie suspekt.“
    „Er ist… anders“, meinte Teyla und führte wieder die Bierflasche an ihre Lippen, behielt sie verdächtig lange dort oben.
    Evan kniff die Augen zusammen und musterte die Regungen im Gesicht seiner Kollegin. „O mein Gott“, stöhnte er plötzlich. „Du stehst auf ihn!“
    „Was!?“ Überrascht sah Teyla ihn an. „Auf wen?“
    „Sheppard“, sagte Evan. „Du stehst auf diesen reichen Charmebolzen!“
    Teyla verzog empört das Gesicht und schüttelte energisch mit dem Kopf. „Sei doch nicht albern, Evan.“
    „Ich fasse nur das zusammen, was ich sehe“, verteidigte sich Evan. „Und im Moment sehe ich, dass du rot wirst.“
    „Das stimmt doch gar nicht!“, rief Teyla, griff erneut nach dem Kissen und schleuderte es ihm ein zweites Mal ins Gesicht. „Er ist ein Verdächtiger in einem Mordfall, Evan.“
    „Sagtest du nicht, dass er nicht verdächtig ist?“, stichelte er sie.
    „Ich habe meine Meinung eben geändert“, sagte sie.
    „Mal eben so auf die Schnelle, als ich dich darauf hingewiesen habe, dass du während unseres Besuchs nicht die Augen von ihm lassen konnte?“
    Teyla nickte. „Genau, ich-“ Sie brach ab, als sie den Sinn von Evans Worten erfasste. Ihre Augen weiteten sich und sie bleckte angriffslustig die Zähne. „Das ist nicht wahr und das weißt du auch!“
    „Das Einzige was ich weiß, ist, dass du Stielaugen bekommen hast“, machte Evan weiter. „Ich habe darauf gewartet, dass du anfängst zu sabbern und unserem Schönling das teure Parkett versaust.“
    „Schönling“, wiederholte Teyla abfällig.
    „Hast du etwa nicht gemerkt, wie der dich angesehen hat?“, fragte Evan. „Dem sind doch fast die Augen rausgefallen. Aber hey! Wenn’s sein muss, angele dir ruhig deinen Millionär. Ich werde dich ganz sicher nicht daran hindern, Schätzchen.“
    „Du bist unmöglich“, fauchte Teyla, richtete sich ruckartig auf und stapfte davon. In der Tür, die aus dem Wohnzimmer zum Flur hinausführte, blieb sie stehen. Sie drehte sich halb um und warf Evan einen mörderischen Blick über die Schulter zu. Man konnte ihr ansehen, dass sie im Kopf durchging, was sie ihm als nächstes verbal um die Ohren schleudern wollte, und ebenso konnte man die Enttäuschung in ihrem Gesicht sehen, als ihr nichts einfiel. Sie kniff ärgerlich die Lippen zusammen.
    „Schönling“, goss Evan noch Öl ins Feuer und für einen kurzen Moment blitzte Mordlust in den Augen seiner Kollegin auf und er befürchtete schon, sie würde auf ihn losgehen.
    Doch Teyla schnaubte nur wütend und ihr Blick wurde noch finsterer. „Halt doch einfach die Klappe, Evan“, fuhr sie ihn an und rauschte dann mit hochrotem Kopf von dannen.

    Evan zuckte nicht einmal zusammen, als sie die Badezimmertür so fest hinter sich zu schlug, dass die Wände kurz zitterten. Stattdessen lächelte er nur ein siegesgewisses Lächeln und leerte seine Bierflasche mit einem Zug. Irgendwie hatte er den Verdacht, dass dieser Fall durchaus Potenzial hatte, interessant zu werden.

    +++++++++++

    Verdammt noch mal, Evan kannte sie zu gut. Dieser Gedanke und noch viele andere wirbelten in Teyla’s Kopf durcheinander, als sie durch den Flur stapfte, das Bad ansteuerte und die Tür hinter sich zuknallte. Da stand sie nun und wusste bei aller Liebe nicht, wie es so weit hatte kommen können.
    Auf dem Weg vom Wohnzimmer bis hierher hatte sie die Luft angehalten, warum wusste sie nicht, aber jetzt entließ sie sie mit einem Keuchen. Die Luft entwich aus ihrem Brustkorb und mit ihr auch die schmerzende Enge, das Spannen in ihrer Brust, der Druck, die Last, die ihre Schultern niederdrückte.
    „Verdammt“, keuchte Teyla und lehnte ihren brummenden Schädel gegen die hölzerne Badezimmertür. Sie schloss die Augen und versuchte etwas Ordnung in ihren Kopf zu bekommen, scheiterte jedoch maßlos und auf ganzer Linie. Die vielen, vielen Gedanken schlossen sich zu einem einzigen zusammen, nämlich zu dem, dass Evan recht hatte, was diesen John Sheppard betraf, und das machte ihr Angst. Nicht, dass Evan ein guter Beobachter und klasse im Kombinieren des Offensichtlichen war, sondern vielmehr, dass sie für diesen Mann etwas empfand, was sie nicht beschreiben konnte. Es war unheimlich und nicht richtig. Sie hatte ihn gesehen, hatte diese unglaublichen, grünen Augen gesehen… und es war um sie geschehen gewesen. Sie hatte ihn angestarrt, wie ein Schulmädchen, das ihren Lehrer bewunderte. Wie ein Ausstellungsstück in einem Museum.

    Die Divise lautete Ablenkung. Teyla riss sich zusammen, stellte sich vor das Waschbecken und drehte den Wasserhahn auf. Frisches Wasser sprudelte aus dem Wasserhahn heraus, ergoss sich in das Keramikbecken, verschwand im Ausguss.
    Ablenkung, ermahnte sich Teyla selbst, als ihre Gedanken wieder zu wandern begannen, streckte die Hände aus, formte sie zu einer Schale, fing das Wasser auf und spritzte es sich in ihr erhitztes Gesicht. Das kalte Wasser stach in ihren Augen, doch verwundert stellte sie fest, dass das genau die Ablenkung war, die sie jetzt brauchte. Sie drehte den Wasserhahn also wieder zu und fing an sich zu entkleiden.

    Teyla erschauderte, als das eiskalte Wasser auf ihre nackte Haut traf, und wich im ersten Moment zurück, drängte sich eng an die gekachelte Duschwand hinter ihr. Dann besann sie sich jedoch und stellte sich direkt unter den Wasserstrahl, der aus dem Duschkopf schoss, und schloss die Augen, ließ sich das kalte Wasser übers Gesicht, über die Haare und den Rest ihres Körper laufen. Sie merkte, wie sich ihr Herz in ihrer Brust schmerzhaft zusammenzog, sich nach ein paar Sekunden aber wieder entspannte und in einem ruhigen, gleichmäßigen Takt weiterschlug.
    Die kalte Dusche war genau das, was sie gebraucht hatte. Der Druck in ihrem Kopf nahm ab und ihre angespannten Schultern entspannten sich. Umhüllt von eiskaltem Wasserdampf, vergaß sie fast, was ihr den Verstand raubte. Aber nur fast…

    Als sie schließlich aus der Dusche heraustraut, ihren Körper in ein Handtuch hüllte und sich gegenüber im Spiegel entdeckte, waren auch wieder die Gedanken zurück. Teyla schreckte zusammen und entließ einen erstickten, leisen Schrei, als sie glaubte, zwei grüne Augen in dem beschlagenen Spiegel zu erkennen, die sie beobachteten.
    „O mein Gott.“ Sie schüttelte mit dem Kopf. „Du wirst verrückt, Teyla Emmagan.“ Schnell eilte sie an den Spiegel heran und wischte einmal mit der Hand über die glatte Fläche; die grünen Augen verschwanden und stattdessen blickte sie in ihre eigenen.

    Von jener unheimlichen Situation noch ganz zittrig, zog Teyla sich rasch wieder an und verließ das Badezimmer. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie sich fast eine halbe Stunde eingeschlossen hatte, und als sie zurück ins Wohnzimmer trat, fand sie Evan schlafend auf dem Sofa vor, das Bier noch in der Hand haltend; er lag auf dem Rücken, sein Kopf war nach vorne auf die Brust gefallen. Die Schnute, die er im Schlaf zog, vervollkommnte das Bild und Teyla musste unwillkürlich schmunzeln, als sie Evan erblickte. Leise tapste sie durch den Raum, schaltete alle Lichter aus, beugte sich über ihren leise schnarchenden Kollegen, nahm ihm die Bierflasche aus der Hand und deckte ihn zu.
    „N…nein… ich….Stehen bleiben!“, murmelte Evan etwas verwirrt und schlug seine Augen auf. Er war nicht richtig wach, das wusste Teyla. Es war nur eine Reaktion auf die Berührung.
    „Schlaf gut“, flüsterte sie und fügte ein grinsendes ‚Idiot’ hinzu.
    Evans Lider wurden träge und fielen schließlich wieder zu.

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    Upper East Side (Manhattan, New York City)
    4. September, 07: 06 Uhr


    Der nächste Tag begann genau damit, womit der vorherige aufgehört hatte- mit einer dichten Wolkendecke, die die Sonne verdeckte, und feinem Sprühregen. Eine zähe Nebelsuppe umhüllte New Yorks Skyline und das Büro- und Finanzviertel, Midtown Manhattan, erinnerte an einen Schauplatz in einem zweitklassigen Horrorfilm. Die unzähligen Wolkenkratzer, in denen zwielichtige Börsenhaie ihr Unwesen trieben, schossen düster aus dem Boden und ihre Spitzen verschwanden irgendwo im zähen Nebel.
    Den New Yorkern schien dieses Wetters aufs Gemüt zu schlagen. Nie sah man so viele mürrische Gesichter, wie an Schlechtwettertagen. Nie war Autofahren gefährlicher, als an Tagen wie diesen. Schlechtgelaunte Menschen saßen den Steuern ihrer Autos, brummelten vor sich hin und ließen ihren Hass auf Gott und die Welt dadurch heraus, dass sie wie wild auf die Hupen hämmerten. Ganz New York schien an diesem Morgen von einem mehrstimmigen Hupkonzert erfüllt zu sein und der Lärm in den Straßen ließ sich nicht in Worte fassen, war schlicht unbeschreibbar. Unbeschreibbar laut.
    Der 4. September war ein Tag, an dem man nur deprimiert sein, den Kopf zum Himmel heben und sich fragen konnte, ob und wo sich die Sonne hinter der dichten Wolkendecke verbarg.

    Die Tür zum Coffeeshop aufstemmend, warf Teyla Emmagan einen hektischen Blick auf ihre Uhr, nur um festzustellen, dass sie schon vor mehr als einer viertel Stunde auf dem Revier hätte sein und sich den Obduktionsbefund der Gerichtsmedizinerin hätte anhören müssen. Viertel Stunde hin oder her- die Nacht war wieder einmal viel zu kurz und ihr Bett viel zu gemütlich gewesen, als dass sie pünktlich hätte aufstehen können. Besonders nicht, da sie und das Team auf Anordnung ihres Vorgesetzten, Captain Jack O’Neill, gestern noch zusammengesessen und über den aktuellen Stand der Ermittlungen gesprochen hatten. Erst kurz vor zehn hatten sie endlich das Revier verlassen können und das, obwohl es außer der Tatsache, dass der Hauptverdächtige für den Zeitpunkt des Mordes ein Alibi hatte, nichts zu bereden gab.

    Dass sie zu spät war und O’Neill sie deswegen minder freundlich empfangen würde, wurde nebensächlich, als der herbe Geruch frisch aufgebrühten Kaffees in Teyla’s Nase stieg und ihr ein wohliges Seufzen entlockte. Vom Duft gelockt, steuerte sie zielsicher auf den Tresen zu, vor dem sich, anders wie sonst, nur eine kleine Schlange gebildet hatte. Zwei, lange Gesichter ziehende, Angestellte nahmen die Bestellungen auf und fertigten diese mit ein paar geübt aussehenden Handgriffen aus. Pappbecher, aus denen der warme, wohlduftende Kaffeedampf aufstieg, wurden im Tausch zu grünen Dollarnoten über den Tresen gereicht, die Kunden nahmen sich die Zeit, um augenblicklich an dem heißen Getränk zu nippen, ehe sie dem nächsten in der Reihe Platz machten.
    Teyla wartete, bis sich die Schlange auf zwei Kunden minimiert hatte, ehe sie sich hinten anstellte und in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie zu kramen begann. Eigentlich behauptete sie fest, das Klischee, dass Frauen in ihrer eigenen Handtasche nie das fanden, was sie brauchten und vor allem wenn sie es brauchten, traf nicht auf sie zu, doch heute wurde sie eines anderen belehrt. Ungeahnte Handtaschendimensionen taten sich ihr gerade in dem Moment auf, als ihr Vordermann dem Coffeeshop-Angestellten seine Bestellung mitteilte.
    „Einen Espresso grandé zum Mitnehmen, bitte.“

    Teyla fand ihr schlichtes, schwarzes Lederportemonnaie und fischte es aus ihrer Handtasche. Erleichtert seufzend, hob sie ihren Kopf, um die Angebotstafel zu lesen, die über dem Tresen hing, doch stattdessen blickte sie in jene grüne Augen, die ihr gestern Nacht den Schlaf geraubt und sie sogar in ihrem Traum verfolgt hatten.
    „Sie?“, entfuhr es ihr, als sie den Mann erkannte, der gerade den doppelten Wachmacher bestellt hatte und den sie am wenigsten erwartet hatte hier zu treffen.

    John Sheppard’s Mundwinkel hoben sich, als auch er sie erkannte. „So sieht man sich also wieder“, grüßte er sie. Er hatte seinen Blick auf sie gerichtet, während er beiläufig seinen inzwischen fertigen Espresso grandé bezahlte.
    „Ja“, war alles, was Teyla herausbrauchte, denn die Tatsache, dass sie ausgerechnet ihn heute hier antraf, machte sie sprachlos… und das, obwohl sie sonst doch auch nicht auf den Mund gefallen war. „Hallo.“
    „Hallo“, erwiderte er mit einem charmanten Lächeln. „Ich habe nicht gedacht, Sie so schnell wiederzusehen“, gestand er. „Teyla, richtig?“
    Teyla nickte. „Ja, richtig“, bestätigte sie und meinte dann vorsichtig: „Und ich habe auch nicht gedacht, Sie hier anzutreffen?“
    „Sie denken Männer wie ich trinken keinen Ketten-Kaffee?“, erkannte Sheppard ihren eigentlichen Gedanken und gab sich belustigt. „Tja, da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich liebe dieses Gebräu hier einfach. Geld hin oder her.“
    „Das wollte ich damit nicht sagen“, log Teyla, aber Sheppards Blick verriet ihr, dass er wusste, dass sie ihn anflunkerte.
    Darauf bedacht, es möglichst unauffällig zu tun, musterte die Polizistin ihren Gegenüber von oben bis unten. Irgendwie wirkte er deplatziert, obwohl er sich nicht wirklich von den anderen Kunden im Laden unterschied oder irgendetwas an sich hatte, das ihn aus der Menge hervorhob. Nein, er trug ein schlichtes, an den Ellenbogen etwas verschlissen aussehendes Cordsakko, dessen Farbton perfekt mit seinen dunklen, wieder wirr vom Kopf abstehenden Haaren harmonierte, und dazu ein ebenfalls farblich abgestimmtes blau-weiß kariertes Hemd. Seine langen Beine steckten in einer dunklen, verwaschenen Jeans und seine Füße waren mit teuer aussehenden Ledertretern beschuht. Um seinen Hals hatte er einen dünnen Schal geschlungen, der dem Ganzen die Krone aufsetzte. ‚Sportlich elegant’ schien das Motto seines Outfits zu sein und wenn man ihn so ansah, konnte man nicht vermuten, dass sich hinter dieser Aufmachung einer der reichsten Männer New Yorks versteckte.

    „Hallo, geht’s da vorne endlich mal weiter?“, pöbelte plötzlich ein Mann am Ende der immer länger werdenden Schlange hinter Teyla, und als sie sich umdrehte, musste sie feststellen, wie lang die Schlange bereits geworden war und dass man sie und Sheppard genervt ansah.
    „Nun machen Sie schon, hier wollen schließlich auch noch andere etwas bestellen“, pflichtete sich eine ältere Dame, mit einem Hund à la Paris Hilton in der Handtasche, dem Unbekannten bei und spitzte affektiert die grell geschminkten Lippen.
    „Es gibt doch noch eine zweite Kasse“, machte Sheppard die Dame aufmerksam. „Sie können sich auch dort anstellen, anstatt hier weitere Zeit damit zu verplämmpern, andere Leute anzufahren.“
    Die Dame schnappte entsetzt nach Luft. „Sagen Sie mal, was denken Sie sich eigentlich, junger Mann?“, rief sie empört aus. „Wissen Sie mit wem Sie es zu tun haben?“
    Sheppard schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das weiß ich nicht“, bedauerte er. „Wie heißen Sie, Ma’am?“
    „Wie bitte?“ Die ältere Dame schien irritiert zu sein, stammelte dann aber: „R…rose. Ich heiße Rose. Rose Stinson.“
    „Rose“, wiederholte Sheppard in einem sanften Bariton. „Das ist ein sehr schöner Name.“
    „O, wirklich?“ Die Dame errötete leicht.
    Sheppard nickte lächelnd. „Rose“, sprach er sie dann an, „würde es Ihnen etwas ausmachen, an die andere Kasse zu wechseln? Sie würden viel schneller fertig sein, und wissen Sie was? Ich lade Sie ein! Suchen Sie sich was aus, egal was. Ist das in Ordnung für Sie?“
    „Ich…“ Rose verschlug es die Sprache, also nickte sie nur, wechselte wie ihr geheißen an die zweite Kasse und bestellte dort einen Vanilla Frappuccino. Auf dem Weg nach draußen, warf sie Sheppard noch einen verwunderten Blick zu, dann war sie samt ihrem Handtaschenhündchen verschwunden.

    Teyla hatte die ganze Szene beobachtet und als ihr klar wurde, dass man sie gerade verteidigt hatte, wurde sie rot. Und dieser Mann sollte tatsächlich einen kaltblütigen Mord begangen haben? Mit diesem Gedanken wollte sie sich nicht anfreunden, schon gar nicht, als sich Sheppard, nachdem er wie versprochen Rose’ Getränk bezahlt hatte, wieder ihr zuwandte und ihr ein Lächeln schenkte, dass sie innerlich dahinschmelzen ließ.
    „Ich mag es einfach nicht, wenn man Leute ungerecht behandelt“, erklärte er. „Das ist alles. Jeden Tag eine gute Tat.“ Dann fragte er: „Darf ich Sie einladen?“
    „Wie bitte?“ Teyla hob die Augenbrauen. „Sie wollen mich einladen?“
    „Zu einem Kaffee“, erwiderte Sheppard.
    „Sie wollen mich einladen?“, fragte Teyla noch ein weiteres Mal nach, um sich zu vergewissern, dass sie sich da eben nicht verhört hatte.
    Sheppard nickte. „Ja“, sagte er, „aber wenn Sie nicht wollen, dann verstehe ich das natürlich. Sie kennen mich immerhin nicht einmal, also werde ich es Ihnen nicht übel nehmen, wenn Sie ‚Nein’ sagen.“
    „Woher wissen Sie, dass ich ‚Nein’ sagen würde?“, platzte es aus Teyla heraus und ehe sie sich im Klaren darüber war, was sie sagte, fügte sie hinzu: „Ich könnte auch einverstanden sein.“
    „War das gerade ein ‚Ja’?“, griente Sheppard.
    „Was? Nein!“ Teyla schüttelte mit dem Kopf, nicht nur um ihre Ablehnung zu demonstrieren sondern auch um ihre Gedanken wieder zu ordnen. „Wie Sie sagten, ich… ich kenne Sie nicht einmal und… und außerdem geht es nicht. Ich… ich…“
    Großer Gott, was ist denn mit dir los?, fragte sie ihre innere Stimme, aber sie konnte keine Antwort geben. Sie war verwirrt und das nicht nur, weil sie Sheppard nichts lieber als ‚Ja’ geantwortet hätte.

    Ihren Gegenüber schien ihr nervöses Gerede allerdings zu amüsieren, denn er lächelte schon wieder. „Ich möchte Ihnen einen Kaffee spendieren“, wiederholte er, als ob er befürchtete, man hatte sein Anliegen nicht richtig verstanden.
    „Mein Partner wartet im Wagen“, beeilte sich Teyla zu sagen, während sie wieder ihren Geldbeutel herauskramte und daran war, Sheppards Angebot abzulehnen.
    „Stecken Sie das weg“, befahl dieser jedoch. „ Na los, was wollen Sie?“
    Teyla versuchte ihn abzuwimmeln. „Hören Sie, das ist sehr nett von Ihnen, aber ich kann-“
    „Ich werde hier nicht weggehen, bis ich Ihnen einen Kaffee spendieren darf“, fiel Sheppard ihr ins Wort, worauf hinter ihnen, in der Schlange, entsetztes Gemurmel und Gestöhne losbrach.
    „Jetzt lassen Sie ihn Ihnen schon einen Kaffee spendieren, Mädel, damit wir heute hier noch rauskommen“, beschwerte sich eine Frau hinter Teyla.

    Teyla seufzte, ließ ihren Blick über die gespannt wartende, teils angespannte Menge schweifen, die nur darauf wartete, dass sie ‚Ja’ sagte und sich von ihm einen Kaffee spendieren ließ. „Sie geben nicht auf?“, meinte sie zu Sheppard.
    Dieser schüttelte mit dem Kopf. „Ich gebe nicht auf“, antwortete er. „Entweder Sie sagen mir, was Sie gerne haben möchten oder ich bestelle Ihnen irgendetwas, was Ihnen dann mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht schmecken wird. Mögen Sie einen Moccaccino?“
    „Na schön“, gab sich Teyla schließlich geschlagen und trat an den Tresen heran. „Einen großen Cappuccino zum Mitnehmen, bitte.“
    „War das so schwer?“ John Sheppard lehnte mit der Hüfte gegen den Tresenrand und hatte ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen.
    „Machen Sie das immer so?“, nutzte Teyla die Zeit, in der sie auf ihr Getränk wartete. „Sind Sie immer so hartnäckig, wenn Sie Frauen anmachen?“
    Sheppard grinste schelmisch. „Nur wenn es sich lohnt“, antwortete er mit einem vielsagenden Augenzwinkern.
    Teyla verdrehte sie Augen und nahm ihren Cappuccino entgegen, der ihr gerade herangereicht wurde. „Wenn Sie gerade versuchen, mit mir zu flirten, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Da müssen Sie sich schon mehr einfallen lassen.“
    „So, Sie denken also, ich flirte mit Ihnen?“ Sheppard tat überrascht. „Das war mir gar nicht bewusst.“ Ein Grinsen huschte über seine Lippen. „Gefällt’s Ihnen?“
    „Lassen Sie das beim nächsten Mal, okay?“, entgegnete Teyla und ohne ein weiteres Wort zu verlieren und sich noch einmal umzudrehen, ließ sie Sheppard stehen und marschierte erhobenen Hauptes an der wartenden Schlange vorbei. Ein paar der Leute drehten sich um und sahen ihr nach, doch das war ihr egal. Sie würde ganz sicher nicht stehenbleiben oder sich geschweige denn umdrehen.
    Es war nicht der Abgang, den sie sich erträumt hatte, aber immerhin besser als gar keiner. Wahrscheinlich war es der lächerlichste Abgang, den man in diesem Laden je gesehen hatte, doch das kümmerte sie nicht. Sie musste einfach raus aus dem Laden, denn sie hatte es nicht mehr länger in Sheppards Gegenwart ausgehalten. Nicht, weil er ihr unangenehm war, nein, sondern vielmehr, weil es sich schon fast schmerzlich gut angefühlt hatte, neben ihm zu stehen, ihn lächeln zu sehen und sich von ihm anflirten zu lassen.

    Der Wagen parkte auf der anderen Straßenseite und eben diese Straße überquerte Teyla mit raschen Schritten und stieg ein. Evan saß auf dem Beifahrersitz, den Ellenbogen gegen die Plastikverkleidung seiner Türseite gestützt und mit einem Grinsen auf den Lippen, dass Teyla verriet, dass er sehrwohl wusste, was da eben im Laden passiert war.
    „Was hat das solange gedauert?“ Belustigung schwang in seiner Stimme mit. „Mussten Sie den Kaffee erst einfliegen lassen?“ Sein Blick wanderte durch die Frontscheibe und als er Sheppard erblickte, der gerade in diesem Augenblick durch die Türe trat, wurde sein Lächeln schon fast unverschämt frech.
    „Wenn du auch nur ein Wort sagst…“, warnte Teyla ihn mit blitzenden Augen. „Ich schwör dir, du wirst heute Nacht draußen auf der Straße schlafen.“ Sie zerrte den Gurt über ihren Oberkörper und schnallte sich an, drehte dann den Schlüssel im Zündschluss um, ließ den Motor aufheulen und lenkte den Wagen in einer einzigen schwungvollen Kurve aus der Parklücke. Dass sie dabei um ein Haar einen Radfahrer umgefahren hätte, bemerkte sie gar nicht.
    „Du quälst den Wagen“, bemerkte Evan.
    „Nur ein Wort!“, fuhr Teyla ihn an und stach ihm warnend mit dem Finger in den Oberarm. „ Ein Wort und du schläfst heute draußen.“
    Evan lehnte sich grinsend in seinen Sitz zurück und schwieg… aber nur bis zur nächsten Straßenecke. „ Hat er dir den Kaffee spendiert?“, fragte er mit unschuldiger Miene.
    „Dass du auch immer das letzte Wort haben musst“, schimpfte Teyla leise vor sich hin, ihren Kollegen mit einem düsteren Blick bedenkend.
    „Wir alle haben unsere Schwächen“, erwiderte Evan noch, bevor er ihr ein süffisantes Lächeln schenkte und dann aus dem Fenster sah.

    Tatsächlich war es das letzte, was Teyla von ihm gehört hatte, bis sie den Wagen vor dem Police Departement abstellte und Evan, ohne etwas zu sagen, ausstieg und vorlief. Oben, auf der Treppe, angekommen, drehte er sich noch einmal um, um sich zu vergewissern, dass sie ihm auch folgte, und betrat dann das Revier.
    Teyla folgte ihm langsam, ihren Gedanken nachhängend und an ihrem heißen Cappuccino nippend. Er schmeckte köstlich, köstlicher als sonst, hatte einen süßen Beigeschmack, der angenehm auf ihren Lippen kribbelte.
    Aber das konnte auch Zufall sein. Sie glaubte zwar sonst nicht an Zufälle, aber heute musste es einfach einer sein.

    TBC

    Spoiler 
    @claudi70:Joe Flanigan alias Jeffrey Weaver in Warehouse 13war genaugenommen er Grund, warum ich angefangen habe, diese FF zu schreiben. Nach meiner langen SGA- und demnach auch John Sheppard-Abstinenz hat mir 'Elements' riiiiiiiiichtig gut getan und die Idee zu dieser FF war geboren. Naja, da ich auch ein großer Castle-Fan bin, musste es noch ein spritziges Zweierteam geben. Daraus ist Lorne/Teyla geworden und ich bin selber noch gespannt, wie ich die beiden sich entwickeln lasse.
    Ich bedanke mich auf jeden Fall für deinen Kommi und hoffe, dass dir dieses Kapi genauso gut gefällt.
    LG, deine Moni

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  21. #12
    Major Avatar von claudi70
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    Das war ja ein ordentlich langes Kapitel. Freut mich natürlich, umso mehr gibts hakt zu lesen.
    Und Lorne hat sich bei Teyla einquartiert Die zwei sind aber auch ein gespann. *gg* Und dann auch noch die Kissenschlacht...Naja nach so einem Arbeitstag, kann das schon mal vorkommen. *gg*

    Lorne hat Teyla durchschaut, war auch nicht schwer, so wie sie sich Sheppard gegenüber verhalten hat. Aber wer kann es ihr verübeln, bei so einem Mann
    Sie hatte ihn angestarrt, wie ein Schulmädchen, das ihren Lehrer bewunderte. Wie ein Ausstellungsstück in einem Museum.
    und wie der Zufall es will, trifft sie ihn auch noch in diesem Laden...
    „Wenn du auch nur ein Wort sagst…“, warnte Teyla ihn mit blitzenden Augen. „Ich schwör dir, du wirst heute Nacht draußen auf der Straße schlafen.“
    eindeutig verliebt. *gg*

    Bin gespannt, wie es weiter geht,
    lg

  22. Danke sagten:


  23. #13
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Hab doch noch bemerkt das es weiter geht.

    Wieder tolle Kapitel, glaub, Lorne ist doch ein wenig in Teyla verknallt oder?

    Aber das sie auf John abfährt...wen wunderts, mich nicht. Tue ich ja auch!!!

    Schreib schnell weiter, hoffe, ich bekomme es diesmal gleich mit.

    Ist ja so was von spannend...!!!

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  24. Danke sagten:


  25. #14
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Die Philosophie des reichen Mannes

    A/N: Ja, ich weiß, heute ist nicht Freitag sondern schon Sonntag. Sorry, für die verspätete 'Abgabe' des neuen Kapitels und ich hoffe, ihr könnt mir vezeihen :confused:

    Viel Spaß jetzt erst einmal beim Lesen und über etwas Feedback würde ich mich sehr freuen.
    LG, eure Moni

    PS:@claudi70 und John's Chaya: Meine Antworten auf eure netten Kommis findet ihr am Ende des Kapitels.


    Kapitel Drei
    *+* Die Philosophie des reichen Mannes *+*

    NYPD Police Station Precinct 19, Upper East Side (Manhattan, NYC)
    4. September, 08: 01 Uhr


    Die Gerichtsmedizin lag unterhalb des eigentlichen Hauptgebäudes, was nicht unbedingt bedeutete, dass sich oft Mitarbeiter hierher verirrten. Den meisten war dieser Ort suspekt und sie mieden ihn. Wenn man nach dem Warum fragte, so wussten die meisten (fast) nie eine Antwort auf diese einfache Frage sondern zuckten nur mit den Schultern und versuchten sich schnellstmöglich und unter irgendeinem billigen Vorwand aus dem Staub zu machen.
    Es war kein Geheimnis sondern eine natürliche Fügung, dass die Leute jene Räumlichkeiten mit dem Tod assoziierten und deshalb fernblieben. Ja, es war schon immer so gewesen, dass der Mensch alles mied, was ihn mit dem Tod konfrontieren könnte. Der Tod löste in den meisten widersprüchliche Gefühle aus und der Mensch hatte seit jeher das Bedürfnis, alles streng von sich weisen, was mit dem Tod zu tun hatte.
    Nicht so Jennifer Keller.

    Hätte man Jennifer Keller, die junge, taffe Gerichtsmedizinerin, gefragt, welche Bedeutung der Tod für sie hatte, so hätte sie mit Sicherheit eine Antwort gegeben, die den meisten anderen Menschen sauer aufgestoßen wäre.
    So seltsam es für die Leute, denen sie tagtäglich begegnete, auch war, aber der Tod war Jennifers Passion. Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie sich für den menschlichen Körper interessiert, hatte medizinische Fachzeitschriften und sogar ganze Doktorarbeiten regelrecht verschlungen. Für sie war von Anfang klar gewesen, dass sie später einmal etwas erlernen wollte, das mit dem menschlichen Körper zu tun hatte. Dass sie schlussendlich als Gerichtsmedizinerin in den Innereien von toten Menschen herumwühlen würde, hatte sie damals noch nicht gewusst.

    Für viele war es unverständlich, dass eine junge Frau wie sie ausgerechnet diesen Beruf gewählt hatte und Jennifer war klar, dass diese Leute die Realität nie so sehen würden wie sie. Der Tod gehörte nun einmal zu ihrem Leben und in den Jahren, die sie nun schon als Gerichtsmedizinerin tätig war, hatte sie eins gelernt: Dass die Toten bei Weitem interessanter waren als die Lebenden und dass jede Leiche- egal ob Mann oder Frau, ob alt oder jung, egal welche Hautfarbe- eine Geschichte zu erzählen hatte, die es galt, herauszufinden.

    Ihr neuster Fall war zwar nicht gerade einer ihrer Ungewöhnlichsten, aber dafür einer der Interessantesten. Nicht, dass sich die Tote, Camille Wray, sonderlich von den anderen Opfern unterschied, aber sie besaß eine besondere Aura, hütete ein Geheimnis, weswegen sich Jennifer bei diesem Fall besonders in ihre Arbeit gekniet und die Nacht durchgearbeitet hatte, um das Geheimnis der Camille Wray zu lüften.
    Ob es ihr gelungen war, konnte Jennifer nicht sagen. Sie hatte nur das Gefühl, dass da immer noch etwas war, das sie nicht wusste. Fast schon so, als wollte Camille Wray nicht, dass man alles über sie in Erfahrung brachte.

    Jennifer umrundete den Obduktionstisch zum gefühlten eintausendsten Mal an diesem noch recht jungen Morgen und ließ dabei ihren Blick über den Körper des Opfers schweifen, deren Blöße von einem dünnen, weißen Laken verdeckt wurde.
    Den Unterlagen hatte Jennifer entnommen, dass Camille Wray zum Zeitpunkt ihres vorzeitigen Ablebens 32 Jahre alt gewesen war und bei einer Größe von einem Meter fünfundsechzig 56 Kilogramm gewogen hatte. Sie war unübersehbar asiatischer Abstammung, dementsprechend hellhäutig, mit langen, glatten schwarzen Haaren und Augen, die zu Lebzeiten bestimmt einen satten Braunton gehabt hatten, nun aber matt und glanzlos in den Höhlen saßen, unter geschlossenen, bläulichen Lidern verborgen.
    Durch den Aufprall auf das fahrende Taxi waren die meisten Gesichtsknochen der Toten in Mitleidenschaft gezogen worden; die Wangen- und der Stirnknochen waren eingedrückt, das Nasenbein zertrümmert, die Kieferknochen ausgerenkt und gebrochen. Unzählige Glassplitter hatten sich in Camille Wray’s Gesicht gebohrt, steckten teilweise so tief in ihrer blassen Haut, dass Jennifer große Mühe gehabt hatte, sie alle restlos aus dem Körper der Toten zu entfernen.
    Camille Wray’s Gesicht war durch den Aufprall stark entstellt und für solche, die so etwas nicht jeden Tag zu sehen bekamen, war es bei aller Liebe kein schöner Anblick. In ihrer Laufbahn hatte Jennifer wahrlich schon stärker verweste Leichname zu Gesicht bekommen, doch zu sehen, wie ein Mensch binnen zwei Sekunden so entstellt werden konnte, ließ sie immer noch schwer schlucken.

    Das Zischen der Türe ließ verlauten, dass Besuch herannahte, weshalb Jennifer schnell ihre Utensilien zusammensuchte und verstaute. Herber Kaffeegeruch fand seinen Weg in ihre Nase und weckte ihre müden Lebensgeister. Sie hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee wirkte in so einem Fall sehr belebend.
    „Soweit ich weiß, ist das jetzt schon das dritte Mal, dass ich dich daran erinnern muss, dass jede Art von Getränk hier unten strengstens verboten ist, es sei denn, es ist für mich“, empfing sie die beiden Detectives, die soeben die Gerichtsmedizin betreten hatten, mit gespieltem Ernst.
    Evan Lorne und seine Partnerin Teyla Emmagan traten an den Obduktionstisch heran und Evan setzte ein gewinnbringendes Lächeln auf, welchem niemand widerstehen konnte. „Kein poetischer Spruch?“, fragte er grinsend und hielt ihr die dampfende Tasse Kaffee hin.
    „O, so vergesse doch ja nicht das schwer arbeitende Volk“, sinnierte Jennifer und nahm den Kaffee ohne zu zögern an.
    „Goethe?“, riet Evan.
    „Nein.“ Jennifer schüttelte mit dem Kopf. Zwei blonde Ponyfransen lösten sich aus dem Zopf und fielen ihr ins Gesicht. „Meine Mutter.“
    Evan grinste. „Deine Mutter war eine weise Frau“, sagte er.
    „Ich weiß“, erwiderte Jennifer und grinste nun ebenfalls. „Naja“, kam sie dann schließlich aber wieder auf das eigentliche Thema zurück, „schön, dass ihr beiden es einrichten konntet zu kommen.“
    „Blieb uns denn etwas anderes übrig?“, fragte Teyla in einem kurzen Anflug von Zynismus, fand aber schnell wieder zum Ernst zurück. „Was hast du für uns, Jen?“

    Das war das Stichwort, auf das Jennifer die ganze Nacht gewartet hatte. Sie bedeutete den beiden Ermittlern, ihr und dem aufgebahrten Leichnam von Camille Wray ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
    Eine helle Lampe schien von der Decke auf den leblosen Körper hinab. Jennifer postierte sich am Kopfende des Obduktionstisches und richtete eben diese Lampe auf das Gesicht der Toten. „Es fiel mir anfangs zugegeben nicht gerade leicht zu erkennen, welche Verletzungen sie vom Aufprall davongetragen hat und welche nicht“, erklärte sie. „Wir müssen immerhin bedenken, dass sie aus dem vierten Stockwerk auf ein fahrendes Auto gestürzt ist. Beim Aufprall erlitt sie mehrere Rippenbrüche. Eine Rippe bohrte sich in ihre Lunge, eine andere in ihr Herz.“
    „Das heißt, sie ist an inneren Blutungen gestorben?“, fasste Evan in einer Frage zusammen.
    Jennifer schüttelte mit dem Kopf. „Nein, meine Untersuchungen ergaben, dass sie bereits tot war, als sie aus dem Fenster stürzte“, erklärte sie. Wie gesagt, der Aufprall und die daraus resultierenden Verletzungen machten es mir anfangs schwer die wirklich relevanten Hinweise zu erkennen, aber wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert, hat man auch Erfolg. Seht ihr ihre Handgelenke?“ Sie nahm Camille Wray’s blasse Handgelenke und drehte sie so, dass man die dunklen Schattierungen deutlich erkennen konnte. „Dieselben Male habe ich auch an ihrem Hals gefunden.“
    Die beiden Ermittler lehnten sich vorsichtig über die Tote, um besser sehen zu können, was die Gerichtsmedizinerin ihnen zeigte.
    Die Male eingehend betrachtend, meinte Evan schließlich: „Sie ist gewürgt worden.“
    Jennifer nickte. „Und seht euch ihre Finger an.“ Sie präsentierte den beiden Finger und abgerissene Fingernägel. „Sie hat sich gewehrt. Und zwar mit allen Leibeskräften. Leider habe ich nicht viel unter den verbliebenen Fingernägeln gefunden außer einem schwarzen Material. Ich habe es bereits ins Labor zur Analyse geschickt.“
    „Sie ist also stranguliert worden?“, fragte Teyla.
    „Durch die Breite der Male lässt sich eine Strangulation ausschließen“, antwortete Jennifer wissend, „und auch meine erste Vermutung, dass man sie erwürgt hat, hat sich als falsch herausgestellt. Auf den ersten Blick mag es vielleicht so aussehen und durch die vielen Verletzungen des Aufpralls ist es mir zuerst auch gar nicht aufgefallen. Evan, kannst du mir mal bitte helfen sie umzudrehen?“

    Mit Evans Hilfe drehte die Gerichtsmedizinerin den Leichnam um und verwies mit dem Finger auf eine klaffende Wunde am Hinterkopf der Toten. Das verkrustete Blut hatte Camille Wray’s pechschwarze Haare beiseite gedrückt und da die Wunder sehr tief war, konnte man ein Stück des Schädelknochens sehen.
    „Daran ist sie gestorben“, sagte Jennifer. „Ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf mit einem harten Gegenstand. Noch kann ich nicht sagen, um was für einen Gegenstand es sich handelt, aber der Schlag hat zu einem massiven Schädel-Hirn-Trauma und zu einer Blutung im Gehirn geführt. Sie wird nicht mehr viel gemerkt haben.“
    Teyla musterte die todbringende Wunde an Camille Wray’s Hinterkopf. „Und du kannst wirklich noch nicht sagen, was es war?“
    „Wenn du mehr weißt, dann halt dich nicht zurück“, meinte die Gerichtsmedizinerin, den Leichnam wieder auf den Rücken drehend. „Aber nein, ich weiß nicht, was es für ein Gegenstand war. Ich muss erst Abformungen nehmen und sie ins Labor schicken. Das könnte noch ein paar Stunden dauern. Ich könnte aber auch jetzt gleich-“
    Evan winkte ab. „Mach die Abformungen, schick sie ins Labor und sag uns einfach Bescheid, wenn du etwas hast“, fiel er ihr ins Wort.
    „Gut.“ Jennifer nickte, langte nach der freischwebenden Lampe und schaltete sie aus. „Es dürfte nicht länger als zwei Stunden dauern. Ich werde euch die Ergebnisse dann direkt zukommen lassen.“

    ++++++++

    St.Clark’s-Hospital, Upper East Side (Manhattan, NYC)
    4. September, 08: 34 Uhr


    Er hasste Krankenhäuser. Er hatte sie als Kind gehasst und er hasste sie jetzt immer noch. Es war Hass, der nie vorüber gehen würde. Hass, den er nicht begründen konnte, der aber stets allgegenwärtig war und ihn immer dann quälte, wenn er die Pforten eines Krankenhauses überschritt.
    Als kleiner Junge war er oft in Krankenhäusern gewesen. Er war ein kleiner Raufbold gewesen, einer, der immer das ausprobieren musste, wozu sich sein Bruder nicht getraut hatte. Meistens gingen seine wagemutigen Erstversuche in die Hose und er endete in der Notaufnahme des städtischen Krankenhauses.
    Ja, als kleiner Junge hatte er das Unglück in Form von verstauchten Knöcheln, gebrochenen Armen und Beinen, blauen Flecken, ausgekugelten Schultern und blutigen Wunden nur so angezogen, war Stammgast in der Notaufnahme gewesen. Es war sogar soweit gekommen, dass die Ärzte und Krankenschwestern seinen Namen wussten ohne das Krankenblatt studieren zu müssen.
    Er hasste Krankenhäuser.

    John Sheppard behagte es nicht, durch den tristen Krankenhausflur zu schlendern, und der beißende Geruch von Desinfektionsmittel, der in der trockenen Luft lag, war ihm unangenehm und löste einen Brechreiz aus, den er nur schwer unterdrücken konnte.
    Er hasste Krankenhäuser.
    Dass es sich hierbei um sein Krankenhaus handelte, änderte an seiner Sichtweise nichts sondern brachte ihn vielmehr zum Grübeln. Sein Krankenhaus! Das Krankenhaus, das er besaß und in welches er so viel Geld investiert hatte! Er musste an jenem Tag, an dem er beschlossen hatte, ein Krankenhaus errichten zu lassen, wohl nicht ganz er selbst gewesen sein. Nicht, dass er es bereute, ein Krankenhaus gebaut zu haben. Nein, Krankenhäuser waren schon eine gute Sache, so lange nicht er es war, der in diesem gummihandschuhgetäfelten Gefängnis weilen musste.
    Denn er hasste Krankenhäuser.

    Einem in Akten versunkenen weißgekittelten Arzt ausweichend, steuerte John auf das Schwesternzimmer zu. Es war immer eine Freude, zu beobachten, wie schnell die werten Damen die Klatschzeitschriften gegen Krankenblätter austauschen konnten, wenn das reiche Geldgeber plötzlich in der Tür stand, doch zu John’s Enttäuschung schienen alle Schwestern heute unterwegs zu sein. Nur eine einzige- rothaarig, dürr, mit Nickelbrille- saß hinter dem Tresen und schob lustlos ihren Kaugummi im Mund von einer Seite auf die andere.
    „Entschuldigen Sie bitte“, machte John mit einem leisen Räuspern auf sich aufmerksam.
    Die Krankenschwester, deren Namensschildchen verriet, dass sie Dolores hieß, schaute auf und musterte ihn kurz durch die dicken Gläser ihrer Brille. „Kann ich Ihnen helfen, Mister?“, fragte sie schließlich mit einem starken Südstaatenakzent.
    John stutzte kurz. Anscheinend schien sie ihn nicht zu kennen. Ist vielleicht neu hier, sagte er sich, zuckte unmerklich mit den Achseln und trug Dolores sein Anliegen vor: „Ich bin auf der Suche nach Chloe Armstrong. Wissen Sie-“
    „Die offizielle Besuchszeit fängt erst um neun an“, fiel ihm Dolores ins Wort und fügte hinzu: „Es sei denn, Sie gehören zur Familie oder haben eine Sondergenehmigung. Und da Sie mir zu alt erscheinen, um der Verlobter zu sein, und schon zwei Cops bei ihr drin sind, kann ich Sie leider nicht reinlassen.“
    Mit diesen Worten ließ sie ihr Kaugummi knallen und wandte sich wieder ihrer Klatschzeitschrift zu, die sie mit ihren dünnen, fleischfarbenen Fingern durchblätterte.

    Er hasste Krankenhäuser und dass nicht nur wegen der Gräueltaten, die darin stattfanden, sondern auch wegen solchen Schreckgespenstern von Krankenschwester wie Dolores es war.
    Er hasste Krankenhäuser.

    John setzte ein nettes Lächeln auf und lehnte sich gegen den Tresen. „Dolores“, sprach er sie an. „Ich darf Sie doch Dolores nennen, oder?“ Er wartete ihre Reaktion ab und als sie nickte, fuhr er fort. „Ich denke nicht, dass ich eine Sondergenehmigung brauche.“
    „Sie sind also doch ein Cop?“ Dolores schien unbeeindruckt. „Sie sehn’ mir nicht aus wie 'n Cop.“
    „Mir gehört das Krankenhaus“, erklärte John ihr.
    Dolores hob die Augebrauen. „Verkohlen kann ich mich allein, Mister“, sagte sie kühl. „Sie können sich nicht rein zufällig ausweisen?“
    „O, doch, dass kann ich, aber ich denke nicht, dass das notwendig sein wird.“
    „Was hier notwendig ist und was nicht, entscheide noch immer ich“, stellte Dolores klar und wackelte so energisch mit dem Kopf, dass ihre roten Locken auf und ab wippten.

    Er hasste Krankenhäuser. Er hasste Krankenschwestern, aber nur solche, die wie Dolores waren- uneinsichtig, stur und verbissen.
    Er hasste Krankenhäuser.

    Um weiteren Ärger zu verhindern und vor allem, um endlich Ruhe vor dieser rothaarigen Schreckschraube zu haben, zeigte sich John einsichtig und holte sein Portemonnaie aus der Hosentasche und seinen Ausweis aus dem Portemonnaie. Dass er das überhaupt tun musste, grenzte schon an eine Frechheit und dass sie neu hier war, würde nicht als Ausrede ziehen- da konnte Dolores Gift drauf nehmen.
    „Hier.“ Er legte ihr seinen Ausweis vor. „Zufrieden?“
    Dolores schnappte sich den Ausweis und hielt ihn sich dicht vor die Nase. „Du meinte Güte“, rief sie aus. „Was haben Sie denn da mit Ihren Haaren gemacht? Mein Gott, ist das scheußlich!“
    John verkniff sich die Bemerkung, dass das Foto erst vor einem Monat aufgenommen worden war, und fuhr sich stattdessen durch seine dunklen Haare, die wie jeden Tag wild von seinem Kopf abstanden und denen noch nicht einmal die geballte Kraft der Stylingindustrie etwas anhaben konnte.
    „John Sheppard“, las Dolores seinen Namen laut vor… und ihre Augen wurden schlagartig weit, als sie sich scheinbar daran erinnerte, wie der reiche Typ noch einmal hieß, dem das Krankenhaus hier gehörte und dem sie demnach unterstellt war. Ihr rundes Gesicht wurde binnen zwei Sekunden puterrot. „O…o, das t…tut mir leid, Mr. Sheppard, Sir.“
    Ihre Hände zitterten, als sie ihm den Ausweis zurückgab.
    „I…ich weiß ehrlich n…nicht wie-“
    „Schon gut.“ John hob beide Hände. „Ich bin nicht nachtragend. Wie wär’s, Dolores, wenn wir beide das einfach vergessen, ja?“
    Dolores nickte eifrig und wieder wippten ihre Locken auf und ab. „J…ja“, stotterte sie. „Aber n…natürlich, Sir.“
    John lächelte zufrieden. „Sehr schön. Wenn Sie mir jetzt noch sagen könnten, wo ich Chloe Armstrong finde, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“
    „D…den Gang runter, dann r…rechts, Zimmer 101“, antwortete Dolores und deutete mit zitternder Hand und angstgeweitetem Blick den Gang entlang. „Sie sollten a…aber wissen, dass gerade zwei Detectives bei ihr sind.“
    „Detectives“, wiederholte John stumm und marschierte los, ohne sich bei Dolores zu bedanken.

    Er erkannte sie sofort, kaum dass er um die Ecke gebogen war und sie dort hatte stehen sehen. So, wie sie da stand, sah sie sogar noch umwerfender aus, als er sie in Erinnerung hatte. Ihr Bild hatte sich in seinen Kopf eingebrannt und er konnte und wollte sie nicht vergessen. Vom allerersten Augenblick an, hatte er sie überaus interessant gefunden. Als sie bei ihm in seinem Penthouse gewesen war, hatte er den Blick nicht von ihr losreißen können, hatte sie von oben bis unten gemustert und sich immer wieder gefragt, wie so etwas Hübsches wie sie nur Polizistin sein konnte.
    Sie hatte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen und ja, er war ihr heute Morgen in diesen Coffeeshop gefolgt, als er sie aus dem Wagen hatte aussteigen sehen. Er war ihr gefolgt, weil er sie wiedersehen wollte. Sie hatte ihn fasziniert und es graute ihm davor, ihr Gesicht wieder zu vergessen. Deswegen hatte er sie wiedersehen wollten. Deswegen war er ihr in den Coffeeshop gefolgt.
    Die Begegnung, die jetzt gleich, unwillkürlich, stattfinden würde, war nicht geplant gewesen, denn dieses Mal war er ihr nicht gefolgt.

    Sie stand mit dem Rücken zu ihm, konnte also nicht stehen, dass er sie anstarrte und dabei wohl wie ein verliebter Teenager aussehen musste.
    John blieb stehen und verhielt sich möglichst still, denn er wusste nur zu gut, dass dieser Moment vorbei sein würde, wenn sie bemerkte, dass er sie beobachtete- und das wollte er nicht. Er wollte sie einfach nur betrachten, von oben bis unten, wollte sich ihr Bild einprägen, dass er es auch ja nicht vergaß.
    Als sie ihre melodische Stimme erhob, stellten sich John’s Nackenhaare auf und seine Schultern spannten sich unwillkürlich an. Er konnte dem Drang nicht widerstehen, die Augen zu schließen, und ihrer samtigen Stimme zu lauschen. Jede einzelne Silbe, die sie sprach, verzauberte ihn, und als er die Augen wieder öffnete und sie dort in ihrer engen roten Bluse stehen sah, die karamellfarbenen Haare zurückwerfend, wurde ihm klar, was dieses laue Gefühl in seinem Bauch zu bedeuten hatte.
    Er war verliebt in diese faszinierende Gestalt, für die er aber nicht mehr zu sein schien, als ein Verdächtiger in einem Mordfall, ein potenzieller Killer.

    John hatte Camille nicht umgebracht. Er wäre niemals imstande dazu gewesen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen, auch wenn er diese Frau manchmal gerne ohne Rückfahrtsschein zum Mond geschossen hätte.
    Okay, er hatte am Abend ihres Todes mit ihr telefoniert. Und ja, er war etwas lauter geworden, aber das nur, weil sie sein Millionärsego verletzt hatte, indem sie ihm den Erwerb eines wertvollen Gemäldes verweigert hatte.

    Das Gemälde. Wie lange hatte er versucht, es zu finden. Er war um die ganze Welt gereist, um es in seinen Besitz zu bringen. Und da tauchte es vor einem halben Jahr schließlich in Camilles Galerie auf. In New York. Dort, wo er seine verzweifelte Suche begonnen hatte. Er bot Camille Hunderttausende für das Gemälde, schlussendlich sogar fast zwei Millionen Dollar, doch sie weigerte sich, ihm das Gemälde zu verkaufen.
    Aber das war doch kein Grund, sie umzubringen! Nein, er hätte Camille nie etwas getan. Nie! Er war nicht so ein Mann, auch wenn viele das Gegenteil behaupteten.
    John hatte es satt, von allen immer nur als der reiche, versnobte Sohn Patrick Sheppards abgekanzelt zu werden, denn das stimmte nicht. Gut, dass mit dem reich sein schon, aber er war nicht versnobt. Zwar gönnte er sich ab und zu den ein oder anderen Luxus, von dem manche nur träumen konnten, das bedeutete aber nicht, dass ihm alles andere egal war.
    Er war ein verantwortungsbewusster Millionärssohn, der sich manchmal (zugegeben) hinter einer Maske versteckte, die die Leute von ihm erwarteten.

    John seufzte leise und zwang sich selbst mit dem Denken aufzuhören; es war nicht gut, wenn er das tat. Es kam meistens nichts Gutes dabei heraus, wenn er sich vorzustellen versuchte, wie sein Leben wohl aussehen würde, wenn er nicht der wäre, der er war.

    Das Objekt seiner Begierde hatte inzwischen ihr Telefonat beendet und irgendetwas schien ihr auf der Seele zu lasten, denn als sie sich halb zu ihm umdrehte, sah er, dass ihre Stirn in Falten lag und ihre Mundwinkel nach unten deuteten.
    John riss sich zusammen und zwang sich dazu, nicht auf sich aufmerksam zu machen, obwohl seine innere Stimme ihn geradezu anflehte es zu tun.
    Er stand also ganz ruhig da, setzte, als sie sich zu ihm umdrehte und ihn entdeckte, ein nettes Lächeln auf und flötete ein „Na, was für ein Zufall.“.
    Sie?“, rief sie aus. „Was machen Sie denn hier?“

    +++++++++

    Teyla konnte nicht verhindern, dass ihr die Röte in die Wangen schoss, als sie ihn am anderen Ende des Ganges, gegen die kalkweiße Wand lehnend, erblickte. Er machte keinen Hehl daraus, dass er sie beobachtet hatte, ließ stattdessen seine grünen Augen wohlwollend über sie gleiten und lächelte dabei wieder dieses charmante Lächeln, welches Teyla jedes Mal den Atem raubte und ihr die Sprache verschlug.
    Sie?“, platzte es aus ihr heraus. Sie konnte es nicht glauben, ihm schon wieder zu begegnen. Das war heute schon das zweite Mal. „Was machen Sie denn hier?“
    „Dieselbe Frage wollte ich Ihnen auch gerade stellen“, erwiderte er mit seiner tiefen Reibeisenstimme. Er legte den Kopf schief und stellte Augenkontakt her, der sich so intensiv anfühlte, dass es Teyla schwer fiel, zu glauben, dass fast zehn Meter sie trennten.
    „Verfolgen Sie mich etwa?“, fragte sie ihn, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, wie das für ihn klingen mochte.
    John Sheppard lächelte. „Und schon wieder. Ich müsste Ihnen diese Fragen stellen“, meinte er, „denn schließlich war ich heute morgen zuerst in dem Laden und Sie sind dazugekommen.“
    Teyla gab einen gekünstelten Laut der Empörung von sich. „Bitte“, schnarrte sie. „Als ob ich Sie verfolgen würde.“
    „Gehört das nicht zum Job einer Polizistin?“, wollte Sheppard wissen. „Verdächtige zu verfolgen?“
    „Sie sind nicht…“, setzte Teyla an, merkte aber zum Glück noch rechtzeitig, dass sie kurz davor war brisante Informationen preiszugeben. Sie kniff die Lippen aufeinander und dachte nur: ‚Verdammt.’

    Sheppard schien ihre Unsicherheit bemerkt und daraus seine Schlüsse gezogen zu haben. Er stieß sich nunmehr mit dem Ellenbogen von der Wand ab und kam auf sie zugeschlendert, was bei Teyla den Drang auslöste zurückzuweichen.
    „Sie wollten sagen, ich bin kein Verdächtiger?“, beendete er ihren Gedankengang.
    „Das habe ich nie behauptet“, verteidigte sich Teyla.
    „Aber Sie wollten das doch gerade sagen, oder irre ich mich?“ Sheppard hob die Augenbrauen in einer Art und Weise, welche Teyla noch nie gesehen hatte. Diese Geste verriet Verwirrung und Spott zugleich und sie wusste nicht wirklich, was sie davon nun halten sollte.
    Die Polizistin seufzte. Was war denn schon dabei, Informationen herauszugeben, die daraus bestanden, dass man bisher noch keinen Anhaltspunkt hatte, der die Ermittlungen voranbringen würde?
    „Tut mir leid, aber ich kann Ihnen zum Stand der laufenden Ermittlungen keine Auskunft geben“, erklärte sie ihm schließlich und es war noch nicht einmal gelogen.
    „Weil Sie es nicht dürfen oder weil Sie es nicht wollen?“, hakte Sheppard nach und Teyla verfluchte die scheinbar unbändige Neugier des Millionärs.
    „Ersteres“, antwortete sie postwendend und beschloss, dass es an der Zeit war, das Thema zu wechseln. „Für wen sind die Blumen?“, erkundigte sie sich und deutete mit dem Kinn auf den Strauß aus bunten Sommerblumen in Sheppards rechter Hand.
    „Wieso, dachten Sie etwa, ich komme mit leeren Händen zu Ihnen?“, begann ihr Gegenüber sie zu triezen.
    Obwohl Teyla wusste, dass das ein Scherz von ihm gewesen war, wurde sie rot und begann unwillkürlich zu überlegen, wann ein Mann sie das letzte Mal mit Blumen beschenkt hatte. Es war schon lange her.

    „Die sind für Miss Armstrong“, klärte Sheppard die Situation auf. „Ich hörte, dass sie in diesem Krankenhaus liegen soll.“
    Noch immer etwas errötet, wandte sich Teyla an ihn. „Sie müssen sehr gute Informanten haben, Mr. Sheppard, wenn Sie wissen, dass sich Chloe Armstrong hier befindet.“
    „Erstens“, machte sich Sheppard daran ihr zu antworten, „heißt es für Sie immer noch John. Und zweitens, mir gehört das Krankenhaus, also muss ich nicht irgendwelche Spione auf die Sekretärinnen meiner Geschäftspartner ansetzen.“
    „Ihnen gehört das Krankenhaus?“, wiederholte Teyla ungläubig, sich dann aber wieder daran erinnernd, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass der Sohn des verstorbenen Industriemoguls Patrick Sheppard vor nicht allzu langer Zeit das St.Clark’s-Hospital eingeweiht hatte.
    Irgendetwas an ihrer Frage schien Sheppard unangenehm zu sein, denn plötzlich verrutschte sein Lächeln um einige Millimeter und sein Gesicht nahm einen fast schon gequälten Ausdruck an. „Unglaublich, nicht wahr? Ja, ich weiß auch nicht, was mich an dem Tag geritten hat. Ich hasse Krankenhäuser. Wie die Pest.“
    Teyla musste schmunzeln, als sie sah, dass Sheppard die Unterlippe vorstülpte und damit aussah wie ein kleiner trotziger Junge.
    Erst jetzt fiel ihr bewusst auf, dass er wieder das Outfit gewechselt hatte und nun statt der freizeitlichen Kleidung einen engen, schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd trug, dessen obere Knöpfe offen standen und man so eine dunkelbeharrte Brust erahnen konnte.

    Teyla fuhr sich verstohlen mit der Zungenspitze über ihre plötzlich staubtrockenen Lippen und hob den Kopf, nur damit Sheppards Blick, der noch immer auf sie gerichtet war, ihr den Rest gab. Die Röte kroch bis dicht unter ihren Haaransatz und ihre Wangen fingen schon fast schmerzhaft an zu glühen.
    Sheppard schien sich seiner Wirkung auf sie durchaus bewusst zu sein und es schien ihm zu gefallen, sie so sehr in Verlegenheit zu bringen. Er machte keine Anstalten, den Blick von ihr abzuwenden sondern setzte dem Ganzen mit einem weiteren charmanten Lächeln die Krone auf.
    Just in dem Moment, als Teyla befürchtete vor Scham im Boden zu versinken, öffnete sich die Tür zu Chloe Armstrongs Zimmer und Evan trat hinaus auf den Gang. „Hey, Teyla, wir-“ Als er entdeckte, dass sie nicht allein war, brach er ab.
    Teyla erwartete eine flapsige Bemerkung ihres Kollegen, doch Evan schwieg und starrte Sheppard an.
    „Was will der denn hier?“, fragte er schließlich und klang nicht besonders höflich, genaugenommen sogar recht untypisch. Evan klang niemals barsch oder unhöflich, sodass sich Teyla nun wunderte.
    Sie warf Evan einen prüfenden Seitenblick zu und bemerkte das Handy in seiner rechten Hand, das er fest umklammerte, während er Sheppard musterte.
    „Ich habe vor, Miss Armstrong einen kleinen Besuch abzustatten“, antwortete eben dieser auf die ihm gestellte Frage.
    Endlich lösten sich Evans festgefahrenen Gesichtszüge- aber nicht unbedingt zum Positiven. Er presste die Lippen aufeinander und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich befürchte, dass daraus nichts werden wird“, meinte er.
    Sheppard sah ihn überrascht an. „Ach ja?“
    „Ach ja?“, sagte auch Teyla und hielt ihren Blick nun länger auf Evan gerichtet. „Was ist passiert?“
    Evan sah sie an. „Ich hoffe, dass das Mr. Sheppard uns auf dem Revier erklären wird, denn er wird uns jetzt dahin begleiten. Der Anruf eben kam von Cam.“ Seine grauen Augen blitzten auf und er funkelte Sheppard feindselig an. „So wie’s aussieht ist gerade Ihr Alibi geplatzt.“

    TBC


    Spoiler 
    @claudi70: Ja, nach so nem anstrengenden Tag können schon mal Sachen passieren, 'die nicht von dieser Welt sind'. Kurz gesagt: Brutale Kissenschlachten mit dem/der besten Freund/besten Freundin, die schon mal mit ner blutiger Nase enden können. Ich kenne das.
    Warum also nicht mal Evan und Teyla die Kissen schwingen lassen? Ich finde die beiden sind so ein süßes Gespann, seit ich sie in 'Spoils of War' gesehen habe. Hach, wie süß.

    Lorne hat Teyla durchschaut, war auch nicht schwer, so wie sie sich Sheppard gegenüber verhalten hat. Aber wer kann es ihr verübeln, bei so einem Mann

    Sie hatte ihn angestarrt, wie ein Schulmädchen, das ihren Lehrer bewunderte. Wie ein Ausstellungsstück in einem Museum.
    und wie der Zufall es will, trifft sie ihn auch noch in diesem Laden...

    „Wenn du auch nur ein Wort sagst…“, warnte Teyla ihn mit blitzenden Augen. „Ich schwör dir, du wirst heute Nacht draußen auf der Straße schlafen.“

    eindeutig verliebt. *gg*
    Ich bitte dich, welche normal denkende, sgaschauende Frau wurde unserem Johnnyboy nicht hinterher gaffen? Außer vielleicht meine Cousine, die seine Haare einfach nur affig findet. SEINE HAARE? AFFIG!!!??? Ich glaub, ich muss noch mal nen Wörtchen mit ihr reden.
    Vielen Dank für deinen Kommentar.

    @John's Chaya: Hey, du bringst mich auf ne Idee. Sonst befürworte ich ja fast ausschließlich das Pairing John/Teyla, aber ich könnte es zur Abwechslung auch mal mit Lorne und ihr versuchen. Die beiden sind einfach nur süß zusammen (siehe 'Spoils of war', wo er ihr zur bevorstehenden Mutterschaft gratuliert*hach*).

    Naja, aber in dieser Geschichte siehts nun mal anders aus. Und sei mal ehrlich: Kennst du auch nur eine Frau, die beim Anblick Joe Flanigans alias John Sheppard keine Schnappatmung bekommt?
    Ich bedanke mich für deinen Kommi.

  26. Danke sagten:


  27. #15
    First Lieutenant Avatar von Zeson
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    So, jetzt hab ich auch wieder aufgeholt mit Lesen. Und mir ist in Deinem Kapitel 1 gleich ein Fehler aufgefallen, der dir leider unterlaufen ist. Ganz am Anfang:
    Er war zwar erst seit einem Monat wieder zurück in New York, einer der schillernsten Städte der USA, doch schon jetzt wünschte er sich zurück nach Miami und das nicht nur allein wegen des Wetters, was ihm, zugegeben, ziemlich auf die Nerven ging.
    Und später dann:
    Evan war ein Witzbold und ein wahrer Traumpartner. Seit sechs Monaten arbeiteten sie nun schon zusammen und Teyla konnte sich keinen besseren Partner als ihn vorstellen, vor allem deshalb, da ihr vorheriger Partner auch gleichzeitig ihr damaliger Freund, Michael, gewesen war.
    Irgendwie passen da die Daten nicht zusammen. Ist Evan nun seit einem Monat oder seit einem halben Jahr in NY?
    Dann beginnst Du Kapitel 2 mit der Uhrzeit 22:18 Uhr in der Umkleide, lässt Teyla dann aber in Kapitel 3 darüber sinnieren, dass sie kurz vor 10 aus dem Revier gekommen wären.
    Erst kurz vor zehn hatten sie endlich das Revier verlassen können ...
    Außerdem schreibst Du bei der Fahrt nach Hause:
    Aus der zehnminütigen Fahrt wurde eine halbe Stunde und als sie Teyla’s Appartement in Greenwich Village, dem berühmtberüchtigten Künstlerviertel New Yorks, endlich erreichten, war es fast viertel vor zehn.
    Welche Zeitangabe stimmt denn jetzt? Oder läuft die Uhr in NY rückwärts?
    Ich habe auch wieder einige Rechtschreib- und Grammtikfehler entdeckt, allerdings nicht besonders viele. Nur diese inhaltlichen Diskrepanzen sind mir doch ein wenig sauer aufgestossen. Hast Du keine Beta? Einer solchen sollten diese Dinge nämlich vor dem Posten auffallen ...

    Ansonsten macht Deine Geschichte durchaus Lust auf mehr. Ich finde es toll, wie Du die einzelnen Charaktere eingebaut hast.
    Joe Flanigan alias Jeffrey Weaver in Warehouse 13 war genaugenommen der Grund, warum ich angefangen habe, diese FF zu schreiben.
    Jeffrey Weaver war aber noch ein klein bisschen mehr darauf bedacht, die Lösung bzw. das Geheimnis hinter den Artefakten herauszufinden. Baust Du also noch eine Art Hobby-Detektiv bei Sheppard ein? Ist ein schwieriger Balanceakt zwischen den beiden Charakteren, kann ich mir vorstellen. Ich bin mal gespannt darauf, wie du das hinkriegst ...

    Bitte lass Dich durch meine Kritik nicht entmutigen. Es sind nur Kleinigkeiten, auf die Du etwas mehr achten solltest, gerade bei einem Krimi. Dein Stil gefällt mir und ich werde auf jeden Fall dabei bleiben.
    "It is better to have loved and lost than never to have loved at all"

    Möge alles, was Ihr mir wünscht, tausendfach auf Euch zurückfallen.

    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Letzte Veröffentlichung: Eine Ergänzung für das Team [ARROW]

  28. #16
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard

    @Zeson:Vielen Dank für deine Tipps. Beim Noch-mal-Lesen sind mir die ganzen Fehler auch aufgefallen und ich muss sagen, dass ich mich echt dafür schäme; dabei habe ich doch einen Beta-Leser. Naja, mit dem werde ich noch mal nen Wörtchen reden müssen.

    Und was die Zeitangaben betrifft: Ich bin ernsthaft am Überlegen, ob ich die nicht ganz weglasse, weil man immer wieder zurückscrollen und schauen muss, wie spät es jetzt ist. Auf die Dauer nervt das echt.
    Ich werde versuchen, deinen Rat zu berücktigigen und nein, ich lasse mich nicht entmutigen, denn aus Fehlern wird man ja bekanntlich schlau, gell?
    LG, deine Moni

  29. #17
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Im Fokus

    A/N:Es ist Samstag, was bedeutet, dass ich schon wieder einen Tag zu spät bin. Eigentlich hatte ich das neue Kapitel noch gestern Abend posten wollen, doch nach einer anstrengenden Prüfungswoche bin ich einfach nur todmüde ins Bett gefallen und habe den Schlaf nachgeholt, den ich vor lauter Lernen und Prüfungen versäumt habe.
    Ich bekenne mich also schuldig und hoffe, dass ich möglichen "Entzugserscheinungen" mit dem neuen Kapitel entgegenwirken kann. Bevor es losgeht möchte ich mich allerdings noch einmal bei den Knöpfchendrückern bedanken und bei Zeson: Ich werde versuchen, deinen Rat zu beherzigen und ich habe des Weiteren meinen Beta auch mal auf den Topf gesetzt.

    Nun viel Spaß euch beim Lesen und vergesst nicht: Euer Feedback brauche ich wie Luft zum Atmen!
    LG, eure Moni


    Kapitel Vier
    *+* Im Fokus *+*


    Yeah, the bad boys are always catching my eye,ohay ohay,
    I said the bad boys are always spinning my mind,ohay ohay,
    Even though I know that its no good for me its the risk I take for the chemistry .
    With the bad boys always catching my eye

    Alexandra Burke – Bad Boys


    Es tat ihr schon fast in den Augen weh, zu sehen, wie diese zwei krassen Gegensätze aufeinander prallten und obwohl sie wusste, dass es nur ihrer Fantasie entsprang, glaubte sie, die Erde unter ihren Füßen beben zu spüren. Die Kombination John Sheppard und trister Verhörraum wollte in ihrem Kopf überhaupt nicht zusammenpassen und der Versuch es trotzdem irgendwie hinzubekommen, verschaffte ihr nur pochende Kopfschmerzen. Sie schaute auf und blickte durch die halb geöffneten Lamellen des Rollos, das eigentlich solche neugierigen Blicke abfangen sollte.

    Teyla runzelte die Stirn, als sie Sheppard vollkommen ruhig auf dem knarrenden, alten Metallstuhl sitzen sah, die Finger ineinander verschränkt und auf der metallenen Tischplatte abgelegt. Er sah sich neugierig um, obwohl es in dem tristen, grauen Raum nichts zu sehen gab außer einem zerfledderten Kalender des letzten Jahres, der auf halb acht hing und herunterzufallen drohte.
    Verhörräume wurden absichtlich schlicht gehalten, um den darin Sitzenden ein unangenehmes Gefühl zu geben. Es war sogar wissenschaftlich bewiesen, dass sich die Farbe Grau auf das menschliche Gehirn auswirkte und dort einen Fluchtreflex auslöste. Egal wer in diesem Raum saß und darauf wartete, verhört zu werden, wünschte sich nichts sehnlicher als der bedrückenden Enge zu entfliehen. Dieser Wunsch hatte bereits oft dazu geführt, dass sich die wahren Schuldigen so sehr in die Ecke gedrängt fühlten, dass sie gestanden.

    John Sheppard, hingegen, schien es nichts aus zu machen, in einem engen, grauen Raum ohne jede Seele festgehalten zu werden; er saß seelenruhig da, neben seinen Händen den bunten, eigentlich für Chloe Armstrong gedachten Blumenstrauß liegend, den er nicht mehr hatte abgeben können. Seine Gesichtszüge waren entspannt, ja, es sah sogar fast so aus, als hatte er ein kleines Lächeln auf den Lippen.
    Irgendetwas in Teyla schlug bei diesem Anblick Alarm. Irgendetwas fühlte sich falsch an, doch was konnte sie nicht sagen. Es war nur ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Bauch, das ihr sagte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Ob es mit Sheppard zu tun hatte? Sie wusste es nicht.

    „Ist er das?“ Elizabeth Weir war aus heiterem Himmel neben ihr aufgetaucht und Teyla zuckte zusammen, drehte sich um und funkelte ihre Kollegin vorwurfsvoll an. Diese zuckte nur mit den Achseln und meinte: „Hey, was kann ich denn dafür, dass du unseren Schmalspurcasanova begaffst, als wäre er ein brünstiges Affenmännchen, und dabei nicht mitkriegst, dass man dich ruft?“
    „Ich…Was?“ Elizabeths Anspielung bemerkend, hob Teyla ihre Stimmlage in einer fast schon bedrohlichen Art und Weise an. „Was soll das denn bitteschön heißen? Das-“ Sie brach ab, als sie Elizabeth grinsen sah.
    „Es ist doch wohl offensichtlich“, meinte die fesche Brünette nur und ließ ihren Blick nun ebenfalls durch das lamellenverdeckte Fenster schweifen und fixierte Sheppard, der noch immer ruhig dasaß.
    „Wer hat es dir erzählt?“, verlangte Teyla zu wissen. „Evan?“ Es konnte nur Evan gewesen sein, denn niemand anderes besaß die Frechheit sie so dermaßen aufzuziehen wie ihr Partner. Und wirklich niemand sonst konnte Neuigkeiten und Geheimnisse schlechter für sich behalten als Evan.
    Elizabeth löste ihren Blick kurz von dem wartenden Sheppard und antwortete: „Vielleicht. Ja, vielleicht war es gewesen.“ Was als Antwort schon genügte.
    „Ich werde ihn umbringen“, schimpfte Teyla erbost. Sie war gerade dabei nachzudenken, wie sie Evan das Leben schwer machen konnte, als Elizabeth sie mit diesem mitfühlenden Blick ansah, den Teyla über alles hasste.
    „Er macht sich nur Sorgen um dich.“ Elizabeths Stimme war sanft. „Du solltest ihn dafür nicht verurteilen, Teyla.“
    „Er macht sich Sorgen“, echote Teyla augenrollend und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. „Sicher. Evan und sich Sorgen machen.“
    Elizabeth schmunzelte verhalten und richtete den Blick wieder auf den im Verhörraum wartenden Mann. „Er ist attraktiv“, stellte sie nach kurzer Betrachtung fest und ihr Schmunzeln wurde von einem kecken Grinsen abgelöst. „Du solltest ihn fragen, ob er mal mit dir ausgehen will.“
    „Nicht du auch noch“, seufzte Teyla und boxte ihrer Kollegin sachte in die Seite. Elizabeth war die Psychologin des Teams und einfach unschlagbar, wenn es darum ging, Täterprofile zu erstellen oder ihren Kollegen psychologischen Rat zu geben. Sie war die ‚gute Seele’ des Teams- nur ein Grund von vielen warum Teyla sie als ihre beste Freundin bezeichnete. In den letzten Jahren und insbesondere nach ihrer Trennung von Michael Kenmore hatte sich zwischen Elizabeth und ihr eine besondere Freundschaft entwickelt, die auf Gegenseitigkeit beruhte und sogar noch enger war als die zwischen Evan und ihr.
    Doch so sehr Teyla auch Elizabeths Rat schätzte, ihre gutgemeinten Sprüche kamen immer dann, wenn Teyla sie am wenigsten gebrauchen konnte.
    So wie gerade jetzt.

    „Ich spreche nur das aus, was ich sehe“, verteidigte sich Elizabeth und nahm dabei unbewusst dieselben Worte wie Evan in den Mund. „Und jetzt gerade sehe ich dieses Funkeln in deinen Augen, Schätzchen, das ich das letzte Mal gesehen habe, als du frisch verliebt in Michael warst.“
    „Worauf willst du hinaus, Liz?“, fragte Teyla sie, befürchtete die Antwort ihrer Freundin schon zu kennen.
    Elizabeth sah ihr einen Moment lang tief in die Augen und warf dann ihr schulterlanges, braungelocktes Haar zurück. „Er ist attraktiv“, wiederholte sie, dieses Mal aber in einer Tonlage, die besagte, dass sie gerade ein Profil erstellte. „Er ist charmant, reich und scheint mir Sinn für Humor zu haben. Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen, wenn ich nicht bereits anderweitig vergeben wäre. Du solltest dich beeilen, Schätzchen. So einer wie er ist nicht für lange auf dem Markt.“
    Teyla hasste es, wenn Elizabeth ihre Psychologen-Karte ausspielte, weshalb sie sie auch dieses Mal mit einem bösen Blick bedachte, der aber bei Weitem nicht so standfest war, wie sie gehofft hatte. Insgeheim verfluchte sie ihre Freundin und ihre Art, Menschen lesen zu können, denn auch dieses Mal hatte Elizabeth recht behalten.

    Genau in dem Augenblick als sie wieder durch die Lamellen des Rollos spähte, schaute John Sheppard in ihre Richtung. Als er sie entdeckte, fing er an zu lächeln und zuerst blieb Teyla nichts anderes übrig, als dieses zu erwidern. Wie weggeblasen war die Tatsache, dass er mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der Mann war, der Camille Wray’s Leben auf dem Gewissen hatte und dafür mehrere Jahre im Gefängnis landen könnte. Jetzt war er einfach nur der nette, charmante, verdammt gutaussehende Kerl, der sie anlächelte und ihr Herz damit zum Schmelzen brachte.

    „Teyla!“ Erst als die Stimme ihres Kollegen sie ereilte, gelang es Teyla sich aus dieser Rosarotstarre zu befreien und einigermaßen objektiv an die Sache heranzugehen. Sie straffte die Schultern und wandte sich um, sah Evan mit großen Schritten auf sich zukommen.
    „Übernimmst du ihn?“, fragte sie ihn, als er sie erreicht und Elizabeth mit einem kurzen Nicken gegrüßt hatte.
    Evan hatte die Klinke bereits in der Hand, als er ihr kurz und bündig antwortete: „Ja, ich übernehme ihn.“
    „Soll ich…“ Teyla machte Anstalten, ihm zu folgen, doch er winkte ab. Sie konnte sich schon denken, was nun folgen würde.
    „O’Neill ist der Meinung, dass es besser wäre, wenn nur einer von uns Sheppard verhört und da ich gerade in der Nähe war, habe ich mich natürlich angeboten“, erklärte Evan ihr, wohl wissend, dass Teyla ihm diese unverschämte Lüge nie und nimmer abkaufte.
    „Okay.“ Teyla nickte, denn sie war zu dem Schluss gekommen, dass es tatsächlich besser war, wenn Evan sich um Sheppard kümmerte. „Okay, ich werde dann nebenan warten.“

    ++++++++++

    Er hatte nicht mit seinem Vorgesetzten gesprochen, was bedeutete, dass es Jack O’Neill egal war, ob sie John Sheppard nun zu zweit verhörten oder ob nur einer von ihnen sich mit ihm befasste.
    Es war seine Entscheidung gewesen, Sheppard allein zu verhören. Nicht weil er glaubte, dass Teyla voreingenommen handeln würde sondern vielmehr weil er sich sorgte, dass sie nicht richtig bei der Sache sein würde.
    Evan wusste, dass Teyla und diesen reichen Millionärssohn etwas verband, was es eigentlich nicht geben durfte. Er hatte die Blicke registriert, die die beiden sich zugeworfen hatten. Er hatte bemerkt, wie sich Teyla’s Gesichtszüge geändert hatten und wie ihr die Röte in die Wangen gekrochen war, als er sie auf das Treffen im Coffeeshop angesprochen hatte. Er hatte zusammengezählt und war zu einem Ergebnis gekommen. Und dieses Ergebnis ließ es unmöglich zu, dass er Teyla bei dem Verhör dabei sein lassen konnte.

    „Okay, ich werde dann nebenan warten“, sagte sie mit hörbarer Enttäuschung in ihrer Stimme zu ihm und zog mit Elizabeth Weir, der Psychologin des Teams von dannen. Sie drehte sich nicht zu ihm um, bedachte ihn nur noch einmal eines kurzen Blickes, als sie die Tür zum Nebenraum öffnete und diesen dann Sekunden später betrat.
    Evan seufzte stumm. Er hatte nicht vorgehabt, ihr dermaßen vor den Kopf zu stoßen, doch zu seinen Aufgaben gehörte es nun mal auch, auf seinen Partner Acht zu geben. Damals in Miami hatte seine Unachtsamkeit zum Tod seines damaligen Partners, David Telford, geführt und er hatte nicht vor, so etwas noch einmal zuzulassen.

    Diesen Gedanken innehaltend, drückte Evan die Türklinke herunter und betrat den Verhörraum, in dem John Sheppard ihn bereits erwartete.
    „Habe ich nur mit Ihnen das Vergnügen?“, fragte der dunkelhaarige Mann und setzte bewusst diesen leicht arrogant klingenden Tonfall ein, der in der Upper Class von New York mehr als gängig war.
    „Wonach sieht’s denn aus?“ Evan antwortete nicht auf Sheppards Frage, denn dessen provokanter Tonfall ärgerte ihn. Reich oder nicht, jetzt war er der Hauptverdächtige in einem Mordfall und kein Geld der Welt konnte ihn davor bewahren seine Schuld zu sühnen.

    Sheppard hielt seinen prüfenden Blick noch ein paar Augenblicke weiter auf ihn gerichtet, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. „Ich hatte ja gehofft, Ihre bezaubernde Kollegin würde uns Gesellschaft leisten-“
    „Sie ist beschäftigt“, fiel Evan ihm rasch ins Wort, setzte sich, spürte Teyla’s strafenden Blick förmlich in seinem Nacken brennen. „Sie konnte leider nicht.“
    „Ah, wie schade“, bedauerte Sheppard. Er trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, was in dem kleinen Raum, in dem sie sich befanden, einen lauten, vollen Ton erzeugte, der Evan in den Ohren dröhnte.
    Der Polizist musste sich stark zusammenreißen, nicht auf Sheppards Provokation zu reagieren.
    „Nun“, nahm der ihm gegenübersitzende das Gespräch wieder auf. „Wollen Sie mir endlich erklären, warum Sie mich hier eigentlich seit fast einer Stunde festhalten?“
    „Camille Wray“, erwiderte Evan.
    Sheppard lupfte die Augenbrauen. „Ich habe Ihnen bezüglich der Sache alles gesagt, was ich weiß“, erklärte er förmlich.
    Evans Mundwinkel kräuselten sich unwillkürlich zu einem Lächeln. „O ja, Sie sagten des Weiteren, dass Sie während der Tatzeit mit einem guten Bekannten Indoorgolfen waren.“
    „Im Paradise-Sportsclub, genau.“ Sheppard nickte.
    „Ziemlich teurer Schuppen“, bemerkte Evan. „In Midtown Manhattan, richtig?“
    „Ja, das ist richtig“, bestätigte Sheppard. „Bei den Mitgliedern handelt es sich hauptsächlich um Börsenmakler, Finanzexperten, Spekulanten…“
    „… und Kunstkenner“, beendete Evan seinen Satz. Er beförderte aus seiner Jackentasche ein dünnes Kärtchen hervor und legte dieses Sheppard vor.
    „Woher haben Sie die?“, verlangte dieser zu wissen, als er erkannte, dass es sich dabei um seinen Mitgliedsausweis handelte.
    „O, keine Sorge, das ist nicht Ihr Orginalexemplar“, entgegnete Evan. „Die nette Dame vom Empfang war so freundlich uns eine Kopie auszuhändigen zu lassen und nebenbei hat sie auch noch Ihre Aktivitäten überprüft.“
    John Sheppard zog die Augenbrauen zusammen, sagte aber nichts.
    Evan zuckte mit den Achseln. „Es scheint Sie nicht zu wundern, was man mithilfe eines Duplikats alles anstellen kann.“
    „Mir ist klar, dass man mir meine Aktivitäten nachweisen kann, aber das ist auch nötig, um den Mitgliedsbeitrag zu errechnen“, erwiderte sein Gegenüber kühl.
    „Nicht nur das, Sheppard.“ Evan nahm die Mitgliedskarte und ließ sie zwischen seinen Fingern hin und her gleiten. „Wissen Sie, was das Beste an diesen kleinen Dingern ist? Man kann mit ihnen nachweisen, ob und wann ein Mitglied sich in einer der Hallen des Sportclubs aufgehalten hat. Und soll ich Ihnen etwas sagen, Sheppard? Sie sind ein verdammter Lügner! Aber das wissen Sie bestimmt schon. Sie wissen es schon seit gestern, als Sie uns angelogen haben.“

    O ja, das war es, was Evan an seinem Beruf so liebte! Die Verdächtigen in die Ecke zu drängen, sie auf die Knie zu zwingen und ihnen so ein Geständnis zu entlocken. Und dabei war es ihm egal, wenn jemand ein Pokerface aufsetzte, so wie es John Sheppard gerade tat. Nein, es würde nicht mehr lange dauern und das hiesige Gefängnis wäre um einen Insassen reicher.

    Sheppard verhielt sich ruhig, selbst als Evan ihn als einen Lügner bezeichnete. Er schwieg, hielt seinen Blick auf den Ermittlern gerichtet, was diesen zur Weißglut trieb. Schließlich, als Evan kurz davor war seine Fassung zu verlieren, sagte Sheppard: „Ich habe sie nicht umgebracht.“
    „Ach nein?“ Jetzt war es an Evan die Augenbrauen zu heben. Er wedelte mit der Karte vor dem Gesicht seines Gegenübers herum. „Dieses Stück Plastik beweist da etwas anderes, nämlich, dass Sie zur Tatzeit gar nicht dort waren sondern schon eine ganze Stunde vorher. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber von dem Gebäude, aus dem Camille Wray stürzte, bis zum Sportcenter sind es gerade einmal fünf Minuten. Sie hätten also massig Zeit gehabt.“
    „Ich habe Camille nicht umgebracht“, beharrte Sheppard.
    „Sie waren aber auch nicht Golfen, so wie Sie es uns erzählt haben“, sagte Evan.
    „Was wollen Sie eigentlich von mir?“ Sheppard stützte sich mit den Ellenbogen auf die Tischplatte und beugte sich leicht vor.
    „Dass Sie mir verdammt nochmal die Wahrheit sagen, Sheppard“, antwortete Evan, „denn es fällt mir immer schwerer Ihnen zu glauben.“ Auch er beugte sich nun vor, sodass sein Gesicht von Sheppards nur wenige Zentimeter entfernt war. „Ich frage Sie das nur noch einmal. Wo waren Sie?“
    Sheppard musterte ihn abfällig, ehe er sich zurücklehnte. „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
    „Das können Sie mir nicht sagen?“ Evan lachte auf. „Gut, dann habe ich auch kein Problem damit, Sie über Nacht in Gewahrsam zu nehmen, bis Sie es sich anders überlegen.“ Er erhob sich von seinem Stuhl, marschierte auf die Türe zu, hatte diese fast erreicht, als ihm Sheppard etwas nachrief.
    „Ich…ich war bei meiner Exfrau“, lautete seine Aussage, die Evan innehalten und aufhorchen ließ.
    „Sie waren bei Ihrer Exfrau?“, wiederholte der Detective, sich zu seinem Verdächtigen umdrehend.
    Sheppard nickte, senkte den Blick, fast so als ob er sich schämte. „Ich war an dem Abend bei meiner Exfrau, Nancy Ferguson.“
    Evan war vor der Tür stehengeblieben. „Was haben Sie bei Ihrer Exfrau getan, dass Sie uns angelogen haben?“, wollte er wissen… und im nächsten Moment fiel ihm ein, was einen Mann dazu veranlasste zu lügen, wenn er sich mit einer Frau traf.
    „Nicht das, was Sie jetzt denken“, beeilte sich Sheppard zu sagen und widerlegte damit Evans Affärenverdacht. „Es… es ging um.“ Er zögerte. „ Es ging um Tyler.“
    „Tyler?“
    „Tyler ist der Patensohn von Nancy und mir“, erklärte Sheppard. „Er ist der Sohn von Nancys Schwester und er wurde letzten Monat eingeschult. Wir beide haben uns überlegt, was wir ihm zu seiner Einschulung schenken.“
    „Und deshalb lügen Sie uns an?“ Evan schüttelte ungläubig mit dem Kopf. Er hatte schon vieles zu Ohren bekommen, doch das hier war geradezu absurd, um wahr zu sein. „Wegen Ihrer Exfrau und Ihrem Patensohn?“
    Sheppard lächelte schwach. „Wissen Sie, was passieren würde, wenn die Presse herausbekommt, dass ich einen Patensohn habe? Sie können sich nicht vorstellen, was ich dem Jungen für einen Stress bereitet hätte, wenn ich gleich mit der Wahrheit herausgekommen wäre. Ich bin ein pressewirksamer Mann, der fast ununterbrochen im Licht der Öffentlichkeit steht. Nancy, meine Schwägerin und ich waren uns einig, dass wir Tyler dem Medienrummel nicht aussetzen wollen, weshalb wir es nicht öffentlich gemacht haben, dass er mein und Nancys Patensohn ist.“
    „Sie wollten also nicht, dass es rauskommt, dass Sie einen Patensohn haben?“, fasste Evan zusammen. „Deshalb haben Sie uns angelogen und behauptet, dass Sie Golfen waren, sich stattdessen aber mit Ihrer Exfrau getroffen haben?“
    „Ich sagte doch bereits, dass ich es nicht war, Detective.“ Sheppards Gesicht zierte eine ernste Miene. „Ich sage Ihnen die Wahrheit und es tut mir leid, dass ich Sie beim letzten Mal angelogen habe, aber können Sie mich verstehen? Ich wollte den Jungen nicht der Presse zum Fraß vorwerfen.“

    Evan hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Es fiel ihm zugegeben immer noch schwer, zu glauben, was man ihm da aufgetischt hatte, doch als er in Sheppards ernste grüne Augen sah, musste er eingestehen, dass er auch nicht anders gehandelt hätte.
    Verlegen kniff er die Lippen aufeinander, ehe er sich nach einer Möglichkeit erkundigte, wie man Nancy Ferguson erreichen konnte.
    „Sie ist für zwei Tage auf Geschäftsreise“, antwortete Sheppard, ihm eine Visitenkarte mit der Adresse seiner Exfrau reichend. „Aber Sie sollte morgen wieder da sein. Morgen Abend findet nämlich die Eröffnung der Galerie eines guten Bekannten von uns statt, zu der wir beide eingeladen sind.“
    Evan nahm die Visitenkarte dankend entgegen. „Wir werden es nachprüfen lassen und bis wir das getan haben, möchte ich Sie darum bitten, die Stadt nicht zu verlassen.“
    „Aber sicher doch“, entgegnete Sheppard und erhob sich. „Falls ich Ihnen noch irgendwie anderweitig behilflich sein kann, melden Sie sich einfach bei mir.“

    Grübelnd blickte Evan dem davonschlendernden Sheppard nach und so fiel ihm der zurückgelassene Blumenstrauß erst auf, als sein Besitzer bereits im Fahrstuhl verschwunden und auf dem Weg nach unten war. Ein kleines Stück Papier blitzte zwischen den roten Mohnblumen hervor, und als Evan es öffnete und las, was geschrieben stand, musste er schmunzeln. Ohne dass ein Name vermerkt war, wusste er sofort, für wen Sheppard den Blumenstrauß dagelassen hatte.

    Für die Frau, die mich wohl am auffälligsten nach einem Strauß Blumen gefragt hat, ohne sich dabei zu schämen.
    John Sheppard


    +++++++++++

    Je öfter sie die kleine Karte las, desto schwerer fiel es ihr bei den charmanten Worten nicht bis über beide Ohren zu erröten. Seine Wortwahl schmeichelte ihr und seine geschwungene Schrift wirkte trotz der schmierigen Kugelschreibertinte noch elegant und stillvoll. Es war nicht eine dahingekritzelte, seelenlose Karte, auch wenn manche es zuerst dafür halten würden. Es war eine nette kleine Aufmerksamkeit, deren wahre Bedeutung nur sie beide verstanden.

    Teyla las das Kärtchen ein weiteres Mal… und errötete wieder. Der zweizeilige Text ließ ihr Herz höher schlagen und zum ersten Mal seit ihrer Trennung vor anderthalb Jahren hatte sie wieder das Gefühl Schmetterlinge im Bauch zu haben. Und es fühlte sich noch immer verdammt gut an!
    „Hatte ich nun recht oder hatte ich recht?“ Elizabeth spähte von ihrem Schreibtisch aus zu ihr herüber und hatte dabei ein Grinsen auf den Lippen, das fast schon unverschämt war. Sie stützte sich mit den Ellenbogen auf ihren Tisch, hatte ihr Kinn auf ihren gefalteten Händen abgelegt.
    „Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst“, versuchte Teyla auszuweichen. Ehe sie sich jedoch versah, war Elizabeth aufgesprungen, zu ihr herüber geeilt und hatte ihr das kleine, wohlduftende Kärtchen weggenommen.
    „Für die Frau, die mich wohl am auffälligsten nach einem Strauß Blumen gefragt hat, ohne sich dabei zu schämen“, las sie laut vor. „Gezeichnet: John Sheppard. O Himmel, ist das romantisch!“
    Teyla riss ihr das Kärtchen aus den Händen, aber nicht nur, weil sie verhindern wollte, dass es im ganzen Departement herumgezeigt wurden sonder weil sie sich in den zehn Sekunden nackt gefühlt hatte. „Gib das her“, zischte sie und stopfte es achtlos in den Sommerblumenstrauß zurück.

    Elizabeth hatte inzwischen auf der Tischkante Platz genommen und betrachtete abwechselnd sie und den Blumenstrauß. Sie schloss ihre emsige Betrachtung damit, dass sie die Stirn runzelte und mit einem verkniffenen Lächeln meinte: „Er steht auf dich. Hundertprozentig.“
    „Er hat mir nur einen Blumenstrauß dagelassen“, versuchte Teyla die Sache herunterzuspielen, merkte aber noch während sie redete, dass der Satz und ihr Vorhaben einen einzigen Widerspruch bildeten.
    „Teyla, Darling.“ Elizabeth lächelte sanft. „Wenn Männer einer Frau einen Blumenstrauß dalassen, heißt das meistens, dass sie auf die Frau stehen. Da machen auch 55 Millionen keinen Unterschied. Die Grundregeln gelten für alle Gehaltsklassen. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen: John Sheppard steht auf dich. Und wenn ich deine misslungenen Ausweichmanöver mir und Evan gegenüber richtig deute, stehst du auch auf ihn. Leugnen ist zwecklos; du weißt, dass du mich nicht anlügen kannst.“
    Teyla gab sich mit einem Seufzen geschlagen, denn natürlich wusste sie, dass sie Elizabeth als Psychologin und Menschenkennerin nichts vormachen konnte. Sich verstohlen zu allen Seiten umblickend, fragte sie leise: „Ist es verwerflich, sich in einen Verdächtigen zu verlieben?“
    „Kommt drauf an“, erwiderte Elizabeth und schlug die Beine übereinander. „Du kannst nur hoffen, dass unser Schönling sich wirklich mit seine Exfrau getroffen hat, um über das ‚Wohl des Kindes’ zu sprechen.“
    Teyla biss sich auf die Unterlippe. Die Tatsache, dass ausgerechnet die Exfrau Sheppards Alibi war, gefiel ihr irgendwie gar nicht.
    „Es ging nur um das Patenkind“, erkannte Elizabeth ihre Sorge wieder einmal richtig. „Das hat nichts zu bedeuten, Schätzchen.“
    „Das ist es nicht“, log Teyla. „Es ist nur so, dass ich nicht weiß, ob ich…und er…ob wir beide…“
    „Du musst den richtigen Moment abwarten“, riet Elizabeth ihr.
    „Welchen richtigen Moment denn bitteschön?“, regte Teyla sich auf uns richtete sich kopfschüttelnd auf. „Herrgott, was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich kann doch nicht so einfach… Er ist Verdächtiger in einen Mordfall!
    „Und er sieht verdammt gut aus“, bemerkte ihre Kollegin, was zur Folge hatte, dass Teyla wieder auf ihren Bürostuhl zurückplumpste.
    „Ich bin mir einfach nicht sicher, was ich will“, gestand sie. „Seit das zwischen Michael und mir aus ist, habe ich Schwierigkeiten auf Männer zuzugehen. Und ausgerechnet da kommt so ein reicher Schönling herbei und raubt mir mit seinen wahnsinnsgrünen Augen den Verstand.“
    Elizabeth schmunzelte. „Vielleicht solltest du ihm das sagen“, schlug sie vor.
    Teyla stöhnte auf. „Ich kann nicht“, jammerte sie und vergrub ihr Gesicht in den Händen, schüttelte mit dem Kopf. „Ich-“

    „Emmagan!“ Jack O’Neills Stimme riss sie aus ihrer Selbstbemitleidung und als sie aufsah, erblickte sie ihren Vorgesetzten in der Tür zu seinem Büro stehen und sie zu sich herüberwinken. „Kommen Sie mal bitte in mein Büro!“
    „Na super“, murmelte Teyla, als O’Neill wieder verschwunden war, und erhob sich von ihrem Stuhl. Eine Standpauke für was-auch-immer war jetzt wirklich das letzte, was ihr zu einem vollkommenen Tag noch fehlte.
    Elizabeth gab ihr ein aufmunterndes Lächeln mit auf dem Weg und ein ‚Du schaffst das schon’.

    Captain Jack O’Neill, der Leiter des Ermittlerteams, thronte hinter einem Schreibtisch aus massivem Mahagoniholz auf einem teuer aussehenden Ledersessel. Er hatte seine Finger vor der Brust zu einer Dreiecksformation zusammengeschlossen und als Teyla zögerlich sein Büro betrat, zog sich ein Lächeln über seine Lippen.
    „Setzen Sie sich“, empfing er sie und bedeute ihr mit einer fließenden Handbewegung auf einem der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, Platz nehmen.
    Teyla tat wie ihr geheißen, setzte sich und faltete die Hände im Schoß. „Sie wollten mich sprechen, Sir?“
    O’Neill nickte. „Jaja, das wollte ich. Ich weiß, dass Sie im Moment viel zu tun haben“, begann er ihr sein Anliegen vorzutragen, „aber Sie sollten wissen, dass die Sache, um die ich Sie bitte, große Priorität hat und ich würde sie gern mit viel Diskretion behandeln.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Teyla, Sie sind eine meiner besten Ermittler.“
    „Vielen Dank, Sir“, beeilte sich Teyla zu sagen, bevor ihr Vorgesetzter weitersprach.
    „Sie haben sich mein Vertrauen in den vier Jahren, die Sie nun bei uns sind, redlich verdient und ich kann durchaus behaupten, dass ich stolz auf sie bin.“ Ein O’Neill-typisches Grinsen umspielte die leicht faltigen Mundwinkel ihres Vorgesetzten. „Deshalb bin ich auch der Meinung, dass Sie die richtige für den Job sind.“
    „Job?“ Teyla stutzte. Warum wollte ihr O’Neill ausgerechnet jetzt, während einer laufenden Ermittlung, einen anderen Job zuweisen? „Mit Verlaub, Sir, aber ich bin gerade an einer Mordermittlung beteiligt. Ich befürchte, dass ich keine Zeit für eine andere Tätigkeit haben werde.“
    O’Neill winkte ab. „Iwo, natürlich will ich Sie weiter bei der Ermittlung dabei haben und die Aufgabe hat auch damit etwas zu tun.“
    „Um was für eine Aufgabe handelt es sich?“, fragte Teyla.
    Statt ihr zu antworten, stellte O’Neill eine Gegenfrage. „Wissen Sie, was eine Vernissage ist?“
    „Selbstverständlich“, erwiderte Teyla. „Eine Vernissage ist eine Eröffnung einer Kunstausstellung. Worauf wollen Sie hinaus, wenn ich fragen darf, Sir?“
    „Wissen Sie, Teyla, ich interessiere mich nicht allzu sehr für Kunst.“ O’Neill stand auf und begann hinter seinem Schreibtisch auf und ab zu wandern. „Aber selbst mir ist zu Ohren gekommen, dass Steven Caldwell, ein anerkannter Kunstkritiker und Sammler, morgen Abend seine erste eigene Kunstausstellung eröffnen wird.“
    Teyla erinnerte sich, davon etwas in der Zeitung gelesen zu haben, verstand aber nicht, was eine Vernissage eines ihr unbekannten Kunstliebhabers mit dem Fall zu tun haben sollte.
    „Wie Sie sicher aus dem Verhör wissen, ist Mr. Sheppard ebenfalls zu diesem Event eingeladen“, fuhr O’Neill fort. Er hatte seinen Satz kaum beendet, da dämmerte es Teyla bereits.
    „Und was hat das mit mir zu tun?“, wollte sie wissen.
    „Waren Sie schon einmal auf einer Vernissage?“, stellte O’Neill wieder einmal eine Gegenfrage.
    Teyla verneinte dies.
    „Gut.“ Ihr Vorgesetzter hatte seinen Lauf entlang des Fensters beendet und sich ihr zugewandt. „Dann wird die morgen Abend Ihre erste sein. Sie werden als Gast auf Caldwells Vernissage anwesend sein, aber nicht als gewöhnlicher Gast. Sie werden an diesem Abend als Mr. Sheppards Begleitung auftreten.“

    … als Mr. Sheppards Begleitung auftreten. O’Neills Worte hallten laut und dröhnend in ihrem Kopf wieder, doch trotzdem dauerte es unsagbar lange Zeit, bis sie verstand, was man da von ihr verlangte.
    „Ich befürchte, ich habe Sie nicht richtig verstanden“, brachte sie heraus. „Ich soll die Begleitung für Mr. Sheppard sein?“
    O’Neill nickte zu ihrer Bestürzung. Sich wieder setzend, meinte er: „Ich kenne die Familie von Mr. Sheppard schon sehr lange und ihn persönlich seit er ein kleiner Junge war. Das er nun in diesen Fall verwickelt ist, macht mich traurig, und auch, dass er fortan unter unser Beobachtung zu stehen hat. Und da kommen Sie ins Spiel, Teyla. Er selbst kam vorhin zu mir und bat mich, Sie für diesen besonderen Abend freizustellen.“
    „Aber ich kann doch nicht-“
    „Mr. Sheppard hat bedauerlicherweise ab sofort unter polizeilicher Beobachtung zu stehen“, fiel O’Neill ihr unschön ins Wort. „Ihm ist das bewusst und er meinte, dass so ein geselliger Abend für Sie eine Abwechslung wäre. Natürlich werde ich Sie nicht allein dorthin schicken. Ich werde Ihnen Lorne und Ramirez zur Verstärkung mitgeben. Die beiden werden sich ebenfalls unters Kunstvolk mischen.“

    TBC

  30. #18
    Mama, im Dienste Ihrer Majestäten Avatar von Nyada
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    Standard Ars amandi- Die Kunst zu Lieben

    A/N: Es ist mal wieder Freitag- yippie!!! Die Woche liegt hinter und das WE vor uns. Und wie könnte man ein schönes entspanntes Wochenende besser starten, als mit neuem Lesestoff.
    Würde mich echt darüber freuen, zu hören, wie's euch gefällt, denn ich habe leider langsam das Gefühl, dass meine Story keinen mehr interessiert. Dabei brauche ich euer Feedback wie Luft zum Atmen...

    Naja, ich wünsche euch jetzt erst einmal viel Spaß beim Lesen und freue mich schon auf gaaaaaaaanz viel Feedback.
    LG, eure Moni

    Wichtige Anmerkung: Wie bereits erwähnt, fällt dieses Kapitel unter das Rating NC-17 (Szenen unter dem Spoiler).


    Kapitel Fünf
    *+* Ars amandi- Die Kunst zu Lieben *+*


    Spinning on that dizzy edge
    I kissed his face and kissed his head
    And dreamed of all the different ways I had
    To make him glow
    Why are you so far away? he said
    Why won't you ever know that I'm in love with you
    That I'm in love with you
    Katie Melua - Just like heaven


    Der Sommer meldete sich an jenem 5. September, ein Samstag, mit einer brutalen Wucht zurück und die ganze Stadt ächzte wegen der sie plötzlich überrollenden Hitzewelle auf. Die New Yorker Finanzviertel, wie die Wall Street und Midtown Manhattan, verwandelten sich in brütende Hitzehochburgen und keines dieser merkwürdigen, in Nadelstreifenanzüge gekleideten Wesen wagte es auch nur einen Fuß aus den unförmigen Wolkenkratzer hinaus auf den glühenden Asphalt zu setzen.
    Die Straßen und die Bürgersteige waren wie leergefegt; Zeitungsverkäufer hatten ihre Stände während der besonders unerträglichen Mittagsstunden geschlossen und die Taxifahrer fächelten sich in ihren überhitzten, quittengelben Wagen mit ihren Mützen verzweifelt Luft zu. Hier und da brauste ein Kurierfahrer durch die ungewohnt leeren Straßen. Hier und da trat ein Praktikant hinaus auf den Bürgersteig, der für seinen militanten Vorgesetzten Kaffee holen musste. Sonst war es ungewohnt still in den Straßen.
    Selbst im Schatten der Bäume des Central Parks schien es den New Yorkern zu heiß und damit unerträglich zu sein, denn nur vereinzelt hatten sich wenige von ihnen in die Grüne Hölle der Stadt vorgewagt, nur um sich in den nächstbesten Schatten zu fluchten, begierig an ihrer Wasserflasche zu nuckeln und sich mit der Hand, Mütze/Hut oder mit der Zeitung Luft zu zu fächeln.
    Nach den monsunartigen Regenfällen der letzten zwei Tage und dem Ende des ewigen Nebels, hatten die New Yorker froher Erwartung eines wunderschönen Sommertages ihre vier Wände verlassen, um sich an der Sonne zu erfreuen und diese zu genießen, ehe sie kalten, windigen Herbsttage hereinbrachen. Kaum einen Fuß vor die Tür gesetzt, wurden sie aber auch schon wieder daran erinnert, was ‚Sommer’ in New York wirklich bedeutete und dass die kalten, windigen Herbsttage auch ihr Gutes hatten. Mit Sicherheit. Irgendetwas Gutes ließ sich bestimmt finden. Bestimmt. Man musste nur gut genug danach suchen.

    Wohl wissend, was für einen Gefallen sie sich damit tat, im Haus zu bleiben, lehnte Teyla in der offenen Balkontüre und betrachtete das heillose Durcheinander, was sich als ihr ‚Garten’ schimpfte. Nun ja, es war nicht wirklich ein Garten sonder viel mehr ein 10x15 Meter großes Rechteck, überwuchert von kniehohem Gras und Wildblumen verschiedenster Sorten, Formen und Farben. Irgendwo unter diesem… Gestrüpp glaubte sich Teyla an ein Blumen-/Gemüsebeet erinnern zu können… und ebenso an ihre mehr oder weniger erfolgreichen Versuche Zucchini, Tomaten und Co heranzuzüchten. Die Ergebnisse waren gelinde ausgedrückt eine Katastrophe gewesen und Evan (der zu der damaligen Zeit wieder einmal Unterschlupf bei ihr gesucht hatte) hatte die Freundlichkeit besessen und vorgeschlagen, die missgeformten Zucchini dem Genlabor zu spenden. Idiot!
    Teyla gab zu, dass ihr Garten (der eigentlich keiner war- bei dem Zustand) nicht gerade perfekt war, aber für sie war er die einzige Möglichkeit zu entspannen und auf andere Gedanken zu kommen.

    Direkt vor der Balkontüre lag eine kleine, geflieste Terrasse, die unter einer großen, alten Linde lag, deren lange, schleppenartige Äste mit dem dichten Blätterwerk angenehmen Schatten spendeten- selbst bei so unmenschlich hohen Temperaturen wie heute. Teyla trat barfuss auf die Terrasse hinaus und ließ sich in einen der teakhölzernen Gartenstühle sinken, der mitsamt drei weiteren seiner Sorte und einem kleinen, runden Tisch die Terrasse ‚bevölkerte’ und ihr einen einigermaßen wohnlichen Eindruck verlieh.
    Von hier oben aus konnte man direkt in den Garten hinabschauen und der Tatsache, dass sich ihr Garten immer mehr in einen Urwald verwandelte, nicht mehr länger entfliehen könnend, beschloss Teyla, dass es an der Zeit war, sich den Rasenmäher von dem netten Mr. Landry zu leihen, der mit seiner Frau Kim nebenan wohnte. Und dessen Garten- neidlos zugegeben- wie aus dem Ei gepellt aussah, geradezu perfekt. Wimbledonrasen, mit der Nagelschere geschnitten, und Rosenbeete, die die königlichen Gärtner Englands sicher vor Neid platzen lassen würden.

    Teyla ließ ihren Blick schweifen, bis er auf den grüngestrichenen, zwei Meter hohen Bretterzaun traf, der ihr ‚Domizil’ von der Straße trennte. Sie sank tiefer in das Polster ihres Stuhls und schwelgte in Gedanken. Die Hitze hatte ihren, von der Klimaanlage abgekühlten, Körper erreicht und kribbelte nun auf ihrer kalten Haut. Ein dünner Schweißfilm lag über ihrer Oberlippe und das, obwohl sie nicht einmal zwei Minuten draußen war.
    Hastig fasste sie ihre karamellfarbenen Haare am Hinterkopf zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen, aus dem sich aber gleich wieder ein paar widerspenstige Haarsträhnen lösten und ihr ins Gesicht fielen.
    Genau in diesem Augenblick trat ein in Bermudashorts und buntem Hemd gekleideter Evan Lorne auf die Terrasse heraus, ein Tablett Gläser balancierend und Elizabeth und Jennifer im Schlepptau; die eine hielt eine bis zum Rand gefüllte Kanne gekühlten Pfirsicheistee in der Hand, die andere war darauf bedacht, ihren wirklich grandios aussehenden Zitronenkuchen und die dafür benötigten Teller unfallfrei zum Tisch zu transportieren.

    Jennifer platzierte den mit hellem Zuckerguss glasierten Kuchen in der Mitte des Holztisches und machte sich auch gleich daran, ihn in mundgerechte Stücke aufzuteilen… während sie gleichzeitig die Fliegen verscheuchte, die den Kuchen gerochen hatten, bevor sie ihn überhaupt abgestellt hatte.
    Evan, seinerseits, setzte das Tablett ab und verteilte die Gläser, die Elizabeth gleich darauf mit der goldenen Flüssigkeit zu füllen begann, bevor sie sich einen Teller schnappte und sich ein Stück Zitronenkuchen auflud.
    „Herrlich“, sagte sie zufrieden, setzte sich und biss mit einem herzhaften Seufzen in den saftigen Teig des Kuchens.
    „Absolut herrlich“, pflichtete Jennifer ihr bei, die ihren Platz neben Teyla gefunden hatte und nun gerade ihre blonden Haare zurückwarf.
    Den Kuchenteller in der einen Hand und das Glas Eistee in der anderen haltend, ließ Evan sich nieder. „Das ist die Art, einen Samstag zu verbringen.“ Grinsend und in die Runde blickend, fügte er hinzu: „Umgeben von drei wunderschönen Frauen.“
    „Natürlich.“ Jennifer verpasste im einen nicht ernst gemeinten Schlag gegen die Schulter, ehe auch sie sich ihrem Kuchen hingab und hineinbiss.
    „Kommt Laura eigentlich auch?“, wollte Elizabeth wissen und sprach damit das aus, was den drei Frauen schon die ganze Zeit auf den Zungen gelegen hatte. Sie alle mochten Laura Cadman, Evans Verlobte, und fanden sie hinreizend, aber sie wussten auch, dass es wohl kein eifersüchtigeres Wesen auf der Welt gab, als sie.
    „Ich weiß nicht“, antwortete Evan, zuckte mit den Schultern und beeilte sich ein besonders großes Stück Kuchen in den Mund zu schieben.
    „Er hat sie gestern Abend angerufen“, wusste Teyla zu berichten und wackelte dabei vielsagend mit ihren Augenbrauen. „Eine ganze Stunde lang hat er sich im Bad eingeschlossen gehabt.“
    „Eine ganze Stunde?“, kam es aus Elizabeths und Jennifers Mund gleichzeitig, fast als hätten sie es geprobt.
    Teyla nickte. „Mhm. Er hat sogar den Duschhahn aufgedreht, damit ich nicht höre, was er mit Laura zu besprechen hatte. Anscheinend nicht besonders viel, sonst hätte er heute Nacht nicht schon wieder auf meiner Couch geschlafen.“
    „Ich musste schließlich aufpassen, dass du nicht Hals über Kopf das Land verlässt“, feuerte Evan mit einem gehässigen Grinsen zurück und Teyla wusste ganz genau, was jetzt kommen würde.
    „Evan“, warnte sie ihn und piekste ihn mit ihrer dreizackigen Kuchengabel in die Brust. „Ich habe jetzt wahrlich keine Lust darauf, mir deine Sticheleien anzuhören, wegen etwas, was ganz sicher nicht stattfinden wird.“
    „Du meinst die Vernissage, zu der du gehen und Sheppard begleiten sollst?“ Es war nicht Evan, der das aussprach, was Teyla die letzten vierundzwanzig Stunden zu ignorieren versucht hatte, sondern Jennifer.
    Teyla starrte die blonde Gerichtsmedizinerin an. „Woher…“
    „Das weiß doch inzwischen das ganze Departement“, antwortete Elizabeth für Jennifer und lud sich ein zweites Stück Zitronenkuchen auf ihren Teller, nachdem sie das erste in Rekordzeit verschlungen hatte. „Nun ja, ich meine, es ist halt ziemlich auffällig, wie du dich in seiner Gegenwart verhältst, und nachdem man erst ihn und dann dich aus O’Neills Büro hat kommen sehen…“ Elizabeth warf ihr einen gutgemeinten Blick zu. „Deine Miene hat wirklich Bände gesprochen, Schätzchen.“

    Die Erinnerungen kamen wieder hoch und das, nachdem Teyla es geschafft hatte, sie zumindest für eine kurze Zeit zu unterdrücken. Ihr war bewusst, dass man in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch hatte lesen können und auch, dass es unschlau gewesen war, direkt nach dem Gespräch mit O’Neill durch das Revier zu wandern, mit einem Gesichtsausdruck wie ein angefahrenes Reh. Aber daran hatte sie nicht gedacht…

    Als O’Neill ihr sein Anliegen mit so galanten Worten vorgebracht hatte, hatte sie zuerst an einen Scherz geglaubt. Die ersten dreieinhalb Sekunden. Dann allerdings hatte sie in das vollkommen ernste Gesicht ihres Vorgesetzten gesehen und ihr war klar geworden, dass es Jack O’Neills voller Ernst war: Sie sollte den reichen, momentanen Hauptverdächtigen, John Sheppard, zu einer Vernissage begleiten und das schon heute Abend, obwohl es ihr unmöglich war, in seiner Gegenwart cool und professionell rüberzukommen, weil ihr dieser Kerl den Verstand raubte.

    Heute Abend. Diese Erkenntnis verschlug ihr den Atem und ehe es ihr bewusst wurde, platzte es aus ihr heraus. „Ich werde nicht hingehen.“
    Die Blicke ihrer drei Freunde trafen sie und Teyla fand in ihren Augen genau das, wovor sie sich gefürchtet hatte: Belustigung.
    „Du weißt, ich widerspreche dir sonst nie“, machte Jennifer den Anfang, „aber so wie es aussieht, hast du gar keine andere Wahl.“
    „Sieh es doch einfach mal positiv“, pflichtete Elizabeth der Gerichtsmedizinerin zu. „Das könnte immerhin die Gelegenheit sein, auf die du gewartet hast. Na schön, es mag vielleicht kein richtiges Date sein, aber-“
    „Elizabeth!“, fiel Teyla ihr rasch ins Wort, ließ sich dann stöhnend gegen die Lehne ihres Gartenstuhls sinken. „Ich kann das einfach nicht, versteht ihr mich denn nicht?“

    Einen Moment lang herrschte Schweigen, bevor Evan die Initiative ergriff. „Ich bin mir sicher, dass ich auch für Liz und Jennifer spreche, wenn ich sage, dass du verdammt engstirnig bist, Teyla.“
    „Und stur“, fügte Elizabeth zu, die Gabel gegen ihre Freundin erhebend. „Ich meine, hallo? Worüber hatten wir gestern noch gleich gesprochen? Soweit ich mich erinnern kann, hat dein Blick förmlich nach ihm gegiert und jetzt, da du ihn einen ganzen Abend für dich allein haben wirst, ruderst du einfach so zurück?“
    „Ich habe meine Meinung halt geändert“, erwiderte Teyla trotzig.
    Elizabeth schüttelte mit dem Kopf. „Nein, hast du nicht. Da ist immer noch dieses Funkeln in deinen Augen, wenn du von ihm sprichst- ja, sogar wenn du an ihn denkst. Du denkst gerade an ihn, nicht?“
    „Ich werde heute Abend nicht hingehen, ganz gleich was ihr oder O’Neill dazu sagen werdet. Eure Meinung ist mir egal“, beharrte Teyla. „Und außerdem… weiß ich nicht, wie so eine Vernissage abläuft und ich habe nichts Passendes anzuziehen.“

    Es klingelte an der Tür, genau in jenem Augenblick, in dem Teyla sich fragte, wann ihr das Schicksal wohl dieses Mal einen Strich durch die Rechnung machen würde. Sie hatte ein schlechtes Gefühl in der Magengegend, als sie sich erhob, die Terrasse verließ und durch ihr Wohnzimmer zur Wohnungstür eilte. Ein kurzer Blick durch den Türspion offenbarte ihr einen mageren, braungekleideten Kurier, mit runder Nickelbrille, Zahnspange und dünnen rotbraunen Haaren.
    „Emmagan?“, fragte er, als Teyla die Tür öffnete. Als sie nickte, hielt er plötzlich ein flaches, aber großes Paket in der einen Hand und ein Klemmbrett samt Formular in der anderen. Er drückte ihr das Klemmbrett in die Hand und reichte ihr dann noch einen Kugelschreiber. „Wenn Sie hier bitte unterschreiben könnten. Danke.“
    Teyla tat wie ihr geheißen, nahm dann das Paket an und wandte sich fragend an den Kurier, der schon wieder auf halbem Weg nach draußen war. „Ich… ich hatte aber nichts bestellt. Woher kommt das?“
    „Irgendein Typ hat das heute Morgen in die Zentrale bringen lassen und darauf bestanden, dass wir es noch vor drei Uhr ausliefern“, antwortete der Kurier. „Sorry, aber den Namen darf ich Ihnen nicht sagen. Ich wünsch Ihnen dann noch 'nen schönen Tag, Miss.“ Er lüpfte seine Kappe und war dann verschwunden.

    Als Teyla die Tür schloss und in ihr Wohnzimmer zurücktrat, wurde sie dort bereits von ihren drei neugierigen Freunden erwartet, die samt Gläser und Kuchenteller auf der Couch Platz genommen hatten.
    „Und?“ Jennifer klang so gespannt wie ein Bogen, der kurz vor dem Abschuss stand. Sie wippte auf der Couchkante auf und ab und tippelte gleichzeitig mit den Fingern auf ihren nackten Knien herum.
    „Keine Ahnung“, antwortete Teyla und setzte sich auf die Armlehne ihres alten Sessels, den sie von ihrer Mutter direkt vor deren Tod bekommen hatte.
    Das schlichte braune Paket war an sie adressiert, aber sie fand keine Absenderadresse. Sie hatte natürlich einen leisen Verdacht, aber den teilte sie ihren Freunden nicht mit, da sie sie sonst in der Luft zerrissen hätten.
    Ganz vorsichtig, als befürchtete sie, etwas kaputtzumachen, durchtrennte sie das Paketklebeband mit dem Fingernagel und hob dann den Deckel ab. Weißes Krepppapier kam zum Vorschein, aber nicht irgendein Krepppapier, sondern eines mit einem Namen aufgedruckt, der Teyla aufjapsen ließ.
    „O mein Gott“, rief Elizabeth aus, kaum dass sie einen Blick hatte erhaschen können. „ Ist das etwa…Versace!?“
    „Ver…was?“ Jennifer war sofort aufgesprungen und Elizabeth gefolgt, die zu ihrer Freundin geeilt war, um ja mitzubekommen, was da unter dem teuren Versace-Krepppapier-Einpackpapier verborgen lag. Auch Evan hatte sich erhoben und kam nicht minder neugierig herüber geschlendert.

    Das darf doch nicht wahr sein, dachte Teyla verzweifelt und machte sich daran, vorsichtig das Krepppapier zu entfernen, nur um ein zweites Mal die Luft anzuhalten, als ihre Finger einen seidenen, nachtblauen Stoff ertasteten, der sich als ein etwa knielanges, verdammt teuer aussehendes Kleid entpuppte, das auch noch genau ihre Größe zu haben schien. Es sah wunderschön aus und für einen Moment vergaß Teyla alles um sich herum und fokussierte sich nur auf das Kleid. Mit spitzen Fingern zog sie es aus dem Karton heraus, stand auf und hielt es an ihren Körper.
    „Wow“, ließ Elizabeth anerkennend verlauten.
    „Das ist einfach nur…“ Jennifer scheiterte bei dem Versuch Worte zu finden, die dem Kleid gerecht wurden.
    Evan, seinerseits, stieß nur einen ebenfalls anerkennenden Pfiff aus. „Sieht so aus, als hätte da jemand damit gerechnet, dass du vor lauter Klamotten in deinem Schrank nichts zum Anziehen finden würdest.“
    „Und für den Fall, dass du nicht den dazu passenden Schmuck findest“, ergänzte Jennifer, eine weiße Schatulle in den Händen haltend und diese aufklappend.
    Als sie das mit Diamanten besetzte Collier und die ebenfalls diamantenen Ohrringe entdeckte, blieb Teyla nichts anderes übrig, als sich die Hand vor den Mund zu schlagen, das Kleid links liegen zu lassen und nach der Schatulle zu greifen.
    „Wow“, hauchte sie ergriffen und glitt mit der Fingerkuppe vorsichtig über die edlen Schmuckteile, die zusammen mit dem Kleid bestimmt mehr gekostet hatten, als eine Monatsmiete.
    „Er scheint es ernst zu meinen“, grinste Elizabeth.
    „Und er hat sogar ein Kärtchen beigelegt“, machte Evan Teyla aufmerksam und reichte ihr das schlichte weiße Papierkärtchen.

    Ich habe keinen Zweifel daran, dass Sie heute Abend umwerfend aussehen werden, aber als ich dieses Kleid sah, musste ich an Sie denken.

    Ich hoffe, es gefällt Ihnen und es wäre mir eine besondere Ehre, Sie in diesem Kleid heute Abend ausführen zu dürfen.

    J.S.


    Teyla musste lächeln, als sie das Kärtchen gelesen hatte… und las es ein zweites Mal. Sie mochte John Sheppard zwar noch nicht lange kennen, aber sie war sich sicher, dass er der charmanteste, wortgewandteste Mann war, dem sie je begegnet war. Vielleicht war es nur eine Masche von ihm, aber eine gute, denn seine schmeichelnden Worte berührten sie tief in ihrer Seele, ließen ihr Herz nur noch schneller schlagen…
    … und ehe sie sich versah, war die Ablehnung von vorhin purer Vorfreude auf den heutigen Abend gewichen.

    ++++++++++++

    7 Stunden später

    Zum gefühlten sechsten oder siebten Mal kontrollierte John nun seine Armbanduhr und stellte mit einem Seufzen fest, dass wieder nur wenige Minuten vergangen waren, seit seinem letzten kontrollierenden Blick.
    Er war nicht gut darin, wenn es darum ging zu warten. Er war noch nie ein besonders geduldiger Mensch gewesen. Es hatte bei seiner Geburt angefangen, damit, dass er fast drei Wochen zu früh auf die Welt gekommen war. Auch bei seiner Einschulung, seinem Abschluss und bei seiner ersten Hochzeit konnte es ihm nicht schnell genug gehen. Er war ein Mensch, für den Zeit alles war. Einmal verloren, würde sie nie wiederkehren, waren immer die Worte seines Großvater gewesen, ein weiser alter Mann, der für ihn mehr Vater gewesen war, als sein verstorbener alter Herr, Patrick Sheppard.

    Dem Drang widerstehend, wieder auf die Uhr zu schauen, sah John sich um. Walter Harriman, sein Chauffeur, hatte den Wagen am Straßenrand geparkt und er, seinerseits, war ausgestiegen, um außerhalb des Wagens auf sie zu warten.
    Teyla wohnte in einem gewöhnlichen Mittelschichtsviertel in Greenwich Village, dem Künstlerviertel New Yorks. Viele Jahre hatte er selbst hier in einem kleinen Apartment gehaust, ehe der Tod seines Vaters ihn über Nacht zu einem der wohlhabendsten Männer der Stadt gemacht hatte.
    Das Viertel- Greenwich Village- war anders als in seiner Erinnerung, aber nicht minder schöner. Die Straße, in der Teyla wohnte, war von schnuckeligen Reihenhäusern gesäumt, die allesamt zum drin wohnen einluden. Die Meisten der Häuser waren noch vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut und zwischendurch nur wenig restauriert worden. In ihnen schlummerte noch der Geist der ‚guten alten Zeit’.

    John verlagerte sein Gewicht von dem einen Bein auf das andere und sah- ehe es ihm bewusst wurde- wieder auf die Uhr. Es war jetzt kurz vor halb acht. Die Vernissage sollte erst in einer Stunde beginnen, doch der ‚Aufmarsch’ der ‚oberen Zehntausend’ begann schon in einer halben Stunde und so sehr er so ein Schaulaufen auch hasste, es gehörte für ihn dazu. Er konnte sich dagegen nicht wehren.

    Er war, zugegeben, etwas nervös. Nicht, dass er immer nervös war, wenn er mit einer Frau ausging, aber dieses Mal war es anders, denn es war genaugenommen kein Date in dem Sinne, dass er vorhatte, sie zu…
    Oder etwa doch?
    Auf dem Weg hierher hatte sich John den Kopf über die Frage zerbrochen und sich natürlich auch gewundert, wie sie wohl darüber dachte, nachdem er ihr heute das Designerkleid und den Schmuck hatte zukommen lassen. Das war vielleicht nicht sein schlauster Schachzug gewesen, doch dieses Verhalten war typisch für und die anderen seiner Gattung, der wohlhabenden New Yorker High Society. Ihr Motto lautete, anderen teure Geschenke zu machen, ob die sie nun wollten oder nicht.
    Er schätzte Teyla Emmagan eher zu letzterer Gruppe, weshalb er sich ernsthaft fragte, ob sie sein Geschenk wohl annehmen würde. Diese Frau war immerhin die geheimnisvollste, die ihm je begegnet war, und sie war stets für eine Überraschung gut.

    Als sich die Haustür öffnete, schreckte John aus seinen Gedanken und konnte es sich nicht verkneifen, ein gedachtes Na, endlich gen Himmel zu senden. Er zog seine Hände aus den Hosentaschen und machte einen Schritt auf die steinerne Treppe zu, die in zehn Stufen (Er hatte sie gezählt) zur Haustür hinaufführten. John ließ seinen Blick über jede einzelne Stufe bis hoch zum Hauseingang gleiten, vor dem er sie entdeckte.
    Er sah sie und hielt, überwältigt von dem, was er sah, die Luft an.

    Sie stand am obersten Ende der Steintreppe, hatte die Haustür hinter sich zugezogen… und sie trug das Kleid. Als er es im Schaufenster entdeckt hatte, hatte er sofort gewusst, dass es ihr stehen würde, aber dass es ihr so gut stehen würde, überraschte ihn. Sie sah umwerfend aus, absolut hinreizend und atemberaubend schön. Das Kleid schmiegte sich an ihren wohlgeformten Körper, ohne dabei wie eine zweite Haut zu wirken, was sicherlich den falschen Eindruck erweckt hätte, und das dunkle Nachtblau schmeichelte ihrem sonnengeküssten Teint.
    Sie hatte sich die karamellbraunen Haare locker hochgesteckt, lenkte damit die Aufmerksamkeit auf ihr einladendes Dekolletee, das von dem diamantbesetzten Collier geschmückt wurde. An ihren Ohren blitzten die ebenfalls diamantenen Ohrringe im Licht der untergehenden Sonne auf.
    Als sie ihn entdeckte, lächelte sie. Er liebte es, wenn sie lächelte. Sie hatte ein freundliches, manchmal etwas scheu wirkendes Lächeln, das ihn verzauberte.

    Ganz langsam begann sie in ihren silbernen Stillettos die Treppe hinab zu steigen und als sie auf der vorletzten Stufe angekommen war, streckte John ihr seine Hand entgegen. Zu seiner Überraschung nahm sie die Geste an und ließ sich von ihm die letzten beiden Stufen hinab begleiten.
    „Sie…Sie sehen umwerfend aus, wow“, sagte er. „Ich wusste, dass es Ihnen steht.“ Er zögerte einen Moment, um seinen nächsten Schritt noch einmal zu überdenken, kam aber dann zu dem Schluss, dass man im Leben auch manchmal verrückte Sachen tun musste. Also führte er ihre Hand, die er noch immer festhielt, an seine Lippen und hauchte ihr einen zarten Kuss über den Handrücken.
    Teyla entzog ihm die Hand nicht, aber er merkte, dass sie leicht zusammenzuckte. Als er sie ansah, lächelte sie aber noch immer.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich persönlich abholen“, sagte sie, als sie die am Straßenrand parkende Limousine bemerkte.
    „Und ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich tatsächlich begleiten“, triezte er sie mit voller Absicht.
    Sie lächelte sanft. „Irgendwie muss ich mich doch für Ihr Geschenk erkenntlich zeigen. Vielen Dank noch einmal dafür. Es wäre wirklich nicht nöt-“
    „Das habe ich gern gemacht“, fiel John ihr ins Wort. „Ich bin nur etwas überrascht. Hätte ich gewusst, dass Sie in diesem Kleid so umwerfend aussehen, hätte ich mich auch schicker angezogen.“
    Teyla musterte ihn von oben bis unten, ließ ihren Blick über seinen schlichten schwarzen Anzug gleiten, zu dem er ein weißes Hemd und eine ebenfalls schwarze, schmale Krawatte trug. „Sie sehen sehr… adrett aus“, meinte sie schließlich, ihm wieder in die Augen sehend.
    „Das aus Ihrem Mund zu hören, beruhigt mich“, lächelte John und hielt ihr seinen angewinkelten Arm hin. „Können wir?“
    „Ja, wir können“, antwortete sie und hakte sich bei ihm unter. Als hätte sie nie etwas anderes getan.

    Er spürte das Kribbeln, das von ihrem nackten Arm ausging, durch den Stoff seines Anzuges hindurch, und die wenigen Schritte, um den Wagen herum, zogen sich in die Länge wie ein unter der Schuhsohle klebendes Kaugummi. Nicht, dass er es nicht schön gefunden hätte…

    John führte die Polizistin um den Wagen herum, hielt ihr die Tür auf und schloss diese erst, als sie eingestiegen war und ihr Kleid zurecht gezuppelt hatte.
    Einen Moment lang stand er unschlüssig da und wusste nicht, was er zu tun hatte. Die Türklinke immer noch festhaltend, versuchte er seine wirren Gedanken zu ordnen- mit wenig Erfolg.
    Ganz langsam schlenderte auf die andere Seite des Wagens, hielt auch dort wieder wenige Sekunden inne, bevor er einstieg. Als er schließlich auf dem Rücksitz der Limousine Platz nahm und den erwartungsvollen Blick seiner Begleiterin erhaschte, fragte er sich, was ihnen der Abend wohl noch zu bieten hatte.

    ++++++++++++

    Nach einer gefühlten zehnminütigen Autofahrt, hielt der Wagen am Straßenrand. Ein rascher Blick aus dem verdunkelten Autofenster verriet Teyla, dass sie nicht etwa vor der Galerie parkten, die heute eröffnet werden sollte, sondern vor dem Gebäude, in dessen obersten Stockwerk John Sheppards Penthouse lag.
    Ihr Herz fing augenblicklich an schneller zu schlagen und eiskalter Schweiß trat ihr auf die Stirn.
    „Warum halten wir?“ Sie versuchte möglichst desinteressiert zu klingen, fluchte innerlich aber auf, da es ihr nicht geling, dass nervöse Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    „Ich habe etwas im Büro vergessen“, erklärte Sheppard ihr, ihre Nervosität erkennend. „Die Eintrittskarten“, fügte er hinzu.
    „Eintrittskarten“, wiederholte Teyla lahm, versucht, ihr wild pochendes Herz zu beruhigen.
    Sheppard grinste. „Auf der Welt ist nichts umsonst“, sinnierte er. „Noch nicht einmal in der Welt der Reichen und Schönen.“ Er legte die Hand an die Türklinke, doch noch bevor er sie heruntergedrückt hatte, hatte er sich wieder zu ihr umgewandt. „Es macht Ihnen doch nichts aus, kurz zu warten, oder?“
    Teyla schüttelte mit dem Kopf. „Nein, alles okay“, beeilte sie sich zu sagen.
    „Sie können auch mit rauf kommen“, bot Sheppard an.
    „Ich…ich denke, es wäre besser, wenn ich im Wagen warte“, konterte Teyla, sich bei dem Gedanken unwohl fühlend, einen quasi wildfremden Mann in seine Wohnung zu begleiten. Einen quasi wildfremden, total heißen Mann, der in seinem (maßgeschneiderten) Anzug aussah, wie der neue James Bond.
    „Wenn Ihnen das lieber ist…“ Sheppard zuckte gleichgültig mit den Achseln. Dann tauchte dieses fesche Grinsen wieder auf. „Um Sie zu beruhigen, ich habe keine Hintergedanken bei meinem Angebot gehabt.“
    Teyla errötete. „ Das… das hätte ich jetzt auch nicht so interpretiert.“
    „Gut.“ Ihr Gegenüber nickte. „Wenn das so ist- was hindert Sie daran, mit nach oben zu kommen? Trauen Sie mir etwa nicht?“
    „Die Tatsache, dass Sie noch immer Hauptverdächtiger in einem Mordfall sind, beantwortet letztere Frage wohl, oder nicht?“
    Endlich, triumphierte Teyla, hatten ihr lockeres Mundwerk und sie sich wieder gefunden.
    John Sheppards Lächeln wurde hinterlistiger- kein gutes Zeichen. „Und wie kann ich Sie dazu bringen, dass Sie mir zumindest jetzt vertrauen?“, wollte er wissen.

    Im Nachhinein wusste Teyla nicht mehr, was sie ihm erwidert hatte. Ehe sie sich versah, befand sie sich nicht mehr auf der Rückbank der Limousine sondern in Sheppards geräumigen Wohnzimmer.
    „Wenn Sie was trinken wollen, dann nehmen Sie sich einfach was“, sagte Sheppard, der schon auf halben Wege nach draußen war, sich noch einmal umdrehend und einen Wink in Richtung Bar andeutend. „Ich hol nur schnell die Karten.“
    Dann war er verschwunden und Teyla allein in dem überdurchschnittlich großem, mit edlen Designermöbeln eingerichtetem Wohnzimmer.

    Das Wohnzimmer, wenn man es überhaupt so nennen konnte, war so groß wie ihr kleines Apartment insgesamt und für einen allein stehenden Mann hatte Sheppard wirklich Geschmack bei der Wahl der Einrichtung bewiesen. Ganz im Gegensatz zu seinem Büro, das durchweg von klaren, geraden Strukturen geprägt war, wies das Wohnzimmer einen Hauch von Farbe auf und wirkte so schon fast gemütlich.
    Eine große, graumelierte Couchgarnitur, mit großzügiger Liege-/Sitzfläche, befand sich zu ihrer Rechten, im perfekten Abstand zu dem Fernseher, der selbst manche Kinobesitzer neidisch werden lassen würde.
    An den Wänden hingen (wie man es von einem Kunstliebhaber erwartete) Gemälde und Zeichnungen verschiedenster Künstler aus verschiedensten Zeitepochen, die aber sicher allesamt mehr gekostet hatten, als ihr Apartment je kosten würde.
    Auch sonst war der Raum von künstlerischen Aspekten geprägt, aber durchweg gemütlich, mit einer leicht femininen Note, weshalb Teyla glaubte, dass dieser Raum von einer Frau gestaltet worden war.

    Der Einladung ihres Begleiters zögerlich nachkommend, hielt Teyla auf die Bar zu, die ebenfalls noch irgendwie Platz im Wohnzimmer gefunden hatte und prächtig ausgestattet war; sie glich schon fast einer Miniausgabe des MacLaren’s, dem Szene-Pub ganz Manhattans. Die hauseigene Bar war neben dem großen Plasmafernseher das wohl männlichste Element in diesem Raum. Irgendwie brachte Teyla dieser Gedanken zum Schmunzeln.

    Sie ließ ihren Blick über das reichliche Angebot gleiten, obwohl sie beschlossen hatte, nichts oder nur ein Wasser zu trinken. Unschlüssig griff sie nach einem Glas, das wenigstens annähernd so aussah wie ein Wasserglas und drehte den Hahn auf…
    … als sie es entdeckte. Die schlichte Flasche aus dunkelgrünem Glas, die ganz rechts im Weinregal stand und neben den anderen Flaschen, die mit bunten Aufdrucken lockten, fast schon unscheinbar wirkte.
    Soweit sie es auf dem vergilbten Etikett richtig erkennen konnte, handelte es sich um eine wahre Rarität- einen französischen Bordeaux aus dem Jahre 1967. Er musste heute sicherlich ein Vermögen wert sein.
    Teyla erinnerte sich, wie ihr Vater zu Lebzeiten versucht hatte, so eine Flasche aufzutreiben- vergebens. Sie waren nach Frankreich gefahren, hatten jedes Weinfachgeschäft von hier bis an die Westküste abgeklappert. Dass sie die Flasche, für die sie als Kind so viel gereist war, ausgerechnet hier fand, wunderte sie nicht, verlieh ihr aber ein kribbelndes Gefühl. In ihr wurde ein Verlangen wach, das sie nicht unterdrücken konnte.

    Sie hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich einfach so über fremden Besitz herzumachen, der dazu noch mindestens 2000 Dollar gekostet hatte. Doch als sie die Flasche gesehen hatte, gab es für sie im wahrsten Sinne des Wortes kein Halten mehr und ehe ihr überhaupt bewusst wurde, was sie tat, hatte sie sich schon ein Weinglas zur Hälfte vollgefüllt. Der feine Glasrand lag kühl an ihren Lippen, der trockene Wein hingegen brannte auf ihrer Zunge und hinterließ in ihrer Kehle ein staubiges Gefühl. Perfekt!
    „Sie scheinen mir einen guten Geschmack zu haben, was Weine angeht.“ John Sheppard war plötzlich neben ihr aufgetaucht und erschreckte sie zu Tode.
    „Ich…“ Erst jetzt kam Teyla der Gedanke, dass er es vielleicht nicht so gern sah, dass sie eine seiner teuersten Weinflaschen geöffnet hatte, ohne ihn zu fragen. Beschämt sah sie in ihr Glas; der Wein glitzerte im Licht der Barbeleuchtung. „Tut…tut mir leid, ich hätte fragen sollen.“
    Sie wollte das Glas beiseite stellen, hielt aber überrascht inne, als sie beobachtete, wie Sheppard sich ebenfalls ein Glas nahm und es bis zur Hälfte füllte.
    „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen“, sagte er. „Die Flasche hätte bestimmt noch ein paar Jahre länger im Regal gestanden. Ich bin nicht so der Weintrinker“, gestand er.
    Teyla’s Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln. „Ach nein?“
    Ihr Gegenüber schüttelte mit dem Kopf. „Ganz im Gegensatz zu Ihnen“, bemerkte er. „Woher wussten Sie-“
    „Mein Vater ist damals, als ich noch klein war, mit mir durch das ganze Land gefahren, um diesen Wein aufzutreiben“, erinnerte sie sich. „Selbst in Frankreich sind wir gewesen.“
    „Sie waren mal in Frankreich?“ Sheppard schien beeindruckt zu sein.
    „Sie etwa nicht?“
    „Nein“, antwortete er kopfschüttelnd. „Komisch, nicht wahr? Da hat man schon so viel Geld und schafft es trotzdem kaum aus den eigenen vier Wänden heraus.“ Er erzählte weiter: „Ich war vor ein paar Jahren in Deutschland, das war alles. Es ging um irgendeine Firmenfusion und ich habe in Berlin eine Tagung mit meinem Vater besucht.“
    „Und da haben Sie die Gelegenheit nicht genutzt und sind nach Frankreich gefahren?“ Teyla klang schon fast belustigt.
    Sheppard zog eine Grimasse und hob verteidigend seine freie Hand. „Ich bekenne mich schuldig. Ja, ich habe einen Fehler begangen.“
    Über seine Art des Humors musste Teyla lachen. Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte.

    Dass es nur zwei Personen benötigte, um eine Flasche Wein zu leeren, bezweifelte Teyla nicht. Auch nicht, dass sich durch den Alkoholpegel im Blut die Stimmung lockerte- das war ein wissenschaftlich belegter Fakt. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob Alkoholgenuss etwas mit dem Zeitempfinden zu tun hatte, denn als sie das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es kurz nach neun.
    Die Vernissage hatte vor einer guten halben Stunde begonnen und statt auf dem Weg dorthin zu sein, saß sie mit Sheppard an der Bar, in ein Gespräch vertieft, und hatte ihm, während sie ihr letztes Weinglas geleert hatte, ‚gestanden’, dass sie Kanadierin war.
    „Wirklich?“, hatte er nachgehakt und sich dabei fast an seinem Wein verschluckt. Es war wohl doch mehr geflossen, als Teyla bisher angenommen hatte. Eine Tatsache, die sich nicht gerade beruhigte…

    Sich wieder an die Uhrzeit erinnernd, sprang sich von ihrem Barhocker auf, der bei der raschen Bewegung ins Kippeln kam. Um ein Haar wäre sie mit ihm gestürzt, konnte sich aber noch rechtzeitig am Tresenkanten festhalten, verschüttete allerdings etwas Rotwein auf den Parkettboden.
    „W…wir müssen los“, rief sie und ließ ein ‚Hoppla’ folgen, als sie den, sich ausbreitenden Rotweinfleck bemerkte. Rasch schnappte sie sich ein herumliegendes Handtuch und ging etwas wackelig in die Knie. Der Alkohol zeigte sofort seine Wirkung: Ihr wurde schwindelig und sie verfluchte sich selbst, da sie nicht schlau genug gewesen war, und eine halbe Flasche Rotwein auf leeren Magen getrunken hatte.
    Ihr entfuhr ein leises Ächzen, als sie sich mühsam wieder aufrichtete, und errötete, als sie Sheppards amüsierten Blick bemerkte, der auf ihr lag.
    „Sie…“ Teyla wusste nicht wirklich, was sie sagte, als sie auf ihn deutete und ihm anklagend gegen die Brust zu tippen begann. „Sie haben das geplant!“
    „Ja, natürlich, was denken Sie denn?“ An seinem leichten Lallen merkte sie, dass er wohl genauso beschwipst sein musste wie sie. „Das mach ich immer so, wenn ich 'ne Frau dazu bringen will, mit mir zu schlafen.“
    Teyla sah ihn geschockt an. Wie üblich, wenn sie angetrunken war, entgleisten ihr sämtliche Gesichtszüge, weshalb sie ihn mit heruntergeklappter Kinnlade anstarrte. „Ich? Mit Ihnen schlafen?“, wiederholte sie schrill.
    „Das war 'n Scherz“, beeilte sich Sheppard zu sagen, lachte dabei aber, sodass Teyla ihm seinen Ernst nicht wirklich abkaufen konnte. Vielleicht wollte sie es auch einfach nicht.
    „Nun hören Sie mir mal gut zu, Sie Schmalspurcasanova, Sie.“ Ihre Stimme überschlug sich fast. „Hier wird niemand mit irgendjemanden schlafen, verstanden? Ich… ich gehen jetzt nämlich nach Hause.“
    „Sie wollen laufen?“
    „Sie wollen mich fahren?“, feuerte Teyla zurück. „Sie wissen schon, dass ich eine Polizistin bin?“
    Sheppard lächelte leicht. „Wie könnte ich das vergessen.“
    „Werden Sie jetzt ja nicht frech“, warnte sie ihn, schnappte sich ihre Tasche und machte sich daran, etwas unsicher auf ihren Stilettos davonzustöckeln.
    „Warten Sie!“, hörte sie Sheppard rufen. Die Füße des Barhockers schnarrten über den Boden und er kam ihr hinterher gelaufen. „Sie können jetzt nicht so gehen. Sie sind betrunken.“
    „Beschwipst“, verbesserte Teyla ihn energisch. „Ich bin beschwipst. Da gibt es noch einen Unterschied.“
    „Ach ja, und welchen?“ Voller Sorge beobachtete sie, wie sich ihr Gegenüber ihr immer weiter näherte, sich an sie heranpirschte, bereit aus dem Dickicht hervorzuspringen und sich auf sie zu stürzen. Sie kannte das. Es war ein abgekatertes Spiel für Männer und auch John Sheppard schien es liebend gern zu spielen.
    „Der Unterschied…“ Teyla hielt inne, als ihr klar wurde, dass sie viel zu sehr abgelenkt war, als sich jetzt auf eine Diskussion über den Unterschied von Betrunken- und Beschwipstsein einlassen zu können. Der sich ihr weiter nähernde Mann irritierte sie so sehr, dass es ihr schließlich sogar die Sprache verschlug.
    Teyla wollte zurückweichen, doch da war die Wand, die sie daran hinderte. Sie war gefangen zwischen ihm und der Wand- er hatte sie eingekesselt.
    Sie waren einander so nahe, dass sie seinen heißen Atem auf ihren Lippen spüren konnte, und der Duft von Rotwein wurde zu ihr herübergetragen. Sie bemerkte einen kleinen Tropfen, der an seine Unterlippe bestehen geblieben war, und sie musste gegen den Drang ankämpfen, ihn wegküssen zu wollen.
    „W…was machen Sie da?“, stammelte sie. Es war eine rhetorische Frage gewesen, denn sie wusste sehr genau, was er vorhatte zu tun. Und so wehrte sie sich auch nicht dagegen, als er ihr Gesicht in die Hände nahm und sie küsste.

    Sie hatte nicht vorgehabt, dass das passierte. Doch schon vom ersten Augenblick an, war sie willenlos gewesen, war in seine Arme gesunken, hatte nach Halt suchend die Hände um seinen Nacken geschlungen, was er als Einladung sah, sie noch leidenschaftlicher zu küssen.
    Nach seinem nächsten Kuss hungernd, stellte sich Teyla leicht auf die Zehenspitzen und presste ihren Mund gegen seinen, durchbrach die Blockade seiner Lippen mit ihrer Zunge, was er willig zuließ.
    Sie hatte nicht vorgehabt, dass das passierte.

    Den leisen Warnruf in ihrem Kopf ignorierend, gab sie sich der Situation und ihm hin. Eng umschlungen taumelten sie aus dem Wohnzimmer hinaus, stolperten den Flur entlang, hinein in einen verdunkelten Raum. Teyla hatte keine Gelegenheit sich genauer umzusehen, aber das, was sie sah, reichte aus, um ihr zu sagen, dass sie sich im Schlafzimmer befanden.
    Sie blieben vor dem Bett stehen, sich aneinander klammernd, als ob sie fürchteten, im nächsten Augenblick entzwei gerissen zu werden.
    Teyla stöhnte leise auf und griff in das dunkle, volle Haar ihres Partners, als dieser seinen Kopf herabsenkte und ihren Hals mit heißen Küssen zu liebkosen begann. Im nächsten Moment spürte sie etwas Kaltes, Hartes an ihrem Hals- Zähne. Immer wieder biss er leicht zu, nie so, dass es ihr wehtat, aber dennoch stark genug, dass es ihr den Verstand raubte und sie ihn atemlos anbettelte, nicht damit aufzuhören.

    Doch er hörte auf, sah sie stattdessen an und begann dann an den Verschnürungen zu zerren, durch die ihr Kleid am Rücken zusammengehalten wurde. Sie musste lachen, als sie ihn atemlos fluchen hörte- scheinbar wollte es ihm nicht gelingen.

    „Warte, ich hab’s gleich“, versuchte er sie lachend davon abzuhalten ihm zu helfen. Als das Kleid schließlich herunterrutschte und an ihren Knöcheln lag, nickte er zufrieden, ehe er ihr kurz in die Augen schaute und sie mit einem vorsichtigen Schupser rücklings aufs Bett beförderte.
    Teyla räkelte sich auf der Matratze, stemmte sich dann auf die Ellenbogen hoch und beobachtete wohlwollend, wie er erst die Krawatte lockerte, sich dann seines Anzugs entledigte und dann begann sich das Hemd aufzuknöpfen. Zum Vorschein kam eine durchtrainierte Brust, die mit dunklen Haaren übersäet war- genauso wie sie es vermutet hatte. Eigentlich mochte sie so etwas nicht, aber in seinem Fall konnte sie sicher eine Ausnahme machen.
    Während er sich langsam auszog, fixierte sein Blick sie. Es war eine seltsame Art der stillen Kommunikation, die sie pflegten und mit ihren Blicken bei dem jeweils anderen Bestätigung suchten.
    Als er schließlich über ihr lehnte- ein Bein zwischen ihre Schenkel geschoben, sich mit dem Ellenbogen abstützend- war das Gefühl des Beschwipstseins verflogen. Sie nahm ihn ganz klar wahr; seine grünen Augen, mit denen er sie betrachtete, sein markantes Kinn und seine schmalen Lippen, die sich zu einem Lächeln verzogen.
    „Was ist?“, fragte er sie leise und strich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    „Nichts“, antwortete sie. „Überhaupt nichts.“

    Spoiler 
    Mit einem Mann wie John Sheppard Sex zu haben, ließ sich nicht so einfach in Worte fassen, und falls doch, dann war es unglaublich. Fantastisch. Großartig. Intensiv. Prickelnd. Leidenschaftlich. Heiß.
    In ihren früheren Beziehungen war es immer anders gewesen. Im alltäglichen Leben hatte sie aus Polizeigewohnheit das Sagen gehabt, doch im Bett hatten die Männer immer die Führung übernommen. Sie hatte sich zurückgehalten, doch heute… Nein, heute musste sie sich nicht zurückhalten. Er überließ ihr die Führung, zwar nur mit allergrößter Mühe, aber er schien zu sehen, dass es ihr wichtig war.

    Sie saß rittlings auf ihm, hatte den Kopf in den Nacken geworfen und bewegte ihre Hüften in einem quälend langsamen Rhythmus. Ihn in sich zu spüren, war ein unbeschreibliches Gefühl und erregte sie nur noch mehr, doch mit brutaler Selbstbeherrschung schaffte sie es, das langsame, aber sehr intensive Tempo beizubehalten.
    Das Brennen in ihrem Körper wurde immer unerträglicher und das Blut schoss glühend heiß durch ihre Adern. Sie löste eine Hand von seinen Schulter und fuhr sich durch die Haare, strich sie sich aus dem Gesicht, sah ihn dann an.
    Sein Gesicht war angespannt und seine Lider flatterten, unter ihnen hatten seine grünen Augen einen fiebrigen Glanz. Seine Hände hatten sie seit sie angefangen hatten, sich zu lieben, nicht einmal losgelassen und umklammerte er geradezu verzweifelt ihre Hüften, bemühte sich, ihr die Führung zu überlassen.

    Das langsame Tempo war auf Dauer keine Lösung, doch Teyla zwang sich förmlich dazu, es beizubehalten. Es schmerzte, aber sie steigerte das Tempo nicht. Bis sie es nicht mehr ertragen konnte, sich zurückhalten zu müssen. Sie beschleunigte ihre Bewegungen, presste sich enger an ihn, um ihn noch tiefer in sich zu spüren. Emotionen wallten in ihr auf und ein eiskalter, heftiger Schauer jagte durch ihren Körper, begleitet von einem wohltuenden Schmerz, der sie dazu brachte, den Kopf zurückzuwerfen und ihre Lust herauszuschreien.
    Ihre kurzen, spitzen Schreie erfüllten das dunkle Schlafzimmer, übertönten das raue Stöhnen ihres Bettpartners…
    …der sich nun nicht mehr länger zurückhalten konnte. Er packte sie an ihren Hüften, drehte sie mit einer kraftvollen Bewegung auf den Rücken und vollendete das, was sie beiden begonnen hatten.

    Teyla schloss die Augen und sah Sterne vor sich in der Dunkelheit tanzen. Sich fester an ihn klammernd, presste sie die Lippen auf seinen Mund, genau in dem Augenblick, in dem auch er seine Erlösung fand; sie konnte sein Stöhnen auf ihren Lippen spüren.



    Keuchend, aber mit einem matten Lächeln auf den Lippen, sank John auf sie nieder und vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Sein heißer Atem kitzelte über ihre schweißnasse Haut. Seine Lippen fanden ihren Weg an ihrer Halsader entlang und er begann ihren Hals mit Küssen zu liebkosen; es waren federzarte Küsse, die ihre Haut für wenige Sekunden wieder zum Brennen brachten.
    Teyla sah zu ihm auf, nun ebenfalls lächelnd. Sie streckte die Hand aus und strich ihm ein paar Ponyfransen aus der Stirn, die an seiner schweißnassen Haut festgeklebt waren. „Danke“, kam es schließlich atemlos über ihre Lippen.
    John nickte einfach nur und legte den Kopf an ihre Schulter und schloss die Augen. Sein Atem ging noch immer unregelmäßig und er suchte noch nach dem richtigen Rhythmus. Seine Hand ruhte auf ihrem Bauch, mit der anderen strich er ihr durch die verschwitzten Haare, strich sie ihr aus dem Gesicht, hinters Ohr.

    Es kam Teyla wie eine Ewigkeit vor, ehe er sich von ihr herunterrollte und mit einem zufriedenen Seufzen in die Kissen sank. Sofort drehte sie sich mit dem Gesicht zu ihm, kuschelte sich an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust, lauschte seinem sich langsam normalisierenden Herzschlag.
    „Ich…ich liebe dich“, murmelte sie schließlich leise, schon halb im Schlaf versunken, weshalb ihr erst hinterher klar werden sollte, was sie zu ihm gesagt hatte.
    „Ich liebe dich auch“, erwiderte John und schlang den Arm um ihre Schulter, küsste sie auf die Stirn.
    Dann schlief auch er ein.

    TBC

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  32. #19
    Fürstin der Finsternis Avatar von Liljana
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    Also: Ich habe mich in meinem Urlaub drübergemacht und deine Geschichte am Strand in einem Rutsch durchgelesen. Leider hat die ja mittendrin aufgehört ^^ Das war schon blöd - ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, aber mangels eines PCs auf Rhodos musste ich halt warten. Dafür durfte ich aber heute gleich das nächste Kapitel noch lesen.

    Ich finde deine Geschichte toll - einfach mal wieder etwas anderes für mich, von daher sehr erfrischend. Die Charaktere in die Kunstszene bzw. Krimiszene zu verlagern finde ich sehr originell und du hast auch alle recht gut getroffen. Du hast ja sehr viele davon mit reingepackt - Harriman als Chauffeur fand ich besonders witzig.

    Dass Sheppard unter die Mörder gegangen ist, kann ich mir kaum vorstellen. Von daher bin ich noch recht am grübeln, wer denn nun Wray unter die Erde bzw. zuerst auf das Autodach gebracht hat.

    Dieses ganze Hin und Her zwischen Teyla und Sheppard - die witzigen Kommentare von Lorne (dessen Part mir wunderbar gefällt) und Weir sind sehr amüsant zu lesen. Auch zig andere Details, wie z. B. im letzten Kapitel der erste Absatz über den Sommer und das Drumherum in New York haben mich begeistert. Also - ich bleibe definitiv weiter dabei; wundere dich allerdings nicht, wenn nicht so oft Kommentare von mir kommen, da ich wenig Zeit (und auch nicht immer Lust) dazu habe.

    Das einzige, was mich stört, sind die am Schluss geflüsterten Worte "Ich liebe dich" von Teyla und John. Bei Teyla kann ich es mir noch eher vorstellen, aber gerade bei John geht sowas wohl nicht so schnell.

  33. Danke sagten:


  34. #20
    zigtausend Jahre alt ... ;-) Avatar von John's Chaya
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    Standard

    Spoiler 
    Mit einem Mann wie John Sheppard Sex zu haben, ließ sich nicht so einfach in Worte fassen, und falls doch, dann war es unglaublich. Fantastisch. Großartig. Intensiv. Prickelnd. Leidenschaftlich. Heiß.

    *BENEIDE TEYLA*

    Oh man, da hab ich wieder zu spät gemerkt, dass Du neue Kapitel gepostet hast. Man sind die toll und ja, keine Frau kann Johns Charme, Augen, Lächeln...Aura wiederstehen. Was für ein Mann!!! Aber das wußte ich ja immer schon, einfach unwiderstehlich!!!

    Klar ist er nicht der Mörder von Camille, er ist einfach kein Mörder. BASTA!!!
    Aber die Personenüberwachung hätte ich auch sehr gerne übernommen, obwohl er unschuldig ist!

    So ein Prachtexemplar von Mann kann einfach nicht so böse sein.

    Und ich glaube, trotzdem Lorne mit Laure zusammen ist, er steht doch ein wenig auf Teyla.

    Oder er läßt einfach nur den großen Bruder raushängen, der er ja nicht ist.

    Bin echt mal gespannt wie es weitergeht!!! Ich hoffe, ich verpass es nicht wieder!!!
    Geändert von John's Chaya (25.06.2011 um 21:26 Uhr)

    Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

  35. Danke sagten:


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