So so, hier raufgedrückt? Letzte Chance! Lauft, so lange ihr noch könnt!
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Nun, dann fange ich mal an. Natürlich geht es mir um die Red Wedding. Wie einige vielleicht wissen, gehöre ich zu den Buchnerds von Westeros.org und habe mich dort in einem Thread getummelt, wo wir die bedeutungsvollsten und emotional stärksten Bilder der Szene zusammengetragen haben. Natürlich hat jeder sein eigenes Kopkino, aber je mehr dieser Bilder man hat, so der Plan, desto höher ist die Chance, dass die Serie ein paar von diesen einfängt. Und je mehr von diesen Details man tatsächlich bemerkt, desto weniger fallen die Punkte ins Gewicht, die man unausweichlich auslassen musste.
So die Theorie...
Ich hatte nicht einen einzigen vermaledeiten Treffer. Alle ikonischen Details wurden ersatzlos gestrichen, was die Szene zu einem blutigen, aber erstaunlich emotionslosen Massaker ohne jede dauerhafte Wirkung verkümmern ließ.
Was waren die Punkte, wonach ich Ausschau gehalten hatte?
- die Trommeln! Im Laufe des Festes sollten diese immer lauter und lauter werden, jedes einzelne Gespräch ertränken und zusätzlich zur Unruhe von Catelyn beitragen. Lachen und Schreien sollte man nicht mehr auseinander halten können
- Rains of Castamere! Das Lied kam, aber viel zu früh (Cat wusste beim Kettenhemdvorfall bereits, was los war, was diesen eigentlichen Schockmoment völlig entwertete) und es wich sehr schnell einer dramatischen Standardmelodie. Man braucht einfach keine plastischen Scheidgeräusche, "The National", völlige Stille und Cats Ausdruck der Hoffnungslosigkeit wären völlig ausreichend gewesen.
- Verwirrung und Chaos! Nix davon war zu spüren. Es ging halt zu schnell. Wir sahen einen Haufen bärtiger Fremder, für die wir nichts empfinden, an ihren Tischen sitzen und die ohne Gegenwehr abgestochen oder erschossen werden. Kein Greatjon, der Freys mit bloßen Fäusten zu Brei schlägt, keine verwirrt durch die Gegend stolpernden Soldaten und... keine in Brand gesteckten Festzelte.
- Bolton's Soldaten. Die vermeintlichen Stark-Soldaten, die die verriegelte Tür aufreißen und "zur Hilfe eilen" und stattdessen noch mehr Hochzeitsgäste massakrieren. Mir fehlte einfach dieses Spiel mit der Hoffnung.
- Zusätzlich zum Mangel an Verwirrung: Sandor und Aryas Part war völlig belanglos und das sollte er nun wirklich nicht sein. Im Buch standen sie mitten zwischen den Starkzelten, als diese in Brand gesteckt wurden, Arya rennt los und ein in alle Richtungen fluchender Sandor hinterher, der sich seinen Weg quer durch die Twins mordet, um sie zu retten. Man hätte den Zuschauer in Arya versetzen müssen, die inmitten dieses Horrors von einem Berserker von Clegane niedergestreckt wird. Was passiert stattdessen? Beide wandern völlig unbehelligt und ohne jede Hast durch das Lager und wieder hinaus. Und ich könnt mich allein schon darüber aufregen, warum sie es nicht bei der von der Axt getroffenen Arya enden lassen können...
- Grey Wind. Ich hatte ja das Spiel mit der Hoffnung erwähnt und deshalb war das eine der wenigen Stellen, über die ich mich nicht einmal wirklich aufregen will. Aber andere Leser hielten es eben für bedeutend, dass Robb in seinen Wolf wargt und von einem der ehemaligen Lannister-Leute entfesselt wird, nur um noch einmal zu sterben. Für einen Augenblick lang sah es so aus, als würde Arya an dessen Stelle treten, aber stattdessen wurde das arme Tier ohne Gegenwehr massakriert, wie eben alle anderen auch...
- Catelyns Zusammenbruch. Die Darstellerin kann das definitiv besser. Das war ihr großer Moment, wo der Charakter dem Wahnsinn verfällt, ihr eigenes Gesicht verunstaltet und einen Unschuldigen massakriert. Sie wirkte hier bei allem einfach viel zu gefasst, viel zu fatalistisch in ihrer Reaktion und generell eben nur geschockt und nicht verrückt. Warum sie dann trotzdem getötet wird (im Buch war es ja fast schon ein Gnadenakt), sowie ihre spätere Charakterentwicklung ergeben jetzt absolut keinen Sinn mehr.
An der Stelle muss ich aber einen kleinen Break machen. Genug aufgeregt. Einen einzigen Punkt auf meiner Liste gebe ich ihnen (zum Teil): Walder Frey, der trinkt und lacht und generell die beste Zeit seines Lebens hat. Der Preis für das Stehlen der Show geht an David Bradley! Es war zwar eine etwas gesetztere Fassung des Walder Freys meiner Vorstellung, aber sie hat trotzdem funktioniert. Und das, obwohl Richard Madden es ihm mit der Darstellung des dämlichsten Königs aller Zeiten wirklich schwer gemacht hatte.