Drei Monate war eine verdammt lange Zeit, und das Schicksal schien diesmal einen besonderen Weg für John bereitzuhalten. Niemand wollte es wahrhaben, doch als ihnen bewusst wurde, was sie getan hatten, war es fast zu spät.
Titel: Das Erbe von Magmentari
Autor: Cindy
Kategorie: Action/Humor
Rating: PG-14
Disclaimer: Stargate Atlantis und alle Personen (außer die von mir erfundenen, denn die gehören mir *g*) gehören MGM/UA, Gekko Produktions und all den anderen, die mit Stargate Atlantis zu tun haben. Die Geschichte habe ich mir selbst ausgedacht und will kein Geld damit verdienen.
Kapitel 1
Stickig und abgestanden roch die Luft, als sie die spärlich beleuchtete Taverne betraten. Unter ihren Füßen knarrten die Dielenbretter, wenn sie sich bewegten und die Stühle, sowie die Tische, sahen ziemlich marode aus.
Alles in allem hatte diese Taverne wohl schon die besten Jahre hinter sich, aber dies schien wohl niemanden zu stören, denn es verirrten sich immer noch ein paar Leute hierher.
Evans Blick schweifte durch den Raum und blieb an einem Mann hängen, der an einem dieser Tische saß. Er trug ein schwarzes Hemd, dunkelbraune Hosen und einen langen dunklen Mantel.
Ein Dreitage-Bart zierte sein sonnengebräuntes Gesicht und verlieh ihm, mit den wirren dunkelbraunen fast schwarzen Haaren, ein etwas finsteres Aussehen. Evan musste zweimal hinsehen, bevor er diesen hageren Mann erkannte.
Kurz warf er einen erstaunten Blick zu seinen Marines, die ihn ebenfalls sprachlos ansahen.
„Sir, was machen wir jetzt?“
„Bleibt ihr hier, ich gehe alleine zu ihm hin.“ Tief durchatmend schritt er langsam auf seinen ehemaligen Vorgesetzten zu. „Ist hier noch frei?“ Evan wartete auf keine Antwort, sondern zog sich einen Stuhl heran und setzte sich hin.
„Irgendwann mussten wir uns ja begegnen“, klang es rau aus Johns Kehle, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Lorne kniff die Lippen zusammen. Ihm war die Verachtung in Sheppards Stimme nicht entgangen und ebenso der kalte Ausdruck in den Augen, welcher ihm sein ehemaliger CO nun entgegen warf.
„Was wollen Sie hier?“
Evan nagte an seiner Unterlippe. „Gesucht haben wir Sie nicht, falls Sie das meinen“, log er und verfluchte sich innerlich dafür.
„Gut, dann können Sie ja jetzt wieder gehen.“ Bitterkeit klang in Johns Stimme und innerlich zuckte Evan zusammen. Dieser Mann vor ihm hatte sich so verändert – seine Augen waren kalt, ausdruckslos und von Bitterkeit gezeichnet und wehmütig fragte er sich, was Sheppard in all der Zeit durchgemacht hatte.
Evan bereute es, wie er und die anderen ihn damals behandelt hatten und würde es am liebsten rückgängig machen; jedoch wusste er, dass dies unmöglich war und dieser Mann vor ihm, ihnen niemals verzeihen würde.
„Interessiert es Sie denn gar nicht, was auf Atlantis geschehen ist?“
„Sollte es?“
„Nein, vermutlich nicht. Aber wenn Sie mit mir zurückkommen würden …“
John nippte an seinem Bier und schaute Lorne über den Rand des Kruges her an. „Ich habe Atlantis vor drei Monaten verlassen, warum sollte ich zurück wollen? Mir gefällt es hier.“
„Hier?“ Ungläubig weiteten sich Lornes Augen.
„Ich bin nicht nur an diesem Ort, Major“, entgegnete John gleichgültig. „Ich bin nicht gebunden, kann tun und machen was ich will. Muss auf niemanden Rücksicht nehmen und vor allem … werde ich nicht von denen enttäuscht, denen ich einst mein Vertrauen geschenkt habe.“
„Sie reden von uns und Ihren Freunden, nicht wahr?“, meinte Evan und verdrängte die Bitterkeit des letzten Satzes.
„Ich habe schon lange keine Freunde mehr.“
„Sie sind aber immer noch Colonel.“
„Nein, ich habe gekündigt, falls Sie es noch nicht mitbekommen haben.“
„Da muss ich Sie enttäuschen, Sir. General O’Neill hat Ihre Kündigung nicht angenommen. Sie gehören immer noch der Air Force an … und da ich Sie jetzt gefunden habe, wäre es meine Pflicht …“
Johns Gesicht wirkte ausdruckslos und seine Augen kalt, als er langsam den Kopf schüttelte. „Nein.“
Lorne hörte das Entsichern einer Waffe an Sheppards Bein und erst jetzt wurde ihm bewusst, dass John eine Hand unter dem Tisch hielt. „Gehen Sie Major und vergessen Sie am besten, dass Sie mich gesehen haben.“
Den Atem anhaltend schaute Evan ihn an. „Sir, vielleicht sollten Sie wissen, dass damals … Wir wissen nun, dass einige von uns unter dem Einfluss dieser Maschine standen. Selbst McKay tut es leid und Ronon bereut es zutiefst.“
John kniff die Augen zusammen und seine Gesichtszüge verhärteten sich. „Gehen Sie!“
Seufzend atmete Lorne durch und schaute ihn bittend an. „Sir, ich … es tut mir leid.“ Anschließend drehte er sich um, nickte seinen Marines zu und verließ mit ihnen die Taverne.
John kippte den letzten Rest des Bieres in sich hinein, während sich noch mehr Bitterkeit in ihm ausbreitete, seine Finger hart den Griff des Kruges umfassten und er an jenen Tag zurückdachte, wo er den Entschluss fasste Atlantis zu verlassen …
Rückblick…
… John wusste nicht, was er noch tun sollte. Er kam sich vor wie ein Außenseiter – wurde gehasst und verachtet. Selten verließ er noch sein Quartier und nur nachts schlich er sich in die Kantine, um etwas zu essen.
Niemandem fiel auf, dass er an Gewicht verloren hatte – wieso auch. Selbst Keller behandelte seine Verletzungen nur noch flüchtig, wenn er welche von Ronon oder den anderen davongetragen hatte. Manchmal glaubte er sogar, sie machte sich lustig über ihn, oder freute sich, wenn er vor Schmerzen zusammenzuckte. Genauso wie in dieser Nacht, als er unterwegs zur Kantine war und Ronon begegnete. John versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, jedoch dachte Dex nicht im Geringsten daran und versperrte ihm den Weg.
„Wieso verlassen Sie Atlantis nicht und gehen dorthin, wo Sie hingehören?“
Dies war ein weiterer Stich in seinem Herzen. Einer von unzähligen, die er sich schon in den letzten Wochen anhören durfte und er vergeblich versucht hatte, seine Unschuld zu beteuern – aber niemand glaubte ihm.
Man strafte ihn mit Verachtung, hatte ihn eingesperrt und machte ihn für das Scheitern der Handelsgespräche verantwortlich. Carter wollte ihn sogar schon zurück zur Erde schicken und John wusste, dass jeder weitere Versuch, seine Unschuld zu beteuern zwecklos war. „Ronon, lass mich durch.“
Ein fieses Grinsen umspielte Dex’ Gesicht und John ging zwei Schritte zur Seite. Erneut versperrte der Satedaner ihm den Weg und verzweifelt presste er die Lippen aufeinander.
Seine Schulter schmerzte immer noch und niemals hätte er in seinem geschwächten Zustand eine Chance gegen ihn.
„Ronon … nicht …“ Ehe er sich versah, spürte er die Faust in seinem Gesicht, prallte gegen die Wand und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Vorsichtig rappelte er sich auf, rieb sich übers Kinn und versuchte den nächsten Schlag abzublocken, was ihm jedoch misslang. Erneut fand er sich auf dem Boden wieder und spuckte etwas Blut, was von seiner aufgeplatzten Lippe herrührte.
„Ronon …“ Stöhnend versuchte er sich ein zweites Mal aufzurichten und spürte einen stechenden Schmerz in seiner Seite. Erst jetzt bemerkte er, dass der Satedaner ihn hämisch angrinste und er ihm sehr wahrscheinlich eine Rippe gebrochen hatte, als in diesem Moment Teyla und Keller erschienen.
„John?“
Zitternd legte er eine Hand auf seine Rippe und entsetzt wanderte Teylas Blick zwischen den beiden hin und her.
„Ronon! Was fällt dir ein? Lass ihn gefälligst in Ruhe!“, rief sie wutentbrannt und versuchte John aufzuhelfen. „Jennifer hilf mir mal!“
Abfällig betrachtete diese Johns Verletzungen und schüttelte anschließend den Kopf. „Halb so schlimm. Das heilt wieder.“
Ungläubig schaute Teyla sie an. War sie denn die einzige in ganz Atlantis, die an Johns Unschuld glaubte? „Kannst du laufen?“, fragte sie, wobei sie ihm stützend eine Hand um die Hüfte legte und es ihr in der Seele wehtat, ihn so leiden zu sehen.
„Es wäre besser, wenn er verschwinden würde“, rief Lorne den beiden hinterher, während er sich neben Ronon stellte.
Wütend drehte sich Teyla um und wollte ihm eine passende Antwort darauf geben, als John sie davon abhielt. „Lass ihn.“
Zehn Minuten brauchten sie zu seinem Quartier und in diesen zehn Minuten hätte sie vor Verzweiflung heulen können. Sie fühlte Johns Rippen durch das T-Shirt, sah seine blasse Haut und die dunklen Ränder unter seinen Augen. Vorsichtig setzte sie ihn aufs Bett und eilte ins Bad, wo sie anschließend mit einem feuchten Tuch zurückkam und seine gekrümmte Haltung bemerkte.
„Es tut mir so leid. Hast du Schmerzen?“
„N’nein.“ Johns Blick fiel ins Leere und fast apathisch bemerkte er, wie sie mit dem Tuch seine Lippen berührte. „Lass es, Teyla.“ Mit zittrigen Fingern nahm er ihr das Tuch aus der Hand und ein verzweifeltes Aufstöhnen entwich ihrer Kehle, als sie in seine Augen blickte.
Ein Gemisch aus Enttäuschung, Verzweiflung, Schmerzen und Hilflosigkeit spiegelte sich in ihnen und nur mit Mühe konnte sie ihre Tränen zurückhalten. „John …“
Niemals hätte sie gedacht, dass die Menschen von Atlantis den Mann, der diese Stadt so liebte, sie als sein zu Hause betrachtete, seine Freunde, seine Familie, sich täglich Gefahren aussetzte um die Menschen dieser Galaxie vor den Wraith zuschützen, jemals so behandeln würde.
„John …“
Sachte legte er seine Hand auf ihren Arm. „Ist gut, Teyla.“ Seine Stimme glich mehr einem Flüstern. „Du solltest jetzt gehen.“
„John …“
„Bitte, geh. Kümmere dich um Torren.“
Mit Tränen in den Augen berührte sie kurz seine Schulter und stand auf. „Ich werde morgen früh wiederkommen.“ Leicht nickte er und legte sich schwer atmend aufs Bett, nachdem sie sein Quartier verlassen hatte.
Keine halbe Stunde später beschloss er Atlantis zu verlassen. Er wusste, dass es nie wieder so wie früher sein würde. Das Vertrauen in seine Freunde war gebrochen – endgültig zerstört. Mühselig packte er ein paar Sachen in seinen Rucksack, schrieb noch einen kurzen Brief an O’Neill und legte ihn auf den Tisch.
Außer Teyla würde ihn sowieso niemand finden und er wusste, dass sie ihn O’Neill überreichen würde.
Wehmütig glitt er noch einmal mit der Hand über die Wand, spürte das Summen der Stadt, verabschiedete sich mit feuchten Augen von ihr und verließ das Quartier.
Vorsichtig lief er zur Jumperbucht und war froh, dass niemand dort war. Anschließend betrat er seinen Jumper, schloss die Heckluke und flog in den Gateraum, woraufhin er das Gate aktivierte und in das überraschte und entsetzte Gesicht von Chuck schaute, ehe er durch den blauen Ereignishorizont flog.
Fortsetzung folgt