Kapitel 47
Niemand von der ursprünglichen Aquila-Crew, hatte John jemals zu Gesicht bekommen. Es wurde gerätselt, spekuliert und gemunkelt, wer und wie dieser Colonel sein würde. Es wurden Geschichten über ihn erzählt, wie er mit den Atlantern und seinem Team, heldenhaft gegen die Wraith gekämpft hatte und wie er bereitwillig und ohne irgendeine Gegenleistung, Nador seine Hilfe angeboten hatte.
Jeder an Bord der Aquila, sowie der Grenlavie, fand es daraufhin für selbstverständlich ihn ebenfalls zu helfen, zumal eine Spur Neugier vorhanden war und sie ihn endlich mal kennenlernen wollten.
Matice, Lorenz, Agnes und Clivia, wurden regelrecht gelöchert und Farres musste auf der Grenlavie Frage und Antwort stehen, weil sie aus Ronon und Rodney nichts raus bekamen – Der Satedaner war schweigsam wie ein Grab und der Wissenschaftler, stellte sich unaufhörlich wie ein Wasserfall redend, unter einem goldenen Scheffel. Dieses Gerede war einigen Anthurinern so anstrengend, dass sie schleunigst das Weite suchten und einen eingeschnappten Kanadier stehen ließen.
Nach einer gewissen Zeit, waren sich jedoch alle einig – sie würden John genauso, wie jeden anderen Offizier auch, respektieren. Und diejenigen, die sich nun in der Kantine aufhielten, waren regelrecht überrascht, ihren König und eben diesen gewissen Atlanter, um diese Uhrzeit, die Kantine betreten zu sehen. Abrupt standen alle auf, doch Vayden schüttelte den Kopf, worauf sie sich wieder setzten und den Colonel schweigend musterten.
Mit geweiteten Augen und aufgeklappten Mund, fiel McKay regelrecht der Toast aus der Hand, nachdem er Sheppard in der schwarzen Atlantis-Uniform, mit einem Tablett auf sich zu kommen sah.
„Hallo Jungs, schlaft ihr beiden eigentlich nie?“, fragte John und stellte sein Tablett auf den Tisch.
„Schlafen? Im Gegensatz zu dir … Wonach sieht das denn hier wohl aus?“
„Ähm, nach einem Mitternachtssnack?“
„Mitternacht? Hast du etwa deine Uhr noch nicht umgestellt? In Atlantis haben wir fünf Uhr, also ist das hier Frühstück!“
Verlegen hob John seinen linken Arm. „Sorry, meine Uhr ist kaputt.“
Schweigend biss Ronon in sein Sandwich, musterte Vayden, Matice und anschließend Sheppard, der sich neben ihm setzte.
„Wo hast du eigentlich die Uniform her?“, nuschelte McKay mit vollem Mund.
„Lorne gab sie Matice und er gab sie mir.“
„Aha, fehlt nur noch ein vernünftiger Haarschnitt und du bist wieder ganz der alte.“
Warnend trat Ronon dem Kanadier vors Schienbein, denn ihm war nicht entgangen, dass die Patches fehlten.
Flüchtig richtete Vayden sein Augenmerk auf John, der nichts darauf erwiderte, sondern schweigend sein Sandwich auseinanderklappte und das Innere begutachtete.
„Willst du es essen oder sezieren? Sei froh, dass es kalt ist! Wie viel Kilo hast du eigentlich abgenommen …?“
Erneut trat Ronon dem Kanadier vors Schienbein und diesmal jaulte McKay auf. „Was trittst du mich ewig! Das tut weh!“
„Dann halt die Klappe!“
Auf einer Art musste Vayden dem egozentrischen Wissenschaftler recht geben – John hatte wirklich an Gewicht verloren. Ihm war dessen Appetitlosigkeit schon auf der Krankenstation aufgefallen, weshalb er nun etwas versuchte, was er sich eigentlich für später aufheben wollte. „John? In vier Stunden erreichen wir Atlantis und ich möchte dir und deinen Freunden vorher noch gerne die Brücke zeigen, falls es dir nichts ausmacht“, meinte er und schob sein leeres Tablett zur Seite.
Aufgeregt fuchtelte Rodney mit den Händen. „Ich würde ja gerne vermeiden, dass Conan mich hier wieder tritt, aber ich habe mich schon längst gefragt, wann Sie das sagen; denn seitdem wir hier auf diesem Schiff sind, haben wir außer der Krankenstation, den Korridoren und der Messe noch nichts gesehen!“
„Beruhige dich Rodney, ich habe auch noch nichts gesehen.“
„Du warst ja auch nur am Schlafen und auf der Krankenstation!“
„Sag ich doch, ich habe auch noch nichts gesehen“, wiederholte John ruhig und klappte sein Sandwich zusammen.
„Okay …“ Hände reibend stand McKay auf. „Dann lasst und gehen!“
„Stopp! Nicht eher, bis John gegessen hat“, blockte Vayden ab und lehnte sich gemütlich im Stuhl zurück.
„Ähm …“, entsetzt starrte McKay ihn an. „Wissen Sie wie lange das dauert? Er hat ja noch nicht einmal abgebissen!“
„Solange es keine vier Stunden dauert, ist es mir egal.“
Seufzend schob John sein Tablett beiseite und war im Begriff des Aufstehens, als Ronon ihn am Arm festhielt. „Setz dich!“
„Ronon …“
„Du hast gehört was der Mann gesagt hat – die Brücke ist tabu, solange du nichts gegessen hast.“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Tut mir leid, Kumpel“, grunzte Dex und schob John den Teller quasi unter die Nase. „Iss, oder ich schieb es dir in den Hals!“
Überrascht weiteten sich Matice’ Augen – würde der Satedaner das wirklich tun? Nach dessen wölfischen Grinsen und Johns erstauntem Blick, glaubte er schon, dass der Satedaner es tun würde.
Tief durchatmend griff John nach dem Sandwich, nahm einen Bissen und – stutzte ... „Ist das Truthahn?“
„Legolar“, antwortete Matice. „Es ist ein anderthalb Meter großer Vogel.“
Kauend schaute John zu Ronon, doch dieser Vogel war dem Satedaner auch nicht geläufig. „Gibt es auf Anthurin viele von diesen Legolas?“, fragte John und nahm erneut einen Bissen.
Augenrollend starrte McKay auf das Sandwich. „Legolar nicht Legolas! Es ist kein Elb sondern ein Vogel!“
„Ist doch egal. Laufen da viele rum?“
Schmunzelnd nickte Vayden. „Sehr viele.“
„Vielleicht könntet ihr ja Atlantis damit beliefern, dann muss man nicht immer auf die Daedalus warten …“ Laut knurrend machte sich Johns Magen plötzlich bei der Verdauung des Sandwichs bemerkbar, weshalb der Colonel noch schnell den Rest hinterher schob und sich anschließend die Finger ableckte. „Das war gut! Ich glaube, ich nehm’ mir noch eins.“
„Aber …“
„Keine Sorge, McKay! Ich esse es unterwegs.“ Mit glänzenden Augen stand er auf, ging zum Büfett, schnappte sich grinsend das letzte Sandwich und biss hinein, ehe er zum Ausgang der Kantine lief und sich umdrehte. „Was ist? Kommt ihr nicht?“
Sprachlos sahen sich die Anthuriner erst untereinander und anschließend Vayden an, der Matice zunickte und den Atlantern folgte.
°°°°
„Ich glaub, ich träume“, rief McKay perplex, als sie die Brücke betraten. All die Technik um ihn herum, schien eine Mischung aus Antiker- und Daedalus Design zu sein.
Johns Augen hingegen, fingen regelrecht an zu leuchten. „Wow!“, war das einzige was Sheppard sagte.
„Ich muss einfach träumen“, wiederholte McKay erneut.
„Rodney? Du wolltest doch wissen, was Magmentari ist“, meinte John heiser. „Nun, das ist ein Teil davon.“
Entgeistert schaute der Wissenschaftler ihn an und schlug die Hände über den Kopf. „Oh, ich fass es nicht! Du hängst zwei Monate mit denen zusammen, mit einer hoch entwickelten Zivilisation und verheimlichst es uns?“ Unfassbar betrachtete er sich die Konsolen, die Technik und die Konstruktion, des Schiffes. „Das, was ist das?“
„Ich habe es auch erst vor kurzem erfahren“, verteidigte John sich, wobei er die Frage überhörte und einen Blick zum Satedaner warf, der noch ruhiger als sonst war.
Ronon war immer schon beeindruckt von der Antiker- sowie der Erdtechnologie, und er gab auch zu, dass er so gut wie keine Ahnung davon hatte, wie alles funktionierte. Für ihn zählte eigentlich nur, dass sie effektiv Wraith vernichteten, doch das, was er hier sah, sprengte seine Vorstellungskraft. Noch nie in seinem ganzen Leben, hatte er so etwas gesehen – dieses Schiff, schien von der Aufmachung her, moderner als die Daedalus zu sein.
McKay war hin und weg. Für ihn war die Brücke wie Weihnachten, Silvester und Geburtstag an einem Tag zusammen. Er flitzte von einer Konsole zur anderen – traute sich jedoch nicht wirklich etwas anzufassen, was eventuell daran lag, dass die Brücken-Crew ihn nicht ließ und jedes Mal die Hand hob, wenn er es doch versuchte.
John stand immer noch wie erstarrt am Eingang neben Vayden, der ihn nun langsam zum Pilotensessel führte. „Möchtest du dich hinsetzen?“
„Ähm …“ Auf jedem anderen Schiff, hätte er sich schon längst auf den Pilotenstuhl gesetzt, doch hier?
Vayden bemerkte Johns zögern und legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Traust du dir zu, es zu fliegen?“
Überrascht schnellte Rodneys Kopf herum. „Soll das ’n Witz sein? Unser Goldjunge hier, ist der beste Pilot in zwei Galaxien! Es gibt nix, was er nicht fliegen kann!“
„Wenn das so ist, kann ja nichts passieren“, stellte Vayden schmunzelnd fest und sah John erneut an, der mit den Fingerspitzen leicht über die Armlehne strich.
Ein Kribbeln, das er verspürte, ließ ihn seine Hand augenblicklich zurückziehen.
„Es ist auf Autopilot“, flüsterte Vayden.
Durchatmend presste John die Lippen aufeinander, setzte sich hin und merkte wie die Crew ihn aufmerksam beobachtete, als sich urplötzlich ein riesiges HUD an der Fensterfront bildete. „Cool!“
„Warst du das?“, fragte McKay fassungslos.
„Ich glaub schon.“ Eine Sternenkonstellation mit verschiedenen Planeten wurde sichtbar.
„Das ist Atlantis“, stellte Ronon erstaunt fest, als das HUD wechselte – Gott, war das Teil empfindlich. Es reagierte auf den leichtesten Gedanken und ehe John es verhindern konnte, tauchten die Waffensysteme der Aquila auf. „Ups.“ Ehrfürchtig warf John einen Blick darauf, als es erneut wechselte und eine andere Sternenkonstellation hervorbrachte – die Milchstrasse.
Mit angehaltenem Atem, starrten die Atlanter auf das Display. McKays Augen weiteten sich und eine leichte Falte bildete sich auf Johns Stirn. Vayden entging nicht, wie sich Johns Gesichtszüge veränderten.
„Sheppard?“ Ronons Frage erreichte ihn nicht. Mehrere Sekunden betrachtete John sich die Sternenkarte – den Saturn, Jupiter, Mars und die Erde, wobei seine Augen am längsten auf der Erde haften blieb.
„Sheppard?“ Aus seinen Gedanken gerissen, stand er abrupt auf und das HUD erlosch.
„Was ist los?“, wollte Ronon wissen, doch John schüttelte den Kopf. Die Augen leicht zusammengekniffen, wandte er sich an Vayden: „Ich glaube, wir sollten mal miteinander reden!“
Nickend bejahte er es und führte John in sein Büro. „Matice? Übernehmen Sie die Brücke.“
„Ja, Sir!“
„Was ist los?“, fragte Ronon erneut, der absolut nicht wusste, was Sache war.
„Hast du das nicht gesehen? Es war die Milchstrasse“, warf Rodney hysterisch in den Raum, während sich hinter Vayden die Bürotür schloss.
°°°°
„John, bitte setz dich.“
„Nein, danke! Ich bleibe lieber stehen!“ Schnaubend blickte er aus dem Fenster.
„Ich habe damit gerechnet, dass du so reagierst.“
„Ist das ein Wunder? Warum?“
„Meinst du die Bewaffnung oder die Karte?“
Langsam drehte John sich um und schaute in Vaydens grau-grüne Augen. „Zu der Bewaffnung kommen wir später! … Noch nicht einmal Atlantis besitzt diese Sternenkarte! Wo hast du sie her?“
„Du weißt, dass Anthurin damals ein Stützpunkt war und was Atlantis betrifft, irrst du dich. Schau in der Datenbank nach.“
„Das haben wir, dort existiert keine Karte!“
„Habt ihr die ganze Datenbank durchforstet? Vielleicht haben die Antiker sie damals aus Sicherheitsgründen in einer anderen Datei hinterlegt. Magmentari hatte sie von Atlantis und das was du gesehen hast, ist eine Kopie, was du sicher an der Erde erkennen konntest.“ Plötzlich erschien direkt über dem Tisch, ein blauer Planet. „Oder sieht die Erde, nach 10.000 Jahren immer noch so aus?“
Erschrocken wich John einen Schritt zurück und für den Bruchteil einer Sekunde, hielt er den Atem an. Er fand es beunruhigend, seinen Heimatplaneten als Hologramm, auf einem fremden Schiff, in der Pegasus-Galaxie zu sehen.
Tief durchatmend warf er Vayden einen Blick zu, neigte anschließend seinen Kopf etwas zur Seite und studierte die verschiedenen Kontinente – Europa war fast unter einer Eisschicht begraben. Andere Kontinente schienen subtropisch zu sein und Asien war mit Amerika durch eine Landbrücke verbunden.
Dies war wirklich eine sehr alte Erde – vielleicht sogar noch älter als 10.000 Jahre – dennoch fand er es beunruhigend.
„Wie viele Kopien gibt es?“
„Zwei … und nein, ich werde sie nicht vernichten.“
Schnaubend rollte John die Augen. „Es ist nicht irgendein Planet, es ist die Erde! Falls die Wraith jemals diese Karte …“
„Das werden sie nicht“, unterbrach Vayden ihn, „sie ist völlig sicher.“
„Ich konnte sie mir auch ansehen!“
„Aber nur, weil ich es wollte. Niemand sonst hat Zugriff darauf und meine Crew, hat sie heute zum ersten Mal gesehen.“
Tief sog John die Luft in seine Lungen. Er wusste, dass der Grauhaarige niemals nachgeben würde – Wieso musste der Anthuriner nur so stur sein? Nachdenklich rieb er sich seinen Nacken und anschließend das Kinn. „Hier geht es nicht nur um mich, Vayden. Milliarden von Menschen sind gefährdet, wenn die Wraith jemals diese Karte zu Gesicht bekommen.“
„Du kannst mir vertrauen, das werden sie nicht.“
Schnaubend nagte er an seiner Unterlippe und rieb sich erneut das Kinn. „Okay, aber falls das doch der Fall sein sollte, schwöre ich dir, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich!“ Er meinte es ernst, das konnte der Anthuriner in seinen Augen erkennen.
„Dann lass uns jetzt über die Bewaffnung der Schiffe reden. Doch bevor du mir noch weitere Vorhaltungen machst, lass mich bitte eins klarstellen“, meinte Vayden mit leicht angehobenen Händen. „Ich konnte euch nicht früher befreien, weil ich die Koordinaten der Basisschiffe nicht kannte.“
„Schön! Und was ist mit 382? Du wusstest, dass es dort nur so von Genii-Spionen wimmelte! Du wusstest, dass es dort Anbeter gab und du wusstest, dass dort früher oder später Basisschiffe aufkreuzen würden!“
„Ja, das war mit bewusst.“
„Und wieso hast du verdammt noch mal nichts unternommen? Ihr habt mehr Feuerkraft, als die Daedalus an Bord! Damit hättet ihr sie locker vernichten können!“
„Ich durfte es nicht!“
Ungläubig sah John ihn an. „Wie bitte?“
„Ich durfte es nicht.“
„M-Moment, ich habe gedacht, du bist dein eigener Herr? Wer gibt dir denn die Befehle?“
„Niemand.“
„Niemand?“ Langsam legte John die Hände auf seine Hüften, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass er sauer wurde. „Also überlässt du lieber 26 Menschen, auf einem Genii Planeten ihrem Schicksal, anstatt ihnen zu helfen?!“, spuckte er abfällig.
Für einen Moment zuckten Vaydens Augenlider und leicht mahlten seine Kiefer übereinander, bevor sich seine Körperhaltung etwas versteifte und er den Kopf hob. „Ich weiß, das klingt jetzt hart, aber ja, so ist es. Hätte ich dort eingegriffen, würde sich jetzt kein Genii mehr dort befinden. Es wäre einfach zu riskant gewesen, auch nur einen von ihnen am Leben zu lassen, der den Wraith womöglich etwas über uns hätte erzählen können!“
„Die hätten doch gar nicht mitbekommen, dass ihr es seid! Man hätte doch das Gerücht verbreiten können, es wäre die Daedalus gewesen!“
„Nein John! Major Lorne erzählte uns, dass sich Darts auf der Oberfläche befanden! Ich hätte sie alle ausradieren müssen, um Magmentari nicht zu gefährden! Wäre dir das lieber gewesen?!“, rief Vayden aufgebracht, mit blitzenden Augen. „Die Genii mögen schlecht sein, aber es sind immerhin noch Menschen! Und ich werde den Teufel tun und Massenmord begehen, nur um 26 Menschen zu retten!“
Erschrocken über Vaydens Wutausbruch und dieses eine Wort, hielt John den Atem an – Massenmord? Nein, das hätte er niemals gewollt. Er hätte Vayden dafür zutiefst verachtet, wenn er es getan hätte. Und erst jetzt wurde ihm bewusst, wie verkehrt er mit seiner Anschuldigung gelegen war.
„Es, es tut mir leid. Ich …“ Stöhnend fuhr er sich mit der Hand über Gesicht. „Ich habe nicht daran gedacht. Mir war … ich hätte niemals …“
Tief durchatmend verschränkte der Anthuriner die Arme vor der Brust und schaute zur Seite, ehe er sich wieder John zuwandte und kurz die Lippen spitzte. Dies war jetzt das zweite Mal, dass er mit ihm eine Differenz hatte und komischerweise mochte er es.
John war irgendwie direkt. Er schluckte zwar vieles runter, aber er nahm auch kein Blatt vor dem Mund, wenn es darauf ankam. Und so lernte Vayden noch mehr, über den eigenwilligen und sturen Charakter des jungen Colonels.
„Schon gut. Mir war schon klar, dass du in dem Moment nicht daran gedacht hattest. Und wie du schon sagtest: 382 ist ein Genii Planet!“
„Und was jetzt?“ John kam sich so was von blöd vor, wie ein Idiot. „Ich meine, ich habe dich angefahren und …“
„Du hast nur deinen Standpunkt dargestellt, was ich für verständlich halte und übrigens sehr gut finde, auch wenn es etwas … ruhiger hätte ablaufen können. Also vergessen wir die Sache, okay?“
Fassungslos starrte John ihn an. Dieser Mann war einfach unglaublich. Er wusste, dass Vayden alles andere, als ein normaler König war und sich auch dementsprechend verhielt, was John ihm übrigens sehr hoch anrechnete. Er schätzte sich glücklich, ihn als Freund zu haben, jedoch war und blieb Vayden für ihn eine Respekt- und Autoritätsperson. Und so jemanden stauchte man nicht einfach mal eben zusammen und tat anschließend so, als ob nie etwas gewesen wäre!
Wenn er das bei einem Offizier gemacht hätte, wäre er schneller vorm Kriegsgericht gelandet, als er überhaupt hätte blinzeln können …
„John?“
„Ähm …“ Zögernd biss er sich auf die Lippen. „Ich weiß nicht.“
„John?!“ Spielerisch drohte Vayden ihn diesmal mit Nachdruck, weshalb Sheppard seufzend die rechte Hand hob. „Okay … vergessen wir’s, aber über diese Legolas, müssen wir uns noch unterhalten.“
Lachend klopfte Vayden ihm auf den Rücken. „Das können wir tun, nur vorher möchte ich dir noch etwas zeigen.“
„Und was?“
„Anthurin.“
Verwirrt runzelte John die Stirn.
„Ich möchte mein Versprechen einlösen und dir zeigen, warum du mich begleiten sollst.“
Irritiert schüttelte John den Kopf. „Aber, liegt Anthurin nicht in der entgegengesetzten Richtung?“
„Wenn du nichts dagegen hast, machen wir einen Zwischenstopp und gehen durchs Gate.“
Nachdenklich knabberte John auf seiner Unterlippe. Er war verdammt neugierig, was Anthurin betraf und vor allem, was Vayden wirklich von ihm wollte. „Wird es länger als drei Stunden dauern? Ich meine nur, weil Atlantis uns mit Sicherheit schon auf den Sensoren hat und wenn wir plötzlich stoppen … Uh, wie soll ich das nur Rodney und Ronon erklären?“
„Sind sie nicht deine Freunde?“
„Sicher“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Dann sage es ihnen. Es wird ungefähr vier Stunden dauern.“
Seufzend stopfte John sich eine Hand in die Hosentasche und mit der anderen rieb er seinen Nacken. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie fühlte er sich überrumpelt, wobei noch ein sehr merkwürdiges Gefühl hinzukam, das anders als sonst war.
Es richteten sich keine Nackenhaare auf, und es bildete sich auch kein Knoten im Magen – nein, diesmal war es anders. Er spürte, dass viel von seiner Antwort abhängen und sein Leben verändern würde.
„Okay … ähm, ich hätte aber noch eine Frage.“
„Und welche?“
„Brauch ich ’ne Waffe?“
„Nein, nur Mut!“ Vayden wartete noch einen Moment, ehe er den Funk aktivierte: „Matice? Sage Baraldin Bescheid, dass wir umgehend aus dem Hyperraum gehen und steuere bitte den nächsten Planeten mit einem Gate an.“
„Aye, Sir!“
Fortsetzung folgt