Titel: Nebenfiguren I: Außenseiter (1/19)
Autor: icke (also, meine Wenigkeit)
Serie: Stargate: SG1
Genre: action/adventure
Charakter/Pairings: OCs (SG10)
Rating (inkl. Warnungen wie CD, Slash etc., falls noetig): R
Staffel/Spoiler: keine
Anmerkung des Autors: Okay, ein Jahr, bevor die Atlantis-Expedition aufbricht (und ich habe mir ein bisschen künstlerische Freiheit gelassen im Hinblick auf die SG1-Timeline... ihr werdet schon sehen, was ich meine), treffen wir SG10 zum ersten Mal als Team. Spielt etwa drei Monate (oder so) nach Ein Schubs und ist... verdammt lang. Aber wie gesagt, es ist beendet, ich weiß, wo ich hinwill, vertraut mir. Here we go.
Kurzinhalt: Jeder kennt SG1... aber was ist eigentlich mit den anderen Teams auf der Liste? Hier ist die Geschichte von einem: SG10. Major Thomas Moore, Captain Laura Greenspan, First Lieutenant Maureen Reece und Master Sergeant Simon DeLisle erzählen sie euch.

Nebenfiguren I: Außenseiter

“We will rise and we will fall
We will laugh, we will stand tall
Turning people into numbers
And numbers into more."

Runrig, "The Numbers Game”


Eins

Moore

Okay, ich hatte nicht geplant, dass der Einsatz so verläuft, wie er verlaufen ist. Ehrlich, ich hatte nicht geplant, dass Reece schon wieder auf der Krankenstation landet oder Laura fast entführt wird oder dass Dee fast das Team statt den Gegner in die Luft jagt. Aber es war eben einer dieser Tage. Sie wissen schon, diese Tage, wo man mit dem falschen Fuß aufsteht und so ziemlich alles falsch läuft? Ja, einer von „diesen“.

Zuerst bekamen wir Einsatzspezifikationen vom SGC, bei denen wir uns das Lesen auch hätten sparen können, weil darin quasi keine Infos vorhanden waren. Dann war das Erste, was wir nach dem Verlassen des Gates sahen, eine Zat-Gun, die die nicht ganz so freundlichen Bewohner von P4X-639 auf jeden von uns richteten.

Um dem Ganzen noch einen draufzusetzen, stellte sich heraus, dass unser Ziel – ein geheimes Biowaffenlabor, dass Maybourne aufgebaut hatte – schon längst verlassen war. Was hieß, dass wir uns den ganzen Scheißtrip hätten sparen können. Stattdessen gerieten wir in ernste Schwierigkeiten, mussten verdammt viel rumschießen, -schreien und -rennen und all das Zeug machen, das man bei einem verdeckten Einsatz eigentlich vermeiden will.

Und jetzt, nachdem alles vorbei ist, sitze ich mal wieder in der Krankenstation am Bett meines jüngsten Teammitglieds, First Lieutenant Maureen Reece, USMC, deren Deckname auf unseren Einsätzen „Maus“ lautet und die ich jetzt nicht gerade als Reklameheldin für die Marines bezeichnen würde. Verstehen Sie mich nicht falsch; sie ist weder dumm noch faul – tatsächlich ist sie eine verdammt gute Linguistin – aber ich frage mich wirklich, wie sie es je durch Parris Island und Quantico zum SGC schaffen konnte.

Reece hat ihr Rufzeichen nicht ohne Grund bekommen. Sie erscheint wirklich wie eine Maus. Nicht vom Aussehen her, glauben Sie mir – diese feuerroten Locken und grünen Augen sehen schon ziemlich gut aus – aber von ihrem ganzen Benehmen her. Immer schüchtern und ruhig. Und ein bisschen tollpatschig. Was meistens dazu führt, dass sie diejenige ist, die auf der Krankenstation landet, wenn ein Einsatz schief geht. Nur war es diesmal nicht ihre Schuld. Sondern meine.

Ich hätte diesen Typen von hinten kommen sehen müssen. Und ich hätte das Messer in seiner Hand sehen müssen. Ich hätte… „Machst du dich wieder selber fertig, Fliegerjunge?“ schneidet Lauras Stimme durch meine Grübelei. Ich drehe mich um und grinse sie an.

„Macht keinen Sinn, es abzustreiten, oder?“ Sie grinst zurück.

„Ich kenn dich in- und auswendig, und du weißt das.“ Meine Stellvertreterin hat recht. Wir kennen einander, seit wir Kleinkinder waren und sind praktisch miteinander aufgewachsen, wobei ich zwei Jahre älter bin als sie. Und was immer wir getan haben – selbst wenn wir es unabhängig voneinander anfingen, landeten wir am Ende wieder zusammen da. Worüber ich mich aber nie beschweren würde, weil Laura wie eine kleine Schwester für mich ist.

Sie setzt sich neben mich. “Geh ins Bett, Tom. Reece ist ein zähes Mädchen, und das weißt du. Sie wird sich schon durchbeißen, auch ohne, dass du dich hier erschöpfst.“ Ich sehe wieder die Frau auf dem Bett an. Sie ist recht klein, und in dem großen Krankenhausbett sieht sie irgendwie zerbrechlich aus. Das Kupferhaar macht ihre Haut noch blasser, und die Ringe unter ihren Augen scheinen noch dunkler zu sein.

„So sehr ich dir normalerweise zustimme, diesmal geht’s nicht. Reece ist alles andere als zäh. Komm schon, Germs, wir wissen doch beide, dass sie nicht zum Offizier geboren ist und dass sie gar nicht hier sein sollte.“

Oh, oh. Lauras dunkle Augen leuchten auf und bekommen diesen kämpferischen Glanz, den sie immer kriegen, wenn sie aufgeregt wird. „Macho-Scheiße. Ich hab’s dir schon mal gesagt, und ich sag’s dir wieder. An Maureen Reece ist mehr dran, als man zuerst sieht. Zugegeben, sie wird ein bisschen Zeit brauchen, aber ich bin sicher, sie wird sich gut machen. Aber nur, wenn du sie lässt.“ Sie schnauft ein bisschen. Laura wird wirklich nicht schnell wütend, aber wenn es um Frauen im Militär geht und alles, was damit zu tun hat, dann kriegst du sie ziemlich schnell auf die Palme.

„Germs…“ Sie sieht mich ziemlich böse an.

„Germs mich nicht. Sie hier“, sie zeigt auf Reece „ist eine Kämpferin. Sie weiß es nur noch nicht.“ Ich bin noch nicht überzeugt. Ich hab Reece’ Akte gesehen, und das Mädel hatte noch keinen einzigen Kampfeinsatz, bevor sie zum SGC kam. Sie haben sie direkt nach dem Abschluss ihrer Ausbildung hierher geschickt. Schätze, es hatte was mit ihren linguistischen Abschlüssen und Fähigkeiten zu tun. Es gibt wirklich nichts anderes, das darauf hinweist, dass sie fähig dazu ist, hier zu dienen.

Keine außergewöhnlich hohen Kampfwerte, keine besonders hohen Werte bei Führungsqualitäten – alles Durchschnitt. Ich hab immer noch nicht rausgefunden, warum genau sie sie ausgerechnet in ein Team gesteckt haben, das verdeckte Einsätze durchführt und nicht in ein Forschungsteam oder eine Unterstützungseinheit. Warum sie sie überhaupt in ein Team gesteckt haben. „Ich kann sehen, wie es in dir arbeitet, Tom. Mach Schluss. Außerdem war es nicht deine Schuld, dass es sie erwischt hat. Wenn du einen Schuldigen brauchst, dann nimm den Typen mit dem Messer, der sich an sie rangeschlichen hat. Oder O’Neill, der uns auf diesen blöden Planeten geschickt hat. Oder die Idioten vom Geheimdienst, die die Einsatzspezifikationen verhunzt haben. Aber mach dich nicht selbst fertig. Und leg dich endlich hin.“ Damit klopft sie mir auf die Schulter und steht wieder auf. Mit einem kurzen Gruß verschwindet sie in ihr Quartier.

Ich drehe mich wieder zu Reece um. Sie ist nicht nur das jüngste und unerfahrenste Mitglied des Teams, sondern auch diejenige, die als letzte dazugekommen ist. Laura und ich, wir kennen uns schon seit Ewigkeiten, Dee – Master Sergeant Simon DeLisle – und ich dienen seit fünf Jahren zusammen, also schon seit vor unserer Zeit beim SGC. Tatsächlich ist er auf meinen Antrag hier. Ich kenne niemanden, der mehr Talent im Hochjagen von allem möglichen hat als er. Andererseits kenne ich gar nicht so viele Menschen.

Jedenfalls, Reece hatte das Pech, zu einer Einheit zu stoßen, die schon ziemlich stark miteinander verbunden ist, und ich schätze, für jemanden mit ihrem Charakter ist es nicht einfach, sich zu behaupten. Ich bin nachsichtig deswegen, egal, was Laura sagt. Aber ich wünschte, die Frau würde mal ein bisschen lockerer werden und aufhören, diese Wände um sich herum aufzubauen. Ich wünschte…

„Sir, ich habe Befehle von Captain Greenspan. Sie sollen verschwinden und Schlaf nachholen. Wir kümmern uns schon um Lieutenant Reece“, sagt eine Stimme hinter mir. Eine von den Krankenschwestern. Verdammte Laura, die immer wieder ihr Recht als medizinischer Offizier benutzt, mich herum zu kommandieren, auch wenn ich den höheren Dienstgrad habe.

Ergeben nicke ich. „Ist schon okay. Aber benachrichtigen Sie mich, wenn sich was am Zustand des Lieutenants ändert.“ Die Krankenschwester nickt, und ich mache mich auf den Weg zu meinem Quartier.