Also... weil ich neulich mal wieder mit jemandem darüber geredet habe... hab ich mich entschieden, mich wieder um meine deutschen Versionen der FF100-Stories zu kümmern. Kurz zur Erkärung für alle, die's nicht kennen: Fanfic100 ist eine Challenge, die auf LiveJournal ausgerufen wurde und die genau das besagt, was man sich denkt... ein Fandom, bestimmte Charaktere, 100 Stories (gibts auch auf Deutsch, übrigens, aber da hab ich das nicht geclaimed).
Ende 2008 wurde mein Claim für Evan Lorne und Laura Cadman genehmigt und ich hab dann ungefähr ein Jahr gebraucht, um alle 100 Prompts (die man in der Tabelle unter dem Link oben findet) zu schreiben. Etwa auf der Hälfte hat mich der Elan zum Übersetzen verlassen, aber ich verspreche, das ändert sich jetzt. Nachdem ich das hier gepostet habe, werde ich mich mal daran machen, die Dateien der bereits übersetzten Stories zu ordnen und dann werde ich mich daran machen, den Rest zu übersetzen.
Für alle, die die Stories schon aus anderen Zusammenhängen kennen: Ich werde das ganze hier etwas anders ordnen, damit ich die einzelnen Teile der Serien alle tatsächlich in der richtigen Lesereihenfolge habe und man nicht hin und her springen muss. Jetzt aber los.
Titel: Warten
Autor: icke (also, meine Wenigkeit)
Serie: Stargate: Atlantis
Genre: Drama
Charakter/Pairings: Lorne, Cadman
Rating (inkl. Warnungen wie CD, Slash etc., falls noetig): R (whump, würde ich sagen)
Staffel/Spoiler: keine
Anmerkung des Autors: Das ist lustigerweise tatsächlich die erste FF100-Story, die ich geschrieben habe, deswegen sollte es wohl wenigstens einmal auch folgerichtig die erste sein, die ich poste
Prompt/Kurzinhalt: 079 Wann? - Major Evan Lorne weiß, dass das das Ende ist...
Warten
“When my time comes, forget the wrong that I've done
Help me leave behind some reasons to be missed
Don't resent me, and when you're feeling empty, keep me in your memory
Leave out all the rest, leave out all the rest.”
Linkin Park, “Leave Out All the Rest”
Das ist das Ende. Anders kann es gar nicht sein. So oft war er kurz davor, aber das ist es. Aus dieser Nummer hier kommt er nicht mehr heraus. So viel geht ihm durch den Kopf. So viel… und so wenig. Es fühlt sich an, als würde er gleichzeitig an eine Million Dinge und nichts denken. Wie…
Oh Gott, tut das weh. Er kann nicht mal genau sagen, was es ist… es ist einfach überall. Er kann auch seine Augen nicht öffnen, um herauszufinden, wo er ist. Alles, was er tun kann… ist warten, bis es vorbei ist, ein- für allemal. Und während er das tut… kommen alle möglichen Sachen wieder… Sachen, von denen er dachte, dass er sie fast vergessen hatte. So wie die Sache in der sechsten Klasse, als seine damals neun Jahre alte Schwester ihm fast seinen ersten Geburtstag als großer Junge versaut hätte. Er hat ihr das fünf verdammte Jahre lang nicht wirklich vergeben, und plötzlich tut ihm das sehr leid.
Oder damals während seiner Academy-Zeit, als er auf Urlaub nach Hause gekommen ist und seine damalige Freundin mit seinem damaligen besten Freund im Bett erwischt hat. Offensichtlich hatten die beiden sich während seiner Abwesenheit wirklich gut verstanden. Damals war alles, was er tat, sich umzudrehen und nie wieder auch nur in die Nähe des Hauses dieses Mädchens zu kommen. Jetzt bereut er es, dass er dem Typen keine reingedrückt hat und wenigstens ihr gesagt hat, dass das nun wirklich nicht die richtige Art ist, die kämpfenden Männer dieses Landes zu unterstützen.
Das Zeug, das einem so in den letzten Stunden einfällt, ist wirklich lächerlich. Wenn man ihn vorher gefragt hätte, hätte er immer gesagt, dass es die großen Dinge sind, von denen man bereut, sie nicht getan zu haben – niemals eine Weltreise gemacht zu haben oder Vater geworden zu sein… oder Ehemann… all diese großen Abenteuer. Aber das bereut er gar nicht. Wenn er noch die Kraft dazu hätte, würde er darüber lachen. Er bereut wirklich nur die kleinen Dinge…
Wie zum Beispiel, dass er vor zwei Tagen die Kantine verlassen hat statt zu bleiben und noch ein Bier mit Lieutenant Cadman zu trinken. Aber nein, er musste ja praktisch aus der Kantine fliehen, als sie plötzlich auftauchte, weil er seit kurzem sehr merkwürdige Gedanken hat, wenn er sie sieht. Na ja, zumindest das hat sich ja jetzt erledigt.
Schockiert über seinen eigenen Galgenhumor muss er husten und eine Sekunde lang ist er endlich den ganzen Schmerz und das Bedauern und das Leiden los, aber dann beruhigt sich sein Atem wieder. Keuchend, aber wieder regelmäßiger. Gott, er will, dass es endlich vorbei ist, und er hasst das Warten. War es so, fragt er sich? Hat sein Vater sich auch so gefühlt, als er in Vietnam gestorben ist, begraben unter den Überresten seines Helikopters, darauf wartend, dass irgendjemand ihn retten würde, stundenlang?
Und wird man ihn auch so vermissen wie seinen Vater? Gott, der Gedanke daran, nicht so vermisst zu werden tut fast mehr weh als sein geschundener Körper. Was werden sie wohl von ihm denken? Werden sie ihn überhaupt finden? Was würde er jetzt nicht für einen winzigen Blick in die Zukunft geben, um zu sehen, wann diese Qual endlich endet und er frei von den nagenden Gedanken und dem Bedauern und dem „Was wäre wenn“ ist… nur zu wissen, dass es bald vorbei ist würde es schon einfacher machen.
„Sir, er ist hier unten… oh Gott, er ist wirklich hier unten!“ Großartig. Und jetzt fängt er auch noch an, eine Stimme zu halluzinieren… Cadmans Stimme. „Ja, ja, bringen Sie die Pioniere her und zwar schnell.“ Und Licht… ist das nicht dieses Ding, auf das man nicht zugehen soll? Aber da kommt Cadmans Stimme her… und wenn er schon gehen muss, dann ist diese Stimme dabei zu hören ganz sicher eine der besten Arten, das zu tun.
„Gute Güte, er lebt noch! Er muss in einer Luftblase überlebt haben.“ Hey, was macht Sheppard denn in seiner Halluzination? Warum konnte er nicht nur Cadman haben? Kann sein blöder Verstand nicht wenigstens einmal aufhören, ihn Soldat sein zu lassen und ihn nur mit dieser netten Stimme im Kopf sterben lassen? „Was machen Sie denn… Cadman, bleiben Sie hier!“ Ja, bleiben Sie hier, Cadman und machen Sie es einfacher, zu gehen…
„Geht schon, Sir. Ich muss nur… Major Lorne? Sir, können Sie mich hören?“ Heilige Scheiße, ist jeder Verstand kurz vor dem Ende so einfallsreich wie seiner? Jetzt fängt er sogar an, Berührungen zu halluzinieren. „Kommen Sie schon. Ich weiß, dass Sie das können… Sie sind doch sonst ein echt sturer Huren… ich meine, Sie haben genug Standvermögen für zwei Marines.“ Wow, und jetzt fängt sein Verstand auch noch an… „Ach, Scheiße. Sie schulden mir ein Bier, und ich lasse Sie nicht gehen, bevor ich das nicht bekommen habe. Niemand haut ab, wenn Laura Cadman die Bühne betritt. Sie können wegrennen, aber Sie können sich nicht verstecken.“ Nein… nein, das kann sich sein Verstand nicht einbilden. Das ist einfach zu sehr… Cadman.
„Bin nich… gerannt…“ Ein weiterer Hustenanfall schüttelt seinen Körper und er merkt, wie ihn ein Paar weiblicher, aber starker Hände ruhig hält.
„Hey, hey, ruhig, Sir. Und Sie sind gerannt. Aber jetzt werden Sie schön lange auf der Krankenstation fest hängen. Die Frage ist nicht mehr, ob, sondern wann Sie Ihre Bierschulden begleichen.“ Gott, wie sehr er hofft, dass er sich diesen hoffnungsvollen Unterton in ihrer Stimme nicht einbildet… und die Hand, die sanft seine schmutzige und blutverkurstete Wange streichelt.
„Jeder… jederzeit.“ Ein Finger landet auf seinen Lippen.
„Halten Sie die Klappe, Sie haben sich genug bewiesen. Konzentrieren Sie sich jetzt nur darauf, am Leben zu bleiben.“ Sich darauf konzentrieren, am Leben zu bleiben… ja, das kann er. Jetzt, da es wieder eine Chance gibt, dass er all die Sachen, die er noch nicht getan hat, tun kann – die großen und die kleinen Sachen – und ein paar Gründe dafür, dass man ihn vermissen könnte, zurücklassen kann, ist es plötzlich viel leichter, sich darauf zu konzentrieren, am Leben zu bleiben.