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Thema: Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja!

  1. #21
    Senior Master Sergeant
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    Na endlich kommt die "alte" Ajax ins Spiel!!! Mußte ja ne menge einstecken im ersten Teil und ist schön zu hören das sie so langsam wieder zusammen geflickt wird! Bin mal gaspannt was die Atlanter sonst noch so alles auf Viktis gefunden haben.

    Wünsche dir und deiner Familie alles gute für die Feiertage und danke für das schöne Weihnachtsgeschenk!
    LG Heiko

  2. Danke sagten:


  3. #22
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Hi,
    so hlso ist unser privat jetzt ein Sergenat. Das hat er sich ja auch verdient, genau so wie seine neue Freundin. Das mit dem General ist mir erst aufgafellen, als du geschrieben hast, daser sein Dad ist. Selbst als ich die namen gelesen habe habe ich nicht daran gedacht... *schäm*
    Ich bin dann ja mal gespannt, was O´Neill von Praefecta Athene will, hoffentlich nichts ernstes.
    Bin auch mal gespannt, ob du Schulz die Rache gönnst, oder nicht. Eigentlich hat er es ja verdient, das du sie ihm die gewährst.
    Jetzt mal reihn Hypotetich gesprochen du gewärst sie ihm und er wird dann von den generälen dannach gefragt wir und er den spruch: "ICh weiß von nichts!" bringt, bin ich zufrieden.

    Lg Am17

  4. Danke sagten:


  5. #23
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten Morgen, alle miteinander!
    Ich hoffe, dass ihr euch reich habt beschenken lassen und frohe Weihnachten gehabt, aber jetzt geht es erstmal an den nächsten nationalen Ausnahmezustand!

    Danken tu ich den Dankesagern, also Admiral Hipper, Am17, Heiko_M und Mjollnir!
    Besonderen Dank aber haben die Kommentarschreiber, Heiko_M und Am17!

    @Heiko_M: Sie haben einiges an Blaupausen und ähnlichem gefunden, aber praktisch verwertbares Material... wie ich zugeben muss, leider herzlich wenig...
    Danke übrigens für die Weihnachtswünsche, meine Familie hat sich sehr gefreut!

    @Am17: Mein Beta stand auch ne Weile auf der Leitung (hat vielleicht auch mit dem Alter zu tun...), aber was unser Colonel gegen alle Wiederstände will, kommt wenn ich mich recht erinnere in diesem Kapitel.
    Schulz und seine Rache... leider nein, das machen andere schon... (die Frage nach dem wer kommt in ein paar Wochen... )

    Sei es wie es sei, ich wünsche allen einen guten Rutsch ins neue Jahr und hoffentlich nicht auf den Hosenboden!
    mfg,
    Azrael

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    Kapitel 9: Ladon Radim

    Chuck wusste aus seiner Kindheit aus Katastrophenfilmen, die er eigentlich immer noch mochte, was 'Ausnahmezustand' hieß.
    Es gab nur ein Problem in der momentanen Lage: Dieser Ausnahmezustand war wegen eines diplomatischen Gastes. Er bestand schlicht darin, dass Major Lorne zusammen mit seinen heroischen Mannen aufmarschierte, Radim ein paar Ehren erwies und dann abmarschierte. Während des kompletten Vorgangs würden zusätzlich noch vierzehn deutsche Feldjäger, achtundzwanzig amerikanische und britische Marineinfanteristen, sieben Soldaten und Doktoren aus aller Herren Länder, Major Lornes zwanzig Mann starke Protokolleinheit und schließlich und endlich Colonel O`Neil persönlich anwesend sein.
    Insgesamt bewaffnet waren die anwesenden Soldaten mit genug Schießeisen um eine kleine Armee Wraith aufzuhalten. Mehrere schwere Maschinengewehre Browning .50, einige leichte M249SAW, ein Dutzend Maschinenpistolen MP5 und zwei Dutzend Sturmgewehre FN FAL zum Exerzieren. Sie alle waren geladen, entsichert und bereit.
    Vor wenigen Stunden war Weir zurück gekehrt, was ein heilloses Chaos angerichtet hatte, und hatte mit mehr als genug Atem aber doch hektisch berichtet, dass in wenigen Minuten der Staatschef der Genii kommen würde.
    Jetzt war es soweit. Chuck vermeldete lautstark, dass die Anwahlsequenz gestartet war und dass sie Besuch bekommen würden. Es wurden mehr als genug Verschlüsse zurück gezogen und schnellten wieder nach vorne. Ebenso erfüllte das leise Klicken von Sicherungshebeln, die herunter geschoben wurden, die große Halle des Atlantis-Ankunftraums.
    Mit einem Donnern baute sich der Ereignishorizont auf, der Schild aktivierte sich. Würde jetzt etwas gegen den Schild krachen, wussten sie, dass etwas falsch gelaufen war. Aber es krachte nichts dagegen, im Gegenteil: Auf Chucks Laptop erschien ein IDC, der als der der Genii bestätigt wurde.
    „Öffne Schild!“, meldete Chuck über Lautsprecher. „Achtung!“
    Die weiße Energiebarriere verschwand, die zwei Dutzend Protokollsoldaten spannten ihre Muskeln, der Rest der Soldaten ebenso, obwohl man es den Feldjägern nicht ansehen konnte.
    Heraus trat ein Mann mittleren Alters mit Vollbart und kurzen, braunen Haaren. Er sah intelligent aus, schien jedoch nicht sonderlich beeindruckt von der Stadt der Antiker, so als wäre er schon mehrmals da gewesen. Ihm folgte eine junge Frau, die verdächtig nach Sekretärin aussah, und zwei große, bullige Leibwächter.
    Sie alle waren keine vier Schritte im Raum, als von ihrer Linken der Ruf „ACHTUNG!!!“ aus der Kehle Major Lornes ertönte. Sofort donnerten zwei Dutzend Gewehre mit Holzschaft zwei mal auf den Boden und auf linke Handflächen gelegt. Alles absolut synchron.
    Radim sah etwas erstaunt nach links, wo sich die Soldaten befanden – vierundzwanzig Männer in Uniformen, die aus allen Herren Ländern stammten. Es waren Amerikaner, Briten, Deutsche, Franzosen, Chinesen und viele mehr. Selbst ein Eidgenosse war dabei.
    „Beeindruckend.“, meinte Radim und trat auf sein Empfangskomitee zu: eigentlich war es nur Colonel O`Neil in voller Parade-Uniform. „Ich bin Ladon Radim, Staatschef der Genii. Mein Beileid zum Verlust Colonel Carters.“
    „Colonel Jack O`Neil. Ich frage nicht, woher sie das wissen.“, antwortete der Amerikaner nach kurzem Stocken und ergriff die ausgestreckte Hand.
    „Gerüchte sind schneller als die Wraith, sagt man.“, meinte Radim mit einem schiefen Lächeln. „Also, Doktor Weir sagte, dass sie Probleme mit Genii-Separatisten haben.“
    „Ja, haben wir. Folgen sie mir bitte.“ O`Neil drehte sich um und begann die Treppe hoch zu steigen, blieb kurz stehen und rief: „Wegtreten!“
    „Jawohl!“, kam von hinter ihm, und einige Gespräche fingen an, die Paradeformation stob auseinander. Als Radim nach hinten sah, sah er einige Soldaten zu Grüppchen gruppiert den Raum verlassend.
    Der Anführer der Genii zuckte mit den Schultern und machte sich nicht viel daraus, ebenso wenig wie aus den sechs Männern in langen, dunkelblauen Mänteln, die starr wie Statuen die Treppe säumten. Als er oben angekommen war, sah er weitere Gestalten wie diese, zwei bewachten den Kontrollraum, vier mit Hunden den Konferenzraum. Sie alle waren bewaffnet und sie alle schienen bereit, notfalls jeden in ein Sieb zu verwandeln, der auch nur falsch zuckte.
    Langsam fragte sich Radim, was gespielt wurde. Aber das konnte warten.
    Der Raum des Kommandanten der Stadt war wie es Radim gewohnt war – gleich von dem jetzt dritten Expeditionsleiter – sehr zweckmäßig eingerichtet. Ein Schreibtisch aus Metall stand in der Mitte des Raumes, ein Computer stand drauf. Es lagen zwei Ablagen, eine weiße und eine rote, beide leer, auf dem Schreibtisch. Neben denen lag ein Block kariertes Papier, ein Stift und ein kleiner Apparat, den Radim nicht so recht identifizieren konnte. Der Stuhl schien der einzige Luxus zu sein, es war ein brauner Ledersessel.
    Vor dem Schreibtisch standen zwei kleine Metallstühle, die massiven Wände säumte eine Garnitur aus Beistellschränken. An den Wänden darüber hingen Bilder von Fluggeräten, eines, so konnte Radim erkennen, war ein Puddle Jumper. Hinter dem Schreibtisch und dem Sessel hing ein großer Bildschirm, den das Zeichen der Atlantis-Expedition zierte. Die Glaswände waren sauber poliert und gaben einen herrlichen Blick auf den Torraum, der sich langsam leerte.
    „Setzen sie sich doch bitte. Ihre Gorillas bleiben bitte draußen.“, meinte O`Neil lächelnd und setzte sich in seinen Ledersessel. Alles in allem bot er eine beeindruckende Gestalt, eine, die den Staatschef sehr an seinen ehemaligen Kommandanten Arcastus Kolya erinnerte, der inzwischen – nicht zuletzt dank der Menschen aus Atlantis – tot war. Dieser Eindruck verschärfte sich noch, als der Amerikaner dem Genii die Schulter zuwendete und die Fingerspitzen aneinander legte, die Ellenbogen auf die Lehnen des Sessels gestützt.
    Das war die Pose gewesen, mit der Kolya immer seine Männer angesehen hatte, wenn sie berichten sollten. Meistens hatte es für die Betreffenden nicht sehr glimpflich geendet, wenn sie den Kommandanten enttäuschten.
    Radim riss sich aus der Erinnerung, bemerkte den fragenden Blick und fragte: „Gorillas?“
    „Eine Affenart auf meiner Heimatwelt. Sie sind bekannt dafür, nicht gerade klein und schmächtig zu sein. Meistens sind sie saublöd.“, antwortete O`Neil und lächelte.
    „Aha.“ Radim gab sich Mühe, so zu klingen, als hätte er verstanden. Er hatte es nicht, denn er hatte keine Tiere mitgebracht.
    Anscheinend bemerkte das der ehemalige Pilot und sagte: „Ihre Leibwächter. Schicken sie sie bitte raus.“
    Der Gast nickte, schnippste einmal mit der rechten Hand und sah zu seinem Gegenüber, während sich die Leibwächter vor der Tür aufbauten. Die Sekretärin blieb da, O`Neil konnte das recht sein.
    „Also, Mister Radim, ich habe sie hierher gebeten; einerseits um mich ihnen bekannt zu machen und andererseits, weil Abtrünnige Genii eines meiner Teams gefangen genommen haben.“, erklärte O`Neil schnell. Es war die kürzeste Kurzfassung.
    „Und sie verdächtigen mich, dass ich oder meine Regierung etwas damit zu haben?“ Radim konnte eine gewisse Überheblichkeit nicht aus seiner Stimme heraus halten. Es war ihm klar, dass er alles andere als in der besten Position dafür war.
    „Um Himmels Willen, nein!“ Der Amerikaner wirkte sichtlich amüsiert. Er lachte sogar kurz und verhalten. „Nein.“, meinte er. „Ich will sie fragen, ob sie Informationen über eine Gruppe namens 'Wahre Genii' haben.“
    „Wahre Genii...“ Radim senkte kurz den Kopf um zu überlegen. Er hatte von ihnen gehört, ja, und eine Zeit lang hatten sie ihn herzlich wenig interessiert. Doch jetzt bedrohten sie den Frieden mit Atlantis.
    Das Letzte, was er riskieren wollte, war, diesen Frieden zu brechen. Denn er wusste, dass er dann schneller als ihm Lieb war, eines der Schiffe im Orbit um seine Heimatwelt hatte, die die Wraith jagten und vernichteten.
    „Ja, ich habe von ihnen gehört. Mehr noch, wir haben einen Agenten bei ihnen.“, antwortete er und sah den Colonel an. „Um die unterlagen, die wir über diese Gruppe haben, zu holen müssten wir nach Hause.“ Er machte eine Kunstpause. „Aber was bieten sie uns dafür?“
    Der Amerikaner schnaubte kurz und lehnte sich vor, sah dem Staatschef direkt in die Augen. „Was wir dafür bieten... wir bieten ihnen etwas für die Ablehnung dieser Bitte.“ Radims Augenbrauen wanderten nach oben, es verwunderte ihn. „Vierunddreißig schwere, mit Naquadah verstärkte atomare Sprengköpfe, die ihre Heimatwelt so in Staub verwandeln.“
    Radim sah sein Gegenüber nur kurz an, lächelte und beugte sich vor. „Drohen sie meinem Volk?“
    „Nein... ich drohe nicht.“ Der Colonel lächelte auf eine bösartige Art. „Ich mache Versprechen!“
    Radim sah ihn kurz an. Klar, er hatte die Möglichkeit, die Bitte abzulehnen, aber er war sich ziemlich sicher, dass O`Neil sein Versprechen wahr machen würde. Das wäre das Ende der Genii. Er war nicht Staatschef geworden um die Genii in den Untergang zu führen.
    „Nun, ihr Angebot klingt fair.“
    „Meine Bitte.“
    „Dann ihre Bitte. Ich werde Sheska zurück schicken. Sie wird mit den Unterlagen zurück kehren.“
    „Gut.“ O`Neil nickte und griff zu dem kleinen Apparat und sprach hinein: „Sergeant, wählen sie bitte die Genii-Welt an und lassen sie die Sekretärin Mister Radims durch.“
    „Ja, Sir.“, kam aus dem kleinen Gerät zurück und das Tor begann zu arbeiten.
    O`Neil lehnte sich zurück, die junge Frau neben Radim stand auf und trat aus dem Büro.
    „Hasufel! Arod!“, wandte sich Radim an seine beiden Leibwächter. „Begleitet Sheska. Sie wird euch mehr brauchen als ich hier.“
    Beide sahen sich kurz an, bevor der Ältere der beiden meinte: „Herr, wir dürfen euch...“
    Radim unterbrach ihn schlicht: „Hier wird mir nichts passieren. Wir sind hier in Atlantis!“
    „Ja, Herr.“, antwortete der Alte und verbeugte sich. Sofort machte sich das etwas seltsame Gespann, die fast schon filigrane junge Sekretärin und die beiden Gorillas, auf den Weg zum Tor.
    Beide Männer blieben in ihren Sitzgelegenheiten und sahen den drei Genii nach. Radim war etwas nachdenklich, O`Neil eindeutig mit einem gewissen körperlichen Interesse an der Sekretärin des Staatschefs. Aber er war Offizier und Soldat genug, dies hinten an zu stellen.
    Selbst als sich das Tor längst geschlossen hatte, gingen beide Männer ihren Gedanken nach. Es war ein merkwürdiges, ja schon fast denkwürdiges Bild, welches sich vom Kontrollraum aus bot. Es waren zwei Männer, die unterschiedlicher aber doch gleich nicht anders hätten sein können.
    Man sah beiden an, dass sie schwer an den Kreuzen trugen, die sie auf dem Rücken hatten, O`Neil sogar mehr denn je. Beide waren gezeichnet vom Kampf, vom Krieg und beide hatten auch schöne, gute Momente verlebt.
    Sie waren einfach zwei Männer, die schlicht und ergreifend Lasten zu tragen hatten – der eine für sein komplettes Volk, der andere für seine komplette Galaxie. Und beide für die Pegasus-Galaxie.
    Es war ein Fakt, dass die Menschen der Erde und die Genii als die beiden Großmächte dieser Galaxie zusammen arbeiten und sich nicht nur gegenseitig respektieren und in Ruhe lassen mussten. Sie waren in der Verantwortung und zumindest die Menschen der Erde würden diese annehmen.
    Wenn O`Neil Radim richtig einschätzte, dann war er ein offener, aufrichtiger Mann, den man nicht so schnell unter kriegen konnte. Dass er so schnell eingelenkt hatte, verdeutlichte nur, dass er sich um sein Volk sorgte.
    Beide Männer saßen so still wie Statuen in dem kleinen Büro, keiner rührte sich, fast eine Stunde lang. Dann wurde das Tor von außen aktiviert, was die Männer nur damit quittierten, dass sie sich wieder aufrichteten und warteten.
    Gerade schoss der Vortex aus dem alten Gerät und etablierte ein Wurmloch als sich O`Neil vorlehnte. „Mister Radim, ich plane eindeutig gegen meine Befehle zu verstoßen, aber trotzdem muss ich sie etwas fragen.“
    „Und das wäre?“, fragte Radim. Es war schon merkwürdig, dass der Colonel jetzt damit kam, schließlich hatte er eine volle Stunde Zeit gehabt.
    „Wie würden sie zu einem Austausch stehen, sagen wir mal Technologie – und damit meine ich eigentlich eher Baupläne – von uns gegen Ressourcen von ihnen? Alles im Mantel eines Bündnisses bezüglich militärischer und geheimdienstlicher Zusammenarbeit verpackt, selbstverständlich.“
    Radim war ehrlich interessiert, das konnte man ihm nicht vorwerfen. Doch jetzt kam seine Sekretärin zusammen mit seinen beiden wie Esel tragenden Leibwächtern zurück, was ihn besonders kurz werden ließ: „Ja, aber später reden wir nochmal darüber, in Ordnung?“
    „Ja.“
    Beide Männer lächelten sich mit einem Poker-Lächeln an, bevor sie sich zu der Sheska und ihren Begleitern umdrehten. Die junge, brünette Frau trug eine dunkle Aktentasche in der Rechten, die Männer hinter ihr jeweils zwei Kisten, anscheinend randvoll mit Papieren.
    „Eins muss man euch lassen: Ihr habt es nicht so mit liberalem Umweltschutz-Gedöns.“, meinte O`Neil lächelnd zu Radim. Es war ein offenes Geheimnis, dass er Konservativer war, und das seit zehn Generationen in männlicher und weiblicher Linie.
    „Umweltschutz?“, fragte Radim zurück lächelnd. Irgendwie mochte er solche Witze, er wusste selbst nicht warum. Und ihm war der Amerikaner auf seine Art sympathisch. „Was ist das?“ Beide Männer begannen zu lachen, sehr zum Unmut der beiden Leibwächter.
    Die beiden folgten einfach der Sekretärin und knallten geradezu die Kisten auf den Schreibtisch. Die junge Frau dagegen lächelte so wie tausend Sonnen an einem Frühlingsmorgen. „War doch gar nicht so schwer, Jungs, oder?“
    „Nein, nein.“, grummelten beide nur vor sich hin und stellten sich wieder vor dem Raum auf.
    „Also – das hier sind alle Akten, die wir zu den Wahren Genii haben. Personal, Organisation, Standorte, Waffen. Alles.“, meinte die junge Frau lächelnd und sah zwischen den beiden Männern hin und her.
    „Sehr gut. Haben sie das Übergabeformular dabei?“, fragte Radim und erhielt einen Zettel, den er schnell unterschrieb. Danach gab er ihn wieder zurück. „Danke, Sheska.“ Er wandte sich an O`Neil. „Hätten sie was dagegen, wenn wir heute Abend hier bleiben würden? Es ist schon recht spät und die beiden Gorillas könnten eine kleine Pause für ihren Rücken brauchen.“
    „Kein Problem, ich lasse ihnen die Gästequartiere herrichten.“, antwortete O`Neil und lächelte. Irgendwo hatte er das unbestimmte Gefühl, dass er und Radim sich nicht sonderlich unähnlich waren.

    Noch in der selben Stunde lagen zwei Männer im Format von Kleiderschränken in Genii-Uniformen auf den Krankenbetten Doktor Kellers, die den beiden strikte Bettruhe verordnet hatte. Hin und wieder sah eine Schwester vorbei um zu überprüfen, ob sie sich daran hielten.
    Sie taten es ohne zu murren.
    Unterdessen konnten sich Radim und seine Sekretärin, die nebenbei ein wenig schüchtern wirkte, gut einrichten. Der Staatschef kannte die Stadt noch aus der Besetzung unter Kolya vor etwa drei Jahren, aber hier war er damals nicht gewesen.
    Sie hatten einen Delegationsraum am Südpier bekommen, bewacht von zwei Männern einer Truppe, die sich 'Marines' nannte. Wenn sich Radim richtig erinnerte, war das das Atlantis-eigene Kanonenfutter.
    Dieser Delegationsraum war ein Gemeinschaftsraum, der fast ein komplettes Stockwerk einnahm. Von ihm zweigten sechs Türen ab: Eine führte auf den Gang, welcher sie mit Atlantis verband, hinaus, einer führte auf den Balkon, der einen atemberaubenden Blick auf das Süd-Dock bot, in welchem momentan die HMS Britannia lag und auf munitioniert wurde, und die restlichen vier führten in die Schlafräume.
    Seit einigen Minuten schon stand der Staatschef der Genii auf dem Balkon und sah den Ameisen der Menschen der Erde dabei zu, wie sie Kisten in das gigantische Raumschiff verluden. Die Genii waren weit davon entfernt, Schiffe wie dieses zu bauen – und bisher hatten sie kein Interesse daran, schließlich kamen sie mit den Sternentoren eigentlich ganz gut aus.
    Doch trotzdem strahlte dieses Schiff einen Stolz und eine Macht aus – einen Stolz und eine Macht, die die Genii aus ihren Atombomben zogen. Doch die Genii setzten ihre Waffen dazu ein, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, während die Menschen der Erde ohne mit der Wimper zu zucken für diejenigen eintraten, die sich nicht selbst helfen konnten.
    Vor ihm, aber weit entfernt, versank die Sonne im Meer, seine Unterarme waren auf dem Geländer abgestützt, die Augen leicht gegen das Licht zugekniffen. Die orange-rote Sonne strahlte ihm ins Gesicht, ließ ihn Gedankenverloren an jenen Abend vor etwa zwei Jahren denken...


    Etwa zwei Jahre zuvor, Planet, heute bekannt als P-447/N120 nach dem Cheyenne-Code
    Cowen mochte zwar das Reiten nicht, aber es war bequemer, als die fünfzig Kilometer vom Sternentor zum Bunker zu laufen.
    'Der Bunker' war eine der wichtigsten Einrichtungen der Genii, die sich auf anderen Planeten befanden. Eigentlich war der Bunker die einzige höchst wichtige Einrichtung, die nie auf dem Heimatplaneten der Genii sein würde, weil die Errichtung des Bunkers einmalig war.
    Der Bunker war in einem funktionellen Grau gehalten und war schlicht schmucklos. Einzelne Bildschirmgruppen waren auf Tischen aufgebaut, auf denen Papiere und Stifte lagen und Stühle standen. Jeder dieser Stühle war besetzt.
    Als Cowen jedoch den Raum betrat, standen alle Wissenschaftler und Soldaten sofort auf – eine Bezeichnung der Ehre gegenüber dem Anführer der Genii. Dieser sah voller Stolz jeden einzelnen der Männer im Bunker an.
    „Meine Herren.“, begann er. „Sind wir bereit?“
    „Ja, Cowen.“, antwortete Doktor Broch, der Vater und Alte Mann des Bunkers. Er war der Chef, obwohl – oder gerade weil – er alt war. „Wir sind bereit!“, bekräftigte er mit fast schon zitternder Stimme.
    Cowen nickte nur.
    Sofort begannen die Wissenschaftler wieder zu arbeiten und Werte durch den Raum zu rufen. In dessen Mitte standen die beiden Leiter des Programms: Radim und Broch. Beide sahen stolz über ihre Mitarbeiter und gaben Befehle, wo Befehle nötig waren.
    Sie hatten Geschichte geschrieben und sie würden sie weiter schreiben – bis zum Ende.
    „Wir erwarten das endgültige Startsignal!“, meldete ein Wissenschaftler und sah zu Cowen.
    Der hob nur lächelnd die Hand und meinte: „Dies ist nicht meine Forschungsanlage.“
    Die Anwesenden schienen kurz verwirrt und sahen schließlich zu dem Führungsgespann. Broch antwortete nur: „Zündung.“
    Ein Blitz erhellte den strahlend blauen Himmel und ein Odem aus Feuer und Rauch erschien weit vom Bunker entfernt. Die Genii hatten es geschafft – sie hatten die Atombombe. In diesem Moment formte sich in Radims Gedächtnis ein Gedanke, der sich ihm einbrannte, ihm, der er praktisch der Vater der Atombombe war: „Nun bin ich der Tod geworden, der alles raubt, Zerstörer der Welten...“


    „Ich wusste gar nicht, dass sie Oppenheimer kennen.“, meinte hinter Radim eine laute Stimme, die ihn aus den Gedanken riss. Es war O`Neil.
    Der Staatschef drehte sich zu dem Offizier um und fragte ihn: „Oppenheimer?“
    „Ja, Robert J. Oppenheimer, der Vater der amerikanischen Atombombe.“ Der ehemalige Pilot trat zu dem Gast in der Stadt der Antiker. „Ich persönlich halte ihn für einen der größten Wissenschaftler seiner Zeit.“
    Der Colonel trat zu dem Staatschef und lehnte sich an das Geländer. Er trug nicht mehr den Anzug von ihrem ersten Treffen, er hatte aber auch keine Atlantis-Uniform an. Seine Kleidung hatte große Ähnlichkeit zu der ihres ersten Treffens, auch wenn es eigentlich nur ein Pullover im selben blau war, zusammen mit der kompletten restlichen Ausstattung.
    „Sie sagten vorhin, dass sie ein Bündniss zu militärischer und geheimdienstlicher Zusammenarbeit schließen wollen.“, wechselte Radim kurz aber hart das Thema. Er war der Auffassung, dass alles zu diesem Oppenheimer gesagt war. „Wie kann ich mir das genau vorstellen?“
    O`Neil lächelte und ging auf den Themenwechsel ein: „Wir geben ihnen Baupläne für allerhand nette Spielsachen aus unseren Arsenalen zusammen mit unseren Informationen. Sie geben uns dafür jede Stückchen an Information, welches ihre Ohren aufschnappen, zusammen mit den Adressen von einigen Kontaktmännern, damit wir sie immer gut erreichen können.“, erklärte er.
    „Ich hoffe, dass das mit dem Erreichen war auch in die andere Richtung gemeint.“, fragte Radim leicht amüsiert. Er sah sofort, dass sein Gegenüber diplomatisch etwas... unerfahren war. Wie konnte er es auch von einem Soldaten anders erwarten?
    Aber er war dem Amerikaner nicht böse weil er so war, wie er nunmal war. Zumindest nicht, solange sie ihr Bündnis zusammen bekamen.
    „Natürlich.“, versicherte der Offizier sofort.
    „An was für Technologie hatten sie gedacht?“, fragte Radim. Es war entscheidend, was er jetzt für eine Antwort bekam, denn davon hing der komplette Deal ab, wenn sich O`Neil an die Regeln der fairen Verhandlung hielt – wenn er das nicht tat, war sowieso alles verloren.
    Der Amerikaner lächelte. „Ich persönlich dachte da an Waffenbaupläne, komplette Waffen mit allem, was das Herz begehrt.“ Er verschwieg lieber, dass er ihm nichts geben würde, was jünger als fünfzig Jahre war.
    „Welche Größenordnung darf ich mir vorstellen?“ Das war schon eher eine Sprache, die Radim verstand. Er war ehemaliger Soldat und Wissenschaftler im Sturmkommando D unter dem Kommando eines der besten und wichtigsten Kommandanten der Genii in den letzten Jahrzehnten.
    Eine der wenigen militärischen Doktrinen der Genii, die jemals aufgestellt wurden, war von der Feder dieses Kommandanten. Es war die sogenannte „Tordoktrin“. Sie schrieb vor, dass Genii-Soldaten im Außeneinsatz nur mit leichtestem möglichen Gepäck reisen mussten – einerseits um Beweglichkeit zu garantieren und andererseits um nicht allzu sehr auf zu fallen.
    Genau deshalb besaßen die Genii keine Flugabwehr, keine großen Artillerieverbände und keine großen Geschütze. Dafür hatten sie allen anderen Mächten der Pegasus-Galaxie, Wraith und Menschen der Erde ausgenommen, gegenüber einen Vorteil: Sie existierten noch.
    „Größtenteils Infanteriewaffen. Ich habe sogar eine kleine Vorauswahl an Mustern hier in Atlantis.“ Der Colonel lächelte. „Zwar sind die meisten dieser Waffen nicht gerade die neuesten Erzeugnisse unserer Waffenschmieden, doch auch sie haben einen Vorteil, den so manch eine andere unserer Waffen nicht hat.“
    „Und der wäre?“
    „Sie sind robust. Immer und zu jeder Zeit, an jedem Ort.“
    „Und können sie auch Wraith töten?“
    „Natürlich. Wie mit jeder Waffe.“ O`Neil lächelte auf eine komische, sarkastische Art. „Selbstverständlich mit der üblichen Strategie: Draufballern bis sich nichts mehr bewegt.“
    Radim senkte kurz den Kopf, während sein dichter Vollbart ein Lächeln verbarg. „Sagen sie, Colonel, nur dem Interesse halber: Wie viele Wraith haben sie schon getötet?“
    Der Colonel antwortete nüchtern und ohne jede Gefühlsregung, ja fast schon wie eine Maschine: „Keinen einzigen.“
    Kurz schwieg Radim bevor er meinte: „Machen sie sich nichts daraus, ich auch nicht.“
    „Tja, ja, wir beide sind nicht für die Front geschaffen...“, kam von O`Neil die Steilvorlage.
    „... wir beide sind eher Denker und Strategen....“, gab Radim den Rückpass.
    „...und sind stinkend faul.“, meinte eine dritte weibliche Stimme vom Eingang. Sie hatten nicht gemerkt, dass noch jemand zu ihnen auf den Balkon getreten war, so sehr waren sie in ihr Gespräch versunken gewesen.
    Dementsprechend überrascht fuhren beide Männer herum, erwarteten schon halb die Sekretärin Radims wurden jedoch enttäuscht: Vor ihnen stand eine Frau in langem, dunkelblauen Mantel mit hartem Gesicht und in Begleitung von zwei blond-blauäugigen Riesen mit Maschinenpistolen, die schon fast wie Kinderspielzeuge in den gewaltigen Händen wirkten.
    Im Raum hinter ihnen stand zentral Sheska, eine weitere Maschinenpistole war auf sie gerichtet, gehalten von einem weiteren Bullen von einem Mann. Weitere fünf Männer waren im Raum, nur einer von ihnen trug keine Maschinenpistole. Dieser Eine war ein alter Mann in der selben Kleidung, saß auf dem Sofa und trug ein schwarzes Barett mit goldenem Abzeichen. Alle anderen Anwesenden in dem Raum und auch die drei auf dem Balkon trugen rote Kopfbedeckungen.
    Irgendwo hatte O`Neil das dumme Gefühl, dass dieser Abend länger werden würde, als geplant...
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  6. Danke sagten:


  7. #24
    Senior Master Sergeant
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    Na ich bin mal gespannt wie das Gespräch noch so weiter gehen wird!

    Wen ich mich nicht so ganz irre wahr doch im ersten Teil die Rede davon das Viktis eine ZPM-Fabrik ist oder? Müßten da nicht noch irgendwas zu finden sein? Was ist den zB mit den ganzen Geschützen die die Apollo aus der Umlaufbahn geblasen hat? Und wahr das Typ-7-Schiff nicht auch auf dem Planeten stazioniert gewesen? Da müßten also noch irgenwelche Weftanlagen für die wartung zu finden sein, den auch wen die Antiker gute Schiffe gebaut haben 10000 Jahre ohne Werft und im Kampf mit Wrath übersteht kein Schiff!

    Wünsche einen guten Rutsch ins neue Jahr!
    LG Heiko

  8. Danke sagten:


  9. #25
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    So, da bin ich - ich wünsche einen schönen Heilig-drei-König!
    Auch wenn Caspar, Melchior und Balthasat jodeln soll es doch ein schöner und friedlicher Tag werden!

    Dass sie von jodelnden Sternsingern verschont werden wünsche ich allen Dankesagern, namentlich Admiral Hpper, Am17, Heiko_M Khonsu und Syado!

    So, und dann noch Dank an Heiko_M, es war nie die Rede davon, dass Victis eine ZPM-Fabrik ist - und was die Arcturus-Geschütze angeht... nun die sind nen bisschen größer und nicht so einfach abzubauen und zu verlegen. Und ja, die Lantea hatte als Heimathafen Victis, und ja, dort gibts auch Werften - die allesammt außer Betrieb sind, seit der Hauptrechner von McKay mit Windows beworfen wurde!

    Ich wünsche viel Spaß mit Kapitel 10!

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    Kapitel 10: Erstes Aufeinandertreffen

    Die junge Frau mit dem roten Barett bat die beiden, den Colonel und den Staatschef, in den Gemeinschaftsraum des Diplomatenquartiers. Dort stand immer noch der Soldat mit der erhobenen Maschinenpistole und bedrohte damit Radims Sekretärin.
    Der alte Mann auf dem Sofa beobachtete die fünf Personen, die auf ihn zu kamen und lehnte sich genüsslich zurück. Es schien klar, wer in diesem Fall die Hosen an hatte – der Mann mit dem schwarzen Barett.
    O`Neil kannte ihn, er gehörte zum Ausschuss, doch auf Radim wirkte er auf eine sonderbare Art nicht nur bedrohlich sondern wie die Bedrohung selbst. Dafür verantwortlich war vor allem die Tatsache, dass in den Augen des Mannes kein menschliches Leuchten lag, sie waren kalt, so kalt wie superflüssiges Helium.
    „Guten Abend, meine Herren.“, sagte der Mann friedlich. Das keine fünf Meter von ihm entfernt eine junge Frau um ihr Leben bangte, schien ihn nicht zu interessieren. „Ich hoffe, es stört sie nicht, dass wir uns einfach eingeladen haben.“
    Radim sah kurz zu seinem schweigsamen US-Begleiter und ließ schließlich den Blick durch den Raum wandern. Es störte ihn, dass sie sich einfach eingeladen hatten, denn niemand außer von Ladon Radim befugte trugen in seiner Anwesenheit offen Waffen.
    Aber er war Diplomat genug – oder hatte einfach genug Willen, den Sonnenaufgang noch einmal zu beobachten – um das nicht laut zu sagen. Stattdessen meinte er: „Nein, kein Problem. Ich wäre ihnen nur sehr verbunden, wenn sie meine Sekretärin in Frieden lassen würden.“
    Der Mann auf dem Sofa schnaubte und machte eine wegwerfende Handbewegung. Fast schon erwarteten die beiden Männer, dass Sheska in die ewigen Jagdgründe eingehen würde doch Fehlanzeige: Der junge Soldat, der sie mit der Maschinenpistole bedrohte, riss sie hoch und legte sie mit einer blitzschnellen Bewegung auf die linke Hand, die rechte am Lauf.
    Danach machte der Soldat auf der Stelle kehrt und marschierte zu den anderen, die an der Wand Schmiere standen. Dies alles machte der Soldat mit solcher Präzision, dass Radim langsam Angst bekam.
    „Wenn sie erlauben, dass ich mich vorstelle.“, begann der alte Mann, der immer noch auf dem Sofa vor den beiden stehenden saß. „Ich bin Generalleutnant Armin Kupferstecher, Kommandant der 18. Panzerdivision der Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem bin ich hier als zeitweiliger Mitarbeiter des IOA.“
    „Kleiner Jerry.“, murmelte O`Neil in seinen – vorschriftsmäßig – nicht vorhandenen Bart.
    Natürlich hörte der General den Amerikaner, doch er ignorierte ihn geflissentlich. Stattdessen wandte er sich an Radim: „Ich nehme an, sie sind Mister Radim.“
    „Ladon Radim, ja. Staatschef der Genii. Es freut mich sehr...“, begann der Gast zu reden.
    Er wurde unterbrochen. „Hören sie auf mit dem diplomatischen Firlefanz, sie reden immer noch mit einem Soldaten!“ Der Deutsche wirkte zwar nicht direkt erbost, aber er war auch nicht gerade erfreut. „Setzen sie sich!“
    Betont langsam kamen die beiden anderen Menschen der Aufforderung nach, die junge Frau mit dem roten Barett und ihre beiden Gorillas immer noch hinter sich. Radim lief es kalt über den Rücken, bei dem Gedanken an die kalten Augen der Frau und des Generalleutnants.
    Plötzlich lächelte dieser Mann ihnen gegenüber. „Wünschen sie eine Erfrischung?“ Die beiden Männer, die sich inzwischen vor kamen wie vor ihren Schuldirektor zitiert, sahen sich verwirrt an. Sie hatten mit vielem gerechnet, aber damit sicher nicht. Dem Mann ihnen gegenüber war dies herzlich egal. Er meinte nur: „Frau Oberstabsfeldwebel Hammerau? Bringen sie uns bitte ein paar Erfrischungen.“
    Die junge Frau, die hinter den beiden Männern Posten bezogen hatte, ließ die Hacken ihrer Stiefel zusammen knallen, antwortete „Jawohl, Herr Generalleutnant!“ und verließ zackig den Raum.
    „Während wir warten...“, begann der Stabsoffizier, „kann ich sie ja schon mal über den Grund meiner Anwesenheit aufklären. Mister Radim, Colonel O`Neil, zwischen ihnen beiden wurde heute morgen von deutschen Feldjägern ein Gespräch mitgehört, welches nicht gerade unverfänglich war.“
    „Wollen sie mich des Hochverrats bezichtigen?“, fragte der Amerikaner wirklich erbost. Für ihn war es ungeheuerlich, dass einfach ein kleiner Kraut kam und meinte, ihm, einem Offizier der größten und wichtigsten Streitmacht seit Menschengedenken, Befehle erteilen und ihn des Hochverrats zu bezichtigen.
    Langsam glaubte O`Neil, dass sein Vater, ein inzwischen gestorbener Pilot der USAAF aus dem Zweiten Weltkrieg, recht hatte. Er hatte dem jungen Jack immer eingetrichtert: „Du kannst den Krauts einen neuen Namen geben, ihnen neue Flugzeuge und Uniformen geben, sie in deine Bündnisse eingliedern – aber niemals, niemals, Jack, werden sich die Krauts ändern!“
    Langsam begann – aus einem nicht näher zu bezeichnenden Grund – der amerikanische Colonel seinem Vater Glauben zu schenken.
    „Ich will sie nicht des Hochverrats bezichtigen, zumindest noch nicht, keine Sorge. Erstmal möchte ich, stellvertretend für das IOA, wissen was sie hier gerade aushandeln.“ Laut O`Neil hatte dieser Deutsche besonders Nerven.
    Bevor er allerdings antworten konnte, öffnete sich die Tür und eine junge Frau in Atlantis-Uniform mit schwarz-rot-goldenem Banner auf dem rechten Oberarm erschien, einen Küchenwagen vor sich herschiebend, in der Tür, gefolgt von der jungen Frau, die Kupferstecher losgeschickt hatte. Auf dem kleinen Küchenwagen stapelten sich fast Kekse, Kaffeetassen und Thermoskannen, Teebeutel und Zuckerstücke.
    Die junge Frau, die den Wagen schob pfiff leise vor sich hin, schob den Wagen zu den drei sitzenden und meinte lächelnd: „So, Jungs, esst nicht alles auf einmal, das gibt nur Bauchschmerzen!“
    Der General lächelte über die junge Frau, die ihm eine Tasse Tee in die Hand drückte – schwarzer, fünf Stück Zucker und einen Schuss Zitrone, das konnte er sofort riechen. Anscheinend hatte Hammerau schon eine gewisse Vorarbeit geleistet.
    Als alle bedient waren verließ die junge Frau in Begleitung von Oberstabsfeldwebel Hammerau den Raum. Sie hatte den kompletten Wagen da gelassen, den später einer der Feldwebel zurück bringen würde.
    Langsam nahm der General einen Schluck und beobachtete dabei seine beiden gegenüber sitzenden Gesprächspartner. Beide rührten die dampfenden Tassen nicht an, hatten sich, Entspannung vortäuschend, zurück gelehnt und harrten der Dinge, die da kommen mochten.
    „Also?“, fragte Kupferstecher, das Gespräch am unterbrochenen Punkt wieder aufnehmend.
    „Wir waren dabei ein Bündnis über nachrichtentechnische Zusammenarbeit und Weitergabe von Technologie zu verhandeln.“, meinte Radim. Er war grundsätzlich ein Mann klarer Worte und klarer Gesten, nicht einer irgendeines von einem daher gelaufenen Diplomaten produzierten Mists.
    Der General schien doch etwas überrascht, vielleicht war so ein Verhalten unter seinen Leuten untypisch. Radim wusste zu wenig, viel zu wenig, über die Menschen der Erde, als dass er das beurteilen konnte.
    „So ist das also... ich nehme an, dass die Technologie von uns kommt, Colonel?“, fragte Kupferstecher. Während des letzten Satzes war die Stimme schneidend geworden, ja fast schon so stark, dass man mit ihr einen der Kekse auf dem Küchenwagen hätte schneiden können.
    „Ja, Sir.“
    „An was dachten sie da?“
    Jetzt war es O`Neil, der überrascht schien. Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet. Trotzdem antwortete er nach kurzem nachdenken: „Für uns militärisch grundlegendes in Form von Bauplänen... Bofors 40 Millimeter-FLAK, StG44, 98K, Panzerschreck... solches eben.“
    Der General nickte nachdenklich, es schien fast als wollte er die Pläne des Amerikaners ergründen.
    „Ja... ja, ich denke, damit können wir leben, wenn es in die Richtung weitergeht. Aber sie müssen zusammen mit einem IOA-Mann nochmal ne genaue Liste ausarbeiten.“, meinte Kupferstecher in die Stille.
    Gerade wollte O`Neil zu einer Antwort ansetzen, da tönten die Sirenen der Stadt los, ein alter, klagender Gesang tönte über den Ozean, dicht gefolgt von der Durchsage des kanadischen Kontrollraumchefs: „Roter Alarm, unbekanntes Schiff auf äußerem Orbit entdeckt! Wiederhole: Roter Alarm! Gefechtsstationen!“
    „Entschuldigen sie mich, ich muss gehen!“, meinte O`Neil, sprang agil auf und rannte aus dem Raum in Richtung Kommandoturm.

    In diesem ging es gerade drunter und drüber: Anwesend bei dem Schauspiel waren der frisch beförderte Sergeant Hancock, Sergeant Harriman, zwei Bundeswehr-MPs im Feldwebelsrang, Doktor Banks und Doktor Zelenka.
    Sie alle waren mehr oder weniger – im Falle Harrimans mehr, da er bis zum Eintreffen O`Neils der Chef der Truppe war, im Falle der beiden Feldwebel weniger, da sie kaum eines der hastig quer durch den Raum gerufenen Wort auf Englisch in Akzenten verstanden – panisch, denn ein solches nicht identifiziertes Schiff war letztes mal ein Wraith-Basisschiff gewesen.
    Die Situation verschlimmert wurde durch O`Neil, der schlicht den Raum betrat und „BERICHT!“ brüllte.
    Harriman seufzte innerlich schwer auf. Er wusste, dass der Tag noch sehr lang werden würde. Trotzdem befolgte er die Anweisung des amerikanischen Colonels. „Die Kurzstreckensensoren der Britannia haben ein Signal aufgefangen, Freund-Feind-Identifikation läuft noch, HMS Britannia erwartet Starterlaubnis!“
    Der Amerikaner stellte sich kühl vor die vier besetzten Konsolen – die Hauptcomputerkontrolle Zelenkas, die Tordiagnostik und Hauptkontrolle Harrimans, die Kommunikationskontrolle von Banks und die Sensorik Hancocks, der kurzzeitig wegen des Notfalls eingesprungen war. Nur die beiden Feldwebel standen blöd in der Gegend herum
    „Starterlaubnis erteilt, wünschen sie ihr viel Glück!“, antwortete der Amerikaner und sah zu Hancock. „Sergeant, wie steht es mit Freund-Feind?“
    „Bisher nichts, Sir!“
    Sekunden vergingen in relativer Ruhe – der Boden wackelte unter den massiven Schübdüsen der Britannia, die sich langsam ihren Weg in den Himmel über Lantea bahnte. Keine der Männer wünschte ihr Feindkontakt, schließlich wären sie in diesem Fall im Eimer.
    „Hier Britannia.“, begann es aus den Lautsprechern mit der angespannten Stimme königlich-britischen Marine-Kapitäns James Churchill zu tönen, „Wir haben in wenigen Sekunden Sichtkontakt – Atlantis, Standby!“
    Sekundenlang herrschte wieder Stille, abgesehen von Tippeln mit den Füßen eines der Anwesenden. „Wir haben eine Identifikation!“, rief Hancock gleichzeitig mit einem Techniker der Britannia über Funk. „Es ist die Ajax.“

    Über dem blau schimmernden Juwel Lanteas öffnete sich krachend ein Hyperraumfenster, aus dem ein Schlachtschiff der Antiker schoss, welches darauf leicht ins Trudeln geriet. Von der Brücke der Britannia aus betrachtet war es ein wunderschöner Anblick das Schiff der Siebten Flotte wieder zu Hause zu wissen.
    Captain Churchill fand als erster die Sprache wieder. „Öffnen sie einen Kanal!“, befahl er seiner Komm-Offizierin, die sich schwer von dem Anblick lösen konnte und ihm schließlich zunickte. „Ajax, hier Britannia – Willkommen daheim.“
    Britannia, hier Ajax – wir haben es schlicht nicht mehr ausgehalten.“, antwortete ihm die muntere Stimme Athenes. Manchmal fragte er sich, wie die Frau meistens so fröhlich sein konnte. „Wir setzen jetzt zur Landung an!“
    Das Schmunzeln des Briten verwandelte sich in eine etwas erstaunte Grimasse. „Ähm, haben sie eine Landeerlaubnis?“
    „Nein.“, kam es zurück. „Sekunde bitte.“
    Churchill sah sich kurz auf seiner Brücke um. Seine beiden Brückenoffiziere schienen ebenso verwirrt wie Colonel Bradley.
    Kurz darauf hallte es durch eine offene Frequenz: „Flottenpräfektur Atlantis, hier Ajax – erbitten Landeerlaubnis.“ Das Problem, welches die Menschen der Erde mit diesem Funkspruch hatten, war kein persönliches, viele von der Ajax waren inzwischen Freunde von irgendwem, es war mehr ein sprachliches: Die Ajax hatte auf Alt-Antikisch, aus Erdenbewohnersicht eine Mischung aus Griechisch und Latein, gefunkt.
    Und am Ende von letzterem war nun die heldenhafte Kontrollraummannschaft.
    „Das dürfte interessant werden!“, meinte Churchill und lächelte kurz Lieutenant Wilcox, seinem ebenfalls von der Royal Navy stammenden Navigator, zu, der für alle noch ein bisschen lauter stellte.
    Vielleicht, so dachte sich Churchill, wird aus dem Lieutenant bald ein Lieutenant Commander...
    „Ähm, Verzeihung, Ajax – könnten sie wiederholen?“, fragte von unten eine nervöse und leicht verunsicherte Stimme, die sofortige Heiterkeit unter der Besatzung der Britannia auslöste. Die Stimme gehörte einem der Männer, die ihnen wenige Wochen zuvor sehr große Probleme bereitet hatten: Sergeant Chuck Harriman, zwar kanadischer Bruder, aber trotzdem nicht gerade einer der besten Freunde der Crew.
    „Atlantis-Flottenpräfektur, hier Ajax – erbitten Landeerlaubnis!“, fragte Athene noch einmal, diesmal allerdings auf Englisch, zur hörbaren Erleichterung der Kontrollraummannschaft.
    „Hier Anflugkontrolle Atlantis – sie haben Landeerlaubnis, Westpier-2 gehört ihnen. Atlantis, Ende.“, gab Harriman zurück.
    „Danke, Flottenpräfektur, oder wie auch immer ihr euch heute nennt – Ajax, Ende!“, gab die Stimme höflich zurück. Einige auf der Brücke seufzten, weil jetzt das schöne Spektakel eines verwirrten Kanadiers und einer Crew voller Antiker vorbei war, aber es war schon gut so, dachte sich Churchill, der fleißig mitgeseufzt hatte – auch er hätte etwas Spaß vertragen können.
    „Also dann, meine Damen und Herren... versuchen sie, unser Mädchen in einem Stück runter zu bringen. Nicht so wie letztes mal!“ Dabei fixierte der Captain seinen Navigator, den er zwar für sehr fähig hielt, der aber noch sehr an seinen Flugkünsten arbeiten musste. Bei ihrem ersten Eintritt in die Lantea-Atmosphäre hatten sie mehrere nicht sehr wichtige Teile verloren – nächstes mal konnte das allerdings anders sein.
    Der Captain hatte eigentlich vorgehabt, auf seinem Schiff den nächsten König und die nächste Königin von England eine Solrunde bestreiten zu lassen.
    „Entschuldigen sie, Captain, aber wir werden gerufen!“, rief ihm die Funkerin nach, als er schon fast aus dem Raum war.
    Churchill machte auf dem linken Bein kehrt und setzte sich zurück in seinen Stuhl. Bradley stand hinter ihm und harrte der Dinge, die da kommen mochten – ein typischer Royal Marine Commando. „Lautsprecher!“, befahl der Captain.
    „Hier AjaxBritannia, schön sie zu sehen!“, tönte es fröhlich aus den Lautsprechern. Athene hat manchmal Nerven, dachte sich Churchill entnervt.

    Bis beide Schiffe wieder gelandet waren dauerte es keine zwanzig Minuten.
    Es hatte nicht mal die Hälfte dieser Zeit gedauert, um den Ausschuss zusammen zu rufen. Jetzt standen ein IOA-Mitarbeiter und fünf Drei-Sterne-Generäle samt Adjutanten und Feldjäger (inklusive Hunde) zusammen mit O`Neil am Westpier-2-Landedock, um die Crew der Ajax willkommen zu heißen.
    Das mächtige Schlachtschiff stand still, nichts rührte sich.
    Die Soldaten, die noch nie mit einem Typ-5-Schlachtschiff zu tun gehabt hatten, sahen sich beeindruckt das gewaltige Schiff an, teils mit offenen Mundhöhlen, teils auch ohne Gesichtsregung. Der Anblick hatte während der Schlacht um Victis Romanis gewaltig gelitten, zwar war ein Großteil der Panzerung und Außenhülle repariert worden, doch ein nicht unerheblicher Teil war noch fehlend.
    Plötzlich jedoch – tat sich etwas: Das mächtige Schiff begann zu ächzen und zu stöhnen, bis sich an der Backbordflanke eine Rampe senkte und immer weiter nach unten kam, direkt vor die Mitglieder des Ausschusses.
    An der Spitze der Rampe setzte sich sofort eine Frau in den mittleren Jahren in Bewegung. Sie war blond, trug die Standart-Uniform der Antiker-Flotte und wirkte recht freundlich, vor allem, weil sie lächelte wie ein Honigkuchenpferd. Neben ihr lief ein weit größerer, etwas grimmig dreinschauender Mann, etwa so alt wie sie, doch eindeutig in Kampfmontur – besonders, da er einen Antiker-Maschinenkarabiner an einem Riemen über der Schulter hatte. Er wirkte nicht so freundlich.
    Auf der anderen Seite lief ein Mann in Uniform der Erden-Raumflotte, er wirkte nervös – aber auch beeindruckt.
    Als die drei unten ankamen salutierte er und wartete, während der andere Mann seinen Blick schweifen ließ und jedes Detail erfasste. Ihm fielen besonders die Soldaten in den langen Mänteln mit den Maschinenpistolen auf – und die Generäle.
    Währenddessen machte sich seine Chefin Freunde, indem sie lächelte und meinte: „Hallo, alle miteinander! Wie geht's, Colonel Sheppard?“
    „Eigentlich ganz gut, Praefecta. Ich möchte ihnen ein paar unserer Gäste vorstellen.“Er betonte das Wort Gäste in genau dem Maß, was zwar noch erlaubt war, aber genau sagte, dass er nicht sonderlich begeistert von ihrer Anwesenheit war – fast so, als wären die Generäle und Feldjäger Schwiegereltern.
    Schon begann die Vorstellungsrunde – O`Neill gab ihr einfach die Hand, Krukov salutierte förmlich, Hancock nickte bloß und Kupferstecher ließ seinen Charme spielen und gab ihr einen Handkuss, was zu einem entnervten Augenrollen von Seiten Jansens führte. Die Adjutanten wurden ausgelassen, Colonel O`Neil beendete die Runde der Militärs mit einem Hi.
    Am Ende der fröhlichen Runde kam Mister Winters an die Reihe – als Sheppard aufgehört hatte, zu reden und der Brite gerade ansetzen wollte, unterbrach ihn Athene indem sie geradeheraus, wie es ihre Art war, fragte: „Sind sie der, der vorgeschlagen hat, die Ajax aufzugeben?“
    Kurz schien er verwirrt, gab dann jedoch zu: „Ja, das war ich.“
    Athene lächelte kurz und kalt – nur, um dem Briten ihre linke Faust auf die Nase zu donnern. Selbst der vier Meter entfernte O`Neil konnte noch das Knacken des Nasenbeins hören, dicht gefolgt von zehn zurückgezogenen Riegeln deutscher Maschinenpistolen.
    Sofort bedeutete Kupferstecher seinen Männern, die Waffen zu senken. Er konnte sie irgendwo verstehen. Als die Bundeswehr seinen geliebten Leopard 1 ausgemustert hatte – damals war er Kommandant eines Panzerbataillons kurz vor der Wende gewesen – hatte er dem Überbringer dieser Kunde vor dem versammelten Bataillon auch eins gehörig auf die Nase gegeben.
    General O`Neill griff derweil ein. „Eine umwerfende Argumentation! Ich denke, wir haben verstanden, was sie damit sagen wollen, nicht wahr, Mister Winters?!“
    „Vollkommen.“, antwortete der Brite und rappelte sich auf. Keiner kam auf die Idee, ihm eine Hand zu reichen.
    O`Neil trat auf die Antikerin und meinte: „Wie ich sehe haben sie ihre Mühle wieder zum Laufen gebracht.“ Figerknöchel knackten demonstrativ. „Mühle ist für ein Raumschiff eine Art Ehrenbezeichnung!“
    „Clever rausgeredet!“ Athene seufzte schwer. „Wir können zwar immer noch nur nach Steuerbord oder geradeaus, der Hyperantrieb läuft zwar, aber ich würde ihn gerne gründlich testen, und was Waffen angeht will ich lieber nichts sagen, aber sie können ihren durchaus noch munteren und gesprächfreudigen Kollegen Foch fragen, er gibt ihnen sicher gerne weitere Auskunft!“
    Sofort richtete sich der Franzose das erste mal, seit er in Atlantis war, auf und meinte: „Monsieur Colonel, annonce très humblement : ces gens sont fous complètement ... ont perdu la raison...“
    O`Neil sprach kein einziges Wort Französisch, weswegen seine Antwort war: „Ähm... ja... spricht jemand Französisch?“
    Beinahe sofort drehte sich Kupferstecher zu Jansen um und sah ihn mit DEM BLICK an. DER BLICK war unter allen Soldaten der 18. Panzerdivision gefürchtet, war er das schlimmste, was einem passieren konnte – DER BLICK war eine Aufforderung sondersgleichen zu tun, was man konnte, um den Generalleutnant zufrieden zu stellen.
    Und wenn er eine Rekrutin mit DEM BLICK zum Strippen aufforderte – was Kupferstecher nie tun würde, weil er ein viel zu anständiger Mann nach Allgemeinmeinung war – dann strippte die Rekrutin wie als würde sie im berühmten Pariser Moulin Rouge tanzen.
    Jansen hatte zwar Französisch gelernt, war aber bei fast jeder Prüfung ab der achten Klasse durchgefallen und hatte nur die Jahre dank zumindest dem Versuch einer mündlichen Mitarbeit überlebt – er dankte deshalb immer noch Fräulein Müller, seiner damals ziemlich jungen und hübschen Französischlehrerin.
    „Ich versuch`s...“, meinte der Deutsche und antwortete dem französischen Äquivalent eines Obersten in ziemlich gebrochenem Französisch: „Peuvent... répondré... ils de l'anglas?“
    „No.“, antwortete der Franzose und ging einfach, ein totenbleiches Gesicht zeigend, an allen vorbei.
    Kurz herrschte Schweigen, in dem der Brite verzweifelt versuchte, seine Nasenblutung zu stoppen, bis sich ein Feldjäger erbarmte und ihm ein Taschentuch in die Nase stopfte. Das darauf folgende Geschrei wurde dadurch abgebrochen, dass der Soldat ihm den Kolben seiner Maschinenpistole in den Mund legte und ihn zubeißen ließ. „Mit Verlaub bringe ich ihn zur Krankenstation!“, fragte der junge Mann Kupferstecher.
    „Tun sie sich keinen Zwang an, Herr Oberfeldwebel...“ Man konnte deutlich hören, dass der alte Mann tief in Gedanken versunken war, die nicht unbedingt um die aktuelle Situation zu tun haben mussten, wie sein alter Freund Krukov wusste.
    Was ist, Armeschko?“, fragte er auf Russisch. Er benutzte dabei die Koseform des Vornamens, die eigentlich so gar nicht existierte, die er aber als alter Freund wissen sollte und musste.
    Der Deutsche sah zu ihm rüber und meinte locker und leger auf russisch zurück: „[/i]Ach, nichts weiter als ein knackiger, weiblicher Hintern auf zwei Uhr![/i]“ Kurz warfen beide einen Blick in die entsprechende Richtung, in der sich schon die ersten Generäle zusammen mit O`Neil und Athene auf den Weg machten.
    Sei es wie es sei – wir sollten uns sputen!“, meinte Krukov und eilte voraus.
    „Alter Spielverderber...!“, murmelten der Generalleutnant, folgte ihm zwar langsamer aber dafür breit grinsend.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries


  10. #26
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Radim kann einem schon leid tun. Er kommt vielicht mitlerweile mit dem Militär auf atlantis zurecht, aber dann so eine General und sein Stab das kann einen dann schon verwirren, vorallem wenn der General sich anderster verhält.
    Der Tech austeuch gefällt mir, auch wenn ich glaube, das die Genii-WAffen einem Sturmgewehr 44 überlegen sind. Ein G3 wäre sinvoller oder eine frühe VErsion eienr AK-47.
    Der General hat es doch nicht etwa auf Athene abgesehen? Also, der Schlag gegen den IOA-Futzi hat mir Richtig gefallen.
    würde mich aber immer noch interesieren, was die Herren mit der Dame vor haben. Nicht falschverstehen.

    Lg am17

  11. Danke sagten:


  12. #27
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Hi, alle miteinader an diesem wunderschönen Tag!
    Es mag zwar bei mir schütten wie aus Eimern und ein unheimlicher Nebel seit Tagen stehen, von dem einige regionale Bauern behaupten, er würde ihre Kühe fressen, aber seis drum!

    Ich danke vielmals allen Danke-Sagern, also Admiral Hipper, Am17, General der RW, Heiko_M, Khonsu und Mjollnir!

    Besonderer Dank gilt Am17 - ja, Radim wird noch irgendwann nen Dauerburner in meinen Stories, so viel kann ich verraten (auch wenn ich dazu sagen muss, das die Planungen bis Ajax 6 halbwegs stehen und ich mir Ajax 3 noch nicht mal halb fertig bin...). Und es kann sogar sehr gut sein, dass das gute alte StG44 einem Genii-Gewehr unterlegen ist und dass ein G3 sinnvoller wäre (meine ersten Überlegungen gingen auch in die Richtung), aber was haben die meisten dieser Waffen gemein? - sie sind alt. Man gibt keinem potentiellen Rivalen (und der Status der Genii, also ob Verbündeter oder nicht, war bis zum Ende der Serie nie ganz geklärt) Equipment, was auf einer Stufe mit dem eigenen Zeug ist.
    Tja, was Kupferstecher und Konsorten mit Athene vorhaben kann man schon aus dem Rating sehen, aber ob unser zweit-liebster Generalleutnant es auf die Antikerin abgesehen hat...? Wer weiß!

    Ich möcht dann nicht weiter vom westlichen ablenken und wünsche viel Spaß und einen schönen Tag!

    -----------------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 11: Was einen Anfang hat...

    Lieutenant Colonel John Sheppard hatte ganz andere Probleme: Er hatte als militärischer Leiter der Stadt Atlantis auch alle Operationen zu planen, sollten sie so wichtig sein, dass er es musste.
    Und die Befreiung von PRG-12 war es definitiv.
    Sie wussten, wo alle Verstecke der Genii-Separatisten waren, was sie rein alleine dem Genii-Staatschef Radim zu verdanken hatten, der gerade von Doktor Banks die Stadt gezeigt bekam. Sie wussten, wo die vier gefangenen Frauen waren. Sie wussten, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten.
    Der Amerikaner hatte um sich mehrere Royal Marines von der Britannia, die ursprünglich bei der britischen Polizei mit Geiselbefreiungen Erfahrung gesammelt hatten, und einige andere Soldaten und Zivilisten, die irgendwie von Nutzen sein konnten, um sich geschart. Vor ihnen lag ein detailreicher Plan der Umgebung des entsprechenden Verstecks und des Gebäudekomplexes selbst. Sie wussten selbst, wo die Gefangenen waren. Der Genii hatte irgendwas von einer Spionin gemurmelt.
    Momentan wünschte der US-Luftwaffenoffizier sich aber, das Ronon und Teyla bei ihm wären – die beiden waren immer noch auf Neu-Athos und halfen beim Aufbau der Siedlung. Er wusste zwar, dass Teyla nicht sehr erfahren mit solchen Situationen war, aber genau das war ihr Vorteil: Sie würde ungewohnte Impulse geben können, die wiederum zu neuen Ansätzen und zur Lösung führen konnten.
    Ronon, das wusste er sehr genau, würde einfach das tun, was er am besten konnte: Sich den Plan anhören und ihn dann komplett über den Haufen werfen.
    „Colonel?“, fragte einer der Royal Marines, ein Duke of irgendwas, Sheppard konnte sich nicht mehr so genau erinnern. Er wusste aber, dass der Mann Lieutenant der Royal Marine Commandos war. „Alles in Ordnung?“
    „Ich denke, uns fehlen noch zwei Leute!“ Kurzentschlossen packte er zusammen und ließ seine Männer verdutzt stehen, während er sich auf die Suche nach jemanden machte, der ihm helfen könnte.

    Krukov indes erinnerte sich an das, was ihr Vater ihr vor mehr als dreißig Jahren beigebracht hatte: Niemals aufgeben, niemals das Handtuch werfen!
    Sie hatte in Moskau vor dem Parlament mit geradezu Abscheu zugesehen, wie der damalige Abgeordnete Boris Jelzin für die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken das Handtuch geworfen hatte – ihr Vaterland, ihre Heimat hatte damals praktisch aufgehört zu existieren.
    Damals, während des langen letzten Akts im Drama der UdSSR war in ihr eine Überzeugung gereift: Staaten gingen unter so wie sie kamen, schnell und mit viel Getöse – aber es gab nur eine Handvoll Personen, denen man die Treue halten musste.
    Diese waren die Familienmitglieder. Sie hatte in diesem Bereich nur eine Person gehabt, ihren Vater, Generalleutnant Alexander Sergejewitsch Krukov, und sie hielt ihm und seinen Prinzipien, die auch die ihren waren, bedingungslos die Treue.
    Sie schwieg unter der Folter, wie jede von ihnen schwieg. Keine der vier Frauen aus Atlantis hatte trotz heftiger Folter bisher einen Mucks verraten. Die Sanitäterin mit der kleinen Blume am Hut hatte ihnen bisher sehr geholfen, sie hatte sie verarztet und ihre Schmerzen gestillt.
    Aber sie konnte ihnen während der Verhöre nicht helfen.
    Sora, ihre persönliche Genii-Vierhörtechnikerin, hatte sich inzwischen stark gesteigert. Von einzelnen Schlägen und hin und wieder einem Peitschenhieb hatte sie immer mehr zugelegt – inzwischen hatte ließ sie sie mit schweren Eisenketten an eine Wand hängen und stellte Fragen, schlug hin und wieder zu, wartete, bis die zu Verhörende durstig genug erschien und holte sich einen Becher Wasser.
    Gerade war es wieder so weit, Krukov fühlte sich wie nach der metaphorischen Woche in der Wüste. Die rothaarige Frau saß vor ihr und lächelte still, den Becher neben sich stehend. „Durstig?“, fragte sie.
    „Das Spiel hatten wir schon einmal...“, gab die Zoologin zurück. Sie wurde schwächer, sie spürte es. Wenn sie erstmal zurück in ihrer Zelle war würde sie sich eine Extraportion Schnee gönnen – der Wind und der Schneefall gab genug her.
    „Und sie sind nicht darauf angesprungen, ich weiß.“ Sie seufzte schwer. „Ich muss ihnen Respekt zollen, Olga. Das muss ich wirklich. Sie haben lange durchgehalten.“ Langsam stand sie auf und trat an die vor ihr hängende Frau heran. „Zu lange. Denken sie nicht, dass es ein Ende haben muss?“
    „Wie haben sie sich das vorgestellt?“, fragte Krukov. Sie wollte sich Zeit schinden, damit ihr eine passende Erwiderung einfiel. Sie wusste, was kommen würde. Clarke hatte ihr davon erzählt. Sie hatte mehr oder weniger die Kapitulation vorgeschlagen – zu einem lächerlichen Preis.
    „Nun, wenn sie jetzt sagen, was sie wissen und was ich wissen will, dann können wir sie schnell und einfach töten. Wenn nicht...“
    Sie wurde rüde unterbrochen, weil die Zoologin anfing zu kichern und schließlich immer lauter anfing zu lachen. Als sie keine Luft mehr zum Lachen hatte meinte sie: „Mädchen... mein Vater ist heute noch Leiter der Abteilung für Erweiterte Verhöre bei den russischen Streitkräften – er könnte uns vier in der halben Zeit, die sie für alleine für mich bereits gebraucht hatten, mit dem kleinen Finger brechen... von seinem Schüler und Adjutant Boris gar nicht angefangen...“
    Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, doch trotzdem verzog die andere Frau kaum eine Miene, das, was ihr Gesicht aber sagte, war grenzenlose Überraschung. „Ich bin beeindruckt...“, antwortete sie und holte mit der geballten Faust aus.
    Danach sah Krukov nur noch Sterne.

    Auf Atlantis war der Ausschuss komplett und vollzählig angekommen.
    Zwei Feldjäger standen draußen mit Demetrius, dem ersten Offizier der Ajax, während seine Chefin vor der Befragung stand. Die Aufstellung war wie immer, nur dass Winters, der IOA-Mann, fehlte. Er war auf der Krankenstation, zusammen mit Jansen, der ihn dort mit einem Hauptgefreiten der Feldjäger abgeliefert hatte. Jansen selbst hatte noch eine Art Nachuntersuchung vor sich.
    Wären beide Männer Spanier und Machos gewesen, es würde für sie nichts peinlicher sein, als der Grund für ihre Abwesenheit – sie waren von Frauen beinahe KO geschlagen worden. Sie waren es nicht.
    Die vier Generäle saßen da wie aus Eisen gegossen. O`Neill hatte sie Hände hinter dem Kopf verschränkt und sich zurück gelehnt, Hancock saß gerade und aufrecht da, die Hände lagen auf dem Tisch, Krukov hatte die Beine auf den Tisch gelegt und sah Athene durch die Stiefelspitzen an, Kupferstecher hatte den dunkelblauen Mantel und das Jackett abgelegt und hatte als einziger nicht den Blick auf die Antikerin gerichtet – in einer gemeinsamen Entscheidung hatten die vier Stabsoffiziere entschieden, dass der Deutsche die Befragung leiten würde.
    „Ähm... ja...“ Kurz sah der Deutsche auf und bemerkte die hoffnungsvollen Blicke, die auf ihm ruhten. Irgendwie wünschten sich alle, dass der Offizier endlich anfangen würde. „Herr Hauptfeldwebel?“, sprach er eine der Wachen an der Tür an, „Könnten sie für die Dame einen Stuhl besorgen?“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant!“, antwortete die Wache und machte perfekt Kehrt, die Maschinenpistole am Riemen und marschierte raus. Nach wenigen Sekunden kam er mit einem Stuhl zurück und stellte ihm zu Athene. Danach ging er wieder auf seine Wachposition, als wäre nichts gewesen.
    Athene ließ es sich nicht zweimal sagen und setzte sich, den Blick immer noch hoffnungsvoll auf Kupferstecher gerichtet und in einer Pose der absoluten Entspannung. „Geht`s bald los?“, fragte sie.
    „Jupp, sofort.“ Langsam stand der Panzergeneral auf und trat vor den Tisch, an dem er gesessen hatte, zog aus dem Wust an Papier hinter ihm präzise einen Zettel und meinte: „Dann fangen wir mal an. Praefecta Athene, Antikerschiff Ajax, Typ-5-Schlachtschiff, ursprünglich 7. Flotte – soweit korrekt?“
    „Ja, vollkommen.“
    „Geboren vor etwas mehr als zehntausend Jahren, laut ihrer Akte, die Doktor Weir uns freundlicherweise übersetzte, hier auf Atlantis. Sie sind demnach Tochter eines Helden der Antikerflotte namens Idomeneus. Korrekt?“
    „Ja. Nur langsam frage ich mich, was sie damit erreichen wollen!“
    „Warten sie es ab. Vor knapp zehntausend Jahren traten sie der Flotte bei, machten schnell Karriere, was nicht nur ihrem Namen zu verdanken war. Sie waren eine der jüngsten Kommandantinnen der 7. Flotte. Sie gewannen unter herben Verlusten über Salamis, worauf ihre Odyssee hierher zurück begann. Korrekt?“
    „Ja.“
    „Gut. Kommen wir zu Victis Romanis. Woher wussten sie von der Anlage?“
    „Einerseits stand es verschlüsselt in der Schiffsdatenbank, andererseits, und das brachte mich erst auf die Idee danach zu suchen, erzählte mir mein Vater davon.“
    Krukov schnaubte, Hancock brummelte, O`Neil schnarchte leise vor sich hin.
    „Haben sie während ihres Anfluges oder in Startphase der Operation jemals versucht die Forschungsanlage zu kontaktieren?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Solche Anlagen haben normalerweise nach so langer Zeit keine Besatzung mehr – das heißt, dass der Hauptcomputer die Regie führt. Das wiederum heißt, dass der eines unserer Schiffe erkennen würde – normalerweise.“
    „Was er aber nicht getan hat.“, stellte Krukov überflüssigerweise fest, was zu einem bösen Blick von seinem deutschen Kollegen führte. „Tschuldigung.“
    „Trotzdem allerdings: Genau. Warum allerdings...“ Sie zuckte mehr oder weniger hilflos mit den Schultern. „Fragen sie da einen ihrer schlauen Köpfe oder einen von meinen.“
    „Keine Sorge, das werden wir noch früh genug...“ Kupferstecher zog einen weiteren Zettel hinter seinem Rücken hervor, unwillkürlich warf der Russe neben ihm einen Blick darauf – mindestens ein halbes Dutzend weitere Zettel, Tendenz nach oben – es würde heiter werden. „Als sie nach Atlantis kamen um die Operation auf... P99-324, dem Planeten mit den ZPMs, zu initiieren, haben sie da irgendwas seltsames bemerkt?“
    Athene überlegte kurz. „Wenn sie es als nicht seltsam ansehen, dass ihre Heimatstadt so gut wie leer ist, dann nicht, nein. Ich war auch nur kurz da – länger aus meiner Mannschaft waren Atalánte und Éva da, aber letztere ist tot also müssen sie mit der ersten Vorlieb nehmen.“
    „Werden wir, keine Sorge.“ Kupferstecher knüllte den Zettel zusammen und stopfte ihn in seine Hosentasche, überschlug die Beine, lehnte sich an den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun... ich würde noch, wenn sie nichts dagegen haben, gerne was über sie persönlich hören.“
    „Was genau wollen sie hören?“, fragte die Antikerin belustigt. „Wer mein erster Freund war, wann ich entjungfert wurde, wie ich es am liebsten mag?“
    Kupferstecher war kurz aus der Fassung gebracht. „Ähm... wenn sie uns das erzählen wollen werden wir, Gentleman, die wir sind, nicht so genau zuhören – aber das meinte ich eigentlich weniger.“
    „Was dann?“
    „Nun, um es mal mit den Worten von Brigadegeneral Köster, dem ehemaligen Kommandanten der Panzerbrigade 34 der Bundeswehr, zu sagen: Erzählen sie mir alles!“, antwortete der Generalleutnant.
    Er erinnerte sich noch gut und gerne an den alten Köster, einen Mann so standhaft wie seine Panzer, so stark wie ihre Motoren und mit einem Fell so dick wie ihre Panzerungen. Für einen jungen Zugführer der Panzertruppe war er der beste General gewesen, den er sich vorstellen konnte. Leider hatte ihn kurz nach seiner Pensionierung ein Herzinfarkt erwischt – wäre das nicht gewesen, Brigadegeneral Joachim Köster von der Panzerbrigade 34 hätte ewig gelebt.
    Athene sah kurz aus den Augenwinkeln zu den anderen Generälen – Krukov bohrte in der Nase, Hancock malte etwas auf seinem Block, O`Neill schlief. „Sonderlich interessiert scheinen die ja nicht gerade...“
    Kupferstecher seufzte mit Blick auf die Amerikaner. „Verdammte Yankees... Hey, Alex – was dagegen, wenn ich Athene kurz zum Essen einlade?
    Der Russe schreckte hoch, zog ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich den Finger ab, fast komplett ohne eine Miene zu verziehen. „Ist schon Mittagszeit?
    Nö, eigentlich nicht – aber ich dachte mir, dass die gute mal was im Magen verträgt.“, antwortete der Deutsche in mehr oder weniger fließendem Russisch.
    „Na, meinetwegen – sorg dich nicht um die Yankees, Armin, ich krieg das schon hin.“ Krukov war so schnell wieder ins Englische gesprungen, dass der Panzergeneral kurz brauchte, um zu verstehen, was er gesagt hatte.
    Dann nickte er und zog sein Jackett und Mantel vom Stuhl, beides auf den Arm gelegt. „Ich würde sie gerne zum Essen einladen, wenn sie Interesse haben.“
    Athene sah ihn kurz an, musterte ihn von oben bis unten, zog eine Augenbraue hoch und meinte: „Na gut – aber nur, wenn sie mir etwas über sich erzählen!“
    „Ist in Ordnung!“ Innerlich dachte er sich etwas anderes: STRIKE!!!

    Im Torraum machten sich Hochstätter, Schulz und Shalev bereit, sie alle drei trugen Sturmgewehre mit angehängtem Granatwerfer, Munition, Seitenwaffen und genug Sprengmittel – in der ein oder anderen Form – um eine kleine Stadt in Schutt und Asche zu legen. Eigentlich waren sie auch nicht einsatzbereit.
    Aber Colonel Sheppard hatte bei Colonel O`Neil eine Sondererlaubnis erwirkt. Er brauchte unbedingt jemanden, der nach Neu-Athos ging, um ihm den Rest seines Teams zusammen zu trommeln. Alle Teams waren momentan entweder im Einsatz oder auf Vorbereitung – nur PRG-14 war halbwegs einsatzbereit.
    Halbwegs.
    Sie litten alle drei immer noch an den Wunden des Verlusts einer ihrer Kameradinnen. Sie hatten alle Doktor Kishon sehr gemocht. Sie war ein unverzichtbarer Teil ihres Teams. Sie war ihre Seele und ihr Gewissen, wenn es sein musste.
    „Alle bereit?“, fragte Hochstätter mit belegter Stimme. Normalerweise hätte sich jetzt die israelische Wissenschaftlerin mit erwartungsvoller Stimme gemeldet und „Bereit!“ gesagt, die viel zu kleine Maschinenpistole – zumindest für Leute mit so Händen wie Klodeckel, von denen Schulz einer war – in ihren kleinen, zierlichen Händen, während die anderen nur genickt hätten.
    Sie nickten auch dieses mal. Hochstätter erwiderte. „Chuck?“, rief er dann über die Schulter hoch, „Sie können anfangen!“
    Schulz sah immer noch einmal nach hinten – er hatte einmal diesbezüglich gewitzelt: „Joa, mei, weiß i ob die uns nidda a Granatn hinter eine werfan?“
    Diesmal sah er wieder nach hinten und stupste mit dem Arm seinen Hauptmann an. Wie auf Signal sah auch er nach hinten und nach oben – dort stand eine Frau im mittleren Alter, Atlantis-Uniform, das weiß-blaue Banner mit dem Davidsstern am Oberarm, die Arme auf die Balustrade über dem Torraum gestützt. Die Frau trug eine Brille und sah eigentlich nicht schlecht aus, doch die war als Kameradin nie in Frage gekommen – wenn sie wollte, und das galt auch für Shalev, hätte sie kommen können, die Deutschen würden nicht aktiv darauf hinarbeiten.
    Sie hob die Linke zum Gruß, die beiden Deutschen erwiderten militärisch, so wie sie es immer taten wenn einer von ihnen wegen was auch immer zu Hause bleiben musste. Dann machten sie sich auf, ihre Freundin hinter sich lassend.
    Dann etablierte sich krachend der Ereignishorizont des Sternentors, bildete eine blaue, senkrechte, wie Wasser schimmernde Fläche. „Vorstoßen!“, kommandierte Hochstätter und sprang mit geladenem G36 voran, Schulz und Shalev hinter sich her.
    Die Reise durch das Tor nach Neu-Athos war kurz wie immer, als sie aus dem Tor schossen, die Sturmgewehre im Anschlag, und zu den erstbesten Deckungen huschten, fanden sie sich auf einer Lichtung wieder, umgeben von einem Wald, der aussah wie aus den nördlichen USA im Spätsommer oder Frühherbst. Zwar hatten sich noch keine Blätter verfärbt, aber dafür hatten hing ein tiefer Nebel über dem Wald.
    „Gesichert.“, bemerkte Hochstätter und sah sich weiter um.
    Hinter ihm sprach Schulz ins Funkgerät: „Atlantis, hier Leutnant Schulz, wir sind heil und in einem Stück angekommen!“
    „Hier Atlantis, danke, Leutnant, wir hören voneinander!“, gab Chuck durch das Funkgerät zurück.
    „Also dann, meine Damen – wir stehen unter Zeitdruck, auf geht's!“, rief der deutsche Hauptmann und begann die Lichtung zu verlassen, einen stöhnenden Schulz und eine leichtfüßige Shalev hinter sich.

    Auf der Krankenstation der Stadt der Antiker saß Hauptmann Peter Jansen auf einem Bett und sah den Krankenschwestern hinterher. Er würde es unumwunden zugeben, dass ihm langweilig war.
    Den Mantel des Großen Dieners hatte er neben sich aufs Bett geworfen, das Jackett dazu, die Krawatte, wie es eigentlich für ihn etwas unüblich war, gelockert und ein leichtes Lächeln aufgesetzt.
    Die Beine baumelten unter dem Bett entlang und schlugen hin und wieder leicht gegen eine der Stangen des Bettes – immer begleitet von einem Aufschrei von Winters, der IOA-Mann. Der Deutsche hatte schon mit dem Gedanken gespielt, absichtlich mit dem Fuß gegen die Bettverstrebungen zu schlagen, aber einerseits waren das nur komische Zufälle und andererseits hatte er es zwar verdient, aber die Höllenqualen, die der Brite schon hinnehmen musste, waren schlimm genug.
    Gerade versuchten vier Krankenschwestern den Mann zu fixieren, damit die Chefärztin ihm die Nase richten konnte – sie hatten keinen Erfolg, weil der Mann rasend vor Schmerz wild um sich schlug. Es lag noch ein Fremdenlegionär mit gebrochenem Bein auf der Krankenstation, er war also nicht geeignet, um zu helfen, und Krankenpfleger waren nicht in Sicht, also erbarmte sich der Deutsche, krempelte die Ärmel hoch und ging zu der Menschentraube.
    „Brauchen sie Hilfe?“, fragte er – seine Frage ging unter den Schreien des Briten fast unter, aber die Chefärztin hörte ihn.
    Sie drehte sich zu ihm um, etwas tun konnte sie aktuell sowieso nicht, da er wild zappelte. Die Frau war ein ganzes Stück kleiner als der Panzerfahrer, blond und blauäugig – sie schien aber alles andere als blöd. Ihre langen Haare waren zu einem Zopf gebunden, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst hatten. „Ja.“, stellte sie fest, „Wir könnten gut starke Hilfe gebrauchen – halten sie seinen Kopf ruhig, aber möglichst ohne, dass er sich das Genick bricht!“
    „So wie der rumzappelt kenn ich nur eine Methode...!“, gab Jansen zurück und trat zu ihm an Kopfhöhe.
    „Dann machen sie!“, rief die Ärztin schon leicht verzweifelt.
    Jansen ballte schnell die Faust, hob sie und ließ sie wie einen Hammer auf den Amboss des Bettes – das Eisen war Winters Schädel – niederfahren. Er erwischte ihn an der rechten Schläfe, der Brite sackte bewusstlos zurück und blieb ruhig liegen.
    „Bitte sehr.“ Jansen lächelte etwas verloren in die Runde der Krankenschwestern und der Ärztin, die ihn etwas geschockt ansahen. Die Stille war geradezu unheimlich.
    Die Ärztin war die erste, die sie brach: „Na gut – verarztet seine Nase, das sollte jetzt zu schaffen sein!“ Danach drehte sie sich zu Hauptmann Jansen um und sah ihn etwas angesäuert an. Als sie die Hände in die Hüften stemmte wusste der Deutsche, dass er ein blondes Problem hatte. „Doktor Jennifer Keller.“, stellte sie sich ohne weiteres Wort vor.
    Jansen salutierte und ließ die Hacken zusammen schlagen: „Hauptmann Peter Jansen.“ Er wusste, dass die ganze Vorstellung in voller Uniform mit dem pechschwarzen Barett viel beeindruckender gewirkt hätte, aber da konnte er nicht viel machen, wenn er es nicht dabei hatte.
    „Ihre Vorgehensweise ist etwas... unorthodox. Wo haben sie das gelernt, Hauptmann Jansen?“ Keller zog den Panzerfahrer von dem Krankenbett weg, an dem zwei Schwestern ihr Werk verrichteten und drängte ihn auf ein Bett.
    „Sagen sie Peter, Frau Doktor. Und gelernt hab ich's beim Bund.“ Mit leichter Freude bemerkte der Deutsche, dass neben ihm sein Jackett samt Mantel und Barett lag.
    „Jennifer. Und was für ein Bund? Weswegen sind sie überhaupt hier?“ Kurz nachdem sie ihren Namen genannt hatte schien sie verlegen, zumindest schaute sie weg – direkt zu einem kleiderschrankartig gebauten Hauptgefreiten, der mit Helm und entsicherter Maschinenpistole dastand und wachte. Er gehörte zu den Feldjägern und sah fast schon wie der berühmt-berüchtigte Gefreite Langenscheidt aus „Ein Käfig voller Helden“ aus, wenn er Wache schob.
    „Vor ein paar Stunden hat mir eine von hier die Nase zertrümmert – ich wollte die Nachuntersuchung so schnell wie möglich hinter mich bringen.“ der Deutsche versuchte es nun mit etwas, was er eigentlich so nicht kannte: Charme. Auf Anfrage – und Bitte um ehrliche Antwort – hatte Oberstabsfeldwebel Hammerau ihm gestanden, dass er zwar nach ihren Maßstäben gut aussah, aber den Charme einer geladenen 120-Millimeter-Glattrohrkanone hatte.
    „Versuchen sie es gar nicht erst, Peter.“ Genau wie erwartet, stellte Jansen in Gedanken fest.
    Mit geschickten Händen machte sich die Frau daran, die Nase des Hauptmanns abzutasten und zu untersuchen. Der jedoch verzog keine Miene. „Sie müssen mir schon irgendwie Rückmeldung geben, wenn ich ihnen Schmerzen verursache. Schließlich untersuche ich hier ihre halb zertrümmerte Nase!“
    „Könnte ich, aber dann müsste ich sie belügen – die Lokalnarkose wirkt noch.“, antwortete der Hauptmann und grinste wie verrückt. „Ach, und außerdem soll ich sie zu ihrer Befragung bringen, Jennifer. Wenn sie also fertig sind...“
    Kurz kam die junge Frau ins Stocken, was die Nase anging, fing sich dann aber wieder und beendete mit ihren weichen Fingern die Untersuchung. „Also, bisher sieht es eigentlich ganz gut aus, sie sollte nur aufpassen – Laternen, Stützpfeiler, Wände... Fäuste... eben alles, was ihrer Nase in den Weg kommen könnte. Für wann ist es denn angesetzt?“
    „Etwa eine Stunde. Ich dachte, dass sie noch ein bisschen mit der Nase brauchen.“ Geschwind sprang der Hauptmann auf, zog sich das Jackett an, legte sich den Mantel auf die Schultern – er hatte das in Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg gesehen und fand es einfach nur gut aussehend – und winkte den Hauptgefreiten zu sich. „Gehen sie schon mal vor, Soldat. Und sie, Doktor – was dagegen, wenn ich sie zum Essen einlade?“

    In einem dunklen Gang standen zwei Männer in der Uniform der Atlantis-Expedition.
    Einer der beiden Männer war ergraut, strahlte aber Würde aus. Auf seinem Oberarm war Stars and Stripes, die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika. Deshalb lag die Vermutung nahe, dass der Mann Amerikaner war.
    Der andere, ein kleiner Mann mit runder Brille und abstehenden braunen Haaren, trug die tschechische Fahne am Oberarm – er wirkte eigentlich nicht wie einer der klügsten Köpfe der Menschheit, sondern eher wie ein Märchenonkel.
    „Sie wollen was von mir?“, fragte der Tscheche ziemlich überrascht und geschockt.
    „Sie haben mich schon verstanden, Doktor.“, antwortete der Amerikaner. Normalerweise war es etwas lockerer bei der Sache, was eine seiner größten Qualitäten war. Doch bei diesem speziellen Auftrag für den Doktor war nicht viel zu scherzen, es ging um Leben und Tod.
    „Aber, General, so was ist eigentlich nicht möglich, zumindest nicht auf die Schnelle oder unauffällig.“, gab der Wissenschaftler zurück. Manche nannten ihn eines der verkanntesten Genies von Atlantis.
    Der Amerikaner seufzte. „Ich habe einige Männer zur freien Verfügung, sie könnten ihnen Deckung geben, während sie ihr Zauberwerk verrichten!“
    „Naja… es ist zumindest besser als arbeitslos auf den Straßen von Prag zu stehen – denn das würde mir doch blühen, wenn ich mich weigere, richtig?“ Jetzt war es an dem Tschechen zu seufzen. „Gut, ich mache es – aber kein Wort zu niemandem. Ich werde die Ergebnisse jemandem von ihren Leuten geben.“
    „Na meinetwegen.“, antwortete der US-General. „Wir erwarten Ergebnisse!“
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

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  13. Danke sagten:


  14. #28
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    Eigendlich schade das du immer nur einmal die Woche postest! Aber besser als nur alle paar Monate wie bei anderen FF!
    Bin schon gespannt wie die Geschichte weiter geht und wie die beiden Damen auf die jeweiligen annäherungs versuche reagieren! Bei Athene könnte ich mir die gestreckte Rechte vorstellen wen es ihr zuviel wird und bei Jennifer... na er sollte beim nächsten Krankenstationsbesuch aufpassen!
    Wie immer sehr gut erzählt und dein Humor passt auch super rein! Vorallem bei der befragung von Athene!
    LG Heiko

  15. #29
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Tach, alle miteinander!
    Ich hoffe, dass ihr bisher nicht so ne verkackte Woche wie ich hattet (naja, Freitag fehlt noch, da ist in aller Frühe Gymnastik/Tanz, da bin ich wenigstens der Hahn im Korb, also kann es nur besser werden! )... So, aber jetzt zu was komplett anderem: Ich danke allen Dankesagern, also Admiral Hipper, Am17 und Heiko_M!
    Besonderer Dank geht außerdem an Heiko_M - ich würd ja auch gerne alles gleich reinwerfen, nur mir hat man gesagt, dass das erschlagend wirkt... Athenes Reaktion kommt gleich und Keller... sagen wir mal, dass es da was sehr spezielles gibt.... Danke für das Lob!

    So, nun kräftig zur Tat geschritten - Kapitel 12 mit alten Bekannten!
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    Kapitel 12: Gesäter Wind

    Vierzehn Meilen.
    Etwas über zweiundzwanzigeinhalb Kilometer über Stock und Stein.
    Vier Stunden mit vollem Marsch- und Kampfgepäck – aber sie waren Jäger, speziell ausgebildete Elite-Soldaten, Leichte Infanterie, Angehörige der Krone aller Waffen. Da konnte man erwarten, dass so etwas durchaus normal und im Bereich des Möglichen war.
    Nur das Problem war, dass es weder normal noch im Bereich des Möglichen lag. Aber sie kamen sehr nahe dran – sie schafften es im Bereich zwischen fünf und sieben Stunden. Als überraschenderweise Schulz nach fünf Stunden als Erster mit Gerödel im kleinen Dorf der Athosianer ankam, auf Teyla zulief und direkt vor ihren Füßen zusammenbrach ohne einen Mucks gesagt zu haben, dachten die Menschen im Ort, dass etwas schlimmes in Atlantis passiert war.
    Als nach fünfeinhalb Stunden Shalev angekeucht kam und etwas von Sheppard, Problemen und einigen anderen Dingen, teils auf Englisch, teils auf Hebräisch, teils auf Norwegisch, geredet hatte, nur am Ende dann aus dem selben Grund wie der Baiuware zusammen zu brechen, hatte sich anstatt Angst Verwirrung breitgemacht. Kaum einer war aus dem Gebrabbel schlauer geworden.
    Als letzter war Hochstätter eingetroffen, aufrecht und wie einem Werbefilm für die Gebirgsjägertruppe der Bundeswehr entsprungen, die schwarze Uniform klebte zwar an ihm, das Gewehr hing zusammen mit dem Rucksack und der halben Einsatzweste auf dem Rücken, war aber immer erreichbar, aber er wirkte wie ein Held aus einem billigen amerikanischen Actionfilm, in dem deutsche Soldaten ausnahmsweise mal gut wegkamen.
    Auch er lief schnurstracks auf Teyla zu.
    Schon von weitem konnte er sie erkennen – einerseits war da ein menschlicher Turm von Jamaika, Ronon Dex, der mit seiner Pistole auf ihn zielte, etwa zwei Meter groß war und nicht gerade leicht zu verwechseln oder zu verfehlen war. Außerdem war er komischerweise, obwohl sie in einer dunkelgrünen, sprich absolut sicheren Zone, waren, immer in ihrer Nähe.
    Teyla selbst konnte man auch kaum verfehlen: Eine Frau in den mittleren Dreißigern, brauner Teint, schulterlange, braune Haare, hohe Wangenknochen, strenges Aussehen, selbst wenn sie lächelt, so hatte Sheppard sie beschrieben, zusammen mit dem Vermerk, dass man es doch unterlassen solle, ihr diese Beschreibung und die Quelle mitzuteilen.
    Als er schließlich an sie heran gekommen war, die Athosianer hatten um den Ankömmling einen Halbkreis gebildet, nahm er noch einmal seine letzten Reserven zusammen, ließ die Hacken zusammenschlagen, salutierte und brüllte: „Fräulein Emagan, melde gehorsam, Lieutenant Colonel Sheppard wünscht, dass wir sie nach Atlantis bringen, und das, wie man so schön sagt, am besten gestern!“ Dann machte auch er schlapp und klappte zusammen.
    Die erste Antwort kam von Ronon: „Was will der?“

    Es war ein ruhiges Ambiente in dem Generalleutnant Kupferstecher und Praefecta Athene miteinander redeten. Die beiden hatten einen Feldjäger zum Holen eines kleinen Imbisses geschickt und saßen auf einem der vielen Balkone der Stadt.
    Unter ihnen lag die Ajax, in der Ferne konnte man die Britannia erkennen. An beiden Schiffen wurde gearbeitet, die Schäden der letzten Schlacht waren noch nicht repariert.
    Aber das interessierte Athene nicht besonders – sie hörte dem Generalleutnant zu, wie er von seiner Heimat Baden erzählte: Vom Schwarzwald und dem Oberrhein, den Weinbergen bei Freiburg und der Ortenau, kurz: vom schönsten Land in Deutschlands Gaum. Athene hatte ihn vor einer ganzen Weile dazu aufgefordert, ihr von seiner Heimat zu erzählen, wobei sie eigentlich mehr Deutschland gemeint hatte. Auf die detaillierte Beschreibung des Badnerlands reagierte sie mit der rhetorischen Frage: „Sie kommen von dort, nicht?“
    „Geboren vor zweiundsechszig Jahren in Mannheim und Badner mit Leib und Seele.“, antwortete er nicht gerade mit wenig Stolz. Kurz ließ er seinen Blick über das, was er von der Stadt sehen konnte und den schier endlosen Ozean schweifen. „Ich vermisse mein Badnerland irgendwo. Wie stand es bei ihnen auf ihrer Odyssee – haben sie da Atlantis vermisst?“
    „Naja... am Anfang habe ich es schon vermisst, aber mit der Zeit wurde die Ajax mein Zuhause und die Crew meine Familie…“, antwortete sie nicht ohne ein entferntes Lächeln und einen Blick in die Vergangenheit.
    Für sie war es zwar eine schwere Zeit, aber auch eine glückliche Zeit gewesen. Manchmal war ihr zwar ihr Schiff wie ein riesiger Weltraum-Kindergarten vorgekommen – einmal sogar wörtlich, da eine mysteriöse Krankheit sie wieder körperlich wie geistig in Kinder verwandelt hatte – aber es war ihr Haufen an Kindern gewesen. Demetrius hatte einmal unter Alkohol dieses Bild aufgegriffen und gemeint, dass, wenn sie sozusagen die Mutter der Crew war, wäre er der Vater.
    Der Generalleutnant bemerkte, dass die Frau gerade in Gedanken und Erinnerungen war und ließ sie da.
    Die beiden hatten sich am Geländer des Balkons abgestützt, mit idealem Blick und auch halbwegs gut zu sehen, wenn man den Gang entlang kam und auf den Balkon wollte – sie hatten sich mit Absicht so platziert, da sie sich ungestört unterhalten wollten. Niemand, der bei halbwegs klarem Verstand war, würde den Generalleutnant und die Kommandantin des Antikerschiffs stören.

    Als Hochstätter erwachte fühlte er sich gelinde gesagt Scheiße. Also tat das, was er in solchen Situationen immer tat, wenn es möglich war: Er drehte sich auf die andere Seite um und versuchte weiter zu schlafen.
    Dies stellte sich aber als etwas schwierig heraus, da einerseits die Matratze etwa hart und andererseits war die Luft etwas kühl – Hochstätter war zwar schon immer jemand gewesen, der am besten bei einer gewissen Kühle schlafen konnte, aber das was er gerade erlebte, war etwas zu viel.
    Also schlug er wenn auch etwas missmutig die Augen auf und sah sich um: Er lag auf einem Holzgestell in einem aus Holz und Fellen erbauten, ziemlich primitiv erscheinenden Zelt – wenn er es sich aber recht überlegte war seine Dackelgarage auch nicht viel moderner. Seine Decke war ebenfalls nur ein Fell, wenn auch ein ziemlich großes.
    Er hatte nicht gelesen, dass die Athosianer Jagd auf Großwild machten, weshalb er sich fragte, wie sie an dieses Fell herangekommen waren. Keine drei Sekunden später beschloss er den Menschen hier exzellente Handelsbeziehungen zu bescheinigen – eine durchaus adäquate Lösung, wie er fand, zumal jetzt jemand sein Zelt betrat.
    Es war ein großer Mann von auffälliger Statur, langen, zu Rasterlocken gebundenen Haaren und einer Handfeuerwaffe in der Pranke. Er wirkte nicht sehr erfreut. „Mitkommen.“, war das einzige Wort, welches er sagte oder mehr brummte.
    Sofort machte sich der Deutsche daran aufzustehen und sah sich nach Weste, Rucksack und Waffen um, fand aber nichts. Wieder war es der Mann, den Hochstätter inzwischen als Ronon Dex identifiziert war, der brummte: „Wir haben ihnen ihre Waffen abgenommen, damit sie nicht noch mit falschen Annahmen irgendeinen Mist bauen.“
    „Danke, Herr Dex, das ist zu freundlich…“, murmelte der andere. „Also, können wir dann?“
    Der Weg war eigentlich recht kurz, führte zu einer recht großen Hütte in der Mitte des Dorfes und war von ersten Hütten und vielen Zelten umrahmt. Auf den Wegen dazwischen liefen Männer mit Hämmern, Nägeln, ganzen Holzlatten und ähnlichem, spielten Kinder und gingen Hausfrauen – beziehungsweise Zeltfrauen, wie sich Hochstätter dachte – ihrem Tagwerk nach.
    Das ganze Dorf wirkte wie mitten im Aufbau, was soweit auch stimmte, wie er sich erinnerte. Nachdem die Wraith mehrmals in Atlantis vorbeigeschaut hatten, hatten die Athosianer beschlossen, das Lantea-Festland zu verlassen. Das diente einerseits ihrer eigenen Sicherheit und andererseits war es für ihre Unabhängigkeit.
    Allerdings waren die Pegasus-Ureinwohner nicht so von sich eingenommen, dass sie jegliche Hilfe ablehnten, ganz im Gegenteil: an den Rändern der Siedlung standen insgesamt vier kleine Flugabwehrkanonen, auf einem Feld in der Nähe übten einige Männer unter der Anleitung eines Schotten mit amerikanischen FIM-92 Stinger-Flugabwehrraketen.
    Die beiden Männer gingen schnellen Schrittes durch die Siedlung, der deutsche Offizier hatte die Hände in den Taschen seiner Hosen. Die beiden Männer gingen auf ein Gebäude ziemlich in der Mitte der Siedlung zu.
    Es war eine primitive Hütte, kaum besser als alle anderen, fast schon ein Verschlag aus Holz und Nägeln, diente aber als eine Art Rathaus.
    Als sie hineingingen fanden sie sich in einer Art Empfangsraum wieder, zwei Türen gingen davon ab – bezeichnenderweise links und rechts. Ronon wendete sich nach rechts, zu der Tür, die schon im Schatten lag. Offenbar war es schon später Nachmittag.
    Als die beiden eintraten lag der ganze Raum in einem angenehmen Kerzenlicht – insgesamt acht standen im Raum verteilt. Im Raum stand ein halbes Sechseck aus Tischen, an jedem Tisch standen zwei Stühle. Es sah wie der Ratsraum auf Atlantis aus, nur eben etwas primitiver.
    Links saßen Schulz und Shalev, die beide lächelten und die rechte zum Gruß an die Schläfe hoben. Hochstätter erwiderte und setzte sich zu ihnen. Rechts saßen nach wenigen Sekunden ein schottischer Offizier, Teyla und Ronon.
    Die außerirdische Frau musterte den Neuankömmling kritisch, bevor sie begann: „Guten Tag. Was wünschen sie hier?“ Sie schien nicht direkt böse, sondern eigentlich ‚nur‘ aufgebracht.
    „Fräulein Emagan, Colonel Sheppard braucht sie und Herr Dex in Atlantis.“, antwortete Hochstätter wahrheitsgetreu. „Es gab mehrere Zwischenfälle, von denen der Colonel für einige ihre Hilfe braucht.“
    „Was für Zwischenfälle?“, fragte Teyla und ging in eine Art anderen Modus Operandi, legte die Hände auf den Tisch und sah mit einem fast schon argwöhnischen Blick in Richtung von PRG-12.
    „Die Zeit ist zu knapp, wir werden sie auf dem Marsch einweisen!“, antwortete Shalev schnell. Sie wusste, dass bei ihrem deutschen Kameraden die Antwort wahrscheinlich weniger politisch korrekt geklungen hätte – Schulz hielt sich wie immer da raus.
    „Wir haben hier aber noch Arbeit!“, antwortete der schottische Offizier. Er war ein braunhaariger, etwas kleinerer, vom Kampf gezeichneter Lieutenant der Royal Scots Dragoon Guards, des einzigen schottischen Kavallerieregiments in der British Army.
    „Keine Sorge, Lieutenant, sie und ihre Männer werden nicht gebraucht.“, antwortete wieder Hochstätter, nachdem er der Israeli einen bitterbösen Blick zugeworfen hatte, unter dem sie sich lächelnd ein klein wenig kleiner gemacht hatte. „Und selbst wenn – ich traue den Athosianern zu, dass sie eine Weile ohne sie überleben.“
    Gerade setzte Teyla dazu an, etwas wütender zu antworten, da sprang Shalev ein – ziemlich genervt. „Was hatten wir bezüglich politisch korrekten Aussagen gesagt?!“
    „Tut mir Leid…“, meinte Hochstätter, wie es schien nicht im Geringsten beeindruckt.
    Deshalb – und weil es ihr höllischen Spaß machte, ihren eigentlichen Vorgesetzten zu quälen – packte Shalev den Hauptmann am Ohr, drehte es herum und verursachte ihm so höllische Schmerzen. „Wie heißt das?!“, fragte sie unter den entsetzten Blicken dreier anderer.
    Schulz hielt sich derweil an die Mentalität seines berühmten Namensvetters mit tz – „I seh nix, i heir nix, i bin heit morgen no nich ma aufgestandn!“
    „Ich mach‘s nie wieder!“ Der Deutsche krümmte sich unter Schmerzen, er erleidete in der Öffentlichkeit Höllenqualen – aber eine gute Sache hatte es: Jetzt war er wenigstens richtig wach.
    Langsam drehte die Israeli das Ohr zurück in seine eigentliche Position und meinte, fast wie eine Hundebesitzerin zu ihrem Tier: „Brav…“ Der Offizier konnte sich nicht erinnern jemals ein so diabolisches Grinsen bei jemandem gesehen zu haben.
    „Ähm…“ Teyla wirkte nicht nur sprachlos, sie war es auch. „Also, wann sollten wir aufbrechen?“ Ronon nickte nur bekräftigend, der Schotte senkte kurz den Kopf.
    „Ja, des is ja grad des…“, fiel Schulz kurz in seine Muttersprache zurück – er legte sehr viel Wert darauf, dass Bairisch seine Muttersprache war, und Deutsch seine erste Fremdsprache – und meinte dann in fast akzentfreiem Englisch: „Am besten sofort!“ Shalev nickte nur mit einem leichten Grinsen, Hochstätter rieb sich immer noch sein Ohr.
    „Dann sollten wir vielleicht losziehen!“, meinte Teyla und löste alle aus ihrer Starre.

    Dem tschechischen Doktor drehte es den Magen um, als er das Bild sah.
    Auf Anordnung eines Mitgliedes des IOA-Untersuchungsausschusses sollte er alle Komm-Verbindungen überprüfen, die die Stadt verließen, ob autorisiert oder nicht. Er sollte auf verdächtige Aktivitäten achten – und er hatte sie gefunden.
    Eine Verbindung mitten ins Herz des Wraith-Gebietes, und sie war noch aktiv, auf einer niedrigen Frequenz zwar, aber sie war es. Und sie wurde benutzt.
    Es gab keine höhere Autorisierung, die ein solch gefährliches Gespräch erlaubte. So etwas musste mindestens vom Leiter der Expedition oder von den vier Ressort-Leitern – McKay für die Wissenschaft, Sheppard fürs Militär, Weir für die Außenbeziehungen und Keller für die Medizin – abgesegnet werden. Tatsächlich stand aber nur eine Unterschrift unter der Erlaubnis dafür.
    Rasch schob sich der Tscheche die Brille höher und rief den Namen des Chefs seiner Bewacher, dreier deutscher Marine-Kampfschwimmer, die vom Ausschuss dafür abkommandiert worden waren: „Oberleutnant Schmidt!“
    Aber der Offizier antwortete nicht.
    „Hauptfeldwebel Langenscheidt?“, rief er den Namen eines der anderen. „Irgendwer?“
    Hätte er gewusst, dass diese Kombination aus einem deutschen Namen und einem tschechischen Akzent mit englischen, amerikanischen und sogar kanadischen Einflüssen im Englischen sich lächerlich angehört hatte, es hätte ihn nicht davon abgehalten, nochmal und nochmal die beiden Namen zu rufen, denn einerseits waren das die beiden Namen, an die er sich erinnerte und andererseits hatte er verflucht viel Angst.
    Plötzlich bemerkte er ein Piepskonzert sehr nahe bei sich: Der Computer, an dem er gerade gearbeitet hatte, hatte registriert, dass sich die Verbindung geschlossen hatte – er hatte das Atlantis-Ende der Verbindung wahrscheinlich gefunden, er musste nur noch seine Erkenntnis irgendwem mitteilen.
    Er befand sich in einem Labor am Nordpier, so weit von allen anderen Aktivitäten der Stadt entfernt, dass es wirklich schon einen Marathon-Läufer brauchte, um halbwegs schnell zu einem Transporter zu kommen. Sie waren absichtlich vom Funk aller Frequenzen bis auf zwei abgeschnitten, die der Tscheche zwar kannte, aber kein entsprechendes Gerät hatte.
    Er wollte sich gerade auf den Weg machen, um seine Bewacher zu verständigen und sich mit ihnen zum Kontrollturm aufzumachen, da ging die Tür zum Labor auf, in der man eine schemenhafte Gestalt erkennen konnte, die weiblich war – der tschechische Doktor schluckte schwer.
    Seine drei Bewacher waren allesamt männliche Kampfschwimmer.

    Es war Abend auf Atlantis.
    Die Befragung von Doktor Keller war ohne Probleme vonstatten gegangen, sie hatten keine großartigen neuen Erkenntnisse von der Leiterin der medizinischen Abteilung gewonnen. Doch der Ausschuss schlief nie.
    Die vier Generäle saßen noch bei O`Neill zusammen und gingen nochmal alles durch, was sie hatten. Es war ein Gespräch ohne Adjutanten – die spielten gegeneinander hirnlose Rennspiele auf einer requirierten Konsole – und ohne Rangabzeichen, was bei ihnen nicht wirklich effektiv war, da sie alle drei Sterne auf den Schultern hatten.
    Dafür erlaubte es ihnen aber eine kleine Extravaganz: Sie konnten zusammen einen heben.
    Krukov nippte wieder an seinem Bier, einer amerikanischen Plörre, wie Kupferstecher fand, der es nur trank, weil er zu einem anderen Zeitpunkt seine Rothaus-Reserven in den Kampf werfen wollte und weil es höflich war, und begann: „Also, gehen wir das alles nochmal durch:
    Da taucht dieses Schlachtschiff aus heiterem Himmel auf, gibt die Daten zu einem hochgeheimen Forschungskomplex quasi ohne jedweden Widerstand preis und begleitet dann eine Expedition dorthin, die fürchterlich schiefgeht.
    Als sie dann versuchen, Entsatz zu beschaffen kommen sie wieder nach Atlantis, stellen in Team auf die Beine, schicken sie weiß der Teufel wohin und hoffen das Beste – dabei sind aber immer noch mindestens ein Dutzend Teams von Atlantis überall in dieser Galaxie verstreut!
    Während also die Stadt unterbesetzt und kaum zu verteidigen ist, kommen urplötzlich die Wraith vorbei, nehmen die Stadt ein und das war’s. Als die Daedalus und ihre Begleitschiffe hier eintreffen und sie vertreiben, kommen die Wraith zu keinem Zeitpunkt nochmals, nicht mal zu einem Hauptschlag!“ Kurz schwieg der russische General. „Wer findet diese Abfolge merkwürdiger Zufälle nicht noch merkwürdig?“
    „Nicht nur du, Alexander… nicht nur du!“, antwortete Kupferstecher. Und schwenkte seine fast unangetastete Bierflasche in der Hand. „Aber wir haben da was vorbereitet, der Hancock und ich.“
    „Und was?“, fragte O`Neill. Er hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und schielte hin und wieder zu den Bierflaschen, nur um das doch zu verwerfen. Im Allgemeinen wirkte er so, wie man sich einen entspannten Offizier vorstellte.
    „Wir haben jemanden auf die Kommunikationsverbindungen in die Stadt und aus der Stadt angesetzt, der sie überprüfen soll.“, antwortete Kupferstecher. „Es kann einfach kein Zufall sein, dass die Wraith genau in dem Moment auftauchen, in dem wir mit heruntergelassener Hose dastehen…“
    „…Irgendwer muss ihnen also Bescheid gesagt haben!“, schloss Krukov und beugte sich vor. O`Neill tat es ihm gleich.
    Kupferstecher lächelte ein Leopardenlächeln: „Genau.“
    „Wen haben sie darauf angesetzt?“, fragte O`Neill und fixierte die beiden Männer. Wenn sie McKay darauf angesetzt hätten, würden sie nicht mehr lange die nötige Geheimhaltung für das Unternehmen haben.
    „Einen Tschechen, irgendwas mit Z. Er sitzt gerade am Nordpier und analysiert. Wir haben ihn unter Bewachung dreier Kampfschwimmer gestellt, die schon vor Ort waren.“, antwortete der Deutsche und sah zu Hancock. „Wie hieß dieser Krauskopf?“

    Es war Anlauf Nummer zwei – Sergeant Hancock kämpfte keinen Kampf mit seinem Gedächtnis, er kämpfte einen Kampf gegen seine Nervosität. Er war heute wieder mit Atalánte zum Essen verabredet, diemal auf dem Südpier.
    Er hatte sich einen Kerzenständer, Kerzen, einen kleinen Tisch, zwei Weingläser, zwei Stühle und ein schönes Essen besorgt. Wieder einmal erwies sich die Köchin Anne als ein Pegasus-Engel, von denen es wahrlich nicht genug gab.
    Geduldig wartete er. Sie hatten ausgemacht – oder besser gesagt Atalánte hatte festgelegt – dass sie heute keine Abendgarderobe brauchten. Hancock konnte das nur recht sein. Seine Uniform war in der Reinigung und würde danach in die Wäscherei gehen.
    Endlich näherten sich Schritte von schweren Stiefeln. Zwar trug jeder Soldat auf Atlantis schwere Kampfstiefel wie diese, aber diese klangen hohler – eindeutig antikische Kampfstiefel.
    Kurz darauf kam sie in den Schein der Kerzen, eine junge Frau in der Kombination aus Wolle und Leder, die die Kampfuniform der antikischen Schiffstruppen darstellte. Sie trug ihr blondes Haar offen, eine Kaskade an verschiedenen güldenen Tönen im flackernden Schein der Kerzen – das einzige Zugeständnis an den Anlass.
    Dem Marine, der sonst nicht auf den Mund gefallen war, blieb fast die Spucke weg – und das, was er noch hatte, reichte gerade mal aus, um „Guten Abend.“ zu sagen.
    Nachdem die Antikerin so leise, dass er es kaum gehört hatte, eine Erwiderung gegeben hatte, meinte sie etwas lauter: „Anlauf Nummer zwei?“
    „Ja.“, antwortete Hancock und zog seiner Freundin in Spe einen Stuhl unter dem Tisch hervor. „Ich hab gehört, dass mein Vater auf der anderen Seite der Stadt ist, also von da droht keine Gefahr!“
    Atalánte begann laut loszulachen, ein glockenhelles Lachen, welches den Kampf gegen den endlos scheinenden Ozean von Lantea ohne Mühe gewann.
    In dem Moment, in dem sich Atalánte setzen wollte, erschütterte eine Explosion die Stadt – und dann noch eine und noch eine.
    Hancock griff zu seinem Funkgerät um bei Chuck anzufragen, was los war, Atalánte starrte nur angsterfüllt in den Himmel und griff nach der Hand des Soldaten von der Erde – sie hatte die Quelle ausgemacht: immer wieder schossen aus dem Himmel blaue Ladungen an Plasma, durchstießen die Schwärze der Nacht, denn Atlantis selbst war zu hell, um das Licht der Sterne durchzulassen.
    Es war, als würde der Himmel selbst etwas gegen die Menschen auf Atlantis haben, aber dem war nicht so – aus dem Funkgerät der Antikerin, welches sie im Haar trug, drang ein verzweifelter Ruf, der seit Jahrtausenden nicht mehr erklungen war: „Lemures ante portas!“ – Die Wraith stehen vor den Toren!
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

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    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

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  17. #30
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    So noch schnell ein Review, bevor es morgen weiter geht.
    Wie Schultz und CO, dazu sammen Brechen ist schon ein wenig komig, denn sollten sie nicht so einen Marsch aushalten können und warum haben sie wenn es so wichitg war keinen Jumper bekommen?
    Kupferstecher und Athena also...irgend wie lustig.
    Was hat es denn mit den Wraith auf sich und wie konnten sie sich so schnell an Atlantis ranschleichen ohne bemerktzu werden?
    Wer ist diese Frau?

    Lg Am17

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  19. #31
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    So meine Damen und Herren.
    Diesen Post zu verfassen fällt mir nicht leicht, denn er ist ein Eingeständnis persönlichen Versagens - und wer tut das schon gerne außer um eine hübsche Frau zu schützen?
    Das Versagen besteht in Folgendem: Ich habe diese Woche kein Kapitel von meinem Beta-Leser, Vater und Naturwissenschaftlichen Nachhilfelehrer in Personalunion erhalten. Ich muss gestehen, dass ich es im Rahmen der Vorbereitung für eine Prüfung im Fach Physik (hauptsächlich über Quantenphysik) am heutigen Tage vollkommen vergessen habe und somit meinem Vater nicht in den Hintern treten konnte.
    Ich bitte es nochmals zu verzeihen. Ich habe meinen Vater bereits mit Mails bomardiert, sodass er dieses Wochenende an das Kapitel denkt, also dürfte es für den nächsten Donnerstag gesichert sein.

    Ich danke trotzdem allen, soll heißen Admiral Hipper, Am17 und Heiko_M.
    Zu deinen Fragen, Am17: Sagen wir mal so, sie sind ein bisschen außer Form - v.a. Schulz. Keinen Jumper haben sie bekommen, weil viele Jumper immer noch auf Victis sind und die, die Atlantis noch hat, entweder in Reparatur sind oder zum Notfallgeschwader der Stadt gehören.
    Auf deine beiden letzten Fragen kann ich nicht antworten ohne dir und allen anderen den ganzen Spaß zu verderben - und das habe ich heute schon genug, tut mir also sehr Leid.

    Also dann, ich wünsche einen schönen Tag und bitte um Verzeihung!
    Azrael
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  21. #32
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten Tag!
    Ich muss sagen, dass ich sehr erfreut darüber bin, dass ihr diese unfreiwillige Pause so gelassen genommen habt und nicht solche Kommentare im Stile von "Ey, aler, ic weiß wo dein Has wohnt, iuch machff dichc plattt!!!!!1!!" oder "Kein Kapitel: WUUUUUUUUT!!!!!1! Tötet den Erzengel des Todes!!1!" (was nebenbei etwas sinnlos ist...) gekommen sind. Danke!
    Einen herzlichen Dank an Khonsu für die netten und aufmunternden Worte, und an Heiko_M für das kleine süße Knöpfchen.
    Ich will sonst weiter nicht auf die Folter spannen und wünsche viel Spaß!

    ------------------------------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 13: Die Mühsal derer, die zwar ganz sicher irgendwann sterben werden, aber doch etwas dagegen haben, es vorzeitig zu tun

    (Anm.d.A.: Ja, das war eine Anspielung auf „Die Mühsal der Sterblichen“.)

    Sergeant Chuck Harriman hatte eigentlich leichten Dienst: Seine Aufgabe so spät abends, wenn jeder schlief, war, darauf zu achten, dass wenn etwas losheulte, piepste, sich in Bewegung setzte, Samba tanzte oder sonst irgendein Zeichen von Aktivität zeigte, die Leute gerufen wurden, die sich mit der Beseitigung der in neunzig Prozent der Fälle potenziell tödlichen Gefahr auskannten.
    Er diente inzwischen weit mehr als vier Jahre der Königin von England in dieser so weit entfernten Galaxis und er lebte noch – etwas, was viele andere nicht von sich behaupten konnten.
    Aktuell spielte er mit Doktor Banks über seinen Laptop Schach, wo er gerade seinen zweiten Turm eingebüßt hatte, zusätzlich zu einem Springer, zwei Läufern und seiner Dame. Mit anderen Worten sah es für ihn nicht gut aus.
    O`Neil duldete es zwar, wenn sie sich mit so etwas beschäftigten, wenn nichts los, war, aber er hieß es nicht gut. „Der Soldat hat während seiner Freizeit seine Waffen und sich selbst in Schuss zu halten!“, hatte er mit einem diabolischen Grinsen gesagt.
    Sie hatten ihn geflissentlich ignoriert, ja mehr noch: wenn nichts zu tun war spielten Sergeant Escassa von der Torraumwache, Hancock und Zelenka eine Runde Poker. Manchmal spielten sogar Major Lorne und Anne mit.
    Der Sergeant setzte gerade an, eine Figur, einen seiner letzten Bauern, in ein verzweifeltes Gefecht zu werfen, als ein Computer sich lautstark zu Wort meldete. „Sorry, Amelia, wird sicher nur nen Ionensturm oder sowas sein.“ Er hatte sogar extra einen entschuldigenden Ausdruck aufgesetzt, als er sich umdrehte und einen Blick auf den Schirm zu warf.
    Es war kein Ionensturm.
    Es war keine Sonneneruption.
    Es war auch sonst keine Lapalie, die man einfach und ohne schlechtes Gewissen zwar für den Wachbericht notieren, aber sonst ignorieren konnte.
    Es waren Schiffe. Zwei große und mehrere kleinere. Sie alle gehörten zu den Wraith und sie alle luden gerade ihre Waffen.
    Chuck brauchte einen Moment, bis er begriff, was genau das hieß. Aber in dem Moment, in dem die Erkenntnis in seinen Kopf sickerte, handelte er: „Feindschiffe im Orbit!“, brüllte er so laut er konnte und begann auf seinen Laptop einzuhacken, als würde es kein Morgen mehr geben, was sehr wahrscheinlich war.
    Hinter ihm taten es Banks und eine polnische Unteroffizierin gleich. Letztere löste allerdings zuerst mit einem beherzten Schlag die Luftalarmsirenen aus, bevor sie sich daran machte, zu tun, was getan werden musste.
    In dem Moment, in dem der Kanadier die Schiffe bemerkt hatte, hatten sie geschossen, in dem Moment, in dem Schildalarm ausgelöst wurde, trafen die ersten Plasmaladungen die Stadt – Drohnenplattformen, Luftabwehrbatterien, die beiden notdürftig zusammengezimmerten Feldstartbahnen der F-302-Staffeln, der Schildgenerator, die Britannia und die Ajax, sie alle bekamen ihren gerechten Anteil ab.
    Sofort nach den ersten Explosionen und dem Luftalarm füllten panische Rufe den Äther, die alle fragten, was los war oder nach Hilfe schrien. Doch als die strategischen Ziele allesamt vernichtet waren und die ersten Rettungsmannschaften ausrückten, ebbten die Rufe langsam ab.
    Die große Panik war anscheinend überstanden und Chuck hätte, wenn er denn eine Hand freigehabt hätte, sich bekreuzigt.
    Die Sirenen heulten weiter, die Piloten standen aber vor brennenden Maschinen, die Waffenmannschaften versuchten mit Feuerlöschern und ähnlichem sich selbst zu helfen und Colonel O`Neil betrat den Kommmandoraum.
    Er sah so aus, als hätte er gerade geschlafen, ein Umstand, der vollkommen der Wahrheit entsprach, und wäre beinahe sofort losgesprintet, als ihn die Bedeutung des beinahe antik anmutenden Geheuls erreichte. Auch soweit stimmte es. „Lagebericht!“, forderte er sofort.
    Banks drehte sich zu ihm um, bemerkte seinen Schlafanzug mit Bärchen im Air-Force-Bluedress und versuchte krampfhaft ein Lachen zu unterdrücken, etwas, was ihr misslang, aber sie schaffte es mit viel Mühe den Laptop umzudrehen, an dem sie arbeitete. Da standen alle Schadensmeldungen, die sie bisher erreicht hatten – was nicht viele waren.
    Laut dem, was da stand, war die komplette Luftverteidigung der Stadt außer Betrieb, egal, ob primär oder sekundär, waren die Schilde ausgefallen und vermutlich bis zum Sankt Nimmerleinstag in Reparatur sowie die F-302er-Bahnen vernichtet – jedoch kein einziger Wohnbereich meldete ernstere Schäden. Noch, denn die Wraith konnten sie nun problemlos aus dem Orbit auf den Grund des Meeres bomben.
    Sie hatten genau gewusst, wo sie maximale Wirkung erzielen konnten.
    Langsam ließ sich der Offizier in einen leeren Stuhl sinken, als ihn diese Erkenntnis traf. Sie waren fast Verteidigungsunfähig.
    Seine Stimme zitterte, als er sich an Chuck wendete: „Geben sie mir Sheppard, Athene und Churchill!“
    „Ja, Sir, sofort!“, antwortete dieser und begann zu tippen, wobei er sich ein starkes Grinsen verkneifen musste.

    Auf der Ajax sah es nicht gerade rosig aus – sie hatten das Schiff zwar flicken können, sogar recht gut, das musste man dem Chefingenieur Neptun lassen, aber jetzt hatten sie ein gewaltiges Problem. Viele der Kampfschäden der letzten Schlacht waren nur mit Mühsal, Schweiß, irdischem Lötzinn und Trotz zusammengeflickt gewesen – etwas, was zwar lange hielt, aber nicht unter so starken wie unvorbereiteten Beschuss.
    Athene hatte gerade geschlafen, als die ersten Schüsse der ersten Salve ihr Schiff so dermaßen erschütterte, dass sie aus ihrem Bett fiel und sich danach unter dieses rollen musste, weil ihr Kleiderschrank so zuvorkommend war und sich in ihre Richtung bewegte. Sie hatte sich außerdem bei dem vergeblichen Versuch eines ihrer Crewmitglieder unter einem Stahlträger hervorzuziehen eine böse Kopfwunde zugezogen, was ihre Laune nicht unbedingt besserte.
    Als sie mit der Laune einer schnaubenden Lock auf die Brücke kam, wollte sie irgendjemanden für seine Nachlässigkeit erschießen – aber als sie das Bild sah, welches sich ihr bot, verpuffte ihre Wut schlagartig: Die Brücke war ein rauchendes Trümmerfeld, die Brückenfenster mit mehreren Sprüngen versehen und einige Besatzungsmitglieder lagen am Boden. Ihr war klar, dass das einige wahrscheinlich nicht aus eigener Kraft mehr ändern würden können.
    Einige Sanitäter aus Atlantis und von ihrer Mannschaft bemühten sich eine halbwegs vernünftige Erstversorgung auf die Beine zu stellen, auch wenn die Leute mit den Armbinden, die ein rotes Kreuz auf weißem Grund zeigten, teils ziemlich primitive Mittel verwendeten, so war ihr das Recht.
    An der explodierten und ausgebrannten Konsole des Ersten Offiziers saß, die Beine trotzig überschlagen, einen Arm in der Schlinge und mit einem Verband um den Kopf Demetrius. Er würde so schnell nicht wieder Dienst tun können.
    Er war auch der Erste, der sie sah und bemerkte. Bei einem Empfang auf der Charles deGaulle hatte sie das irdische Prozedere für so eine Situation mitbekommen: Alle ließen ihre Arbeit liegen und nahmen auf den Ruf „Capitaine au centre de commandement!“ Haltung an. In ihrem Bericht, der immer noch am wahrscheinlich brennenden Schwarzen Brett hing, sagte sie, dass sie so etwas nicht auf der Ajax haben wollte, man wisse schon, wer hier wer sei.
    Entsprechend reagierte auch Demetrius, als er locker die Hand hob und mit einer gewissen Selbstironie meinte: „Guten Abend, Athene – wir werden angegriffen!“
    Die Kommandantin des Schlachtschiffs konnte nicht anders und lachte über ihren Ersten Offizier, während sie ihm auf die Beine half. „Schadensbericht?“
    „Es wäre kürzer aufzuzählen, was noch funktioniert, schätze ich.“
    „Gut, was funktioniert den noch?“
    „Noch funktionieren…“, begann eine Stimme vom Eingang – als sie sich umdrehten sahen sie einen mit Maschinenöl, Kühlmittel, Ruß und einer roten Flüssigkeit, wahrscheinlich Blut, beschmierten Chefingenieur. „…tut eigentlich nichts mehr außer den Duschen, den Lampen und den Funkgeräten aus Atlantis!“
    Damit war Athenes Morgen schon gelaufen bevor sie überhaupt richtig ausgeschlafen hatte.

    Im Gegensatz zu seiner antikischen Kollegin hatte Captain James Churchill nicht geschlafen – er hatte in seinem Bereitschaftsraum eine kleine LAN-Party mit Lieutenant Colonel Ronald Bradley veranstaltet.
    Sie waren gerade von einem anspruchsvollen Strategietitel zu CounterStrike gewechselt, als die ersten Einschläge Atlantis und das britische Schiff erschütterten – als sie sich ansahen wussten sie, dass ihnen ein langer Tag bevorstand.
    Als man aus dem Fenster des Bereitschaftraums sehen konnte, wie eine Plasmaladung den Backbordhangar der Britannia durchschlug wussten sie beide, dass sie einen sehr langen Tag vor sich hatten.
    Sofort rannten sie zur Brücke, nur um sich einem halb verbrannten Zombie gegenüber zu sehen, der wie am Spieß schrie – was nicht weiter verwunderlich war, denn der Rücken des Mannes brannte lichterloh und erfüllte die Brücke, die auch nicht viel besser aussah mit einem unheimlichen Glanz. Er überließ es Bradley, der sich auf den Mann war und versuchte, die Flammen auszuklopfen, sich um den Lieutenant zu kümmern und trat direkt ans Brückenfenster, wo er ein an einigen Stellen brennendes Atlantis sah.
    Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken runter, als er daran dachte, dass vor mehr als siebzig Jahren seine geliebte Heimatstadt London – er war ein Kind der Docklands, eines Straßenteils im Osten – ähnlich aussah. Er wünschte sich, er hätte nie diesen Anblick gehabt, von dem sein Vater und sein Großvater, der Cousin eines Großonkels des legendären Sir Winston Leonard Spencer Churchill, ihm erzählt hatten, auch wenn es eine andere Stadt war.
    Er wandte sich mit Mühe von der brennenden Stadt ab und befahl: „Alle Stationen, Schadensbericht!“ Er bemerkte, dass niemand da war, um seinem Befehl Folge zu leisten. Lieutenant Wilcox verbrannte gerade bei lebendigem Leibe, wogegen Bradley alles tat, was in seiner Macht stand, und seiner anderen Brückenoffizierin, Lieutenant James, war eine Konsole ins Gesicht explodiert.
    Sie lagen im Dock, normalerweise war das die Überbesetzung für eine solche Situation, also musste einer der beiden einen Narren am jeweils anderen gefressen haben oder es war Wachablösung gewesen. Sei es wie es sei, dachte sich der altgediente und ehemalige Offizier der HMS Ark Royal, beide werden bald tot sein. So wie wir.
    Er hatte sich längst abgewöhnt auf die Gnade eines Feindes zu hoffen. Der Gedanke erfüllte ihn doch mit Trauer. Unter seinem Kommando standen zweihundertsieben Leute, Piloten und Royal Marines mit inbegriffen, und viele von ihnen waren wahrscheinlich verletzt.
    Mit einer energischen Kopfbewegung verbannte er den Gedanken und setzte sich an die Konsole von Wilcox, sah sich kurz fremden Kontrollen gegenüber und gab dann Befehle ein: Zuerst ein Schadensbericht, dann schiffsweiter Alarm und schließlich eine Notbesatzung für die Brücke. Als er den ersten Befehl eingeben wollte merkte er, dass die Konsole tot war – ebenso wie die Beleuchtung.
    De Facto war die HMS Britannia tot, elektrisch wie auch sehr wahrscheinlich personell.

    Als die letzten Berichte bei Colonel O`Neil eintrafen – er hatte sich zumindest ein Jackett übergeworfen und die Hose umgezogen – war er kurz davor der Nährung durch die Wraith zu entgehen und liebäugelte mit der alten Colt Government, die er von seinem Großonkel zum Eintritt in die Air Force geschenkt bekommen hatte.
    „Pass gut auf ihn auf, mein Junge, ich trug ihn an den Stränden der Normandie und als ich das erste Mal in Paris war!“, hatte er dem angehenden Offizier eingetrichtert. Vier Monate später war der alte Veteran der 4th Infantry gestorben.
    „Sir.“, begann Chuck und riss den Amerikaner aus seinen Gedanken. „Die Wraith haben die zweite Salve in Bereitschaft, das haben wir auf den Sensoren. Wir könnten die ZPMs überladen und alles im Umkreis von vierzehn Parsec schlicht auslöschen.“
    Der Amerikaner sah den Kanadier an und in seinem Gesicht hing Trauer und auch Wut. „Wir haben wirklich keine andere Option?“
    „Nein, Sir.“ Chuck überlegte kurz und kam dann zu dem Entschluss es zu wagen, zu sagen, woran sich sonst keiner zu denken traute: „Oder wir kapitulieren.“ O`Neil wollte gerade zu einer gewaschenen Erwiderung ansetzen, als der Computer wieder piepte. „Wir werden gerufen, nur Audio!“, meldete Chuck.
    „Lautsprecher!“, befahl der Colonel, was Chuck nur zu gerne befolgte. Die Stimme des Colonels war unglaublich fest, etwas, was man ihm nicht zutraute, nicht in dieser Situation. „Hier spricht…“
    Er konnte den Satz nicht zu Ende führen, da ihn die fauchende Stimme einer Wraith-Königin unterbrach: „Es interessiert mich nicht, wie mein Abendessen heißt!“ Chuck schnaubte belustigt – was ihm verging, als ihm klar wurde, dass auch er wahrscheinlich bald selbst als Abendessen in metaphorischen Bauch eines Wraith landen würde. „Ich fordere euch zur Kapitulation auf!“, keifte die Wraith durch den Äther.
    „Okay, Lady, hören sie zu: Ich muss das mit meinen Vorgesetzten absprechen – warten sie bitte.“, antwortete O`Neil immer noch bemerkenswert ruhig. Es war geradezu erstaunlich und gab der Mannschaft im Kontrollraum Hoffnung, dass er einen Plan hatte.
    „Machen sie schnell – ich will meine Weidegründe!“ Knackend, wie wenn ein Knochen brach, schloss sich der Kanal und ließ einen O`Neil zurück, der nicht so ganz wusste, was er wie sagen sollte.
    Er begann aber trotzdem: „Sergeant Harriman, bitte rufen sie unsere Gäste in den Konferenzraum. Doktor Banks, bitte überprüfen sie die Funktionalität der Selbstzerstörungsmechanismen.“ Der Colonel wandte sich kurz ab, nur um sich dann nochmal eines besseren zu besinnen. „Wir werden das schon schaffen!“
    Alle im Raum versammelten nickten, fest entschlossen, zu tun, was getan werden musste – auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass es ihr Leben kosten würde, sehr groß war. O`Neil selbst verschwand kurz um sich komplett des USAF-Teddy-Schlafanzugs zu entledigen und endlich in den Aufzug zu schlüpfen, der einem Colonel gerecht wurde.
    Zehn Minuten später hatte Chuck ein Notizzettel in der Hand, auf dem alles stand, was er wissen musste, um den Colonel zu instruieren. Dieser kam gerade in Uniform angerauscht. Der komplette Ausschuss saß schon auf seinen Plätzen, aber Chuck musste ihn vorher erwischen.
    Er schaffte es auch. Der Amerikaner sah ihm direkt in die Augen, und plötzlich fiel dem Kanadier auf, wie kalt die Augen des Mannes waren. „Also, Sir…“, begann er, „Selbstzerstörung ist primär offline, wir können aber unsere ZPMs überladen – das wäre sogar noch effektiver, laut Doktor Mendez. Zelenka ist nirgends zu finden, wir haben keinerlei größeren Abwehrwaffen mehr, die F-302 der Britannia können nicht starten, Wing Commander Sheridon war da sehr eindeutig.“
    „Die Ajax?“
    „Wie wenn sie mit zweihundert Sachen gegen einen Baum fahren.“ Der Kanadier schmunzelte etwas verloren. „Die Ajax ist auf dem Stand wie vor ein paar Wochen.“, verdeutlichte er noch einmal und O`Neil nickte.
    „Sind unsere Gäste im Konferenzraum?“
    „Der Ausschuss und Premier Radim, beides samt Gefolge.“
    „In Ordnung. Wünschen sie mir Glück!“ Der Colonel lächelte etwas verloren, worauf Chuck symbolisch beide Hände hob und die Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt hatte.
    Der Amerikaner nickte und öffnete die Tür zum Raum. Sofort erstarb darin jedwede Unterhaltung bis auf eine: Generalleutnant Kupferstecher und Generalleutnant Krukov schwätzten mit Radim, jeder der drei schien seinen Spaß zu haben.
    Als O`Neil sich räusperte erstarb auch diese Unterhaltung. „Meine Damen, meine Herren… wie sie sicher mitbekommen haben wurden wir angegriffen – von den Wraith. Es befinden sich momentan zwei Basisschiffe samt Eskorte im Orbit.
    Sie haben uns das Angebot zur Kapitulation übermittelt.
    Sie befinden sich in der eindeutig stärkeren Position, da wir ohne Schiffe, ohne Schilde und ohne Kommunikation, beziehungsweise allenfalls durch das Tor zur Erde, dastehen.
    Ich habe entschieden, dass wir nicht annehmen werden, da sonst der Weg zur Erde offen ist. Es steht ihnen allen hiermit frei, sich nach Hause zurückzuziehen.“, schloss der amerikanische Oberst ernst.
    Kurz herrschte ein Schweigen so allmächtig, dass man das Brummen der ZPMs hunderte Meter unter ihnen hören konnte. Schließlich richtete O`Neill – der General – das Wort an O`Neil – den Obersten – und klang nicht gerade erfreut: „Sie wollen, dass wir verschwinden und sie die Stadt in die Luft jagen?“
    „So kann man es nennen, ja.“, antwortete O`Neil nach kurzem Nachdenken seinem Landsmann.
    „Das ist ein blöder Plan!“, brach es aus fünf Stimmen – den vier Generälen und Radim, der sich schließlich mit einem „Tschuldigung“ zurückhielt.
    „Ich find ihn eigentlich gar nicht so schlecht…“, meinte Winters und hob zaghaft die Hand. Es schien so, als würde er versuchen, die Kontrolle über die Geschehnisse wieder an sich zu reißen.
    „Typisch Brite.“, meinte alle Menschen der Erde, worauf sich Radim ein wenig ausgegrenzt fühlte.
    Dieses Gefühl steigerte sich noch als Captain Churchill und drei seiner Offiziere, einer mit starken Blessuren hereinkamen und der britische Schiffskommandant meinte: „Seien sie vorsichtig mit dem, was sie über uns sagen – Großbritannien hat zumindest noch nie aus der alten ‚Mein Daddy hat gesagt‘-Sache einen Krieg gemacht.“ Kurz hielt der Brite inne und sah die drei Amerikaner in der Runde an. „Zumindest nicht in jüngerer Zeit!“
    „Kenn ich, kenn ich…“, murmelten zwei, von denen man es am wenigsten erwartet hätte – Krukov und Radim. Beide sahen sich kurz an und zuckten mit den Schultern, so synchron als wären sie schon seit Jahren die besten Freunde.
    „Wie auch immer!“, meinte eine Frauenstimme vom Eingang, die einer antikischen Schiffskommandantin gehörte, in die Stille. „Woher kamen sie so plötzlich – hat jemand von euch geschlafen?!“
    „Wir haben keine Ahnung, Athene.“, antwortete Kupferstecher stellvertretend für alle. „Aber dafür sind wir noch bereit, uns gegen eine Invasion zu wehren!“
    „Nichts werden wir tun!“ Die Stimme gehörte General O`Neil, er fuhr mitten in die Parade. Alle musterten ihn verwirrt. „Wir werden kapitulieren!“
    Wieder herrschte Stille, die sich in einem Wort entlud, ausgesprochen von jedem in dem Raum, ausgesprochen in absoluter Fassungslosigkeit: „Was?!“
    „Wir werden kapitulieren und Zeit schinden. Hoffen wir, dass wir bis dahin Unterstützung bekommen werden. Sie werden die Erde verständigen, dass sie die übelsten und besten SO-Soldaten herschicken sollen, die sie innerhalb von zwölf Stunden zusammentrommeln können.“ O`Neil seufzte schwer. „Ich weiß, es ist schwer – aber wir müssen diesen Schritt wagen. Uns in die Luft jagen können wir am Ende immer noch lassen.“
    Kurz dachten alle nach, was das heißen würde. O`Neil war der erste, der das Wort erhob: „Na dann – kapitulieren wir und warten auf die Kavallerie!“

    Keine zehn Minuten später ließ eine Durchsage alle in Atlantis aufhorchen: „Achtung, Atlantis-Expedition, hier spricht Lieutenant General O`Neill! Mit sofortiger Wirkung sind alle Waffen abzulegen – wir haben vor den Wraith im Orbit kapituliert. Die Mannschaft am Westpier führt unsere Gäste bitte in den Kontrollturm. Alle Mann verhalten sich bitte ruhig. Ende.“
    Alle sahen sich gegenseitig voller Bestürzung an: Jack O`Neill, eine Legende des SGC, hatte die Waffen gestreckt und somit ihr Todesurteil unterschrieben. Kurz machte sich Resignation breit – dicht gefolgt von dem Gefühl verraten worden zu sein.
    Als sich die ersten Mobs organisierten kamen sie auf den Trichter, dass ihr Chef einen Plan haben musste – es konnte einfach nicht anders sein. Und sie wussten, dass es nicht anders sein konnte und fügten sich.
    Bis auf die Besatzung der Krankenstation – die den Wraith die Nahrung erhielt, wie es ein Sanitäter ausgedrückt hatte – gaben alle ihre Waffen ab und knieten sich auf den Gängen hin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Für die meisten der Soldaten war es ein demütigendes Gefühl, sich so hinzuknien.
    Alle Menschen bis auf eine Frau freuten sich nicht gerade darauf, Gefangene der Wraith zu sein. Der ein oder andere liebäugelte sogar mit seiner Dienstwaffe, obwohl sich langsam wieder Zuversicht breit machte, konnte man nicht wissen, ob der Plan des Generals aufging.
    Diese eine Frau allerdings freute sich wirklich: Ihr Plan war endlich aufgegangen, Atlantis war in der Hand der Wraith, die Erde würde bald fallen – und dann war es nur eine Frage der Zeit bis die Aushilfsvampire ihr Versprechen wahr machten und ihr halfen, ihrem Volk den rechtmäßigen Platz in der Galaxie zurück zu geben.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

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    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
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    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
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  22. #33
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    Na da haben unsere lieben Aushilfsvampire Atlantis aber eiskalt erwischt!!! Wen ich raten müßte würde ich sagen die geheimnisvolle Frau ist ne Schlange vom Trust. Die lieben Schlangenköpfe haben halt nichtsmehr zu melden seit die Erde in der Milchstraße mal nen bischen aufgeräumt hat. (Die Daedalus lacht ich doch mit ihren Asgart-Waffen und Schilden über nen Hatak kaputt! Das bekommt nichtmal ne Beule ins Schild.)

    Uns blieb ja nichts anderes über als ruhig abzuwarten bis was neues kommt! Da hilft nichts. Ist die Arbeit den wenigstens gut verlaufen?

    LG Heiko

  23. Danke sagten:


  24. #34
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    Tach allerseits!
    Ich hatte heute einen recht ruhigen, beschaulichen Tag, keiner ging mir auf die Nerven (außer unser Physiklehrer, der uns wieder irgendeinen Mist aufgegeben hat, den doch kein Schwein versteht!) und alles war cool.
    Ich habe heute ein Kapitel, muss aber vorher noch zwei Kleinigkeiten erledigen, namentlich Admiral Hipper, Am17, General der RW und Khonsu fürs Danke danken. Ganz besonders Danken allerdings tue ich Heiko_M, für Verständnis (8 Punkte, also nen dreier - ohne wäre ich da nicht mal mit einem rausgegangen... ) und für den Lacher am Abend. Schon die Vorstellung ist etas aburd. Die Erde könnte locker die ganze Milchstraße einnehmen...

    So, dann möchte ich aber nicht weiter auf die Folter spannen!
    mfg,
    Azrael

    P.S.: Spielt eigentlich jemand Travian auf de3?
    -----------------------------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 14: Bedingungslose Kapitulation

    Major Anne Clarke hatte langsam genug. Sie waren jetzt schon gut eine Woche gefangen, wenn man ihrem Zeitgefühl vertrauen konnte. Wenn es mehr war, waren sie wahrscheinlich schon längst aufgegeben worden, wenn es weniger war hatten sie noch Hoffnung.
    Gerade war wieder Olga zum Verhör. Ihre Verhörleiterin dachte offenbar, dass nur weil sie eine Zivilistin war, sie wahrscheinlich früher aufgeben würde. Clarke rechnete ehrlich damit, dass eine ihrer anderen Frauen, wahrscheinlich Grant, eher aufgeben würde, als die Russin, die hart wie Panzerstahl war.
    Zumindest hoffte sie das.
    Ihre Helferin und Sanitäterin tat, was sie konnte, um ihnen zu helfen, länger durchzuhalten – doch bei einer Flucht helfen konnte sie nicht. Sie hatte um ihnen das klarzumachen einen alten Atlantis-Code verwendet: Code Ulan.
    Während der ersten Kooperation mit den Genii hatte man ihnen auch ein paar Codes zugeteilt, die ihre Agenten für genau diese Situationen lernen sollten. Code Gepard hieß, dass sie Unterstützung brauchten, Code Mufasa, dass sie den jeweiligen Anführer brauchten, und Code Ulan war, dass eine Flucht zur gegenwärtigen Zeit unmöglich war.
    Es war genau das, was niemand hören wollte, aber dazu gezwungen war. Clarke ließ sie weiter die Opfer der Folter versorgen, mehr konnte sie nicht tun oder tun lassen. Es war zum verrückt werden.
    Sie hoffte, dass ihre Qual bald ein Ende haben würde. Aufgeben kam nicht in Frage, unter keinen Umständen.
    Es näherten sich Schritte von drei Personen, die eine weitere mit sich zogen. In ihre Sicht kamen die beiden Wächter, gefolgt von Olga, die sie zogen. Die Russin wirkte vollkommen erschöpft und halb tot. Vor vier Stunden hatte sie noch betont, dass das nach einer Flasche Wodka alles nur noch relativ wäre – sie hatten gezwungen gelacht, ohne rechte Belustigung zu empfinden.
    Die vierte Person war ihre Verhörtechnikerin, die bis über beide Ohren grinste. „Wir haben von ihr erfahren was, wir als letztes wissen wollten: Euren Iris-Code!“, verkündete sie. „Wir werden einen Angriff starten, euch aber am Leben lassen – rein zu unserer Belustigung. Wirft sie rein!“
    Die beiden Männer taten wie geheißen, Olga landete direkt vor den Füßen der anderen Frauen. Benommen blickte sie in drei wütende Gesichter. Nach wenigen Minuten waren sie alle weg, die beiden Männer lachten rau.
    „WAS hast du dir dabei gedacht?!“, Clarke wirkte nicht nur wütend, sie war es auch – schließlich hatte sie Hoffnung in die Zoologin gesetzt, dass sie die letzte wäre, die aufgeben würde und vor allem das preisgeben würde.
    „5-42-21569-2194-21124-21406…“, murmelte die Frau, die am Boden lag und plötzlich grinste, was bei den anderen Irritation auslöste. Sie sahen sie einfach nur sprachlos an. „Mein Iris-Code.“
    Die anderen drei waren noch irritierter – Iris-Codes waren nicht so eine wüste Aufzählung von Zahlen. Es war nicht entscheidend, was man eintippte, sondern, in welchem Rhythmus und welche Hand es war – Krukovs Hand, das war nicht das Problem für sie. Ihr Problem war, dass sie selbst an den einfachsten Rhythmen scheiterte, bis auf an einem. Dem von Beethovens Ode an die Freude, dem Schlusschor der 9. Symphonie.
    Schließlich sahen sich die drei Frauen an, Grant griff nach unten um der Russin aufzuhelfen und Kunze meinte lächelnd: „Um mal meinen Lieblings-Fischkopf zu zitieren: Es ist eine Falle!“
    Sie alle wussten aus dem etwas ausgefallenen Musikgeschmack Grants, was das hieß: Mai 1942, U569, U94, U124 und U406.

    Atlantis ist ein kleiner Preis für einen solchen Sieg!, dachte sich die Wraith-Königin.
    Sie war unter ihren Artgenossen als Sonderling verschrien, kleidete sie sich doch in einer ähnlich finsteren Montur wie ihre Offiziere, das wallende, feuerrote Haar zurückgebunden, wie sie es einst von einem ihrer Opfer lernte. Ihre hohen Wangenknochen gaben ihr ein herrschaftliches Aussehen, ihre Figur war nahezu perfekt und das wusste sie auch zu schätzen.
    Sie begleitete auch meistens ihre Truppen, oder was davon nach so manch einem Revierkampf und der Schlacht um Victis Romanis noch übrig war. Es war alles, was im Orbit stand: zwei Basisschiffe, fünf Kreuzer, drei Zerstörer und eine schier riesige Armada an Jägern, zusätzlich dazu eine nicht gerade geringe Anzahl an ausgebildeten Bodentruppen. Aber es wird schon reichen, dachte sie sich, noch lange bevor sie zusammen mit der Verräterin auf Atlantis den Plan fasste, die Stadt zu erobern – mitsamt den dort stationierten Schiffen.
    Ihr Siegesmahl würde ein Festessen werden, sie würde sich an den kräftigsten Männern der Stadt unter ihr laben, die Offiziere, dass hatte ihr ihr erster Offizier versichert, würden mit den schönsten Frauen vorlieb nehmen.
    Es war nicht nur ihr Shuttle, welches begleitet von einer ganzen Alarmstaffel Jäger, den Weg zur Stadt ihrer ärgsten Feinde bestritt, es waren auch noch zwei Dutzend weitere kleine Schiffe. Hunderte von Jägern kreisten wie Geier über einem Stück Aas, erste Stoßtrupps wurden abgesetzt.
    Sie war mitten drin anstatt nur dabei, wie die Wraith endlich ihren Sieg über die lästige Stadt und ihre lästigen Bewohner davontrugen.
    Der Innenraum der Fähre – und besonders das Truppenabteil, in dem sie saß – war ausgerüstet mit modernsten Bildschirmen, die von den optischen Sensoren an den Außenwänden bedient wurden. Die Königin betrachtete den Bildschirm über dem Kopf eines ihrer Leibwächter, der ein atemberaubendes Panorama von Atlantis zeigte. Sie würde diesen Augenblick nicht vergessen, als sie die kleinen Rauchfahnen sah, die von den Stellen der Stadt aufstiegen, die sie bombardiert hatten.
    Sie hatten das Meisterstück geschafft und sie würden es nun vollkommen machen können.
    Die Stadt wurde größer und größer, die Königin genoss weiter den Anblick und dachte an die Verräterin, die zwar immer betonte, keine Wraithanbeterin zu sein, aber doch Respekt vor ihnen zu haben. Sie brauchte die Wraith, und die Wraith brauchten sie.
    Das war auch einer der Gründe, warum sie die erste Angriffswelle begleitete – sie wollte die Verräterin persönlich kennenlernen.
    Mit einem Ruck setzte die Enterfähre auf und die Rampe senkte sich langsam. Der Königin war gar nicht bewusst gewesen, wie lange sie in Gedanken gewesen war. Die gesenkte Rampe gab den Blick auf das Heck einer anderen Fähre frei, aus der die ersten Soldaten strömten, die sich langsam um einen jungen Menschen gruppierten, der auf dem Boden kniete, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Die Wraith richteten ihre Waffen auf ihn, schossen jedoch nicht. Sie hatten diese Geste oft genug bei den Antikern gesehen: Sie hieß, dass der entsprechende Soldat kapitulierte.
    Als die Fähre der Königin bis auf sie selbst und den Piloten leer war stieg sie ganz langsam die Rampe hinunter, auf den Mann zu. Sie war keine, die gerne vor sich hin fauchte oder leere Drohungen aussprach.
    „Wer bist du?“, fragte sie den jungen Mann und legte ihm die Hand auf die Wange, übte aber keinerlei telepathischen Druck aus. Sie würde es wissen, wenn er log.
    „Private Anthony Swofford, Flugabwehrbatterie S-4. Ich soll sie zu Colonel O`Neil bringen.“ Der junge Mann wirkte sehr nervös und er hatte Angst, obwohl er nach Leibeskräften versuchte, sie zu unterdrücken.
    „Gut.“ Sie fauchte etwas auf Wraith und bedeutete ihm, aufzustehen. Swofford tat wie geheißen und führte die Königin und ihre Leibwache in Richtung des Kommandoturms.
    Der Weg war gesäumt von Wraith-Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten, die die Stadtbevölkerung gemäß ihren Anweisungen in Schach hielt. Überall knieten die Menschen mit den Händen hinter dem Kopf. Es war leichtes Spiel.
    Sie hätte nie gedacht, dass es so einfach sein würde.
    Je weiter sie in die Stadt reinkamen, desto häufiger wurden die unbewachten Gruppen, die einfach warteten. Auch sah man hin und wieder ein paar Menschen, die zwar knieten, aber die Hände nicht hinter dem Kopf hatten. Diese hatten meistens komische weiße Stäbe im Mundwinkel, von denen blauer Rauch aufstieg.
    Viele sahen die Waith auch mit Abscheu an. Als sie den Hauptturm betraten sahen sie zum ersten Mal Menschen, die sich um andere Menschen kümmerten, die es offenbar irgendwo erwischt hatte. Ihr Führer sagte ihnen, dass sie praktisch ihre Nahrung erhielten – sie waren Sanitäter.
    Langsam aber sicher sahen sie auch die ersten Antiker.
    Niemand, von den Menschen, die sie bisher gesehen hatten, trug eine Waffe, jeder schien nur zu warten. Zu warten, was da kommen möge.
    Es war der Tod, das konnte die Königin mit Sicherheit sagen.
    Schließlich kamen sie im Torraum an. Dort saßen Gestalten in langen, dunkelblauen Mänteln mit roten Baretten und andere in feldgrauen Anzügen herum, vermischt mit Atlantis-Personal. Auf einer Galerie oberhalb des Raumes standen vier Männer, die offenbar viel wert waren, einerseits, weil sie schon alt waren, andererseits, weil die fünf Männer sich krass von der Masse abhoben.
    In der Mitte der Menschen standen drei Personen, die offenbar die Anführer waren – einerseits ein alter Mann in grünem Overall, ein Mann in blauem Anzug und eine Frau in Uniform der Antiker. Die Königin straffte ihre Schultern und schritt langsam und hoheitlich auf die drei Männer zu.
    „Wer ist euer Anführer?“, fragte sie zischend. Sie konnte nicht anders, weil sie zu solchen Gelegenheiten immer etwas aggressiv war.
    Wie nicht anders erwartet trat der Mann im Anzug vor und meinte: „Das bin ich, Colonel Jonathan O`Neil, ein L. Wie lautet ihr Name?“
    Kurz war die Königin aus dem Konzept gebracht. „Ich habe keinen, den ihr aussprechen oder verstehen könntet!“, fauchte sie schließlich leicht aggressiv zurück. „Wie dem auch sei – ihr kapituliert?“
    „Ja, wir kapitulieren. Unsere Computer-Experten warten oben, damit die Kommandocodes auf sie umgeschrieben werden können.“, antwortete der Mensch und drehte sic h um. „Wenn sie mir bitte folgen würden?“
    Die Wraith bahnten sich einen Weg durch die am Boden sitzenden Menschen und gingen schließlich gemessenen Schrittes nach oben. Die Königin erlaubte es sich triumphierend zu lächeln, sah mit eben diesem Ausdruck zu den Männern an der Veranda, von ihnen sahen alle zurück, einige mit Verachtung, einer neutral, einer eindeutig mit Angst.
    Sie konnte in ihrer aller Herzen sehen, ohne sich groß Mühe geben zu müssen. Sie alle hatten Angst, zwar manche mehr und manche weniger, aber sie hatten sie.
    Schließlich kamen sie im Kontrollraum an, wo eigentlich nur drei Menschen saßen. Einer war ein kleiner, etwas dicklicherer Mann mit kurzgeschorenen, dunklem Haar und einem leicht eingebildeten aber auch verängstigten Blick. Der zweite Mann war auch nicht gerade groß gewachsen, hatte schwarze, kurze Haare und war so bleich wie der erste. Die dritte im Bunde war eine menschliche Frau mit etwas dunklerem Teint und langen, zu einem Zopf gebundenen Haaren.
    Sie alle drei sahen die Königin an, der dunkelhaarige Mann sah ihr sogar in die Augen.
    „Sergeant Harriman“, begann der Colonel, „Bitte löschen sie alle Zugangscodes des regulären Personals und machen sie sich bereit für eine Neueingabe.“
    „Ja, Sir. Doktor Banks, könnten sie mir schnell zu Hand gehen? Ab M.“, antwortete der dunkelhaarige und begann sofort auf seinem kleinen Gerät herum zu tippen. Die Frau lief sofort zu einem weiteren und machte sich daran, zu helfen. Der letzte stand einfach nur da und wartete.
    Auch die Königin wartete, sah mit ihren Männern zu, wie ihre Übernahme vorbereitet wurde. Wieder lächelte sie siegessicher. Bisher war noch keiner ihrer Krieger tot, die Atlanter geschlagen und sie würde allen Wederständen, allen Steinen zum Trotz gewinnen.
    Es war damals schon ein waghalsiges Unterfangen gewesen, die anderen Königinnen zu überzeugen, dass sie Victis Romanis und Atlantis angreifen konnten – dass ihr Plan, der Plan, dass große Teile der Wraith, die an der Aktion teilnahmen, getötet wurden, war so eigentlich nicht mit ihrem Kontakt abgesprochen worden, war aber ein netter Bonus gewesen, vor allem, weil sie so sich ein paar der neuesten Zerstörer und ein weiteres Basisschiff unter den Nagel hatte reißen können. Sie hatte einfach den richtigen Riecher für gute Operationen und die richtigen Entscheidungen.
    Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass es auch so bleiben würde.
    „Fertig.“, meldete der als Sergeant Harriman bezeichnete Mann und sah zu seiner Kollegin. „Doktor?“
    „Fertig.“, bestätigte sie. „Sollen wir auf eine Sprache ihrer Wahl umstellen?“
    Kurz überlegte die Königin. Zwar konnte sie sich verbal gut mit diesen Menschen verständigen, allerdings mangelte es ihr an Kenntnissen ihrer Schrift. Wo sie und die meisten ihrer Offiziere keine Probleme hatten, war die Sprache der Antiker. Sie beherrschten sie in Wort und Schrift, fast so gut, wie ihre eigene Sprache – die zwar fast ein Dialekt war, aber trotzdem merkliche Unterschiede aufwies.
    Die Sprache der Wraith würde der Stadtcomputer unter Garantie nicht beherrschen, also blieb nur die der Antiker. „Schalten sie um auf Antikersprache!“, forderte sie also ihrer Logik folgend.
    Die drei Menschen sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern – eine Geste, die die Wraith nicht so ganz zu deuten wussten – und begannen ihre kleinen, rückständischen Computer vom Hauptcomputer zu trennen.
    Als sie mit allen fertig waren, erhob sich Sergeant Harriman und meldete: „Computer auf Antikisch umgestellt!“
    Die Königin lächelte, ihres Sieges war sich nicht nur gewiss, sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Sie war hiermit die Herrscherin über alle Wraith, auch wenn ihre Flotte nicht unbedingt die größte war. „Gut…“, meinte sie und fixierte die drei Menschen. „Geht zu den anderen. Ab jetzt haben wir hier das Kommando!“
    Die Menschen nickten und machten sich auf den Weg, die Königin drehte sich um und ging zielstrebig, von zwei ihrer Leibwächter gefolgt, auf die fünf Männer zu, die dem Kontrollraum gegenüber standen. Sie spürte, wie sie immer furchtsamer wurden, wie ihre Knie immer weicher wurden – bis auf bei einem.
    Als sie vor der Gruppe stand sah sie jedem einzelnen in die Augen, immer noch ohne eine einzige psychische Beeinflussung vorzunehmen. Bedrohlichkeit und Angst waren viel stärkere Mittel als ihre Schwestern jemals begreifen würden, das wusste sie.
    „Du!“ Sie zeigte auf einen Mann in der Mitte der Gruppe. Er trug einen Anzug ähnlich dem von Colonel O`Neil, war ergraut, nicht ganz so schlank und sah nicht sehr intelligent aus. Aber eine Königin überlebte nicht lange, weil sie jeden unterschätzte – wahrscheinlich war dieses menschliche Exemplar eine Zierde seiner Rasse.
    „Ich?“, antwortete der Mann, auf den sie zeigte. Kurz versuchte er sich unter ihrem Finger weg zu ducken, als wäre er eine ihrer lächerlichen Projektilwaffen. Ihr Finger folgte ihm, bis er das Spielchen aufgab. Es hatte der Königin schon Spaß gemacht.
    „Wer bist du?“, fragte die Königin. Es interessierte sie nicht wirklich, aber sie brauchte einen Anhaltspunkt.
    „Och, ich habe viele Namen!“, gestand der Mann. „Einige meiner Freunde nennen mich Jack, andere O`Neill von Minnesota, aber eigentlich bin ich Lieutenant General Jonathan O`Neill, mit zwei L, Leiter von Homeworld Security.“
    „Meinetwegen, Lieutenant General Jonathan O`Neill, mit zwei L, jetzt bist du mein Gefangener.“ Die Königin sah zu, wie sich die Augen des Mannes vor Überraschung leicht weiteten, während die anderen seiner Gruppe kurz aufatmeten – bis auf einen kleinen, dicklichen Mann mit schlohweißen Haaren. Die Königin zeigte auf ihn und ihr Leibwächter verstand.
    Unter lauten Protesten wurde er zur Treppe gezerrt, die Treppe runter und wurde schließlich dort festgehalten. Der Leibwächter sah zu ihr hoch, die anderen Männer sahen zu ihrem Gefährten. „Die Königin nickte nur geistesabwesend, immer noch die Haselnussfarbenen Augen von O`Neill fixierend. Der Offizier holte ein langes Messer mit gebogener Klinge heraus und schnitt dem Mann langsam die Kehle auf.
    Als der Mann aufgehört hatte zu zucken, sah die Königin O`Neill an und meinte lapidar: „Es ist zwar schade Nahrung zu verschwenden, aber man muss auch klar machen, was man meint, nicht wahr?!“ Der Amerikaner sah sie wütend und auch ein wenig fassungslos an. „Für jeden meiner Männer, der umkommt, werde ich einen der ihren exekutieren lassen.“
    Sie drehte sich auf den Absätzen um und ging einen bestimmten Bereich suchend los, gefolgt von ihren beiden Leibwachen.

    Auf der Krankenstation herrschte heilloses Durcheinander.
    Überall schrien Soldaten, vor Schmerz, aus Wut oder einfach nur, um sich die Qual von der Seele zu schreien. Viele der Ärzte waren im Einsatz, die Schwestern hatten teilweise die Arbeit von Ärzten zu erledigen und auf den Medikamentenverbrauch achtete niemand mehr.
    Doktor Kellers erste Anweisung hatte auch darauf angespielt, denn sie hatte einfach ohne jeglichen weiteren Kommentar gesagt: „Lasst die Formulare liegen – wir haben dafür keine Zeit und am Ende können wir dann immer noch zählen!“
    Sofort hatten sich die Ärzte aufgemacht um zu helfen und zu tun, was sie konnten.
    Ein junger Soldat kam in den Raum getrabt und packte den ersten Angehörigen der medizinischen Abteilung, den er sehen konnte, am Arm. Zufällig war das Keller. „Wir brauchen einen Arzt, Corporal Williamson ist schwer verwundet und liegt unter einem Railgun-Rohr!“
    Keller fackelte nicht lange und ging zum nächsten Medikamentenschrank. Sie bemerkte, dass er offen war und griff einfach rein um zwei Spritzen heraus zu holen. „Corporal, geben sie ihrem Kameraden die.“, meinte sie und lies den Mann mit den beiden Morphiumspritzen stehen.
    Es hatte sie inzwischen solche Verzweiflung unter dem medizinischen Personal breit gemacht, dass sie Leute, die nicht mehr zu retten waren, einfach so viel Morphium gaben, dass sie friedlich einschliefen. Sie waren einfach zu wenige.
    Der junge Soldat drehte sich rum und sah die beiden Spritzen in der Hand an, lief ohne jedweden Blick für seine Umgebung in Richtung Ausgang. Doktor Keller würdigte ihn keines weiteren Blickes, sie hatte jemanden vor sich, vor dessen Gesicht ein Plasma-Geschoss eingeschlagen hatte. Sie versuchte seine Verbrennungen so gut es ging zu versorgen, doch die Ärztin hatte keine große Hoffnung, dass er den nächsten Sonnenaufgang erleben würde.
    Plötzlich wurde es merkwürdig still, nur noch der ein oder andere schrie und stöhnte vor Schmerz – vom Eingang her näherten sich drei Stiefelpaare, die man kaum auseinander halten konnte, da sie sich in absolutem Gleichschritt bewegten.
    Es betraten drei Wraith die Krankenstation, einer davon war definitiv eine Königin, dass wusste Keller. Sie schritt zielstrebig auf sie zu und sagte nur ein Wort: „Mayahuel.“
    „Pulque.“, antwortete sie mit dem Namen des mexikanischen Nationalgetränks. „Ihr habt es also geschafft.“ Zuerst dachten die Leute auf der Krankenstation noch, sie hätten sich verhört, dass die Stimme ihrer Chefärztin plötzlich so tief gerutscht und so künstlich war. „Meinen Glückwunsch.“
    Die Königin erwiderte die kleine Verbeugung und meinte lächelnd: „Ohne euer Geschick, Patecatl, wäre dies nicht möglich gewesen!“
    „Doktor?!“, fragte eine Ärztin, die noch unter Doktor Fraiser im SGC gearbeitet hatte etwas geschockt. Sie hatte niemals direkt mit ihnen zu tun gehabt, aber sie hatte gesehen, wozu sie im Stande waren – und sie hoffte inständig, dass Doktor Keller keinen Goa`uld in sich hatte.
    Die Ärztin drehte sich zu ihr um, lächelte etwas böse und meinte mit glühenden Augen und ihrer tiefen Stimme: „Nicht mehr!“
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  25. #35
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    Dan erstmal herzlichen Glückwunsch zu der bestandenen Arbeit! Und du weißt je: bestanden ist gut und ist ne 2!

    Keller hat die Schlange??? Na da hast du ja was gemacht! Also damit hat glaube ich keiner gerechnet!
    Na wen O`Neill das mibekommt kann die Schlange sich warm anziehn!!! Und wen die Königin wüßte wer O`Neill ist und was er schon alles geleistet hat währe sie sich nicht so sicher mit ihrem Sieg.
    Vorallem da müßten ja noch die beiden anderen Erdschiffe sein! Ich meine die Deadalus sollte mit ihren Asgart-Waffen mit zwei Basisschiffen ja wohl fertig werden wen das andere Schiff die Jäger abfängt. Also niemal zu früh freuen...
    LG Heiko
    Geändert von Heiko_M (11.02.2011 um 16:57 Uhr)

  26. Danke sagten:


  27. #36
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    Guten Morgen!
    Nach einem furchtbar anstrengenden Schultag (*hust*) bin ich froh wieder einigen Leuten danke sagen zu können, namentlich Am17, General der RW, Heiko_M und Khonsu!
    Danke für den Spruch, HEiko, mal schauen ob das meine Mutter bei der nächsten 4+ genauso sieht...
    Aber sind es nicht gerade solche Überraschungen, die eine Geschichte lesenswert machen? Was die Daedalus und die deGaulle angeht, so muss ich leider auf ein bald kommendes Kapitel vertrösten.

    So, dann mal viel Spaß!
    ----------------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 15: Die Königin und die Göttin

    Sie hatten die Durchsage gehört – aber danach zu handeln war für Optia Atalánte eine ganz andere Geschichte.
    Sie würde nicht aufgeben, dass hatte sie ihrem Freund klar gemacht, als sie wütend wegstampfte, um den Kampf aufzunehmen. Sie hatte ihr ganzes Leben in einem Kriegszustand erlebt. An dem Tag, an dem sie ihren Höheren Abschluss gemacht hatte, der sie für den Dienst in der Flotte qualifizierte, hatte es einen Angriff gegeben, sie war evakuiert worden – genau dorthin, wo sie hinwollte. Zur Sparta-Flottenakademie.
    Es war nur so, dass Hancock ihren Kampfeswillen nicht ganz begriff, im Gegenteil, er wollte nicht, dass sie ihren Kopf in einem aussichtslosen Kampf riskierte. Irgendwie fand sie es ja süß von dem jungen Mann, dass er sich sorgte, aber langsam reichte es – besonders, da er sie nun am Arm packte und festhielt.
    „Lass mich sofort los!“ Sie klang nicht nur wütend, sie war es auch. „Tu es nicht und ich ziehe dir die Hoden über den Schädel!“
    „Eigentlich versuche ich schon seit geschlagenen vier Minuten dich darauf aufmerksam zu machen, dass du für den Weg zum nächsten Waffenlager in die falsche Richtung läufst!“, antwortete der Erdling und grinste etwas verloren, als sich die Antikerin verwirrt umdrehte.
    „Woher der Sinneswandel?“
    „Wenn du dich schon umbringen lassen willst, dann mach es wenigstens mit dem richtigen Werkzeug.“
    „Die Argumentation hat was – wohin?“
    Der Marine antwortete nicht verbal, er drehte sich einfach um und bedeutete ihr mit einer Handgeste zu folgen. Der Weg dauerte vielleicht zwei Minuten – So falsch, dachte sich die Antikerin, bin ich nun auch wieder nicht gelaufen!
    Es war ein offenes Geheimnis, dass die Menschen von der Erde in ganz Atlantis kleine, teils unbewachte aber doch gesicherte Waffendepots angelegt hatten. In einem davon befanden sie sich nun, obwohl ‚klein‘ in diesem Falle relativ war.
    In dem Raum lagen und standen mehrere Dutzend Gewehre, Pistolen, Raketenwerfer und andere Waffen der Erde – sogar ein kleiner Mörser war dabei. „Okay, was haben wir hier denn so an Schönheiten…“, hatte Hancock gemurmelt und zu wühlen angefangen. „Du kannst dich noch daran erinnern, was ich dir auf VR beigebracht habe?“
    „Wie könnte ich das vergessen?“, antwortete Atalánte und besah sich die untere Rückfront ihres Partners, der gerade in einer kleinen Kiste wühlte und immer wieder ein paar Sachen in seinen vorschriftkonformen nicht vorhandenen Bart murmelte. „Was machst du da überhaupt?“
    „Uns raussuchen, womit wir die ideale Feuerkraft bei größtmöglicher Beweglichkeit haben.“ Er zog kurz ein Monster von einer irdischen Faustfeuerwaffe aus der Kiste und meinte lapidar: „Die Desert Eagle ist wohl ein bisschen zu groß!“
    „Uns?“ War der nicht gerade eben noch dagegen, dass ich meinen Teil leiste?!, schoss es ihr durch die Gedanken, während sie mit ein wenig Verwunderung die riesige Pistole in den Händen ihres Freundes betrachtete.
    „Ja, wir – ich hab's meinem Alten Herren versprochen, wenn du dich erinnerst.“ Schließlich zog er mit einem triumphierenden Grinsen zwei kleinere Waffen aus der Kiste und reichte ihr eine davon, zusammen mit einem Oberschenkelhalfter.
    Sie fand die Dinger zwar etwas umständlich, konnte sich aber daran gewöhnen. „Dunkel, dunkel… und was jetzt? Ich hab nicht so das Gefühl, dass wir damit weit kommen werden!“
    „Wir sind auch noch nicht fertig mit Plündern!“ Mit einem Lächeln reichte er ihr eine prall gefüllte Einsatzweste, ein paar Munitionstaschen und ein leichtes, aber anscheinend nicht schlechtes Sturmgewehr mit gebogenem Oberteil und einem Zielvisier. „Jetzt sind wir es – wie lautet der Plan?“
    Kurz sah Atalánte ihren Freund an, bevor sie sich wieder ihrer Ausrüstung zuwendete. „Die Flottenkavernen. Wir müssen erst mal an ein Schiff kommen und zum Festland fliegen, dort schauen wir dann weiter.“
    „Zwei Fragen.“ Atalánte nickte. „Was für Flottenkavernen und woher willst du ein Schiff bekommen?“
    „John… ihr seid nicht die einzigen, die auf Atlantis verborgene Depots und Lager angelegt haben!“ Der Amerikaner – die Antikerin hatte eigentlich recht schnell gelernt, was solche Bezeichnungen wie Deutscher, Amerikaner, Schotte oder Chinese bedeuteten und dass sie in der Kultur der Erde recht wichtig waren – sah sie etwas irritiert an. „Ich weiß so was, weil ich in einem früheren Leben mal eine Femina Pollucis war.“
    Jetzt schien der Amerikaner noch verwunderter, was er aber erst mal unterdrückte, etwas, was Atalánte ihm sehr zu Gute hielt. Sie wollte nicht unbedingt erzählen, was eine ‚Frau des Pollux‘ war – ganz zu schweigen davon, was die Pollux-Kommandos waren.
    „Auf geht`s.“, meinte die Antikerin lächelnd und verließ den Raum, während Hancock noch eine Sekunde stehen blieb, und ihr nachsah.
    Ich folg dir, wenn es sein muss, bis an den Rand des Universums…, dachte er sich und ließ den Riegel seines Gewehres zurückschnappen. Die Patrone klimperte beruhigend auf dem Boden, ein Geräusch, welches dem jungen Mann Sicherheit gab, war er doch seit seinem siebzehnten Geburtstag daran gewöhnt. „Oh, ja, das würde ich!“

    Sie waren ein ungleiches Duo, das wussten sie, aber sie waren fast auf dem Zenit ihrer Macht.
    Sie beide liefen wie Gleichberechtigte nebeneinander, die Frau mit dem Götterkomplex auf der einen Seite, die Wraith-Königin auf der anderen Seite. Gerade lachten sie zusammen über einen etwas flachen Witz der Königin. Sie waren wieder unterwegs in den Kontrollraum.
    Dort würde einer der Offiziere der Königin ihnen die aktuelle Lage berichten und danach würden sie schauen, was sie als nächstes tun würden. Doch erst mal bahnten sich die beiden Frauen einen Weg durch die Wraith-Soldaten, die das letzte Personal der Expedition abführten. Viele schienen nicht sehr glücklich, einige wenige hielten sich aber auch mit Stolz und Selbstbewusstsein gerade.
    Beide hatten einen gewissen Respekt für diese Menschen. Andere wurde getragen oder gestützt, als sie abgeführt wurden. In der Göttin rumorte es, war sie doch Patecatl, die aus dem Land der Arzneien, beim Anblick der Verwundeten und Versehrten.
    Sie hielt sich, ähnlich wie ihre Wraith-Freundin, recht schlicht, obwohl sie wieder eine Göttin war.
    Als sie schließlich den Kontrollraum betraten sahen sie einen paar Wraith-Offiziere, die sich von Banks die Funktionsweise eine blauen Apparates erklären ließen, ein paar andere, die mit den Waffen der Menschen der Erde ein wenig spielten – als sie hinsahen erschoss aus Unvorsichtigkeit ein Unteroffizier einen anderen, was höhnisches Gelächter auslöste – und einige taten auch verantwortungsbewusst ihre Pflicht.
    So lobten sich das die beiden Frauen, als sie langsam die Treppe hinaufstiegen, die direkt gegenüber dem Tor auf Höhe des Kontrollraums führte. Sie bogen nach links zu dem kleinen Konferenzraum ab, wo ein Wraith-Offizier schon die Lage ausgebreitet hatte. Als sie eintraten sprang er sofort von seinem Hocker an am äußersten Rand des Tisches auf.
    Die Königin nickte nur vergebend, worauf sich die steife Haltung des Wraith etwas lockerte. Schließlich begann er mit einer beinahe schon melodisch zu nennenden Stimme zu referieren: „Wir haben Atlantis sowie die Schiffe Ajax und Britannia unter unserer Kontrolle. Das entsprechende Personal wird gerade festgesetzt. Ersten Rechnungen und Aufstellungen zufolge gab es bei unserer ersten Salve einhundertzehn Mann Direktverluste, weitere neunundachtzig starben an Verwundungen oder in den mit dem Beschuss einhergehenden Feuern. Unsere Ressourcengewinne belaufen sich auf insgesamt vier Nullpunktmodule, zwei davon bereits in den Hauptstromkreis von Atlantis installiert, über eintausend Menschen, zu großen Teilen von der Erde, sowie die Rümpfe der bereits erwähnten Schiffe zusammen mit ihrer Technologie.
    Unsere Verluste belaufen sich auf ein paar Krieger, die bei Unfällen unserer eigenen Männer ums Leben gekommen sind. Die Tel`tak-Tarntechnologie hat sich als vollkommen effektiv erwiesen. Wir können nun davon ausgehen, dass wenn uns die Atlantis-Sensoren nicht geortet haben, dass wir dann auch für die restlichen Wraith-Stämme unsichtbar sind.
    Momentan befinden sich nach Personalabgleichungen noch etwa ein Dutzend Personen in der Stadt auf der Flucht, Patrouillen und Wachen sind bereits aufgestellt. Der Mann, der sich als Lieutenant General Jonathan O`Neill, mit zwei L, vorgestellt hatte, befindet sich zusammen mit seinen Gefährten in einer gesonderten Arrestzelle. Wir haben sie unter ständiger Bewachung, auch von den Männern, die Patecatl uns zur Verfügung gestellt hatte.
    Die meisten unserer Truppen befinden sich hier, nur ein paar Aufklärer sind noch unterwegs um die Lage zu sondieren, werden aber in diesen Sekunden durch die Sensoren der Stadt abgelöst, die auf weite Strecken immer noch herausragende Arbeit leisten.“ Es war schon immer so gewesen, dass die Wraith die Technologie der Antiker sehr zu schätzen gewusst hatten, aber solch eine Begeisterung hatte die Königin noch nie gehört.
    Die Antiker hatten sicher die besten Systeme in ihre geliebten Stadtschiff gebaut, was ihr durchaus recht sein konnte, schließlich kam das jetzt ihnen zu Gute. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass die Begeisterung ihres persönlichen Adjutanten etwas zu groß war, obwohl er ein Technik-Narr war.
    Ungerührt fuhr der Referent fort: „Die meisten der Menschen scheinen sich nicht damit abgefunden zu haben, einige zogen verborgene Waffen und töteten sich selbst. Ich weiß nicht, ob das von Bedeutung ist, aber diejenigen, die das taten, trugen am rechten Oberarm als Symbol eine kleine weiße Fläche mit einem roten Kreis in der Mitte. Wir verloren dadurch bisher vier unserer…“ Anscheinend suchte er nach einem möglichst schonenden Wort, um dem Menschen in ihrer Dreierrunde alles möglichst schonend zu sagen. „Ähm… Gefangenen.“
    Die Königin konnte nicht feststellen, ob das ihre Verbündete sonderlich krumm nahm, stand sie doch wie ein General neben ihr vor dem Adjutanten und hörte ihm zu, die rechte Hand auf der linken Taille, die linke Hand am Kinn.
    „Oh, der ist niedlich!“, rief eine Frau hinter der Königin und der Göttin.
    Beide fuhren sofort herum der Referent griff sofort nach seiner Pistole, zwei einfache Soldaten kamen herangelaufen, die Betäubungsgewehre im Anschlag. Keiner von ihnen schoss jedoch, weil immer noch der Befehl galt, das Feuer zu erwidern, nicht es zu eröffnen.
    Tatsächlich standen hinter der Königin und der Göttin zwei weitere Frauen und ein sehr alter Mann in einem Rollstuhl.
    Die Königin kannte den Alten von irgendwoher, die scharfen Gesichtszüge, die trotz des Alters gut zu erkennen waren, die stolze Haltung, trotz der Tatsache, dass er im Rollstuhl saß, die ausdrucksvollen, rehbraunen Augen, die sie fixierten wie ein Scharfschütze sein Ziel.
    Die beiden Frauen jedoch wirkten sehr jung, verglichen mit dem Alten – Patecatl erkannte eine, die linke, die in einer wunderschönen, meerblauen Robe mit recht tiefem Ausschnitt und kurzem, leicht strubbeligen, blondem Haar und meerblauen Augen.
    Die andere Frau war beiden komplett unbekannt. Sie war ebenfalls blond und blauäugig, doch ein kleines Stück größer, sie trug eine eng anliegende, weiße Tunika, wie sie einst vor langer, langer Zeit die Antiker getragen hatten.
    Die Königin der Wraith machte vorsichtig einen Schritt auf das ungleiche Terzett zu, von welchem eine der Frauen immer noch den Offizier ansah, der leicht gereizt mit der Zunge schnalzte und weiter seine Betäubungspistole auf die drei unerwartet Neuankömmlinge gerichtet hielt.
    „Wer seid ihr?“, fauchte die Königin. Sie war überrascht und sie mochte Überraschungen nicht, sie machten sie aggressiv. Sie machte sogar etwas, was sie normalerweise nie in der Öffentlichkeit machte: Sie griff in ihren Mantel und zog den Dolch, den sie dort für Notfälle bereithielt.
    Der alte Mann lächelte, kam dann aber wieder zum Ernst der Lage zurück und meinte: „Es ist eine Schande, dass du mich nicht erkennst!“
    Die Königin kannte diese Stimme eindeutig, es war niemand geringerer als der, der die Wraith in der Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften geschlagen hatte, vor so langer Zeit, als der Krieg gerade ausgebrochen und der Mann noch Praefectus Classis Superior gewesen war. Er war Kommandeur der „Furchtlosen Siebten“, der 7. Flotte der Antiker gewesen.
    „Du bist alt geworden, Idomeneus.“, antwortete die Königin mit einem Lächeln. Sie war noch jung, agil und voller Lebenszeit – für eine Wraith. Sie würde ihn im Kampf besiegen können, das war keine Frage, und dann würde sie sich an ihrem Feind nähren.
    „Ja… Balmorra ist nicht so lange her.“ Der Alte grinste und begann aufzustehen. Sofort sprangen ihm beide Frauen zur Seite und wollten ihm helfen, doch er scheuchte sie mit einer forschen Handbewegung weg. Langsam erhob sich der ehemalige Kommandeur der 7. Flotte und später Stellvertreter des PCA, mühsam richtete er sich auf und ging langsam auf die Königin zu, immer gefolgt von den Mündungen der Wraith-Waffen.
    Mit jedem Schritt, den er tat, schienen die Jahre von ihm abzufallen. Aus dem schütteren, grauen Haar wurde wieder das kurze, kräftige, haselnussbraune Haar, welches er als Flottenkommandant getragen hatte, aus dem etwas größer geratenem Bauch wurde wieder das alte Waschbrett, die erschlaffte Haut füllte sich wie die Arme mit neuer Kraft und die Auge wurden wieder scharf wie der Pugio, der Offiziersdolch eines antikischen Soldaten.
    Die Kleidung veränderte sich ebenso. Aus dem ehemals weißen Hemd, welches er als alter Mann getragen hatte, wurde die Wollkombination eines Offiziers der antikischen Streitkräfte, auf dessen Schultern drei goldene Anker blitzten – das traditionelle Abzeichen eines Praefectus Classis Superior.
    Er war wieder der vergleichsweise junge Mann, der mit Stolz sein einziges Kind in die Arme genommen hatte und der seiner Flotte bei Balmorra die nötige Kraft gegeben hatte, sich erfolgreich gegen die Wraith und ihre dreifache Übermacht zur Wehr zu setzen – das hatte ihm die höchste Ehrung eingebracht: Ein Schiff war nach ihm benannt worden, das bei Salamis zerstörte Schlachtschiff Idomeneus.
    „Ihr kennt diesen Mann?“, fragte der Adjutant leicht verwundert seine Königin. Er war noch recht jung, erst viertausend Jahre, und somit kannte er noch nicht die Geschichte, die seine Königin mit dem Antiker verband.
    „Ja, wir kämpften nicht nur gegeneinander, wir trafen uns auch einmal – auf Balmorra V, vor der Schlacht.“ Die Königin lächelte und sah dem Mann und direkt in die Augen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet dich mal wiedersehe.“
    „Oh, ich war grad auf dem Sprung und dachte mir, dass ich mal vorbeischaue – bei meiner Tochter.“ Die letzten Worte sprach er mit einer merklichen Drohung in der Stimme aus. Er war wie viele Antiker bei Bedrohungen für seine Familie sehr schnell aggressiver als ein Wraith nach zehntausend Jahren Winterschlaf und nichts zu essen/nähren.
    Eine der Frauen trat an seine Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ruhig, Ido, ruhig!“
    „Oh, er hat alles Recht dazu, wütend zu sein – aber seine Tochter lebt noch.“, schaltete sich Patecatl ein und trat nach vorne. „Nicht wahr, Colonel Carter?“
    „Jenni, ich dachte nie, dass ich das zu dir sagen würde, aber ich bin enttäuscht.“, antwortete die andere Blondine. Man konnte den Wachen und dem Adjutanten ansehen, dass sie zunehmend nervöser wurden.
    „Und warum?“, fragte die Goa`uld. Nicht, dass es sie wirklich interessierte, aber Carter war hier und wenn sie so etwas sagte, dann musste es schon seine Gründe haben. „Ach, und nebenbei – der Wirt heißt Jennifer Keller, ich bin Patecatl und der Gott deiner Welt.“, schloss sie noch mit einem verwegenen Grinsen an.
    „Eben deshalb – weil du von einem Goa besetzt bist und nichts dagegen tust!“, antwortete Carter. Nach dem kleinen Zwischenfall mit der Tok`ra Jolinar vor so vielen Jahren hatte sie immer die Schlangen spüren können. Mit der Zeit jedoch hatte sich diese Fähigkeit immer mehr abgebaut, bis sie selbst in ihren alten Freunden Bra`tac und Teal`c den Goa`uld nicht mehr spüren konnte.
    „Tja… sie leistet schon Wiederstand nur nicht so effektiv, wie es nötig wäre!“ Patecatl lächelte böse, sah aber dann rüber zur Königin und ihrem alten ‚Freund‘. Beide starrten sich immer noch an.
    Die Königin hatte für ihn eine eindeutige Miene der Verachtung aufgesetzt, was der Antiker nur erwiderte. „Eines Tages – und der Rat der Antiker und alle Aufgestiegenen sollen meine Zeugen sein – wirst du fallen, röchelnd und verwundet wirst du um Gnade winseln! Aber das, was mich am meisten freut, ist, dass dieser Tag wahrscheinlich näher ist, als du denkst!“
    Die Königin hatte langsam aber sicher genug von dem Wiedersehen mit ihrem alten Feind und den anderen, wer auch immer Carter und die andere waren. Sie gab hinter ihrem Rücken ihrem Adjutanten ein Handzeichen, das erste, welches er gelernt hatte, und trat einen Schritt zur Seite. Sofort schaltete der Wraith und eröffnete das Feuer, die Wachen taten es ihm beinahe sofort gleich.
    Die blauen Ladungen flogen einfach durch die Menschen durch, die erste des Adjutanten traf einen Wraith auf der anderen Seite der Halle, der krachend runter fiel und sich das Genick brach.
    Idomeneus lächelte nur und meinte grinsend zur Frau an seiner Seite: „Weckt irgendwo Erinnerungen!“
    „Also bei mir eher weniger!“, antwortete diese und sah zu Carter. „Bei dir?“
    „Wären es Blitze, ja, aber so nicht, nein.“ Auch Carter lächelte, als der Adjutant langsam das Feuer einstellte und die Pistole sinken ließ. „Danke. Bei dem Lärm hört man ja sein eigenes Wort nicht mehr!“
    Die Königin fauchte und sah zu Patecatl. „Was soll das Ganze?!“
    Die zweite Frau antwortete an Stelle der Goa`uld: „Wir sind Aufgestiegene – eure Waffen können uns nicht schaden. Die einzige Waffen hat sie…“ – Die Frau wies mit dem Daumen auf Carter, die die Hand hob und lächelte – „…glorreich ins Nichts geballert.“
    „Hey, das hatte doch funktioniert!“, protestierte sie.
    „Ihr hättet die Ori erpressen können!“ Idomeneus gab der Frau eine Kopfnuss und sah sie an. „Noch nie was von Strategie gehört, oder?!“
    „Zu diesem Zeitpunkt erschien uns das als die beste Option, die wir zur Verfügung hatten!“ Carter sah zur zweiten Frau, die lächelnd den Kopf schüttelte. „Was gibt’s zu lachen, Lantea?“
    „Würde mich eigentlich auch interessieren!“, schaltete sich Idomeneus ein.
    Ein Umstand, der die anderen im Raum ziemlich verwirrte, war, dass sie sie anscheinend komplett vergessen hatten – angefangen von der Goa`uld über die Wraith-Königin bis hin zu sämtlichen Wraith im ganzen Torraum. Die drei Aufgestiegenen waren so sehr in ihren Streit verwickelt, dass sie komplett in ihrer eigenen Welt waren.
    Der Königin wurde dies langsam zu viel und sie schaltete sich mit einem zaghaften „Ähm, Entschuldigung?“ ein.
    „WAS?!“, fragten alle drei ziemlich böse gleichzeitig und sahen sie mit einem Blick an, der sie auf der Stelle hätte töten können.
    „Nun, weshalb seid ihr hier – und könnt ihr nicht euren Streit auf eine höhere Ebene verlagern?“, fragte die Goa`uld anstelle ihrer Kollegin, die leicht irritiert von der Blickstärke dastand. Sie bemühte sich um ein bisschen Freundlichkeit, aber dies lag nicht sonderlich im Wesen ihrer Rasse, etwas, was man beinahe sofort merkte.
    „Ach, das mit der höheren Ebene ist keine gute Idee… Würde nur Blitz und Donner geben.“, Lantea lächelte etwas verlegen. „Naja, es gab sogar mal ein richtiges Unwetter auf der Erde vor ungefähr zweieinhalbtausend Jahren, nahe einem Berg namens Olymp… Das lustige war, dass damals Zeus den Haustürschlüssel seiner Frau verlegt hatte, und die so ausgerastet ist, dass es ein Unwetter gab, was bis in die heutige Zeit seinesgleichen sucht…“
    „Okay…“, antwortete die Goa`uld und wirkte leicht verwirrt, während sich das, was von dem Geist ihrer Wirtin noch übrig war, halb tot lachte. WAS GIBT ES DA ZU LACHEN?!, fragte sie erbost in Gedanken, erhielt aber keine Antwort.
    „Naja, und was den Grund angeht…“, begann Idomeneus und legte eine Kunstpause ein. „Da der Hohe Rat der Aufgestiegenen nicht wünscht, dass Atlantis und all seine Geheimnisse in den Händen von Wraith und Goa`uld landen, hat man uns aufgetragen, die Selbstzerstörung der Stadt unwiderruflich zu aktivieren!“
    Eine weitere Kunstpause folgte, eine die so tief war, dass man die Mäuse in den Wänden der Stadt hätte hören können, wenn denn welche da gewesen wären. „Was?“, fragte die Königin etwas überrascht, verwirrt und auch verängstigt. Im Gegensatz zu vielen ihrer Schwestern hing sie an ihrem Leben.
    „Drei Minuten Countdown?“, fragte Idomeneus seine Begleiterinnen und ignorierte die Königin vollkommen. Als sie zustimmend nickten, schnipste er einmal in die Finger.
    Ohne Zeitverzögerung begannen die Sirenen der Selbstzerstörung in der ganzen Stadt zu heulen, Wraith wie Menschen sahen sich verwirrt an, da außerhalb des Torraums keinerlei Kenntnis von den Besuchern herrschte. Die Wraith waren nicht gerade für ihren Buschfunk bekannt und die Menschen hatten keine Optionen mehr dazu.
    „Also, wie sagt man doch bei euch auf der Erde, Colonel Carter? Time to say Goodbye?“, fragte Idomeneus und sah zur Blondine. Die nickte nur. „Also dann – auf nimmer-wiedersehen!“
    Ein heller Lichtblitz erfasste die drei und sie waren weg. Die Königin und die Göttin sahen sich an. Der Folgende Wortwechsel begann bei der Göttin und bestand aus insgesamt zwei Worten: „Flucht?“ – „Flucht!“
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  28. Danke sagten:


  29. #37
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    Man sind die Drei Göttlich!!! Ich hab fast unterm Tisch gelegen vor lachen. Dein Humor wahr ja schon im ersten Ajax-Teil super. Hoffe du bringst noch mehr solche Brüller.

  30. Danke sagten:


  31. #38
    Kommandant CruRon 07 Avatar von Admiral Hipper
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    Genial! komme kaum noch aus dem lachen raus und eine königin die zaghaft "Ähm, Entschuldigung" sagt würd ich liebend gern mal sehen

  32. Danke sagten:


  33. #39
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Oh, eine "Göttin" und eine Königen, was für ein Gespann.
    Aber das Antiker Gespann ist umj längen besser.
    Die Japaner sind doch nciht etwa alle Samurai,das die selbst Mord begehen?
    Warum müssen die Aufgestigenendenn die selbst zerstörung Aktivieren?Können die sie denn nicht einfachwieder deaktivieren, wenn die Königen und die "Göttin" weg sind?
    Weißt du was michaber irritiert ist,das Atlantis die besten Sensoren der Pegasusund der Milchstraßé hat, aber keine Getarnten Schiffe entdecken kann. Das hat Anubis doch auchgeschaft und der hatte nur einen teilkAntiker Technologoir?
    Ansosnten super Kapitel.

    Lg AM17

  34. Danke sagten:


  35. #40
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten Tag, alle miteinander und ohne einander!
    Ich hoffe, dass ihr alle eine schöne Woche hattet - meine kann im positiven Sinne nur schlimmer werden!
    So, ich will jetzt aber keinen Smalltalk machen, ich möchte mit stolz verkünden, dass ich Kapitel 4 von Ajax 3 (bisher noch kein Titel) schon am schreiben bin - aber fragt nicht, wann die Sache losgeht! Wir haben da alle unsere Erfahrungen mit!

    So, dann mal nett und brav, wie ich bin, auf die Review geantwortet:
    @Heiko_M: Danke, ich hatte damals diese Szene im Kopf und musste sie aufschreiben, es ging nicht anders!

    @Admiral Hipper: Da bist du nicht der einzige!

    @Am17: Samurai? Und wo hab ich was von Selbstmord drin? Ich habs grad nochmal zur Sicheerheit überflogen und nichts gefunden... aber sei es wie es sei:
    Fragen 1+2: Lass dich überraschen, mein kritikfreudiger Freund!
    Frage 3: Sagen wir es so: Ich hatte vor, es eines Tages von McKay mit "Tarnvorrichtung ist nicht gleich Tarnvorrichtung!" erklären zu lassen - und nein, nicht in Ajax 3!
    Danke!

    Alle nochmal ein herzliches Danke und lichten wir den Vorhang!
    Azrael
    --------------------------------------------------------------------------

    Kapitel 16: Alte Feinde und neue Bekannte

    Die Genii waren zu großen Teilen abgezogen.
    Es waren vielleicht noch zwei Dutzend Genii von einst vierhundert da, die die Gefangenen und die Ausgangsbasis aller Operationen der Genii-Separatisten bewachten. Außerdem wartete noch der weggeputschte Staatschef Cowen in der Basis, zusammen mit seiner acht Mann starken Leibwache.
    Der Rest war alles auf dem Weg zum Sternentor, um Atlantis anzugreifen und zu erobern – die Stadt gehörte rechtmäßig ihnen, der stärksten menschlichen, indigenen Macht der Pegasus-Galaxie.
    Für Myram, die Sanitäterin, war es zwar ein bedauerlicher Verlust an gefallenen Brüdern – aber immer noch an Brüdern. Ihre Kameraden würden an der Verteidigung von Atlantis scheitern, da war sie sich sicher.
    Sie wusste aber, was ihr das für Möglichkeiten bot. Sie begleitete die Invasion nicht, was eigentlich mehr Glück als Verstand gewesen war.
    Vielleicht aber auch nur, weil sie die einzige weibliche Sanitäterin der ganzen Separatistengruppe war und sie zumindest noch um so etwas wie Anstand verfügten.
    Sora war zwar mit der Invasionstruppe unterwegs, aber das tat der Genugtuung, die sie am Ende wahrscheinlich verspüren würde, keinen Abbruch. Sie hatte es sich angewöhnt, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Pistole unter dem Kopfkissen schlief – und mit einem Messer in der Hand.
    Die Sanitäterin war nicht nur immer noch eine Angehörige ihrer Streitkräfte, sondern sie war auch Spionin – sie wusste, wann sie sich absetzen sollte.
    Und für sie war der Zeitpunkt definitiv gekommen.
    Groban und Haskeer waren die beiden Zellenwächter, deren Namen wirklich ihrer Persönlichkeit entsprachen. Die beiden standen – oder besser gesagt saßen – in ihrem kleinen Wachzimmer an einem Tisch, direkt die schwere Gittertür mit halben Stift im Auge, und spielten Karten.
    Myram mochte die beiden nicht, sie waren weder freundliche Zeitgenossen noch waren sie überhaupt Zeitgenossen, die man in irgendeiner Form mögen konnte. Es hieß, dass die beiden sehr viel und gerne für den verstorbenen Kommandanten Acastus Kolya gearbeitet hatten.
    Trotzdem versuchte sie zumindest neutral zu ihnen zu sein. „Guten Abend – ich muss zu den Gefangenen, Verbände wechseln.“
    Beide sahen von ihrem Kartenspiel auf und musterten sie von oben bis unten. „Warum?“, fragte Haskeer, der mit dem langen, aristokratischen Gesicht.
    Myram tat so, als würde sie kurz überlegen. „Weil sie… gewechselt werden müssen, wenn sie überleben sollen?“
    „Warum? Sollen sie denn noch weitere… Befragungen überleben?“, fragte Groban. Das war die längste Aussage, die Myram je von ihm gehört hatte – im Allgemeinen galt der Soldat nicht als sehr gesprächsfreudig – außer man hatte das Pech, ihn als Befrager zu haben.
    „Ich würde mal sagen – schließlich werden die wahrscheinlich jede Menge über Atlantis wissen, wovon wir nur träumen können!“ Die Sanitäterin lächelte siegessicher.
    Beide Soldaten jedoch sahen sich an und meinte einstimmig: „Nein.“
    Wenn Myram ehrlich war, hatte sie damit schon gerechnet, nur sie hatte es nicht gehofft.
    „Gut, dann eben anders.“ Beide Soldaten ließen den Blick zu ihr schnellen und sahen zwei Wurfmesser, griffen nach ihren eigenen Schusswaffen, waren aber nicht schnell genug. Jedes der Messer durchbohrte den Schädel und trat auf der anderen Seite wieder aus. „Idioten.“
    Schnell tastete die Spionin in inoffizieller Funktion nach den Schlüsseln, griff sie sich und nahm noch die beiden Handfeuerwaffen der beiden Soldaten. Danach schaute sie verstohlen aus dem Wachstübchen und sah niemanden.
    Sie huschte zu den Zellen und sah sich vier Frauen gegenüber, die sie neugierig musterten. „Was denn, heute ohne Köfferchen und Begleiter?“, fragte die, die offenbar ihre Anführerin war, belustigt, während die Genii das Schloss ihrer Zelle öffnete.
    „Ja, heute sind Flügelhusaren unterwegs!“, antwortete die junge Frau und lächelte, als sie bemerkte, wie die vier sie verwundert ansahen. „Wir sollten uns beeilen! Sind sie kampffähig?“
    „Soweit ja.“ Die Frauen in der Zelle erhoben sich, wobei die am hintersten Ende des Raumes, die, die es am schlimmsten erwischt hatte, stöhnte und ächzte. „Wer sind sie überhaupt?“
    „Myram, Vierte Genii-Geheimdienstabteilung. Und ihr?“ Die Genii reichte den Atlantis-Frauen die beiden Waffen von Groban und Haskeer. Mit geübten Griffen überprüften sie sie und kamen anscheinend zu dem Schluss, dass sie in Ordnung waren.
    „Clarke, Kunze, Grant und Krukov.“ Die Anführerin hatte auf jede ihrer Kameradinnen gezeigt und bei sich begonnen. Sie selbst trug jetzt eine Waffe. „Wann geht es los?“
    „Am besten sofort!“
    „Wir sollten vielleicht unsere eigene Ausrüstung noch einsammeln – wir brauchen zum Beispiel das GDO.“ Die Anführerin sah sich kurz unter ihren Gefährtinnen um und erntete nur nicken. „Mit wie vielen Feinden haben wir zu rechnen?“
    „Mit etwas Glück weniger zwei Dutzend. Zwei sind auf jeden Fall schon mal tot.“
    „Na, dann…“, begann Krukov und sah sie an. „Jemand einen guten Schlachtruf auf Lager?“ Nur Kopfschütteln erntete sie und sie antwortete mit einem Schulterzucken und einem auf Russisch gemurmelten „Für Mutter Heimat!“
    „Auf geht’s!“, meinte Clarke und führte mit vorsichtigen Schritten die Gruppe raus.
    Die Sanitäterin sicherte mit nach vorne, Grant sicherte nach hinten, der Rest der Gruppe hatte die Fäuste zum Nahkampf geballt – gegen Feuerwaffen würde das wahrscheinlich nicht viel ausrichten, aber es gab ein Gefühl der Sicherheit und vertrieb das der Machtlosigkeit.
    Der gesamte Gebäudekomplex war vor allem drei Dinge: primitiv, weil gemauert aus zwar massiven doch weder verputzten noch gut geschichteten Backsteinen, groß, weil die fünf Frauen lange unterwegs waren, und leer, weil sie niemanden trafen.
    Es war wie ausgestorben – die meisten sollten sich in dem Geländeobservatorium, einem kleinen Hochstand mit modernster Überwachungstechnologie, und oder der Funkzentrale befinden. Doch beide waren wie ausgestorben.
    Erst vor dem Ausrüstungslager, in dem alles an Schießeisen, Funkgeräten, Sanitätsausrüstung und sonstiger Ausrüstung lag, stand die obligatorische Wache mit der Maschinenpistole. Die Wache war an die Wand gelehnt und hatte sich die Mütze tief ins Gesicht gezogen.
    Entweder schlief er oder er tat nur so – in beiden Fällen musste er weg.
    Die Sanitäterin fackelte nicht lange und schritt auf den Soldaten zu, die Waffe hinter dem Rücken verborgen. Sie erwartete, dass er jede Sekunde reagieren würde und nach dem Protokoll die Waffe hebend sie fragen würde, was sie am Ausrüstungslager zu suchen hatte. Er reagierte jedoch nicht, nicht, als sie auf ihn zuschritt, nicht, als sie ihn ansprach, und nicht, als sie seine Mütze anhob.
    Ihr wurde klar, warum der junge Soldat – eigentlich ein recht netter Mann namens Alfray, den sie sich schon zumindest auf die Liste gesetzt hatte – ihr nicht antwortete: Wären Vögel da gewesen, hätte sie eine logische Erklärung dafür gehabt, warum sie nur von den leeren Augenhöhlen angestarrt wurde und nicht von lebendigen, braunen Augen.
    Doch egal warum – Alfray war tot. Sehr tot sogar, und das schon mindestens ein paar Stunden wenn sie sich richtig an den Unterricht in Leichenkunde während ihrer Ausbildung erinnerte. Der junge Mann fiel nach links, von der Tür weg. Die Atlantis-Frauen rückten nach.
    „Egal wie sie das so schnell hinbekommen haben – sie müssen mir unbedingt zeigen, wie das geht!“, meinte Clarke und besah die Leiche. „Trophäen sind zwar nicht mein Stil, aber…“ Als sie von der Leiche aufsah und die Sanitäterin fixierte, bemerkte sie, dass sie Tränen in den Augen hatte. „…Hey, was ist denn, Kleines?“
    Zwar war das eine sehr freundschaftliche Reaktion, als die Frau aus Atlantis sie in den Arm nahm und sie an sich zog, aber sie dachte, dass sie der Genii etwas schuldete – schließlich hatte sie dafür gesorgt, dass sie überlebten. Die Amerikanerin kam nur ihrer Pflicht als Teamführerin nach und sorgte dafür, dass ihr Team einsatzbereit blieb.
    Währenddessen hatte sich der Rest in den Lagerraum begeben und sicherte ihn. In dem Raum standen ziemlich viele Tische und Schränke, die meisten leer – was soweit nicht weiter verwunderlich war, schließlich war ein Angriff im Gange. Ihre eigenen Waffen fanden sie in einem gesonderten Bereich sofort. Sie waren in mehreren Kisten und Schränken, zusammen mit dem ganzen Rest ihrer Ausrüstung, neben einem großen, zylindrischen Objekt, welches nach einem nicht sehr netten Gegenstand aussah.
    „Major Clarke!“, rief eine der Frauen nach draußen. „Wir haben alles und noch mehr!“
    „Was haben wir denn?“, fragte die Frau, als sie bei ihren Kameradinnen war und sich gerade die Einsatzweste anzog. „Einen Grund, warum der Junge da draußen tot ist?“
    „Naja, das nicht gerade!“, gestand Krukov, grinste aber wie ein Honigkuchenpferd, „Dafür aber eine Atombombe!“
    Kurz herrschte Schweigen, die drei Frauen von Atlantis sahen von ihrem Major zu Myram und zurück. „Was?!“, fragte Clarke leicht entsetzt – das letzte Mal hatte sie als junger Lieutenant mit Atomwaffen zu tun gehabt, als ihre 101st ein paar Atombomben nach Colorado Springs eskortieren sollte.
    Zwar hatte man damals nicht die ganze Division – was auch ein bisschen auffällig gewesen wäre – eingesetzt, aber es waren doch ein paar Teileinheiten eingesetzt worden, unter anderem ihre Kompanie. Sie hatten damals über achtzig Meilen Feldweg Verantwortung für ein halbes Dutzend Atombomben getragen, von denen jede einzelne genug Sprengkraft und Zerstörungsradius hatte, um New York oder Washington in einen Beta- und Gamma-Verstrahlten Bereich verwandeln zu können.
    Sie hatten aber ihren Job erfüllt und den LKW mit den ‚Sturmgewehren zur Verschrottung‘ – so lautete die Tarngeschichte – sicher nach zwei Tagen komplett innerhalb des Zeitrahmens ans Ziel gebracht.
    Damals war in der Nacht ein Foto von ihr entstanden, was ihr beinahe den Kopf gekostet hätte: Sie saß darauf mit einem Cowboyhut und sonst sehr wenig Stoff am Leib rittlings auf einer der Bomben. Ihr damaliger Colonel hatte es mit Humor genommen und eine Werbekampagne vorgeschlagen, mit dem Bild und ein paar kleinen Montagen – zum Beispiel einem großen US-Army-Schriftzug und ein paar Veränderungen an ihrem Äußeren – sowie der Bildunterschrift „Fühle die Macht zwischen den Beinen!“ in den Hauptrollen. Nach dessen Plan sollte es vor allem Frauen anlocken.
    Clarke hatte damals nicht eingewandt, dass die wenigsten Frauen darauf eingehen würden, doch sie hatte Colonel Crittendon seinen sexistischen Quotenscherz machen lassen – vielleicht auch weil das Damoklesschwert kein Schwert mehr war sondern eine ausgewachsene Streitaxt.
    Schon in den frühen neunziger Jahren waren die Atomwaffen aber schon weit kleiner gewesen als das Genii-Ding vor ihnen – schließlich war sie damals nicht auf der Bombe selbst sondern auf der Sicherheitshülle gesessen.
    Laut Clarkes Schätzung brachte man maximal fünf von den Dingern ohne irgendwas an Bord eines LKWs. Bei ihrer kleinen Eskorte waren ein halbes Dutzend Atombomben und beinahe dreißig Kisten mit alten M16A1-Sturmgewehren auf der Ladefläche gelegen und sie hatten immer noch Platz gehabt.
    „Leute, in mir reift gerade ein richtig perverser, kleiner Plan!“, meinte die Kreischende Adlerin und besah sich die Massenvernichtungswaffe von allen Seiten. „Wie machen wir das Ding mit Zeitzünder scharf?“
    „Kommt drauf an!“, antwortete Myram und trat zu ihr, während die anderen den Raum abriegelten. Jeder, der versuchen würde, in den Raum zu kommen, würde blei bekommen, und zwar jede Menge davon.
    „Worauf?“
    „Wie schnell die Zeit um sein soll. Ich weiß nur, wie man einen Countdown von vier Stunden einstellt!“ Die junge Frau besah sich die Vorrichtung. „Oder natürlich eine Funkzündung, was ich vielleicht bevorzugen würde.“
    „Gehört das zum Spionagehandwerk bei euch?“, meinte Clarke und schnaubte, „Wie mache ich eine Atombombe scharf?“
    „Nicht ganz.“ Kurz verschwand die Sanitäterin mit Händen und dem Kopf in der Bombe, die versuchte ein Genii-Funkgerät mit dem Zünder zu verbinden. „Jede Genii-Bombe, ob konventionell, atomar, chemisch oder biologisch, hat genau den gleichen Zünder. Das erleichtert die Einarbeitung.“
    „Kann ich mir vorstellen.“, kam es von Krukov, die mit einem halben Ohr mitgehört hatte. „Aber ist das nicht gefährlich – was zum Beispiel, wenn ein Feind eine eurer Atombomben entschärfen kann?“
    „Die meisten Völker würden es nicht können – sie kennen nicht die Prinzipien der Kernspaltung. Aber es gibt schon das ein oder andere, welches vielleicht in der Lage wäre.“, gestand die junge Frau und zog ihren Kopf aus der Bombe und schnappte sich ein weiteres Funkgerät. „Fertig. Wenn wir ein Genii-Funkgerät auf einer bestimmten Frequenz betätigen wird die Bombe sofort gezündet.“
    „Ich hoffe, dass das nicht die Frequenz von ihrem Lieblingsradio ist!“, meinte Clarke und lächelte. Die anderen machten sich psychisch abmarschbereit.
    „Radio?“
    „Okay, lange Geschichte!“ Clarke schulterte ihre vertraute und geliebte P90 und rief: „Abmarsch!“
    Wie Geister huschten sie durch die verlassenen Gänge, deckten sich gegenseitig, ließen keinen Moment in ihrer Aufmerksamkeit nach, sahen sich aber immer noch sehr genau um. Sie wussten nicht wieso, aber vielleicht konnten sie noch den ein oder anderen nützlichen Gegenstand bergen – man wusste nie.
    Sie trafen auf niemanden, nicht mal Leichen fanden sie noch. Alles war still, so als wäre die Welt während ihres kleinen Intermezzos in dem Genii-Komplex gestorben. Es konnte aber auch ebenso gut eine Falle sein, die im ersten Moment der Unachtsamkeit zuschnappte.
    Alles das wollten sie nicht riskieren, nicht, wenn sie schon so nah an ihrem Ziel waren: Freiheit.
    Nach einiger Zeit hatten sie Tageslicht gesichtet – einen langen, goldenen Streifen abendlichen Lichts, welches durch den Ausgang hereinfiel. Alles deutete darauf hin, dass sie entkommen konnten, als Clarke um die Ecke lugte.
    Sie sah den Ausgang, der ihr wie die Pforte in den Himmel erschien – und eine nicht gerade kleine Ansammlung von Tieren.
    „Krukov! Das sollten sie sich ansehen!“, meinte Clarke und schaute nach hinten – auch dort hatten sich Lebewesen breit gemacht, die eindeutig keine Menschen waren.
    Die Gefährtinnen der Amerikanerin hatten die Waffen gegen die Fremden erhoben. Diese gingen wie Menschen auf zwei Beinen, hatten zwei Arme samt Hände, in denen bei einigen Langbögen, bei anderen primitive Schwerter oder Speere lagen, und sahen auch sonst größtenteils menschlich aus, hatten nur anstatt eines normalen Kopfes den eines Ziegenbocks, teilweise mit sehr langen Bärten.
    Die Wesen sahen nicht so aus, als wären sie freundliche Zeitgenossen.
    Clarke sah ihre Pflicht als Aushilfsdiplomatin gekommen und hob die Hand.
    „Hallo.“, meinte sie und lächelte. Die Wesen reagierten nicht. „Ähm, ich bin Major Anne Clarke, aus Atlantis, dies sind…“
    Als sie gerade ansetzen wollte, ihre Begleiter vorzustellen, trat eines der Wesen mit besonders langem Bart vor und begann zu meckern, wie es Ziegen gerne und häufig taten. Nach einigen Sekunden stimmten die anderen mit ein, bis der erste eine sehr forsche Handbewegung nach hinten machte.
    Sofort verstummten die anderen. „Major Anne Clarke!“, donnerte er mit dunkler, aber verständlicher Stimme, die im Gang ein unheimliches Echo erzeugte. Den Menschen lief es kalt den Rücken runter und sie wagten es nicht, sich zu rühren. „Dies ist Gebiet der Satyrn!“
    Clarke sah, dass sie sich und vor allem ihre Kameradinnen verteidigen musste. Erst später sollte ihr aufgehen, dass sie es genau auf dem falschen Wege getan hatte. „Wir wurden von einem Volk namens Genii gefangen genommen und hierher verschleppt – es tut uns sehr Leid, dass wir euer Gebiet verletzt haben, ehrlich, aber wir tragen keine Schuld!“
    Die Satyrn brachen in höhnisches Gelächter aus, was der Vorsprecher sofort wieder unterband. „Wenn ihr Gefangene wart – wieso führt ihr dann einen Feind mit euch?“
    „Das ist Myram.“, antwortete Clarke und legte der Genii eine Hand auf die Schulter. „Sie ist nicht mehr unsere Feindin, denn sie hat uns bei der Flucht geholfen.“
    „Also gebt ihr euch mit einer Verräterin ab?“, donnerte der Mann – hinter ihm setzte wieder Gelächter ein, welches er diesmal nicht unterband. Er schien es sogar zu begrüßen.
    „Ruhig bleiben, Mädels!“, raunte Clarke und sah über die Schulter zu ihrer restlichen Gruppe.
    Ihr stockte der Atem, als sie sah, dass sie ihre Waffen auf einen ausgewachsenen Braunbären gerichtet hielten, der einfach nur in ihrem Weg saß. Sie wandte sich wieder an ihren Gesprächspartner: „Ich denke, sie würde ‚Spionin‘ bevorzugen. Und wir alle würden es bevorzugen, einfach gehen zu können, ohne Probleme und ohne, dass irgendjemand verletzt oder gar getötet wird!“
    Diesmal gab es kein Gelächter – stattdessen zischte ein Pfeil dicht an Clarkes rechtem Ohr vorbei und landete klappernd weiter hinten in ihrem Rücken. Den Bär hatte es nicht getroffen.
    Der Vorsprecher schien zu überlegen. „Menschin, du und deine Gefährtinnen, ihr habt einen Tag Zeit, diese Welt zu verlassen – geht nach Atlantis und verbreitet dort die Kunde, dass Balmorra eine Welt der Satyrn ist!“
    Hinter ihm brach Jubel aus, er ließ die Massen feiern, bis er nach etwa einer Minute die Hand hob und laut und deutlich sprach: „Sollte sich jemals ein Mensch hierher oder auf eine unserer anderen Welten begeben, ohne vorher von uns eingeladen worden zu sein, wird dieser gejagt, gefangen und auf dem nächsten Sklavenmarkt verkauft – dies blüht auch euch, solltet ihr bis in einem Tag nicht diese Welt verlassen haben! Und vergesst nicht: Wir stehen mit der Natur im Bunde!“
    Clarke konnte nur nicken. Sollten sie es nicht schaffen, würden sie ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen, dafür würde sie schon sorgen. Unter dem großen Jubel der restlichen Satyrn bewegte sich der Bär zur Seite, die Wölfe, die unter den Eingangswachen ein regelrechtes Blutbad angerichtet hatten, hatten sich zu einer Art Ehrenspalier aufgestellt.
    Langsam gingen die Frauen unter den wachsamen Augen der Satyrn und ihrer restlichen Bewacher nach draußen und sahen sich um. „Und wo liegt jetzt das Tor?“, fragte Clarke niemand bestimmten. Die Satyrn reagierten mit Gelächter.
    „Hier lang – und wir sollten uns besser sehr beeilen!“, meinte Myram und führte sie zu einem recht breiten Feldweg, der sich in den Wald schlängelte. Clarke wusste nicht woher, aber sie hatte ein ganz mieses Gefühl.
    Ohne jedwede Absprache waren sie sich einig, dass die Genii-Separatisten de facto vernichtet waren. Ob sie es wollten oder nicht, aber die Satyrn hatten etwas damit zu tun – zwar schienen sie nicht sonderlich hoch entwickelt, aber sie hatten eindeutig Ortskenntnis und ein sehr großes Geschick im Umgang mit ihren Waffen.
    Clarke würde es nicht aussprechen, aber es konnte wahrscheinlich recht unangenehm mit diesen Zeitgenossen werden, sollten sie mit ihnen bewaffnet aneinander stoßen. Ihr einziger Trost aber war, dass es den Wraith und den Genii wahrscheinlich sehr ähnlich erging.
    Auf dem Weg zum Tor passierten sie mehrere Patrouillen, die sie unverhohlen und voller Hass musterten, sie aber sonst in Frieden ziehen ließen. Die meisten waren mir bronzenen und kupfernen Kurzschwertern sowie mit Bögen ausgerüstet, gepanzert waren sie mit Lederwämsern – im Falle falls hätten sie im offenen Feld keine Chance gegen die Feuerwaffen der Erde.
    Wahrscheinlich würden die fünf Frauen aber nicht auf offenem Feld oder auch nur einer Lichtung gestellt werden. Clarke musste damit rechnen, dass sie in einem Hinterhalt auf dem Weg geraten würden, mitten im Wald – sie würden keine Chance haben.
    Immer wieder trieben sie sich gegenseitig an, marschierten bis tief in die Nacht. Komischerweise marschierten sie eine Zeit lang wirklich im Gleichschritt, die drei Amerikanerinnen in strenger Formation, die Russin hinterdrein in russischer Art – nicht im Stechschritt – und die Genii zwar im Gleichschritt aber weder hinter noch auf gleicher Höhe wie die Amerikanerinnen.
    Langsam brach der Morgen an und keine der Frauen dachte an eine Pause oder ein Nachtlager – sie marschierten und wanderten einfach weiter, selbst als sie auf Patrouillen stießen, die sie immer noch nicht angegriffen hatten.
    Clarke war kurz davor, ihr Kampfmesser zu ziehen und die Spannung damit zu zerschneiden, aber sie wagte es nicht. Stattdessen verstärkte sie ihren Griff um die P90, wo sie ein leichtes Knacken hörte – sie hörte ihren Großvater, der einmal gesagt hatte „Heute werden einfach keine Waffen mehr für die Ewigkeit gebaut!“ und musste lächeln.
    Es war mitten in der Nacht, als es geschah – ein Pfeil schwirrte lautlos heran und traf Krukov in den Bauch – sie brach betäubt zusammen. Als nächste erwischte es Myram. Die drei Amerikanerinnen dachten gar nicht daran, aufzugeben und warfen sich in Deckung, immer auf der Suche nach Zielen.
    Nicht ahnend, dass ihr Feind sprichwörtlich auch im Dunkeln sehen konnte, ließen sie ihre Taschenlampen ausgeschaltet. Sekunden später sackten auch Grant und Kunze zusammen.
    Clarke stand auf und trat zu ihren Kameradinnen. „Ihr habt versprochen uns bis morgen Abend zu geben!“, rief sie in den Wald. Keine Sekunde später brach auch sie zusammen.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  36. Danke sagten:


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