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Thema: Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja!

  1. #1
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Standard Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja!

    Guten Morgen, meine Damen und Herren!
    Hoffentlich heiß ersehnt kommt es jetzt endlich: Die Fortsetzung zu "Ajax - Victis Romanis"! (URL: http://www.stargate-project.de/starg...highlight=Ajax) Es ist notwendig, Ajax 1 vorher gelesen zu haben!!!
    Über Kritik freue ich mich immer wieder!
    Zur langen Wartezeit: Diese Geschichte ist fertig geschrieben, muss nur noch gepostet werden! (22 Kapitel und zwei mal Klausurenzeit rauben Zeit - und Schule geht vor!)
    Ich hoffe auf Verständnis!

    So, und jetzt viel Spaß!
    Azrael der Kater

    Titel: Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja!
    Autor: Azrael
    Serie: Stargate Atlantis
    Genre: General
    Rating: P12 (von ff.de akzeptiertes Rating)
    Anmerkung des Autors: Lest was drüber steht, denn sonst seid ihr auf dem hölzernen Trampelpfad - als Brett!
    Disclaimer:
    Stargate - Kommando SG-1, Stargate: Atlantis und alle dazugehörigen Bilder, Charaktere und Symbole sind eingetragene Markenzeichen von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), nach der Idee von Jonathan Glassner und Brad Wright.
    Auch wenn ich es mir anders wünschen würde verdiene ich mir mit dieser Geschichte KEIN Geld. Diese Geschichte dient rein alleine dazu, eventuelle Leser zu amüsieren.
    Von Rechtsschritten rät der Autor ab.

    (Wem daran etwas auffällt, der bekommt nen virtuellen Keks! )
    ----------------------------------Vorhang auf!---------------------------------
    Prolog: Good Morning Atlantis!

    Langsam verklangen die letzten Noten, immer leiser drehte sie der Moderator, ein Mann namens Jürgen. Jürgen, von manchen auch nur Jörg genannt, war Schweizer, Wissenschaftler im Bereich der Zoologie und wenn er malwieder nichts zu tun hatte – wie in diesem Moment – Moderator des Projekts 'Radio Atlantis'
    Sie waren ein relativ kleines Team von Menschen, die jeden Tag, an dem sie nichts zu tun hatten, die Verlorene Stadt nach interessanten Geschichten, neuen Erkenntnissen oder einfach nur der nächsten Szene Doktor McKays wenn er keinen Kaffee mehr hatte durchstreiften. Sie machten es gerne, wie die Moderatoren. Den ganzen Tag lang – außer in Krisensituationen wie dem großen Wraith-Angriff vor etwas über drei Jahren – sendeten sie über eine gesonderte Funkfrequenz, auf die jeder Zugriff hatte.
    Auf Wunsch konnte man sich bei der nächsten Bestellungsrunde von der Daedalus ein kleines Radio mitbringen lassen, welches speziell zum Empfang auf dieser einen besonderen Frequenz gebaut war.
    Auf diesem Wege – so die Idee des Initiators des Projekts, Doktor Ignatio Möbius aus dem Diplomatisch-Psychologischen Stab Doktor Weirs – sollten die, die zum Arbeiten Radio brauchten, die, die ohne das Projekt stundenlang auf den Flugabwehrstellungen der Stadt ausharren mussten, oder die, die einfach nur etwas im Hintergrund brauchten und denen das Meer langsam zu langweilig wurde, auch etwas bekommen. Ebenso war damit eine gewisse Erfüllung von Jugendträumen verbunden.
    Wer hatte als kleiner Junge noch nie davon geträumt, in einem Radio-Studio zu sitzen und zu moderieren?!
    Und sie waren sehr erfolgreich mit dem Projekt.
    Ein Dong riss den Moderator aus seiner Starre – es war wieder eine volle Stunde, ein kleiner Stapel Papiere raschelte auf seinem Tisch als Keiko ihm die nächsten Unterlagen vorlegte. Dong bedeutete wie bei der ARD-Tagesschau nur eines: Nachrichten.
    „Good Morning, Atlantis, es ist ein Uhr Mittags Atlantis-Standartzeit – Wachmannschaften, die Hälfte des Tages ist überlebt – beziehungsweise dreiundzwanzig Uhr vierunddreißig Cheyenne Mountain-Zeit am vierten Dezember, hier ist Radio Atlantis und die Nachrichten aus der Pegasus-Galaxie!“, begann der deutsche Moderator routiniert. Er machte das schon seit etwas über einem Jahr teilweise Wochenlang jede Mittagssendung, dann wieder mal nicht oder eine andere Sendung – sie waren relativ variabel.
    „Das Diplomatische Corps darf wieder einen Erfolg vermelden – mit dem Volk der Bith, eine menschliche, frühzeitliche Zivilisation auf P33-7V4, wurde eine Einigung gefunden. Wir liefern Medikamente und Logistische Unterstützung in Form von Harteisenpflügen für Nahrungsmittel und dem wichtigsten Gut überhaupt – Kaffee!
    Die Wissenschaftliche Abteilung kann aber gleich nachziehen. Nachdem die ersten beiden ZPMs, die die Expedition um Hancock und den allseits beliebten Sergeant Harriman – ihr kennt ihn als Chuck, Cad, Chad oder wie auch immer in allen Variationen – gestern Abend eingesetzt wurden, fanden die Doktoren Zelenka und McKay einige interessante neue Spielsachen. Hören sie nun dazu Frank, den rasenden Reporter, direkt aus der Wissenschaft mit Doktor Meredith Rodney McKay!“
    Es wurde ein Schalter umgelegt. Man hörte kurz eine kleine Audiorückkopplung aus einem Radio, welches im Wissenschaftlichen Aufenthaltsraum – dem Mäuselabyrinth der Psychologen – stand und schließlich das knappste und doch aussagekräftigste Statement des Kanadiers, welches jemals gehört worden war: „Ich bring ihn um.“
    Die ganze Stadt wusste, wie sehr der Wissenschaftler seinen ersten Vornamen mochte, weshalb er den zweiten benutzte – dass er so bloßgestellt wurde, konnte das Ego des Mannes nicht vertragen.
    „Bevor sie allerdings ihre Meuchelpläne in die Tat umsetzen, können sie uns ein paar Fragen beantworten?“, fragte Frank schnell. Durch dieses kleine Ablenkungsmanöver – schließlich mochte es der Kanadier im Rampenlicht zu stehen – hatten sie sich wertvolle Zeit erkauft. Vielleicht vergaß er die Mordpläne.
    „Natürlich. Was wollen sie wissen?“, erwiderte McKay. Er war – und der Schein war über jeden Zweifel erhaben – ein unverbesserlicher Selbstdarsteller. Er liebte es im Mittelpunkt zu sein und andere mit seinem Fachgebrabbel verwirren zu können.
    „Naja, das erste wäre zum Beispiel was sie gestern Abend so für Systeme aktivieren konnten.“
    „Okay... wo fange ich an? Wir hatten noch ein fast leeres ZPM im Batteriestecker, das haben wir entfernt, nur um ganz sicher zu gehen, dass wir alles, was wir aktivieren, auch eine Weile läuft.
    Nun, einerseits haben wir erweiterte Sensorbänke und Interne Sensorsysteme gefunden – wir können nun auf eine Entfernung von etwas über einer Astronomischen Einheit, das sind etwa hundertfünfzigtausend Kilometer, alles ausmachen, den wir wollen. Nach galaktischen Maßstäben ist das natürlich ein Witz, aber wir können dadurch auch einzelne Personen identifizieren. Zelenka arbeitet derzeit noch daran, herauszufinden, wie man die Reichweite steigern kann und wie sie überhaupt funktionieren.
    Des weiteren haben wir auf dem Festland einige... ist was?“, der Wissenschftler unterbrach seine Ausführungen kurz, sein Gegenüber hatte eine Hand auf das linke Ohr, in dem sein Headset saß, gelegt und hörte gespannt zu.
    „Doktor, tut mir sehr Leid, das Interview mit ihnen unterbrechen zu müssen, aber Colonel Sheppard hat eine wichtige Ankündigung für die ganze Expedition, weshalb wir für die nächsten Sekunden vom Netz gehen müssen.“, erklärte Frank kurz – danach knackte es und die Leitung war tot, weil keinerlei Audio-Input hereinkam.
    Kurz darauf öffnete Sheppard die Leitung und begann ernster als gewohnt zu verkünden: „Atlantis, hier Sheppard. Wir haben in den letzten Tagen gewaltige Verluste einstecken müssen. Viele von uns haben entweder Victis Romanis überlebt oder waren hier in Atlantis auf Wache oder waren auf Außenmission auf dem Festland oder irgendwo in der Pegasus-Galaxie.
    Ich will gleich auf den Punkt kommen: Das International Oversight Advisory, ihnen bekannt als das IOA, will einen Untersuchungsausschuss schicken, der die Vorfälle um Victis Romanis auf arbeiten und beurteilen soll. Laut den mir vorliegenden Informationen werden mehrere Stabsoffiziere internationalen Rangs, unter ihnen Lieutenant General O`Neill, an dieser Untersuchung teilnehmen.
    #ich bitte jeden von ihnen mit diesen Menschen zu kooperieren, sollten sie vor sie zitiert werden.
    Leider muss ich auch verkünden, dass per Dekret des IOA das Radio Atlantis-Programm mit sofortiger Wirkung nach Verkündung der Anweisung auf Eis gelegt ist – auf unbestimmte Zeit und aus Gründen, die man nicht bereit war, mir zu nennen. Morgen wird außerdem der Nachfolger Colonel Carters eintreffen.
    Danke für ihre Aufmerksamkeit und einen schönen Tag noch!“ Knackend schloss sich die Interkomm-Verbindung und hinterließ eine verblüffte, verwirrte und auch teilweise gespannte Atlantis-Expedition...
    Geändert von Azrael (20.12.2010 um 21:36 Uhr) Grund: Alterseinstufung eingefügt.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  2. Danke sagten:


  3. #2
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    HAMMER.
    Eien super Fortsetzung des Ersten Teils. Du hast dichfast selber Übertroffen
    Die Idee mit dem eigenem Radio-Sender für Atlantisfinde ich super. Hoffentlick kommt er wieder "on Air".
    Also das IOA will das alles untersuchen, das ich nciht lkache, die brauchen doch jahre um sowas zu machen.
    O´Neill kommt mit? Das kann ja lustig werden.
    Bin auch schon gespannt, wer der neue Leiter wird.
    (Anscheinend hilft es ja seinem BEta in den Allerwertesten zu treten. Sollte ich auch mal probieren)

    Lg Am17

  4. Danke sagten:


  5. #3
    Eure Dudeheit Avatar von General der RW
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    Standard

    Juhu es geht weiter!!!!!!!!!!!!!!
    interesanter Anfang,
    Das IOA wird mal wieder Stunk machen, wie immer
    Bin gespannt wer der Nachfolger von Colonel Samantha Carter wird

  6. Danke sagten:


  7. #4
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten Morgen!
    Erstmal danke an alle Danke-Drücker - wenn ihr was zu sagen habt, tut euch keinen Zwang an!

    So, Reviewantworten:
    @Am17: Auf ff.de geklärt, nicht? Ich sollt es mir aber vielleicht wirklich zu Herzen nehmen...

    @General der RW: Ich hoffe, dass ich dich nicht allzu sehr enttäusche!

    So, dann geht es mal weiter:

    Kapitel 1: Der Neue in der Pegasus-Galaxie

    Sie waren alle da – jeder Offizier vom Captain aufwärts, jeder Abteilungsleiter der Wissenschaft und die Leiter der Stadt.
    In der ersten Reihe stand Lieutenant Colonel John Sheppard, Interims-Kommandant und Leiter der militärischen Abteilung, flankiert von seinen Getreuen, Doktor Meredith Rodney McKay in seiner Funktion als Leiter der Wissenschaft und Doktor Jennifer Keller als Leiterin des Medizinischen Corps.
    Auch die beiden hielten sich gerade, schließlich gehörten sie zu den höchsten Mitarbeitern der Atlantis-Expedition und hatten eine gewisse Vorbildfunktion.
    Hinter den Dreien im Spalier aufgestellt warteten die Soldaten der Verlorenen Stadt auf ihren neuen Chef, der in wenigen Sekunden die Passage von der Mittelstation nach Atlantis durch das Tor bestreiten würde. An dem Tor selbst standen mehrere Soldaten mit bereitgehaltener P-90 – es war mehr eine Ehrenbezeichnung denn eine Sicherheitsmaßnahme.
    Dahinter tummelten sich in einem munteren, internationalen Durcheinander welches selbst die UN-Vollversammlung nicht kannte, Wissenschaftler aller Fachrichtungen und Nationalitäten. Viele waren dem doch relativ – die Betonung lag gewaltig auf 'relativ' – gut ausgegangenen Desaster in der alten Forschungsanlage der Antiker entgangen, weil sie entweder auf Atlantis die Stellung gehalten hatten oder auf langfristiger Außenmission gewesen waren.
    Noch immer waren ein paar Teams draußen, eines hatte sogar keine Ahnung, dass sie auf ein altes Kriegsschiff der Antiker gestoßen waren, weil man sie wegen dem Wetter um das Tor auf der entsprechenden Welt schlicht nicht erreichen konnte. Sie machten sich aber keine Sorgen, das Team war laut Plan weit vom Tor entfernt in einer Gesteinsformation, die Spuren von einem Naquadah-ähnlichem Material enthielt. Auch die beiden anderen Teamkameraden Sheppards waren noch unterwegs – Teyla und Ronon besuchten Neu-Athos und schienen dort ihren Spaß zu haben, zusammen mit Teylas Volk, einigen Schotten und viel Single Malt.
    Sie warteten alle auf ihren neuen Chef, gespannt und erwartungsvoll. Wie er wohl sein würde, war die wichtigste Frage für die meisten. Die, die sich diese stellten, waren Wissenschaftler mit ihren eigenen Problemen.
    Verstohlen blickte Sheppard schnell auf seine Uhr – vier nach zwölf Uhr und sechsunddreißig Sekunden, Atlantis-Standard. In wenigen Sekunden würde das Tor seine Anwahl beginnen, direkt von der Mittelstation. Dieses kleine aber dennoch große Wunderwerk menschlicher Raumbaukunst hatte ihnen schon des Öfteren so manche Situation erleichtert – ohne Doktor Bill Lees Station hätten sie schon mehrmals ihr einzelnes, altes, fast leeres ZPM aufgebraucht.
    Das wusste auch Lieutenant General O`Neill, weswegen er jedweden Verkehr – egal ob Nachschub oder Informationen – über die Mittelstation befohlen hatte. Sie durften selbst nicht ihre inzwischen zwanzig Naquadah-Reaktoren zusammenschließen und eine Kurzanwahl starten.
    Sheppard konnte den General verstehen.
    Endlich hatten sie volle ZPMs, drei Stück – erst zwei waren eingesetzt, aber das war relativ egal – und der Stabsoffizier wollte die nicht durch unnötige Anwahlen der Erde vergeuden.
    Sheppard selbst war mehr als besorgt – der dritte Kommandant der Basis in vier Jahren. Das war er gewesen, wenn auch nur für ein paar Tage. Vor ihm waren es Weir und Carter gewesen.
    Herausragende Menschen, alle beide, gute Freunde von ihm und mit die besten und herzensbesten Menschen, die ihm begegnet waren. Schon traurig, fand er, dass er, um solche Menschen zu treffen, erst in eine weit, weit entfernte Galaxis hatte reisen müssen.
    Jetzt würde der vierte Chef der Atlantis-Expedition ankommen, der vierte in vier Jahren – hätte Sheppard McKays Sinn für Humor gehabt, hätte er trübe lächelnd gedacht, dass es eine gute Quote wäre. Aber der Amerikaner war kein Kanadier; diese Art des schwarzen Humors war wohl nur Ländern zugedacht, deren gesetzliches Staatsoberhaupt die Königin von England war.
    Langsam begann sich das Tor zu aktivieren, Sheppard streckte nochmal den Rücken durch, während das vierte und das fünfte Symbol einrasteten – da würde ihr Chef kommen, da war er sich sicher. Erstens war es fünf nach eins Atlantis-Standard, zweitens kannte Sheppard die Adresse der Mittelstation inzwischen sehr genau – er hatte sogar einmal davon geträumt, wie er an Chucks Platz saß und die Symbole gedrückt hatte. Chuck selbst war zu dem Zeitpunkt mit mehreren attraktiven Wissenschaftlerinnen hinter ihm... beschäftigt gewesen.
    Alles in allem, wie der Colonel fand, ein verrückter Traum. Unter anderem mit einem McKay, der mit Freuden Zitronen aß, einer Teyla, die keine Lust auf Stockkämpfe hatte, einem Ronon, der zusammen mit Lorne Videospiele spielte, und einer Keller, die sich einen Teufel um den Hippokratischen Eid scherte und fröhlich mit Küchenmessern an einem lebenden Marine rumschnibbelte.
    Der Colonel hatte schon überlegt, ob er nicht vielleicht einmal das psychologische Corps, welches am Südpier eingegraben in ihren 'Stellungen der Vernunft' lag, aufsuchen sollte. Er hatte den Gedanken aber verworfen – er hatte schon schlimmer und verrückter geträumt, nur fiel ihm gerade kein Traum ein.
    Seine Gedanken wurden von dem berühmten 'Kawoosh' unterbrochen – der Vortex des Tors bildete und fiel mit einem Krachen, ja fast Donnern, so kam es Sheppard fast vor, in das runde Objekt zurück.
    Durch trat ein einzelner Mann, Hände hinter dem Rücken gefaltet, den Blue Dress der Air Force wie maßgeschneidert am Körper. Er war etwa Mittelgroß und trainiert, wie man es von einem Fulleagle-Colonel verlangte. Seinen Kopf krönte ein braunhaariger, kurzer Haarschopf. Aus der Akte wusste Sheppard von dem Mann, der auf ihn zuschritt, dass er ein leicht verwaschenes Grün als Augenfarbe hatte.
    Langsam schritt er an der Ehrenformation entlang und inspizierte jeden Soldaten – Marines. Man konnte sehen, wie sehr er diese Waffengattung mochte. Als die Formation zu ende war trat er vor Sheppard und wartete – der schwarzhaarige Mann wusste nicht, was er wollte.
    Sekunden dehnten sich zu Minuten, beide Männer standen sich gegenüber – Sheppard hielt sich zwar gerade, sah aber in seiner Atlantis-Standard-Uniform nicht ansatzweise so beeindruckend aus, wie der etwas kleinere Offizier vor ihm, zumal die Uniform des Rangniederen auch durch die Trageweise – hochgekrempelte Ärmel, halboffen – informeller wirkte. Der Offizier ihm gegenüber erwiderte das leichte schelmische Grinsen, welches Sheppard anscheinend nur in absoluten Krisensituationen vom Gesicht bekam mit einem stoischen Gesichtsausdruck.
    Die Minuten schlichen dahin, beide Offiziere sahen einander an, die Wissenschaftler im Hintergrund schwiegen endlich und musterten beide Kontrahenten in einem stillen Blickduell.
    Keller und McKay tauschten einen verwirrten Blick. Sie verstanden nicht, was zwischen den beiden vorging, wie es krachte und donnerte, nur, dass es niemand hörte.
    Schließlich wandten sich beide genau gleichzeitig wie auf Signal voneinander ab.
    „Lieutenant Colonel Sheppard, nehme ich an.“, meinte der Mann im Blue Dress und streckte die Hand aus. „Grüßt man hier so etwa einen Ranghöheren?“ Der Offizier zog zweifelnd die linke Augenbraue hoch.
    „Wir handhaben hier es ein wenig lockerer mit der Disziplin, Sir.“, antwortete Sheppard und schlug ein. „Willkommen in der Pegasus-Galaxie. Sie gehen übrigens richtig in ihrer Annahme.“ Der Mann vor ihm sah ihn mahnend an. „Sir.“, fügte Sheppard noch schnell hinzu, was ihm ein leichtes Nicken einbrachte. „Wenn ich vorstellen dürfte?“, begann Sheppard und zeigte auf die blonde Ärztin links von ihm, „Doktor Jennifer Keller, Chefärztin, und...“ er wies nach rechts, „Doktor Rodney McKay, Chefwissenschaftler.“
    Der Colonel gab beiden die Hand, wobei er Keller noch einen kleinen Kuss auf die Hand hauchte, welcher sie leicht erröten ließ. „Colonel Jack O`Neil, mit einem L!“, stellte er sich zackig vor. „Freut mich, sie kennen zu lernen.“
    Dann wandte er sich an sein neues Kommando: „Es freut mich auch sie kennen zu lernen. Wir werden hier einige Dinge ändern, aber mit viel Geduld werden wir alle hier wunderbar“ - er betonte dieses eine Wort auf eine Art, die den Soldaten gar nicht gefiel. – „zusammen arbeiten können. Wegtreten!“, schloss er bellend. Die Soldaten sahen sich verwirrt gegenseitig an – sie waren sowas unter dem lockeren Führungsstil Colonel Carters schlicht nicht gewohnt gewesen, ja sie hatten fast vergessen, was dieser Befehl bedeutete.
    Keller und McKay waren zusammen gezuckt – sie hatten auf die etwas härtere Art feststellen müssen, dass ihr neuer Chef eine relativ laute Stimme hatte. Sheppard hatte dies zwar gewusst, aber es war ihm nicht bewusst gewesen, was das genau für ihn bedeutete.
    Langsam reagierten Soldaten und Wissenschaftler und zerstreuten sich langsam in die beiden Gänge, die vom Torraum wegführten. Einen jedoch aus dieser Gruppe brauchte der Colonel noch um seine Anfangsbsprechung zu beginnen. „Lorne, hier geblieben! Dreizehnhundertdreißig – Besprechungsraum!“, rief er ihm noch hinterher und wandte sich an Keller, McKay und Sheppard. „Das gleiche gilt für sie drei.“ Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Torraum.


    „Das das gleich klar ist: Das nächste mal prügeln wir den Jumper aus Sheppard raus, wenn es sein muss!“, stellte eine völlig erschöpfte Frau fest. Sie war zwar Soldatin – und stolz drauf – aber alles hat ein Ende.
    „Ruhe, Kunze – denk dran, dass wir vier wahrscheinlich am Ende die knackigsten Hintern von Atlantis haben!“, meinte eine andere Frau, die anscheinend das Kommando hatte. Sie hatte zwar eine Spur von Weiblichkeit, war aber drahtig und trainiert. Die Brünette drehte sich von der Spitze der vierköpfigen Gruppe um und meinte schelmisch: „Also, los, dann gibt uns Sheppard schon ohne zu fragen den Jumper!“ Die anderen drei lachten herzhaft – sie wanderten schon seit Stunden durch diesen herbstlichen Wald und suchten eine Siedlung, die laut Teyla ein guter und zuverlässiger Handelspartner war.
    Sheppard hatte ihnen keinen Piloten und Jumper geben wollen – sie brauchten alle um Ersatzteile und Nachschub an die Ajax und die sie deckende Charles de Gaulle zu liefern, hatte er gesagt. Wenn die Frauen ehrlich waren, war ihnen das ziemlich egal.
    Sollten doch die 'Froschschenkelfresser' – diesen ziemlich politisch inkorrekten Ausdruck hatte Kunze von einem der Landsmänner ihrer Eltern gelernt – verhungern. Sie selbst war Amerikanerin, wie sie leibte und lebte, beim NORAD stationierte Soldatin der US-Luftwaffe mit zwei Jahren SGC-Erfahrung, bis es sie in die Pegasus-Galaxie gezogen hatte.
    Es gefiel ihr gut mit ihrem Team – sie wurden 'Pegasus Reconnaissance Group 12' oder 'Ladys Battle Group (Pegasus)' genannt – auf Atlantis zu sein. Sie hatten zwar hin und wieder ihre Probleme mit allen möglichen Arten von intelligenter und nicht-intelligenter eingeborener Population, aber sie hatten ihren Spaß und bewegten etwas.
    Und wenn es nur war, dass sie einem einzelnen Dorf wieder Hoffnung gaben nachdem die Wraith sie immens ausgedünnt hatten, und wenn es nur der berühmte Tropfen Wasser auf dem heißen Stein war – sie bewegten etwas. Wenn sich am Ende die Tropfen der anderen PRGs und ihre sammeln würden, würden sie einen reißenden Fluss bekommen in dem die Wraith ertranken.
    Dafür – darauf hatten sich die vier Frauen geeinigt – lohnte es sich, jeden Tag bei einem Schritt durch das Tor den Kopf hin zu halten.
    „Machen wir mal ne kleine Pause.“, meinte die Anführerin. Sie hörte auf den Namen Anne Clarke, Major der US Army, und sie war eine kreischende Adlerin, eine Angehörige der legendären 101st United States Army Airborne. Sie setzten sich alle schwer atmend auf einige Baumstämme, die umgestürzt in der Gegend lagen.
    „Dieser Wald hat wohl auch schon bessere Tage erlebt...“, meinte eine andere, Allison Grant. Die kleinere Brünette war Captain der Air Force, einst stationiert beim United States European Command in Stuttgart, Deutschland.
    „Und hier gibt es nirgendwo Tiere – man mag manchmal gar nicht glauben, wie wichtig die Viecher für ein Ökosystem sind...“, meinte die Vierte im Bunde mit einer Stimme mit hartem, russischen Akzent. Die Biologin und Paläontologin Doktor Olga Krukov zog eine Feldflasche aus der entsprechenden Tasche an ihrer schwarzen Einsatzweste und nahm einen kräftigen Schluck.
    „Wasser war das garantiert nicht.“, meinte Grant wie alle anderen verwundert schmunzelnd.
    „Fast richtig. Ein Drittel ist Wasser, der Rest etwas abgestandener Wodka.“, konterte die mittelgroße Frau mit einem 'Ja, ja, wir Russen sind ein komisches Völkchen!'-Blick, den der Rest der Gruppe nur zu gut kannte.
    Gerne erinnerten sie sich an das erste Julfest auf Atlantis, welches die kleine Gruppe gefeiert hatte – nach langer Anleitung hatten sie zugestimmt und ein zweites Weihnachten erlebt. Auf den Brauch des Julklapp (Anm.d.A.: Hier heißt es 'Wichteln') hatten sie zwar verzichtet, aber das gemeinsame Essen, welches ein Ort der familiären Zusammenkunft war, hatten sie nicht gestrichen. Dieser siebte Januar nach dem Erd-Gregorianischen Kalender war für sie schön gewesen und sie erinnerten sich gerne daran – auch wegen einigen komischen Bräuchen, zum Beispiel der Weihnachtsfeier im neuen Jahr, mit hoch genügender Alkoholresistenz durchfeiern von Neujahr bis 'Väterchen Frost' und schließlich der russische Weihnachtsmann selbst, der, zusammen mit seiner Enkelin Snegurotschka, die Weihnachtsgeschenke an Neujahr brachte.
    Am nächsten Tag waren sie alle mit gewaltigen Kopfschmerzen zu Doktor Keller gekrochen, die sich noch längst nicht an die etwas... ethanolhaltigeren Bräuche einer internationalen Mission gewöhnt hatte.
    Allerdings hatte sich an dem Tag bei Keller, dem achten Januar, eine Atlantis-Weisheit gebildet: Wenn ein Russe Weihnachten feiert, stell die Sanitäterteams bereit – ALLE!!!
    Doch das verhinderte noch lange nicht, dass sie ihre Teamkameradin aus dem ehemaligen Ostblock leicht fassungslos anstarrten. „Du weißt... dass wir eigentlich im Dienst sind...?“, fragte Clarke. Sie erwartete eigentlich keine Antwort.
    Aber sie bekam trotzdem eine, von Grant: „Gegenfrage: Wann sind wir nicht im Dienst?!“
    Die Frage erwartete auch keine Antwort, sie alle wussten, dass man freie Tage nur nach einer Verletzung oder auf Anweisung Doktor Heightmeyers oder einem ihrer Psychologen per Zwang bekam.
    Aber sie hatten sich angepasst.
    Dauerstress und Dauerdienst waren zu ihren Lieblingsfreizeitbeschäftigungen geworden.
    „Auch wieder wahr.“, gestand Clarke und streckte die Hand aus, „Krieg ich nen Schluck?“
    Die Frauen lachten, die Offizierin war sonst – zumindest was Alkohol im Dienst betraf – immer sehr korrekt. Krukov nahm sie aber trotzdem wörtlich und reichte ihr die Feldflasche, die sie mit einem lautmalerischen 'War nen Witz' ablehnte. Die Biologin zuckte nur mit den Schultern und steckte die Flasche weg.
    Die Frauen lachten weiter bis sie ein Knacksen hörten – sofort waren sie still, waren hinter ihre Stämme gerutscht und ihre P-90 im Anschlag und entsichert. Kein Laut gaben sie mehr von sich.
    Nirgendwo war eine Bewegung auszumachen, die das Geräusch hätte verursachen können, niemand rührte sich, nur die Augen der Soldatinnen und der Doktorin wanderten durch den Wald.
    „War das ein Tier?“, fragte Clarke fast schon ängstlich flüsternd.
    „Wenn ja – wo ist es? Nein, ich glaube, die einzigen Tiere hier gehören der Gattung Homo Sapiens Femina an.“, antwortete die Russin ebenso leise.
    Doch schnell wurde ihre Hoffnung zunichte gemacht, als eine laute männliche, ziemlich militärisch klingende Stimme durch den Wald brüllte: „Ihr seid umstellt! Ergebt euch!“
    „Und von wem umstellt?!“, brüllte Kunze im Affekt zurück, wofür sie sich eine Kopfnuss ihrer Vorgesetzten einfing.
    Um sie herum erhoben sich einige Gestalten in grün-braunem Tarnanzug, die perfekt im herbstlichen Wald tarnten. Sie alle trugen Gewehre, und sie waren in der Überzahl.
    Die Frauen sahen einander an – obwohl sie Deckungen hatten, waren sie doch unterlegen, schlicht an der Zahl. „Major?“, fragte Kunze ihre Teamführerin mit leicht brüchiger Stimme.
    „Wir geben nicht auf!“, antwortete sie fest – in ihrem Inneren aber war sie auch schon so gut wie geschlagen. Aber wenn sie eines bei der legendären 101st Airborne Division (Air Assault) gelernt hatte, dann war es, dass der Anführer eines Trupps niemals, zumindest nach außen, die Hoffnung verlieren sollte, auch wenn es keine mehr gab.
    Es wirkte. Die deutschstämmige Amerikanerin packte ihre P-90 wieder fester, ebenso die anderen beiden Frauen. Sie waren fest entschlossen.
    Doch bevor sie irgendwie reagieren konnten, schossen sie die Angreifer mit Wraith-Stunnern zusammen.
    Die vier Frauen sanken bewusstlos zusammen, keine von ihnen rührte sich, als sie gepackt und weg geschleift wurden...


    Auf Atlantis schlug es genau halb zwei. Sie hatten zwar noch keine Glocke, die per Signal die Uhrzeit durch gab, aber sie hatten ihre Uhren.
    Die komplette Kommandocrew der Stadt hatte sich versammelt – nur einer fehlte. Colonel O`Neil – der mit einem L – war noch nicht anwesend.
    „Wahrscheinlich hat er sich verlaufen.“, meinte Sheppard in Erinnerung daran, wie oft er sich im ersten Jahr in der Stadt verlaufen hatte. Er hatte nach einer Weile aufgehört zu zählen, wie oft er Vermerke wegen zu spät kommen bei Besprechungen bekommen hatte und wie oft ihn Elisabeth angefunkt hatte um ihm den Weg zu weisen.
    „Tut mir sehr Leid, Sheppard – da irren sie sich.“, meldete sich eine forsche Kommandostimme vom Eingang. Zügig schritt der Colonel in den Besprechungsraum und blieb nach kurzer Zeit stehen. „Begrüßt man so einen Vorgesetzten?!“, fragte er ironisch und sah Sheppard und Lorne nacheinander an.
    Der Platz war freigelassen worden, daneben hatten sich links die beiden Militärs und rechts die beiden Doktoren hin gesetzt und sahen den Colonel erwartungsvoll an.
    „Ich sag ihnen was. Ich werde jetzt rausgehen und in genau einer Minute zurückkommen und standesgemäß begrüßt werden – wenn nicht, setzt`s was!“, meinte der Offizier schon fast ärgerlich an seine beiden Landsmänner gewandt. Danach drehte er sich um und marschierte raus, vier verwunderte Menschen zurücklassend.
    „Was bitte war... das?!“, fragte Sheppard nach einigen Sekunden.
    „Ich hab schon von ihm gehört...“, meinte Lorne plötzlich. Seine Stimme verwandelte sich in die eines Pfadfinderführers – etwas, als was er in Atlantis manchmal sehr gut durchgehen konnte – der seinen Schützlingen mitten in der Nacht ums Feuer versammelt eine Horrorgeschichte erzählte. „Er soll gnadenlos sein. Auf Disziplin und Ordnung bestehend. Und darauf, korrekt zu grüßen.“
    „Sicher, dass er Amerikaner ist?“, fragte McKay leicht ironisch.
    „So sicher wie der Morgen graut!“, meinte Lorne gequält.
    „Dann steht uns eine heitere Zeit bevor.“, stellte Keller mit einem Seufzen fest – das Militär konnte zwar machen, was es wollte, aber sie hatte auch keine Lust ständig brüllende Soldaten zu hören.„Aber... machen wir das beste draus!“, schlug Keller in die Runde lächelnd vor.
    „Etwas anderes hätte ich von ihnen auch nicht erwartet, Doktor!“
    Der Colonel trat wieder ein, Sheppard und Lorne sprangen beide auf und salutierten. Der dritte Amerikaner erwiderte kurz und setzte sich auf seinen Platz in der Mitte.
    „Wie sie sich nun sicherlich denken können, wird es hier einige Veränderungen geben.“, begann O`Neil Unheil verkündend.
    „Erstens. Ich werde persönlich jeden Morgen und jeden Abend einen Appell vornehmen – an allen Soldaten. Wer nicht pünktlich, ordentlich oder ungepflegt erscheint kriegt eins auf die Mütze.
    Zweitens. Major Lorne, Glückwunsch, sie sind hiermit Kommandant der Wachmannschaften und des Waffenkammerdienstes. Ihnen untersteht außerdem noch die Flugabwehr, die Anflugkontrolle und die Torkontrolle. Alle Außenaktivitäten sind allerdings gestrichen, Sorry.“
    Der Air Force Major sah bedrückt drein, er senkte den Kopf. Jeder wusste, dass er es über alles liebte, mit seiner persönlichen Chaostruppe – die seiner Meinung nach an Potenzial die PRG-1, Sheppards Truppe, übertraf – Unheil zu stiften. In der Hoffnung wenigstens mit ihnen die Sache auszubaden fragte er vorsichtig: „Kann ich mir meinen eigenen Stab zusammenstellen?“
    „Ihre Abteilung, ihr Stab, ihre Regeln – nur meine stehen über ihnen.“, meinte O`Neil und grinste den Major an. „Weiter im Text: Sie, Major, werden die Waffenkammer ein wenig entrümpeln – wir haben da drinnen fünfzehn verschiedene Arten Sturmgewehre, achtundvierzig Pistolenarten, fünfzig verschiedene Maschinenpistolen und achtzehn verschiedene Maschinengewehre – das Kaliber- und Magazingewusel geht mit der Zeit auf den Geist. Ich lass ihnen eine Liste zukommen.“
    Die vier alteingessenen Bewohner der Stadt musterten den Neuling, der nach und nach weitere neue Maßnahmen, größtenteils fürs Militär, runter ratterte. Es war an sich ein kleiner Katalog aus insgesamt vierunddreißig Befehls- und Weisungsänderungen.
    Alles in allem sahen die beiden anwesenden Soldaten schwere Zeiten auf sich zukommen, die beiden Zivilisten zumindest sehr... interessante.
    Am Ende meinte der altgediente Soldat zu seinen neuen Untergebenen: „Ich weiß, es sind einige Änderungen, aber ich hoffe, sie können damit leben. Wenigstens habe ne Ahnung, was ich warum ändere, nicht wie das IOA, was einfach ändert, was ihnen unter ihre hässlichen Kugelschreiber kommt!“
    Die anderen vier im Raum antworteten mit verhaltenem Lachen oder einem schwachen Lächeln.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

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    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
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    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
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  9. #5
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    Das könnten ja echt "lustige" Zeiten in Atlantis werden! Wobei das entrümpel der Waffenkammer ist auf jeden Fall vernünftig! Bei dem neuen Komandanten kommt mir fast der gedanke das das der Klon von Jack ist der sich mit den Atlantisleuten einen Scherz erlaubt. Bei dem Humor den der "alte" Jack hat...
    LG Heiko

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  11. #6
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Alsowas sollichsagen *überöeg*
    Genau, wieder sehr gut geschreiben. Alo eins muss ich dochjetzt amanfang direkt los werden. der neue Chef, der Jacvk O´Neil mit einem Lkommt rüber wie ein Arsch, auch wenn es militärich richtig ist passt si etwas nciht nach Atlantis. Dort gibt es eigene Regeln, an dennen man sich Orentiern kann/muss.
    Ich lasse mich aber überraschen wie es weiter geht,mit dem.
    Die "Ladys Battle Group"hört sich doch sehr interesant an. Aber wo sind die da nur reingeraten? Das einzigste Volk,welches noch in der Pegasius unterwegs ist und tarnanzüge trägt sind die genii. Hoffentlich sind dioe das nicht, die wollen doch wenn eh nur wieder waffen.
    Mach bald weiter.

    Lg Am17

    P.S. Der wink mit dem Torpfosten hat noch zeit, komme nämlich selber im moment nicht weiter.

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  13. #7
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    So, da simma wieder - am 11.11.2010. Also: Narri!

    Zuerst - standartmäßig - die Reviewantworten:
    @Heiko_M: Eins kannst du mir glaben O`Neil mit einem L ist nicht Jacks Klon. Absolut nicht. Aber du hast recht, es ist eine gute Idee, mal zu entrümpeln... *sich im eigenen Zimmer umseh* Naja...

    @Am17: Oh, du hast vollkommen recht - Atlantis ist mit dem militärischen Protokoll etwas... eigen... aber wie es mit dem neuen weitergeht... kommt.

    So, schlechter Stil ist ausgepackt, ich packe gleich mal das Kapitel dahinter. Viel Spaß alle miteinander!

    ----------------------------------------------------------------------

    Kapitel 2: Gefangen

    Es war zum verrückt werden.
    Langsam waren sie immer mehr ein schlechter Redshirt-Verschnitt auf Östrogen.
    Und langsam reichte es Major Clarke.
    Immer, wenn sie in solche Situationen gerieten, meinte eine Horde Marines auf Hormonen, dass sie unbedingt Retter und Ritter in der Not spielen mussten – selbstverständlich mit Macho-Allüren. Und sie hatte keine Lust, dass sie schon wieder von einer Horde Marines durch die Gegend getragen wurden, nur weil sie gefangen waren, obwohl sie selbst laufen konnten.
    Das alles ging ihr durch den Kopf als sie langsam aber sicher die Augen aufschlug und sich unter gewaltigen Kopfschmerzen umsah – sie wusste, sie würde bei Keller enden, schon alleine deswegen. Merke: Wraith-Stunner sind nicht gut für das körperliche Wohlbefinden..., dachte sie sich ironisch und rappelte sich unter Stöhnen auf.
    Sie war keine vierzig Zentimeter vom Boden entfernt, als sie wieder zusammen sackte. Mädel, stell dich nicht so an! Die Hell Week war schlimmer!, mahnte sie sich in Gedanken selbst in wenig freudiger Erinnerung an ihre erste Ausbildungswoche, in der sie zusammen mit ihrer ganzen Ausbildungskompanie Querfeldein durch – so schien es für sie – halb Kentucky von einem Verrückten namens Captain Marshall Sumner von den Marines mit einem Maschinengewehr und einem Jeep gejagt wurde.
    Unter heftigsten Anstrengungen rappelte sie sich auf die Knie und sackte nach hinten zusammen. Ein schmerzvolles Stöhnen entrann ihr. Mühevoll richtete sie sich wieder auf, nur um an der gegenüber liegenden Wand drei weitere Frauen zu bemerken, von denen zwei noch betäubt waren. Sie alle waren mehr oder weniger achtlos an die Wand geworfen worden – eine ziemlich solide erscheinende Backsteinwand.
    Ihr Team.
    Erst jetzt nahm sie ihre weitere Umgebung wahr – sie saßen, oder besser lagen, in einer Zelle, die Mauern waren auch Backsteinen, die Gitterstäbe waren aus einem schwarzen Metall, wahrscheinlich Eisen. Der Boden war mit einer Art Stroh ausgelegt, die dem Raum ein wenig mehr Wärme gab – die gleich aus dem kleinen Guckverschlag etwa zwei Meter über dem Boden entrann. Insgesamt war die Zelle sehr hoch, dafür aber wenig geräumig.
    Clarke schätze sie auf etwa drei Meter Breite und vier Meter Tiefe.
    Durch den Guckverschlag konnte man einen winterlich blauen Himmel erkennen, ein kleines Häufchen Schnee war ebenso zu sehen. Entweder waren sie auf einem anderen Planeten oder sie hatten eine weite Reise getan oder die Stunner hatten sie etwas heftiger erwischt – alles nicht sehr vorteilhafte Optionen.
    Ihrer kleinen Zelle gegenüber gab es noch eine leere Zelle, getrennt durch einen etwa anderthalb Meter breiten Gang. Sie konnte nicht erkennen, dass es noch weitere Zellen gab, das sie in einem großen Gefängnis waren, fiel also auf den ersten Blick raus.
    Die zweite nicht bewusstlose Frau, Doktor Krukov, zog sich ächzend an der Wand hoch und setzte sich halbwegs gerade hin. „Das mit den Stunnern müssen wir nochmal üben...“, meinte sie müde und gequält lächelnd.
    „Jep.“, antwortete die Amerikanerin ebenso gequält. „Wie lang bist du schon wach?“
    „Etwa eine Viertelstunde – liegt vielleicht am Wodka.“ Das Schmunzeln wurde jäh von einem russischen Fluch und einer hektischen Suche unterbrochen – doch die Russin fand keine Feldflasche, das war schon nach einer Sekunde klar. Die Angreifer hatten ihnen sämtliche Ausrüstung abgenommen.
    Clarke empfand es als Wunder, dass sie überhaupt noch ihre Kleidung trugen. Selbst Grants brünetten Zopf hatte man – und sie war sich sicher, dass es eigentlich Mann hieß – geöffnet und auf der Suche nach Messern, Dietrichen und ähnlich nützlicher Ausrüstung zerzaust.
    „Merke – entsprechendes Memo an die Wissenschaftsabteilung weiterleiten!“ Beide Frauen begannen schallend zu lachen, schon alleine bei dem Gedanken daran, dass sich McKays ultra-korrekte und nie um eine Antwort verlegenen Wissenschaftler mutwillig mit dem russischen Verhandlungsargument zu liefen ließen nur um die Wirkung von Wraith-Beschuss auf Besoffene zu testen.
    „RUHE!!!“, donnerte hinter ihnen eine Stimme – sie war eindeutig männlich und – dem Klang nach – sah der Besitzer so übel aus, dass noch nicht mal seine Mutter ihn hübsch fand.
    Als die Soldatin der US-Army sich umdrehte sah sie sich bestätigt – auf der anderen Seite der Gitterstäbe standen zwei sehr brutal aussehende Männer.
    Einer war so groß und muskelbepackt, dass selbst ein Marine vor Angst den Raketenwerfer heraus gezogen hätte. Er wirkte auch mit seinem aggresiven Gesicht, durch welches quer einige ziemlich üble Narben verliefen, nicht gerade freundlich.
    Der andere schien äußerlich weitaus weniger brutal, war jedoch fast ebenso groß wirkte dank eines fein geschnittenen und edlen Gesichts aristokratisch. Aber seine kalten, blauen Augen strahlten eine gewisse Intelligenz aus – eine Intelligenz darin, wie man Menschen am besten weh tun konnte.
    Irgendwie erinnerte es die beiden Frauen an den Arche-Typus eines deutschen Offiziers aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, wie er gerne in Hollywood dargestellt wurde – gefühllos, kalt, böse.
    „Was können wir für euch tun?“, fragte Clarke zuckersüß und freundlich lächelnd. In ihrem Innersten war sie jedoch nicht sehr erfreut – wahrscheinlich hatten es genau gewesen diese Typen gewesen, die auf sie geschossen hatten.
    „Diese.“, beschloss der weniger brutale und zeigte auf Krukov. Er selbst zog mit der anderen Hand eine Pistole. Der Schlitten der Waffe war merkwürdig rund, ebenso wie das Griffstück, aus dem Abzug und Griff ragten.
    Clarke hatte so eine Waffe bei ihrer Einweisung in der Völker der Pegasus-Galaxie einmal gesehen, sie konnte sie allerdings nicht mehr zuordnen – sie wusste aber, dass es die Waffe von einem ganz wichtigen Volk war.
    Der andere Mann, der brutalere, öffnete die Zelle und trat auf die Doktorin zu, während der andere Clarke mit seiner Waffe in Schach hielt. Diese kniete, mit den Händen auf den Hinterkopf gelegt, auf dem Boden. Die anderen beiden Frauen waren noch nicht erwacht.
    Grob am Arm der Wissenschaftlerin, die mehr als nur widerwillig mitkam, zerrend, zog sie der Brutale aus der Zelle, legte ihr Fesseln an und schloss die Zelle wieder sorgfältig. Die beiden wachen Erdlinge funkelte die beiden Feinde böse an, der intelligentere lächelte die Amerikanerin überlegen an, der brutalere kümmerte es nicht – er schubste die Russin durch die Gänge.
    Es war ein kompletter Backsteinbau, etwas größer als das Stabsgebäude in dem ihr Vater, Generál-Leytenánt der Russischen Armee Alexander Sergejewitsch Krukov, seinen Dienst an seinem Vaterland tat, etwas weiter außerhalb von Moskau. In dem Gebäude nahe der Hauptstadt der Föderation war der Stab der kompletten Division für Erweiterte Verhöre des russischen Heeresgeheimdienstes untergekommen, zusammen mit den Quartieren der etwa hundertfünfzig Mann im Stab.
    Sie wurde von ihrem kleinen Gefängnis einmal quer durch das Gebäude geschoben, zwischendurch mit dem Blick durch Fenster auf einen verschneiten Wald und Berge – sie hatten tatsächlich Probleme, obwohl sie die Berge als die erkannte, die sich weit hinter ihnen aus dem Dickicht des Waldes erhoben hatten.
    Ebenso sah sie mehrere Menschen mit verächtlichem Blick an ihr vorbei gehen, hin und wieder mischte sich in die Verachtung auch Mitleid – zumindest bei den Frauen. Eines hatten sie alle gemeinsam: sie trugen grün-graue Uniformen, einige mit Schirmmützen unter den Arm geklemmt, die meisten jedoch mit einem Helm in der Hand, die nach ihrem Schnitt der Russin sehr bekannt vorkamen.
    Dann wurde sie eine Treppe runter gebracht, durch weitere Gänge in eine kleine Kammer, in der sie bereits jemand erwartete. Mittellanges, rot-blondes Haar gepaart mit einem netten, weichen Gesicht und von mittlerer Größe stand dort eine Frau in einer Art Feldhose und einem T-Shirt im selben grün-grau wie die Uniformen. Das Gesicht trug allerdings keinen freundlichen Ausdruck, als die Doktorin der Biologie in den Raum gestoßen wurde – es zeigte einen hässlichen, verächtlichen Ausdruck.
    Die beiden Wachen banden Krukov an einem kleinen Stuhl in dem Fensterlosen – weil unter der Erde befindlichen – Raum fest und verließen den Raum wieder, nur um draußen Aufstellung zu beziehen. Die Stehende umrundete sie ein paar mal, dann zog sie einen kleinen Rolltisch und einen Drehstuhl heran.
    Krukov ließ sie die ganze Zeit nach Möglichkeit nie aus den Augen.
    „Also.“, meinte die Frau freundlich lächelnd. „Wir können das hier auf die freundliche Art – ich stelle ihnen Fragen und sie antworten – oder auf die unfreundliche Art machen, also dass ich Fragen stelle, sie nicht antworten wollen, ich sie schlage und sie dann doch antworten. Also?“ Während des ganzen Vortrages hatte die Frau in Feldhose freundlich und zuvorkommend gesprochen, fast schon wie eine Kellnerin, und die Russin nett angelächelt.
    Idite v ad, Nerjacha!“, antwortete die Russin erbost.
    „Ich werte das als 'Ich will den Schmerz!'“ Die Frau lächelte wieder zuckersüß – drei Viertel der männlichen Atlantis-Expedition wäre dahin geschmolzen wie Eis in der Sahara – und griff nach einem Gegenstand von dem Rolltisch.
    Es war eine Pistole, schwarz, mit kurzem Lauf, ganz anders als die amerikanischen Berettas 92F – kein Wunder, es war eine Waffe, die russischer war als die fast schon unverwüstlich zu nennende Kalaschnikow: Es war die alte Makarov ihres Vater, die die Stehende mit einer Handbewegung durchlud und entsicherte.
    „Eine interessante Waffe...“, meinte die Frau, während sie das russische Fabrikat musterte.
    „Russische Wertarbeit – mit mehr als fünfzig Jahren auf dem Buckel und immer noch funktionierend. So sind wir Russen nunmal. Wir bauen Waffen für die Ewigkeit!“, sprach die Biologin mit einem gewissen pathetischen Nationalstolz. Diese eine Waffe diente mehr als fünf Jahrzehnte in der russischen Armee, erst bei den Panzern der Sechzigsten Sowjetischen Panzerdivision, dann bei der Division für Erweiterte Verhöre und schließlich bei ihr – General Krukov hatte die Waffe aus den Arsenalen der ehemaligen Roten Armee gekauft und seiner Tochter zum Uni-Abschluss geschenkt.
    Ihre Befragerin richtete die Waffe auf den Kopf der Russin, diese ließ sich nichts anmerken, auch wenn es ihr sehr schwer fiel. Mit einem fast schon sanften Druck legte die Frau den Mündung an die Wange der Gefangenen und führte sie langsam und vorsichtig daran herunter, immer in Hautkontakt. „Sowas geht mit unseren Handfeuerwaffen nicht...“, murmelte sie verwundert.
    „Also.“, begann die Frau und nahm die Waffe weg – ein Art Zauber schien von ihr zu fallen. „Fangen wir bei dir an - wer bist du?“ Die Frau stellte sich ihr gegenüber, die Arme verschränkt, aber die Makarov immer noch gut sichtbar. Ein kleines, selbstgefälliges Lächeln zierte ihr Gesicht.
    „Doktor Olga Krukov.“, antwortete die Russin wahrheitsgemäß. Sie wusste, dass das fast alles war, was sie im Falle einer Gefangennahme preisgeben durfte – Hollywood war ausnahmsweise richtig.
    Die Frau vor ihr nickte zufrieden. „Gut.“, meinte sie. „Doktor worin?“
    Krukov musterte sie leicht irritiert – jetzt sollte eigentlich die Frage nach dem GDO-Code kommen. „Zoologie und Paläontologie.“, gab sie zurück und zog eine Augenbraue hoch.
    „Was tut so jemand den ganzen Tag?“
    Sie schien neugierig – und Krukov war nicht gerade die Art von Mensch, die Neugier in Maßen nicht zu schätzen wussten. Aber langsam wurde es ihr Absurd. „Der Zoologe weiß, was für Tiere es gibt, wie sie aufgebaut sind und kann in groben Zügen wiedergeben, warum. Der Paläontologe weiß, was für Tiere einmal lebten, wie sie lebten und warum sie ausstarben. Das heißt im Endeffekt – ich erforsche lebende und tote Tiere.“
    „Gut. Sehen sie, es klappt auch ganz ohne Schmerz.“ Die junge Frau lächelte wieder. Langsam schien sie ein wenig wie eine Psychopathin. „So... wie viele Menschen befinden sich in Atlantis?“
    „Schwer zu sagen...“ Das Lächeln der Frau verschwand langsam. „Ich gehöre nicht zur Leitung, also werde ich ihnen keine genaue Zahl nennen können...“
    „Schätzen sie einfach!“, wurde die Russin freundlich, aber bestimmt aufgefordert. Das Lächeln war schon zur Gänze verschwunden.
    „Also, da ist Radek, Pavel, Sergej, Rodney... sehr viele Johns – sie glauben gar nicht, wie gerne die Yankees ihre Kinder 'John' nennen – einige Elisabeths haben wir auch noch und dann ist da natürlich noch...“ Bevor sie weiter sprechen konnte, traf sie eine Faust heftig im Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite, eine Geschmack wie nach Eisen oder Kupfer breitete sich in ihrem Mund aus – Blut.
    „Ich frage noch einmal: Wie viele Menschen befinden sich in Atlantis?“, fragte die Frau wieder und rieb ihre Fingerknöchel. Die Schädelknochen waren viel zu hart um effektiv sie schlagen zu können, ohne dass man selbst Schmerzen in den Knöcheln hatte.
    „Unzählige. Es heißt, dass Carter über eine zweite Kantine nachdachte.“
    Wieder ein Schlag. „Wie viele? Und ich will eine Zahl hören!“
    „Keine Ahnung.“
    „Falsche Antwort.“
    Wieder holte die Frau aus. „Halt, Sora.“, meinte hinter ihr, von der Tür eine befehlende Stimme. Der Mann, der gesprochen hatte, trat kurz darauf in Krukovs Blickfels: Er war halbwegs groß, lockig braunhaarig und sah mehr nach einem Bauern als einem Soldaten aus.
    Die Biologin erkannte ihn – und das machte sie sehr stutzig.
    Von allen Freunden und Feinden, die sich die Atlantis-Expedition in ihren ersten Jahren gemacht hatte, war er einer der beiden gewesen, die jemals einen Fuß in die versunkene Stadt gesetzt hatten. Es hatte außerdem bei der Einführung in die Völker der Pegasus-Galaxie geheißen, dass er tot war – von seinen eigenen Leuten mit einer Atombombe gesprengt.
    Doch jetzt stand er vor ihr, in einer dieser grün-grauen Uniformen gehüllt und sah sie milde lächelnd an.
    „Sora, du weißt doch, was außerhalb von Kolyas Einheit schon immer galt.“, meinte der Mann lächelnd. „Wenn schon Folter – dann richtig.“
    „Ja, Cowen.“, antwortete die als Sora bezeichnete Frau und zog eine schwere, einriemige Peitsche vom Tisch. „Wollt ihr oder darf ich?“
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  15. #8
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Na toll Genii.
    Die sind zwar weit entwickelt, aber doch sehr doof. Dir sit wohl keinanderes Volk eingefallen oder? Cowen? Wie hat der den die Atomexplosion überlebt besteht er aus Blei?
    Gute Frage wie viele Menschen sind den auf Atlantis. Bestimmt doch Mindestens ein Batallion.
    Sehr gute Kapitel.

    Lg Am17

  16. Danke sagten:


  17. #9
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten Morgen nach vier Stunden Englisch-Klausur...
    Sei es wie es sei, danke an alle Dankedrücker - wenn ihr Zeit habt könnt ihr ruhig auch einen Kommentar dalassen...

    So, Am17, zu deinen Fragen:
    Ja, mir ist kein anderes Volk eingefallen, was einerseits so weit entwickelt ist und andererseits mit Atlantis auf dem Kriegsfuß steht - dann doch wieder nicht - und jedem bekannt ist. Also es war kein Zwang sondern kalkuliert.
    Du gehst wahrscheinlich von irdischen Mega-Monster-Nukes aus, die einfach mal halb Brandenburg unbewohnbar machen, aber so stark haben die Genii nicht gerechnet, ihre sind etwa halb so stark wie die Hiroshima-Bombe, reichen aber richtig platziert immer noch aus um ein Wraith-Basisschiff zu zerstören (was C4 kann, kann ne Nuke schon lange! ).
    Die Frage nach der Zahl... sagen wir es so, sie haben gewaltig Federn gelassen, aber mit denen, die im Ulaub waren, als sie über Victis waren, sind sie wieder halbwegs anständig dabei. Mehr sag ich nicht

    So, der langen Rede noch längerer Sinn, hier jetzt Kapitel 3!
    ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 3: Samanthael

    Erde, Vereinigte Staaten von Amerika, Minnesota, Hütte des USAF Lieutenant Generals Jonathan Jack O`Neill
    Es war etwas über zwei Wochen her, seit er die Nachricht aus der Pegasus-Galaxie gehört hatte. Major Davis hatte es ihm erzählt, er hatte geantwortet, er solle es auf die Verlustliste setzen und die Beileidsbriefe bereit machen. Davis war ein guter Mann, aber O`Neill wusste nicht, ob er ihm mit Absicht eine Kleinigkeit verschwiegen hatte, oder ob er schlicht und ergreifend nicht den Mumm gehabt hatte, zu sagen, dass sie gefallen war.
    Er würde es nie und nimmer vor dem Major oder seinen anderen Adjutanten oder sonst wem zugeben, aber als er die Liste des auf Victis Romanis gefallenen Personals durchgegangen war, war in einer Zeile etwas in ihm zerbrochen. Das Bild hatte sich ihm eingebrannt – das schneeweiße Papier mit dem Siegel des Pentagons, zwischen den fast vierhundert Namen ein einzelner, den er nie auf so einer Liste hatte sehen wollen: Carter, Samantha, Col. Dr.
    Sie war tot.
    Tot.
    Das einzelne Wort hatte sich ihm eingebrannt, fast ebenso stark wie das Blatt. In ihm war etwas zerbrochen, fast so stark wie damals, als sich sein Sohn Charlie mit seiner Dienstwaffe erschossen hatte – das war kurz vor der Abydos-Mission gewesen.
    Abydos, wo er das Leben wieder zu lieben gelernt hatte – im ersten Anlauf. Im zweiten Anlauf hatte er wieder eine Person sehr zu schätzen gelernt. Und er hatte keine Gelegenheit gehabt, sich von ihr zu verabschieden, weder, als sie nach Atlantis gegangen war – er hatte sie wegen einem Meeting mit dem Verteidigungsminister verpasst – noch bei jedem einzelnen ihrer Besuche. Immer war etwas oder jemand dazwischen gekommen. Er hatte ihr auch nie danken können.
    Nie würde er sich das verzeihen können.
    Ebenso wenig hatte er ihr jemals sagen können, wie sehr er sie und ihre Arbeit wirklich schätzte – im Bezug auf sie selbst sogar noch mehr.
    Zwei Tage nachdem er die Liste auf seinem Schreibtisch gehabt hatte, war ein Mann vom IOA namens Samuel Winters gekommen und wollte ihn nach Atlantis schicken, zu einer Untersuchung des Victis Romanis-Vorfalls. Er hatte dagegen gehalten, der Mann hatte ihm einen offiziellen Wisch, unterschrieben vom US-Präsidenten, von General Maynard und von General Jumper, unter die Nase gehalten.
    Es war der Befehl gewesen, nach Atlantis zu gehen.
    Am Abend dieses einen Tages war er zu einer Person – zu einer der wenigen Personen – der er vertrauen konnte, gegangen. Zu ihm selbst.
    Okay, nicht direkt zu ihm selbst, sondern eher der etwas unglücklichen Kopie der Asgard. Er hatte gerade seinen Abschluss an der USAF-Akademie gemacht und war zum Lieutenant befördert worden – jeder normale General hätte sich geschämt, zu jemandem seines Dienstgrades zu gehen um sich aus zu heulen.
    Doch es war gekommen, wie es kommen musste.
    Da Major Davis – O`Neills eigentlicher Adjutant, den er auch nach Atlantis hätte mitnehmen sollen – etwas ungeeignet schien und auch selbst laut O`Neill das Zeug zu einem guten Verwaltungsgeneral hatte, hatte sich O`Neill an einen alten Freund aus seiner Zeit über dem Balkan gewandt und ihm seinen Klon für die Zusicherung einer Vorzugslieferung der neuen F-22 Raptors 'abgekauft'.
    Er hatte als Grund dafür, dass sich sein eigentlich Adjutant mit Papier rumschlagen und ihn nicht nach Atlantis begleiten sollte, mit den Augen zwinkernd zum Präsidenten und zu General Jumper gemeint, dass sich Davis schon an „den dauernden Akten-Grabenkrieg eines Stabsoffiziers“ gewöhnen sollte. Der höchste Mann im amerikanischen Staat hatte sich nur die Schläfen massiert und ohne zu murren die Genehmigung unterzeichnet.
    So war es dann am Ende gekommen, dass sein Klon 'offizielles' Mitglied des Stargate-Kommandos wurde und mit seinem Genspender nach Atlantis zu einer Untersuchung reisen sollte – danach würde er eine Praktikumsstelle bei SG-3 und Colonel Reynolds bekommen. Wenn er sich dort gut schlug, würde er einen festen Platz im SGC bekommen.
    Sie würden übermorgen von Colorado Springs fahren, dort mit Landry einen Kaffee in der Kantine trinken und schließlich die Mittelstation betreten – zum ersten Mal seit ihrer Fertigstellung. Der Untersuchungsausschuss würde einen Tag auf dem kleinsten Außenposten der Erde verbringen und von dort aus schließlich zu ihrem Ziel reisen – in die Verlorene Stadt.
    Nach Atlantis.
    Jahrelang war es sein Traum gewesen, diese Stadt zu finden, ihre Geheimnisse zu entdecken und mit ihr Technologien zu finden, die der Erde gegen die ständige Bedrohung durch Goa`uld-Reste, Replikatoren und andere der vielen Feinde der Menschen zu finden. Die Ori hatten momentan mehr damit zu tun, ihre inneren Angelegenheiten zu klären – und wenn das getan war bezweifelte O`Neill stark, dass sie ein weiteres mal die Waffen erheben würden. Tomin schien ihm ein guter Mann, zumal er ja immer noch eine Frau auf der Erde hatte.
    Er hätte nie gedacht, dass eines Tages Carter – seine Carter – einen Posten in der fernen Pegasus-Galaxie annehmen würde und dort 'ihr Leben auf dem Altar der Freiheit opfern' würde, wie es Abraham Lincoln einmal ausdrückte.
    Es hatte noch so viel gegeben, was der General seiner langjährigen Stellvertreterin und Freundin hatte sagen wollen – doch er würde nun nie die Gelegenheit dafür erhalten.
    Was ihm am meisten ärgerte war, dass er nicht mal zur offiziellen Trauerstunde ins SGC hatte kommen können, geschweige denn nach Atlantis zur Beerdigung, wo – auf ihren Willen hin, sollten ihre sterblichen Überreste nicht geborgen werden können – man ihre Hundemarken im schier endlosen Ozean von Lantea versenkt hatte.
    Übermorgen wäre sein letzter Tag für eine ganze Weile in den Staaten und auf der guten, alten Mutter Erde. Er glaubte nicht, dass dieser Ausschuss schnell abgehackt wäre, er rechnete mit etwa einem Monat bis sie alle Aussagen der Beteiligten hatten, danach noch ein paar Wochen für die Auswertung und sie hatten ihren Urteilsspruch – O`Neill rechnete fest damit, dass er zu Ungunsten Colonel Carters ausfallen würde.
    Er würde aber bis zum bitteren Ende die Fakten so anzweifeln, dass seine Sam entlastet war. Nichts sollte ihr Andenken beschmutzen, nichts und niemand!
    Mit diesen trüben Gedanken schloss der General die Tür seines Hauses auf, in dem er die letzten beiden Tage auf Gottes Erde verbringen würde. Es kam ihm irgendwie... falsch war für ihn nicht das richtige Wort, es war mehr ungerecht für ihn, dass er nun dieses Haus betrat, in dem SG-1 – seine kleine, abgeschiedene und komplett von jedweder militärischen Effizienz losgelöste aber doch immer wieder und immer wieder erfolgreiche Chaosmannschaft – so oft ihre DVD- und Video-Abende abgehalten hatte oder auch einfach nur geredet hatte.
    Nie wieder würden sie so beisammen sitzen.
    Nie wieder würden sie über die Tiefe Teal`cs lachen, worauf der nur mit einem Hochziehen der Augenbraue antwortete.
    Nie wieder würden sie alle beieinander sitzen und zusammen eine Flasche Bier – im Falle des Jaffa nur eine Flasche Pflaumensaft, die der General immer in seinem Kühlschrank hatte – trinken und über Daniels Hang zu philosophieren wo es nichts zu philosophieren gab lachen.
    Nie wieder würde das glockenhelle einer weiblichen US-Air-Force-Astrophysikerin durch die leeren Räume hallen... sie hatten es schon so lange nicht mehr gehört...
    Mit einer kleinen Träne im Auge legte O`Neill die Hausschlüssel auf den kleinen Beitisch an der Tür und sah auf das kleine rote Lämpchen des Anrufbeantworters, welches nicht leuchtete – keine Nachrichten, gut. Er hatte nichts mehr zu tun.
    Beinahe schon entschlossen legte der Offizier seine Jacke ab und warf sie auf den leeren Küchentisch. Er trat an den Kühlschrank um sich ein Bier zu nehmen, als ihm ein Geräusch in der sonst stillen Wohnung auffiel – Wasserrauschen.
    Ein schneller Blick genügte um zu wissen, dass es nicht aus der Küche kam, denn einerseits war es viel zu leise für den keinen halben Meter entfernten Wasserhahn, andererseits war ebendieser nicht offen, kein Wasser floss. Der General bekam es zwar nicht mit der Angst zu tun – dazu war er zu oft in Gefangenschaft bei netten Menschen mit netten, ausgewachsenen Schlangen gewesen – aber unheimlich war es ihm schon.
    Eine schnelle Bewegung und in seiner Hand lag die so vertraute Beretta 92F, die er immer bei sich trug, wenn er das Pentagon verließ – und manchmal sogar wenn er im Verteidigungsministerium war. Eine weitere Bewegung, diesmal nur vom Daumen und die Waffe war entsichert.
    Leicht in die Hocke gebeugt schlicht der erfahrene Soldat in den Flur seines Hauses in Richtung Badezimmer, wo er das Geräusch eindeutig lokalisieren konnte – und er hörte nun auch, was genau es war: Die Dusche.
    Jemand war wohl eingebrochen um bei ihm zu duschen... er würde darüber lachen, wenn er nicht Kommandant einer absolut geheimen Regierungseinrichtung wäre. In seinem Haus lagerten zwar keine hochgeheimen Unterlagen, aber dennoch stellte ein Einbruch eine schwere Strafe dar.
    Eine Strafe, die dank amerikanischem Recht auf Tod lautete.
    Die Waffe erhoben öffnete O`Neill die Tür. Dicke Dampfschwaden hüllten ihn ein. Das gibt ne Warmwasserrechnung..., schoss es ihm durch den Kopf. Wie lange müsste man wohl wirklich heiß duschen, um sein relativ großes Badezimmer so effektiv – effektiver als eine Kiste Rauchgranaten – einzunebeln.
    Langsam und vorsichtig schlich der ehemalige SGC-Chef zur Dusche, die im hinteren, linken Eck stand und mittels Plastikvorhängen einen Sichtschutz geben sollte. Er konnte durch den Dampf nichts erkennen, nicht mal eine schwache Silhouette.
    Mit einer schnellen Bewegung riss er den Vorhang beiseite und wollte „KEINE BEWEGUNG!!!“ brüllen, als er hinter dem Polyethylen eine durchaus ansprechende, weibliche Rückfront erblickte – eine nackte, nasse, durchaus ansprechende, weibliche Rückfront.
    Eine nackte, nasse, durchaus ansprechende, weibliche Rückfront, auf deren Rücken ein blonder Haarschopf aufgelöst klebte.
    Eine nackte, nasse, durchaus ansprechende, weibliche Rückfront, die sich nun umdrehte und die Person entblößte, die er am allerwenigsten erwartet hätte: Samantha Carter.
    Sie war es ohne Zweifel – das Gesicht, das Lächeln. Nur das diese tot war und somit schlecht bei ihm duschen konnte. Das Einzige, was nicht ebenso wenig zu seiner Sam zu passen schien, waren die fast schon katzenartigen, grazilen Bewegungen, mit der die Frau aus der Dusche dem General, der absolut überrascht, mit offenem Mund und gesenkter Waffe nach hinten getaumelt war, hinterher stieg.
    Plötzlich spürte der Offizier einen Widerstand in seinem Rücken – der Badezimmerschrank. Er hatte dieses Einrichtungsstück noch nie gemocht. Wenn man es am wenigsten brauchte, stand es im Weg.
    Grazil legte Carter die Arme um seinen Hals, näherte sich langsam mit ihrem Kopf dem seinigen, vereinigte langsam ihre Lippen. Der General versteifte sich, lockerte sich aber nach kurzer Zeit – wahrscheinlich war es eine Illusion, aber es war die beste seit... seit... er wusste nicht seit wann.
    Er genoss den Kuss, klappernd fiel die Beretta auf den Boden, er zog ihren Körper näher an sich, lies sich auf das zarte Spiel ihrer Lippen ein.
    Zärtlich lösten sich sie sich beiden voneinander, der Wasserstrom in der Dusche war auf wundersame Weise versiegt, sodass der Wasserdampf sich langsam wieder abkühlte und zu ganz normalem Wasser wurde, welches sich an den Scheiben des Badezimmers und auf anderen Flächen kondensierte.
    „Ist das ein Traum?“, fragte der General nach kurzer Zeit verwirrt, die Frau immer noch fest an sich gezogen.
    Zart legte sie ihre Kopf auf seine Schulter, wobei sie sich leicht auf die Zehenspitzen stellen musste. „Nicht ganz – ich bin hier. Mehr oder weniger.“ Sie lächelte dieses eine Lächeln, von dem ihr Freund und Kollege – eigentlich eher Kamerad – Walter Harriman ihr erzählt hatte, dass es unter den Tormannschaften das '1000-Gigawatt-Sam-Carter-Lächeln' genannt wurde.
    „Was soll das heißen?“, wollte der General wissen und drückte sie fast schon apathisch an sich.
    „Ich bin tot. Das dürfte ihnen bekannt sein.“, stellte die Frau ernüchternd fest. Sie zog sich leicht aber widerwillig aus der Umarmung, ja fast schon Klammerung, des Stabsoffiziers zurück, nur um ihm in die Augen ihres ehemaligen Kommandierenden Offiziers zu sehen. „Tja... aber es haben sich neue Möglichkeiten eröffnet – ich sag`s am besten kurz und knapp: Ich bin aufgestiegen.“
    O`Neill musterte sie von oben bis unten – soweit er es eben konnte, er war schließlich Offizier und Gentleman – und fragte sich im Stillen, ob es wirklich wahr war, dass seine Sam transzendiert war. Er konnte es sich nicht vorstellen, beim besten Willen.
    Daniel, ja, er konnte dieses ganzes Zeug um den Aufstieg, Philosophie und hatte sicherlich diese geistige Komponente, er war sicherlich auch 'rein' im Sinne von unbefleckt im Geiste dafür, aber nicht Carter. Sie beide und Teal`c, sie würden, da war sich der General sicher, niemals aufsteigen.
    „Okay, Lady, es war sehr nett, dass sie vorbei geguckt haben, aber ich habe momentan leider keine Zeit für Spielchen oder Halluzinationen.“, bahnte sich der Satz bevor er weiter denken konnte den Weg auf seine Zunge aus seinem Mund. Er wollte es vielleicht selbst nicht – er hätte es später nicht sagen können ob oder ob nicht – aber beinahe automatisch nahm sein Gesicht einen harten, beinahe steinharten, Ausdruck an.
    Die Frau in seinen Armen sah ihn komisch an. „Ich bin keine Halluzination.“
    „Ja, ja...“, meinte er nur und befreite sich aus der Umarmung, die die Frau immer noch aufrecht erhielt.
    „Was soll ich denn machen, wenn sie mir nicht glauben, General?! Soll ich vielleicht Wasser zu Brot machen?“ Ähm... WAS?!, fragte sie sich in Gedanken.
    Der General sah sie erst verwirrt an. „Das Kunststück würde ich gerne sehen!“, meinte er dann lächelnd und hob seine Beretta auf, nur um sie auf die unbewaffnete und unbekleidete Frau zu richten.
    Diese atmete nur frustriert aus. „Jack, wir wissen beide, dass das nicht funktioniert.“
    „Man kann es versuchen!“, antwortete der herausfordernd.
    „Wie denn mit einem FISCH?!“, erwiderte Carter erbost.
    Kurz schielte der ehemalige SG-1-Teamleiter nach unten, auf seine Waffe, schon halb eine Forelle erwartend – doch da war immer noch seine Beretta. Verwirrt blickte er auf, direkt in die Augen der Frau, die behauptete, Samantha Carter zu sein, die bis auf weniger als einen halben Meter an ihn heran getreten war.
    Sofort durchzuckte ihn ein Gedanke: Entweder hat sich da jemand sehr viel Mühe gegeben, oder sie ist es...
    Die Frau sah ihn milde lächelnd an, mit dem gleichen Lächeln, mit dem sie ihn immer bedacht hatte, wenn er malwieder ihr Technobrabbel nicht verstand. Es war für den General klar, dass das seine Sam war, egal, wie er es drehte und wendete und selbst wenn sie bloß eine Ausgeburt seines leicht angeknacksten Geistes war.
    „Ska`ara lässt dir Grüße ausrichten, es geht ihm und den restlichen Abydoniern gut, sie sind immer noch alle fleißig am lernen. Die alle da oben sind übrigens leicht... durchgedreht, um es noch vorsichtig zu formulieren. Kein Wunder, dass Daniel da oben keinen Spaß hatte...“, ein amüsiertes Schnauben kam aus Carters Nase, während sie lächelnd den Kopf schüttelte, die Hände in die Hüften gestemmt.
    „Auf jeden Fall... Während der Untersuchung, die mich schuldig sprechen soll, wie ich mir mal denke – das IOA hat uns beide, Daniel und Teal`c noch nie gemocht, da bin ich mir sicher – werden ihnen viele neue Freunde begegnen, wenn sie sie mit ihren Eigenarten und ihnen ihre Freiheit lassen. Es sind alles sehr stolze Männer und sie werden es auch immer sein. Akzeptieren sie sie so, wie sie sind, sonst wird der Ausschuss in einer Katastrophe enden.“, stellte die Frau, die Carter, fest und sah ihren ehemaligen Kommandanten bittend, ja schon fast flehend, an. Sie wusste, wie er war, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
    Gerne erinnerte sie sich, wie er immer wieder die vergeblichen Anträge an das IOA und den Präsidenten gestellt hatte, das aktuell jeweils neueste Schiff der BC-304A-Klasse Enterprise zu taufen. Schließlich hatte der Präsident doch nachgegeben – das Schiff, welches später als Sergei Pawlowitsch Koroljow als erstes Schiff der Russischen Raumflotte beim Supertor zerstört werden sollte, hätte, wäre es amerikanisch geblieben, den Namen Enterprise getragen.
    So hatte es keine Enterprise im Weltraum gegeben. O`Neill hatte jedoch nicht aufgegeben – wäre es nach ihm gegangen, hätte die Apollo den Namen Enterprise-A getragen. Laut der Überlieferung von General Hammond, der bei der entsprechenden Unterredung dabei gewesen war, hatte der Präsident nur mit den Augen gerollt.
    Trotzdem kam es dem Amerikaner merkwürdig vor: gerade eben hatten sie sich noch in den Armen gelegen und sich näher miteinander beschäftigt und jetzt siezten sie sich wieder, obwohl die Frau immer noch unbekleidet in O`Neills Badezimmer stand und vor Nässe nur so troff, während er immer noch eine als Fisch bezeichnete Pistole in der Hand hielt.
    „Ich werde mir Mühe geben.“, antwortete O`Neill und lächelte. Dann zog er sein T-Shirt unter dem kritischen Blick Carters aus, der jedoch viel verlor, als sie den immer noch trainierten Oberkörper ihres ehemaligen Kommandierenden Offiziers sah. „Für sie. Sie können doch nicht einfach so nackt durch die höheren Ebenen spazieren.“
    Sie lächelte wieder, wobei sie die tausend Gigawatt mehr als schlug. „Danke, aber ich muss sowieso wieder. Und ganz nackt marschiere ich da oben sowieso nicht rum.“ So war also Sam privater – der General hatte sie immer nur im Dienst erlebt, nie wenn sie einfach so war, wie sie war. „Also dann, General, ich meld mich mal wieder irgendwann!“
    Ein heller Lichtblitz, wie von einem Asgard-Transporter, nur weitaus heller und blendender leuchtete auf. Als er wieder verblasste, stand vor ihm nicht mehr Sam – vor ihm stand Colonel Samantha Carter, United States Air Force, Stargate-Kommando in vollem Blue Dress und salutierte respektvoll, bevor sie sich in einem weiteren Lichtblitz verabschiedete, einen verwirrten Lieutenant General zurücklassend.


    (Anm.d.A.: Zu aller erst zu einigen Kleinigkeiten. Die Bundeswehr hat keine Achtzehnte Panzerdivision [tatsächlich sind laut Wikipedia die einzigen beiden deutschen Panzerdivisionen die Zehnte zu Sigmaringen und die Erste zu Hannover]. General Harald Kujat war der dreizehnte Generalinspekteur der Bundeswehr und lebt noch, es existiert wirklich ein Ort namens Buxtehude in Niedersachsen. Ob sie dort einen Standort der Bundeswehr haben, weiß ich nicht, ebenso wenig wie, ob es wirklich eine General Kujat-Kaserne gibt.
    Alle dargestellten Personen – außer, es gibt einen expliziten Hinweis - existieren meines Wissens nach nicht, sollten ihre Darstellung oder Funktion irgendjemand sauer aufstoßen, ist es seine Schuld. Ähnlichkeiten zu lebenden oder bereits verstorbenen Personen des Heeres der Bundeswehr oder sonstigen sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Dankeschön fürs Lesen dieses Hinweises.)


    Erde, Europa, Bundesrepublik Deutschland, Niedersachsen, General Harald Kujat-Kaserne, nahe Buxtehude, Hauptquartier und Stabsstandort der 18. Panzerdivision
    Wer dachte, es wäre wunderbar in einer Armee fast ganz oben zu stehen, irrte sich, und zwar gewaltig. Generalleutnant Armin Kupferstecher, seines Zeichen Berufssoldat seines geliebten Vaterlandes wie jeder Kupferstecher seit vierzehn Generationen, hatte sich das auch gedacht. Als Kommandant der Achtzehnten Panzerdivision der Bundeswehr hatte er auch einige gewisse Vorrechte, unter anderem, dass er seine Befehle direkt unterschrieben von der Bundeskanzlerin, dem Verteidigungsminister oder dem Generalinspekteur erhielt.
    Aber das hieß noch lange nicht, dass er sich nicht bis um vier Uhr morgens in seinem Büro aufhalten und Anträge auf Erteilung eines Antragsformulars zur Bestätigung der Nichtigkeit des Durchschriftexemplars deren Gültigkeitsvermerke von der Bezugsbehörde stammten zum Behub der Vorlagen beim zuständigen Erteilungsamt durcharbeiten musste.
    In solchen Momenten hasste der General seinen Job.
    Er hatte langsam echt keine Lust mehr – zumindest für heute.
    Vor zwei Tagen war ein Einsatzbefehl für ihn und seinen engsten Vertrauten, Hauptmann Peter Jansen, eingetroffen – aus dem NATO-Oberkommando, unterschrieben vom NATO-Kommandanten und Kommandanten der US-Truppen in Europa, dem deutschen Verteidigungsminister, dem deutschen Bundespräsidenten, dem Generalinspekteur des Heeres, dem Generalinspekteur der Bundeswehr, der Bundeskanzlerin und schließlich und endlich von der ganzen fröhlichen Politiker-Runde nochmal aus den Staaten, Frankreich, Russland und Großbritannien, inklusive der englischen Königin.
    Im ersten Moment hatte er sich gefragt, was der ganze Müll an Unterschriften sollte, der ihn nur am folgenden Tag in ein einsames Landhaus nahe einem alten amerikanischen Raketenbunker aus den Tage des Kalten Krieges beordert hatte, wo er von einigen netten Herren der US-Luftwaffe – von denen kein einziger auch nur einen Adler trug – in eine Geheimoperation er Amerikaner in Colorado in einem gewissen Cheyenne Mountain Complex eingeweiht wurde.
    Zuerst hatten sich der Generalleutnant und sein langjähriger Vertrauter und Adjutant schweigend angesehen, bis Kupferstecher lächelnd befahl: „Führen sie eine Lachmaßnahme durch!“
    Darauf hatte sich der Hauptmann nicht mehr halten können und los gelacht, die USAF-Offiziere hatten sich leicht verwirrt angesehen und einer hatte nur „Okay, dann eben so!“ gemeint, bevor er eine komische, beinahe schon schlangenförmig zu nennende Waffe zog und auf die beiden deutschen Soldaten schoss.
    Als sie acht Stunden später erwachten war das Gezeter groß gewesen, dann waren beide zur Ruhe gekommen. Schließlich hatte der Kommandant der Achtzehnten gesagt: „Alles so richtig wie bei Star Trek?“
    „Fast.“, hatte einer der Offiziere, ein Mann namens Major Barnsley, geantwortet. Er hatte etwas auf dem Gesicht gehabt, was man großzügig 'Lächeln' hätte nennen können, als er fort fuhr: „Zuerst hatten wir nur das Stargate, bis wir anfingen an dem ersten eigenen Schiffen zu bauen – der inzwischen zerstörten Prometheus. Heute haben wir vier Schiffe im Dienst: die beiden amerikanischen Schiffe Daedalus und Odyssee, die französische De Gaulle sowie die britische Britannia.“
    Es waren noch einige Klärungen erfolgt, dann war der Generalleutnant wieder abgereist, im Gepäck ein freundliches Schreiben der Politiker, die ihm schon einmal geschrieben hatten, welches ihm mitteilte, dass er, Jansen und eine Einheit der Feldjäger nach Atlantis gehen würden, extra für diesen Untersuchungsausschuss.
    Sie würden alle morgen Abend dank der Flugbereitschaft - „Y-Tours: Wir buchen – sie fluchen!“ - nach Amerika fliegen und dort für einen glorreichen Tag in einer SGC genannten Einrichtung verbringen nur um schließlich von dort auf die sogenannte Mittelstation zu verlegen um von dort aus nach Atlantis zu gelangen.
    Dies war sozusagen die letzte Nacht in seinem Vaterland und er hatte die große Ehre sie in seinem Büro zu verbringen. Fast tröstend wirkte für ihn der Gedanke, dass in seinem Vorzimmer Hauptmann Jansen und die beiden Stabsunteroffiziere Himmelstoß und Klinck ebenfalls über Akten gebeugt waren und die Kommandoübernahme des Generalmajors Eisenschmied über seine geliebten Panzer vorbereiteten.
    Kupferstecher mochte Eisenschmied nicht. Er war ein ehemaliger 'Falli', also Fallschirmjäger, und er mochte ihn als alte Panzerbacke schon aus Prinzip nicht. Außerdem war der Fallschirmjäger arrogant bis es nicht mehr ging – nur weil er so blöd (laut Eisenschmieds Ansicht mutig) gewesen war, sich für die Waffengattung zu entscheiden die aus Flugzeugen absprang, zu melden!
    Erstens war es für den deutschen Dreisterner zu klären, was daran überhaupt mutig war und zweitens hatte er Höhenangst, die ab fünf Meter bei ungesicherten Wegen und Leitern begann. Das waren eigentlich neben einer gewaltigen persönlichen Abneigung eines Badeners gegenüber einem Württemberger die einzigen Gründe, warum er den Generalmajor nicht mochte, ja sogar fast verabscheute.
    Aber sie waren deutsche Soldaten und deutsche Soldaten hatten sich seit Zeiten der Bundeswehr den internationalen Ruf disziplinierte, kameradschaftliche und gute Soldaten zu sein – Image stach persönliche Abneigungen und die Rivalitäten der einzelnen deutschen Stämme.
    Etwas knackste.
    Kupferstecher war schon nicht mehr der Jüngste, er hatte immer wieder so seine Probleme mit den Gelenken und Knochen. Über dreißig Jahre stand er nun in den Diensten der Bundesrepublik, dreißig Jahre, in denen er viele Freunde gefunden hatte – national und international.
    Aber trotz der Tatsache, dass er als frisch gebackener Brigadegeneral bei der letzten REFORGER-Übung im Mai 1993 noch selbst mit einem Panzer über deutsche Felder in Formation mit amerikanischen M1-Panzern gedonnert war, machte ihn auch nicht viel jünger. Er wurde einfach alt.
    Langsam stand der Generalleutnant auf, streckte sich und seinen Rücken durch und gähnte herzhaft – ein gewaltiger Spritzer kaltes Wasser ins Gesicht und eine ordentliche Tasse Kaffee in den Rachen und die Welt würde besser aussehen, da war sich der langjährige Offizier sicher. Die Flecktarnuniform der Bundeswehr trug er gerne, wenn nichts zu erwarten war, weil sie einfach viel praktischer war als der Dienstanzug, auch wenn dieser weitaus schicker aussah. Außerdem konnte man sich in Flecktarn besser strecken, schon da stieß der Anzug an seine Grenzen.
    Langsam trottete der Offizier zu seiner Bürotür. Tagsüber stand sie meistens offen, auch um den Soldaten das Gefühl zu geben, dass auch der General da war und vor allem, dass dieser arbeitete. Ebenso sollte es auch symbolisieren, dass selbst der kleinste AGAnaut zum Generalleutnant gehen konnte – die meisten blieben jedoch mit ihren Beschwerden vorne oder in ihrem Kompanien.
    In der ganzen Zeit als General hatte sich bisher nur zweimal ein Wehrdienstleistender zu ihm gewagt – zwei mal der selbe, ein junger Pseudo-Adliger, der etwas auf sein zweizeiliges Namensschild gab und mit dem goldenen Löffel im Hinterteil geboren worden war. Als der Generalleutnant nicht auf seine Forderungen nach Diensterleichterung extra für ihn eingegangen war, hatte dieser ihm angefangen zu drohen, mit seinem Vater geprahlt und dass der General bald als Gefreiter in Afghanistan Toiletten putzen würde und solche Scherze. Dieser hatte einfach nur die Feldjäger gerufen und ihn aus der AGA werfen lassen, ihn aber für die kompletten neun Monate behalten.
    Jeden Tag hatte er ihn gesehen und jeden Tag gefragt: „Und, wer wischt nun die Scheiße des anderen auf?“
    Bei der Erinnerung an dieser kleinen eingebildeten Fatzken, dessen Vater sogar einmal persönlich am Kasernentor gestanden hatte und ihm förmlichst unter den starren Augen seines Sohnes gedankt hatte, grinste der Generalleutnant. Wenn er jemals einen Gefallen aus dem deutschen Hochadel brauchte, sollte er nur kommen – bei ihm würde er mehr als nur Gehör finden.
    Der Blick des Offiziers fiel nach links, eine alte Geste. An der Wand hing ein Ganzkörperspiegel, etwa zwei Meter hoch. Er zeigte einen alten Mann, der nie etwas vom Leben geschenkt bekommen hatte.
    Etwa eins achtzig groß, mit grauem Haar und dem lockeren Flecktarn, dessen Beintaschen mit allerlei Zeug, wie Füllfederhaltern, Bleistiften, Taschentüchern und Handschuhen, vollgestopft waren, damit sie halbwegs nach was aussahen, bekleidet stand da ein Offizier, auf dessen Schultern im Dienstanzug drei Sterne geblitz hätten. Sein Gesicht war nicht direkt hager, aber es war hart.
    Er hatte lang nicht mehr gelacht, nur hin und wieder gegrinst – teilweise sehr stark, wie das Treffen mit Barnsley zeigte.
    Auch etwas, was den Ruf höherer deutscher Offiziere ausmachte – sie waren nicht nur humorlos, sie waren der Nullpunkt der Humorlosigkeit.
    Hätte man in seine Augen gesehen, hätte man die eines Mannes gesehen, der schon zu viel durchgemacht hatte, Dinge, die andere Menschen in eine Klapsmühle brachten. Er hatte mit dreißig geheiratet, mit einunddreißig hatte er seinen ersten Sohn in den Armen gehalten, mit zweiunddreißig hatte er ihn und seine Frau zu Grabe getragen – Autounfall, ein Besoffener hatte sie Frontal genommen. Beide waren sofort tot gewesen, wobei man den Babysitz seines Sohnes vierzig Meter in einem Baum an der Landstraße gefunden hatte, kaum mehr als solcher zu erkennen.
    Seitdem verabscheute er jedwede Art von Alkohol, selbst bei gesellschaftlichen Anlässen hielt er sich bei Wasser.
    Mit fünfunddreißig war ein Feldwebel aus der Kompanie, deren AGA er leitete, zu blöd gewesen eine Granate richtig zu werfen, was in einem toten Feldwebel und vier toten AGAnauten resultiert war, zusammen mit einer ganzen Reihe Verletzter. Der jetzige Generalleutnant war mit einem disziplinarischen blauen Auge davongekommen, die Eltern der Getöteten und Verletzten waren dagegen Sturm gelaufen. Sie hatten Glück gehabt, dass zu diesem Zeitpunkt Deutschland wichtigere Sorgen hatte – zum Beispiel ihre siebzehn Millionen Brüder und Schwestern, die wieder ein geeintes Deutschland friedlich haben wollten und einen verrückten Iraker namens Saddam Hussein.
    Das waren nur zwei Vorfälle einer langen Karriere, und es wurden und wurden nicht weniger.
    Sie hatten ihn zu einem Mann von Charakter geformt, mehr als es seine Ausbildung an der Heeresoffiziersschule damals noch in Hannover jemals hätte tun können.
    Langsam führte er seine Hand zur Klinke, nahm sie aber gleich wieder weg. Er hatte zwei Dinge vergessen: sein geliebtes, pechschwarzes Barett mit dem stilisierten Kampfpanzer als Litze, welches er immer trug, wenn er nicht öffentlich unterwegs war – da hieß es meistens rotes Barett des Basis, so wie alle Generäle – und schließlich einen Stoß unterschrieben und gegengezeichnete Papiere für seine drei Vorzimmer-Frontschweine.
    Schnell drückte er die Klinke runter, marschierte im Stechschritt durch sein Vorzimmer, knallte im Vorbeigehen den Stoß auf Jansens Tisch, ging ein Stockwerk runter in die Herrentoiletten um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen, trocknete sich ab, ging zu der kleinen Kaffeemaschine der IR-Abteilung, die momentan verwaist war, nahm sich eine Tasse, einen kleinen Schluck und füllte sich nach und marschierte wieder hoch ohne sich einmal umzusehen.

    Was der Generalleutnant nicht bemerkte, war, dass seine drei Frontschweine allesamt Waffen gezogen hatten und diese auf eine vierte Person gerichtet hielten. Sie waren ihm leicht verwirrt zweimal mit ihren Blicken quer durchs Vorzimmer gefolgt.
    „Passiert sowas öfter?“,fragte die vierte Person, eine Frau um die vierzig, gewandt in eine weiße Robe, die langen blonden Haare über den Rücken ausgebreitet. Alles in allem stellte sie für die drei Soldaten, zwei Stabsfeldwebel und ein Hauptmann, einen... angenehmen Anblick dar – vor allem, da sie neben ihrem gewaltigen farblichen Kontrast Flecktarn-weiß ein äußerst neuer, angenehmer und vor allem willkommener Kontrast war.
    Und weil sie eine Frau war, welche von Natur aus rar auf Standorten der Bundeswehr waren. Doch trotzdem zielten die drei deutschen Soldaten auf die Frau, was schon alleine daran lag, wie sie aufgetaucht war.
    „Es passiert schon manchmal.“, antwortete Hauptmann Jansen, ein Mann, halb so alt wie sein Vorgesetzter, mit braunen Haaren und eiskalten Augen, einem ebenso ausdruckslosem Gesicht und einer einsneunzig-Statur, die selbst die bulligsten und aggresivsten Neonazis dazu gebracht hätte, sich ihr vorhaben noch mal zu überlegen – vorausgesetzt der kackbraune Abschaum konnte denken, was jeder Deutsche mit Hirn bezweifelte.
    Der Hauptmann wirkte nicht wie jemand, der gerne nachdachte – er tat es aber, viel und gerne, und in diesem Moment besonders gerne, wie die Frau aufgetaucht war: Die drei Soldaten waren über ihren Papieren gesessen, gebeugt und hatten versucht die viel zu klein gedruckten Beschriftungen der einzelnen Kästchen zu lesen – jeder, selbst das erfahrene Papier-Frontschwein Jansen, hätte ein Raster-Elektronenmikroskop gebraucht, um diese Beschriftungen anständig lesen zu können.
    Plötzlich war die Stille von einem anderen Geräusch unterbrochen worden als dem hin und wieder vorkommenden entnervten Stöhnen der Soldaten, die zum zehntausendsten Mal an diesem Tag ein und das selbe Formular ausfüllten, oder dem kratzen der Feder eines Füllers – der Generalleutnant bestand darauf, dass sämtliche Anträge, die ihm zur Gegenzeichnung vorgelegt wurden, entweder mit Füller oder mit Bleistift geschrieben waren. Es war das Knacken einer Zahnleiste gewesen, die sich geräuschvoll in einen Apfel versenkt hatte.
    Der Hauptmann hatte seinen Blick nicht gehoben sondern nur nach rechts geguckt und sich der auf seinem Schreibtisch sitzenden und einen Apfel essenden Frau gegenüber gefunden. Automatisch war sein Blick zu dem ihm gegenüber sitzenden Stabsfeldwebel Klinck gewandert, der ebenso wie der Rest des Vorzimmers auf die Frau starrte, die über die Schulter das Formular musterte.
    „Da fehlt was!“, hatte sie gemeint, bevor alle drei Soldaten aufgesprungen und ihre Waffen entsichert auf sie gerichtet hatten, wovon der General nichts mitbekommen hatte, weil sein Büro Schalldicht war.
    So standen sie nun, Stabsfeldwebel Himmelstoß blickte immer noch die Tür an – er war leicht entsetzt und neu in dem kleinen deutschesten aller deutschen Schlachtfelder: der Bürokratie – und Stabsfeldwebel Klinck hielt seine alte P8 immer noch auf die Frau gerichtet, ebenso wie Jansen.
    Beinahe wären die beiden Waffen losgegangen, als der Generalleutnant unvermittelt die Tür zu seinem Arbeitszimmer auf riss und die Soldaten beinahe zu Tode erschreckte – sein Blick blieb fassungslos und verwundert an der Blondine hängen.
    „Eindringling!“, meinte er zu seinen Männern, „Nehmt sie sofort fest!“
    „Aber... Herr Generalleutnant, es könnte passieren, dass... nun, ja... die Hände von einem von uns zu Stellen wandern... wo sie nicht hingehören... was eventuell dem Ansehen der Bundeswehr schaden könnte!“, redete sich Jansen raus, die beiden Stabsfeldwebel nickten eifrig. Während des gesamten Monolog hatte die Gesichtsfarbe des Hauptmanns immer mehr rot genähert, bis er das Rot einer Tomate trug, was nicht zu seinem sonstigen Gesichtsaufbau und seiner Statur zu passen schien.
    „Gut. Dann holen sie, Hauptmann Jansen, jetzt Frau Oberstabsfeldwebel Hammerau von der Wache. Und ab!“, befahl der Generalleutnant mit einem Lächeln. Er wusste, dass sich die Feldjägerin großer Beliebtheit in seinem Vorzimmer erfreute, so wie in der ganzen General Harald Kujat-Kaserne. Selbst der schwulste AGAnaut ließ sich gerne von ihr verhaften, obwohl das meistens etwas weniger gut war – in Gewahrsam der Feldjäger zu sein endete in der General Harald Kujat-Kaserne meistens damit, dass der Generalleutnant persönlich die Zellen öffnete, weil sich die AGAnauten sonst gegenseitig erdrückt worden wären, oder, noch schlimmer, wieder einer der selbsternannten Weltverbesserer der UN-Menschenrechtskommision malwieder vorbei guckte und den Deutschen Menschrechtsverstöße andichtete, nur weil ihre Zellen überfüllt waren.
    Nein, das war laut einigen Quellen das letzte, was die Bundeswehr gebrauchen konnte – deshalb schob die Oberstabsfeldwebel des Heimatstandortes der Achtzehnten nachts Innendienst an der Wache vor dem Stabsgebäude.
    Kurz darauf kam die junge Frau in das kleine Zimmer gespurtet und für die Soldaten ging die Sonne auf – mit etwa eins-siebzig Größe und langem, schwarzem, zu einem Knoten gebundenen Haaren und einem Gesicht, wie ein Engel, kam eine junge Frau herein, die jeder Feldjäger und jeder sonstige Soldat der Bundesrepublik Deutschland – und wahrscheinlich der Rest der Welt ebenso – als Vorgesetzte haben wollte: Oberstabsfeldwebel Mareike Hammerau, Feldjägerbataillon 152, von manchen scherzhaft 'Frau Tannenbaumgeneral' genannt. Den meisten, die das in ihrer Anwesenheit taten, standen zwei Tage wunderbaren Aufenthalts in einem Feldjägerhotel in Aussicht, sogar mit eigenem Zimmerservice und schwedischen Gardinen.
    Diese kam schon, im Schlepptau von Hauptmann Jansen, angetrabt, schoss vor dem Generalleutnant in die Grundstellung und meldete sich lautstark, während der Generalleutnant sie musterte. Er kam schnell zu dem Schluss, das nur an Männern die Flecktarnuniform schlecht aussah – sie trug den Parker, der, obwohl er laut modebewussteren Soldaten eine Katastrophe war, doch relativ gut ihre durchaus ansprechende Figur betonte.
    „Frau Oberstabsfeldwebel, bitte verhaften sie diese unverfroren in unsere wunderschöne Kaserne eingedrungene Person.“, befahl der Generalleutnant in einem Ton, dem jedem deutschen Ausbilder seit 1955 mehr als nur zur Ehre gereicht hätte.
    Die junge Frau salutierte zackig und brüllte – ohne sich zu verhaspeln – zurück: „Jawohl, Herr Generalleutnant!“ Danach trat sie an die Blondine, welche sie interessiert musterte, heran, zog ihren kleinen Gummiknüppel und meinte locker: „So, Süße, hinknien und Hände hinter den Kopf!“
    Unwillkürlich durchzuckte den Generalleutnant ein Gedanke von solcher Einfachheit aber doch Komplexität, wie es ihn nur in Deutschland geben konnte: Hätten das meine Deppen mit ihren P8ern nicht auch machen können?! Mussten sie mich extra so weit bringen, dass ich die Feldjäger rufe?!
    „Nö.“, antwortete diese in bestem und akzentfreiem Deutsch. „Bin sowieso gleich wieder weg, ich muss nur mal kurz euren Generalleutnant und euren Hauptmann entführen – gehen wir in ihr Büro?“, fragte sie zuckersüß und wies mit der Hand auf die Tür.
    Ein hartes Geräusch, das Geräusch vom aufeinander treffen eines Gummiknüppels und einer behandschuhten Hand unterband aber jede Reaktion. „Nicht mit mir, Kleine, wo die beiden wandelnden Testosteron-Kettensärge hingehen bin ich dabei. Punkt.“, stellte sie grimmig, aber leicht lächelnd, klar.
    „Meinetwegen.“ Sie drehte sich um und schlenderte geradezu in das kleine Büro, dessen Tür immer noch offen stand. Auf dem Weg dorthin warf sie den Rest ihres Apfels in den Mülleimer, trat aber schnell in das Büro ein, wo sie schnell in den Sessel des Generalleutnants huschte.
    Dieser musterte sie mit hochgezogener Augenbraue, wie sie es sich in seinem hohen Lehnsessel gemütlich machte. „Der Sessel des Divisionskommandanten – raus da!“
    „Kurzzeitig werden sie es noch aushalten, Herr Generalleutnant.“, sagte die Frau. „Was ich ihnen zu sagen habe, ist schnell erledigt, sie haben also ihren Sessel bald wieder. Es ist so – dort, wo sie hin verlegt werden, werden sie einen alten Freund wieder treffen, aber sie werden auch neue kennenlernen. Sie werden allerdings auch in so manch einen Gewissenskonflikt geraten, Herr Generalleutnant, und sie in so manch einen Konflikt mit ihrer Geschichte, Herr Hauptmann... Denken sie weiße darüber nach, was sie tun. Darum bitte ich sie, alle drei.“
    Die drei sahen sie etwas verwundert an, sie verstanden nicht, was die Frau im Sessel des Kommandanten der Achtzehnten Panzerdivision von ihnen wollte. „Hebt mal alle das linke Bein.“, wurden sie aufgefordert – was die drei Soldaten auch taten.
    Ungläubig sah die weißgewandte die Soldaten vor ihr an. „Gut... Das war eigentlich metaphorisch gemeint... aber... gut. Also, um sie zwecks meiner Identität nicht ganz dumm sterben zu lassen – nennt mich Samanthael, Botin von da krass Chefin. Man sieht sich!“ Vor den immer noch verwirrten Augen der drei Deutschen, die ihre linken Beine immer noch in der Luft hatten, verschwand der merkwürdigste und späteste Besuch, den die General Harald Kujat-Kaserne jemals informeller als informell hatte empfangen dürfen, in einem hellen Lichtblitz, zusammen mit dem Sessel.
    Einige Minuten lang herrschte Schweigen in dem kleinen Büro, welches selbst die beiden Stabsfeldwebel nicht brachen, als sie ihre Köpfe in den Raum streckten, um nachzusehen, was los war.
    Langsam aber sicher senkte sich der Fuß des Generalleutnants, der seinen beiden immer noch genauso wie er maßlos verwirrten Untergebenen befahl, die Füße wieder runter zu nehmen. „Ich denke... ich denke das war ein Traum.“, stellte der Generalleutnant fest. „Aber eine Probe steht noch aus!“
    Wenige Sekunden später musste er mit schmerzender Wange auf dem Boden sitzend die Probe als gescheitert ansehen – Generalleutnant und Tannenbaumgeneral passten wohl doch nicht zueinander...
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  18. Danke sagten:


  19. #10
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    Der erste Teil dieses Kapitels war traurig, aber dan wurde es immer Lustiger.
    Der Generalleutnantgefällt mir. wie er sioch so verhält, klingt irgend wie wie der Deutsche O´neill.
    Carter eben Bild hast du wohl auch schongefunden 'Frau Tannenbaumgeneral' . (der Name ist Lustig)
    Bin dan mal gespannt wie das erste Trefen mit dem SGC wird.

    Lg Am17

  20. Danke sagten:


  21. #11
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    Wen man sich den 2 Teil der Geschichte ankuckt muß man schon sagen: Sam scheint sich ja schon gut an den etwas verrückten Haufen von Antikern gewöhnt zu haben, genauso wie bei dem kleinen Besuch bei Jack!

  22. Danke sagten:


  23. #12
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    Guten Abend, Leute,
    sorry, dass ich euch ohne Reviewantworten abspeise, aber ich hatte heute das letzte Männlichkeitsritual vor mir: Die Musterung.
    Der Scheiß hat geschätzte acht Stunden gedauert. Ich hab seit heute Morgen nichts gegessen. Also, bitte nicht böse sein!

    Trotzdem viel Spaß und Freude mit:

    Kapitel 4: Die Geister der Vergangenheit

    Pegasus-Galaxie, Lantea, Atlantis-Kontrollraum, drei Tage später
    Es gab nicht nur Indianerhäuptlinge, da war sich Doktor Amelia Banks sicher.
    Die junge Frau mit Zopf und leichten Latino-Merkmalen beobachtete zusammen mit dem Rest der Kontrollraummannschaft – Doktor Zelenka, Private Skittels, Private Hancock und Doktor Mendez – die Sergeants Harriman und Saunier beim Daumenkatchen. Dabei hielten sich die beiden Männer jeweils an einer Hand fest und versuchten mit allen Tricks den Daumen des anderen nieder zu drücken.
    Einerseits vertrieben sie sich damit die Zeit wenn nichts zu tun war, andererseits regelten sie damit die Nachfolge an der Kaffeemaschine wenn niemand wollte. Zwar hätte einer der Sergeants als ranghöchste anwesenden Soldaten ihren beiden Privates befehlen können, die Kaffeemaschine zu übernehmen, aber sie wollten es nicht – so war es einerseits lustiger und hielt die Moral der kleinen Truppe aufrecht, aber es bewirkte auch, dass sie weitaus demokratischer waren, als das sonst übliche 'er befiehlt, wir folgen'-System.
    Der ungeschlagene Meister und Gottkönig des Daumenkatchens allerdings war immer noch Sergeant Harriman, der wieder einmal triumphierte. Mit lautem Siegesgeheul schlug er sich mehrmals unter dem Lachen seiner Kameraden auf die Brust – man konnte nicht nur deshalb sagen, dass der Kanadier mehr der Häuptling im Kindergarten war.
    Der Verlierer indes trug seine Schmach wie ein Mann und ging an den kleinen, dunkelblauen, lebenswichtigen Apparat um dem Sieger eine frisch gebraute Tasse des Heißgetränks zu servieren, wie es ihm zustand.
    Die kleine Tradition gehörte zu den wichtigsten des Kontrollraums, neben der, die Iris sofort zu schließen, bis nicht IDC-Code abgegeben, empfangen und bestätigt worden war. Vor allem nach dem Desaster während der Victis Romanis-Mission, während dessen die Stadt etwa einen halben Tag unter Feindkontrolle gewesen war, wurden diese Protokolle strikter als strikt eingehalten.
    Sie hatten inzwischen sogar – dank einiger kreativer Wacheinteilung Major Lornes – sogar ein halbes Dutzend Marines mit schweren Maschinengewehren vor dem Tor postiert, inklusive Sandsäcke!
    Aber alles tat der Siegesfreude des Kanadiers keinen Abbruch, der mit einem triumphierenden Grinsen die Tasse von Sergeant Saunier entgegen nahm und immer noch lächelnd den ersten Schluck nahm. Danach gaben sich beide die Hand, Fairness konnte man manchen Kanadiern nicht aberkennen.
    Manch anderen, wie zum Beispiel einem Doktor der Astrophysik, aber doch – immer, wenn etwas schief ging, waren die anderen Schuld, wenn etwas gutes passierte, war er es gewesen. Doktor Banks wunderte sich, dass dieser doch etwas unsympathische Wissenschaftler überhaupt eine Freundin gehabt hatte.
    Noch mehr wunderte es sie, dass eben diese Freundin niemand anderes als ihre Freundin Doktor Brown gewesen war. Die beiden hatte sowas von überhaupt nicht zusammen gepasst, das war der Atlantis-Klatsch-Runde klar gewesen, aber Gegensätze zogen sich nunmal an.
    Nun war es schon seit ein paar Wochen vorbei, McKay wieder Solo und Brown auf der Erde im SGC, tief eingebunkert zwischen irgendwelchen Gewächsen aus allen Enden der Milchstraße. Manchmal trafen die Vorhersagen des kleinen Frauen-Verschwörer-Zirkels zu – und momentan liefen die Wetten in Sachen Jennifer Keller und ihr Herz auf Ronon.
    Aber offiziell gab es keinen Frauen-Verschwörerzirkel, ebenso wenig, wie es den SC-Atlantis gab, der im Endeffekt nichts anderes war, als der Sportclub der Stadt, welcher sich mit einigen athosianischen Spielen, einigen von der Erde, Leicht- und Schwerathletik beschäftigte.
    Gerne maßen sie sich mit den Fußballmannschaften der Daedalus oder – als sie noch existierte – der Apollo. Selbst Colonel Ellis hatte es sich nicht nehmen lassen, in einem Spiel ohne 'Lametta', sprich ohne Rangabzeichen, mit seiner Schiffsmannschaft gegen die Atlantis-Mannschaft ins Fußballfeld zu Felde zu ziehen. Trotz des Heimvorteils von Colonel Sheppards Truppe hatten sie nur Unentschieden gespielt.
    Auch Doktor Banks war Mitglied in einem dieser Sportvereine: Schwerathletik, mit Spezialgebiet Ringen und Kickboxen. Viele hatten ihr nicht zugetraut, dass sie einen erwachsenen zwei-Meter-zehn US-Marine-Corporal mit entsprechendem Körperbau hätte besiegen können, aber sie hatte es doch im Freistil auf etwas unkonventionelle und vielleicht auch unfaire Art geschafft.
    Als der Marine mit seinen kompletten hundertfünfzig Kilo auf sie mit ihren siebzig in nasser Kleidung zugestürmt war um sie wie King Kong zu zerreißen, hatte sie schlicht und fast schon furchtlos das Knie gehoben. Er war Becken und Weichteile voran rein gerannt, mit entsprechenden Folgen.
    Die Ringmeisterin, keine geringere als die mit allen Wassern gewaschene Teyla Emagan, hatte sie zwar verwarnt, aber nicht raus geworfen. Sie hätte im direkten Kampf ein zu großes Handikap gehabt – der Marine war mehr doppelt so schwer gewesen und hätte selbst den grausamsten Wraith zum strategischen und taktischen Rückzug bewegt. Besagter Marine war normalerweise in einer der vier PBGs – Pegasus Battle Group – Schütze und Träger einer der leichten Maschinenkanonen.
    Lächelnd beobachtete sie ihre Freunde, wie sie nach dieser kurzen und amüsanten Ablenkung durch Saunier und Chuck wieder an ihre Konsolen gingen. Der Kanadier war neben dem furchtlosen Ronon der einzige Mann der Basis, der keinen großen Bogen um sie machte, wenn er ihr auf dem Gang begegnete. Sie wussten beide, dass sie schon viel zu gut zusammen arbeiteten, als dass sie ihr Knie in seinen Kronjuwelen versenken würde.
    Ihrer beiden Reiche war die primäre und sekundäre Torkontrolle sowie die sekundären Datenströme an, durch, in und aus der Stadt. Die Primären Datenströme gehörten Doktor Zelenka, die Unterstützung des Expeditionskommandos war entgegen der weitläufigen Meinung nicht nur Chuck sondern auch ein halbes Dutzend weiterer Sergeants aus allen Winkeln der Erde und ein paar Doktoren, ohne die die Chefs der Stadt sich täglich mit Bergen von Akten konfrontiert sehen würden.
    Der Kanadier war nur der Chef der kleinen Truppe.
    Momentan hatten sie aber nicht viel zu tun – es war Mittagspause und Toraktivitäten waren auch keine angemeldet. Der einzige Grund, warum die sieben Menschen – von denen Private Hancock noch nicht mal wirklich zur Besatzung gehörte sondern einfach nur seine Wachrunde im Hauptturm machte – selbst nicht beim Mittagessen waren, war ganz einfach, dass irgendjemand auf das Tor aufpassen musste.
    Die jüngsten Vorfälle hatten gezeigt, was ungeschultes Personal an den Torkontrollen anrichten konnte, weshalb ihnen Colonel O`Neil sogar einen eigenen Torraumservice spendiert hatte: In gut einer Viertelstunde würde eine der guten Seelen der Basis – Anne, eine der Köchinnen – mit einem kleinen Wagen voller belegter Brote und Brötchen bei ihnen ankommen.
    Bis dahin musste aber der Mittagsrapport für O`Neil fertig sein.
    Dieser Mittagsrapport war etwas komplett neu eingeführtes auf Atlantis. Es war ein Blatt der DIN-Norm A4, auf welchem allerhand nützliche Informationen standen, wie zum Beispiel Krankmeldungen, Anwesenheit, Abwesenheiten, Zwischenstände der einzelnen Projekte – nicht nur die wissenschaftlicher Art – Statusmeldungen und Bereitschaftsmeldungen. Dieses Blatt musste Chuck bis genau dreizehn Uhr dreißig auf Colonel O`Neils Schreibtisch platzieren, und zwar so, dass dieser es auch sah, schnell gegenzeichnen und schließlich an Chuck zurückgeben konnte, damit dieser es abheften und am Abend zum Schichtende in den entsprechenden Lagerraum bringen konnte.
    Dieser Mittagsrapport war eine der wenigen Sachen in Atlantis, die noch auf Papier gemacht wurden, der Rest lief alles über die sieben Hauptserver der Stadt, einer für jeden Pier und den Hauptturm.
    Der Drucker ratterte schon los, denn der kanadische Unteroffizier hatte gerade mit dem Druck angefangen, die Statusmeldungen hatte er sich mittels dem guten alten 'kopieren und einfügen'-Verfahren aus einem kleinen Java-Programm geholt, welches Zelenka freundlicherweise schnell für ihn programmiert hatte.
    Er hatte das ziemlich schnell und gedankenlos getan, ebenso wie er sein Faksimile, Datum und Uhrzeit drunter gesetzt hatte. Es war in den letzten drei Tagen schon fast eine lästige Routine geworden.
    Schnell schnappte sich der Kanadier das Blatt, er hörte schon Anne pfeifen. Die Köchin war Deutsche und hatte ihm mal während der Mittagspause, die sie seit neuestem ebenso im Torraum zu verbringen pflegte, erzählt, dass sie immer 'Oh, du lieber Augustin' und andere deutschsprachige Volkslieder gepfiffen hatte, wenn sie mit ihrem alten klapprigen Fahrrad Essen zu Senioren gebracht hatte.
    Zügigen Schrittes passierte der Unteroffizier die kleine Brücke, die den Kontrollraum mit dem gläsernen Büro des Expeditionsleiters – von manchen auch generell Häuptling der Häuptlinge genannt – verband und klopfte an den Rahmen der Glastür. Ein gebrummtes „Herein!“ antwortete ihm.
    Schnell huschte er rein und meldete gehorsam, wie er nunmal zur Expedition war: „Sergeant Harriman, dienstlich, Sir! Der Mittagsrapport, wie befohlen!“
    „Danke, Sergeant.“ Der ältere Colonel nahm das Blatt entgegen, ließ kurz die Augen drüber huschen, drehte es um, um auf der Rückseite gegen zu zeichnen, als er inne hielt. Der Kanadier sah schon sein Mittagessen verschwinden, weil er einen Formatierungsfehler oder sowas banales drin hatte, aber nichts dergleichen. „PRG 12... wo sind de momentan und warum?“, fragte er kurz stutzig.
    „P6A-1134, die Athosianer kannten dort einen ziemlich guten Handelspartner.“, rezitierte Chuck aus dem Gedächtnis. Eben deshalb, weil er solche Einsatzbefehle manchmal noch nach Wochen auswendig im Kopf hatte, war er für manche so ein integraler Bestandteil der Expedition.
    „Wann haben sie sie losgeschickt, Sergeant?“
    „Vor fünf Tagen, Sir.“, antwortete wahrheitsgemäß.
    „Letzter Kontakt?“
    „Vor viereinhalb Tagen.“
    Kurz senkte der Colonel den Kopf und rieb sich die Schläfen. „Sergeant, wählen sie bitte P6A-1134 an, wenn sie nichts rein bekommen, schicken sie bitte ein Funkrelais-MALP durch. Meldung, sobald sie etwas haben oder auch nichts haben. Wegtreten!“, befahl er schnell. Er hatte ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache, aber so sehr der Sergeant auch sein Adjutant war, das war das letzte, was er ihm sagen würde.
    „Jawohl, Sir!“, gab der Kanadier zurück, salutierte und schickte sich an, das Büro zu verlassen.
    „Ach, und, Sergeant...“
    „Ja, Sir?“
    „Die Mittagspause ist gestrichen, für sie und ihr komplettes Team.“, befahl der Amerikaner und löste beinahe einen nicht sehr hochmotivierten Seufzer bei der Mannschaft aus. Er hatte extra laut gesprochen, sodass man ihn auch noch im Kontrollraum durch die von Anne und ihrem Essenswagen geöffnete Tür gehört hatte.
    Von hinten hörte man Saunier relativ laut „Et bien, merveilleusement...“ murmeln und mit einer unwilligen Geste legte, eigentlich warf sie es mehr, Doktor Banks ihr belegtes Brötchen zurück auf den kleinen Pappteller auf ihrem Tisch. Die anderen sahen auch nicht viel erfreuter aus.
    Wenige Minuten später rastete der letzte Chevron ein, das Tor aktivierte sich und krachend schlug die Antimateriefontäne zurück in das kreisrunde, steinalte Gerät. Der Ereignishorizont bildete sich.
    „Tor aktiviert.“, meldete Banks und sah zu Chuck.
    Dieser nickte und sprach in ein Funkgerät: „Pegasus Reconnaissance Group 12, hier Atlantis, können sie mich hören?“ Keine Antwort. „PRG 12, hier Atlantis, antworten sie!“ Wieder nichts. Letzter Versuch!, dachte sich Chuck. „PRG 12, hier Atlantis, Major Clarke, melden sie sich!“
    Wieder gab es keine Antwort, Chuck seufzte tief.
    Gerade wollte er aufstehen um eine kurze Meldung an den Colonel zu geben und um einer kleinen Gruppe von MALP-Technikern zu sagen, dass sie die Hufe schwingen sollten, als doch etwas aus dem Funkgerät drang.
    Es war schlicht und einfach eine kindliche Stimme, die einfach „Hallo?“ hinein rief.
    Sofort stürzten alle wieder auf ihre Posten, allen voran Chuck, der den Übertragungsknopf drückte. „Hallo. Ich bin Chuck, wer bist du?“, fragte er freundlich und pädagogisch wertvoll.
    „Ich heiße Kevlin.“, antwortete der Junge. „Wer ist 'Major Clarke'?“
    „Major Clarke ist die Frau, der das Funkgerät eigentlich gehört. Weißt du, wo sie ist?“
    „Nein, ich habe es im Wald gefunden.“
    Chuck und seine Assistentin Doktor Banks wechselten einen Blick, der Kanadier rollte sehr zum Amüsement der Amerikanerin mit den Augen. „Okay, wo wohnst du?“, fragte der Kanadier. Vielleicht konnte man eine weitere Aufklärungsgruppe schicken, die dann mit dem Jungen und dem Dorf, in welchem er wahrscheinlich wohnte, Kontakt aufnahm.
    Es blieb jedoch still. Mehrere Sekunden lang. Ein kurzer Blick zum Stargate verriet, dass es noch offen war, also daran konnte es nicht liegen.
    Dann meldete sich plötzlich eine neue Stimme, definitiv weiblich, aber alles andere als freundlich: „Hier spricht Sora von den Wahren Genii. Die Gruppe, die ihr Pegasus Reconnaissance Group 12 nennt, befindet sich in unserer Gewalt. Wenn ihr sie lebend wieder haben wollt, liefert ihr uns Ladon Radim und seine komplette Regierung aus. Wenn nicht... werden eure Leute sterben. Sora, Ende.“
    Während dieser Worte gefror ihnen das Blut in den Adern, der 'Worst Caste', der GAU und der Rote Alarm waren eingetreten: Ein Team war gefangen, die Sicherheit der Basis nicht mehr gewährleistet. Fast schon endgültig schloss sich das Tor und ließ den steinernen Ring leer zurück.
    Sekunden, die sich zu Minuten dehnten, stand und saß die Mannschaft des Kontrollraums da und rührte sich nicht.
    Wie ein dunkler Zauber, der sie lähmte, stand diese Drohung über ihnen, diese Drohung, vier aus ihrer Expedition zu töten.
    Beinahe wie ein Gegenfluch erschien ihnen das Mantra der amerikanischen Regierung, welches Colonel O`Neil, der der Unterhaltung still am Eingang des kleinen Kontrollraums gefolgt war: „Wir verhandeln nicht mit Terroristen! Und holt mir diesen... diesen Ladon Radim! Sofort!“ Das letzte schrie der Colonel schon fast, sodass jedem der anwesenden sofort klar war, dass die Scheiße gehörig am Dampfen war.
    Sofort sprangen die Soldaten auf und salutierten. „Sir, ja, Sir!“, bellten sie. Man konnte sagen, was man wollte, aber die einige Unteroffiziere und viele der einfachen Soldaten, die noch nicht lange dabei waren, gewöhnten sich schnell an die neuen Protokolle.
    Die Wissenschaftler und Zivilisten, die in Atlantis eingesetzt waren, waren das freilich weniger gewöhnt – Doktor Keller hatte bisher schon vier leichte Schäden an Trommelfellen behandeln müssen. In der Kantine ging sogar schon das Wort um, dass man sich zur Mittagszeit als Zivilist besser nicht in den Raum wagen sollte, und wenn, dann nur mit Ohrenschützern – die Soldaten waren schlicht zu laut, wenn einer der höheren Offiziere aufs Grüßen bestand.
    Einen besonderen Wissenschaftler störte das herzlich wenig, aber der war einerseits zu sehr mit Essen beschäftigt, wenn er in der Kantine war, oder es war ihm schlicht egal. Man hatte eben diesen Wissenschaftler einmal sogar dabei gehört, wie er zu Colonel Sheppard sagte, dass die Militärs der Stadt gerne mit diesem 'kindischen Männchen-mach-Spiel' weitermachen konnten, aber er sich sicher nicht davon stören lassen würde.
    Ironischerweise hatte am selben Tag ebendieser Sheppard ein Memo - das erste von ihm überhaupt – an alle Soldaten der Stadt heraus gegeben, nach dem er oder andere hohe Offiziere, die sich selbst unter die Liste setzen konnten, nur und ausschließlich in der Anwesenheit von Doktor McKay zu grüßen war. Es war seitdem – es war etwa zwei Tage her – schon das ein oder andere Mal vorgekommen, dass Soldaten, als sie dem Colonel auf den Gängen begegnet waren, erst gefragt hatten, ob besagter Kanadier in Hörweite war.
    Jedenfalls hatten normale Wissenschaftler keine Trommelfelle aus Leder, mit allen entsprechenden Folgen. Doktor Zelenka hatte auf einmal ein widerliches Pfeifen in den Ohren, Doktor Banks den Tinitus ihres Lebens, Doktor Isabel Mendez steckte sich ziemlich un-damenhaft den Zeigefinger ins Ohr und Anne – zwar keine Wissenschaftlerin, keine Militär, aber dafür Küchenpersonal – berührte es wenig, sie verzog nur leicht das Gesicht.
    Dort wo sie arbeitete gab es genug Geschrei und manchmal auch Gezeter, besonders von einem gewissen Zitronenallergiker.
    Der Colonel nickte und machte sich wieder auf den Weg in sein Arbeitszimmer, die Soldaten des Kontrollraums fingen an, seine Anweisungen auszuführen. Doktor Zelenka, welcher das Schauspiel aus mehr oder weniger sicherer Entfernung beobachtet hatte, widmete sich wieder einer anderen Aufgabe, die mit vier mal vierzehn verschieden bedruckten Karten und deren Sortierung zu tun hatte, die der gewissenhafte Wissenschaftler schnell erledigte um sich danach wieder anderen wichtigen Arbeiten zu widmen und auch Doktor Banks wandte sich ihrer Konsole zu.
    Einzig Anne nahm leicht verwirrt ihren Kantinenwagen und verabschiedete sich winkend – worauf die anderen im Kontrollraum freundlich, aber doch abwesend zurückwinkten – um mitsamt noch zu drei Vierteln gefülltem Tablett in die Kantine zurück zu kehren.
    Sie hatten dort noch einiges vorzubereiten, schließlich kamen heute der Untersuchungsausschuss und seine Gefolgschaft.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
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  25. #13
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    Viel zu kurz das Kapitel.
    Die torraum besatzung ist Lustig drauf, dafür,dassie zu den Wichtigesten auf Atlantis gehören. Jetzt weiß man was mit dennFrauenpassiert ist.
    Ichbitte dich ersätze doch bitte Colonel O´Neil, der gehört nicht nach Atlantis.

    Lg Am17

    PS: Als was habensie dihc denGemusstert? (T1, 2, 3, 5 oder zurückgestellt wie mich)

  26. Danke sagten:


  27. #14
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    So, da simmer, wenn auch mit wundgeschriebener Hand (sechs Seiten in 1,5 Stunden... dafür hab ich jetzt erstmal eine der Klausuren weg! )
    Dann wollen wir mal zum ersten Punkt der Tagesordnung schreiten: Danke an alle Danke-Drücker, namentlich Am17, Heiko_M und Khonsu - ihr seid wunderbar!

    So, dann nochmal danke an Am17 für den Kommentar, ich denke, dass ich alle Klarheiten auf ff.de beseitigt habe, nicht?

    Das beste kommt zum Ende, nämlich die Elternspende, dann der Höhepunkt - Verschiedenes, Unnötiges, Unterbliebenes! Und einer sagt ganz richtig, "Wir Eltern sind sehr wichtig!" Da spart keiner mit Applaus und dann ist der Elternabend aus! Tschuldigung, an meiner Schule ist heute Elternabend und ich bin knapp am Aufbau für die Großversammlung für die zukünftigen Oberstufler (wir sind sowas von am A***h...) und die Eltern der neuen Zwerge drumrumgekommen...

    Nun aber wirklich zur Tat geschritten!
    ------------------------------------------------------------------------
    Kapitel 5: Ankunft der Generalität

    Erde, zwei Tage zuvor, Peterson Air Force Base, Colorado Springs, Vereinigte Staaten von Amerika
    Der Sergeant in Ausgehuniform der US-Luftwaffe wartete gespannt auf die letzten der Gruppe, die nach Atlantis gehen sollte.
    Der erste Teil dieser letzten Gruppe war schon vor ein paar Wochen eingetroffen, dreizehn große böse Deutsche mit roten Barretten und Armbinden mit dem netten Schriftzug „MP“ sowie insgesamt zehn Hunden. Der Sergeant wusste zwar nicht, was diese Soldaten, sie hatten sich ihm als Feldjäger vorgestellt, mit Hunden wollen, aber ihre ständige Anwesenheit im Torraum ließ darauf schließen, dass sie ihre Tiere an das Tor gewöhnen sollten. Vier Mal hatte sie sogar SG-2 auf Außenmission mitgenommen, alle zehn Hunde, die zehn Hundeführer und die drei Zusatzsoldaten.
    Außerdem war über den Tisch des Generals eine Anweisung vom IOA gegangen, dass man diesen Soldaten jede Unterstützung geben sollte, die sie brauchten. Und was für den Major General Hank Landry galt, galt auch für das SGC.
    Im Tiefflug jagten drei Panavia Tornado-Jagdbomber der deutschen Luftwaffe über Peterson und stiegen auf in Richtung Abendsonne. Der Sergeant sah ihnen nach, beeindruckt von den Fähigkeiten der Piloten, die in Goose Bay, Kanada, den Tiefflug trainierten. Als junger Mann wollte er schon zur Luftwaffe, Pilot der unsterblichen F/A-18 werden, doch seine Augen machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Er hatte trotzdem seinen Weg zur US-Luftwaffe gefunden und war dort Techniker geworden – im Cheyenne Mountain. Aber immer noch bewunderte er aus Prinzip jeden Jagdpiloten.
    Die drei Tornados unter dem Eisernen Kreuz waren aber nicht ohne Grund nach Peterson gekommen, denn ein Airbus A310 landete auf der Bahn, die die drei Tornados überflogen hatten. Auch diese Maschine trug ein Eisernes Kreuz an der Seite.
    Wikipedia hatte dem Sergeant der US-Luftwaffe mitgeteilt, dass die Besucher wahrscheinlich mit einer Maschine der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung kommen würden – was auch logisch war, denn einen Generalleutnant steckte man nicht in eine Linienmaschine, zumindest nicht in den Staaten. Außerdem sollten weitere deutsche Militärpolizisten kommen, unter anderem der Kommandant der dreiundzwanzig Mann- und zehn Hundstarken Truppe, ein gewisser Leutnant Friedrich Schulz.
    Ein Wagen mit einer Treppe kam an die Maschine herangefahren, deren Vordertür sich in gerader Linie vor dem Sergeant befand und nur darauf wartete geöffnet zu werden. Sie tat es auch als die Treppe davor stand – sofort preschten zehn Soldaten mit roten Barretten und im Flecktarn der Bundeswehr aus dem Flugzeug und stellten sich zu beiden Seiten mit präsentierten Maschinenpistolen auf.
    Dann erst trat General aus dem Flugzeug, anders als seine Begleiter im Dienstanzug mit schwarzem Barrett, und schritt erhabenen Schrittes die Rampe hinunter, gefolgt von einem weiteren Mann in Dienstanzug mit schwarzem Barrett, der eindeutig jünger war. Die Hände beider Soldaten steckten in Pechschwarzen Lederhandschuhen.
    „Ich nehme nicht an, dass sie Major General Landry sind.“, waren die ersten Worte, die er an den Sergeant richtete. Er lag goldrichtig, sprach verständlich in einem etwas Dialekt belastetem Englisch und ließ eine Augenbraue den Rand seines Barretts berühren.
    „Nein, Sir.“, antwortete der amerikanische Unteroffizier und stellte sich kurz vor: „Sergeant Walter Harriman, General Ladrys Adjutant. Er bat mich, sie abzuholen. Er erwartet sie im Besprechungsraum im SGC.“
    „Sergeant?!“, fragte der Generalleutnant leicht erbost. „Einen billigen, kleinen Unteroffizier setzen die uns vor die Nase, Jansen.“ Er unterbrach kurz seine kleine Ansprache auf Deutsch um eine Antwort des Hauptmanns zu erwarten. Als dieser ansetzen wollte unter brach er ihn: „Wie auch immer. Wir werden mit den Feldjägern fahren.“
    Sollten die Militärpolizisten verstanden haben, was einer der höchsten Offiziere ihres Landes gesagt hatte, ließen sie sich ihre Überraschung nicht anmerken. In diesem Falle hieß es nämlich, dass sich die dreizehn anwesenden Soldaten – zehn Feldjäger, ein amerikanischer Luftwaffenunteroffizier, ein deutscher Generalleutnant und dessen Adjutant – auf einen LKW zwängten.
    Selbst der legendäre Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der als der Wüstenfuchs in die Geschichte eingegangen war, hatte sich während seiner Zeit als General nie mit einem Haufen mehr oder weniger einfacher Soldaten die Ladefläche eines LKWs geteilt, er war immer in seinem Sd.Kfz. 250 durch Nordafrika oder die Normandie gefahren worden.
    Walter war zu überrumpelt um ad hoc zu begreifen, was sich um ihn herum abspielte, als er von einem kleiderschrankförmigen Militärpolizisten auf die Ladefläche gezogen und ihm eine brennende Zigarette in die Hand geschoben wurde. Zwei Schläge mit der flachen Hand eines anderen Soldaten gegen die Rückwand der Fahrerkabine später und der Wagen fuhr los.
    Überall klappten Zigarettenetuis auf und wieder zu und wurde das Feuer freigegeben. Hin und wieder fragte jemand murmeld auf Deutsch in die nur vom Motor des LKWs unterbrochene Stille, ob jemand Feuer hätte.
    Walter selbst sah sich kurz um. Er saß am Rand der in Fahrtrichtung linken Bank, neben ihm eine attraktive Militärpolizistin von vielleicht fünfunddreißig Jahren, ihm Gegenüber Generalleutnant Armin Kupferstecher und dessen Adjutant Hauptmann Peter Jansen.
    Die Bank, auf der er saß, war nicht gerade sauber, der Sergeant mit einem entfernten Verwandten auf Atlantis beschloss am nächsten Tag seine Paradeuniform zur einzigen Reinigung von Colorado Springs zu bringen, die für ihn in Frage kam – mit seiner kümmerlichen Waschmaschine aus den späten Achtzigern würde er gegen die Flecken, die er auf dem Allerwertesten hatte, wahrscheinlich nicht ankommen.
    Ihm gegenüber lächelte der General versonnen aus dem LKW nach draußen, zu den immer verdutzter blickenden Soldaten am Eingangstor der Peterson Air Base, die seine Gestalt garantiert nicht einzuordnen wussten. Die Zigarette in seinem Mundwinkel glühte bei einem Zug auf, genussvoll blies er einen Rauchring in die Abgaswolke – Walter fiel seine 'eigene' unfreiwillige Zigarette ein, die er schön unauffällig aus dem fahrenden Fahrzeug warf, denn er war strenger Nichtraucher.
    Er war das letzte mal vor einer halben Ewigkeit auf der Ladefläche eines solchen Fahrzeugs gesessen, während der REFORGER-Übung von 1993, als junger Sergeant auf dem Weg zu einer deutschen Luftwaffenbasis um dort die eigenen Maschinen willkommen zu heißen und gründlich zu überprüfen. Damals hätten sie beinahe einen Auffahrunfall mit einem deutschen Panzer gehabt, dessen Kommandant wütend aus dem Turm gebrüllt hatte, aber dann doch sie umrundet hatte, aber nicht ohne ihnen mit einer gekonnten Bewegung des Panzers die Stoßstange ab zu reißen.
    Er glaubte zwar nicht so recht daran, aber er dachte die Stimme des Generalleutnants erkannt zu haben – als die des wütenden Panzerkommandanten.
    Die Fahrt dauerte nicht lange und führte direkt in den Bergkomplex des ehemaligen NORAD hinein. Schon direkt im Eingangsbereich hielten sie, noch mit Blick auf das sommerliche Colorado und die Wachposten am Eingang zum Berg. „Absitzen!“, rief der deutsche General in den LKW, ein Chor von Bestätigungen folgte.
    Es erstaunte den immer noch anwesenden Sergeant zu sehen, wie diszipliniert die deutschen Militärpolizisten aus dem LKW sprangen und an dessen Seite Aufstellung an nahmen – präzise und genau, die Maschinenpistolen präsentiert.
    Der Generalleutnant richtete eine kurze Ansprache auf Deutsch an die Soldaten: „Also gut, willkommen in den Vereinigten Staaten. Herr Leutnant, sie bringen die Herren bitte dorthin, wo sie hingehören, Jansen und ich werden weiß der Kuckuck wo rum wuseln. Es kann Sommer befohlen werden und sie dürfen wegtreten.“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant!“, brüllten die deutschen Soldaten ohne zögern zurück. Anders als die Wachposten im Bergeingang verzogen sie aber im Angesicht des lauten Echos nicht das Gesicht, überhaupt ließen sie keine Gefühlregung erkennen, als sie sich in geschlossener Formation in perfektem Marschschritt in Richtung des Eingangs bewegten.
    „So...“, meinte der Generalleutnant und sah Walter an, „und sie bringen uns zu diesem Landry.“
    „Ja, Sir.“, antwortete Walter und bedeutete den Deutschen, ihm zu folgen.
    Der Weg auf Ebene 27 in den großen Konferenzraum war eigentlich ereignislos, wenn man mal von der Tatsache absah, dass jeder Soldat und Wissenschaftler dem kleinen Terzett schnell aus dem Weg sprang und ihnen verwundert hinterher sah. Deutsche Soldaten in vollem Dienstanzug in Marsch zu sehen war selbst im vor Besonderheiten überquellenden SGC eine Seltenheit.
    Als die beiden deutschen Offiziere aber in den Konferenzraum marschieren wollten, in dem schon drei weitere Generäle samt Adjutanten, ein Major General ohne solchen und ein Zivilist warteten, blieb Kupferstecher unvermittelt stehen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, als er eine Person am Tisch anstarrte.
    Obwohl er saß und Augenscheinlich relativ klein war, strahlte er doch eine Aura der Erhabenheit aus, der man sich nicht entziehen konnte. Der Mann war schon vor langer Zeit ergraut und trug militärischen Kurzhaarschnitt – in entsprechender Kleidung hätte er Soldat jeder Nation sein können, denn er hatte ein Allerweltsgesicht. Er trug allerdings die Parade-Uniform der Russischen Armee.
    Der am Tisch sitzende General drehte sich um und sah zu dem Deutschen, auch seine Augen verengten sich, er stand auf und trat vor den Stehenden. Beide Generäle sahen nicht sich nicht sehr freundlich an, die Adjutanten wechselten nur einen kurzen, unwissenden und verwirrten Blick.
    Dem aufgestandene Offizier stand das Alter auf eine andere Art ins Gesicht geschrieben als Kupferstecher - Falten und einzelne, kleine Narben zierten sein Gesicht, welches einen beinahe ebenso harten Ausdruck zeigte, wie das des Deutschen. Er war aber etwa einen Viertelkopf kleiner als sein Gegenüber, wirkte aber mit den weitaus blitzenderen und Medienwirksameren Sternen und der mit Orden behangenen Brust weitaus beeindruckender.
    Dann: „Krukov... alte Bolschewikensau...“, murmelte der Deutsche auf Russisch. Schon beinahe panisch machte dessen Adjutant, ein junger, nicht sehr freundlich aussehender Mann mit vernarbtem Gesicht, den russischen Rangabzeichen eines Lieutenants und Muskeln wie Vin Diesel(/Rapsöl) auf Hormonen einen Schritt nach hinten, als fürchte er, dass sein Chef gleich explodieren würde.
    „Kupferstecher... altes Nazi-Schwein...“, murmelte der Russe auf Deutsch. Auch der Adjutant des Panzerkommandanten bekam es mit der Angst zu tun, er beließ es aber bei einem schweren Schlucken.
    Auch am Tisch wechselten die Generäle verwirrte Blicke, die sich noch steigerten, als beide Europäer in schallendes Gelächter ausbrachen und sich gegenseitig in den Arm nahmen. Die Adjutanten ließen eher unterbewusst ihre Blicke kreuzen, sahen sich kurz in die Augen und zuckten schließlich beide resignierend mit den Schultern.
    „Meine Herren, wenn ich sie kurz an den Tisch bitten dürfte?“, fragte der Zivilist rhetorisch. Allen war klar, dass es mehr ein Befehl war als eine freundliche Bitte. Sie kamen der Aufforderung nach, auch wenn alle Generäle ihn mit angesäuertem Gesicht musterten. Sie waren einige der höchsten Offiziere ihrer Länder – sie ließen sich normalerweise nicht von Zivilisten Befehle erteilen, außer Kupferstecher, denn der hatte die allgemein bemitleidete Position eines Generals in einer der parlamentarischsten Armeen der Welt.
    Aber trotzdem setzten sie sich. Die, die über ihnen standen, hatten sie dem Kommando dieses Zivilisten unterstellt. Sie hatten sich gewehrt, doch es hatte nichts gebracht.
    Generalleutnant Krukovs Chef, der Kommandant des Moskauer Militärdistrikts, hatte ihm mit der blödesten Formel für einen Soldaten dazu 'überredet', seine sieben Sachen zu packen und sich auf nach Amerika zu machen. Er hatte ihn einfach mit „Das ist ein Befehl!“ angebrüllt.
    Am Kopf des Tisches hatte sich General Landry, Kommandant des SGC, niedergelassen, rechts neben ihm hatte sich Lieutenant General O`Neill, Kommandant des Department of Homeworld Security, niedergelassen, auf der anderen Seite Krukov und Kupferstecher.
    Krukov gegenüber saß zusätzlich noch ein US-General, ein Mann im beigen Hemd und dunkelblauer Hose mit roten Streifen, vor dem eine weiße Offiziersmütze lag. Der General selbst war etwas älter, hatte ein kleine Narbe an der rechten Wange und ihm stand Sorge ins Gesicht geschrieben. Die beiden Neuankömmlinge kannten ihn nur von Bildern, wussten aber, wer es war: Lieutenant General Allistor Hancock, Kommandant der Vierten Mechanisierten US-Marineinfanteriedivision.
    General Landry wiederum gegenüber saß ein Zivilist in Anzug und Krawatte, alt, ehrwürdig und von Ausstrahlung. Alle Generäle waren sich auf eine komische Art sicher, dass der Mann Brite war und nie auch nur ein Küchenmesser in der Hand gehalten hatte, von einem Sturmgewehr gar nicht angefangen.
    „So...“, begann der Zivilist. „General Landry, ihre Anwesenheit wird hier nicht mehr benötigt. Ebenso wenig wie die der Lieutenants, des Sergeants und des Captains.“, stellte er fest. Man hätte fast glauben können, dass er besagte raus werfen wollte.
    Kurz schwiegen die Generäle, jeder in seinen eigenen Gedanken, die Hancock sehr treffend und vor allem kurz zusammen fasste: „Nein.“ Es war kein böses 'Nein', es war auch kein amüsiertes 'Nein', welches rein alleine dem Zweck diente, den Adressaten zu verarschen – es war schlicht ein ganz normales verneinendes 'Nein'.
    Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, sah der Zivilist den Marine verwundert an. „Entschuldigen sie, General, aber die Anwesenheit ihrer Adjutanten ist nicht erforderlich.“, stellte er nach einem Moment fest.
    „Doch, ist sie.“, stellte Kupferstecher fest. Er konnte Menschen und ihre Gesichtsausdrücke recht gut einschätzen – und sein Gefühl sagte ihm, dass Hancock dem Zivilisten gleich an die Gurgel gehen würde. „Aus einem einfachen Grund: Unsere Deppen von Laufburschen müssen wissen, auf welchen Mist sie sich da eingelassen haben – außerdem sollten sie froh sein, ich hätte einen Stab auf Brigadestärke mitbringen können, der ebenfalls anwesend sein müsste.“
    Der IOA-Mann gab sich geschlagen, wenn auch widerwillig – er stand de facto alleine gegen zehn erfahrene Soldaten. „Also gut... sie wissen, worum es hier geht.“, begann er mit der Besprechung, die bis in die sehr frühen Morgenstunden dauern sollte.


    Das war jetzt zwei Tage her.
    Krukov und Kupferstecher hatten mehr oder weniger direkt herausgefunden, dass man sie beide nur wegen ihrer internationalen Reputation als Truppenkommandanten – Kupferstechers militärhistorische Doktorarbeit über Rommels wenige aber doch vorhandene Fehler in Nordafrika war immer noch legendär, ebenso wie das waghalsige Voranstürmen der 183. Panzerbrigade während REFORGER 93 – genommen hatte. Und weil man dem ganzen zumindest einen Hauch von Internationalität geben wollte.
    Deshalb waren auch deutsche Militärpolizisten vor dem Pegasus-Ausgang der Mittelstation versammelt. Dreiundzwanzig Mann, zehn Hunde und einige Generäle samt Adjutanten – man konnte sagen, was man wollte, aber es war ein beeindruckendes Schauspiel.
    Die Feldjäger hielten sich absolut gerade, ebenso wie die Hunde, die Stabsoffiziere davor waren mehr oder weniger ordentlich aufgestellt, das Tor wurde gerade angewählt. Das Personal der kleinen Tiefraumstation sah die Gruppe mit Verwunderung an – sie alle trugen volle Paradeuniform, die Militärpolizisten hatten zusätzlich noch ihre Maschinenpistolen geschultert.
    Außer die Hunde, durch deren Fell war noch einmal mit der Bürste heute morgen gegangen worden – und frisch gebürstete deutsche Schäferhunde sahen einfach wunderbar aus. Und frisch gebürstete deutsche Schäferhunde mit einem Soldaten in voller Paradeuniform am anderen Ende der Leine sahen noch besser aus, besonders, wenn diese die roten Barette der Feldjägertruppe trugen.
    Krachend etablierte sich vor der Gruppe der Ereignishorizont, einer der Hunde wimmerte leise. Obwohl sie sich so oft im Torraum des SGC und hin und wieder auch auf anderen Welten aufgehalten hatten, waren die Hunde das gewaltige Krachen schlicht ganz nicht gewöhnt. Leutnant Schulz sah zu Generalleutnant Kupferstecher, der nickte. Wie auf Kommando machten die Generäle, ihre Adjutanten und der Zivilist den Weg frei.
    „Vorwärts! Marsch!“, brüllte Schulz aus voller Kehle auf Hochdeutsch. Im präzisen Gleichschritt begannen die Soldaten zu marschieren, mit steinernen Gesichtern, die Hunde mit geschlossenem Mund und aufrechter, gerader Haltung. Als die letzten durch waren, schlossen sich die Generäle an, in eine ungewisse Operation.

    Auf Atlantis war man nervös.
    Vier Drei-Sterne-Generäle und ein hoher Vertreter des IOA auf einmal waren doch etwas besonderes. Deshalb tigerte Colonel O`Neil in vollem USAF-Blue-Dress schon seit einer Viertelstunde im Torraum von Atlantis auf und ab, immer wieder mit einem wachsamen Blick zu den zwei Dutzend Soldaten aller Herren Länder, die die Generäle in Formation willkommen heißen sollten. Es fehlten aber noch ein paar wichtige Personen: Doktor McKay war zum Beispiel angekündigt wenn auch nur um „Hallo!“ zu sagen, Doktor Keller sollte – neben ihrer Funktion als optischer Kontrast zu mit Maschinenpistolen beladenen Soldaten – ebenso bei der Begrüßung dabei sein.
    Und auch Colonel Sheppard, der eine der wichtigsten Funktionen von Major Lorne – der in der Formation stand – übernommen hatte: Er sollte die ebendiese kommandieren.
    Endlich öffnete sich die Tür an der rechten Seite des Torraums, zwei schwatzende Stimmen, eine männlich und die andere weiblich, drangen ans Ohr des Colonels. Er wusste nicht warum, aber sofort wusste er, dass es Sheppard und Keller waren. Sie mussten es sein.
    Er wurde nicht enttäuscht – durch die Tür zu seiner rechten Hand traten Doktor Jennifer Keller und Lieutenant Colonel John Sheppard. Beide in den Standard-Dienstuniformen.
    O`Neil bekam fast einen Schlaganfall, als er dies bemerkte. Irgendwie fühlte er sich wie die Soldaten Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig – er wusste, er hatte verloren. Er wusste, dass es den Generälen gar nicht gefallen würde, wenn sein Stellvertreter und militärischer Leiter in Standarduniform eine Paradeformation kommandieren würde. Es hatte in der Vorbereitung geheißen, dass ein deutscher General dabei sein sollte.
    Wenn alles stimmte, was man über deutsche Generäle sagte, dann steckte er tief in der Scheiße.
    Man sagte sich von dieser besonderen Untergattung des Homo Militaris Generalis, dass sie besonders auf Disziplin und Ordnung achteten, dass jeder Tag, ohne dass sie eine Paradeformation abnehmen konnten, für sie ein verlorener Tag war.
    Vielleicht wurde nicht so heiß gegessen, wie gekocht wurde, aber das war ihm in diesem Moment ziemlich egal. Er wollte damit auch zeigen, dass er alles im Griff hatte – dass die Railgun-Mannschaften, die Wachen oder die Zivilisten nicht Paradeuniform trugen, das war egal, aber die, die den Ausschuss empfangen sollten, sollten Tipp-Topp in Schuss sein.
    Und wie würde es wirken, wenn er noch nicht mal seinen Stellvertreter im Griff hatte?!
    Es würde nicht gut wirken.
    Plötzlich begann die digitale Anwahlsequenz und dem Colonel rutschte das Herz in die Hose – was sollte er tun?!
    In den sauren Apfel beißen war keine Option, ebenso wenig wie Sheppard zu einer Sofortinspektion der Flugabwehr-Batterien am Westpier zu verdonnern. Blieb eigentlich nur ihn in den etablierenden Vortex des Sternentores zu stoßen – was auch keine Option war.
    Er entschied sich für ein einfaches wie hochkomplexes Manöver. Zuerst ging er zu Colonel Sheppard und murmelte dann „Das wird wird ein Nachspiel haben, Lieutenant Colonel Sheppard...“ Er ließ es mit Absicht so klingen, als würde er nur mit Müh und Not sich so beherrschen, dass er nicht den Colonel vom Allerwertesten bis zum dritten Halswirbel aufriss – und das auf der Stelle.
    Krachend schoss der Vortex, der vielleicht Colonel Sheppards nächste Aufenthaltsstelle werden sollen, aus dem uralten Gerät und formte sich zu einer, wie es schien, schimmernden Wasseroberfläche. Der Colonel war jedes Mal fasziniert wie Mister Spock.
    Die ersten Personen traten durch das Sternentor – eigentlich marschierten sie eher, in Reih und Glied, mit einem Marschlied auf den Lippen. Sofort fielen ihm die langen blauen Mäntel und die Kampfstiefel auf – dicht gefolgt von den leuchtend roten Barretten, den großen Schäferhunden und den Maschinenpistolen in den Armbeugen derer ohne Hund.
    Auch die Paradeformation sah etwas überrumpelt aus, fasste sich aber schnell. Major Lorne schien gemerkt zu haben, dass Sheppard nicht für das Kommando zur Verfügung stand und hatte es wieder selbst übernommen, nicht ohne ein – so konnte man es deuten – resignierendes Lächeln.
    Schließlich kamen die Ausschuss – zwei Amerikaner, ein Brite, ein Deutscher, ein Russe – langsam und bedächtig durch das Tor geschritten. Major Lornes Formation wartete schon in Hab-Acht, die Männer mit den roten Barretten drehten sich auf Kommando auf der Stelle nach Links um gegenüber Lornes Männern Position zu beziehen.
    Ein leiser Pfiff durchhallte die kleine Halle des Atlantis-Torraums, abgegeben von dem Mann im Blue-Dress der US-Marines, eine Stimme mit deutschem Akzent murmelte leise „Hübsches Städtchen, das nehm ich!“.
    Mit aufmerksamen Blicken studierten die Neuankömmlinge außer General O`Neill – der mit zwei L – den Raum. Dieser schritt schnellen und forschen Schrittes auf seinen Namensvettern mit einem L zu und musterte ihn. Schließlich drehte er sich um und blickte in Richtung Major Lorne.
    Kurz sah er zu Sheppard, der mit hochgezogener Augenbraue einen der Schäferhunde musterte – der zurück sah und den Kopf schief gelegt hatte. Doktor Keller indes hatte sich hinter einem sehr großen und breitschultrigem Marine aus Atlantis, wenn sich O`Neil richtig erinnerte hieß er Skittels und war ihm bei seinem letzten Besuch als Page zur Seite gestanden, versteckt und lugte immer wieder hinter ihm hervor um einen panischen Blick auf die Hunde und ihre Führer zu werfen.
    Es war offensichtlich, dass die Ärztin Hunde weniger als gar nicht mochte – etwas der Hunde-Freund O`Neill überhaupt nicht verstehen konnte.
    Der General wandte sich wieder seinem Untergebenen zu, langsam sammelte sich der Rest des Ausschusses um ihn. Es war eigentlich gar nicht korrekt so, Mister Winters vom IOA sollte an seiner Stelle stehen und nicht er. Der Brite stand aber links vom General, neben sich noch den Russen.
    Der USAF-General erhob das Wort – jeder der dachte, dass jetzt etwas hochtrabendes kommen würde, wurde mehr oder weniger enttäuscht. Es kam ein einfaches: „Hab ich nicht gesagt 'Keine Parade'?!“
    „Entschuldigen sie, Sir.“, stellte O`Neil – der mit einem L – fest. „Ich dachte allerdings, dass dies ein angemessener Rahmen wäre, um sie und die restlichen Mitglieder ihrer Gruppe mit gebührendem Respekt innerhalb ihrer Funktion zu begrüßen.“
    Der Mann, der gekleidet war wie die Männer mit den Hunden, sah zu seinem russischen Kollegen und lächelte verschmitzt. „Was meinst du, alter Freund, zeigen wir ihnen, wie man das in BRD, DDR und UdSSR machte?“, fragte er auf Russisch, eine Sprache, die bis auf Krukov und dessen Helfer kein anderer der Anwesenden verstand.
    Lass mich uns ein paar Divisionen und den Roten Platz leasen und dann können wir loslegen!“, antwortete der betagte russische Stabsoffizier. Sie waren sich beide sehr wohl darüber im Klaren, dass sie beobachtet wurden.
    Eine Vermutung, die sich sofort bestätigte – Hancock fragte im typischen Tonfall eines US-Generals, diesem 'Wir sind die Besten, ihr alle anderen seit nur unsere Sklaven'-Tonfall: „Was planen sie beide gerade wieder?“
    „Bloß Chaos und Unheil – Business as usual!“, antworteten beide im Chor wieder auf Englisch, wie zwei altgediente Lausbuben, die vom Lehrer in der Unterrichtsstunde dabei erwischt wurden, wie sie einen neuen Streich ausheckten. Es war tatsächlich nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt – des öfteren war so mancher Stabschef, Adjutant oder General auf einen der beiden hereingefallen, auch während so manch einer Konferenz.
    Unvergessen waren immer noch die scherzhaft gemeinten, ernst gespielten Kriegsdrohungen auf so mancher Sicherheitskonferenz über die Geschwindigkeit, mit der internationale Konflikte eskalieren konnten, zwischen den beiden Offizieren wegen der mangelnden Qualität einer russischen Kaffeemaschine und einer deutschen Kaffeesorte. Es war laut so manchem Anwesenden eindrucksvoller gewesen als so mancher stundenlanger Vortrag.
    „Wie auch immer.“, begann General O`Neill, wurde jedoch rüde unterbrochen – vom Tor, welches sich wieder aktivierte.
    Sofort sprang Colonel O`Neil an – er wollte zeigen, dass er wenigstens etwas im Griff hatte. „Colonel Sheppard, sie zeigen unseren Gästen ihre Quartiere! Sirs, es tut mir Leid, sie so zu unterbrechen und zu behandeln, aber es tritt eine mögliche Gefahrensituation auf. Major, sie schnappen sich die Wachmannschaft, ihre Männer gehen in Stellung. Wer mich sucht, ich bin oben im Kontrollraum.“
    Bevor jemand reagieren konnte, war er weg – Sheppard trat an den Ausschuss ran und führte sie aus dem Raum, gefolgt von den Männern mit den Hunden.
    Krachend etablierte sich wieder ein Vortex, der weiße Schutzschild war darüber gelegt. Er verschwand fast sofort, die blaue Oberfläche schimmerte in den Torraum, aussehend wie eine glatte Fläche Wasser, welches wider aller Physik sich in dem Rahmen hielt.
    Die Marines und anderen Soldaten, die bereits angelegt hatten, senkten ihre Waffen. Wenn sich der Schild senkte, würde derjenige schon in Ordnung sein, der durch kam – und wenn nicht machten die paar MGs und Sturmgewehre auch keinen großen Unterschied.
    Schließlich durchbrach die Oberfläche jemand: Ein mittelgroßer Mann in der Atlantis-Uniform für Außeneinsätze, die dazugehörige, pechschwarze Mütze tief ins Gesicht gezogen, das Sturmgewehr, ein deutsches G36, lose an den entsprechenden Riemen um seine Schulter geschlungen, zusätzlich zu einem fremden Gewehr.
    Er trug etwas an einer Art Trage hinter sich her, welche von einer pechschwarzen Decke mit dem Symbol der Atlantis-Expedition bedeckt war.
    Als die Nächsten, eine strenge unbewaffnete Soldatin, die beinahe aufgelöst eine Hand umklammerte, die unter der Decke hervorragte, gefolgt von einem großen, stämmigen mit gleich zwei Sturmgewehren, einem G36 und einem israelischen TAR-21, das Tor passierten, war den anwesenden Marines klar, dass sie einen Kameraden verloren hatten.
    Das Tor schloss sich, der Mann an der Spitze hob den Kopf in Richtung des Balkons beim Kontrollraums, auf dem bereits Colonel O`Neil stand und leicht sprachlos nach unten starrte. Der Mann erhob seine Stimme: „Colonel O`Neil, melde gehorsam: Doktor Yael Kishon ist im Zuge eines Feuerüberfalls zu Tode gekommen. Die begleitende Mission musste abgebrochen werden.“
    „Captain Hochstätter, wo ist Doktor Weir?“, fragte der Amerikaner ohne auf die Meldung des Todes der Israeli einzugehen. Es schien fast so, als wäre es ihm egal.
    „Ging weiter in die Stadt um dort alleine Kontakt aufzunehmen.“, antwortete der Deutsche. Sein Blick war immer noch steinhart, aus ihm sprachen Entschlossenheit und gebändigte Wut.
    „Sie melden sich in einer halben Stunde im Konferenzraum. Alle.“, stellte von der Seite eine Stimme mit deutschem Akzent fest. Die Stimme wäre mit einigen anderen Worten als wohltönend zu bezeichnen gewesen – aber so war sie es nicht. Die Stimme gehörte niemand anderem als Generalleutnant Kupferstecher.
    „Verzeihung, aber das ist immer noch meine Basis!“, stellte O`Neil von oben leicht verärgert fest – irgendwo hatte er schon recht, so dachten sich die Torwachmannschaften.
    Doch der Deutsche hatte einen entscheidenden Vorteil auf seiner Seite, den er sofort ausspielte. „Und ich hab drei Sterne auf den Schultern und bin einer ihrer Vorgesetzten aufgrund besonderer Tätigkeit! Das bedeutet wiederum, dass auch ihre Untergebenen unter meinem Befehl stehen können – Hochstätter und sein Team sind doch ihre Untergebenen, oder liege ich da falsch?!“ Der Gesichtsausdruck hatte während des ganzen Monologs von leicht spöttisch zu definitiv weit herablassend sich gewandelt – und jeder der wenigen, die Colonel Johnathan O`Neil – mit einem L! – gut kannten wussten, dass er das überhaupt nicht mochte.
    Noch weniger mochte er es, wenn sich weitere seiner Vorgesetzten an die Seite des Missetäters stellten, und wenn es auch nur eine Geste war.
    „Weggetreten!“, befahl Generalleutnant Kupferstecher mit donnernder Stimme, die durch den ganzen Raum hallte.
    Ihm antworteten zwei zusammenschlagende Hacken von Kampfstiefeln des Atlantis-Expeditionskommandos.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
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  29. #15
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    Standard

    Schreck lass nach, beinahe zu spät heute!
    Aber grad noch heldenhaft gerettet... So, danke an alle Dankesager, namentlich Am17, Heiko_M, Khonsu und Mjollnir!
    Gleichzeitig möcht ich mich auch für den Doppelpost entschuldigen. Ich hoffe, das wird mich nicht allzu krumm genommen.

    So, spät ans Werk mit...

    Kapitel 6: Bericht

    Die halbe Stunde war fristgerecht vergangen, Hochstätter, Schulz und Shalev standen vor dem Konferenzraum gegenüber dem Kontrollraum. Zwei von Feldjägern geführte Hunde schnupperten an ihnen.
    Laut den beiden Männern, die die Leinen hielten, war der eine, ein etwas kleineres Weibchen namens Laika, darauf abgerichtet, Drogen zu erschnüffeln, der andere, ein Rüde mit dem treffenden Namen Rex, darauf, Sprengstoffe aufzuspüren. Die beiden trugen immer noch den großen Dienstanzug, bestehend aus dem langen, dunkelblauem Mantel, den Kampfstiefeln und der dunklen Hose.
    Sie waren aber nicht alleine – zwei weitere Militärpolizisten mit Maschinenpistolen H&K MP5 standen vor der Tür zum Konferenzraum Schmiere, zwei weitere warteten an den Flanken der großen Treppe, die zum Kontrollraum hinauf führte, Frau Oberstabsfeldwebel Maraike Hammerau hielt sich im Kontrollraum selbst auf um das dortige Personal zu überwachen.
    Gerade unterhielt sich Schulz angestrengt mit einem der Feldwebel über die Bundesliga, während Hochstätter Shalev, die Frau, die die Hand unter der Decke umklammert gehalten hatte, ein wenig zur Seite zog.
    Sie war kreidebleich, blickte mit abwesenden, trüben Augen in die Landschaft hinaus – ihr Feuer war weg. Das Feuer, welches sie zu einer so außergewöhnlichen Frau machte, ein Feuer, geschürt von dem Willen, ihre Freiheit, Religion, ihre Lebensweise und ihr Land zu bewahren. Hochstätter musste sich vor Augen führen, dass sie und die Tote, Doktor Yael Kishon, zwei von vier Israelis in ganz Atlantis waren – einer davon, David, war Psychologe in Doktor Heightmeyers Stab, der andere, Mike, war Physiker unter Doktor Zelenka.
    „Elisheba...“, sprach er sie mit ihrem Vornamen an und legte freundschaftlich einen Arm um sie, sie blickte schwach auf. Hochstätter stach es tief und schmerzhaft ins Herz, sie so zu sehen. „Wenn du dich zurückziehen willst, Schulz und ich kriegen das schon hin.“
    Es dauerte anscheinend ein paar Sekunden, bis der Input in ihr Hirn kam, so fertig schien sie. „Sicher?“, fragte sie schwach, kaum hörbar.
    „Absolut. Ich kenne Kupferstecher noch aus Hammelburg, er ist ein guter Mann. Und für den Rest werden sie schon nicht die größten Hurensöhne der Welt zusammengetrommelt haben.“ Normalerweise war es sie, die mit solchen kleinen Kommentaren ihre private Umwelt auf Atlantis erfreute, nicht der ernste Hochstätter. Und wenn er es doch versuchte, so erntete er zumindest ein kleines Lächeln. Doch diesmal war da nichts, nicht mal ihre Augen blitzten.
    „Ja... das werden sie garantiert nicht haben...“, gab sie schwach zurück. „Danke.“, meinte sie und befreite sich aus seinen Armen, der Deutsche ließ sie gewähren.
    Vor noch vier Stunden hatte sie einen stolzen, hohen Gang besessen, federnd und weniger wie eine Soldatin der israelischen Fallschirmjäger – doch jetzt... sie zog ab wie eine geschlagene, wie, als hätte sie die wichtigste Schlacht ihres Lebens verloren.
    Und obendrein noch ihre einzige Freundin 3,3 Millionen Lichtjahre von ihrer Heimat, dem umkämpften Gelobten Land, entfernt. Der Anblick hatte definitiv etwas sehr trauriges an sich.
    „Herr Hauptmann.“, meinte neben ihm eine Stimme auf Deutsch. Die Stimme war hart, männlich und gehörte einem der Feldjäger. „Sie können rein.“
    Es gab auf ganz Atlantis insgesamt zweiundzwanzig Deutsche, die nicht zum Ausschuss gehörten, zwei Gebirgsjäger, vier Pioniere, ein ziviler Informatiker, zwei Psychologen, drei ziemlich hübsche Sanitäterinnen, Anne aus der Küche, ein Panzergrenadier und drei Kampfkarpfen der Marine – und von denen hatte keiner oder keine eine so raue und harte Stimme wie der Militärpolizist, der wegen seiner Statur definitiv nach dem Motto „Ärger mich und du bekommst volles Pfund aufs Maul.“ arbeitete.
    Hochstätter und Schulz traten zueinander, der Hauptmann leicht nach vorne versetzt. Er warf noch einen letzten Blick hoch und nach hinten zu seinem Kameraden. „Wie sagen die Grenadiere so schön? Ran, rauf, rüber, oder?“
    „Jawohl, Herr Hauptmann.“, anscheinend wusste der Bayer, dass es mit dieser Sache verflucht ernst war und dass er sein bestes Hochdeutsch auspacken sollte. „Ran, rauf, rüber!“
    „Vorwärts, Marsch!“, befahl Hochstätter murmelnd, und gleichzeitig setzten sich beide in Bewegung. Koordiniert wie das Drillteam des Wachbataillons marschierten die beiden Deutschen in den Raum.
    Gegenüber der Tür, die in den Raum führte, standen drei Tische so zusammengerückt, dass sie die Hälfte eines Sechsecks bildeten. An den Seiten links und rechts saßen jeweils zwei Generäle, in der Mitte saß der Zivilist. Hinter den Sitzen der Stabsoffiziere waren Bänke aufgestellt, auf denen deren Helfer saßen, Papier und Stift in Anschlag. Neben der Tür standen zusätzlich nochmal zwei Feldjäger, die Maschinenpistolen ruhten in der Armbeuge.
    Zusätzlich dazu stand an der Seite Colonel O`Neil immer noch in Parade-Uniform der USAF, sein wachsamer und strenger Blick ruhte auf den beiden Deutschen, die in den Uniformen des Atlantis-Personals in den Raum schritten.
    Hochstätter erkannte Kupferstecher sofort – er saß zwischen dem Russen und dem Zivilisten. Auch sein Blick war wachsam, aber es lag noch etwas anderes drin. Neugier.
    Mit einem kleinen Anflug von Wut bemerkte der Hauptmann diesen Ausdruck in jedem der Gesichter, die ihn anblickten, bis auf dem des USAF-Amerikaners.
    Der Hauptmann wandte sich nach links zu dem Kommandanten der Achtzehnten Panzerdivision. „Herr Generalleutnant, Hauptmann Hochstätter und Leutnant Schulz melden sich in einer dienstlichen Angelegenheit wie befohlen.“, brüllte erstgenannter auf Deutsch. Er und Schulz salutierten zackig und fixierten einen Punkt ein Stück über dem Kopf des Adjutanten Kupferstechers. In ihnen regte sich kein Muskel.
    Der Generalleutnant sah den Hauptmann nur kurz an und erwiderte schließlich: „Rühren, Hochstätter. Sie wissen nicht zufällig, wo sich Frau Hauptmann Shalev befindet?“ Seine Stimme ließ nur den Schluss zu, dass er genau wusste, was los war und es seinem Untergebenen übel nahm – sehr sogar. Er hatte die komplette Gruppe unter Hauptmann Hochstätter herbefohlen – er bekam von drei Lebenden zwei.
    „Seren Shalev zog sich auf meine Anweisung hin in ihr Quartier zurück, Herr Generalleutnant.“ Allen beteiligten fiel besonders ein Wort auf: 'Seren', die hebräische Form des Hauptmanns. Es schien fast eine gewisse Distanz zu erzeugen, zumindest nach dem Willen Hochstätters – dass sein Team keine militärisch professionelle Einheit war, sondern ihr Zusammenhalt auf Freundschaft beruhte, sollte nicht unbedingt jeder erfahren.
    „Und warum, wenn man fragen darf?“ Auch das war Rhetorik – der eigentliche Wortlaut in Verbindung mit Gestik und Mimik wäre gewesen: „Und warum, Dreckssack?! Wenn du keinen verdammt guten Grund hast, reiß ich dir den Hintern soweit auf, dass du bei der Körperwelten-Ausstellung mitmachen kannst!“
    „Verarbeitung des Todes unserer Teamkameradin Doktor Yael Kishon am heutigen Tage.“, antwortete der Offizier ohne zu zögern und ohne zu zucken.
    „Aha. Und deswegen sind sie auch hier – berichten sie, was vorgefallen ist!“, forderte der USMC-General von der anderen Seite auf. Der Deutsche reagierte jedoch nicht.
    Erst auf das Nicken des Kommandanten der Achtzehnten Panzerdivision fing er an zu berichten: „Vor etwa vier Stunden wurde mein Team, bestehend aus Leutnant Sebastian Schulz, ursprünglich Gebirgsjägerbataillon 233, Seren Elisheba Shalev, ursprünglich Hativat HaTzanhanim, israelische Fallschirmjägerbrigade, Doktor Yael Kishon, Zivilistin und Architekturwissenschaftlerin, und mir, Hauptmann Wolfgang Hochstätter, ursprünglich Gebirgsjägerbataillon 231, zusammengetrommelt. Als unser Auftrag wurde festgelegt, dass wir P33-336 besuchen sollten.
    Dort war es unsere Aufgabe uns im Zuge der Festsetzung von Pegasus Reconnaissance Group 12 unter Major Anne Clarke, ursprünglich 101st United States Airborne Division, mit einem Kontaktmann der Genii in Verbindung zu setzen. Dieser sollte uns schließlich den Genii-Staatschef Ladon Radim herbestellen. Aus diesem Grund wurde zusätzlich die ehemalige Stadtleiterin Doktor Elisabeth Weir in mein Team berufen.
    Auf dem Weg zu dem Dorf, in dem der Kontakt lebte, wurden wir angegriffen. Leutnant Schulz bildete die Spitze, danach folgten die Doktoren Weir und Kishon. Den Schluss bildeten Seren Shalev und ich. Wir waren ein Stück zurückgefallen.
    Die Straße, über die wir ins Dorf zu gelangen hatten, war an dieser Stelle von beiden Seiten von bewaldeten Hügeln umgeben und bot somit perfekten Raum für einen Hinterhalt.
    Die Spitze wurde unter Feuer genommen, Leutnant Schulz verteidigte Doktor Weir und Doktor Kishon mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen.
    Seren Shalev und ich flankierten die insgesamt vier Soldaten, die die Gruppe um Schulz unter Feuer genommen hatte erfolgreich, alle vier sind tot.
    Im Zuge des Feuerkampfes wurde Doktor Kishon tödlich getroffen, die von Leutnant Schulz eingeleiteten Lebenserhaltungsmaßnahmen wirkten nicht. Doktor Weir machte sich alleine auf, um im Dorf den Kontakt zu treffen.
    Der Rest der Gruppe kehrte nach Atlantis zurück.“
    Der Hauptmann hielt inne und fixierte kurz seinen Landsmann vor ihm. „Wenn sie wünschen, erhalten sie einen kompletten Bericht von Leutnant Schulz und mir.“
    Es herrschte Schweigen. Die Feldjäger an der Tür zuckten nicht, Colonel O`Neil hielt sich ruhig, ebenso wie die Generäle und ihre Helfer. Wäre in diesem Moment eine Stecknadel gefallen hätte man sie so laut gehört, wie als würde neben einem ein Passagierflugzeug starten.
    Die Stille wurde schließlich von einem einzigen Wort unterbrochen, ausgesprochen von Kupferstecher: „Schulz?“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant?“
    „Können sie Hauptmann Hochstätters Aussage zustimmen?“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant!“
    Der alte Deutsche nickte abwesennd. Ein Seitenblick des russischen Generals ruhte auf ihm, die Blicke des Rests des Ausschusses waren auf das dynamisch-undynamische Duo in der Mitte ihrer Sitzordnung gerichtet. Deren Blick war auf den Kommandanten der Achtzehnten Panzerdivision gerichtet.
    „Und aufgrund dieser Ereignisse schickten sie Hauptmann Shalev in ihr Quartier?“, fragte der General. Es war offensichtlich, dass es mehr Rhetorik als sonst etwas war. Sie alle wussten, dass es so war.
    Trotzdem antwortete Hochstätter bejahend.
    „Warum genau? Gibt es irgendetwas, was für diesen Fall interessant wäre und nicht in irgendeiner Akte steht?“, fragte der Russe mit starkem Akzent. Er erhob zum ersten Mal die Stimme seit er in Atlantis war. Es war sofort klar, dass man es mit einem erfahrenen Befrager zu tun hatte.
    Kurz zögerte der Gebirgsjäger. „Doktor Kishon und Seren Shalev waren sehr eng miteinander befreundet.“, gestand er schließlich.
    „Eng im Sinne von...?“, fragte der Marine-Corps-General und machte eine unbestimmte Handgeste, die andeuten sollte, dass der Deutsche fortfahren sollte.
    Dieser drehte sich um und antwortete: „Was auch immer sie damit sagen wollte – sie waren Freunde und Kameraden, General, Sir.“ Der Hauptmann spuckte die letzten Worte geradezu aus, voller Hohn und Verachtung. Das letzte was er wollte, war, dass irgendein dahergelaufener Yankee eine Freundin von ihm durch den Dreck zog – und wenn auch nur durch irgendwelche Andeutungen, die wahrscheinlich nicht so gemeint waren.
    „Hüten sie ihre Zunge, Captain.“, antwortete der General. Seine Stimme hatte etwas kaltes an sich, wie als wollte er dem Hauptmann den Kopf abreißen. Sein Gesicht jedoch blieb ausdruckslos.
    „Wie auch immer.“, unterbrach sie Kupferstecher wieder. „Herr Hauptmann, sie haben gegen ihre Befehle gehandelt. Ich habe das komplette Team verlangt, und sie haben meiner Anweisung nicht Folge geleistet – der Grund ist mir schleierhaft.“
    Das war der Punkt an dem Hochstätter den General unterbrach: „Entschuldigen sie, Herr Generalleutnant, allerdings denke ich, dass die starke Freundschaft zwischen Seren Shalev und Doktor Kishon dargestellt wurde!“
    „Nein, haben sie nicht – und selbst wenn, ist das kein Grund, dass sie von dieser Befragung fernbleibt.“ Er schien kurz nachzudenken. „Hauptmann Jansen, finden sie bitte heraus, wo sich Hauptmann Shalev befindet und bringen sie sie her.“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant.“, antwortete der junge Mann und warf einen entschuldigenden Blick zu seinem alten Kameraden aus Hammelburg Hochstätter, bevor er aufstand und auf die Tür zuging.
    Er wäre fast in Schulz rein gelaufen, der sich vor ihm aufgebaut hatte und zu ihm auf Bayrisch sagte: „Du bloabst hier, du klaoner Saupreiß!“
    „Herr Leutnant, würden sie bitte den Weg freimachen?“, fragte Jansen unbekümmert unter den entsetzten Blicken Hochstätters und Kupferstechers – der Rest der Anwesenden war nur leicht verblüfft.
    Früher war Schulz nur durch vorbildhaftes Verhalten aufgefallen, es schien fast als hätte er nie einer Fliege was zu Leide tun können – aber offensichtlich steckten in zwei Metern und etwas mehr als hundertzehn Kilo mehr als man vermutete. Er blieb stehen wo er war.
    Er und Jansen lieferten sich ein stummes Blickduell, der Leutnant, der den Weg nicht freimachen wollte, und der Hauptmann, der durch wollte. Keiner von beiden gab auch nur einen Millimeter preis, von seinem Standpunkt ganz zu schweigen.
    Plötzlich wurden zwei Maschinenpistolen MP5 mit ihrem unverkennbaren Geräusch durchgeladen, die beiden Schützen, beides Feldjäger, legten auf einen ihrer eigenen Männer an. Es war kein Wunder, schließlich waren beide mindestens einen Kopf kleiner und bei weitem nicht so massig wie der Bajuware. „Zurücktreten, Herr Leutnant!“, forderte einer der beiden ihn auf.
    Schulz trat keinen Schritt zurück, immer noch Jansen fixierend. Deutsche Soldaten weichen nicht..., schoss es ihm durch den Kopf, …nicht vor einem Feind – und erstrecht nicht, wenn ein Freund sich auf einen verlässt!
    „Sepperl...“ Die Stimme des Hauptmanns klang traurig, resignierend und müde – es war ein offenes Geheimnis, dass der Offizier hin und wieder einfach zusammen sackte, wenn er scheiterte, dass dann alle Energie aus ihm wich wie aus einem Ballon. Trotzdem fiel dem Bajuwaren sofort eines auf: Er war mit der netten Form seines Vornamens angesprochen worden. „Es ist genug...“, schloss er.
    Langsam wendete der Bayer den Blick zu seinem Disziplinarvorgesetzten – er sah ihn an und schüttelte langsam den Kopf. „Für heute ist genug Blut der Erde vergossen worden...“
    Es war mehr als deutlich zu sehen, wie der Leutnant ins wanken geriet und zurücktrat, den Hauptmann vor ihm durchlassend. Der Gesichtsausdruck war eher anklagend als enttäuscht.
    „I hoff, sie wissen, woas sie duan...“, meinte der Gebirgsjäger.
    „Glaub mir... ich auch...“
    Zehn Minuten später kam eine junge, entschlossene Frau hereinmarschiert – und sie war nicht Seren Shalev. Blond, mittellanges Haar zu einem strengen Knoten gebunden, schlank und mit einer Figur, die nur auf eines schließen ließ: entweder war die Frau Olympiateilnehmerin oder Soldatin – vielleicht sogar beides.
    Sie war Soldatin und trat schnellen Schrittes vor Mister Winters, der, der den Ausschuss eigentlich leitete, aber bisher von allen rundweg ignoriert worden war.
    „Sir, Lieutenant Laura Cadman, Atlantis-Sicherheit. Sie haben gebeten, dass Seren Shalev ihnen vorgeführt wird. Wir haben sie zu ihrer Sicherheit in Gewahrsam genommen, sie ist momentan auf ihrem Quartier. Captain Jansen“ - sie sprach den fremden Namen mit einem niedlichen Akzent aus, wie alle anwesenden Deutsch sprechenden bemerkten - „befindet sich mit einer mehrfach gebrochenen Nase auf der Krankenstation.“
    Kurz herrschte Stille – Input war zu verarbeiten Output, zu formulieren.
    Der erste, der soweit war, war Hochstätter: „Sagten sie gerade 'mehrfach gebrochene Nase'?“ Die junge Frau vor ihm nickte, die Feldjäger ließen ihre Maschinenpistolen und Kinnladen sinken. „Ist der arme Kerl unter ne Stahlpresse gekommen?!“
    „Nein, Captain. Aber Seren Shalev kann sehr wütend werden.“, antwortete sie leicht belustigt, obwohl nichts lustiges dran war. „Wir haben sie mit einem Stunner betäubt nachdem sie den armen Mann durch eine halbe Sektion prügelte.“
    „Tja... so kann es gehen.“, meinte Hochstätter. Er konnte sich ein kleines, triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, es war einfach unmöglich. „Herr Generalleutnant, mit ihrer Erlaubnis werden sich Schulz und ich empfehlen.“
    „Nein.“, antwortete dieser. Es war kein wütendes Nein, auch kein verärgertes – es war geradezu erschreckend kalt. Der Generalleutnant hob den Blick, fixierte Hochstätter eindeutig wütend und meinte absolut ruhig: „Sie haben trotz allem einen Befehl missachtet.“
    Langsam erhob sich der ältere Panzerfahrer, stützte sich auf den Tisch und beugte sich vor, sodass sich die Nasen Hochstätters und Kupferstechers beinahe berührten. „Gehorsamsverweigerung.“
    Er schnippste einmal kurz mit den Fingern, die Feldjäger hoben ihre Maschinenpistolen gegen einen der ihren – wiedereinmal. Der alte Mann lehnte sich zurück. „Es gab eine Zeit, da stand dieses Vergehen unter Todesstrafe!“
    „Herr Generalleutnant, ich mache sie darauf aufmerksam, dass diese Zeiten seit über sechzig Jahren vorbei sind.“, antwortete Hochstätter bemerkenswert ruhig.
    Der ranghohe deutsche Offizier beugte sich so weit vor, dass sich fast die Nasen des alten Panzerfahrers und des jungen Gebirgsjägers berührten und meinte absolut kühl: „Dessen bin ich mir durchaus bewusst, Herr Hauptmann...“ – er spie die Rangbezeichnung auf Deutsch fast aus – „... und sie haben trotzdem noch auf die Anweisungen eines Generals zu hören.“
    „Ein Major an der Infanterieschule in Hammelburg brachte mir bei, dass selbst wenn der Generalinspekteur persönlich vor einem steht, das Wohl der eigenen Untergebenen Vorrang vor blindem Gehorsam hat.“ Der junge Mann stockte kurz, kniff die Augen zusammen und fuhr leise auf Deutsch fort: „Schon merkwürdig was ein bisschen Gold ausmachen kann.“
    Wer vom Generalleutnant erwartet hatte, dass er erschrocken zurückfahren würde oder anfangen würde, zu brüllen, hatte sich geschnitten. Er antwortete schlicht, den Kopf gesenkt und resignierend: „Ja... Gold verändert einen Menschen... Verantwortung verändert einen Menschen... Sie können wegtreten.“
    „Herr Generalleutnant!“ Hochstätter und Schulz salutierten zackig, schlugen die Hacken zusammen und schickten sich an, den Raum zu verlassen. Hochstätter konnte es sich bisher mit Mühe verkneifen, triumphierend den Feldjägern ins Gesicht zu grinsen.
    „Einen Moment noch – diese Shalev will ich trotzdem sprechen, nicht hier, keine Sorge. Ist das für sie als ihr Disziplinarvorgesetzter vertretbar, Herr Hauptmann?“, rief der Russe. Es wirkte nicht wie die Forderung eines Generals an, es war mehr wie eine Bitte formuliert, was es dem Hauptmann der Gebirgsjäger sofort sympathischer machte – obwohl es weit davon entfernt war.
    „Lieutenant General, ich würde gerne mit einer Einschätzung erstmal warten.“, antwortete der deutsche Jägersmann um Diplomatie bemüht.
    „Gut.“ Der ehemalige Sowjetgeneral nickte und entließ die beiden Jäger damit endgültig.
    Ruhig und besonnen verließen die beiden deutschen Soldaten den Raum, ihrem Ruf gerecht werdend. Als sich die Türen hinter ihnen schlossen und sie mehrere Meter von dem Konferenzraum entfernt waren, riss der Hauptmann seine Faust hoch und grinste unverholen. Von der anderen Seite des Raumes wurde er von Oberstabsfeldwebel Hammerau angesehen wie Auto, nur nicht so schnell.
    Nach diesem kurzen Ausbruch wandte er sich an Schulz und streckte ihm die Hand hin. „Sepperl, das war ein Husarenstück!“, meinte er fast lachend.
    „Darauf kenns ona lasse!“, antwortete der Bayer und schlug ein.
    In genau dem Moment, in dem sich ihre Handflächen trafen, begannen die Sirenen ihren fernen, klagenden Gesang zu beginnen – und die Hölle an scheinbarer Desorganisation und Chaos brach los.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
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  30. Danke sagten:


  31. #16
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    Zum Glück habe ich nochmal reingesehn! Ich dachte schon dein Beta hat mal wieder etwas länger gebraucht!
    Ich bin aus dem Grinsen nichtmehr raus gekommen! Das Kapitel hast du sowas von klasse geschrieben! Einfach spitze!!!
    Und anscheinend kommt jetzt so langsam etwas fahrt in die Geschichte den ich muß sagen das die Kapitel bis jetzt noch etwas langweilig waren! (Mitunter sehr lustig, aber es ist kaum was wirklich Spannendes passiert!) Da wahr der Start vom ersten Teil etwas spannender zu lesen, aber du mußtest ja auch erst die ganzen änderungen einbringen.... das ist mir klar.
    Freu mich schon auf den nächsten Teil und hoffe es geht jetzt langsam etwas mehr rund!
    (und das du mir die Kritik nicht zu übel nimmst)
    LG Heiko

  32. Danke sagten:


  33. #17
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    Irgend wie mag ich das Kapitel hier.
    Das Gespräch zwischen dem Genberal und was war er glaub Hauptman war sehr interesatn und auch sehr Lustig.
    Bin jetz gespannt, was unsere Generäle noch alles machen werden.
    Wenn ich ja nicht wüsste, das die Story fertig ist hätte ich mir nach diesem Kapitel was gewüncht. Kupferstecher vs. O´Neil im Wort Duell.

    Lg Am17

    EDIT: Wann kommt das Hallejulia. Drei sterne gehören ja Kupferstecjer, de Rusasen und ONeill
    Geändert von Am17 (14.12.2010 um 22:27 Uhr)

  34. Danke sagten:


  35. #18
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Hallo, alle miteinander!
    Heute wurde es wegen dem Beta wirklich spät (hab das Kap erst so um 18:30 Uhr heute bekommen), aber zum Glück ist es ja doch noch gekommen!

    Also, erstmal danke an alle Dankesager, an Am17, General der RW, Heiko_M und Khonsu! Danke vielmals zurück!

    So, und dann noch ein ganz großes Danke an die Kommentarschreiber, soll heißen Heiko_M und Am17!

    @Am17:
    O`Neil mit einem L oder mit zweien?
    Und ein Generalleutnant, beziehungsweise Lieutenant General, trägt drei Sterne, also Krukov (der Russe) drei, Hancock (der alte) drei, O`Neill (mit zwei L) drei und Kupferstecher drei - macht 4*3, macht 12. Daher kommen die zwölf Sterne, das Halleluja kommt noch!

    @Heiko_M:
    Zu meinem Leidwesen muss ich sagen, dass letzte Woche ich Schuld war, diesmal war es mein Beta... Mea Culpa, mea Culpa, mea maxima Culpa!
    Ich danke außerdem vielmals für Lob und Kritik - wenn ich das nicht wollte wäre ich weder auf ff.de noch auf Animexx und ganz besonders nicht hier. Dieses Kapitel führt noch einen weiteren, später wichtigen Charakter ein, ist aber auch wieder etwas langsamer, denke ich.

    Also, dann - viel Spaß mit Kapitel 7!

    ---------------------------------------------
    Kapitel 7: Edelweiße Freunde

    Ein Schlag, ein Schrei, eine gebrüllte Frage.
    Das war Major Anne Clarkes Welt, und das schon seit einer Stunde. Die Frau mit den orangeroten Haaren und den strahlend blauen Augen 'verhörte' sie auf irakische Art. Wahrscheinlich konnte sie sich glücklich schätzen, dass es kein Mann war, der sie folterte.
    Sie kante Berichte aus dem irakischen Abu-Graib, die sie schon beim Gedanken daran schauern ließen. Und sie hatte die Bücher gelesen und die Filme gesehen, die zeigten, was in den russischen Gulags und beim KGB passiert war.
    Die Amerikanerin hatte langsam kein Bock mehr. Doch sie musste durchhalten.
    Schon seit Jahren wollte sie ihrem Großvater nacheifern, der als junger Mann am 5. Juni 1944 über der Normandie aus einer klappernden Dakota abgesprungen war. Ihr Vater war immer böse geworden, wenn er seinen Schwiegervater dabei erwischte, wie er ihr und ihrem kleinen Bruder von Europa und dem Krieg erzählte.
    Heute diente ihr kleiner Bruder bei der Nationalgarde von Kentucky als Reservist und war Immobilienmarkler.
    „Also, wie viele seid ihr?“, brüllte die junge Frau vor ihr sie an, die Faust reibend. Es schien fast, als würde es ihr langsam zu blöd werden, dauernd die selbe Frage zu stellen und immer die selbe Antwort zu erhalten.
    „Kann ich nicht sagen.“, antwortete Clarke ruhig und gelassen.
    Die junge Frau holte mit einer Peitsche aus, die sie hinter ihrem Rücken hervor zog. Sie holte aus und ließ die Peitsche wieder sinken. Clarke hatte die Augen geschlossen und zusammen gekniffen, fast so, als wollte sie dem Schmerz vorbeugen, der nicht kam.
    Langsam blickte sie hoch, direkt in das böse grinsende Gesicht der Frau mit den langen Haaren. Sora. „Oh, nein... so leicht geht das nicht...“ Sie legte lächelnd eine Hand unter das Kinn, so als würde sie überlegen.
    Das Grinsen wurde plötzlich und unvermittelt noch breiter, bevor die junge Frau langsam an Clarke heran trat und beinahe schon genüsslich ihr Oberteil öffnete. Darunter kam ein T-Shirt mit dem Motiv des Old Abe, des kreischenden Adlers der 101st, zum Vorschein.
    Clarke interessierte dies in dem Moment nur sekundär – ihr war etwas aufgefallen, an der jungen Frau, die sich vorgebeugt hatte: Die Stirn zierte eine große, tiefe Delle, etwas neben der Schläfe. Es war deutlich zu sehen, dass sie eindeutig keinen natürlichen Ursprung hatte.
    Sie öffnete die Jacke des Atlantis-Expeditionspersonals und nahm ein Messer von einem nahen Tisch. Mit diesem schnitt sie langsam, fast genüsslich, das Shirt auf. Darunter kam blanke Haut zum Vorschein.
    Clarke fühlte sich ziemlich unwohl, wenn sie es noch euphremisieren wollte. Ihr wurde mehr als nur plötzlich klar, dass sie eine Verrückte vor sich hatte. Und dass diese Verrückte mit der Peitsche ausholte – das nächste, was sie spürte, war ein schrecklicher Schmerz in ihrer Bauchgegend.

    Seren Elisheba Shalev stand, die Ellenbogen auf die Brüstung gestemmt, alleine auf dem Balkon ihres Quartiers und blickte hinaus in die aufziehende Nacht. Sie konnte nicht mehr um ihre Freundin, die einzige Freundin der Fallschirmjägerin, weinen. Sie hatte inzwischen ihr dunkles Haar geöffnet, es hing unkontrolliert an den Seiten ihres angenehm runden Gesichts herunter.
    Klar, sie hatte Freunde auf Atlantis, allen voran natürlich ihre Kameraden Hochstätter und Schulz, aber keiner dieser Freunde war so eng mit ihr befreundet gewesen, wie die freundliche Architekturwissenschaftlerin. Sie hatten sich schon relativ lange gekannt, Kishon hatte ihren Wehrdienst in derselben Einheit der Fallschirmjäger abgeleistet, wie sie.
    Anders als Shalev hatte sie danach studiert.
    Danach hatten sich die damals jungen Frauen aus den Augen verloren, nur um sich vor zwei Jahren an Bord von BC-304 USS Daedalus auf dem Weg nach Atlantis wieder zu treffen. Sie hatten sicherheitshalber beide zweimal hin geguckt, sich gegenseitig angestupst und waren sich schließlich lachend in die Arme gefallen.
    Sie hatten sich ein Quartier geteilt, jeden Abend der drei Wochen dauernden Reise erzählt und gelacht – bis sie schließlich auf der Daedalus ihre Nachbarn auf Atlantis und Teamkameraden kennen lernten: Schulz und Hochstätter.
    Die beiden hatten nicht schlecht gestaunt, als sie die Fahnen auf ihren Ärmeln erkannten – Israel. Obwohl beide nichts gegen sie hatten, war es doch ein komisches Gefühl für sie, mit Nicht-NATO-Mitgliedern und vor allem Israelis zusammen zu arbeiten.
    Kishon hatte einmal mehr im Suff gewitzelt, dass Deutsche und Juden eine lange und innige Freundschaft verband. Später an diesem Abend, nachdem sich Schulz es sich auf Hochstätters Couch und Kishon auf dessen Bett gemütlich ihren Rausch aus schliefen hatten sich die beiden Hauptmänner auf den Balkon gesetzt.
    Irgendwann hatte Hochstätter mit den Worten „Ich brauch jetzt Musik!“ in eine Ecke gegriffen und dort eine große Gitarre hervorgezogen. Er hatte ein paarmal probehalber die Saiten gezupft und sie schließlich angesehen und gefragt: „Spielen sie ein Instrument, Segen?“
    „Nein... und nennen sie mich Elisheba.“, hatte sie geantwortet, sich an ihn gelehnt und sich einfach von den leisen Klängen der Gitarre treiben lassen. Es war für sie ein wunderschöner Abend gewesen, auch wenn sie am nächsten Morgen einen Schrecken bekam, weil sie im falschen Quartier umhüllt von einer Decke mit dem Motiv des Edelweiß aufwachte.
    Es kam ihr so vor, als würde sie in weiter Ferne wieder die leisen Klänge der Gitarre hören, so lebendig war in ihr die Erinnerung an diesen Abend vor beinahe zwei Jahren. Sie würde sie auf ewig in Erinnerung behalten.
    Plötzlich verstummte das Spiel, mitten im Stück. Langsam setzte es wieder ein. Es war das selbe Lied, nur in einer anderen Stimmung, die eigentlich komplett konträr zu der vorherigen war: Nun war es anstatt fröhlich kraftvoll, anstatt heiter traurig.
    Es war so nicht in ihrer Erinnerung.
    Und sie wusste auch warum: Auf dem Balkon neben ihrem saß Hochstätter und spielte, so wie er es immer tat, wenn ihn etwas bedrückte. Sie kannte das schon, es war schon mehrmals vorgekommen. Meistens hatte sie sich dann auf ihren kleinen Balkon gesetzt und sich einfach vom Spiel des passionierten Gitarristen Wolfgang Hochstätter Heim tragen lassen.
    Minuten vergingen, Saiten wurden gezupft, Töne verhallten in der aufziehenden Nacht und in der verlorenen Stadt. Langsam wurde das Spiel leiser.
    „Du horchst immer.“, stellte Hochstätter nach einigen Sekunden des Schweigens fest.
    Shalev wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als zwei Jumper über sie hinweg zogen, dem Weltraum entgegen. Dann probierte sie es noch einmal: „Ja...“, hauchte sie sanft und leise. Es war weniger als sie sagen wollte, aber doch spiegelte es alles wieder, was sie sagen konnte.
    „Wir haben heute alle eine Freundin verloren...“ Shalev nickte nur, Tränen stiegen in ihr auf. „Als ein guter Freund von mir starb, auf die denkbar dümmste Art, sagte mir Großvater ich solle nicht viele Tränen vergießen. Ich solle lächeln und mich an die schönen Momente mit ihm erinnern, an jene Momente, die einem auf ewig in Erinnerung blieben, und sie immer in meinem Herzen tragen.“
    Shalev dachte kurz nach. Sie wusste, dass Hochstätter einer Soldatenfamilie entstammte und dass er sehr stolz auf seine Herkunft war – in einem gesunden Maß, so wie jeder Bürger eines Landes stolz darauf sein konnte.
    Deshalb – so dachte sie – entstammte diese Weisheit den Schützengräben an der Somme und in Verdun, den kalten Feldern Russlands oder den schneebedeckten Weiten der Ardennen. Sie irrte sich, und Hochstätter würde den Teufel tun und ihr sagen, dass er sich das aus den Fingern gezogen hatte.
    „Kannst du dich erinnern, als wir das erste mal alle vier aufeinander trafen?“, fragte Shalev. Sie lächelte zwar nicht, und eine einzelne Träne rann ihre Wange hinab, aber trotzdem war es Hochstätter so, als hätte er alleine die Rote Armee besiegt.
    „Oh, ja.“ Der deutsche Hauptmann lächelte, für sie beide. Er hatte noch genau das Bild vor Augen, als Schulz die beiden Frauen eingelassen hatte, er selbst hatte mit seiner Gitarre auf dem Oberschenkel ihnen zugehört, wie sie sich vorstellten. Sie hatten geantwortet und sie gefragt wo sie herkamen. Das Ende vom Lied war gewesen, dass sie alle gelacht hatten, über das Ei was ihnen die Yankees ins Nest gelegt hatten.
    Ihr Gespräch auf den Balkonen hoch über Atlantis in der heraufziehenden Nacht dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Sie sahen Sheppard mit ein paar Frischlingen Jumper fliegen und die Sonne sich über dem großen weiten Ozean von Lantea erheben.

    Wenn es nach Doktor Olga Krukov ging, war das Motto ihres Lebens im Moment aus der Hölle in die Hölle durch die Hölle.
    Es hatte schlicht damit zu tun, dass sie seit inzwischen einem Tag in der Gefangenschaft der Genii waren, diese nicht sehr freundlich mit ihnen umgegangen waren und ihre Kameradinnen und sie mit immer schwereren Blessuren aus dem 'Verhör', mit anderen Worten Folter, kamen. Wo es anfangs noch leicht blutige Nasen gewesen waren, begannen sie nun die vier Frauen von der Erde auszupeitschen.
    Sie untersuchte gerade Clarkes Bauch, der schwer mit Striemen gezeichnet war. Die markigen roten Streifen, hervorgerufen von Knoten in den Lederschnüren zeichneten sich stark auf der hellen Haut ab. Sie waren in der Sani-Ecke, einen Bereich, den sie vom Stroh freigeräumt hatten und der unter dem Gitterfenster lag.
    Die Amerikanerin saß, die Arme nach stützend nach hinten gerichtet, mit offener Jacke vor der Russin, die sachte mit den Fingern die Wunden befühlte. Es war ihre Aufgabe, sie war am nächsten an den entsprechenden Kenntnissen dran – auch wenn sie Zoologin war.
    „Es wird ne Weile weh tun, vielleicht wird das besser, wenn wir es kühlen. Das müssen wir so oder so, denn sonst kann es sich entzünden.“, stellte Krukov schließlich fest. Ihr gefiel ihr Befund nicht, sie hätte es nämlich lieber ihrer Sanitäterin Captain Kunze überlassen, doch die würde nach dem Gesicht ihrer Verhörtechnikerin zu urteilen selber jede Hilfe nötig haben, wenn sie zurück kam.
    Diese war stocksauer. Offenbar ging es nicht so voran, wie sie es sich erhofft hatte. Und jetzt setzte sie alles auf weitere, stärkere Gewalteinwirkung, nicht wissend, dass man sie bestens auf solche Fälle vorbereitet hatte.
    Was allenfalls half war Psycho-Folter, aber dazu war sie anscheinend nicht fähig – sei es, weil sie einfach zu viel Gefallen daran fand, anderen Menschen weh zu tun, oder weil sie keine entsprechende Ausbildung genossen hatte oder wegen irgendetwas anderem, was sie nicht wussten und was ihnen auch herzlich egal war.
    Sie wussten das bald Hilfe eintreffen würde. Sie mussten nur durchhalten.
    „Und wie willst du es kühlen? Willst du unsere netten Wärter nach Eisbeuteln fragen?“, fragte die Offizierin die Biologin. Es war eindeutig etwas sarkastisch gemeint.
    Krukov nahm es ihr nicht übel, doch sie konnte sich ein böses Lächeln nicht verkneifen. Dann hob sie die linke Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger direkt nach oben.
    „Nein.“
    „Doch.“
    „Bitte nicht.“
    „Es ist die einzige Möglichkeit.“
    Clarke seufzte. „Wie genau willst du es anstellen?“
    „Lass mich mal machen.“, antwortete Krukov und griff an der Amerikanerin vorbei. Die Genii waren so freundlich gewesen und hatten ihnen zusammen mit der Fallschirmjägerin das Old-Abe-Shirt rein geworfen, welches an den Rändern Blutspuren zierte. Der Hauptteil war jedoch sauber.
    Die kräftige Russin riss es einfach in Streifen, versuchte jedoch nach Möglichkeit den Adler in einem Stück zu lassen. Sie wusste, dass er ihrer Kameradin sehr viel bedeutete. Dann schnappte sie sich Schnee vom Fenster und legte ihn vorsichtig auf den Bauch legte.
    Sie schüttelte sich sofort vor Kälte. Es war purer, weißer Pulverschnee, der farblich fast mit ihrer Haut verschmolz. Schnell und effektiv band Krukov die Streifen um den Bauch, zog sie fest und besah ihr Werk.
    „Das sollte ne Weile halten. Überbelaste es aber nicht!“
    „Ja, Frau Doktor.“ Irgendwas an dem Gesichtsausdruck und dem Lächeln der Amerikanerin gefiel der Russin überhaupt nicht, als sie noch einmal sachte über den Bauch der anderen Frau strich.

    „Lieutenant Colonel John Sheppard, United States Air Force, militärischer Leiter der Atlantis-Expedition.“ Die Stimme sprach mit deutschem Akzent, gehörte zu einem jungen Mann mit Maschinenpistole und sah von seinem Blatt auf. „Korrekt?“
    „Ja, Soldat.“
    „Oberfeldwebel, Herr Oberstleutnant.“, antwortete der Junge und bedeutete ihm zu folgen.
    Sie standen vor dem Raum des Untersuchungsausschusses, vier Feldjäger hielten vor dem Raum Wache, zwei bewaffnet und zwei mit Hunden. Sie alle trugen etwas, was Oberfähnrich Müller, ein 'Kampfkarpfen', als großen Dienstanzug bezeichnete und zeigten strenge, erbarmungslose Gesichter in denen kein Muskel zuckte.
    Im Allgemeinen waren die deutschen Militärpolizisten sehr diszipliniert und hatten – wenn nötig – schnell die Hand an der Waffe.
    Der junge Mann führte Sheppard in die kleine Konferenzkammer und salutierte. „Melde gehorsamst: Lieutenant Colonel John Sheppard wie befohlen!“
    Der deutsche General salutierte zurück und meinte: „Danke, Herr Oberfeldwebel, sie können wegtreten.“
    „Jawohl, Herr Generalleutnant!“ Der Soldat drehte sich zackig auf den Hacken um und marschierte aus dem Raum.
    Sheppard sah ihm nach und trat schließlich ein paar Schritte vor, Mister Winters deutete auf einen Stuhl, der in der Mitte der drei Tische, an denen vier Dreisterner und ein ranghohes IOA-Mitglied saß. Er war genau in der Mitte, quasi eingeklemmt zwischen den Offizieren.
    Ihm wurde anders, als er elf musternde Blicke bemerkte – zusätzlich zu den zwei Blicken von bewaffneten Männern in seinem Rücken.
    Der Stuhl war unbequem, aber nicht so sehr, dass er am liebsten gestanden wäre.
    „John Sheppard!“, begann Winters so als wäre er Gott und Sheppard vor dem Jüngsten Gericht angeklagt. „Sie hatten als militärischer Leiter der Atlantis-Expedition die Aufgabe die Stadtleiterin, die verstorbene Colonel Samantha Carter, zu überwachen und ihre Pläne umzusetzen. Wie bewerten sie die Operation auf Victis Romanis?“
    „Mir steht eine Bewertung nicht zu, ich bin nur derjenige der Befehle auszuführen hat.“
    „Dann bilden sie sich eine!“, forderte Hancock ihn auf.
    „Auch das steht mir nicht zu.“, meinte Sheppard – für ihn nicht ganz ungewöhnlich – auf Stur schaltend.
    „Himmel, Herr, Gott!“, brauste der Deutsche auf. „Sie haben vor sich vier Generäle, die es ihnen befehlen!“
    „Ich stand und stehe immer noch voll und ganz hinter den Entscheidungen Colonel Carters.“
    Kurz war es ruhig in dem kleinen Raum.
    „Gut. Dann schildern sie uns bitte, was passierte.“, forderte Winters ihn auf. Was folgte, dauerte bis in die späten Abendstunden.

    Auch die Genii hatten irgendwann Feierabend, in diesem Fall schien das ziemlich genau der Sonnenuntergang zu sein.
    Dies war zumindest die erste Annahme, als ihre beiden Aufpasser Kunze zurück brachten – sinnlos vor sich in brabbelnd, den Kopf fahrig hebend und senkend, ohne Jacke und Shirt, dafür aber mit einem Gesicht und Bauch voller Blessuren. Sie lebte aber noch, und das war die Hauptsache.
    Den Wärtern machte der Zustand ihrer 'Fracht' nichts aus, sie warfen sie einfach in die Zelle wie einen nassen Sack. Sofort kniete Krukov an ihrer Seite, Clarke sah böse, bitterböse, böser als der Teufel persönlich, zu den Wachen, die nur hämisch lachten und sich aus dem Staub machten.
    Als sie weg waren, sackte die stolze kreischende Adlerin in sich zusammen und kniete neben Krukov. „Wie geht es ihr?“
    „Da braucht jemand eindeutig eine Anti-Aggressionstherapie.“, antwortete die Russin mit einem leichten Galgenhumor. Es war nur um sich selbst zu beruhigen.
    Die Deutschstämmige sah gar nicht gut aus. Mehrere schwere Schläge in den Bauch, mindestens eine angeknackste Rippe und ein paar Zähne weniger. Dazu kamen noch die Peitschenschläge gegen den Bauch, die offensichtlich heftiger waren, als bei Clarke.
    „Jetzt ernsthaft!“
    „Is nen Wunder, dass sie noch nicht mit den wirklich heftigen Sachen angefangen hat, unsere kleine Prinzessin!“ Die Russin nestelte weiter an der Deutschstämmigen herum, die hin und wieder stöhnte und den Kopf bewegte, fast als wäre sie betrunken.
    Vom Gang her näherten sich Schritte, eine einzelne Person mit federnden, leichten Schritten. Entweder es war ein stockschwuler Mann oder eine einigermaßen junge Frau.
    Clarke und Grant standen auf – nicht um der Ankommenden eine Ehre zu erweisen sondern ihr eine Stille Drohgebärde zukommen zu lassen. Beide Frauen setzten den bösesten Blick auf, den sie konnten, bei der recht freundlich aussehenden Grant war das etwas wirkungslos, bei Clarke als altgediente Afghanistan-Veteranin dagegen umso besser.
    Als schließlich eine junge Frau in Uniform der Genii hinter der Wand zum Vorschein kam, blieb sie kurz stehen. „Ich bin Sanitäterin!“, meinte sie.
    Sie war schlank, hatte ein leicht rundliches Gesicht, lange, zum Zopf gebundene, schwarze Haare und grüne Augen, die unter einer hohen Offiziersmütze verborgen waren. In ihrer rechten Hand trug sie einen Arztkoffer, der auf der Erde aus dem letzten Jahrhundert gestammt hätte. Alles in allem wirkte sie wie einem Lehrbuch für Sanitäter entsprungen.
    „Ich will helfen!“, meinte sie und blickte von der einen zur anderen. Dann zog sie den Schlüssel hervor und steckte ihn ins Schloss. „Ich hab doch nichts zu befürchten, oder?“
    „Sollten ihre Motive ehrenhaft sein, so dürfen sie eintreten.“, meinte Clarke hochtrabend.
    Die junge Frau nickte und drehte den Schlüssel um. Langsam öffnete sie die Tür und beobachtete die beiden Amerikanerinnen, die im Gegenzug sie im Auge behielten.
    Dann kniete sie neben Krukov, zog sich die Mütze vom Kopf die sie ohne großes Federlesen der Russsin gab und machte sich an die Versorgung Kunzes.
    Die Zoologin besah sich die Mütze kritisch, während die Sanitäterin sich fachmännisch an die Arbeit machte. Schließlich bemerkte sie ES.
    ES
    war nicht groß, im Gegenteil, es war klein und unauffällig, ganz aus Metall und stellte eine Blume da, die sie irgendwoher kannte. Sie wusste sie nur nicht einzuordnen, schließlich waren Tiere ihre Spezialgebiet, nicht Pflanzen.
    Sie strich sachte mit dem Finger drüber – und plötzlich wusste sie, wie diese Blume hieß und woher sie kannte: Es war das Edelweiß, jene Blume, die Schulz und Hochstätter an ihren Mützen trugen. Und es machte für sie nicht den Eindruck, dass sie gewaltsam an diese kleine Brosche gekommen war.
    Also mussten sie eine Freundin vor sich haben, war ihre einfache Folgerung – doch konnte man ihr vertrauen?
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

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  36. Danke sagten:


  37. #19
    Wächter und Techniker Avatar von Am17
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    Wieder was interesantes über die Charaktere erfahren.
    Sheppard lässt soich nichts gefallen von de3n Generälen, wie typich von ihm.
    Woher hat der Genii-Sani den bitte das Edelweiß? Ist die am ende keine Genii sondern eine Agentoin der Erde?
    Dafür bin ich ja.
    Hoffentlich komen sie bald frei.

    Lg AM17

  38. Danke sagten:


  39. #20
    General der Armsessel Avatar von Azrael
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    Guten... Abend, alle miteinander!
    Weihnachten ist wunderbar, aber der Weihnachtsstress bringt mich noch um! Können wir das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit nicht einfach so feiern, wie es gesagt wird?!
    Deshalb auch sehr spät erst das Kapitel, das tut mir aufrichtig Leid!

    Naja, sei es wie es sei.
    Besonders gesegnet Weihnachten wünsche ich den Dankesagern, namentlich Am17, Heiko_M und Khonsu. Lasst euch reich beschenken!
    Noch reicher beschenkt allerdings werden sollte Am17, der auch noch einen Kommentar dagelassen hat! Danke! Ach, und, die Genii mit dem Edelweiß, sie heißt übrigens Myram, ist stolze Genii. Die Richtung aber stimmte!

    Also dann, frohe und besinnliche Weihnachten, auch an die, die weder Danke gedrückt noch einen Kommentar dagelassen haben - ja, das war der Betonpfeiler...
    Azrael

    ---------------------------------------------------------------------------------

    Kapitel 8: Die Geister, die gerufen waren

    Es war ein wunderschöner Abend in Atlantis.
    Wolken hingen keine am Himmel, der Mond stand hoch und viele hatten in stillem Einvernehmen die Lichter in ihren Quartieren gelöscht um die Sterne zu beobachten.
    Auf Private Johnathan Hancocks Balkon brannte kaum Licht, es waren vier Kerzen, die langsam abbrannten. Er saß an einem kleinen Aluminiumtisch, der festlich gedeckt war, ihm gegenüber saß die frisch beförderte Optia Atalánte in einem Gewand, welches für die Antiker als Abendgarderobe durch ging. Es war ein wunderschönes, eng anliegendes Abendkleid in einem Blau wie der Ozean.
    Sie hatten zusammen ein Ritual durchgeführt, welches der Amerikaner der Antikerin als „Candlelight-Dinner“ vorgestellt hatte. Man konnte nicht sagen, dass es der junge Unteroffizierin nicht gefallen hätte.
    Die beiden waren mehr oder weniger offiziell zusammen seit dem Victis Romanis-Zwischenfall. Die junge Frau war Verbindungsoffizierin geworden, denn Praefecta Athene hatte ein Herz, auch wenn das die wenigsten glaubten.
    Die beiden hatten zusammen in Maßen Wein getrunken und ein schönes Essen gegessen, welches Hancock mit viel gebettele von Anne, einer der Köchinnen, zubereitet bekommen hatte. Er selbst konnte nicht kochen, war er doch Marine und Junggeselle.
    Sie waren fertig, die Teller abgeräumt, die Beine ausgestreckt. Atalánte blickte hinaus in den Sternenhimmel, gelehnt an ihren Freund. Es war für sie der schönste Abend seit... seit etwas über zehntausend Jahren.
    Hancock wusste, dass sie seine Freundin war, auch wenn dies mehr oder weniger auf einen Kuss, den er nur am Ende mitbekommen hatte, zurückzuführen war, weil er bewusstlos gewesen war. Kurz davor hatte sie eine Freundin Freundin verloren.
    Sie konnte mit Fug und recht behaupten, dass ihr der Marine von der Erde die ganze Zeit über eine gute Stütze gewesen war, und dass er ihr mehr bedeutete, als sie zugeben würde. Sie wusste, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Sie würde aber den Teufel tun und es irgendjemandem sagen.
    Es war absolut still, keiner der beiden rührte sich oder sagte ein Wort.In der Ferne hörten sie das Rauschen des Meeres gepaart mit dem leisen Streichen eines Bogens auf den Saiten eines Cellos. Es war romantisch, soweit das ein Marine und MG-Schütze beurteilen konnte.
    Die junge Frau begrub ihre Kopf in seiner Schulter und alles war gut. Für Hancock hätte dieser Moment ewig dauern können. Es war perfekt.
    Zumindest, bis es an der Tür läutete und beide aufschreckten.
    „Tun wir so, als wäre niemand da.“, meinte Atalánte und kuschelte sich wieder an ihn. Es war einfach nur süß.
    „Ja.“, meinte Hancock und legte ihr das Kinn auf die Haare, schlang die Arme um sie und drückte sie an sich.
    Wieder klingelte es nach einigen Sekunden. Es herrschte dann wieder Stille, die von einem unverständlichen Gebrüll aus dem Funkgerät auf dem Tisch in der kleinen Wohnung und vor der Tür unterbrochen wurde.
    Der Marine seufzte entnervt und sah die junge Frau in seinen Armen an. „Tut mir Leid...“, murmelte er und setzte ihr einen Kuss auf die Haare.
    Dann stand er auf und strich sich den Blue Dress zurecht. Hinter ihm hörte er die junge Frau leise, fast katzenartig, aufstehen und hinter ihn treten. Die Stimme draußen war verstummt.
    Der junge Marine trat mit dem bösesten Gesichtsausdruck, den er auf der Stelle aufbringen konnte, an die Tür und öffnete sie mit einer Handbewegung.
    Der Ausdruck wandelte sich sehr schnell von genervt-wütend zu überrascht zu emotionslos: Auf der anderen Seite der Tür stand Lieutenant General Allistor Hancock und sah nicht sehr erfreut aus.
    „Private.“, begann er.
    Hancock trat zur Seite und salutierte. „General, Sir.“
    Langsam trat der alte ein und sah sich um. Schließlich erblickte er Atalánte und meinte trocken: „Gehört die zur Einrichtung?“
    „Negativ, Sir. Wenn ich vorstellen dürfte? Optia Atalánte vom Schlachtschiff Ajax. Optia, Lieutenant General Allistor Hancock, Kommandant der 22. Division.“, antwortete der junge Mann immer noch nicht sehr erfreut. Aber er hielt sich diszipliniert.
    Die junge Frau reichte ihn lächelnd die Hand, der alte Mann schien erst verwirrt, hatte er die rechte doch schon auf halben Weg zur Stirn gehoben. Dann fiel ihm wieder die passende Reaktion, die alles andere als stocksteif wieder ein und er nahm die Hand der Antikerin. Er trug schwarze Lederhandschuhe.
    „Freut mich sehr.“, brummelte er. „Ich bin wegen zwei Dingen gekommen.“ Er stockte kurz und sah den jungen Mann an, der keine Miene verzog und verzogen hatte. „Private Hancock, treten sie bitte vor.“
    Er tat wie geheißen, der General begann ihn langsam und gemessenen Schrittes zu Umrunden und besah ihn von jedem Winkel. Nach der zweiten Umdrehung begann er: „Private, mir ist vom Kommandanten der Atlantis-Expedition zu Ohren gekommen, dass sie in den letzten Monaten hervorragende Leistungen erbrachten – ein echtes und wahres Lob aus dem Mund eines Air Force-Offiziers über einen Jarhead.“ Er blieb vor dem jungen Mann stehen und starrte ihm in die Augen. „Deshalb ist es mir eine besondere Ehre sie zu befördern.“
    Der alte Mann lächelte und zog einen kleinen Umschlag aus der Tasche. „Wir machen das hier formlos, vielleicht auch, weil sie wegen besonders hoher Leistungen unter außergewöhnlichen Umständen den Lance Corporal und den Corporal überspringen dürfen. Herzlichen Glückwunsch, Sergeant Hancock.“
    Der alte Mann hob die Hand zum Gruß, der junge Mann erwiderte mit dem Anflug eines Lächelns und legte den Umschlag beinahe schon bedächtig auf den Tisch. Danach gaben sich beide die Hand.
    Am Rand von beiden unbemerkt stand Atalánte, der mit jeder Sekunde mehr auffiel, wie sehr sich die beiden Männer ähnelten. Vor allem die Augen. Sie konnte sich nicht helfen, aber beide Männer hatte unheimlich ähnliche Augen, aus denen bei beiden ein Feuer nach Freiheit brannte.
    „Sergeant... Ich würde gerne mit meinem Sohn sprechen.“, sagte der General. Sofort verschwand das Lächeln, der junge Unteroffizier begann sein Gesichtsausdruck zu versteifen. „John, bitte.“
    „Was willst du, Dad?“, fragte er. „Mir sagen, wie stolz du bist, nachdem du es zwanzig Jahre lang nicht getan hast?!“
    „Nein.“
    „Was dann? Mir sagen, wie Leid es dir tut, dass ich fast komplett ohne Vater aufgewachsen?! Hm? Ich höre!“
    Der alte Mann hob seine linke Hand und begann den Handschuh herunterzuziehen. Geschwüre, Narben und Eiterungen kamen zum Vorschein, die Hand zitterte. „Es geht zu Ende mit mir. Der Arzt sagte, er hätte so etwas noch nie gesehen. Er gibt mir noch höchstens drei Monate im Corps.“ Der alte Mann seufzte schwer und resignierend. „Ohne das Corps bin ich nichts, das wissen wir beide.“
    „Dann hättest du dich vielleicht darum kümmern müssen, dass du neben dem Corps was hast.“
    „Das schlimme daran ist, ich kann dir nicht böse sein, weil du recht hast.“ Der junge Mann vor ihm schnaubte. „Ich war immer stolz auf dich, John.“
    „Danke, Dad.“, antwortete ihm sein Sohn. Es schien so, als hätte er nicht viel Vertrauen in die Worte seines Vaters.
    „Hör auf damit, das war ernst gemeint.“, fuhr der alte Mann seinen Sohn an. „Ich will mit dieser Aktion kein Mitleid erheischen, ich will dir nur Bescheid sagen, dass dein alter Herr bald abtritt, nicht, dass du den Brief dann erstaunt in den Händen hältst.“
    „Danke. Ehrlich diesmal.“
    Beide schwiegen kurz, Atalánte schaute vom einen zum anderen.
    Der Blick des Generals fiel auf sie, er lächelte und wandte sich wieder seinem Sohn zu. „Hast dir eine hübsche Freundin gesucht. Pass auf sie auf, Marine.“
    „Ja, Dad, mach ich!“ Der Sohn lächelte offen und ehrlich seinen Vater an, es schien so, als wären sie beide ganz normale Männer, Vater und Sohn, keine Soldaten, nicht auf Atlantis, ganz normal. „Mach`s gut.“
    „Du auch. Und viel Spaß!“ Der alte lächelte auf eine Art, dank der man ihm am liebsten ins Gesicht gesprungen wäre, es aber doch nicht konnte, weil sich die Tür zu schnell schloss.
    Der frisch gebackene Sergeant ballte kurz die Hand zur Faust und meinte dann, mehr wie zu sich selbst: „Er mag zwar als Vater ein Arschloch sein – aber er ich mag ihn trotzdem.“
    Atalánte trat einfach wortlos vor ihn und umarmte ihn. Sie war sich sicher, er würde es schnell genug brauchen.

    „Sie kommen gut voran.“, sagte der Mann mit dem komischen Akzent.
    Er war Franzose, Kommandant der FS Charles DeGaulle und hörte auf den Namen Pierre Foch. Er lief den großen 'Wirbelgang' der Ajax ab, neben ihm lief eine Frau, die ein kleines Stückchen kleiner war als er.
    Praefecta Athene lächelte voller Stolz auf ihre Mannschaft. „Ja, sie kommen sehr gut voran. Ohne sie wäre es kaum möglich.“
    „Danke, aber ich muss zugeben, ihre Mannschaft leistet herausragendes.“, gab Foch zurück. Er war ein Captain der alten Schule, und altgedienter Seemann obendrein. Daraus folgte, dass er jede Frau, die er fand, becircen musste.
    „Wenn wir so weiter machen haben wir einer Woche wieder volle strukturelle Integrität.“ Athene lächelte – was ihre geliebte Ajax, benannt nach einem Helden der Antiker, alles geleistet und eingesteckt hatte, war schon unglaublich. Es gab kein anderen Typ-5-Kreuzer, der so viel durchgemacht hatte und immer noch in einem Stück war.
    Sie musste sich eingestehen, dass es zumindest vergleichsweise so war. Schließlich waren Teile der Ajax, originale wie mit der Zeit von aufgegebenen Schiffen aufgesammelte, über die halbe Pegasus-Galaxie verstreut.
    Doch es hatte sich gelohnt.
    Nie waren sie freier gewesen, nie hatten sie mehr für ihr Volk und für dessen Nachfahren getan. Nie hatten sie solche Freunde gefunden wie die muntere Truppe von der Erde.
    Nach dem Gefecht auf Victis Romanis hatten sie, das hieß die Crews der Daedalus, der Charles DeGaulle und der Britannia, eine kurze, erste Trauerfeier für die Gefallenen abgehalten, die ihr Adjektiv verdiente: Sie hatte eigentlich nur darin bestanden, dass ein junger Mann in seltsamer Uniform – die Praefecta erfuhr später, dass er ein sogenannter Royal Scot Dragoon war – und spielte auf einem Dudelsack ein Stück, welches über die weiten Ebenen, über das abgeschossene Wrack der Apollo, gehallt war.
    Darauf war Sheppard vorgetreten und hatte kurz angebunden, sodass klar wurde, dass er kein Mann großer Reden war, gesagt: „Wir haben heute Freunde verloren, viele sogar. Doch wir haben auch etwas gewonnen: Kampfgefährten und Kameraden. Wir haben heute einen großen Sieg errungen. Es mag sich vielleicht nicht so anfühlen, aber es ist so.“
    Danach hatten sie bis zum Abend das Leben gefeiert, über einem gewaltigen Wildschwein und den laut Sheppard nicht ganz legalen Atlantis-Alkoholreserven. Irgendwann an diesem Abend hatte Athene Sheppard, Keller und McKay zu sich und Hephaistos sowie Demetrius gerufen und mit ihnen eine ganz besondere Flasche geöffnet und genossen – eine Flasche Aquae Vitae Lantae, Lantea-Branntwein, wahrscheinlich eine der letzten Flaschen, die überhaupt noch existierten.
    „Ich bin mir sicher, dass sie weniger als eine Woche brauchen werden. Vielleicht können sie dann landen und kommen schneller voran.“, schlug Foch vor und riss Athene aus den Gedanken.
    Vor ihnen öffnete sich ein Schott im Rückengang und entblößte die Brücke, die immer noch in Trümmern lag. Athene seufzte schwer. „Wenn ich mich hier so umschaue, dann denke ich, dass wir noch länger brauchen werden, bis wir auch nur daran denken können, die Triebwerke nochmal einzuschalten.“
    Sie hatten in einem ingenieurstechnischen Meisterstück ihres Maschinisten Neptun zumindest ihre starke Trudelbewegung stoppen können und die Steuerbord-Manövertriebwerke abgeschaltet. Ohne da wären sie bis in alle Ewigkeit im Kreis geflogen, die DeGaulle wäre der Mittelpunkt ihres Kreises geworden.
    „Ah, Chefin!“, meinte eine tiefe Stimme von der Seite. Es war der Maschinist und er war dreckig, aber gut gelaunt – etwas, was sonst nur vorkam, wenn man ihm einen Maschinenkarabiner gab und ihn machen ließ.
    „Was ist denn, Neptun?“, fragte Athene. Auch sie lächelte. Wenn es einen Grund gab, dass der Maschinist, gesegnet mit keinerlei Humor und keinerlei Spaß an 'normalen' Dingen, lächelte, dann gab es wirklich etwas zum Lächeln.
    „Sagen sie mir – wer ist der größte Maschinist?“
    „Ich meine, der größte ist immer noch Lucius, der Maschinist der Gladius Honores in der Schlacht um Troja.“
    Das Lächeln erstarb, machte einem verdatterten Gesichtsausdruck platt, der sich schnell in ein kindliches Grinsen wandelte, was ebenso untypisch für den Ingenieur war. Langsam fragte sich Athene, ob sie nicht vielleicht die Schiffssicherheit rufen sollte. „Aber ich bin zumindest der zweitbeste!“, stellte er triumphierend fest.
    „Bist du, Neptun Und jetzt sag mir, was du so tolles hinbekommen hast!“
    „Praefecta, wir sind wieder – rein von den Schiffsleistungen her – im Stande, einen Sprung zu machen und auf einem Planeten zu landen!“
    Athene war kurz verblüfft. „Ich dachte... ich dachte, der Hyperantrieb sei unrettbar im Eimer, die Hülle an zu vielen Stellen offen und, und, und!“
    „Tja, genau deshalb werde ich dem alten Lucius auch das Wasser reichen können. Ich habe es geschafft, ganz alleine!“ Hinter ihm räusperte sich jemand. „Naja, fast, schließlich hat die Besatzung der DeGaulle auf Victis einen voll funktionsfähigen Typ-Delta-889-Hyperantrieb gefunden!“ Wieder räusperte sich jemand lautstark. „Ja, gut, alleine eingebaut habe ich ihn auch nicht.“
    „Besser...“, meinte eine antikische Technikerin lächelnd und stützte die Hände in die Hüften. Sie war blond, hatte aus technischen Gründen ihre Haare auf knappe vier Zentimeter gestutzt, und sah eigentlich ganz nett aus, wenn sie sauber war – war sie nur nicht, schließlich hatte sie schon Stunden an, eigentlich eher unter, den Konsolen der Brücke gearbeitet. Ihr Name war Hippolyte und sie war die stellvertretende Maschinistin der Ajax.
    „Also, wie gesagt, unser gutes Mädchen ist soweit, dass sie springen kann – wir haben nur kein Sublicht, nicht mal eingeschränkte Selbstverteidigung, von Angriff nicht angefangen, keine Schilde und keine Reaktorkühlung, weswegen wir auf Notstrom laufen.“, listete Hippolyte schnell auf. „Kurz gesagt: Wir haben noch ne Menge Arbeit vor uns.“
    „Aber wir sind gut voran gekommen!“, stellte Neptun fest. Die junge Maschinistin nickte ihm zu, wie eine Vorgesetzte – eigentlich war der ebenso dreckige Maschinist der höhere.
    „Da hat er recht. Und das nicht zu Letzt mit ihrer Hilfe, Captain Foch.“, meinte Athene und sah zu dem leicht größeren Franzosen, der nur einen Hauch röter wurde und lächelte.
    „Immer gerne, Praefecta.“
    Irgendetwas begann im Hintergrund, bei einer ziemlich ramponierten Konsole, zu piepen. Sie erkannten es sofort, war es doch für sie eines der wichtigsten Piepsen überhaupt geworden, welches sie so lange nicht mehr gehört hatten – es war der Eingang eines Gesprächs.
    Sofort sprang Lykoris, seines Zeichens zwar Navigator, aber er war am nächsten dran, zu der Konsole und drückte einige Knöpfe. „Hier spricht Optio Lykoris von der Ajax. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
    Sofort drang eine andere Stimme in den Raum, aus den Lautsprechern. Auch sie sprach mit einem komischem Akzent, allerdings war es diesmal ein leicht anderer, als sie meinte: „Hier spricht Capitane Ferdinand Müller, FS Charles DeGaulle. Ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn sie mich an Capitane Foch weiterleiten, wir können keinen Funkkontakt aufbauen.“
    „Sekunde bitte!“, meinte der junge Mann und wank den Franzosen zu sich. „Okay, Schnellkurs!“ Er zeigte auf einen Knopf mit einem seltsamen Wort und in einem schimmernden Blau. „Diesen Knopf drücken, wenn sie sprechen. Vom Rest lassen sie die Finger sonst können sie uns ganz schnell in die Luft jagen.“
    „Comprenaient.“, antwortete der französische Marine-Offizier und trat an die Konsole. „Verstanden.“ Dann drückte er den Knopf. „Ici Foch qui se passe?“
    „Le capitaine, nous avons reçu un message d'Atlantis. Ils doivent là immédiatement avec Praefecta Athènes.“, antwortete die Stimme in der selben Sprache.
    „A en vue Colonel O`Neil, il pourrait me donner des commandes?“
    „Non Colonel O`Neil - le général de corps d'armée O`Neill!“
    Das schien den Offizier der Erde ein wenig zu überraschen. „Comprenaient. Je viens.“ Es knackte und niemand rührte sich auf der Brücke. Alle blickte den Schiffskommandanten der DeGaulle an. Dieser atmete langsam aus und drehte sich schließlich um. „Praefecta, General O`Neill wünscht ihre Anwesenheit auf Atlantis.“
    Stille herrschte. Wie bei einem Tennis-Spiel wandte sich der Blick der Zuschauer zur Kommandantin des Schlachtschiffs. „Ich werde nach Atlantis zitiert?“
    „Oui.“ Man hatte inzwischen von den Franzosen gelernt, dass das sowas wie 'Ja.' bedeutete.
    Athene überlegte kurz und ein schelmisches Grinsen flammte auf. „Neptun, wie lange würde es dauern, das Schiff sprung- und landefähig zu machen?“
    „Naja, Sublicht bekommen wir in den nächsten paar Minuten wieder funktionsfähig, der Kühlkreis für den Reaktor, zumindest provisorisch, ebenso. Das einzige, was mir noch Sorgen macht, sind die Backbord-Manövertriebwerke...“, antwortete er, nachdem er kurz gegrübelt hatte.
    „Die kriegen sie auf dem Flug hin.“
    „Flug?!“, fragte Neptun leicht panisch. „Aber... aber...“
    Plötzlich meldete sich eine weitere Stimme von der Schotte zum Wirbelgang, eine junge, freudige Stimme, die Athene einem der Schiffstechniker zuordnen konnte: „Der Hauptreaktor läuft wieder!“ Der junge Soldat beruhigte sich wieder und sah von seinem Chef zu seiner Chefin. „Hab ich was verpasst?“
    „Nein, Miles, aber sie sind gerade rechtzeitig zu unserem ersten Testflug gekommen!“ Athene lächelte auf eine Art, wie sie es seit Jahren nicht mehr getan hatte. Hoffnungsvoll und voller Tatendrang. „Alle Mann: Vorbereiten zum starten der Triebwerke! Kurs: Lantea.“
    Kurz herrschte Stille. Schließlich brach Lykoris den Bann, trat vor und brüllte: „Jawohl! Lantea!“
    Der Name ihrer Ahnherrin und Namenspatin des Standortes von Atlantis wurde von allen auf der Brücke wie ein Mantra aufgenommen, schließlich auf dem ganzen Schiff. Nur einer brüllte nicht mit: Foch.
    Er dachte sich im Stillen, dass die alle verrückt wären.

    Wenn jemand sagte, dass Schulz kein genügsamer Mann war, dann log er. Der große Bayer hielt sich nicht groß mit denken auf, im Gegenteil: Er war mehr für die brachialen Vorstöße verantwortlich.
    Doch etwas stimmte an diesem Abend nicht mit ihm. Er lag wach auf seinem Bett, starrte an die Zimmerdecke und dachte nach. Er dachte an das an diesem Tag geschehene:
    Kishons Tod.
    Hochstätter, der sich gegen einen Generalleutnant stellte.
    Shalev, die kein Wort mehr raus brachte, welches mehr die Kraft von früher hatte.
    Rache, die ihn von innen zerfraß. Diese kleinen Wichsgesichter hatten eine junge, lebensfrohe Frau umgebracht, Schulz würde das nicht durchgehen lassen, bei seiner Ehre als deutscher Offizier und Gebirgsjäger!
    Doch er musste sich um eines klar sein – er würde nie die letzten Augenblicke vergessen.

    Einige Stunden zuvor, P33-336
    Schulz hatte von seinem Hauptmann die Spitze übernommen, was hieß, dass er im Falle falls der erste war, der drauf ging. Um dies zu vermeiden hielt er sein G36 in beiden Händen, immer fest dazu entschlossen, seine Kameraden zu verteidigen.
    Keine zehn Meter hinter ihm gingen Weir und Kishon, beide in ein Gespräch vertieft. Soweit der Bayer es hören konnte, sprachen sie über einen kleinen Staat in Zentralafrika, den sie beide mal besucht hatten.
    Weiter hinten liefen sein Hauptmann und seine Hauptfrau. Beide hatten anscheinend ein kleines Gespräch begonnen. Der Bayer, von dem man vieles behaupten konnte, nur nicht, dass er blind war, hatte die Funken zwischen den beiden schon lange fliegen sehen, so lange, dass es ihn fast wahnsinnig machte.
    Aber die beiden waren zu blind, es zu bemerken.
    Plötzlich hörte er ein Knacken, seine Faust schnellte nach oben, die Frauen bemerkten es nicht, weswegen er sich umdrehte und sie auffordern, ruhig zu sein. Dann hörte er es: Schüsse – sehr nahe!
    Eine Frau schrie, Schulz warf sich hin, brüllte „HINTERHALT!!!“ und begann in die Richtung der Angreifer zu feuern. Anscheinend waren sie nicht die besten Schützen, um Schulz herum schlugen einige Dutzend Kugeln ein – er antwortete angemessen.
    Er hatte gerade einen im Visier, als ein Schuss seinen Arm traf. Er schrie auf und rollte sich weg – dank dieser blöden Uniform blinkten er und seine Kameraden wie Weihnachtsbäume auf einem Wraith-Basisschiff.
    Der Deutsche riss das Magazin aus seiner Waffe und tauschte es gegen ein frisches, da sah er zu den beiden Frauen: Weir stand wie ein Fels in der Brandung, sie kassierte Kugel um Kugel, hielt aber Stand – der unfairste Vorteil eines Replikators. Kishon dagegen lag blutend am Boden.
    Schulz sprang auf und rannte zu der Architekturwissenschaftlerin und begann mit dem, was er während der AGA zur Erstversorgung verwunderter Kameraden gelernt hatte: Er versuchte sie anzusprechen.
    Eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte, dass es dafür schon zu spät war, er brüllte diese Stimme nieder und begann mit der Wiederbelebung.
    Plötzlich hörte er schnelleres Gewehrfeuer, von Sturmgewehren, Hochstätter und Shalev hatten ihren Teil getan. Der deutsche Soldat wurde immer panischer bei seinen Maßnahmen, pumpte stärker und stärker.
    Er erinnerte sich noch an seinen Lehrer vom Roten Kreuz, der ihnen eingeschärft hatte: „Es ist besser zwei Rippen zu brechen, als dass euch euer Schützling zugrunde geht.“
    Er arbeitete nach dem Prinzip bis er eine Hand auf den Schultern spürte.
    Es war Hochstätter, der ihn aus traurigen Augen ansah und sagte: „Doktor Yael Kishon, gefallen um vier Uhr dreiunddreißig Atlantis-Standard.“ Der Offizier drückte kurz zu, so als wollte er einen Halt finden. „Schulz, suchen sie zwei lange, möglichst gerade Holzstäbe. Bringen wir sie heim.“
    „Jawohl, Herr Hauptmann.“, flüsterte der Leutnant und warf noch einen letzten Blick auf sie, während Shalev langsam und fassungslos an die Leiche herantrat.
    "Gott hat die Erde nur einmal geküsst / genau an dieser Stelle wo jetzt Deutschland ist!"
    (Die Prinzen - Deutschland)

    Spoiler 

    Geschichten:
    Ajax - Hauptreihe
    Ajax - Victis Romanis (abgeschlossen)
    Ajax 2 - Zwölf Sterne für ein Halleluja! (abgeschlossen)
    Ajax 3 (bald kommend)

    Ajax - Nebenreihe
    Die Schlacht um die Balmorra-Flottenwerften (bald kommend)
    Rule Britannia! - Geschichten vom Stolz der Royal Navy (bald kommend)
    Vive la France! - La fierté de la marine (bald kommend - sogar in deutscher Sprache!)
    Britannia`s Reds and Blues (bald kommend)

    Sonstiges:
    Azrael Industries

  40. Danke sagten:


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