Titel: Dreams of Pain
Wort (Nummer): Tod (34)
Serie: Hauptsächlich SG-1
Genre: Drama
Charakter/Pairings: Jack O'Neill, Sam Carter, Sergeant Ford
Rating: R, CD
Anmerkung des Autors: Dieser One-Shot wurde weniger durch eins der Wörter inspiriert, sondern eher durch einen Traum, den ich vor wenigen Tagen hatte.
Ich hoffe man verzeiht es mir, dass deshalb auch Ford auf Mission mit Jack und Sam unterwegs ist, Daniel und Teal’c dagegen nicht. Auch die Replikatoren-Technik habe ich nicht recherchiert, sondern einfach so aus meinem Traum übernommen.
Es war die schlimmste Mission seit Monaten gewesen. Sie hatten nicht nur fast sämtliche Ausrüstungsgegenstände verloren, sondern auch die gesamte Munition, sogar auch das C4.
Und jetzt kam auch noch ein weiterer Punkt zu dieser negativen Liste hinzu. Und der war der bei weitem schlimmste.
O’Neill und Carter hatten gequälte Blicke ausgetauscht, als Sergeant Ford verkündet hatte, dass er unter Kopfschmerzen leide.
Allen Beteiligten war klar, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Migräne handelte. Dieser Außenposten der Replikatoren hatte von Anfang an als gefährlich gegolten, schließlich war nicht sicher, was hier noch für Technologien schlummerten und bei unbedachten Aktionen aktiviert werden konnten.
Und Sergeant Ford hatte eine der Konsolen angerempelt, als er gestolpert war. Seit dem stand er unter Beobachtung des Colonels und war aufgefordert worden, alles Ungewöhnliche sofort zu melden.
Mehrere Stunden lang war alles gut gegangen, und SG-1 begann sich langsam wieder zu entspannen, denn als sie herausfanden, wofür diese Konsole zuständig war, waren alle sehr beunruhigt.
Doch für eine Weile schien es, als wären die Nanopartikel, die sich im Gehirn einnisteten, nicht freigesetzt worden.
Diese Hoffnung wurde allerdings enttäuscht.
„Sir, ich möchte ja nicht pessimistisch wirken“ bemerkte Carter, „aber wenn Sergeant Ford wirklich mit den Nanopartikeln infiziert wurde, dann stellt er eine ernsthafte Gefahr dar.“
Jack fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und vermied es, Sam anzusehen. „Da haben Sie Recht, aber was sollen wir denn machen?“
„Wenn die Nanopartikel sich vermehren, wird das Replikatoren-Virus in Gang gesetzt und Fords Bewusstsein wird komplett ausgelöscht. Dann ist er ein Replikator in menschlicher Gestalt…“
„Ja, ja, ja!“, unterbrach sie Jack mit abwehrenden Handbewegungen, „Ich habe es schon verstanden.“
Er betrachtete Ford, der, pflichtbewusst wie immer, einige Meter entfernt stand und den Eingang zum Labor im Blick behielt.
„Was schlagen Sie vor?“, fragte Jack mit gedämpfter Stimme.
„Wir haben bis jetzt keine Möglichkeit gefunden, die Infizierung aufzuhalten oder rückgängig zu machen, Sir. So Leid es mir tut, es gibt nichts, was wir für Ford tun können. Und wenn wir nicht von ihm umgebracht werden wollen, dann sollten wir ihn hier zurücklassen und zusehen, dass wir so schnell wie möglich zum Stargate kommen.“
Langsam nickte Jack. Auch wenn es ihm gehörig gegen den Strich ging, einen Mann zurückzulassen, stand hier die Sicherheit des Teams und des Stargate Centers auf dem Spiel und so musste er sich zwangsläufig für das kleinere Übel entscheiden.
„Wie lange bleibt uns noch?“, fragte er Sam vorsichtig.
„Vermutlich nur noch Minuten. Wenn Ford mehr als Kopfschmerzen bemerkt, ist es schon zu spät…“ Sie schüttelte den Kopf. Dann schien ihr etwas einzufallen. „Sir, wir können ihn hier nicht zurücklassen“, flüsterte sie erschüttert. „Sein Bewusstsein wird zwar aus dem Gehirn gelöscht, aber das kollektive Bewusstsein der Replikatoren hat trotzdem Zugriff darauf.“
Als sie Jacks fragenden Blick bemerkte, erklärte sie eindringlicher: „Dann haben die Replikatoren unseren Iriscode und alles was sie sonst noch wissen müssen. Wir… wir…“ Ihre Stimme versagte.
„Wir müssen ihn töten“, beendete Jack, was Sam nicht in der Lage war auszusprechen.
„Sergeant Ford, kommen Sie bitte her!“
Mit einem Gesichtsausdruck, der mehr als nur Unsicherheit verriet, befolgte der junge Mann den Befehl.
„Sir, wir haben keine Munition mehr“, erinnerte Sam Jack, noch bevor Ford bei ihnen war.
„Verdammt!“ Das würde sehr unangenehm werden. „Carter, erklären Sie Ford die Situation, ich suche… einen Ersatz.“
Es war Jack schon bewusst, wie unfair es war, Sam diese unangenehme Aufgabe zu übertragen.
Doch Sam verfluchte innerlich nur das Schicksal, nicht ihren Vorgesetzten. Es half nichts, irgendjemand musste Ford sein Todesurteil verkünden…
***
Ford wirkte erstaunlich gefasst. Er flehte und jammerte nicht, er suchte nicht verzweifelt nach Möglichkeiten, wie sich doch noch alles zum Guten wenden würde. Er vertraute SG-1. Er vertraute ihnen sein Leben an. Und wusste, dass sein Vertrauen enttäuscht werden würde.
Sam standen die Tränen in den Augen. Diese Resignation in Fords Blick schnürte ihr die Kehle zu. Ja, es war etwas anderes, ob jemand bei einem Unfall starb oder hinterrücks erschossen wurde, oder ob man ganz genau wusste, dass das Leben in wenigen Augenblicken vorbei war. Kein Hoffen auf ein Wunder. Der Tod war eine Tatsache.
Schwere Schritte auf dem Gang verkündeten, dass Jack wiederkam. Weder Carter noch Ford blickten auf, bis der Colonel direkt neben ihnen stand.
Er reichte Sam eine kleine Waffe.
„Was anderes konnte ich nicht finden“, entschuldigte er sich.
Sie sah fast wie eine Spielzeugpistole aus. Ein tödliches Spielzeug.
„Sergeant Ford, stellen Sie sich bitte an die Wand.“
Langsam, ungläubig schritt Ford zu dem Ort seiner Hinrichtung.
O’Neill salutierte vor dem jungen Mann.
„Ihre Tapferkeit wird unvergessen bleiben“, versprach Jack. Ford salutierte ebenfalls, doch sagen konnte oder wollte er nichts.
Mit einem Nicken signalisierte er, dass er bereit war.
Ohne die Augen von Ford zu wenden – diesen Respekt war er ihm schuldig – wandte sich Jack an Sam. „Zielen Sie nicht auf seinen Kopf. Wenn wir die Nanopartikel beschädigen, fliegt uns hier alles um die Ohren.“
Während SG-1 die Waffen anlegte, drehte Ford den Kopf ruckartig zur Seite.
„Haben Sie das gehört?“, fragte er irritiert. Bedächtig schüttelte Sam den Kopf.
„Da! Da war es wieder!“, beharrte Ford.
„Ford, das sind die Replikatoren in… in ihrem Kopf“, wisperte Sam tränenerstickt. „Es geht los“
Ford schaute verwirrt von der einen zur anderen Seite, in der Hoffnung, die Quelle der Geräusche, die nur er hörte, vielleicht doch noch zu finden.
„Stillgestanden, Sergeant Ford!“, befahl O’Neill, der diese Situation nicht länger als nötig hinauszögern wollte. Wenn Ford mehr als Kopfschmerzen bemerkt, ist es schon zu spät… tönte Sams Stimme durch seine Gedanken.
Ein Schuss hallte durch das Labor. Ford zuckte zusammen, rührte sich aber nicht. Nur ein ungläubiger Blick glitt nach unten zu dem unscheinbaren, blutigen Loch in seiner dunklen Uniform. Ein zweiter Schuss.
Ford hatte die Zähne zusammengebissen, aber ein Stöhnen konnte er nicht unterdrücken. Das Geräusch klang sonderbar laut in der kurzen Stille. Dann fielen im Sekundentakt Schüsse, rissen kleine Löcher in seine Brust, ohne ihn direkt zu töten.
Ein trockenes Schluchzen von Sam.
Weitere Schüsse, die seine Lungen trafen. Ford huste, Blut sammelte sich in seinem Mund. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, seine Beine gaben nach. Er konnte nicht sagen, ob er kniete oder lag, alles drehte sich.
Schüsse, Schluchzen und die Stimmen der Replikatoren.
Schmerz, Schwindel und Taubheit.
Der metallische Geschmack von Blut.
Als der Wirbel der Farben für einen Moment anhielt, sah Ford Sams Gesicht. Es war tränenüberströmt, aber sie schoss trotzdem weiter.
Alles war um neunzig Grad gedreht, also lag er auf dem Boden.
Ford krümmte sich vor Schmerzen, wollte, dass es aufhörte. Wollte Sterben. Zum Schutz der Erde.
Endlich drang eine der Kugeln tief genug in das zerfetzte Fleisch ein, um das Herz zu treffen.
***
Eine drückende Stille senkte sich über das Labor. Sobald Fords Körper aufgehört hatte zu zucken, stellten Sam und Jack sofort das Feuer ein.
Langsam verklang das Dröhnen in Jacks Ohren und er hörte Sams Schluchzen. Er legte einen Arm um sie und dankbar für den Halt lehnte sie sich gegen seine Schuler und begann hemmungslos zu weinen.
Jacks Hand fuhr beruhigende Kreise über ihren Rücken, obwohl er innerlich genauso aufgewühlt war wie Carter, während sein Blick auf dem blutigen Leichnam ruhte.
Keiner der beiden sagte etwas. Es gab keine Worte, die in so einer Situation angebracht wären, keine Worte der Rechtfertigung, keine Worte des Trostes.
Keine Worte im Angesicht des Todes.