Kapitel 7
Oh my Gosh the Guests
Saffier nähert sich der etwas verstörten Liljana.
„Was ist los Lil? Du wirkst so angespannt. Was ist mit dem Gast, der K.O. ging?“
Liljana, ist verständlicherweise gedanklich etwas abgelenkt, schliesslich hat ihr Barmann soeben einen Frau vom Geheimdienst umgehauen, sie gefesselt und ins Hinterzimmer verfrachtet, anstatt einen Krankenwagen zu rufen. Warum war der überhaupt hier? Hat jemand was getan? Hatte Redlum mit seinen kranken Verschwörungstheorien doch recht gehabt und sie sind nun hinter ihnen her? Aber das kann nicht sein, Redlum redet eh nur von Gurken. Um Himmels Willen, was soll sie bloß tun? ‚Sagt‘s mir, oh Gott sagt‘s mir!‘, denkt sie sich und bemerkt, dass jemand mit ihr redet.
„Nichts, der schläft im Hinterzimmer, dem geht es gut.“
„Ist er allein?“
„Nein, Daki ist bei ihm.“ Liljana fällt sofort wieder zurück in ihre Gedankenwelt. Was will diese Khamonai in ihrer Bar.
„Ich seh mal nach ihm“, sagt Saffier und begibt sich in Richtung Hinterzimmer.
Liljana geht an die Bar und bedient weiter Gäste; es sitzt schon lange ein alter Bekannter dort und wartet auf seine Bestellung, die einfach nicht kommen mag.
„Krieg ich bald meine Cola?“
„Ja natürlich, ich ... „ Sie schreckt auf:“Hinterzimmer?“
Liljana rennt sofort ins Hinterzimmer und sieht, wie Saffier und Daki sich lautstark streiten.
„Was soll das heißen, Lil hat das befohlen? Ihr habt ihn gefesselt!“
Saffier wendet sich zu Lil: “Was ist hier los?“
Diese antwortet verlegen und in leichter Panik, dass sie das erklären könne, aber da löst die Frau vom Geheimdienst plötzlich seine Fesseln, springt auf und greift sich Saffier.
„Was zur Hölle ist hier los? Wer seid ihr? Was macht ihr mit mir?“ Sie fasst sich an die Seite. „Wo ist meine Waffe?“
Daki, der ebenfalls noch im selben Raum ist, beginnt zu kreischen wie ein Mädchen; Saffier auch, aber das fällt nicht so auf, da sie eines ist und es in ihrer Position durchaus verständlich ist; sie ist nämlich eine Geisel der versehentlich gemachten Geisel.
Liljana versucht die Situation zu beruhigen: “Bleiben sie ruhig, Frau Khamonai. Wir wollten ihnen nichts tun, sie wurden von einer Flasche getroffen und wir haben sie hierher gebracht.“
„Woher wissen sie, wer ich bin?“
„Ihre Geldbörse ist aus der Tasche gefallen. Ich habe sie versehentlich geöffnet und ihren Ausweis erkannt. Sehen sie? Alles ganz unschuldig.“
„Und warum war ich dann gefesselt?“
Da hat er sie kalt erwischt, da fällt auch Liljana nichts mehr ein.
„Dacht ich es mir doch, eine Bande von Verbrechern. Ich ruf jetzt meine Kollegen und wi...“
Da bricht Khamonai plötzlich zusammen.
„Daki, wo zur Hölle hast du die Schaufel her?“
„Keine Ahnung.“ Daki, überrascht von seiner eigenen Tat, hält die Schaufel fest in beiden Händen.
Saffier steht einfach nur da und überlegt sich, wen sie jetzt anschreien soll, aber dazu bleibt keine Zeit: Liljana ergreift sofort das Kommando.
„Daki, wirf die Schaufel weg, wir müssen das Weib in den Keller bringen, bevor noch jemand hier reinrennt. Daki, du die Kopfseite, Saffier, du die Beine. Ich..“
„Was? Nein! Ich will damit nichts zu tun haben!“
„Hast du aber schon Saffi. Ob du willst oder nicht“, entfuhr es Daki forsch.
Saffier packt Daki am Kragen. “Hör zu: Ich war es nicht, der die Frau zweimal bewusstlos geschlagen hat, das warst du!“
„Um dich zu retten.“
„Ich hätte nicht gerettet werden müssen, wenn du es gelassen hättest, an der Bar den Travolat für Arme zu machen.“
„Genug, es reicht! Seid still!“, schreit Liljana beiden entgegen.
„Ich gebe zu, die Situation ist nicht optimal, aber jetzt müssen wir zusammenhalten. Was ist jetzt?“
Saffier verschränkt die Arme und weigert sich.
„Ich mach dich zur Partnerin und du wirst beteiligt an den Einnahmen des Clubs.“
„Das werd ich sowieso schon.“
„Mach mit oder Daki schwingt erneut die Schaufel.“
Daki hebt lächelnd die Schaufel in die Luft.“
„Fünfzig Prozent krieg ich und Daki muss die Schaufel weglegen.“
„Abgemacht.“
Saffier nimmt die Arme der Frau und Daki die Beine. Da fällt Liljana ein, dass sie einen ganzen Club voller Menschen da draußen hat. “Mist. Was jetzt?“ Sie hat eine Idee. Sie ist in Eile. “Wartet hier, wenn ich euch ein Zeichen gebe, könnt ihr raus.“ Da verlässt Lil auch schon den Raum.
Daki und Saffier schauen sich fragend an: “Und was für ein Zeichen?“
Liljana begibt sich in den Keller und lässt die Tür offen. Sie geht an den Sicherungskasten und zieht die Sicherungen für die Beleuchtung im Laden.
Derweil an der Bar.
„Wann krieg ich endlich meine Cola? Ich geb ihr noch fünf Minuten.“ Gerade als der Gast auf die Uhr sieht, geht das Licht aus: “Ein außerordentlich seltsamer Laden.“
Daki und Saffier stehen ratlos im Dunkeln. Ich bin mir sicher, wer jetzt redet; aber das erkennt ihr sicher am Klang der Stimme.
„Ist das jetzt das Zeichen?“
„Wie hast du den Job hier eigentlich gekriegt? Vorwärts!“
Da ich gerade nichts sehe, versuche ich am Klang des Ganzen zu beschreiben, wie die Aktion verläuft.
„Aua. Mein Bein. Halt Nein. War seins.“
„Hey, wer fasst da an meine Hose?“
„Daki, lass die Gäste in Ruhe.“
„HUCH, mein Rock!“
„Ich war‘s dieses Mal nicht.“
„Ja ich weiß, mach mal einen Schritt zurück!“
„Wo ist dieser verdammte Keller.“
„Jetzt rechts!“
„Sicher?“
„Ja.“
Man hört einen dumpfen Knall.
„Idiot! Aua, meine Nase.“
„Tut mir leid.“
„Okay noch ein paar Schritte.“
„Hier müsste die Kellertreppe seeeiii...“
Man hört ein lautes Poltern. Als es vorbei zu sein scheint, macht Liljana die Sicherungen wieder rein. Sie sieht den armen Spion und Daki unter ihm liegend.
Derweil an der Bar bemerkt unser Gast, dass das Licht wieder an ist. “Oh, wie erfreulich. Es ist verständlich, dass die Barfrau im Moment wohl Wichtigeres zu tun hatte. Ich warte noch ein bisschen.“
„Daki, gehts dir gut?“
Er gräbt sich unter der lädierten Frau hervor. (lol)
„Ja klar, alles Bestens.“
Liljana steigt über beide drüber. “Kommst du klar? Jemand sollte sich mal um die Gäste kümmern.“
Saffier kratzt sich am Kinn. “Ach ja, die Gäste.“
Während Daki beginnt, den leblosen Körper der Frau in einen Abstellraum zu ziehen, rennt Liljana nach oben.
„Ich dachte, du wärst vorne gewesen.“
Saffier antwortet mit einem gehässigen Grinsen: “Ich wusste die ganze Zeit, wo die Kellertür ist und habe uns mittendrin gedreht. Das hat er für meine platte Nase.“
Liljana versteht kein Wort und geht in Richtung Bar. Dicht gefolgt von Saffier.
Daki, der extra nachgeguckt hat, ob beide weg sind, geht an sein Mobiltelefon und ruft jemanden an: “Ja, hier Daki. Es ist etwas passiert. ... Nein, ich konnte nicht wie geplant weitermachen. ... Ich bin dran.... Ich werde zu Plan B übergehen. Nein, ich weiß was auf dem Spiel steht, du brauchst es nicht nochmal zu wiederholen. Es wird keine weiteren Komplikationen mehr geben.“ Sichtlich angespannt legt auf.
Lil ist beinahe an der Bar, da bemerkt sie, dass ihr Handy klingelt. Es ist Redlum. Sie geht ran: “Ja, was ist? ... Ihr habt was? .... Ich dachte ... Na gut.“
An der Bar hat unser Gast es sich derweil gemütlich gemacht und will gerade in die Zeitung blicken, als das Licht schon wieder ausgeht. Man hört wieder enttäuschtes Johlen, ein paar Flüche, ein paar Beleidigungen. Eine Hand an seinem Hintern, was ihn ein wenig irritiert, dann wieder ein extrem lautes Poltern und schon geht das Licht wieder an.
„Wie bereits erwähnt, ein merkwürdiges Etablissement.“
Wieder unten im Keller traut Daki kaum seinen Augen, als er am Fuss der Kellertreppe GdE und Redlum unter einem bewusstlosen Polizisten sehen.
Redlum schaut von unten hoch zu Daki: “Hi, Daki. Lang nicht gesehen. Kannst du mal kurz helfen?“
Daki flucht lautstark in Gedanken.
Währenddessen betritt in Südamerika eine junge Frau ein Tanzlokal.
Diese Frau ist etwas Besonderes. Sie liebt es zu tanzen. Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba und viele andere Tänze beherrscht sie im Schlaf. Sie ist schon sehr alt, aber man sieht es ihr nicht an. Sie hat schon vieles erlebt und hat eine absolut positive Lebenseinstellung. Sie ist überaus höflich, überhaupt nicht eingebildet und liebt den Kontakt zu Menschen. Daher hat sie diesen Kontakt auch zu ihrem Beruf gemacht. Sie war immer gerade heraus und hat nie ein Geheimnis um sich selbst gemacht, weswegen sie auch hier geradewegs zum Leiter der Tanzveranstaltung geht, ihm die Hand reicht und sich vorstellt.
„Hallo. Ich bin der apokalyptische Reiter Tod, aber meine Freunde nennen mich Caro.“
Der tanzerfahrene Lateinamerikaner denkt sich nichts weiter dabei und schüttelt der freundlichen Dame die Hand. Worauf er sofort leblos zu Boden fällt.
„Sowas blödes. Naja, gehen wir tanzen.“
Eine Stunde später verlässt die liebe Caro zufrieden das Tanzlokal. Etwa zehn Minuten später stürmen lauter Rettungskräfte das Lokal, um den größten und gleichzeitig aussichtslosesten Einsatz ihres Lebens zu begehen.
Was soll man sagen, ihr Name ist Caro; sie ist nett und höflich und ihr Rhythmus ist tödlich.
Mav und Woody sind endlich Las Vegas.
„Endlich in Las Vegas!“
Das habe ich gerade geschrieben.
„Und ich habs gesagt!“
Und du bist eigentlich ich.
„?hm?!“
Egal. Weiter.
Mav breitet die Arme aus: “Endlich in Las Vegas. Dem Big Apple.“
„Das ist New York.“
„Das Land, in dem Politik geschieht.“
„Das ist Washington.“
„Die Stadt der Liebe.“
„Da stimmt jetzt nicht mal mehr der Kontinent.“
„Die Stadt der käuflichen Liebe?“
„Amsterdam.“
Mav lässt enttäuscht die Arme fallen:„Was machen wir dann hier?“
„Zocken!“
„Ach so! Aber halt. Wir können noch nicht beginnen.“
„Warum?“
„Wir sehen aus wie Penner.“
Sie sehen an sich runter und bemerken, dass sie voller Blut, Dreck und Staub sind.
„Ist was dran.“
„Lass uns einchecken und einen Schneider kommen.“
Valdan. Eine junge, energische Powerfrau, die sich von niemandem was sagen lässt, steht an der Rezeption. Sie hat es geschafft. Sie hat ihr eigenes Hotel. Als jüngster Hotelvorstand überhaupt ging sie in die Geschichte der Hilton-Hotelkette ein. Sie hat alles erreicht, was sie sich vorgenommen und gewünscht hat. Es gibt nichts, was sie nicht hat.
Außer Spaß am Leben, denn ihr ist schrecklich langweilig. Jede Nacht liegt sie wach und träumt davon, aus dem allen auszubrechen und Abenteuer zu erleben. Großes zu bewirken. Sie hat keine Ahnung, wie nah sie ihrem Traum kommen wird, sobald diese beiden verdreckten und runtergekommenen Gestalten in ihr Hotel einchecken.
„Guten Tag, die Herren. Wünschen sie einzuchecken? Es tut uns leid aber wir haben keine Zimmer in ihrer Preisklasse, aber wenn sie es im Obdachlosenasyl am Stadtende versuchen möchte, könnte unser Hotelpage Azrael sie hinausbegleiten.“
Woody schaut in die Luft. “Azrael? Da war doch was.“ Es klingelt was, aber das ist ihm eigentlich auch schon wieder egal.
Mav sieht, wie Woody versucht nachzudenken und hofft, dass er sich nicht dabei verletzt. “Wie dem auch sei. Sie scheinen uns zu verwechseln. Wir sind geladene Gäste des Hauses. Wenn sie bitte in ihrem Empfangsbuch nachsehen würden, dort steht eine Reservierung für Woody Woodstock.“ Mav schnipst.
Woodstock flüstert zu Mav: “Warum mein Name?“
„Weil ich gesucht werde.“
„Von wem? Ach ja.“
Valdan, mit der einen Hand am stillen Alarm und mit der anderen am Empfangsbuch, traut ihren Augen kaum und nimmt die Hand vom Alarm.
„Es tut mir leid. Ich werde ihnen sofort unsere Präsidentensuite zurechtmachen lassen.“
Valdan winkt den Pagen im roten Kostüm rüber: “Azrael. Geh und mach die Präsidentensuite bereit.“
„Sehr wohl. Haben die Herren Gepäck?“
Mav und Woody sehen sich um.
„Hast du was?“
„Nein. Wobei.“ Woody kramt in seiner Tasche und gibt Azrael ein Fetzen Papier.
„Eine Kinokarte? Stargate: Der Film?“
„Ja, pass gut drauf auf, ich sammle die Dinger.“
Mav wendet sich nochmal Valdan zu: “Wir hätten noch einen Wunsch. Könnten sie uns vielleicht die besten Schneider des Hauses kommen lassen?“
„Wir hätten da mehrere zur Auswahl, die sehr gut sind.“ Valdan reicht Mav ein Heft.
Mav beginnt zu grinsen: “Schicken sie uns die zwei.“
Wenig später auf der Suite.
Nachdem Azrael ihnen alles gezeigt hat, steht er an der Tür und streckt pfeifend die offene Hand dem an der Tür stehenden Woody entgegen.
Woodstock sieht nach unten und greift sofort die Hand des Pagen: “Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.“ Daraufhin schließt er die Tür.
„So, Mav. Ich hoffe, du hast uns zwei hübsche Schneiderinnen bestellt.“
Es klopft. Woody öffnet die Tür und es treten zwei Herren in hellen Anzügen ein. Der eine etwas heller als der andere.
Ein sichtlich enttäuschter Woody wendet sich Mav zu: „Mav, wir sollten mal drüber reden, was du unter hübsch verstehst und unter weiblich.“
Maverick blickt zu dem helleren Schneider: “Hallo.“
Dieser Schneider holt einmal aus und schleudert Maverick durch den gesamten Raum, genau auf den an der Wand hängenden Flatscreenfernseher.
Woody dreht sich zum Schneider im dunkleren Anzug und reicht ihm die Hand.
„Hi, ich bin Woodstock. Kannst mich Woody nennen.“
Der dunkle Schneider schlägt ein: “Angenehm, Waschtl.“
Beide verschränken die Arme und sehen den beiden Streithähnen zu.
„Die scheinen sich zu kennen.“
„Ja.“
„DU! Weisst du, wie lange ich wegen dir schon auf diesem von Pavianen bevölkertem Dreckball hausen muss?“ Der Schneider marschiert zu Mav und holt erneut mit der Faust aus. Dieser packt ihn aber vorher an der besagten Gewaltpranke und dreht sie ihm auf den Rücken.
„Freut mich auch Zero. Wie ist es dir ergangen?“
Da wird Zero rot vor Wut, aber er kann sich nicht befreien. Er fasst mit der anderen Hand hoch zu Mav und zieht ihn an den Haaren. Dieser schreit natürlich sofort auf und beginnt, Zeros Arm weiter zu verdrehen. Worauf dieser immer kräftiger an den Haaren zieht. Beide schreien vor Schmerzen.
Woody und Waschtl verlassen währenddessen den Ort des Geschehens und plündern die Zimmerbar, was blieb ihnen auch anderes übrig, nachdem Mav den Fernseher kaputt gemacht hat. Woody, der das Mixen von Drinks in Lils Bar gelernt hat, lässt erst zwei Flaschen fallen und schafft es dann, Waschtl ein Flaschenbier zu reichen. Unbeeindruckt von dem biblischen Kampf der beiden Superwesen hinter ihnen, konzentrieren sie sich auf das Wesentliche.
„Hast du einen Öffner?“ Woody nimmt die Flasche, hebt sie an seine Flasche und plötzlich sind beide Flaschen offen (Das geht wirklich).
Im Hinterzimmer wird im Übrigen immer noch erbittert und lautstark gekämpft.
„Danke!“ Beide stossen an und trinken einen Schluck.
Etwas schweres, ich nehme mal an, eine Person, wird im Hinterzimmer gegen die zu Waschtl und Woody gerichtete Wand geschlagen. Diese Wand beult sich ein wenig durch und Bruchstücke fliegen in Richtung Bar, was aber Waschtl und Woody nicht weiter kümmert.
Woody setzt die Flasche ab:„Weißt du, mir ist aufgefallen, dass unsere beiden Namen mit W beginnen. Schon lustig was?“
„Was du nicht sagst.“
Todesdrohungen und Lachen ist zu hören, dann wieder nur noch dumpfe Schläge.
„So, was ist dein Engel für einer?“
„Der Teufel. Deiner?“
„Erzengel.“
„Scheinen sich nicht zu mögen.“
„Ach, Zero glaubt immer, dass die ganze Welt gegen ihn ist.“
„Kenn ich.“
Ein brennendes Sofa rutscht durch den Flur.
„Und was machst du so?“
„Bis vor kurzem war ich tot. Du?“
Waschtl zieht an seiner Anzugjacke. “Schneider, aber früher war ich Redakteur.“
„Früher? Was ist passiert?“
„Mein Chefredakteur hat das Redaktionsgebäude vollkommen zerstört.“
„Wer war dein Chef?“
Waschtl zeigt mit dem Daumen hinter sich. Ein Feuerstrahl bricht durch die vorhin erwähnte Wand, dicht gefolgt von Maverick.
„Verstehe. Weitere Fragen erübrigen sich.“
Zero bricht durch die Wand.
Maverick steht auf. “Hey, jetzt reg dich ab! Keiner hat dich gebeten zu lachen. Dir war langweilig, es war deine eigene Schuld!“
„Du hast einem keine andere Wahl gelassen.“
„Natürlich hattest du sie. Die beiden haben uns alle antreten lassen und keiner hat gelacht, bis auf einem, der sich vor Lachen sogar den Bauch halten musste.“
„Und dabei war der Gag nicht mal gut. Es war nicht mal ein Gag. Du hast einfach alles kaputt gemacht!“
„Da oben bei den Langweilern ist jede Abwechslung gut.“
Waschtl und Woody schauen zu den beiden. So langsam scheinen sie sich zu beruhigen und zu diskutieren.
„Kann uns mal einer aufklären?“
„Du wurdest nie aufgeklärt? Sag mal Zero, mit was für Pfeifen treibst du dich rum?“
„Er meint, warum ihr kämpft.“
Zero wird wieder rot im Gesicht und zeigt die Zähne, aber im selben Moment lässt er ab und setzt sich an die Bar. Maverick tut es ihm gleich. Beide erhalten ein Bier von Woody und beginnen zu erzählen.
„Damals. Kurz nachdem Gott die Menschen erschaffen hat, hat unser toller Kollege hier es für toll gefunden, ein wenig Schabernack mit der Natur zu spielen.“
„Unsere beiden Chefs wollten immer alles selber machen, daher auch das Schnipsen. Das haben wir von ihnen.“
Maverick schnipst und es erscheint ein Fisch, der auf dem Tresen zappelt. Er schnipst nochmal und der Fisch hat lange Damenbeine. Maverrick schnipst nochmal und der Fisch wird zur Frau mit dem Kopf eines Fisches. Zero schnipst und der Fischfrau wachsen Flügel, worauf sie davonfliegt.
„Spielverderber.“
„Wegen so einem Mist sind wir damals rausgeflogen.“
Waschtl wendet sich Zero zu: “Du kannst sowas und wir arbeiten als Schneider?“
„Ja.“
„Warum?!“
„Ich mach das nicht so gerne. Damit erregt man zu viel Aufmerksamkeit.
„Aufmerksamkeit? Ich lebe von Mais aus der Dose und die redest über Aufmerksamkeit?“
„Ja. Unwichtig. Wo waren wir?“
„Mavs toller Gag.“
Waschtl nimmt einen tiefen Schluck aus der Flasche und Woody hört gespannt zu. Mit einem Ohr, während er den Fernseher der Bar versucht anzuschalten.
Mav beginnt freudig zu erzählen: “Ja das war so, unsere Gott.“
„Du meinst euer Gott.“
„Nein. Achs o, ja ihr alle liegt ja total falsch, was das die ganze Eingottnummer angeht. Darum fahrt ihr ja auch alle ausnahmslos zur Hölle, wenn ihr sterbt.“
Woody überrascht das nicht wirklich und Waschtl ist inzwischen beim fünften Bier. Ihn schockt heute nichts mehr. “Und was ist jetzt Gott?“
Zero übernimmt: “Gott steht im allgemeinen für Göttlich orientiertes tolles Duo.
„D?“
„Ja, wieder so ein Fehler von euch. Auch ein Grund, warum ihr zur Hölle fahren werdet.“
Woody hat die Fernbedienung gefunden, Waschtl ist beim siebten Bier. “Prost.“
Alle stoßen an und Mav erzählt weiter: “Unser Duo ist nur froh, wenn sie alles selber machen dürfen, da sie so ordnungsliebend sind. Jeden einzelnen Menschen und jedes Tier haben sie in mühevoller Kleinarbeit selbstständig kreiert.“
Waschtl setzt sein elftes Bier ab. “Schöpfungslehre na und? Was hast du gemacht.“
„Mav hat die Evolution erfunden und eingeführt.“
Mav fällt vom Hocker vor Lachen, was kaum einer so wirklich nachvollziehen kann.
Woody hört auf, durch die Kanäle zu zappen. “Na und, warum haben sie es nicht einfach rückgängig gemacht?“
Mav steht wieder auf. “Das ist es ja. Ich habe die gesamte Schöpfung umgeschrieben. Die beiden hätten alles zerstören müssen, um es rückgängig zu machen.“
„Ist ja nicht so, als hätten sie es nicht versucht. Der Asteroideneinschlag, die Sintflut, Tokio Hotel - aber nichts hat funktioniert. Immer hat was überlebt und sie können ja nicht einfach die Naturgesetze ändern, jetzt wo sich alles etabliert hat.“
Mav stuppst Zero an: “Komm schon lach!“
„Nein.“
„Du fandest es auch witzig.“
„Damals ja. Heute nein.“
Im Prinzip lacht grad keiner außer Mav. Der ist enttäuscht und meint schmollend, dass es lustiger sei, wenn man dabei gewesen wäre.
Woody wirft die Fernbedienung weg. “Tolle Story, ich will zocken. Ab ins Casino!“
„Wir sehen aber immer noch aus wie Penner!“
Zero schnipst und alle tragen topmodische Anzüge und haben die Taschen voller Geld. Waschtl, der eigentlich gerade aufhören wollte, fängt das sechszehnte Bier an. “Ohne mich Leute, ich bin bald besoffen.“
Zero schnipst und Waschtl ist nüchtern.
„Das ist ja mal zum kotzen.“
Wenig später stehen alle vier vor dem Eingang ins Casino. Woodstock zieht seine Sonnenbrille: “Gentleman, wir sind jung, gutaussehend und haben die Taschen voller Dynamit. Wird Zeit, die Bank“, er setzt die Sonnenbrille auf, “zu sprengen.“ Klick
Die vier gemachten Männer betreten das Casino. Zwar fragt sich jeder, warum sie nachts Sonnenbrillen tragen und gekünstelt versuchen, in Zeitlupe zu laufen, aber das ist ihnen egal. Heute wird Spielgeschichte geschrieben.
15 Minuten später sitzen alle vier am Rinnstein und jammern.
„Alles weg.“
„In fünfzehn Minuten.“
„Eigentlich schon in zwölf. Wir haben drei Minuten gebraucht, um einen Platz zu finden, wo wir nicht gleich verjagt werden. Zudem haben wir auch lang gebraucht, um überhaupt das Casino zu betreten. Wer kam auf die Idee, so langsam zu laufen?“
Woody reibt sich die Augen. “Ich habe gedacht, es käm cool.“
„So, und was jetzt.“
Mav richtet sich auf. “Sag mal sind wir blöd?“
Er schnipst und alle haben wieder die Taschen voller Geld. Sie setzen die Sonnenbrillen auf und betreten das Casino erneut, wieder in gefakter Zeitlupe. Denn sie sind cool und haben offensichtlich keine Ahnung, wie blöd das aussieht.
Klick
Zur selben Zeit - tausende Meilen entfernt (eigentlich am Stadtrand von Las Vegas) - steigen zwei in Leder gekleidete blonde junge Frauen aus einem soeben zum Stehen gekommenen 67er Impala. Es sind keine gewöhnlichen Frauen. Sie haben keine Heimat, kein Ziel. Ihr Zuhause ist die Straße; dieses Auto, um genau zu sein. Okay, sie schlafen schon gerne in Betten, aber das ist was anderes. Wer schläft schon gern im Auto? Das ist unbequem und eng. Ich komm vom Thema ab. Sie fahren für ihren Job von Ort zu Ort. Nein, sie sind keine Handelsreisenden, außer, das Handeln mit Schmerzen für die Bösen und Hoffnung für die Guten wäre ein wirtschaftlich anerkannter Markt, aber das ist es nicht. Obwohl das echt klasse wäre, denn viel Geld haben sie auch nicht und so ein Auto schluckt ein Haufen Benzin. Wie dem auch sei, sie jagen Monster. Keine Monster so wie wir sie kennen - grausame Wesen, die Menschen blutig zerfleischen, Ausgeburten der Hölle (Nein, nicht C-Promis), mit ihnen machen sie kurzen Prozess. Sie fahren schnell, wenn sie sich doch mal irren und es ist kein Monster, fahren sie sogar noch schneller. Denn sie sind die Jägerinnen 74 und 13. In Jägerkreisen auch als „Osiris“ und „Stargatefan“ bekannt.
Aus demselben Wagen steigt auch ein Junge, der seltsamerweise eine Gasmaske trägt.
„Blunt, nimm die Maske ab!“, ruft Osiris nach hinten.
„Ohne das Ding wär ich da drin erstickt! Wer von euch kam auf die Idee, heute Mittag Bohnen zu essen. Ich sterbe gleich.“
Stargatefan schaut durch das Fernglas auf die Stadt: “Du musst lockerer werden Blunt, sonst wird das nichts mit dem Job.“
„Ja, seh es positiv. Du bist mit zwei schönen Frauen unterwegs.“
Blunt, der noch nie in seinem Leben so froh über Frischluft war, denkt nicht mal dran, das mit einer Antwort zu würdigen.
„Azubis.“
„Du hast ihn eingestellt.“
„Ja, ich weiß. Siehst du ihn?“
„Nein, wie auch. Ich denke nicht, dass er auf irgendeinem Dach steht, winkt und schreit: Hallo, hier bin ich. Kommt und tötet mich!“
„Warum guckst du dann überhaupt durch? Jedes Mal, wenn wir wohin kommen, müssen wir erst anhalten, damit du die Stadt mit dem Fernglas ansehen kannst. Gebracht hat das noch nie was“, beschwert sich Osiris; meiner Meinung nach – zurecht.
Stargatefan schaut grimmig zu Osiris.
Blunt stößt zu den beiden. “Was jagen wir denn hier? Etwa außerirdischen Menschenfressern, die versuchen, ein Signal zu ihrem Heimatplaneten zu schicken, aber durch das Militär aufgehalten werden, so dass sie nur die Koordinaten der Erde durch ein transdimensionales Tor schicken und damit deren Welt verdammen?“
Osiris schaut zu Stargatefan: “Hast du ihn wieder den ganzen Tag DVD's gucken lassen?“
Blunt zieht die Mundwinkel runter. “Es sind doch nicht schon wieder Arschfetischistenvampire oder? Die Bisswunden vom letzten Mal sind noch nicht ganz verheilt.“
„Nein, Blunt. Ich kann dich beruhigen. Wir jagen etwas, das wir noch nie gesehen haben und was noch nie jemand gejagt hat.“
„Und was?“
Osiris lädt ein Schrotgewehr und geht wieder zu Stargatefan: “Den Teufel.“
„Aha. Können wir nicht lieber die Hinternvampire nehmen? Ich biete mich auch als Köder an!“
„Ich bewundere deinen Einsatz; das mit dem Köder merken wir uns.“
Blunt lässt den Kopf sinken.
„Osiris, meintest du nicht, es sei Blödsinn, dass ich jedes Mal durch das Fernglas gucke?“
„Ja.“
„Und das ich nie was finden würde?“
„Ja wieso?“
Stargatefan reicht Osiris das Fernglas: “Schau selbst.“
Osiris kann es nicht fassen. Sie sieht eine fliegende Fischfrau, die um den Strip ihre Kreise zog. Sie war sich sicher, dass das etwas bedeutet. Sie hat zwar überhaupt keinen Schimmer was, aber es muss etwas bedeuten.
„Aufsitzen!“, befiehlt sie sofort.
„Du meinst einsteigen“, entgegnet Blunt.
„Ja.“
„Darf ich fahren?“
„Nein Blunt. Du darfst nicht fahren!“
„Wann darf ich mal fahren?“
„Nur über meine Leiche.“
„Ich schwöre dir, irgendwann werde ich dieses Auto fahren.“
„Wie darf ich das jetzt verstehen?“
Stargatefan wird ungeduldig und lädt die Waffe durch: “Können wir endlich mal los?“
Alle beide: “Ja, ist ja gut.“
Osiris lässt den Wagen an und sie fahren in die Stadt.
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